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MICHAEL FRAUCHIGER* ZUR EXTERNEN ... - Bruno de Finetti

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Die irreduzible Subjektivität <strong>de</strong>r Intensität von Ausgangsüberzeugungen in Bezug auf <strong>de</strong>n<br />

Gehalt wissenschaftlicher Hypothesen führt jedoch erst dann zu einer psychologistischen<br />

Naturalisierung 4 <strong>de</strong>r Epistemologie, wenn die bayesianische Bestätigungstheorie zusätzlich zu<br />

ihrer ontologischen Verpflichtung auf subjektive Glaubensgra<strong>de</strong> einen <strong>de</strong>skriptiven Anspruch<br />

trägt. - Genau dies ist jedoch <strong>de</strong>r Fall, <strong>de</strong>nn in <strong>de</strong>r bayesianischen Bestätigungsanalyse geht es bei<br />

<strong>de</strong>r empirischen Zuschreibung, Messung und Berechnung <strong>de</strong>r präzisen Glaubwürdigkeit <strong>de</strong>s<br />

Gehalts einer Hypothese vor und nach <strong>de</strong>m Eintreffen eines (mit gewisser Intensität) erwarteten<br />

Belegs v. a. um die Beschreibung <strong>de</strong>s Ausmaßes <strong>de</strong>r Verfestigung <strong>de</strong>r Ausgangsüberzeugungen<br />

maßgeblicher, vernünftiger Wissenschaftler bei <strong>de</strong>r Ent<strong>de</strong>ckung bestimmter Belege und mithin<br />

auch um die Beschreibung <strong>de</strong>s Ausmaßes <strong>de</strong>r Bestätigung von Hypothesen durch die<br />

eintreffen<strong>de</strong>n Belege. Derartige Beschreibungen wer<strong>de</strong>n von manchen Bayesianern zwar als<br />

I<strong>de</strong>alisierungen eingeschätzt, aber <strong>de</strong>nnoch für grundsätzlich richtig und sachlich angemessen<br />

gehalten. 5 - Da im Bayesianismus also unter Einbeziehung irreduzibler subjektiver Faktoren die<br />

Verfestigung und Bestätigung wissenschaftlicher Überzeugungen beschrieben und erklärt wird,<br />

muss die bayesianische Epistemologie als eine Art psychologistische Erklärungstheorie auf<br />

allgemeinster Stufe gewertet wer<strong>de</strong>n. Sie verwischt die Grenzen zwischen Erkenntnistheorie und<br />

Psychologie und führt damit zu einer Naturalisierung <strong>de</strong>r Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie.<br />

Gegen <strong>de</strong>n Subjektivismusvorwurf und die darüber hinausgehen<strong>de</strong> Psychologismuskritik<br />

sind verschie<strong>de</strong>ne Gegenargumente vonseiten <strong>de</strong>r Bayesianer zu erwarten; diese Gegenargumente<br />

lassen sich voraussichtlich in zwei Gruppen einteilen: Erstens wird bestritten, dass <strong>de</strong>r<br />

Bayesianismus subjektivistisch ausge<strong>de</strong>utet wer<strong>de</strong>n muss, und zweitens wird argumentiert, dass<br />

<strong>de</strong>r im Bayesianismus vorausgesetzte Personalismus so weit abgemil<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n kann, dass je<strong>de</strong><br />

Gefahr von Subjektivismus o<strong>de</strong>r Psychologismus in <strong>de</strong>r Epistemologie gebannt ist. Im folgen<strong>de</strong>n<br />

Abschnitt sollen einige dieser Gegenargumente kurz besprochen und entkräftet wer<strong>de</strong>n.<br />

2. Objektiver, subjektiver o<strong>de</strong>r psychologistischer Bayesianismus?<br />

4 Ich verstehe unter Psychologismus eine Spielart <strong>de</strong>s Naturalismus, und zwar einen weichen, d. h. methodologisch<br />

nichtszientistischen und ontologisch nichtreduktionistischen Naturalismus.<br />

5 Horwich (1992, 42f) z. B. hält die numerische Repräsentation von partiellem Glauben zwar für einen heuristischen<br />

Kunstgriff, aber die Annahme, dass es Gra<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Glaubens gibt, erachtet er für wahr. Er vertritt, dass die Vorstellung<br />

von rationalen Glaubensgra<strong>de</strong>n, die <strong>de</strong>r Wahrscheinlichkeitsrechnung gehorchen, zwar eine I<strong>de</strong>alisierung sei, aber er<br />

betont auch, dass die betreffen<strong>de</strong> bayesianische Grundannahme viele zentrale epistemologische Probleme erhelle.<br />

Nach Horwichs Ansicht ermöglicht es <strong>de</strong>r Bayesianismus, wichtige epistemologische Fragen klar und <strong>de</strong>utlich<br />

darzustellen und befriedigend zu klären, ohne dass dadurch wesentlichen Einzelheiten außer Acht gelassen o<strong>de</strong>r<br />

durch unnötig realistische Details verdunkelt wür<strong>de</strong>n.<br />

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