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Gummidruck- Workshop-Teil 2 pdf - Andreas Emmel

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<strong>Gummidruck</strong>-<strong>Workshop</strong><br />

<strong>Teil</strong> 2<br />

<strong>Andreas</strong> <strong>Emmel</strong><br />

© 2009


Das Negativ<br />

Der <strong>Gummidruck</strong> ist ein Kontakt-Kopierverfahren. Hierfür brauchen wir ein Negativ in<br />

der Größe des beabsichtigten Bildes.<br />

Das Negativ sollte nicht zu hart und dicht sein, eher etwas dünner und weicher, aber<br />

keinesfalls flau wirken. Normal entwickelte Negative eignen sich am besten,<br />

idealerweise ein Großformat-Negativ, welches in PMK-Entwickler entwickelt wurde.<br />

Die grün-braune Färbung (Stain) des PMK-Negatives arbeitet sehr gut mit meinem<br />

Schwarzlichtbelichter zusammen.<br />

Man kann sich aber auch Papiernegative herstellen, wenn man nicht auf große Negative<br />

zurückgreifen kann. Es muss nur darauf geachtet werden, dass man ein glattes und<br />

durchscheinendes Papier verwendet, wo sich der Papierfilz im Durchlicht nicht störend<br />

zeigt und was natürlich keine rückseitige Beschriftung haben darf. Ich habe mit PE-<br />

Papieren sehr gute Erfahrungen gemacht.<br />

Am idealsten ist es aber, wenn man sich sein Negativ auf digitalem Wege herstellt.<br />

Man kann eine digitale Bilddatei verwenden oder ein vorhandenes, analog hergestelltes<br />

Negativ einscannen und es dann weiter auf dem digitalen Weg bearbeiten, das nennt man<br />

„einen Hybriden Weg“ gehen.<br />

Das digitale Negativ muss an die Gegebenheiten des <strong>Gummidruck</strong>es angepasst werden,<br />

da der <strong>Gummidruck</strong> nur maximal 6 Graustufen abzubilden vermag. Dabei ist es egal, wie<br />

viel Chrom oder Farbgummi man verwendet, man muss sich bewusst sein, dass es immer<br />

nur bei den 6 Stufen bleibt.<br />

Hier liegt aber ein wesentlicher Vorteil bei den Digital-Negativen. Man kann sein<br />

Negativ durch Anpassen der Graditionskurve perfekt an die Erfordernisse des<br />

<strong>Gummidruck</strong>es bzw. des gewünschten Bild-Ergebnisses anpassen. Ich kann schon<br />

festlegen, wie ich Lichter oder Schatten betonen will. Dadurch ist die Kreativität größer,<br />

als wenn ich mit einem vorhandenen Negativ arbeiten muss.<br />

So fängt für mich Edeldruck schon mit der Negativ-Erstellung an!<br />

Ich erstelle mir ein Negativ, drucke es auf Folie aus, wobei zu beachten ist, dass die Tinte<br />

nicht so große Dichten erreicht, wie ein normales Negativ. Mit meinem Drucker und der<br />

AGFA-Copyjet-Folie erreiche ich eine Dichte von ca. 1,5.<br />

Danach mache ich mit diesem Negativ einen Probedruck und sehe so, ob das Negativ zu<br />

dem Verfahren bzw. zu meinen Vorstellungen passt und kann es gegebenenfalls noch<br />

solange verändern, bis ich mit allem zufrieden bin. Da wir bei diesem Verfahren ein<br />

Negativ auf eine Chromat-Gummi-Farbschicht auflegen und das Bild im<br />

Kontaktverfahren belichten, besteht schon ein wenig die Gefahr, dass das Negativ von<br />

angeklebter Farbschicht beschädigt oder dass es verkratzt wird. Das ist dann bei einem<br />

digital erstellten Negativ nicht so dramatisch, da man es jederzeit wieder neu ausdrucken<br />

kann.


Das Papier<br />

Die Wahl des Papiers<br />

Hier geht nach der Erstellung eines Negativs die kreative Einflussnahme im <strong>Gummidruck</strong><br />

weiter. Je nachdem für was für ein Papier ich mich entscheide, werden das<br />

Aussehen und die Wirkung des <strong>Gummidruck</strong>es beeinflusst.<br />

Es gibt so viele schöne Aquarellpapiere, die man verwenden kann. Sie unterscheiden sich<br />

zum einen in den Farbtönen und zum anderen in ihren Oberflächen.<br />

Die Oberfläche spielt eine große gestalterische Rolle.<br />

Für kleine Bilder und Porträts wählt man leicht geraute, feinkörnige Papiere,<br />

für große Formate und Landschaften raue oder extraraue Papiere.<br />

Die Beschaffenheit des Papiers<br />

ist von wesentlicher Bedeutung. Das Papier muss bestimmte Voraussetzungen erfüllen,<br />

um für den <strong>Gummidruck</strong> geeignet zu sein, ich führe sie hier im Einzelnen auf.<br />

Papiere schrumpfen<br />

Da das Papier einige Zeit im Wasser verbringt, streckt es sich, wenn es sich vollsaugt<br />

und schrumpft beim Trocknen wieder zusammen.<br />

Es darf aber beim Trocknen nach jedem Druck nicht mehr seine Ausmaße verändern,<br />

damit die <strong>Teil</strong>drucke deckungsgleich übereinander kopiert werden können. Falls das<br />

nicht so ist, entstehen Unschärfe und Überlagerungen im Bild.<br />

Hierfür wird das Papier geschrumpft.<br />

Ich lege das Papier dafür für 1 Stunde in heißes Wasser von ca. 60° C (was die Heizung<br />

gerade hergibt) und lasse es darin abkühlen. Nach einer Stunde hänge ich das Papier zum<br />

Abtropfen und Trocknen auf. Nach dieser Prozedur trocknet das Papier immer wieder auf<br />

das Schrumpfmaß zurück.<br />

Ich habe verschiedene Papiere auf 34,1 x 44,1 cm geschnitten und gemessen, wie viel sie<br />

sich strecken und auf welches Maß sie schrumpfen.<br />

Schoellershammer#10 streckt sich auf 34,2 x 44,7 cm<br />

schrumpft auf 34,1 x 43,9 cm<br />

Saunders Waterford<br />

streckt sich auf 34,2 x 44,7 cm<br />

schrumpft auf 33,9 x 44,1 cm


Wie man sieht, streckt sich das Papier in Faserrichtung mehr und schrumpft dann mehr<br />

oder weniger zusammen. Wenn es dann auch nur 1 mm ausmacht, reicht es schon, um<br />

negativ aufzufallen.<br />

Bei diesem „Kochen“ des Papiers sieht man auch gleich, ob es für die lange Zeit im<br />

Wasser stabil genug ist. Wenn nicht, schlägt es durch – es wird durchscheinend und wird<br />

sich früher oder später auflösen.<br />

Als stabile Aquarellpapiere erkennt man solche, die in ihrer Beschreibung nicht nur die<br />

Oberflächenleimung aufführen, sondern auch die Stoffleimung, die sehr wichtig für die<br />

Stabilität des Papieres ist.<br />

Geeignete Papiere, mit denen ich gute Erfahrungen gemacht habe, sind:<br />

- Fabriano Artistico Bütten- Aquarellkarton<br />

- Saunders Waterford<br />

- Schoellershammer #10<br />

- Hahnemühle Aquarellkarton Torchon<br />

Noch bis vor 2 Jahren gingen die Papiere von Arches und Lana, schlugen dann aber<br />

durch, was zeigt, dass sich die Qualitäten ändern und man womöglich auf einmal nicht<br />

mehr auf sein gewohntes und geliebtes Papier zurückgreifen kann.<br />

Alle Papiere sollten vorher getestet werden, bevor man sich größere Mengen anschafft.<br />

Die Nachleimung des Papiers<br />

Alle Papiere müssen noch eine zusätzliche Leimung der Oberfläche erhalten.<br />

Die Leimung des Herstellers reicht für den <strong>Gummidruck</strong> nicht aus. Die Farbe kann beim<br />

Aufstreichen noch mehr oder weniger in den Papierfilz einsinken und sich dadurch beim<br />

Entwickeln schwer oder gar nicht in den Lichtern lösen.<br />

Die Gummischicht soll aber beim Entwickeln nur an den belichteten Stellen des Papiers<br />

haften bleiben, an den ganz unbelichteten Stellen soll sie sich leicht ablösen und dort das<br />

Papier rein weiß erscheinen lassen.<br />

Ich kenne 5 verschiedene Möglichkeiten, das Papier für den <strong>Gummidruck</strong> nachzuleimen.<br />

- die Nachleimung mit einer Acryldispersion,<br />

- mit einer Alaun-gehärteten Gelatineschicht,<br />

- mit der Lichthärtung, die Kurt Feige 1965 beschrieb<br />

- mit der Schellack-Gelatine-Grundierung von Hermann Försterling<br />

- mit einer Formaldehyd-gehärteten Gelatineschicht<br />

Auf die Schellack- und die Formaldehyd-Grundierung gehe ich nicht ein, da ich mit<br />

beiden keine Erfahrung habe.


Je nachdem, was für eine Bildwirkung man anstrebt, sollte man sich für eine Art der<br />

Nachleimung entscheiden.<br />

Es ist sinnvoll, die Bildseite zu markieren, da bei der Nachleimung mit Dispersion und<br />

Gelatine die nachgeleimte Seite nach dem Trocknen kaum zu erkennen ist.<br />

Die Nachleimung mit einer Acryldispersion<br />

ist nicht das Ideale, da noch sehr viel Gummi an dem Papier hängen bleibt.<br />

Das Papier wird mit einer 10-15 % Lösung eingestrichen. Ich habe die Dispersion K 19<br />

von Kremer Pigmente ausprobiert.<br />

Manche anilinhaltige Farben färben die Gelatinegrundierung ein und deshalb muss eine<br />

Acryldispersion genommen werden.<br />

Wenn man sehr dunkle oder drückende <strong>Gummidruck</strong>e anstrebt, wo es nicht unbedingt<br />

auf maximales Bildweiss ankommt, ist diese Art der Nachleimung die richtige Wahl.<br />

Die Nachleimung mit einer Alaun-gehärteten Gelatineschicht<br />

Hier wird einer 3 Prozentigen Gelatineschicht 5 % einer 5 Prozentigen Chromalaun-<br />

Lösung beigefügt.<br />

D. h. 3g Gelatine in 100 ml Wasser auflösen,<br />

5 ml einer 5 prozentigen Chromalaunlösung der warmen Gelatinelösung beigeben<br />

und damit das Papier 1-2-mal, je nach Saugfähigkeit des Papiers einstreichen<br />

Das Chromalaun härtet die Gelatineschicht, nachdem diese trocken geworden ist.<br />

Alternativ kann man auch Kalialaun verwenden, muss dann aber eine 15 prozentige<br />

Lösung verwenden, da das Kalialaun nicht so stark härtet.<br />

Die Farbgummischicht löst sich hier etwas leichter, als bei der Acryldispersion.<br />

Wenn man 2-mal nachleimt, vorsichtig belichtet und die Farbgummischicht kalt trocken<br />

föhnt, bekommt man mit dieser Nachleimung ganz gute Ergebnisse hin.<br />

Die Lichthärtung nach Kurt Feige<br />

ist die idealste Art, das <strong>Gummidruck</strong>papier zu präparieren. Es gibt keine belegten<br />

Lichter, die unbelichtete Gummilösung schwimmt sehr gut ab, hat aber den Nachteil,<br />

dass man dafür sehr viel Chromat verbraucht.


Da das Chromat der problematische Stoff im <strong>Gummidruck</strong> ist, sollte man sich aber<br />

überlegen, ob man die Lichterhärtung braucht oder ob eine andere Leimung ausreicht.<br />

Bei der Lichthärtung wird das Papier mit 2 Gelatineschichten präpariert.<br />

Zuerst wird eine 3 prozentige Gelatineschicht aufgetragen, die keine härtenden Zusätze<br />

hat. Eine höhere Konzentration ist nicht nötig, da das Papier 2 mal bestrichen wird und<br />

da sich höher konzentrierte Schichten schlechter aufstreichen lassen, bzw. sich schnell<br />

Streifen bilden.<br />

Als 2. Schicht wird nach dem Trocknen nochmals eine 3 prozentige Gelatineschicht<br />

aufgetragen. Dieses Mal hat die Gelatine aber einen Zusatz von 5 % Ammonium/ oder<br />

Kaliumdichromat, was die Schicht lichtempfindlich macht.<br />

Die 2. Schicht soll im Dunkeln langsam trocknen, damit das Chromat sich auch in der<br />

ersten Schicht verteilt.<br />

Nach ca. 8 Stunden wird das Papier kurz belichtet (ca. 1-2 min.), damit das Chromat die<br />

2 Gelatineschichten härtet. Das Papier zeigt dann eine leichte Braunfärbung, die beim<br />

anschließenden Prozess nicht mehr stört, bzw. verschwindet.<br />

Das belichtete Papier wird jetzt noch 1 Stunde im Dunkeln liegen gelassen, damit die<br />

Belichtung noch nachwirken kann.<br />

Danach wird das Chromat aus dem Papier gewaschen. 6-8-mal wasserwechseln in einer<br />

Stunde reichen aus, der Rest wird am Ende des <strong>Gummidruck</strong>-Prozesses beim Klären im<br />

Alaun-Bad herausgewaschen.<br />

Man kann das gehärtete Papier auch mit einer 0,5- 0,7 prozentigen Schwefelsäure-<br />

Lösung klären, so wie man es beim Öldruck macht, ist aber nicht nötig.<br />

Nachdem das Papier nachgeleimt ist, ist es bereit für den <strong>Gummidruck</strong>.


Das Ausarbeiten des <strong>Gummidruck</strong>es<br />

Beim <strong>Gummidruck</strong> wird eine Gummilösung mit einem Farbpigment versetzt und dieser<br />

Farbgummi wird dann mit Ammonium- oder Kaliumdichromat lichtempfindlich gemacht<br />

und durch mehrfach übereinander kopieren ein Bild in mehreren Schichten aufgebaut, da<br />

der volle Tonwertumfang beim <strong>Gummidruck</strong> nicht mit einer Schicht wiedergegeben<br />

werden kann.<br />

Es gibt 2 Methoden, zu diesem Ergebnis zu kommen.<br />

1. Die klassische Ausführung des <strong>Gummidruck</strong>es<br />

In der Literatur wird meistens die Methode beschrieben, wo man eine 40 prozentige<br />

Gummilösung ansetzt und diese mit Farbpigmenten versetzt (das können Pulverfarben<br />

sein oder Gouache-Farben in Tuben, die als Bindemittel auch Gummiarabikum<br />

verwenden).<br />

Ich verwende für den <strong>Gummidruck</strong>, egal mit welcher Methode, Gouachefarbe in Tuben<br />

und komme damit gut zurecht.<br />

Diese 40 prozentige Farbgummilösung wird mit verschiedenen Mengen der<br />

Chromatlösung lichtempfindlich gemacht. Und zwar in folgenden Verhältnissen:<br />

1 <strong>Teil</strong> Farbgummi - 3 <strong>Teil</strong>e Chromatlösung 10 % für den Lichterdruck<br />

1 <strong>Teil</strong> Farbgummi - 2 <strong>Teil</strong>e Chromatlösung 10 % für den Mitteltondruck<br />

1 <strong>Teil</strong> Farbgummi - 1 <strong>Teil</strong> Chromatlösung 10 % für den Schattendruck<br />

Die Farbgummischicht enthält ca. 1g Tubenfarbe auf 5ml Gummilösung. Durch die<br />

Verdünnung mit der Chromatstammlösung werden zum einen die Gummikonsistenz und<br />

die darin enthaltene Farbpigmentmenge verdünnt und zum anderen die<br />

Lichtempfindlichkeit verändert.<br />

Wenn man jetzt mit derselben Belichtungszeit belichtet, bekommt man eine Tontrennung<br />

in den einzelnen Schichten.<br />

Etwas schwierig ist die Ermittlung der richtigen Belichtungszeit, da ein ungeübter<br />

<strong>Gummidruck</strong>er nicht richtig abschätzen kann, ob er einen zu hellen Mitteltondruck oder<br />

einen zu dunkel geratenen Lichterdruck gemacht hat.<br />

Die gelbe Chromatschicht, die sich noch zusätzlich zeigt, macht das Beurteilen am<br />

Anfang auch nicht leichter.


Ich weiß ja nicht von vorne herein, ob meine Mischung, die aus den<br />

schichtbeeinflussenden Parametern<br />

- Gummimenge (Konsistenz der Gummilösung)<br />

- Farbpigmentmenge im Gummi<br />

- Chromatmenge<br />

- Belichtungszeit<br />

besteht, überhaupt zu dem Negativ und den Tonwerten passt, die ich herausarbeiten will.<br />

Die große Anzahl von beeinflussenden Parametern macht diese Art der<br />

<strong>Gummidruck</strong>ausarbeitung sehr schwierig. Man braucht sehr lange, bis man nicht nur<br />

„Glückstreffer“ hinbekommt.<br />

Etwas einfacher geht es mit der Methode, die Kurt Feige 1965 mit dem Titel<br />

„Erkenntnisse und Versuchs-Befunde zur Verbesserung der <strong>Gummidruck</strong>technik“<br />

beschrieben hat.<br />

2. Die Ausführung des <strong>Gummidruck</strong>es nach Kurt Feige<br />

Kurt Feige hat die Ausführung des <strong>Gummidruck</strong>es etwas vereinfacht, da er die vielen<br />

bildbeeinflussenden Parameter der klassischen Methode so weit es ging reduziert und<br />

damit dem <strong>Gummidruck</strong>er ein paar Möglichkeiten genommen hat, Fehler zu machen,<br />

bzw. Fehlinterpretationen zuzulassen.<br />

Hier die wichtigsten Unterschiede:<br />

- Man verwendet nur noch eine Gummilösung von 12%<br />

- Die Chrommenge ist immer gleich<br />

- Die Vorpräparation des Papieres mit der Lichthärtung und der daraus<br />

entstehenden kürzeren Belichtung und Entwicklung<br />

Da die Parameter Gummimenge und Chrommenge jetzt gleich sind, können wir die<br />

Tonwerttrennung der einzelnen Bildschichten jetzt nur mit den Parametern<br />

- Belichtungszeit und<br />

- Farbpigment-Menge<br />

beeinflussen, was wesentlich einfacher ist und zu weniger Fehlentscheidungen führt.<br />

Das Grundprinzip hat sich natürlich hierbei nicht geändert.


Für den <strong>Gummidruck</strong> brauchen wir folgende Zutaten, die folgendermaßen gehandhabt<br />

werden:<br />

Das Chromat<br />

Zum lichtempfindlich Machen der Gummischicht wird Ammoniun- oder<br />

Kaliumdichromat verwendet, welches wir uns als Stammlösung von 10% herstellen und<br />

was in einer lichtdichten Chemikalienflasche ewig hält.<br />

Das Chromat ist sehr giftig, und es muss damit mit äußerster Vorsicht und Sorgfalt<br />

umgegangen werden. Bitte Sicherheitsdatenblatt beachten!!<br />

Unbedingt Nitril-Handschuhe tragen und die penetrations- und permerations- Zeiten der<br />

Handschuhe beachten!<br />

Die Gummilösung<br />

Im Gegensatz zu Kurt Feige, der eine 12 prozentige Gummilösung genommen und das<br />

Chromat als Pulver beigesetzt hat (was nicht so gut ist, da das Handtieren mit Chromat in<br />

Pulverform gefährlich ist), nehme ich eine 18 prozentige Gummilösung und setze das<br />

Chromat als 10 prozentige Lösung zu.<br />

Dafür nehme 2 <strong>Teil</strong>e Gummilösung 18% und 1 <strong>Teil</strong> Chromatlösung und komme somit<br />

auch auf eine Konsistenz der Cromatgummilösung von 12%, wie es bei Feige<br />

beschrieben ist.<br />

Für die Gummilösung setze ich 12g Gummiarabikum-Pulver in 100 ml Wasser an und<br />

lasse es sich auflösen, was bei Gummiarabikum-Pulver sehr flott (3-4 Stunden) geht.<br />

Um zu verhindern, dass die Gummilösung zu faulen anfängt, was bei der unbehandelten<br />

Lösung schon nach wenigen Tagen im Kühlschrank geschieht, kann man 6g Borax pro<br />

Liter Lösung zugeben, oder man bereitet sich einen Vorrat an destilliertem Wasser, dem<br />

man einen Zusatz von einem Konservierungsstoff zugibt.<br />

Ich bringe dafür das Wasser zum Kochen und rühre 1g Konservierungsstoff Nipagin pro<br />

Liter ein. Das Pulver löst sich nur in kochendem Wasser auf. Nach dem Abkühlen kann<br />

mit dem Nipagin-Wasser unsere Gummistammlösung hergestellt werden, die praktisch<br />

unbegrenzt haltbar sein soll.<br />

Die Gummilösung mit Borax fängt nach ca. einer Woche an faulig zu riechen.


Der Bildaufbau<br />

Die Farbgummimischung<br />

Ich gebe der Gummilösung die erforderliche Menge Chromatlösung 10% bei<br />

(2 <strong>Teil</strong>e Gummi-, 1 <strong>Teil</strong> Chromlösung) und gebe dann erst die Farbe hinzu, die das<br />

spätere Bild ergibt, da sich die Tubenfarbe dann besser auflöst.<br />

Man kann Farbpigmente verwenden, die man in die Gummilösung einarbeitet oder<br />

Gouache-Farben in Tuben, die als Bindemittel auch Gummiarabikum verwenden.<br />

Ich nehme Gouachefarbe und komme damit sehr gut zurecht. Mit der Farbmenge muss<br />

man variieren. Bei meinen Inkjet-Negativen nehme ich 0,4 – 0,7g Tubenfarbe pro 15 ml<br />

Gummilösung, je nachdem, ob ich einen Lichterdruck, Mittelton- oder Schattendruck<br />

machen will.<br />

Ich habe durch Versuche die Farbgummimenge bestimmt, die ich für eine Beschichtung<br />

des Papieres brauche (bei mir 34 X 44cm groß) und mische mir diese Menge zusammen.<br />

Beschichten und trocknen<br />

Diese lichtempfindliche Farbgummilösung streiche ich nun auf mein <strong>Gummidruck</strong>papier<br />

beim gedämpften Dunkelkammerlicht möglichst streifenfrei mit einem Haar- oder<br />

Schaumstoffpinsel auf.<br />

Eine streifenfreie Schicht bekommt man nur mit einer Farbwalze hin. Diese hat aber den<br />

Nachteil, dass sie zu viel Farbe braucht. Deshalb wird sie von mir nicht mehr genommen.<br />

Ein paar Streifen sind auch nicht so schlimm, da sie bei den nächsten Schichten<br />

verschwinden. Man kann der Gummilösung ein paar Tropfen des Netzmittels<br />

Ochsengalle zugeben, damit die Farbschicht besser verläuft.<br />

Die Farbgummischicht darf nicht zu dick aufgetragen werden, da sonst das Licht die<br />

Schicht nicht bis auf den Papiergrund härten kann und die Farbe beim Entwickeln<br />

komplett abschwimmt. Beim Auftragen auf eine Zeitung muss die Schrift unter der<br />

Farbgummischicht noch gut lesbar sein.<br />

Die Farbgummischicht wird nun trocken geföhnt, damit sie dann belichtet werden kann.<br />

Die Schicht nicht zu warm trocknen, da sonst die Chromat-Farbgummischicht schon<br />

leicht gehärtet wird, was belegte Lichter zur Folge hat. Am besten ist es, wenn die<br />

Schicht auf kalter Stufe getrocknet wird.<br />

Ein trockenes Papier klingt hell, wenn man es anschnippt. Bevor man ein Papier<br />

beschichtet, sollte man schon mal testen, wie es sich anhört, damit man nach dem<br />

Trocknen einen Anhaltspunkt hat.


Das Belichten und Entwickeln<br />

Ist das Papier trocken, kommt es in den Schwarzlicht-Belichter (UV- Licht geht auch),<br />

wo ich es auf einer Platte mit Klebeband fixiere und Markierungen anbringe, damit es bei<br />

den nächsten Durchgängen beim Belichten wieder an der gleichen Stelle ist.<br />

Dies ist sehr wichtig und eine der Schwierigkeiten, die beim <strong>Gummidruck</strong> bewältigt<br />

werden muss, denn wenn wir die einzelnen Schichten nicht deckungsgleich übereinander<br />

bekommen, sind Unschärfe die Folge.<br />

Das Negativ habe ich auf eine 6mm dicke Glasscheibe geklebt, damit es auch immer<br />

wieder an derselben Stelle ist.<br />

Spätestens jetzt, wenn das Papier im Belichter ist, muss ich mir im Klaren darüber sein,<br />

was ich überhaupt herausarbeiten will. Über die Belichtungszeit muss ich mir auch<br />

Gedanken gemacht haben.<br />

Wir kommen um Probebelichtungen nicht herum, da wir auf keinen Belichtungsmesser<br />

zurückgreifen können, sondern uns nur auf unsere Erfahrungen, die wir durch Probieren<br />

bekommen haben, stützen können. Ich gehe nach folgendem Schema vor:<br />

Ich ermittle mit einer Lichterdruck-Mischung die geringste Zeit, die ich brauche, um die<br />

maximale Schwärze in den unbelichteten Stellen (den tiefsten Schatten und dem<br />

unbelichteten Negativrand) zu bekommen.<br />

Danach ermittle ich die Zeit, die ich brauche, bis beim Lichterdruck die hellsten Lichter<br />

gerade noch Zeichnung haben.<br />

Bei meinen Negativen und meinem Schwarzlichtbelichter mit 6mm dicken Glasscheiben<br />

liegen die Zeiten für die Schatten bei ca. 2 min. und für die Lichter bei ca. 5 min.<br />

In diesem Zeitraum bewegen wir uns nun bei der Ausarbeitung der Tonwerte bzw. mit<br />

den einzelnen <strong>Teil</strong>drucken.<br />

Als erstes strebe ich einen Lichterdruck an, der am wenigsten Farbe in der Schicht<br />

enthält und dadurch sehr hell wirkt und in den Lichtern gerade noch etwas Zeichnung<br />

haben soll. Die Schatten sehen jetzt noch sehr blass und flau aus und sind noch ohne<br />

Tiefe.<br />

Es ist aber zu bedenken, dass die Lichter beim späteren Klären noch etwas zurückgehen,<br />

was ausgefressene Lichter zur Folge haben kann, wenn zu kurz belichtet wurde.<br />

Die Beurteilung der Lichter ist schwierig, weil das Papier noch vom Chrom gelb gefärbt<br />

ist. Aber mit der Zeit bekommt man schon gewisse Erfahrung in der Beurteilung der<br />

Tonwerte.<br />

Die Belichtungszeit für den Lichterdruck ist die längste.


Nach der Belichtung kommt der belichtete Bogen sofort zum Entwickeln in eine Schale<br />

mit 18° warmen Wasser, wo er seine Lichtempfindlichkeit schlagartig verliert.<br />

Der trockene Bogen kopiert erheblich nach, wenn man ihn nicht sofort in Wasser taucht.<br />

Die Wassertemperatur sollte immer konstant sein, damit man reproduzierbare Ergebnisse<br />

bekommt.<br />

In den ersten Minuten löst sich schon das meiste Chrom aus dem Bild und nach<br />

5 Minuten sollte sich die Farbschicht langsam in den Lichtern lösen. Der Bogen wird<br />

immer unter Wasser gehalten, die Wanne leicht hin und her gekippt, bis die Entwicklung<br />

nach unserem Ermessen abgeschlossen ist.<br />

Das Bild sollte aber so lange entwickelt werden, bis sich keine Farbe mehr leicht aus der<br />

Schicht löst. Bricht man die Entwicklung zu früh ab, läuft beim Aufhängen des Bildes<br />

noch leicht lösbare Farbe über das Bild und verschmiert es.<br />

Man kann der Gummilösung etwas Albumin beigeben, wodurch die Entwicklung etwas<br />

langsamer abläuft und der Farbabriss in den Lichtern nicht so stark ist.<br />

0,4- 0,5% Albuminzusatz zur Gummilösung reichen aus.<br />

Beim Entwickeln der Farbgummischicht können wir den großen gestalterischen<br />

Spielraum des <strong>Gummidruck</strong>es voll ausreizen.<br />

Je nachdem wie wir belichten und entwickeln, können wir die Bildwirkung beeinflussen.<br />

Wir können lange belichten und dann mit dem Pinsel die Farbe entfernen, Details oder<br />

ganze Bildteile verschwinden lassen oder sogar mit Sägespänen im Wasser eine grobe<br />

Bildwirkung erzielen. Wir können aber auch helle, freundliche, detailreiche Drucke<br />

bekommen, wenn wir kurz belichten und dann schonend entwickeln.<br />

Der feuchte Druck bzw. die noch feuchte Gummischicht ist sehr empfindlich und muss<br />

mit äußerster Vorsicht und Sorgfalt behandelt werden, damit sie keinen Schaden nimmt.<br />

Ist die Entwicklung abgeschlossen, lässt man das Bild kurz abtropfen und trocknet es im<br />

liegen schnellstens mit dem Föhn. Wenn die Schicht trocken ist, kann ihr nichts mehr<br />

passieren.<br />

Als nächstes gehen wir an den Mitteltondruck und später dann an den Schattendruck und<br />

verfahren so, wie beim Lichterdruck beschrieben, nur dass wir Farbmenge und<br />

Belichtungszeit verändern und damit die anderen Tonwerte herausarbeiten.<br />

Die Farbmenge wird erhöht und die Belichtungszeit verringert, womit wir uns in<br />

Richtung Schatten vorarbeiten.<br />

Ich lasse hier den Mitteltondruck bewusst aus, da bei einem guten Negativ die Mitteltöne<br />

sowieso reichlich vorhanden sein werden.<br />

Der Schattendruck hat die meiste Farbe und die kürzeste Belichtungszeit.


Beim Schattendruck wird die meiste Farbe beim Entwickeln weggewaschen, was ein<br />

Wechseln des Wassers notwendig macht. Der Schattendruck sollte so lange entwickelt<br />

werden, bis nur noch Farbe in den tiefsten Schatten hängen bleibt. Dann wie beim<br />

Lichterdruck beschrieben ablaufen lassen und trocknen, bevor man zur nächsten Schicht<br />

geht.<br />

Sind die Schatten noch nicht satt genug, kann man den Vorgang nochmal wiederholen.<br />

Sind die Schatten zu unserer Zufriedenheit ausgearbeitet, kann man schauen, ob die<br />

Mitteltöne ausreichen oder ob man vorsichtig noch einen Mitteltondruck machen muss.<br />

In der Regel reichen aber ein Lichterdruck und 2 Schattendrucke aus, die Mitteltöne<br />

kommen automatisch mit.<br />

Doch Vorsicht, ein noch schnell mal drauf gesetzter Druck, der evtl. zu dunkel geraten<br />

ist, kann die Arbeit von vielen Stunden zerstören.<br />

Ich empfehle jedem, für die einzelnen <strong>Teil</strong>drucke Probebelichtungen auf separaten Bögen<br />

zu machen, damit man eine Vorstellung bekommt, wie der <strong>Teil</strong>druck aussehen wird. Wie<br />

der <strong>Teil</strong>druck ausgeführt wird, kann jetzt noch bei Nichtgefallen korrigiert werden.<br />

Erst wenn man sich im Klaren ist, wie die Tonwerte liegen werden, sollte man mit dem<br />

übereinander Kopieren der <strong>Teil</strong>drucke beginnen.


Die Nachbearbeitung des <strong>Gummidruck</strong>es<br />

Das Klären des <strong>Gummidruck</strong>es<br />

Wenn alle Tonwerte zu unserer Zufriedenheit gedruckt sind, muss das im Papier<br />

verbliebene Chromat mit Kalialaun herausgewaschen werden, da es sich bei der<br />

Schlusswässerung nicht vollständig auswaschen würde. Außerdem muss das braune<br />

Chromatbild, was noch unter dem Farbgummi liegt und evtl. stört, entfernt werden.<br />

Der <strong>Gummidruck</strong> kommt hierfür in eine Schale mit einer 5 prozentigen Kalialaunlösung,<br />

worin er 1 Stunde geklärt wird.<br />

Das Kalialaun muss in 50-60° warmen Wasser gelöst werden, da es sich in kaltem<br />

Wasser schwer löst. Nachdem die Lösung abgekühlt ist, kann damit geklärt werden.<br />

Nach ca. 20 min. ist der Druck schon fast ganz weiß, sollte aber die Stunde im Bad<br />

bleiben, damit auch das Chrom aus den Tiefen des Papieres entfernt wird. Nach der<br />

Stunde wird es auch im Durchlicht keine gelben Chromreste mehr zeigen.<br />

Das Waschen<br />

Nach dem Klären des <strong>Gummidruck</strong>es muss nun das Kalialaun aus dem Papier gewaschen<br />

werden.<br />

8 – 10mal Wasserwechsel nach jeweils 10 Minuten reichen je nach Papierdicke aus.<br />

Trocknen und fertigmachen des <strong>Gummidruck</strong>es<br />

Nachdem der <strong>Gummidruck</strong> fertig gewaschen ist, wird er mit einem Nassklebeband auf<br />

eine Glasscheibe geklebt, wodurch er glatt auftrocknet und sich nicht mehr wellt.<br />

Nachdem er getrocknet ist, wird er herausgeschnitten und kann bei Bedarf mit der Farbe,<br />

die zum Drucken genommen wurde, evtl. in etwas Gummilösung gelöst, (aber ohne<br />

Chromat) retuschiert werden.<br />

Jetzt muss er nur noch ein schönes Passepartout bekommen – und unser Unikat ist fertig.


Materialliste für den <strong>Gummidruck</strong><br />

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Aquarellpapier<br />

Acryldispersion K19<br />

Gelatine<br />

Chromalaun<br />

Ammonium- oder Kaliumdichromat<br />

Gummiarabikum<br />

Gouache- Tubenfarbe oder Farbpigmente<br />

Borax<br />

Albumin<br />

Nipagin- N (Konservierungsstoff)<br />

Kalialaun<br />

Ochsengalle (Netzmittel)<br />

Klebeband<br />

Nassklebeband<br />

Nitril-Handschuhe<br />

Schalen, Schwamm, Pinsel<br />

…und alles, was ich noch vergessen habe<br />

Das Material für den <strong>Gummidruck</strong> bekommt man bis auf das Chromat ohne<br />

Schwierigkeiten bei Bösner, Gerstaecker und Kremer Pigmente.<br />

Kleinere Mengen der Chemikalien auch in der Apotheke, dann aber zu den besagten<br />

Preisen.<br />

Die Nitril-Handschuhe habe ich bei www.medikalprodukte.de bestellt, die haben eine<br />

gute Auswahl.


Verwendete Literatur<br />

<br />

Der <strong>Gummidruck</strong> – Auszug aus dem Buch „Technik der Lichtbildnerei“<br />

von Heinrich Kühn, 1921<br />

<br />

Die Annäherung der Fotografie an die Malerei im Piktoralismus als Strategie zur<br />

Anerkennung der Fotografie als Kunst, von Christopher Paun, 2002<br />

<br />

<br />

<strong>Gummidruck</strong>, von Hermann Försterling<br />

Erkenntnisse und Versuchs-Befunde zur Verbesserung der <strong>Gummidruck</strong>technik von<br />

Kurt Feige, 1965<br />

<br />

<br />

<br />

Frühe Fotografien- ihre Technik und Restaurierung, von Martin Hansch<br />

The Keepers of Light<br />

Das Pigmentverfahren , Öl-, Bromöl- und <strong>Gummidruck</strong> sowie verwandte Photograph.<br />

Kopierverfahren, von J. M. Eder, 1924<br />

Ratgeber im Photographieren, von Ludwig David, 1928<br />

Handbuch der Photographie, von Dr. van Monckhoven, 1864<br />

Photographisches Unterhaltungsbuch, von A. Parzer-Mühlbacher, 1915<br />

<br />

…und alles, was ich noch vergessen habe<br />

© 2009 <strong>Andreas</strong> <strong>Emmel</strong> www.andreas-emmel.de<br />

Vervielfältigung (auch auszugsweise) nur mit Erlaubnis des Autors


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