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fachhochschule pforzheim - Bernd Frank (Diese Reisen machen nur

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FACHHOCHSCHULE PFORZHEIM<br />

Hochschule für Gestaltung, Technik<br />

und Wirtschaft<br />

HAUSARBEIT:<br />

Kulturbesonderheiten bei Verhandlungen mit chinesischen Geschäftspartnern<br />

Herr Prof. Dr. Herwig Tilly<br />

SS 2004<br />

Qifen Zhang<br />

Thorsten <strong>Frank</strong><br />

Matr.-Nr. 289 206 Matr.-Nr. 289 134<br />

bueqif@fh-<strong>pforzheim</strong>.de<br />

fratho@fh-<strong>pforzheim</strong>.de


Inhaltsverzeichnis:<br />

1. Einleitung................................................................................................................................01<br />

1.1 Problemstellung / Ausgangssituation………………………………………….................01<br />

1.2 Zielsetzung der Arbeit……………………………………...…………………………….01<br />

2. Internationale Dimension bei internationalen Geschäftsverhandlungen……………….02<br />

2.1 Definition der Kultur & der Verhandlung……………………………………….………02<br />

2.2 Grundprinzipien der internationalen Verhandlung…………………………...........…….03<br />

2.3 Schwierigkeiten bei internationalen Verhandlungen………………………….…………04<br />

3. Kulturelle Einflussfaktoren bei Verhandlungen mit Chinesen……………..……...….....05<br />

3.1 Zusammenprall zweier Kulturen am Verhandlungstisch……………………...……….…05<br />

3.2 Beziehungen und Gesellschaftsformen in China…………..………………………..……05<br />

3.3 Sprache und Denkstruktur………....………………………………………………..……07<br />

3.4 Mentalität und Moral………....…………………………………………………………..07<br />

3.5 Tabus, Benehmen und Aberglaube……….........................................................................08<br />

4. Der Verhandlungsablauf bei chinesischen Partnern……...………………………...…….09<br />

4.1 Vorbereitungsphase (Dolmetscher, Ort)….………………….…………………….……09<br />

4.2 Durchführungsphase (Timing, Atmosphäre, Visitenkarten)…...……………….....……..10<br />

4.3 Vereinbarung & Umsetzung (Stellenwert von Verträgen)………………..……………..12<br />

5. Fazit…………………………………………………………………………………….……13<br />

6. Literaturverzeichnis……………………………………………………………….………14


<strong>Frank</strong> & Zhang * Kulturbesonderheiten bei Verhandlungen mit chinesischen Geschäftspartnern * Seite 1 von 14<br />

1. Einleitung<br />

1.1 Problemstellung / Ausgangssituation<br />

Heutzutage gibt es viele Kriterien, die für ein erfolgreiches Geschäft wichtig sind. Durch eine<br />

Verhandlung soll ein Konsens gefunden werden, der die Bedürfnisse beider Seiten deckt. Dies<br />

ist die Basis für eine erfolgreiche Geschäftsbeziehung. Im Zuge der Globalisierung werden<br />

für immer mehr Unternehmen internationale Geschäftsbeziehungen zu einer wesentlichen<br />

Voraussetzung für den Erfolg. Aus der Zusammenarbeit mit fremden Nationen erwachsen<br />

einerseits neue Chancen, andererseits entstehen aber nicht zu unterschätzende<br />

Schwierigkeiten. Denk- und Verhaltensweisen, Arbeits- und Organisationsformen, Planungsund<br />

Führungskonzepte sind kulturabhängig und somit konfliktträchtig.<br />

Die Asienmärkte wachsen rasant und bieten den westlichen Unternehmen eine Vielzahl von<br />

geschäftlichen Möglichkeiten. Das Reich der Mitte boomte zum Jahresanfang 2003, der<br />

Ausbruch der SARS-Krise konnte die Wachstumseuphorie <strong>nur</strong> kurz unterbrechen. Der<br />

Standort China bleibt fundamental sehr interessant für ausländische Unternehmen, die 2002<br />

fast 53 Mrd. US$ in China investierten. 1 Die Volksrepublik war damit das weltweit<br />

attraktivste Zielland für Direktinvestitionen. 2003 verstärkte sich dieser positive Trend<br />

nochmals. Einige westliche Unternehmen operieren bereits im Rahmen ihres Globalisierungsund<br />

Internationalisierungsprogramms erfolgreich in Asien, andere Unternehmen suchen dort<br />

erst einen neuen Kundenkreis, Lieferanten oder Kooperationspartner.<br />

1.2 Zielsetzung der Arbeit<br />

Wünscht ein westliches Unternehmen geschäftlich auf dem Asienmarkt Fuß zu fassen, sollte<br />

es dies nicht dem Zufall überlassen. Ohne systematische und sachliche Vorbereitung auf diese<br />

Aufgabe würde das Vorhaben einem unwägbaren, risikobehafteten Unterfangen<br />

gleichkommen. Ziel dieser Arbeit ist es, die kulturellen Besonderheiten und Unterschiede<br />

zwischen China und Deutschland vor dem Hintergrund der Verhandlungsführung zu<br />

erläutern. Die Frage, wie man mit chinesischen Partnern Verhandlungen führen sollte, steht<br />

im Mittelpunkt der Arbeit. Kulturelle Unterschiede bedeuten nicht automatisch eine<br />

Behinderung, durch richtiges Management können daraus auch Stärken entstehen.<br />

1 Vgl. Bundesagentur für Außenwirtschaft, VR China – Wirtschaftsentwicklung 2002/2003, 2003, S.5


<strong>Frank</strong> & Zhang * Kulturbesonderheiten bei Verhandlungen mit chinesischen Geschäftspartnern * Seite 2 von 14<br />

2. Internationale Dimension bei internationalen Geschäftsverhandlungen<br />

2.1 Definition der Kultur & der Verhandlung<br />

Das Wort „interkulturell“ ist fast schon zu einem Modewort geworden. Der Begriff ist nicht<br />

einfach zu beschreiben, umfasst er doch viele Bereiche. Zur Kultur gehören zum Beispiel<br />

Sprache, Literatur, Geschichte, Religion und Ethik, Kunst, Wirtschaft, Wissenschaft und<br />

Rechtsprechung. In der Literatur finden sich zahlreiche Definitionen. Sehr kompakt und<br />

treffend formuliert Gert Hofstede 2 die Kultur als „the collective programming of the mind“,<br />

welches die Mitglieder einer Menschengruppe von einer anderen unterscheidet. Die Kultur ist<br />

also als ein Orientierungssystem zu verstehen, das die jeweilige Gesellschaft in ihrem<br />

Handeln und Leben beeinflusst. In der interkulturellen Begegnung werden die Unterschiede<br />

zwischen zwei Kulturen sichtbar. Wichtige Kriterien für einen Vergleich sind die<br />

Einstellungen zu Raum und Zeit, die Lebenseinstellung, die Sprache und die nonverbale<br />

Kommunikation, wie Mimik, Gestik, Kleidung usw. Im Bereich der Sprache kann es schnell<br />

zu Missverständnissen kommen. So kann zum Beispiel etwas, was in der uns vertrauten<br />

eigenen Kultur ganz „normal" ist, in einer anderen fremden Kultur unter Umständen als grobe<br />

Unhöflichkeit interpretiert werden. In China wird beim Kennenlernen einer fremden Person<br />

Vertrautheit mittels interessierten Nachfragens über Privatangelegenheiten wie beispielsweise<br />

'Sind Sie verheiratet?' oder 'Wieviel verdienen Sie?' hergestellt. Das Fragen nach der<br />

persönlichen Meinung eines chinesischen Gesprächspartners wird häufig als peinlich oder zu<br />

direkt eingestuft.<br />

Die Definition von Verhandlungen gestaltet sich einfacher als die der Kultur. Sobald<br />

Menschen aufgrund von Wünschen und Bedürfnissen diskutieren und sich austauschen,<br />

verhandeln sie. Bei einer Verhandlung handelt es sich im Allgemeinen um einen Vorgang, bei<br />

dem mittels Absprache ein Konsens gefunden werden soll, der die Bedürfnisse beider Seiten<br />

berücksichtigt. 3 Verhandeln ist demnach Teil des menschliches Verhaltens und so alt wie die<br />

Geschichte der Zivilisation. Ziel sollte es nicht sein, <strong>nur</strong> auf die Erfüllung der eigenen<br />

Bedürfnissen zu streben, sondern auch die der Gegenseite zu berücksichtigen und eine<br />

beidseitig akzeptable Lösung zu finden. Kurzsichtig wäre es, <strong>nur</strong> den erkennbaren<br />

2 Vgl. Peill-Schoeller, Interkulturelles Management, 1994, S.7 - in Hofstede, G., Cultures Consequesces, 1980,<br />

S.25<br />

3 Vgl. Zhang,X., Erfolgreich verhandeln in China, 1997, S. 19


<strong>Frank</strong> & Zhang * Kulturbesonderheiten bei Verhandlungen mit chinesischen Geschäftspartnern * Seite 3 von 14<br />

augenblicklichen Sieg als Erfolg zu feiern. Der potentiell erreichbare Gewinn, den beide<br />

Seiten durch ehrliche Zusammenarbeit erzielen könnten, ist vielleicht wesentlich höher.<br />

2.2 Grundprinzipien der internationalen Verhandlung<br />

In der internationalen Praxis ist es schwierig die eigenen Interessen zu sichern und das<br />

angestrebte Ziel zu erreichen. Folgende drei Grundprinzipien sollten jedoch beachtet werden,<br />

um einen Verhandlungserfolg herbeizuführen. <strong>Diese</strong> Prinzipien gelten allgemein, sowie auch<br />

in Bezug auf Verhandlungen mit chinesischen Partnern. Zunächst sollten beide Seiten bemüht<br />

sein, die gemeinsamen Interessen auszudehnen und so den aufzuteilenden ‚Kuchen’ zu<br />

vergrößern. Je größer und komplizierter das Projekt ist, desto größer ist die Möglichkeit, den<br />

Kuchen zu vergrößern. 4 Herr Xiang Zhang, Wirtschaftsexperte in China, zeigt in seinem Buch<br />

„Erfolgreich verhandeln in China“ anhand mehrerer Beispiele wie dies möglich ist. So zahlte<br />

eine chinesische Firma, die mit einem ausländischen Unternehmen zusammenarbeitete, eine<br />

20 prozentige Anzahlung. Da jedoch <strong>nur</strong> fünf bis zehn Prozent üblich waren, gewährte das<br />

ausländische Unternehmen im Gegenzug einen Preisnachlass. Voraussetzung für solch ein<br />

Handeln ist eine sorgfältige Analyse der Gegebenheiten und der Wille zur Kooperation.<br />

Zweites Grundprinzip sollte es sein, eine offene, faire und unparteiische Atmosphäre zu<br />

schaffen. Verhandlungen mit potentiellen ausländischen Partnern sollten nach dem Prinzip<br />

der Gleichberechtigung und des gegenseitigen Nutzens aufgebaut werden. Am Beispiel einer<br />

Preisverhandlung lässt sich der Sinn der Fairness aufzeigen. Wird der Vertragspartner stark<br />

heruntergehandelt, sind dies oft <strong>nur</strong> augenscheinliche Vorteile. In der Realität kann sich<br />

dahinter aber ein Schaden für die eigenen Interessen verbergen. Erstens könnte der Anbieter<br />

falsch kalkuliert haben und im weiteren Verlauf des Projektes Probleme mit der Fertigstellung<br />

bekommen. Zweitens wird er vielleicht versuchen seinen Nachteil in einem anderen Bereich<br />

wieder auszugleichen und überteuerte Zusatzleistungen abrechnen. Letztendlich können beide<br />

Parteien <strong>nur</strong> dann zu guten Ergebnissen kommen, wenn fair verhandelt wird.<br />

Drittes Grundprinzip sollte es sein, klare Ziele zu definieren und bereit zu sein Kompromisse<br />

zu schliessen. Häufig geraten Verhandlungen ins Stocken, da auf beiden Seiten<br />

unterschiedliche Erwartungshaltungen vorhanden sind. Sobald sich jedoch alle Beteiligten<br />

über die Endziele klar sind, können Probleme leichter definiert und gelöst werden.<br />

4 Vgl. Zhang,X., Erfolgreich verhandeln in China, 1997, S. 43


<strong>Frank</strong> & Zhang * Kulturbesonderheiten bei Verhandlungen mit chinesischen Geschäftspartnern * Seite 4 von 14<br />

Kompromisse sind manchmal eine Art des Nachgeben und manchmal eine Suche nach einem<br />

Ersatzkonzept. Es gilt daher, nicht auf dem eigenen Standpunkt zu beharren, sondern die<br />

dahinter versteckten Interessen zu lokalisieren. Natürlich lässt sich nicht immer ein<br />

Kompromiss schliessen, aber Ansatzpunkt der Verhandlung war schliesslich der Erfolg und<br />

nicht der Misserfolg.<br />

2.3 Schwierigkeiten bei internationalen Verhandlungen<br />

Schwierigkeiten können in vielen Bereich entstehen, sie treten aber vorrangig im Bereich der<br />

unterschiedlichen Kultur- und Wertvorstellungen, der unterschiedlichen Wirtschaftssysteme<br />

und den besonderen Vorgehensweisen bei der Entscheidungsfindung auf. Im Rahmen der<br />

deutsch-chinesischen Zusammenarbeit beklagen sich beide Seiten oft über bestimmte<br />

Verhaltensweisen des Partners. Deutsche beschweren sich zum Beispiel darüber, dass die<br />

chinesische Seite Technologien weitergibt, obwohl vertragliche Vereinbarungen bestehen, die<br />

das untersagen. Auf der anderen Seite beanstanden die chinesischen Partner, dass Deutsche<br />

sie unter Druck setzen, ausnutzen und arrogant sind. 5 Gute Kommunikation ist demnach eine<br />

Schwierigkeit, die es zu überwinden gilt. Beziehungsprobleme beginnen bereits bei<br />

unterschiedlicher Wahrnehmung. 6 Chinesen fügen häufig nach einer Produktvorstellung noch<br />

einen Satz hinzu wie:“ Unsere Produkte müssen aber noch verbessert werden.“ Ein Ausländer<br />

wird diesen Satz dahingehend interpretieren, dass das Produkt noch nicht ausgereift ist. In<br />

Wirklichkeit bedeutet der Satz nichts mehr als eine höfliche Geste.<br />

Verhandlungen mit Chinesen sind im Westen weithin gefürchtet: 7 Große Delegationen von<br />

zum Verwechseln ähnlich aussehender Menschen, die mit ausdrucksloser Miene um den<br />

heissen Brei herumreden, offensichtlich Unerreichbares fordern und am nächsten Morgen das<br />

abends Vereinbarte wieder in Frage stellen. Am schwierigsten sind Verhandlungen, wenn<br />

hinter den Konflikten der unterschiedlichen Wahrnehmung noch unterschiedliche Werte<br />

stehen. <strong>Diese</strong> werden häufig erst am Verhandlungstisch deutlich, z.B. der Umgang mit<br />

Ordnung, Pünktlichkeit oder Zuverlässigkeit und der Wahrheit. Die größte Herausforderung<br />

im international operierenden Management ist das Begreifen der anderen Kultur. 8<br />

Voraussetzung dazu ist, sich ausführlich vorzubereiten und die fremde Kultur anzunehmen.<br />

5 Vgl. Nippa, M., Markterfolg in China, 2004, S.51<br />

6 Mohl, A., Nach China unterwegs, 1999, S.24<br />

7 Wirtschaftswoche, Sonderausgabe Nr.1, 2.10.2003, S.98<br />

8 Marx, E., Vorsicht Kulturschock, 1999, S.64


<strong>Frank</strong> & Zhang * Kulturbesonderheiten bei Verhandlungen mit chinesischen Geschäftspartnern * Seite 5 von 14<br />

3. Kulturelle Einflussfaktoren bei Verhandlungen mit Chinesen<br />

3.1 Zusammenprall zweier Kulturen<br />

Viele mittelständische Firmen haben in China gerade deshalb negative Erfahrungen gemacht,<br />

weil sie <strong>nur</strong> ein einmaliges Geschäft angesteuert haben. 9 In einem solchen Fall sind bei<br />

Chinesen jedoch alle Tricks erlaubt, wobei jede Seite versucht ihren Vorteil zu maximieren.<br />

Die chinesische Seite wird ohne Berücksichtigung von Moral und Fairneß verhandeln.<br />

Deshalb sollten Firmen möglichst eine langfristige Geschäftsbeziehung anstreben. Dazu ist<br />

jedoch eine längere Zeit nötig und die Personen, die letztendlich mit den chinesischen<br />

Partnern verhandeln, sollten sich ausgiebig mit der Geschäftsmentalität auseinandergesetzt<br />

haben. Nach Elisabeth Marx 10 rufen internationale Auslandseinsätze oft einen Kulturschock<br />

bei international agierenden Managern hervor. <strong>Diese</strong>r entsteht, weil der Manager mit einer<br />

völlig anderen Denkweise umgehen muss, und sich der fremden Kultur anpassen sollte.<br />

<strong>Diese</strong>n Schock gilt es schnell zu überwinden, so dass bei der Arbeit gute Leistungen gebracht<br />

werden können. Im folgenden soll aufgezeigt werden, was ein Unternehmen alles wissen<br />

sollte, wenn es mit einem chinesischen Unternehmen in Verhandlungen treten möchte.<br />

3.2 Beziehungen und Gesellschaftsformen in China<br />

In China merkt man sehr schnell, wie wichtig guanxi ist. Durch sie öffnen sich ansonsten<br />

verschlossene Türen und es funktionieren Dinge, die man vorher nicht für möglich gehalten<br />

hätte. Wenn man keine guanxi hat, bleibt ein ‚Nein’ ein ‚Nein’, wenn man aber guanxi hat,<br />

kann ein ‚Nein’ zum ‚Jein’ werden. Man findet immer einen Mittelweg. 11 Gemeint sind<br />

Beziehungen, Verbindungen und Netzwerke. Das gibt es im Westen auch, jedoch gehen<br />

chinesische Geschäftsbeziehungen über das westliche Verständnis hinaus. Der Aufbau solcher<br />

Beziehungen sollte Teil der strategischen Unternehmensführung sein, ohne solche Netzwerke<br />

lassen sich Geschäfte teilweise überhaupt nicht oder <strong>nur</strong> sehr schwer abschließen. Für die<br />

meisten Manager sind guanxi das A und O. Charakteristisch für chinesische guanxi ist, dass<br />

über eine große Zeitspanne hinweg die Verpflichtung zur gegenseitigen Hilfe nicht erlischt.<br />

9 Vgl. Tauber / Raisach, China – Wirtschaftspartner zwischen Wunsch und Wirklichkeit, 1997, S.171<br />

10 Vgl. Marx, E., Vorsicht Kulturschock, 2000, S.23<br />

11 Kuhn, Ning, Shi, Markt China, 2001, S.254


<strong>Frank</strong> & Zhang * Kulturbesonderheiten bei Verhandlungen mit chinesischen Geschäftspartnern * Seite 6 von 14<br />

Solche Beziehungen sind jedoch nicht mit Korruption gleichzusetzen. Die legale, bzw.<br />

illegale Absicht guanxi einzusetzen, entscheidet darüber ob es Korruption ist oder nicht.<br />

Das Sprichwort: “Ein Baum braucht seine Rinde und der Mensch sein Gesicht“ ist in China<br />

allgemein bekannt. 12 Gesicht ist etwas, was für das gesamte China-Engagement von großer<br />

Relevanz ist. 13 Chinesen haben ein anderes kulturelles Verständnis vom Gesicht als Europäer<br />

und sind in dieser Hinsicht sehr sensibel. Sie meinen nicht das Physische, sondern etwas<br />

Abstraktes. Es hat etwas mit dem moralischen Wert, mit Achtung, Ruf und Würde zu tun und<br />

gehört zum Sozialkapital. Für einen Chinesen zieht sich das Konzept des Gesichtes durch sein<br />

ganzes Leben. Viele Verhaltensweisen führen dazu, Gesicht zu gewinnen, zu erhalten und zu<br />

geben. Einen Gesichtsverlust des Partners sollte in China absolut vermieden werden. Durch<br />

Kritik, Widerspruch oder Ablehnung wird das Gesicht verletzt, aber durch Beleidigungen,<br />

Beschimpfungen und Schmähungen zerreißt man das Gesicht des Betroffenen. 14 Gleichzeitig<br />

verliert man auch sein eigenes Gesicht. Auch wenn jemand etwas falsch gemacht hat, sagt<br />

man am besten, dass es anders gemacht werden sollte. Jemanden direkt abzulehnen bedeutet,<br />

ihm kein Gesicht zugeben. Deshalb fällt es den meisten Chinesen sehr schwer direkt „nein“<br />

zu sagen. Es geht hier um zwei völlig verschiedene Gesichtskonzepte und Denkweisen. Bei<br />

der Zusammenarbeit mit Chinesen muss man sich der großen Bedeutung des Gesichtes<br />

ständig bewusst sein.<br />

In China gibt es keine zwei Menschen, die gleich sind. <strong>Diese</strong> Differenzierung besteht nicht<br />

erst seit Konfuzius, aber durch seine Lehre wurde sie zum Prinzip erhoben. In China gibt es<br />

ein klares Hierarchiedenken. Kommt eine deutsche Delegation nach China, wird die erste<br />

Frage nach dem Delegationsleiter lauten. 15 <strong>Reisen</strong> zwei oder mehr gleichgestellte Mitarbeiter,<br />

so muss sich einer zum Chef ernennen lassen, da die chinesische Seite einen Ansprechpartner<br />

benötigt. Von hoher Wichtigkeit ist in diesem Zusammenhang die Visitenkarte mit dem<br />

entsprechend übersetzten Titel. Sinnvoll ist es einen möglichst hochrangigen Titel zu wählen,<br />

so dass die entsprechend hohe Hierarchie abgeleitet werden kann. Dies gibt jemanden nicht<br />

<strong>nur</strong> ein Gesicht, sondern entscheidet dazu, welche Türen sich für jemanden öffnen. Ein höher<br />

gestellter Mitarbeiter wird in China ungern mit einem tiefer gestellten Mitarbeiter verhandeln<br />

wollen. Nur wenn von ausländischer Seite die Gespräche von den Chefs eingeleitet werden,<br />

wird es zu einem Kontakt mit den chinesischen Chefs kommen.<br />

12 Vgl. Kuhn, Ning, Shi, Markt China, 2001, S.265<br />

13 Vgl. Vermeer, M., China.de, 2002, S.80<br />

14 Vgl. Kuhn, Ning, Shi, Markt China, 2001, S.272<br />

15 Vgl. Vermeer, M., China.de, 2002, S.81


<strong>Frank</strong> & Zhang * Kulturbesonderheiten bei Verhandlungen mit chinesischen Geschäftspartnern * Seite 7 von 14<br />

3.3 Sprache und Denkstruktur<br />

Ein US-Manager möchte in ein Unternehmen kommen, die Dinge regeln, wieder gehen und<br />

die nächste Aufgabe angehen. Chinesische Führungskräfte schauen zunächst, wie das System<br />

arbeitet, wobei sie die Menschen als Teil des Systems betrachten. <strong>Diese</strong> Dimension reflektiert<br />

den Gegensatz von Individualismus und Kollektivismus. Die eine Kultur konzentriert sich auf<br />

das Spezifische, die andere auf das Umfeld. 16 In Asien wird der Mensch nicht zuerst als ein<br />

Individuum betrachtet, sondern als Teil des sozialen Umfeldes und Mitglied seiner<br />

Gesellschaft. Folgende Tabelle gibt einen Überblick über die Unterschiede der europäischund<br />

asiatischen Denk,- Entscheidungs,- und Verhaltensmuster.<br />

Europäisch<br />

Yang<br />

kausal-funktional, Linear-absolut<br />

horizontal<br />

kontrollgerecht<br />

individuell, freiheitlich<br />

mehrheitsgerecht<br />

prinzipiengerecht<br />

legalitätsbezogen<br />

konfliktfähig dynamisch<br />

extrovertiert<br />

Denken<br />

Entscheiden<br />

Verhalten<br />

Asiatisch<br />

Yin<br />

vernetzt-ganzheitlich, nonlinear<br />

relativ vertikal<br />

vertrauensgerecht<br />

gruppensolidarisch<br />

konsensfähig<br />

situationsgerecht<br />

gemeinschaftsgerecht<br />

harmoniegerecht konservativ<br />

introvertiert<br />

Quelle: Chung, T.Z., Die Weltschau des pazifischen Asien als komplementär verstehen, Technische Rundschau<br />

84 (1992) 15, 10.04.1992, S.22<br />

3.4 Mentalität und Moral<br />

Die erste Beobachtung, die Deutsche in China <strong>machen</strong>, ist, dass in China viele Dinge anders<br />

laufen als im Rest der Welt. Die Chinesen haben eine andere Arbeitsauffassung als die<br />

Deutschen, Betriebsführung und Geschäftsabwicklung laufen nach anderen Prinzipien ab.<br />

Zeit spielt oft keine Rolle. Da die nach China entsandten Geschäftsleute meistens unter<br />

16 Vgl. Marx, E., Vorsicht Kulturschock, 2000


<strong>Frank</strong> & Zhang * Kulturbesonderheiten bei Verhandlungen mit chinesischen Geschäftspartnern * Seite 8 von 14<br />

Erfolgs- und Zeitdruck stehen, geht es ihnen oft zu langsam. Aber die wichtigste Eigenschaft,<br />

die man für einen Erfolg in China braucht, ist Geduld. 17 Für Chinesen andererseits ist die<br />

westliche Eigenschaft der Ungeduld und Unruhe oft sehr unangenehm.<br />

Deutscher Verhandlungsstil<br />

Chinesischer Verhandlungsstil<br />

1. Ziel ist es, sich sachlich zu einigen;<br />

1. Ziel ist es, persönl. Vertrauen aufzubauen;<br />

das Sachziel zu erreichen hat Priorität.<br />

Gesicht zu wahren hat Priorität.<br />

2. Nach Unterzeichnen des Vertrages ist 2. Man handelt laufend Änderungen aus,<br />

Verhandeln weder nötig noch erwünscht. angepasst an die sich ändernde Situation.<br />

3. Der Vertrag sichert ab. (starr) 3. Das Beziehungsnetz sichert ab. (elastisch)<br />

Als Folge davon ergibt sich:<br />

4. Wenige Verhandlungspartner stehen konstant 4. Viele Verhandlungspartner beteiligen sich,<br />

zur Verfügung.<br />

kommen und gehen häufiger.<br />

5. Teilnehmer werden primär nach Kompetenz 5. Teilnehmer werden nach Beziehungsmacht<br />

ausgesucht.<br />

ausgesucht.<br />

6. Schnelles Zur-Sache-Kommen.<br />

6. Ausgiebiges Sich-Kennenlernen.<br />

Trennung von Business und Privatleben. Business und Privates mischen sich.<br />

Quelle: China - Wirtschaftspartner zwischen Wunsch und Wirklichkeit, 1997, S.182<br />

3.5 Tabus, Benehmen und Aberglaube<br />

Tabu sind ähnliche Themen wie überall auf der Welt. In China sollte nicht über die Politik<br />

hinsichtlich der Regionen Tibet und Taiwan, sowie den Menschenrechten diskutiert werden. 18<br />

Viele Chinesen haben eine andere Einstellung dazu als Westeuropäer. Ebenfalls tabu sind<br />

Gespräche über Unheil und Tod, auch ein beobachtetes Unglück sollte nicht zur Sprache<br />

gebracht werden, da es zusätzlich Unglück bringt darüber zu reden. Im Süden ist der<br />

Aberglaube stärker vorhanden als im Norden. Unbedingt ist zu vermeiden, einen chinesischen<br />

Gast im vierten Stockwerk oder im Zimmer vier unterzubringen, weil „si“ („4“) so klingt wie<br />

„si“ („Tod“). Bei der Auswahl von Geschenken bei Geschäftsbesuchen ist auch darauf zu<br />

achten, dass nichts schlimmes damit in Verbindung gebracht wird. Tabu sind z.B. Uhren<br />

(klingt wie Beerdigung), Schuhe (klingt wie Katastrophe) und Messer (assoziiert Trennung).<br />

In diesem Zusammenhang ist es noch wichtig darauf hinzuweisen, dass gerade Zahlen als<br />

glücksverheissend gelten und ungerade als traurig. Die beste Zahl ist die acht.<br />

17 Vgl. Kuhn, Ning, Shi, Markt China, 2001, S.334<br />

18 Vgl. Tauber, U. / Yuan, T., China – Wirtschaftspartner zwischen Wunsch und Wirklichkeit, 1997, S.409


<strong>Frank</strong> & Zhang * Kulturbesonderheiten bei Verhandlungen mit chinesischen Geschäftspartnern * Seite 9 von 14<br />

Bei den Umgangsformen gibt es ebenfalls große Unterschiede. Geräuschvoll die Nase<br />

hochzuziehen ist akzeptabel, nicht akzeptabel dagegen ist lautes Naseputzen bei Tisch. Der<br />

Händedruck war bis vor wenigen Jahrzehnten in China völlig ungebräuchlich. Westlern wird<br />

fast immer ein Händedruck gewährt, aber die Hand kann oft außerordentlich schlaff und<br />

weich wirken.<br />

4. Der Verhandlungsablauf bei chinesischen Partnern<br />

Internationale Geschäftsverhandlungen sind anstrengend und zeitaufwendig. Es geht oft um<br />

hohe Summen und komplizierte technische Fragestellungen. Die Teilnehmer unterliegen<br />

deshalb einem hohen Druck und einer hohen Verantwortung. Die Verhandlung ist als<br />

kontinuierlicher Prozess anzusehen, der aus mehreren Phasen besteht, die sich ergänzen.<br />

Gegenwärtig wird international oft das APRAM-Modell (Appraisal, Plan, Relationship,<br />

Agreement, Maintenance) eingesetzt. 19 In dieser Arbeit soll eine verkürzte Version dargestellt<br />

werden, die aus einer Vorbereitungsphase, einer Durchführungsphase und einer<br />

Vereinbarungs-und Umsetzungsphase besteht. Die Phasen sind allgemeingültig, jedoch hier<br />

ganz konkret auf China ausgelegt und gelten alle unter den Grundprinzipien internationaler<br />

Geschäftsverhandlungen. (siehe dazu Kapitel 2.2)<br />

4.1 Vorbereitungsphase (Dolmetscher, Taktik)<br />

<strong>Diese</strong>m Punkt kommt bei Verhandlungen große Bedeutung zu. Herr Zhang zieht in seinem<br />

Buch „Erfolgreich verhandeln in China“ den interessanten Vergleich mit einem Wettkampf<br />

einer Weltmeisterschaft. Der Moment des Triumphes dauert für den Athleten <strong>nur</strong> wenige<br />

Sekunden, aber während der Vorbereitungen bedarf es viel Schweiß und Anstrengungen. Bei<br />

internationalen Geschäftsverhandlungen geht es oft um Qualitäts-, Kosten-, und Zeitziele.<br />

„Wer den Feind und sich selber kennt, wird in hundert Schlachten siegreich bleiben“ sagte<br />

einst der chinesische Kriegsgeneral Sunzi. Viele Unternehmen scheitern bei einem<br />

Auslandsengagement bereits in den Verhandlungen, weil sie sich nicht ausreichend<br />

vorbereitet haben. Laut Zhang besteht die Vorbereitungsphase aus einer Selbstanalyse, einer<br />

Analyse des Verhandlungspartners, einer Auswahl der beteiligten Personen und der<br />

Festlegung von Zielen und der Taktik. Je sorgfältiger eine Verhandlung vorbereitet wurde,<br />

desto besser kann man die Geschehnisse beeinflussen.<br />

19 Vgl. Vermeer, M., China.de – Erfolgreich verhandeln mit chinesischen Geschäftspartnern, 1997, S.37


<strong>Frank</strong> & Zhang * Kulturbesonderheiten bei Verhandlungen mit chinesischen Geschäftspartnern * Seite 10 von 14<br />

Im Vorfeld ist eine wirtschaftlich technische Projektbewertung durchzuführen, anhand derer<br />

dann die Selbstanalyse und Analyse des Partners stattfindet. In diesem Zusammenhang wird<br />

oft eine Feasibility-Studie genannt. Ergebnis soll die Auswahl eines Konzeptes sein, das nach<br />

den Kriterien technisch machbar und wirtschaftlich vernünftig ermittelt wird. Bei der Analyse<br />

des Partners werden seine wirtschaftlichen Stärken, Schwächen und Bedürfnisse ermittelt.<br />

Eine weitere Haupthürde ist die völlig fremde Sprache. Zwar sprechen immer mehr Manager<br />

Englisch, darauf verlassen kann man sich trotzdem nicht. So sind die meisten jungen<br />

Chinesen in Englisch verhandlungssicher, allerdings sind die älteren Geschäftspartner - und<br />

sie sind es, die oft die Entscheidungen treffen – der Sprache <strong>nur</strong> selten mächtig. Bei wichtigen<br />

Verhandlungen empfiehlt es sich deshalb, einen eigenen Dolmetscher mitzubringen. Was die<br />

Größe des Verhandlungsteams angeht, existieren keine einheitlichen Kriterien. Ein großes<br />

Team kann einen gewissen physischen Druck auf den Gegner bewirken, allerdings wird die<br />

Kontrolle und Koordination seitens des Delegationsleiters erschwert. Ein kleines Team<br />

funktioniert besser und handelt eher einheitlich. 20<br />

Die Wahl des Verhandlungsortes sollte nicht dem Zufall überlassen werden. Bei der<br />

Verhandlung am eigenen Standort hat der „Hausherr“ gewisse Vorteile. Er kann<br />

Informationen schneller und einfacher beschaffen oder jederzeit Kontakt zu Vorgesetzten<br />

aufnehmen. Findet die Verhandlung am Standort des anderen statt, so kommt neben der<br />

anstrengenden Reisetätigkeit die ungewohnte Umgebung als Stressfaktor mit dazu. Jedoch<br />

kann man den Gegner besser kennenlernen. Auch eine Verhandlung im Gastland hat daher<br />

Vorteile. Die dritte Möglichkeit, sich an einem neutralen Ort zu treffen wird selten gewählt.<br />

Als letzten Punkt der Vorbereitungsphase sollten die wichtigsten Punkte und die Ziele<br />

definiert werden. Dazu gehört neben einem Zeitplan auch die Erarbeitung einer Strategie, um<br />

gegnerische Reaktionen im Vorfeld abschätzen zu können. Das Verhandlungsziel sollte<br />

flexibel gestaltet werden, so dass es Spielraum für Meinungsverschiedenheiten gibt.<br />

4.2 Durchführungsphase (Timing, Atmosphäre, Visitenkarten)<br />

Am Beginn der Durchführungsphase steht der erste Kontakt. Ziel sollte es sein, sich<br />

gegenseitig kennenzulernen und die jeweiligen Einstellungen und Absichten des Partners zu<br />

20 Vgl. Zhang, X., Erfolgreich verhandeln in China, 1997, S.83


<strong>Frank</strong> & Zhang * Kulturbesonderheiten bei Verhandlungen mit chinesischen Geschäftspartnern * Seite 11 von 14<br />

erfahren. Oft treten schon hier Schwierigkeiten auf und deutsche Geschäftsleute neigen dann<br />

dazu ungeduldig zu werden. 21 Ausdauer ist in einem solchen Fall gefragt. Wie beim<br />

Zusammentreffen zweier Menschen der erste Eindruck meist der entscheidende ist, so gilt das<br />

auch für Verhandlungen. Der zwischenmenschliche Kontakt ist von großer Bedeutung und<br />

kann den ganzen Ablauf beeinflussen. Trotz eventueller Meinungsunterschiede sollte auf ein<br />

Klima des Vertrauens und der Ehrlichkeit hingearbeitet werden. Speziell in China kann der<br />

Prozess des Kennenlernens lange dauern und spielt sich teilweise auch in Karaoke-Bars ab.<br />

In Verhandlungen mit Chinesen sitzt man meist einem großen Team gegenüber. Dies muss<br />

kein Nachteil sein, man verhandelt <strong>nur</strong> länger. Entscheidungen werden aber meistens vom<br />

Verhandlungsführer getroffen, den es gilt zu erkennen. Die „wahren“ Chefs und Entscheider<br />

sind oftmals schwierig auszu<strong>machen</strong> und sind in seltenen Fällen auch Parteiorgane. 22<br />

Als wesentlicher Bestandteil stellt sich auch die Sammlung von Informationen über den<br />

Partner dar. Man versucht, die „verdeckten Karten“ des anderen zu erforschen, 23 indem man<br />

sich bemüht herauszufinden, bis zu welchem Grad der Gegenüber bereit ist, sich in das<br />

Geschäft einzubringen, und was er davon erwartet. Also gilt es zunächst Gemeinsamkeiten<br />

herauszufinden, über alltägliches zu sprechen und Themen, die beiden Seiten vertraut sind.<br />

Beide Seiten müssen hier geschickt vorgehen. Man tastet sich also vom Unwichtigen zum<br />

Wichtigen voran, das in der Regel zum Schluss kommt. 24 Deutsche werden versuchen<br />

deduktiv zu argumentieren und der Sachlogik zu folgen, während Chinesen grundsätzlich<br />

anders zum Ziel kommen. Sie folgen dem Prinzip Konfuzius :“Mache einen Umweg, wenn du<br />

es eilig hast“. <strong>Diese</strong>m Prinzip nach loten Chinesen zunächst alle möglichen Wege aus und<br />

lassen sich dabei eher von rhetorischen Prinzipien leiten. Auch hier ist wieder Ausdauer und<br />

Geduld gefragt.<br />

Beim ersten Kontakt werden mit großer Sicherheit auch Visitenkarten getauscht. „Ohne<br />

Visitenkarten kein Geschäft in Asien“ kann man fast behaupten. 25 Der Gebrauch ist also ein<br />

Muss. Sehr wichtig beim Austausch ist das Überreichen mit beiden Händen, das als Geste des<br />

Respekts und der Höflichkeit gilt.<br />

21 Vgl. Mohl, A., Nach China unterwegs, 1999, S. 118<br />

22 Vgl. Lee, S.H., Asiengeschäfte mit Erfolg, 1997, S.79<br />

23 Zhang, X., Erfolgreich verhandeln in China, 1997, S.89<br />

24 Vgl. Mohl, A., Nach China unterwegs, 1999, S. 119<br />

25 Vgl. Lee, S.H., Asiengeschäfte mit Erfolg, 1997, S.42


<strong>Frank</strong> & Zhang * Kulturbesonderheiten bei Verhandlungen mit chinesischen Geschäftspartnern * Seite 12 von 14<br />

Nach den ersten Kontakten zwischen beiden Seiten verfügt man über ein gewisses<br />

Grundwissen. Jetzt tritt die Verhandlung in die entscheidende Phase und es wird über Inhalte<br />

diskutiert. Der Schwerpunkt und auch der Höhepunkt der gesamten Verhandlung ist hiermit<br />

erreicht. Es kann zu konträren Meinungen und Konflikten kommen. Wenn der technische Teil<br />

der Verhandlung beendet ist, kommt die Phase der Preisgestaltung. Die Nennung eines<br />

realistischen Preises ist für beide Seiten von großer Wichtigkeit. 26 Jede Seite wird das andere<br />

Angebot kritisieren und versuchen die Erwartungen herunterzuschrauben, wobei gleichzeitig<br />

auf dem eigenen Standpunkt beharrt wird. Hier gilt es nun effektive Kommunikations- und<br />

Überzeugungstechniken einzusetzen. Vor allem sollten Missverständnisse und unberechtigte<br />

Forderungen beseitigt werden. Um dann letztendlich zu einem Abschluss zu kommen ist es<br />

ebenfalls nötig Kompromissbereitschaft und Entgegenkommen zu signalisieren oder ein<br />

geeignetes Ersatzkonzept zu erarbeiten. Häufig hilft es, sich in die Seite des Gegners<br />

hineinzuversetzen.<br />

4.3 Vereinbarung und Umsetzung (Stellenwert von Verträgen)<br />

Nach Abschluss der beschriebenen Tätigkeiten und Diskussionen aller relevanten Themen<br />

wurde ein Kompromiss gefunden, der jetzt schriftlich fixiert werden muss. Manchmal kommt<br />

es bei internationalen Geschäftsverhandlungen vor, dass die chinesische Seite die Auffassung<br />

vertritt, die Gespräche könnten nun beendet werden. 27 Die Ausländische Seite hält dies für<br />

verfrüht und spielt ihre letzte Karte noch nicht aus. Wenn dann die chinesische Seite bei<br />

einem anderen Unternehmen abschließen möchte, kommt es zu Hektik und Gewährung von<br />

hohen Nachlässen bei der ausländischen Seite.<br />

Nachdem alle Besprechungen abgeschlossen sind, werden aus deutscher Sicht in einem<br />

Vertrag, einem Letter of Intent oder anderen Vereinbarungen schriftlich die bisher erreichten<br />

oder noch zu erreichenden Übereinkünfte festgehalten. 28 <strong>Diese</strong>r Vertrag gilt aus deutscher<br />

Sicht als das Ende der Verhandlungen. In China wird solch ein Vertrag als Grundlage für<br />

weitere Gespräche betrachtet. Daher resultieren die ständigen Nachverhandlungen, die nicht<br />

als Vertragsbruch anzusehen sind. Chinesen sichern sich im Gegensatz zu Deutschen nicht<br />

über Gesetze, sondern über Beziehungen ab. Kuhn beschreibt in seinem Buch „Markt China“<br />

einen Sachverhalt, in dem ein deutscher Geschäftsmann zu seinem chinesischen Partner kam<br />

26 Zhang, X., Erfolgreich verhandeln in China, 1997, S.95<br />

27 Vgl. Zhang, X., Erfolgreich verhandeln in China, 1997, S.107<br />

28 Vgl. Vermeer, M., China.de – Erfolgreich verhandeln mit chinesischen Geschäftspartnern, 2002, S.169


<strong>Frank</strong> & Zhang * Kulturbesonderheiten bei Verhandlungen mit chinesischen Geschäftspartnern * Seite 13 von 14<br />

um ihn zu bitten, das neue Vertragswerk mit etwa 100 Seiten sich durchzulesen und zu<br />

unterschreiben. Ohne auch <strong>nur</strong> einen Blick in das Regelwerk hineinzuwerfen unterschrieb der<br />

Chinese mit den Worten: „Du weißt, ich unterschreibe alles, was Du mir gibst. Was ich dann<br />

damit anfange, ist meine Sache. Aber du wirst nicht enttäuscht sein.“ <strong>Diese</strong>r Sachverhalt zeigt<br />

sehr deutlich, wie wichtig in China unter Partnern Werte wie „Beziehungen“ sind, nach denen<br />

sie Verträge absichern.<br />

5. Fazit<br />

China ist eine eigene Welt. Die Größe des Landes, die Öffnung zum Westen und das schnelle<br />

Wirtschaftswachstum <strong>machen</strong> China zu einem bedeutsamen Wachstumsmarkt mit hoher<br />

Attraktivität für ausländische Investoren wie Volkswagen, BASF, Bayer, Coca Cola, Henkel<br />

oder Procter & Gamble. Doch nicht jedes Engagement ist von Erfolg gekrönt. Viele<br />

Unternehmen scheitern bereits schon in den Verhandlungen. <strong>Diese</strong> Arbeit zeigt einige<br />

wesentliche Kulturunterschiede zwischen China und dem Westen dar, und weist auf<br />

Grundprinzipien der Verhandlungen hin. Doch diese wenigen Beispiele behandeln <strong>nur</strong> die<br />

Oberfläche und können <strong>nur</strong> einen Bruchteil von dieser sehr alten und beeindruckenden Kultur<br />

wiedergeben.<br />

Die interkulturelle Zusammenarbeit wird von vielen Faktoren beeinflusst. Aufgrund der<br />

daraus resultierenden Komplexität sind Probleme nahezu unvermeidbar. Deshalb ist das<br />

Verhalten der Mitarbeiter beim Auftreten entsprechender Schwierigkeiten von großer<br />

Bedeutung. Mit einer offenen Einstellung, genügend Geduld und persönlichem Engagement<br />

sind aber überragende Ergebnisse zu erzielen.


<strong>Frank</strong> & Zhang * Kulturbesonderheiten bei Verhandlungen mit chinesischen Geschäftspartnern * Seite 14 von 14<br />

Literaturverzeichnis:<br />

1. Bundesagentur für Außenwirtschaft (2003)<br />

VR China – Wirtschaftsentwicklung 2002/2003, 2003<br />

2. China Contact (1-2 / 2004)<br />

Das Wirtschaftsmagazin für Ihren Geschäftserfolg in China, OWC – Verlag<br />

Außenwirtschaft GmbH, Münster<br />

3. Günthner , Susanne, Heft 1 (1988)<br />

Fremdkulturelle Begegnungen im Umfeld Deutsch als Fremdsprache: Erfahrungen aus<br />

der Volksrepublik China, Hueber-Verlag, Ismaning<br />

4. Kuhn, Peter / Ning, Angelika / Shi, Hongxia (2001)<br />

Markt China, Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München<br />

5. Lee, Sung-Hee (1997)<br />

Asiengeschäfte mit Erfolg, Springer Verlag, Heidelberg<br />

6. Marx, Elisabeth (1999):<br />

Vorsicht Kulturschock, Campus Verlag, <strong>Frank</strong>furt am Main<br />

7. Mohl, Alexa (1999)<br />

Nach China unterwegs, Junfermannsche Verlagsbuchhandlung, Paderborn<br />

8. Nippa, Michael (2004)<br />

Markterfolg in China, Physica Verlag, Heidelberg<br />

9. Peill-Schoeller, Patricia (1994)<br />

Interkulturelles Management, Springer Verlag, Heidelberg<br />

10. Tang, Zailiang / Reisch, Bernhard (1995)<br />

Erfolg im China Geschäft, Campus Verlag, <strong>Frank</strong>furt am Main<br />

11. Tauber, Ulrike / Yuan, Theresia (1997)<br />

China – Wirtschaftspartner zwischen Wunsch und Wirklichkeit, Ueberreuter Verlag,<br />

Wien<br />

12. Vermeer, Manuel (2002)<br />

China.de – Erfolgreich verhandeln mit chinesischen Geschäftspartnern, Gabler Verlag,<br />

Wiesbaden<br />

13. Wirtschaftswoche (2.10.2003)<br />

Sonderausgabe China, Verlagsgruppe Handelsblatt, Düsseldorf<br />

14. Zhang, Xiang (1997):<br />

Erfolgreich verhandeln in China, Gabler Verlag, Wiesbaden

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