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Zum Geburtstag viel Glück … - Publisher

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<strong>Publisher</strong> 2 · 2009<br />

Design&Praxis<br />

Illustrationsgrafik<br />

<strong>Zum</strong> <strong>Geburtstag</strong> <strong>viel</strong> <strong>Glück</strong> <strong>…</strong><br />

Ein ganz spezieller Festanlass, zum Beispiel ein runder <strong>Geburtstag</strong>, erfordert eine adäquate<br />

Einladungskarte. Ein Querschnitt aus der Adobe Creative Suite zum Nachmachen.<br />

n Ralf Turtschi Die runden <strong>Geburtstag</strong>e<br />

sind oft für die Betroffenen<br />

weniger erfreulich, das Älterwerden<br />

geht immer einher mit hässlichen Verlustgedanken.<br />

Wie man seiner Liebsten<br />

solche Gedanken wenigstens etwas<br />

versüssen kann, zeigt diese Arbeit.<br />

Grundlage bildete die Idee, das Ambiente<br />

des Festlokals mit der jubilierenden<br />

Person zu verbinden. Anstatt<br />

zwei Photoshop-Bilder zu kombinieren,<br />

wollte ich das Porträt flächig in Illustrator<br />

umsetzen, um eine Vektorgrafik<br />

zu erhalten, die beliebig «manipuliert»<br />

werden kann: Die kleinen netten Fältchen,<br />

die keine Frau gerne sieht, können<br />

so besser weggezaubert werden,<br />

als dies Botox oder Photoshop können.<br />

Frauen haben anscheinend generell<br />

Probleme mit ihren Porträts. Ich<br />

bin noch keiner Frau begegnet, die kritiklos<br />

ihrem Konterfei gegenübersteht.<br />

Eine Illustrationsgrafik von sich hat sie<br />

jedoch mit Sicherheit noch nicht gesehen<br />

und findet daran weniger herumzumäkeln,<br />

da es sich ja nicht um eine<br />

gewöhnliche Fotografie handelt, sondern<br />

um ein «Kunstwerk». Und Kunstwerke<br />

schmeicheln, Fotos entblös sen.<br />

Die Illustration ist zudem <strong>viel</strong>seitiger<br />

einsetzbar als ein fotografiertes Bild,<br />

weil die Daten vektorisiert sind.<br />

Ich benötigte für meinen Zweck eine<br />

Bildvorlage, die das Gesicht mit<br />

Licht/Schatten schön moduliert. Am<br />

besten sind Porträts, bei denen das<br />

Licht seitlich einfällt, also nicht Fotos,<br />

die mit Blitz frontal von vorn fotografiert<br />

wurden. Die Auflösung spielt keine<br />

so grosse Rolle – Bilder aus Handys<br />

genügen für diesen Zweck vollkommen,<br />

weil wir sie nur als Vorlage<br />

benützen.<br />

In Photoshop liefert der Kunstfilter<br />

Tontrennung & Kantenbetonung die<br />

visuelle Vorlage für die zeichnerische<br />

Umsetzung. Die Vorlage wird in Illus-<br />

Der Photoshop-Kunstfilter Tontrennung & Kantenbetonung<br />

liefert die Vorlage zum Nachzeichnen.<br />

Terrassenartig wird Schicht um Schicht aufgetragen.<br />

Es gibt dabei keine Konturen, nur Flächen. Die aufgesetzte<br />

Sonnenbrille oder die Strähne über der Stirn sind<br />

Erfindungen.<br />

Die Qualität des Originalbildes (Auflösung oder Schärfe) ist für<br />

die Umsetzung nicht von Bedeutung. Was zählt, sind die Mimik<br />

und die Schattenmodulation.


Design&Praxis<br />

<strong>Publisher</strong> 2 · 2009 81<br />

trator importiert, die Deckkraft etwas<br />

zurückgenommen, sodass mit dem<br />

Pfadwerkzeug Schritt für Schritt das<br />

Gesicht und die Figur aufgebaut werden<br />

können. Dabei arbeite ich grundsätzlich<br />

nur mit Flächen, nicht mit Konturen,<br />

das vereinfacht alle späteren<br />

Korrekturen. Man könnte selbstverständlich<br />

auch mit dem Pinsel arbeiten<br />

und die Flächen ausmalen.<br />

Die Umsetzung bedarf einer Bildinterpretation,<br />

man darf das fotografische<br />

Bild nicht sklavisch und akribisch genau<br />

umsetzen – die Kunst besteht im<br />

Weglassen. Für die Erkennbarkeit muss<br />

nicht jede Unebenheit nachgezeichnet<br />

werden. Details können auch später<br />

noch ergänzt werden. Ich beginne bei<br />

Augen, Nase und Mund, halte mich<br />

erst einmal an die groben Umrisse.<br />

Die Augen sind etwas schwierig, weil<br />

sie im fotografierten Bild oft dunkel<br />

erscheinen und Iris, Pupille und Glanzlichter<br />

stark interpretiert werden müssen.<br />

Deshalb zeige ich die Augen hier<br />

etwas vergrössert. Es ist ganz erstaunlich,<br />

wie wenig genau man arbeiten<br />

muss, um die Gesichtszüge trotzdem<br />

erkennbar herauszuschälen. Schon<br />

nach dem Zeichnen von Nase, Augen<br />

und Mund kommt Freude auf, und die<br />

abstrahierte Figur ist der Vorlage ähnlich.<br />

Die Motivation steigt, ein attraktives<br />

Resultat zu erzielen. Ich lege nun<br />

für die Haut- und Haartöne geschlossene<br />

Flächen an, die in Helligkeit und<br />

Farbwert deutliche Unterschiede aufweisen,<br />

und trage Schicht<br />

Generelle Farbumwandlungen<br />

in Illustrator:<br />

Palette Farbhilfe, Optionen,<br />

Farben bearbeiten.<br />

Hier können ganze<br />

Farbsätze in wenigen<br />

Klicks durch andere<br />

ersetzt werden. Andy<br />

Warhol lässt grüssen.<br />

Das wunderschöne Ambiente<br />

des Fest saales lässt Vorfreude<br />

aufkommen. Die zweite verwischte<br />

Aufnahme (unten) ist mit zwei<br />

Sekunden Belichtungszeit und bei<br />

bewegter Kamera entstanden.<br />

Die Tischkärtchen werden auf dem<br />

Laserdrucker selbst ausgedruckt und<br />

zu Stellern geschnitten.<br />

Die fertige Einladungskarte: 4 Seiten<br />

A5, mit Vornamen personalisiert.<br />

Der Lackeffekt ist im InDesign-<br />

File auf einer separaten Ebene als<br />

Pantone-Volltonfarbe angelegt. (Hier<br />

ist der Lack grau simuliert.) In der<br />

Palette «Attribute» muss «Fläche<br />

überdrucken» angewählt sein.


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<strong>Publisher</strong> 2 · 2009<br />

Design&Praxis<br />

Für ein Poster im Format 142 × 100 cm wird eine farbigere Kombination gestaltet.<br />

Der Druck erfolgt direkt auf eine 5 mm dicke Forexplatte.<br />

um Schicht auf. Damit die Flächen<br />

korrigierbar bleiben und der Überblick<br />

nicht verloren geht, weise ich pragmatisch<br />

Ebenen für Augen, Nase, Ohren<br />

und Haare und Körper zu. Die Farben<br />

bestimme ich manuell nach Bauchgefühl.<br />

Man darf durchaus frech in<br />

den Farbtopf langen, nur ja nicht fotorealistisch<br />

gestalten! Pupillen und<br />

Iris halte ich kreisrund, alles andere<br />

ist mit der Feder frei gezeichnet. Die<br />

Charakteristik der Haare und die Frisur<br />

lassen sich mit angedeuteten Haarsträhnchen<br />

und «Glanzreflexen» gut<br />

simulieren. <strong>Zum</strong> Schluss werden drei<br />

Verläufe eingesetzt: in der linken Gesichtshälfte,<br />

im Haar rechts des Scheitels<br />

und im Dekolleté. Nach etwa vier<br />

Stunden ist das Werk vollbracht.<br />

Vom Festlokal habe ich ein paar Aufnahmen<br />

hergestellt, die ich nun mit<br />

der Illustration kombiniere. Die Szene<br />

wurde ab Stativ ohne Blitz fotografiert,<br />

um die Stimmung einzufangen;<br />

der gelbliche Farbstich ist so erhalten<br />

geblieben. Das Bild auf der zweiten<br />

Seite entstand mit 2 Sekunden Belichtungszeit<br />

bei bewegter Kamera.<br />

Die Gestaltung des Textes ist bei einer<br />

solchen Bildumsetzung eher schlicht<br />

zu halten, eine üppige Typografie<br />

könnte den Bildeffekt dominieren.<br />

Die kleine Auflage ist geschaffen für<br />

den Digitaldruck, der auch eine Personalisierung<br />

der Eingeladenen auf der<br />

Titelseite zulässt: Einladung für Simone<br />

und Matthias. Die Transparenttonertechnologie<br />

von Canon (siehe Umschlag<br />

<strong>Publisher</strong> 1/2009) erlaubt einen<br />

Lack effekt, womit subtil die Zahl<br />

50 in einem «luftigen Hauch» aufgedruckt<br />

wird.<br />

Die Vektordaten der Illus tration bieten<br />

sich geradezu für weitere Anwendungen<br />

an. Illustrator verfügt in der Palette<br />

Farbhilfe unter Optionen –> Farben<br />

bearbeiten über ein spielerisches<br />

Tool, Farben generell zu manipulieren<br />

(s. Abbildung). Damit lassen sich zum<br />

Beispiel alle Hauttöne zu Magentatönen<br />

und alle Haartöne zu Grüntönen<br />

umrechnen. Gleich dem Vorbild Andy<br />

Warhol können so Namensschildchen<br />

mit anderen Farben ausgedruckt werden.<br />

Ein weiterer Vorteil von Vektordaten<br />

besteht darin, dass sie auflösungsunabhängig<br />

sind. Wer über genügend<br />

Kleingeld verfügt, kann daraus Riesenposter<br />

drucken lassen und die Hausfassade<br />

damit schmücken. Unsereins<br />

begnügt sich mit einem Poster als<br />

Wanddekoration. Dazu steht die Inkjet-Technik<br />

zur Verfügung. Heute lassen<br />

sich damit nicht nur Papiere bedrucken,<br />

es gibt auch Dienstleister, die das<br />

Bild auf Leinwand ausgeben und auf<br />

Keilrahmen aufspannen. Eine aparte<br />

Geschenkidee. Für das Poster kombiniere<br />

ich die Illustration mit anderen<br />

Grafikelementen, es soll weniger mit<br />

dem Festsaal zu tun haben, eher Lebensfreude<br />

durch Farbe vermitteln.<br />

Eine andere Möglichkeit, die ich ins<br />

Auge fasse, ist die direkte Ausgabe<br />

auf eine 5-mm-Forexplatte, damit erspare<br />

ich mir das Aufziehen. Mit einem<br />

Flachbettdrucker können heute feste<br />

und flexible Materialien mit bis zu<br />

5 cm Dicke und 2,5 m Länge bedruckt<br />

werden: Dibond, Blachen, Wellkarton,<br />

Stoffe oder Plexiglas für den Standbau<br />

oder für Beschriftungen aller Art.<br />

Mit einem Schneideplotter wird die Figur<br />

aus der dicken Forexplatte ausgeschnitten.<br />

Die lebensgrosse «Pappkameradin»<br />

im Saal wird als Klon für<br />

garantierte Ahs und Ohs unter den<br />

Gästen sorgen.<br />

n

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