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comic<br />

WOLLLÜstige<br />

LustfeiNDLiCHKeit<br />

Und es begab sich im 4. Jahrhundert nach<br />

Christi Geburt, dass die bretonische Prinzessin<br />

Ursula mit einem heidnischen Prinzen aus Britannien<br />

vermählt werden sollte. Doch die gläubige<br />

Maid wollte keusch bleiben und zog mit elftausend<br />

Jungfrauen nach Rom, um ihre Keuschheit<br />

vom Papst segnen zu lassen. Auf ihrer<br />

Rückfahrt erlitten Ursula und ihre Gefährtinnen<br />

vor Köln ihr Martyrium: Sie wurden von<br />

Hunnen geschändet und massakriert.<br />

Der Wahrheitsgehalt der Legende um Ursula,<br />

die Stadtheilige Kölns, darf angezweifelt werden.<br />

So liegt der fantastischen Anzahl wohl ein<br />

schlichter Lesefehler zugrunde: In den ersten<br />

Versionen reiste Ursula mit gerade einmal elf<br />

Gefährtinnen nach Rom. Aber genau diese Unwahrheiten,<br />

Unklarheiten, Widersprüche und<br />

Missverständnisse, die in den meisten christlichen<br />

Legenden stecken, sind das Material, das<br />

den deutschen Schwulcomics-Zeichner Ralf König<br />

zu einigen seiner besten Bücher inspiriert<br />

hat, seit er, im Zug der Affäre um die Mohammed-Karikaturen,<br />

Religion und Fundamentalismus<br />

zu seinem neuen Thema gemacht hat.<br />

Ralf König ist Humorist und Satiriker geblieben<br />

und bearbeitet auch vor religiösem Hintergrund<br />

seine Kernthemen Liebe, Lust und (Homo-)Sexualität,<br />

erweitert um Heuchelei, Machtmissbrauch<br />

und fundamentalistische Irrlehren.<br />

Dabei interessiert ihn, den Satiriker, immer der<br />

Bezug auf aktuelle Zustände. Auch in «Elftausend<br />

Jungfrauen», seiner Abrechnung mit der<br />

wolllüstigen Lustfeindlichkeit des Christentums<br />

und seinem Kult der Jungfräulichkeit, geht es<br />

um die Gegenwart. Deshalb spielt er ungeniert<br />

mit Anachronismen und teilt mit schwindelerregender<br />

Verve Seitenhiebe in alle Richtungen<br />

aus und leuchtet die Lustfeindlichkeit aus immer<br />

wieder überraschenden Blickwinkeln aus. Der<br />

einzige Wermutstropfen sind die Zeichnungen:<br />

Streckenweise wirken sie etwas lieblos aufs Papier<br />

geworfen. Aber inhaltlich läuft König zu beeindruckender<br />

Form auf: notgeile Nonnen,<br />

schwule Mönche im Triebstau, verklemmte<br />

Jungfrauen, stark behaarte Heiden – und dass<br />

sich die Hunnen entpuppen als … – nein, das soll<br />

an dieser Stelle nicht verraten werden, das muss<br />

man selber gelesen haben, um es zu glauben.<br />

Christian Gasser<br />

Ralf König: Elftausend Jungfrauen.<br />

Rowohlt Verlag, Hamburg 2012. 192 Seiten.<br />

Ca. Fr. 27.50<br />

ANZEIGEn<br />

Auswahl 12<br />

Aargauer Künstlerinnen und Künstler<br />

Gast : Anton Egloff<br />

8. 12. 2012 – 6. 1. 2013<br />

Was ist Grau genau?<br />

8. 12. 2012 – 28. 4. 2013<br />

*Aargauer Kunsthaus / Aargauer Kuratorium<br />

Aargauerplatz CH–5001 Aarau Di – So 10 – 17 Uhr Do 10 – 20 Uhr<br />

www.aargauerkunsthaus.ch<br />

Anton Egloff<br />

Pas, 2000 / 02 (Ausschnitt)<br />

Foto: Louis Brem, Luzern<br />

19.30 Uhr KKL-Konzertsaal<br />

Tickets CHF 70.– / 50.– / 30.–<br />

Vorverkauf ab 1. Dezember 2012<br />

Online www.kkl-luzern.ch<br />

www.stadtmusik-luzern.ch<br />

Franz Schaffner Leitung<br />

Markus Würsch Cornet<br />

Ursula Toscheff Sopran<br />

Tomi Kuusisto Tenor<br />

Canto Classico Konzertchor Bern<br />

Habstettechor Bolligen<br />

Konzertchor Luzern<br />

20<br />

BOSL_Inserat_<strong>Kulturmagazin</strong>_FINAL.indd 1 26.10.12 10:41

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