Download PDF - 041 Kulturmagazin
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comic<br />
WOLLLÜstige<br />
LustfeiNDLiCHKeit<br />
Und es begab sich im 4. Jahrhundert nach<br />
Christi Geburt, dass die bretonische Prinzessin<br />
Ursula mit einem heidnischen Prinzen aus Britannien<br />
vermählt werden sollte. Doch die gläubige<br />
Maid wollte keusch bleiben und zog mit elftausend<br />
Jungfrauen nach Rom, um ihre Keuschheit<br />
vom Papst segnen zu lassen. Auf ihrer<br />
Rückfahrt erlitten Ursula und ihre Gefährtinnen<br />
vor Köln ihr Martyrium: Sie wurden von<br />
Hunnen geschändet und massakriert.<br />
Der Wahrheitsgehalt der Legende um Ursula,<br />
die Stadtheilige Kölns, darf angezweifelt werden.<br />
So liegt der fantastischen Anzahl wohl ein<br />
schlichter Lesefehler zugrunde: In den ersten<br />
Versionen reiste Ursula mit gerade einmal elf<br />
Gefährtinnen nach Rom. Aber genau diese Unwahrheiten,<br />
Unklarheiten, Widersprüche und<br />
Missverständnisse, die in den meisten christlichen<br />
Legenden stecken, sind das Material, das<br />
den deutschen Schwulcomics-Zeichner Ralf König<br />
zu einigen seiner besten Bücher inspiriert<br />
hat, seit er, im Zug der Affäre um die Mohammed-Karikaturen,<br />
Religion und Fundamentalismus<br />
zu seinem neuen Thema gemacht hat.<br />
Ralf König ist Humorist und Satiriker geblieben<br />
und bearbeitet auch vor religiösem Hintergrund<br />
seine Kernthemen Liebe, Lust und (Homo-)Sexualität,<br />
erweitert um Heuchelei, Machtmissbrauch<br />
und fundamentalistische Irrlehren.<br />
Dabei interessiert ihn, den Satiriker, immer der<br />
Bezug auf aktuelle Zustände. Auch in «Elftausend<br />
Jungfrauen», seiner Abrechnung mit der<br />
wolllüstigen Lustfeindlichkeit des Christentums<br />
und seinem Kult der Jungfräulichkeit, geht es<br />
um die Gegenwart. Deshalb spielt er ungeniert<br />
mit Anachronismen und teilt mit schwindelerregender<br />
Verve Seitenhiebe in alle Richtungen<br />
aus und leuchtet die Lustfeindlichkeit aus immer<br />
wieder überraschenden Blickwinkeln aus. Der<br />
einzige Wermutstropfen sind die Zeichnungen:<br />
Streckenweise wirken sie etwas lieblos aufs Papier<br />
geworfen. Aber inhaltlich läuft König zu beeindruckender<br />
Form auf: notgeile Nonnen,<br />
schwule Mönche im Triebstau, verklemmte<br />
Jungfrauen, stark behaarte Heiden – und dass<br />
sich die Hunnen entpuppen als … – nein, das soll<br />
an dieser Stelle nicht verraten werden, das muss<br />
man selber gelesen haben, um es zu glauben.<br />
Christian Gasser<br />
Ralf König: Elftausend Jungfrauen.<br />
Rowohlt Verlag, Hamburg 2012. 192 Seiten.<br />
Ca. Fr. 27.50<br />
ANZEIGEn<br />
Auswahl 12<br />
Aargauer Künstlerinnen und Künstler<br />
Gast : Anton Egloff<br />
8. 12. 2012 – 6. 1. 2013<br />
Was ist Grau genau?<br />
8. 12. 2012 – 28. 4. 2013<br />
*Aargauer Kunsthaus / Aargauer Kuratorium<br />
Aargauerplatz CH–5001 Aarau Di – So 10 – 17 Uhr Do 10 – 20 Uhr<br />
www.aargauerkunsthaus.ch<br />
Anton Egloff<br />
Pas, 2000 / 02 (Ausschnitt)<br />
Foto: Louis Brem, Luzern<br />
19.30 Uhr KKL-Konzertsaal<br />
Tickets CHF 70.– / 50.– / 30.–<br />
Vorverkauf ab 1. Dezember 2012<br />
Online www.kkl-luzern.ch<br />
www.stadtmusik-luzern.ch<br />
Franz Schaffner Leitung<br />
Markus Würsch Cornet<br />
Ursula Toscheff Sopran<br />
Tomi Kuusisto Tenor<br />
Canto Classico Konzertchor Bern<br />
Habstettechor Bolligen<br />
Konzertchor Luzern<br />
20<br />
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