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Ausgabe 5 - Luke & Trooke

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gängliches Gesprächsthema den sozialen Frieden in deutschen<br />

Unternehmen sicherstellte, so sind es heute die im Computerspiel<br />

durchlebten Abenteuer, Kämpfe, gelösten Rätsel, die einen gemeinsamen<br />

Erfahrungshintergrund schaffen. Das Skizzierte gilt umso mehr<br />

für Multiuser-Spiele, die bald - mit dem Internet als zugrunde liegen-<br />

der Infrastruktur - von Spielern, rund um den Globus verstreut, miteinander<br />

(oder gegeneinander) gespielt werden können. Was natürlich<br />

noch fehlt, ist ausreichende Bandbreite, und in den USA sind von<br />

einigen Anbietern (, Mpath Interactive", "TEN") schon Pläne für ein<br />

verteiltes Netzwerk von Spiele-Servern angekündigt, das parallel zum<br />

bestehenden Netz aufgebaut werden und als _Backbone»<br />

für die<br />

neuen Spiele-Services dienen soll.<br />

Wie schon gesagt: es mangelt noch an Bandbreite auf der<br />

Infobahn. Menschen verfolgen minutenlang den Aufbau einer mit<br />

Grafik überfrachteten WWW-Seite, um schließlich feststellen zu müs-<br />

sen, daß sie mal wieder auf Bandenwerbung hereingefallen sind und<br />

die interessanten Informationen erst drei Hyperlinks weiter liegen -<br />

wenn überhaupt. Netzuser aus alten Tagen, die vor dem großen<br />

Internethype die sooftgenannte "Internetgemeinde"<br />

konstituierten (im<br />

wesentlichen Techniker und Beschäftigte aus den Bereichen<br />

Forschung und Lehre), beweinten leise die Invasion der Proleten, die<br />

sich nicht an die Netiquette halten und unnötig Netzressourcen in<br />

Beschlag nehmen; mit Kinderpornos, rechtsextremer Propaganda<br />

oder irgendwelchem anderen Mist sorgen sie nur für häßliche<br />

Schlagzeilen und zerstören den Nimbus des esoterisch-akademi-<br />

schen Systems. Der typische Internetbenutzer ist heute entweder<br />

Student und genießt das Privileg des kostenlosen Zugangs über die<br />

Universität oder er gehört unserer lieben Infoelite an. Außer der alten<br />

Garde aus dem akademisch-universitären Sektor finden sich im<br />

Küberraum noch Werbeleute,<br />

Journalisten, technophile<br />

Exhibitionisten und Leute, die<br />

sonst keine Freunde haben.<br />

Unter den Protagonisten der<br />

R<br />

ASCHINE<br />

"Netzgemeinde" sind couragierte Computerfachleute (wie etwa Phil<br />

Zimmermann, er handelte sich als Autor des Freeware-<br />

Verschlüsselungsprogramms<br />

.. Pretty Good Privacy" ein Verfahren<br />

wegen Verstoß gegen amerikanisches Exportrecht ein, da in den USA<br />

kryptografische Algorithmen als Militärtechnologie eingestuft werden),<br />

Medientheoretiker, Künstler, Bürgerrechtler - z. T. institutiona-<br />

lisiert, wie etwa in der Frontier Foundation" (EFF) einer<br />

"Electronic ,<br />

Bürgerechtsbewegung, die gegen Zensur und das Verbot von<br />

Verschlüsselungstechnologie für jedermann im Internet Front macht.<br />

1952 erkrankte aus ungeklärter Ursache der Sohn eines<br />

Geflügelbauern aus Niedersachsen 23-jährig an einer mysteriösen<br />

Krankheit ,<br />

er schien querschnittsgelähmt. Über 30 Jahre blieb er an<br />

einen Rollstuhl gefesselt, bis er 1986 in einem Pflegeheim ebenso<br />

plötzlich und unerklärlich gesundete. Wie sich später herausstellte,<br />

hatte er durch Zufall als Unbeteiligter aus einem Gespräch erfahren,<br />

daß Onanie das Rückenmark keineswegs irreparabel schädigt.<br />

So also bestimmt das Bewußtsein das Sein.<br />

Eine ernsthafte Analyse, die danach fragt, welche Veränderungen<br />

eine (technologische, wissenschaftliche, kulturelle) Revolution herbeiführt,<br />

muß immer auch untersuchen, welchem Wandel unser<br />

Bewußtsein, unser Weltbild, unser Denken unterliegt, denn dieser ist<br />

der fundamentalste und weitreichendste. Um hierzu Konkretes zu<br />

erfahren, muß man selbst ins Internet, denn beliebter<br />

Diskussionsgegenstand im Netz ist das Netz selbst, seine Zukunft,<br />

seine Möglichkeiten und man erfährt etwas über das<br />

Selbstverständnis der Das letzte größere Ereignis, das die<br />

"Netizens".<br />

Illusion einer homogenen der Existenz einer Art<br />

"Netzgemeinde",<br />

Netzideologie beförderte, war die Reaktion auf die Verabschiedung<br />

des Communications Decency Act" (CDA) im Februar 1996, einem<br />

US-amerikanischen Gesetz, das praktisch eine Zensur der im Internet<br />

transportierten Inhalte bedeutete (so wurde z. B. die Rede von sexuellen<br />

Aktivitäten oder Organen" verboten). Innerhalb kurzer Zeit for-<br />

...<br />

mierte sich ein weltweiter Protest, der sich symbolisch über eine<br />

blaue Schleife - als Grafik in die eigene WWW-Seite eingebunden -<br />

erklärte, Blue Ribbon Campaign". John Perry Barlow, "The selbsternannter<br />

Gump der Cyberintellektuellen",<br />

_Forrest<br />

verfaßte damals<br />

seine vielbeachtete<br />

des Cyberspace".<br />

"Unabhängigkeitserklärung<br />

Das Recht auf freie Meinungsäußerung findet sicher eine Mehrheit in<br />

der verkabelten Weltbevölkerung, das blähende Pathos, mit dem<br />

Barlow in seiner Unabhängigkeitserklärung von anarchischer Freiheit<br />

in einer neuen Heimat des Geistes" träumt, wirkte aber befremdlich<br />

auf europäische Leser, und seither sind einige wortgewaltige Kritiken<br />

erschienen, die Barlow vorwerfen, einem häßlichen Wirtschaftsliberalismus<br />

das Wort zu reden und naiv die Eigendynamik technokra-<br />

tischer Umwälzungen zu verkennen.<br />

Eine tatsächlich originär dem Computer- und schließlich dem<br />

Informationszeitalter zuzurechnende Ideologie ist die schon länger in<br />

Mr. Microsoft: Bill Gates!<br />

(, WFr d7roeke 2/% 31

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