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gängliches Gesprächsthema den sozialen Frieden in deutschen<br />
Unternehmen sicherstellte, so sind es heute die im Computerspiel<br />
durchlebten Abenteuer, Kämpfe, gelösten Rätsel, die einen gemeinsamen<br />
Erfahrungshintergrund schaffen. Das Skizzierte gilt umso mehr<br />
für Multiuser-Spiele, die bald - mit dem Internet als zugrunde liegen-<br />
der Infrastruktur - von Spielern, rund um den Globus verstreut, miteinander<br />
(oder gegeneinander) gespielt werden können. Was natürlich<br />
noch fehlt, ist ausreichende Bandbreite, und in den USA sind von<br />
einigen Anbietern (, Mpath Interactive", "TEN") schon Pläne für ein<br />
verteiltes Netzwerk von Spiele-Servern angekündigt, das parallel zum<br />
bestehenden Netz aufgebaut werden und als _Backbone»<br />
für die<br />
neuen Spiele-Services dienen soll.<br />
Wie schon gesagt: es mangelt noch an Bandbreite auf der<br />
Infobahn. Menschen verfolgen minutenlang den Aufbau einer mit<br />
Grafik überfrachteten WWW-Seite, um schließlich feststellen zu müs-<br />
sen, daß sie mal wieder auf Bandenwerbung hereingefallen sind und<br />
die interessanten Informationen erst drei Hyperlinks weiter liegen -<br />
wenn überhaupt. Netzuser aus alten Tagen, die vor dem großen<br />
Internethype die sooftgenannte "Internetgemeinde"<br />
konstituierten (im<br />
wesentlichen Techniker und Beschäftigte aus den Bereichen<br />
Forschung und Lehre), beweinten leise die Invasion der Proleten, die<br />
sich nicht an die Netiquette halten und unnötig Netzressourcen in<br />
Beschlag nehmen; mit Kinderpornos, rechtsextremer Propaganda<br />
oder irgendwelchem anderen Mist sorgen sie nur für häßliche<br />
Schlagzeilen und zerstören den Nimbus des esoterisch-akademi-<br />
schen Systems. Der typische Internetbenutzer ist heute entweder<br />
Student und genießt das Privileg des kostenlosen Zugangs über die<br />
Universität oder er gehört unserer lieben Infoelite an. Außer der alten<br />
Garde aus dem akademisch-universitären Sektor finden sich im<br />
Küberraum noch Werbeleute,<br />
Journalisten, technophile<br />
Exhibitionisten und Leute, die<br />
sonst keine Freunde haben.<br />
Unter den Protagonisten der<br />
R<br />
ASCHINE<br />
"Netzgemeinde" sind couragierte Computerfachleute (wie etwa Phil<br />
Zimmermann, er handelte sich als Autor des Freeware-<br />
Verschlüsselungsprogramms<br />
.. Pretty Good Privacy" ein Verfahren<br />
wegen Verstoß gegen amerikanisches Exportrecht ein, da in den USA<br />
kryptografische Algorithmen als Militärtechnologie eingestuft werden),<br />
Medientheoretiker, Künstler, Bürgerrechtler - z. T. institutiona-<br />
lisiert, wie etwa in der Frontier Foundation" (EFF) einer<br />
"Electronic ,<br />
Bürgerechtsbewegung, die gegen Zensur und das Verbot von<br />
Verschlüsselungstechnologie für jedermann im Internet Front macht.<br />
1952 erkrankte aus ungeklärter Ursache der Sohn eines<br />
Geflügelbauern aus Niedersachsen 23-jährig an einer mysteriösen<br />
Krankheit ,<br />
er schien querschnittsgelähmt. Über 30 Jahre blieb er an<br />
einen Rollstuhl gefesselt, bis er 1986 in einem Pflegeheim ebenso<br />
plötzlich und unerklärlich gesundete. Wie sich später herausstellte,<br />
hatte er durch Zufall als Unbeteiligter aus einem Gespräch erfahren,<br />
daß Onanie das Rückenmark keineswegs irreparabel schädigt.<br />
So also bestimmt das Bewußtsein das Sein.<br />
Eine ernsthafte Analyse, die danach fragt, welche Veränderungen<br />
eine (technologische, wissenschaftliche, kulturelle) Revolution herbeiführt,<br />
muß immer auch untersuchen, welchem Wandel unser<br />
Bewußtsein, unser Weltbild, unser Denken unterliegt, denn dieser ist<br />
der fundamentalste und weitreichendste. Um hierzu Konkretes zu<br />
erfahren, muß man selbst ins Internet, denn beliebter<br />
Diskussionsgegenstand im Netz ist das Netz selbst, seine Zukunft,<br />
seine Möglichkeiten und man erfährt etwas über das<br />
Selbstverständnis der Das letzte größere Ereignis, das die<br />
"Netizens".<br />
Illusion einer homogenen der Existenz einer Art<br />
"Netzgemeinde",<br />
Netzideologie beförderte, war die Reaktion auf die Verabschiedung<br />
des Communications Decency Act" (CDA) im Februar 1996, einem<br />
US-amerikanischen Gesetz, das praktisch eine Zensur der im Internet<br />
transportierten Inhalte bedeutete (so wurde z. B. die Rede von sexuellen<br />
Aktivitäten oder Organen" verboten). Innerhalb kurzer Zeit for-<br />
...<br />
mierte sich ein weltweiter Protest, der sich symbolisch über eine<br />
blaue Schleife - als Grafik in die eigene WWW-Seite eingebunden -<br />
erklärte, Blue Ribbon Campaign". John Perry Barlow, "The selbsternannter<br />
Gump der Cyberintellektuellen",<br />
_Forrest<br />
verfaßte damals<br />
seine vielbeachtete<br />
des Cyberspace".<br />
"Unabhängigkeitserklärung<br />
Das Recht auf freie Meinungsäußerung findet sicher eine Mehrheit in<br />
der verkabelten Weltbevölkerung, das blähende Pathos, mit dem<br />
Barlow in seiner Unabhängigkeitserklärung von anarchischer Freiheit<br />
in einer neuen Heimat des Geistes" träumt, wirkte aber befremdlich<br />
auf europäische Leser, und seither sind einige wortgewaltige Kritiken<br />
erschienen, die Barlow vorwerfen, einem häßlichen Wirtschaftsliberalismus<br />
das Wort zu reden und naiv die Eigendynamik technokra-<br />
tischer Umwälzungen zu verkennen.<br />
Eine tatsächlich originär dem Computer- und schließlich dem<br />
Informationszeitalter zuzurechnende Ideologie ist die schon länger in<br />
Mr. Microsoft: Bill Gates!<br />
(, WFr d7roeke 2/% 31