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Das böhmische und mährische Münzwesen des 13. Jahrhunderts ...

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ROMAN ZAORAL<br />

1270/76, beziehungsweise 1270/78). Die größten<br />

Schwankungen bezüglich Feingehalt <strong>und</strong> Größe <strong>des</strong><br />

Münzbil<strong>des</strong> traten während der Reform von 1268 auf.<br />

In diesen Zusammenhang gehört wohl auch die<br />

Einführung <strong>des</strong> Hälblings. In den schriftlichen<br />

Quellen sind <strong>böhmische</strong> Hälblinge bereits seit 1249<br />

nachgewiesen, die frühesten bisher bekannt gewordenen<br />

Originale datiert Nový um 1268 5 . Die drei im<br />

vorliegenden F<strong>und</strong> vertretenen Hälblingstypen aus<br />

Budweis (entstanden 1270/76), Königgrätz (entstanden<br />

1270/76) <strong>und</strong> Prag (entstanden 1276/78?) stellen<br />

einen überzeugenden Beleg für Novýs Hypothese dar.<br />

Zwölf <strong>böhmische</strong>n Brakteatentypen sind der<br />

Münzstätte Prag zugeschrieben, sechs Typen stammen<br />

wahrscheinlich aus Budweis <strong>und</strong> drei aus Königgrätz,<br />

einschließlich <strong>des</strong> Typs mit dem Motiv <strong>des</strong> agnus dei<br />

(Friedensburg 1931, Nr. 694, Abb. 1) 6 , der bislang<br />

nach Schlesien lokalisiert wurde. <strong>Das</strong>s es sich bei diesem<br />

Stück um einen <strong>böhmische</strong>n Brakteaten handelt,<br />

beweist das Fehlen anderer schlesischer Prägungen im<br />

F<strong>und</strong> sowie auch sein relativ häufiges Vorkommen (48<br />

Exemplare, 4 Münzpäckchen), das eher auf eine dem<br />

F<strong>und</strong>ort näher gelegene Münzstätte hinweist. Alle drei<br />

Königgrätzer Typen, die sich in der Machart, vor allem<br />

der Feinheit <strong>des</strong> Stempelschnittes <strong>und</strong> dem flachen<br />

Relief gleichen, dürften stark umgelaufen sein, wie aus<br />

der Vielzahl der F<strong>und</strong>orte <strong>und</strong> aus dem nun erstmals<br />

nachgewiesenen Hälbling zu diesem Typ hervorgeht.<br />

Zur dominierenden <strong>böhmische</strong>n Typen gehören Cach<br />

1974, Nr. 820 (die 1260er Jahren, Abb. 2) aus der<br />

Münzstätte Prag, der bisher aus gesamt elf F<strong>und</strong>orten<br />

bekannt ist <strong>und</strong> der im Depot von Fuchsenhof in zehn<br />

Varianten vertreten ist, <strong>und</strong> Cach 1974, Nr. 842 (die<br />

1270er Jahren, zehn F<strong>und</strong>orte, Münzstätte Budweis,<br />

Abb. 3), <strong>des</strong>sen ikonographischer Gehalt (ein <strong>böhmische</strong>r<br />

Löwe mit dem österreichischen Balkenzeichen<br />

auf seiner Brust) sowie auch seine Gewichtsangaben,<br />

die sich durch dem Gleichgewicht in der Anzahl von<br />

leichteren <strong>und</strong> schwereren Exemplaren auszeichnen,<br />

die erwähnten Unifikationstendenzen nachweisen.<br />

Wesentliche <strong>und</strong> manchmal auch überraschende<br />

Erkenntnisse erbrachten die Rauhgewichte der <strong>böhmische</strong>n<br />

Brakteaten, die überhaupt zum ersten Mal in<br />

großer <strong>und</strong> repräsentativer Anzahl (z. B. 164 Ex. von<br />

Typ Cach 1974, Nr. 820) einer metrologischen<br />

Untersuchung unterzogen werden konnten. Auffällig<br />

sind die ungewöhnlich großen Gewichtsunterschiede<br />

von 0,50-0,95 Gramm zwischen den Prägungen <strong>des</strong>selben<br />

Typs. Dies bestätigt eine Arbeitshypothese,<br />

derzufolge die Münzen in Böhmen in Übereinstimmung<br />

mit dem in einer Formularsammlung 7 erhaltenen<br />

Münzpachtvertrag geprägt worden sein dürften 8 .<br />

Nach <strong>des</strong>sen Bestimmungen sollten aus einer Mark<br />

Silber jeweils im ersten Teil <strong>des</strong> Jahres 316 Denare<br />

(schwerere Prägungen) <strong>und</strong> im zweiten Teil 364<br />

Denare (leichtere Prägungen) ausgegeben werden. Die<br />

nun aus dem vorliegenden F<strong>und</strong>material erhobenen<br />

Gewichte ermöglichten es nicht nur, diese Daten zu<br />

überprüfen, sondern bestätigten auch Cachs<br />

Hypothese über die Dauer der Umlaufzeit der<br />

Münzen, derzufolge mit steigender Umlaufzeit der<br />

Anteil der schweren Münzen sank 9 .<br />

Am wichtigsten sind jedoch Erkenntnisse über die in<br />

Böhmen <strong>des</strong> <strong>13.</strong> Jahrh<strong>und</strong>erts gültige Prager Mark,<br />

deren tatsächliches Gewicht bis heute strittig ist.<br />

Wenn die Datierung <strong>des</strong> Typs Cach 1974, Nr. 820 in<br />

die Jahre 1265/67 zutrifft, muß davon ausgegangen<br />

werden, dass die Einführung der neuen Prager Mark<br />

in Böhmen nicht in Zusammenhang mit der Maß- <strong>und</strong><br />

Gewichtsreform <strong>des</strong> Jahres 1268 gebracht werden<br />

kann 10 , sondern eher in Zusammenhang mit der<br />

Münzreform Premysl Otakars I. aus den 1220er<br />

Jahren steht 11 , als in Böhmen die Brakteatenprägung<br />

einsetzte (um 1226/28). Die erste Erwähnung der<br />

neuen Mark ist in einer Urk<strong>und</strong>e <strong>des</strong> Brevnover Abtes<br />

5. Nový, Organizace, S. 402.<br />

6. Friedensburg, F.: Die schlesischen Münzen <strong>des</strong> Mittelalters. Breslau 1931.<br />

7. Vgl. einige <strong>und</strong>atierte Formularsammlungen, deren wichtigste<br />

jenes Formular ist, welches nach Nový, R.: Deský mincmistr<br />

Eberhard. In: Z pomocných v4d historických V, Acta Universitatis Carolinae<br />

–Philosophica et Historica 1-1982. Praha 1984, S. 136 aus der Zeit vor<br />

dem 22. 9. 1253 stammt Emler, J. (Hg.): Regesta diplomatica nec non<br />

epistolaria Bohemiae et Moraviae II. Pragæ 1882, S. 1014-1015, Nr.<br />

2334. Zum Quellenwert der Formulare <strong>und</strong> ihrer Münzangaben<br />

äußern sich kritisch Šusta, J.: Dv4 knihy ceských d4jin I. Praha 1926, S.<br />

95 <strong>und</strong> Šebánek, J.: Nekolik zpráv o mincovních a menových<br />

pomerech v <strong>des</strong>kých zemích ve <strong>13.</strong> století ve svetle diplomatickém.<br />

In: Sborník I. numismatického symposia 1964. Brno 1966, S. 84-85.<br />

8. Zum ersten Mal wurde diese Hypothese von Radomerský, P.:<br />

Studie k <strong>des</strong>kému mincovnictví <strong>13.</strong> století. Nález brakteáto v<br />

Deských Budejovicích z roku 1936 a otázka <strong>des</strong>kobudejovické mincovny<br />

ve <strong>13.</strong> století. In: Casopis Národního muzea 135, 1966, S. 5-24<br />

formuliert, vgl. auch Castelin, K. - Pánek, I.: Poznámky k <strong>des</strong>kému<br />

mincovnictví druhé poloviny <strong>13.</strong> století. In: Numismatické listy 32,<br />

1977, S. 116-117.<br />

9. Cach, F.: K mincovní technice doby brakteátové. In: Sborník II.<br />

numismatického symposia 1969. Brno 1976, S. 75-84.<br />

10. Dies setzten Nový, Organizace, S. 388-403 <strong>und</strong> zuletzt Vanídek,<br />

V.: Velké d4jiny zemí Koruny ceské III. (1250-1310). Praha 2002, S. 328-<br />

329 voraus.<br />

11. So Sejbal, J.: Denárová mena. In: Peníze v ceských zemích do roku 1919.<br />

Praha 1996, S. 41-49 (im folgenden zitiert als Sejbal, Denárová<br />

mena).<br />

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