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Das böhmische und mährische Münzwesen des 13. Jahrhunderts ...

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ROMAN ZAORAL<br />

Dieser Brakteat entspricht mit einem Durchmesser <strong>des</strong><br />

Münzbil<strong>des</strong> von 10 Millimetern den gleichzeitigen<br />

markgräflich-<strong>mährische</strong>n Brakteaten. Ohne Zweifel war<br />

die ursprünglich Zahl der Brakteatentypen Brunos von<br />

Schauenburg größer, wird sich aber in Zukunft durch<br />

Neuzuweisungen <strong>und</strong> -f<strong>und</strong>e noch erweitern lassen.<br />

Vermutlich entstand die überwiegende Anzahl bischöflicher<br />

Prägungen –Denaren sowie auch Brakteaten–<br />

in den Jahren 1267 bis 1270. Die Gründe hiefür<br />

lagen zum einen in der Maß- <strong>und</strong> Gewichtsreform, für<br />

deren Erfolg Bruno einen großen Teil der<br />

Verantwortung trug, zum anderen in den damals laufenden<br />

Vorbereitungen für den zweiten Kriegszug<br />

nach Preußen, der im Winter 1267/68 stattfand <strong>und</strong><br />

erhöhten Geldbedarf für militärische Zwecke erforderte.<br />

Die Münze spielte dabei zweifellos auch eine<br />

propagandistische Rolle, weil Bruno in Verbindung<br />

mit diesem Kriegszug die Erhebung <strong>des</strong> Olmützer<br />

Bistums zum Erzbistum plante. Außerdem stammen<br />

fast alle Nachrichten über die Denare Brunos in den<br />

bischöflichen Urk<strong>und</strong>en aus der Zeit nach 1260 28 .<br />

Zur Frage der ursprünglichen Besitzer<br />

<strong>des</strong> Schatzf<strong>und</strong>es<br />

Ausgehend von der Tatsache, dass die Münztypen, die<br />

am ehesten in den Jahren 1276/78 in Prag (Cach 1974,<br />

Nr. 816-818), Olmütz (Cach 1974, Nr. 973) <strong>und</strong><br />

Budweis (Cach 1974, Nr. 839) geprägt wurden, als die<br />

jüngsten Nominalien <strong>des</strong> ganzen F<strong>und</strong>es zu gelten<br />

haben, ist es wahrscheinlich, dass der F<strong>und</strong> von<br />

Fuchsenhof aus Böhmen stammt. In der Umgebung<br />

von Fuchsenhof befand sich zudem damals kein bedeuten<strong>des</strong><br />

Handwerker- oder Handelszentrum, in dem eine<br />

Nachfrage nach goldenen <strong>und</strong> silbernen<br />

Schmuckstücken bestanden hätte. Fuchsenhof liegt in<br />

der Nähe der Kreuzung der Nord-Süd (Budweis-Linz)<br />

<strong>und</strong> West-Ost (Passau-Gmünd, bzw. Zwettl)<br />

Transitlinien <strong>und</strong> damit in einem typischen<br />

Durchzugsgebiet. Der Schatz wurde höchstwahrscheinlich<br />

in den unruhigen Jahren der Zeit von 1276 bis<br />

1278 versteckt, als Oberösterreich vom Heer König<br />

Rudolfs von Habsburg durchzogen bzw. besetzt wurde.<br />

Wenn auch nicht ganz ausgeschlossen werden kann,<br />

dass die ursprünglichen Besitzer <strong>des</strong> Schatzf<strong>und</strong>es<br />

Fernhändler waren, deutet die Struktur <strong>des</strong> F<strong>und</strong>es<br />

(Schmuckstücke in Form von Fertigware <strong>und</strong><br />

Halbprodukten, Blattgold, Silberbarren, verschiedene<br />

Münztypen sowie auch Münzpäckchen) darauf, die<br />

Besitzer unter Goldschmieden zu vermuten, denen die<br />

obenerwähnten Formen der Zahlungsmittel größtenteils<br />

als Rohstoff für die Schmuckproduktion dienten.<br />

Wir haben dementsprechend in dem F<strong>und</strong> Teile einer<br />

Goldschmiedewerkstätte vor uns, die von ihrem<br />

Eigentümer mitgeführt wurden. Der Transfer von<br />

Goldschmieden in einer Zeit der Umgruppierung von<br />

Machtzentren in Mitteleuropa erscheint nicht abwegig,<br />

eher naheliegend, arbeiteten Goldschmiede weitgehend<br />

nur für damalige Eliten. Schmuckgegenstände<br />

wurden eher auf individuelle Bestellung <strong>und</strong> weniger<br />

im voraus zum freien Angebot hergestellt. Die<br />

Rohstoffe <strong>und</strong> Halbprodukte, einschließlich <strong>des</strong> beschädigten<br />

Schmucks, waren auch einfacher zu transportieren,<br />

aufzubewahren <strong>und</strong> zu verbergen als neue<br />

zerbrechliche Fertigware.<br />

Die jüngsten Typen, die als Prägungen der<br />

Münzstätten Prag, Olmütz <strong>und</strong> Budweis bestimmt<br />

wurden, erlauben den Schluss, dass die Eigentümer <strong>des</strong><br />

F<strong>und</strong>materials von Fuchsenhof in den 1260er <strong>und</strong><br />

1270er Jahren in Prag <strong>und</strong> Olmütz, den zwei wichtigen<br />

mitteleuropäischen Zentren der Goldschmiedekunst,<br />

tätig gewesen sein könnten 29 . Vor allem Prag stellte<br />

damals bereits ein bedeuten<strong>des</strong>, weit ausstrahlen<strong>des</strong><br />

künstlerisches <strong>und</strong> kulturelles Zentrum dar 30 . In<br />

Olmütz ließ Bischof Bruno in den 1260er Jahren, als<br />

er Hauptmann der Steiermark war 31 , nach dem Vorbild<br />

der Pariser Sainte-Chapelle die bischöfliche Kapelle<br />

mit Reliquiaren ausstatten <strong>und</strong> richtete eine<br />

Schatzkammer ein. Für diese hochspezialisierten<br />

Arbeiten kamen Fachleute nach Olmütz. <strong>Das</strong>s einer<br />

der Goldschmiede, die den F<strong>und</strong> besessen haben, seine<br />

Reise in Olmütz begann, wird durch das Vorkommen<br />

<strong>des</strong> bisher unbekannten Brakteaten <strong>des</strong> Olmützer<br />

Bischofs Bruno im F<strong>und</strong> angedeutet, <strong>des</strong>sen Umlauf<br />

im Gebiet der Pfennigwährung nicht vorausgesetzt<br />

werden kann.<br />

28. Hrabová, L.: Ekonomika feudální dryavy olomouckého biskupství ve druhé<br />

polovin4 <strong>13.</strong> století. Praha 1964, S. 80-81. Es bleibt eine offene Frage,<br />

ob Bruno bereits in den 1250er Jahren in Mähren Münzen prägte.<br />

29. Kuthan, J.: P7emysl Otakar II. Praha 1993 (in Deutsch: Wien-Köln-<br />

Weimar 1996), S. 235 <strong>und</strong> 247-248.<br />

30. So schrieb etwa Abt Engelbert von Admont in einem Brief, dass<br />

Prag für ihn im Jahre 1271 der attraktivste Studienort in<br />

Deutschland war (Pez I/1, S. 429, zitiert nach Suckale, R.:<br />

Beiträge zur Kenntnis der <strong>böhmische</strong>n Hofkunst <strong>des</strong> <strong>13.</strong><br />

Jahrh<strong>und</strong>erts. In: Um4ní 51, 2003, S. 98).<br />

31. Bruno war Hauptmann der Steiermark in den Jahren 1262/69,<br />

dazu Novotný, V.: Ceské dejiny ¼. Praha 1937, S. 123 <strong>und</strong> 204.<br />

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