Ausgabe 010 Februar 2013 - Das Armutsnetzwerk
Ausgabe 010 Februar 2013 - Das Armutsnetzwerk
Ausgabe 010 Februar 2013 - Das Armutsnetzwerk
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Inhaltsverzeichnis:<br />
Eine Gesellschaft ist nur so stark, wie ihre schwächsten Glieder ................................... 3<br />
Einflussfaktoren von Armut ............................................................................................ 4<br />
EAPN-Strategieplan 2012-2014 ...................................................................................... 6<br />
Die Armutsbekämpfung ist ein Stiefkind ........................................................................ 9<br />
Eine Gesellschaft ist nur so stark, wie ihre<br />
schwächsten Glieder ...<br />
Diese allgemein bekannte und anerkannte Aussage, scheint bei der Bemessung der Reichtums- und<br />
Armutsgrenzen in der Bundesrepublik keine Rolle zu spielen. Die Politik drückt sich nach wie vor,<br />
zu einigen brisanten Fragen im Vierten Reichtums- und Armutsbericht konkret Stellung zu beziehen.<br />
Verschiedene Passagen zur Verteilung der Einkommen und Vermögen aus dem Entwurf sind<br />
verschwunden. Der Satz „Die Privatvermögen in Deutschland sind sehr ungleich verteilt“ fiel weg.<br />
Ebenso: „die Bundesregierung prüft, ob und wie über die Progression in der Einkommensteuer<br />
hinaus privater Reichtum für die nachhaltige Finanzierung öffentlicher Aufgaben herangezogen<br />
werden kann“. Wie viele Menschen in Deutschland sind denn wirklich arm, wie viele sind in den<br />
vergangenen Jahren in die Armut abgerutscht ? - Fragen, die man gerne beantwortet sehe!<br />
Obdachlos in Budapest ............................................................................................... 10<br />
Jobcenter muss Diensttelefonliste offenlegen! ........................................................... 16<br />
Internet von zentraler Bedeutung für die Lebensführung ....................................... 17<br />
Von der Mitte der Gesellschaft zum Rand – und wieder zurück? ................................ 18<br />
BGE in der Schweiz ..................................................................................................... 20<br />
Aktionstage zu 20 Jahre Tafeln in der Bundesrepublik ............................................ 21<br />
Repression gegen das Bündnis Blockupy Frankfurt ................................................ 22<br />
Büchertipp ................................................................................................................... 23<br />
Armut ist ein relativer Begriff. Es kommt auf die<br />
Sicht des Betrachtenden an. Es ist müßig, die Verhältnisse<br />
in einem Entwicklungsland mit denen in<br />
Deutschland zu vergleichen. Die absolute Armut<br />
wird von der Weltbank mit einem Einkommen von<br />
weniger als 1,25 $ am Tag definiert. Diese Größe<br />
ist für die Verhältnisse in der Bundesrepublik unsinnig.<br />
Darüber spricht keiner, wohl aber über Zahlen,<br />
die sich an Durchschnittswerten und Medianen orientieren.<br />
Die Statistik mit all ihren Möglichkeiten<br />
dient dazu, die Realität in dieser Frage zu verschleiern.<br />
Da es immer Einkommensunterschiede geben wird,<br />
wird es auch immer eine Hälfte besser Verdienender<br />
geben. Der Median verändert seinen Wert, wenn die<br />
Einkommen der unteren Hälfte angehoben werden.<br />
Mathematisch gesehen gibt es bei einer Festlegung,<br />
dass der, der unter 60% des Median verdient, als<br />
arm gilt, immer anteilig gleich viele Arme im Verhältnis<br />
zur gesamten Gesellschaft.<br />
<strong>Das</strong> führt zu der Feststellung, dass eine Fixierung<br />
der Armutsgrenze auf diese Art wenig sinnvoll<br />
ist. Vielmehr sollten ethisch-moralische Kriterien<br />
dazu herangezogen werden. Wie werden alle Bevölkerungsgruppen<br />
in die Gesellschaft integriert?<br />
Ist es jedem Bürger möglich, an allen gesellschaftlichen<br />
Errungenschaften teil zu haben?<br />
Dabei kommt der Bildung und der Persönlichkeitsentwicklung<br />
eine herausragende Bedeutung zu.<br />
Sie sind die entscheidenden Faktoren für eine<br />
funktionierende Gesellschaft, untrennbar verbunden<br />
mit der Achtung vor der Leistung des Anderen.<br />
Die alleinige Ausrichtung auf materiellen Erfolg<br />
steht dem völlig im Wege. Gesellschaftlicher<br />
Reichtum in einer gerechten, leistungsorientierten<br />
Verteilung, ist die Voraussetzung für die mögliche<br />
Teilhabe an Kultur, Kunst, Wissenschaft und<br />
Gesundheit für alle Menschen. Gleichzeitig ist er<br />
auch Basis für ein Leben in freier Entscheidung<br />
im Rahmen der gesellschaftlichen Normen.<br />
5,3 Prozent der deutschen Gesellschaft leiden unter<br />
erheblichen materiellen Entbehrungen. Unabhängig<br />
von individuellen Schwächen und Fehlern<br />
bleibt hier ein massives gesellschaftliches Problem,<br />
das bisher nicht gelöst wurde.<br />
Die sich verändernde gesellschaftliche Struktur<br />
durch die demografische Entwicklung führt<br />
zu älteren Durchschnittsbürgern, einer geringen<br />
Geburtenrate und dem Anstieg von Singlehaushalten.<br />
Dies ist Ausdruck falsch vermittelter<br />
Wertschätzung, hin zu vermeintlichem unbedingt<br />
notwendigem materiellem Reichtum mit „Geiz<br />
ist geil“- und Neidmentalität und weg von den<br />
ethisch-moralischen Grundwerten jeder Religion<br />
und Menschlichkeit.<br />
2 3