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Israel-Fahrt 2008 - Nrwisrael.de

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Wilhelm-Emmanuel-von-Ketteler-Berufskolleg<br />

Schule <strong>de</strong>r Sekundarstufe II <strong>de</strong>r Stadt Münster<br />

Der Sinai Marathon<br />

Tagebuch einer <strong>Israel</strong>-<strong>Fahrt</strong><br />

vom 23.02. bis 01.03.<strong>2008</strong><br />

© Horst Brülle, Groenwold 32 48301 Nottuln<br />

Tel.: 02509 8514<br />

Email: horst@bruelle-nottuln.<strong>de</strong><br />

Skype ID: horst0310<br />

Die Mitreisen<strong>de</strong>n:<br />

Balsliemke, Axel; Bartelt, Benedikt; Becker, Rudolf; Bouma, Mareen; Bröker, Jens; Bröskamp,<br />

Corinna; Grüner, Alexan<strong>de</strong>r; van <strong>de</strong>r Kolk, Jan; Kuhlenkötter, Thomas; Licht, Daniel; Lütke<br />

Brintrup, Christian; Peiler, Mareike; Pricking, Felix; Reinke, Christian; Rethmann, Helga; Rolf,<br />

Silvia; Roters, Stephan; Schlamann, Vanessa; Siemens, Franka; Visser, Elisabeth; Visser, Jan;<br />

Wolff, Niklas; Worm, Maximilian;<br />

Leitung:<br />

Johannes Peperhove, Horst Brülle<br />

- 1 -


Wir hatten gut überlegt, ob wir uns <strong>de</strong>n Marathon zum Sinai zumuten und unseren Schülern<br />

zutrauen sollten. Da wir jedoch das Ganze schon einmal gemacht hatten wussten wir, was da auf<br />

uns zukommen wür<strong>de</strong> und wur<strong>de</strong>n dann von <strong>de</strong>n positiven Rückmeldungen in unserer Einschätzung<br />

bestätigt.<br />

Samstag, 23.02. bis Sonntag, 24.02.<strong>2008</strong><br />

Der Start war in Münster am Hauptbahnhof um 00.45 Uhr, <strong>de</strong>n 22 Teilnehmer real und 3<br />

Teilnehmer zumin<strong>de</strong>st telefonisch miterlebten. Bis zur Ankunft in Köln/Bonn waren wir dann<br />

auch vollzählig, so dass sich alle 25 um 8.00 Uhr auf die 3.100 km lange Reise machten, die<br />

uns in nur 3 ½ Stun<strong>de</strong>n nach Tel Aviv brachte. Wir erreichen <strong>de</strong>n Flughafen Ben Gurion<br />

(David Ben Gurion, Grün<strong>de</strong>rvater und erster Ministerpräsi<strong>de</strong>nt <strong>Israel</strong>s, 1886-1973) um 13.00 Uhr Ortszeit.<br />

Der fast menschenleere Flughafen wirkt ein wenig irreal, aber <strong>de</strong>r Tourismusverkehr ist doch<br />

wie auch im letzten Jahr auf Grund <strong>de</strong>r politischen Lage stark reduziert.<br />

Um 14.15 Uhr treten wir die Busreise durch die Wüste Negev nach Eilat an. Wir können nicht<br />

die übliche Straße entlang <strong>de</strong>r Mittelmeerküste nehmen, da die Raketenüberfälle aus <strong>de</strong>m<br />

Gazastreifen eine Vorbeifahrt zu gefährlich machen. Also geht es nördlich um Jerusalem<br />

herum und dann durch die Jordanebene am Toten Meer vorbei Richtung Sü<strong>de</strong>n. Ich nutze die<br />

lange <strong>Fahrt</strong>, um schon mal etwas an Informationen über Geschichte, Landschaften,<br />

Bevölkerung, Religionen und Wirtschaft loszuwer<strong>de</strong>n.<br />

Nach 2 Pausen erreichen wir gegen 19.00 Uhr Eilat am Roten Meer, die südlichste Stadt<br />

<strong>Israel</strong>s. Ein japanisches Restaurant bietet uns eine interessante Mischung aus Sushi und<br />

Nu<strong>de</strong>leintopf zum Aben<strong>de</strong>ssen. Unser israelischer Reisebegleiter, <strong>de</strong>r sich später als<br />

Sicherheitsbeauftragter unseres Reiseunternehmens herausstellt, führt uns dann zur<br />

ägyptischen Grenze nach Taba wo wir <strong>de</strong>n Bus tauschen und unseren einheimischen<br />

Reiseführer treffen (die Ägypter wollen auch etwas verdienen).<br />

Gegen 01.00 Uhr erreichen wir das St. Katharinen-Kloster (gegr. 548 und seit<strong>de</strong>m durchgehend<br />

bewohnt, 1528 m ü. NN) im Sü<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Sinai-Halbinsel. Es ist eine mondklare Nacht und<br />

schemenhaft kann man schon die Umrisse <strong>de</strong>r umliegen<strong>de</strong>n Berge sehen. Aber nach <strong>de</strong>r <strong>Fahrt</strong><br />

tut bei 7°C ein<br />

heißer Tee gut<br />

und <strong>de</strong>r kleine<br />

Souvenirla<strong>de</strong>n<br />

bietet auch<br />

mancherlei<br />

Abwechslung.<br />

Nach<strong>de</strong>m Johannes<br />

und<br />

ich mit unserem<br />

Führer<br />

die verschie<strong>de</strong>nen<br />

Routen<br />

diskutiert haben,<br />

ent<br />

schei<strong>de</strong>n wir<br />

uns für die,<br />

die wir schon<br />

von 1999<br />

kennen und<br />

nach Überprüfung <strong>de</strong>s Marschgepäcks, <strong>de</strong>s Schuhwerks, <strong>de</strong>r Getränkeflaschen und einer<br />

- 2 -


Sicherheitsbelehrung beginnen wir um kurz nach 02.00 Uhr <strong>de</strong>n Aufstieg auf <strong>de</strong>n 2285 m<br />

hohen Mosesberg. Es sind auf <strong>de</strong>m 7,4 km langen Serpentinenweg 760 Höhenmeter bei heftigem<br />

Kamel-Gegenverkehr zu überwin<strong>de</strong>n. Die ständige Frage „Camel, camel?“ lehnen wir<br />

dankend ab, <strong>de</strong>nn wir haben uns alle vorgenommen, es ohne Transportmittel zu schaffen.<br />

Nach 2 bis 3 Pausen erreichen wir alle gegen 05.00 Uhr <strong>de</strong>n Gipfel, <strong>de</strong>r bereits von vielen<br />

an<strong>de</strong>ren Gruppen bevölkert ist. Die letzten 730 Stufen vom Hochplateau zur Spitze haben uns<br />

alle an die Belastbarkeitsgrenze gebracht und so dient die Wartezeit bis zum Sonnenaufgang<br />

zunächst einmal <strong>de</strong>r Erholung und Stärkung. Johannes und ich wissen, dass <strong>de</strong>r Abstieg über<br />

<strong>de</strong>n Treppenweg mit über 3000 Stufen noch anstrengend genug wer<strong>de</strong>n wird.<br />

Doch zunächst entschädigt <strong>de</strong>r Sonnenaufgang für alle Anstrengungen!<br />

- 3 -


Gegen 06.30 Uhr beginnt <strong>de</strong>r<br />

Abstieg (ich stelle mir jetzt mal<br />

Moses mit <strong>de</strong>n Gesetzestafeln vor,<br />

und das dann auch noch ohne die<br />

heutigen Stufen). Als wir dann<br />

nach ca. 2 Stun<strong>de</strong>n mit etwas<br />

zittern<strong>de</strong>n Beinen wie<strong>de</strong>r<br />

unten sind schauen wir noch<br />

einmal zurück auf diesen<br />

faszinieren<strong>de</strong>n, hier noch<br />

steiler erscheinen<strong>de</strong>n Berg,<br />

<strong>de</strong>ssen Gestein <strong>de</strong>n Eindruck<br />

erweckt, als wäre es durch<br />

eine riesige Teigmischmaschine<br />

geformt wor<strong>de</strong>n.<br />

Wir umrun<strong>de</strong>n das Kloster<br />

mit seinen 15 m hohen aus<br />

<strong>de</strong>m 6. Jh. stammen<strong>de</strong>n<br />

Mauern und erholen uns bei<br />

einem leckeren Frühstück.<br />

Um 10.30 Uhr geht es zurück<br />

nach <strong>Israel</strong>, jedoch wirft eine<br />

1 ½-stündige zusätzliche<br />

Wartezeit an <strong>de</strong>r Grenze unseren<br />

Zeitplan durcheinan<strong>de</strong>r.<br />

Wir fahren sofort weiter<br />

zum Toten Meer (400m unter<br />

NN, 400m tief, Fläche 600 km²,<br />

Salzgehalt 30%, wirtschaftliche<br />

Nutzung: Magnesium (100% <strong>de</strong>r<br />

För<strong>de</strong>rung geht an VW Deutschland),<br />

Brom, Düngemittel, Tourismus)<br />

wo wir uns in En Boqeq<br />

natürlich <strong>de</strong>n unsinkbaren Ba<strong>de</strong>spaß nicht entgehen lassen können.<br />

Gegen 18.30 Uhr erreichen wir die Jugendherberge in En Gedi und können nach 2 Tagen<br />

endlich mal wie<strong>de</strong>r in einem Bett schlafen.<br />

Montag, 25.02.<strong>2008</strong><br />

Nach <strong>de</strong>m Frühstück geht es nach Jerusalem (710.000 Einwohner, bis 826 m ü. NN auf 7 Hügeln<br />

gelegen, eine <strong>de</strong>r ältesten Städte <strong>de</strong>r Welt und <strong>de</strong>r unüberwindliche Streitpunkt zwischen Religionen und<br />

Nationen). Nach einem Besuch in <strong>de</strong>r Pater-Noster-Kirche (Vaterunser in über 100 Sprachen) steigen<br />

wir auf <strong>de</strong>m Ölberg aus und begeben uns auf eine ausge<strong>de</strong>hnte Stadtbesichtigung. Die<br />

Stationen habe ich einer Aufzählung von Johannes entnommen.<br />

Ölberg – Überblick über Jeruslaem, alle Ju<strong>de</strong>n möchten am liebsten am Ölberg begraben wer<strong>de</strong>n, da <strong>de</strong>r Messias<br />

am Jüngsten Tag durch das vor u ns liegen<strong>de</strong>Gol<strong>de</strong>ne Tor kommen soll.<br />

Dann sind wird zur Kirche Dominus flevit (<strong>de</strong>r Herr weinte dort über Jerusalem) gegangen, Bru<strong>de</strong>r Hartwig<br />

erklärte uns die Kirche. Wir hatten einen schönen Blick auf Jerusalem.<br />

Weiter gingen wir am Esel und seinem Besitzer vorbei zum Garten Gethsemane. Dort sind 8 alte Ölbäume zu<br />

sehen. Sicherlich sind nach <strong>de</strong>r Unterwerfung durch Titus alle Bäume abgeholzt wor<strong>de</strong>n zum Bauen. Trotz<strong>de</strong>m<br />

- 4 -


können durchaus aus <strong>de</strong>n Wurzeln Sprösslinge hervorgekommen sein; <strong>de</strong>nn Ölbäume sterben eigentlich nie!<br />

Texte aus <strong>de</strong>m Neuen Testament wur<strong>de</strong>n vorgelesen vom, Verrat Jesu durch Judas.<br />

Kirche <strong>de</strong>r Nationen – ganz dunkel mit <strong>de</strong>m Stein wo Jesus Blut schwitzte.<br />

Maria Grab – dort wur<strong>de</strong> Maria begraben – das Grab ist leer, da Maria mit Leib und Seele in <strong>de</strong>n Himmel aufgefahren<br />

ist, viele Ampeln sind zu sehen – gehört <strong>de</strong>r griechisch orthodoxen und <strong>de</strong>r armenischen Kirche, Text<br />

aus <strong>de</strong>m Neuen Testament, Picknick im Hof <strong>de</strong>r Kirche<br />

Eingang in die Altstadt durch das Stephanus Tor. Dort wur<strong>de</strong> Stephanus gesteinigt. Er war <strong>de</strong>r erste Märtyrer.<br />

Auf die Klei<strong>de</strong>r passte Saulus auf – <strong>de</strong>r sich später Paulus nannte.<br />

- 5 -


Über die Via Dolorosa – Weg <strong>de</strong>s Lei<strong>de</strong>ns/Kreuzweg ging es zur Burg Antonia. Dort wur<strong>de</strong> Jesus verurteilt,<br />

bekam die Dornenkrone auf und musste bis zum Kalvarienberg sein Kreuz tragen. Text aus <strong>de</strong>m Neuen Testament.<br />

Durch <strong>de</strong>n Basar ging es zur Klagemauer. Einem wur<strong>de</strong> hinter <strong>de</strong>m Checkpoint die Geldbörse geklaut. Frauen<br />

und Männer gehen getrennt an die Klagemauer um zu beten. Zettel mit Wünschen <strong>de</strong>r Gläubigen wer<strong>de</strong>n zwischen<br />

die Ritzen gesteckt. Faxe und Emails aus <strong>de</strong>r ganzen Welt wer<strong>de</strong>n zweimal am Tag von <strong>de</strong>r Post zur Klagemauer<br />

gebracht. Ju<strong>de</strong>n bewegen sich immer beim Beten; <strong>de</strong>nn je<strong>de</strong>s Glied <strong>de</strong>s Körpers muss in Bewegung<br />

sein.<br />

Durch die engen Wege <strong>de</strong>r Altstadt ging es durch das Zionstor zur Dormitiokirche. Diese Kirche gehört <strong>de</strong>n<br />

Benediktinern, Mareike Peiler – Wolbecker Mo<strong>de</strong>ll- hat dort 3 Monate gearbeitet. Die Kirche ist erstellt wor<strong>de</strong>n<br />

durch Spen<strong>de</strong>ngel<strong>de</strong>r aus Deutschland. Hier soll Maria gestorben sein.<br />

Gang zur Synagoge mit <strong>de</strong>m Grab <strong>de</strong>s Königs David, Dann Aufgang zum Obergemach / Abendmahlsaal.<br />

Text aus <strong>de</strong>m Neuen Testament. Dort erfolgte die Einsetzung <strong>de</strong>r Eucharistie. Von hier aus ging Jesus zum Ölberg<br />

zum Garten Gethsemane, wur<strong>de</strong> dort<br />

gefangen genommen – zum Hohenpriester<br />

gebracht und dann zu Pilatus (Burg Antonia),<br />

<strong>de</strong>m römischen Statthalter, <strong>de</strong>r ihn schließlich<br />

zum To<strong>de</strong> verurteilte.<br />

Grab von Oskar Schindler auf <strong>de</strong>m einzigen<br />

christlichen Friedhof in Jerusalem, im strömen<strong>de</strong>n<br />

Regen an <strong>de</strong>r Stadtmauer entlang zum<br />

Yaffa Tor und durch <strong>de</strong>n Basar zur Grabeskirche.<br />

Dort sind wir die Treppen zum Kalvarienberg<br />

hinauf gestiegen, wo Jesus an Kreuz<br />

geschlagen wur<strong>de</strong> und gekreuzigt wur<strong>de</strong>.<br />

Unten in <strong>de</strong>r Kirche liegt am Eingang <strong>de</strong>r Salbungsstein.<br />

Dort wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Leichnam Jesu<br />

gesalbt, in Tücher gewickelt und ins Grab<br />

gelegt. Gang in das Grab durch die kleine<br />

Engelskapelle, wo Reste <strong>de</strong>s Steines aufbewahrt<br />

wer<strong>de</strong>n, die bei <strong>de</strong>r Auferstehung weggerollt<br />

wur<strong>de</strong>n.<br />

Um 17.30 Uhr steigen wir am Yaffa<br />

Tor wie<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n Bus, <strong>de</strong>r uns nach<br />

Bethlehem bringt. Da <strong>de</strong>r Ort in<br />

Palästina liegt, geht es mal wie<strong>de</strong>r<br />

über eine Grenze und wir bekommen<br />

einen Eindruck davon, wie hoch 6<br />

- 6 -


Meter sind. Die Verteilung auf die palästinensischen Familien geht recht schnell und je<strong>de</strong>r<br />

macht seine ersten Erfahrungen mit <strong>de</strong>m Familienleben im Nahen Osten.<br />

Dienstag, 26.02.<strong>2008</strong><br />

Wir treffen uns um 7.30 Uhr an <strong>de</strong>r Schule in Beit Sahur, besichtigen die Hirtenfel<strong>de</strong>r und die<br />

Geburtskirche in Bethlehem und fahren dann wie<strong>de</strong>r nach Jerusalem, um die Ge<strong>de</strong>nkstätte für<br />

die Shoa (Holocaust) zu besichtigen. Ein Gang, <strong>de</strong>r uns je<strong>de</strong>s Jahr wie<strong>de</strong>r sehr betroffen macht<br />

und auch bei <strong>de</strong>n Schülern einen tiefen Eindruck hinterlässt.<br />

- 7 -


Wir lesen Texte aus <strong>de</strong>n KZs am Stacheldraht-Mahnmal vor, besuchen die Ge<strong>de</strong>nkhalle für<br />

die Konzentrationslager während <strong>de</strong>s Dritten Reichs, sehen einen Waggon aus Polen mit <strong>de</strong>m<br />

die Ju<strong>de</strong>n nach Osten transportiert wur<strong>de</strong>n, besuchen das Kin<strong>de</strong>r-Memorial und anschließend<br />

das neue Museum. Nach <strong>de</strong>m Besuch im Tal <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong>n geht es bei nass-kaltem Wetter<br />

zurück in die Innenstadt vorbei an <strong>de</strong>r Knesset und <strong>de</strong>m <strong>Israel</strong>-Museum mit <strong>de</strong>m Schrein <strong>de</strong>s<br />

Buchs, wo die Papyrusrollen aus Qumran aufbewahrt wer<strong>de</strong>n.<br />

Eine kurze Wan<strong>de</strong>rung durch einen Park, <strong>de</strong>r nicht <strong>de</strong>r botanische Garten sein kann, lässt uns<br />

ein wenig Abstand gewinnen und wir steigen anschließend am Damaskustor aus um durch <strong>de</strong>n<br />

Bazar zu bummeln, bis um 17.30 Uhr unser Bus wie<strong>de</strong>r zurück nach Bethlehem geht.<br />

- 8 -


Abends haben wir unsere Schüler und ihre palästinensischen Gastgeber zum Essen<br />

eingela<strong>de</strong>n. Auch <strong>de</strong>r stellvertreten<strong>de</strong> Schulleiter kommt und nimmt unseren Dank für die<br />

Organisation entgegen. Es wird bis 22.00 Uhr gegessen, getanzt und gelacht und man kann die<br />

traurigen Umstän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Situation Bethlehems ganz leicht verdrängen.<br />

Mittwoch, 27.02.<strong>2008</strong><br />

Um 08.30 Uhr machen wir uns auf nach Neot Kedumim. Dieser Park liegt in <strong>de</strong>r Nähe von<br />

Tel Aviv und beherbergt alle 113 in <strong>de</strong>r Bibel genannten Pflanzen. Wir treffen unsere Führerin<br />

Ronit, die wir schon von vielen früheren Besuchen kennen. Kurz darauf trifft auch die Gruppe<br />

aus Sulam ein mit unserem israelischen Kollegen Zoheir.<br />

Wir wollen <strong>de</strong>n Tag gemeinsam<br />

verbringen und zusammen das<br />

Essen zubereiten. Ronit erklärt<br />

uns die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Pflanzen<br />

und <strong>de</strong>r Landschaft für die Menschen<br />

<strong>de</strong>r Bibel und wir pflücken<br />

Oregano und Ysop und<br />

sammeln allerlei wild wachsen<strong>de</strong><br />

Pflanzen. In gemischten<br />

Gruppen lernen wir die Arbeit<br />

eines Hirten kennen und Zoheir<br />

zeigt uns dann nach einigen<br />

mehr o<strong>de</strong>r weniger gescheiterten<br />

Versuchen unsererseits wie man<br />

mit einer Schaf- und Ziegenher<strong>de</strong><br />

umgeht.<br />

- 9 -


Nach einer weiteren Wan<strong>de</strong>rung durch <strong>de</strong>n Park kommt dann das Mittagessen, aber nicht vom<br />

Partyservice, son<strong>de</strong>rn von uns selbst zubereitet. Mit viel Spaß, Einfallsreichtum, Improvisationstalent<br />

und abenteuerlichen Hilfsmitteln geht es ans Wasserholen, Feuermachen, Gemüseschnei<strong>de</strong>n,<br />

Teigkneten, Salatzupfen, Saucenabschmecken, Kochen, Backen und Braten. Es<br />

entsteht dann tatsächlich innerhalb von einer guten Stun<strong>de</strong> am offenen Feuer ein erstaunlich<br />

vielfältiges warmes Buffet: mehrere Salate, Pita, gefüllte Teigtaschen, Hirse, Gemüsesuppe<br />

und zum Nachtisch gedünstete Äpfel mit Honig karamellisiert von Corinna.<br />

Nach <strong>de</strong>m Essen und Aufräumen verabschie<strong>de</strong>n wir uns dann von Ronit und fahren gegen<br />

15.30 Uhr nach Sulam in <strong>de</strong>r Nähe von Nazareth. Nach 2 Stun<strong>de</strong>n kommen wir dort an und<br />

viele unserer Gasteltern und Kin<strong>de</strong>r warten, um uns mitzunehmen. Wir verabschie<strong>de</strong>n uns und<br />

verabre<strong>de</strong>n Zeit und Ort <strong>de</strong>s Treffens für <strong>de</strong>n nächsten Tag.<br />

Donnerstag, 28.02.<strong>2008</strong><br />

Nach <strong>de</strong>m obligatorischen Besuch beim Bürgermeister <strong>de</strong>s Distriktes besichtigen wir einen<br />

Gartenbaubetrieb, <strong>de</strong>r sich auf die Erforschung und Verwertung von arabischen Heilpflanzen<br />

spezialisiert hat. Er hat einen eigenen Energy-Drink entwickelt und versucht ihn jetzt weltweit<br />

zu vermarkten.<br />

Nach <strong>de</strong>r Probe geht es mit neuer Energie weiter zum See Genezareth; wir besuchen Tabgha<br />

(Brotvermehrungskirche und Petrikirche (Einsetzung von Petrus als Nachfolger Jesu)) und Kapharnaum.<br />

Wir besichtigen die Ruine <strong>de</strong>r ältesten Synagoge (einer <strong>de</strong>r hier gefun<strong>de</strong>nen Steine zeigt die Abbildung<br />

<strong>de</strong>s Wagens, auf <strong>de</strong>m die Bun<strong>de</strong>sla<strong>de</strong> mit <strong>de</strong>n 10 Geboten von <strong>de</strong>n <strong>Israel</strong>iten transportiert wor<strong>de</strong>n ist) und<br />

sehen viele ausgegrabene Artefakte aus <strong>de</strong>r Zeit Jesu. Hier soll auch das Haus <strong>de</strong>s Petrus<br />

gestan<strong>de</strong>n haben. Ein Gebäu<strong>de</strong> <strong>de</strong>s ausgegrabenen Dorfes ist mit einem Oktogon überdacht<br />

und dient als Kirche.<br />

- 10 -


Am Berg <strong>de</strong>r Seligpreisungen (Bergpredigt) vorbei fahren wir dann weiter Richtung Golan<br />

(Hochplateau bis 1200m ü. NN, 1981 von <strong>Israel</strong> annektiert, Obstbau, Weinbau, drusische Dörfer). Hier befin<strong>de</strong>t<br />

sich in <strong>de</strong>r Nähe <strong>de</strong>r Lybischen Grenze <strong>de</strong>r Banyas, einer <strong>de</strong>r drei Quellflüsse <strong>de</strong>s Jordan.<br />

Unterwegs überzeugen wir uns noch von <strong>de</strong>r Qualität <strong>de</strong>r israelischen Big Macs.<br />

Unterhalb eines bereits in <strong>de</strong>r Frühzeit bestehen<strong>de</strong>n Heiligtum <strong>de</strong>s Gottes Pan entspringt <strong>de</strong>r<br />

Banyas, <strong>de</strong>ssen Quellwasser nun von vielen von uns in Flaschen gefüllt wird, da es für Taufen<br />

nicht mehr geweiht wer<strong>de</strong>n muss, da <strong>de</strong>r Jordan bei uns Christen als heiliger Fluss gilt.<br />

Wie<strong>de</strong>r zurück im Bus geht es vorbei am Berg Hermon (schneebe<strong>de</strong>ckt, 2800 m ü. NN) weiter in<br />

<strong>de</strong>n Golan hinein. Dieses Gebiet wur<strong>de</strong> von <strong>Israel</strong> im 6-Tage-Krieg erobert und gehörte zu<br />

Syrien. Zwischen <strong>Israel</strong> und Syrien liegt nun eine UN-Sicherheitszone, die Auseinan<strong>de</strong>rsetzungen<br />

verhin<strong>de</strong>rn<br />

soll. Wir<br />

kommen an vielen<br />

militärischen Einrichtungen<br />

und<br />

Zeugnissen <strong>de</strong>r<br />

Kämpfe um <strong>de</strong>n<br />

Golan vorbei. Gegen<br />

17.00 Uhr erreichen<br />

wir Hamat<br />

Ga<strong>de</strong>r am Dreilän<strong>de</strong>reck<br />

Syrien-<br />

Jordanien-<strong>Israel</strong>.<br />

In <strong>de</strong>n 42°C heißen<br />

Schwefelquellen<br />

hier haben<br />

schon die Römer<br />

geba<strong>de</strong>t. Wir betreten<br />

ein mo<strong>de</strong>r-<br />

- 11 -


nes Schwimmbad mit allem <strong>de</strong>nkbaren Komfort und lassen es uns 2 Stun<strong>de</strong>n lang gut gehen.<br />

Die angrenzen<strong>de</strong> Krokodilfarm bietet noch einen zusätzlichen exotischen Reiz.<br />

Freitag, 29.02.<strong>2008</strong><br />

Ein Telefonanruf gestern Abend hat mich davon in Kenntnis gesetzt, dass wir uns heute um<br />

10.00 Uhr in Nazareth (120.000 Einwohner, 45% Ju<strong>de</strong>n, 55% Araber, davon viele Christen, wichtige<br />

Pilgerstadt) am Parkplatz unterhalb <strong>de</strong>r Verkündigungskirche treffen. Da ich in Nazareth<br />

wohne, brauche ich nur um 09.30 Uhr mit <strong>de</strong>m Linienbus runter zufahren und bin kurz vor<br />

10.00 Uhr dort. Aber keine Schüler in Sicht. Um 10.45 Uhr trifft die erste Gruppe ein und<br />

gegen 11.00 Uhr sind wir dann komplett. Es hat mal wie<strong>de</strong>r die „arabische Zeitrechnung“<br />

zugeschlagen, was dann aber auch die Möglichkeit zu Gesprächen über die bisherigen<br />

Erfahrungen gibt. Es ist gut zu hören, dass das „Zusammentreffen <strong>de</strong>r Kulturen“ gut geklappt<br />

hat und selbst die Ängstlicheren jetzt gera<strong>de</strong>zu euphorisch von ihren Familien erzählen.<br />

Wir beginnen die Besichtigung dieser sehr mo<strong>de</strong>rnen Kirche aus <strong>de</strong>m Jahr 1969 die über <strong>de</strong>n<br />

Resten von 4 früheren Kirchen steht. Johannes erklärt die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Reliefs auf <strong>de</strong>n bronzenen<br />

Kirchentüren<br />

und führt uns zu <strong>de</strong>n<br />

vielen Marienmosaiken<br />

im Vorhof.<br />

Eines davon stammt<br />

aus Deutschland, von<br />

einem Ehepaar aus<br />

Coesfeld gestiftet. Es<br />

zeigt eine Mauer,<br />

über die hinweg sich<br />

zwei Kin<strong>de</strong>r die<br />

Hän<strong>de</strong> halten, über<strong>de</strong>ckt<br />

vom Mantel<br />

Marias. Es wur<strong>de</strong><br />

1989 aufgehängt,<br />

kurz bevor die Mauer<br />

in Berlin fiel. Das Innere<br />

<strong>de</strong>r Kirche ist in<br />

drei Ebenen aufgeteilt<br />

- 12 -


und wirkt sehr eindrucksvoll. Im Fußbo<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Kirche öffnet sich ein großes Achteck und gibt<br />

<strong>de</strong>n Blick frei auf die Krypta <strong>de</strong>r Kirche aus <strong>de</strong>m Jahr 570, im Hauptteil sind noch Reste aus<br />

<strong>de</strong>r Kreuzfahrerkirche aus <strong>de</strong>m 12.Jahrhun<strong>de</strong>rt eingebaut. Alles wird überdacht von einer 37<br />

m hohen, gewaltigen Kuppel.<br />

Nach einem Gang durch <strong>de</strong>n Bazar geht es mit <strong>de</strong>m Bus weiter durch die landwirtschaftlich<br />

intensiv genutzte Ebene Erez-<strong>Israel</strong> Richtung Mittelmeer. Wir kommen zunächst nach Haifa<br />

am Ran<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Karmel Berges (270.000 Einwohner, drittgrößte Stadt, größter Hafen <strong>Israel</strong>s, einzige Raffinerie,<br />

Bahnanschluss, Universität). Wir fahren durch die geschäftige Innenstadt <strong>de</strong>n Berg hinauf<br />

zum Karmeliterinnen-Kloster Stella Maris,<br />

von <strong>de</strong>m aus wir die schöne Aussicht auf<br />

die Stadt und <strong>de</strong>n Hafen genießen. Weiter<br />

geht es zu <strong>de</strong>n Persischen Gärten <strong>de</strong>r<br />

Bahá’i, einer Glaubensgemeinschaft, die<br />

eine Abspaltung <strong>de</strong>s Islam ist und im 19.<br />

Jahrhun<strong>de</strong>rt in Persien gegrün<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>.<br />

Ihr größter Tempel mit <strong>de</strong>n Gebeinen <strong>de</strong>s<br />

Grün<strong>de</strong>rs steht hier in Haifa. Der Ausblick<br />

von hier oben ist einfach atemberaubend.<br />

Gegen 14.00 Uhr verlassen wir Haifa<br />

Richtung Akko. Akko ist <strong>de</strong>r älteste Hafen<br />

Palästinas, <strong>de</strong>r aber heute keine wirtschaftliche<br />

Be<strong>de</strong>utung mehr hat (erste Erwähnung<br />

1400 v. Chr., Kreuzritterfestung, 1191<br />

von Richard Löwenherz erobert, Verbindung zu<br />

Europa schon im Altertum, Karawanen-Station,<br />

heute 50.000 Einwohner, Eisenindustrie, Bahnanschluss).<br />

Nach einem Imbiss machen wir einen<br />

Rundgang durch die Altstadt und <strong>de</strong>n<br />

Hafen. Dabei durchqueren wir <strong>de</strong>n Khan<br />

al Umdan, <strong>de</strong>r einer von 4 ehemaligen Karawansereien hier in Akko ist, in <strong>de</strong>nen früher die<br />

Karawanen rasteten und die mitgebrachten Waren verkauften.<br />

Am „Schlangenbeschwörer“ kann man natürlich auch nicht „ungestreichelt“ vorbeikommen.<br />

Wir fahren gegen 17.30 Uhr zurück, um <strong>de</strong>n letzten Abend in unseren Familien zu verbringen.<br />

- 13 -


Samstag, 01.03.<strong>2008</strong><br />

Nach <strong>de</strong>m Verla<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Koffer und <strong>de</strong>r Verabschiedung bei Zoheir in Sulam, bei <strong>de</strong>m wir uns<br />

herzlich für die Gastfreundschaft bedanken, sind wir um 8.30 Uhr startklar und machen uns<br />

auf <strong>de</strong>n Weg nach Tel Aviv. Die bekannte Gepäckkontrolle verläuft diesmal recht zügig,<br />

reibungslos geht es weiter durch die Handgepäckkontrolle und die Passkontrolle und dann<br />

sind wir schon in <strong>de</strong>r Wartehalle wo es doch tatsächlich gelingt, <strong>de</strong>n Manager von<br />

MacDonalds zu überre<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n noch geschlossenen La<strong>de</strong>n für 50 Burger zu öffnen.<br />

Unser Flugzeug startet mit ½-stündiger Verspätung um dann auch noch mit einem heftigen<br />

Gegenwind namens Helen von 250 km/h erst nach über 4½ in Köln/Bonn glücklich zu lan<strong>de</strong>n.<br />

Unsere anschließen<strong>de</strong> Bahnfahrt verzögert sich zusätzlich durch Zugausfälle aufgrund <strong>de</strong>s<br />

Sturms, aber es hilft nichts, trotz aller Widrigkeiten kommen wir gegen 23.00 Uhr wie<strong>de</strong>r in<br />

Münster an.<br />

Mir hat es wie<strong>de</strong>r einmal Spaß gemacht, ich hoffe, Euch auch!<br />

Ich bedanke mich und wünsche schöne Erinnerungen bei <strong>de</strong>r Lektüre.<br />

Horst Brülle<br />

- 14 -

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