REHFELDT, 21_09_08. - ep-verlag-schweinebraden.de
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R.R., S<strong>ep</strong>t. 2008-<strong>09</strong>-22 S. 2 von 4<br />
M.E. liegt seine eigene „künstlerische“ Leistung weniger in jenen Produkten, die wir gemeinhin<br />
und mit gut bürgerlichem Kunstverständnis als Bil<strong>de</strong>r, Zeichnungen o<strong>de</strong>r Skulpturen begreifen,<br />
als in <strong>de</strong>n, ja so kann man sie bezeichnen: dadaistischen I<strong>de</strong>en und <strong>de</strong>r erstaunlichen Kommunikationsfähigkeit<br />
mit Figuren und Personen, die außerhalb unseres Zaunes lebten und arbeiteten.<br />
Für <strong>de</strong>n Austausch mit diesen mussten neue Wege gesucht, gefun<strong>de</strong>n und begangen wer<strong>de</strong>n.<br />
Zwangsläufig waren es häufig jene, die eine kreative Kaste bereits aus Unzufrie<strong>de</strong>nheit mit <strong>de</strong>m<br />
von uns eigentlich erstrebten System bzw. <strong>de</strong>n Unzulänglichkeiten einer Demokratie erfun<strong>de</strong>n<br />
und entwickelt hatten: sei es die soziale Plastik eines Jos<strong>ep</strong>h Beuys, die Fluxusbewegung eines<br />
Bill Higgins u.a. o<strong>de</strong>r die Kunst per Post (MailART) eines Ray Johnson. Gera<strong>de</strong> letztere bot sogar<br />
(uns) die Möglichkeit eine Öffentlichkeit zu erreichen, von <strong>de</strong>r unsere Miss Ratched lange nichts<br />
mitbekam: Die Subversivität wirkte! Und sie wirkte international: MailART wur<strong>de</strong> zu einem Medium<br />
von Künstlern in unterdrückten Län<strong>de</strong>rn 3) und solchen, <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r etablierte Kunstmarkt ein<br />
zu bürgerliches Relikt war. Es ging darum, Kunst und Leben zu vereinen, das (scheinbar) Trennen<strong>de</strong><br />
zu überwin<strong>de</strong>n und dadurch auch neue Formen <strong>de</strong>s Lebens zu fin<strong>de</strong>n. Künstlerische Tätigkeit<br />
war nicht, Kunstwerke herzustellen, son<strong>de</strong>rn es war die Erfahrung <strong>de</strong>s Schaffensprozesses<br />
selbst – wie es u.a. Robert Filliou 1960 in seiner I<strong>de</strong>e vom Eternal Network entwickelte und<br />
begrün<strong>de</strong>te. 4) Immer ging es um einen Prozess <strong>de</strong>r permanenten Kreation. Und <strong>de</strong>n versuchte<br />
Robert R. überall und an je<strong>de</strong>m Ort zu leben, Mitstreiter zu fin<strong>de</strong>n und weiter zu vermitteln.<br />
Robert R. war <strong>de</strong>r i<strong>de</strong>ale Kommunikator subversiver I<strong>de</strong>en, die er prägnant formulieren, in Grafiken<br />
und seiner Spezifik, <strong>de</strong>r MailART umsetzen konnte.<br />
3.<br />
Natürlich mussten Robert R. und ich Gefallen aneinan<strong>de</strong>r fin<strong>de</strong>n. Während ich an Robert <strong>de</strong>n<br />
subversiven Irrsinn seiner kommunikativen Kreativität schätzte und an seinen internationalen Erfahrungen<br />
Teil haben konnte, sah Robert in mir wahrscheinlich einen Wahnsinnigen an<strong>de</strong>rer Art,<br />
<strong>de</strong>r nach <strong>de</strong>m Ringelnatz´schen Verdikt, das nicht sein kann, was nicht sein darf, eine private –<br />
wenn auch aus gutem Grun<strong>de</strong> unkommerzielle – Galerie neben seiner Tätigkeit als Psychologe<br />
und Soziologe nahezu professionell betrieb: Im 4 Wochen-Rhythmus fan<strong>de</strong>n Ausstellungseröffnungen<br />
(mit musikalischer Umrahmung) und um 14 Tage versetzt dazu, häufig eine rein musikalische<br />
Aufführung (vom Blues bis mo<strong>de</strong>rn Jazz, von Alter Musik bis zur Musik <strong>de</strong>r Gegenwart)<br />
statt. Mit tatkräftiger Unterstützung von Robert, insbeson<strong>de</strong>re unter Nutzung seines Archivs, organisierte<br />
ich 1979 eine umfangreiche ( 800 Karten von 200 MailARTisten aus 20 Län<strong>de</strong>rn) erste<br />
Ausstellung internationaler MailART mit <strong>de</strong>m Titel „Gesellschaft und Individuum“, während gleichzeitig<br />
eine um <strong>de</strong>n Begriff „Umwelt“ erweiterte zweite MailART-Ausstellung im Jahr darauf g<strong>ep</strong>lant<br />
(lei<strong>de</strong>r nicht realisiert) wur<strong>de</strong>. Dass es mir gelang, nicht nur – bereits 1975 - eine Ausstellung<br />
von und für Robert Filliou in <strong>de</strong>r Galerie zu realisieren, son<strong>de</strong>rn das gleichzeitig zu <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen<br />
Eröffnungen Künstler aus aller Welt auftauchten, die vor allem im Umkreis von Fluxus<br />
agierten, versetzte nicht nur Robert R. - ihn jedoch beson<strong>de</strong>rs – in ausgesprochenes Entzücken.<br />
Erst recht, als in meiner Galerie 1976 das erste Performance in <strong>de</strong>r DDR (Petr Stembera,<br />
Prag; später Marcel O<strong>de</strong>nbach, Köln o<strong>de</strong>r Diego Cortez und Seth Tilleth, New York) und 1980 die<br />
erste Vi<strong>de</strong>o-Aktion (Wolf Kahlen, W-Berlin) 5) neben immer mehr Ausstellungen von Künstlern,<br />
die unter <strong>de</strong>m Begriff „Westkunst“ subsumiert wer<strong>de</strong>n konnten, stattfan<strong>de</strong>n.<br />
Die – wenn auch auf an<strong>de</strong>rer Grundlage –„Brü<strong>de</strong>rlichkeit im Geiste“ veranlasste Robert R., mich<br />
anlässlich seiner Ausstellung in <strong>de</strong>r Galerie <strong>de</strong>r Genossenschaft Bil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r Künstler ARKADE