(DIE GRAPHISCHE SAMMLUNG MDBK LEIPZIG WALTER WEIßE)

Eine Stimme zu einer Arbeit von Walter Weiße in der Grafik-Edition „Landschaft 1980“
Die Graphische Sammlung des MdbK Leipzig besitzt eine einzige Arbeit von Walter Weiße:
Seine "Symptomatische Landschaft: Weg-Wolke-Zeichen, eine Frottage mit attributiver Zeichnung"
(1985 erworben). Der Künstler zeigt eine Wolke, die über einen Weg hinweg zieht,
unter dem rätselhafte Gebilde verborgen liegen - chiffrenhaft will er auf die Verwundbarkeit
eines kleinen Strickchen Erde hinweisen, stellvertretend für die Zerstörung unserer Umwelt.
Die Frottage ist Teil einer Edition, die die Galerie "Jürgen Schweinebraden Berlin/DDR" im
Jahre 1980 herausgegeben hat. Die Edition mit Beiträgen von 34 Künstlern aus 15 Ländern
verlegte Jürgen Schweinebraden in der Hoffnung, "dass diese leise Stimme nicht ohne Widerhall
verklingen möge im Säbelrasseln der Macht, im Widerstreit der Ideologien, im Lärm
der Fabriken, im weißen Rauschen der Gleichgültigkeit und der faden Absichtserklärungen
der Politiker".
Das war in der DDR- Wirklichkeit von 1980 eine bemerkenswerte Aussage eines unkonventionellen
Galeristen, der Künstler wie Walter Weiße um sich versammelte. Die "leise Stimme"
von Walter Weiße war immer auch eine, aus der menschliche Geradheit und Zivilcourage zu
hören war. Der Künstler, der sich nicht verbiegen ließ, hat mit großer Beharrlichkeit seine eigene
ästhetische Welt geschaffen. In seine Bildern hat er auf mitunter subtile Weise seine
Empfindung ein implantiert, sie sind ganz Ausdruck eines komplexen Menschen. Sein "Denken
mit den Augen" (Jürgen Schweinebraden) macht es schwer, flinke Botschaften zu entschlüsseln.
Weißes unzählige Bilder sind vielmehr eine visuelle Autobiografie" die sich dem
schnellen Zugriff verweigert. Zugleich sind sie (nicht zuletzt das gezeichnete Tagebuch) das
imponierende Lebenswerk eines Menschenfreundes.
Die liebenswerte Art Walter Weißes teilt sich jedem mit, der das Glück hat, ihn kennen zu lernen.
Das Geschenk Walter Weißes an die Graphische Sammlung ist daher nicht nur eine
sehr schöne Ergänzung des, allzu kleinen Bestandes - von einer Zeichnung: Die 25 Arbeiten
auf Papier mit so sprechenden Titeln wie "Schöne Gärtnerin und Bewunderer", "Glück-Glück-
Glück" oder "Kleiner- Avantgardist" sind auch eine willkommene Gabe eines überaus bemerkenswerten
Zeitgenossen an unser Museum!
Richard Hüttel, 10.03.2008 an Walter Weiße
Dr. Richard Hüttel ist Leiter der Graphischen Sammlung
beim Museum der bildenden Künste in Leipzig

Walter Weiße, Freyberg / Unstrut,
Symptomatische Landschaft: Weg-Wolke-Zeichen, Frottage 1980, 18,5 x 23,5 cm