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Kleine Einführung in die Vererbungslehre - von der Keltenschanze

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Bei allen Selektionsmaßnahmen gegen erbliche Defekte ist - ganz unabhängig vom jeweiligen<br />

Erbgang - <strong>der</strong> Ausschluss <strong>der</strong> Defektträger <strong>der</strong> 1.Schritt, e<strong>in</strong>e M<strong>in</strong>imalfor<strong>der</strong>ung und sollte e<strong>in</strong>e<br />

Selbstverständlichkeit se<strong>in</strong>. Alle<strong>in</strong> dadurch kann <strong>die</strong> weitere Verbreitung des Defekts<br />

zum<strong>in</strong>dest gestoppt werden. In bestimmten Fällen kann durch <strong>die</strong>se Maßnahme <strong>die</strong> Befallsrate<br />

verr<strong>in</strong>gert werden, allerd<strong>in</strong>gs unter <strong>der</strong> gleichzeitigen Vorraussetzung, dass ke<strong>in</strong>e möglichen<br />

Anlageträger zu häufig <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zucht e<strong>in</strong>gesetzt werden, denn durch häufig e<strong>in</strong>gesetzte<br />

Anlageträger kann <strong>der</strong> selbe Defekt auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite verdeckt verbreitet werden.<br />

Mit den „Defektträgern“, den Homozygoten (dd) <strong>von</strong> „Blau“ bzw.“Isabell“ wird schon lange<br />

nicht mehr gezüchtet. Seit Jahren werden ke<strong>in</strong>e fehlfarbigen Hunde mehr zur Zucht e<strong>in</strong>gesetzt.<br />

Wie sieht es aber mit den „Defektträgern“ z.B. <strong>von</strong> erblicher Katarakt (= HC) beim DP aus? Um<br />

hier <strong>der</strong> M<strong>in</strong>imalfor<strong>der</strong>ung zu genügen und um <strong>die</strong> Zucht zum<strong>in</strong>dest mit Defektträgern zu<br />

vermeiden, müssten alle Zuchthunde vorsorglich fachtierärztlich untersucht und<br />

gegebenenfalls selektiert werden. So könnte <strong>der</strong> drohenden Verbreitung und Verfrühung <strong>die</strong>ser<br />

Krankheit vorgebeugt werden.<br />

Betrachten wir noch e<strong>in</strong>mal Tafel C:<br />

Hier verpaart <strong>der</strong> Züchter wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>en Defektträger, e<strong>in</strong> krankes (helles) Tier, <strong>die</strong>smal allerd<strong>in</strong>gs mit<br />

e<strong>in</strong>em Anlageträger.<br />

Nur wenn e<strong>in</strong> Defektträger mit e<strong>in</strong>em Anlageträger verpaart wird, fallen Defektträger <strong>in</strong> <strong>der</strong> 1.<br />

Generation. In <strong>die</strong>sem Fall wird <strong>der</strong> Züchter sozusagen „bestraft“, dass er mit e<strong>in</strong>em Defektträger<br />

gezüchtet hat. In <strong>die</strong>sem Fall fallen 50% Defektträger, <strong>die</strong> wahrsche<strong>in</strong>lich schon <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Wurf deutlich<br />

werden dürften. Die übrigen 50% s<strong>in</strong>d wie<strong>der</strong> Anlageträger, <strong>die</strong> den Defekt weiter vererben.<br />

An<strong>der</strong>s ausgedrückt:<br />

Bei <strong>der</strong> Verpaarung e<strong>in</strong>es Merkmalsträgers mit e<strong>in</strong>em Anlageträger entstehen 50% Merkmalsträger und<br />

50% phänotypisch gesunde Anlageträger. Da nur <strong>in</strong> <strong>die</strong>sem Falle das Merkmal direkt weitervererbt<br />

wird, könnte man auch an dom<strong>in</strong>ante Vererbung denken, deshalb spricht man hier auch <strong>von</strong><br />

„Pseudodom<strong>in</strong>anz“.<br />

Sollten bei <strong>der</strong> Nachzuchtkontrolle e<strong>in</strong>es Defektträgers erneut Defektträger auftauchen, beweist<br />

<strong>die</strong>s den angepaarten, phänotypisch gesunden Elternteil als Anlageträger.<br />

Früher hat man <strong>die</strong>ses Phänomen dazu gebraucht, Anlageträger herauszuf<strong>in</strong>den, <strong>in</strong>dem man fragliche<br />

Anlageträger an phänotypisch Kranke anpaarte. Solche Test-Verpaarungen s<strong>in</strong>d zum e<strong>in</strong>en sehr<br />

uneffektiv, außerdem riskiert man damit <strong>die</strong> Geburt zahlreicher kranker Nachkommen. Heute s<strong>in</strong>d<br />

solche Testverpaarungen zum Glück laut Tierschutzgesetz §11b verboten. Die beg<strong>in</strong>nende<br />

Genforschung wird uns dagegen traumhafte Möglichkeiten eröffnen, um endlich zuverlässig <strong>in</strong> <strong>die</strong><br />

genetischen Karten unserer Hunde schauen zu können.<br />

Züchterische Maßnahmen bzw. Vorschläge<br />

Da wir <strong>der</strong>zeit noch ke<strong>in</strong>em Tier ansehen können, ob es Anlageträger für irgende<strong>in</strong>en Defekt ist und<br />

da mit <strong>der</strong> Zunahme <strong>von</strong> Defekten bei den Rassehunden e<strong>in</strong>e weit größere Zunahme <strong>von</strong> nicht<br />

erkennbaren Anlageträgern verbunden ist, ist heutzutage das Risiko größer als früher, e<strong>in</strong> Tier<br />

beson<strong>der</strong>s häufig zur Zucht e<strong>in</strong>zusetzen.<br />

Nicht nur deshalb sehen Wissenschaftler wie Frau Prof. Sommerfeld-Stur e<strong>in</strong>e wachsende Gefahr bei<br />

dem massiven und übertriebenen E<strong>in</strong>satz <strong>von</strong> e<strong>in</strong>- und demselben Rüden. Zwar können wir ke<strong>in</strong>em<br />

Tier ansehen, ob es Anlageträger ist o<strong>der</strong> nicht, aber falls e<strong>in</strong> Deckrüde Anlageträger ist für e<strong>in</strong>en<br />

rezessiv vererbten Defekt, dann produziert er umso mehr weitere Anlageträger je häufiger er<br />

e<strong>in</strong>gesetzt wird. Damit vergrößert sich das Risiko, dass sich <strong>in</strong> folgenden Generationen <strong>der</strong> Kreis<br />

se<strong>in</strong>er Anlageträger-Nachkommen schließt und es zur Manifestation des Defekts kommt.

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