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Kleine Einführung in die Vererbungslehre - von der Keltenschanze

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9<br />

Gedanken bezüglich L<strong>in</strong>ien, <strong>in</strong> denen Anlageträger aufgetreten s<strong>in</strong>d:<br />

Die Verpaarung „Anlageträger mit genetisch freiem Tier“ wie auf Tafel D ersichtlich, hat aber auch<br />

e<strong>in</strong>en positiven Aspekt, <strong>der</strong> <strong>in</strong> den meisten Diskussionen übersehen wird: Die an<strong>der</strong>en 50% <strong>der</strong><br />

Nachkommen aus solch e<strong>in</strong>er Verpaarung s<strong>in</strong>d nämlich nicht nur phänotypisch gesund, son<strong>der</strong>n auch<br />

genetisch ganz frei und können den Defekt nicht weitergeben. Werden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Folgegeneration alle<br />

Nachkommen an genetisch freie Tiere verpaart, wird sich <strong>die</strong> Rate <strong>der</strong> genetisch freien Tiere <strong>von</strong> 50<br />

auf 75% erhöhen, <strong>in</strong> <strong>der</strong> übernächsten Generation (<strong>der</strong> Ur-Ur-Enkel e<strong>in</strong>es Defektträgers) schon auf<br />

über 90%. Das heißt, dass mit zunehmendem Generationenabstand, <strong>die</strong> Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit s<strong>in</strong>kt,<br />

dass e<strong>in</strong> aus solch e<strong>in</strong>er „L<strong>in</strong>ie“ stammendes Tier, Anlageträger ist. Waren <strong>die</strong> angepaarten Tiere alle<br />

genetisch frei, steigt <strong>der</strong> Prozentsatz <strong>der</strong> genetisch freien Tiere <strong>von</strong> Generation zu Generation bis auf<br />

fast 100%.<br />

Insofern sollte man Defekte nicht unbed<strong>in</strong>gt „e<strong>in</strong>gleisig“ nur auf e<strong>in</strong>er L<strong>in</strong>ie e<strong>in</strong>es Ahnen<br />

zurückverfolgen und dabei <strong>die</strong> zahlreichen freien Nachfolgel<strong>in</strong>ien aus dem selben Ahnen außer Acht<br />

lassen. Das Ganze ist nicht als e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zelne „Weidenrute“ zu sehen, son<strong>der</strong>n als e<strong>in</strong> Baum mit vielen<br />

Ästen, auch mit gesunden.<br />

Betrachten wir noch e<strong>in</strong>mal Tafel A:<br />

Hier verpaart <strong>der</strong> Züchter e<strong>in</strong> sichtbar krankes Tier, e<strong>in</strong>en „Defektträger“, <strong>in</strong> unserem Beispiel das<br />

Helle, und freut sich, dass ke<strong>in</strong>er se<strong>in</strong>er Welpen den Defekt zeigt.<br />

Folgendes kann man ablesen:<br />

1. Wird e<strong>in</strong> Defektträger mit e<strong>in</strong>em genetisch freien Tier verpaart, trägt zwar ke<strong>in</strong>er <strong>der</strong><br />

Nachkommen den Defekt, alle s<strong>in</strong>d phänotypisch gesund, aber alle (100%!) s<strong>in</strong>d Anlageträger<br />

und geben den Defekt weiter. Der Defekt kann Generationen überspr<strong>in</strong>gen. Er wird erst dann<br />

wie<strong>der</strong> auftreten, wenn <strong>die</strong> nachfolgenden Anlageträger mit e<strong>in</strong>em zweiten Anlageträger<br />

zusammentreffen.<br />

2. Beim rezessiven Erbgang werden <strong>die</strong> Nachkommen e<strong>in</strong>es Defektträgers, e<strong>in</strong>es sichtbar<br />

kranken Tieres, immer dann phänotypisch gesund se<strong>in</strong> solange das angepaarte zweite<br />

Elterntier genetisch frei war. Man braucht zwar ke<strong>in</strong>e Bedenken haben, <strong>die</strong>se Welpen<br />

heranzuziehen und zu verkaufen. Allerd<strong>in</strong>gs werden sie alle Anlageträger se<strong>in</strong> und können<br />

somit den Defekt weitergeben.<br />

3. E<strong>in</strong> häufig gehörter Fehlschluss: Ich habe zwar mit e<strong>in</strong>em kranken Tier gezüchtet, aber es<br />

hat den Defekt nicht weitervererbt. Also kann ich auch aus e<strong>in</strong>em kranken Tier gesunde Tiere<br />

züchten. E<strong>in</strong> verantwortungsvoller Züchter denkt aber nicht nur an <strong>die</strong> direkte Nachzucht, an<br />

den Verkauf se<strong>in</strong>es nächsten Wurfes, son<strong>der</strong>n auch an <strong>die</strong> weiteren Folgegenerationen. Bei<br />

rezessiv vererbten Krankheiten könnte man nur dann aus kranken Tieren auf Dauer gesunde<br />

züchten, wenn man <strong>die</strong> mischerbigen Anlageträger nur an genetisch freie Tiere verpaaren<br />

würde und aus <strong>der</strong>en Nachkommen wie<strong>der</strong>um nur <strong>die</strong> re<strong>in</strong>erbig gesunden zur Weiterzucht<br />

auswählen würde. Da wir aber heutzutage, ohne Gentest, <strong>die</strong> re<strong>in</strong>erbig Gesunden noch nicht<br />

<strong>von</strong> den mischerbig Gesunden (=den Anlageträgern) unterscheiden können, lassen sich aus<br />

kranken Tieren auf Dauer ke<strong>in</strong>e Gesunden züchten! Im Gegenteil, das Risiko bei Zuchte<strong>in</strong>satz<br />

<strong>von</strong> phänotypisch Kranken, ist für künftige Generationen beson<strong>der</strong>s groß, da <strong>die</strong> direkten<br />

Nachkommen zu 100% Anlageträger s<strong>in</strong>d und somit alle den Defekt weitertragen. Deshalb gilt<br />

nach wie vor <strong>die</strong> alte Züchterregel:<br />

Mit kranken Tieren züchtet man nicht.<br />

selbst dann nicht, wenn <strong>in</strong> <strong>der</strong> 1. Folgegeneration ke<strong>in</strong>e sichtbar kranken Tiere auftreten!<br />

Das verlangt auch <strong>der</strong> Tierschutz!

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