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Lernen für die Arbeitswelt - OECD Online Bookshop

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6. INSTRUMENTE ZUR UNTERSTÜTZUNG DES SYSTEMS – 157<br />

Kasten 6.8 Politikbewertung und -evaluierung<br />

Bei der Politikbewertung werden alternative Politikoptionen systematisch berücksichtigt.<br />

Dabei werden ihre Vor- und Nachteile und deren Verteilung auf <strong>die</strong> unterschiedlichen Parteien und<br />

im Zeitverlauf ebenso wie <strong>die</strong> ihnen anhaftenden Unsicherheiten und Risiken eingeschätzt, um <strong>die</strong><br />

Konzipierung von Politikmaßnahmen zu erleichtern (HM Treasury, 2003; Layard und Glaister,<br />

1994). Die Kunst der Politikbewertung besteht darin, <strong>die</strong> verfügbaren Informationen so effizient<br />

wie eben möglich zu nutzen, Bereiche zu ermitteln, in denen große Wissenslücken und Ungewissheiten<br />

bestehen, und Strategien umzusetzen, um <strong>die</strong>se Unsicherheiten zu beherrschen. Dies ist z.B.<br />

der Fall, wenn ein Vorteil ungewiss ist, indem sein voraussichtlicher Mindest- und Höchstwert<br />

evaluiert wird oder, alternativ hierzu, indem eine Initiative als sorgfältig evaluiertes Projekt<br />

lanciert wird, so dass <strong>die</strong> mit einer kompletten Einführung verbundenen Risiken reduziert werden<br />

können. Diese einzelnen Schritte werden weiter unten im Kontext der Berufsbildungspolitik<br />

zusammenfassend erörtert. Nähere Einzelheiten finden sich in Field (2008).<br />

Identifizierung und Klärung der Politikziele: Klare Zielsetzungen müssen messbar sein. Die<br />

Outcome-Indikatoren könnten <strong>die</strong> Zufriedenheit der Arbeitgeber und <strong>die</strong> Rentabilität <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

Unternehmen, den verstärkten Einsatz spezifischer, in der Berufsausbildung erworbener Kompetenzen<br />

am Arbeitsplatz oder auch <strong>die</strong> Beschäftigungsquoten und Arbeitsver<strong>die</strong>nste unter Berufsbildungsabsolventen<br />

erfassen.<br />

Identifizierung eines Katalogs alternativer Methoden zur Verwirklichung <strong>die</strong>ser Ziele (einschließlich<br />

der Option, nichts zu tun). Zu den Politikoptionen zählen mehr Ausbildung am Arbeitsplatz<br />

oder bessere Weiterbildungsmöglichkeiten <strong>für</strong> Lehrkräfte und Ausbilder an berufsbildenden Schulen.<br />

Systematische Beurteilung der Kosten, Erträge und Risiken einzelner Optionen, einschließlich<br />

potenzieller unbeabsichtigter Effekte. Die Vor- und Nachteile unterschiedlicher Optionen im<br />

Bereich der Berufsbildungspolitik sind Gegenstand eines separaten Überblicks über <strong>die</strong> einschlägige<br />

Fachliteratur (Hoeckel, 2008). Mögliche Vorteile sind u.a. der Erwerb arbeitsplatzspezifischer<br />

Kompetenzen (messbar anhand der Leichtigkeit, mit der jemand eine Beschäftigung findet), <strong>die</strong><br />

Qualität des Beschäftigungsniveaus (auf <strong>die</strong> z.T. das Gehaltsniveau schließen lässt), <strong>die</strong> langfristige<br />

Beschäftigungsfähigkeit (gemessen anhand der Beschäftigungsquote nach 5-10 Jahren) sowie der<br />

Erwerb von Kompetenzen im „<strong>Lernen</strong> lernen“ (gemessen anhand der Beteiligung von Arbeitskräften<br />

an Schulungsmaßnahmen).<br />

Auswahl der vielversprechendsten Option bzw. Optionen und Bestimmung ihrer Durchführbarkeit<br />

und Akzeptanz. Manchmal sind theoretisch wünschenswerte Initiativen in der Praxis einfach<br />

nicht durchführbar – auf Grund von rechtlichen Hindernissen oder des Widerstands einflussreicher<br />

Interessengruppen oder weil <strong>die</strong> Initiative nicht bezahlbar ist. Bei der Auswahl der Optionen muss<br />

<strong>die</strong>sen Faktoren Rechnung getragen werden.<br />

Konzipierung einer Umsetzungs- und Evaluierungsstrategie. Bei der Bewertung wird der<br />

konzeptuelle Rahmen <strong>für</strong> nachfolgende Evaluierungen vorgegeben, nicht aber <strong>die</strong> empirische<br />

Methode. So kann eine Bewertung beispielsweise zu der Schlussfolgerung gelangen, dass ein vorgeschlagenes<br />

einjähriges berufsbildendes Modul am Ende der Sekundarstufe II (unter Zugrundelegung<br />

der Erfahrungen mit ähnlichen Programmen in anderen Ländern) positive Auswirkungen<br />

auf <strong>die</strong> Arbeitsmarktergebnisse hat, <strong>die</strong> seine erheblichen Kosten rechtfertigen könnten. Die Evaluierung<br />

könnte <strong>die</strong> Einführung des Moduls in Pilotgebieten zur Folge haben, wobei Sekundarstufe-II-<br />

Absolventen nach dem Zufallsprinzip auf eine Kontrollgruppe und eine Gruppe verteilt werden, der<br />

<strong>die</strong> Option der Teilnahme am einjährigen Berufsmodul angeboten wird. Die Erfahrungen der beiden<br />

Gruppen würden dann unter Betrachtung mittelfristiger Faktoren verglichen, wie der in gewissen<br />

Gruppen beobachteten Neigung an der Berufsbildungsmaßnahme teilzunehmen, der Abbruchquoten<br />

und Arbeitsmarktergebnisse. Dies würde dann eine solide Grundlage <strong>für</strong> <strong>die</strong> Evaluierung<br />

des Effekts einer vollständigen Einführung bieten.<br />

LERNEN FÜR DIE ARBEITSWELT – © <strong>OECD</strong> 2010

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