Informationsverarbeitung im Nervensystem
Informationsverarbeitung im Nervensystem
Informationsverarbeitung im Nervensystem
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Informationsübertragung<br />
<strong>im</strong> <strong>Nervensystem</strong>
Informationsübertragung <strong>im</strong> <strong>Nervensystem</strong><br />
1. Aufbau des <strong>Nervensystem</strong>s<br />
2. Aufbau einer Nervenzelle<br />
3. Ruhemembranpotenzial<br />
4. Aktionspotenzial<br />
5. Erregungsleitung<br />
6. Erregungsübertragung<br />
7. Erregungsausbreitung <strong>im</strong><br />
Neuronenverband<br />
Dr. G. Mehrke
Informationsübertragung <strong>im</strong> <strong>Nervensystem</strong><br />
1. Aufbau des <strong>Nervensystem</strong>s<br />
Dr. G. Mehrke
1. Aufbau des <strong>Nervensystem</strong>s<br />
Das menschliche <strong>Nervensystem</strong><br />
das zentrale<br />
<strong>Nervensystem</strong><br />
(ZNS)<br />
Dr. G. Mehrke
1. Aufbau des <strong>Nervensystem</strong>s<br />
Das menschliche <strong>Nervensystem</strong><br />
das zentrale<br />
<strong>Nervensystem</strong><br />
(ZNS)<br />
das periphere<br />
<strong>Nervensystem</strong><br />
(PNS)<br />
Dr. G. Mehrke
1. Aufbau des <strong>Nervensystem</strong>s<br />
Das zentrale <strong>Nervensystem</strong> (ZNS)<br />
Das ZNS umfasst das Gehirn und das Rückenmark. Die Aufgaben des<br />
ZNS sind:<br />
• Integration aller „sensiblen“ Reize, die ihm – afferent – von innerhalb<br />
oder außerhalb des Organismus zugeleitet werden<br />
• Koordination sämtlicher motorischer Eigenleistungen des<br />
Gesamtorganismus<br />
• Regulation aller dabei ablaufenden innerorganischen<br />
Abst<strong>im</strong>mungsvorgänge, zwischen den organischen Subsystemen oder<br />
Organen, einschließlich solcher hormoneller Art<br />
Dr. G. Mehrke
1. Aufbau des <strong>Nervensystem</strong>s<br />
Das zentrale <strong>Nervensystem</strong> (ZNS)<br />
• Das ZNS wird eingeteilt in graue und weiße Substanz<br />
• Die graue Substanz liegt <strong>im</strong> Gehirn außen und <strong>im</strong> Rückenmark innen.<br />
Sie besteht hauptsächlich aus den Nervenzellkörpern.<br />
• Die weiße Substanz liegt <strong>im</strong> Gehirn innen und <strong>im</strong> Rückenmark außen.<br />
Sie besteht hauptsächlich aus den Nervenfasern, also Axonen und<br />
Dendriten.<br />
• Das ZNS ist durch den Schädel, den Wirbel (Spinal)-Kanal und die Blut-<br />
Hirn-Schranke geschützt.<br />
Dr. G. Mehrke
1. Aufbau des <strong>Nervensystem</strong>s<br />
Das periphere <strong>Nervensystem</strong> (PNS)<br />
Das periphere <strong>Nervensystem</strong> umfasst alle Nervenzellen, die nicht zum<br />
ZNS gehören. Eine starre Abgrenzung ist allerdings nicht sinnvoll.<br />
• Motorische und vegetative Neuronen haben ihre Zellkörper <strong>im</strong> ZNS, die<br />
Fortsätze reichen aber ins PNS.<br />
• Die sensiblen Neurone dagegen haben ihre Zellkörper fast ausnahmslos<br />
in Ganglien (Nervenknoten) außerhalb des ZNS, ihre Fortsätze ziehen<br />
aber fast alle ins ZNS.<br />
• Nur bei intramuralen Nerven (Nerven in der Wand von inneren Organen)<br />
findet die <strong>Informationsverarbeitung</strong> teilweise unabhängig vom ZNS statt.<br />
Dr. G. Mehrke
1. Aufbau des <strong>Nervensystem</strong>s<br />
Das periphere <strong>Nervensystem</strong> (PNS)<br />
• Das PNS wird in das somatische und das autonome <strong>Nervensystem</strong><br />
weiter unterteilt.<br />
• Das somatische <strong>Nervensystem</strong> regelt die Funktionen, die der<br />
Beziehung zur Außenwelt dienen, also der willkürlichen und<br />
reflektorischen Motorik und der Oberflächen- und Tiefensensibilität.<br />
• Das autonome (auch: vegetative) <strong>Nervensystem</strong> kontrolliert die<br />
„Vitalfunktionen“, wie Herzschlag, Atmung, Blutdruck, Verdauung und<br />
Stoffwechsel. Außerdem werden Sexualorgane und das Blutgefäßsystem<br />
vom autonomen <strong>Nervensystem</strong> beeinflusst.<br />
Dr. G. Mehrke
Informationsübertragung <strong>im</strong> <strong>Nervensystem</strong><br />
2. Aufbau einer Nervenzelle<br />
Das Neuron<br />
Dr. G. Mehrke
2. Aufbau einer Nervenzelle<br />
Eine Nervenzelle besteht aus folgenden (Haupt-) Bestandteilen:<br />
• Zellkörper (Soma)<br />
• Dendriten<br />
• Axon<br />
• Synapsen<br />
Dr. G. Mehrke
2. Aufbau einer Nervenzelle<br />
Soma:<br />
• enthält den Zellkern und einige Zellorganellen<br />
• ist etwa 0,25mm groß<br />
• in ihm werden alle für die Funktion der<br />
Nervenzelle wichtigen Stoffe produziert, wie z.B.<br />
Neurotransmitter<br />
Dendriten:<br />
• nehmen Signale von anderen Neuronen oder<br />
Sinneszellen auf und leiten sie zum Soma weiter<br />
• Dendritenbaum einer einzigen (menschlichen)<br />
Zelle kann mit bis zu 200.000 Fasern anderer<br />
Neuronen in Kontakt stehen<br />
Dr. G. Mehrke
2. Aufbau einer Nervenzelle<br />
Axon:<br />
• leitet die Signale vom Soma weg hin zu den<br />
Synapsen<br />
• <strong>im</strong> Soma produzierte Neurotransmitter werden<br />
durch das Axon zu den Synapsen transportiert<br />
• kann je nach Typ der Nervenzelle von 1µm bis<br />
über einen Meter lang sein<br />
• wird von aufeinanderfolgenden Myelinscheiden<br />
umhüllt, die von sog. Ranvier‘schen Schnürringen<br />
unterbrochen werden<br />
Synapsen:<br />
• Verbindungspunkt zwischen zwei Nervenzellen<br />
an dem Reizübertragung meist chemisch erfolgt<br />
• ein Neuron hat bis zu 10.000 Synapsen, das<br />
menschliche Gehirn etwa 1 Billiarde<br />
Nervenfaser = Axon + Schwanzellhülle<br />
Dr. G. Mehrke
2. Aufbau einer Nervenzelle<br />
Charakteristische Anordnung der Dendritischen<br />
Fortsätze verschiedener Neurone <strong>im</strong> ZNS<br />
Kleinhirnrinde<br />
Großhirnrinde<br />
Rückenmark<br />
Dr. G. Mehrke
Informationsübertragung <strong>im</strong> <strong>Nervensystem</strong><br />
3. Ruhemembranpotenzial<br />
Dr. G. Mehrke
3. Ruhemembranpotenzial<br />
Wie die Membranen von anderen Zellen besteht die Membran einer<br />
Nervenzelle aus einer Doppellipidschicht in die Proteine eingelagert sind.<br />
Zu beiden Seiten der Membran sind unter anderem Salze in wässriger<br />
Lösung. Wichtig sind hier NaCl und KCl. Diese bilden geladene Ionen:<br />
Na + Cl -<br />
K + Cl -<br />
Dr. G. Mehrke
3. Ruhemembranpotenzial<br />
Die Natrium/Kalium-Pumpe<br />
pumpt Natriumionen aus der Zelle heraus und Kaliumionen in die Zelle hinein. Die dafür benötigte<br />
Energie wird aus dem Zellstoffwechsel durch die Umwandlung von ATP bereitgestellt. Pro ATP-<br />
Molekül werden 3 Natriumionen aus der Zelle heraus und 2 Kaliumionen in die Zelle hinein gepumpt.<br />
(Die Aktivität der Natrium/Kalium-Pumpe hängt von der Ionenkonzentration zu beiden Seiten der Membran ab.)<br />
Dr. G. Mehrke
3. Ruhemembranpotenzial<br />
Die erste treibende Kraft: Ionenkonzentrationsgradienten<br />
Durch die Natrium/Kalium-Pumpe ist die Konzentration von Natrium außerhalb der Zelle sehr viel<br />
höher als innerhalb. Für die Konzentration von Kalium ist es umgekehrt. Auch für die<br />
Konzentration von Chlorionen bildet sich infolge eines aktiven Transports durch die Membran ein<br />
Konzentrationsungleichgewicht aus. Es bildet sich also über der Membran ein<br />
Konzentrationsgradient aus.<br />
intrazellulär<br />
extrazellulär<br />
Kalium (mmol/l) 120 – 150 4 – 5<br />
Natrium (mmol/l) 5 – 15 140 – 150<br />
Chlor (mmol/l) 4 – 5 120 – 150<br />
Die zweite treibende Kraft: Potenzialdifferenz<br />
Da die Natrium/Kalium-Pumpe elektrogen arbeitet, bildet sich über der Membran außerdem eine<br />
Potenzialdifferenz aus.<br />
Dr. G. Mehrke
3. Ruhemembranpotenzial<br />
Die zwei treibenden Kräfte des Ruhemembranpotenzials<br />
Dr. G. Mehrke
3. Ruhemembranpotential<br />
• Diese Treibenden Kräfte können nur in Bewegung umgesetzt werden,<br />
wenn die Membran für die verschiedenen Ionen durchlässig ist.<br />
• Für Kaliumionen ist die Membran relativ gut durchlässig.<br />
• Für Natriumionen ist die Membran so gut wie gar nicht durchlässig.<br />
• Verantwortlich für die selektive Permeabilität sind Kanalproteine in der<br />
Membran, die jeweils für eine best<strong>im</strong>mte Ionensorte durchlässig sind.<br />
Dr. G. Mehrke
3. Ruhemembranpotenzial<br />
Durch das Zusammenspiel der Natrium/Kalium-Pumpe und den zwei treibenden Kräften baut<br />
sich entlang der Membran ein elektrisches Feld auf, dessen negativer Pol <strong>im</strong> Zellinneren<br />
liegt. Diese Potenzialdifferenz wird Ruhemembranpotenzial genannt und ist gleich dem Kalium<br />
- Gleichgewichtspotenzial.<br />
Dr. G. Mehrke
3. Ruhemembranpotenzial<br />
• Das Kaliumgleichgewichtspotenzial liegt bei den meisten Warmblütern<br />
zwischen –80 und –90mV.<br />
• Es kann mit der Nernst – Gleichung berechnet werden: E =<br />
RT/(zF)*ln(c(intrazellulär)/c(extrazellulär))<br />
• Es kann an natürlichen Membranen vom Ruhemembranpotenzial<br />
abweichen, da natürliche Membranen nicht völlig undurchlässig für<br />
Natrium- und Chlorionen sind. Das Verhältnis der Permeabilitäten ist:<br />
P(K):P(Na):P(Cl) = 1:0,04:0,45<br />
• Das Ruhemembranpotenzial kann durch Änderung der<br />
Ionenkonzentrationsgradienten oder durch Änderung der<br />
Permeabilitäten geändert werden<br />
Dr. G. Mehrke
Informationsübertragung <strong>im</strong> <strong>Nervensystem</strong><br />
4. Aktionspotenzial<br />
Dr. G. Mehrke
4. Aktionspotenzial<br />
Aufbau und Funktion spannungsgesteuerter Ionenkanäle<br />
• In der Membran von Nervenzellen gibt es ein zweites Kanalsystem, das<br />
seine Permeabilität für kurze Zeit ändern kann.<br />
• Weil die Permeabilitätsänderung durch Spannungsänderungen<br />
hervorgerufen wird, nennt man diese<br />
spannungsgesteuerte Ionenkanäle.<br />
• Es gibt drei Sorten von spannungsgesteuerten Ionenkanälen:<br />
Kaliumkanäle, Natriumkanäle und Calciumkanäle.<br />
Dr. G. Mehrke
4. Aktionspotenzial<br />
Spannungsgesteuerte Ionenkanäle können drei Funktionszustände einnehmen:<br />
1. Die Ionenkanäle können geschlossen sein.<br />
2. Die Ionenkanäle können durch Depolarisation geöffnet sein. Dabei wird das Kanalmolekül<br />
umgelagert. Die auftretenden Ladungsverschiebungen sind als sog. Torströme messbar.<br />
3. Währen der Depolarisation können die Kanäle inaktiviert werden. Der inaktivierte Zustand<br />
(„sekundäre Geschlossenheit“) kann nur durch eine Repolarisation der Membran wieder<br />
aufgehoben werden.<br />
Dr. G. Mehrke
4. Aktionspotenzial<br />
Ablauf des Aktionspotenzials<br />
• Wenn die Depolarisation des Membranpotenzials einen kritischen Wert erreicht, die sog.<br />
Membranschwelle, öffnen sich die spannungsgesteuerten Ionenkanäle.<br />
• Zunächst öffnen sich die Natriumkanäle und Natrium strömt in die Zelle ein. Die Membran<br />
wird also weiter depolarisiert. Im Sinne einer positiven Rückkopplung werden mehr<br />
Natriumkanäle geöffnet und mehr Natrium strömt ein.<br />
• Das Membranpotenzial nähert sich dem Natrium – Gleichgewichtspotenzial. Das<br />
Membranpotenzial wird positiv und die treibende Kraft für Natrium ist wieder nach außen<br />
gerichtet.<br />
• Die Natriumkanäle inaktivieren sich selbstständig.<br />
• Kurz nach dem Öffnen der Natriumkanäle öffnen sich die Kaliumkanäle, so dass Kalium<br />
aus der Zelle ausströmen kann. Der Kaliumausstrom wächst aber wesentlich langsamer, als<br />
der Natriumeinstrom, und erreicht sein Max<strong>im</strong>um erst während der Schließung der<br />
Natriumkanäle.<br />
• Auch die Kaliumkanäle inaktivieren sich selbstständig wenn sich das Potenzial wieder dem<br />
Kaliumgleichgewichtspotenzial nähert.<br />
• Nach Beendigung des Aktionspotenzials kann ein sog. Nachpotenzial auftreten, das<br />
entweder hyperpolarisierend oder depolarisierend ist.<br />
Dr. G. Mehrke
4. Aktionspotenzial<br />
Zeitlicher Verlauf von<br />
Ionenein- und -ausstrom<br />
Typischer Verlauf eines<br />
Aktionspotenzials<br />
Dr. G. Mehrke
4. Aktionspotential<br />
Charakteristika des Aktionspotenzials<br />
• Die Depolarisation erfolgt innerhalb von weniger als 1ms mit einer max<strong>im</strong>alen<br />
Depolarisationsgeschwindigkeit von 1000V/s.<br />
• Die Repolarisation hat bei unterschiedlichen Zelltypen einen unterschiedlichen Zeitverlauf.<br />
• Bei Nervenzellen stellt sich das Ruhemembranpotenzial in 1ms wieder ein.<br />
• Bei Muskelzellen erfolgt zunächst auch eine schnelle Repolarisation, die sich aber bei –60 bis<br />
–70mV stark verlangsamt. Das Ruhemembranpotenzial wird erst nach ca. 10ms wieder erreicht.<br />
• Be<strong>im</strong> Herzmuskel verläuft die Repolarisation <strong>im</strong> positiven Bereich sehr langsam. Erst nach 200<br />
bis 300ms hat sich das Ruhepotenzial wieder eingestellt<br />
Dr. G. Mehrke
4. Aktionspotenzial<br />
Charakteristika des Aktionspotenzials<br />
• Die Amplitude des Aktionspotenzials ist unabhängig von der Höhe der Depolarisation. Wird die<br />
Membranschwelle erreicht, wird ein Aktionspotenzial ausgelöst, andernfalls nicht. Diese<br />
Reaktionsweise wird als „Alles – oder – Nichts – Regel“ bezeichnet.<br />
• Die Amplitude des Aktionspotenzials ist nicht konstant, sondern hängt vom<br />
Ausgangsmembranpotenzial ab.<br />
• Die Erregbarkeit der Membran hängt vom extrazellulären Ionenmillieu ab. Bei geringerer<br />
Calciumkonzentration als normal, genügen wesentlich geringere Depolarisationen um ein<br />
Aktionspotenzial auszulösen und umgekehrt.<br />
• Während eines Aktionspotenzials kann auch mit hohen Depolarisationen kein weiteres<br />
Aktionspotenzial ausgelöst werden, da der Natriumeinstrom vom Ausgangspotenzial abhängt. Erst in<br />
der späten Repolarisationsphase sind die Natriumkanäle zunehmend wieder aktivierbar. Die<br />
Depolarisation muss aber umso höher sein, je früher sie an das vorangegangene Aktionspotenzial<br />
anschließt. Dieses Phänomen heißt Refraktärität.<br />
Aktivierbarkeit der<br />
Natriumkanäle in<br />
Abhängigkeit vom<br />
Ruhemembranpotenzial<br />
Aktivierung der<br />
Natriumkanäle in<br />
Abhängigkeit vom Ausmaß<br />
einer raschen Depolarisation<br />
bei unterschiedlichen<br />
extrazellulären<br />
Calciumkonzentrationen<br />
Dr. G. Mehrke
4. Aktionspotenzial - Refraktärzeit<br />
Die Refraktärität kommt dadurch zustande, das die Membranschwelle kurz nach einem<br />
Aktionspotenzial sehr weit vom Ruhemembranpotenzial entfernt ist und sich nur<br />
langsam auf ihren normalen Wert einstellt. Sie lässt sich in zwei Phasen unterteilen:<br />
1. Während der absoluten Refraktärphase kann kein neues Aktionspotenzial ausgelöst<br />
werden, egal wie hoch die Depolarisation ist.<br />
2. Während der relativen Refraktärphase können zwar Aktionspotenziale ausgelöst<br />
werden, jedoch sind dazu höhere Depolarisationsamplituden notwendig, als zur<br />
Auslösung des vorangegangenen Aktionspotenzials.<br />
Die Wiederholungsfrequenz für neuronale Erregungen ist also durch die Refraktärzeit<br />
begrenzt.<br />
Dr. G. Mehrke
Informationsübertragung <strong>im</strong> <strong>Nervensystem</strong><br />
5. Erregungsleitung<br />
Dr. G. Mehrke
5. Erregungsleitung<br />
Erregungsleitung<br />
Dr. G. Mehrke
5. Erregungsleitung<br />
Erregungsleitung<br />
kontinuierliche<br />
Erregungsleitung<br />
• kommt hauptsächlich<br />
bei wirbellosen Tieren vor<br />
Dr. G. Mehrke
5. Erregungsleitung<br />
Erregungsleitung<br />
kontinuierliche<br />
Erregungsleitung<br />
• kommt hauptsächlich<br />
bei wirbellosen Tieren vor<br />
saltatorische<br />
Erregungsleitung<br />
• alle Nerven be<strong>im</strong><br />
Menschen und anderen<br />
Säugetieren leiten<br />
Informationen<br />
saltatorisch weiter<br />
Dr. G. Mehrke
5. Erregungsleitung<br />
Zwei Arten der Erregungsleitung<br />
Die kontinuierliche Erregungsleitung<br />
Ist an einer Stelle der Nervenfaser ein Aktionspotenzial ausgebildet, so liegt an dieser Stelle<br />
der positive Pol der Potentialdifferenz <strong>im</strong> Inneren der Zelle und der negative Pol <strong>im</strong><br />
Extrazellulärraum. Be<strong>im</strong> Rest der Zelle ist es umgekehrt. Es bildet sich also zusätzlich zur<br />
Potenzialdifferenz über der Membran eine Potenzialdifferenz entlang der Membran aus. Der<br />
dadurch entstehende Kationenstrom depolarisiert die Membran in den Nachbarbereichen.<br />
Dadurch wird an diesen Stellen wieder ein Aktionspotenzial ausgelöst. Das Aktionspotenzial<br />
hat sich also entlang der Membran „bewegt“.<br />
Dr. G. Mehrke
5. Erregungsleitung<br />
Zwei Arten der Erregungsleitung<br />
Die saltatorische Erregungsleitung<br />
Myelinisierte oder markhaltige Nervenfasern werden von aufeinanderfolgenden<br />
Myelinscheiden umwickelt. Diese isolieren die Nervenfaser elektrisch vom Extrazellulärraum.<br />
Je dicker die Myelinscheide ist, umso stärker ist die Nervenfaser isoliert, und umso geringer ist<br />
der Ionenaustausch zwischen Inter- und Extrazellularraum. Die Ionenströme die sich zu<br />
beiden Seiten der Membran bei einem Aktionspotential bilden und für die Weiterleitung des<br />
Aktionspotenzials verantwortlich sind müssen also bis zum nächsten Ranvier‘schen<br />
Schnürring fließen um das nächste Aktionspotenzial auszulösen. Der Weg den das<br />
Aktionspotenzial in einer markhaltigen Nervenfaser zurücklegt ist in der gleichen Zeit viel<br />
größer als in der marklosen Nervenfaser.<br />
Dr. G. Mehrke
5. Erregungsleitung<br />
Springende (saltatorische) Erregungsleitung in einer Nervenfaser mit<br />
Markscheide<br />
Dr. G. Mehrke
Dr. G. Mehrke<br />
5. Erregungsleitung
5. Erregungsleitung<br />
Ausschnitt aus einem peripheren Nerv der Maus (20900fach, Einschaltbild 87200fach). Im linken<br />
Bildteil eine rasch leitende Nervenfaser von einer Markscheide (Schwannschen Scheide) umgeben.<br />
Im Einschaltbild wird der lamellenartige Aufbau dieser Scheide deutlich. Im rechten Bildteil langsam<br />
leitende Nervenfasern (NF) von einer Schwannschen Zelle umgeben.<br />
Dr. G. Mehrke
5. Erregungsleitung<br />
Bild einer<br />
Myelinscheide<br />
Dr. G. Mehrke
5. Erregungsleitung - Glia - Markscheidenbildung<br />
A Soma mit myelinisiertem Axon. Gliazellen in Farbe.<br />
B C Querschnitte durch Axone ohne (B) und<br />
mit (C) Myelinscheide: in C oben frühes, unten<br />
spätes Entwicklungsstadium. –<br />
Ah Axonhügel, Ax Axon, De Dendrit, eR<br />
endoplasmatisches Reticulum, Go Golgi-<br />
Apparat, Gz Gliazelle, Ma Mesaxon, Ms<br />
Myelinscheide, Mt Mikrotubulus, Nu Nucleus,<br />
Rs Ranvier-Schnürring, So Soma, Sy<br />
synaptische Endigung, Sz Schwann-Zelle<br />
(nach Akert; Morell; Norton).<br />
Dr. G. Mehrke
5. Erregungsleitung<br />
Bei multipler Sklerose werden vom körpereigenen Immunsystem die<br />
Myelinscheiden <strong>im</strong> ZNS zerstört. Die Ursachen dafür sind noch nicht vollständig<br />
geklärt, es wird jedoch ein Virus als Auslöser angenommen.<br />
Durch den Myelinscheidenzerfall wird die Erregungsleitung verzögert<br />
und zum Teil sogar unterbrochen. Folgen können u.a. Lähmungen,<br />
Inkontinenz und Demenz sein.<br />
Einen gegenteiligen Effekt kann man mit Sport erreichen. Eine<br />
Gruppe von Forschern um den Neuropsychologen Prof. Henner<br />
Ertel, hat herausgefunden, dass „durch eine Kombination von<br />
aerobem Bewegungstraining und Lernen“ die Anzahl der<br />
Neuronen <strong>im</strong> Gehirn zun<strong>im</strong>mt, es zu neuen synaptischen<br />
Verbindungen kommt und die Myelinisierung der Nervenzellen<br />
sich verbessert.<br />
Eine Studie mit über 30.000 Probanden bestätigt ohne<br />
Ausnahme, dass es durch ein solches Training zu einer<br />
„besseren Informationsaufnahme und –verarbeitung sowie zu<br />
mehr Kreativität und Intelligenz“ kommt.<br />
Dr. G. Mehrke
5. Erregungsleitung<br />
Leitungsgeschwindigkeit von Nervenfasern<br />
Die Ausbreitungsgeschwindigkeit eines Aktionspotentials entlang einer<br />
Nervenfaser hängt von mehreren Faktoren ab. Grob kann man sagen:<br />
• je größer der Na + -Einstrom, also je größer der Strom zur<br />
Depolarisation benachbarter Membranabschnitte also<br />
mit steigendem Faserdurchmesser erhöht sich die<br />
Geschwindigkeit<br />
• je größer der Faserdurchmesser, also je geringer der intrazelluläre<br />
Widerstand<br />
• je höher der Membranwiderstand desto größer ist die<br />
Leitungsgeschwindigkeit.<br />
Dr. G. Mehrke
5. Erregungsleitung<br />
Leitungsgeschwindigkeit von Nervenfasern<br />
Nervenfasern können nach Leitungsgeschwindigkeit und funktioneller<br />
Einbindung in verschiedene Gruppen eingeteilt werden.<br />
Einteilung der Nervenfasern nach Lloyd und Hunt:<br />
Faserdurchmesser Fasergruppe Leitungsgeschwindigkeit (etwa) Funktion<br />
13µm I 80 – 120m/s Ia: afferente Impulse von<br />
Muskelspindeln<br />
Ib: afferente Impulse von<br />
Sehnenorganen<br />
9µm II 60m/s Berührungs<strong>im</strong>pulse der Haut<br />
3µm III 15m/s afferente Impulse von tiefen<br />
Mechanorezeptoren des Muskels<br />
1µm (marklos) IV 1m/s langsame Schmerzfasern<br />
Dr. G. Mehrke
5. Erregungsleitung<br />
Einteilung der Nervenfasern nach Erlanger und Gasser:<br />
Faserdurchmesser Fasergruppe Leitungsgeschwindigkeit Funktion<br />
3 – 20µm A 80 – 120m/s motorische Impulse, afferente Impulse von<br />
Muskelspindeln und Sehnenorganen<br />
60m/s Berührungs<strong>im</strong>pulse der Haut<br />
40m/s efferente Impulse zu den kontraktilen Abschnitten der<br />
intrafusalen Muskelfasern<br />
20m/s Impulse von Mechanorezeptoren, Kalt-, Warm- und<br />
Schmerzrezeptoren der Haut (rasche Schmerzfasern)<br />
1 – 3µm B 10m/s präganglionäre vegetative Fasern<br />
1µm (marklos) C 1m/s postganglionäre vegetative Fasern und afferente<br />
Fasern des Grenzstrangs, Impulse von Mechano-, Kaltund<br />
Warmrezeptoren, langsame Schmerzfasern<br />
Dr. G. Mehrke
5. Erregungsleitung<br />
Stofftransport in Nervenfasern<br />
Durch die Röhrenform eignet sich das Axon einer Nervenzelle auch für den Transport von<br />
Molekülen. Die drei wichtigsten Stofftransporte sind:<br />
1. Der schnelle, vom Zellkörper zur Synapse gerichtete Transport erreicht eine<br />
Geschwindigkeit von bis zu 40cm pro Tag. Transportiert werden <strong>im</strong> Zellkörper produzierte<br />
Stoffe wie Neurotransmitter. Als Transportmedium dienen Vesikel und Ribosomen, die<br />
unter ATP – Verbrauch an Tubuli und Filamenten entlangtransportiert werden.<br />
2. Der langsame Transport vom Zellkörper zur Synapse erreicht Geschwindigkeiten von 0,1 –<br />
0,5cm pro Tag und transportiert Elemente des Zellskeletts und Enzyme.<br />
3. Der Transport von der Synapse zum Zellkörper erreicht bis zu 20cm pro Tag und ist für die<br />
Aufrechterhaltung der Eiweißsynthese <strong>im</strong> Zellkörper verantwortlich, allerdings ist noch<br />
nicht geklärt in welcher Weise.<br />
Außerdem können Viren intraaxonal<br />
transportiert werden,<br />
z.B. das Herpes – S<strong>im</strong>plex – Virus.<br />
Dr. G. Mehrke
Zusammenfassung<br />
Die Natrium-Kaliumpumpe schafft die Grundlage für das<br />
Membranpotenzial<br />
Ein Aktionspotenzial wird ausgelöst sobald die Erregungsschwelle<br />
überschritten wird<br />
Im Anschluss an ein AP ist die Zelle refraktär<br />
Nervenzellen bestehen aus Zellkörper – Dendriten – Axon (Neurit)<br />
Die Nervenfaser ist die Einheit aus Axon und Schwanzellhülle<br />
Die Nervenleitgeschwindigkeit hängt vom Durchmesser des<br />
Axons und der Myelinisierung ab (Saltatorische Leitung)<br />
Dr. G. Mehrke
Informationsübertragung <strong>im</strong> <strong>Nervensystem</strong><br />
6. Erregungsübertragung<br />
Dr. G. Mehrke
6. Erregungsübertragung<br />
Formen der Erregungsübertragung<br />
Synapsen<br />
Dr. G. Mehrke
6. Erregungsübertragung<br />
Formen der Erregungsübertragung<br />
Synapsen<br />
elektrische Synapsen<br />
Dr. G. Mehrke
6. Erregungsübertragung<br />
Formen der Erregungsübertragung<br />
Synapsen<br />
elektrische Synapsen<br />
chemische Synapsen<br />
Dr. G. Mehrke
6. Erregungsübertragung<br />
Elektrische Synapse (Gap Junction):<br />
• Prä- und Postsynapse sind über Proteine, sog. Connexine, miteinander verbunden<br />
• Connexine bilden einen Tunnel über den Ionen aus dem einen Neuron in das andere gelangen<br />
können<br />
• Erregungsübertragung läuft prinzipiell ab wie Erregungsleitung entlang der Zellmembran eines<br />
einzigen Neurons<br />
Dr. G. Mehrke
6. Erregungsübertragung<br />
Chemische Synapse<br />
• präsynaptischer Endknopf und postsynaptische Membran sind durch den Synaptischen Spalt<br />
voneinander getrennt<br />
• Erregungsübertragung geschieht mittels chemischer Botenstoffe, den sog. Neurotransmittern<br />
Dr. G. Mehrke
6. Erregungsübertragung<br />
Transmitter und Transmitter – Rezeptor – Komplex<br />
• Neurotransmitter werden in der präsynaptischen Endigung synthetisiert und normalerweise<br />
in Vesikeln gespeichert.<br />
• Wird die präsynaptische Endigung durch ein ankommendes Aktionspotential depolarisiert steigt<br />
die Konzentration von Calciumionen in der Zelle an.<br />
• Die Transmitter werden in den synaptischen Spalt freigesetzt.<br />
• Postsynaptisch: Die Transmitter docken nach einem „Schlüssel – Schloss – Prinzip“ an<br />
Proteine, sog. Membranrezeptoren, an.<br />
• Membranrezeptoren sind an Membrankanäle (sog. ligandengesteuerte Kanäle) gekoppelt,<br />
die durch die Transmitter – Rezeptor – Bindung aktiviert werden. Es erfolgt eine<br />
Depolarisierung oder Hyperpolarisierung.<br />
• Nach der Rezeptorbindung werden die Transmitter entweder durch enzymatische Spaltung,<br />
oder durch herausdiffundieren aus dem Synapsenbereich, deaktiviert.<br />
• Die Transmitter bzw. ihre Abbauprodukte werden i.d.R. wieder in die präsynaptische Struktur<br />
zurücktransportiert.<br />
• Die Synapsen sind von Gliazellen umgeben, die die räumliche Ausbreitung der Transmitter<br />
verhindern. Außerdem sind in der Membran der Gliazellen teilweise Transportmechanismen<br />
ausgebildet, damit die Transmitter zurück zur Präsynapse transportiert werden können.<br />
Dr. G. Mehrke
6. Erregungsübertragung<br />
Schematische Darstellung einer Synapse<br />
Dr. G. Mehrke
6. Erregungsübertragung<br />
Querschnitt durch<br />
eine motorische<br />
Endplatte eines<br />
Frosches.<br />
Präsynaptische<br />
Membran und<br />
postsynaptische<br />
Membran begrenzen<br />
den synaptischen<br />
Spalt.<br />
Dr. G. Mehrke
6. Erregungsübertragung<br />
Motorische<br />
Innervierung der<br />
Muskulatur. Die<br />
Nervenfasern spalten<br />
sich auf und bilden<br />
am Ende die<br />
Endknöpfe der<br />
motorischen<br />
Endplatten<br />
Dr. G. Mehrke
6. Erregungsübertragung<br />
• Ligandengesteuerte Känäle weisen eine hohe Spezifität für Transmitter sowie durch sie<br />
hindurchtretende Ionen auf<br />
• Der Kanälöffnung liegen zwei verschiedene Prinzipien zugrunde:<br />
1. Ionotrope Rezeptoren: Der Rezeptor ist Teil des Kanalproteins und die Bindung<br />
eines Transmitters an das Rezeptormolekül verursacht eine unmittelbare Öffung, so<br />
wie eine Ablösung des Transmitters zur sofortigen Schließung des Kanals führt.<br />
2. Metabotrope Rezeptoren: Durch die Bindung eines Transmittermoleküls an den<br />
Rezeptor wird ein guanosintriphosphatbindendes Protein aktiviert. Über sog. second<br />
Messenger, das sind intrazelluläre Botenstoffe werden Phosphorisierungsvorgänge<br />
st<strong>im</strong>uliert, wodurch schließlich der Kanal geöffnet wird.<br />
Dr. G. Mehrke
6. Erregungsübertragung<br />
Postsynaptische Potentiale<br />
• Durch die geöffneten Kanäle entstehen Ionenströme, die in der postsynaptischen Struktur<br />
eine Polarisationsänderung hervorrufen<br />
• Das entstehende postsynaptische Potential lässt sich, je nach Richtung und<br />
Zusammensetzung der Ströme, in zwei Typen einteilen:<br />
1. exzitatorische (erregende) postsynaptische Potentiale (EPSP)<br />
2. inhibitorische (hemmende) postsynaptische Potentiale (IPSP)<br />
Dr. G. Mehrke
6. Erregungsübertragung<br />
+ Exzitatorische Synapsen<br />
• haben Kanalmoleküle, die <strong>im</strong> aktivierten Zustand für Natrium- und Kaliumionen durchlässig<br />
sind<br />
• durch die treibenden Kräfte strömt Natrium schnell in die Zelle ein und Kalium langsam aus<br />
der Zelle aus<br />
• das Potenzial wird depolarisiert und nähert sich der Membranschwelle<br />
• wird die Membranschwelle überschritten wird ein Aktionspotenzial ausgelöst<br />
- Inhibitorische Synapsen<br />
• haben Kanalmoleküle, die <strong>im</strong> aktivierten Zustand für Kalium- und Chlorionen durchlässig<br />
sind<br />
• durch den Kaliumausstrom bzw. den Chloreinstrom wird die Membran hyperpolarisiert<br />
• das Membranpotenzial entfernt sich von der Membranschwelle und die Auslösung eines<br />
Aktionspotentials wird unwahrscheinlicher<br />
Dr. G. Mehrke
6. Erregungsübertragung<br />
Ob ein Transmitter ein IPSP oder ein EPSP auslöst, ist durch die Art des<br />
Rezeptors best<strong>im</strong>mt, aber nicht durch den Transmitter selbst. Man kann<br />
allerdings sagen das einige Transmitter vorwiegend exzitatorisch bzw.<br />
vorwiegend inhibitorisch wirken:<br />
• vorwiegend exzitatorisch: Acetylcholin und Glutaminsäure<br />
• vorwiegend inhibitorisch: GABA (Gamma – Aminobuttersäure), Glycin,<br />
Serotonin und Dopamin<br />
Dr. G. Mehrke
6. Erregungsübertragung<br />
Die synaptischen Kontakte sind über der gesamten<br />
Oberfläche der Nervenzelle verteilt. Man<br />
unterscheidet<br />
• axodendritische Synapsen<br />
• axosomatische Synapsen<br />
• axoaxonische Synapsen<br />
Da <strong>im</strong> Bereich des Somas mehr Membrankanäle zu<br />
finden sind, haben somanahe Synapsen die größte<br />
Effizienz <strong>im</strong> Hinblick auf die Auslösung eines<br />
Aktionspotentials.<br />
Dr. G. Mehrke
6. Erregungsübertragung<br />
Axoaxonische<br />
Synapsen können<br />
eine<br />
präsynaptische<br />
Hemmung<br />
hervorrufen.<br />
Dr. G. Mehrke
6. Erregungsübertragung<br />
Zeitliche und Räumliche Summation von EPSP und IPSP<br />
• Wird in einer postsynaptischen Membran ein EPSP ausgelöst, das aber die Membranschwelle<br />
nicht erreicht, wird die „Information“ nicht weitergeleitet.<br />
• Kommt aber in der präsynaptischen Faser ein zweites Aktionspotial an, bevor das erste EPSP<br />
beendet ist, addieren sich die synaptischen Potentiale, so das das gesamte EPSP die<br />
Membranschwelle erreichen kann und ein Aktionspotential ausgelöst wird. Die Summation hängt<br />
hier vom Zeitintervall zwischen den ankommenden Aktionspotentialen ab. Daher spricht man<br />
hier von „zeitlicher Summation“.<br />
• Kommen an zwei Synapsen gleichzeitig oder mit nur kurzer Zeitverzögerung zwei<br />
Aktionspotentiale an, können sich die ausgelösten EPSPs ebenfalls addieren und ein<br />
Aktionspotential auslösen. Dabei spricht man von „räumlicher Summation“.<br />
• Es können außerdem postsynaptische Potentiale entgegengesetzter Polarität „verrechnet“<br />
werden. Gleichzeitig ankommende IPSPs und EPSPs können sich also in ihrer Wirkung<br />
aufheben.<br />
Dr. G. Mehrke
Dr. G. Mehrke<br />
6. Erregungsübertragung
6. Erregungsübertragung - Zusammenfassung<br />
Die Übertragung der neuronalen Impulse geschieht über Synapsen<br />
Man unterscheidet:<br />
excitatorische (erregende) Synapsen: Postsynapse wird<br />
depolarisiert (Na + -Einstrom) und<br />
inhibitorische (hemmende) Synapsen: Postsynapse wird<br />
hyperpolarisiert (Cl - -Einstrom)<br />
Impulse können so aufsummiert (verstärkt) werden<br />
oder<br />
Verglichen (subtrahiert) werden<br />
Dr. G. Mehrke
Informationsübertragung <strong>im</strong> <strong>Nervensystem</strong><br />
7. Erregungsausbreitung <strong>im</strong><br />
Neuronenverband<br />
Dr. G. Mehrke
7. Erregungsausbreitung <strong>im</strong> Neuronenverband<br />
Vorrausgesetzt es entsteht <strong>im</strong>mer ein<br />
überschwelliges EPSP, wird in einer<br />
Neuronenkette ein Aktionspotenzial vom<br />
Startneuron bis zum Zielneuron weitergeleitet.<br />
Dr. G. Mehrke
7. Erregungsausbreitung <strong>im</strong> Neuronenverband<br />
Häufig sind Neurone nicht in langen Ketten<br />
hintereinandergeschaltet, sondern durch<br />
Axonkollaterale zu Netzwerken verknüpft. Ist das<br />
ausgelöste EPSP groß genug, kann das<br />
Aktionspotenzial von einem Startneuron auf viele<br />
Zielneurone übertragen werden. Diesen Vorgang<br />
nennt man Divergenz.<br />
Dr. G. Mehrke
7. Erregungsausbreitung <strong>im</strong> Neuronenverband<br />
Ist das ausgelöste EPSP nicht groß genug ein<br />
Aktionspotenzial weiterzuleiten, kann ein<br />
Aktionspotenzial von vielen Startneuronen aber auf ein<br />
einziges Zielneuron durch räumliche Summation<br />
übertragen werden. Diesen Vorgang nennt man<br />
Konvergenz.<br />
Dr. G. Mehrke
7. Erregungsausbreitung <strong>im</strong> Neuronenverband<br />
Wird von einem exzitatorischen<br />
Startneuron ein Aktionspotential über<br />
eine Axonkollaterale auf ein<br />
inhibitorisches Neuron übertragen, und<br />
das inhibitorische Neuron sendet das<br />
Aktionspotential über das Axon zum<br />
Startneuron zurück, wird das<br />
Startneuron für eine gewisse Zeit<br />
unerregbar. Dadurch wird die<br />
Wiederholungsfrequenz des<br />
Startneurons begrenzt. Man spricht<br />
hier von Rückwärtshemmung.<br />
Ist das inhibitorische Neuron über das<br />
Axon mit einer parallelen<br />
Neuronenkette verbunden, so kann ein<br />
durch diese Kette laufendes<br />
Aktionspotential nicht weitergeleitet<br />
werden. In diesem Fall spricht man von<br />
Vorwärtshemmung.<br />
Dr. G. Mehrke
7. Erregungsausbreitung <strong>im</strong> Neuronenverband<br />
Aktionspotenziale können<br />
außerdem in kreisförmigen<br />
exzitatorischen<br />
Netzwerkstrukturen „gespeichert“<br />
werden, vorrausgesetzt die<br />
erzeugten EPSP‘s sind groß<br />
genung. Solche Neuronale<br />
Schaltungen, in denen<br />
Aktionspotenziale einzeln, oder zu<br />
Mustern zusammengefasst,<br />
gespeichert werden können,<br />
bilden offensichtlich die<br />
strukturelle Grundlage des<br />
Kurzzeitgedächnisses.<br />
Dr. G. Mehrke
7. Erregungsausbreitung <strong>im</strong> Neuronenverband - Oszillierende Kreise<br />
Dr. G. Mehrke
Informationsübertragung <strong>im</strong> <strong>Nervensystem</strong><br />
Quellenangaben:<br />
• „Physiologie“, Deetjen, Speckmann, Henschler, Elsevier (Urban & Fischer), 4. Auflage<br />
• „Biophysik“, Hoppe, Lohmann, Markl, Ziegler, Springer Verlag, 2. Auflage<br />
• „Linder Biologie“, Bayrhuber, Kull, Metzler, 20. Auflage<br />
• „PM Magazin“ Ausgabe 1/2005<br />
Dr. G. Mehrke