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Johann Nepomuk Nestroy Der Talisman

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Salome Es wär' zwischen uns gewiß die innigste Freundschaft -<br />

Titus Und der Weg von Freundschaft bis zur Liebe is eine blumenreiche Bahn.<br />

Salome Na, jetzt so weit hab' ich no gar nit denkt,<br />

Titus Warum? - Gedanken sind zollfrei.<br />

Salome Ah, nein; es gibt Gedanken, für die man den Zoll mit der Herzensruh' bezahlt. Meine Plan'<br />

gehn mir nie aus.<br />

Titus Ja, der Mensch denkt, und - (beiseite) die Parucken lenkt, so heißt's bei mir. Also ades, Salome!<br />

(Will ab.)<br />

Salome Nur nit gar so stolz, Mussi Titus, Sie könnten ein' schon ein bißl freundlich bei der Hand<br />

nehmen und sagen: Pfürt dich Gott, liebe Salome!<br />

Titus Freilich! (Reicht ihr die Hand.) Wir scheiden ja als die besten Freund'.<br />

Salome (kopfschüttelnd) Leben S' wohl! Vielleicht seh' ich Ihnen bald wieder.<br />

Titus Das is sehr eine ungewisse Sach'!<br />

Salome Wer weiß! Sie gehn so stolz bei der Tür hinein, daß ich immer glaub', ich werd's noch sehn,<br />

wie s' Ihnen bei der nämlichen Tür herauswerfen wer'n.<br />

Titus Du prophezeihst eine günstige Katastrophe.<br />

Salome (auf die Steinbank zeigend) Da werd' ich mich hersetzen alle Tag', auf die Tür hinschaun -<br />

Titus Und drauf warten, bis man mich in deine Arme schleudert. Gut, mach' dir diese<br />

Privatunterhaltung, pfürt dich Gott! Mein Schicksal ruft: »Schön herein da!« Ich folge diesem Ruf und<br />

bringe mich selbst als Apportel. (Geht in die Gartentüre ab.)<br />

Fünfzehnte Szene<br />

Salome (allein)<br />

Salome Da geht er, und ich weiß nicht - ich hab' eh' kein Glück g'habt, und mir kommt jetzt vor, als<br />

wenn er noch was mitgenommen hätt' davon. Wenn ich mir's nur aus 'm Sinn schlagen könnt'! Aber<br />

wie denn? Mit was denn? Wär' ich a Mannsbild, wußt' ich mir schon z' helfen; aber so - die<br />

Mannsbilder haben 's halt doch in allen Stücken gut gegen uns.<br />

Lied<br />

1.<br />

Wenn uns einer g'fallt und versteht uns nit glei',<br />

Was soll man da machen, 's is hart, meiner Treu!<br />

A Mann, der hat's leicht, ja, der rennt einer nach,<br />

Und merkt sie's nit heut', so merkt sie's in vierzehn Tag',<br />

Er tut desparat, fahrt mit 'n Kopf geg'n die Wand,<br />

Aber daß er's nit g'spürt, macht er's so mit der Hand!<br />

Und 's Madel gibt nach, daß er sich nur nix tut -<br />

Ja, die Männer hab'n 's gut, hab'n 's gut, hab'n 's gut!<br />

2.

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