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Johann Nepomuk Nestroy Der Talisman

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Constantia (ihr entgegeneilend) Euer Gnaden!<br />

Frau von Cypressenburg Es geht nicht!<br />

Constantia Wär's möglich?<br />

Frau von Cypressenburg Ich habe mich eine halbe Stunde abgequält mit dem Manne, aber seine<br />

lederne, wasserdichte Seele ist undurchdringlich für den Tau der Beredsamkeit. Er will ihn etablieren,<br />

weiter nichts, auf Erbschaft hat er keine Hoffnung.<br />

Constantia Hm! Sehr fatal! Ich glaubte, es würde so leicht gehen, habe schon den Notarius Falk, der<br />

heraußen seine Sommerwohnung hat, rufen lassen - versuchen wir es nochmal, gnädige Frau, setzen<br />

wir ihm beide zu!<br />

Frau von Cypressenburg Wenn du glaubst! Ich habe dich heute aus Übereilung sehr ungerecht<br />

behandelt und will das durch wahre mütterliche Sorgfalt wieder gutmachen.<br />

Constantia (ihr die Hand küssend) Sie sind so überaus gnädig -<br />

Frau von Cypressenburg (indem sie, von Constantia begleitet, in die Seitentüre links abgeht) Ich<br />

habe aber wenig Hoffnung. Es müßte nur sein, daß das Wiedersehn seines Neffen -<br />

Constantia <strong>Der</strong> muß jeden Augenblick hier sein. (Beide in die Seitentür links ab.)<br />

Vierzehnte Szene<br />

Konrad (führt Titus, welcher die graue Perücke aufhat, durch die Glastür von der Terrasse in den<br />

Saal)<br />

Titus (im Eintreten) Aber, so sag' Er mir nur -<br />

Konrad Ich darf nix sag'n! (Ihn erstaunt anglotzend.) Aber was is denn das? Sie haben ja eine graue<br />

Perücken auf.<br />

Titus Geht Ihn das was an? Ich bin herb'stellt, meld' Er mich, und damit Punktum!<br />

Konrad Na, gleich, gleich! (Geht in die Seitentüre links ab.)<br />

Fünfzehnte Szene<br />

Titus (allein), später Konrad (zurück)<br />

Titus (allein, aufs Herz deutend) Es wird mir a bißl an Stich da geben, wenn ich die Constantia sehe.<br />

Ach, nur dran denken, wie sie g'sagt hat: »Ach, wie abscheulich sieht er aus!« So eine Erinnerung is<br />

ein Universalmittel gegen alte Bremsler. Sie soll Kammerfrau bleiben, wo sie will, meine<br />

Herzenskammern, die bezieht sie nicht mehr, die verlass' ich an einen ledigen Jungg'sellen, und der<br />

heißt: »Weiberhaß!«<br />

Konrad (tritt ein)<br />

Titus (zu ihm) Hat Er mich angemeldet?<br />

Konrad Nein, die gnädige Frau diskutiert, und da darf man sie nicht unterbrechen.

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