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Johann Nepomuk Nestroy Der Talisman

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Titus (über diese Höflichkeit frappiert) Ich bitt' mir's aus, mich nicht für einen Narren z' halten!<br />

Georg Ich weiß recht gut, für was ich Ihnen zu halten hab' (beiseite) ich darf's aber nit sagen. (Laut.)<br />

Sie möchten aufs Schloß kommen.<br />

Titus (erstaunt) Ich?<br />

Georg Zu der Kammerfrau.<br />

Titus Ich? Zu der Madame Constantia?<br />

Georg Dann vielleicht auch zu der gnädigen Frau! Aber nicht gleich, erst in einer halben Stund'! Sie<br />

können derweil da im Garten spaziern gehn.<br />

Titus (für sich) Unbegreiflich! Aber ich tu's! (Zu Georg.) Ich werd' warten und dann erscheinen, wie<br />

befohlen. Wollten Sie aber nicht die Güte haben, dort - (nach links deutend) sind Gartenleut' - und<br />

ihnen sagen, daß ich mit herrschaftlicher Erlaubnis hier promeniere, denn nach dem Sprichwort:<br />

»Undank is der Welt Lohn« hab' ich Grund zu vermuten, daß sie zum Dank für das, daß ich s' heut'<br />

traktiert hab', jetzt Hinauswerfungsversuche an mir tentiereten.<br />

Georg Ich bitt', Herr von Titus, das werden wir gleich machen. (Geht, sich artig verneigend, ab.)<br />

Achte Szene<br />

Titus (allein)<br />

Titus Ich reim' mir das Ding schon zusamm': Die Gnädige wird in einem Anfall von Gnad' in sich<br />

gegangen sein, eingesehen haben, daß sie mich als armen Teufel zu hart behandelt hat, und ruckt<br />

jetzt zum Finale mit einer Wegzehrung heraus. Halt! (Von einer Idee ergriffen.) Um diesen Zweck noch<br />

sicherer zu erreichen, erweis' ich ihr jetzt eine zarte Aufmerksamkeit - (in die Tasche greifend) ich hab'<br />

ja da noch - sie kann die roten Haar' nit leiden - ich hab' da die graue Perücken vom ehemaligen<br />

Gartner im Sack - (zieht sie hervor) mit der mach' ich jetzt meine Abschiedsvisite, dann laßt s' g'wiß<br />

was springen. Ich probier's jetzt mit der grauen. Schwarze und blonde Haar' changieren sehr bald die<br />

Farb', so hat auch für mich bei beiden nur eine kurze Herrlichkeit herausg'schaut! Die grauen Haare<br />

ändern sich nicht mehr, vielleicht mach' ich mit die grauen ein dauerhaftes Glück. (Geht links im<br />

Vordergrund ab.)<br />

Neunte Szene<br />

Flora, Plutzerkern<br />

Flora (noch von innen) Hab' ich's aber nicht g'sagt, daß wir so was erleben? (Kommt ärgerlich aus<br />

ihrer Wohnung.) O, ich kenn' meine Leut'! (Zu Plutzerkern.) Du laufst ihm nach!<br />

Plutzerkern Es is aber nicht der Müh' wert.<br />

Flora Er hat die Perücken von mein' seligen Mann g'stohlen, die is für mich unschätzbar, wann ich<br />

will.<br />

Plutzerkern Hören S' auf, 's sein Schaben drin.<br />

Flora Du laufst ihm nach, entreißt ihm den Raub!<br />

Plutzerkern Da kriegt er keine zwei Groschen dafür.

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