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24.04., 10:15 Uhr, Mosaik Ostersonntag, Pfr. Sigloch+Team

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<strong>Mosaik</strong>-Gottesdienst<br />

<strong>Ostersonntag</strong>, 24. April 2011<br />

Evangelische Kreuzkirchengemeinde Reutlingen<br />

Team für Osterfrühstück<br />

Vorbereitungsteam (bisher)<br />

KGR (Begrüßung, Lesung)<br />

Austeilung Abendmahl<br />

Musik<br />

Kinderkirch-Team<br />

Karin Stoll, Susanne Moog, ua.<br />

Edeltraud Faigle, Jörg Zieger, Stephan Sigloch<br />

Stefanie Bröckel<br />

Ursula Hirschmüller, Adolf Hirschmüller<br />

Wolfgang Bacher<br />

Kantorei der Kreuzkirchengemeinde + Instrumentalisten der <strong>Mosaik</strong>-Band<br />

Ablauf<br />

Teil 1: Eingangsteil – „Osterfreude“<br />

Vorspiel<br />

Wolfgang Bacher<br />

Kerzenritus<br />

KGR Steffi Bröckel<br />

Wir sind im Namen Gottes zusammen.<br />

Weil Jesus Christus auferstanden ist, können wir sicher sein, dass Gott jetzt mitten unter uns ist.<br />

Um uns an diesem Ostermorgen daran zu erinnern,<br />

dass Gott da ist,<br />

sagen und singen wir es und wir zünden Kerzen an als sichtbare Zeichen des Osterlichts.<br />

Dazwischen singen wir Strophen des Liedes<br />

„Du bist da, wo Menschen leben.“<br />

[Sie finden die Strophen vorne im Ordner auf dem zweiten gelben Blatt]<br />

Die erste Kerze zünden wir an für Gott, der für uns wie Vater und Mutter ist.<br />

Er hat die Erde und alles, was darauf ist geschaffen.<br />

Er hat uns das Leben geschenkt.<br />

Du bist da, wo Menschen leben...<br />

Die zweite Kerze zünden wir an für Gott, der die Liebe ist.<br />

Er hat uns seinen Sohn Jesus Christus, den Auferstandenen geschickt,<br />

der uns gezeigt hat, wie sehr er uns liebt,<br />

und wie wir liebevoll miteinander umgehen können,<br />

damit der Tod keine Macht gewinnt.<br />

Du bist da, wo Menschen lieben<br />

Die dritte Kerze zünden wir an für Gott, der uns Hoffnung schenkt.<br />

Wenn wir nicht mehr weiter wissen, wenn wir traurig und ängstlich sind,<br />

kann sein heiliger Geist uns wieder Mut machen<br />

und Osterspuren hinterlassen in unserem Leben.<br />

Du bist da, wo Menschen hoffen....<br />

Osterruf Kantorei + Gemeinde EG <strong>10</strong>3<br />

„Gelobt sei Gott im höchsten Thron“<br />

Gebet<br />

Jesus Christus, unser Bruder und Herr!<br />

Du bist auferstanden – und der Horizont unseres Lebens bricht auf.<br />

Der Tod hat nicht das letzte Wort.<br />

Wir haben Grund, fröhlich zu hoffen:<br />

Du lebst – und wir mit Dir!<br />

Der Horizont unseres Lebens bricht auf – und Licht scheint herein<br />

Stephan Sigloch


in unsere Herzen, in unser Leben.<br />

Lass uns im Licht des Ostermorgens nun fröhlich feiern<br />

und unser Vertrauen und unseren Glauben wachsen.<br />

Amen.<br />

Lied „Die Sonne geht auf: Christ ist erstanden“ EG 550,1-4<br />

Lesung Osterevangelium Matthäus 28,1-<strong>10</strong> KGR Steffi Bröckel<br />

Als aber der Sabbat vorüber war und der erste Tag der Woche anbrach, kamen Maria von Magdala<br />

und die andere Maria, um nach dem Grab zu sehen. Und siehe, es geschah ein großes Erdbeben.<br />

Denn der Engel des Herrn kam vom Himmel herab, trat hinzu und wälzte den Stein weg und setzte<br />

sich darauf. Seine Gestalt war wie der Blitz und sein Gewand weiß wie der Schnee. Die Wachen<br />

aber erschraken aus Furcht vor ihm und wurden, als wären sie tot.<br />

Aber der Engel sprach zu den Frauen: Fürchtet euch nicht! Ich weiß, dass ihr Jesus, den<br />

Gekreuzigten, sucht. Er ist nicht hier; er ist auferstanden, wie er gesagt hat. Kommt her und seht<br />

die Stätte, wo er gelegen hat; und geht eilends hin und sagt seinen Jüngern, dass er auferstanden<br />

ist von den Toten. Und siehe, er wird vor euch hingehen nach Galiläa; dort werdet ihr ihn sehen.<br />

Siehe, ich habe es euch gesagt.<br />

Und sie gingen eilends weg vom Grab mit Furcht und großer Freude und liefen, um es seinen<br />

Jüngern zu verkündigen. Und siehe, da begegnete ihnen Jesus und sprach: Seid gegrüßt! Und sie<br />

traten zu ihm und umfassten seine Füße und fielen vor ihm nieder. Da sprach Jesus zu ihnen:<br />

Fürchtet euch nicht! Geht hin und verkündigt es meinen Brüdern, dass sie nach Galiläa gehen: dort<br />

werden sie mich sehen.<br />

Geburtstagskinder<br />

Edeltraud Faigle<br />

Kantorei<br />

„Auferstehungssamba“<br />

Beginn der Kinderkirche / Kiki-Team /<br />

„Tasten“Musik<br />

Wolfgang Bacher<br />

Teil 2: Thema – „Trägt Glaube im Alltag, ... obwohl Ostern so gar nicht alltäglich ist?“<br />

Überleitung zum Thema<br />

Stephan Sigloch<br />

„Trägt Glaube im Alltag …?“ - dieser Frage gehen wir in diesem Jahr in mehreren <strong>Mosaik</strong>-<br />

Gottesdiensten nach. An Ostern fragen wir: „Trägt Glaube im Alltag … obwohl Ostern so gar nicht<br />

alltäglich ist?“<br />

Einerseits ist uns Ostern sehr vertraut. Aber wie diese Geschichte mit unserem alltäglichen Leben<br />

zusammen hängt, das zu beantworten ist eine immer neue Herausforderung.<br />

Beginnen wir damit, dass wir uns die alte Geschichte noch einmal vergegenwärtigen, indem wir sie<br />

singen:<br />

Lied „Er ist erstanden, Halleluja“ EG 116,1-6<br />

Kurzes Vor-Wort zur Lesung<br />

Stephan Sigloch<br />

Die Fastenzeit haben wir in diesem Jahr unter die Überschrift „7 Wochen anders leben“ gestellt.<br />

Bei den Abendandachten mittwochs hat uns – angeregt durch die Fastenbriefe – eine Geschichte<br />

begleitet, die Ostern und Alltag zusammen bringt und miteinander „ver-spricht“:<br />

Lesung Apostelgeschichte 12,4-17 KGR Steffi Bröckel<br />

Und [Herodes] nahm auch Petrus gefangen. Es waren aber eben die Tage der Ungesäuerten Brote.<br />

Als er ihn nun ergriffen hatte, warf er ihn ins Gefängnis und überantwortete ihn vier Wachen von je


vier Soldaten, ihn zu bewachen. Denn er gedachte, ihn nach dem Fest vor das Volk zu stellen. So<br />

wurde nun Petrus im Gefängnis festgehalten; aber die Gemeinde betete ohne Aufhören für ihn zu<br />

Gott.<br />

Und in jener Nacht, als ihn Herodes vorführen lassen wollte, schlief Petrus zwischen zwei Soldaten,<br />

mit zwei Ketten gefesselt, und die Wachen vor der Tür bewachten das Gefängnis. Und siehe, der<br />

Engel des Herrn kam herein, und Licht leuchtete auf in dem Raum; und er stieß Petrus in die Seite<br />

und weckte ihn und sprach: Steh schnell auf! Und die Ketten fielen ihm von seinen Händen. Und<br />

der Engel sprach zu ihm: Gürte dich und zieh deine Schuhe an! Und er tat es. Und er sprach zu ihm:<br />

Wirf deinen Mantel um und folge mir!<br />

Und er ging hinaus und folgte ihm und wußte nicht, daß ihm das wahrhaftig geschehe durch den<br />

Engel, sondern meinte, eine Erscheinung zu sehen. Sie gingen aber durch die erste und zweite<br />

Wache und kamen zu dem eisernen Tor, das zur Stadt führt; das tat sich ihnen von selber auf. Und<br />

sie traten hinaus und gingen eine Straße weit, und alsbald verließ ihn der Engel. Und als Petrus zu<br />

sich gekommen war, sprach er: Nun weiß ich wahrhaftig, daß der Herr seinen Engel gesandt und<br />

mich aus der Hand des Herodes errettet hat und von allem, was das jüdische Volk erwartete.<br />

Und als er sich besonnen hatte, ging er zum Haus Marias, der Mutter des Johannes mit dem<br />

Beinamen Markus, wo viele beieinander waren und beteten.<br />

Als er aber an das Hoftor klopfte, kam eine Magd mit Namen Rhode, um zu hören, wer da wäre.<br />

Und als sie die Stimme des Petrus erkannte, tat sie vor Freude das Tor nicht auf, lief hinein und<br />

verkündete, Petrus stünde vor dem Tor. Sie aber sprachen zu ihr: Du bist von Sinnen. Doch sie<br />

bestand darauf, es wäre so. Da sprachen sie: Es ist sein Engel. Petrus aber klopfte weiter an. Als sie<br />

nun aufmachten, sahen sie ihn und entsetzten sich. Er aber winkte ihnen mit der Hand, daß sie<br />

schweigen sollten, und erzählte ihnen, wie ihn der Herr aus dem Gefängnis geführt hatte, und<br />

sprach: Verkündet dies dem Jakobus und den Brüdern. Dann ging er hinaus und zog an einen<br />

andern Ort.<br />

Kantorei<br />

„Im Lande der Knechtschaft“<br />

Anspiel „Was uns fest legt – persönlich bzw. politisch“ Edeltraud Faigle/Jörg Zieger<br />

Person 1<br />

Person 2<br />

Person 1<br />

Person 2<br />

Person 1<br />

„7 Wochen anders leben“ - ich hab's versucht. Ich hab's wirklich probiert. Aber ich<br />

bin froh, dass jetzt endlich Ostern ist.<br />

„Anders leben“ - als könnte irgend jemand einfach einen Schalter umlegen …<br />

Ja, das stimmt: Ich hab gespürt, wie festgelegt ich bin. Ganz Vieles kann ich gar nicht<br />

anders machen – ich bin schließlich nicht alleine auf der Welt: Familie, Kinder, der<br />

Beruf …da kann ich nicht von jetzt auf nachher alles anders machen. Da ist so vieles<br />

festgelegt, dass ich mich noch gar nicht mit meinen Gewohnheiten beschäftigen<br />

muss. Wenn ich ehrlich bin: Es ist ja nicht nur mein Drumherum. Es sind ja oft meine<br />

Gewohnheiten, die es schwer machen, anders zu leben.<br />

Ich habe immer das Gefühl, dass es im persönlichen Bereich schon geht, „anders“ zu<br />

leben – aber in unserer Welt passiert doch viel, das wir schon lange nicht mehr<br />

beeinflussen oder verändern können. Dadurch fühle ich mich fest gelegt, wie<br />

gefangen. Denk mal an Fukushima. Oder an Tschernobyl – so eine Katastrophe lässt<br />

uns doch keinen Spielraum. Was kann ich da ändern oder anders machen? Sind wir<br />

nicht gefangen in unserer Welt?<br />

Ich weiß nicht recht … es ist auf jeden Fall so, dass wir von Vielen und von Vielem<br />

fest gelegt werden. Da ist es schwer, aufzubrechen und Neues zu machen ….


Person 2<br />

Vor dem Aufbrechen zu Neuem braucht es einen Aufbruch des Alten – das muss<br />

doch zuerst aufgebrochen werden ...<br />

Beobachtung „Unglaubliches/Unvorstellbares führt zu Neuem“ N.N.<br />

Aufbruch – angesichts einer Erfahrung, die unvorstellbar ist, unglaublich. Wie passt das zusammen:<br />

Aufbrechen und neuen Mut schöpfen, obwohl etwas über uns hereingebrochen ist und uns im<br />

Innersten erschüttert – was uns unsere Vergänglichkeit vor Augen führt: Was wartet denn auf uns?<br />

Das haben wir gerade in dieser Passionszeit erfahren müssen: Wir hören von Katastrophen, von<br />

Kriegen – wo bleibt ein Hoffnungszeichen, dass offensichtlich für uns ist?<br />

Aufbruch, Neubeginn und Losreißen aus allem, was uns festmacht, festlegt und Angst macht. Es<br />

mag merkwürdig oder sogar anstößig klingen: „Ostern“ und „Fukushima“ haben beide etwas<br />

gemeinsam: Etwas Unglaubliches, etwas Unvorstellbares führt dazu, dass sich etwas ändert!<br />

Das Reaktorunglück in Japan war Auslöser dafür, dass in der Energiepolitik etwas aufbricht und<br />

neue Wege nicht nur bedacht, sondern eingeschlagen werden. Was für ein Tabubruch im<br />

Aufbruch! Schlimm genug, dass das nicht schon vor 25 Jahren nach Tschernobyl möglich war. Der<br />

Weg in die Zukunft hat sich als Sackgasse heraus gestellt.<br />

Schlimm genug, dass wir so viel Angst vor Veränderungen haben, dass wir lieber am Alten<br />

festhalten – obwohl wir doch wissen, dass es uns in eine Sackgasse führt.<br />

„Ostern“ ist ein Aufbruch. Gott bricht auf, was uns festlegt. Gott bricht die Sackgasse auf, die der<br />

Tod für uns Menschen ist. Ostern ist das Schild auf dem steht: Was wie eine Sackgasse aussieht, ist<br />

eine Durchgangsstraße<br />

Geschichte „Oskar und die Dame in Rosa“ Jörg Zieger<br />

Was „Ostern“ im Alltag bedeutet, das können wir nicht erklären. Wir können es nicht beschreiben.<br />

Wir können aber davon erzählen.<br />

Eine solche Geschichte erzählt der Film „Oskar und die Dame in rosa“ - die Konfirmandinnen und<br />

Konfirmanden haben ihn vor <strong>10</strong> Tagen gesehen.<br />

Oskar ist <strong>10</strong> Jahre alt. Er hat Krebs und es gibt medizinisch keine Hilfe mehr. Weil die verzweifelten<br />

Eltern nicht mit ihm darüber reden, redet er mit niemandem mehr. Sie stecken in der Sackgasse:<br />

Die Verzweiflung raubt ihnen die Sprache. Es scheint, als würden sie alle miteinander seine letzten<br />

Tage sprachlos nebeneinander her leben und sie damit einfach wegschmeißen.<br />

Die „Dame in rosa“ dagegen spricht sehr direkt mit ihm. Und sie begleitet Oskar in seinen letzten<br />

Tagen. Es ist sehr berührend zu sehen, wie das Leben wertvoll wird dadurch, dass sie sich nichts<br />

vormachen. Wie in den paar Tagen erfülltes Leben möglich ist, weil sie nichts ausklammern. Die<br />

Dame in rosa bricht die Sprachlosigkeit auf. Das ermöglicht schließlich auch den Eltern, dass sie<br />

aufbrechen … in die Realität und heraus aus der Hoffnungslosigkeit. Hinein in die schmerzhafte<br />

Wahrheit von Oskars nahendem Sterben und hinein in die Erfahrung, dass die Erfahrungen bis zum<br />

abschied Hoffnung ihre wachsen lassen.<br />

Das klingt paradox, widersprüchlich – und nach unserer menschlichen Logik ist es das wohl auch.<br />

Und dennoch leuchtet gerade darin etwas auf vom Licht des Ostermorgens, leuchtet hinein in den<br />

Alltag.<br />

Einmal schlägt die Dame in Rosa Oskar vor, den lieben Gott zu besuchen: < Textauszug zum Anblick<br />

des gekreuzigten Jesus in der Krankenhauskapelle > S. 63 unten / 64 oben, S. 67 unten /68 oben.<br />

Der Besuch in der Krankenhaus-Kapelle hat Oskar verändert: Das Bild von Jesus am Kreuz hat Angst<br />

in Zuversicht verwandelt. Es ist der Glaube, der Mut macht, auch unvorstellbaren Situationen zu<br />

begegnen.<br />

Oskar hat eine Antwort auf die Frage gefunden, warum Jesus am Kreuz für den christlichen<br />

Glauben unverzichtbar ist. Er hat erfahren: Hier ist einer, der die dunklen, angstvollen und<br />

schmerzhaften Seiten kennt, die unser Leben manchmal hat. Einer, der vor der grausamen<br />

Wahrheit nicht die Augen verschließt und sich die Ohren zuhält. Einer, der es aushält, wenn von


Krankheit, Leiden und Tod gesprochen werden muss, weil es für manche Menschen schreckliche<br />

Realität geworden ist. Einer, der sich nicht abwendet und wegläuft, sondern dableibt und aushält.<br />

Einer, der den ganzen Weg unseres Lebens mitgeht, bis ans bittere Ende, bis hinein in den Tod und<br />

weiter noch – dorthin, wo Gott alle Tränen abwischt und es kein Leiden und keinen Schmerz mehr<br />

gibt. Jesus, der uns mitnimmt auf dem Weg dorthin: Durch den Tod zum neuen Leben. Und damit<br />

eine Perspektive eröffnet, die weit über alles menschliche Wünschen und Hoffen hinausgeht.<br />

Oskar konnte, nachdem er Gott kennengelernt hatte, ganz ruhig sterben. Die letzten drei Tage<br />

hatte Oskar ein Schild auf seinem Nachttisch aufgestellt. Es stand darauf: „Nur der liebe Gott darf<br />

mich wecken.“ Er hat ihn aufgeweckt: Einmal noch und dann für immer.<br />

Es gibt das Erleben von Menschen, die von Gott gehalten werden, sei es auf der Erde oder im<br />

Himmel. Weil Jesus der Gekreuzigte und Auferstandene ist: Der Weg Jesu endet nicht im Tod am<br />

Kreuz. Nach dem Karfreitag und der Todesnacht kommt heute der Ostermorgen, an dem sich zeigt:<br />

Gott ist stärker als der Tod. Gerade darin leuchtet etwas auf vom Licht des Ostermorgens, leuchtet<br />

hinein in den Alltag.<br />

Lied Kantorei + Gemeinde EG 549,1+2<br />

„Christus ist auferstanden“<br />

Predigt<br />

Stephan Sigloch<br />

„Christus ist auferstanden“ - wie oft haben wir das schon gehört?! Haben wir auch das<br />

Paradox verinnerlicht, das darin liegt? Haben wir diese merk-würdige Botschaft inzwischen<br />

so oft schon gehört, dass wir das Sperrige und Widersprüchliche darin gar nicht mehr<br />

wahrnehmen. Spüren wir noch, dass es kaum möglich ist, mit dieser Botschaft<br />

selbstverständlich „vertraut“ zu werden.<br />

Möglicherweise aber ist uns eher die tiefe Einsicht vertraut, die Oskar gewonnen hat, dem<br />

– so schwer ihm der Gedanke auch fällt zunächst - ein leidender Gott doch viel näher liegt<br />

als irgend ein anderer Gott, womöglich ein heldenhafter.<br />

Ostern gehört auf eine merkwürdige Weise, scheinbar „selbstverständlich“ zu unserem<br />

alltäglichen Leben, zu unserer religiösen Geschichte. Kann es sein, dass Ostern deswegen<br />

so beiläufig geworden ist, weil wir es allzu selbst-verständlich nehmen - obwohl Ostern<br />

eben das nie und nimmer ist und werden kann für uns: „selbst-verständlich“ .<br />

Ostern ist für uns einerseits ganz „normal“ ist. Andererseits stellt die Botschaft „Christus ist<br />

auferstanden“ aber alles infrage, was unseren Alltag prägt. Darum haben wir über diesen<br />

Gottesdienst die Frage gestellt: „Trägt Glaube im Alltag … obwohl Ostern so gar nicht<br />

alltäglich ist?“ Trägt der Glaube an Christus den Auferstandenen im Alltag … obwohl Ostern


so gar nicht alltäglich ist?“<br />

Dahinter steckt eine grundsätzliche Behauptung: Wenn das Ostergeschehen für unseren<br />

Alltag keine Bedeutung hat – dann hat es gar keine Bedeutung!<br />

Manchmal entsteht der Eindruck, das Wesentliche an Ostern seien eingeschmolzene<br />

Nikoläuse als Osterhasen wieder auferstehen - wenn Ostern nicht mehr ist, dann können<br />

wir aufhören. Wenn wir nicht sagen oder erzählen können, dass und wie Ostern unseren<br />

Alltag prägen, beeinflussen - und das heißt dann wohl: verändern kann, dann können wir<br />

aufhören, die Geschichte zu erzählen.<br />

Dann hören wir aber auch auf, Christen zu sein – wenn Christsein mehr ist als Ethik und<br />

Moral.<br />

Dass die unglaubliche, unvorstellbare Nachricht „Christus ist auferstanden“ seit 2000<br />

Jahren erzählt wird und dass wir sie heute immer noch erzählen, das hat einen einfachen<br />

Grund: Sehr viele Menschen haben geglaubt, dann erkannt und auch erlebt, dass und wie<br />

diese Geschichte ihr Leben verändert hat und bestimmen kann.<br />

Und wir haben die Aufgabe und die Verantwortung, die Geschichte so zu erzählen, dass<br />

Menschen im Jahr 2011 spüren: Das ist wichtig für mich! Das hilft mir, mein Leben zu leben<br />

– und vielleicht auch, es zu verstehen. Und es ordnet meine Prioritäten neu! Und dadurch<br />

eröffnet es mir neue Horizonte!<br />

Eben darum heute Morgen die Frage: Kann Ostern – kann die Botschaft „Christus ist<br />

auferstanden“ - mein Leben tragen mitsamt einem Alltag, der oft genug nicht sehr<br />

besonders, sondern allzu alltäglich ist? Kann es wahr sein, dass diese wunderbare, aber<br />

eben deswegen auch so schwer zu glaubende Geschichte mich einbezieht, mein<br />

durchschnittliches, gar nicht besonderes Leben?<br />

Und wenn ja: Wie und wo erlebe ich das? Wie und wo wird das greifbar – und kommt<br />

heraus aus einer vergeistigten Theorie oder Theologie und wie kommt es dort hinein, wo<br />

sich tatsächlich mein Alltag abspielt?<br />

"Es ist nun einmal so, dass das Leben viel härter ist, als man es sich in jüngeren Jahren<br />

vorstellt" - vor einigen Tagen wurde die Schaupielerin Jodie Foster mit diesem Satz zitiert.


Wer wüsste nicht, dass wir immer wieder Erfahrungen konfrontiert sind, in denen wir an<br />

die Grenzen unserer Kräfte und Möglichkeiten stoßen und uns in einer völligen Sackgasse<br />

fühlen? Vom Kopf her können wir das vielleicht sogar akzeptieren – solange wir selber nicht<br />

betroffen sind.<br />

Mich hat die Geschichte von Oskar deswegen sehr berührt: Er hat es - mit der Dame in<br />

Rosa zusammen – geschafft, damit umzugehen, dass es kein Leben ohne Leiden gibt. Er<br />

selber und alle um ihn herum und mit ihm haben dann erlebt, dass dadurch erfülltes Leben<br />

möglich wird. Getragen von einem großen, tiefen Vertrauen: Der letzte Brief, den Oskar an<br />

Gott schreibt, liegt auf seinem Nachttisch, als er stirbt: „Nur Gott darf mich wecken“.<br />

Osterspuren ...<br />

Ostern ist ein Zeichen: Gott setzt ein Ausrufezeichen! „Ostern“ ist ein Aufbruch. Gott bricht<br />

auf, was uns festlegt. Gott bricht die Sackgasse auf, die der Tod für uns Menschen ist.<br />

Ostern ist das Schild auf dem steht: Was wie eine Sackgasse aussieht, ist eine<br />

Durchgangsstraße.<br />

Wir haben vorhin die Geschichte aus der Apostelgeschichte gehört: Petrus, gefangen im<br />

Gefängnis. Es ist eine Befreiungsgeschichte. Und deswegen eine Ostergeschichte. Eine<br />

Ostergeschichte, in der wir uns wieder finden:<br />

Da ist einer im Sinn des Wortes festgelegt. Die Wachen wechseln sich ab. Wer kennt das –<br />

übertragen – nicht? Einmal legen mich meine Gewohnheiten fest. Dann meine<br />

Mitmenschen. Meine Trägheit. Und auch meine Angst vor Neuem.<br />

Petrus könnte ja auch einfach ganz still liegen bleiben. Dann merkt er nichts von seinen<br />

Fesseln und solange er schläft, merkt er auch nichts von seinen Fesseln. Wenn er und<br />

solange er da liegt „wie tot“, spürt er vielleicht gar keinen Unterschied.<br />

Dann kommt ein Engel. Sein Licht erleuchtet zwar die Zelle – aber alle schlafen weiter. Wie<br />

oft merken wir gar nicht, dass Boten Gottes uns begegnen. Der Engel gibt ihm einen Stoß.<br />

Petrus kann hinter sich lassen, was ihn festlegt. Es fällt von ihm ab, was ihn daran hindert,<br />

neue Wege und ganz woanders hin zu gehen. Aber er muss etwas tun, was er – vernünftig


etrachtet – gar nicht erst anfangen muss. Wie im Traum tut er, wozu der Engel ihn<br />

auffordert. Und so wird ein Weg möglich ...<br />

Petrus kommt irgend wann zu sich. Dann merkt er, dass er sich das nicht bloß einbildet. Er<br />

ist tatsächlich nicht mehr gefangen und fest-gelegt. Und dann kann und muss er weiter<br />

gehen. Er wird noch immer wieder daran gedacht haben später, wie es war, da so<br />

angekettet zu sein. Und er wird dann seine Schritte besonders dankbar gegangen sein und<br />

hat dann vielleicht auch ein paar extra große Schritte gemacht.<br />

Wir brauchen auch immer wieder einen Engel, der uns einen Schubs gibt, einen „Schubs-<br />

Engel“. Manchmal ist das eine Freundin, die fragt, wie es mir geht. Ein anderes Mal der<br />

Freund, der mich mit nimmt, obwohl ich keine Lust habe. Manchmal ist es eine Krankheit,<br />

die mir vor Augen führt, dass mein Leben nicht so läuft, wie ich es im Tiefsten gerne hätte.<br />

Es kann eine Begegnung sein, gegen die ich mich zuerst wehre, weil sie nicht „sein darf“<br />

oder weil ich sie nicht will. Es kann ein Abschied sein, der mich konfrontiert mit dem was<br />

war, was ist und nach und nach auch wieder mit dem, was noch werden kann. Es kann ein<br />

Mensch sein, der mir den Blick öffnet für das, was mich meinen Eltern ähnlich macht, der<br />

mir die Augen öffnet für meine Geschichte und meine Prägungen. Es kann ein Kind sein,<br />

das mir eine Frage stellt, die ich nicht beantworten kann ...<br />

Wir begegnen vielen Schubsengeln - lassen wir uns auch schubsen?<br />

Kann die Botschaft von Ostern unseren Alltag tragen? „Wir Christen sind Protestleute<br />

gegen den Tod“ wird Blumhardt in unserem Gesangbuch zitiert. Dieser Satz ist auch ein<br />

Schubs. Ob Ostern mir hilft, das muss ich erleben. Das kann ich nicht gedanklich klären. In<br />

der Theorie kann ich sicherlich auch ohne Ostern, ohne Hoffnung, ohne Auferstehung<br />

leben. Kann ich es auch praktisch? Kann ich mich abfinden damit, dass der Tod in mein<br />

Leben eingreift?<br />

In der „Stuttgarter Zeitung“ stand gestern im Blick auf die nachlassende Bedeutung von<br />

Ostern: Es ist eines, „sich von alten Traditionen loszusagen, ein anderes aber, ohne sie zu<br />

leben“.<br />

„Wir Christen sind Protestleute gegen den Tod“ - weil Ostern Gottes Widerspruch gegen<br />

den Tod. Gegen all das, was wir Menschen einander zufügen. Gegen die Gewalt, die wir<br />

einander, den Geschöpfen und der Schöpfung antun. Wenn wir als „Protestleute gegen den


Tod“ leben, dann werden wir erleben, dass dadurch Osterspuren gelegt werden, die uns<br />

Halt geben. Ostern ist Gottes „Be-Wegung“ des Lebens: er bewegt unser Leben, macht<br />

einen Weg begehbar.<br />

Es ist schwer, das mit Worten zu beschreiben. So schwer es ist, Verliebt-sein zu<br />

beschreiben. Oder tiefe Trauer. Um Osterspuren zu beschreiben helfen mir immer wieder<br />

Lieder. Ich lese Ihnen und euch eines vor (EG 551,1-6), das beides ist: Versprechen und<br />

Herausforderung:<br />

1. Wo einer dem andern neu vertraut / und mit ihm eine Brücke baut, / um Hass und<br />

Feindschaft zu überwinden, / da kannst du Osterspuren finden.<br />

2. Wo einer am Ende nicht verzagt / und einen neuen Anfang wagt, / um Leid und Trauer zu<br />

überwinden, / da kannst du Osterspuren finden.<br />

3. Wo einer das Unrecht beim Namen nennt / und sich zu seiner Schuld bekennt, / um das<br />

Vergessen zu überwinden, / da kannst du Osterspuren finden.<br />

4. Wo einer das Unbequeme wagt / und offen seine Meinung sagt, / um Schein und Lüge zu<br />

überwinden, / da kannst du Osterspuren finden.<br />

5. Wo einer gegen die Strömung schwimmt / und fremde Lasten auf sich nimmt, / um Not<br />

und Leiden zu überwinden, / da kannst du Osterspuren finden.<br />

6. Wo einer dich aus der Trägheit weckt / und einen Weg mit dir entdeckt, / um hohe<br />

Mauern zu überwinden, / da kannst du Osterspuren finden.<br />

Kehrvers Wo einer im Dunkeln nicht verstummt, / sondern das Lied der Hoffnung summt, /<br />

um Totenstille zu überwinden, / da kannst du Osterspuren finden.<br />

Wenn wir fragen: „Trägt Glaube im Alltag … … obwohl Ostern so gar nicht alltäglich ist?“<br />

dann gibt der Text uns beides: Antwort und Verantwortung. Lassen wir uns „schubsen“ -<br />

hinein in einen „österlichen Alltag“!<br />

Amen.<br />

Teil 3: Zuspruch – „Gemeinschaft mit Gott und untereinander im Abendmahl“<br />

Lied „Unser Leben sei ein Fest“ EG 636,1+2<br />

Einsetzungsworte<br />

Stephan Sigloch


Austeilung<br />

Team + KGR<br />

währenddessen spielt Wolfgang Bacher<br />

Austeilung des Abendmahls - „Wandelkommunion mit Intinctio“ (Brotkörbe + je 1 Kelch)<br />

3 Stationen Brot Traubensaft Edeltraud Faigle, Steffi Bröckel<br />

Brot Traubensaft Ursula + Adolf Hirschmüller<br />

Brot Weißwein Jörg Zieger, Stephan Sigloch<br />

Zuspruch<br />

Stephan Sigloch<br />

Teil 4: Schlussteil – „Mit Osterfreude zurück in den Alltag ...“<br />

Gebet<br />

Team<br />

Stephan Sigloch Ich lade Sie ein, dass wir beten – und bitte Sie, dazu aufzustehen:<br />

Jörg Zieger<br />

Jesus Christus, auferstandener Bruder und Herr: Wir danken Dir, dass Du bei uns<br />

bist. Du lässt uns nicht allein – nie und nirgends. Wir sind in Gottes Gegenwart<br />

geborgen, der uns durch dich liebevoll ansieht. Der Tod hat nicht das letzte Wort –<br />

Du lebst und wir sollen auch leben. Und wir schmecken und erleben das in<br />

gemeinsamen Essen und Trinken im Abendmahl: Gemeinschaft mit Gott und<br />

untereinander, aus der uns nichts und niemand reißen kann. Dafür danken wir dir.<br />

Edeltraud Faigle<br />

Stephan Sigloch<br />

Vaterunser<br />

Gott, unser Schöpfer, Gott des Lebens – wir bitten dich an diesem<br />

Ostermorgen: Öffne uns die Augen dafür, was uns festlegt, wo wir dem Tod<br />

Raum lassen und nicht dem Leben. Öffne die Augen unserer Herzen für all<br />

die Boten und „Schubsengel“, denen wir begegnen. Und für die Wege, die du<br />

begehbar machst. Lass uns bereit sein, deiner Bewegung des Lebens zu<br />

folgen und im Vertrauen auf die Auferstehung und deine Bejahung des<br />

Lebens Neues zu wagen und Osterspuren zu legen.<br />

Gott des Lebens, der du Jesus unseren Bruder auferweckt hast: Im Vertrauen<br />

auf Dich und deine Zusage des Lebens verlieren wir nicht die Hoffnung, wenn<br />

wir von Menschen Abschied nehmen müssen. Im Vertrauen auf deine<br />

Auferstehung befehlen wir Herrn Klaus Reinhardt aus der Ringelbachstr. 59 in<br />

deine Hand, der mit 69 Jahren gestorben ist und von dem wir Abschied<br />

genommen haben. Segne seine Angehörigen mit einem hellen Osterlicht,<br />

dass sie Trost und halt finden in der guten Nachricht „Christus ist<br />

auferstanden“.<br />

Kantorei<br />

„Wir wollen alle fröhlich sein“<br />

Ansagen<br />

Segen<br />

Stephan Sigloch<br />

Stephan Sigloch<br />

Lied „Christ ist erstanden“ EG 99,1-3<br />

Nachspiel<br />

Wolfgang Bacher

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