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Gerda Henkel Stiftung, Jahresbericht 2005

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STIPENDIATIN<br />

FÖRDERUNG<br />

PD Dr. Martina Minas-Nerpel, Trier<br />

Forschungsstipendium | Die <strong>Gerda</strong> <strong>Henkel</strong> <strong>Stiftung</strong> unterstützt das Projekt<br />

durch die Gewährung eines Forschungsstipendiums und die Übernahme von<br />

Reise- und Sachkosten. | neu bewilligt<br />

POLITIK UND PROPAGANDA: DIE BAU- UND<br />

DEKORATIONSTÄTIGKEIT DER RÖMISCHEN<br />

KAISER AN ÄGYPTISCHEN TEMPELN<br />

Nach der Eroberung durch Octavian, den späteren Kaiser Augustus, im Jahre 30 v. Chr.<br />

wurde Ägypten in das römische Imperium eingegliedert, nahm aber im Kreise der<br />

Provinzen eine Sonderrolle ein und war dem Kaiser direkt unterstellt. Gegenüber der<br />

indigenen Hochkultur, insbesondere der altägyptischen Religion, übte der römische<br />

Staat Toleranz. Die Tempel ägyptischer Gottheiten florierten auch während der<br />

Römerzeit und blieben als religiöse Zentren erhalten. Unter den römischen Kaisern<br />

kam es zu einer regen Bau- und Dekorationstätigkeit, die jedoch keinesfalls zu einer<br />

Romanisierung der Tempel führte, sondern sich auf die Darstellung des Kaisers in der<br />

traditionellen Rolle des kultvollziehenden Pharao konzentrierte.<br />

Ziel eines Forschungsvorhabens von PD Dr. Martina Minas-Nerpel ist es, die<br />

ägyptischen Tempelbauten der römischen Epoche und ihre religiösen Systeme erstmals<br />

systematisch zu untersuchen. Dabei soll zunächst geklärt werden, wo die religiösen<br />

Kristallisationspunkte dieser Epoche lagen bzw. an welchen Orten es die<br />

römischen Kaiser oder ihre Vertreter für wichtig hielten, in einheimischen Tempeln<br />

präsent zu sein. Anschließend soll danach gefragt werden, ob sich diese religiösen<br />

Zentren von denen der Ptolemäerzeit und der dynastischen Zeit unterschieden oder<br />

ob Kontinuitäten festgestellt werden können. Dr. Minas-Nerpel wird zum einen die<br />

ägyptologische Literatur und die bereits vorliegenden Editionen römerzeitlicher<br />

Tempelinschriften sichten, zum anderen die bislang unpublizierten Inschriften mit<br />

Kaisernamen mittels der Methoden der Ägyptologie aufnehmen. Nach der gezielten<br />

Erfassung der hieroglyphisch geschriebenen Kaisernamen aus fast vier Jahrhunderten<br />

römischer Herrschaft in Ägypten sollen in einem zweiten Schritt die dabei eruierten<br />

Dekorations- und Bauprogramme der einzelnen Kaiser interpretiert und ausgewertet<br />

werden. Dabei sollen auch der historische Hintergrund und die zusätzlichen Informationen<br />

aus papyrologischen, archäologischen, epigraphischen und numismatischen<br />

Quellen in die Untersuchung einbezogen werden. Im Mittelpunkt stehen Fragen nach<br />

der Datierung von Reliefs und Inschriften, den Neuerungen der römerzeitlichen<br />

Inschriften und Dekorationen, der Schreibweise der Kaisernamen, dem Geschichtsbewusstsein<br />

bzw. der Haltung der ägyptischen Priesterschaft und den politischhistorischen<br />

Entwicklungen, die sich eventuell in den Tempelreliefs und Stelen widerspiegelten.<br />

Ergänzend möchte Dr. Minas-Nerpel die Befunde zu den Tempeln mit dem<br />

Münzprogramm und der damit von der römischen Regierung gesteuerten Darstellung<br />

von Motiven auf den Rückseiten alexandrinischer Münzen vergleichen. Das Projekt<br />

ordnet sich in einen aktuellen Forschungstrend der Ägyptologie ein, die zunehmend<br />

die Bedeutung der Römerzeit für die Kontinuität der ägyptischen Tradition, für ihren<br />

Kontakt mit der griechisch-römischen Kultur und für ihre Umwandlung in koptischbyzantinischer<br />

Zeit entdeckt.<br />

Kollationierung der dreisprachigen Stele des<br />

Praefekten C. Cornelius Gallus aus Philae aus dem<br />

Jahr 29 v. Chr., Ägyptisches Museum Kairo (Inschrift<br />

in Hieroglyphen, Latein und Griechisch)<br />

Griechisch-römischer Tempel des Sobek und<br />

Haroeris in Kom Ombo<br />

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