13.11.2013 Aufrufe

GEW-ZEitUNG Rheinland-Pfalz

GEW-ZEitUNG Rheinland-Pfalz

GEW-ZEitUNG Rheinland-Pfalz

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

-Zeitung<br />

Förderschulstudierende<br />

setzen sich durch! S. 26 - 27<br />

<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

12 / 2011<br />

Fotos:<br />

Klaus Bundrück / Wolfgang Hnida-Eichenlaub<br />

Proteste gegen rot-grüne Kürzungspolitik (S. 3 - 8)


Editorial / Nachgeforscht / Inhalt<br />

Faxenbuch<br />

Wird jemandem attestiert, sie oder er<br />

sei engagiert, gilt das zweifellos als<br />

Kompliment. Nur: Engagement, das alle<br />

glücklich macht, gibt es in den seltensten<br />

Fällen; meist gibt es Sieger und Verlierer.<br />

Letztere stecken das manchmal sportlich<br />

weg, manchmal wird aus Konkurrenz<br />

auch tiefe Feindschaft.<br />

In solchen Fällen hilft nur, möglichst<br />

jedweden Kontakt zu vermeiden. Was<br />

auch ganz gut funktionieren kann, gäbe es nicht Facebook und<br />

andere so genannte Netzwerke. Eigentlich bei sachgemäßer Handhabung<br />

eine gute Sache mit vielen Vorteilen: alte Freunde wieder<br />

entdecken, Klassentreffen initiieren, Infos, die einem wichtig sind,<br />

Nachgeforscht<br />

Weibliche Führung<br />

(gh) Wenn wie in der letzten Ausgabe in unserer kleinen Serie das<br />

Thema „Gute Führung“ angesprochen wird, stellt sich gerade in<br />

dem Organ einer Bildungsgewerkschaft, deren Mitgliedschaft zu<br />

über 70 Prozent weiblich ist, die Frage, wie es denn mit weiblicher<br />

Führung aussieht.<br />

Die Wissenschaft unterscheidet sich von der Politik insbesondere<br />

darin, dass sie vorschnelle Rezepte vermeidet und stattdessen differenzierte<br />

Antworten gibt. So ist es auch bei diesem Thema. Dennoch<br />

scheint mittlerweile verbürgt, dass Frauen mit ihrem spezifischen<br />

Führungsstil das Arbeitsklima verbessern und die Mitarbeitermotivation<br />

erhöhen. Durch ihre Erfahrungsbandbreite sind Frauen die<br />

besseren Teamworker. Frauen denken in Zusammenhängen und<br />

nehmen mehr von ihrer Umwelt wahr.<br />

Insbesondere in vier Punkten heben sich Frauen von männlichen<br />

Kollegen ab:<br />

Frauen sind zielorientiert und gut organisiert.<br />

Auf Grund der Tatsache, dass Frauen in der Regel für mehr Lebensbereiche<br />

die Verantwortung tragen als Männer, stellen sie eher<br />

ihren eigenen Arbeitsplan auf. Sie sind Planungsprofis und haben<br />

weniger Angst vor Entscheidungen..<br />

Frauen sind die besseren Konfliktmanager.<br />

Auch beim Umgang mit Konflikten hat die weibliche Herangehensweise<br />

Erfolg. Frauen wollen in der Regel Konflikte für sich<br />

persönlich lösen, statt sie zu verdrängen. Frauen gehen offensiver<br />

schnell verbreiten, und so weiter und so fort. Nur: Die Betonung<br />

liegt auf „sachgemäß“. Wer allerdings wie der Autor dieses Editorials<br />

einmal naiv einen falschen Klick gesetzt hat, kann sein böses<br />

Wunder erleben. Neuen Nutzern bietet das Netzwerk nämlich an,<br />

„Freunde“ für ihn zu suchen, indem es an sämtliche eMail-Kontakte<br />

„Freundschaftsanfragen“ versendet.<br />

Tja, und da sind dann auch Obige dabei. Manche reagieren pampig<br />

auf die Anfragen, die meisten ignorieren das unanständige Angebot.<br />

Womit das Kapitel nach dem Anfängerfehler eigentlich erledigt<br />

sein könnte, wäre Facebook nicht so hartnäckig und würde solche<br />

Anfragen nicht regelmäßig wiederholen. Und das nervt dann nicht<br />

nur Feinde.<br />

Also, liebe Ex-Freunde und jetzige Feinde: die entsprechende Mail<br />

gleich löschen. Aber dennoch wünsche ich euch ganz ungeheuchelt<br />

wie allen unseren Leserinnen und Lesern besinnliche Weihnachtstage<br />

und ein glückliches Jahr 2012.<br />

Günter Helfrich<br />

mit Konflikten um, klären die Situation und tragen den Ärger<br />

über das Verhalten von Vorgesetzten oder Kollegen nicht tagelang<br />

mit sich herum.<br />

Allerdings zeigen Frauen zu wenig Selbstbewusstsein.<br />

Dabei können sie von den Männern durchaus einiges lernen: Die<br />

Herren halten sich viel weniger mit eigenen Fehlern auf und vergessen<br />

Fehltritte schneller. Deshalb sind sie rascher wieder offen für<br />

Neues. Männer gehen auch anders mit Macht um. Sie schätzen es,<br />

wenn sich jemand in den Vordergrund spielt, eine Eigenschaft, die<br />

vielen Frauen fehlt. Die Fähigkeiten der Frauen werden deshalb oft<br />

weniger wahrgenommen.<br />

Schließlich: Frauen nutzen Kontakte weniger.<br />

Neben ihrer emotionalen Intelligenz und den sozialen Führungsqualitäten<br />

gehört die Kommunikationsstärke zu den positiven<br />

weiblichen Eigenschaften. Allerdings ist es noch immer so, dass<br />

die Mehrzahl der Frauen eigene Kontakte weniger zu nutzen weiß,<br />

als die männlichen Kollegen dies tun. Und so kommt es häufig<br />

vor, dass Männer sich untereinander die angesehenen Positionen<br />

zuspielen, während gleich qualifizierte Frauen dabei leer ausgehen.<br />

Bevor nun eine Flut empörter Leserzuschriften (diesmal bewusst<br />

ohne „Innen“) kommt, die von ganz anderen Erfahrungen berichtet:<br />

Es ging auch bei diesem Thema um eine Grundtendenz; subjektiv<br />

hat nicht nur der Verfasser dieser Zeilen ganz anderes erlebt. Aber<br />

das haben wir ja im Laufe der Jahre gelernt: Nichts ist so gefährlich<br />

wie Verallgemeinerungen!<br />

Aus dem Inhalt <strong>GEW</strong>-ZEITUNG <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> Nr. 12 / 2011 • Kooperation: Friedensnetzwerk und Ministerium Seiten 11 - 12<br />

Editorial / Nachgeforscht / Inhalt Seite 2 Kindertagesstätten Seite 12<br />

Kommentar / Bildungspolitik<br />

Schulen Seiten 13 - 21<br />

• Klaus-Peter Hammer: „Unterrichtsversorgung<br />

Politische Bildung Seiten 22 - 25<br />

nach wie vor unbefriedigend“ Seite 3 Hochschulen Seiten 26 - 30<br />

• Kundgebung: Berechtigte Wut der BeamtInnen Seite 3 Recht Seite 30<br />

• Protestveranstaltung der <strong>GEW</strong> in Mainz Seite 5 Jubilare / Generation 60+ Seiten 31 - 32<br />

• Anhörungsverfahren: Dienstrechtsänderungsgesetz Seite 6 Tipps + Termine Seiten 32 - 33<br />

• Sehr enttäuscht von Rot-Grün! Seite 8 Gewerkschaftstag Bezirksverband Koblenz Seiten 34 - 35<br />

<strong>GEW</strong>-Mitgliederwerbung Seite 9 Kreis + Region / Impressum Seiten 36 - 39<br />

Bildungspolitik<br />

Schulgeist Seite 40<br />

• <strong>GEW</strong> im Gespräch mit den Grünen Seiten 10 - 11<br />

2 <strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 12 / 2011


Landespolitik<br />

Unterrichtsversorgung nach wie vor unbefriedigend<br />

Die <strong>GEW</strong> sieht aufgrund eigener Recherchen trotz erkennbarer<br />

Anstrengungen der Landesregierung eine, verglichen mit<br />

den Zahlen des Vorjahres, schlechtere Unterrichtsversorgung<br />

in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>.<br />

Eine entscheidende Ursache hierfür liegt in der nach wie<br />

vor nicht genügenden Anzahl von Planstellen, die dem<br />

Schulbereich zur Verfügung gestellt werden. „Solange die<br />

Landesregierung in den Klassen fünf bis zehn, den Oberstufen<br />

sowie den berufsbildenden Schulen einen strukturellen<br />

Unterrichtsausfall, je nach Schulart zwischen drei und neun<br />

Prozent, in Kauf nimmt, wird sich an diesem seit Jahren<br />

vorherrschenden Grundproblem der Unterversorgung von<br />

Schulen nichts ändern“, sagte der <strong>GEW</strong>-Landesvorsitzende,<br />

Klaus-Peter Hammer.<br />

„Mit der geplanten Streichung von 2.000 Planstellen in<br />

Folge der Sparbeschlüsse der Landesregierung in den nächsten<br />

Jahren aufgrund voraussichtlich sinkender Schülerzahlen“,<br />

so Hammer weiter, „wird die Chance vergeben, nun endlich<br />

dem Unterrichtsausfall geeignet entgegenzuwirken. Sollen die<br />

Schulen ihren Aufgaben von beispielsweise mehr individueller<br />

Förderung, der Weiterentwicklung von Unterrichtsqualität,<br />

der Beratung von Schülerinnen und Schülern sowie von<br />

Eltern und der Prävention in vielen Bereichen nachkommen,<br />

geht dies nicht mit der zurzeit vorherrschenden Personalversorgung.<br />

So können die Pflichtaufgaben nur leidlich erfüllt<br />

werden, es bleibt kein Spielraum für die Kür.“<br />

Die berechtigte Wut der BeamtInnen<br />

Kundgebung von DGB und DBB in Mainz<br />

Am dritten November 2011 demonstrierten rund 3.500 Beamtinnen<br />

und Beamte aus <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> gegen die Besoldungspläne<br />

der Landesregierung. Dutzende Vuvuzelas, Hunderte<br />

von Fahnen, Tausende von Trillerpfeifen ertönten immer<br />

wieder. Ohrenbetäubend dieser Lärm! Die Demonstranten,<br />

unter ihnen viele LehrerInnen, zeigten damit ihren Unmut<br />

gegen die geplanten Sparmaßnahmen im Öffentlichen<br />

Dienst. Zu der Kundgebung hatten der Deutsche Gewerkschaftsbund<br />

und seine Einzelgewerkschaften <strong>GEW</strong>, ver.di,<br />

GdP und IG BAU sowie der Deutsche Beamtenbund mit diversen<br />

Mitgliedsverbänden, gemeinsam aufgerufen.<br />

Seit Jahren recherchiert die <strong>GEW</strong> in Sachen Unterrichtsversorgung<br />

und veröffentlicht eigene Zahlen. Auch für dieses<br />

Schuljahr sind die Ergebnisse ernüchternd. So ergeben sich<br />

für die Realschulen plus strukturelle Ausfallquoten von<br />

rund drei Prozent, für die Integrierten Gesamtschulen rund<br />

dreieinhalb Prozent, für die Gymnasien vier Prozent, für die<br />

Förderschulen sage und schreibe sechs Prozent sowie für die<br />

Berufsbildenden Schulen der Spitzenwert von neun Prozent.<br />

Hammer dazu: „Das ist für alle benannten Schularten eine<br />

unhaltbare Situation. Und selbst im Grundschulbereich, in<br />

dem wir nahezu 100 Prozent strukturelle Unterrichtsversorgung<br />

erreichen, brauchen wir mehr Kräfte, um Ausfallzeiten,<br />

beispielsweise aufgrund von Krankheitstagen und Fortbildungen,<br />

ausgleichen zu können und um den Anforderungen<br />

der neuen Grundschulordnung gerecht zu werden.“<br />

Die Einrichtung von 200 Poolstellen mit gesicherten Planstellen<br />

für die betroffenen Beschäftigten begrüßt die <strong>GEW</strong><br />

in diesem Zusammenhang, macht aber darauf aufmerksam,<br />

dass diese bei weitem nicht ausreichen und von der Anzahl<br />

her ein Vielfaches wünschenswert wäre.<br />

„Wir können die Landesregierung nur auffordern“, so<br />

Hammer abschließend, „ihre kontraproduktiven Planungen<br />

aufzugeben, den Schulen die sogenannte demografische<br />

Rendite für die Verbesserung der Unterrichtsversorgung zur<br />

Verfügung zu stellen und die entsprechenden 2.000 Stellen<br />

eben nicht zu streichen.“<br />

Pm-gew<br />

Die Wut der BeamtInnen hat ihre Gründe. Die Landesregierung<br />

sieht unter anderem vor, die Bezüge ab 2012 fünf<br />

Jahre lang nicht mehr an den von den Gewerkschaften<br />

und den Arbeitgebern erzielten Tarifergebnissen für die<br />

Beschäftigten der Länder auszurichten, sondern den<br />

Beamtinnen und Beamten in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> nur noch<br />

eine Besoldungserhöhung von einem Prozent pro Jahr zu<br />

gewähren. Zusätzlich sind Einschnitte bei der Beihilfe und<br />

beim Familienzuschlag geplant, die vermögenswirksamen<br />

Leistungen sollen ganz gestrichen werden.<br />

Dietmar Muscheid, DGB-Landesvorsitzender <strong>Rheinland</strong>-<br />

<strong>Pfalz</strong>, sprach zu den Demonstrierenden und rief ihnen<br />

zu: „Bei einem Prozent Erhöhung sage ich: Wehret den<br />

Anfängen!“ Er forderte: „Wenn Bildung wichtig ist, darf<br />

nicht bei den Schulen und Lehrkräften gespart werden!<br />

<strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 12 / 2011<br />

3


Landespolitik<br />

Wenn innere Sicherheit wichtig ist, darf nicht bei der<br />

Polizei gespart werden! Wir wollen, dass gute Arbeit nicht<br />

nur gelobt, sondern auch gut bezahlt wird!“ Er verlangte<br />

von der Landesregierung: „Hört auf beim Sparen bei den<br />

Beamten, erhöht die Vermögenssteuer bei den Reichen!“<br />

Auch die Transaktionssteuer könne Geld in die Kassen<br />

bringen, erklärte er. Mit Blick auf die Finanzkrise und<br />

die notwendige Regulierung der Märkte schrieb er den<br />

regierenden Politikern ins Stammbuch: „Setzt Regeln und<br />

gebt uns die Gewissheit, dass die Politik entscheidet und<br />

nicht die Börsen und die Spekulanten!“<br />

Stimmen von demonstrierenden<br />

<strong>GEW</strong>-Mitgliedern<br />

Alexander Witt: „Ich finde es ganz toll, dass die Beamtinnen<br />

und Beamten, und nicht nur von der <strong>GEW</strong>,<br />

hier ein ganz besonderes Zeichen gesetzt haben, weil sie<br />

mit dreieinhalbtausend Personen erschienen sind und<br />

lautstark darauf aufmerksam gemacht haben, dass man<br />

so mit uns nicht umgehen kann. Dietmar Muscheid hat<br />

ganz klar und dezidiert berichtet, wo es klemmt und wo<br />

die Haken sind. Dem kann man sich nur anschließen.<br />

So geht es nicht!“<br />

Jürgen Riegler: „Die Kundgebung habe ich insofern als<br />

sehr angenehm empfunden, dass unsere Forderungen für<br />

die Beschäftigten in den Schulen und im Beamtentum<br />

Unterstützung gefunden haben. Insbesondere die Ansprache<br />

von Muscheid hat mir gut gefallen, weil er die<br />

anstehenden Probleme direkt beim Namen genannt hat.“<br />

Winfried Reinhard: „Ich bin beeindruckt, dass so viele<br />

gekommen sind. Leider sind aus meinem Kreis nicht so<br />

viele gefahren, wir sind nur mit fünf Leuten da. Aber<br />

vielleicht ist das Motivation beim nächsten Mal.“<br />

Sylvia Sund: „Wir sind sehr schlagkräftig, das hätte ich<br />

nicht gedacht. Und wenn uns die Landesregierung weiter<br />

verärgert und nicht entgegenkommt, dann werden<br />

wir das nächste Mal noch mehr sein. Wir lassen uns das<br />

nicht gefallen.“<br />

Rudolf Blahnik: „Die Kundgebung war als solche gelungen.<br />

Aber man muss eigentlich sagen, viel mehr Leute<br />

hätten da sein müssen. Dreieinhalbtausend ist immerhin<br />

schon eine Zahl, aber es ist viel zu wenig.“<br />

Fotos Seite 3+4: Klaus Bundrück<br />

Klaus-Peter Hammer: „Ich bin erst mal sehr begeistert,<br />

dass so viele Leute da waren, 3.500 Beamtinnen und<br />

Beamte aus <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>. Mit so vielen Leuten habe<br />

ich nicht gerechnet, aber es zeigt, dass es brennt. Die<br />

Menschen haben verstanden, was auf sie zukommt, und<br />

sie zeigen jetzt ganz deutlich, dass sie keine Lust haben,<br />

dass in ihrem Arbeitsfeld noch mehr gespart wird. Der<br />

Öffentliche Dienst ist wichtig, der macht ganz bedeutende<br />

Arbeit. Seit 1992 wird systematisch gespart, und<br />

irgendwann ist einfach Schluss.“<br />

Gerlinde Schwarz<br />

Gleicher Lohn für gleiche Arbeit!<br />

Beim Beteiligungsgespräch der Gewerkschaften des öffentlichen<br />

Dienstes im DGB und der anderen Spitzenverbände<br />

im rheinland-pfälzischen Finanzministerium zum<br />

„1. Dienstrechtsänderungsgesetz zur Verbesserung der<br />

Haushaltsfinanzierung“ gab der <strong>GEW</strong>-Vertreter folgende<br />

Erklärung ab:<br />

„Leider hat die Landesregierung eine Chance verpasst, den<br />

Grundsatz ’Gleicher Lohn für gleiche Arbeit‘ umzusetzen. In<br />

§ 15 des neuen Landesbeamtengesetzes (LBG): ’Zugangsvoraussetzungen<br />

zu den Laufbahnen‘ heißt es im Abs.5:<br />

’Für den Zugang zum 4. Einstiegsamt sind mindestens zu<br />

fordern:<br />

1. als Bildungsvoraussetzung ein mit einem Mastergrad oder<br />

einem gleichwertigen Abschluss abgeschlossenes Hochschulstudium<br />

und<br />

2. als sonstige Voraussetzung<br />

a) eine hauptberufliche Tätigkeit oder<br />

b) ein mit einer Prüfung abgeschlossener Vorbereitungsdienst.‘<br />

Dies trifft für alle Lehrämter in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> zu. Sie sind<br />

dem höheren Dienst zuzuordnen. Damit ist die Forderung<br />

nach A 13 als Amt der Eingangsbesoldung begründet. Alle<br />

anderen Ämter im Schul- und Hochschulbereich sind daran<br />

auszurichten.“<br />

HASCH<br />

4 <strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 12 / 2011


Landespolitik<br />

Protestveranstaltung der <strong>GEW</strong> in Mainz:<br />

„Wehrt euch gegen die Rotstifpolitik“<br />

(psw) <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> will seinen Beamtinnen und<br />

Beamten ab 2012 schmerzhafte Einschränkungen bei<br />

der Besoldung sowie Kürzungen bei Beihilfe und vermögenswirksamen<br />

Leistungen diktieren. Auch sind im<br />

gesamten Landesdienst massive Stelleneinsparungen<br />

vorgesehen, davon allein 2000 im Schulbereich bis<br />

2016. Im Vorfeld einer Protestkundgebung am 3. November<br />

informierte die <strong>GEW</strong> über die geplanten Einschnitte.<br />

Einleitend bezeichnete <strong>GEW</strong>-Vorsitzender Klaus-Peter Hammer es<br />

als falsch, die Schuldenbremse gesetzlich zu verankern. Wie können<br />

wir uns wehren?, hieß die zentrale Frage der Veranstaltung. Ilse<br />

Schaad vom Hauptvorstand der <strong>GEW</strong> klärte auf. Wenn heute die<br />

Piratenpartei einen immer stärkeren Zulauf in der Bevölkerung<br />

bekäme, und zwar nicht nur von jungen aufmüpfigen Rebellen,<br />

dann liege der Grund in der wachsenden Entfremdung zwischen<br />

Politik und Bevölkerung und der zunehmenden Enttäuschung über<br />

die so genannten Volksvertreter in den Parlamenten.<br />

Seit Jahren betonen beispielsweise Politiker aller Couleur die Bedeutung<br />

von Bildung für unsere Zukunft. „Wer nichts zur Bildung<br />

sagt, kann als Partei einpacken“, so Ilse Schaad. Doch den Worten<br />

folgen keine Taten oder die falschen. So liege Deutschland unter 36<br />

Ländern auf dem 30. Platz der weltweiten Bildungsausgaben, mit 4,8<br />

Prozent weit unter dem OECD-Durchschnitt von 5,9 Prozent. und<br />

unter dem Druck der selbst auferlegten „Schuldenbremse“ würden<br />

diese Bildungsausgaben noch weiter reduziert. Dabei mache sich der<br />

Staat selbst arm, erst senke er die Steuern und dann werde gespart,<br />

zwar nicht überall, aber in der Bildung.<br />

Diese Mittelkürzung wirke sich nicht auf Gebäude aus, sondern<br />

betreffe die Vermittler von Bildung, die Lehrenden. „Statt in die<br />

Köpfe zu investieren, wird gespart“.<br />

Dagegen seien selbst in einer Demokratie<br />

die Beamten hilflos, denn<br />

die wesentlichen Stellschrauben wie<br />

Besoldung, Klassengröße, Arbeitszeit<br />

und Stundentafel bestimme allein der<br />

Arbeitgeber. Ilse Schaad: „Was nützen<br />

eigentlich die Demokratietage, wenn<br />

den Lehrenden keine Mitbestimmung<br />

in zentralen Fragen möglich ist?“<br />

Deshalb müssten sie streiken, sich<br />

wehren im Sinne einer guten Zukunft<br />

künftiger Generationen, für eine bessere<br />

Bildung, gegen Kürzungen und<br />

Streichungen. Ilse Schaad betonte,<br />

dass das Streikverbot für Beamte im<br />

Grundgesetz nicht verankert sei. Der<br />

Streik sei ein verfassungsmäßiges<br />

Grundrecht. In Deutschland habe<br />

es ein einziges Mal ein Streikverbot<br />

gegeben, 1922 für acht Tage, das aber<br />

nach heftigen Kontroversen seinerzeit<br />

aufgehoben worden wäre. Die <strong>GEW</strong><br />

sei die einzige Gewerkschaft, die das Streikrecht als selbstverständlich<br />

ansehe mit der Absicht, jedes Mitglied nachhaltig zu schützen.<br />

Auch im Lichte der europäischen Gerichtsbarkeit dürfe Streik nicht<br />

bestraft werden.<br />

Ilse Schaad zuversichtlich: „Wir werden in absehbarer Zeit das<br />

Streikrecht bekommen“. Jetzt gelte es, die <strong>GEW</strong> als streikfähige<br />

Organisation aufzubauen und die Mitglieder zu ermuntern, gegen<br />

Schuldenbremse und Kürzungen in Sachen Bildung auf die Straße<br />

zu gehen.<br />

In der anschließenden Diskussion empörte sich der <strong>GEW</strong>-Landesvorsitzende,<br />

dass ausgerechnet eine sozialdemokratisch geführte<br />

Regierung, ein „Dienstrechtsänderungsgesetz zur Verbesserung der<br />

Haushaltsfinanzierung“ auf den Weg bringe und eine jährliche Besoldungserhöhung<br />

von jeweils 1 Prozent für die nächsten fünf Jahre<br />

beschließe. Bei einer Preissteigerungsrate von weit über zwei Prozent<br />

sei dies ein Lohnverlust und kein Anteil an der wirtschaftlichen<br />

Entwicklung. Diese Besoldungserhöhung sollen die Beamtinnen<br />

und Beamten auch noch selbst bezahlen, denn im 1. Dienstrechtsänderungsgesetz<br />

seien Kürzungen bei Besoldung und Beihilfe in<br />

annähernd gleicher Höhe (41 Mio. Euro) vorgesehen. Das Ganze<br />

werde als „Planungssicherheit“ bezeichnet und als Wohltat verkauft.<br />

Dieses Vorgehen der Landesregierung habe mit Wertschätzung der<br />

Beamtinnen und Beamten und ihrer täglichen Erziehungs- und<br />

Bildungsarbeit nichts zu tun. Auch die Berufsperspektive für junge<br />

Lehrerinnen und Lehrer sei deprimierend, so die weitere Diskussion.<br />

Die „demographische Rendite“ führe zu Stelleneinsparungen<br />

für junge Lehrkräfte, die auf der Straße stehen. Gefordert wurde<br />

auch eine neue Steuerregelung, z.B. höhere Steuern für höhere<br />

Einkommen und große Vermögen sowie eine Transaktionssteuer.<br />

Die „Wutlehrer“ machen sich auf den Weg, die Zeiten werden auch<br />

für die Landesregierung härter.<br />

<strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 12 / 2011<br />

5


Landespolitik<br />

„Politisch opportunistisch entschieden?“ - ganz sicher!<br />

„Verfassungsrechtlich abgewogen?“ - mitnichten!<br />

Das Dienstrechtsänderungsgesetz im Anhörungsverfahren<br />

- Von Werner Dörr -<br />

„Verfassungsrechtlich richtig abgewogen, politisch opportunistisch<br />

entschieden“ - das ist die Essenz der Stellungnahme<br />

des Leipziger Rechtswissenschaftler Prof. Dr. Fassbender<br />

(Lehrstuhlinhaber für Öffentliches Recht, insbesondere Umwelt-<br />

und Planungsrecht) zum Entwurf des „Ersten Dienstrechtsänderungsgesetzes<br />

zur Verbesserung der Haushaltsfinanzierung“<br />

im Anhörungsverfahren des Haushalts- und Finanzausschusses<br />

des Mainzer Landtags. Er setzte sich damit<br />

allerdings im Gegensatz zu seinem Kollegen Prof. Dr. Heinrich<br />

Wolff von der Europa-Universität Viadrina (Lehrstuhlinhaber<br />

für Öffentliches Recht, insbesondere Staatsrecht und<br />

Verfassungsgeschichte), der den Gesetzentwurf „schon nach<br />

erster Durchsicht“ für schlichtweg verfassungswidrig hält.<br />

Leider war Prof. Wolff in der Ausschusssitzung nicht<br />

anwesend, sodass den Parlamentariern, Verbands- und<br />

Gewerkschaftsvertretern sowie den übrigen Zuhörern eine<br />

vielleicht aufschlussreiche Konfrontation entgegengesetzter<br />

Gutachteraussagen entging.<br />

Auch der CDU-Opposition, die um ein tieferes Eindringen<br />

in die spannende Frage bemüht war, ob das Gesetz schon<br />

von Anfang an als verfassungswidrig einzustufen sei oder<br />

ob ein solcher Zustand erst im Gesetzesvollzug eintreten<br />

werde, gelang es nicht, diese Frage abschließend zu klären.<br />

Immerhin war sich Prof. Dr. Faßbender auf Nachfrage<br />

sicher, dass eine Festschreibung der Beamtengehälter für 15<br />

(i.W. fünfzehn) Jahre nicht mehr verfassungsgemäß wäre,<br />

weil man für einen solch langen Zeitraum keine vernünftige<br />

Prognose aufstellen könne. Eine Festschreibung auf fünf<br />

Jahre, wie es jetzt vorgegeben ist, sei zwar „für beide Seiten<br />

gleichermaßen schwierig“, sei aber verfassungsrechtlich<br />

unbedenklich, weil der Gesetzgeber das Gesetz ja jederzeit<br />

ändern könne, sollte sich eine erhebliche Änderung der<br />

Lebensverhältnisse einstellen.<br />

Als eher zweitrangig stufte Prof. Dr. Fassbender das Alimentationsprinzip<br />

gemäß § 35 Abs. 3 GG ein, das nach<br />

Meinung aller Gewerkschaftsvertreter durch die fünfjährige<br />

Laufzeit der Vorab-Festschreibung der Beamtenbesoldung<br />

verletzt werde. Gutachter Faßbender betrachtet den<br />

Verfassungsrang der „Schuldenbremse“ bedeutsamer als<br />

den des Alimentationsprinzips und sieht die Entscheidungen<br />

der Landesregierungen, bei den Beamtengehältern zu<br />

sparen, von daher gerechtfertigt. Zwar seien der Dienstherr<br />

und der Gesetzgeber verpflichtet, die Lebensverhältnisse<br />

der Beamten ständig zu prüfen, aber er persönlich sei der<br />

Auffassung, dass man von einer zwingenden Notwendigkeit<br />

zur Anpassung erst ausgehen könne, wenn Beamtengehälter<br />

„im zweistelligen Prozentbereich“ niedriger seien<br />

als die Vergütung vergleichbarer Angestellter - und das sei<br />

im Fünfjahreszeitraum doch recht unwahrscheinlich. Auf<br />

Nachfrage aus den Regierungsfraktionen, ob man in diese<br />

Beurteilung nicht auch noch die gegenüber der Rente höhere<br />

Pension von Beamten einbeziehen müsse, erläuterte<br />

er, dass die Gerichte sich bislang auf den Vergleich von<br />

Nettojahresgehältern beschränkten.<br />

Sonderopfer für BeamtInnen<br />

Richterbund, Beamtenbund, DGB und die Vertreterin<br />

von VERDI hatten in ihren Stellungnahmen dagegen<br />

hervorgehoben, dass nach ihrer Auffassung die steigende<br />

Inflationsrate – zusammen mit der darauf folgenden<br />

Anhebung der Löhne über den beabsichtigten Fünfjahreszeitraum<br />

– die Beamtenschaft in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> so<br />

sehr von der Entwicklung der Lebensverhältnisse abkoppeln<br />

werde, dass von einem „Sonderopfer“ der Beamten<br />

zur „Haushaltskonsolidierung“ des Landes gesprochen<br />

werden könne, was nach ständiger Rechtsprechung<br />

des Bundesverfassungsgerichtes unzulässig sei. Auch<br />

befürchten die Gewerkschaften eine negative Wirkung<br />

dieser Festschreibung auf die Tarifverhandlungen für den<br />

Öffentlichen Dienst (die Tarifverhandlung für Bund und<br />

Kommunen steht in Kürze an), da <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> hier<br />

eine hochproblematische Wegmarke gesetzt habe, die die<br />

rheinland-pfälzischen Landesbeamten von der allgemeinen<br />

Einkommensentwicklung für Beamte in Deutschland<br />

abkoppeln werde. Im Gegensatz dazu hat zum Beispiel der<br />

Erste Bürgermeister von Hamburg gerade eine Garantie<br />

für die Übernahme der Tarifergebnisse auf die Beamtenbesoldung<br />

für die gesamte Legislaturperiode abgegeben.<br />

Als sehr aufschlussreich erwiesen sich in diesem Zusammenhang<br />

auch die Stellungnahmen der kommunalen<br />

Spitzenverbände - also der Arbeitgebervertreter von seiten<br />

der rheinland-pfälzischen Kommunen. Sie lehnen den<br />

Gesetzentwurf einhellig ab und würden ihre Beamten<br />

gerne besser bezahlen, als das Land es ihnen erlaubt! Die<br />

Vertreter der kommunalen Spitzenverbände machten<br />

darauf aufmerksam, dass es ihnen immer schwerer falle,<br />

qualifiziertes Personal zu rekrutieren. So tendiere die Bewerberzahl<br />

bei Amtsärzten und Pharmazeuten oder auch<br />

beamteten Tierärzten „substanziell gegen null“, weil die<br />

vom derzeitigen Besoldungsrecht in RLP vorgegebenen<br />

Bedingungen finanziell zu wenig attraktiv seien, um besonders<br />

qualifiziertes Personal einstellen zu können. Dies<br />

gelte gleichermaßen für Techniker sowie für alle Sektoren<br />

mit höheren Bildungsabschlüssen als Einstellungsvoraussetzung.<br />

Selbst bei Sozialarbeitern, die aufgrund der<br />

Änderungen im Betreuungsrecht ab 2012 zusätzlich benötigt<br />

würden, sehe man gravierende Einstellungsprobleme<br />

voraus. Daher sei mindestens eine „Öffnungsklausel“<br />

6 <strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 12 / 2011


Landespolitik<br />

erforderlich, die eine verbesserte Besoldung des Personals<br />

mit akademischen Abschlüssen ermögliche. Anderenfalls<br />

gerate die Erfüllung der den Kommunen übertragenen<br />

Aufgaben immer mehr in Gefahr.<br />

DGB und VERDI betonten in ihren Stellungnahmen<br />

gleichfalls die negativen Auswirkungen dieses Gesetzesvorhabens<br />

auf die Motivation der Bediensteten bei gleichzeitig<br />

ständig zunehmender Belastung. Die „Bezahlung nach<br />

Kassenlage“ ohne personalpolitisches Gesamtkonzept<br />

und ohne Diskussion der Frage, welche Leistungen der<br />

Öffentliche Dienst eigentlich erbringen müsse, gefährde<br />

letztendlich die Qualität der Leistungserbringung in<br />

den staatlichen Kernbereichen. Die Regierung betrachte<br />

die für den Staat arbeitenden Bediensteten nur noch als<br />

Kostenfaktor: „Stellenabbau und Kürzungen sind kein<br />

umfassendes Konzept“, stellte Astrid Clauss für den DGB<br />

fest. Auch sei der nun absehbare Reallohnverlust der Beamten<br />

im Lande schädlich für die Binnennachfrage und<br />

damit ein völlig falsches Signal.<br />

Auch dürfe die Einnahmeseite nicht außer Acht gelassen<br />

werden: Nur ein ordentlich finanzierter Staat sei ein handlungsfähiger<br />

Staat. In ähnlicher Weise hatte bereits der<br />

Sprecher des Richterbundes darauf aufmerksam gemacht,<br />

dass man u.a. aus den Haushaltsplänen des Landes und<br />

Berichten des Landesrechnungshofes ständig entnehmen<br />

könne, dass auch <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> sich immer noch viele<br />

Dinge leiste, die man als „nice to have“ bezeichnen könne,<br />

dass aber darüber die staatlichen Kernaufgaben - er<br />

nannte hier die Rechtsgewährung und den Justizvollzug<br />

- unterfinanziert ins Hintertreffen gerieten.<br />

Von allen Arbeitnehmerorganisationen wurde weiterhin<br />

die Sorge geäußert, dass es neben den für fünf Jahre<br />

festgelegten Regelungen zu weiteren – die Bediensteten<br />

belastenden – Entscheidungen kommen werde.<br />

Ausfallende Einsparung durch eine<br />

andere Sparmaßnahme kompensiert<br />

Seitens der SPD-Fraktion wurde dagegen argumentiert,<br />

dass man aufgrund der geführten Gespräche mit den<br />

Gewerkschaften bereit sei, auf die Absenkung der Beihilfeberechtigungsgrenze<br />

für „hinzuverdienende“ Ehegatten<br />

für diejenigen Beamtinnen und Beamte, die bereits<br />

verheiratet seien bzw. in einer der Ehe gleichgestellten<br />

Partnerschaft lebten, zu verzichten.<br />

Was dabei aber verschwiegen worden ist, verkündete die<br />

SPD in einer Presseerklärung am Nachmittag: Die durch<br />

den Verzicht auf die Belastung der Doppelverdiener-Paare<br />

ausfallende Einsparung wird durch eine andere Sparmaßnahme<br />

kompensiert: Die bisher in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

gewährte Beihilfe im Todesfall soll auf Antrag der SPD-<br />

Fraktion „weitgehend“ gestrichen werden. Damit wird<br />

eine neue Belastung verordnet, die nunmehr ausnahmslos<br />

alle Beamtinnen und Beamten - bzw. ihre Hinterbliebenen<br />

- treffen wird.<br />

Wie Rot-Grün mit den<br />

BeamtInnen umspringt<br />

Das hat schon eine neue Qualität, wie hier die rot-grüne<br />

Regierungskoalition im Land mit ihren BeamtInnen und<br />

den sie vertretenden Gewerkschaften und Verbänden<br />

umspringt: Zuerst wird ein weitreichender Gesetzentwurf,<br />

der erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik die<br />

Beamtengehälter für fünf Jahre im Voraus auf niedrigem<br />

Niveau festschreibt, zu Beginn der Sommerferien mit<br />

kurzer Äußerungsfrist in die Anhörung gegeben, dann<br />

erklärt man sich großzügig bereit einen Komplex, dessen<br />

Umsetzung zu ungerechten Verwerfungen geführt hätte,<br />

zu ändern und ersetzt die „Einsparausfälle“ durch eine<br />

völlig andersgeartete harte Einsparmaßnahme, über die<br />

aber mit den Vertretern der Betroffenen überhaupt nicht<br />

mehr diskutiert wird, weil man sich ja schon im parlamentarischen<br />

Verfahren befindet!<br />

Und noch eine neue Einsparmaßnahme ist der Regierungskoalition<br />

im Zusammenhang mit dem Doppelhaushalt<br />

2012/2013 eingefallen: Die Hochschulen des<br />

Landes sollen - zunächst für 2 Jahre - die Steigerungen für<br />

Gehälter und Vergütungen aus ihrem Etat selbst „erwirtschaften“,<br />

wodurch das Land 7 Millionen (2012) bzw. 13<br />

Millionen (2013) Euro einsparen will. Stellenstreichung<br />

oder die Rekrutierung besonders „billiger“ Professoren<br />

zum Ausgleich von Lohnsteigerungen - ist das das richtige<br />

Signal einer Bildungspolitik, die sich auf steigende<br />

Studierendenzahlen einstellen muss?<br />

Zum Schluss noch ein „Schmankerl“, das die Frage<br />

aufwirft, welche Bedeutung Logik für die Autoren des<br />

„Ersten Dienstrechtsänderungsgesetzes zur Verbesserung<br />

der Haushaltsfinanzierung“ eigentlich hat: Im Artikel<br />

11 des Gesetzentwurfes wird den studentischen und<br />

wissenschaftlichen Hilfskräften an den Hochschulen die<br />

Mitarbeitereigenschaft zugesprochen. Damit erhalten sie<br />

die volle Mitbestimmung, wie die übrigen Beschäftigten.<br />

Begründet wird dies damit, dass die „HIWIS“ Zuarbeit<br />

und unterstützende Tätigkeit leisteten, weisungsabhängig<br />

und nicht „eigenständig“, „wissenschaftlich“ oder „schöpferisch“<br />

arbeiteten. Auf Protest einiger Hochschulen,<br />

die sich angesichts der dadurch anfallenden Arbeiten<br />

überfordert fühlten, weil man ja viele „HIWIS“ beschäftige<br />

(die Rede ist von ca. 4.000 im Land, aber so genau<br />

weiß das niemand), wurde der Gesetzentwurf zwischen<br />

Anhörung und Einbringung in den Landtag noch einmal<br />

auf die Schnelle geändert: Jetzt wird die Mitbestimmung<br />

der „HIWIS“ von einem „Antrag“ abhängig gemacht,<br />

wie es bei wissenschaftlichen Mitarbeitern vorgeschrieben<br />

ist. Die Begründung, dies geschehe „im Hinblick<br />

auf ihre Qualifikation“, ist schon deshalb absurd, weil<br />

sie von der im davorstehenden Absatz widerlegt wird,<br />

der die Notwendigkeit der Mitbestimmung mit der als<br />

„nicht wissenschaftlich“ bewerteten Tätigkeit begründet.<br />

Nirgendwo in Deutschland wurde bislang die Frage der<br />

Mitbestimmung in personellen Angelegenheiten von der<br />

„Qualifikation“ der/des Betroffenen abhängig gemacht.<br />

Sind wir damit wieder beim Anfang dieses Beitrags angekommen?<br />

„Politisch opportunistisch entschieden?“ - ganz sicher!<br />

„Verfassungsrechtlich abgewogen?“ - aus <strong>GEW</strong>erkschaftlicher<br />

Sicht mitnichten!<br />

<strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 12 / 2011<br />

7


Landespolitik<br />

Sehr enttäuscht von Rot-Grün<br />

Gemeinsame Personalversammlung von Schulen im KV LU/SP<br />

(gh) Knapp 200 Kolleginnen und Kollegen aus fast 30 Schulen<br />

aller Schularten nahmen am 31. Oktober im Heinrich-<br />

Pesch-Haus in Ludwigshafen nachmittags an einer gemeinsamen<br />

Personalversammlung der Schulen in Ludwigshafen,<br />

Speyer und dem Rhein-<strong>Pfalz</strong>-Kreis teil. Dabei wurde über die<br />

Kürzungsmaßnahmen durch die geplante Dienstrechtsreform<br />

informiert und für die drei Tage später stattgefundene<br />

Protestkundgebung in Mainz mobilisiert.<br />

Fotos:<br />

Wolfgang Hnida-Eichenlaub<br />

Eingeladen und die Organisation übernommen hatte<br />

der Örtliche Personalrat der SFL Schlossschule in Ludwigshafen-Oggersheim,<br />

unterstützt vom Kreisvorstand<br />

der <strong>GEW</strong>. „Das Sparen auf unserem Rücken werden wir<br />

nicht über uns ergehen lassen!“, sagte Gerald Hebling<br />

vom Vorsitzendenteam des Kreisvorstandes in seiner Begrüßung<br />

und bedankte sich beim ÖPR der Schlossschule<br />

für sein Engagement.<br />

Wie immer, wenn es in der <strong>GEW</strong> darum geht, Kampfbereitschaft<br />

zu zeigen, waren auch zahlreiche Tarifbeschäftigte<br />

unter den TeilnehmerInnen. Warum deren Unterstützung<br />

durchaus Sinn macht, erläuterte Hans-Adolf<br />

Schäfer vom <strong>GEW</strong>-Landesvorstand in seiner detaillierten<br />

Darstellung der Verschlechterungen im Beamtenbereich:<br />

Wenn jetzt qua Gesetz eine kümmerliche Besoldungserhöhung<br />

von einem Prozent jährlich beschlossen werde,<br />

könne dies die Ergebnisse künftiger Tarifverhandlungen<br />

präjudizieren. Schäfer kritisierte scharf den eklatanten<br />

Eingriff in die Tarifautonomie, der den BeamtInnen über<br />

Jahre hinweg einen Reallohnverlust aufzwinge. Einen<br />

Erfolg für diejenigen, die es sich leisten können, nannte<br />

er die Verlängerung der Altersteilzeit für Lehrkräfte.<br />

Der <strong>GEW</strong>-Landesvorsitzende Klaus-Peter Hammer lobte<br />

in seinem Statement die große Beteiligung an der gemeinsamen<br />

Personalversammlung. Er kritisierte die Verankerung<br />

der Schuldenbremse in der Landesverfassung und<br />

das Sparvolumen von 1,2 Milliarden in der laufenden<br />

Legislaturperiode. Die Finanzkrise habe gezeigt, dass der<br />

Staat in Krisenzeiten investieren müsse. Deshalb seien<br />

höhere Steuern für Vermögende unerlässlich.<br />

Hammer zeigte sich sehr enttäuscht von der Landesregierung<br />

und speziell von Ministerpräsident Kurt Beck wegen<br />

des undemokratischen Verhaltens bei der Besoldung,<br />

das in einer traurigen Traditionen der nun fast schon<br />

zwanzig Jahre währenden Reihe von Verschlechterungen<br />

im Bildungsbereich stehe. Besonders bedrücke ihn, dass<br />

mit dem beabsichtigten Wegfall von 2.000 Stellen im<br />

Bildungsbereich die Einstellungschancen für junge KollegInnen<br />

drastisch sinken werden. Damit hätten sowohl<br />

SPD als auch Grüne ihre Wahlversprechen gebrochen,<br />

die so genannte demografische Rendite verbleibe im<br />

Bildungswesen.<br />

8 <strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 12 / 2011


Mitmachen lohnt sich ...<br />

... für jedes neu geworbene <strong>GEW</strong>-Mitglied erwartet Sie eine unserer Prämien.<br />

Lorry Bag<br />

Ein Amazon-Gutschein<br />

im Wert von 30 Euro<br />

„Dixit“ –<br />

Spiel des Jahres 2010<br />

Ein Büchergutschein im<br />

Wert von 30 Euro<br />

Eine Leselotte Ein Toaster von Bosch Ein Bouleset<br />

Vier Cinemaxx-Kinogutschein<br />

fair<br />

childh d<br />

<strong>GEW</strong>-Stiftung<br />

Bildung statt Kinderarbeit<br />

Ein Bosch-Wasserkocher<br />

Ein Radio mit MP3-Anschluss<br />

Eine 30-Euro-Spende<br />

Eine 30-Euro-Spende<br />

Neues Mitglied werben und Prämie online anfordern<br />

unter www.gew.de/Praemienwerbung.html<br />

Keine Lust auf unser Online-Fomular? Fordern Sie den Prämienkatalog an!<br />

Per Mail: gew@gew-rlp.de | Per Telefon: 0 61 31 - 2 89 88 0<br />

oder per Coupon:<br />

<strong>GEW</strong> Landesverband <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> · Neubrunnenstr. 8 · 55116 Mainz<br />

Bitte in Druckschrift ausfüllen.<br />

Vorname/Name<br />

Straße/Nr.<br />

PLZ/Ort<br />

<strong>GEW</strong>-Landesverband<br />

Telefon<br />

E-Mail<br />

Fax<br />

#<br />

Bitte den Coupon vollständig ausfüllen und zurücksenden an:<br />

<strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 12 / 2011<br />

9


Bildungspolitik<br />

Aus bildungspolitischer Sicht Verständnis für <strong>GEW</strong>-Kritik<br />

Die <strong>GEW</strong> im Gespräch mit den Grünen<br />

Ende September fand ein Gespräch der <strong>GEW</strong> mit Vertretern<br />

der GRÜNEN-Landtagsfraktion statt. Auf Seiten der GRÜ-<br />

NEN nahmen der Fraktionsvorsitzende Daniel Köbler und der<br />

Abgeordnete Gunther Heinisch (Ausschuss für Wissenschaft,<br />

Weiterbildung und Kultur) teil. TeilnehmerInnen auf Seiten der<br />

<strong>GEW</strong> waren der Landesvorsitzende Klaus-Peter Hammer, der<br />

Gewerkschaftssekretär Peter Blase-Geiger sowie die Leiterin des<br />

Vorstandsbereichs Berufliche Bildung und Weiterbildung, Annelie<br />

Strack. Schwerpunkte des Gesprächs waren die Auswirkungen der<br />

Schuldenbremse auf den Bildungsbereich, aktuelle Entwicklungen<br />

im Bereich der Vertretungsverträge und der LehrerInnenversorgung<br />

an Schulen, Fragen der Beamtenbesoldung sowie die Lage in Kitas<br />

und an berufsbildenden Schulen.<br />

Einleitend machte Klaus-Peter Hammer die Enttäuschung und Verärgerung<br />

der <strong>GEW</strong>-Mitglieder angesichts der Sparmaßnahmen der<br />

neuen Landesregierung im Bildungsbereich deutlich. Daniel Köbler<br />

äußerte einerseits Verständnis dafür, betonte aber andererseits auch<br />

die Notwendigkeit, dass aufgrund der in der Landesverfassung verankerten<br />

Schuldenbremse insgesamt große Einsparungen erforderlich<br />

seien. Bei den Haushaltsberatungen würden von der rot-grünen<br />

Koalition gerade bei den Ausgaben für Bildung klare Prioritäten<br />

gesetzt. Dies werde auch im Vergleich mit der Ausgabenpolitik<br />

anderer Länder deutlich.<br />

Einig waren sich <strong>GEW</strong> und GRÜNE, dass die vor den Sommerferien<br />

verkündete Neuregelung der Vertretungsverträge zu<br />

unnötigen Irritationen geführt habe. Der mittlerweile eingerichtete<br />

Vertretungspool ist aus Sicht der <strong>GEW</strong> zwar sinnvoll, aber<br />

nicht ausreichend. Die hohe Zahl von Vertretungsverträgen zeige,<br />

wie hoch der permanente Vertretungsbedarf sei, der eigentlich<br />

durch Planstellen abgedeckt werden müsse. Nach Auffassung der<br />

GRÜNEN ist die Einrichtung des Vertretungspools ein Schritt<br />

in die richtige Richtung. Der absehbare Vertretungsbedarf solle<br />

zunehmend durch gesicherte Beschäftigungsverhältnisse mit klaren<br />

Bedingungen und verlässlichen Perspektiven abgedeckt werden.<br />

Hierfür sei Anfang 2012 eine Aufstockung des Vertretungspools<br />

um 100 weitere Stellen geplant.<br />

Klaus-Peter Hammer schilderte die Ablehnung der <strong>GEW</strong>-Mitglieder<br />

hinsichtlich der geplanten Streichung von 2000 der aufgrund des<br />

demografischen Wandels von der Landesregierung für nicht mehr<br />

erforderlich gehaltenen 3000 Planstellen in rheinland-pfälzischen<br />

Schulen. Die KollegInnen hätten die Erwartung, dass alle infolge<br />

des demografischen Wandels frei werdenden Stellen für mehr individuelle<br />

Förderung und bessere Rahmenbedingungen eingesetzt<br />

werden sollen. Seit 1991 seien Einsparungen im Bildungsbereich<br />

immer wieder damit begründet worden, dass die zu erwartende<br />

„demografische Rendite“ zur Verbesserung der pädagogischen Rahmenbedingungen<br />

verwendet würde. Die <strong>GEW</strong> gibt zu bedenken,<br />

dass rückläufige SchülerInnenzahlen nicht unbedingt und unmittelbar<br />

zu einer proportionalen Verringerung der Klassenzahlen und<br />

damit des Lehrerbedarfs führten.<br />

Die VertreterInnen der <strong>GEW</strong> kritisierten, dass die Steigerung der<br />

Bezüge von beamteten Lehrkräften in den kommenden Jahren auf<br />

eine Erhöhung um jeweils ein Prozent fixiert werden soll. Dies sei<br />

das Gegenteil der <strong>GEW</strong>-Forderung „Verhandeln statt verordnen“.<br />

Zudem stelle die Fixierung der Besoldungssteigerungen eine Abkoppelung<br />

der Bezüge von der Tarifentwicklung im öffentlichen<br />

Dienst dar.<br />

Die Vertreter der GRÜNEN zeigten zwar aus bildungspolitischer<br />

Sicht Verständnis für die die geäußerte Kritik, begründeten jedoch<br />

den Wegfall von einem Teil der freiwerdenden Stellen im Schulbereich<br />

mit der Schuldenbremse, die auf Landesebene beinahe ausschließlich<br />

als Ausgabenbremse umgesetzt werden könne. Die Bundesländer<br />

hätten nur sehr begrenzte Möglichkeiten, ihre Einnahmen<br />

durch Steuererhöhungen zu verbessern. Notwendig sei eine Abkehr<br />

von der bisherigen Niedrigsteuerpolitik auf der Bundesebene, damit<br />

Bildungsausgaben bundesweit einen höheren und damit angemesseneren<br />

Stellenwert erhalten können. In <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> lege die<br />

Koalition großen Wert darauf, einen verfassungsgemäßen Haushalt<br />

vorzulegen. Damit seien erhebliche Einsparvolumina verbunden<br />

und Ausgaben im Bildungsbereich hätten einen sehr großen Anteil<br />

in den Landeshaushalten. Bildung habe in der Finanzpolitik der<br />

Koalition jedoch absolute Priorität. Die BeamtInnen hätten nicht<br />

als einzige die Last der Konsolidierung zu tragen, aber ihnen werde<br />

ein besonders hoher Anteil abverlangt. Dies werde von grüner Seite<br />

durchaus anerkannt. Im Vergleich zu anderen Bundesländern wie<br />

Bayern, die ihren BeamtInnen Nullrunden verordneten, versuche<br />

die Koalition jedoch, den Beschäftigten eine klare Perspektive und<br />

Verlässlichkeit zu bieten.<br />

<strong>GEW</strong> und GRÜNE sind sich einig, dass die vorgesehene Verkleinerung<br />

der Grundschulklassen die pädagogischen Rahmenbedingungen<br />

verbessert. Die <strong>GEW</strong> betont jedoch die Notwendigkeit, auch<br />

in der Sekundarstufe I und der Berufsfachschule eine Verkleinerung<br />

der Klassengrößen zu erreichen. Die GRÜNE Fraktion weist darauf<br />

hin, dass nach aktuellen Prognosen die SchülerInnenzahlen um ein<br />

Vielfaches stärker sinken werden als der geplante Stellenrückgang.<br />

Dadurch werde es zu weiteren Verbesserungen bei den Betreuungsverhältnissen<br />

kommen. In diesem Zusammenhang seien als weitere<br />

Schritte Verkleinerungen der Klassen in den Orientierungsstufen<br />

der Integrierten Gesamtschulen und der Gymnasien vereinbart.<br />

Wegfallende Stellen im Schulbereich seien auch durch die Notwen-<br />

10 <strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 12 / 2011


Bildungspolitik<br />

digkeit begründet, innerhalb des Bildungsbereichs umzuschichten.<br />

Der Ausbau der frühkindlichen Bildung und die Hochschulfinanzierung<br />

machen größere haushaltspolitische Anstrengungen erforderlich.<br />

Für das Schwerpunktprogramm „Kita plus“ seien jährlich 2,5<br />

Millionen Euro Mehrausgaben geplant. Auch für die Hochschulen<br />

seien zusätzliche Ausgaben erforderlich, damit diese für steigende<br />

Studierendenzahlen - auch im Zusammenhang mit den doppelten<br />

Abiturjahrgängen aus anderen Bundesländern und der bundesweiten<br />

Aussetzung der Wehrpflicht - besser ausgestattet werden können.<br />

Für den Bereich der frühkindlichen Bildung forderte Peter Blase-<br />

Geiger die Vorlage eines Umsetzungsplans für das Programm „Kita<br />

plus“, aus dem hervorgeht, mit welchen Verbesserungen - insbesondere<br />

im Bereich der Leitungsfreistellung, der Bezahlung der<br />

ErzieherInnen und der Gruppengrößen - und mit welchen Umsetzungsschritten<br />

zu rechnen sei. Da ein quantitativer und gleichzeitig<br />

qualitativer Ausbau aufgrund fehlender Ressourcen nicht möglich<br />

sei, fordere die <strong>GEW</strong> differenzierte Lösungen und einen Stufenplan<br />

über mehrere Jahre. Für die Erarbeitung solcher Konzepte biete<br />

die <strong>GEW</strong> ihren Sachverstand an. Die GRÜNEN erläuterten, dass<br />

differenzierte Lösungen die Grundlage des Kita-plus-Programms<br />

bildeten. Verbesserungen seien insbesondere in Bereichen mit hohen<br />

Anteilen sozial benachteiligter Familien vorgesehen und im ländlichen<br />

Raum seien Familienzentren geplant. Das angestrebte Ziel<br />

von Betreuungsplätzen für 35 Prozent der Kinder unter 3 Jahren<br />

erfordere große Anstrengungen auf allen Ebenen. Die Ausweitung<br />

des Rechtsanspruchs auf Betreuungsplätze sei sinnvoll, gleichzeitig<br />

mit dem quantitativen Ausbau der Betreuung müssten aber auch<br />

Perspektiven für qualitative Verbesserungen entwickelt werden.<br />

Mit Verwunderung nahmen die <strong>GEW</strong>-VertreterInnen zur Kenntnis,<br />

dass die GRÜNEN der Berufsfachschule I mit Skepsis gegenüberstehen.<br />

Zurzeit sei ein Übergangssystem in Form der Berufsfachschule<br />

dringend erforderlich, um die Ausbildungschancen der Jugendlichen<br />

zu verbessern. Dazu müssten die pädagogischen Rahmenbedingungen<br />

in der Berufsfachschule I dringend verbessert werden.<br />

Von GRÜNER Seite wurde betont, dass sich die unter Anderem<br />

im Wahlprogramm formulierte Kritik an den Berufsfachschulen<br />

I keineswegs gegen die SchülerInnen und die in diesem Bereich<br />

tätigen Lehrkräfte richte. Mit der im Koalitionsvertrag vorgesehenen<br />

Evaluation der Berufsfachschule I und der dort formulierten<br />

Absicht, die pädagogischen Rahmenbedingungen zu verbessern,<br />

sei eine gute Grundlage für Überprüfungen und Weiterentwicklungen<br />

gelegt. Auch die Lehrkräfteversorgung und Bezahlung an<br />

den Berufsbildenden Schulen und der Bedarf für Weiter- und<br />

Höherqualifizierungen wurde vonseiten der <strong>GEW</strong> zur Sprache<br />

gebracht. Angesichts der besonderen Situation an berufsbildenden<br />

Schulen waren sich beide Seiten einig, dass ein weiteres Gespräch<br />

zum fachlichen Austausch zwischen der GRÜNEN Fraktion und<br />

der <strong>GEW</strong> mit diesem Schwerpunkt stattfinden soll.<br />

Annelie Strack<br />

Premiere in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>: Friedensnetzwerk und<br />

Ministerium unterzeichnen Kooperationsvereinbarung<br />

-Von Friedhelm Schneider * -<br />

Am 15.08.2011 wurde in Mainz die bundesweit erste Kooperationsvereinbarung<br />

eines Bildungsministeriums mit einem<br />

Friedensverband unterzeichnet. Das Netzwerk Friedensbildung<br />

<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> umfasst derzeit 17 Mitgliedsorganisationen, die<br />

sich im Bereich der kirchlichen und zivilgesellschaftlichen Friedensarbeit<br />

engagieren oder als Friedensdienste Freiwillige in Auslandsprojekte<br />

entsenden. Gemeinsames Anliegen der Netzwerk-<br />

Mitglieder ist es, die zivile Friedensbildung in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

zu stärken und daran mitzuwirken, dass Praxiserfahrungen ziviler<br />

Friedensarbeit unkompliziert den Weg an die Schulen finden. Die<br />

zu begrüßende Aussetzung der Wehrpflicht wird zur Folge haben,<br />

dass in unserer Gesellschaft - und somit auch unter SchülerInnen<br />

- die Beschäftigung mit der Problematik kriegerischer Gewalt und<br />

mit dem notwendigen Vorrang ziviler Alternativen abnimmt. Den<br />

Bildungsverantwortlichen soll geholfen werden, hier gegenzusteuern,<br />

damit friedensethische Themen nicht aus dem Blick geraten.<br />

Ziele der Kooperationsvereinbarung<br />

Im Zentrum der neuen Kooperationsvereinbarung zur Friedensbildung<br />

steht die Erziehung „zum gewaltfreien Zusammenleben<br />

und zur verpflichtenden Idee der Völkergemeinschaft“, wie sie das<br />

rheinland-pfälzische Schulgesetz bekräftigt. Auf diesem Hintergrund<br />

unterstreicht das aktuelle Bildungsabkommen „die Förderung der<br />

Kenntnis von nichtmilitärischen Lösungsansätzen in Krisen und<br />

Kriegssituationen und die Verbreitung von Wissen und Vermittlung<br />

von Erfahrungen aus zivilgesellschaftlichen Aktivitäten der Friedensförderung,<br />

z.B. in den Bereichen: Ursachenforschung, Prävention,<br />

Mediation, Konfliktaufarbeitung, Geschichte der Friedensbewegung<br />

und Freiwilligendienste“. Schon dieses exemplarische Zitat aus der<br />

neuen Vereinbarung macht deutlich: Es handelt sich hier um ein<br />

selbständiges Bildungs-Abkommen, das eigene zukunftsrelevante<br />

Inhalte setzt und seine Berechtigung nicht aus der Korrekturbedürftigkeit<br />

des bestehenden Bundeswehr-Kooperationsvertrags vom<br />

25.02.2010 herleitet. Rückblickend betrachtet hat die einseitige<br />

Übereinkunft des Bildungsministeriums mit der Bundeswehr sich als<br />

zunächst ungewollter „Türöffner“ für die aktuelle Friedensbildungs-<br />

Vereinbarung erwiesen. Die kritische Resonanz auf die nunmehr<br />

vertraglich gesicherte Schulpräsenz der Bundeswehr hatte zur Folge,<br />

dass die notwendige Verankerung ziviler Friedensbildung in der<br />

Schulpraxis neu in den Blick kam. Zu den Ergebnissen des sich<br />

daraus entwickelnden Diskussionsprozesses gehört das Friedensbildungs-Abkommen<br />

vom 15.08.2011: Es bezieht seine Plausibilität<br />

aus seiner menschenfreundlich-zukunftsfähigen Orientierung. Es<br />

verdeutlicht offiziell, dass der Bundeswehr in Fragen der Friedens-<br />

<strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 12 / 2011<br />

11


BILDUNGSPOLITIK / Kindertagesstätten<br />

ethik und -gestaltung keine schulische Deutungshoheit zukommt.<br />

Und es stellt klar, dass sachkundige ReferentInnen aus dem Umfeld<br />

der Friedensbewegung grundsätzlich ihren Platz im Schulunterricht<br />

haben können - nicht nur da, wo zufällig vorhandene persönliche<br />

Beziehungen dies unter der Hand ermöglichen.<br />

Beiträge zur Schulpraxis<br />

Ihrer Präambel entsprechend will die Kooperationsvereinbarung<br />

„zivilgesellschaftlichen Sachverstand und praktische Erfahrung in<br />

friedensfördernden Einsatzfeldern für Schulen“ nutzbar machen.<br />

In Zusammenarbeit mit dem Bildungsministerium, das finanzielle<br />

und organisatorische Unterstützung leistet, fördert das Netzwerk<br />

Friedensbildung den Unterricht, indem es ReferentInnen zu Friedensfragen,<br />

Zeitzeugen der Friedensbewegung, AbsolventInnen<br />

von Friedens- und Freiwilligendiensten oder auch einzelne Exkursionsangebote<br />

vermittelt. Die vorgeschlagene Themenliste reicht<br />

vom persönlichen Nahbereich („Selbst was für den Frieden tun“,<br />

„Friedensarbeit in der Region“) bis hin zu strukturellen und konzeptionellen<br />

Fragen (z.B. „Deutsche Waffen ins Ausland?“, „Konversion<br />

- die Schwester der Abrüstung“, „Menschenrecht Kriegsdienstverweigerung“,<br />

das Konzept der „Menschlichen Sicherheit“). Über die<br />

Netzwerk-Homepage www.netzwerk-friedensbildung-rlp.de ist ein<br />

direkter Zugang zu den jeweiligen ReferentInnen oder Friedensorganisationen<br />

gewährleistet. Die thematischen Impulse der Netzwerk-<br />

Mitglieder beziehen sich mehrheitlich auf den Sozialkunde- und<br />

Religionsunterricht, vorwiegend ist die Sekundarstufe II im Blick.<br />

Natürlich wird das Netzwerk auf absehbare Zeit nicht in der Lage<br />

sein, eine landesweit flächendeckende „Versorgung“ mit Friedensbildungs-ExpertInnen<br />

sicherzustellen. Die Kapazität des augenblicklichen<br />

Angebots liegt bei insgesamt ca. 200 Schulbesuchen<br />

im Schuljahr. D.h. wenn alle Angebote genutzt würden, könnte in<br />

<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> an jedem Schultag des laufenden Schuljahres eine<br />

ergänzende Friedensbildungsveranstaltung stattfinden. Das wäre<br />

ein guter Anfang.<br />

Friedenspolitisch wird weiterhin ein kritisches Monitoring<br />

schulischer Bundeswehr-Aktivitäten notwendig sein, zu denen<br />

bekanntlich nicht nur Jugendoffiziers-Vorträge, sondern auch<br />

Schülerzeitungsseminare, fragwürdige Erlebnis-Exkursionen und<br />

neuerdings auch organisierte Schülertelefonate mit ausgesuchten<br />

Bundeswehr-Angehörigen im Auslandseinsatz gehören. Neben<br />

der politischen Problematisierung von Werbestrategien, die im<br />

Gewande der Bundeswehr-Informationsarbeit daherkommen,<br />

gilt es friedenspädagogisch die Chancen zu nutzen, die die neue<br />

Kooperationsvereinbarung zur Friedensbildung bietet. Für beide<br />

Anliegen ist die Unterstützung durch <strong>GEW</strong>-Mitglieder willkommen<br />

und wichtig.<br />

* Der Autor leitet die Arbeitsstelle Frieden und Umwelt der Pfälzischen<br />

Landeskirche und ist Sprecher des im Mai 2011 gegründeten Netzwerks<br />

Friedensbildung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>.<br />

Noch viel Arbeit beim Gesundheitsschutz in Kitas<br />

Zahlreiche Erzieherinnen und Erzieher haben sich an einem<br />

Fortbildungstag zum Thema Gesundheitsförderung in Kindertagesstätten<br />

beteiligt, den die <strong>GEW</strong> für ihre Mitglieder in Personalräten<br />

bei Kommunen am 4. November im Erbacher Hof in Mainz<br />

durchgeführt hat.<br />

Zwei Jahre waren vergangen, nachdem die Gewerkschaften ver.di und<br />

<strong>GEW</strong> am Ende eines langen Arbeitskampfes den Gesundheitsschutz<br />

für die Beschäftigten in den Sozial- und Erziehungsberufen bei den<br />

Kommunen erstmals tarifvertraglich geregelt hatten. Deshalb galt es<br />

zunächst eine Art Zwischenbilanz zu ziehen und festzustellen, wie es<br />

mit der betrieblichen Gesundheitsförderung in den einzelnen Kommunen<br />

voran gegangen ist. Darüber hinaus wurden alle rechtlichen<br />

Aspekte des Themas behandelt.<br />

Antje Stöwesandt, Expertin der Unfallkasse <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> (UK),<br />

erläuterte die einschlägigen gesetzlichen und tariflichen Bestimmungen,<br />

wobei sie die unterschiedlichen Aufgabengebiete der<br />

beteiligten Personen und Institutionen, zu denen beispielsweise<br />

auch Betriebsärzte, Fachkräfte für Arbeitssicherheit, Sicherheitsbeauftragte,<br />

Arbeitsschutzausschüsse, betriebliche Kommissionen<br />

und Gesundheitszirkel zählen, verdeutlichte. In einem folgenden<br />

Tagungsschwerpunkt ging es darum, mögliche gesundheitsfördernde<br />

oder die Gesundheit erhaltenden Aspekte des beruflichen Alltags<br />

aufzudecken, damit diese im Rahmen einer betrieblichen Gesundheitsförderung<br />

gesichert und ausgebaut werden können. Auf die<br />

Frage „Was macht mich in meinem Berufsalltag zufrieden?“ gaben<br />

die Teilnehmerinnen und Teilnehmer überraschend viele Antworten:<br />

So wurden unter anderem selbstbestimmtes Arbeiten, geregelte Arbeitszeiten,<br />

gute Arbeitserfolge (positive Entwicklung von Kindern)<br />

oder die Teamarbeit in einem positiven Arbeitsklima genannt.<br />

In einem nächsten Arbeitsschritt beschäftigten sich die Personalrats-<br />

mitglieder mit den Faktoren, die sie in ihrem beruflichen Alltag als<br />

„belastend“ empfinden. Am meisten wurden bei dieser Frage die<br />

stetig zunehmenden Aufgaben in der Kindertagesstätte und der<br />

damit verbundene Zeitdruck genannt, der offensichtlich in vielen<br />

Fällen zu einem die Gesundheit gefährdenden Arbeitsstress führt.<br />

Darüber hinaus werden ein permanent hoher Geräuschpegel (Lärm)<br />

und verschiedene körperliche Belastungen (z.B. Rücken) häufig<br />

als belastend empfunden. Vielen Teilnehmerinnen lag eine bessere<br />

Aufklärung über psychische Erkrankungen am Herzen. Die enorme<br />

Zunahme dieser Erkrankungen, die von den Betroffenen häufig auf<br />

individuellen Arbeitsstress zurückgeführt werden, müsse stärker in<br />

den Blick und die Krankheit als solche von allen Beteiligten auch<br />

ernster genommen werden.<br />

Die abschließende Frage nach Verbesserungsvorschlägen ergab<br />

– abhängig von den jeweiligen Belastungsfaktoren – ein buntes<br />

Bündel an Maßnahmen, zu denen neben einer sinnvolleren Nutzung<br />

vorhandener Räume, baulicher Veränderungen, einer Entrümpelung<br />

der Arbeitsvorhaben (Reduzierung der Aufgaben) oder der<br />

Anschaffung neuen Mobiliars auch präventive Maßnahmen, wie<br />

zielgerichtete Fortbildungen, zählten. An erster Stelle der gesundheitsfördernden<br />

Maßnahmen wird von den Erzieherinnen und<br />

Erziehern aber genannt, mit mehr Personal in kleineren Gruppen<br />

arbeiten zu können.<br />

Am Ende der Fortbildung konnten Peter Blase-Geiger und Bernd<br />

Huster, Gewerkschaftssekretäre der <strong>GEW</strong>, feststellen, dass auf die<br />

kommunalen Dienststellen und deren Personalvertretungen, aber<br />

auch auf die Gewerkschaften beim Thema betrieblicher Gesundheitsschutz<br />

noch viel Arbeit wartet. Die Frage jedenfalls, ob sich<br />

der Gesundheitsschutz in den Kommunen seit Inkrafttreten der<br />

tariflichen Regelungen verbessert habe, beantworteten erst wenige<br />

der Teilnehmerinnen mit einem Ja.<br />

bh<br />

12 <strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 12 / 2011


Schulen<br />

Ein Tag der Motivation, der Visionen und des Mutes<br />

Gesamtschultag 2011: „Vielfalt als Chance“<br />

Zum diesjährigen Gesamtschultag mit dem Motto „Vielfalt<br />

als Chance“, Ende September an der IGS Gerhard Ertl in<br />

Sprendlingen, hatten sich rund 150 TeilnehmerInnen angemeldet,<br />

unter ihnen das gesamte Kollegium der durchführenden<br />

Schule. Für die Sprendlinger IGS-LehrerInnen war dies<br />

ein Fortbildungstag.<br />

Er begann am Morgen mit zahlreichen Grußworten, in<br />

deren Verlauf Dr. Hans Beckmann, Abteilungsleiter im<br />

MBWWK, von Hans-Ulrich Winck, Mitglied des <strong>GEW</strong><br />

Organisationsteams, eine rosa Hand aus Kunststoff erhielt<br />

zum Zeichen dafür, dass er in Zukunft im Ministerium<br />

ein „gutes Händchen“ – insbesondere bei Ministerin und<br />

Staatssekretärin – für die Gesamtschulen haben möge. Es<br />

folgte der Besuch in einer der zehn angebotenen Arbeitsgruppen,<br />

in denen erfahrene IGS-Lehrkräfte wichtige<br />

Themenbereiche von „Differenzierte Leistungsmessung“<br />

bis hin zu „Schulleitung an IGS“ aufgriffen. Nach einem<br />

gemeinsamen Mittagessen zu den Klängen des Franz-<br />

Stüber-Trios hielt die Professorin an der Pädagogischen<br />

Hochschule Ludwigsburg und z.Zt. Kommissarische Leiterin<br />

der Odenwaldschule, Dr. Katrin Höhmann, einen<br />

viel beachteten Vortrag zu dem Thema „Chancen nutzen,<br />

Vielfalt erkennen, Lernkultur verändern“. Das Schlusswort<br />

des <strong>GEW</strong> Landesvorsitzenden, Klaus-Peter Hammer,<br />

beendete den informativen und anregenden Tag.<br />

Die Arbeitsgruppen<br />

Nach den Grußworten und einer orientierenden Kaffeepause<br />

gingen die TeilnehmerInnen in die Säle der<br />

einzelnen Arbeitsgruppen. Die AG „Differenzierte Leistungsmessung“<br />

wurde von Georg Dumont und Oliver<br />

Großhans (beide IGS Deidesheim-Wachenheim) geleitet.<br />

Es ging um die Notwendigkeit und die Möglichkeiten<br />

einer differenzierten Leistungsmessung an Integrierten<br />

Gesamtschulen und um die Darstellung von konkreten<br />

Beispielen in den Fächern Deutsch und Mathematik.<br />

Die AG „Umgang mit Heterogenität - gemeinsames und<br />

individuelles Lernen“ befasste sich unter der Leitung<br />

von drei Lehrerinnen der IGS Mutterstadt, von Anne<br />

Kassel, Meike Seger und Petra Ebling-Grabicki, mit den<br />

Voraussetzungen für Differenzierung, mit möglichen<br />

Formen differenzierten Arbeitens, mit der Bewertung<br />

von differenzierten Leistungen und stellte in der Praxis<br />

erprobte Arbeitsmittel vor. In der AG „Vom Lehrplan<br />

zum Lernplan“, die die Gastreferentin Katrin Höhmann<br />

leitete, wurde aufgezeigt, wie individualisierende Lernpläne<br />

bzw. Lernarrangements für die SchülerInnen geplant,<br />

durchgeführt, dokumentiert und begleitet werden und<br />

wie sich dabei sowohl die Lehrer- als auch die Schülerrolle<br />

verändern. Die Kolleginnen Christiane Jahn und<br />

Karin Hantschel von der IGS Koblenz führten die AG<br />

„MSS an IGS / Integration 11. Klasse“. Sie diskutierten<br />

mit den TeilnehmerInnen aufgrund eigener Erfahrungen<br />

die Übergangsgestaltung von der Sekundarstufe I in die<br />

gymnasiale Oberstufe (MSS), die Integration neuer<br />

SchülerInnen in der 11. Klasse und das erste Abitur an<br />

ihrer IGS. Lutz Zahnhausen (HPR IGS) erörterte in seiner<br />

AG „Berufsorientierung (Praxistag/ Berufswahlportfolio)“<br />

die Frage: Gelingt es, den geforderten Praxistag an<br />

Integrierten Gesamtschulen so umzusetzen, dass langes<br />

gemeinsames Lernen nicht gefährdet wird? In ihrer AG<br />

„Gewaltprävention/ Deeskalationstraining“ machten die<br />

beiden Lehrkräfte aus Nieder-Olm Sabrina Köhler (RS<br />

plus) und Jörg Köhler (IGS) den Interessierten bewusst,<br />

welche Prozesse in Konflikten ablaufen und zeigten mit<br />

welchen Übungen und Spielen Spannung abgebaut und<br />

somit Gewalt verhindert werden kann. Die AG „Der<br />

neue Bildungsplan für das Fach Gesellschaftslehre“ wurde<br />

von Eva-Maria Glaser geleitet. Im Mittelpunkt des Gesprächs<br />

standen Aspekte des neuen Bildungsplans und<br />

sehr unterschiedliche Ansichten über dieses Fach und<br />

seine Umsetzung. Gegenseitiges Helfen stand in der AG<br />

„Lernwerkstatt/Schüler helfen Schülern“ im Vordergrund.<br />

Alexander Schmuck, Rita Steiger-Essling und Dr. Markus<br />

Setzepfand von der IGS Wörrstadt haben aufgrund<br />

ihrer Erfahrungen mit einer S.A.M.S.-Gruppe und einer<br />

Lernwerkstatt an ihrer Schule die Organisation, Erfolge<br />

und Probleme dieser Lernformen vorgestellt. Dr. Klaus<br />

Winkel und Ursula Gressung-Schlobach (Schulleiterin<br />

der IGS Sulzbachtal) stellten in der AG „GGG: Schulleitung<br />

an IGS“ ein modulares Fortbildungskonzept für<br />

Lehrkräfte in Schulleitungen an einer IGS bzw. für solche,<br />

die sich für eine derartige Aufgabe interessieren, vor. Die<br />

GGG plant, eine Fortbildungsreihe nach diesem Konzept<br />

durchzuführen.<br />

<strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 12 / 2011<br />

13


Schulen<br />

Vortrag: „Die höchste Arbeitszufriedenheit<br />

findet sich in den Schulen, die umgestellt<br />

haben.“<br />

Nach der Aufnahme unzähliger Informationen, nach<br />

Anspannung und Konzentration konnten sich die TeilnehmerInnen<br />

in der Mittagspause entspannen und mit<br />

den ReferentInnen und vielen KollegInnen aus anderen<br />

Gesamtschulen ins Gespräch kommen. An langen Tischen<br />

fand bei schmackhaftem Essen ein reger Gedanken- und<br />

Erfahrungsaustausch statt. Wer noch ein Ohr frei hatte,<br />

der hörte auf die Musik des Franz-Stüber-Trios. Die<br />

drei Musikstudenten der Mainzer Musikhochschule, die<br />

mit Schlagzeug, Saxophon und Keyboard Modern Jazz<br />

spielten, brachten es mit schwungvollen lateinamerikanischen<br />

Rhythmen und eingehenden Melodien immer<br />

wieder fertig, die Pädagogik kurz zu verlassen und sich<br />

der Musik zuzuwenden.<br />

Erneut aufnahmebereit kamen die Tagungsgäste zum Vortrag<br />

von Prof. Dr. Katrin Höhmann. Sie erklärte, wie sich<br />

durch das Akzeptieren der außerordentlich heterogenen<br />

Schüler- und Lehrerschaft, durch ein längeres gemeinsames<br />

Lernen, durch schülerorientierte, eigenverantwortliche<br />

Unterrichtsformen, durch eine subjektorientierte<br />

Leistungsmessung eine neue Lernkultur entwickeln muss.<br />

Diese Lernkultur ist für sie aber keine unerreichbare<br />

Zielvorstellung, nein, sie stellte dar, dass einige Schulen,<br />

z.B. die, die den Deutschen Schulpreis gewonnen haben,<br />

wesentliche Merkmale dieser Lernkultur bereits praktizieren,<br />

dass sie nicht nur Fachleistung fördern, sondern auch<br />

Kreativität, Lebensmut, Lernfreude, Sozialkompetenz<br />

und Verantwortung.<br />

Sie begann mit der Grundlegung der neuen Lernkultur:<br />

mit der Hinterfragung und Neudefinition zentraler pädagogischer<br />

Begriffe wie Heterogenität, Individualisierung,<br />

Kompetenz, Integration, Inklusion und Bildung. Die Professorin<br />

betonte, dass bei den neuen Formen des Lernens<br />

die SchülerInnen als lernende Persönlichkeiten in den<br />

Mittelpunkt gestellt werden müssten. Sie ging auf eine<br />

Reihe von wichtigen Lernfaktoren ein: die Angebotsvielfalt,<br />

die Effektivität des Unterrichts, ein lernförderliches<br />

Klima, das individuelle Lernen und die Förderung des<br />

Selbstkonzeptes der SchülerInnen.<br />

Als hervorragende Schule, die wesentliche Komponenten<br />

der neuen Lernkultur bereits realisiert, nannte sie die<br />

Sophie-Scholl-Schule in Bad Hindelang-Oberjoch, die<br />

2010 den Deutschen Schulpreis verliehen bekam. Diese<br />

ausgezeichnete Schule hat etwa 200 SchülerInnen und 13<br />

Lehrkräfte. Es ist eine Schule für chronisch kranke Kinder,<br />

die an Asthma oder Neurodermitis oder an einer Allergie<br />

leiden und in der Alpenklinik Santa Maria behandelt<br />

werden. In der Sophie-Scholl-Schule werden Mädchen<br />

Stimmen zur Tagung<br />

Barbara Peitz, BPR, IGS-Lehrerin: „Gerade das Ende der<br />

Tagung hat mich unheimlich motiviert in Richtung Visionen<br />

und in Richtung Mut, dass man sich eigentlich mehr<br />

Freiheiten nehmen soll zur individuellen Gestaltung in der<br />

Schule. Das fand ich sehr interessant an dem Vortrag, den<br />

wir gerade gehört haben.“<br />

Andreas Gerdon, HPR IGS, IGS-Lehrer: „Ich bin ganz<br />

überrascht, wie viele TeilnehmerInnen da waren. Es waren<br />

150 inklusive der Kolleginnen und Kollegen der Gerhard<br />

Ertl Gesamtschule. Die hohe Beteiligung zeigt einen großen<br />

Bedarf an gegenseitigem Austausch und Information vor<br />

allem zwischen den Gesamtschulen auf Landesebene.“<br />

Lutz Zahnhausen, HPR IGS, IGS-Lehrer: „Die Beteiligung<br />

fand ich in Ordnung. Aber insgesamt ist es so, dass wir<br />

von vielen Schulen die Rückmeldung hatten, dass nicht mehr<br />

kommen konnten, weil die Schulen sie nicht mehr weg lassen,<br />

nicht mehr als drei. Ich habe die Hoffnung, dass wenigstens<br />

ein kleiner Teil von dem, was am Nachmittag Thema war,<br />

mit in die Arbeit genommen wird.“<br />

Franz-Josef Bronder, Vorsitzender GGG <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>.,<br />

Förderlehrer IGS: „Ich komme gerade vom Bundeskongress<br />

der GGG in Hildesheim, da ging es um Inklusion. Es gibt<br />

hier im Land bestimmt vieles zu diskutieren, wie Inklusion<br />

besser gelingen kann. Aber ich denke, wir sind hier auf<br />

einem guten Weg. Und es waren heute ja auch viele junge<br />

Kolleginnen und Kollegen da. Ich denke, da ist schon ein<br />

großes Interesse, Schule so weiter zu entwickeln, dass wir in<br />

Richtung Inklusionspädagogik kommen.“<br />

Christian Goldschmitt, Leitungsteam des Vorstandsbereichs<br />

„Junge <strong>GEW</strong>“, IGS-Lehrer: „Es hat sich gezeigt,<br />

dass wir auch in den Gesamtschulen noch viel zu entwickeln<br />

haben. Wir sind auf einem guten Weg, wir erproben viele<br />

neue Lernkonzepte und Lerninhalte. Ich denke, es ist deutlich<br />

geworden, dass wir ohne eine Veränderung des Grundsystems<br />

den Gedanken der individuellen Förderung gar nicht umsetzen<br />

können. Dazu gehört eine Abschaffung der Noten,<br />

ein wirklich individuelles Betreuen jedes einzelnen Schülers<br />

und jeder einzelnen Schülerin, dass wir Lehrerinnen und<br />

Lehrer mehr Zeit bekommen, um uns auf den Einzelnen zu<br />

konzentrieren.“<br />

14 <strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 12 / 2011


Schulen<br />

und Jungen von Klasse 1 bis 13 aus allen Schulformen<br />

und allen Bundesländern unterrichtet. Gemeinsamer<br />

Unterricht von Hochbegabten und Lernbehinderten<br />

ist tägliche Praxis. Die Schülerinnen und Schüler lernen<br />

in jahrgangsübergreifenden Gruppen anhand von<br />

Wochenplänen, die von den LehrerInnen individuell<br />

und „maßgeschneidert“ für sie erarbeitet wurden. Wenn<br />

einer beim Lösen der Aufgaben nicht mehr weiter weiß,<br />

dann hilft immer zuerst jemand aus der Klasse, dann erst<br />

im Notfall die Lehrkraft. Am Ende jeder Woche gibt es<br />

Feedback-Gespräche. Es wird viel in Projekten gearbeitet<br />

und viel selbstständiges Arbeiten von den SchülerInnen<br />

erwartet. Die Lehrpersonen, FachlehrerInnen für Gymnasien<br />

und Realschulen, GrundschullehrerInnen und<br />

SozialpädagogInnen, arbeiten zusammen in einem Team,<br />

sitzen gemeinsam an einem großen Tisch und helfen sich<br />

gegenseitig. Trotz der hohen Zahl der Arbeitsstunden, die<br />

diese Form des Unterrichtens erfordert, ist die Arbeitszufriedenheit<br />

der KollegInnen hoch.<br />

Zu diesem Faktor „Arbeitszufriedenheit“ führte die Referentin<br />

auch eine Studie aus Nordrhein-Westfalen an.<br />

In dieser Untersuchung wurden die untersuchten IGSen<br />

in drei unterschiedlichen Gruppen entsprechend ihrer<br />

jeweiligen Lernkultur eingeteilt. Ein zentrales Forschungsergebnis<br />

war: „Die höchste Arbeitszufriedenheit findet<br />

sich in den Schulen, die umgestellt haben.“<br />

Ausführlich widmete sich Katrin Höhmann dem Thema<br />

„Umgang mit Leistung“. Es geht um die zentrale Frage<br />

der Lehrenden: „Wie bewerte ich die Schülerleistung?“<br />

Die Professorin stellte fest, dass die LehrerInnen bei der<br />

Beantwortung dieser Frage allein gelassen werden. Sie<br />

legte dar, weshalb gerade die Portfoliobewertung eine<br />

Alternative zur traditionellen fremdbestimmten und<br />

testorientierten Leistungsfeststellung durch Noten sein<br />

kann. Einem Portfolio, das eine Dokumentation und<br />

Ergebnis eines individuellen Lernprozesses darstellt, das<br />

Entscheidungen und Kompetenzen der Verfasserin/des<br />

Verfassers zeigt, wird eine zusammenfassende Ziffernnote<br />

nicht gerecht. Wenn die Portfolioarbeit Ausdruck<br />

individuellen, schüler- und subjektorientierten Lernens<br />

ist, dann sollte auch die Leistungsbewertung individuell<br />

schüler- und subjektorientiert sein, z.B. in Form eines<br />

Kommentars oder einer differenzierenden Rubrik. In<br />

diesem Zusammenhang der Leistungsbewertung zeigte<br />

die Referentin ein Kompetenzraster, nach dem sich auch<br />

SchülerInnen selbst bewerten können und erkennen,<br />

auf welchem Leistungsniveau sie stehen. Die Referentin<br />

machte keinen Hehl aus dem großen Widerspruch, den<br />

sie sieht: „Es gibt einen großen Widerspruch zwischen<br />

individueller Förderung, die gefordert wird, und der<br />

bisherigen Leistungsbewertung, die nicht geändert wird.<br />

Alle Individualisierungen werden auf diese Weise konterkariert.“<br />

Gegen Ende ihres Vortrags beschrieb die Professorin den<br />

Weg zu einer neuen Lernkultur. Er führt ihrer Meinung<br />

nach über:<br />

• die Erarbeitung eines tragfähigen Konzepts eines neuen<br />

schulischen Lernens;<br />

•die Bereitschaft der Lehrenden, ihre Einstellung und<br />

ihren Unterricht zu ändern;<br />

• Schulleiter, die unterstützen oder Motor der Änderung<br />

sind;<br />

• Fortbildner, die Lehrkräfte weiterbilden, überzeugen<br />

und motivieren können.<br />

Am Ende des Weges stehen Schulen, die den Qualitätskriterien<br />

des Deutschen Schulpreises vollauf genügen<br />

können: der Förderung von Leistung, dem Umgang<br />

mit Vielfalt, dem Streben nach Unterrichtsqualität, der<br />

Betonung von Verantwortung, dem Bemühen um ein<br />

gemeinschaftsförderndes Schulleben und dem Bewusstsein,<br />

dass Schule als lernende Institution immer auch<br />

dazu lernen muss.<br />

Schlusswort: „Die Weiterentwicklung der<br />

Schulen hat viel mit der Lehrerbildung zu<br />

tun“<br />

Das Schlusswort der Tagung sprach Klaus-Peter Hammer.<br />

Er dankte Katrin Höhmann für ihren wichtigen Vortrag<br />

und ihren Blick auf die Weiterentwicklung der Schulen.<br />

Er sagte: „Die Weiterentwicklung der Schulen hat viel mit<br />

der Lehrerbildung zu tun.“ In diesem Zusammenhang<br />

kritisierte er die LehrerInnenausbildung, denn bei der<br />

Entscheidung für das Lehrerstudium müsse man sich auf<br />

die Wahl einer Schulart festlegen. Diese Denkweise, schon<br />

die Studierenden auf eine Gruppe von SchülerInnen zu<br />

fokussieren und sie nicht alle Kinder im Blick haben zu<br />

lassen, prangerte er an und bezeichnete sie als Hemmschuh<br />

für eine Schule für alle. Als Hemmschuh für die<br />

Weiterentwicklung der Schulen betrachtet er auch die<br />

sogenannte „Schuldenbremse“. Er betonte: „Von 3.000<br />

frei werdenden Stellen bleiben 1.000 im System. Kein<br />

Grund zum Jubeln.“ Der <strong>GEW</strong>-Landesvorsitzende schloss<br />

mit den Worten: „Wir müssen Druck machen, dass das<br />

Sparpaket nicht so durchgeführt wird, wie es angekündigt<br />

worden ist.“<br />

Text und Fotos: Dr. Gerlinde Schwarz<br />

<strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 12 / 2011<br />

15


Schulen<br />

Gespräch mit der SPD-Landtagsabgeordneten Bettina Brück<br />

Der Stand der Schulstrukturreform und die Situation<br />

der Realschulen plus waren Thema eines Gespräches<br />

mit der SPD-Bildungspolitikerin Bettina Brück,<br />

das in sehr angenehmer und sachlicher Atmosphäre<br />

statt fand. Ludwig Julius und Henning Caspari sprachen<br />

dabei eine Reihe von Forderungen der <strong>GEW</strong> an<br />

die Landesregierung und die SPD-Landtagsfraktion<br />

an.<br />

Neben der Kritik an den Einsparungen bei der Beamtenbesoldung<br />

und dem geplanten Wegfall von ca. 2.000 Planstellen an den Schulen<br />

des Landes trotz der offensichtlichen Unterversorgung standen<br />

Besoldungsgerechtigkeit und die qualitative Weiterentwicklung<br />

der Realschulen plus im Vordergrund.<br />

Ludwig Julius wies darauf<br />

hin, dass die Argumente der<br />

Landesregierung gegen die<br />

gleiche Bezahlung der Lehrkräfte<br />

insbesondere beamten- bzw. laufbahnrechtlicher Natur<br />

gewesen seien, diese aber bei den Besoldungsangleichungen auf der<br />

Ebene der Schulleitungen der Realschule plus offensichtlich keine<br />

unüberwindbaren Hinderungsgründe waren.<br />

Er begrüßte ausdrücklich, dass die Landesregierung für Grund- und<br />

Hauptschul-Fachleiterinnen und Fachleiter, die zum 1.2.2012 an<br />

die neu gebildeten Studienseminare für Realschulen plus wechseln,<br />

gerade nach Gesprächen mit <strong>GEW</strong>-Vertretern einen gangbaren Weg<br />

(Kolloquium) zur Beförderung gefunden hat. Die Landesfachgruppe<br />

(LFG) fordert im Sinne der Gleichbehandlung, grundsätzlich auch<br />

den Hauptschullehrkräften an den Realschulen plus einen solchen<br />

Weg zu eröffnen und mit der <strong>GEW</strong> darüber zu verhandeln.<br />

Frau Brück zeigte Verständnis für die Forderungen, sah sich aber<br />

veranlasst, auf die Sparzwänge des Landeshaushaltes (Schuldenbrem-<br />

se) und die damit verbundenen fehlenden politischen Gestaltungsmöglichkeiten<br />

zu verweisen. Brück dazu: Wenn das Land sparen<br />

müsse, so könne auch der große Etatbereich des MBWWK nicht<br />

ohne Berücksichtigung bleiben. Trotz allem habe bei der SPD und<br />

der Landesregierung der Bereich der Bildung einen sehr hohen Rang,<br />

und man bemühe sich nachdrücklich, notwendige Einsparungen so<br />

zu gestalten, dass die Qualität der Bildung möglichst nicht beeinträchtigt<br />

werde. Auch die demographische Entwicklung, soweit sie<br />

vorhersehbar sei, könne dabei nicht außen vor bleiben.<br />

Ein weiteres Thema war der Bereich der Schwerpunktschulen,<br />

für die die LFG Realschulen plus eine bessere Versorgung mit<br />

Förderschul-Lehrkräften forderte. Deutlich gemacht wurde dabei,<br />

dass man nicht verstehen könne, dass trotz unbestrittenem Bedarf<br />

eine Beschränkung bei<br />

den Studiermöglichkeiten im<br />

Land vorgenommen worden<br />

sei. Dies müsse umgehend<br />

geändert werden, wolle man<br />

den Aktionsplan Inklusion des Landes nicht ad absurdum führen.<br />

Henning Caspari sprach das Thema der Fachoberschulen (FOS) an<br />

und forderte, dass die Qualifizierung von Realschule-plus-Lehrkräften<br />

für den Einsatz an den FOS rechtzeitig verstärkt werden muss.<br />

Die Bereitstellung von qualifiziertem Personal für die FOS dürfe<br />

aber nicht zu Lasten der Unterrichtsversorgung an Berufsbildenden<br />

Schulen gewährleistet werden. Gerade dort fordert die <strong>GEW</strong><br />

spürbare Verbesserungen. Die Vertreter der LFG Realschulen plus<br />

begrüßten den sorgsamen und zurückhaltenden Umgang bei der<br />

Erteilung neuer Fachoberschul-Optionen durch das MBWWK im<br />

Hinblick auf die Realschulen plus, welche erst in den kommenden<br />

Jahren die notwendigen Voraussetzungen erfüllen können. Es wurde<br />

deutlich gemacht, dass die Einrichtung der Fachoberschulen zu<br />

einer Verbesserung der Bildungsangebote in einer Region führen<br />

solle und darauf geachtet werden müsse, dass keine unnötigen Konkurrenzsituationen<br />

zwischen einzelnen Schulen geschaffen werden.<br />

Ludwig Julius formulierte die Erwartung, dass die Realschulen<br />

plus so auszustatten sind, dass tatsächlich kein Schüler mehr ohne<br />

Abschluss die Schule verlässt. Einig war man sich darin, dass der<br />

Beratungsbedarf besonders bezüglich Schullaufbahn, Berufsorientierung<br />

und Integrationsmaßnahmen stark gestiegen sei und die<br />

Schulsozialarbeit deutlich verstärkt werden müsse. Dringlich sei<br />

auch mehr Transparenz bei der Vergabe von Poolstunden. Hier<br />

fordert die <strong>GEW</strong> klarere Kriterien. Schulen und Lehrkräfte müssen<br />

mit mehr Zeit ausgestattet werden, um individuelle Förderung<br />

effektiver umsetzen zu können.<br />

In diesem Sinne - trotz Schuldenbremse - in die qualitative Weiterentwicklung<br />

der Schulen zu investieren, ist für die <strong>GEW</strong> die<br />

Herausforderung für eine zukunftsorientierte Bildungspolitik. Dies<br />

gaben Henning Caspari und Ludwig Julius der Landtagsabgeordneten<br />

mit auf den Weg.<br />

Henning Caspari, Ludwig Julius -<br />

Landesfachgruppe Realschule plus<br />

(V.l.n.r.): Henning Caspari - Bettina Brück - Ludwig Julius<br />

16 <strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 12 / 2011


Schulen<br />

Brief an die Grundschullehrerkräfte<br />

Liebe Kolleginnen und Kollegen,<br />

wir möchten Euch/Sie darüber informieren, was wir nach unserer<br />

Umfrage zur neuen Grundschulordnung unternommen und welche<br />

Erfahrungen wir gemacht haben. Die große Beteiligung an unserer<br />

Umfrage hat gezeigt wie hoch die Arbeitsbelastung durch die neue<br />

Grundschulordnung für unsere KollegInnen ist: 92% aller KollegInnen<br />

fordern veränderte Rahmenbedingung, die sie überhaupt erst in die Lage<br />

versetzen, die neue Grundschulordnung umzusetzen.<br />

Die Auswertung der Ergebnisse bestätigte, dass vor allem das Verfassen<br />

der Zeugnisse mit 16 verbal zu beschreibenden Teilbereichen plus<br />

Noten eine sehr große zusätzliche Arbeitsbelastung ist. Diese steht in<br />

keinem Verhältnis zum Ergebnis. Dagegen war die Resonanz auf die<br />

Lehrer-Eltern-Schüler-Gespräche sehr positiv - trotz arbeitsintensiver<br />

Vorbereitung und Durchführung! Dieser Arbeitsaufwand macht nach<br />

Meinung der KollegInnen auf jeden Fall Sinn, sind doch die Gespräche<br />

sehr effektiv. Fast alle Befragten wünschten eine Ausdehnung der<br />

Lehrer-Eltern-Schüler-Gespräche mindestens auf Klasse 3 anstelle der<br />

Halbjahreszeugnisse.<br />

Hauptforderungen unserer KollegInnen waren deshalb:<br />

• Veränderung der Zeugnisse<br />

• Ausdehnung der LSE-Gespräche auf Klasse 3<br />

• Senkung der Klassenmesszahlen<br />

• Unterstützung bei der Erstellung der Förderpläne.<br />

Bei der Übergabe der Unterschriftenlisten trugen wir die Ergebnisse<br />

und die daraus resultierenden Forderungen der Ministerin vor. In einem<br />

anschließenden Gespräch mit der Staatssekretärin signalisierte diese<br />

Zustimmung zu unseren wichtigsten Forderungen. Es wurde daraufhin<br />

eine Arbeitsgruppe im Ministerium eingerichtet, bestehend aus dem<br />

zuständigen Abteilungsleiter, den Fachbearbeitern und VertreterInnen<br />

von <strong>GEW</strong> und VBE. Bei den Sitzungen wurde uns mehr oder weniger<br />

Verständnis für unsere Forderungen entgegengebracht. Allerdings waren<br />

nach Meinung der Ministeriumsvertreter größere Veränderungen nicht<br />

kurzfristig möglich. Wir wollten kurzfristig unbedingt Veränderungen<br />

der Arbeitsbelastungen für unsere KollegInnen erreichen, insbesondere<br />

die Zeugnisse betreffend. Sehr ärgerlich war, dass Zusagen auf später<br />

verschoben und in Aussicht gestellte Veränderungen wieder zurückgenommen<br />

wurden. Dies geschah z. B. wegen der Landtagswahl. Die<br />

nun vorliegenden Veränderungen entsprechen noch nicht unseren<br />

Forderungen.<br />

Trotz alledem haben wir erreicht:<br />

• Senkung der Klassenmesszahl auf 24 in Klasse 1 ab dem Schuljahr<br />

2011/2012<br />

• Vereinfachung des Zeugnisformulars durch Aufhebung der<br />

16 Einzelbereiche<br />

• Zusammenfassung von Sozial- und Arbeitsverhalten<br />

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Leider haben wir bis jetzt nicht mehr<br />

erreichen können, aber wir versprechen Euch: Die <strong>GEW</strong> wird mit ihren<br />

Forderungen nicht nachlassen und mit dem Ministerium weiter im<br />

Gespräch und in Verhandlungen bleiben.<br />

Klaus-Peter Hammer<br />

Landesvorsitzender<br />

Angelika Zauner-Kröher<br />

Fachgruppe Grundschule<br />

Sparkassen-Finanzgruppe<br />

Alt werden lohnt sich.<br />

Mit der Sparkassen-Altersvorsorge.<br />

Sie können zwar nicht ewig jung bleiben – aber sich aufs Alter freuen. Mit der Sparkassen-Altersvorsorge entwickeln wir gemeinsam mit Ihnen ein<br />

auf Ihre Bedürfnisse zugeschnittenes Konzept für Ihre private Vorsorge und zeigen Ihnen, wie Sie alle staatlichen Fördermöglichkeiten optimal für<br />

sich nutzen. Vereinbaren Sie jetzt ein Beratungsgespräch in Ihrer Geschäftsstelle oder informieren Sie sich unter www.sparkasse.de. Wenn’s um<br />

Geld geht – Sparkasse.<br />

<strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 12 / 2011<br />

17


Seite 1 von 1<br />

Schulen<br />

Entwicklung der Klassengrössen und die Lehrerwochenstunden<br />

je SchülerIn in den allgemein- und berufsbildenden Schulen<br />

- von Dieter Ross -<br />

Entwicklung der Klassengrößen und die Lehrerwochenstunden je SchülerIn in den<br />

allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulen<br />

Schuljahr<br />

Schulen<br />

Klassen/<br />

Gruppen<br />

SchülerInnen<br />

SchülerInnen je<br />

Klasse/ Gruppe<br />

Lehrer- + PFwochenstunden<br />

Lehrer- +<br />

PF-wochenstunden<br />

je<br />

SchülerIn<br />

2001/02 111 115 1.364 11,9 2.968,80 2,2<br />

2002/03 108 111 1.268 11,4 2.655,49 2,1<br />

2003/04 106 109 1.272 11,7 2.532,74 2,0<br />

Schulkindergärten<br />

2004/05 104 108 1.211 11,2 2.173,55 1,8<br />

und 2005/06 97 99 1.023 10,3 2.141,99 2,1<br />

Förderschulkindergärten<br />

2006/07 93 97 1.030 10,6 2.521,39 2,4<br />

2007/08 88 92 917 10,0 2.067,98 2,3<br />

2008/09 77 84 989 11,8 2.199,85 2,2<br />

2009/10 59 61 712 11,7 1.487,44 2,1<br />

2010/11 50 52 544 10,5 1.133,50 2,1<br />

Die Anzahl der Einrichtungen ist deutlich zurückgegangen und wird unter dem Aspekt der Integration bzw.<br />

Inklusion weiter zurückgehen.<br />

Grundschulen<br />

Hauptschulen<br />

2001/02 989 7.967 176.825 22,2 204.185,25 1,2<br />

2002/03 991 7.850 172.433 22,0 224.604,64 1,3<br />

2003/04 990 7.834 171.942 21,9 225.589,72 1,3<br />

2004/05 988 7.790 170.691 21,9 227.371,74 1,3<br />

2005/06 989 7.738 169.106 21,9 230.529,72 1,4<br />

2006/07 990 7.692 166.563 21,7 231.436,85 1,4<br />

2007/08 989 7.467 160.189 21,5 226.328,26 1,4<br />

2008/09 988 7.347 156.294 21,3 224.721,39 1,4<br />

2009/10 983 7.193 150.969 21,0 222.126,58 1,5<br />

2010/11 976 7.078 145.693 20,6 220.909,20 1,5<br />

Die Zahl der Lehrer- + Pädagogische Fachkraft-Wochenstunden je SchülerIn hat sich leicht verbessert. Dieser<br />

Wert muss dringend erhöht werden, damit die Lehrkräfte und Pädagogischen Fachkräfte den gestiegenen<br />

Anforderungen insbesondere durch die notwendige individuelle Förderung und die Integration beeinträchtigter<br />

Kinder gerecht werden können.<br />

2001/02 259 2.711 61.186 22,6 98.265,50 1,6<br />

2002/03 236 2.527 57.073 22,6 93.788,39 1,6<br />

2003/04 224 2.355 52.565 22,3 87.164,86 1,7<br />

2004/05 198 2.199 48.127 21,9 82.294,81 1,7<br />

2005/06 190 2.040 43.798 21,5 76.921,46 1,8<br />

2006/07 182 1.913 39.918 20,9 73.499,86 1,8<br />

2007/08 176 1.805 36.455 20,2 70.433,05 1,9<br />

2008/09 171 1.691 33.351 19,7 65.653,12 2,0<br />

2009/10 125 1.186 23.272 19,6 48.100,85 2,1<br />

2010/11 61 498 9.403 18,9 20.019,20 2,1<br />

Die L+PF-Wochenstunden je SchülerIn haben sich leicht verbessert. Die Hauptschule läuft mit dem Schuljahr<br />

2012/13 aus.<br />

Gymnasien<br />

Lehrer- +<br />

PF-wochenstunden<br />

je<br />

SchülerIn<br />

Schuljahr Schulen<br />

Klassen/<br />

Gruppen SchülerInnen<br />

SchülerInnen je<br />

Klasse/ Gruppe<br />

Lehrer- + PFwochenstunden<br />

2001/02 139 3.116 115.014 Eine Berech-nung 164.592,80 1,4<br />

2002/03 139 3.176 117.312 kann nicht<br />

166.709,80 1,4<br />

2003/04 140 3.231 120.144 erfolgen, da in der 169.925,20 1,4<br />

2004/05 140 3.279 123.846 Sekundar-stufe II 174.563,78 1,4<br />

2005/06 141 3.322 127.024 keine Klassen<br />

gebildet werden.<br />

179.375,31 1,4<br />

2006/07 141 3.372 130.525 182.900,35 1,4<br />

2007/08 141 3.418 134.445 186.616,83 1,4<br />

2008/09 143 3.472 137.110 189.801,94 1,4<br />

2009/10 146 3.532 138.652 197.039,60 1,4<br />

2010/11 146 3.532 138.882 199.456,72 1,4<br />

Die Anzahl der L+PF-Wochenstunden je SchülerIn ist nicht hinreichend, wenn die Lehrkräfte den gestiegenen<br />

Anforderungen beispielsweise durch die Verstärkung der individuellen Förderung gerecht werden wollen.<br />

Die Anzahl der Integrierten Gesamtschulen entspricht - trotz der Einrichtung von weiteren IGSen - in keiner<br />

Weise der Nachfrage, wie dies sich in allen Anmelderunden gezeigt hat. Schulträger und Bildungsverwaltung<br />

sind gut beraten, sehr zügig weitere Integrierten Gesamtschulen einzurichten, denn nur so können alle<br />

SchülerInnen länger gemeinsam lernen und wohnortnahe ein umfassendes und förderndes Bildungsangebot<br />

erhalten.<br />

2001/02 17 449 14.258 Eine Berech-nung 23.044,95 1,6<br />

2002/03 18 465 14.856 kann nicht<br />

24.056,25 1,6<br />

2003/04 19 476 15.247 erfolgen, da in der 24.668,83 1,6<br />

2004/05 19 485 15.825 Sekundar-stufe II 25.771,10 1,6<br />

Integrierte<br />

2005/06 19 491 16.165 keine Klassen 26.685,00 1,7<br />

Gesamtschulen<br />

2006/07 19 497 16.454<br />

gebildet werden.<br />

27.086,44 1,6<br />

2007/08 19 501 16.764 27.657,91 1,6<br />

2008/09 25 529 17.692 29.696,88 1,7<br />

2009/10 35 793 24.526 41.883,00 1,7<br />

2010/11 52 1.160 34.336 57.505,05 1,7<br />

Der geringe Anstieg der L+PF-Wochenstunden je SchülerIn reicht nicht aus, um den gestiegenen Anforderungen<br />

beispielsweise durch die Integration von beeinträchtigten SchülerInnen, eine systematische<br />

Arbeitsweltorientierung, die notwendige ökonomische und informationstechnische Grundbildung und die<br />

Verstärkung der individuellen Förderung gerecht werden zu können.<br />

Förderschulen<br />

2001/02 144 1.694 16.951 10,0 85.549,82 5,0<br />

2002/03 143 1.733 17.416 10,0 88.445,58 5,1<br />

2003/04 141 1.746 17.668 10,1 91.788,43 5,2<br />

2004/05 141 1.762 17.513 9,9 91.810,01 5,2<br />

2005/06 141 1.755 17.272 9,8 95.161,66 5,5<br />

2006/07 141 1.723 16.819 9,8 93.433,94 5,6<br />

2007/08 141 1.685 16.413 9,7 93.158,16 5,7<br />

2008/09 141 1.638 15.868 9,7 92.303,19 5,8<br />

2009/10 139 1.611 15.545 9,6 92.046,90 5,9<br />

2010/11 138 1.576 15.099 9,6 91.363,69 6,1<br />

Die Anzahl der L+PF-Wochenstunden je SchülerIn konnte erhöht werden im wesentlichen durch eine<br />

Vergrößerung der Anzahl der Pädagogischen Fachkräfte. Sie ist aber nicht hinreichend, wenn die Lehrkräfte der<br />

Forderung, möglichst viele SchülerInnen zur Ausbildungsreife zu führen, gerecht werden wollen.<br />

Regionale<br />

Schulen<br />

Lehrer- + PFwochenstunden<br />

Lehrer- +<br />

PF-wochenstunden<br />

je<br />

SchülerIn<br />

Schuljahr Schulen<br />

Klassen/<br />

Gruppen<br />

SchülerInnen je<br />

SchülerInnen Seite 1 von 1Klasse/ Gruppe<br />

2001/02 79 1.111 27.068 24,4 39.331,50 1,5<br />

2002/03 83 1.304 31.569 24,2 46.741,50 1,5<br />

2003/04 84 1.431 34.249 23,9 50.848,10 1,5<br />

2004/05 84 1.498 35.036 23,4 54.100,85 1,5<br />

2005/06 84 1.496 34.672 23,2 53.994,22 1,6<br />

2006/07 84 1.487 33.674 22,6 54.143,81 1,6<br />

2007/08 83 1.438 32.346 22,5 53.077,57 1,6<br />

2008/09 85 1.402 31.330 22,3 52.744,60 1,7<br />

Die Regionalen Schulen sind mit Beginn des Schuljahres 2009/10 grundsätzlich in Realschulen plus überführt<br />

worden.<br />

2001/02 12 218 5.149 23,6 7.865,50 1,5<br />

2002/03 13 253 5.951 23,5 9.321,00 1,6<br />

Duale 2003/04 13 280 6.532 23,3 10.471,00 1,6<br />

Oberschulen<br />

2004/05 14 298 6.889 23,1 11.385,00 1,7<br />

als Form der<br />

2005/06 14 304 6.938 22,8 11.628,00 1,7<br />

Regionale<br />

Schule<br />

2006/07 14 306 6.778 22,2 11.838,10 1,7<br />

2007/08 14 305 6.582 21,6 11.636,50 1,8<br />

2008/09 14 295 6.364 21,6 11.488,00 1,8<br />

Die Dualen Oberschulen als eine Form der Regionalen Schule sind mit Beginn des Schuljahres 2009/10<br />

grundsätzlich in Realschulen plus überführt worden.<br />

2001/02 116 2.632 69.141 26,3 86.702,00 1,3<br />

2002/03 116 2.656 70.181 26,4 86.930,53 1,2<br />

2003/04 117 2.680 70.523 26,3 87.558,80 1,2<br />

2004/05 117 2.672 69.947 26,2 87.746,00 1,3<br />

Realschulen<br />

2005/06 117 2.644 68.953 26,1 87.973,15 1,3<br />

2006/07 117 2.617 68.145 26,0 86.290,50 1,3<br />

2007/08 117 2.608 67.934 26,0 85.640,25 1,3<br />

2008/09 117 2.581 67.133 26,0 86.249,65 1,3<br />

2009/10 83 1.772 46.143 26,0 61.387,14 1,3<br />

2010/11 33 599 15.679 26,2 20.589,75 1,3<br />

Die Anzahl der L+PF-Wochenstunden je SchülerIn konnte erhalten werden. Sie ist aber nicht hinreichend, wenn<br />

die Lehrkräfte den gestiegenen Anforderungen beispielsweise durch die Verstärkung der individuellen Förderung<br />

gerecht werden wollen.<br />

Realschulen 2009/10 129 2556 57.110 22,3 99.431,75 1,7<br />

plus 2010/11 179 3899 88.181 22,6 147.185,80 1,7<br />

Die Anzahl der L+PF-Wochenstunden je SchülerIn hat sich nicht verbessert. Dies ist aber notwendig, wenn die<br />

Lehrkräfte die gestiegenen Anforderung durch individuelle Förderung, Integration von beeinträchtigten<br />

SchülerInnen und das Erreichen eines guten Schulabschlusses für alle SchülerInnen erfolgreich bewältigen<br />

sollen.<br />

Seite 1 von 1<br />

Lehrer- + PF-<br />

Lehrer- +<br />

PF-wochenstunden<br />

Klassen/<br />

SchülerInnen je wochen-<br />

je<br />

Schuljahr Schulen Gruppen SchülerInnen Klasse/ Gruppe<br />

stunden SchülerIn<br />

2001/02 1669 20.088 489.642 Eine Berech-nung 717.060,61 1,5<br />

2002/03 1662 20.150 490.881 kann nicht<br />

747.891,55 1,5<br />

2003/04 1654 20.217 493.055 erfolgen, da in der 755.479,38 1,5<br />

Allgemeinbildende<br />

2005/06 1620 19.966 487.990 keine Klassen 769.354,82 1,6<br />

2004/05 1632 20.167 492.026 Sekundar-stufe II 762.266,54 1,5<br />

Schulen 2006/07 1614 19.782 482.946<br />

gebildet werden.<br />

768.471,49 1,6<br />

insgesamt 2007/08 1612 19.402 475.150 761.399,76 1,6<br />

2008/09 1618 19.128 469.174 760.518,57 1,6<br />

2009/10 1590 18.793 460.014 766.269,66 1,7<br />

2010/11 1557 18.486 451.008 764.081,52 1,7<br />

Die Anzahl der L+PF-Wochenstunden je SchülerIn stieg nicht im erforderlichen Maße, um den gestiegenen<br />

Erwartungen und Anforderungen, die von der Gesellschaft und der Bildungsverwaltung an die Schulen<br />

herangetragen werden, gerecht werden zu können. Hier ist die Landesregierung und der Landtag gefordert, die<br />

Rahmenbedingungen zu schaffen, um zu deutlich verbesserten Ergebnissen zu kommen.<br />

Dem Bildungsministeriums ist es nur in geringem Maße gelungen, die weiter zurück gehenden<br />

Schülerzahlen zu nutzen, um mehr L+PF-Wochenstunden je SchülerIn zur Verfügung zu stellen, um so<br />

die Arbeits- und Lernbedingungen deutlich zu verbessern. Dies muss in der neuen Legislaturperiode<br />

gelingen. Stellenstreichungen sind dazu nicht geeignet.<br />

Berufsbildende<br />

Schulen<br />

2002/03 109 6.215 124.522 20,0 106.252,25 0,9<br />

2003/04 109 6.298 125.750 20,0 109.732,68 0,9<br />

2004/05 105 6.306 127.776 20,3 112.171,44 0,9<br />

2005/06 105 6.312 126.833 20,1 114.267,08 0,9<br />

2006/07 103 6.419 127.776 19,9 115.837,65 0,9<br />

2007/08 103 6.546 130.892 20,0 116.631,41 0,9<br />

2008/09 103 6.625 132.833 20,1 116.414,87 0,9<br />

2009/10 103 6.317 124.848 19,8 104.292,88 0,8<br />

2010/11 103 6.221 120.651 19,4 103.223,45 0,9<br />

Seit dem Schuljahr 2009/10 sind die SchülerInnen der Beruflichen Gymnasien nicht einbezogen. Es ist dem<br />

Bildungsministerium nicht gelungen, die Lehrerwochenstunden je SchülerIn zu steigern trotz des Ausbaus von<br />

Vollzeitbildungsgängen und der gestiegenen Erwartungen an die Qualität der beruflichen Bildung. Die<br />

Landesregierung und der Landtag sind gefordert, die Rahmenbedingungen zu schaffen, damit das Ziel der<br />

Gleichwertigkeit von allgemeiner und beruflicher Bildung endlich erreicht wird.<br />

Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass den Schulen eine Anzahl von neuen Anforderungen<br />

zugewiesen wurden wie Qualitätsentwicklung, Gewalt- und Drogenprävention, Streitschlichtung,<br />

individuelle Förderung, Integration beeinträchtigter Kinder, Aufbau von Ganztagsschulen,<br />

Schulsozialarbeit etc., ohne dass die personellen und materiellen Ressourcen so bereit gestellt wurden<br />

und werden, dass die beabsichtigten Ziele auch tatsächlich erreicht werden können. Landesregierung<br />

und Landtag müssen hier zügig nacharbeiten.<br />

(Die Daten sind den Statistischen Berichten des Statistischen Landesamts <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> entnommen bzw.<br />

sind eigene Berechnungen.)<br />

18 <strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 12 / 2011


Schulen<br />

Schweizer Langzeitstudie:<br />

Sonderschule für Lernbehinderte fehlt die Legitimation<br />

Wird die spätere berufliche und soziale Situation von Kindern<br />

mit einer „Lernbehinderung“ durch schulische Integration<br />

oder durch eine separate Unterrichtung besser gefördert?<br />

Zu dieser Fragestellung geben die vorliegenden Ergebnisse<br />

einer Nationalfonds-Studie unter der Leitung von Urs<br />

Haeberlin, emeritierter Professor und ehemaliger Direktor<br />

des Heilpädagogischen Instituts der Universität Freiburg<br />

(Schweiz), eindeutige Antworten.<br />

Auch in der Schweiz ist es noch weitgehend üblich, Kinder<br />

und Jugendliche mit Lernschwächen zu separieren<br />

und in Sonderklassen, oft auch „Kleinklassen“ genannt,<br />

zu unterrichten. Da diese Schülerinnen und Schüler wie<br />

in Deutschland aus sozioökonomisch benachteiligten<br />

Milieus kommen und häufig auch einen Migrationshintergrund<br />

haben, ist die Frage nach der gesellschaftlichen<br />

Perspektive im Anschluss an die Schullaufbahn von<br />

besonderer Bedeutung. „Die Langzeitstudie war möglich“,<br />

so die Forschergruppe, „weil wir auf Daten aus<br />

Nationalfondsprojekten zurückgreifen konnten, welche<br />

wir in den vergangenen zwölf Jahren an Personen erhoben<br />

hatten, die wir nun im frühen Erwachsenenalter erneut<br />

untersucht haben.“<br />

den jungen Erwachsenen aus, die in Sonderklassen unterrichtet<br />

wurden.<br />

Die Abschaffung der Sonderklassen<br />

ist unumgänglich<br />

Das ist die bildungspolitische Schlussfolgerung, die die<br />

Forscher aus ihrer Studie ziehen. Mit der Einweisung<br />

von sozial benachteiligten Kindern und Jugendlichen in<br />

Sonderklassen für Lernbehinderte wird Chancengerechtigkeit<br />

verhindert. Die Etikettierung der von Chancenungerechtigkeit<br />

betroffenen Kinder und Jugendlichen<br />

als Lernbehinderte verschleiert den Aspekt der sozialen<br />

Benachteiligung. Sie hat über jahrzehntelang hinweg als<br />

scheinwissenschaftliche Rechtfertigung der Sonderklassen<br />

und der beruflichen Selektion gedient.<br />

Die Studie ist nachzulesen unter: Michael Eckhart, Urs<br />

Haeberlin et al.: Langzeitwirkungen der schulischen<br />

Integration. Eine empirische Studie zur Bedeutung von<br />

Integrationserfahrungen in der Schulzeit für die soziale<br />

und berufliche Situation. Bern 2011<br />

Dr. Brigitte Schumann<br />

ifenici@aol.com<br />

Sonderklassen haben negative<br />

berufliche Auswirkungen<br />

Wer in einer Sonderklasse gelernt hat, hat als junger Erwachsener<br />

keinen Zugang zu anspruchsvolleren Berufen.<br />

Ausbildungsabbrüche und Langzeitarbeitslosigkeit sind<br />

charakteristisch für diese Gruppe. Vergleichbare junge<br />

Erwachsene, die in Regelklassen lernen konnten, finden<br />

leichter Anschluss an eine berufliche Ausbildung. Während<br />

drei Jahre nach der Schulzeit 25 % der ehemaligen<br />

Abgänger aus Sonderklassen keinen beruflichen Zugang<br />

gefunden haben, sind es bei der Vergleichsgruppe lediglich<br />

6 %. Integrierte Schulabgänger haben sogar gewisse<br />

Chancen auf eine Ausbildung im mittleren oder höheren<br />

Segment der beruflichen Ausbildung.<br />

Sonderklassen beeinträchtigen<br />

nachhaltig das Selbstwertgefühl<br />

Im Vergleich zu ehemaligen integrierten Schülerinnen und<br />

Schülern aus Regelklassen sind ehemalige Schülerinnen<br />

und Schüler aus Sonderklassen schlechter sozial integriert.<br />

Ihr Selbstwertgefühl ist wesentlich geringer. Sie verfügen<br />

über ein bedeutend kleineres Beziehungsnetz.<br />

Sonderklassen machen anfällig<br />

für Ausländerfeindlichkeit<br />

Schulische Integrationserfahrungen tragen dazu bei,<br />

dass die jungen Erwachsenen eine deutlich positivere<br />

Einstellung gegenüber Ausländern entwickelt haben.<br />

Ausländerfeindliche Tendenzen macht die Studie bei<br />

Kurzkommentar<br />

Die deutsche Bildungspolitik<br />

muss ihre Position ändern<br />

(bs) Die bundesdeutschen Länder haben bislang mehrheitlich<br />

bekundet, dass sie neben der Ermöglichung von inklusiver<br />

Bildung im allgemeinen Schulsystem für alle Förderschwerpunkte<br />

auch an dem Sonderschulsystem festhalten wollen.<br />

Dementsprechend gehen auch die Empfehlungen der Kultusministerkonferenz<br />

(KMK) zu inklusiver Bildung von<br />

einer Pluralität der Förderorte aus. Eltern von Kindern<br />

mit Lernproblemen soll ermöglicht werden, zwischen einem<br />

gemeinsamen Unterricht in der allgemeinen Schule und der<br />

Sonderschule für Lernbehinderte, jetzt Förderschule mit dem<br />

Förderschwerpunkt Lernen genannt, zu wählen.<br />

Die KMK missachtet damit die UN-Konvention über die<br />

Rechte von Menschen mit Behinderungen. Diese verlangt<br />

eindeutig strukturelle und konzeptionelle Maßnahmen zur<br />

Abschaffung des Sonderschulsystems und die verbindliche<br />

Anerkennung des subjektiven Rechts der Kinder mit Behinderungen<br />

auf gemeinsames Lernen in der allgemeinen<br />

Schule. Die KMK weigert sich immer noch, die erdrückenden<br />

wissenschaftlichen Beweise über die schädlichen Effekte des<br />

Sonderschulsystems aus vierzigjähriger Forschung im In- und<br />

Ausland zur Kenntnis zu nehmen. Angesichts dieser aktuellen<br />

Forschungsstudie ist die Position der Bildungspolitik unhaltbar,<br />

wenn sie tatsächlich Bildungsgerechtigkeit herstellen und<br />

nicht nur ein Lippenbekenntnis dazu abgeben will.<br />

<strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 12 / 2011<br />

19


Schulen<br />

Eltern wünschen mehr staatliche Unterstützung<br />

Allensbach-Studie zu Bildungsambitionen von Eltern in Deutschland<br />

Eltern in Deutschland sind sich einig: Eine gute Bildung ist<br />

die entscheidende Voraussetzung für den beruflichen Erfolg<br />

ihrer Kinder. 94 Prozent der Eltern verbinden mit guter Bildung<br />

zugleich bessere Chancen im Beruf, 83 Prozent sehen<br />

in guter Bildung zudem die Basis für berufliche Aufstiegsmöglichkeiten.<br />

Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie<br />

mit dem Titel „Zwischen Ehrgeiz und Überforderung:<br />

Eine Studie zu Bildungsambitionen und Erziehungszielen von<br />

Eltern in Deutschland“, die das Institut für Demoskopie Allensbach<br />

im Auftrag der Vodafone Stiftung Deutschland<br />

durchgeführt hat.<br />

Befragt wurden 1.256 repräsentativ ausgewählte Eltern,<br />

darunter 214 Eltern mit türkischem Migrationshintergrund.<br />

Primär besteht gute Bildung für mehr als drei<br />

Viertel der befragten Eltern (76 Prozent) zunächst in<br />

einem breiten Wissen. Naturwissenschaftliche Kenntnisse<br />

hingegen gehören nur für gut ein Viertel der Befragten<br />

(27 Prozent) dazu. Die Definition des Bildungskanons ist<br />

jedoch abhängig vom eigenen Bildungshintergrund der<br />

Eltern und deren gesellschaftlich-sozialem Status.<br />

Breites Wissen, Sprachvermögen und<br />

Manieren sind Kernbestand guter Bildung<br />

Neben breitem Wissen gehört ein gutes sprachliches Ausdrucksvermögen<br />

für 70 Prozent aller Eltern „unbedingt“<br />

zu guter Bildung. Fremdsprachenkenntnisse sind ebenfalls<br />

noch für die Hälfte der Eltern Ausdruck guter Bildung,<br />

gleichauf mit guten Manieren. Erweitert wird dieser<br />

Kernbestand von originären Schulbildungsaspekten, die<br />

für Eltern zwar „auch noch“ wichtig, aber eher sekundär<br />

für eine gute Bildung sind. Neben naturwissenschaftlichen<br />

Kenntnissen gilt dies vor allem für wirtschaftliches<br />

Verständnis (28 Prozent) und gute Geschichtskenntnisse<br />

(23 Prozent). Musik, Philosophie und Religion bleiben im<br />

Bildungsbegriff der meisten Eltern hingegen außen vor.<br />

Lediglich für 27 Prozent der Eltern mit türkischem Migrationshintergrund<br />

gehört die Beschäftigung mit religiösen<br />

Fragen unbedingt zu einer guten Bildung.<br />

Schichtspezifische Einstellungen zu<br />

Bildungskanon und Förderung der Kinder<br />

Teilweise zeigen sich jedoch deutliche gesellschaftliche<br />

Unterschiede in der Definition des Bildungskanons. So<br />

ist etwa Medienkompetenz für 56 Prozent der sozial besser<br />

gestellten Eltern Ausdruck guter Bildung, gegenüber<br />

nur 31 Prozent der Eltern aus sozial schwächeren Gesellschaftsschichten.<br />

Handwerkliches Geschick hingegen ist<br />

für Letztere (18 Prozent) deutlich wichtiger als für Erstere<br />

(8 Prozent). Auch das Bild von einer optimalen Förderung<br />

der Kinder unterscheidet sich teils stark. Während etwa<br />

die gezielte Wahl einer guten Schule für 61 Prozent der<br />

sozial besser gestellten Eltern besonders wichtig ist, gilt<br />

dies nur für 36 Prozent der sozial schwächeren Eltern.<br />

„Diese enge Korrelation zwischen der Bildung der Eltern<br />

und dem Bildungsweg der Kinder ist im internationalen<br />

Vergleich ungewöhnlich und unbefriedigend, belegt sie<br />

doch, dass Bildung in Deutschland in hohem Maße<br />

gleichsam ‚vererbt‘ wird“, kommentiert Prof. Dr. Renate<br />

Köcher, Leiterin des Instituts für Demoskopie Allensbach.<br />

Auswahl der weiterführenden Schule<br />

ist Elternsache<br />

Bei der Entscheidung über die Wahl einer weiterführenden<br />

Schule möchten 48 Prozent der Eltern das letzte Wort<br />

haben. Lediglich 23 Prozent sehen diese Entscheidung bei<br />

den Lehrern. Vor allem Eltern aus der Oberschicht legen<br />

mit 54 Prozent überdurchschnittlich großen Wert darauf.<br />

Bei einer knapp verpassten Gymnasial-Empfehlung<br />

würden 56 Prozent dieser Eltern ihr Kind auch gegen die<br />

Empfehlung der Lehrer aufs Gymnasium schicken - 14<br />

Prozentpunkte mehr als im Durchschnitt aller Eltern.<br />

Angestrebter Bildungsabschluss<br />

klar schichtbezogen<br />

Die Studie zeigt, dass die Bildungsambitionen der Eltern<br />

davon abhängig sind, welcher gesellschaftlich-sozialen<br />

Schicht sie zugehören. So ist das Abitur unter allen Befragten<br />

der mit Abstand am meisten gewünschte Schulabschluss<br />

(66 Prozent), gefolgt von der Mittleren Reife<br />

(23 Prozent) und dem Hauptschulabschluss (3 Prozent),<br />

allerdings ist der Wunsch nach dem Abitur der Kinder<br />

bei Eltern aus höheren sozialen Schichten mit 91 Prozent<br />

mehr als doppelt so stark ausgeprägt wie bei sozial<br />

schwächeren Eltern (41 Prozent), die sich für ihre Kinder<br />

in fast gleich hohem Maße die Mittlere Reife (38Prozent)<br />

wünschen.<br />

Bildungshintergrund der Eltern<br />

beeinflusst Bildungskarriere der Kinder<br />

Es wird deutlich, dass der eigene Bildungsgang der Eltern<br />

einen sehr großen Einfluss auf die Bildungskarriere der<br />

Kinder ausübt. So besuchen die Kinder von mehr als drei<br />

Viertel der Eltern mit höherer Schulbildung (77 Prozent)<br />

heute selbst ein Gymnasium. Bei Eltern mit mittlerer<br />

Schulbildung liegt dieser Wert bei 47 Prozent, bei Eltern<br />

mit einfacher Schulbildung nur bei 29 Prozent.<br />

Aufstiegserwartungen von Eltern<br />

bleiben hinter deren Wünschen zurück<br />

Die Mehrheit aller Eltern (53 Prozent) wäre zufrieden,<br />

wenn es ihren Kindern später genauso geht wie ihnen<br />

20 <strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 12 / 2011


Schulen<br />

selbst im Moment. 41 Prozent wünschen sich hingegen<br />

eine bessere Zukunft für ihre Kinder. Besonders auffällig<br />

ist dies unter Eltern mit türkischem Migrationshintergrund<br />

(71 Prozent) sowie unter sozial schwächeren Eltern<br />

(59 Prozent). Allerdings sind auch diese mit 55 Prozent<br />

bzw. 38 Prozent deutlich zurückhaltender in ihrer Prognose,<br />

ob dieser Wunsch auch in Erfüllung geht.<br />

Mehr staatliche Unterstützung<br />

vielfach gewünscht<br />

Insgesamt wünschen sich 40 Prozent aller Eltern in<br />

Deutschland eine stärkere staatliche Unterstützung bei der<br />

Kinderbetreuung und -erziehung jenseits der Schule. Dies<br />

trifft vor allem auf Eltern aus den neuen Bundesländern<br />

(50 Prozent) und auf sozial schwächere Eltern (49 Prozent)<br />

zu. 62 Prozent der sozial schwächeren Eltern geben zudem<br />

an, zur Förderung ihrer Kinder auf einiges oder sogar auf<br />

vieles verzichten zu müssen - zwölf Prozentpunkte mehr<br />

als der Durchschnitt.<br />

Zweifel an Chancengleichheit von<br />

Kindern mit Migrationshintergrund<br />

Zwar sehen 43 Prozent aller Eltern die Chancengleichheit<br />

an deutschen Schulen für Schüler mit Migrationshintergrund<br />

gegeben, allerdings haben auch 38 Prozent nicht<br />

diesen Eindruck. Mit 59 Prozent sind Eltern mit türkischem<br />

Migrationshintergrund hier besonders skeptisch.<br />

Hauptursachen der mangelnden Chancengleichheit sind<br />

für alle Eltern unzureichende Deutschkenntnisse der<br />

Kinder (87 Prozent), fehlende Unterstützung der Kinder<br />

durch ihre Eltern (86 Prozent) bzw. ein zu geringer<br />

Gebrauch der deutschen Sprache in den Familien (85<br />

Prozent). In Zuwandererfamilien wird diese Einschätzung<br />

zwar weitgehend geteilt, allerdings werden dort auch die<br />

Lehrerinnen und Lehrer ausdrücklich für die fehlende<br />

Chancengleichheit verantwortlich gemacht. 63 Prozent<br />

der Eltern mit türkischem Migrationshintergrund glauben,<br />

dass viele Lehrer gegenüber ihren Kindern Vorurteile<br />

haben, dass sie diese zu wenig fördern (54 Prozent) oder<br />

dass sie diese bei gleicher Leistung schlechter beurteilen<br />

als deutsche Schüler (51Prozent). Vor diesem Hintergrund<br />

fällt auf, dass die Befragten mit türkischem Migrationshintergrund<br />

überdurchschnittlich engagiert bei der<br />

Unterstützung ihrer Kinder sind. 64 Prozent helfen ihren<br />

Kindern wenigstens gelegentlich bei den Hausaufgaben<br />

- acht Prozentpunkte mehr als der Gesamtdurchschnitt<br />

-, obwohl sich diese Eltern damit wesentlich schwerer<br />

tun (48 Prozent) als das Mittel aller Eltern (35 Prozent).<br />

Schulische Integration<br />

überwiegend positiv beurteilt<br />

Trotzdem wird die Integrationsleistung von Schulen<br />

überwiegend positiv beurteilt. 72 Prozent aller Eltern<br />

von Schulkindern, in deren Klassen Schüler mit Migrationshintergrund<br />

lernen, schätzen dies so ein, bei Eltern<br />

mit türkischem Migrationshintergrund sind es sogar 79<br />

Prozent. Dabei zeigt die Studie, dass dieses Thema vor<br />

allem Großstädte betrifft, wo mehr als zwei Drittel der<br />

Eltern (69 Prozent) angeben, dass in den Klassen ihrer<br />

Kinder wenigstens ein Viertel aller Schüler aus Zuwandererfamilien<br />

kommt.<br />

Hohe schulische Anforderungen<br />

nur selten gewünscht<br />

Ein hohes Anforderungsniveau macht nur für eine Minderheit<br />

der Eltern in Deutschland (32 Prozent) eine gute<br />

Schule aus. Wesentlich wichtiger sind hier die gezielte<br />

Förderung von Kindern nach deren Begabungen (76 Prozent)<br />

sowie spezielle Förderkurse für benachteiligte Schüler<br />

(71 Prozent). Dennoch präferieren Eltern Lehrkräfte, die<br />

viel fordern und auf Disziplin achten (52 Prozent) bzw.<br />

die konsequent in ihrer Benotung sind (53 Prozent). Dies<br />

gilt mit 63 Prozent bzw. 66 Prozent insbesondere für die<br />

neuen Bundesländer.<br />

Allgemeine Zufriedenheit mit Kindergärten<br />

- Skepsis bei vorschulischer Bildung<br />

Insgesamt 90 Prozent aller Eltern mit Kindergartenkindern<br />

sind mit der Förderung ihres Kindes dort zufrieden.<br />

Zudem befürwortet eine relative Mehrheit (47 Prozent)<br />

der Eltern die Vermittlung von schulischen Grundkenntnissen<br />

wie Lesen und Schreiben bereits im Kindergarten.<br />

43 Prozent der Eltern halten dies noch für zu früh.<br />

Dr. Mark Speich, Geschäftsführer der Vodafone Stiftung<br />

Deutschland: „Besonders Eltern mit Migrationshintergrund,<br />

die den sozialen Aufstieg ihrer Kinder ermöglichen<br />

wollen, benötigen Unterstützung für eine gute Bildung<br />

ihrer Kinder. Familienförderung und Bildungspolitik<br />

müssen zusammen gedacht werden. Hier sind Lösungen<br />

erforderlich, die das immer noch vorhandene Silodenken<br />

überwinden.“<br />

Prof. Klaus Hurrelmann von der Hertie School of Governance<br />

weist auf die besondere Funktion von Eltern für die<br />

Bildungspolitik in Deutschland hin und plädiert für deren<br />

umfassende und auf die Erwartungen und Bedürfnisse der<br />

Eltern gerichtete Unterstützung: „Die Studie macht mit<br />

großem Nachdruck auf die Schlüsselrolle in der Bildungspolitik<br />

aufmerksam, die Eltern nach wie vor haben. Die<br />

wichtigste Schlussfolgerung aus dieser Studie ist deshalb,<br />

Eltern viel besser als bisher auf diese Rolle vorzubereiten<br />

und sie darin zu unterstützen, eine Kooperation mit den<br />

öffentlichen Erziehungs- und Bildungsinstitutionen im<br />

Sinne einer Erziehungspartnerschaft einzuschlagen. Diese<br />

Unterstützung muss alle Eltern erreichen, auch die bisher<br />

zurückhaltenden und zögerlichen.“<br />

Die Studie ist unter www.vodafone-stiftung.de abrufbar.<br />

pm<br />

Klassenfahrten nach Berlin<br />

(incl. Transfer, Unterkunft, Programmgestaltung nach Absprache).<br />

Broschüre anfordern bei:<br />

Berliner Informations- und Studienservice e.V. (BISS e.V.)<br />

Fichtestr. 30 · 10967 Berlin, Tel. (030) 6 93 65 30<br />

www.berlin-mit-biss.de · Email: kontakt@berlin-mit-biss.de<br />

<strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 12 / 2011<br />

21


Politische Bildung<br />

Wege zu einer demokratischen Lernkultur<br />

6. Demokratietag <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> bundesweit beispielgebend<br />

- Von Dr. Gerlinde Schwarz -<br />

Hunderte von TeilnehmerInnen strömten am Morgen des<br />

22. September in die Georg-Forster-Gesamtschule Wörrstadt<br />

zum 6. Demokratietag <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>, der von der Deutschen<br />

Gesellschaft für Demokratiepädagogik e.V. (DeGeDe<br />

e.V.) veranstaltet wurde. Der offene einstündige Beginn lud<br />

zu einem Rundgang durch den Markt der Möglichkeiten ein,<br />

bei dem sich über 30 Aussteller beteiligten. Die Aussteller, zu<br />

denen Gewerkschaften, Verbände, Vereinigungen, Stiftungen,<br />

Verlage, Fernsehsender und Printmedien gehörten,<br />

hatten farbenfrohe Infostände mit vielfältigem Infomaterial<br />

aufgebaut.<br />

Um 9:30 Uhr begann Kurt Beck, der rheinland-pfälzische<br />

Ministerpräsident und Schirmherr der Tagung, seinen<br />

Rundgang, der ihn direkt mit den Menschen vor Ort,<br />

mit ihren Tätigkeiten und Anliegen, zusammenführte.<br />

Gegen 10 Uhr begrüßte die Schulleiterin der GFG,<br />

Bettina Gerhard, die rund 350 Tagungsgäste. Kurt Beck<br />

sprach ein vielbeachtetes Grußwort. Den Hauptvortrag<br />

hielt die Professorin Dr. Silvia-Iris Beutel von der TU<br />

Dortmund zu dem Thema „Lernkultur und Demokratie<br />

an guten Schulen“. Es schloss sich die Arbeit in acht Foren<br />

an, die nach Leitfragen gegliedert waren. Am Vormittag<br />

brachten die Foren in zwei Runden fachlichen Input; nach<br />

dem Mittagessen wurden von Experten einzelner Schulen<br />

Praxisbeispiele aufgezeigt und diskutiert. Das Abschlussgespräch,<br />

das der Tagungsleiter und Koordinator Hans<br />

Berkessel mit der Schulleiterin Bettina Gerhard, Vera Reiß<br />

(Staatssekretärin im MBWWK), Tobias Diemer (Stellv.<br />

Vorsitzender der DeGeDe) und mit dem LandesschülerInnenvertreter<br />

Sebastian Gräber führte, griff wesentliche<br />

Impulse der Tagung auf und betonte die Bedeutung der<br />

aktiven Partizipation der SchülerInnen am Unterricht, am<br />

Schulleben und in der Politik.<br />

Markt der Möglichkeiten<br />

Bunt, bilderreich und diskussionsoffen bot sich der<br />

Markt der Möglichkeiten dar. Er umfasste das Netzwerk<br />

der Partner und Förderer der DeGeDe, die durch ihre<br />

Unterstützung den Demokratietag ermöglicht hatten. In<br />

den Gängen informierten sich die TeilnehmerInnen an den<br />

Ständen des Deutschen Schulpreises, des Grundschulverbandes,<br />

der Heinrich Böll Stiftung Rh.-Pf., der Bürgerstiftung<br />

<strong>Pfalz</strong> - Lernen durch Engagement, der Initiative<br />

„Eine Schule für Alle“, der LandesschülerInnenvertretung<br />

RLP u.a.m. Der gut besuchte <strong>GEW</strong>-Stand hatte das Motto<br />

„Verhandeln statt verordnen“. Hans Berkessel erklärte mit<br />

Blick auf die vergangenen Demokratietage: „Wir haben<br />

deutlich in unserer Netzwerksarbeit an Partnern dazu<br />

gewonnen, die Stiftungen sind dabei, es ist der BUND<br />

dabei, es ist das Entwicklungspolitische Landesnetzwerk<br />

ELAN mit dabei. Wir haben zum ersten Mal, und das ist<br />

wirklich ein großer Fortschritt, mit zwei großen Medien,<br />

mit dem SWR und mit der AZ, eine Medienpartnerschaft<br />

gegründet. Wir werden heute Abend einen vierminütigen<br />

Beitrag in der Sendung ´Zur Sache <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>` haben.<br />

Das ist ja auch wichtig, damit die ganze Geschichte<br />

nicht immer bei denselben Leuten bleibt, sondern auch<br />

transportiert wird.“<br />

Begrüßung - Grußworte<br />

Die Schulleiterin Bettina Gerhard begrüßte die TeilnehmerInnen<br />

und den Ministerpräsidenten Kurt Beck sehr<br />

herzlich. Sie betonte, dass ihre Schule aktiv neue Wege<br />

demokratischen Lernens gehe, und unterstrich: „Schüler<br />

und Schülerinnen müssen Strukturen erleben, die Partizipation<br />

realisieren.“ Sie forderte die Medien auf, die<br />

Bedeutung der Demokratieerziehung aufzuzeigen und<br />

weiter zu verbreiten. Tobias Diemer (Stellv. Vorsitzender<br />

der DeGeDe RLP) erinnerte an das Marburger Manifest,<br />

das Gründungsdokument der Gesellschaft, das im Jahr<br />

2005 als Ziel festhielt: „Demokratie lernen und Demokratie<br />

leben in der Schule zu realisieren.“ Eine wesentliche<br />

Aufgabe der Vereinigung sei es deshalb, die Entwicklung<br />

demokratischen Lernens sichtbar zu machen.<br />

Hans Berkessel begann seine Begrüßung mit dem kritischen<br />

Hinweis, dass eine Reihe von Kolleginnen und<br />

Kollegen von ihren Schulen aufgrund der schwierigen<br />

Situation wegen der Sparmaßnahmen nicht freigestellt<br />

worden seien. Er bedankte sich bei allen, die zum Gelingen<br />

der Tagung beigetragen hatten, und erwähnte insbesondere<br />

das Bildungsministerium und das Pädagogische<br />

Landesinstitut für deren Unterstützung. Mit Bezug auf<br />

das Tagungsthema hob er hervor: „Der Blickpunkt ist<br />

diesmal das Lernen selbst. Wir möchten am Ende junge<br />

Menschen haben, die ausgezeichnet gebildet sind und eine<br />

Persönlichkeit entwickelt haben, die selbstbewusst in die<br />

Gesellschaft hineinstrahlen kann.“<br />

Gleich mit zwei Grußworten unterstützte der Ministerpräsident<br />

Kurt Beck die vielfältigen Formen demokratiepädagogischen<br />

Handelns und Unterrichtens. Grund<br />

22 <strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 12 / 2011


Politische Bildung<br />

dafür ist eines seiner Hauptanliegen, das er im Grußwort<br />

für das Veranstaltungsprogramm formulierte: „Die<br />

Weiterentwicklung der repräsentativen Demokratie und<br />

unserer politischen Kultur ist eine der wichtigsten Aufgaben,<br />

vor denen wir stehen.“ In seinem Grußwort vor<br />

dem Plenum des Demokratietages gab er zuerst seiner<br />

Freude Ausdruck, wieder an dieser Schule zu sein, einer<br />

Modellschule für Partizipation und Demokratie in unserem<br />

Bundesland. Er sprach von Anzeichen für Demokratiemüdigkeit,<br />

wenn z.B. enttäuschte Bürger klagten,<br />

es sei alles so schwierig in der Politik, oder wenn sich bei<br />

einer Bürgermeisterwahl nur 30% der Wahlberechtigten<br />

beteiligen würden. Der Ministerpräsident machte klar:<br />

„Es gibt keine andere Alternative, wenn wir frei leben<br />

wollen. Wir alle sind gefordert, uns Gedanken zu machen,<br />

wie wir mehr Leben in die Demokratie bringen können.“<br />

Er unterstrich, die Schulen seien ein wichtiger Ort, an<br />

dem die SchülerInnen Mitwirkung und Mitbestimmung<br />

lernen und einüben könnten. Abschließend wies Beck<br />

auf Überlegungen der Landesregierung zur Herabsetzung<br />

des Wahlalters auf 16 Jahre hin und machte den jungen<br />

Leuten das Angebot, sich hier in den offenen Diskussionsprozess<br />

einzubringen.<br />

Landrat Ernst Walter Görisch ging danach auf das Ringen<br />

der Bürger um Demokratie ein und erklärte: „Die Demokratie<br />

muss immer wieder erkämpft werden. In diesem<br />

Sinne ist der Demokratietag ein wichtiges Element.“<br />

Hauptvortrag: Lernkultur und<br />

Demokratie an guten Schulen<br />

Die Ausgangsthese von Frau Professor Dr. Silvia-Iris<br />

Beutel hieß: „Eine neue und zeitgemäße schulische<br />

Lernkultur kann ohne demokratiepädagogische Fundierung<br />

nicht auskommen.“ Sie verwies auf eine Reihe<br />

von Indikatoren und Entwicklungen der letzten Jahre,<br />

die ihre These stützten: auf die würdigende Akzeptanz<br />

von Individualität und Verschiedenheit der Kinder und<br />

Jugendlichen; auf die Herausforderung inklusiven Lernens<br />

und die Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention; auf<br />

die bisher ungelöste Problematik der zu hohen unqualifizierten<br />

Schulabgängerquote; auf das Wissen um den<br />

Zusammenhang von guter Schulleistung und Anerkennung;<br />

auf die Förderung von Selbstkonzepten, die auf<br />

Selbstständigkeit und Handlungskompetenz zielen; auf<br />

die Notwendigkeit einer Toleranz stärkenden Erziehung<br />

zur bürgergesellschaftlichen Teilhabe.<br />

Nach diesen Ausführungen zur Notwendigkeit einer<br />

zeitgemäßen Schul- und Lernqualität, die einer demokratiepädagogischen<br />

Grundlage bedarf, fragte die Referentin<br />

nach den Kriterien für eine „demokratiegeleitete Schule“.<br />

Sie betonte zum einen „Demokratieerziehung als Querschnittsaufgabe“,<br />

d.h. die Aufnahme und Pflege vieler<br />

Demokratie fördernder Aspekte und Kompetenzen in den<br />

Fächern und im Schulleben. Sie unterstrich die Kriterien<br />

„Partizipation, Kommunikation und Anerkennung“ in<br />

vielfältigen Formen zwischen den SchülerInnen, zwischen<br />

den KollegInnen, zwischen Lehrenden und Lernenden,<br />

zwischen Schule und Elternhaus, zwischen Schule und<br />

der Gemeinde. Sie hob hervor, diese Kriterien seien<br />

wesentlicher Teil einer neuen, „demokratiepädagogisch<br />

profilierten Lernkultur“. Die Professorin stellte fest, für<br />

sie sei Schule nicht nur eine „Lern- und Unterrichtsanstalt“,<br />

sondern sei als Teil der demokratischen Gesellschaft<br />

„ein Angebots-, Kommunikations- und Bewährungsraum<br />

für ein demokratiehaltiges Lernen Heranwachsender“.<br />

Breiten Raum widmete sie Merkmalen der neuen<br />

Lernkultur. Axiom dieser Lernkultur ist: Kinder und<br />

Jugendliche bilden den Mittelpunkt des Lernens. Sie<br />

zeigte ein Lernkonzept auf, das sowohl curriculum- als<br />

auch kompetenzorientiert ist. Es ist ein Konzept, das<br />

einerseits die curricularen Vorgaben sieht und fordert,<br />

den SchülerInnen vielfältige Lernfelder zu erschließen, das<br />

aber andererseits verlangt, dass die SchülerInnen durch<br />

aktives Erfahrungslernen ihre Kompetenzen erleben und<br />

diese entwickelt und gefördert werden. Sie ging auf die<br />

Förderung von Selbstständigkeit durch „selbst forschen<br />

und untersuchen“ und auf Selbstsicherheit durch das<br />

Präsentieren von Arbeitsergebnissen ein. Sie zeigte die<br />

Entwicklung von Kreativität auf, wies darauf hin, dass Lernen<br />

Zeit braucht, und wünschte „Neugierzeit“ als Fach.<br />

Sie sprach die Fähigkeiten des genauen Hinsehen, des<br />

mehrperspektivischen Betrachtens und des Reflektierens<br />

an. Zudem betonte sie die Förderung der Verantwortung<br />

für das eigene Lernen und die eigene Lebensplanung.<br />

Zusammenfassend stellte Frau Prof. Beutel fest: „Wenn<br />

die Kinder und Jugendlichen den Mittelpunkt des Lernens<br />

bilden, können Kompetenzerfahrung, ein nachhaltiges<br />

Lernen und Zuversicht in die eigene Handlungsstärke<br />

entstehen!“<br />

Engagement von SchülerInnen<br />

Das Engagement vieler SchülerInnen der GFG und ihre<br />

Mitarbeit zum Gelingen der Tagung war beeindruckend.<br />

Am Morgen begrüßte der Unter- und Mittelstufenchor<br />

das Plenum mit dem „Ohrwurm“ der Wise Guys. Am<br />

Nachmittag spielte die Bläserklasse 6 „The Surprise Symphony“<br />

von Joseph Haydn und verabschiedete die Gäste<br />

mit Mike Story‘s Musikstück „Star Wars“. Durch die<br />

vielen Tagungspunkte führten freundlich und sicher die<br />

beiden Schülermoderatoren aus dem 13. Jahrgang, Arne<br />

Spang und Daniel Wenz. Auch die ganztägige Versorgung<br />

mit Kaffee, Kuchen und belegten Brötchen hatten die<br />

Dreizehner übernommen. Wie die Profis hatten vor allem<br />

die Mädchen köstliche Kuchen gebacken und Dutzende<br />

von leckeren Brötchen belegt. Die Verpflegung war auf<br />

<strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 12 / 2011<br />

23


Politische Bildung<br />

langen Tischen angerichtet und konnte ganz einfach von<br />

den Stehtischen aus, an denen viele TeilnehmerInnen<br />

standen, diskutierten und sich austauschten, erreicht<br />

werden. Ein Service, ein Engagement, was sehr gut ankam!<br />

Foren<br />

Insgesamt wurden acht Foren angeboten. Am Vormittag<br />

gab es zwei aufeinander folgende fachliche Input-Runden.<br />

Auf diese Weise hatte jeder Gelegenheit, sich für zwei<br />

Foren seiner Wahl zu entscheiden. Am Nachmittag kamen<br />

die TeilnehmerInnen in eines der von ihnen besuchten<br />

Foren zurück, um dort mit einem Praxisbeispiel und vielen<br />

Diskussionen das Thema zu vertiefen.<br />

Die Foren waren exzellent vorbereitet. Jedes Forum<br />

hatte eine Leitfrage als Thema, eine Expertin oder einen<br />

Experten, der eine inhaltliche Einführung gab, ein Praxisbeispiel<br />

von KollegInnen einer demokratiegeleiteten<br />

Schule und eine Moderatorin oder einen Moderator, der<br />

die Gespräche leitete.<br />

Die Leitfragen, nach denen die Foren gegliedert waren,<br />

lauteten:<br />

• Wie kann ein Leitungsteam erfolgreich kooperieren?<br />

• Wie können Schüler Lernziele selbstverantwortlich<br />

erreichen?<br />

• Wie können Schüler an ihrer Leistungsbewertung<br />

beteiligt werden?<br />

• Wie können Lehrer kooperatives Lernen fördern?<br />

• Wie kann die Lernzeit an Ganztagsschulen gestaltet<br />

werden?<br />

• Wie kann eine Feedback-Kultur systematisch aufgebaut<br />

werden?<br />

• Wie können Projekte demokratische Handlungskompetenz<br />

fördern?<br />

• Wie kann soziales Engagement gesellschaftliches Lernen<br />

fördern?<br />

Abschlussgespräch<br />

Die Bildungsstaatssekretärin Vera Reiß lobte die Tagung<br />

als „bundesweit vorbildhaft“ und bedankte sich für „verdammt<br />

viel Engagement“ der Beteiligten. Sie verwies auf<br />

den neuen Koalitionsvertrag und stellte fest. „Die Beteiligung<br />

und Mitwirkung von Schülerinnen und Schülern ist<br />

Auftrag und Aufgabe.“ Sie betonte, dass Demokratiepädagogik<br />

nicht von allen Schulen wahrgenommen werde<br />

und ihre Bedeutung mehr herausgestellt werden müsse.<br />

Zu dem Thema Kommunikation und Partizipation<br />

erklärte die Staatssekretärin. „Es ist gute Sitte, dass wir<br />

in regelmäßigem Abstand mit dem LandesschülerInnenausschuss<br />

sprechen. Bevor Beteiligung und Partizipation<br />

in einer Gesetzesnovelle gefasst werden, sprechen wir<br />

miteinander.“ Zur Diskussion über die Absenkung des<br />

Wahlalters auf 16 Jahre verwies sie auf eine Diskussion<br />

im Schülerlandtag, bei der die Mehrheit der Jugendlichen<br />

gegen die Absenkung votierte. Ihrer Meinung nach seien<br />

die Jugendlichen dafür nicht vorbereitet.<br />

Sebastian Gräber wandte sich an die Staatssekretärin und<br />

forderte: „Die Schüler und Schülerinnen müssen mehr<br />

Gehör im LandesschülerInnenausschuss bekommen.<br />

Dieser Ausschuss braucht mehr Kompetenzen.“ Er als<br />

LandesschülerInnenvertreter begrüßte die Absenkung des<br />

Wahlalters. Die Einrichtung des „Klassenrats“ wertete er<br />

sehr positiv und wünschte, „dass er in viel mehr Schulen<br />

eingesetzt würde.“<br />

Die Schulleiterin Bettina Gerhard war von der Größe des<br />

Netzwerks stark beeindruckt. Voller Freude bekannte sie:<br />

„Ich habe neue Organisationen, neue Projekte kennen<br />

gelernt und kann eine Reihe von Anregungen für meine<br />

Arbeit mitnehmen.“ Sie zeigte auf, welche Formen der<br />

Kommunikation und Partizipation an ihrer Schule vor<br />

allem gepflegt werden: Das sind der Klassenrat von Klasse<br />

fünf bis dreizehn, das S.A.M.S.-Projekt (SchülerInnen<br />

arbeiten mit SchülerInnen) und die Medienkompetenztage.<br />

Sie fügte hinzu: „Wir wollen diese Projekte noch<br />

weiter ausbauen.“<br />

Tobias Diemer sprach den großen Veränderungsdruck<br />

an, dem viele Schulen ausgesetzt sind. Gleichzeitig seien<br />

die Schulen aber ratlos, wie sie sich verändern sollten. Als<br />

Beispiel stellte er die demokratische Lernkultur heraus,<br />

die den Leistungsprozess in die Hand der SchülerInnen<br />

lege und diese sogar in die Leistungsbeurteilungen miteinbezogen<br />

würden. Die jährliche Organisation eines<br />

Demokratietags <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> nannte er „ein Pilotprojekt<br />

für andere Bundesländer“. Speziell über den 6.<br />

Demokratietag urteilte er: „Das Format ist bundesweit<br />

beispielgebend.“ Er gab seiner Hoffnung Ausdruck, dass<br />

die Bedeutung der Demokratiepädagogik noch stärker in<br />

die Breite gebracht werden könne und die Veranstaltung<br />

in ein bis zwei Jahren doppelt so groß sei.<br />

Das Fazit des Koordinators und Tagungsleiters Hans<br />

Berkessel: „Uns vom Veranstaltungsteam ist wichtig:<br />

Dieser Tag ist als Demokratietag <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> nicht<br />

mehr wegzudenken aus dem pädagogischen Kalender<br />

vieler Schulen“.<br />

24 <strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 12 / 2011


Politische Bildung<br />

Beteiligt sein ohne dauerhafte Bindung<br />

12. Tage der Politischen Bildung in Landau mit wertvollen Impulsen<br />

(gh) Mit dem Thema „Krise der repräsentativen Demokratie?<br />

- Wege zu einer lebendigen Bürgergesellschaft“ beschäftigten<br />

sich die 12. Tage der Politischen Bildung Ende Oktober<br />

im Butenschoen-Haus in Landau. Etwa 50 Sozialkundelehrkräfte<br />

- überwiegend aus dem gymnasialen Bereich und<br />

männlichen Geschlechts - konnten dabei durch die bewährte<br />

Mischung von theoretischer Reflektion und praktischer Umsetzung<br />

wertvolle Impulse für ihre Arbeit vor Ort bekommen.<br />

D<br />

V<br />

P<br />

B<br />

Deutsche<br />

Vereinigung für<br />

Politische Bildung<br />

Diese traditionelle Fortbildung ist eine Kooperationsveranstaltung<br />

des Erziehungswissenschaftlichen Fortund<br />

Weiterbildungsinstitut der evangelischen Kirche<br />

in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> (EFWI) mit dem Landesverband<br />

<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> der Deutschen Vereinigung für Politische<br />

Bildung (DVPB), dem Institut für Politikwissenschaft der<br />

Universität Koblenz-Landau (Campus Landau) und der<br />

Landeszentrale für Politische Bildung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>.<br />

Nach Begrüßung und Einführung durch Dr. Günther<br />

Geisthardt vom EFWI und Bettina Anslinger-Weiss von<br />

der DVPB referierte der Landauer Politikordinarius Ulrich<br />

Sarcinelli über die Frage, ob sich die repräsentative<br />

Demokratie in der Krise befindet. Er wies einleitend auf<br />

Veränderungen in der politischen Kultur, wie die nachlassende<br />

Bindungskraft von Großorganisationen und<br />

das Interesse an unverbindlichen Beteiligungsformen,<br />

hin, skizzierte Veränderungen in der Informations- und<br />

Medienlandschaft, die zu einer Entkoppelung zwischen<br />

Medien und Politik geführt habe, und zeigte auf, dass<br />

eine zunehmend größere Zahl an Akteuren wie bspw. die<br />

NGOs in Beteiligungsprozessen aktiv sind. Am Beispiel<br />

von Stuttgart 21 habe sich gezeigt, dass Legitimation<br />

alleine durch parlamentarische Verfahren nicht mehr<br />

ausreiche. Sarcinelli prophezeite daher den Wandel vom<br />

exklusiven „Eliten-Spiel“ zur inklusiven „Bürger-Politik-<br />

Kommunikation“. Allerdings sei Bürgerbeteiligung kein<br />

Allheilmittel. Er sprach sich zwar für die Senkung der<br />

Hürden bei der Bürgerbeteiligung aus, wichtiger sei jedoch<br />

die Erweiterung der Kommunikation in der Parteiendemokratie<br />

durch eine bürgerfreundliche Beteiligungskultur.<br />

Nach einer regen Diskussion ergänzte Prof. Dr. Thorsten<br />

Faas von der Universität Mannheim Sarcinellis Ausführungen<br />

mit empirischen Daten zum Politikverständnis<br />

in Deutschland und ging dabei der Frage nach, „wie viel<br />

Beteiligung“ wir wirklich wollen.<br />

In den mittäglichen Arbeitsgruppen wurden folgende<br />

Themen angeboten:<br />

- Die Direktdemokratie in der Schweiz: Verfahren, Auswirkungen<br />

und Lehren,<br />

- Erfolgsbeispiele von verstärkter Bürgerbeteiligung - die<br />

Initiative „Mehr Demokratie“ im Spannungsfeld von<br />

Verfassungstheorie und Verfassungswirklichkeit,<br />

- Der rheinland-pfälzische Schülerlandtag - Partizipationsmöglichkeiten<br />

für Schüler,<br />

- Politisches Engagement der jungen Generation am<br />

Beispiel des Jugendstadtrats Speyer.<br />

Viel Lob der TeilnehmerInnen erhielt am 2. Tag der<br />

Fortbildung der junge Kollege Ralf Schmitt vom Hans-<br />

Purrmann-Gymnasium in Speyer für seine Präsentation,<br />

in der er die handlungsorientierte Simulation einer<br />

Bundestagswahl in einer 10 Klasse vorstellte, die er als<br />

Referendar am Friedrich-Magnus-Schwerd-Gymnasium<br />

in Speyer durchgeführt hat. Interessant am Ergebnis: Die<br />

abstimmenden OberstufenschülerInnen hatten schon vor<br />

der letzten Bundestagswahl Tendenzen, wie sie sich in den<br />

jüngsten Wahlen durch die Ergebnisse für Grüne und<br />

Piraten zeigten, antizipiert.<br />

Die Veranstaltung schloss mit einem eloquenten Vortrag<br />

des Elsässer Autors, Kabarettisten und Filmemachers<br />

Martin Graff, der oft als Grenzgänger und „Gedankenschmuggler“<br />

tituliert wird.<br />

Material zur Politischen Bildung<br />

Das Thema Demokratie und politische Beteiligung ist ein<br />

Kernthema des Politikunterrichts in der Sekundarstufe<br />

I. Jedoch liegt zwischen der Bedeutung des Themas und<br />

dem Interesse der Schülerinnen und Schüler oft eine<br />

gewisse Kluft.<br />

Das WOCHENSCHAU-Themenheft Demokratie und<br />

politische Beteiligung bereitet das Thema anhand zahlreicher<br />

anschaulicher Beispiele spannend, altersgerecht<br />

und handlungsorientiert für die Sekundarstufe I auf. Die<br />

Materialien knüpfen unmittelbar an die Lebenswelt der<br />

Schülerinnen und Schüler an und vermitteln ihnen, dass<br />

Politik sie betrifft.<br />

Das WOCHENSCHAU-Themenheft EU II: Wirtschaft<br />

und Soziales gibt Schülerinnen und Schülern der Sekundarstufe<br />

II hochaktuelle Materialien zur Bearbeitung<br />

dieser Fragen an die Hand.<br />

Weitere Informationen zur WOCHENSCHAU sowie<br />

exklusive Zusatzmaterialien für Abonnenten sind unter<br />

www.wochenschau-online.de zu finden.<br />

pm<br />

<strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 12 / 2011<br />

25


Hochschulen<br />

<strong>GEW</strong>-Aktivitäten bewirken Aussetzung der Zulassungs-<br />

beschränkung auf den Studienschwerpunkt Förderschule<br />

von Dominik Müller<br />

In der Diskussion um die Beschränkung von Studienplätzen<br />

im Lehramtsschwerpunkt „Förderschule“ an der Universität<br />

Koblenz-Landau kam es am 13. Oktober 2011 zu einem Erfolg<br />

für die betroffenen Studierenden. Im Rahmen eines von der<br />

<strong>GEW</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> initiierten Runden Tisches verkündeten<br />

Staatssekretär Michael Ebling und Universitätspräsident Prof.<br />

Dr. Roman Heiligenthal, dass sie die Kapazitäten des Studienschwerpunktes<br />

am Campus Landau kurzfristig erhöhen werden.<br />

Durch die Schaffung von vier zusätzlichen Stellen im Landauer<br />

Institut für Sonderpädagogik, die allerdings auf zwei Jahre befristet<br />

sind, sollte nun doch allen 133 Bewerberinnen und Bewerbern<br />

im Wintersemester 2011/12 ermöglicht werden, ihr gewünschtes<br />

Lehramt zu studieren. Auch der Schwerpunkt „Grundschule“ wird<br />

vorerst zulassungsfrei bleiben.<br />

Mit der Erhöhung der Kapazitäten reagierten Bildungsministerium<br />

und Universität auf die massiven Proteste am Campus Landau seit<br />

Sommer. Die betroffenen Studierenden mit der Wunschschulart<br />

Förderschule hatten kritisiert, durch eine auf problematische<br />

Auswahlkriterien gestützte Zulassungsbeschränkung mitten im Bachelorstudium<br />

nach vier absolvierten Semestern überraschend ohne<br />

Perspektive dazustehen. Für viele hätte die Ablehnung am Campus<br />

Landau bedeutet, das von ihnen seit Studienbeginn angestrebte<br />

Lehramt Förderschule nicht studieren zu können - obwohl sie sich<br />

bereits ab dem ersten Semester durch verschiedene Vorentscheidungen<br />

wie die Fächerwahl auf dieses Lehramt inoffiziell festlegen<br />

mussten. Auch ein Uni-Wechsel wäre aufgrund des ungünstigen<br />

Zeitpunktes der Schwerpunktwahl nicht mehr rechtzeitig möglich<br />

gewesen.<br />

Eine Arbeitsgruppe der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft<br />

unter Federführung der stellvertretenden <strong>GEW</strong>-Vorsitzenden Sylvia<br />

Sund hatte die Problematik, auch angesichts des Fachkräftemangels<br />

im Förderschulbereich, aufgegriffen und mehrere Gespräche mit<br />

den beteiligten Personen geführt, um schließlich zu einem Runden<br />

Tisch in die Mainzer <strong>GEW</strong>-Geschäftsstelle einzuladen.<br />

Sylvia Sund begrüßte in ihrer Anmoderation die Tatsache, dass<br />

Universität und Ministerium zu Gesprächen über die Lösung<br />

der Problematik bereit seien. Aus Sicht der <strong>GEW</strong> betonte sie die<br />

Notwendigkeit, einerseits die akuten Schwierigkeiten der derzeit<br />

betroffenen Studierenden zu beseitigen, andererseits aber auch vor<br />

allem die grundsätzlichen strukturellen Unzulänglichkeiten der<br />

rheinland-pfälzischen LehrerInnenbildung nachzubessern.<br />

Staatssekretär Michael Ebling unterstrich daraufhin die Bedeutung<br />

der sonderpädagogischen Lehrerbildung, gerade im Hinblick auf die<br />

weiteren Konsequenzen aus der UN-Behindertenrechtskonvention,<br />

und verkündete die kurzfristige Aussetzung der geplanten Zulassungsbeschränkung<br />

für den Studienschwerpunkt Förderschulen im<br />

Wintersemester 2011/12. Die Aufnahme aller 133 Bewerberinnen<br />

und Bewerber am Campus Landau sei jedoch als Ausnahme zu<br />

betrachten, grundsätzlich müssten bedarfsorientierte Zulassungsbeschränkungen<br />

zulässig sein. Ebling verteidigte dabei die Schwerpunktwahl<br />

im Bachelorstudiengang Lehramt zu einem möglichst<br />

späten Zeitpunkt.<br />

Auch der Präsident der Universität Koblenz-Landau, Prof. Dr.<br />

Roman Heiligenthal, sprach sich für eine Zulassungsbeschränkung<br />

auf Lehramtsschwerpunkte aus, wobei er die Perspektive, den Studierenden<br />

durch ein neues Wahlverfahren bereits im ersten Semester<br />

Planungssicherheit zu geben, als fair bezeichnete. Dagegen sei für<br />

ihn die nun erfolgte Öffnung des Studienschwerpunktes nicht der<br />

richtige Weg, um die Problematik grundsätzlich zu lösen. Vielmehr<br />

führe die durch die kurzfristige Entscheidung auf das Institut für<br />

Sonderpädagogik zukommende Mehrbelastung zu qualitativen<br />

Einbußen in der Lehre. Dies prognostizierte auch der Leiter des<br />

Instituts, Prof. Dr. Michael Wagner, der sich überdies für eine bessere<br />

förderpädagogische Qualifikation aller Lehramtsstudierenden im<br />

Sinne einer konsequenten inklusiven Praxis im rheinland-pfälzischen<br />

Schulsystem aussprach.<br />

Die <strong>GEW</strong>-Studierendensprecherin Elena Leuschner forderte eine<br />

möglichst frühere Schwerpunktwahl im Bachelor-Lehramtsstudiengang<br />

und unterstrich, dass eine derartige strukturelle Modifikation<br />

nicht im Gegensatz zu der inhaltlichen Forderung von <strong>GEW</strong> und<br />

Landesregierung nach einer gemeinsamen LehrerInnenbildung<br />

stehe. Auch bei einer früheren Schwerpunktfestlegung könnten<br />

lehramtsübergreifende Lehrveranstaltungen für alle Studierenden<br />

verpflichtend sein. Dieser Vorschlag wurde von der Universitätsverwaltung<br />

mit Zustimmung aufgenommen und wird zu weiteren<br />

Gesprächen führen. Heinz Winter vom <strong>GEW</strong>-Landesvorstand<br />

problematisierte in diesem Zusammenhang, die Zulassung für ein<br />

Lehramt allein von der Abiturnote abhängig zu machen, und plädierte<br />

für die Berücksichtigung weiterer Qualifikationen.<br />

Insgesamt wurde in dem Gespräch deutlich, dass trotz der für<br />

die derzeit betroffenen Studierenden erfreulichen Entscheidung<br />

erhebliche grundlegende Mängel in der rheinland-pfälzischen LehrerInnenbildung<br />

bestehen, deren Behebung dringlich ist, da mit der<br />

aktuellen Kapazitätserhöhung lediglich etwas Zeit gewonnen werden<br />

konnte. Obwohl auch für den Lehramtsschwerpunkt „Grundschule“<br />

angekündigt wurde, einen NC durch die Schaffung von je einer<br />

zusätzlichen Mitarbeiterstelle an den Uni-Standorten Koblenz<br />

und Landau in den nächsten beiden Jahren zu verhindern, kann es<br />

nach Ablauf dieser Schonfrist immer wieder zu unvorhersehbaren<br />

Kapazitätsproblemen kommen, die nur durch strukturelle Reformen<br />

beseitigt werden können. Daher wird die <strong>GEW</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

weiterhin Gespräche mit allen Beteiligten führen und an Konzepten<br />

für eine zufriedenstellende Lösung arbeiten.<br />

26 <strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 12 / 2011


Hochschulen<br />

<strong>GEW</strong>: Keine Rotstiftpolitik zu Lasten der Lehrenden an Hochschulen!<br />

„Die <strong>GEW</strong> lehnt die von der Landesregierung geplante Erhöhung<br />

der Lehrverpflichtung der Hochschulbeschäftigten<br />

strikt ab“, sagte der <strong>GEW</strong>-Landesvorsitzende Klaus-Peter<br />

Hammer gegenüber der Presse. Hammer reagierte damit<br />

auf die Ankündigung der Landesregierung, die Lehrverpflichtung<br />

der Lehrenden an den Hochschulen auf neun<br />

Stunden zu erhöhen.<br />

„Mit einer Erhöhung der Deputate für die Hochschulwissenschaftler<br />

kaschiert die Landesregierung die schlechte<br />

Personalversorgung an den rheinland-pfälzischen Universitäten<br />

und konterkariert ihre mehrfach wiederholte<br />

Absicht, an der Bildung in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> nicht sparen<br />

zu wollen“, sagte Hammer. Der <strong>GEW</strong>-Landesvorsitzende kritisierte,<br />

dass eine Erhöhung der Lehrverpflichtung zu Lasten der Forschung<br />

gehe und auf junge Akademikerinnen und Akademiker, die vor der<br />

Entscheidung stünden, in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> an die Hochschulen zu gehen,<br />

abschreckend wirke. „Wer Forschung und Lehre in unserem Land<br />

voranbringen und den Hochschulstandort <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> stärken<br />

will, sollte bessere Zukunftsperspektiven durch die Schaffung von mehr<br />

wissenschaftlichen Stellen an den Hochschulen schaffen, anstatt durch<br />

die Erhöhung von Arbeitszeiten das Personal von einem Engagement in<br />

unserem Land abzuschrecken oder gar dorthin zu vertreiben, wo bessere<br />

Lehr- und Forschungsbedingungen geboten werden“, sagte Hammer.<br />

pm<br />

Förderschulstudierende setzen sich durch<br />

Ein Erfahrungsbericht - notiert von Janette Idler<br />

Für die 21-jährige Lisa Müller (Name geändert) stand von Anfang an<br />

fest, Förderschule sollte es sein. Seit Studienbeginn war sie sich darüber<br />

im Klaren. Eine vorangegangene Ausbildung zur Ergotherapeutin<br />

bestätigte sie in ihren Fähigkeiten. Doch zum Ende des vergangenen<br />

Sommersemesters fiel Lisa aus allen Wolken, der Berufswunsch schien<br />

in weite Ferne gerückt. 133 Studierenden standen 66 Plätze im<br />

Bereich Förderschulpädagogik gegenüber. Erstmalig seit Einführung<br />

des Bachelor-/Master-Systems in Landau griff das Instrument der<br />

Zulassungsbeschränkung. Lisa würde den erforderlichen Schnitt in<br />

den bildungswissenschaftlichen Modulen nicht erreichen (siehe Info:<br />

Studienaufbau). Die Möglichkeit auf ein Wartesemester bestand nicht.<br />

Die Information kam kurzfristig, eine Ummeldung zu einer anderen<br />

Universität war nicht mehr möglich. Berufswunsch Ade.<br />

Was war geschehen? Wurde früher die gewünschte Schulart zu Beginn<br />

des Studiums gewählt, so erfolgt die Wahl seit Einführung des Bachelor-/Master-Systems<br />

in Landau erst im Verlauf des 4. Semesters (siehe<br />

Info: Studienaufbau). Wie viele Studierende sich für eine bestimmte<br />

Schulart entscheiden würden, war für die Universität offensichtlich<br />

schwer vorhersehbar. Komisch: Schließlich erhob die Universität doch<br />

immer wieder, meist zu Anfang des Semesters, eine unverbindliche<br />

Umfrage unter den Studierenden. Was mit den Erhebungen geschehen<br />

ist, bleibt unklar. Von Universitätsseite hörte Lisa, man habe doch mit<br />

der Immatrikulation die Studierenden über die Konsequenzen einer<br />

Zulassungsbeschränkung im Verlauf des Studiums informiert. Für Lisa<br />

bedeutete das, auf eine andere Schulart ausweichen zu müssen. Das<br />

Grundschullehramt, so wurde es ihr aus Universitätskreisen vermittelt,<br />

sei doch eine gute Alternative, ähnele es doch sehr dem Studium der<br />

Förderpädagogik.<br />

Aber das wollte Lisa Müller so nicht akzeptieren! Daher suchte sie sich<br />

Hilfe. Zunächst beim AStA der Uni Landau. Dort kam der Kontakt<br />

mit Elena Leuschner, Sprecherin des Landesstudierendenausschusses der<br />

<strong>GEW</strong> (LASS) und Mitglied der DGB/<strong>GEW</strong> -Hochschulgruppe, zustande.<br />

Elena nahm Lisa kurzerhand zu einem Treffen der Hochschulgruppe<br />

mit, denn mit diesem Problem war Lisa nicht allein: Insgesamt waren<br />

67 junge Menschen betroffen. Und das, obwohl doch in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

ein hoher Bedarf an Förderschullehrkräften besteht. Das an der Uni<br />

angegliederte Institut, das die angehenden Förderschullehrer ausbildet,<br />

sah das anders: Es gebe nur Platz für 66 Studierende. Eine Erhöhung<br />

der Kapazitäten sei nicht möglich, sonst leide die Qualität der Lehre.<br />

Ein gemeinsames Gespräch zwischen Uni, Studierenden und <strong>GEW</strong><br />

sollte Klärung bringen. Eine Protestveranstaltung, die das Gespräch<br />

direkt vor Ort begleitete, wurde von der DGB/<strong>GEW</strong>-Hochschulgruppe<br />

organisiert (<strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> Ausgabe 10-11/11). Das<br />

Resultat: Eine Erhöhung auf insgesamt 80 Plätze. Ein mageres Ergebnis,<br />

und: Lisa war immer noch nicht dabei, genau wie weitere 53<br />

enttäuschte Studierende.<br />

Von nun an lagen alle Hoffnungen, auch Lisas, auf dem 13. Oktober. An<br />

diesem Termin wurde ein Runder Tisch anberaumt. Der teilnehmende<br />

Personenkreis des Runden Tisches sollte unter anderem Alternativen für<br />

strukturelle Mängel des Bachelor-/Master-Systems erörtern, wie eben<br />

jene Schulartwahl mitten im Studium. Andere Hochschulleitungen<br />

von Universitäten, die ebenfalls im Zuge des Bologna-Prozesses auf<br />

Bachelor und Master umgestellt hatten, haben die besonderen Aspekte<br />

des Lehramtsstudiums berücksichtigt. Sie beließen die Schulartwahl am<br />

Beginn des Studiums. Wissen doch die meisten jungen Menschen, genau<br />

wie Lisa, von Anfang an, welche die Wunschschulart sein soll. Ist dann<br />

die Nachfrage auf eine bestimmte Schulart hoch und kommt ein NC<br />

zustande, so besteht - entgegen der Wahl im Verlauf des Studiums - die<br />

Möglichkeit, Wartesemester einzulegen.<br />

In der Zwischenzeit gerieten sowohl Land wie Universität vermehrt<br />

unter Druck. Mit vielfältigen Aktivitäten blieben die Studierenden<br />

nicht untätig. Sie kontaktierten den Rechtsbeistand der <strong>GEW</strong>, wandten<br />

sich an ihre zuständigen Landtagsabgeordneten und initiierten<br />

Informationszusammenkünfte, um sich auszutauschen. Der von der<br />

Hochschulgruppe in Mainz unterstützte Protest der Studierenden fand<br />

Gehör in Radio, Fernsehen und Zeitungen. Der Nachhall der Medien<br />

führte zu vermehrten Anfragen an das Ministerium und die Universität.<br />

Lösungen wurden eingefordert.<br />

Der 13. Oktober, der Termin des Runden Tisches, sollte die Wende<br />

bringen, auch für Lisa. Ministerium wie Universität eröffneten, dass<br />

mit der Schaffung von vier neuen, auf zwei Jahre befristeten Stellen<br />

am Institut für Sonderpädagogik die Zulassungsbeschränkung zunächst<br />

entfällt. Alle 133 Studierenden konnten zu Beginn des Wintersemesters<br />

2011/12 ihr Bachelorstudium der Förderpädagogik aufnehmen.<br />

Gerechnet hatte Lisa Müller damit nicht. Unter dem Motto „wer nicht<br />

kämpft, hat schon verloren“ hatte sie sich der DGB/<strong>GEW</strong>-Hochschulgruppe<br />

angeschlossen. Dass sich gewerkschaftliche Arbeit also tatsächlich<br />

lohnt, daran hatte sie nicht wirklich geglaubt. Schön, dass es anders ist.<br />

<strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 12 / 2011<br />

27


Hochschulen<br />

Neues vom Campus Landau<br />

Start der DGB/<strong>GEW</strong>-Hochschulgruppe ein voller Erfolg!<br />

Pünktlich zu Beginn des Wintersemesters 11/12 in Landau<br />

begrüßte die Hochschulgruppe erstmalig den neuen Jahrgang<br />

in Landau. Als kleine Starthilfe ins erste Semester gab<br />

es die „Ersti-Hilfe“.<br />

Erfahrungsgemäß bringt der Start ins Studium eine<br />

Menge Fragen mit sich: Wie erstelle ich meinen Stundenplan?<br />

Wo liegt die Außenstelle XY? Wo erhalte ich<br />

die Zugangsdaten für meine Uni-Mailadresse? Wie finde<br />

ich eine bezahlbare Wohnung? Aus eigener Erfahrung<br />

wissen wir, die Mitglieder der Hochschulgruppe, welche<br />

Stolpersteine sich einem jungen Menschen im ersten Semester<br />

in den Weg stellen. Um sich im Chaos des ersten<br />

Semesters besser zurecht zu finden, entwickelten wir daher<br />

im vergangenen Semester unsere „Ersti-Hilfe“. Neben<br />

allgemein wichtigen Informationen rund ums Studium,<br />

enthält die „Ersti-Hilfe“ einen herausnehmbaren Stadtplan<br />

mit den Außenstellen der Universität Landau auf<br />

der einen, und einigen einschlägigen Bars und Locations<br />

auf der anderen Seite.<br />

Im Rahmen der Orientierungsmesse für Erstsemester, die<br />

traditionell in der Woche vor dem offiziellen Veranstaltungsbeginn<br />

stattfindet, kam es zu vielen interessanten<br />

Gesprächen mit den Studierenden. Es wurden Kontakte<br />

geknüpft, Fragen beantwortet und über die Arbeit der<br />

<strong>GEW</strong> informiert.<br />

Abschließend können wir sagen, dass die erste Teilnahme<br />

der <strong>GEW</strong> durch die Hochschulgruppe in der Begrüßungswoche<br />

sehr positiv verlief. Die „Ersti-Hilfe“ erschien<br />

in ihrer ersten Auflage und war bereits innerhalb einer<br />

Stunde in ihrem Bestand halbiert. Wir möchten an diesen<br />

Erfolg anknüpfen und hoffen, dass wir die entsprechen-<br />

de Finanzierung sicherstellen können, um im nächsten<br />

Semester wieder dabei zu sein.<br />

Die „Ersti-Hilfe“ kann, so lange der Vorrat reicht, kostenlos<br />

über unsere Landesgeschäftsstelle unter (0 61 31) 28<br />

98 8-0 bestellt werden.<br />

28 <strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 12 / 2011


Hochschulen<br />

Evidenz oder Emergenz? -<br />

Zum erkenntnistheoretischen Rückfall einer evidenzbasierten Bildungsforschung<br />

- Rolf Arnold -<br />

Auch die Bildungsforschung ist nicht frei von erkenntnistheoretischen<br />

Wiederholungen und allzu menschlichen Grenzziehungen,<br />

Ausgrenzungen und Selbstüberhöhungen. So konnte man in der<br />

FAZ vom 27. Oktober 2011 ein Plädoyer für mehr Empirie und<br />

Kompetenz lesen, die mit einer solchen Wende der Bildungsforschung<br />

nicht nur alle erdenklichen Positivwirkungen für die Profilschärfung<br />

und Professionalität der Bildungswissenschaft in Verbindung<br />

brachten, sondern auch die Autoren selbst positiv vom dem<br />

inkriminierten Rest eines - wie sie sagen - „Forschungsbereich(es)<br />

von noch unscharfem Profil und fragilem Status“ - von den Autoren<br />

polemisch als „Konfession“ geschmäht - abzuheben trachten.<br />

Dieser Gestus nimmt dem Vorstoß viel von seiner Glaubwürdigkeit,<br />

zumal die Autoren gleichzeitig erkenntnistheoretisch weit zurückfallen<br />

in die Welt einer - impliziten - Korrespondenztheorie der<br />

Wahrheit: Keine erkenntnistheoretische Skepsis kann ihre Forderung<br />

an die Bildungsforschung, auch „steuerungsrelevantes Wissen“<br />

bereitzustellen, „um die gestiegenen Anforderungen im Übergang<br />

von Industrie- zu Wissensgesellschaften besser erfüllen zu können“<br />

(Schrader u.a. 2011, S.8) trüben. Kann Wissenschaft in dieser Weise<br />

Gesellschaften tatsächlich verändern? Handelt Bildungspolitik<br />

tatsächlich auf der Grundlage einer nüchternen Tatsachenprüfung,<br />

oder sind es nicht vielmehr eigene Traditionen, Sachzwänge und<br />

Interessenlagen, die ihr Tun bestimmen? Und: Erkennt Forschung<br />

tatsächlich das, was der Fall ist, oder rückt sie nur das in den Blick,<br />

was Forscherinnen und Forscher - vor dem Hintergrund ihrer<br />

biographischen Einspurungen, ihrer akademischen Sozialisation<br />

und ihres überlieferten Begriffsbestecks (als ehemalige Schüler) - zu<br />

fokussieren vermögen?<br />

Solche Fragen werden von den Protagonisten einer empirischen<br />

Wende zu Profession nicht einmal gestreift. Stattdessen folgen sie<br />

einer doch recht vordergründigen Auslegung einer „Evidenzbasierung“<br />

- einem Begriff, mit dem - wie sie sagen - „die Erwartungen<br />

von Politik und Praxis ... zum Ausdruck gebracht (werden)“ (ebd.).<br />

Diesen - so die Autoren - geht es um Wirksamkeit und den „Transfer<br />

evidenter Befunde“ (ebd.) - eine instrumentalistische Beschränkung<br />

des eigenen Erkenntnisinteressen, verquastet mit einer Wirkungsillusion,<br />

welche die systemische Veränderungsforschung schon lange<br />

hinter sich gelassen hat. Konzepte einer wirksamen Veränderung<br />

folgen keiner Transferlogik, sondern dem von Kurt Lewin überlieferten<br />

Satz: „You can not understand a system unless you change it“,<br />

wobei es zunächst und vorrangig die überlieferten Vorstellungen,<br />

Denkformen und Handlungsgewohnheiten von Führungskräften,<br />

Forschern und Politikern sind, die auf den Prüfstand der Reflexion<br />

rücken. Ihre Veränderung lässt bereits anderes in Erscheinung<br />

treten, und es sind die Potenziale von Individuen, Organisationen<br />

und Gesellschaften, die sich entwickeln können, wenn man sie<br />

denn lässt. Es ist diese Kraft der Autonomie, Selbstwirksamkeit und<br />

Selbstbildung, welche die wirklich substanziellen Prozesse jeglicher<br />

Schul- und Unterrichtsentwicklung gestalten, keine internationalen<br />

Vergleichsdaten oder eine vormundschaftliche Allianz von Bildungsforschern<br />

und Politikern.<br />

Prof. Dr. Rolf Arnold<br />

lehrt an der TU Kaiserslautern Pädagogik<br />

(insbesondere Berufs- und Erwachsenenpädagogik)<br />

und ist Wissenschaftlicher<br />

Direktor des „Distance and Independent<br />

Studies Center“ (DISC) dieser Universität<br />

sowie Sprecher des Virtuellen Campus<br />

<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>.<br />

Diese Perspektive einer fortgeschrittenen Veränderungsforschung<br />

lässt die überlieferte Trennung zwischen Subjekt und Objekt sowie<br />

zwischen Handeln und Erkennen hinter sich und öffnet den Blick<br />

für eine „selbsteinschließende Reflexion“ (Francisco Varela), der die<br />

eigenen Annahmen und Gewissheiten ebenso zur Frage werden, wie<br />

die der von den Autoren als interessenlose Entität in die Debatte<br />

eingeführte „Politik“. Ist es verwunderlich, dass dort, wo Schulen<br />

und Lehrer ihre Wirklichkeit nachhaltig verändert haben, sie dies<br />

von innen heraus und ohne Bezug auf die Häufigkeiten und Korrelationen<br />

internationaler Vergleichstudien bewerkstelligt haben?<br />

Zwar muss man den Trendwendeautoren zustimmen, dass es die<br />

Nützlichkeit der Forschung ist, die sie legitimiert, doch machen sich<br />

Zweifel breit, ob es wirklich die zitierten Pisa- und TIMMS-Studien<br />

sind, die eine die Schulwirklichkeit verändernde Nützlichkeit zu<br />

stiften vermögen. Es waren vielmehr auch Negativetikettierungen,<br />

neuverkleidete Schulaufsichtsbemühungen und Evaluationsadministration,<br />

welche Lehrerinnen und Lehrer bisweilen auch demotivierten<br />

und nicht selten auch von einer Innovation der schulischen<br />

Unterrichts- und Erziehungsformen abhielten.<br />

Vor diesem Hintergrund wirken die Anmerkungen von Heinz-<br />

Elmar Tenorth ernüchternd und klären, obgleich dieser nicht<br />

veränderungswissenschaftlich, sondern geisteswissenschaftlich<br />

argumentiert. Mit klaren Worten weist Tenorth der empirischen<br />

Bildungsforschung den Status zu, der ihr gebührt: als Bemühung,<br />

für Politik wie Praxis „eine nüchterne Außensicht auf das System zu<br />

gewinnen“. Doch damit erschöpft sich auch bereits der mögliche<br />

Wirkungsradius einer empirischen Bildungsforschung, so ist Tenorths<br />

Zwischenruf zu interpretieren. Und er lenkt auch den Blick<br />

auf deren erkenntnistheoretische Selbstbeschränkung, da nicht alles,<br />

was evident ist, auch wirksam und auch nicht alles, was wirksam ist,<br />

evident ist. Es bleibt ein Rest, durch den sich eigene Gewissheit in<br />

die Konstruktionen der Wirklichkeit einmischt. Auch für die Evidenz<br />

gilt deshalb, was Heinz von Foerster über die „Wahrheit“ zu sagen<br />

wusste: Sie ist „die Erfindung eines Lügners“ - Hinterfragungen,<br />

die den Propagandisten des vermeintlich neuen Konzeptes der<br />

Evidenzbasierung fremd zu sein scheinen: Ihr Evidenz-Konzept ist<br />

Ausdruck eines erkenntnistheoretisch naiven Realismus, gekoppelt<br />

mit instrumentalistischen Wirkungsillusionen. Die Klärungen der<br />

empirischen Bildungsforschung verbleiben deshalb auch meist im<br />

Kontext dessen, was ihr kategorialer Begriffsrahmen - aber auch die<br />

inneren Bilder der Akteure - zu (er)fassen oder auszuhalten vermögen.<br />

Sie haben deshalb auch kaum einen Zugang zu der Emergenz<br />

des Sozialen, kommen erstaunlicherweise ohne eine selbstreflexive<br />

<strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 12 / 2011<br />

29


Hochschulen / Recht<br />

Beobachtertheorie aus und können sich auch Veränderung kaum<br />

anders als durch das Übersetzen „eines klugen Fazits aus vielfältigen<br />

Forschungen in Pläne“, wie Tenorth sagt, vorstellen<br />

Evidenzbasierte Forschungen, die ohne eine beobachtertheoretische<br />

Selbstreflexion agieren und über keinen Begriff von der<br />

Emergenz des Sozialen haben, teilen mit der Politik, deren Nähe<br />

(und Finanzierung) sie suchen, nicht nur die Steuerungsillusion,<br />

sondern auch einen strukturellen Konservatismus, der zwar Veränderungsvorschläge<br />

unterbreitet, diese jedoch „von oben herab“<br />

an die Praxis und die Akteure des Bildungssystems zu übermitteln<br />

versucht. Dieser Blick „von oben“, mag noch als Außensicht sinnvoll<br />

sein, er bleibt aber stets vorgesetzt und vermag deshalb auch<br />

Veränderung und Steuerung nur als Intervention zu denken. Doch<br />

Interventionen führen nur selten zu den gewünschten „Outcomes“,<br />

wie uns nicht nur die systemische Wirkungsforschung, sondern<br />

auch das „Schicksal“ der ersten empirischen Wende der Pädagogik<br />

zur Erziehungswissenschaft in den 1970er Jahren nachdrücklich<br />

vor Augen führen: Deren diagnostische Einsichten konnten keine<br />

wirkliche Veränderung der schulischen Realität auslösen oder gar<br />

gestalten. Nachhaltige Schul- und Unterrichtsentwicklungsprozesse<br />

entstanden vielmehr dort, wo es gelang, eine von Wertschätzung<br />

getragene Kooperation zu beginnen, Netzwerke zu knüpfen, Beteiligung<br />

der Akteure zu gewährleisten und sich schrittweise - in einer<br />

gemeinsamen Bewegung - über die Veränderungsziele und -schritte<br />

zu verständigen - begleitet von einer reflexiven Forschung, die sich<br />

informiert, angefragt und ungefragt strukturierend, konzeptionell<br />

begleitend und das Projektmanagement mit Daten beliefernd und<br />

die sich einzuordnen versteht in die emergierende (aufscheinende)<br />

Selbstorganisation der Schulen oder Bildungsinstitutionen. In diesem<br />

Sinne benötigt Schulentwicklung und Bildungsverbesserung<br />

eine emergenzflankierende Bildungsforschung - neben der evidenzbasierenden<br />

Bildungsforschung, welche die Tübinger Bildungsforscher<br />

in monopolisierendem Gestus fordern.<br />

Recht: Altersteilzeit jetzt auch für beschäftigte Lehrkräfte<br />

und pädagogische Fachkräfte im Schuldienst möglich!<br />

Nach Auslaufen des Tarifvertrags zur Altersteilzeit war es<br />

bislang den Beschäftigten im Schuldienst nicht möglich,<br />

Altersteilzeit zu beantragen. Die ADD hat nun darüber<br />

informiert, dass jetzt auch den Beschäftigten im Schuldienst<br />

Altersteilzeit gewährt werden kann.<br />

Voraussetzung ist die Vollendung des 55. Lebensjahres<br />

bei Beginn der Altersteilzeit, des Weiteren müssen in<br />

den letzten fünf Jahren vor Beginn mindestens 1080<br />

Kalendertage eine versicherungspflichtige Beschäftigung<br />

bestanden haben.<br />

Die Altersteilzeitbeschäftigung muss sich bis zum Beginn<br />

einer Rente wegen Alters (ggf. auch geminderte Rente)<br />

erstrecken.<br />

Dem Antrag auf Altersteilzeit ist eine Rentenauskunft der<br />

Deutschen Rentenversicherung beizufügen, aus der hervorgeht,<br />

ab welchem Zeitpunkt eine Rente abschlagsfrei<br />

oder mit Abschlägen wegen Alters in Anspruch genommen<br />

werden kann.<br />

Es gibt, wie auch schon im Beamtenverhältnis, das Modell<br />

der Blockaltersteilzeit. Dies bedeutet, dass die erste Hälfte<br />

der Altersteilzeit in vollem Umfang weitergearbeitet wird<br />

mit reduzierten Bezügen und die zweite Hälfte der Altersteilzeit<br />

eine Freistellung, ebenfalls mit den reduzierten<br />

Bezügen erfolgt. Des Weiteren ist auch die sogenannte<br />

konventionelle Altersteilzeit möglich. Dies bedeutet, dass<br />

die volle Stelle auf eine halbe reduziert werden kann,<br />

allerdings nicht mit halbierten Bezügen, sondern mit den<br />

erhöhten Altersteilzeitbezügen.<br />

Nach Auslaufen des Tarifvertrages soll für Beschäftigte<br />

die Altersteilzeit nun auch unter veränderten finanziellen<br />

Bedingungen nach den Bestimmungen des Altersteilzeitgesetzes<br />

gewährt werden.<br />

Das auf die Hälfte reduzierte Regelarbeitsentgelt wird<br />

um 20 % aufgestockt. Der Aufstockungsbetrag ist steu-<br />

erfrei, unterliegt jedoch der Steuerprogression. Das Land<br />

<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> zahlt für die Dauer der Altersteilzeit einen<br />

Beitrag an die Rentenversicherung, der anfallen würde,<br />

wenn das bisherige Entgelt weiter zu 80 % gezahlt würde.<br />

Die Laufzeit des Blockmodells soll aus organisatorischen<br />

Gründen mindestens zwei Jahre betragen, kann jedoch<br />

höchstens 3 Jahre betragen.<br />

Dies bedeutet, dass für Beschäftigte, die Altersteilzeit im<br />

Blockmodell nur insgesamt drei Jahre möglich ist. 1,5<br />

Jahre davon sind die Ansparphase, in den darauf folgenden<br />

1,5 Jahren erfolgt die Freistellung bis zur gesetzlichen<br />

Altersrente.<br />

Eine weitere Hürde ist, dass die Vereinbarung nur dann<br />

erfolgen kann, wenn unter Berücksichtigung des Zeitpunkts<br />

des Beginns der Altersrente als Beginn der Freistellungsphase<br />

das Ende eines Schulhalbjahres festgelegt<br />

werden kann.<br />

Das bedeutet, dass ein Ausscheiden aus dem Dienst immer<br />

nur zum Ende eines Schulhalbjahres oder eines Schuljahres<br />

möglich ist, dies allerdings nicht nach Erreichen des<br />

Alters, ab dem Anspruch auf Zahlung einer gesetzlichen<br />

Altersrente möglich ist. In Einzelfall bedeutet dies möglicherweise,<br />

dass Altersteilzeit nur bewilligungsfähig ist,<br />

wenn der Rentenantrag so gestellt wird, dass nur eine<br />

geminderte Altersrente gezahlt werden kann.<br />

Allen angestellten Lehrkräften, die Interesse haben<br />

Altersteilzeit zu beantragen, wird empfohlen zunächst<br />

umgehend bei der Deutschen Rentenversicherung eine<br />

Auskunft einzuholen, wann die Zahlung einer gesetzlichen<br />

Altersrente ggf. auch unter Berücksichtigung eines<br />

Rentenabschlags möglich ist.<br />

Darüber hinaus sollten Sie sich auch vor Beantragung der<br />

Altersteilzeit über die finanziellen Folgen beraten lassen.<br />

Brigitte Strubel-Mattes<br />

30 <strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 12 / 2011


Generation 60+<br />

Die <strong>GEW</strong> gratuliert …<br />

im Januar 2012<br />

zum 70. Geburtstag<br />

Herrn Gerhard Böll<br />

Königsbacher Str. 126 ·<br />

67067 Ludwigshafen<br />

07.01.1942<br />

Frau Karin Graf<br />

Mozartstr. 3 · 54470 Lieser<br />

08.01.1942<br />

Herrn Helmut Neus<br />

Johannes-Würth-Str. 5 ·<br />

67591 Wachenheim<br />

09.01.1942<br />

Herrn Edmund Heinz<br />

Friedrich-Rech-Str. 127 · 56566 Neuwied<br />

10.01.1942<br />

Herrn Karl Kettering<br />

Wichernstr. 24 · 67722 Winnweiler<br />

13.01.1942<br />

Frau Ursula Feß<br />

Seilbachstr. 9 · 66482 Zweibrücken<br />

16.01.1942<br />

Frau Elisabeth Kilali<br />

Am Taubertsberg 4 · 55122 Mainz<br />

20.01.1942<br />

Frau Erika Speer<br />

Berliner Str. 13 · 55457 Gensingen<br />

22.01.1942<br />

Herrn Wolf Ingo Goertz<br />

Bahnhofsweg 34 · 57520 Schutzbach<br />

26.01.1942<br />

Herrn Michael Mohr<br />

Jaegerstr. 1a · 76726 Germersheim<br />

26.01.1942<br />

Herrn Karl-Heinz Bubel<br />

Bitscher Str. 77 · 66955 Pirmasens<br />

27.01.1942<br />

zum 75. Geburtstag<br />

Herrn Gerhard Julius<br />

Ravensteynstr. 64 · 56076 Koblenz<br />

16.01.1937<br />

Frau Karin Sommersberg<br />

Humboldtstr. 8 · 55288 Schornsheim<br />

18.01.1937<br />

Herrn Peter Mann<br />

Burgenring 38 · 76855 Annweiler<br />

26.01.1937<br />

zum 85. Geburtstag<br />

Herrn Paul Goetz<br />

Schulstr. 3 · 67757 Kreimbach-Kaulbach<br />

12.01.1927<br />

Herrn Karl Heinz Leidinger<br />

Pirmasenser Str. 80 · 67655 Kaiserslautern<br />

31.01.1927<br />

zum 87. Geburtstag<br />

Herrn Erich Scheck<br />

Friedhofstr. 23 · 66903 Gries<br />

25.01.1925<br />

zum 88. Geburtstag<br />

Herrn Heinz Bittermann<br />

Johannes-Frech-Str. 30 · 67069 Ludwigshafen<br />

12.01.1924<br />

Herrn Gottfried Müller<br />

Wittenberger Weg 7/32 · 68309 Mannheim<br />

15.01.1924<br />

zum 89. Geburtstag<br />

Herrn Alfred Schank<br />

Alten- u. Pflegeheim/Ramsener Str. 28 ·<br />

67310 Hettenleidelheim<br />

15.01.1923<br />

zum 90. Geburtstag<br />

Herrn Karl Korn<br />

Goethestr. 8 · 76870 Kandel<br />

28.01.1922<br />

zum 92. Geburtstag<br />

Herrn Fritz Schröder<br />

Josef-Cornelius-Str. 16 · 56070 Koblenz<br />

08.01.1920<br />

im Februar 2012<br />

zum 70. Geburtstag<br />

Herrn Manfred Webel<br />

Neumayerstr 24 · 67273 Weisenheim<br />

03.02.1942<br />

Herrn Heinrich Henn<br />

Am Sportplatz 1 · 76829 Landau<br />

08.02.1942<br />

Herrn Erich Schmidt<br />

Schulstr. 56 · 66503 Dellfeld<br />

13.02.1942<br />

Herrn Gerhard Kleinhans<br />

Roemerstr. 17 · 67245 Lambsheim<br />

15.02.1942<br />

Herrn Gerd Freyberg<br />

Schützenstr. 6 · 54295 Trier<br />

27.02.1942<br />

zum 75. Geburtstag<br />

Herrn Gernot Lempert<br />

Rüdesheimer Str. 81 b · 55545 Bad Kreuznach<br />

10.02.1937<br />

Frau Giselheid Reinert<br />

Lauterstr. 9 · 76776 Neuburg<br />

13.02.1937<br />

Herrn Willi Ackermann<br />

Lindenstr. 32 · 55743 Idar-Oberstein<br />

19.02.1937<br />

zum 80. Geburtstag<br />

Frau Marie Luise Feld<br />

Löhstr. 16 · 56566 Neuwied<br />

17.02.1932<br />

Frau Hildegard Facklam<br />

Tannenweg 2 · 67434 Neustadt<br />

29.02.1932<br />

zum 86. Geburtstag<br />

Frau Margarethe Luck<br />

Holzbachschlucht 21 · 56459 Gemünden<br />

18.02.1926<br />

Herrn Karl H. Frankhaeuser<br />

Reiweg 9 · 56587 Straßenhaus<br />

24.02.1926<br />

zum 87. Geburtstag<br />

Herrn Heinz Schmidt<br />

Klosterweg 6 · 55452 Guldental<br />

21.02.1925<br />

Herrn Guenter Neumann<br />

Oberstweiler 22 · 55743 Idar-Oberstein<br />

25.02.1925<br />

zum 88. Geburtstag<br />

Frau Anneliese Klein<br />

Auf der Halde 1 · 67269 Grünstadt<br />

27.02.1924<br />

zum 89. Geburtstag<br />

Herrn Helmut Guthmann<br />

Spelzengasse 14 · 65474 Bischofsheim<br />

11.02.1923<br />

zum 91. Geburtstag<br />

Herrn Johannes Rempel<br />

Büchnerallee 16 · 55127 Mainz<br />

23.02.1921<br />

Der Landesvorstand<br />

<strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 12 / 2011<br />

31


Generation 60+ / Tipps + Termine<br />

Engagement aus eigener Verantwortung<br />

Unter dem Motto „Aktives Alter - Freiheit oder Verpflichtung?“<br />

diskutierten bei einer Veranstaltung im<br />

Berliner Sony-Center Mitte Oktober die BAGSO-<br />

Vorsitzende und Alternswissenschaftlerin Prof. Dr.<br />

Ursula Lehr, der ehemalige SPD-Parteivorsitzende<br />

Franz Müntefering und der FDP-Abgeordnete Florian<br />

Bernscheider miteinander.<br />

In der gut besuchten Gesprächsrunde, die von der Bundesarbeitsgemeinschaft<br />

der Senioren-Organisationen<br />

(BAGSO) und der Bundesarbeitsgemeinschaft Seniorenbüros<br />

(BaS) im Rahmen des aktuellen Europäischen<br />

Jahres der Freiwilligentätigkeit durchgeführt wurde,<br />

waren sich die Gesprächspartner weitgehend einig, dass<br />

es keine staatliche Verpflichtung älterer Menschen zum<br />

Engagement geben darf.<br />

Ursula Lehr stellte klar: „Die Lebensqualität im Alter ist<br />

eng verbunden mit dem Gefühl, gebraucht zu werden -<br />

aber nicht verpflichtet oder benutzt. Freiwilliges Engagement<br />

und Verpflichtung, das passt nicht zusammen, was<br />

jedoch nicht bedeutet, dass ältere Menschen ihr Ehrenamt<br />

nicht sehr ernst nehmen.“<br />

Franz Müntefering betonte die Eigenverantwortung des<br />

Einzelnen. „Der Sozialstaat ist unentbehrlich, aber die<br />

50 Jahre Türken in Deutschland<br />

Zwei Filme von Paul Schwarz<br />

Im Herbst 1961 schlossen Deutschland und die Türkei<br />

ein Abkommen zur zeitlich begrenzten Anwerbung von<br />

Arbeitskräften ab. Allen Problemen zum Trotz ist die<br />

türkische Einwanderung von damals eine Erfolgsgeschichte<br />

geworden, vor allem in der zweiten und dritten<br />

Generation. Die Deutschen haben allen Grund, ihren<br />

türkischen Mitbürgern zu danken für ihren Beitrag<br />

zum Wohlstand in Deutschland. Sie haben unser Land<br />

vielfältiger, offener und weltzugewandter gemacht.<br />

„Hier ist unsere Heimat. 50 Jahre Türken in Deutschland“<br />

und „Mitten in Stuttgart. Deutsch-türkische<br />

Erfolgsgeschichten“ heißen zwei 45minütige Filme des<br />

Landauer Filmemachers Paul Schwarz. Anlass für diese<br />

Produktionen für die Staatsministerin für Integration<br />

Soziale Gesellschaft vor Ort auch - die Bereitschaft, Verantwortung<br />

zu tragen für mich und für andere.“<br />

Florian Bernschneider, der jüngste Abgeordnete des<br />

Deutschen Bundestages, ergänzte: „Wir brauchen passgenaue<br />

Engagementangebote, die den Interessen der<br />

Jüngeren und Älteren gerecht werden. Aber wir sollten<br />

dabei nicht die Chance aus den Augen verlieren, gerade<br />

mit dem bürgerschaftlichen Engagement und den Freiwilligendiensten<br />

Brücken zwischen den Generationen<br />

zu bauen. Der Bundesfreiwilligendienst bietet für dieses<br />

intergenerative Engagement große Chancen.“<br />

Das Engagement älterer Menschen in ihrer Nachbarschaft,<br />

ihrer Kirchengemeinde, ihrem Stadtviertel, in<br />

Vereinen und Verbänden ist groß, und nach den jüngsten<br />

Untersuchungen zum freiwilligen Engagement in<br />

Deutschland ist es in den letzten Jahren sogar noch gestiegen.<br />

Darüber hinaus sind viele Ältere durchaus bereit sich<br />

freiwillig einzubringen, möchten aber selbst entscheiden,<br />

für was und in welchem Umfang sie dies tun. Darauf<br />

müssen sich auch die Verbände und Vereine einstellen<br />

und flexible Angebote schaffen. Der neu eingerichtete<br />

Bundesfreiwilligendienst ist nach Ansicht der Veranstalter<br />

der Diskussionsrunde - zumindest zurzeit - ein zu starres<br />

Instrument, um für viele aktive Ältere attraktiv zu sein.<br />

pm<br />

im Kanzleramt, Prof. Maria Böhmer, und für die Stadt<br />

Stuttgart ist der 50. Jahrestag des deutsch-türkischen<br />

Anwerbeabkommens Ende Oktober.<br />

Die Filme porträtieren türkischstämmige Menschen<br />

der ersten, zweiten und dritten Generation, z.B. einen<br />

Rohrschweißer aus Hamburg und seinen Sohn, ein<br />

bekannter türkischer Schriftsteller aus Bamberg, eine<br />

Hauptschullehrerin aus Stuttgart, die neben naturwissenschaftlichen<br />

Fächern auch Islamunterricht gibt und an<br />

der PH Ludwigsburg Lehrerinnen und Lehrer für dieses<br />

Fach ausbildet. Es geht weiter mit einem Gartengestalter<br />

aus München, der weit über die Stadt hinaus einen sehr<br />

guten Ruf genießt. Die besten schwäbischen Maultaschen<br />

in Stuttgart macht ein türkischer Koch. Auch er ist Teil des<br />

Films sowie ein junger Rockmusiker und ein bekannter<br />

Produktdesigner.<br />

Begleitet hat Schwarz auch eine Psychiaterin der Berliner<br />

Charité, die ein Anti-Suizidprogramm für junge<br />

Türkinnen entwickelt hat, denn die Selbstmordrate bei<br />

diesen Frauen ist fünfmal höher als bei jungen Deutschen.<br />

Interessant auch eine türkischstämmige Frau, die gegen<br />

manchen Widerstand in Berlin eine häusliche Krankenpflege<br />

mit nun über 1.000 Patienten aufgebaut hat.<br />

Schwarz drehte mit seinem Kamerateam in einer WG mit<br />

sechs Wachkomapatienten.<br />

Der bundesweite Film „Hier ist unsere Heimat“ ist über<br />

schwarzpaul@t-online.de für 10,00 Euro zu beziehen, der<br />

Stuttgarter Film „Mitten in Stuttgart“ über sip@stuttgart.<br />

de für ebenfalls 10,00 Euro<br />

gh<br />

32 <strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 12 / 2011


Tipps + Termine<br />

Gewalt hat viele Gesichter<br />

Motivation<br />

Gewalt kommt in vielfältigen Ausprägungen vor, häufig<br />

trifft sie Kinder und Jugendliche, sowohl Mädchen als<br />

auch Jungen. Sie erleben Gewalt zuhause, in der Schule<br />

oder im öffentlichen Raum. Lehrerinnen und Lehrer<br />

erfahren in ihrem Schulalltag nur einen Ausschnitt der<br />

Lebensrealität ihrer Schüler und Schülerinnen. Dennoch<br />

kann Schule einen wichtigen Beitrag zur Gewaltprävention<br />

leisten.<br />

Anregungen dazu will das Praxisheft „Gewalt hat viele<br />

Gesichter“ vermitteln. Es werden Ausprägungen von<br />

Oft genug wird von „Null Bock“ gesprochen, doch tatsächlich<br />

sind unsere Schülerinnen und Schüler stets hoch<br />

motiviert, wenn sie einen Anlass für Engagement finden.<br />

Ob die Atomkatastrophe von Fukushima, Kindersoldaten<br />

in Afrika oder einfach die Suche nach Verantwortung -<br />

wo Kinder und Jugendliche einen Sinn sehen, setzen sie<br />

sich ein. Darum widmet sich die neueste Ausgabe der<br />

Zeitschrift „Humane Schule“ dem Thema „Motivation<br />

in einer bedrohten Welt“.<br />

Der Leitartikel von Detlef Träbert thematisiert Lernen<br />

als die Sache der SchülerInnen. In die gleiche Kerbe<br />

schlägt Jonas Lanig, wenn er den Paradigmenwechsel<br />

„Von der Hol-Schule zur Bring-Schule“ fordert. Der<br />

Bildungsjournalist Karl-Heinz Heinemann schildert,<br />

dass SchülerInnen auf ihre Schule stolz sein wollen,<br />

Autor Hans-Peter Waldrich geht in der Reflektion des<br />

Amoklaufs von Winnenden auf das Bedürfnis der Schüler<br />

Wie Schüler denken und was Lehrer darüber wissen sollten<br />

Auch gestandene Lehrkräfte stehen immer wieder ratlos<br />

vor Schüleraussagen und Schülerverhalten. Was tut sich<br />

nur in den Köpfen der eigenen Schützlinge: Warum<br />

können sie in der Klassenarbeit nicht mehr, was sie<br />

gestern noch wussten? Warum verhalten sie sich alleine<br />

vernünftig, in der Gruppe aber höchst problematisch? Das<br />

scheinbar irrationale Schülerverhalten wird verständlich,<br />

wenn man den Blickwinkel wechselt. Dabei hilft der Band<br />

„Wie Schüler denken ... und was Lehrer darüber wissen<br />

sollten“ von Günther Hoegg, selbst Lehrer und Autor<br />

erfolgreicher Ratgeber. Mithilfe von Hirnforschung, Psychologie<br />

und Spieltheorie zeigt sein neues Buch, wie sozi-<br />

Gewalt vorgestellt und es wird aufgezeigt, wie gewalttätige<br />

Handlungen in der Schule, differenziert beurteilt werden<br />

können. Ein Fragenkatalog bietet die Möglichkeit zur<br />

Reflexion. Die Bedeutung der Geschlechtszugehörigkeit<br />

bei der Einschätzung des Gewalthandelns wird erläutert.<br />

Praktische Ansätze zur Gewaltprävention und Informationsstellen<br />

zur Unterstützung bei der pädagogischen Arbeit<br />

runden die Broschüre ab.<br />

Bezugsquellen: <strong>GEW</strong>-Shop - Artikel-Nr.: 1431 (www.gewshop.de,<br />

gew-shop@callagift.de), Mindestbestellmenge 10<br />

Stück, Einzelpreis 1,60 Euro, Preise zzgl. Verpackungs- und<br />

Versandkosten. Einzelbestellungen an: broschueren@gew.de.<br />

pm<br />

nach Sinn ein und Erziehungswissenschaftler Kurt Meiers<br />

beschreibt Motivation aus anthropologisch-psychologischer<br />

Sicht. Zudem zeugen authentische Alltagsberichte<br />

von motivierenden und demotivierenden Erlebnissen<br />

in der Schule. Mehrere Buchbesprechungen aktueller<br />

Titel weisen auf mittlerweile bekannte medizinische,<br />

psychoanalytische, neurophilosophische und biografische<br />

Aspekte hinsichtlich der Lern- und Leistungsmotivation<br />

des Menschen hin. Zudem gibt es zwei Kopiervorlagen<br />

mit Motivationssprüchen für Schüler/innen und gute<br />

Motivationsvorsätzen für Lehrer/innen.<br />

Das 28seitige, nicht-kommerzielle Heft „Motivation in<br />

einer bedrohten Welt“ kostet 3,- Euro je Exemplar (zzgl.<br />

Versand; Staffelpreise auf Anfrage) und kann bestellt werden<br />

bei:Bundesverband Aktion Humane Schule e.V.Rathausplatz<br />

8 - 53859 NiederkasselE-Mail: ahs@aktion-humane-schule.<br />

deTel.: 0 22 08 / 90 96 89, Fax: 90 99 43, www.aktionhumane-schule.de<br />

pm<br />

ales Lernen abläuft, was Lernen fördert oder hemmt und<br />

was hinter regelwidrigem Verhalten steckt. Der Einblick<br />

in Schülerköpfe hilft dabei, Ansätze für Veränderungen zu<br />

finden und im Schulalltag angemessen zu reagieren. Dr.<br />

jur. Günther Hoegg ist Lehrer für Deutsch und Kunst an<br />

einem Emdener Gymnasium. Er ist außerdem studierter<br />

Jurist mit Schwerpunkt Schulrecht und Autor des Bandes<br />

„Schulrecht: kurz und bündig“.<br />

pm<br />

Günter Hoegg: Wie Schüler denken, 176 S., 19,50 Euro,<br />

ISBN 978-3-589-23289-5, Cornelsen 2011<br />

Theaterpädagogik für die Praxis<br />

Eine berufsbegleitende Ausbildung für den professionellen<br />

Einsatz von Theater in allen Bereichen der Pädagogik, der<br />

Schule, der Sozialarbeit und der Erwachsenenbildung bietet<br />

das theaterpädagogische Zentrum der Landesakademie<br />

für Jugendbildung in Weil der Stadt an.<br />

Die Ausbildung (ab April 2012 über zwei Jahre) entspricht<br />

mit 48 Ausbildungstagen und 620 Lehreinheiten<br />

den Richtlinien des Bundesverbandes Theaterpädagogik<br />

(BuT). Sie erstreckt sich über elf Wochenenden und vier<br />

drei bis siebentägige Kurseinheiten, davon eine in der<br />

Toskana. Dazu kommt ein von den Ausbildungsleitern<br />

begeleitetes Praxisprojekt.<br />

Eine detaillierte Ausbildungsbeschreibung mit allen Inhalten,<br />

Terminen und Kosten kann bei der Landesakademie angefordert<br />

und unter www.jugendbildung.org abgerufen werden.<br />

Weitere Auskünfte und Anmeldung: Landesakademie für<br />

Jugendbildung, Postfach 1240, 71256 Weil der Stadt, Tel.<br />

07033/5269-0, mail: info@jugendbildung.org pm<br />

<strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 12 / 2011<br />

33


Gewerkschaftstag Bezirksverband Koblenz<br />

Motto „Bildungsgerechtigkeit!“<br />

Gewerkschaftstag des <strong>GEW</strong>-Bezirkes Koblenz in Bad Neuenahr<br />

(gh) 74 Delegierte aus 10 Kreisverbänden trafen sich am<br />

14. November 2011 turnusmäßig zum Gewerkschaftstag<br />

des an die 3.200 Mitglieder starken <strong>GEW</strong>-Bezirksverbandes<br />

Koblenz im Dorint-Hotel in Bad Neuenahr.<br />

Neben der Wahl des Geschäftsführenden Vorstandes<br />

standen zahlreiche Anträge zur Bildungspolitik auf<br />

der Tagesordnung. Mit großer Mehrheit als Vorstand<br />

wiedergewählt wurden Elmar Ihlenfeld als Vorsitzender,<br />

Rosemarie Kettern als 1. Stellvertretende Vorsitzende<br />

und Tino Schmitt als 2. Stellvertretender Vorsitzender<br />

sowie Micha Tietz als Geschäftsführer und Hans Peter<br />

Schaulinski als Rechner.<br />

Der alte und neue Bezirksvorsitzende Elmar Ihlenfeld<br />

(56), Förderschullehrer und Stellvertretender Vorsitzender<br />

des Bezirkspersonalrates Förderschulen, erläuterte in<br />

seiner Begrüßung das Motto des beeindruckend perfekt<br />

organisierten Gewerkschaftstages und betonte dabei, dass<br />

Bildungsgerechtigkeit und Bildungsfinanzierung eng<br />

zusammenhingen. Ihlenfeld: „Wir brauchen realistisch<br />

finanzierte Bildungsgerechtigkeit! Von einem ausreichenden<br />

und qualitativen ansprechenden Krippenangebot<br />

Ihlenfeld konnte zahlreiche Ehrengäste begrüßen, unter<br />

ihnen der <strong>GEW</strong>-Landesvorsitzende Klaus-Peter Hammer,<br />

sein Vorgänger Tilman Boehlkau sowie die Bezirksvorsitzenden<br />

Theresia Görgen (Trier) und Frank Fremgen<br />

(Rheinhessen-<strong>Pfalz</strong>). Viel Beifall der Delegierten bekamen<br />

der seit fünfzig Jahren in verschiedenen Funktionen für die<br />

<strong>GEW</strong> aktive Edmund Theiß sowie Heinz-Werner Ruby,<br />

der Ehrenvorsitzender des <strong>GEW</strong>-Bezirks Koblenz ist.<br />

Der <strong>GEW</strong>-Landesvorsitzende Klaus-Peter Hammer führte<br />

in seinem Grußwort aus, der Bezirk sei gut aufgestellt<br />

und habe die Region bildungspolitisch lebendig gemacht.<br />

Er freute sich über viele „neue und junge Gesichter“<br />

unter den Delegierten, denn eine der Zukunftsherausforderungen<br />

der <strong>GEW</strong> sei es, den Generationenwechsel<br />

einzuleiten. Hammer forderte mehr Einstellungschancen<br />

für junge Lehrkräfte und Hochschullehrer sowie einen<br />

verbesserten Personalschlüssel für die Kindertagesstätten.<br />

Das Motto seines Tätigkeitsberichtes leitete Elmar Ihlenfeld<br />

aus einem Song von Herbert Grönemeyer ab:<br />

„Alles bleibt anders“ gelte auch für unsere <strong>GEW</strong>, die<br />

auf dem Weg sei, zentrale Probleme anzugehen. Durch<br />

die erfreuliche Erhöhung der Mitgliederzahlen kämen<br />

über gute Kindertagesstätten gehört die Senkung der Zahl<br />

der jungen Menschen ohne Schulabschluss, die Anhebung<br />

der Studierendenquote und der Weiterbildungsquote und<br />

die Minimierung der Chancenungleichheit von junger<br />

Menschen mit Migrationshintergrund und/oder sozial<br />

benachteiligter Kinder und Jugendlicher zu unseren dringenden<br />

Herausforderungen.“<br />

auf die <strong>GEW</strong> viele neue Aufgaben bei der Betreuung<br />

zu, ebenso durch die Tarifauseinandersetzungen. Ganz<br />

wichtig seien ihm auch Fortbildung und Schulung<br />

(insbesondere die Fortentwicklung der Personalratsschulungsreihe<br />

„MOPS“), die Unterstützung der Arbeit der<br />

Kreise, die Zusammenarbeit mit und im DGB sowie eine<br />

neue Medienkonzeption, durch die u.a. die Homepage<br />

weiter optimiert werden müsse. Ihlenfeld bekannte sich<br />

34 <strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 12 / 2011


Gewerkschaftstag Bezirksverband Koblenz<br />

Der neue Geschäftsführende<br />

Vorstand<br />

des <strong>GEW</strong>-Bezirks<br />

Koblenz (v.l.n.r):<br />

Elmar Ihlenfeld,<br />

Micha Tietz,<br />

Rosemarie Kettern,<br />

Tino Schmitt,<br />

Hans-Peter<br />

Schaulinski<br />

abschließend ausdrücklich zum Ehrenamt, dennoch sei<br />

auch mehr Hauptamtlichkeit nötig.<br />

In der Diskussion lobte der <strong>GEW</strong>-Gewerkschaftssekretär<br />

vom Regionalbüro Nord, Bernd Huster, die gute Zusammenarbeit<br />

zwischen Ehren- und Hauptamtlichen<br />

im Bezirk. Auch in weiteren Redebeiträgen wurde das<br />

Engagement des Geschäftsführenden Vorstandes hervorgehoben.<br />

Entsprechend überzeugend fielen dann die<br />

Wahlergebnisse am Nachmittag aus. Bestätigt wurden<br />

auch die von den Personen- und Fachgruppen gewählten<br />

VertreterInnen Jürgen Schreiner (Grundschulen), Regina<br />

Walter (Berufsbildende Schulen), Angelika Müller-<br />

Schemann (Sonderpädagogische Berufe) und Hartmut<br />

Lehmann (SeniorInnen). Wie immer bei Gewerkschaftstagen<br />

kam es zu personellen Wechseln. Elmar Ihlenfeld<br />

ehrte daher mit Reden und Präsenten seine ehemalige<br />

Stellvertreterin Hildegard Schäfer sowie den bisherigen<br />

Seniorensprecher Edmund Theiß.<br />

Einen ausgesprochen guten Griff hatten die Organisatoren<br />

mit der Gastrednerin Christa Goetsch, grüne Bürgerschaftsabgeordnete<br />

in Hamburg, getan. Bundesweit<br />

bekannt geworden ist die gelernte Lehrerin, die seit 32<br />

Jahren Mitglied der <strong>GEW</strong> ist und in Ton und Inhalt die<br />

Stimmung der Delegierten genau traf, als Hamburger<br />

Bildungssenatorin im schwarz-grünen Senat, dessen Pläne<br />

für ein längeres gemeinsames Lernen an einem Volksentscheid<br />

scheiterten. Im Mittelpunkt ihrer Rede standen<br />

daher die Lehren aus dieser Niederlage, die bundesweit<br />

dem Streben nach „einer Schule für alle“ einen herben<br />

Rückschlag gebracht habe. Dabei seien auch eigene Fehler<br />

gemacht worden: Die gesellschaftliche Debatte über eine<br />

Bildungsreform, die sich nicht von oben verordnen lasse,<br />

sei nicht ausreichend geführt worden, und selbst große<br />

parlamentarische Mehrheiten genügten nicht mehr bei<br />

der Durchsetzung einer solchen Veränderung. Privilegierte<br />

Schichten hätten sich bedroht gefühlt und mit<br />

Unterstützung einer breiten Medienkampagne von BILD<br />

über Focus bis zum Spiegel, einer professionellen Agentur<br />

und von Bildungsministern anderer Bundesländer dem<br />

„Gucci-Protest“ zum Erfolg verholfen. Bitter seien auch<br />

die Widerstände aus vielen Gymnasien gewesen, in denen<br />

bspw. die Schulbriefe der Senatorin überhaupt nicht<br />

verteilt worden seien. Dennoch bleibe auch Positives aus<br />

ihrer Amtszeit: Die Hauptschule sei abgeschafft, ebenso<br />

das Sitzenbleiben. Die Klassengrößen seien gesetzlich<br />

festgeschrieben, die Fortbildung sei ausgeweitet und<br />

verbessert worden.<br />

Im letzten Teil des Bezirksgewerkschaftstages wurden zahlreiche<br />

organisatorische und bildungspolitische Anträge<br />

beraten. Zur Diskussion standen dabei zum Beispiel die<br />

Intensivierung der Schulsozialarbeit an allen Schularten,<br />

die Unterstützung der Arbeit in der Grundschule durch<br />

Änderung der Rahmenbedingungen, personelle und organisatorische<br />

Verbesserungen an den Schwerpunktschulen,<br />

die qualitative Optimierung der Unterrichtsversorgung an<br />

der Realschule plus und die Einrichtung von Fachoberschulen<br />

an den Realschulen plus unter Vermeidung von<br />

Konkurrenzsituationen zu den Berufsbildenden Schulen.<br />

Fotos:<br />

Harald Maxeiner<br />

<strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 12 / 2011<br />

35


Kreis & Region<br />

Bezirk Rheinhessen-<strong>Pfalz</strong><br />

Workshops zur Lehrergesundheit<br />

Der Bezirk Rheinhessen-<strong>Pfalz</strong> bot in diesem Jahr zwei Fortbildungsveranstaltungen<br />

zur Lehrergesundheit mit Jimmy Little unter der<br />

Leitung von Gregor Simon an. Am 17. März und am 01.September<br />

dieses Jahres fanden Fortbildungsworkshops in Wallhaben an der<br />

Grundschule und in Kaiserslautern am Staatlichen Studienseminar<br />

für das Lehramt an Grund- und Hauptschulen statt. Beide Veranstaltungen,<br />

die sich an Lehrkräfte aller Schularten richteten, waren<br />

gut besucht und kamen bei den TeilnehmerInnen ausgezeichnet an.<br />

Es gelang Jimmy Little, die Anwesenden zu begeistern.<br />

Bildung statt Kinderarbeit<br />

2012 will die <strong>GEW</strong>-Stiftung „fair childhood - Bildung statt<br />

Kinderarbeit“ ihr erstes großes Projekt starten. Gemeinsam mit<br />

der indischen MV Foundation wollen wir in einer Baumwollregion<br />

Südindiens ca. 3.000 Kinder - überwiegend Mädchen - aus der<br />

erzwungenen Arbeit auf den Plantagen befreien und ihnen Schulbildung<br />

ermöglichen (siehe www.fair-childhood.eu).<br />

Die MV Foundation verfügt über 20 Jahre Erfahrung mit solchen<br />

Projekten. Sie hat bis jetzt über 500.000 Kinder aus Zwangs- uns<br />

Sklavenarbeit befreit.<br />

(s. http://www.youtube.com/watch?v=tolXJ5u7z3c<br />

und<br />

http://www.youtube.com/watch?v=6gmm-xKAOc0)<br />

Um bis zum Jahresende grünes Licht nach Indien senden zu können,<br />

bitten wir sehr herzlich um eine Spende.<br />

Für die Mädchen auf den Baumwollplantagen ist der Besuch einer<br />

Schule heute noch ein unerfüllbarer Lebenstraum. Mit Eurer Hilfe<br />

kann er morgen Wirklichkeit werden.<br />

Heute ist es dringend geboten, der psychischen und physischen<br />

Gesundheit im Lehrerberuf Rechnung zu tragen. Das Ziel der<br />

Workshops war dementsprechend, dass die TeilnehmerInnen mit<br />

der Vorstellung und Erprobung ausgewählter Techniken am eigenen<br />

Körper erfahren sollten, wie sie Stresswiderstandskraft entwickeln<br />

können.<br />

„Techniken zur Bildung einer Stresswiderstandskraft für den Lehrberuf“<br />

bildete den ersten Themenblock dieser Workshops. Alle<br />

TeilnehmerInnen konnten am eigenen Körper die Wirksamkeit der<br />

Übungen spüren und die Relevanz für den beruflichen Alltag erfahren.<br />

Die vorgestellten „Soforthilfen“ zur Selbsthilfe gegen Stress im<br />

Lehrberuf haben eine nachhaltige Wirkung bei den TeilnehmerInnen<br />

hinterlassen und bieten generell für alle Lehrkräfte einen wertvollen<br />

Lösungsansatz zur nachhaltigen Sicherung der eigenen Gesundheit.<br />

„Bewegung zur Steigerung der Wachsamkeit und Konzentration im<br />

Unterricht“ war das zweite Thema der Workshops. Hier wurden<br />

zunächst die neurowissenschaftlichen Zusammenhänge zwischen<br />

Bewegung und Lernen kurzweilig und praxisnah dargestellt. Mit<br />

vielen Beispielen der bewegten Lernförderung gelang es Herrn<br />

Little, die Anwesenden aktiv mitzunehmen. Die speziell hierfür<br />

entwickelten Lehrmaterialien für alle Schulformen haben die Teilnehmerinnen<br />

begeistert und geben der Integration von Bewegung<br />

in den Schullalltag einen erfrischend, modernen Charakter.<br />

Diese Fortbildungen hatten eine Gesamtlänge von ca. drei Stunden<br />

und stellen eine besonders empfehlenswerte Maßnahme für Lehrkräfte<br />

aus allen Schulformen dar.<br />

Interessierte Schulen oder Lehrer können Herrn Little kontaktieren<br />

unter: info@move-for-change.org.<br />

Gregor Simon<br />

Spendet bitte an:<br />

fair childhood<br />

Konto-Nr.: 375 188 0 188<br />

BLZ: 700 205 00<br />

Bank für Sozialwesen<br />

Auf der fair childhood-Homepage kann man auch Online spenden.<br />

Wir danken Euch für Eure Unterstützung.<br />

Ulrich Thöne, <strong>GEW</strong>-Vorsitzender<br />

Kreis Bernkastel-Wittliich<br />

Fortbildung zu Erlebnispädagogik<br />

Die Erlebnispädagogik als ganzheitlicher Ansatz vermittelt Wissen,<br />

Fertigkeiten und Werte, indem diese in eigenen Erfahrungen, auf<br />

spielerische Weise, direkt erlebt werden...und das Erlebte wird zum<br />

Erlebnis, denn das Erlebnis besteht in der persönlichen Bewältigung<br />

(oder Nichtbewältigung) von Herausforderungen, was wir als<br />

Gruppe mit TeilnehmerInnen aus den verschiedenen pädagogischen<br />

Bereichen bei einer <strong>GEW</strong>-Fortbildung mit Christoph Stöber und<br />

Mario Jehnen am ‚eigenen Leib‘ erfahren durften.<br />

Mit vielen Spielideen sowohl drinnen als auch draußen in der<br />

Natur erlebten wir Herausforderungen, Grenzerfahrungen, Gruppenselbststeuerung,<br />

Rücksichtsnahme, aber auch wie wichtig<br />

Kommunikation sein kann. Mit Herz, Hand und Verstand!<br />

36 <strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 12 / 2011


KREiS + REGioN<br />

Gefragt waren vor allem soziales Handeln und kreative Problemlösung,<br />

mit denen im Umgang mit Kindern und Jugendlichen<br />

unmittelbar geübt werden kann, welche Verhaltensmöglichkeiten<br />

es z.B. in Konflikten gibt.<br />

Die beiden Referenten, die bereits über viele Jahre hinweg Erfahrungen<br />

in diesem Bereich sammelten und diese auch mit ihrer selbst<br />

ins Leben gerufenen Erlebnismanufaktur-Vulkaneifel in vielfältiger<br />

Form ausüben, gestalteten mit ihrer Leidenschaft für die Natur und<br />

der Erlebnispädagogik den Tag äußerst abwechslungsreich und<br />

aufregend und sorgten für eine angenehm lockere und fröhliche<br />

Atmosphäre. Für uns PädagogInnen war das auch die Möglichkeit,<br />

im Alltag einmal innezuhalten und neue Erfahrungen zu machen.<br />

Sie zeigten uns, dass Erlebnispädagogik mit geringstem Aufwand,<br />

ohne große Vorbereitung und ohne teueres Material möglich ist.<br />

Eben Erlebnispädagogik für den Alltag und ‚aus der Hosentasche‘<br />

heraus gestaltet. Gemeinsam wurden nicht nur Lösungswege<br />

gesucht und Hindernisse überwunden, sondern auch Spiele weiterentwickelt,<br />

neue Spielformen ausprobiert und eigene Spiele mit<br />

eingebracht.<br />

Ein spannender Tag in einer eng zusammen wachsenden Gemeinschaft<br />

und mit einer faszinierenden Dynamik …<br />

Nach den Osterfereien 2012 wird die Fortbildung zur Erlebnispädagogik<br />

nochmals angeboten werden. Infos hierzu sind im <strong>GEW</strong><br />

Fortbildungsprogramm 1/2012 zu finden.<br />

Carina Mertes<br />

Kreis Koblenz-Mayen<br />

thema „altersteilzeit“<br />

Der <strong>GEW</strong>-Kreis Koblenz-Mayen bot seinen Mitgliedern in seiner<br />

Kreisgeschäftsstelle eine Info-Veranstaltung zum Thema Altersteilzeit<br />

an. Als Experte war Dieter Roß gekommen, der schon seit<br />

Jahrzehnten in verschiedenen Funktionen für die <strong>GEW</strong> im Einsatz<br />

ist, und stand über 30 Interessenten Rede und Antwort zum Thema.<br />

Die erfreulich gute Teilnehmerzahl war natürlich auch der weniger<br />

erfreulichen Tatsache geschuldet, dass die Belastungen der Lehrkräfte<br />

im Berufsalltag immer höher werden und die gesundheitlichen<br />

Probleme gerade bei älteren KollegInnen oft zunehmen, so dass die<br />

Altersteilzeit für viele zum Thema geworden ist.<br />

Im Gesetzentwurf der neuen Landesregierung zur Änderung des<br />

Landesbeamtengesetzes wird die Altersteilzeit für Lehrkräfte wieder<br />

eingeführt: Das Gesetz wird vermutlich im Dezember verabschiedet.<br />

Wer Altersteilzeit in Anspruch nehmen will, muss diese vor dem<br />

Stichtag 1.1.2017 antreten, für den Schulbereich ist also der letzte<br />

Starttermin der 1.8.2016. Generelle Voraussetzung ist, dass man<br />

mindestens die letzten fünf Jahre im Schuldienst war. Für Schwerbehinderte<br />

gibt es die Vergünstigung, schon mit Ablauf des Schuljahres,<br />

in dem sie 63 Jahre alt werden, in den Ruhestand eintreten<br />

zu können. Entscheidend für den Umfang der ATZ sind die beiden<br />

letzten Dienstjahre vor deren Antritt. Wer in diesen beiden Jahren<br />

in Teilzeit war, kann nur das Blockmodell wählen. Gleiches gilt für<br />

Schulleiter und deren 1.Stellvertreter, Seminarleiter sowie Fachleiter.<br />

Als Vollzeitlehrkraft kann man zwischen dem Blockmodell und<br />

dem Konventionellen Modell wählen. Blockmodell bedeutet<br />

beispielsweise für eine Lehrkraft, die noch 9 Schuljahre bis zur<br />

gesetzlichen Altersgrenze vor sich hat, die ersten 4,5 Jahre mit gleicher<br />

Stundenzahl weiterzuarbeiten, um dann in der restlichen Zeit<br />

bis zum Erreichen der gesetzlichen Altersgrenze voll freigestellt zu<br />

werden. Wählt die gleiche Lehrkraft das Konventionelle Modell,<br />

würde sie die kompletten 9 Schuljahre bis zur Pensionierung mit<br />

halber Stundenzahl arbeiten. Dieter Roß erklärte anhand mehrerer<br />

Einzelbeispiele gut nachvollziehbar und verständlich, wie die Bezüge<br />

in der ATZ berechnet werden und wie sich die ATZ sich auf die<br />

Berechnung der Ruhegehaltssätze auswirken würde.<br />

Die Antragstellung kann erst unmittelbar vor dem Schuljahr erfolgen,<br />

in dem man die ATZ antreten will. Die Schulleitung muss den<br />

Antrag befürworten, im Normalfall dürften aber keine dienstlichen<br />

Gründe dagegen sprechen. Vor der Beantragung sollte man sich aber<br />

unbedingt das spätere Ruhegehalt ausrechnen lassen und prüfen,<br />

ob die ATZ und die damit verbundenen finanziellen Einbußen in<br />

der eigenen persönlichen Lage machbar wären. Dies beantragt man<br />

über die Personalabteilung der ADD, die dann die persönlichen<br />

Laufbahndaten zur Berechnung an die OFD weiterleitet. Bei dem<br />

Ergebnis der Berechnungen des potentiellen Ruhegehaltes sollte<br />

man kontrollieren, ob die genannten Laufbahndaten auch mit den<br />

eigenen Aufzeichnungen und Unterlagen übereinstimmen, da sich<br />

hier schon einmal Fehler einschleichen können. Dieter Roß bot<br />

auch die Möglichkeit, das Ruhegehalt durch die <strong>GEW</strong> berechnen<br />

zu lassen, und stellte dafür entsprechende Formulare zur Verfügung.<br />

Zum Abschluss erklärte Dieter Roß, dass das neue Angebot der<br />

Landesregierung zur ATZ bis 2016 befristet sein wird, was danach<br />

kommt, sei schwer zu sagen, da es von der Zusammensetzung der<br />

Nachfolgeregierung und deren politischen Absichten abhängen<br />

wird. Momentan bedeute die ATZ eine günstige Gelegenheit für<br />

das Land, wie geplant 2000 Lehrerstellen abzubauen und die Kollegien<br />

zu verjüngen.<br />

Kreisvorsitzender Lutz Zahnhausen dankte dem Kollegen Roß<br />

abschließend für dessen sehr ausführlichen und fundierten Informationen.<br />

Tom Rauch<br />

Kreis Koblenz-Mayen<br />

Renate Booms<br />

gestorben<br />

Im Alter von 87 Jahren ist Renate<br />

Booms verstorben. Renate war seit<br />

35 Jahren Mitglied im Kreisverband<br />

Koblenz-Mayen. Trotz ihres hohen<br />

Alters hat sie noch rege an den Veranstaltungen<br />

der <strong>GEW</strong> teilgenommen<br />

und teilweise sogar mit gestaltet.<br />

Durch ihre offene, geradlinige, aber<br />

auch humorvolle Art hat sie dabei die<br />

jüngeren Mitglieder immer wieder<br />

beeindruckt.<br />

Den Teilnehmern der Feier zum 60-jährigen Bestehen der<br />

<strong>GEW</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> dürfte sie noch in guter Erinnerung<br />

sein, würzte sie hier ihren anschaulichen und eindrucksvollen<br />

Beitrag über ihre Zeit als Lehrerin in der Nachkriegszeit<br />

mit Charme und Witz. Wir werden Renate in sehr guter<br />

Erinnerung behalten.<br />

Lutz Zahnhausen<br />

<strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 12 / 2011<br />

37


Kreis & Region<br />

Kreis Koblenz-Mayen<br />

Ein besonderes Sommerfest<br />

Kreis Neuwied<br />

Neuer Vorstand<br />

Die Wahlen des neuen Kreisvorstandes der <strong>GEW</strong>-Neuwied brachten<br />

folgendes Ergebnis:<br />

Kreisvorsitzender: Micha Tietz<br />

Stellvertreterin: Mirjam Hübner<br />

Stellvertreter: Harald Maxeiner<br />

Rechner Peter: Bächle<br />

Fachgruppe GS: Renate Jakobi<br />

Fachgruppe RS plus: Micha Tietz<br />

Fachgruppe IGS: Mirjam Hübner<br />

Fachgruppe GYM: Harald Maxeiner<br />

Fachgruppe BBS: Helmut Bäumner<br />

Fachgruppe Sonderpädagogische Berufe: Waltraud Heckmann<br />

Vertreterin der RuhestandskollegInnen: Angelika Ammersbach<br />

Beisitzerin: Lisa Bröskamp<br />

Beisitzer: Helge Behring<br />

mt<br />

Auf ganz besondere Weise feierte der Kreisverband Koblenz sein diesjähriges<br />

Sommerfest, nämlich zweigeteilt. Im ersten Teil trafen sich<br />

die Mitglieder auf dem im Rahmen der Bundesgartenschau frisch<br />

renovierten Schloss Stolzenfels. Dort wurde den Teilnehmerinnen<br />

und Teilnehmern eine szenische Führung geboten. „Die Muse von<br />

Stolzenfels“ begleitete die Gruppe durch das Schloss und spielte an<br />

markanten Orten des imposanten Bauwerks kurze Szenen, wie sie<br />

sich in der Geschichte des Schlosses so oder ähnlich abgespielt haben<br />

mögen. Alle waren sowohl von der schauspielerischen Leistung<br />

als auch von der gelungenen Wiederinstandsetzung von Teilen des<br />

Schlosses beeindruckt. Mit viel Applaus und der Vorfreude auf den<br />

geselligen zweiten Teil des Abends verabschiedete man sich vom<br />

Ort des Geschehens in Richtung der nicht nur bei Wanderern und<br />

Radfahrern sehr beliebten „Maximilians Brauwiesen“ in Lahnstein.<br />

Hier verbrachten wir noch einige gemütlich-gesellige Stunden bei<br />

einem leckeren rustikalen Buffet, das keine Wünsche offen ließ. Wer<br />

wollte, konnte auch das hausgebraute Bier versuchen. Während des<br />

ganzen Sommerfestes waren uns blauer Himmel und spätsommerliche<br />

Temperaturen vergönnt!<br />

Lutz Zahnhausen / Tom Rauch<br />

Kreis Neuwied<br />

Idyllisches Sommerfest<br />

Zum dritten Mal seit 2009 waren die Mitglieder des <strong>GEW</strong>-Kreisverbandes<br />

Neuwied zum sommerlichen Grillfest eingeladen. An der<br />

idyllisch im Naturpark Rhein-Westerwald gelegenen Grillhütte in<br />

Anhausen trafen sich auch dieses Jahr erneut mehr als 40 Kolleginnen<br />

und Kollegen aller Schularten sowie aus dem KiTa-Bereich<br />

zum lockeren Plausch bei leckeren Grillwaren, Salaten und kühlen<br />

Getränken.<br />

Dass als Termin der letzte Ferientag gewählt worden war, erwies<br />

sich in mehrfacher Hinsicht als Volltreffer. Die noch frischen<br />

Eindrücke der ersten Dienstbesprechung vom Vormittag wurden<br />

ausgetauscht, an offene Probleme konnte erinnert und über Pläne<br />

für das kommende Schuljahr diskutiert werden.<br />

Sogar das Sommerwetter verdiente sich seinen Namen und bot den<br />

Eifrigsten bis in den späten Abend hinein angenehme Temperaturen.<br />

Wie in jedem Jahr war nicht nur für das leibliche Wohl bestens<br />

gesorgt. Wer kompetente Gesprächspartner suchte, fand sie im<br />

Bezirksvorsitzenden Elmar Ihlenfeld ebenso wie in den Mitgliedern<br />

Kreis Rhein-Hunsrück<br />

Neues Führungsteam<br />

Das Leitungsteam der <strong>GEW</strong> Rhein-Hunsrück hat - entsprechend<br />

der Satzung der <strong>GEW</strong> Rhein-Hunsrück - einstimmig folgende<br />

Aufgabenverteilung beschlossen:<br />

Vorsitzender:<br />

Henning Caspari<br />

1. Stv. Vorsitzende: Lina Held<br />

2. Stv. Vorsitzender: Kay Baumgarten<br />

Finanzen/Rechner: Hildegard Schäfer und<br />

Wolfgang Stoodt<br />

Schriftführer:<br />

Martin Rink<br />

hc<br />

38 <strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 12 / 2011


Kreis + Region<br />

des Kreisvorstandes - unter ihnen auch MdL Elisabeth Bröskamp,<br />

Bündnis 90/Die Grünen.<br />

Einigkeit herrschte unter den GewerkschaftlerInnen darüber, dass<br />

sich die Bildungspolitik in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> nicht zuletzt Dank der<br />

<strong>GEW</strong> weiter positiv entwickelt habe.<br />

Der intensive Gedankenaustausch in gemütlicher Runde hat dazu<br />

beigetragen, dass alle Beteiligten mit dem Gefühl in das neue<br />

Schuljahr starten konnten, in und mit der <strong>GEW</strong> gut aufgestellt zu<br />

sein für die tagtäglichen Herausforderungen.<br />

Und die gemeinsame Vorfreude auf das <strong>GEW</strong>-Sommerfest am 10.<br />

August 2012 lässt vielleicht sogar die eine oder andere Belastung<br />

leichter erscheinen.<br />

Also den Termin schon einmal vormerken!<br />

Helmut Bäumner/Micha Tietz<br />

Kreis Zweibrücken<br />

Studienfahrt nach Prag<br />

Auf der Prager Burg<br />

<strong>GEW</strong>-Kreis Rhein-Lahn<br />

Brief der MV an die Wahlkreisabgeordneten<br />

der Koalition<br />

„Die Mitgliederversammlung der <strong>GEW</strong> Rhein-Lahn ist empört, dass<br />

die rot-grüne Koalition von dem Grundsatz, dass das Tarifergebnis<br />

die Orientierungsmarke für die Beamtenbesoldung darstellt, abgeht.<br />

Vielmehr haben wir erwartet, dass die Koalition in partnerschaftlicher<br />

Zusammenarbeit mit den Gewerkschaften im Öffentlichen Dienst<br />

Schritte unternimmt im Sinne von ´Verhandeln statt Verordnen`.<br />

Das ab dem 01.01.2012 von der Landesregierung vorgesehene Diktat,<br />

die Beamtenbesoldung für die folgenden vier Jahre um jeweils 1% zu<br />

erhöhen, verurteilen wir. Gleiches gilt für die Kürzung des Familienzuschlags<br />

in Stufe 1 auf 60 Euro. Mit diesen vorgesehenen Maßnahmen<br />

wird den Beamtinnen und Beamten ein weiteres Sonderopfer<br />

aufgebürdet. Es wird dieser Beschäftigtengruppe für die kommenden<br />

fünf Jahre ein deutlicher Reallohnverlust im Blick auf die bestehende<br />

und zu erwartende Inflationsrate zugemutet. Mit diesen vorgesehenen<br />

Maßnahmen werden die Beamtinnen und Beamten weiter von der<br />

allgemeinen Einkommensentwicklung abgekoppelt.<br />

Die Mitgliederversammlung der <strong>GEW</strong> Rhein-Lahn erwartet von<br />

Ihnen, dass Sie dem vorgesehenen Diktat nicht zustimmen, sondern<br />

sich nachdrücklich für eine partnerschaftliche Zusammenarbeit mit<br />

den Gewerkschaften im Öffentlichen Dienst einsetzen.“<br />

Zur Tradition geworden ist mittlerweile die Studienfahrt des<br />

Kreisverbandes Zweibrücken in den Herbstferien. Die Reise ging<br />

in diesem Jahr nach Prag. Wie in den letzten Jahren lag die Leitung<br />

der Fahrt bei Sabine Merdian und Gregor Simon.<br />

Bei einem Vortreffen im September konnten sich die TeilnehmerInnen<br />

bereits über das informieren, was sie in dieser Woche erwarten<br />

würde. Das Gebotene übertraf die Erwartungen, besonders der<br />

Wettergott meinte es sehr gut mit der Gruppe. Bei strahlendem<br />

Sonnenschein und weit über 20° C kamen die über 30 Mitfahrenden<br />

am 3. Oktober in Prag an. Das Wetter sollte die Gruppe auch die<br />

ganze Woche verwöhnen. Nach Zimmerbezug in einem 4*-Hotel<br />

folgten dann die ersten Erkundungen der Stadt. Am nächsten Tag<br />

wurden die Prager Burg sowie die Stadt Prag mit ihren vielen Sehenswürdigkeiten<br />

unter der kompetenten Führung einer örtlichen<br />

Reiseleiterin besichtigt. Eine Fahrt zur Burg Karlstein - 30 km<br />

südwestlich von Prag - sowie eine Moldauschifffahrt mit Abendessen<br />

und Musik in den folgenden Tagen rundeten das Programm ab.<br />

Auch stand den TeilnehmerInnen ein freier Tag zur Verfügung, an<br />

dem das reichhaltige Kulturangebot der tschechischen Hauptstadt<br />

genutzt werden konnte. Natürlich war bei einigen auch Shopping<br />

angesagt. Interessiert zeigten sich die Reisenden am Ende der Fahrt<br />

an potentiellen Zielen für das nächste Jahr. Dies wird in Bälde auf<br />

einem Nachtreffen erörtert und es werden dann auch nochmals die<br />

Eindrücke und Bilder der diesjährigen Reise im Vordergrund stehen.<br />

gs<br />

Impressum <strong>GEW</strong>-ZEITUNG <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />

(119. Jahrgang)<br />

Herausgeber: Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>, Neubrunnenstr. 8, 55116<br />

Mainz, Tel.: 0 61 31 2 89 88-0, Fax: 0 61 31 2 89 88-80, E-mail: gew@gew-rlp.de<br />

Redaktion: Günter Helfrich (verantw.), Dr. Paul Schwarz (Stellvertr./Bildungspolitik), Ursel Karch<br />

(Gewerkschaftspolitik), Dr. Gerlinde Schwarz (Reportagen), Karin Helfrich (Redaktionsmanagement)<br />

Redaktionsanschrift: <strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>, Postfach 22 02 23, 67023 Ludwigshafen, Tel./<br />

Fax: 06 21 56 49 95, e-mail: guenter.helfrich@gew-rlp.de<br />

Verlag und Anzeigen, Satz und Druck: Verlag Pfälzische Post GmbH, Winzinger Str. 30, 67433 Neustadt<br />

a.d.W., Tel.: 063 21 8 03 77; Fax: 0 63 21 8 62 17; e-mail: vpp.nw@t-online.de<br />

Manuskripte und Beiträge: Die in den einzelnen Beiträgen wiedergegebenen Gedanken entsprechen nicht in<br />

jedem Falle der Ansicht des <strong>GEW</strong>-Vorstandes oder der Redaktion. Für unverlangt eingesandte Manuskripte<br />

oder zugemailte Daten wird keine Gewähr übernommen.<br />

Der Bezugspreis ist im Mitgliedsbeitrag enthalten; für Nichtmitglieder jährlich Euro 18,-- incl. Porto +<br />

MWSt. (Bestellungen nur beim Herausgeber.) Kündigung 3 Monate vor Ablauf des Kalenderjahres. Im<br />

anderen Falle erfolgt stillschweigend Verlängerung um ein weiteres Jahr.<br />

Anzeigenpreisliste Nr. 15 beim Verlag erhältlich. Redaktionsschluss: jeweils der 1. des Vormonats.<br />

<strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 12 / 2011<br />

39


Schulgeist<br />

Schwänzer, Schwätzer, Saboteure<br />

Typisierungen erleichtern das soziale Leben! Frauenzeitschriften<br />

sortieren deshalb gern Sex-Partner, Vorgesetzte,<br />

Kollegen oder Nachbarn in Kategorien und beschreiben<br />

sie ausführlich. Es ist z.B. ungemein hilfreich, wenn Sie<br />

wissen, dass Ihr Gegenüber Steinbock oder Jungfrau<br />

ist. Sofort können Sie seine Aussagen und Aktionen in<br />

passende Schubladen stopfen und adäquat reagieren.<br />

Natürlich gibt es auch Lehrer-Kategorisierungen, die<br />

für die Hand des Schülers gedacht sind: der verschlafenverwirrte<br />

Lehrer, der Chaot, der Technokrat, der Vati,<br />

das Allround-Talent, der faule Sack, der Karrierist, der<br />

Suchtproblematiker, der Pedant - davon manches natürlich<br />

auch in weiblicher Form....<br />

Um Ihr Leben als Lehrkraft zu vereinfachen, werden hier<br />

typische Vertreter von Kindseltern aufgeführt. Vielleicht<br />

gehören Sie zu den vielen hoffnungsvollen Junglehrern,<br />

die bald die Führung übernehmen? Partizipieren Sie am<br />

reichen Erfahrungsschatz der Altgedienten und an den<br />

abgesicherten Erkenntnissen der Brösel-Studie (Brösel /<br />

Eimer u.a.: „Grenzwertigkeit schulischer Elternarbeit“,<br />

Ilskirchen 2009).<br />

Die Schwänzer<br />

Sie erscheinen zu keinem Elternabend und zu keiner<br />

Schulfeier. Ihr Handy ist stets ausgeschaltet. Möchten Sie<br />

diese Eltern kennen lernen, müssen Sie schon zu ihnen<br />

nach Hause gehen, am besten mit Kuchen und Wein. Es<br />

kann allerdings sein, dass Ihnen niemand öffnet. Machen<br />

Sie sich nichts draus. Die Schwänzer tauchen oft ganz<br />

überraschend auf und wollen Sie anzeigen. Weil Sie das<br />

Jugendamt eingeschaltet haben.<br />

Die Spontanen<br />

Sie kommen nicht, wenn sie eingeladen werden, sondern<br />

wenn sie es für richtig halten. Sie stellen sich in den Weg,<br />

wenn Sie voll gepackt in den Unterricht wollen. Hier<br />

und jetzt muss über den Sprössling geredet werden! Als<br />

pflichtbewusste Lehrerpersönlichkeit weisen Sie darauf<br />

hin, dass Sie eigentlich Unterricht haben. Dann müssen<br />

Sie aber damit rechnen, dass diese Eltern wütend zur<br />

Schulrätin rauschen.<br />

Die Stoiker<br />

Sie sitzen auf Elternabenden rum und schweigen eisern.<br />

Sie verziehen keine Miene, lächeln zu keinem Scherz,<br />

haben keine Fragen und keine Antworten. Sie rauschen<br />

grußlos in den Klassenraum und wieder raus, falls Sie sie<br />

nicht freundlich abfangen. Nein, Elternvertreter wollen<br />

sie auf keinen Fall sein. Wessen Eltern sie sind? Na, die<br />

von Pauline. „In meiner Klasse ist doch gar keine Pauline.<br />

- Meinen Sie die in der Nachbarklasse?“<br />

Die Besorgten<br />

Diese Spezies verlängert jeden Elternabend um Stunden:<br />

durch akribisches Nachfragen im Plenum und anschließende<br />

Einzelgespräche mit der Lehrkraft. Stets droht<br />

der pädagogische SuperGAU: das sensible Kind wird<br />

ungerecht benotet und seelisch misshandelt. Es hat den<br />

falschen Sitzplatz in der Klasse und eine Unken-Allergie,<br />

es muss vom Sportunterricht befreit werden und darf<br />

abends um 18 Uhr nicht mit ins Theater. Sie als Lehrkraft<br />

achten bitte darauf, dass Achim-Andreas pünktlich sein<br />

Frühstück und seine Ritalin-Pille einnimmt. Er ist sonst<br />

unterzuckert und überaktiv.<br />

Die Drahtzieher<br />

Wichtigste Hilfsmittel dieses Elterntyps sind Telefon<br />

und Chatroom (Hier das Forum: „Klassenkampf und<br />

Schulschikane“). Anstatt sich auf Elternabenden offen<br />

zu äußern, telefonieren Drahtzieher hinterher miteinander<br />

und tauschen ihre schlechten Erfahrungen mit dem<br />

Klassenlehrer aus. Sie halten ihren Nachwuchs dazu an,<br />

im Unterricht sachfremde Bemerkungen der Lehrkraft<br />

zu protokollieren und mit dem Handy den Lärm in der<br />

Klasse aufzunehmen. Sie sammeln Unterschriften gegen<br />

den Physiklehrer und schätzen konspirative Gespräche. Sie<br />

stellen sich gern als Elternvertreter zur Verfügung, weil sie<br />

dann eine Telefonliste der Lehrer erhalten.<br />

Die Spezialisten<br />

Diese Kindseltern meinen es wirklich gut mit Ihnen. Es<br />

sind vorzugsweise arbeitslose Erziehungswissenschaftler,<br />

freigestellte Manager oder Kollegen im Sabbatical. Sie<br />

sind auf dem neuesten Stand der Forschung und erklären<br />

Ihnen genau, warum Ihre 9. Klasse hartnäckig in diesem<br />

Leistungstief verweilt. Schließlich haben Sie es als Klassenlehrerin<br />

immer noch nicht geschafft, dass die Schüler<br />

sich selbst moderieren und zur corporate identity gefunden<br />

haben. Der Manager kommt jetzt einmal in der Woche<br />

zum Hospitieren und berät sich anschließend mit dem<br />

Schulleiter über Ihren Unterricht.<br />

Ich habe lange mit meinem Schicksal gehadert, weil ich als<br />

Lehrerin in erster Linie mit Schwänzern und Stoikern zu<br />

tun hatte. Auf manchem meiner Elternabende waren mehr<br />

gesprächsbereite Fachkollegen als Kindseltern anwesend.<br />

Dann traf ich Sabine aus Zehlendorf, die weinend von<br />

ihrer Elternklientel erzählte: fast alles Spezialisten und<br />

Drahtzieher. Seither habe ich mich dankbar mit meinem<br />

Los und den mager besuchten Elternabenden abgefunden<br />

Gabriele Frydrych<br />

40 Beilage zur E&W: <strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 12 / 2011

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!