GEW-ZEitUNG Rheinland-Pfalz
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-Zeitung<br />
Förderschulstudierende<br />
setzen sich durch! S. 26 - 27<br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
12 / 2011<br />
Fotos:<br />
Klaus Bundrück / Wolfgang Hnida-Eichenlaub<br />
Proteste gegen rot-grüne Kürzungspolitik (S. 3 - 8)
Editorial / Nachgeforscht / Inhalt<br />
Faxenbuch<br />
Wird jemandem attestiert, sie oder er<br />
sei engagiert, gilt das zweifellos als<br />
Kompliment. Nur: Engagement, das alle<br />
glücklich macht, gibt es in den seltensten<br />
Fällen; meist gibt es Sieger und Verlierer.<br />
Letztere stecken das manchmal sportlich<br />
weg, manchmal wird aus Konkurrenz<br />
auch tiefe Feindschaft.<br />
In solchen Fällen hilft nur, möglichst<br />
jedweden Kontakt zu vermeiden. Was<br />
auch ganz gut funktionieren kann, gäbe es nicht Facebook und<br />
andere so genannte Netzwerke. Eigentlich bei sachgemäßer Handhabung<br />
eine gute Sache mit vielen Vorteilen: alte Freunde wieder<br />
entdecken, Klassentreffen initiieren, Infos, die einem wichtig sind,<br />
Nachgeforscht<br />
Weibliche Führung<br />
(gh) Wenn wie in der letzten Ausgabe in unserer kleinen Serie das<br />
Thema „Gute Führung“ angesprochen wird, stellt sich gerade in<br />
dem Organ einer Bildungsgewerkschaft, deren Mitgliedschaft zu<br />
über 70 Prozent weiblich ist, die Frage, wie es denn mit weiblicher<br />
Führung aussieht.<br />
Die Wissenschaft unterscheidet sich von der Politik insbesondere<br />
darin, dass sie vorschnelle Rezepte vermeidet und stattdessen differenzierte<br />
Antworten gibt. So ist es auch bei diesem Thema. Dennoch<br />
scheint mittlerweile verbürgt, dass Frauen mit ihrem spezifischen<br />
Führungsstil das Arbeitsklima verbessern und die Mitarbeitermotivation<br />
erhöhen. Durch ihre Erfahrungsbandbreite sind Frauen die<br />
besseren Teamworker. Frauen denken in Zusammenhängen und<br />
nehmen mehr von ihrer Umwelt wahr.<br />
Insbesondere in vier Punkten heben sich Frauen von männlichen<br />
Kollegen ab:<br />
Frauen sind zielorientiert und gut organisiert.<br />
Auf Grund der Tatsache, dass Frauen in der Regel für mehr Lebensbereiche<br />
die Verantwortung tragen als Männer, stellen sie eher<br />
ihren eigenen Arbeitsplan auf. Sie sind Planungsprofis und haben<br />
weniger Angst vor Entscheidungen..<br />
Frauen sind die besseren Konfliktmanager.<br />
Auch beim Umgang mit Konflikten hat die weibliche Herangehensweise<br />
Erfolg. Frauen wollen in der Regel Konflikte für sich<br />
persönlich lösen, statt sie zu verdrängen. Frauen gehen offensiver<br />
schnell verbreiten, und so weiter und so fort. Nur: Die Betonung<br />
liegt auf „sachgemäß“. Wer allerdings wie der Autor dieses Editorials<br />
einmal naiv einen falschen Klick gesetzt hat, kann sein böses<br />
Wunder erleben. Neuen Nutzern bietet das Netzwerk nämlich an,<br />
„Freunde“ für ihn zu suchen, indem es an sämtliche eMail-Kontakte<br />
„Freundschaftsanfragen“ versendet.<br />
Tja, und da sind dann auch Obige dabei. Manche reagieren pampig<br />
auf die Anfragen, die meisten ignorieren das unanständige Angebot.<br />
Womit das Kapitel nach dem Anfängerfehler eigentlich erledigt<br />
sein könnte, wäre Facebook nicht so hartnäckig und würde solche<br />
Anfragen nicht regelmäßig wiederholen. Und das nervt dann nicht<br />
nur Feinde.<br />
Also, liebe Ex-Freunde und jetzige Feinde: die entsprechende Mail<br />
gleich löschen. Aber dennoch wünsche ich euch ganz ungeheuchelt<br />
wie allen unseren Leserinnen und Lesern besinnliche Weihnachtstage<br />
und ein glückliches Jahr 2012.<br />
Günter Helfrich<br />
mit Konflikten um, klären die Situation und tragen den Ärger<br />
über das Verhalten von Vorgesetzten oder Kollegen nicht tagelang<br />
mit sich herum.<br />
Allerdings zeigen Frauen zu wenig Selbstbewusstsein.<br />
Dabei können sie von den Männern durchaus einiges lernen: Die<br />
Herren halten sich viel weniger mit eigenen Fehlern auf und vergessen<br />
Fehltritte schneller. Deshalb sind sie rascher wieder offen für<br />
Neues. Männer gehen auch anders mit Macht um. Sie schätzen es,<br />
wenn sich jemand in den Vordergrund spielt, eine Eigenschaft, die<br />
vielen Frauen fehlt. Die Fähigkeiten der Frauen werden deshalb oft<br />
weniger wahrgenommen.<br />
Schließlich: Frauen nutzen Kontakte weniger.<br />
Neben ihrer emotionalen Intelligenz und den sozialen Führungsqualitäten<br />
gehört die Kommunikationsstärke zu den positiven<br />
weiblichen Eigenschaften. Allerdings ist es noch immer so, dass<br />
die Mehrzahl der Frauen eigene Kontakte weniger zu nutzen weiß,<br />
als die männlichen Kollegen dies tun. Und so kommt es häufig<br />
vor, dass Männer sich untereinander die angesehenen Positionen<br />
zuspielen, während gleich qualifizierte Frauen dabei leer ausgehen.<br />
Bevor nun eine Flut empörter Leserzuschriften (diesmal bewusst<br />
ohne „Innen“) kommt, die von ganz anderen Erfahrungen berichtet:<br />
Es ging auch bei diesem Thema um eine Grundtendenz; subjektiv<br />
hat nicht nur der Verfasser dieser Zeilen ganz anderes erlebt. Aber<br />
das haben wir ja im Laufe der Jahre gelernt: Nichts ist so gefährlich<br />
wie Verallgemeinerungen!<br />
Aus dem Inhalt <strong>GEW</strong>-ZEITUNG <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> Nr. 12 / 2011 • Kooperation: Friedensnetzwerk und Ministerium Seiten 11 - 12<br />
Editorial / Nachgeforscht / Inhalt Seite 2 Kindertagesstätten Seite 12<br />
Kommentar / Bildungspolitik<br />
Schulen Seiten 13 - 21<br />
• Klaus-Peter Hammer: „Unterrichtsversorgung<br />
Politische Bildung Seiten 22 - 25<br />
nach wie vor unbefriedigend“ Seite 3 Hochschulen Seiten 26 - 30<br />
• Kundgebung: Berechtigte Wut der BeamtInnen Seite 3 Recht Seite 30<br />
• Protestveranstaltung der <strong>GEW</strong> in Mainz Seite 5 Jubilare / Generation 60+ Seiten 31 - 32<br />
• Anhörungsverfahren: Dienstrechtsänderungsgesetz Seite 6 Tipps + Termine Seiten 32 - 33<br />
• Sehr enttäuscht von Rot-Grün! Seite 8 Gewerkschaftstag Bezirksverband Koblenz Seiten 34 - 35<br />
<strong>GEW</strong>-Mitgliederwerbung Seite 9 Kreis + Region / Impressum Seiten 36 - 39<br />
Bildungspolitik<br />
Schulgeist Seite 40<br />
• <strong>GEW</strong> im Gespräch mit den Grünen Seiten 10 - 11<br />
2 <strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 12 / 2011
Landespolitik<br />
Unterrichtsversorgung nach wie vor unbefriedigend<br />
Die <strong>GEW</strong> sieht aufgrund eigener Recherchen trotz erkennbarer<br />
Anstrengungen der Landesregierung eine, verglichen mit<br />
den Zahlen des Vorjahres, schlechtere Unterrichtsversorgung<br />
in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>.<br />
Eine entscheidende Ursache hierfür liegt in der nach wie<br />
vor nicht genügenden Anzahl von Planstellen, die dem<br />
Schulbereich zur Verfügung gestellt werden. „Solange die<br />
Landesregierung in den Klassen fünf bis zehn, den Oberstufen<br />
sowie den berufsbildenden Schulen einen strukturellen<br />
Unterrichtsausfall, je nach Schulart zwischen drei und neun<br />
Prozent, in Kauf nimmt, wird sich an diesem seit Jahren<br />
vorherrschenden Grundproblem der Unterversorgung von<br />
Schulen nichts ändern“, sagte der <strong>GEW</strong>-Landesvorsitzende,<br />
Klaus-Peter Hammer.<br />
„Mit der geplanten Streichung von 2.000 Planstellen in<br />
Folge der Sparbeschlüsse der Landesregierung in den nächsten<br />
Jahren aufgrund voraussichtlich sinkender Schülerzahlen“,<br />
so Hammer weiter, „wird die Chance vergeben, nun endlich<br />
dem Unterrichtsausfall geeignet entgegenzuwirken. Sollen die<br />
Schulen ihren Aufgaben von beispielsweise mehr individueller<br />
Förderung, der Weiterentwicklung von Unterrichtsqualität,<br />
der Beratung von Schülerinnen und Schülern sowie von<br />
Eltern und der Prävention in vielen Bereichen nachkommen,<br />
geht dies nicht mit der zurzeit vorherrschenden Personalversorgung.<br />
So können die Pflichtaufgaben nur leidlich erfüllt<br />
werden, es bleibt kein Spielraum für die Kür.“<br />
Die berechtigte Wut der BeamtInnen<br />
Kundgebung von DGB und DBB in Mainz<br />
Am dritten November 2011 demonstrierten rund 3.500 Beamtinnen<br />
und Beamte aus <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> gegen die Besoldungspläne<br />
der Landesregierung. Dutzende Vuvuzelas, Hunderte<br />
von Fahnen, Tausende von Trillerpfeifen ertönten immer<br />
wieder. Ohrenbetäubend dieser Lärm! Die Demonstranten,<br />
unter ihnen viele LehrerInnen, zeigten damit ihren Unmut<br />
gegen die geplanten Sparmaßnahmen im Öffentlichen<br />
Dienst. Zu der Kundgebung hatten der Deutsche Gewerkschaftsbund<br />
und seine Einzelgewerkschaften <strong>GEW</strong>, ver.di,<br />
GdP und IG BAU sowie der Deutsche Beamtenbund mit diversen<br />
Mitgliedsverbänden, gemeinsam aufgerufen.<br />
Seit Jahren recherchiert die <strong>GEW</strong> in Sachen Unterrichtsversorgung<br />
und veröffentlicht eigene Zahlen. Auch für dieses<br />
Schuljahr sind die Ergebnisse ernüchternd. So ergeben sich<br />
für die Realschulen plus strukturelle Ausfallquoten von<br />
rund drei Prozent, für die Integrierten Gesamtschulen rund<br />
dreieinhalb Prozent, für die Gymnasien vier Prozent, für die<br />
Förderschulen sage und schreibe sechs Prozent sowie für die<br />
Berufsbildenden Schulen der Spitzenwert von neun Prozent.<br />
Hammer dazu: „Das ist für alle benannten Schularten eine<br />
unhaltbare Situation. Und selbst im Grundschulbereich, in<br />
dem wir nahezu 100 Prozent strukturelle Unterrichtsversorgung<br />
erreichen, brauchen wir mehr Kräfte, um Ausfallzeiten,<br />
beispielsweise aufgrund von Krankheitstagen und Fortbildungen,<br />
ausgleichen zu können und um den Anforderungen<br />
der neuen Grundschulordnung gerecht zu werden.“<br />
Die Einrichtung von 200 Poolstellen mit gesicherten Planstellen<br />
für die betroffenen Beschäftigten begrüßt die <strong>GEW</strong><br />
in diesem Zusammenhang, macht aber darauf aufmerksam,<br />
dass diese bei weitem nicht ausreichen und von der Anzahl<br />
her ein Vielfaches wünschenswert wäre.<br />
„Wir können die Landesregierung nur auffordern“, so<br />
Hammer abschließend, „ihre kontraproduktiven Planungen<br />
aufzugeben, den Schulen die sogenannte demografische<br />
Rendite für die Verbesserung der Unterrichtsversorgung zur<br />
Verfügung zu stellen und die entsprechenden 2.000 Stellen<br />
eben nicht zu streichen.“<br />
Pm-gew<br />
Die Wut der BeamtInnen hat ihre Gründe. Die Landesregierung<br />
sieht unter anderem vor, die Bezüge ab 2012 fünf<br />
Jahre lang nicht mehr an den von den Gewerkschaften<br />
und den Arbeitgebern erzielten Tarifergebnissen für die<br />
Beschäftigten der Länder auszurichten, sondern den<br />
Beamtinnen und Beamten in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> nur noch<br />
eine Besoldungserhöhung von einem Prozent pro Jahr zu<br />
gewähren. Zusätzlich sind Einschnitte bei der Beihilfe und<br />
beim Familienzuschlag geplant, die vermögenswirksamen<br />
Leistungen sollen ganz gestrichen werden.<br />
Dietmar Muscheid, DGB-Landesvorsitzender <strong>Rheinland</strong>-<br />
<strong>Pfalz</strong>, sprach zu den Demonstrierenden und rief ihnen<br />
zu: „Bei einem Prozent Erhöhung sage ich: Wehret den<br />
Anfängen!“ Er forderte: „Wenn Bildung wichtig ist, darf<br />
nicht bei den Schulen und Lehrkräften gespart werden!<br />
<strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 12 / 2011<br />
3
Landespolitik<br />
Wenn innere Sicherheit wichtig ist, darf nicht bei der<br />
Polizei gespart werden! Wir wollen, dass gute Arbeit nicht<br />
nur gelobt, sondern auch gut bezahlt wird!“ Er verlangte<br />
von der Landesregierung: „Hört auf beim Sparen bei den<br />
Beamten, erhöht die Vermögenssteuer bei den Reichen!“<br />
Auch die Transaktionssteuer könne Geld in die Kassen<br />
bringen, erklärte er. Mit Blick auf die Finanzkrise und<br />
die notwendige Regulierung der Märkte schrieb er den<br />
regierenden Politikern ins Stammbuch: „Setzt Regeln und<br />
gebt uns die Gewissheit, dass die Politik entscheidet und<br />
nicht die Börsen und die Spekulanten!“<br />
Stimmen von demonstrierenden<br />
<strong>GEW</strong>-Mitgliedern<br />
Alexander Witt: „Ich finde es ganz toll, dass die Beamtinnen<br />
und Beamten, und nicht nur von der <strong>GEW</strong>,<br />
hier ein ganz besonderes Zeichen gesetzt haben, weil sie<br />
mit dreieinhalbtausend Personen erschienen sind und<br />
lautstark darauf aufmerksam gemacht haben, dass man<br />
so mit uns nicht umgehen kann. Dietmar Muscheid hat<br />
ganz klar und dezidiert berichtet, wo es klemmt und wo<br />
die Haken sind. Dem kann man sich nur anschließen.<br />
So geht es nicht!“<br />
Jürgen Riegler: „Die Kundgebung habe ich insofern als<br />
sehr angenehm empfunden, dass unsere Forderungen für<br />
die Beschäftigten in den Schulen und im Beamtentum<br />
Unterstützung gefunden haben. Insbesondere die Ansprache<br />
von Muscheid hat mir gut gefallen, weil er die<br />
anstehenden Probleme direkt beim Namen genannt hat.“<br />
Winfried Reinhard: „Ich bin beeindruckt, dass so viele<br />
gekommen sind. Leider sind aus meinem Kreis nicht so<br />
viele gefahren, wir sind nur mit fünf Leuten da. Aber<br />
vielleicht ist das Motivation beim nächsten Mal.“<br />
Sylvia Sund: „Wir sind sehr schlagkräftig, das hätte ich<br />
nicht gedacht. Und wenn uns die Landesregierung weiter<br />
verärgert und nicht entgegenkommt, dann werden<br />
wir das nächste Mal noch mehr sein. Wir lassen uns das<br />
nicht gefallen.“<br />
Rudolf Blahnik: „Die Kundgebung war als solche gelungen.<br />
Aber man muss eigentlich sagen, viel mehr Leute<br />
hätten da sein müssen. Dreieinhalbtausend ist immerhin<br />
schon eine Zahl, aber es ist viel zu wenig.“<br />
Fotos Seite 3+4: Klaus Bundrück<br />
Klaus-Peter Hammer: „Ich bin erst mal sehr begeistert,<br />
dass so viele Leute da waren, 3.500 Beamtinnen und<br />
Beamte aus <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>. Mit so vielen Leuten habe<br />
ich nicht gerechnet, aber es zeigt, dass es brennt. Die<br />
Menschen haben verstanden, was auf sie zukommt, und<br />
sie zeigen jetzt ganz deutlich, dass sie keine Lust haben,<br />
dass in ihrem Arbeitsfeld noch mehr gespart wird. Der<br />
Öffentliche Dienst ist wichtig, der macht ganz bedeutende<br />
Arbeit. Seit 1992 wird systematisch gespart, und<br />
irgendwann ist einfach Schluss.“<br />
Gerlinde Schwarz<br />
Gleicher Lohn für gleiche Arbeit!<br />
Beim Beteiligungsgespräch der Gewerkschaften des öffentlichen<br />
Dienstes im DGB und der anderen Spitzenverbände<br />
im rheinland-pfälzischen Finanzministerium zum<br />
„1. Dienstrechtsänderungsgesetz zur Verbesserung der<br />
Haushaltsfinanzierung“ gab der <strong>GEW</strong>-Vertreter folgende<br />
Erklärung ab:<br />
„Leider hat die Landesregierung eine Chance verpasst, den<br />
Grundsatz ’Gleicher Lohn für gleiche Arbeit‘ umzusetzen. In<br />
§ 15 des neuen Landesbeamtengesetzes (LBG): ’Zugangsvoraussetzungen<br />
zu den Laufbahnen‘ heißt es im Abs.5:<br />
’Für den Zugang zum 4. Einstiegsamt sind mindestens zu<br />
fordern:<br />
1. als Bildungsvoraussetzung ein mit einem Mastergrad oder<br />
einem gleichwertigen Abschluss abgeschlossenes Hochschulstudium<br />
und<br />
2. als sonstige Voraussetzung<br />
a) eine hauptberufliche Tätigkeit oder<br />
b) ein mit einer Prüfung abgeschlossener Vorbereitungsdienst.‘<br />
Dies trifft für alle Lehrämter in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> zu. Sie sind<br />
dem höheren Dienst zuzuordnen. Damit ist die Forderung<br />
nach A 13 als Amt der Eingangsbesoldung begründet. Alle<br />
anderen Ämter im Schul- und Hochschulbereich sind daran<br />
auszurichten.“<br />
HASCH<br />
4 <strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 12 / 2011
Landespolitik<br />
Protestveranstaltung der <strong>GEW</strong> in Mainz:<br />
„Wehrt euch gegen die Rotstifpolitik“<br />
(psw) <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> will seinen Beamtinnen und<br />
Beamten ab 2012 schmerzhafte Einschränkungen bei<br />
der Besoldung sowie Kürzungen bei Beihilfe und vermögenswirksamen<br />
Leistungen diktieren. Auch sind im<br />
gesamten Landesdienst massive Stelleneinsparungen<br />
vorgesehen, davon allein 2000 im Schulbereich bis<br />
2016. Im Vorfeld einer Protestkundgebung am 3. November<br />
informierte die <strong>GEW</strong> über die geplanten Einschnitte.<br />
Einleitend bezeichnete <strong>GEW</strong>-Vorsitzender Klaus-Peter Hammer es<br />
als falsch, die Schuldenbremse gesetzlich zu verankern. Wie können<br />
wir uns wehren?, hieß die zentrale Frage der Veranstaltung. Ilse<br />
Schaad vom Hauptvorstand der <strong>GEW</strong> klärte auf. Wenn heute die<br />
Piratenpartei einen immer stärkeren Zulauf in der Bevölkerung<br />
bekäme, und zwar nicht nur von jungen aufmüpfigen Rebellen,<br />
dann liege der Grund in der wachsenden Entfremdung zwischen<br />
Politik und Bevölkerung und der zunehmenden Enttäuschung über<br />
die so genannten Volksvertreter in den Parlamenten.<br />
Seit Jahren betonen beispielsweise Politiker aller Couleur die Bedeutung<br />
von Bildung für unsere Zukunft. „Wer nichts zur Bildung<br />
sagt, kann als Partei einpacken“, so Ilse Schaad. Doch den Worten<br />
folgen keine Taten oder die falschen. So liege Deutschland unter 36<br />
Ländern auf dem 30. Platz der weltweiten Bildungsausgaben, mit 4,8<br />
Prozent weit unter dem OECD-Durchschnitt von 5,9 Prozent. und<br />
unter dem Druck der selbst auferlegten „Schuldenbremse“ würden<br />
diese Bildungsausgaben noch weiter reduziert. Dabei mache sich der<br />
Staat selbst arm, erst senke er die Steuern und dann werde gespart,<br />
zwar nicht überall, aber in der Bildung.<br />
Diese Mittelkürzung wirke sich nicht auf Gebäude aus, sondern<br />
betreffe die Vermittler von Bildung, die Lehrenden. „Statt in die<br />
Köpfe zu investieren, wird gespart“.<br />
Dagegen seien selbst in einer Demokratie<br />
die Beamten hilflos, denn<br />
die wesentlichen Stellschrauben wie<br />
Besoldung, Klassengröße, Arbeitszeit<br />
und Stundentafel bestimme allein der<br />
Arbeitgeber. Ilse Schaad: „Was nützen<br />
eigentlich die Demokratietage, wenn<br />
den Lehrenden keine Mitbestimmung<br />
in zentralen Fragen möglich ist?“<br />
Deshalb müssten sie streiken, sich<br />
wehren im Sinne einer guten Zukunft<br />
künftiger Generationen, für eine bessere<br />
Bildung, gegen Kürzungen und<br />
Streichungen. Ilse Schaad betonte,<br />
dass das Streikverbot für Beamte im<br />
Grundgesetz nicht verankert sei. Der<br />
Streik sei ein verfassungsmäßiges<br />
Grundrecht. In Deutschland habe<br />
es ein einziges Mal ein Streikverbot<br />
gegeben, 1922 für acht Tage, das aber<br />
nach heftigen Kontroversen seinerzeit<br />
aufgehoben worden wäre. Die <strong>GEW</strong><br />
sei die einzige Gewerkschaft, die das Streikrecht als selbstverständlich<br />
ansehe mit der Absicht, jedes Mitglied nachhaltig zu schützen.<br />
Auch im Lichte der europäischen Gerichtsbarkeit dürfe Streik nicht<br />
bestraft werden.<br />
Ilse Schaad zuversichtlich: „Wir werden in absehbarer Zeit das<br />
Streikrecht bekommen“. Jetzt gelte es, die <strong>GEW</strong> als streikfähige<br />
Organisation aufzubauen und die Mitglieder zu ermuntern, gegen<br />
Schuldenbremse und Kürzungen in Sachen Bildung auf die Straße<br />
zu gehen.<br />
In der anschließenden Diskussion empörte sich der <strong>GEW</strong>-Landesvorsitzende,<br />
dass ausgerechnet eine sozialdemokratisch geführte<br />
Regierung, ein „Dienstrechtsänderungsgesetz zur Verbesserung der<br />
Haushaltsfinanzierung“ auf den Weg bringe und eine jährliche Besoldungserhöhung<br />
von jeweils 1 Prozent für die nächsten fünf Jahre<br />
beschließe. Bei einer Preissteigerungsrate von weit über zwei Prozent<br />
sei dies ein Lohnverlust und kein Anteil an der wirtschaftlichen<br />
Entwicklung. Diese Besoldungserhöhung sollen die Beamtinnen<br />
und Beamten auch noch selbst bezahlen, denn im 1. Dienstrechtsänderungsgesetz<br />
seien Kürzungen bei Besoldung und Beihilfe in<br />
annähernd gleicher Höhe (41 Mio. Euro) vorgesehen. Das Ganze<br />
werde als „Planungssicherheit“ bezeichnet und als Wohltat verkauft.<br />
Dieses Vorgehen der Landesregierung habe mit Wertschätzung der<br />
Beamtinnen und Beamten und ihrer täglichen Erziehungs- und<br />
Bildungsarbeit nichts zu tun. Auch die Berufsperspektive für junge<br />
Lehrerinnen und Lehrer sei deprimierend, so die weitere Diskussion.<br />
Die „demographische Rendite“ führe zu Stelleneinsparungen<br />
für junge Lehrkräfte, die auf der Straße stehen. Gefordert wurde<br />
auch eine neue Steuerregelung, z.B. höhere Steuern für höhere<br />
Einkommen und große Vermögen sowie eine Transaktionssteuer.<br />
Die „Wutlehrer“ machen sich auf den Weg, die Zeiten werden auch<br />
für die Landesregierung härter.<br />
<strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 12 / 2011<br />
5
Landespolitik<br />
„Politisch opportunistisch entschieden?“ - ganz sicher!<br />
„Verfassungsrechtlich abgewogen?“ - mitnichten!<br />
Das Dienstrechtsänderungsgesetz im Anhörungsverfahren<br />
- Von Werner Dörr -<br />
„Verfassungsrechtlich richtig abgewogen, politisch opportunistisch<br />
entschieden“ - das ist die Essenz der Stellungnahme<br />
des Leipziger Rechtswissenschaftler Prof. Dr. Fassbender<br />
(Lehrstuhlinhaber für Öffentliches Recht, insbesondere Umwelt-<br />
und Planungsrecht) zum Entwurf des „Ersten Dienstrechtsänderungsgesetzes<br />
zur Verbesserung der Haushaltsfinanzierung“<br />
im Anhörungsverfahren des Haushalts- und Finanzausschusses<br />
des Mainzer Landtags. Er setzte sich damit<br />
allerdings im Gegensatz zu seinem Kollegen Prof. Dr. Heinrich<br />
Wolff von der Europa-Universität Viadrina (Lehrstuhlinhaber<br />
für Öffentliches Recht, insbesondere Staatsrecht und<br />
Verfassungsgeschichte), der den Gesetzentwurf „schon nach<br />
erster Durchsicht“ für schlichtweg verfassungswidrig hält.<br />
Leider war Prof. Wolff in der Ausschusssitzung nicht<br />
anwesend, sodass den Parlamentariern, Verbands- und<br />
Gewerkschaftsvertretern sowie den übrigen Zuhörern eine<br />
vielleicht aufschlussreiche Konfrontation entgegengesetzter<br />
Gutachteraussagen entging.<br />
Auch der CDU-Opposition, die um ein tieferes Eindringen<br />
in die spannende Frage bemüht war, ob das Gesetz schon<br />
von Anfang an als verfassungswidrig einzustufen sei oder<br />
ob ein solcher Zustand erst im Gesetzesvollzug eintreten<br />
werde, gelang es nicht, diese Frage abschließend zu klären.<br />
Immerhin war sich Prof. Dr. Faßbender auf Nachfrage<br />
sicher, dass eine Festschreibung der Beamtengehälter für 15<br />
(i.W. fünfzehn) Jahre nicht mehr verfassungsgemäß wäre,<br />
weil man für einen solch langen Zeitraum keine vernünftige<br />
Prognose aufstellen könne. Eine Festschreibung auf fünf<br />
Jahre, wie es jetzt vorgegeben ist, sei zwar „für beide Seiten<br />
gleichermaßen schwierig“, sei aber verfassungsrechtlich<br />
unbedenklich, weil der Gesetzgeber das Gesetz ja jederzeit<br />
ändern könne, sollte sich eine erhebliche Änderung der<br />
Lebensverhältnisse einstellen.<br />
Als eher zweitrangig stufte Prof. Dr. Fassbender das Alimentationsprinzip<br />
gemäß § 35 Abs. 3 GG ein, das nach<br />
Meinung aller Gewerkschaftsvertreter durch die fünfjährige<br />
Laufzeit der Vorab-Festschreibung der Beamtenbesoldung<br />
verletzt werde. Gutachter Faßbender betrachtet den<br />
Verfassungsrang der „Schuldenbremse“ bedeutsamer als<br />
den des Alimentationsprinzips und sieht die Entscheidungen<br />
der Landesregierungen, bei den Beamtengehältern zu<br />
sparen, von daher gerechtfertigt. Zwar seien der Dienstherr<br />
und der Gesetzgeber verpflichtet, die Lebensverhältnisse<br />
der Beamten ständig zu prüfen, aber er persönlich sei der<br />
Auffassung, dass man von einer zwingenden Notwendigkeit<br />
zur Anpassung erst ausgehen könne, wenn Beamtengehälter<br />
„im zweistelligen Prozentbereich“ niedriger seien<br />
als die Vergütung vergleichbarer Angestellter - und das sei<br />
im Fünfjahreszeitraum doch recht unwahrscheinlich. Auf<br />
Nachfrage aus den Regierungsfraktionen, ob man in diese<br />
Beurteilung nicht auch noch die gegenüber der Rente höhere<br />
Pension von Beamten einbeziehen müsse, erläuterte<br />
er, dass die Gerichte sich bislang auf den Vergleich von<br />
Nettojahresgehältern beschränkten.<br />
Sonderopfer für BeamtInnen<br />
Richterbund, Beamtenbund, DGB und die Vertreterin<br />
von VERDI hatten in ihren Stellungnahmen dagegen<br />
hervorgehoben, dass nach ihrer Auffassung die steigende<br />
Inflationsrate – zusammen mit der darauf folgenden<br />
Anhebung der Löhne über den beabsichtigten Fünfjahreszeitraum<br />
– die Beamtenschaft in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> so<br />
sehr von der Entwicklung der Lebensverhältnisse abkoppeln<br />
werde, dass von einem „Sonderopfer“ der Beamten<br />
zur „Haushaltskonsolidierung“ des Landes gesprochen<br />
werden könne, was nach ständiger Rechtsprechung<br />
des Bundesverfassungsgerichtes unzulässig sei. Auch<br />
befürchten die Gewerkschaften eine negative Wirkung<br />
dieser Festschreibung auf die Tarifverhandlungen für den<br />
Öffentlichen Dienst (die Tarifverhandlung für Bund und<br />
Kommunen steht in Kürze an), da <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> hier<br />
eine hochproblematische Wegmarke gesetzt habe, die die<br />
rheinland-pfälzischen Landesbeamten von der allgemeinen<br />
Einkommensentwicklung für Beamte in Deutschland<br />
abkoppeln werde. Im Gegensatz dazu hat zum Beispiel der<br />
Erste Bürgermeister von Hamburg gerade eine Garantie<br />
für die Übernahme der Tarifergebnisse auf die Beamtenbesoldung<br />
für die gesamte Legislaturperiode abgegeben.<br />
Als sehr aufschlussreich erwiesen sich in diesem Zusammenhang<br />
auch die Stellungnahmen der kommunalen<br />
Spitzenverbände - also der Arbeitgebervertreter von seiten<br />
der rheinland-pfälzischen Kommunen. Sie lehnen den<br />
Gesetzentwurf einhellig ab und würden ihre Beamten<br />
gerne besser bezahlen, als das Land es ihnen erlaubt! Die<br />
Vertreter der kommunalen Spitzenverbände machten<br />
darauf aufmerksam, dass es ihnen immer schwerer falle,<br />
qualifiziertes Personal zu rekrutieren. So tendiere die Bewerberzahl<br />
bei Amtsärzten und Pharmazeuten oder auch<br />
beamteten Tierärzten „substanziell gegen null“, weil die<br />
vom derzeitigen Besoldungsrecht in RLP vorgegebenen<br />
Bedingungen finanziell zu wenig attraktiv seien, um besonders<br />
qualifiziertes Personal einstellen zu können. Dies<br />
gelte gleichermaßen für Techniker sowie für alle Sektoren<br />
mit höheren Bildungsabschlüssen als Einstellungsvoraussetzung.<br />
Selbst bei Sozialarbeitern, die aufgrund der<br />
Änderungen im Betreuungsrecht ab 2012 zusätzlich benötigt<br />
würden, sehe man gravierende Einstellungsprobleme<br />
voraus. Daher sei mindestens eine „Öffnungsklausel“<br />
6 <strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 12 / 2011
Landespolitik<br />
erforderlich, die eine verbesserte Besoldung des Personals<br />
mit akademischen Abschlüssen ermögliche. Anderenfalls<br />
gerate die Erfüllung der den Kommunen übertragenen<br />
Aufgaben immer mehr in Gefahr.<br />
DGB und VERDI betonten in ihren Stellungnahmen<br />
gleichfalls die negativen Auswirkungen dieses Gesetzesvorhabens<br />
auf die Motivation der Bediensteten bei gleichzeitig<br />
ständig zunehmender Belastung. Die „Bezahlung nach<br />
Kassenlage“ ohne personalpolitisches Gesamtkonzept<br />
und ohne Diskussion der Frage, welche Leistungen der<br />
Öffentliche Dienst eigentlich erbringen müsse, gefährde<br />
letztendlich die Qualität der Leistungserbringung in<br />
den staatlichen Kernbereichen. Die Regierung betrachte<br />
die für den Staat arbeitenden Bediensteten nur noch als<br />
Kostenfaktor: „Stellenabbau und Kürzungen sind kein<br />
umfassendes Konzept“, stellte Astrid Clauss für den DGB<br />
fest. Auch sei der nun absehbare Reallohnverlust der Beamten<br />
im Lande schädlich für die Binnennachfrage und<br />
damit ein völlig falsches Signal.<br />
Auch dürfe die Einnahmeseite nicht außer Acht gelassen<br />
werden: Nur ein ordentlich finanzierter Staat sei ein handlungsfähiger<br />
Staat. In ähnlicher Weise hatte bereits der<br />
Sprecher des Richterbundes darauf aufmerksam gemacht,<br />
dass man u.a. aus den Haushaltsplänen des Landes und<br />
Berichten des Landesrechnungshofes ständig entnehmen<br />
könne, dass auch <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> sich immer noch viele<br />
Dinge leiste, die man als „nice to have“ bezeichnen könne,<br />
dass aber darüber die staatlichen Kernaufgaben - er<br />
nannte hier die Rechtsgewährung und den Justizvollzug<br />
- unterfinanziert ins Hintertreffen gerieten.<br />
Von allen Arbeitnehmerorganisationen wurde weiterhin<br />
die Sorge geäußert, dass es neben den für fünf Jahre<br />
festgelegten Regelungen zu weiteren – die Bediensteten<br />
belastenden – Entscheidungen kommen werde.<br />
Ausfallende Einsparung durch eine<br />
andere Sparmaßnahme kompensiert<br />
Seitens der SPD-Fraktion wurde dagegen argumentiert,<br />
dass man aufgrund der geführten Gespräche mit den<br />
Gewerkschaften bereit sei, auf die Absenkung der Beihilfeberechtigungsgrenze<br />
für „hinzuverdienende“ Ehegatten<br />
für diejenigen Beamtinnen und Beamte, die bereits<br />
verheiratet seien bzw. in einer der Ehe gleichgestellten<br />
Partnerschaft lebten, zu verzichten.<br />
Was dabei aber verschwiegen worden ist, verkündete die<br />
SPD in einer Presseerklärung am Nachmittag: Die durch<br />
den Verzicht auf die Belastung der Doppelverdiener-Paare<br />
ausfallende Einsparung wird durch eine andere Sparmaßnahme<br />
kompensiert: Die bisher in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
gewährte Beihilfe im Todesfall soll auf Antrag der SPD-<br />
Fraktion „weitgehend“ gestrichen werden. Damit wird<br />
eine neue Belastung verordnet, die nunmehr ausnahmslos<br />
alle Beamtinnen und Beamten - bzw. ihre Hinterbliebenen<br />
- treffen wird.<br />
Wie Rot-Grün mit den<br />
BeamtInnen umspringt<br />
Das hat schon eine neue Qualität, wie hier die rot-grüne<br />
Regierungskoalition im Land mit ihren BeamtInnen und<br />
den sie vertretenden Gewerkschaften und Verbänden<br />
umspringt: Zuerst wird ein weitreichender Gesetzentwurf,<br />
der erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik die<br />
Beamtengehälter für fünf Jahre im Voraus auf niedrigem<br />
Niveau festschreibt, zu Beginn der Sommerferien mit<br />
kurzer Äußerungsfrist in die Anhörung gegeben, dann<br />
erklärt man sich großzügig bereit einen Komplex, dessen<br />
Umsetzung zu ungerechten Verwerfungen geführt hätte,<br />
zu ändern und ersetzt die „Einsparausfälle“ durch eine<br />
völlig andersgeartete harte Einsparmaßnahme, über die<br />
aber mit den Vertretern der Betroffenen überhaupt nicht<br />
mehr diskutiert wird, weil man sich ja schon im parlamentarischen<br />
Verfahren befindet!<br />
Und noch eine neue Einsparmaßnahme ist der Regierungskoalition<br />
im Zusammenhang mit dem Doppelhaushalt<br />
2012/2013 eingefallen: Die Hochschulen des<br />
Landes sollen - zunächst für 2 Jahre - die Steigerungen für<br />
Gehälter und Vergütungen aus ihrem Etat selbst „erwirtschaften“,<br />
wodurch das Land 7 Millionen (2012) bzw. 13<br />
Millionen (2013) Euro einsparen will. Stellenstreichung<br />
oder die Rekrutierung besonders „billiger“ Professoren<br />
zum Ausgleich von Lohnsteigerungen - ist das das richtige<br />
Signal einer Bildungspolitik, die sich auf steigende<br />
Studierendenzahlen einstellen muss?<br />
Zum Schluss noch ein „Schmankerl“, das die Frage<br />
aufwirft, welche Bedeutung Logik für die Autoren des<br />
„Ersten Dienstrechtsänderungsgesetzes zur Verbesserung<br />
der Haushaltsfinanzierung“ eigentlich hat: Im Artikel<br />
11 des Gesetzentwurfes wird den studentischen und<br />
wissenschaftlichen Hilfskräften an den Hochschulen die<br />
Mitarbeitereigenschaft zugesprochen. Damit erhalten sie<br />
die volle Mitbestimmung, wie die übrigen Beschäftigten.<br />
Begründet wird dies damit, dass die „HIWIS“ Zuarbeit<br />
und unterstützende Tätigkeit leisteten, weisungsabhängig<br />
und nicht „eigenständig“, „wissenschaftlich“ oder „schöpferisch“<br />
arbeiteten. Auf Protest einiger Hochschulen,<br />
die sich angesichts der dadurch anfallenden Arbeiten<br />
überfordert fühlten, weil man ja viele „HIWIS“ beschäftige<br />
(die Rede ist von ca. 4.000 im Land, aber so genau<br />
weiß das niemand), wurde der Gesetzentwurf zwischen<br />
Anhörung und Einbringung in den Landtag noch einmal<br />
auf die Schnelle geändert: Jetzt wird die Mitbestimmung<br />
der „HIWIS“ von einem „Antrag“ abhängig gemacht,<br />
wie es bei wissenschaftlichen Mitarbeitern vorgeschrieben<br />
ist. Die Begründung, dies geschehe „im Hinblick<br />
auf ihre Qualifikation“, ist schon deshalb absurd, weil<br />
sie von der im davorstehenden Absatz widerlegt wird,<br />
der die Notwendigkeit der Mitbestimmung mit der als<br />
„nicht wissenschaftlich“ bewerteten Tätigkeit begründet.<br />
Nirgendwo in Deutschland wurde bislang die Frage der<br />
Mitbestimmung in personellen Angelegenheiten von der<br />
„Qualifikation“ der/des Betroffenen abhängig gemacht.<br />
Sind wir damit wieder beim Anfang dieses Beitrags angekommen?<br />
„Politisch opportunistisch entschieden?“ - ganz sicher!<br />
„Verfassungsrechtlich abgewogen?“ - aus <strong>GEW</strong>erkschaftlicher<br />
Sicht mitnichten!<br />
<strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 12 / 2011<br />
7
Landespolitik<br />
Sehr enttäuscht von Rot-Grün<br />
Gemeinsame Personalversammlung von Schulen im KV LU/SP<br />
(gh) Knapp 200 Kolleginnen und Kollegen aus fast 30 Schulen<br />
aller Schularten nahmen am 31. Oktober im Heinrich-<br />
Pesch-Haus in Ludwigshafen nachmittags an einer gemeinsamen<br />
Personalversammlung der Schulen in Ludwigshafen,<br />
Speyer und dem Rhein-<strong>Pfalz</strong>-Kreis teil. Dabei wurde über die<br />
Kürzungsmaßnahmen durch die geplante Dienstrechtsreform<br />
informiert und für die drei Tage später stattgefundene<br />
Protestkundgebung in Mainz mobilisiert.<br />
Fotos:<br />
Wolfgang Hnida-Eichenlaub<br />
Eingeladen und die Organisation übernommen hatte<br />
der Örtliche Personalrat der SFL Schlossschule in Ludwigshafen-Oggersheim,<br />
unterstützt vom Kreisvorstand<br />
der <strong>GEW</strong>. „Das Sparen auf unserem Rücken werden wir<br />
nicht über uns ergehen lassen!“, sagte Gerald Hebling<br />
vom Vorsitzendenteam des Kreisvorstandes in seiner Begrüßung<br />
und bedankte sich beim ÖPR der Schlossschule<br />
für sein Engagement.<br />
Wie immer, wenn es in der <strong>GEW</strong> darum geht, Kampfbereitschaft<br />
zu zeigen, waren auch zahlreiche Tarifbeschäftigte<br />
unter den TeilnehmerInnen. Warum deren Unterstützung<br />
durchaus Sinn macht, erläuterte Hans-Adolf<br />
Schäfer vom <strong>GEW</strong>-Landesvorstand in seiner detaillierten<br />
Darstellung der Verschlechterungen im Beamtenbereich:<br />
Wenn jetzt qua Gesetz eine kümmerliche Besoldungserhöhung<br />
von einem Prozent jährlich beschlossen werde,<br />
könne dies die Ergebnisse künftiger Tarifverhandlungen<br />
präjudizieren. Schäfer kritisierte scharf den eklatanten<br />
Eingriff in die Tarifautonomie, der den BeamtInnen über<br />
Jahre hinweg einen Reallohnverlust aufzwinge. Einen<br />
Erfolg für diejenigen, die es sich leisten können, nannte<br />
er die Verlängerung der Altersteilzeit für Lehrkräfte.<br />
Der <strong>GEW</strong>-Landesvorsitzende Klaus-Peter Hammer lobte<br />
in seinem Statement die große Beteiligung an der gemeinsamen<br />
Personalversammlung. Er kritisierte die Verankerung<br />
der Schuldenbremse in der Landesverfassung und<br />
das Sparvolumen von 1,2 Milliarden in der laufenden<br />
Legislaturperiode. Die Finanzkrise habe gezeigt, dass der<br />
Staat in Krisenzeiten investieren müsse. Deshalb seien<br />
höhere Steuern für Vermögende unerlässlich.<br />
Hammer zeigte sich sehr enttäuscht von der Landesregierung<br />
und speziell von Ministerpräsident Kurt Beck wegen<br />
des undemokratischen Verhaltens bei der Besoldung,<br />
das in einer traurigen Traditionen der nun fast schon<br />
zwanzig Jahre währenden Reihe von Verschlechterungen<br />
im Bildungsbereich stehe. Besonders bedrücke ihn, dass<br />
mit dem beabsichtigten Wegfall von 2.000 Stellen im<br />
Bildungsbereich die Einstellungschancen für junge KollegInnen<br />
drastisch sinken werden. Damit hätten sowohl<br />
SPD als auch Grüne ihre Wahlversprechen gebrochen,<br />
die so genannte demografische Rendite verbleibe im<br />
Bildungswesen.<br />
8 <strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 12 / 2011
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<strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 12 / 2011<br />
9
Bildungspolitik<br />
Aus bildungspolitischer Sicht Verständnis für <strong>GEW</strong>-Kritik<br />
Die <strong>GEW</strong> im Gespräch mit den Grünen<br />
Ende September fand ein Gespräch der <strong>GEW</strong> mit Vertretern<br />
der GRÜNEN-Landtagsfraktion statt. Auf Seiten der GRÜ-<br />
NEN nahmen der Fraktionsvorsitzende Daniel Köbler und der<br />
Abgeordnete Gunther Heinisch (Ausschuss für Wissenschaft,<br />
Weiterbildung und Kultur) teil. TeilnehmerInnen auf Seiten der<br />
<strong>GEW</strong> waren der Landesvorsitzende Klaus-Peter Hammer, der<br />
Gewerkschaftssekretär Peter Blase-Geiger sowie die Leiterin des<br />
Vorstandsbereichs Berufliche Bildung und Weiterbildung, Annelie<br />
Strack. Schwerpunkte des Gesprächs waren die Auswirkungen der<br />
Schuldenbremse auf den Bildungsbereich, aktuelle Entwicklungen<br />
im Bereich der Vertretungsverträge und der LehrerInnenversorgung<br />
an Schulen, Fragen der Beamtenbesoldung sowie die Lage in Kitas<br />
und an berufsbildenden Schulen.<br />
Einleitend machte Klaus-Peter Hammer die Enttäuschung und Verärgerung<br />
der <strong>GEW</strong>-Mitglieder angesichts der Sparmaßnahmen der<br />
neuen Landesregierung im Bildungsbereich deutlich. Daniel Köbler<br />
äußerte einerseits Verständnis dafür, betonte aber andererseits auch<br />
die Notwendigkeit, dass aufgrund der in der Landesverfassung verankerten<br />
Schuldenbremse insgesamt große Einsparungen erforderlich<br />
seien. Bei den Haushaltsberatungen würden von der rot-grünen<br />
Koalition gerade bei den Ausgaben für Bildung klare Prioritäten<br />
gesetzt. Dies werde auch im Vergleich mit der Ausgabenpolitik<br />
anderer Länder deutlich.<br />
Einig waren sich <strong>GEW</strong> und GRÜNE, dass die vor den Sommerferien<br />
verkündete Neuregelung der Vertretungsverträge zu<br />
unnötigen Irritationen geführt habe. Der mittlerweile eingerichtete<br />
Vertretungspool ist aus Sicht der <strong>GEW</strong> zwar sinnvoll, aber<br />
nicht ausreichend. Die hohe Zahl von Vertretungsverträgen zeige,<br />
wie hoch der permanente Vertretungsbedarf sei, der eigentlich<br />
durch Planstellen abgedeckt werden müsse. Nach Auffassung der<br />
GRÜNEN ist die Einrichtung des Vertretungspools ein Schritt<br />
in die richtige Richtung. Der absehbare Vertretungsbedarf solle<br />
zunehmend durch gesicherte Beschäftigungsverhältnisse mit klaren<br />
Bedingungen und verlässlichen Perspektiven abgedeckt werden.<br />
Hierfür sei Anfang 2012 eine Aufstockung des Vertretungspools<br />
um 100 weitere Stellen geplant.<br />
Klaus-Peter Hammer schilderte die Ablehnung der <strong>GEW</strong>-Mitglieder<br />
hinsichtlich der geplanten Streichung von 2000 der aufgrund des<br />
demografischen Wandels von der Landesregierung für nicht mehr<br />
erforderlich gehaltenen 3000 Planstellen in rheinland-pfälzischen<br />
Schulen. Die KollegInnen hätten die Erwartung, dass alle infolge<br />
des demografischen Wandels frei werdenden Stellen für mehr individuelle<br />
Förderung und bessere Rahmenbedingungen eingesetzt<br />
werden sollen. Seit 1991 seien Einsparungen im Bildungsbereich<br />
immer wieder damit begründet worden, dass die zu erwartende<br />
„demografische Rendite“ zur Verbesserung der pädagogischen Rahmenbedingungen<br />
verwendet würde. Die <strong>GEW</strong> gibt zu bedenken,<br />
dass rückläufige SchülerInnenzahlen nicht unbedingt und unmittelbar<br />
zu einer proportionalen Verringerung der Klassenzahlen und<br />
damit des Lehrerbedarfs führten.<br />
Die VertreterInnen der <strong>GEW</strong> kritisierten, dass die Steigerung der<br />
Bezüge von beamteten Lehrkräften in den kommenden Jahren auf<br />
eine Erhöhung um jeweils ein Prozent fixiert werden soll. Dies sei<br />
das Gegenteil der <strong>GEW</strong>-Forderung „Verhandeln statt verordnen“.<br />
Zudem stelle die Fixierung der Besoldungssteigerungen eine Abkoppelung<br />
der Bezüge von der Tarifentwicklung im öffentlichen<br />
Dienst dar.<br />
Die Vertreter der GRÜNEN zeigten zwar aus bildungspolitischer<br />
Sicht Verständnis für die die geäußerte Kritik, begründeten jedoch<br />
den Wegfall von einem Teil der freiwerdenden Stellen im Schulbereich<br />
mit der Schuldenbremse, die auf Landesebene beinahe ausschließlich<br />
als Ausgabenbremse umgesetzt werden könne. Die Bundesländer<br />
hätten nur sehr begrenzte Möglichkeiten, ihre Einnahmen<br />
durch Steuererhöhungen zu verbessern. Notwendig sei eine Abkehr<br />
von der bisherigen Niedrigsteuerpolitik auf der Bundesebene, damit<br />
Bildungsausgaben bundesweit einen höheren und damit angemesseneren<br />
Stellenwert erhalten können. In <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> lege die<br />
Koalition großen Wert darauf, einen verfassungsgemäßen Haushalt<br />
vorzulegen. Damit seien erhebliche Einsparvolumina verbunden<br />
und Ausgaben im Bildungsbereich hätten einen sehr großen Anteil<br />
in den Landeshaushalten. Bildung habe in der Finanzpolitik der<br />
Koalition jedoch absolute Priorität. Die BeamtInnen hätten nicht<br />
als einzige die Last der Konsolidierung zu tragen, aber ihnen werde<br />
ein besonders hoher Anteil abverlangt. Dies werde von grüner Seite<br />
durchaus anerkannt. Im Vergleich zu anderen Bundesländern wie<br />
Bayern, die ihren BeamtInnen Nullrunden verordneten, versuche<br />
die Koalition jedoch, den Beschäftigten eine klare Perspektive und<br />
Verlässlichkeit zu bieten.<br />
<strong>GEW</strong> und GRÜNE sind sich einig, dass die vorgesehene Verkleinerung<br />
der Grundschulklassen die pädagogischen Rahmenbedingungen<br />
verbessert. Die <strong>GEW</strong> betont jedoch die Notwendigkeit, auch<br />
in der Sekundarstufe I und der Berufsfachschule eine Verkleinerung<br />
der Klassengrößen zu erreichen. Die GRÜNE Fraktion weist darauf<br />
hin, dass nach aktuellen Prognosen die SchülerInnenzahlen um ein<br />
Vielfaches stärker sinken werden als der geplante Stellenrückgang.<br />
Dadurch werde es zu weiteren Verbesserungen bei den Betreuungsverhältnissen<br />
kommen. In diesem Zusammenhang seien als weitere<br />
Schritte Verkleinerungen der Klassen in den Orientierungsstufen<br />
der Integrierten Gesamtschulen und der Gymnasien vereinbart.<br />
Wegfallende Stellen im Schulbereich seien auch durch die Notwen-<br />
10 <strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 12 / 2011
Bildungspolitik<br />
digkeit begründet, innerhalb des Bildungsbereichs umzuschichten.<br />
Der Ausbau der frühkindlichen Bildung und die Hochschulfinanzierung<br />
machen größere haushaltspolitische Anstrengungen erforderlich.<br />
Für das Schwerpunktprogramm „Kita plus“ seien jährlich 2,5<br />
Millionen Euro Mehrausgaben geplant. Auch für die Hochschulen<br />
seien zusätzliche Ausgaben erforderlich, damit diese für steigende<br />
Studierendenzahlen - auch im Zusammenhang mit den doppelten<br />
Abiturjahrgängen aus anderen Bundesländern und der bundesweiten<br />
Aussetzung der Wehrpflicht - besser ausgestattet werden können.<br />
Für den Bereich der frühkindlichen Bildung forderte Peter Blase-<br />
Geiger die Vorlage eines Umsetzungsplans für das Programm „Kita<br />
plus“, aus dem hervorgeht, mit welchen Verbesserungen - insbesondere<br />
im Bereich der Leitungsfreistellung, der Bezahlung der<br />
ErzieherInnen und der Gruppengrößen - und mit welchen Umsetzungsschritten<br />
zu rechnen sei. Da ein quantitativer und gleichzeitig<br />
qualitativer Ausbau aufgrund fehlender Ressourcen nicht möglich<br />
sei, fordere die <strong>GEW</strong> differenzierte Lösungen und einen Stufenplan<br />
über mehrere Jahre. Für die Erarbeitung solcher Konzepte biete<br />
die <strong>GEW</strong> ihren Sachverstand an. Die GRÜNEN erläuterten, dass<br />
differenzierte Lösungen die Grundlage des Kita-plus-Programms<br />
bildeten. Verbesserungen seien insbesondere in Bereichen mit hohen<br />
Anteilen sozial benachteiligter Familien vorgesehen und im ländlichen<br />
Raum seien Familienzentren geplant. Das angestrebte Ziel<br />
von Betreuungsplätzen für 35 Prozent der Kinder unter 3 Jahren<br />
erfordere große Anstrengungen auf allen Ebenen. Die Ausweitung<br />
des Rechtsanspruchs auf Betreuungsplätze sei sinnvoll, gleichzeitig<br />
mit dem quantitativen Ausbau der Betreuung müssten aber auch<br />
Perspektiven für qualitative Verbesserungen entwickelt werden.<br />
Mit Verwunderung nahmen die <strong>GEW</strong>-VertreterInnen zur Kenntnis,<br />
dass die GRÜNEN der Berufsfachschule I mit Skepsis gegenüberstehen.<br />
Zurzeit sei ein Übergangssystem in Form der Berufsfachschule<br />
dringend erforderlich, um die Ausbildungschancen der Jugendlichen<br />
zu verbessern. Dazu müssten die pädagogischen Rahmenbedingungen<br />
in der Berufsfachschule I dringend verbessert werden.<br />
Von GRÜNER Seite wurde betont, dass sich die unter Anderem<br />
im Wahlprogramm formulierte Kritik an den Berufsfachschulen<br />
I keineswegs gegen die SchülerInnen und die in diesem Bereich<br />
tätigen Lehrkräfte richte. Mit der im Koalitionsvertrag vorgesehenen<br />
Evaluation der Berufsfachschule I und der dort formulierten<br />
Absicht, die pädagogischen Rahmenbedingungen zu verbessern,<br />
sei eine gute Grundlage für Überprüfungen und Weiterentwicklungen<br />
gelegt. Auch die Lehrkräfteversorgung und Bezahlung an<br />
den Berufsbildenden Schulen und der Bedarf für Weiter- und<br />
Höherqualifizierungen wurde vonseiten der <strong>GEW</strong> zur Sprache<br />
gebracht. Angesichts der besonderen Situation an berufsbildenden<br />
Schulen waren sich beide Seiten einig, dass ein weiteres Gespräch<br />
zum fachlichen Austausch zwischen der GRÜNEN Fraktion und<br />
der <strong>GEW</strong> mit diesem Schwerpunkt stattfinden soll.<br />
Annelie Strack<br />
Premiere in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>: Friedensnetzwerk und<br />
Ministerium unterzeichnen Kooperationsvereinbarung<br />
-Von Friedhelm Schneider * -<br />
Am 15.08.2011 wurde in Mainz die bundesweit erste Kooperationsvereinbarung<br />
eines Bildungsministeriums mit einem<br />
Friedensverband unterzeichnet. Das Netzwerk Friedensbildung<br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> umfasst derzeit 17 Mitgliedsorganisationen, die<br />
sich im Bereich der kirchlichen und zivilgesellschaftlichen Friedensarbeit<br />
engagieren oder als Friedensdienste Freiwillige in Auslandsprojekte<br />
entsenden. Gemeinsames Anliegen der Netzwerk-<br />
Mitglieder ist es, die zivile Friedensbildung in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
zu stärken und daran mitzuwirken, dass Praxiserfahrungen ziviler<br />
Friedensarbeit unkompliziert den Weg an die Schulen finden. Die<br />
zu begrüßende Aussetzung der Wehrpflicht wird zur Folge haben,<br />
dass in unserer Gesellschaft - und somit auch unter SchülerInnen<br />
- die Beschäftigung mit der Problematik kriegerischer Gewalt und<br />
mit dem notwendigen Vorrang ziviler Alternativen abnimmt. Den<br />
Bildungsverantwortlichen soll geholfen werden, hier gegenzusteuern,<br />
damit friedensethische Themen nicht aus dem Blick geraten.<br />
Ziele der Kooperationsvereinbarung<br />
Im Zentrum der neuen Kooperationsvereinbarung zur Friedensbildung<br />
steht die Erziehung „zum gewaltfreien Zusammenleben<br />
und zur verpflichtenden Idee der Völkergemeinschaft“, wie sie das<br />
rheinland-pfälzische Schulgesetz bekräftigt. Auf diesem Hintergrund<br />
unterstreicht das aktuelle Bildungsabkommen „die Förderung der<br />
Kenntnis von nichtmilitärischen Lösungsansätzen in Krisen und<br />
Kriegssituationen und die Verbreitung von Wissen und Vermittlung<br />
von Erfahrungen aus zivilgesellschaftlichen Aktivitäten der Friedensförderung,<br />
z.B. in den Bereichen: Ursachenforschung, Prävention,<br />
Mediation, Konfliktaufarbeitung, Geschichte der Friedensbewegung<br />
und Freiwilligendienste“. Schon dieses exemplarische Zitat aus der<br />
neuen Vereinbarung macht deutlich: Es handelt sich hier um ein<br />
selbständiges Bildungs-Abkommen, das eigene zukunftsrelevante<br />
Inhalte setzt und seine Berechtigung nicht aus der Korrekturbedürftigkeit<br />
des bestehenden Bundeswehr-Kooperationsvertrags vom<br />
25.02.2010 herleitet. Rückblickend betrachtet hat die einseitige<br />
Übereinkunft des Bildungsministeriums mit der Bundeswehr sich als<br />
zunächst ungewollter „Türöffner“ für die aktuelle Friedensbildungs-<br />
Vereinbarung erwiesen. Die kritische Resonanz auf die nunmehr<br />
vertraglich gesicherte Schulpräsenz der Bundeswehr hatte zur Folge,<br />
dass die notwendige Verankerung ziviler Friedensbildung in der<br />
Schulpraxis neu in den Blick kam. Zu den Ergebnissen des sich<br />
daraus entwickelnden Diskussionsprozesses gehört das Friedensbildungs-Abkommen<br />
vom 15.08.2011: Es bezieht seine Plausibilität<br />
aus seiner menschenfreundlich-zukunftsfähigen Orientierung. Es<br />
verdeutlicht offiziell, dass der Bundeswehr in Fragen der Friedens-<br />
<strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 12 / 2011<br />
11
BILDUNGSPOLITIK / Kindertagesstätten<br />
ethik und -gestaltung keine schulische Deutungshoheit zukommt.<br />
Und es stellt klar, dass sachkundige ReferentInnen aus dem Umfeld<br />
der Friedensbewegung grundsätzlich ihren Platz im Schulunterricht<br />
haben können - nicht nur da, wo zufällig vorhandene persönliche<br />
Beziehungen dies unter der Hand ermöglichen.<br />
Beiträge zur Schulpraxis<br />
Ihrer Präambel entsprechend will die Kooperationsvereinbarung<br />
„zivilgesellschaftlichen Sachverstand und praktische Erfahrung in<br />
friedensfördernden Einsatzfeldern für Schulen“ nutzbar machen.<br />
In Zusammenarbeit mit dem Bildungsministerium, das finanzielle<br />
und organisatorische Unterstützung leistet, fördert das Netzwerk<br />
Friedensbildung den Unterricht, indem es ReferentInnen zu Friedensfragen,<br />
Zeitzeugen der Friedensbewegung, AbsolventInnen<br />
von Friedens- und Freiwilligendiensten oder auch einzelne Exkursionsangebote<br />
vermittelt. Die vorgeschlagene Themenliste reicht<br />
vom persönlichen Nahbereich („Selbst was für den Frieden tun“,<br />
„Friedensarbeit in der Region“) bis hin zu strukturellen und konzeptionellen<br />
Fragen (z.B. „Deutsche Waffen ins Ausland?“, „Konversion<br />
- die Schwester der Abrüstung“, „Menschenrecht Kriegsdienstverweigerung“,<br />
das Konzept der „Menschlichen Sicherheit“). Über die<br />
Netzwerk-Homepage www.netzwerk-friedensbildung-rlp.de ist ein<br />
direkter Zugang zu den jeweiligen ReferentInnen oder Friedensorganisationen<br />
gewährleistet. Die thematischen Impulse der Netzwerk-<br />
Mitglieder beziehen sich mehrheitlich auf den Sozialkunde- und<br />
Religionsunterricht, vorwiegend ist die Sekundarstufe II im Blick.<br />
Natürlich wird das Netzwerk auf absehbare Zeit nicht in der Lage<br />
sein, eine landesweit flächendeckende „Versorgung“ mit Friedensbildungs-ExpertInnen<br />
sicherzustellen. Die Kapazität des augenblicklichen<br />
Angebots liegt bei insgesamt ca. 200 Schulbesuchen<br />
im Schuljahr. D.h. wenn alle Angebote genutzt würden, könnte in<br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> an jedem Schultag des laufenden Schuljahres eine<br />
ergänzende Friedensbildungsveranstaltung stattfinden. Das wäre<br />
ein guter Anfang.<br />
Friedenspolitisch wird weiterhin ein kritisches Monitoring<br />
schulischer Bundeswehr-Aktivitäten notwendig sein, zu denen<br />
bekanntlich nicht nur Jugendoffiziers-Vorträge, sondern auch<br />
Schülerzeitungsseminare, fragwürdige Erlebnis-Exkursionen und<br />
neuerdings auch organisierte Schülertelefonate mit ausgesuchten<br />
Bundeswehr-Angehörigen im Auslandseinsatz gehören. Neben<br />
der politischen Problematisierung von Werbestrategien, die im<br />
Gewande der Bundeswehr-Informationsarbeit daherkommen,<br />
gilt es friedenspädagogisch die Chancen zu nutzen, die die neue<br />
Kooperationsvereinbarung zur Friedensbildung bietet. Für beide<br />
Anliegen ist die Unterstützung durch <strong>GEW</strong>-Mitglieder willkommen<br />
und wichtig.<br />
* Der Autor leitet die Arbeitsstelle Frieden und Umwelt der Pfälzischen<br />
Landeskirche und ist Sprecher des im Mai 2011 gegründeten Netzwerks<br />
Friedensbildung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>.<br />
Noch viel Arbeit beim Gesundheitsschutz in Kitas<br />
Zahlreiche Erzieherinnen und Erzieher haben sich an einem<br />
Fortbildungstag zum Thema Gesundheitsförderung in Kindertagesstätten<br />
beteiligt, den die <strong>GEW</strong> für ihre Mitglieder in Personalräten<br />
bei Kommunen am 4. November im Erbacher Hof in Mainz<br />
durchgeführt hat.<br />
Zwei Jahre waren vergangen, nachdem die Gewerkschaften ver.di und<br />
<strong>GEW</strong> am Ende eines langen Arbeitskampfes den Gesundheitsschutz<br />
für die Beschäftigten in den Sozial- und Erziehungsberufen bei den<br />
Kommunen erstmals tarifvertraglich geregelt hatten. Deshalb galt es<br />
zunächst eine Art Zwischenbilanz zu ziehen und festzustellen, wie es<br />
mit der betrieblichen Gesundheitsförderung in den einzelnen Kommunen<br />
voran gegangen ist. Darüber hinaus wurden alle rechtlichen<br />
Aspekte des Themas behandelt.<br />
Antje Stöwesandt, Expertin der Unfallkasse <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> (UK),<br />
erläuterte die einschlägigen gesetzlichen und tariflichen Bestimmungen,<br />
wobei sie die unterschiedlichen Aufgabengebiete der<br />
beteiligten Personen und Institutionen, zu denen beispielsweise<br />
auch Betriebsärzte, Fachkräfte für Arbeitssicherheit, Sicherheitsbeauftragte,<br />
Arbeitsschutzausschüsse, betriebliche Kommissionen<br />
und Gesundheitszirkel zählen, verdeutlichte. In einem folgenden<br />
Tagungsschwerpunkt ging es darum, mögliche gesundheitsfördernde<br />
oder die Gesundheit erhaltenden Aspekte des beruflichen Alltags<br />
aufzudecken, damit diese im Rahmen einer betrieblichen Gesundheitsförderung<br />
gesichert und ausgebaut werden können. Auf die<br />
Frage „Was macht mich in meinem Berufsalltag zufrieden?“ gaben<br />
die Teilnehmerinnen und Teilnehmer überraschend viele Antworten:<br />
So wurden unter anderem selbstbestimmtes Arbeiten, geregelte Arbeitszeiten,<br />
gute Arbeitserfolge (positive Entwicklung von Kindern)<br />
oder die Teamarbeit in einem positiven Arbeitsklima genannt.<br />
In einem nächsten Arbeitsschritt beschäftigten sich die Personalrats-<br />
mitglieder mit den Faktoren, die sie in ihrem beruflichen Alltag als<br />
„belastend“ empfinden. Am meisten wurden bei dieser Frage die<br />
stetig zunehmenden Aufgaben in der Kindertagesstätte und der<br />
damit verbundene Zeitdruck genannt, der offensichtlich in vielen<br />
Fällen zu einem die Gesundheit gefährdenden Arbeitsstress führt.<br />
Darüber hinaus werden ein permanent hoher Geräuschpegel (Lärm)<br />
und verschiedene körperliche Belastungen (z.B. Rücken) häufig<br />
als belastend empfunden. Vielen Teilnehmerinnen lag eine bessere<br />
Aufklärung über psychische Erkrankungen am Herzen. Die enorme<br />
Zunahme dieser Erkrankungen, die von den Betroffenen häufig auf<br />
individuellen Arbeitsstress zurückgeführt werden, müsse stärker in<br />
den Blick und die Krankheit als solche von allen Beteiligten auch<br />
ernster genommen werden.<br />
Die abschließende Frage nach Verbesserungsvorschlägen ergab<br />
– abhängig von den jeweiligen Belastungsfaktoren – ein buntes<br />
Bündel an Maßnahmen, zu denen neben einer sinnvolleren Nutzung<br />
vorhandener Räume, baulicher Veränderungen, einer Entrümpelung<br />
der Arbeitsvorhaben (Reduzierung der Aufgaben) oder der<br />
Anschaffung neuen Mobiliars auch präventive Maßnahmen, wie<br />
zielgerichtete Fortbildungen, zählten. An erster Stelle der gesundheitsfördernden<br />
Maßnahmen wird von den Erzieherinnen und<br />
Erziehern aber genannt, mit mehr Personal in kleineren Gruppen<br />
arbeiten zu können.<br />
Am Ende der Fortbildung konnten Peter Blase-Geiger und Bernd<br />
Huster, Gewerkschaftssekretäre der <strong>GEW</strong>, feststellen, dass auf die<br />
kommunalen Dienststellen und deren Personalvertretungen, aber<br />
auch auf die Gewerkschaften beim Thema betrieblicher Gesundheitsschutz<br />
noch viel Arbeit wartet. Die Frage jedenfalls, ob sich<br />
der Gesundheitsschutz in den Kommunen seit Inkrafttreten der<br />
tariflichen Regelungen verbessert habe, beantworteten erst wenige<br />
der Teilnehmerinnen mit einem Ja.<br />
bh<br />
12 <strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 12 / 2011
Schulen<br />
Ein Tag der Motivation, der Visionen und des Mutes<br />
Gesamtschultag 2011: „Vielfalt als Chance“<br />
Zum diesjährigen Gesamtschultag mit dem Motto „Vielfalt<br />
als Chance“, Ende September an der IGS Gerhard Ertl in<br />
Sprendlingen, hatten sich rund 150 TeilnehmerInnen angemeldet,<br />
unter ihnen das gesamte Kollegium der durchführenden<br />
Schule. Für die Sprendlinger IGS-LehrerInnen war dies<br />
ein Fortbildungstag.<br />
Er begann am Morgen mit zahlreichen Grußworten, in<br />
deren Verlauf Dr. Hans Beckmann, Abteilungsleiter im<br />
MBWWK, von Hans-Ulrich Winck, Mitglied des <strong>GEW</strong><br />
Organisationsteams, eine rosa Hand aus Kunststoff erhielt<br />
zum Zeichen dafür, dass er in Zukunft im Ministerium<br />
ein „gutes Händchen“ – insbesondere bei Ministerin und<br />
Staatssekretärin – für die Gesamtschulen haben möge. Es<br />
folgte der Besuch in einer der zehn angebotenen Arbeitsgruppen,<br />
in denen erfahrene IGS-Lehrkräfte wichtige<br />
Themenbereiche von „Differenzierte Leistungsmessung“<br />
bis hin zu „Schulleitung an IGS“ aufgriffen. Nach einem<br />
gemeinsamen Mittagessen zu den Klängen des Franz-<br />
Stüber-Trios hielt die Professorin an der Pädagogischen<br />
Hochschule Ludwigsburg und z.Zt. Kommissarische Leiterin<br />
der Odenwaldschule, Dr. Katrin Höhmann, einen<br />
viel beachteten Vortrag zu dem Thema „Chancen nutzen,<br />
Vielfalt erkennen, Lernkultur verändern“. Das Schlusswort<br />
des <strong>GEW</strong> Landesvorsitzenden, Klaus-Peter Hammer,<br />
beendete den informativen und anregenden Tag.<br />
Die Arbeitsgruppen<br />
Nach den Grußworten und einer orientierenden Kaffeepause<br />
gingen die TeilnehmerInnen in die Säle der<br />
einzelnen Arbeitsgruppen. Die AG „Differenzierte Leistungsmessung“<br />
wurde von Georg Dumont und Oliver<br />
Großhans (beide IGS Deidesheim-Wachenheim) geleitet.<br />
Es ging um die Notwendigkeit und die Möglichkeiten<br />
einer differenzierten Leistungsmessung an Integrierten<br />
Gesamtschulen und um die Darstellung von konkreten<br />
Beispielen in den Fächern Deutsch und Mathematik.<br />
Die AG „Umgang mit Heterogenität - gemeinsames und<br />
individuelles Lernen“ befasste sich unter der Leitung<br />
von drei Lehrerinnen der IGS Mutterstadt, von Anne<br />
Kassel, Meike Seger und Petra Ebling-Grabicki, mit den<br />
Voraussetzungen für Differenzierung, mit möglichen<br />
Formen differenzierten Arbeitens, mit der Bewertung<br />
von differenzierten Leistungen und stellte in der Praxis<br />
erprobte Arbeitsmittel vor. In der AG „Vom Lehrplan<br />
zum Lernplan“, die die Gastreferentin Katrin Höhmann<br />
leitete, wurde aufgezeigt, wie individualisierende Lernpläne<br />
bzw. Lernarrangements für die SchülerInnen geplant,<br />
durchgeführt, dokumentiert und begleitet werden und<br />
wie sich dabei sowohl die Lehrer- als auch die Schülerrolle<br />
verändern. Die Kolleginnen Christiane Jahn und<br />
Karin Hantschel von der IGS Koblenz führten die AG<br />
„MSS an IGS / Integration 11. Klasse“. Sie diskutierten<br />
mit den TeilnehmerInnen aufgrund eigener Erfahrungen<br />
die Übergangsgestaltung von der Sekundarstufe I in die<br />
gymnasiale Oberstufe (MSS), die Integration neuer<br />
SchülerInnen in der 11. Klasse und das erste Abitur an<br />
ihrer IGS. Lutz Zahnhausen (HPR IGS) erörterte in seiner<br />
AG „Berufsorientierung (Praxistag/ Berufswahlportfolio)“<br />
die Frage: Gelingt es, den geforderten Praxistag an<br />
Integrierten Gesamtschulen so umzusetzen, dass langes<br />
gemeinsames Lernen nicht gefährdet wird? In ihrer AG<br />
„Gewaltprävention/ Deeskalationstraining“ machten die<br />
beiden Lehrkräfte aus Nieder-Olm Sabrina Köhler (RS<br />
plus) und Jörg Köhler (IGS) den Interessierten bewusst,<br />
welche Prozesse in Konflikten ablaufen und zeigten mit<br />
welchen Übungen und Spielen Spannung abgebaut und<br />
somit Gewalt verhindert werden kann. Die AG „Der<br />
neue Bildungsplan für das Fach Gesellschaftslehre“ wurde<br />
von Eva-Maria Glaser geleitet. Im Mittelpunkt des Gesprächs<br />
standen Aspekte des neuen Bildungsplans und<br />
sehr unterschiedliche Ansichten über dieses Fach und<br />
seine Umsetzung. Gegenseitiges Helfen stand in der AG<br />
„Lernwerkstatt/Schüler helfen Schülern“ im Vordergrund.<br />
Alexander Schmuck, Rita Steiger-Essling und Dr. Markus<br />
Setzepfand von der IGS Wörrstadt haben aufgrund<br />
ihrer Erfahrungen mit einer S.A.M.S.-Gruppe und einer<br />
Lernwerkstatt an ihrer Schule die Organisation, Erfolge<br />
und Probleme dieser Lernformen vorgestellt. Dr. Klaus<br />
Winkel und Ursula Gressung-Schlobach (Schulleiterin<br />
der IGS Sulzbachtal) stellten in der AG „GGG: Schulleitung<br />
an IGS“ ein modulares Fortbildungskonzept für<br />
Lehrkräfte in Schulleitungen an einer IGS bzw. für solche,<br />
die sich für eine derartige Aufgabe interessieren, vor. Die<br />
GGG plant, eine Fortbildungsreihe nach diesem Konzept<br />
durchzuführen.<br />
<strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 12 / 2011<br />
13
Schulen<br />
Vortrag: „Die höchste Arbeitszufriedenheit<br />
findet sich in den Schulen, die umgestellt<br />
haben.“<br />
Nach der Aufnahme unzähliger Informationen, nach<br />
Anspannung und Konzentration konnten sich die TeilnehmerInnen<br />
in der Mittagspause entspannen und mit<br />
den ReferentInnen und vielen KollegInnen aus anderen<br />
Gesamtschulen ins Gespräch kommen. An langen Tischen<br />
fand bei schmackhaftem Essen ein reger Gedanken- und<br />
Erfahrungsaustausch statt. Wer noch ein Ohr frei hatte,<br />
der hörte auf die Musik des Franz-Stüber-Trios. Die<br />
drei Musikstudenten der Mainzer Musikhochschule, die<br />
mit Schlagzeug, Saxophon und Keyboard Modern Jazz<br />
spielten, brachten es mit schwungvollen lateinamerikanischen<br />
Rhythmen und eingehenden Melodien immer<br />
wieder fertig, die Pädagogik kurz zu verlassen und sich<br />
der Musik zuzuwenden.<br />
Erneut aufnahmebereit kamen die Tagungsgäste zum Vortrag<br />
von Prof. Dr. Katrin Höhmann. Sie erklärte, wie sich<br />
durch das Akzeptieren der außerordentlich heterogenen<br />
Schüler- und Lehrerschaft, durch ein längeres gemeinsames<br />
Lernen, durch schülerorientierte, eigenverantwortliche<br />
Unterrichtsformen, durch eine subjektorientierte<br />
Leistungsmessung eine neue Lernkultur entwickeln muss.<br />
Diese Lernkultur ist für sie aber keine unerreichbare<br />
Zielvorstellung, nein, sie stellte dar, dass einige Schulen,<br />
z.B. die, die den Deutschen Schulpreis gewonnen haben,<br />
wesentliche Merkmale dieser Lernkultur bereits praktizieren,<br />
dass sie nicht nur Fachleistung fördern, sondern auch<br />
Kreativität, Lebensmut, Lernfreude, Sozialkompetenz<br />
und Verantwortung.<br />
Sie begann mit der Grundlegung der neuen Lernkultur:<br />
mit der Hinterfragung und Neudefinition zentraler pädagogischer<br />
Begriffe wie Heterogenität, Individualisierung,<br />
Kompetenz, Integration, Inklusion und Bildung. Die Professorin<br />
betonte, dass bei den neuen Formen des Lernens<br />
die SchülerInnen als lernende Persönlichkeiten in den<br />
Mittelpunkt gestellt werden müssten. Sie ging auf eine<br />
Reihe von wichtigen Lernfaktoren ein: die Angebotsvielfalt,<br />
die Effektivität des Unterrichts, ein lernförderliches<br />
Klima, das individuelle Lernen und die Förderung des<br />
Selbstkonzeptes der SchülerInnen.<br />
Als hervorragende Schule, die wesentliche Komponenten<br />
der neuen Lernkultur bereits realisiert, nannte sie die<br />
Sophie-Scholl-Schule in Bad Hindelang-Oberjoch, die<br />
2010 den Deutschen Schulpreis verliehen bekam. Diese<br />
ausgezeichnete Schule hat etwa 200 SchülerInnen und 13<br />
Lehrkräfte. Es ist eine Schule für chronisch kranke Kinder,<br />
die an Asthma oder Neurodermitis oder an einer Allergie<br />
leiden und in der Alpenklinik Santa Maria behandelt<br />
werden. In der Sophie-Scholl-Schule werden Mädchen<br />
Stimmen zur Tagung<br />
Barbara Peitz, BPR, IGS-Lehrerin: „Gerade das Ende der<br />
Tagung hat mich unheimlich motiviert in Richtung Visionen<br />
und in Richtung Mut, dass man sich eigentlich mehr<br />
Freiheiten nehmen soll zur individuellen Gestaltung in der<br />
Schule. Das fand ich sehr interessant an dem Vortrag, den<br />
wir gerade gehört haben.“<br />
Andreas Gerdon, HPR IGS, IGS-Lehrer: „Ich bin ganz<br />
überrascht, wie viele TeilnehmerInnen da waren. Es waren<br />
150 inklusive der Kolleginnen und Kollegen der Gerhard<br />
Ertl Gesamtschule. Die hohe Beteiligung zeigt einen großen<br />
Bedarf an gegenseitigem Austausch und Information vor<br />
allem zwischen den Gesamtschulen auf Landesebene.“<br />
Lutz Zahnhausen, HPR IGS, IGS-Lehrer: „Die Beteiligung<br />
fand ich in Ordnung. Aber insgesamt ist es so, dass wir<br />
von vielen Schulen die Rückmeldung hatten, dass nicht mehr<br />
kommen konnten, weil die Schulen sie nicht mehr weg lassen,<br />
nicht mehr als drei. Ich habe die Hoffnung, dass wenigstens<br />
ein kleiner Teil von dem, was am Nachmittag Thema war,<br />
mit in die Arbeit genommen wird.“<br />
Franz-Josef Bronder, Vorsitzender GGG <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>.,<br />
Förderlehrer IGS: „Ich komme gerade vom Bundeskongress<br />
der GGG in Hildesheim, da ging es um Inklusion. Es gibt<br />
hier im Land bestimmt vieles zu diskutieren, wie Inklusion<br />
besser gelingen kann. Aber ich denke, wir sind hier auf<br />
einem guten Weg. Und es waren heute ja auch viele junge<br />
Kolleginnen und Kollegen da. Ich denke, da ist schon ein<br />
großes Interesse, Schule so weiter zu entwickeln, dass wir in<br />
Richtung Inklusionspädagogik kommen.“<br />
Christian Goldschmitt, Leitungsteam des Vorstandsbereichs<br />
„Junge <strong>GEW</strong>“, IGS-Lehrer: „Es hat sich gezeigt,<br />
dass wir auch in den Gesamtschulen noch viel zu entwickeln<br />
haben. Wir sind auf einem guten Weg, wir erproben viele<br />
neue Lernkonzepte und Lerninhalte. Ich denke, es ist deutlich<br />
geworden, dass wir ohne eine Veränderung des Grundsystems<br />
den Gedanken der individuellen Förderung gar nicht umsetzen<br />
können. Dazu gehört eine Abschaffung der Noten,<br />
ein wirklich individuelles Betreuen jedes einzelnen Schülers<br />
und jeder einzelnen Schülerin, dass wir Lehrerinnen und<br />
Lehrer mehr Zeit bekommen, um uns auf den Einzelnen zu<br />
konzentrieren.“<br />
14 <strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 12 / 2011
Schulen<br />
und Jungen von Klasse 1 bis 13 aus allen Schulformen<br />
und allen Bundesländern unterrichtet. Gemeinsamer<br />
Unterricht von Hochbegabten und Lernbehinderten<br />
ist tägliche Praxis. Die Schülerinnen und Schüler lernen<br />
in jahrgangsübergreifenden Gruppen anhand von<br />
Wochenplänen, die von den LehrerInnen individuell<br />
und „maßgeschneidert“ für sie erarbeitet wurden. Wenn<br />
einer beim Lösen der Aufgaben nicht mehr weiter weiß,<br />
dann hilft immer zuerst jemand aus der Klasse, dann erst<br />
im Notfall die Lehrkraft. Am Ende jeder Woche gibt es<br />
Feedback-Gespräche. Es wird viel in Projekten gearbeitet<br />
und viel selbstständiges Arbeiten von den SchülerInnen<br />
erwartet. Die Lehrpersonen, FachlehrerInnen für Gymnasien<br />
und Realschulen, GrundschullehrerInnen und<br />
SozialpädagogInnen, arbeiten zusammen in einem Team,<br />
sitzen gemeinsam an einem großen Tisch und helfen sich<br />
gegenseitig. Trotz der hohen Zahl der Arbeitsstunden, die<br />
diese Form des Unterrichtens erfordert, ist die Arbeitszufriedenheit<br />
der KollegInnen hoch.<br />
Zu diesem Faktor „Arbeitszufriedenheit“ führte die Referentin<br />
auch eine Studie aus Nordrhein-Westfalen an.<br />
In dieser Untersuchung wurden die untersuchten IGSen<br />
in drei unterschiedlichen Gruppen entsprechend ihrer<br />
jeweiligen Lernkultur eingeteilt. Ein zentrales Forschungsergebnis<br />
war: „Die höchste Arbeitszufriedenheit findet<br />
sich in den Schulen, die umgestellt haben.“<br />
Ausführlich widmete sich Katrin Höhmann dem Thema<br />
„Umgang mit Leistung“. Es geht um die zentrale Frage<br />
der Lehrenden: „Wie bewerte ich die Schülerleistung?“<br />
Die Professorin stellte fest, dass die LehrerInnen bei der<br />
Beantwortung dieser Frage allein gelassen werden. Sie<br />
legte dar, weshalb gerade die Portfoliobewertung eine<br />
Alternative zur traditionellen fremdbestimmten und<br />
testorientierten Leistungsfeststellung durch Noten sein<br />
kann. Einem Portfolio, das eine Dokumentation und<br />
Ergebnis eines individuellen Lernprozesses darstellt, das<br />
Entscheidungen und Kompetenzen der Verfasserin/des<br />
Verfassers zeigt, wird eine zusammenfassende Ziffernnote<br />
nicht gerecht. Wenn die Portfolioarbeit Ausdruck<br />
individuellen, schüler- und subjektorientierten Lernens<br />
ist, dann sollte auch die Leistungsbewertung individuell<br />
schüler- und subjektorientiert sein, z.B. in Form eines<br />
Kommentars oder einer differenzierenden Rubrik. In<br />
diesem Zusammenhang der Leistungsbewertung zeigte<br />
die Referentin ein Kompetenzraster, nach dem sich auch<br />
SchülerInnen selbst bewerten können und erkennen,<br />
auf welchem Leistungsniveau sie stehen. Die Referentin<br />
machte keinen Hehl aus dem großen Widerspruch, den<br />
sie sieht: „Es gibt einen großen Widerspruch zwischen<br />
individueller Förderung, die gefordert wird, und der<br />
bisherigen Leistungsbewertung, die nicht geändert wird.<br />
Alle Individualisierungen werden auf diese Weise konterkariert.“<br />
Gegen Ende ihres Vortrags beschrieb die Professorin den<br />
Weg zu einer neuen Lernkultur. Er führt ihrer Meinung<br />
nach über:<br />
• die Erarbeitung eines tragfähigen Konzepts eines neuen<br />
schulischen Lernens;<br />
•die Bereitschaft der Lehrenden, ihre Einstellung und<br />
ihren Unterricht zu ändern;<br />
• Schulleiter, die unterstützen oder Motor der Änderung<br />
sind;<br />
• Fortbildner, die Lehrkräfte weiterbilden, überzeugen<br />
und motivieren können.<br />
Am Ende des Weges stehen Schulen, die den Qualitätskriterien<br />
des Deutschen Schulpreises vollauf genügen<br />
können: der Förderung von Leistung, dem Umgang<br />
mit Vielfalt, dem Streben nach Unterrichtsqualität, der<br />
Betonung von Verantwortung, dem Bemühen um ein<br />
gemeinschaftsförderndes Schulleben und dem Bewusstsein,<br />
dass Schule als lernende Institution immer auch<br />
dazu lernen muss.<br />
Schlusswort: „Die Weiterentwicklung der<br />
Schulen hat viel mit der Lehrerbildung zu<br />
tun“<br />
Das Schlusswort der Tagung sprach Klaus-Peter Hammer.<br />
Er dankte Katrin Höhmann für ihren wichtigen Vortrag<br />
und ihren Blick auf die Weiterentwicklung der Schulen.<br />
Er sagte: „Die Weiterentwicklung der Schulen hat viel mit<br />
der Lehrerbildung zu tun.“ In diesem Zusammenhang<br />
kritisierte er die LehrerInnenausbildung, denn bei der<br />
Entscheidung für das Lehrerstudium müsse man sich auf<br />
die Wahl einer Schulart festlegen. Diese Denkweise, schon<br />
die Studierenden auf eine Gruppe von SchülerInnen zu<br />
fokussieren und sie nicht alle Kinder im Blick haben zu<br />
lassen, prangerte er an und bezeichnete sie als Hemmschuh<br />
für eine Schule für alle. Als Hemmschuh für die<br />
Weiterentwicklung der Schulen betrachtet er auch die<br />
sogenannte „Schuldenbremse“. Er betonte: „Von 3.000<br />
frei werdenden Stellen bleiben 1.000 im System. Kein<br />
Grund zum Jubeln.“ Der <strong>GEW</strong>-Landesvorsitzende schloss<br />
mit den Worten: „Wir müssen Druck machen, dass das<br />
Sparpaket nicht so durchgeführt wird, wie es angekündigt<br />
worden ist.“<br />
Text und Fotos: Dr. Gerlinde Schwarz<br />
<strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 12 / 2011<br />
15
Schulen<br />
Gespräch mit der SPD-Landtagsabgeordneten Bettina Brück<br />
Der Stand der Schulstrukturreform und die Situation<br />
der Realschulen plus waren Thema eines Gespräches<br />
mit der SPD-Bildungspolitikerin Bettina Brück,<br />
das in sehr angenehmer und sachlicher Atmosphäre<br />
statt fand. Ludwig Julius und Henning Caspari sprachen<br />
dabei eine Reihe von Forderungen der <strong>GEW</strong> an<br />
die Landesregierung und die SPD-Landtagsfraktion<br />
an.<br />
Neben der Kritik an den Einsparungen bei der Beamtenbesoldung<br />
und dem geplanten Wegfall von ca. 2.000 Planstellen an den Schulen<br />
des Landes trotz der offensichtlichen Unterversorgung standen<br />
Besoldungsgerechtigkeit und die qualitative Weiterentwicklung<br />
der Realschulen plus im Vordergrund.<br />
Ludwig Julius wies darauf<br />
hin, dass die Argumente der<br />
Landesregierung gegen die<br />
gleiche Bezahlung der Lehrkräfte<br />
insbesondere beamten- bzw. laufbahnrechtlicher Natur<br />
gewesen seien, diese aber bei den Besoldungsangleichungen auf der<br />
Ebene der Schulleitungen der Realschule plus offensichtlich keine<br />
unüberwindbaren Hinderungsgründe waren.<br />
Er begrüßte ausdrücklich, dass die Landesregierung für Grund- und<br />
Hauptschul-Fachleiterinnen und Fachleiter, die zum 1.2.2012 an<br />
die neu gebildeten Studienseminare für Realschulen plus wechseln,<br />
gerade nach Gesprächen mit <strong>GEW</strong>-Vertretern einen gangbaren Weg<br />
(Kolloquium) zur Beförderung gefunden hat. Die Landesfachgruppe<br />
(LFG) fordert im Sinne der Gleichbehandlung, grundsätzlich auch<br />
den Hauptschullehrkräften an den Realschulen plus einen solchen<br />
Weg zu eröffnen und mit der <strong>GEW</strong> darüber zu verhandeln.<br />
Frau Brück zeigte Verständnis für die Forderungen, sah sich aber<br />
veranlasst, auf die Sparzwänge des Landeshaushaltes (Schuldenbrem-<br />
se) und die damit verbundenen fehlenden politischen Gestaltungsmöglichkeiten<br />
zu verweisen. Brück dazu: Wenn das Land sparen<br />
müsse, so könne auch der große Etatbereich des MBWWK nicht<br />
ohne Berücksichtigung bleiben. Trotz allem habe bei der SPD und<br />
der Landesregierung der Bereich der Bildung einen sehr hohen Rang,<br />
und man bemühe sich nachdrücklich, notwendige Einsparungen so<br />
zu gestalten, dass die Qualität der Bildung möglichst nicht beeinträchtigt<br />
werde. Auch die demographische Entwicklung, soweit sie<br />
vorhersehbar sei, könne dabei nicht außen vor bleiben.<br />
Ein weiteres Thema war der Bereich der Schwerpunktschulen,<br />
für die die LFG Realschulen plus eine bessere Versorgung mit<br />
Förderschul-Lehrkräften forderte. Deutlich gemacht wurde dabei,<br />
dass man nicht verstehen könne, dass trotz unbestrittenem Bedarf<br />
eine Beschränkung bei<br />
den Studiermöglichkeiten im<br />
Land vorgenommen worden<br />
sei. Dies müsse umgehend<br />
geändert werden, wolle man<br />
den Aktionsplan Inklusion des Landes nicht ad absurdum führen.<br />
Henning Caspari sprach das Thema der Fachoberschulen (FOS) an<br />
und forderte, dass die Qualifizierung von Realschule-plus-Lehrkräften<br />
für den Einsatz an den FOS rechtzeitig verstärkt werden muss.<br />
Die Bereitstellung von qualifiziertem Personal für die FOS dürfe<br />
aber nicht zu Lasten der Unterrichtsversorgung an Berufsbildenden<br />
Schulen gewährleistet werden. Gerade dort fordert die <strong>GEW</strong><br />
spürbare Verbesserungen. Die Vertreter der LFG Realschulen plus<br />
begrüßten den sorgsamen und zurückhaltenden Umgang bei der<br />
Erteilung neuer Fachoberschul-Optionen durch das MBWWK im<br />
Hinblick auf die Realschulen plus, welche erst in den kommenden<br />
Jahren die notwendigen Voraussetzungen erfüllen können. Es wurde<br />
deutlich gemacht, dass die Einrichtung der Fachoberschulen zu<br />
einer Verbesserung der Bildungsangebote in einer Region führen<br />
solle und darauf geachtet werden müsse, dass keine unnötigen Konkurrenzsituationen<br />
zwischen einzelnen Schulen geschaffen werden.<br />
Ludwig Julius formulierte die Erwartung, dass die Realschulen<br />
plus so auszustatten sind, dass tatsächlich kein Schüler mehr ohne<br />
Abschluss die Schule verlässt. Einig war man sich darin, dass der<br />
Beratungsbedarf besonders bezüglich Schullaufbahn, Berufsorientierung<br />
und Integrationsmaßnahmen stark gestiegen sei und die<br />
Schulsozialarbeit deutlich verstärkt werden müsse. Dringlich sei<br />
auch mehr Transparenz bei der Vergabe von Poolstunden. Hier<br />
fordert die <strong>GEW</strong> klarere Kriterien. Schulen und Lehrkräfte müssen<br />
mit mehr Zeit ausgestattet werden, um individuelle Förderung<br />
effektiver umsetzen zu können.<br />
In diesem Sinne - trotz Schuldenbremse - in die qualitative Weiterentwicklung<br />
der Schulen zu investieren, ist für die <strong>GEW</strong> die<br />
Herausforderung für eine zukunftsorientierte Bildungspolitik. Dies<br />
gaben Henning Caspari und Ludwig Julius der Landtagsabgeordneten<br />
mit auf den Weg.<br />
Henning Caspari, Ludwig Julius -<br />
Landesfachgruppe Realschule plus<br />
(V.l.n.r.): Henning Caspari - Bettina Brück - Ludwig Julius<br />
16 <strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 12 / 2011
Schulen<br />
Brief an die Grundschullehrerkräfte<br />
Liebe Kolleginnen und Kollegen,<br />
wir möchten Euch/Sie darüber informieren, was wir nach unserer<br />
Umfrage zur neuen Grundschulordnung unternommen und welche<br />
Erfahrungen wir gemacht haben. Die große Beteiligung an unserer<br />
Umfrage hat gezeigt wie hoch die Arbeitsbelastung durch die neue<br />
Grundschulordnung für unsere KollegInnen ist: 92% aller KollegInnen<br />
fordern veränderte Rahmenbedingung, die sie überhaupt erst in die Lage<br />
versetzen, die neue Grundschulordnung umzusetzen.<br />
Die Auswertung der Ergebnisse bestätigte, dass vor allem das Verfassen<br />
der Zeugnisse mit 16 verbal zu beschreibenden Teilbereichen plus<br />
Noten eine sehr große zusätzliche Arbeitsbelastung ist. Diese steht in<br />
keinem Verhältnis zum Ergebnis. Dagegen war die Resonanz auf die<br />
Lehrer-Eltern-Schüler-Gespräche sehr positiv - trotz arbeitsintensiver<br />
Vorbereitung und Durchführung! Dieser Arbeitsaufwand macht nach<br />
Meinung der KollegInnen auf jeden Fall Sinn, sind doch die Gespräche<br />
sehr effektiv. Fast alle Befragten wünschten eine Ausdehnung der<br />
Lehrer-Eltern-Schüler-Gespräche mindestens auf Klasse 3 anstelle der<br />
Halbjahreszeugnisse.<br />
Hauptforderungen unserer KollegInnen waren deshalb:<br />
• Veränderung der Zeugnisse<br />
• Ausdehnung der LSE-Gespräche auf Klasse 3<br />
• Senkung der Klassenmesszahlen<br />
• Unterstützung bei der Erstellung der Förderpläne.<br />
Bei der Übergabe der Unterschriftenlisten trugen wir die Ergebnisse<br />
und die daraus resultierenden Forderungen der Ministerin vor. In einem<br />
anschließenden Gespräch mit der Staatssekretärin signalisierte diese<br />
Zustimmung zu unseren wichtigsten Forderungen. Es wurde daraufhin<br />
eine Arbeitsgruppe im Ministerium eingerichtet, bestehend aus dem<br />
zuständigen Abteilungsleiter, den Fachbearbeitern und VertreterInnen<br />
von <strong>GEW</strong> und VBE. Bei den Sitzungen wurde uns mehr oder weniger<br />
Verständnis für unsere Forderungen entgegengebracht. Allerdings waren<br />
nach Meinung der Ministeriumsvertreter größere Veränderungen nicht<br />
kurzfristig möglich. Wir wollten kurzfristig unbedingt Veränderungen<br />
der Arbeitsbelastungen für unsere KollegInnen erreichen, insbesondere<br />
die Zeugnisse betreffend. Sehr ärgerlich war, dass Zusagen auf später<br />
verschoben und in Aussicht gestellte Veränderungen wieder zurückgenommen<br />
wurden. Dies geschah z. B. wegen der Landtagswahl. Die<br />
nun vorliegenden Veränderungen entsprechen noch nicht unseren<br />
Forderungen.<br />
Trotz alledem haben wir erreicht:<br />
• Senkung der Klassenmesszahl auf 24 in Klasse 1 ab dem Schuljahr<br />
2011/2012<br />
• Vereinfachung des Zeugnisformulars durch Aufhebung der<br />
16 Einzelbereiche<br />
• Zusammenfassung von Sozial- und Arbeitsverhalten<br />
Liebe Kolleginnen und Kollegen! Leider haben wir bis jetzt nicht mehr<br />
erreichen können, aber wir versprechen Euch: Die <strong>GEW</strong> wird mit ihren<br />
Forderungen nicht nachlassen und mit dem Ministerium weiter im<br />
Gespräch und in Verhandlungen bleiben.<br />
Klaus-Peter Hammer<br />
Landesvorsitzender<br />
Angelika Zauner-Kröher<br />
Fachgruppe Grundschule<br />
Sparkassen-Finanzgruppe<br />
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<strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 12 / 2011<br />
17
Seite 1 von 1<br />
Schulen<br />
Entwicklung der Klassengrössen und die Lehrerwochenstunden<br />
je SchülerIn in den allgemein- und berufsbildenden Schulen<br />
- von Dieter Ross -<br />
Entwicklung der Klassengrößen und die Lehrerwochenstunden je SchülerIn in den<br />
allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulen<br />
Schuljahr<br />
Schulen<br />
Klassen/<br />
Gruppen<br />
SchülerInnen<br />
SchülerInnen je<br />
Klasse/ Gruppe<br />
Lehrer- + PFwochenstunden<br />
Lehrer- +<br />
PF-wochenstunden<br />
je<br />
SchülerIn<br />
2001/02 111 115 1.364 11,9 2.968,80 2,2<br />
2002/03 108 111 1.268 11,4 2.655,49 2,1<br />
2003/04 106 109 1.272 11,7 2.532,74 2,0<br />
Schulkindergärten<br />
2004/05 104 108 1.211 11,2 2.173,55 1,8<br />
und 2005/06 97 99 1.023 10,3 2.141,99 2,1<br />
Förderschulkindergärten<br />
2006/07 93 97 1.030 10,6 2.521,39 2,4<br />
2007/08 88 92 917 10,0 2.067,98 2,3<br />
2008/09 77 84 989 11,8 2.199,85 2,2<br />
2009/10 59 61 712 11,7 1.487,44 2,1<br />
2010/11 50 52 544 10,5 1.133,50 2,1<br />
Die Anzahl der Einrichtungen ist deutlich zurückgegangen und wird unter dem Aspekt der Integration bzw.<br />
Inklusion weiter zurückgehen.<br />
Grundschulen<br />
Hauptschulen<br />
2001/02 989 7.967 176.825 22,2 204.185,25 1,2<br />
2002/03 991 7.850 172.433 22,0 224.604,64 1,3<br />
2003/04 990 7.834 171.942 21,9 225.589,72 1,3<br />
2004/05 988 7.790 170.691 21,9 227.371,74 1,3<br />
2005/06 989 7.738 169.106 21,9 230.529,72 1,4<br />
2006/07 990 7.692 166.563 21,7 231.436,85 1,4<br />
2007/08 989 7.467 160.189 21,5 226.328,26 1,4<br />
2008/09 988 7.347 156.294 21,3 224.721,39 1,4<br />
2009/10 983 7.193 150.969 21,0 222.126,58 1,5<br />
2010/11 976 7.078 145.693 20,6 220.909,20 1,5<br />
Die Zahl der Lehrer- + Pädagogische Fachkraft-Wochenstunden je SchülerIn hat sich leicht verbessert. Dieser<br />
Wert muss dringend erhöht werden, damit die Lehrkräfte und Pädagogischen Fachkräfte den gestiegenen<br />
Anforderungen insbesondere durch die notwendige individuelle Förderung und die Integration beeinträchtigter<br />
Kinder gerecht werden können.<br />
2001/02 259 2.711 61.186 22,6 98.265,50 1,6<br />
2002/03 236 2.527 57.073 22,6 93.788,39 1,6<br />
2003/04 224 2.355 52.565 22,3 87.164,86 1,7<br />
2004/05 198 2.199 48.127 21,9 82.294,81 1,7<br />
2005/06 190 2.040 43.798 21,5 76.921,46 1,8<br />
2006/07 182 1.913 39.918 20,9 73.499,86 1,8<br />
2007/08 176 1.805 36.455 20,2 70.433,05 1,9<br />
2008/09 171 1.691 33.351 19,7 65.653,12 2,0<br />
2009/10 125 1.186 23.272 19,6 48.100,85 2,1<br />
2010/11 61 498 9.403 18,9 20.019,20 2,1<br />
Die L+PF-Wochenstunden je SchülerIn haben sich leicht verbessert. Die Hauptschule läuft mit dem Schuljahr<br />
2012/13 aus.<br />
Gymnasien<br />
Lehrer- +<br />
PF-wochenstunden<br />
je<br />
SchülerIn<br />
Schuljahr Schulen<br />
Klassen/<br />
Gruppen SchülerInnen<br />
SchülerInnen je<br />
Klasse/ Gruppe<br />
Lehrer- + PFwochenstunden<br />
2001/02 139 3.116 115.014 Eine Berech-nung 164.592,80 1,4<br />
2002/03 139 3.176 117.312 kann nicht<br />
166.709,80 1,4<br />
2003/04 140 3.231 120.144 erfolgen, da in der 169.925,20 1,4<br />
2004/05 140 3.279 123.846 Sekundar-stufe II 174.563,78 1,4<br />
2005/06 141 3.322 127.024 keine Klassen<br />
gebildet werden.<br />
179.375,31 1,4<br />
2006/07 141 3.372 130.525 182.900,35 1,4<br />
2007/08 141 3.418 134.445 186.616,83 1,4<br />
2008/09 143 3.472 137.110 189.801,94 1,4<br />
2009/10 146 3.532 138.652 197.039,60 1,4<br />
2010/11 146 3.532 138.882 199.456,72 1,4<br />
Die Anzahl der L+PF-Wochenstunden je SchülerIn ist nicht hinreichend, wenn die Lehrkräfte den gestiegenen<br />
Anforderungen beispielsweise durch die Verstärkung der individuellen Förderung gerecht werden wollen.<br />
Die Anzahl der Integrierten Gesamtschulen entspricht - trotz der Einrichtung von weiteren IGSen - in keiner<br />
Weise der Nachfrage, wie dies sich in allen Anmelderunden gezeigt hat. Schulträger und Bildungsverwaltung<br />
sind gut beraten, sehr zügig weitere Integrierten Gesamtschulen einzurichten, denn nur so können alle<br />
SchülerInnen länger gemeinsam lernen und wohnortnahe ein umfassendes und förderndes Bildungsangebot<br />
erhalten.<br />
2001/02 17 449 14.258 Eine Berech-nung 23.044,95 1,6<br />
2002/03 18 465 14.856 kann nicht<br />
24.056,25 1,6<br />
2003/04 19 476 15.247 erfolgen, da in der 24.668,83 1,6<br />
2004/05 19 485 15.825 Sekundar-stufe II 25.771,10 1,6<br />
Integrierte<br />
2005/06 19 491 16.165 keine Klassen 26.685,00 1,7<br />
Gesamtschulen<br />
2006/07 19 497 16.454<br />
gebildet werden.<br />
27.086,44 1,6<br />
2007/08 19 501 16.764 27.657,91 1,6<br />
2008/09 25 529 17.692 29.696,88 1,7<br />
2009/10 35 793 24.526 41.883,00 1,7<br />
2010/11 52 1.160 34.336 57.505,05 1,7<br />
Der geringe Anstieg der L+PF-Wochenstunden je SchülerIn reicht nicht aus, um den gestiegenen Anforderungen<br />
beispielsweise durch die Integration von beeinträchtigten SchülerInnen, eine systematische<br />
Arbeitsweltorientierung, die notwendige ökonomische und informationstechnische Grundbildung und die<br />
Verstärkung der individuellen Förderung gerecht werden zu können.<br />
Förderschulen<br />
2001/02 144 1.694 16.951 10,0 85.549,82 5,0<br />
2002/03 143 1.733 17.416 10,0 88.445,58 5,1<br />
2003/04 141 1.746 17.668 10,1 91.788,43 5,2<br />
2004/05 141 1.762 17.513 9,9 91.810,01 5,2<br />
2005/06 141 1.755 17.272 9,8 95.161,66 5,5<br />
2006/07 141 1.723 16.819 9,8 93.433,94 5,6<br />
2007/08 141 1.685 16.413 9,7 93.158,16 5,7<br />
2008/09 141 1.638 15.868 9,7 92.303,19 5,8<br />
2009/10 139 1.611 15.545 9,6 92.046,90 5,9<br />
2010/11 138 1.576 15.099 9,6 91.363,69 6,1<br />
Die Anzahl der L+PF-Wochenstunden je SchülerIn konnte erhöht werden im wesentlichen durch eine<br />
Vergrößerung der Anzahl der Pädagogischen Fachkräfte. Sie ist aber nicht hinreichend, wenn die Lehrkräfte der<br />
Forderung, möglichst viele SchülerInnen zur Ausbildungsreife zu führen, gerecht werden wollen.<br />
Regionale<br />
Schulen<br />
Lehrer- + PFwochenstunden<br />
Lehrer- +<br />
PF-wochenstunden<br />
je<br />
SchülerIn<br />
Schuljahr Schulen<br />
Klassen/<br />
Gruppen<br />
SchülerInnen je<br />
SchülerInnen Seite 1 von 1Klasse/ Gruppe<br />
2001/02 79 1.111 27.068 24,4 39.331,50 1,5<br />
2002/03 83 1.304 31.569 24,2 46.741,50 1,5<br />
2003/04 84 1.431 34.249 23,9 50.848,10 1,5<br />
2004/05 84 1.498 35.036 23,4 54.100,85 1,5<br />
2005/06 84 1.496 34.672 23,2 53.994,22 1,6<br />
2006/07 84 1.487 33.674 22,6 54.143,81 1,6<br />
2007/08 83 1.438 32.346 22,5 53.077,57 1,6<br />
2008/09 85 1.402 31.330 22,3 52.744,60 1,7<br />
Die Regionalen Schulen sind mit Beginn des Schuljahres 2009/10 grundsätzlich in Realschulen plus überführt<br />
worden.<br />
2001/02 12 218 5.149 23,6 7.865,50 1,5<br />
2002/03 13 253 5.951 23,5 9.321,00 1,6<br />
Duale 2003/04 13 280 6.532 23,3 10.471,00 1,6<br />
Oberschulen<br />
2004/05 14 298 6.889 23,1 11.385,00 1,7<br />
als Form der<br />
2005/06 14 304 6.938 22,8 11.628,00 1,7<br />
Regionale<br />
Schule<br />
2006/07 14 306 6.778 22,2 11.838,10 1,7<br />
2007/08 14 305 6.582 21,6 11.636,50 1,8<br />
2008/09 14 295 6.364 21,6 11.488,00 1,8<br />
Die Dualen Oberschulen als eine Form der Regionalen Schule sind mit Beginn des Schuljahres 2009/10<br />
grundsätzlich in Realschulen plus überführt worden.<br />
2001/02 116 2.632 69.141 26,3 86.702,00 1,3<br />
2002/03 116 2.656 70.181 26,4 86.930,53 1,2<br />
2003/04 117 2.680 70.523 26,3 87.558,80 1,2<br />
2004/05 117 2.672 69.947 26,2 87.746,00 1,3<br />
Realschulen<br />
2005/06 117 2.644 68.953 26,1 87.973,15 1,3<br />
2006/07 117 2.617 68.145 26,0 86.290,50 1,3<br />
2007/08 117 2.608 67.934 26,0 85.640,25 1,3<br />
2008/09 117 2.581 67.133 26,0 86.249,65 1,3<br />
2009/10 83 1.772 46.143 26,0 61.387,14 1,3<br />
2010/11 33 599 15.679 26,2 20.589,75 1,3<br />
Die Anzahl der L+PF-Wochenstunden je SchülerIn konnte erhalten werden. Sie ist aber nicht hinreichend, wenn<br />
die Lehrkräfte den gestiegenen Anforderungen beispielsweise durch die Verstärkung der individuellen Förderung<br />
gerecht werden wollen.<br />
Realschulen 2009/10 129 2556 57.110 22,3 99.431,75 1,7<br />
plus 2010/11 179 3899 88.181 22,6 147.185,80 1,7<br />
Die Anzahl der L+PF-Wochenstunden je SchülerIn hat sich nicht verbessert. Dies ist aber notwendig, wenn die<br />
Lehrkräfte die gestiegenen Anforderung durch individuelle Förderung, Integration von beeinträchtigten<br />
SchülerInnen und das Erreichen eines guten Schulabschlusses für alle SchülerInnen erfolgreich bewältigen<br />
sollen.<br />
Seite 1 von 1<br />
Lehrer- + PF-<br />
Lehrer- +<br />
PF-wochenstunden<br />
Klassen/<br />
SchülerInnen je wochen-<br />
je<br />
Schuljahr Schulen Gruppen SchülerInnen Klasse/ Gruppe<br />
stunden SchülerIn<br />
2001/02 1669 20.088 489.642 Eine Berech-nung 717.060,61 1,5<br />
2002/03 1662 20.150 490.881 kann nicht<br />
747.891,55 1,5<br />
2003/04 1654 20.217 493.055 erfolgen, da in der 755.479,38 1,5<br />
Allgemeinbildende<br />
2005/06 1620 19.966 487.990 keine Klassen 769.354,82 1,6<br />
2004/05 1632 20.167 492.026 Sekundar-stufe II 762.266,54 1,5<br />
Schulen 2006/07 1614 19.782 482.946<br />
gebildet werden.<br />
768.471,49 1,6<br />
insgesamt 2007/08 1612 19.402 475.150 761.399,76 1,6<br />
2008/09 1618 19.128 469.174 760.518,57 1,6<br />
2009/10 1590 18.793 460.014 766.269,66 1,7<br />
2010/11 1557 18.486 451.008 764.081,52 1,7<br />
Die Anzahl der L+PF-Wochenstunden je SchülerIn stieg nicht im erforderlichen Maße, um den gestiegenen<br />
Erwartungen und Anforderungen, die von der Gesellschaft und der Bildungsverwaltung an die Schulen<br />
herangetragen werden, gerecht werden zu können. Hier ist die Landesregierung und der Landtag gefordert, die<br />
Rahmenbedingungen zu schaffen, um zu deutlich verbesserten Ergebnissen zu kommen.<br />
Dem Bildungsministeriums ist es nur in geringem Maße gelungen, die weiter zurück gehenden<br />
Schülerzahlen zu nutzen, um mehr L+PF-Wochenstunden je SchülerIn zur Verfügung zu stellen, um so<br />
die Arbeits- und Lernbedingungen deutlich zu verbessern. Dies muss in der neuen Legislaturperiode<br />
gelingen. Stellenstreichungen sind dazu nicht geeignet.<br />
Berufsbildende<br />
Schulen<br />
2002/03 109 6.215 124.522 20,0 106.252,25 0,9<br />
2003/04 109 6.298 125.750 20,0 109.732,68 0,9<br />
2004/05 105 6.306 127.776 20,3 112.171,44 0,9<br />
2005/06 105 6.312 126.833 20,1 114.267,08 0,9<br />
2006/07 103 6.419 127.776 19,9 115.837,65 0,9<br />
2007/08 103 6.546 130.892 20,0 116.631,41 0,9<br />
2008/09 103 6.625 132.833 20,1 116.414,87 0,9<br />
2009/10 103 6.317 124.848 19,8 104.292,88 0,8<br />
2010/11 103 6.221 120.651 19,4 103.223,45 0,9<br />
Seit dem Schuljahr 2009/10 sind die SchülerInnen der Beruflichen Gymnasien nicht einbezogen. Es ist dem<br />
Bildungsministerium nicht gelungen, die Lehrerwochenstunden je SchülerIn zu steigern trotz des Ausbaus von<br />
Vollzeitbildungsgängen und der gestiegenen Erwartungen an die Qualität der beruflichen Bildung. Die<br />
Landesregierung und der Landtag sind gefordert, die Rahmenbedingungen zu schaffen, damit das Ziel der<br />
Gleichwertigkeit von allgemeiner und beruflicher Bildung endlich erreicht wird.<br />
Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass den Schulen eine Anzahl von neuen Anforderungen<br />
zugewiesen wurden wie Qualitätsentwicklung, Gewalt- und Drogenprävention, Streitschlichtung,<br />
individuelle Förderung, Integration beeinträchtigter Kinder, Aufbau von Ganztagsschulen,<br />
Schulsozialarbeit etc., ohne dass die personellen und materiellen Ressourcen so bereit gestellt wurden<br />
und werden, dass die beabsichtigten Ziele auch tatsächlich erreicht werden können. Landesregierung<br />
und Landtag müssen hier zügig nacharbeiten.<br />
(Die Daten sind den Statistischen Berichten des Statistischen Landesamts <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> entnommen bzw.<br />
sind eigene Berechnungen.)<br />
18 <strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 12 / 2011
Schulen<br />
Schweizer Langzeitstudie:<br />
Sonderschule für Lernbehinderte fehlt die Legitimation<br />
Wird die spätere berufliche und soziale Situation von Kindern<br />
mit einer „Lernbehinderung“ durch schulische Integration<br />
oder durch eine separate Unterrichtung besser gefördert?<br />
Zu dieser Fragestellung geben die vorliegenden Ergebnisse<br />
einer Nationalfonds-Studie unter der Leitung von Urs<br />
Haeberlin, emeritierter Professor und ehemaliger Direktor<br />
des Heilpädagogischen Instituts der Universität Freiburg<br />
(Schweiz), eindeutige Antworten.<br />
Auch in der Schweiz ist es noch weitgehend üblich, Kinder<br />
und Jugendliche mit Lernschwächen zu separieren<br />
und in Sonderklassen, oft auch „Kleinklassen“ genannt,<br />
zu unterrichten. Da diese Schülerinnen und Schüler wie<br />
in Deutschland aus sozioökonomisch benachteiligten<br />
Milieus kommen und häufig auch einen Migrationshintergrund<br />
haben, ist die Frage nach der gesellschaftlichen<br />
Perspektive im Anschluss an die Schullaufbahn von<br />
besonderer Bedeutung. „Die Langzeitstudie war möglich“,<br />
so die Forschergruppe, „weil wir auf Daten aus<br />
Nationalfondsprojekten zurückgreifen konnten, welche<br />
wir in den vergangenen zwölf Jahren an Personen erhoben<br />
hatten, die wir nun im frühen Erwachsenenalter erneut<br />
untersucht haben.“<br />
den jungen Erwachsenen aus, die in Sonderklassen unterrichtet<br />
wurden.<br />
Die Abschaffung der Sonderklassen<br />
ist unumgänglich<br />
Das ist die bildungspolitische Schlussfolgerung, die die<br />
Forscher aus ihrer Studie ziehen. Mit der Einweisung<br />
von sozial benachteiligten Kindern und Jugendlichen in<br />
Sonderklassen für Lernbehinderte wird Chancengerechtigkeit<br />
verhindert. Die Etikettierung der von Chancenungerechtigkeit<br />
betroffenen Kinder und Jugendlichen<br />
als Lernbehinderte verschleiert den Aspekt der sozialen<br />
Benachteiligung. Sie hat über jahrzehntelang hinweg als<br />
scheinwissenschaftliche Rechtfertigung der Sonderklassen<br />
und der beruflichen Selektion gedient.<br />
Die Studie ist nachzulesen unter: Michael Eckhart, Urs<br />
Haeberlin et al.: Langzeitwirkungen der schulischen<br />
Integration. Eine empirische Studie zur Bedeutung von<br />
Integrationserfahrungen in der Schulzeit für die soziale<br />
und berufliche Situation. Bern 2011<br />
Dr. Brigitte Schumann<br />
ifenici@aol.com<br />
Sonderklassen haben negative<br />
berufliche Auswirkungen<br />
Wer in einer Sonderklasse gelernt hat, hat als junger Erwachsener<br />
keinen Zugang zu anspruchsvolleren Berufen.<br />
Ausbildungsabbrüche und Langzeitarbeitslosigkeit sind<br />
charakteristisch für diese Gruppe. Vergleichbare junge<br />
Erwachsene, die in Regelklassen lernen konnten, finden<br />
leichter Anschluss an eine berufliche Ausbildung. Während<br />
drei Jahre nach der Schulzeit 25 % der ehemaligen<br />
Abgänger aus Sonderklassen keinen beruflichen Zugang<br />
gefunden haben, sind es bei der Vergleichsgruppe lediglich<br />
6 %. Integrierte Schulabgänger haben sogar gewisse<br />
Chancen auf eine Ausbildung im mittleren oder höheren<br />
Segment der beruflichen Ausbildung.<br />
Sonderklassen beeinträchtigen<br />
nachhaltig das Selbstwertgefühl<br />
Im Vergleich zu ehemaligen integrierten Schülerinnen und<br />
Schülern aus Regelklassen sind ehemalige Schülerinnen<br />
und Schüler aus Sonderklassen schlechter sozial integriert.<br />
Ihr Selbstwertgefühl ist wesentlich geringer. Sie verfügen<br />
über ein bedeutend kleineres Beziehungsnetz.<br />
Sonderklassen machen anfällig<br />
für Ausländerfeindlichkeit<br />
Schulische Integrationserfahrungen tragen dazu bei,<br />
dass die jungen Erwachsenen eine deutlich positivere<br />
Einstellung gegenüber Ausländern entwickelt haben.<br />
Ausländerfeindliche Tendenzen macht die Studie bei<br />
Kurzkommentar<br />
Die deutsche Bildungspolitik<br />
muss ihre Position ändern<br />
(bs) Die bundesdeutschen Länder haben bislang mehrheitlich<br />
bekundet, dass sie neben der Ermöglichung von inklusiver<br />
Bildung im allgemeinen Schulsystem für alle Förderschwerpunkte<br />
auch an dem Sonderschulsystem festhalten wollen.<br />
Dementsprechend gehen auch die Empfehlungen der Kultusministerkonferenz<br />
(KMK) zu inklusiver Bildung von<br />
einer Pluralität der Förderorte aus. Eltern von Kindern<br />
mit Lernproblemen soll ermöglicht werden, zwischen einem<br />
gemeinsamen Unterricht in der allgemeinen Schule und der<br />
Sonderschule für Lernbehinderte, jetzt Förderschule mit dem<br />
Förderschwerpunkt Lernen genannt, zu wählen.<br />
Die KMK missachtet damit die UN-Konvention über die<br />
Rechte von Menschen mit Behinderungen. Diese verlangt<br />
eindeutig strukturelle und konzeptionelle Maßnahmen zur<br />
Abschaffung des Sonderschulsystems und die verbindliche<br />
Anerkennung des subjektiven Rechts der Kinder mit Behinderungen<br />
auf gemeinsames Lernen in der allgemeinen<br />
Schule. Die KMK weigert sich immer noch, die erdrückenden<br />
wissenschaftlichen Beweise über die schädlichen Effekte des<br />
Sonderschulsystems aus vierzigjähriger Forschung im In- und<br />
Ausland zur Kenntnis zu nehmen. Angesichts dieser aktuellen<br />
Forschungsstudie ist die Position der Bildungspolitik unhaltbar,<br />
wenn sie tatsächlich Bildungsgerechtigkeit herstellen und<br />
nicht nur ein Lippenbekenntnis dazu abgeben will.<br />
<strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 12 / 2011<br />
19
Schulen<br />
Eltern wünschen mehr staatliche Unterstützung<br />
Allensbach-Studie zu Bildungsambitionen von Eltern in Deutschland<br />
Eltern in Deutschland sind sich einig: Eine gute Bildung ist<br />
die entscheidende Voraussetzung für den beruflichen Erfolg<br />
ihrer Kinder. 94 Prozent der Eltern verbinden mit guter Bildung<br />
zugleich bessere Chancen im Beruf, 83 Prozent sehen<br />
in guter Bildung zudem die Basis für berufliche Aufstiegsmöglichkeiten.<br />
Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie<br />
mit dem Titel „Zwischen Ehrgeiz und Überforderung:<br />
Eine Studie zu Bildungsambitionen und Erziehungszielen von<br />
Eltern in Deutschland“, die das Institut für Demoskopie Allensbach<br />
im Auftrag der Vodafone Stiftung Deutschland<br />
durchgeführt hat.<br />
Befragt wurden 1.256 repräsentativ ausgewählte Eltern,<br />
darunter 214 Eltern mit türkischem Migrationshintergrund.<br />
Primär besteht gute Bildung für mehr als drei<br />
Viertel der befragten Eltern (76 Prozent) zunächst in<br />
einem breiten Wissen. Naturwissenschaftliche Kenntnisse<br />
hingegen gehören nur für gut ein Viertel der Befragten<br />
(27 Prozent) dazu. Die Definition des Bildungskanons ist<br />
jedoch abhängig vom eigenen Bildungshintergrund der<br />
Eltern und deren gesellschaftlich-sozialem Status.<br />
Breites Wissen, Sprachvermögen und<br />
Manieren sind Kernbestand guter Bildung<br />
Neben breitem Wissen gehört ein gutes sprachliches Ausdrucksvermögen<br />
für 70 Prozent aller Eltern „unbedingt“<br />
zu guter Bildung. Fremdsprachenkenntnisse sind ebenfalls<br />
noch für die Hälfte der Eltern Ausdruck guter Bildung,<br />
gleichauf mit guten Manieren. Erweitert wird dieser<br />
Kernbestand von originären Schulbildungsaspekten, die<br />
für Eltern zwar „auch noch“ wichtig, aber eher sekundär<br />
für eine gute Bildung sind. Neben naturwissenschaftlichen<br />
Kenntnissen gilt dies vor allem für wirtschaftliches<br />
Verständnis (28 Prozent) und gute Geschichtskenntnisse<br />
(23 Prozent). Musik, Philosophie und Religion bleiben im<br />
Bildungsbegriff der meisten Eltern hingegen außen vor.<br />
Lediglich für 27 Prozent der Eltern mit türkischem Migrationshintergrund<br />
gehört die Beschäftigung mit religiösen<br />
Fragen unbedingt zu einer guten Bildung.<br />
Schichtspezifische Einstellungen zu<br />
Bildungskanon und Förderung der Kinder<br />
Teilweise zeigen sich jedoch deutliche gesellschaftliche<br />
Unterschiede in der Definition des Bildungskanons. So<br />
ist etwa Medienkompetenz für 56 Prozent der sozial besser<br />
gestellten Eltern Ausdruck guter Bildung, gegenüber<br />
nur 31 Prozent der Eltern aus sozial schwächeren Gesellschaftsschichten.<br />
Handwerkliches Geschick hingegen ist<br />
für Letztere (18 Prozent) deutlich wichtiger als für Erstere<br />
(8 Prozent). Auch das Bild von einer optimalen Förderung<br />
der Kinder unterscheidet sich teils stark. Während etwa<br />
die gezielte Wahl einer guten Schule für 61 Prozent der<br />
sozial besser gestellten Eltern besonders wichtig ist, gilt<br />
dies nur für 36 Prozent der sozial schwächeren Eltern.<br />
„Diese enge Korrelation zwischen der Bildung der Eltern<br />
und dem Bildungsweg der Kinder ist im internationalen<br />
Vergleich ungewöhnlich und unbefriedigend, belegt sie<br />
doch, dass Bildung in Deutschland in hohem Maße<br />
gleichsam ‚vererbt‘ wird“, kommentiert Prof. Dr. Renate<br />
Köcher, Leiterin des Instituts für Demoskopie Allensbach.<br />
Auswahl der weiterführenden Schule<br />
ist Elternsache<br />
Bei der Entscheidung über die Wahl einer weiterführenden<br />
Schule möchten 48 Prozent der Eltern das letzte Wort<br />
haben. Lediglich 23 Prozent sehen diese Entscheidung bei<br />
den Lehrern. Vor allem Eltern aus der Oberschicht legen<br />
mit 54 Prozent überdurchschnittlich großen Wert darauf.<br />
Bei einer knapp verpassten Gymnasial-Empfehlung<br />
würden 56 Prozent dieser Eltern ihr Kind auch gegen die<br />
Empfehlung der Lehrer aufs Gymnasium schicken - 14<br />
Prozentpunkte mehr als im Durchschnitt aller Eltern.<br />
Angestrebter Bildungsabschluss<br />
klar schichtbezogen<br />
Die Studie zeigt, dass die Bildungsambitionen der Eltern<br />
davon abhängig sind, welcher gesellschaftlich-sozialen<br />
Schicht sie zugehören. So ist das Abitur unter allen Befragten<br />
der mit Abstand am meisten gewünschte Schulabschluss<br />
(66 Prozent), gefolgt von der Mittleren Reife<br />
(23 Prozent) und dem Hauptschulabschluss (3 Prozent),<br />
allerdings ist der Wunsch nach dem Abitur der Kinder<br />
bei Eltern aus höheren sozialen Schichten mit 91 Prozent<br />
mehr als doppelt so stark ausgeprägt wie bei sozial<br />
schwächeren Eltern (41 Prozent), die sich für ihre Kinder<br />
in fast gleich hohem Maße die Mittlere Reife (38Prozent)<br />
wünschen.<br />
Bildungshintergrund der Eltern<br />
beeinflusst Bildungskarriere der Kinder<br />
Es wird deutlich, dass der eigene Bildungsgang der Eltern<br />
einen sehr großen Einfluss auf die Bildungskarriere der<br />
Kinder ausübt. So besuchen die Kinder von mehr als drei<br />
Viertel der Eltern mit höherer Schulbildung (77 Prozent)<br />
heute selbst ein Gymnasium. Bei Eltern mit mittlerer<br />
Schulbildung liegt dieser Wert bei 47 Prozent, bei Eltern<br />
mit einfacher Schulbildung nur bei 29 Prozent.<br />
Aufstiegserwartungen von Eltern<br />
bleiben hinter deren Wünschen zurück<br />
Die Mehrheit aller Eltern (53 Prozent) wäre zufrieden,<br />
wenn es ihren Kindern später genauso geht wie ihnen<br />
20 <strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 12 / 2011
Schulen<br />
selbst im Moment. 41 Prozent wünschen sich hingegen<br />
eine bessere Zukunft für ihre Kinder. Besonders auffällig<br />
ist dies unter Eltern mit türkischem Migrationshintergrund<br />
(71 Prozent) sowie unter sozial schwächeren Eltern<br />
(59 Prozent). Allerdings sind auch diese mit 55 Prozent<br />
bzw. 38 Prozent deutlich zurückhaltender in ihrer Prognose,<br />
ob dieser Wunsch auch in Erfüllung geht.<br />
Mehr staatliche Unterstützung<br />
vielfach gewünscht<br />
Insgesamt wünschen sich 40 Prozent aller Eltern in<br />
Deutschland eine stärkere staatliche Unterstützung bei der<br />
Kinderbetreuung und -erziehung jenseits der Schule. Dies<br />
trifft vor allem auf Eltern aus den neuen Bundesländern<br />
(50 Prozent) und auf sozial schwächere Eltern (49 Prozent)<br />
zu. 62 Prozent der sozial schwächeren Eltern geben zudem<br />
an, zur Förderung ihrer Kinder auf einiges oder sogar auf<br />
vieles verzichten zu müssen - zwölf Prozentpunkte mehr<br />
als der Durchschnitt.<br />
Zweifel an Chancengleichheit von<br />
Kindern mit Migrationshintergrund<br />
Zwar sehen 43 Prozent aller Eltern die Chancengleichheit<br />
an deutschen Schulen für Schüler mit Migrationshintergrund<br />
gegeben, allerdings haben auch 38 Prozent nicht<br />
diesen Eindruck. Mit 59 Prozent sind Eltern mit türkischem<br />
Migrationshintergrund hier besonders skeptisch.<br />
Hauptursachen der mangelnden Chancengleichheit sind<br />
für alle Eltern unzureichende Deutschkenntnisse der<br />
Kinder (87 Prozent), fehlende Unterstützung der Kinder<br />
durch ihre Eltern (86 Prozent) bzw. ein zu geringer<br />
Gebrauch der deutschen Sprache in den Familien (85<br />
Prozent). In Zuwandererfamilien wird diese Einschätzung<br />
zwar weitgehend geteilt, allerdings werden dort auch die<br />
Lehrerinnen und Lehrer ausdrücklich für die fehlende<br />
Chancengleichheit verantwortlich gemacht. 63 Prozent<br />
der Eltern mit türkischem Migrationshintergrund glauben,<br />
dass viele Lehrer gegenüber ihren Kindern Vorurteile<br />
haben, dass sie diese zu wenig fördern (54 Prozent) oder<br />
dass sie diese bei gleicher Leistung schlechter beurteilen<br />
als deutsche Schüler (51Prozent). Vor diesem Hintergrund<br />
fällt auf, dass die Befragten mit türkischem Migrationshintergrund<br />
überdurchschnittlich engagiert bei der<br />
Unterstützung ihrer Kinder sind. 64 Prozent helfen ihren<br />
Kindern wenigstens gelegentlich bei den Hausaufgaben<br />
- acht Prozentpunkte mehr als der Gesamtdurchschnitt<br />
-, obwohl sich diese Eltern damit wesentlich schwerer<br />
tun (48 Prozent) als das Mittel aller Eltern (35 Prozent).<br />
Schulische Integration<br />
überwiegend positiv beurteilt<br />
Trotzdem wird die Integrationsleistung von Schulen<br />
überwiegend positiv beurteilt. 72 Prozent aller Eltern<br />
von Schulkindern, in deren Klassen Schüler mit Migrationshintergrund<br />
lernen, schätzen dies so ein, bei Eltern<br />
mit türkischem Migrationshintergrund sind es sogar 79<br />
Prozent. Dabei zeigt die Studie, dass dieses Thema vor<br />
allem Großstädte betrifft, wo mehr als zwei Drittel der<br />
Eltern (69 Prozent) angeben, dass in den Klassen ihrer<br />
Kinder wenigstens ein Viertel aller Schüler aus Zuwandererfamilien<br />
kommt.<br />
Hohe schulische Anforderungen<br />
nur selten gewünscht<br />
Ein hohes Anforderungsniveau macht nur für eine Minderheit<br />
der Eltern in Deutschland (32 Prozent) eine gute<br />
Schule aus. Wesentlich wichtiger sind hier die gezielte<br />
Förderung von Kindern nach deren Begabungen (76 Prozent)<br />
sowie spezielle Förderkurse für benachteiligte Schüler<br />
(71 Prozent). Dennoch präferieren Eltern Lehrkräfte, die<br />
viel fordern und auf Disziplin achten (52 Prozent) bzw.<br />
die konsequent in ihrer Benotung sind (53 Prozent). Dies<br />
gilt mit 63 Prozent bzw. 66 Prozent insbesondere für die<br />
neuen Bundesländer.<br />
Allgemeine Zufriedenheit mit Kindergärten<br />
- Skepsis bei vorschulischer Bildung<br />
Insgesamt 90 Prozent aller Eltern mit Kindergartenkindern<br />
sind mit der Förderung ihres Kindes dort zufrieden.<br />
Zudem befürwortet eine relative Mehrheit (47 Prozent)<br />
der Eltern die Vermittlung von schulischen Grundkenntnissen<br />
wie Lesen und Schreiben bereits im Kindergarten.<br />
43 Prozent der Eltern halten dies noch für zu früh.<br />
Dr. Mark Speich, Geschäftsführer der Vodafone Stiftung<br />
Deutschland: „Besonders Eltern mit Migrationshintergrund,<br />
die den sozialen Aufstieg ihrer Kinder ermöglichen<br />
wollen, benötigen Unterstützung für eine gute Bildung<br />
ihrer Kinder. Familienförderung und Bildungspolitik<br />
müssen zusammen gedacht werden. Hier sind Lösungen<br />
erforderlich, die das immer noch vorhandene Silodenken<br />
überwinden.“<br />
Prof. Klaus Hurrelmann von der Hertie School of Governance<br />
weist auf die besondere Funktion von Eltern für die<br />
Bildungspolitik in Deutschland hin und plädiert für deren<br />
umfassende und auf die Erwartungen und Bedürfnisse der<br />
Eltern gerichtete Unterstützung: „Die Studie macht mit<br />
großem Nachdruck auf die Schlüsselrolle in der Bildungspolitik<br />
aufmerksam, die Eltern nach wie vor haben. Die<br />
wichtigste Schlussfolgerung aus dieser Studie ist deshalb,<br />
Eltern viel besser als bisher auf diese Rolle vorzubereiten<br />
und sie darin zu unterstützen, eine Kooperation mit den<br />
öffentlichen Erziehungs- und Bildungsinstitutionen im<br />
Sinne einer Erziehungspartnerschaft einzuschlagen. Diese<br />
Unterstützung muss alle Eltern erreichen, auch die bisher<br />
zurückhaltenden und zögerlichen.“<br />
Die Studie ist unter www.vodafone-stiftung.de abrufbar.<br />
pm<br />
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(incl. Transfer, Unterkunft, Programmgestaltung nach Absprache).<br />
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<strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 12 / 2011<br />
21
Politische Bildung<br />
Wege zu einer demokratischen Lernkultur<br />
6. Demokratietag <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> bundesweit beispielgebend<br />
- Von Dr. Gerlinde Schwarz -<br />
Hunderte von TeilnehmerInnen strömten am Morgen des<br />
22. September in die Georg-Forster-Gesamtschule Wörrstadt<br />
zum 6. Demokratietag <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>, der von der Deutschen<br />
Gesellschaft für Demokratiepädagogik e.V. (DeGeDe<br />
e.V.) veranstaltet wurde. Der offene einstündige Beginn lud<br />
zu einem Rundgang durch den Markt der Möglichkeiten ein,<br />
bei dem sich über 30 Aussteller beteiligten. Die Aussteller, zu<br />
denen Gewerkschaften, Verbände, Vereinigungen, Stiftungen,<br />
Verlage, Fernsehsender und Printmedien gehörten,<br />
hatten farbenfrohe Infostände mit vielfältigem Infomaterial<br />
aufgebaut.<br />
Um 9:30 Uhr begann Kurt Beck, der rheinland-pfälzische<br />
Ministerpräsident und Schirmherr der Tagung, seinen<br />
Rundgang, der ihn direkt mit den Menschen vor Ort,<br />
mit ihren Tätigkeiten und Anliegen, zusammenführte.<br />
Gegen 10 Uhr begrüßte die Schulleiterin der GFG,<br />
Bettina Gerhard, die rund 350 Tagungsgäste. Kurt Beck<br />
sprach ein vielbeachtetes Grußwort. Den Hauptvortrag<br />
hielt die Professorin Dr. Silvia-Iris Beutel von der TU<br />
Dortmund zu dem Thema „Lernkultur und Demokratie<br />
an guten Schulen“. Es schloss sich die Arbeit in acht Foren<br />
an, die nach Leitfragen gegliedert waren. Am Vormittag<br />
brachten die Foren in zwei Runden fachlichen Input; nach<br />
dem Mittagessen wurden von Experten einzelner Schulen<br />
Praxisbeispiele aufgezeigt und diskutiert. Das Abschlussgespräch,<br />
das der Tagungsleiter und Koordinator Hans<br />
Berkessel mit der Schulleiterin Bettina Gerhard, Vera Reiß<br />
(Staatssekretärin im MBWWK), Tobias Diemer (Stellv.<br />
Vorsitzender der DeGeDe) und mit dem LandesschülerInnenvertreter<br />
Sebastian Gräber führte, griff wesentliche<br />
Impulse der Tagung auf und betonte die Bedeutung der<br />
aktiven Partizipation der SchülerInnen am Unterricht, am<br />
Schulleben und in der Politik.<br />
Markt der Möglichkeiten<br />
Bunt, bilderreich und diskussionsoffen bot sich der<br />
Markt der Möglichkeiten dar. Er umfasste das Netzwerk<br />
der Partner und Förderer der DeGeDe, die durch ihre<br />
Unterstützung den Demokratietag ermöglicht hatten. In<br />
den Gängen informierten sich die TeilnehmerInnen an den<br />
Ständen des Deutschen Schulpreises, des Grundschulverbandes,<br />
der Heinrich Böll Stiftung Rh.-Pf., der Bürgerstiftung<br />
<strong>Pfalz</strong> - Lernen durch Engagement, der Initiative<br />
„Eine Schule für Alle“, der LandesschülerInnenvertretung<br />
RLP u.a.m. Der gut besuchte <strong>GEW</strong>-Stand hatte das Motto<br />
„Verhandeln statt verordnen“. Hans Berkessel erklärte mit<br />
Blick auf die vergangenen Demokratietage: „Wir haben<br />
deutlich in unserer Netzwerksarbeit an Partnern dazu<br />
gewonnen, die Stiftungen sind dabei, es ist der BUND<br />
dabei, es ist das Entwicklungspolitische Landesnetzwerk<br />
ELAN mit dabei. Wir haben zum ersten Mal, und das ist<br />
wirklich ein großer Fortschritt, mit zwei großen Medien,<br />
mit dem SWR und mit der AZ, eine Medienpartnerschaft<br />
gegründet. Wir werden heute Abend einen vierminütigen<br />
Beitrag in der Sendung ´Zur Sache <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>` haben.<br />
Das ist ja auch wichtig, damit die ganze Geschichte<br />
nicht immer bei denselben Leuten bleibt, sondern auch<br />
transportiert wird.“<br />
Begrüßung - Grußworte<br />
Die Schulleiterin Bettina Gerhard begrüßte die TeilnehmerInnen<br />
und den Ministerpräsidenten Kurt Beck sehr<br />
herzlich. Sie betonte, dass ihre Schule aktiv neue Wege<br />
demokratischen Lernens gehe, und unterstrich: „Schüler<br />
und Schülerinnen müssen Strukturen erleben, die Partizipation<br />
realisieren.“ Sie forderte die Medien auf, die<br />
Bedeutung der Demokratieerziehung aufzuzeigen und<br />
weiter zu verbreiten. Tobias Diemer (Stellv. Vorsitzender<br />
der DeGeDe RLP) erinnerte an das Marburger Manifest,<br />
das Gründungsdokument der Gesellschaft, das im Jahr<br />
2005 als Ziel festhielt: „Demokratie lernen und Demokratie<br />
leben in der Schule zu realisieren.“ Eine wesentliche<br />
Aufgabe der Vereinigung sei es deshalb, die Entwicklung<br />
demokratischen Lernens sichtbar zu machen.<br />
Hans Berkessel begann seine Begrüßung mit dem kritischen<br />
Hinweis, dass eine Reihe von Kolleginnen und<br />
Kollegen von ihren Schulen aufgrund der schwierigen<br />
Situation wegen der Sparmaßnahmen nicht freigestellt<br />
worden seien. Er bedankte sich bei allen, die zum Gelingen<br />
der Tagung beigetragen hatten, und erwähnte insbesondere<br />
das Bildungsministerium und das Pädagogische<br />
Landesinstitut für deren Unterstützung. Mit Bezug auf<br />
das Tagungsthema hob er hervor: „Der Blickpunkt ist<br />
diesmal das Lernen selbst. Wir möchten am Ende junge<br />
Menschen haben, die ausgezeichnet gebildet sind und eine<br />
Persönlichkeit entwickelt haben, die selbstbewusst in die<br />
Gesellschaft hineinstrahlen kann.“<br />
Gleich mit zwei Grußworten unterstützte der Ministerpräsident<br />
Kurt Beck die vielfältigen Formen demokratiepädagogischen<br />
Handelns und Unterrichtens. Grund<br />
22 <strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 12 / 2011
Politische Bildung<br />
dafür ist eines seiner Hauptanliegen, das er im Grußwort<br />
für das Veranstaltungsprogramm formulierte: „Die<br />
Weiterentwicklung der repräsentativen Demokratie und<br />
unserer politischen Kultur ist eine der wichtigsten Aufgaben,<br />
vor denen wir stehen.“ In seinem Grußwort vor<br />
dem Plenum des Demokratietages gab er zuerst seiner<br />
Freude Ausdruck, wieder an dieser Schule zu sein, einer<br />
Modellschule für Partizipation und Demokratie in unserem<br />
Bundesland. Er sprach von Anzeichen für Demokratiemüdigkeit,<br />
wenn z.B. enttäuschte Bürger klagten,<br />
es sei alles so schwierig in der Politik, oder wenn sich bei<br />
einer Bürgermeisterwahl nur 30% der Wahlberechtigten<br />
beteiligen würden. Der Ministerpräsident machte klar:<br />
„Es gibt keine andere Alternative, wenn wir frei leben<br />
wollen. Wir alle sind gefordert, uns Gedanken zu machen,<br />
wie wir mehr Leben in die Demokratie bringen können.“<br />
Er unterstrich, die Schulen seien ein wichtiger Ort, an<br />
dem die SchülerInnen Mitwirkung und Mitbestimmung<br />
lernen und einüben könnten. Abschließend wies Beck<br />
auf Überlegungen der Landesregierung zur Herabsetzung<br />
des Wahlalters auf 16 Jahre hin und machte den jungen<br />
Leuten das Angebot, sich hier in den offenen Diskussionsprozess<br />
einzubringen.<br />
Landrat Ernst Walter Görisch ging danach auf das Ringen<br />
der Bürger um Demokratie ein und erklärte: „Die Demokratie<br />
muss immer wieder erkämpft werden. In diesem<br />
Sinne ist der Demokratietag ein wichtiges Element.“<br />
Hauptvortrag: Lernkultur und<br />
Demokratie an guten Schulen<br />
Die Ausgangsthese von Frau Professor Dr. Silvia-Iris<br />
Beutel hieß: „Eine neue und zeitgemäße schulische<br />
Lernkultur kann ohne demokratiepädagogische Fundierung<br />
nicht auskommen.“ Sie verwies auf eine Reihe<br />
von Indikatoren und Entwicklungen der letzten Jahre,<br />
die ihre These stützten: auf die würdigende Akzeptanz<br />
von Individualität und Verschiedenheit der Kinder und<br />
Jugendlichen; auf die Herausforderung inklusiven Lernens<br />
und die Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention; auf<br />
die bisher ungelöste Problematik der zu hohen unqualifizierten<br />
Schulabgängerquote; auf das Wissen um den<br />
Zusammenhang von guter Schulleistung und Anerkennung;<br />
auf die Förderung von Selbstkonzepten, die auf<br />
Selbstständigkeit und Handlungskompetenz zielen; auf<br />
die Notwendigkeit einer Toleranz stärkenden Erziehung<br />
zur bürgergesellschaftlichen Teilhabe.<br />
Nach diesen Ausführungen zur Notwendigkeit einer<br />
zeitgemäßen Schul- und Lernqualität, die einer demokratiepädagogischen<br />
Grundlage bedarf, fragte die Referentin<br />
nach den Kriterien für eine „demokratiegeleitete Schule“.<br />
Sie betonte zum einen „Demokratieerziehung als Querschnittsaufgabe“,<br />
d.h. die Aufnahme und Pflege vieler<br />
Demokratie fördernder Aspekte und Kompetenzen in den<br />
Fächern und im Schulleben. Sie unterstrich die Kriterien<br />
„Partizipation, Kommunikation und Anerkennung“ in<br />
vielfältigen Formen zwischen den SchülerInnen, zwischen<br />
den KollegInnen, zwischen Lehrenden und Lernenden,<br />
zwischen Schule und Elternhaus, zwischen Schule und<br />
der Gemeinde. Sie hob hervor, diese Kriterien seien<br />
wesentlicher Teil einer neuen, „demokratiepädagogisch<br />
profilierten Lernkultur“. Die Professorin stellte fest, für<br />
sie sei Schule nicht nur eine „Lern- und Unterrichtsanstalt“,<br />
sondern sei als Teil der demokratischen Gesellschaft<br />
„ein Angebots-, Kommunikations- und Bewährungsraum<br />
für ein demokratiehaltiges Lernen Heranwachsender“.<br />
Breiten Raum widmete sie Merkmalen der neuen<br />
Lernkultur. Axiom dieser Lernkultur ist: Kinder und<br />
Jugendliche bilden den Mittelpunkt des Lernens. Sie<br />
zeigte ein Lernkonzept auf, das sowohl curriculum- als<br />
auch kompetenzorientiert ist. Es ist ein Konzept, das<br />
einerseits die curricularen Vorgaben sieht und fordert,<br />
den SchülerInnen vielfältige Lernfelder zu erschließen, das<br />
aber andererseits verlangt, dass die SchülerInnen durch<br />
aktives Erfahrungslernen ihre Kompetenzen erleben und<br />
diese entwickelt und gefördert werden. Sie ging auf die<br />
Förderung von Selbstständigkeit durch „selbst forschen<br />
und untersuchen“ und auf Selbstsicherheit durch das<br />
Präsentieren von Arbeitsergebnissen ein. Sie zeigte die<br />
Entwicklung von Kreativität auf, wies darauf hin, dass Lernen<br />
Zeit braucht, und wünschte „Neugierzeit“ als Fach.<br />
Sie sprach die Fähigkeiten des genauen Hinsehen, des<br />
mehrperspektivischen Betrachtens und des Reflektierens<br />
an. Zudem betonte sie die Förderung der Verantwortung<br />
für das eigene Lernen und die eigene Lebensplanung.<br />
Zusammenfassend stellte Frau Prof. Beutel fest: „Wenn<br />
die Kinder und Jugendlichen den Mittelpunkt des Lernens<br />
bilden, können Kompetenzerfahrung, ein nachhaltiges<br />
Lernen und Zuversicht in die eigene Handlungsstärke<br />
entstehen!“<br />
Engagement von SchülerInnen<br />
Das Engagement vieler SchülerInnen der GFG und ihre<br />
Mitarbeit zum Gelingen der Tagung war beeindruckend.<br />
Am Morgen begrüßte der Unter- und Mittelstufenchor<br />
das Plenum mit dem „Ohrwurm“ der Wise Guys. Am<br />
Nachmittag spielte die Bläserklasse 6 „The Surprise Symphony“<br />
von Joseph Haydn und verabschiedete die Gäste<br />
mit Mike Story‘s Musikstück „Star Wars“. Durch die<br />
vielen Tagungspunkte führten freundlich und sicher die<br />
beiden Schülermoderatoren aus dem 13. Jahrgang, Arne<br />
Spang und Daniel Wenz. Auch die ganztägige Versorgung<br />
mit Kaffee, Kuchen und belegten Brötchen hatten die<br />
Dreizehner übernommen. Wie die Profis hatten vor allem<br />
die Mädchen köstliche Kuchen gebacken und Dutzende<br />
von leckeren Brötchen belegt. Die Verpflegung war auf<br />
<strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 12 / 2011<br />
23
Politische Bildung<br />
langen Tischen angerichtet und konnte ganz einfach von<br />
den Stehtischen aus, an denen viele TeilnehmerInnen<br />
standen, diskutierten und sich austauschten, erreicht<br />
werden. Ein Service, ein Engagement, was sehr gut ankam!<br />
Foren<br />
Insgesamt wurden acht Foren angeboten. Am Vormittag<br />
gab es zwei aufeinander folgende fachliche Input-Runden.<br />
Auf diese Weise hatte jeder Gelegenheit, sich für zwei<br />
Foren seiner Wahl zu entscheiden. Am Nachmittag kamen<br />
die TeilnehmerInnen in eines der von ihnen besuchten<br />
Foren zurück, um dort mit einem Praxisbeispiel und vielen<br />
Diskussionen das Thema zu vertiefen.<br />
Die Foren waren exzellent vorbereitet. Jedes Forum<br />
hatte eine Leitfrage als Thema, eine Expertin oder einen<br />
Experten, der eine inhaltliche Einführung gab, ein Praxisbeispiel<br />
von KollegInnen einer demokratiegeleiteten<br />
Schule und eine Moderatorin oder einen Moderator, der<br />
die Gespräche leitete.<br />
Die Leitfragen, nach denen die Foren gegliedert waren,<br />
lauteten:<br />
• Wie kann ein Leitungsteam erfolgreich kooperieren?<br />
• Wie können Schüler Lernziele selbstverantwortlich<br />
erreichen?<br />
• Wie können Schüler an ihrer Leistungsbewertung<br />
beteiligt werden?<br />
• Wie können Lehrer kooperatives Lernen fördern?<br />
• Wie kann die Lernzeit an Ganztagsschulen gestaltet<br />
werden?<br />
• Wie kann eine Feedback-Kultur systematisch aufgebaut<br />
werden?<br />
• Wie können Projekte demokratische Handlungskompetenz<br />
fördern?<br />
• Wie kann soziales Engagement gesellschaftliches Lernen<br />
fördern?<br />
Abschlussgespräch<br />
Die Bildungsstaatssekretärin Vera Reiß lobte die Tagung<br />
als „bundesweit vorbildhaft“ und bedankte sich für „verdammt<br />
viel Engagement“ der Beteiligten. Sie verwies auf<br />
den neuen Koalitionsvertrag und stellte fest. „Die Beteiligung<br />
und Mitwirkung von Schülerinnen und Schülern ist<br />
Auftrag und Aufgabe.“ Sie betonte, dass Demokratiepädagogik<br />
nicht von allen Schulen wahrgenommen werde<br />
und ihre Bedeutung mehr herausgestellt werden müsse.<br />
Zu dem Thema Kommunikation und Partizipation<br />
erklärte die Staatssekretärin. „Es ist gute Sitte, dass wir<br />
in regelmäßigem Abstand mit dem LandesschülerInnenausschuss<br />
sprechen. Bevor Beteiligung und Partizipation<br />
in einer Gesetzesnovelle gefasst werden, sprechen wir<br />
miteinander.“ Zur Diskussion über die Absenkung des<br />
Wahlalters auf 16 Jahre verwies sie auf eine Diskussion<br />
im Schülerlandtag, bei der die Mehrheit der Jugendlichen<br />
gegen die Absenkung votierte. Ihrer Meinung nach seien<br />
die Jugendlichen dafür nicht vorbereitet.<br />
Sebastian Gräber wandte sich an die Staatssekretärin und<br />
forderte: „Die Schüler und Schülerinnen müssen mehr<br />
Gehör im LandesschülerInnenausschuss bekommen.<br />
Dieser Ausschuss braucht mehr Kompetenzen.“ Er als<br />
LandesschülerInnenvertreter begrüßte die Absenkung des<br />
Wahlalters. Die Einrichtung des „Klassenrats“ wertete er<br />
sehr positiv und wünschte, „dass er in viel mehr Schulen<br />
eingesetzt würde.“<br />
Die Schulleiterin Bettina Gerhard war von der Größe des<br />
Netzwerks stark beeindruckt. Voller Freude bekannte sie:<br />
„Ich habe neue Organisationen, neue Projekte kennen<br />
gelernt und kann eine Reihe von Anregungen für meine<br />
Arbeit mitnehmen.“ Sie zeigte auf, welche Formen der<br />
Kommunikation und Partizipation an ihrer Schule vor<br />
allem gepflegt werden: Das sind der Klassenrat von Klasse<br />
fünf bis dreizehn, das S.A.M.S.-Projekt (SchülerInnen<br />
arbeiten mit SchülerInnen) und die Medienkompetenztage.<br />
Sie fügte hinzu: „Wir wollen diese Projekte noch<br />
weiter ausbauen.“<br />
Tobias Diemer sprach den großen Veränderungsdruck<br />
an, dem viele Schulen ausgesetzt sind. Gleichzeitig seien<br />
die Schulen aber ratlos, wie sie sich verändern sollten. Als<br />
Beispiel stellte er die demokratische Lernkultur heraus,<br />
die den Leistungsprozess in die Hand der SchülerInnen<br />
lege und diese sogar in die Leistungsbeurteilungen miteinbezogen<br />
würden. Die jährliche Organisation eines<br />
Demokratietags <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> nannte er „ein Pilotprojekt<br />
für andere Bundesländer“. Speziell über den 6.<br />
Demokratietag urteilte er: „Das Format ist bundesweit<br />
beispielgebend.“ Er gab seiner Hoffnung Ausdruck, dass<br />
die Bedeutung der Demokratiepädagogik noch stärker in<br />
die Breite gebracht werden könne und die Veranstaltung<br />
in ein bis zwei Jahren doppelt so groß sei.<br />
Das Fazit des Koordinators und Tagungsleiters Hans<br />
Berkessel: „Uns vom Veranstaltungsteam ist wichtig:<br />
Dieser Tag ist als Demokratietag <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> nicht<br />
mehr wegzudenken aus dem pädagogischen Kalender<br />
vieler Schulen“.<br />
24 <strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 12 / 2011
Politische Bildung<br />
Beteiligt sein ohne dauerhafte Bindung<br />
12. Tage der Politischen Bildung in Landau mit wertvollen Impulsen<br />
(gh) Mit dem Thema „Krise der repräsentativen Demokratie?<br />
- Wege zu einer lebendigen Bürgergesellschaft“ beschäftigten<br />
sich die 12. Tage der Politischen Bildung Ende Oktober<br />
im Butenschoen-Haus in Landau. Etwa 50 Sozialkundelehrkräfte<br />
- überwiegend aus dem gymnasialen Bereich und<br />
männlichen Geschlechts - konnten dabei durch die bewährte<br />
Mischung von theoretischer Reflektion und praktischer Umsetzung<br />
wertvolle Impulse für ihre Arbeit vor Ort bekommen.<br />
D<br />
V<br />
P<br />
B<br />
Deutsche<br />
Vereinigung für<br />
Politische Bildung<br />
Diese traditionelle Fortbildung ist eine Kooperationsveranstaltung<br />
des Erziehungswissenschaftlichen Fortund<br />
Weiterbildungsinstitut der evangelischen Kirche<br />
in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> (EFWI) mit dem Landesverband<br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> der Deutschen Vereinigung für Politische<br />
Bildung (DVPB), dem Institut für Politikwissenschaft der<br />
Universität Koblenz-Landau (Campus Landau) und der<br />
Landeszentrale für Politische Bildung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>.<br />
Nach Begrüßung und Einführung durch Dr. Günther<br />
Geisthardt vom EFWI und Bettina Anslinger-Weiss von<br />
der DVPB referierte der Landauer Politikordinarius Ulrich<br />
Sarcinelli über die Frage, ob sich die repräsentative<br />
Demokratie in der Krise befindet. Er wies einleitend auf<br />
Veränderungen in der politischen Kultur, wie die nachlassende<br />
Bindungskraft von Großorganisationen und<br />
das Interesse an unverbindlichen Beteiligungsformen,<br />
hin, skizzierte Veränderungen in der Informations- und<br />
Medienlandschaft, die zu einer Entkoppelung zwischen<br />
Medien und Politik geführt habe, und zeigte auf, dass<br />
eine zunehmend größere Zahl an Akteuren wie bspw. die<br />
NGOs in Beteiligungsprozessen aktiv sind. Am Beispiel<br />
von Stuttgart 21 habe sich gezeigt, dass Legitimation<br />
alleine durch parlamentarische Verfahren nicht mehr<br />
ausreiche. Sarcinelli prophezeite daher den Wandel vom<br />
exklusiven „Eliten-Spiel“ zur inklusiven „Bürger-Politik-<br />
Kommunikation“. Allerdings sei Bürgerbeteiligung kein<br />
Allheilmittel. Er sprach sich zwar für die Senkung der<br />
Hürden bei der Bürgerbeteiligung aus, wichtiger sei jedoch<br />
die Erweiterung der Kommunikation in der Parteiendemokratie<br />
durch eine bürgerfreundliche Beteiligungskultur.<br />
Nach einer regen Diskussion ergänzte Prof. Dr. Thorsten<br />
Faas von der Universität Mannheim Sarcinellis Ausführungen<br />
mit empirischen Daten zum Politikverständnis<br />
in Deutschland und ging dabei der Frage nach, „wie viel<br />
Beteiligung“ wir wirklich wollen.<br />
In den mittäglichen Arbeitsgruppen wurden folgende<br />
Themen angeboten:<br />
- Die Direktdemokratie in der Schweiz: Verfahren, Auswirkungen<br />
und Lehren,<br />
- Erfolgsbeispiele von verstärkter Bürgerbeteiligung - die<br />
Initiative „Mehr Demokratie“ im Spannungsfeld von<br />
Verfassungstheorie und Verfassungswirklichkeit,<br />
- Der rheinland-pfälzische Schülerlandtag - Partizipationsmöglichkeiten<br />
für Schüler,<br />
- Politisches Engagement der jungen Generation am<br />
Beispiel des Jugendstadtrats Speyer.<br />
Viel Lob der TeilnehmerInnen erhielt am 2. Tag der<br />
Fortbildung der junge Kollege Ralf Schmitt vom Hans-<br />
Purrmann-Gymnasium in Speyer für seine Präsentation,<br />
in der er die handlungsorientierte Simulation einer<br />
Bundestagswahl in einer 10 Klasse vorstellte, die er als<br />
Referendar am Friedrich-Magnus-Schwerd-Gymnasium<br />
in Speyer durchgeführt hat. Interessant am Ergebnis: Die<br />
abstimmenden OberstufenschülerInnen hatten schon vor<br />
der letzten Bundestagswahl Tendenzen, wie sie sich in den<br />
jüngsten Wahlen durch die Ergebnisse für Grüne und<br />
Piraten zeigten, antizipiert.<br />
Die Veranstaltung schloss mit einem eloquenten Vortrag<br />
des Elsässer Autors, Kabarettisten und Filmemachers<br />
Martin Graff, der oft als Grenzgänger und „Gedankenschmuggler“<br />
tituliert wird.<br />
Material zur Politischen Bildung<br />
Das Thema Demokratie und politische Beteiligung ist ein<br />
Kernthema des Politikunterrichts in der Sekundarstufe<br />
I. Jedoch liegt zwischen der Bedeutung des Themas und<br />
dem Interesse der Schülerinnen und Schüler oft eine<br />
gewisse Kluft.<br />
Das WOCHENSCHAU-Themenheft Demokratie und<br />
politische Beteiligung bereitet das Thema anhand zahlreicher<br />
anschaulicher Beispiele spannend, altersgerecht<br />
und handlungsorientiert für die Sekundarstufe I auf. Die<br />
Materialien knüpfen unmittelbar an die Lebenswelt der<br />
Schülerinnen und Schüler an und vermitteln ihnen, dass<br />
Politik sie betrifft.<br />
Das WOCHENSCHAU-Themenheft EU II: Wirtschaft<br />
und Soziales gibt Schülerinnen und Schülern der Sekundarstufe<br />
II hochaktuelle Materialien zur Bearbeitung<br />
dieser Fragen an die Hand.<br />
Weitere Informationen zur WOCHENSCHAU sowie<br />
exklusive Zusatzmaterialien für Abonnenten sind unter<br />
www.wochenschau-online.de zu finden.<br />
pm<br />
<strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 12 / 2011<br />
25
Hochschulen<br />
<strong>GEW</strong>-Aktivitäten bewirken Aussetzung der Zulassungs-<br />
beschränkung auf den Studienschwerpunkt Förderschule<br />
von Dominik Müller<br />
In der Diskussion um die Beschränkung von Studienplätzen<br />
im Lehramtsschwerpunkt „Förderschule“ an der Universität<br />
Koblenz-Landau kam es am 13. Oktober 2011 zu einem Erfolg<br />
für die betroffenen Studierenden. Im Rahmen eines von der<br />
<strong>GEW</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> initiierten Runden Tisches verkündeten<br />
Staatssekretär Michael Ebling und Universitätspräsident Prof.<br />
Dr. Roman Heiligenthal, dass sie die Kapazitäten des Studienschwerpunktes<br />
am Campus Landau kurzfristig erhöhen werden.<br />
Durch die Schaffung von vier zusätzlichen Stellen im Landauer<br />
Institut für Sonderpädagogik, die allerdings auf zwei Jahre befristet<br />
sind, sollte nun doch allen 133 Bewerberinnen und Bewerbern<br />
im Wintersemester 2011/12 ermöglicht werden, ihr gewünschtes<br />
Lehramt zu studieren. Auch der Schwerpunkt „Grundschule“ wird<br />
vorerst zulassungsfrei bleiben.<br />
Mit der Erhöhung der Kapazitäten reagierten Bildungsministerium<br />
und Universität auf die massiven Proteste am Campus Landau seit<br />
Sommer. Die betroffenen Studierenden mit der Wunschschulart<br />
Förderschule hatten kritisiert, durch eine auf problematische<br />
Auswahlkriterien gestützte Zulassungsbeschränkung mitten im Bachelorstudium<br />
nach vier absolvierten Semestern überraschend ohne<br />
Perspektive dazustehen. Für viele hätte die Ablehnung am Campus<br />
Landau bedeutet, das von ihnen seit Studienbeginn angestrebte<br />
Lehramt Förderschule nicht studieren zu können - obwohl sie sich<br />
bereits ab dem ersten Semester durch verschiedene Vorentscheidungen<br />
wie die Fächerwahl auf dieses Lehramt inoffiziell festlegen<br />
mussten. Auch ein Uni-Wechsel wäre aufgrund des ungünstigen<br />
Zeitpunktes der Schwerpunktwahl nicht mehr rechtzeitig möglich<br />
gewesen.<br />
Eine Arbeitsgruppe der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft<br />
unter Federführung der stellvertretenden <strong>GEW</strong>-Vorsitzenden Sylvia<br />
Sund hatte die Problematik, auch angesichts des Fachkräftemangels<br />
im Förderschulbereich, aufgegriffen und mehrere Gespräche mit<br />
den beteiligten Personen geführt, um schließlich zu einem Runden<br />
Tisch in die Mainzer <strong>GEW</strong>-Geschäftsstelle einzuladen.<br />
Sylvia Sund begrüßte in ihrer Anmoderation die Tatsache, dass<br />
Universität und Ministerium zu Gesprächen über die Lösung<br />
der Problematik bereit seien. Aus Sicht der <strong>GEW</strong> betonte sie die<br />
Notwendigkeit, einerseits die akuten Schwierigkeiten der derzeit<br />
betroffenen Studierenden zu beseitigen, andererseits aber auch vor<br />
allem die grundsätzlichen strukturellen Unzulänglichkeiten der<br />
rheinland-pfälzischen LehrerInnenbildung nachzubessern.<br />
Staatssekretär Michael Ebling unterstrich daraufhin die Bedeutung<br />
der sonderpädagogischen Lehrerbildung, gerade im Hinblick auf die<br />
weiteren Konsequenzen aus der UN-Behindertenrechtskonvention,<br />
und verkündete die kurzfristige Aussetzung der geplanten Zulassungsbeschränkung<br />
für den Studienschwerpunkt Förderschulen im<br />
Wintersemester 2011/12. Die Aufnahme aller 133 Bewerberinnen<br />
und Bewerber am Campus Landau sei jedoch als Ausnahme zu<br />
betrachten, grundsätzlich müssten bedarfsorientierte Zulassungsbeschränkungen<br />
zulässig sein. Ebling verteidigte dabei die Schwerpunktwahl<br />
im Bachelorstudiengang Lehramt zu einem möglichst<br />
späten Zeitpunkt.<br />
Auch der Präsident der Universität Koblenz-Landau, Prof. Dr.<br />
Roman Heiligenthal, sprach sich für eine Zulassungsbeschränkung<br />
auf Lehramtsschwerpunkte aus, wobei er die Perspektive, den Studierenden<br />
durch ein neues Wahlverfahren bereits im ersten Semester<br />
Planungssicherheit zu geben, als fair bezeichnete. Dagegen sei für<br />
ihn die nun erfolgte Öffnung des Studienschwerpunktes nicht der<br />
richtige Weg, um die Problematik grundsätzlich zu lösen. Vielmehr<br />
führe die durch die kurzfristige Entscheidung auf das Institut für<br />
Sonderpädagogik zukommende Mehrbelastung zu qualitativen<br />
Einbußen in der Lehre. Dies prognostizierte auch der Leiter des<br />
Instituts, Prof. Dr. Michael Wagner, der sich überdies für eine bessere<br />
förderpädagogische Qualifikation aller Lehramtsstudierenden im<br />
Sinne einer konsequenten inklusiven Praxis im rheinland-pfälzischen<br />
Schulsystem aussprach.<br />
Die <strong>GEW</strong>-Studierendensprecherin Elena Leuschner forderte eine<br />
möglichst frühere Schwerpunktwahl im Bachelor-Lehramtsstudiengang<br />
und unterstrich, dass eine derartige strukturelle Modifikation<br />
nicht im Gegensatz zu der inhaltlichen Forderung von <strong>GEW</strong> und<br />
Landesregierung nach einer gemeinsamen LehrerInnenbildung<br />
stehe. Auch bei einer früheren Schwerpunktfestlegung könnten<br />
lehramtsübergreifende Lehrveranstaltungen für alle Studierenden<br />
verpflichtend sein. Dieser Vorschlag wurde von der Universitätsverwaltung<br />
mit Zustimmung aufgenommen und wird zu weiteren<br />
Gesprächen führen. Heinz Winter vom <strong>GEW</strong>-Landesvorstand<br />
problematisierte in diesem Zusammenhang, die Zulassung für ein<br />
Lehramt allein von der Abiturnote abhängig zu machen, und plädierte<br />
für die Berücksichtigung weiterer Qualifikationen.<br />
Insgesamt wurde in dem Gespräch deutlich, dass trotz der für<br />
die derzeit betroffenen Studierenden erfreulichen Entscheidung<br />
erhebliche grundlegende Mängel in der rheinland-pfälzischen LehrerInnenbildung<br />
bestehen, deren Behebung dringlich ist, da mit der<br />
aktuellen Kapazitätserhöhung lediglich etwas Zeit gewonnen werden<br />
konnte. Obwohl auch für den Lehramtsschwerpunkt „Grundschule“<br />
angekündigt wurde, einen NC durch die Schaffung von je einer<br />
zusätzlichen Mitarbeiterstelle an den Uni-Standorten Koblenz<br />
und Landau in den nächsten beiden Jahren zu verhindern, kann es<br />
nach Ablauf dieser Schonfrist immer wieder zu unvorhersehbaren<br />
Kapazitätsproblemen kommen, die nur durch strukturelle Reformen<br />
beseitigt werden können. Daher wird die <strong>GEW</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
weiterhin Gespräche mit allen Beteiligten führen und an Konzepten<br />
für eine zufriedenstellende Lösung arbeiten.<br />
26 <strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 12 / 2011
Hochschulen<br />
<strong>GEW</strong>: Keine Rotstiftpolitik zu Lasten der Lehrenden an Hochschulen!<br />
„Die <strong>GEW</strong> lehnt die von der Landesregierung geplante Erhöhung<br />
der Lehrverpflichtung der Hochschulbeschäftigten<br />
strikt ab“, sagte der <strong>GEW</strong>-Landesvorsitzende Klaus-Peter<br />
Hammer gegenüber der Presse. Hammer reagierte damit<br />
auf die Ankündigung der Landesregierung, die Lehrverpflichtung<br />
der Lehrenden an den Hochschulen auf neun<br />
Stunden zu erhöhen.<br />
„Mit einer Erhöhung der Deputate für die Hochschulwissenschaftler<br />
kaschiert die Landesregierung die schlechte<br />
Personalversorgung an den rheinland-pfälzischen Universitäten<br />
und konterkariert ihre mehrfach wiederholte<br />
Absicht, an der Bildung in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> nicht sparen<br />
zu wollen“, sagte Hammer. Der <strong>GEW</strong>-Landesvorsitzende kritisierte,<br />
dass eine Erhöhung der Lehrverpflichtung zu Lasten der Forschung<br />
gehe und auf junge Akademikerinnen und Akademiker, die vor der<br />
Entscheidung stünden, in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> an die Hochschulen zu gehen,<br />
abschreckend wirke. „Wer Forschung und Lehre in unserem Land<br />
voranbringen und den Hochschulstandort <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> stärken<br />
will, sollte bessere Zukunftsperspektiven durch die Schaffung von mehr<br />
wissenschaftlichen Stellen an den Hochschulen schaffen, anstatt durch<br />
die Erhöhung von Arbeitszeiten das Personal von einem Engagement in<br />
unserem Land abzuschrecken oder gar dorthin zu vertreiben, wo bessere<br />
Lehr- und Forschungsbedingungen geboten werden“, sagte Hammer.<br />
pm<br />
Förderschulstudierende setzen sich durch<br />
Ein Erfahrungsbericht - notiert von Janette Idler<br />
Für die 21-jährige Lisa Müller (Name geändert) stand von Anfang an<br />
fest, Förderschule sollte es sein. Seit Studienbeginn war sie sich darüber<br />
im Klaren. Eine vorangegangene Ausbildung zur Ergotherapeutin<br />
bestätigte sie in ihren Fähigkeiten. Doch zum Ende des vergangenen<br />
Sommersemesters fiel Lisa aus allen Wolken, der Berufswunsch schien<br />
in weite Ferne gerückt. 133 Studierenden standen 66 Plätze im<br />
Bereich Förderschulpädagogik gegenüber. Erstmalig seit Einführung<br />
des Bachelor-/Master-Systems in Landau griff das Instrument der<br />
Zulassungsbeschränkung. Lisa würde den erforderlichen Schnitt in<br />
den bildungswissenschaftlichen Modulen nicht erreichen (siehe Info:<br />
Studienaufbau). Die Möglichkeit auf ein Wartesemester bestand nicht.<br />
Die Information kam kurzfristig, eine Ummeldung zu einer anderen<br />
Universität war nicht mehr möglich. Berufswunsch Ade.<br />
Was war geschehen? Wurde früher die gewünschte Schulart zu Beginn<br />
des Studiums gewählt, so erfolgt die Wahl seit Einführung des Bachelor-/Master-Systems<br />
in Landau erst im Verlauf des 4. Semesters (siehe<br />
Info: Studienaufbau). Wie viele Studierende sich für eine bestimmte<br />
Schulart entscheiden würden, war für die Universität offensichtlich<br />
schwer vorhersehbar. Komisch: Schließlich erhob die Universität doch<br />
immer wieder, meist zu Anfang des Semesters, eine unverbindliche<br />
Umfrage unter den Studierenden. Was mit den Erhebungen geschehen<br />
ist, bleibt unklar. Von Universitätsseite hörte Lisa, man habe doch mit<br />
der Immatrikulation die Studierenden über die Konsequenzen einer<br />
Zulassungsbeschränkung im Verlauf des Studiums informiert. Für Lisa<br />
bedeutete das, auf eine andere Schulart ausweichen zu müssen. Das<br />
Grundschullehramt, so wurde es ihr aus Universitätskreisen vermittelt,<br />
sei doch eine gute Alternative, ähnele es doch sehr dem Studium der<br />
Förderpädagogik.<br />
Aber das wollte Lisa Müller so nicht akzeptieren! Daher suchte sie sich<br />
Hilfe. Zunächst beim AStA der Uni Landau. Dort kam der Kontakt<br />
mit Elena Leuschner, Sprecherin des Landesstudierendenausschusses der<br />
<strong>GEW</strong> (LASS) und Mitglied der DGB/<strong>GEW</strong> -Hochschulgruppe, zustande.<br />
Elena nahm Lisa kurzerhand zu einem Treffen der Hochschulgruppe<br />
mit, denn mit diesem Problem war Lisa nicht allein: Insgesamt waren<br />
67 junge Menschen betroffen. Und das, obwohl doch in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
ein hoher Bedarf an Förderschullehrkräften besteht. Das an der Uni<br />
angegliederte Institut, das die angehenden Förderschullehrer ausbildet,<br />
sah das anders: Es gebe nur Platz für 66 Studierende. Eine Erhöhung<br />
der Kapazitäten sei nicht möglich, sonst leide die Qualität der Lehre.<br />
Ein gemeinsames Gespräch zwischen Uni, Studierenden und <strong>GEW</strong><br />
sollte Klärung bringen. Eine Protestveranstaltung, die das Gespräch<br />
direkt vor Ort begleitete, wurde von der DGB/<strong>GEW</strong>-Hochschulgruppe<br />
organisiert (<strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> Ausgabe 10-11/11). Das<br />
Resultat: Eine Erhöhung auf insgesamt 80 Plätze. Ein mageres Ergebnis,<br />
und: Lisa war immer noch nicht dabei, genau wie weitere 53<br />
enttäuschte Studierende.<br />
Von nun an lagen alle Hoffnungen, auch Lisas, auf dem 13. Oktober. An<br />
diesem Termin wurde ein Runder Tisch anberaumt. Der teilnehmende<br />
Personenkreis des Runden Tisches sollte unter anderem Alternativen für<br />
strukturelle Mängel des Bachelor-/Master-Systems erörtern, wie eben<br />
jene Schulartwahl mitten im Studium. Andere Hochschulleitungen<br />
von Universitäten, die ebenfalls im Zuge des Bologna-Prozesses auf<br />
Bachelor und Master umgestellt hatten, haben die besonderen Aspekte<br />
des Lehramtsstudiums berücksichtigt. Sie beließen die Schulartwahl am<br />
Beginn des Studiums. Wissen doch die meisten jungen Menschen, genau<br />
wie Lisa, von Anfang an, welche die Wunschschulart sein soll. Ist dann<br />
die Nachfrage auf eine bestimmte Schulart hoch und kommt ein NC<br />
zustande, so besteht - entgegen der Wahl im Verlauf des Studiums - die<br />
Möglichkeit, Wartesemester einzulegen.<br />
In der Zwischenzeit gerieten sowohl Land wie Universität vermehrt<br />
unter Druck. Mit vielfältigen Aktivitäten blieben die Studierenden<br />
nicht untätig. Sie kontaktierten den Rechtsbeistand der <strong>GEW</strong>, wandten<br />
sich an ihre zuständigen Landtagsabgeordneten und initiierten<br />
Informationszusammenkünfte, um sich auszutauschen. Der von der<br />
Hochschulgruppe in Mainz unterstützte Protest der Studierenden fand<br />
Gehör in Radio, Fernsehen und Zeitungen. Der Nachhall der Medien<br />
führte zu vermehrten Anfragen an das Ministerium und die Universität.<br />
Lösungen wurden eingefordert.<br />
Der 13. Oktober, der Termin des Runden Tisches, sollte die Wende<br />
bringen, auch für Lisa. Ministerium wie Universität eröffneten, dass<br />
mit der Schaffung von vier neuen, auf zwei Jahre befristeten Stellen<br />
am Institut für Sonderpädagogik die Zulassungsbeschränkung zunächst<br />
entfällt. Alle 133 Studierenden konnten zu Beginn des Wintersemesters<br />
2011/12 ihr Bachelorstudium der Förderpädagogik aufnehmen.<br />
Gerechnet hatte Lisa Müller damit nicht. Unter dem Motto „wer nicht<br />
kämpft, hat schon verloren“ hatte sie sich der DGB/<strong>GEW</strong>-Hochschulgruppe<br />
angeschlossen. Dass sich gewerkschaftliche Arbeit also tatsächlich<br />
lohnt, daran hatte sie nicht wirklich geglaubt. Schön, dass es anders ist.<br />
<strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 12 / 2011<br />
27
Hochschulen<br />
Neues vom Campus Landau<br />
Start der DGB/<strong>GEW</strong>-Hochschulgruppe ein voller Erfolg!<br />
Pünktlich zu Beginn des Wintersemesters 11/12 in Landau<br />
begrüßte die Hochschulgruppe erstmalig den neuen Jahrgang<br />
in Landau. Als kleine Starthilfe ins erste Semester gab<br />
es die „Ersti-Hilfe“.<br />
Erfahrungsgemäß bringt der Start ins Studium eine<br />
Menge Fragen mit sich: Wie erstelle ich meinen Stundenplan?<br />
Wo liegt die Außenstelle XY? Wo erhalte ich<br />
die Zugangsdaten für meine Uni-Mailadresse? Wie finde<br />
ich eine bezahlbare Wohnung? Aus eigener Erfahrung<br />
wissen wir, die Mitglieder der Hochschulgruppe, welche<br />
Stolpersteine sich einem jungen Menschen im ersten Semester<br />
in den Weg stellen. Um sich im Chaos des ersten<br />
Semesters besser zurecht zu finden, entwickelten wir daher<br />
im vergangenen Semester unsere „Ersti-Hilfe“. Neben<br />
allgemein wichtigen Informationen rund ums Studium,<br />
enthält die „Ersti-Hilfe“ einen herausnehmbaren Stadtplan<br />
mit den Außenstellen der Universität Landau auf<br />
der einen, und einigen einschlägigen Bars und Locations<br />
auf der anderen Seite.<br />
Im Rahmen der Orientierungsmesse für Erstsemester, die<br />
traditionell in der Woche vor dem offiziellen Veranstaltungsbeginn<br />
stattfindet, kam es zu vielen interessanten<br />
Gesprächen mit den Studierenden. Es wurden Kontakte<br />
geknüpft, Fragen beantwortet und über die Arbeit der<br />
<strong>GEW</strong> informiert.<br />
Abschließend können wir sagen, dass die erste Teilnahme<br />
der <strong>GEW</strong> durch die Hochschulgruppe in der Begrüßungswoche<br />
sehr positiv verlief. Die „Ersti-Hilfe“ erschien<br />
in ihrer ersten Auflage und war bereits innerhalb einer<br />
Stunde in ihrem Bestand halbiert. Wir möchten an diesen<br />
Erfolg anknüpfen und hoffen, dass wir die entsprechen-<br />
de Finanzierung sicherstellen können, um im nächsten<br />
Semester wieder dabei zu sein.<br />
Die „Ersti-Hilfe“ kann, so lange der Vorrat reicht, kostenlos<br />
über unsere Landesgeschäftsstelle unter (0 61 31) 28<br />
98 8-0 bestellt werden.<br />
28 <strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 12 / 2011
Hochschulen<br />
Evidenz oder Emergenz? -<br />
Zum erkenntnistheoretischen Rückfall einer evidenzbasierten Bildungsforschung<br />
- Rolf Arnold -<br />
Auch die Bildungsforschung ist nicht frei von erkenntnistheoretischen<br />
Wiederholungen und allzu menschlichen Grenzziehungen,<br />
Ausgrenzungen und Selbstüberhöhungen. So konnte man in der<br />
FAZ vom 27. Oktober 2011 ein Plädoyer für mehr Empirie und<br />
Kompetenz lesen, die mit einer solchen Wende der Bildungsforschung<br />
nicht nur alle erdenklichen Positivwirkungen für die Profilschärfung<br />
und Professionalität der Bildungswissenschaft in Verbindung<br />
brachten, sondern auch die Autoren selbst positiv vom dem<br />
inkriminierten Rest eines - wie sie sagen - „Forschungsbereich(es)<br />
von noch unscharfem Profil und fragilem Status“ - von den Autoren<br />
polemisch als „Konfession“ geschmäht - abzuheben trachten.<br />
Dieser Gestus nimmt dem Vorstoß viel von seiner Glaubwürdigkeit,<br />
zumal die Autoren gleichzeitig erkenntnistheoretisch weit zurückfallen<br />
in die Welt einer - impliziten - Korrespondenztheorie der<br />
Wahrheit: Keine erkenntnistheoretische Skepsis kann ihre Forderung<br />
an die Bildungsforschung, auch „steuerungsrelevantes Wissen“<br />
bereitzustellen, „um die gestiegenen Anforderungen im Übergang<br />
von Industrie- zu Wissensgesellschaften besser erfüllen zu können“<br />
(Schrader u.a. 2011, S.8) trüben. Kann Wissenschaft in dieser Weise<br />
Gesellschaften tatsächlich verändern? Handelt Bildungspolitik<br />
tatsächlich auf der Grundlage einer nüchternen Tatsachenprüfung,<br />
oder sind es nicht vielmehr eigene Traditionen, Sachzwänge und<br />
Interessenlagen, die ihr Tun bestimmen? Und: Erkennt Forschung<br />
tatsächlich das, was der Fall ist, oder rückt sie nur das in den Blick,<br />
was Forscherinnen und Forscher - vor dem Hintergrund ihrer<br />
biographischen Einspurungen, ihrer akademischen Sozialisation<br />
und ihres überlieferten Begriffsbestecks (als ehemalige Schüler) - zu<br />
fokussieren vermögen?<br />
Solche Fragen werden von den Protagonisten einer empirischen<br />
Wende zu Profession nicht einmal gestreift. Stattdessen folgen sie<br />
einer doch recht vordergründigen Auslegung einer „Evidenzbasierung“<br />
- einem Begriff, mit dem - wie sie sagen - „die Erwartungen<br />
von Politik und Praxis ... zum Ausdruck gebracht (werden)“ (ebd.).<br />
Diesen - so die Autoren - geht es um Wirksamkeit und den „Transfer<br />
evidenter Befunde“ (ebd.) - eine instrumentalistische Beschränkung<br />
des eigenen Erkenntnisinteressen, verquastet mit einer Wirkungsillusion,<br />
welche die systemische Veränderungsforschung schon lange<br />
hinter sich gelassen hat. Konzepte einer wirksamen Veränderung<br />
folgen keiner Transferlogik, sondern dem von Kurt Lewin überlieferten<br />
Satz: „You can not understand a system unless you change it“,<br />
wobei es zunächst und vorrangig die überlieferten Vorstellungen,<br />
Denkformen und Handlungsgewohnheiten von Führungskräften,<br />
Forschern und Politikern sind, die auf den Prüfstand der Reflexion<br />
rücken. Ihre Veränderung lässt bereits anderes in Erscheinung<br />
treten, und es sind die Potenziale von Individuen, Organisationen<br />
und Gesellschaften, die sich entwickeln können, wenn man sie<br />
denn lässt. Es ist diese Kraft der Autonomie, Selbstwirksamkeit und<br />
Selbstbildung, welche die wirklich substanziellen Prozesse jeglicher<br />
Schul- und Unterrichtsentwicklung gestalten, keine internationalen<br />
Vergleichsdaten oder eine vormundschaftliche Allianz von Bildungsforschern<br />
und Politikern.<br />
Prof. Dr. Rolf Arnold<br />
lehrt an der TU Kaiserslautern Pädagogik<br />
(insbesondere Berufs- und Erwachsenenpädagogik)<br />
und ist Wissenschaftlicher<br />
Direktor des „Distance and Independent<br />
Studies Center“ (DISC) dieser Universität<br />
sowie Sprecher des Virtuellen Campus<br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>.<br />
Diese Perspektive einer fortgeschrittenen Veränderungsforschung<br />
lässt die überlieferte Trennung zwischen Subjekt und Objekt sowie<br />
zwischen Handeln und Erkennen hinter sich und öffnet den Blick<br />
für eine „selbsteinschließende Reflexion“ (Francisco Varela), der die<br />
eigenen Annahmen und Gewissheiten ebenso zur Frage werden, wie<br />
die der von den Autoren als interessenlose Entität in die Debatte<br />
eingeführte „Politik“. Ist es verwunderlich, dass dort, wo Schulen<br />
und Lehrer ihre Wirklichkeit nachhaltig verändert haben, sie dies<br />
von innen heraus und ohne Bezug auf die Häufigkeiten und Korrelationen<br />
internationaler Vergleichstudien bewerkstelligt haben?<br />
Zwar muss man den Trendwendeautoren zustimmen, dass es die<br />
Nützlichkeit der Forschung ist, die sie legitimiert, doch machen sich<br />
Zweifel breit, ob es wirklich die zitierten Pisa- und TIMMS-Studien<br />
sind, die eine die Schulwirklichkeit verändernde Nützlichkeit zu<br />
stiften vermögen. Es waren vielmehr auch Negativetikettierungen,<br />
neuverkleidete Schulaufsichtsbemühungen und Evaluationsadministration,<br />
welche Lehrerinnen und Lehrer bisweilen auch demotivierten<br />
und nicht selten auch von einer Innovation der schulischen<br />
Unterrichts- und Erziehungsformen abhielten.<br />
Vor diesem Hintergrund wirken die Anmerkungen von Heinz-<br />
Elmar Tenorth ernüchternd und klären, obgleich dieser nicht<br />
veränderungswissenschaftlich, sondern geisteswissenschaftlich<br />
argumentiert. Mit klaren Worten weist Tenorth der empirischen<br />
Bildungsforschung den Status zu, der ihr gebührt: als Bemühung,<br />
für Politik wie Praxis „eine nüchterne Außensicht auf das System zu<br />
gewinnen“. Doch damit erschöpft sich auch bereits der mögliche<br />
Wirkungsradius einer empirischen Bildungsforschung, so ist Tenorths<br />
Zwischenruf zu interpretieren. Und er lenkt auch den Blick<br />
auf deren erkenntnistheoretische Selbstbeschränkung, da nicht alles,<br />
was evident ist, auch wirksam und auch nicht alles, was wirksam ist,<br />
evident ist. Es bleibt ein Rest, durch den sich eigene Gewissheit in<br />
die Konstruktionen der Wirklichkeit einmischt. Auch für die Evidenz<br />
gilt deshalb, was Heinz von Foerster über die „Wahrheit“ zu sagen<br />
wusste: Sie ist „die Erfindung eines Lügners“ - Hinterfragungen,<br />
die den Propagandisten des vermeintlich neuen Konzeptes der<br />
Evidenzbasierung fremd zu sein scheinen: Ihr Evidenz-Konzept ist<br />
Ausdruck eines erkenntnistheoretisch naiven Realismus, gekoppelt<br />
mit instrumentalistischen Wirkungsillusionen. Die Klärungen der<br />
empirischen Bildungsforschung verbleiben deshalb auch meist im<br />
Kontext dessen, was ihr kategorialer Begriffsrahmen - aber auch die<br />
inneren Bilder der Akteure - zu (er)fassen oder auszuhalten vermögen.<br />
Sie haben deshalb auch kaum einen Zugang zu der Emergenz<br />
des Sozialen, kommen erstaunlicherweise ohne eine selbstreflexive<br />
<strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 12 / 2011<br />
29
Hochschulen / Recht<br />
Beobachtertheorie aus und können sich auch Veränderung kaum<br />
anders als durch das Übersetzen „eines klugen Fazits aus vielfältigen<br />
Forschungen in Pläne“, wie Tenorth sagt, vorstellen<br />
Evidenzbasierte Forschungen, die ohne eine beobachtertheoretische<br />
Selbstreflexion agieren und über keinen Begriff von der<br />
Emergenz des Sozialen haben, teilen mit der Politik, deren Nähe<br />
(und Finanzierung) sie suchen, nicht nur die Steuerungsillusion,<br />
sondern auch einen strukturellen Konservatismus, der zwar Veränderungsvorschläge<br />
unterbreitet, diese jedoch „von oben herab“<br />
an die Praxis und die Akteure des Bildungssystems zu übermitteln<br />
versucht. Dieser Blick „von oben“, mag noch als Außensicht sinnvoll<br />
sein, er bleibt aber stets vorgesetzt und vermag deshalb auch<br />
Veränderung und Steuerung nur als Intervention zu denken. Doch<br />
Interventionen führen nur selten zu den gewünschten „Outcomes“,<br />
wie uns nicht nur die systemische Wirkungsforschung, sondern<br />
auch das „Schicksal“ der ersten empirischen Wende der Pädagogik<br />
zur Erziehungswissenschaft in den 1970er Jahren nachdrücklich<br />
vor Augen führen: Deren diagnostische Einsichten konnten keine<br />
wirkliche Veränderung der schulischen Realität auslösen oder gar<br />
gestalten. Nachhaltige Schul- und Unterrichtsentwicklungsprozesse<br />
entstanden vielmehr dort, wo es gelang, eine von Wertschätzung<br />
getragene Kooperation zu beginnen, Netzwerke zu knüpfen, Beteiligung<br />
der Akteure zu gewährleisten und sich schrittweise - in einer<br />
gemeinsamen Bewegung - über die Veränderungsziele und -schritte<br />
zu verständigen - begleitet von einer reflexiven Forschung, die sich<br />
informiert, angefragt und ungefragt strukturierend, konzeptionell<br />
begleitend und das Projektmanagement mit Daten beliefernd und<br />
die sich einzuordnen versteht in die emergierende (aufscheinende)<br />
Selbstorganisation der Schulen oder Bildungsinstitutionen. In diesem<br />
Sinne benötigt Schulentwicklung und Bildungsverbesserung<br />
eine emergenzflankierende Bildungsforschung - neben der evidenzbasierenden<br />
Bildungsforschung, welche die Tübinger Bildungsforscher<br />
in monopolisierendem Gestus fordern.<br />
Recht: Altersteilzeit jetzt auch für beschäftigte Lehrkräfte<br />
und pädagogische Fachkräfte im Schuldienst möglich!<br />
Nach Auslaufen des Tarifvertrags zur Altersteilzeit war es<br />
bislang den Beschäftigten im Schuldienst nicht möglich,<br />
Altersteilzeit zu beantragen. Die ADD hat nun darüber<br />
informiert, dass jetzt auch den Beschäftigten im Schuldienst<br />
Altersteilzeit gewährt werden kann.<br />
Voraussetzung ist die Vollendung des 55. Lebensjahres<br />
bei Beginn der Altersteilzeit, des Weiteren müssen in<br />
den letzten fünf Jahren vor Beginn mindestens 1080<br />
Kalendertage eine versicherungspflichtige Beschäftigung<br />
bestanden haben.<br />
Die Altersteilzeitbeschäftigung muss sich bis zum Beginn<br />
einer Rente wegen Alters (ggf. auch geminderte Rente)<br />
erstrecken.<br />
Dem Antrag auf Altersteilzeit ist eine Rentenauskunft der<br />
Deutschen Rentenversicherung beizufügen, aus der hervorgeht,<br />
ab welchem Zeitpunkt eine Rente abschlagsfrei<br />
oder mit Abschlägen wegen Alters in Anspruch genommen<br />
werden kann.<br />
Es gibt, wie auch schon im Beamtenverhältnis, das Modell<br />
der Blockaltersteilzeit. Dies bedeutet, dass die erste Hälfte<br />
der Altersteilzeit in vollem Umfang weitergearbeitet wird<br />
mit reduzierten Bezügen und die zweite Hälfte der Altersteilzeit<br />
eine Freistellung, ebenfalls mit den reduzierten<br />
Bezügen erfolgt. Des Weiteren ist auch die sogenannte<br />
konventionelle Altersteilzeit möglich. Dies bedeutet, dass<br />
die volle Stelle auf eine halbe reduziert werden kann,<br />
allerdings nicht mit halbierten Bezügen, sondern mit den<br />
erhöhten Altersteilzeitbezügen.<br />
Nach Auslaufen des Tarifvertrages soll für Beschäftigte<br />
die Altersteilzeit nun auch unter veränderten finanziellen<br />
Bedingungen nach den Bestimmungen des Altersteilzeitgesetzes<br />
gewährt werden.<br />
Das auf die Hälfte reduzierte Regelarbeitsentgelt wird<br />
um 20 % aufgestockt. Der Aufstockungsbetrag ist steu-<br />
erfrei, unterliegt jedoch der Steuerprogression. Das Land<br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> zahlt für die Dauer der Altersteilzeit einen<br />
Beitrag an die Rentenversicherung, der anfallen würde,<br />
wenn das bisherige Entgelt weiter zu 80 % gezahlt würde.<br />
Die Laufzeit des Blockmodells soll aus organisatorischen<br />
Gründen mindestens zwei Jahre betragen, kann jedoch<br />
höchstens 3 Jahre betragen.<br />
Dies bedeutet, dass für Beschäftigte, die Altersteilzeit im<br />
Blockmodell nur insgesamt drei Jahre möglich ist. 1,5<br />
Jahre davon sind die Ansparphase, in den darauf folgenden<br />
1,5 Jahren erfolgt die Freistellung bis zur gesetzlichen<br />
Altersrente.<br />
Eine weitere Hürde ist, dass die Vereinbarung nur dann<br />
erfolgen kann, wenn unter Berücksichtigung des Zeitpunkts<br />
des Beginns der Altersrente als Beginn der Freistellungsphase<br />
das Ende eines Schulhalbjahres festgelegt<br />
werden kann.<br />
Das bedeutet, dass ein Ausscheiden aus dem Dienst immer<br />
nur zum Ende eines Schulhalbjahres oder eines Schuljahres<br />
möglich ist, dies allerdings nicht nach Erreichen des<br />
Alters, ab dem Anspruch auf Zahlung einer gesetzlichen<br />
Altersrente möglich ist. In Einzelfall bedeutet dies möglicherweise,<br />
dass Altersteilzeit nur bewilligungsfähig ist,<br />
wenn der Rentenantrag so gestellt wird, dass nur eine<br />
geminderte Altersrente gezahlt werden kann.<br />
Allen angestellten Lehrkräften, die Interesse haben<br />
Altersteilzeit zu beantragen, wird empfohlen zunächst<br />
umgehend bei der Deutschen Rentenversicherung eine<br />
Auskunft einzuholen, wann die Zahlung einer gesetzlichen<br />
Altersrente ggf. auch unter Berücksichtigung eines<br />
Rentenabschlags möglich ist.<br />
Darüber hinaus sollten Sie sich auch vor Beantragung der<br />
Altersteilzeit über die finanziellen Folgen beraten lassen.<br />
Brigitte Strubel-Mattes<br />
30 <strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 12 / 2011
Generation 60+<br />
Die <strong>GEW</strong> gratuliert …<br />
im Januar 2012<br />
zum 70. Geburtstag<br />
Herrn Gerhard Böll<br />
Königsbacher Str. 126 ·<br />
67067 Ludwigshafen<br />
07.01.1942<br />
Frau Karin Graf<br />
Mozartstr. 3 · 54470 Lieser<br />
08.01.1942<br />
Herrn Helmut Neus<br />
Johannes-Würth-Str. 5 ·<br />
67591 Wachenheim<br />
09.01.1942<br />
Herrn Edmund Heinz<br />
Friedrich-Rech-Str. 127 · 56566 Neuwied<br />
10.01.1942<br />
Herrn Karl Kettering<br />
Wichernstr. 24 · 67722 Winnweiler<br />
13.01.1942<br />
Frau Ursula Feß<br />
Seilbachstr. 9 · 66482 Zweibrücken<br />
16.01.1942<br />
Frau Elisabeth Kilali<br />
Am Taubertsberg 4 · 55122 Mainz<br />
20.01.1942<br />
Frau Erika Speer<br />
Berliner Str. 13 · 55457 Gensingen<br />
22.01.1942<br />
Herrn Wolf Ingo Goertz<br />
Bahnhofsweg 34 · 57520 Schutzbach<br />
26.01.1942<br />
Herrn Michael Mohr<br />
Jaegerstr. 1a · 76726 Germersheim<br />
26.01.1942<br />
Herrn Karl-Heinz Bubel<br />
Bitscher Str. 77 · 66955 Pirmasens<br />
27.01.1942<br />
zum 75. Geburtstag<br />
Herrn Gerhard Julius<br />
Ravensteynstr. 64 · 56076 Koblenz<br />
16.01.1937<br />
Frau Karin Sommersberg<br />
Humboldtstr. 8 · 55288 Schornsheim<br />
18.01.1937<br />
Herrn Peter Mann<br />
Burgenring 38 · 76855 Annweiler<br />
26.01.1937<br />
zum 85. Geburtstag<br />
Herrn Paul Goetz<br />
Schulstr. 3 · 67757 Kreimbach-Kaulbach<br />
12.01.1927<br />
Herrn Karl Heinz Leidinger<br />
Pirmasenser Str. 80 · 67655 Kaiserslautern<br />
31.01.1927<br />
zum 87. Geburtstag<br />
Herrn Erich Scheck<br />
Friedhofstr. 23 · 66903 Gries<br />
25.01.1925<br />
zum 88. Geburtstag<br />
Herrn Heinz Bittermann<br />
Johannes-Frech-Str. 30 · 67069 Ludwigshafen<br />
12.01.1924<br />
Herrn Gottfried Müller<br />
Wittenberger Weg 7/32 · 68309 Mannheim<br />
15.01.1924<br />
zum 89. Geburtstag<br />
Herrn Alfred Schank<br />
Alten- u. Pflegeheim/Ramsener Str. 28 ·<br />
67310 Hettenleidelheim<br />
15.01.1923<br />
zum 90. Geburtstag<br />
Herrn Karl Korn<br />
Goethestr. 8 · 76870 Kandel<br />
28.01.1922<br />
zum 92. Geburtstag<br />
Herrn Fritz Schröder<br />
Josef-Cornelius-Str. 16 · 56070 Koblenz<br />
08.01.1920<br />
im Februar 2012<br />
zum 70. Geburtstag<br />
Herrn Manfred Webel<br />
Neumayerstr 24 · 67273 Weisenheim<br />
03.02.1942<br />
Herrn Heinrich Henn<br />
Am Sportplatz 1 · 76829 Landau<br />
08.02.1942<br />
Herrn Erich Schmidt<br />
Schulstr. 56 · 66503 Dellfeld<br />
13.02.1942<br />
Herrn Gerhard Kleinhans<br />
Roemerstr. 17 · 67245 Lambsheim<br />
15.02.1942<br />
Herrn Gerd Freyberg<br />
Schützenstr. 6 · 54295 Trier<br />
27.02.1942<br />
zum 75. Geburtstag<br />
Herrn Gernot Lempert<br />
Rüdesheimer Str. 81 b · 55545 Bad Kreuznach<br />
10.02.1937<br />
Frau Giselheid Reinert<br />
Lauterstr. 9 · 76776 Neuburg<br />
13.02.1937<br />
Herrn Willi Ackermann<br />
Lindenstr. 32 · 55743 Idar-Oberstein<br />
19.02.1937<br />
zum 80. Geburtstag<br />
Frau Marie Luise Feld<br />
Löhstr. 16 · 56566 Neuwied<br />
17.02.1932<br />
Frau Hildegard Facklam<br />
Tannenweg 2 · 67434 Neustadt<br />
29.02.1932<br />
zum 86. Geburtstag<br />
Frau Margarethe Luck<br />
Holzbachschlucht 21 · 56459 Gemünden<br />
18.02.1926<br />
Herrn Karl H. Frankhaeuser<br />
Reiweg 9 · 56587 Straßenhaus<br />
24.02.1926<br />
zum 87. Geburtstag<br />
Herrn Heinz Schmidt<br />
Klosterweg 6 · 55452 Guldental<br />
21.02.1925<br />
Herrn Guenter Neumann<br />
Oberstweiler 22 · 55743 Idar-Oberstein<br />
25.02.1925<br />
zum 88. Geburtstag<br />
Frau Anneliese Klein<br />
Auf der Halde 1 · 67269 Grünstadt<br />
27.02.1924<br />
zum 89. Geburtstag<br />
Herrn Helmut Guthmann<br />
Spelzengasse 14 · 65474 Bischofsheim<br />
11.02.1923<br />
zum 91. Geburtstag<br />
Herrn Johannes Rempel<br />
Büchnerallee 16 · 55127 Mainz<br />
23.02.1921<br />
Der Landesvorstand<br />
<strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 12 / 2011<br />
31
Generation 60+ / Tipps + Termine<br />
Engagement aus eigener Verantwortung<br />
Unter dem Motto „Aktives Alter - Freiheit oder Verpflichtung?“<br />
diskutierten bei einer Veranstaltung im<br />
Berliner Sony-Center Mitte Oktober die BAGSO-<br />
Vorsitzende und Alternswissenschaftlerin Prof. Dr.<br />
Ursula Lehr, der ehemalige SPD-Parteivorsitzende<br />
Franz Müntefering und der FDP-Abgeordnete Florian<br />
Bernscheider miteinander.<br />
In der gut besuchten Gesprächsrunde, die von der Bundesarbeitsgemeinschaft<br />
der Senioren-Organisationen<br />
(BAGSO) und der Bundesarbeitsgemeinschaft Seniorenbüros<br />
(BaS) im Rahmen des aktuellen Europäischen<br />
Jahres der Freiwilligentätigkeit durchgeführt wurde,<br />
waren sich die Gesprächspartner weitgehend einig, dass<br />
es keine staatliche Verpflichtung älterer Menschen zum<br />
Engagement geben darf.<br />
Ursula Lehr stellte klar: „Die Lebensqualität im Alter ist<br />
eng verbunden mit dem Gefühl, gebraucht zu werden -<br />
aber nicht verpflichtet oder benutzt. Freiwilliges Engagement<br />
und Verpflichtung, das passt nicht zusammen, was<br />
jedoch nicht bedeutet, dass ältere Menschen ihr Ehrenamt<br />
nicht sehr ernst nehmen.“<br />
Franz Müntefering betonte die Eigenverantwortung des<br />
Einzelnen. „Der Sozialstaat ist unentbehrlich, aber die<br />
50 Jahre Türken in Deutschland<br />
Zwei Filme von Paul Schwarz<br />
Im Herbst 1961 schlossen Deutschland und die Türkei<br />
ein Abkommen zur zeitlich begrenzten Anwerbung von<br />
Arbeitskräften ab. Allen Problemen zum Trotz ist die<br />
türkische Einwanderung von damals eine Erfolgsgeschichte<br />
geworden, vor allem in der zweiten und dritten<br />
Generation. Die Deutschen haben allen Grund, ihren<br />
türkischen Mitbürgern zu danken für ihren Beitrag<br />
zum Wohlstand in Deutschland. Sie haben unser Land<br />
vielfältiger, offener und weltzugewandter gemacht.<br />
„Hier ist unsere Heimat. 50 Jahre Türken in Deutschland“<br />
und „Mitten in Stuttgart. Deutsch-türkische<br />
Erfolgsgeschichten“ heißen zwei 45minütige Filme des<br />
Landauer Filmemachers Paul Schwarz. Anlass für diese<br />
Produktionen für die Staatsministerin für Integration<br />
Soziale Gesellschaft vor Ort auch - die Bereitschaft, Verantwortung<br />
zu tragen für mich und für andere.“<br />
Florian Bernschneider, der jüngste Abgeordnete des<br />
Deutschen Bundestages, ergänzte: „Wir brauchen passgenaue<br />
Engagementangebote, die den Interessen der<br />
Jüngeren und Älteren gerecht werden. Aber wir sollten<br />
dabei nicht die Chance aus den Augen verlieren, gerade<br />
mit dem bürgerschaftlichen Engagement und den Freiwilligendiensten<br />
Brücken zwischen den Generationen<br />
zu bauen. Der Bundesfreiwilligendienst bietet für dieses<br />
intergenerative Engagement große Chancen.“<br />
Das Engagement älterer Menschen in ihrer Nachbarschaft,<br />
ihrer Kirchengemeinde, ihrem Stadtviertel, in<br />
Vereinen und Verbänden ist groß, und nach den jüngsten<br />
Untersuchungen zum freiwilligen Engagement in<br />
Deutschland ist es in den letzten Jahren sogar noch gestiegen.<br />
Darüber hinaus sind viele Ältere durchaus bereit sich<br />
freiwillig einzubringen, möchten aber selbst entscheiden,<br />
für was und in welchem Umfang sie dies tun. Darauf<br />
müssen sich auch die Verbände und Vereine einstellen<br />
und flexible Angebote schaffen. Der neu eingerichtete<br />
Bundesfreiwilligendienst ist nach Ansicht der Veranstalter<br />
der Diskussionsrunde - zumindest zurzeit - ein zu starres<br />
Instrument, um für viele aktive Ältere attraktiv zu sein.<br />
pm<br />
im Kanzleramt, Prof. Maria Böhmer, und für die Stadt<br />
Stuttgart ist der 50. Jahrestag des deutsch-türkischen<br />
Anwerbeabkommens Ende Oktober.<br />
Die Filme porträtieren türkischstämmige Menschen<br />
der ersten, zweiten und dritten Generation, z.B. einen<br />
Rohrschweißer aus Hamburg und seinen Sohn, ein<br />
bekannter türkischer Schriftsteller aus Bamberg, eine<br />
Hauptschullehrerin aus Stuttgart, die neben naturwissenschaftlichen<br />
Fächern auch Islamunterricht gibt und an<br />
der PH Ludwigsburg Lehrerinnen und Lehrer für dieses<br />
Fach ausbildet. Es geht weiter mit einem Gartengestalter<br />
aus München, der weit über die Stadt hinaus einen sehr<br />
guten Ruf genießt. Die besten schwäbischen Maultaschen<br />
in Stuttgart macht ein türkischer Koch. Auch er ist Teil des<br />
Films sowie ein junger Rockmusiker und ein bekannter<br />
Produktdesigner.<br />
Begleitet hat Schwarz auch eine Psychiaterin der Berliner<br />
Charité, die ein Anti-Suizidprogramm für junge<br />
Türkinnen entwickelt hat, denn die Selbstmordrate bei<br />
diesen Frauen ist fünfmal höher als bei jungen Deutschen.<br />
Interessant auch eine türkischstämmige Frau, die gegen<br />
manchen Widerstand in Berlin eine häusliche Krankenpflege<br />
mit nun über 1.000 Patienten aufgebaut hat.<br />
Schwarz drehte mit seinem Kamerateam in einer WG mit<br />
sechs Wachkomapatienten.<br />
Der bundesweite Film „Hier ist unsere Heimat“ ist über<br />
schwarzpaul@t-online.de für 10,00 Euro zu beziehen, der<br />
Stuttgarter Film „Mitten in Stuttgart“ über sip@stuttgart.<br />
de für ebenfalls 10,00 Euro<br />
gh<br />
32 <strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 12 / 2011
Tipps + Termine<br />
Gewalt hat viele Gesichter<br />
Motivation<br />
Gewalt kommt in vielfältigen Ausprägungen vor, häufig<br />
trifft sie Kinder und Jugendliche, sowohl Mädchen als<br />
auch Jungen. Sie erleben Gewalt zuhause, in der Schule<br />
oder im öffentlichen Raum. Lehrerinnen und Lehrer<br />
erfahren in ihrem Schulalltag nur einen Ausschnitt der<br />
Lebensrealität ihrer Schüler und Schülerinnen. Dennoch<br />
kann Schule einen wichtigen Beitrag zur Gewaltprävention<br />
leisten.<br />
Anregungen dazu will das Praxisheft „Gewalt hat viele<br />
Gesichter“ vermitteln. Es werden Ausprägungen von<br />
Oft genug wird von „Null Bock“ gesprochen, doch tatsächlich<br />
sind unsere Schülerinnen und Schüler stets hoch<br />
motiviert, wenn sie einen Anlass für Engagement finden.<br />
Ob die Atomkatastrophe von Fukushima, Kindersoldaten<br />
in Afrika oder einfach die Suche nach Verantwortung -<br />
wo Kinder und Jugendliche einen Sinn sehen, setzen sie<br />
sich ein. Darum widmet sich die neueste Ausgabe der<br />
Zeitschrift „Humane Schule“ dem Thema „Motivation<br />
in einer bedrohten Welt“.<br />
Der Leitartikel von Detlef Träbert thematisiert Lernen<br />
als die Sache der SchülerInnen. In die gleiche Kerbe<br />
schlägt Jonas Lanig, wenn er den Paradigmenwechsel<br />
„Von der Hol-Schule zur Bring-Schule“ fordert. Der<br />
Bildungsjournalist Karl-Heinz Heinemann schildert,<br />
dass SchülerInnen auf ihre Schule stolz sein wollen,<br />
Autor Hans-Peter Waldrich geht in der Reflektion des<br />
Amoklaufs von Winnenden auf das Bedürfnis der Schüler<br />
Wie Schüler denken und was Lehrer darüber wissen sollten<br />
Auch gestandene Lehrkräfte stehen immer wieder ratlos<br />
vor Schüleraussagen und Schülerverhalten. Was tut sich<br />
nur in den Köpfen der eigenen Schützlinge: Warum<br />
können sie in der Klassenarbeit nicht mehr, was sie<br />
gestern noch wussten? Warum verhalten sie sich alleine<br />
vernünftig, in der Gruppe aber höchst problematisch? Das<br />
scheinbar irrationale Schülerverhalten wird verständlich,<br />
wenn man den Blickwinkel wechselt. Dabei hilft der Band<br />
„Wie Schüler denken ... und was Lehrer darüber wissen<br />
sollten“ von Günther Hoegg, selbst Lehrer und Autor<br />
erfolgreicher Ratgeber. Mithilfe von Hirnforschung, Psychologie<br />
und Spieltheorie zeigt sein neues Buch, wie sozi-<br />
Gewalt vorgestellt und es wird aufgezeigt, wie gewalttätige<br />
Handlungen in der Schule, differenziert beurteilt werden<br />
können. Ein Fragenkatalog bietet die Möglichkeit zur<br />
Reflexion. Die Bedeutung der Geschlechtszugehörigkeit<br />
bei der Einschätzung des Gewalthandelns wird erläutert.<br />
Praktische Ansätze zur Gewaltprävention und Informationsstellen<br />
zur Unterstützung bei der pädagogischen Arbeit<br />
runden die Broschüre ab.<br />
Bezugsquellen: <strong>GEW</strong>-Shop - Artikel-Nr.: 1431 (www.gewshop.de,<br />
gew-shop@callagift.de), Mindestbestellmenge 10<br />
Stück, Einzelpreis 1,60 Euro, Preise zzgl. Verpackungs- und<br />
Versandkosten. Einzelbestellungen an: broschueren@gew.de.<br />
pm<br />
nach Sinn ein und Erziehungswissenschaftler Kurt Meiers<br />
beschreibt Motivation aus anthropologisch-psychologischer<br />
Sicht. Zudem zeugen authentische Alltagsberichte<br />
von motivierenden und demotivierenden Erlebnissen<br />
in der Schule. Mehrere Buchbesprechungen aktueller<br />
Titel weisen auf mittlerweile bekannte medizinische,<br />
psychoanalytische, neurophilosophische und biografische<br />
Aspekte hinsichtlich der Lern- und Leistungsmotivation<br />
des Menschen hin. Zudem gibt es zwei Kopiervorlagen<br />
mit Motivationssprüchen für Schüler/innen und gute<br />
Motivationsvorsätzen für Lehrer/innen.<br />
Das 28seitige, nicht-kommerzielle Heft „Motivation in<br />
einer bedrohten Welt“ kostet 3,- Euro je Exemplar (zzgl.<br />
Versand; Staffelpreise auf Anfrage) und kann bestellt werden<br />
bei:Bundesverband Aktion Humane Schule e.V.Rathausplatz<br />
8 - 53859 NiederkasselE-Mail: ahs@aktion-humane-schule.<br />
deTel.: 0 22 08 / 90 96 89, Fax: 90 99 43, www.aktionhumane-schule.de<br />
pm<br />
ales Lernen abläuft, was Lernen fördert oder hemmt und<br />
was hinter regelwidrigem Verhalten steckt. Der Einblick<br />
in Schülerköpfe hilft dabei, Ansätze für Veränderungen zu<br />
finden und im Schulalltag angemessen zu reagieren. Dr.<br />
jur. Günther Hoegg ist Lehrer für Deutsch und Kunst an<br />
einem Emdener Gymnasium. Er ist außerdem studierter<br />
Jurist mit Schwerpunkt Schulrecht und Autor des Bandes<br />
„Schulrecht: kurz und bündig“.<br />
pm<br />
Günter Hoegg: Wie Schüler denken, 176 S., 19,50 Euro,<br />
ISBN 978-3-589-23289-5, Cornelsen 2011<br />
Theaterpädagogik für die Praxis<br />
Eine berufsbegleitende Ausbildung für den professionellen<br />
Einsatz von Theater in allen Bereichen der Pädagogik, der<br />
Schule, der Sozialarbeit und der Erwachsenenbildung bietet<br />
das theaterpädagogische Zentrum der Landesakademie<br />
für Jugendbildung in Weil der Stadt an.<br />
Die Ausbildung (ab April 2012 über zwei Jahre) entspricht<br />
mit 48 Ausbildungstagen und 620 Lehreinheiten<br />
den Richtlinien des Bundesverbandes Theaterpädagogik<br />
(BuT). Sie erstreckt sich über elf Wochenenden und vier<br />
drei bis siebentägige Kurseinheiten, davon eine in der<br />
Toskana. Dazu kommt ein von den Ausbildungsleitern<br />
begeleitetes Praxisprojekt.<br />
Eine detaillierte Ausbildungsbeschreibung mit allen Inhalten,<br />
Terminen und Kosten kann bei der Landesakademie angefordert<br />
und unter www.jugendbildung.org abgerufen werden.<br />
Weitere Auskünfte und Anmeldung: Landesakademie für<br />
Jugendbildung, Postfach 1240, 71256 Weil der Stadt, Tel.<br />
07033/5269-0, mail: info@jugendbildung.org pm<br />
<strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 12 / 2011<br />
33
Gewerkschaftstag Bezirksverband Koblenz<br />
Motto „Bildungsgerechtigkeit!“<br />
Gewerkschaftstag des <strong>GEW</strong>-Bezirkes Koblenz in Bad Neuenahr<br />
(gh) 74 Delegierte aus 10 Kreisverbänden trafen sich am<br />
14. November 2011 turnusmäßig zum Gewerkschaftstag<br />
des an die 3.200 Mitglieder starken <strong>GEW</strong>-Bezirksverbandes<br />
Koblenz im Dorint-Hotel in Bad Neuenahr.<br />
Neben der Wahl des Geschäftsführenden Vorstandes<br />
standen zahlreiche Anträge zur Bildungspolitik auf<br />
der Tagesordnung. Mit großer Mehrheit als Vorstand<br />
wiedergewählt wurden Elmar Ihlenfeld als Vorsitzender,<br />
Rosemarie Kettern als 1. Stellvertretende Vorsitzende<br />
und Tino Schmitt als 2. Stellvertretender Vorsitzender<br />
sowie Micha Tietz als Geschäftsführer und Hans Peter<br />
Schaulinski als Rechner.<br />
Der alte und neue Bezirksvorsitzende Elmar Ihlenfeld<br />
(56), Förderschullehrer und Stellvertretender Vorsitzender<br />
des Bezirkspersonalrates Förderschulen, erläuterte in<br />
seiner Begrüßung das Motto des beeindruckend perfekt<br />
organisierten Gewerkschaftstages und betonte dabei, dass<br />
Bildungsgerechtigkeit und Bildungsfinanzierung eng<br />
zusammenhingen. Ihlenfeld: „Wir brauchen realistisch<br />
finanzierte Bildungsgerechtigkeit! Von einem ausreichenden<br />
und qualitativen ansprechenden Krippenangebot<br />
Ihlenfeld konnte zahlreiche Ehrengäste begrüßen, unter<br />
ihnen der <strong>GEW</strong>-Landesvorsitzende Klaus-Peter Hammer,<br />
sein Vorgänger Tilman Boehlkau sowie die Bezirksvorsitzenden<br />
Theresia Görgen (Trier) und Frank Fremgen<br />
(Rheinhessen-<strong>Pfalz</strong>). Viel Beifall der Delegierten bekamen<br />
der seit fünfzig Jahren in verschiedenen Funktionen für die<br />
<strong>GEW</strong> aktive Edmund Theiß sowie Heinz-Werner Ruby,<br />
der Ehrenvorsitzender des <strong>GEW</strong>-Bezirks Koblenz ist.<br />
Der <strong>GEW</strong>-Landesvorsitzende Klaus-Peter Hammer führte<br />
in seinem Grußwort aus, der Bezirk sei gut aufgestellt<br />
und habe die Region bildungspolitisch lebendig gemacht.<br />
Er freute sich über viele „neue und junge Gesichter“<br />
unter den Delegierten, denn eine der Zukunftsherausforderungen<br />
der <strong>GEW</strong> sei es, den Generationenwechsel<br />
einzuleiten. Hammer forderte mehr Einstellungschancen<br />
für junge Lehrkräfte und Hochschullehrer sowie einen<br />
verbesserten Personalschlüssel für die Kindertagesstätten.<br />
Das Motto seines Tätigkeitsberichtes leitete Elmar Ihlenfeld<br />
aus einem Song von Herbert Grönemeyer ab:<br />
„Alles bleibt anders“ gelte auch für unsere <strong>GEW</strong>, die<br />
auf dem Weg sei, zentrale Probleme anzugehen. Durch<br />
die erfreuliche Erhöhung der Mitgliederzahlen kämen<br />
über gute Kindertagesstätten gehört die Senkung der Zahl<br />
der jungen Menschen ohne Schulabschluss, die Anhebung<br />
der Studierendenquote und der Weiterbildungsquote und<br />
die Minimierung der Chancenungleichheit von junger<br />
Menschen mit Migrationshintergrund und/oder sozial<br />
benachteiligter Kinder und Jugendlicher zu unseren dringenden<br />
Herausforderungen.“<br />
auf die <strong>GEW</strong> viele neue Aufgaben bei der Betreuung<br />
zu, ebenso durch die Tarifauseinandersetzungen. Ganz<br />
wichtig seien ihm auch Fortbildung und Schulung<br />
(insbesondere die Fortentwicklung der Personalratsschulungsreihe<br />
„MOPS“), die Unterstützung der Arbeit der<br />
Kreise, die Zusammenarbeit mit und im DGB sowie eine<br />
neue Medienkonzeption, durch die u.a. die Homepage<br />
weiter optimiert werden müsse. Ihlenfeld bekannte sich<br />
34 <strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 12 / 2011
Gewerkschaftstag Bezirksverband Koblenz<br />
Der neue Geschäftsführende<br />
Vorstand<br />
des <strong>GEW</strong>-Bezirks<br />
Koblenz (v.l.n.r):<br />
Elmar Ihlenfeld,<br />
Micha Tietz,<br />
Rosemarie Kettern,<br />
Tino Schmitt,<br />
Hans-Peter<br />
Schaulinski<br />
abschließend ausdrücklich zum Ehrenamt, dennoch sei<br />
auch mehr Hauptamtlichkeit nötig.<br />
In der Diskussion lobte der <strong>GEW</strong>-Gewerkschaftssekretär<br />
vom Regionalbüro Nord, Bernd Huster, die gute Zusammenarbeit<br />
zwischen Ehren- und Hauptamtlichen<br />
im Bezirk. Auch in weiteren Redebeiträgen wurde das<br />
Engagement des Geschäftsführenden Vorstandes hervorgehoben.<br />
Entsprechend überzeugend fielen dann die<br />
Wahlergebnisse am Nachmittag aus. Bestätigt wurden<br />
auch die von den Personen- und Fachgruppen gewählten<br />
VertreterInnen Jürgen Schreiner (Grundschulen), Regina<br />
Walter (Berufsbildende Schulen), Angelika Müller-<br />
Schemann (Sonderpädagogische Berufe) und Hartmut<br />
Lehmann (SeniorInnen). Wie immer bei Gewerkschaftstagen<br />
kam es zu personellen Wechseln. Elmar Ihlenfeld<br />
ehrte daher mit Reden und Präsenten seine ehemalige<br />
Stellvertreterin Hildegard Schäfer sowie den bisherigen<br />
Seniorensprecher Edmund Theiß.<br />
Einen ausgesprochen guten Griff hatten die Organisatoren<br />
mit der Gastrednerin Christa Goetsch, grüne Bürgerschaftsabgeordnete<br />
in Hamburg, getan. Bundesweit<br />
bekannt geworden ist die gelernte Lehrerin, die seit 32<br />
Jahren Mitglied der <strong>GEW</strong> ist und in Ton und Inhalt die<br />
Stimmung der Delegierten genau traf, als Hamburger<br />
Bildungssenatorin im schwarz-grünen Senat, dessen Pläne<br />
für ein längeres gemeinsames Lernen an einem Volksentscheid<br />
scheiterten. Im Mittelpunkt ihrer Rede standen<br />
daher die Lehren aus dieser Niederlage, die bundesweit<br />
dem Streben nach „einer Schule für alle“ einen herben<br />
Rückschlag gebracht habe. Dabei seien auch eigene Fehler<br />
gemacht worden: Die gesellschaftliche Debatte über eine<br />
Bildungsreform, die sich nicht von oben verordnen lasse,<br />
sei nicht ausreichend geführt worden, und selbst große<br />
parlamentarische Mehrheiten genügten nicht mehr bei<br />
der Durchsetzung einer solchen Veränderung. Privilegierte<br />
Schichten hätten sich bedroht gefühlt und mit<br />
Unterstützung einer breiten Medienkampagne von BILD<br />
über Focus bis zum Spiegel, einer professionellen Agentur<br />
und von Bildungsministern anderer Bundesländer dem<br />
„Gucci-Protest“ zum Erfolg verholfen. Bitter seien auch<br />
die Widerstände aus vielen Gymnasien gewesen, in denen<br />
bspw. die Schulbriefe der Senatorin überhaupt nicht<br />
verteilt worden seien. Dennoch bleibe auch Positives aus<br />
ihrer Amtszeit: Die Hauptschule sei abgeschafft, ebenso<br />
das Sitzenbleiben. Die Klassengrößen seien gesetzlich<br />
festgeschrieben, die Fortbildung sei ausgeweitet und<br />
verbessert worden.<br />
Im letzten Teil des Bezirksgewerkschaftstages wurden zahlreiche<br />
organisatorische und bildungspolitische Anträge<br />
beraten. Zur Diskussion standen dabei zum Beispiel die<br />
Intensivierung der Schulsozialarbeit an allen Schularten,<br />
die Unterstützung der Arbeit in der Grundschule durch<br />
Änderung der Rahmenbedingungen, personelle und organisatorische<br />
Verbesserungen an den Schwerpunktschulen,<br />
die qualitative Optimierung der Unterrichtsversorgung an<br />
der Realschule plus und die Einrichtung von Fachoberschulen<br />
an den Realschulen plus unter Vermeidung von<br />
Konkurrenzsituationen zu den Berufsbildenden Schulen.<br />
Fotos:<br />
Harald Maxeiner<br />
<strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 12 / 2011<br />
35
Kreis & Region<br />
Bezirk Rheinhessen-<strong>Pfalz</strong><br />
Workshops zur Lehrergesundheit<br />
Der Bezirk Rheinhessen-<strong>Pfalz</strong> bot in diesem Jahr zwei Fortbildungsveranstaltungen<br />
zur Lehrergesundheit mit Jimmy Little unter der<br />
Leitung von Gregor Simon an. Am 17. März und am 01.September<br />
dieses Jahres fanden Fortbildungsworkshops in Wallhaben an der<br />
Grundschule und in Kaiserslautern am Staatlichen Studienseminar<br />
für das Lehramt an Grund- und Hauptschulen statt. Beide Veranstaltungen,<br />
die sich an Lehrkräfte aller Schularten richteten, waren<br />
gut besucht und kamen bei den TeilnehmerInnen ausgezeichnet an.<br />
Es gelang Jimmy Little, die Anwesenden zu begeistern.<br />
Bildung statt Kinderarbeit<br />
2012 will die <strong>GEW</strong>-Stiftung „fair childhood - Bildung statt<br />
Kinderarbeit“ ihr erstes großes Projekt starten. Gemeinsam mit<br />
der indischen MV Foundation wollen wir in einer Baumwollregion<br />
Südindiens ca. 3.000 Kinder - überwiegend Mädchen - aus der<br />
erzwungenen Arbeit auf den Plantagen befreien und ihnen Schulbildung<br />
ermöglichen (siehe www.fair-childhood.eu).<br />
Die MV Foundation verfügt über 20 Jahre Erfahrung mit solchen<br />
Projekten. Sie hat bis jetzt über 500.000 Kinder aus Zwangs- uns<br />
Sklavenarbeit befreit.<br />
(s. http://www.youtube.com/watch?v=tolXJ5u7z3c<br />
und<br />
http://www.youtube.com/watch?v=6gmm-xKAOc0)<br />
Um bis zum Jahresende grünes Licht nach Indien senden zu können,<br />
bitten wir sehr herzlich um eine Spende.<br />
Für die Mädchen auf den Baumwollplantagen ist der Besuch einer<br />
Schule heute noch ein unerfüllbarer Lebenstraum. Mit Eurer Hilfe<br />
kann er morgen Wirklichkeit werden.<br />
Heute ist es dringend geboten, der psychischen und physischen<br />
Gesundheit im Lehrerberuf Rechnung zu tragen. Das Ziel der<br />
Workshops war dementsprechend, dass die TeilnehmerInnen mit<br />
der Vorstellung und Erprobung ausgewählter Techniken am eigenen<br />
Körper erfahren sollten, wie sie Stresswiderstandskraft entwickeln<br />
können.<br />
„Techniken zur Bildung einer Stresswiderstandskraft für den Lehrberuf“<br />
bildete den ersten Themenblock dieser Workshops. Alle<br />
TeilnehmerInnen konnten am eigenen Körper die Wirksamkeit der<br />
Übungen spüren und die Relevanz für den beruflichen Alltag erfahren.<br />
Die vorgestellten „Soforthilfen“ zur Selbsthilfe gegen Stress im<br />
Lehrberuf haben eine nachhaltige Wirkung bei den TeilnehmerInnen<br />
hinterlassen und bieten generell für alle Lehrkräfte einen wertvollen<br />
Lösungsansatz zur nachhaltigen Sicherung der eigenen Gesundheit.<br />
„Bewegung zur Steigerung der Wachsamkeit und Konzentration im<br />
Unterricht“ war das zweite Thema der Workshops. Hier wurden<br />
zunächst die neurowissenschaftlichen Zusammenhänge zwischen<br />
Bewegung und Lernen kurzweilig und praxisnah dargestellt. Mit<br />
vielen Beispielen der bewegten Lernförderung gelang es Herrn<br />
Little, die Anwesenden aktiv mitzunehmen. Die speziell hierfür<br />
entwickelten Lehrmaterialien für alle Schulformen haben die Teilnehmerinnen<br />
begeistert und geben der Integration von Bewegung<br />
in den Schullalltag einen erfrischend, modernen Charakter.<br />
Diese Fortbildungen hatten eine Gesamtlänge von ca. drei Stunden<br />
und stellen eine besonders empfehlenswerte Maßnahme für Lehrkräfte<br />
aus allen Schulformen dar.<br />
Interessierte Schulen oder Lehrer können Herrn Little kontaktieren<br />
unter: info@move-for-change.org.<br />
Gregor Simon<br />
Spendet bitte an:<br />
fair childhood<br />
Konto-Nr.: 375 188 0 188<br />
BLZ: 700 205 00<br />
Bank für Sozialwesen<br />
Auf der fair childhood-Homepage kann man auch Online spenden.<br />
Wir danken Euch für Eure Unterstützung.<br />
Ulrich Thöne, <strong>GEW</strong>-Vorsitzender<br />
Kreis Bernkastel-Wittliich<br />
Fortbildung zu Erlebnispädagogik<br />
Die Erlebnispädagogik als ganzheitlicher Ansatz vermittelt Wissen,<br />
Fertigkeiten und Werte, indem diese in eigenen Erfahrungen, auf<br />
spielerische Weise, direkt erlebt werden...und das Erlebte wird zum<br />
Erlebnis, denn das Erlebnis besteht in der persönlichen Bewältigung<br />
(oder Nichtbewältigung) von Herausforderungen, was wir als<br />
Gruppe mit TeilnehmerInnen aus den verschiedenen pädagogischen<br />
Bereichen bei einer <strong>GEW</strong>-Fortbildung mit Christoph Stöber und<br />
Mario Jehnen am ‚eigenen Leib‘ erfahren durften.<br />
Mit vielen Spielideen sowohl drinnen als auch draußen in der<br />
Natur erlebten wir Herausforderungen, Grenzerfahrungen, Gruppenselbststeuerung,<br />
Rücksichtsnahme, aber auch wie wichtig<br />
Kommunikation sein kann. Mit Herz, Hand und Verstand!<br />
36 <strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 12 / 2011
KREiS + REGioN<br />
Gefragt waren vor allem soziales Handeln und kreative Problemlösung,<br />
mit denen im Umgang mit Kindern und Jugendlichen<br />
unmittelbar geübt werden kann, welche Verhaltensmöglichkeiten<br />
es z.B. in Konflikten gibt.<br />
Die beiden Referenten, die bereits über viele Jahre hinweg Erfahrungen<br />
in diesem Bereich sammelten und diese auch mit ihrer selbst<br />
ins Leben gerufenen Erlebnismanufaktur-Vulkaneifel in vielfältiger<br />
Form ausüben, gestalteten mit ihrer Leidenschaft für die Natur und<br />
der Erlebnispädagogik den Tag äußerst abwechslungsreich und<br />
aufregend und sorgten für eine angenehm lockere und fröhliche<br />
Atmosphäre. Für uns PädagogInnen war das auch die Möglichkeit,<br />
im Alltag einmal innezuhalten und neue Erfahrungen zu machen.<br />
Sie zeigten uns, dass Erlebnispädagogik mit geringstem Aufwand,<br />
ohne große Vorbereitung und ohne teueres Material möglich ist.<br />
Eben Erlebnispädagogik für den Alltag und ‚aus der Hosentasche‘<br />
heraus gestaltet. Gemeinsam wurden nicht nur Lösungswege<br />
gesucht und Hindernisse überwunden, sondern auch Spiele weiterentwickelt,<br />
neue Spielformen ausprobiert und eigene Spiele mit<br />
eingebracht.<br />
Ein spannender Tag in einer eng zusammen wachsenden Gemeinschaft<br />
und mit einer faszinierenden Dynamik …<br />
Nach den Osterfereien 2012 wird die Fortbildung zur Erlebnispädagogik<br />
nochmals angeboten werden. Infos hierzu sind im <strong>GEW</strong><br />
Fortbildungsprogramm 1/2012 zu finden.<br />
Carina Mertes<br />
Kreis Koblenz-Mayen<br />
thema „altersteilzeit“<br />
Der <strong>GEW</strong>-Kreis Koblenz-Mayen bot seinen Mitgliedern in seiner<br />
Kreisgeschäftsstelle eine Info-Veranstaltung zum Thema Altersteilzeit<br />
an. Als Experte war Dieter Roß gekommen, der schon seit<br />
Jahrzehnten in verschiedenen Funktionen für die <strong>GEW</strong> im Einsatz<br />
ist, und stand über 30 Interessenten Rede und Antwort zum Thema.<br />
Die erfreulich gute Teilnehmerzahl war natürlich auch der weniger<br />
erfreulichen Tatsache geschuldet, dass die Belastungen der Lehrkräfte<br />
im Berufsalltag immer höher werden und die gesundheitlichen<br />
Probleme gerade bei älteren KollegInnen oft zunehmen, so dass die<br />
Altersteilzeit für viele zum Thema geworden ist.<br />
Im Gesetzentwurf der neuen Landesregierung zur Änderung des<br />
Landesbeamtengesetzes wird die Altersteilzeit für Lehrkräfte wieder<br />
eingeführt: Das Gesetz wird vermutlich im Dezember verabschiedet.<br />
Wer Altersteilzeit in Anspruch nehmen will, muss diese vor dem<br />
Stichtag 1.1.2017 antreten, für den Schulbereich ist also der letzte<br />
Starttermin der 1.8.2016. Generelle Voraussetzung ist, dass man<br />
mindestens die letzten fünf Jahre im Schuldienst war. Für Schwerbehinderte<br />
gibt es die Vergünstigung, schon mit Ablauf des Schuljahres,<br />
in dem sie 63 Jahre alt werden, in den Ruhestand eintreten<br />
zu können. Entscheidend für den Umfang der ATZ sind die beiden<br />
letzten Dienstjahre vor deren Antritt. Wer in diesen beiden Jahren<br />
in Teilzeit war, kann nur das Blockmodell wählen. Gleiches gilt für<br />
Schulleiter und deren 1.Stellvertreter, Seminarleiter sowie Fachleiter.<br />
Als Vollzeitlehrkraft kann man zwischen dem Blockmodell und<br />
dem Konventionellen Modell wählen. Blockmodell bedeutet<br />
beispielsweise für eine Lehrkraft, die noch 9 Schuljahre bis zur<br />
gesetzlichen Altersgrenze vor sich hat, die ersten 4,5 Jahre mit gleicher<br />
Stundenzahl weiterzuarbeiten, um dann in der restlichen Zeit<br />
bis zum Erreichen der gesetzlichen Altersgrenze voll freigestellt zu<br />
werden. Wählt die gleiche Lehrkraft das Konventionelle Modell,<br />
würde sie die kompletten 9 Schuljahre bis zur Pensionierung mit<br />
halber Stundenzahl arbeiten. Dieter Roß erklärte anhand mehrerer<br />
Einzelbeispiele gut nachvollziehbar und verständlich, wie die Bezüge<br />
in der ATZ berechnet werden und wie sich die ATZ sich auf die<br />
Berechnung der Ruhegehaltssätze auswirken würde.<br />
Die Antragstellung kann erst unmittelbar vor dem Schuljahr erfolgen,<br />
in dem man die ATZ antreten will. Die Schulleitung muss den<br />
Antrag befürworten, im Normalfall dürften aber keine dienstlichen<br />
Gründe dagegen sprechen. Vor der Beantragung sollte man sich aber<br />
unbedingt das spätere Ruhegehalt ausrechnen lassen und prüfen,<br />
ob die ATZ und die damit verbundenen finanziellen Einbußen in<br />
der eigenen persönlichen Lage machbar wären. Dies beantragt man<br />
über die Personalabteilung der ADD, die dann die persönlichen<br />
Laufbahndaten zur Berechnung an die OFD weiterleitet. Bei dem<br />
Ergebnis der Berechnungen des potentiellen Ruhegehaltes sollte<br />
man kontrollieren, ob die genannten Laufbahndaten auch mit den<br />
eigenen Aufzeichnungen und Unterlagen übereinstimmen, da sich<br />
hier schon einmal Fehler einschleichen können. Dieter Roß bot<br />
auch die Möglichkeit, das Ruhegehalt durch die <strong>GEW</strong> berechnen<br />
zu lassen, und stellte dafür entsprechende Formulare zur Verfügung.<br />
Zum Abschluss erklärte Dieter Roß, dass das neue Angebot der<br />
Landesregierung zur ATZ bis 2016 befristet sein wird, was danach<br />
kommt, sei schwer zu sagen, da es von der Zusammensetzung der<br />
Nachfolgeregierung und deren politischen Absichten abhängen<br />
wird. Momentan bedeute die ATZ eine günstige Gelegenheit für<br />
das Land, wie geplant 2000 Lehrerstellen abzubauen und die Kollegien<br />
zu verjüngen.<br />
Kreisvorsitzender Lutz Zahnhausen dankte dem Kollegen Roß<br />
abschließend für dessen sehr ausführlichen und fundierten Informationen.<br />
Tom Rauch<br />
Kreis Koblenz-Mayen<br />
Renate Booms<br />
gestorben<br />
Im Alter von 87 Jahren ist Renate<br />
Booms verstorben. Renate war seit<br />
35 Jahren Mitglied im Kreisverband<br />
Koblenz-Mayen. Trotz ihres hohen<br />
Alters hat sie noch rege an den Veranstaltungen<br />
der <strong>GEW</strong> teilgenommen<br />
und teilweise sogar mit gestaltet.<br />
Durch ihre offene, geradlinige, aber<br />
auch humorvolle Art hat sie dabei die<br />
jüngeren Mitglieder immer wieder<br />
beeindruckt.<br />
Den Teilnehmern der Feier zum 60-jährigen Bestehen der<br />
<strong>GEW</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> dürfte sie noch in guter Erinnerung<br />
sein, würzte sie hier ihren anschaulichen und eindrucksvollen<br />
Beitrag über ihre Zeit als Lehrerin in der Nachkriegszeit<br />
mit Charme und Witz. Wir werden Renate in sehr guter<br />
Erinnerung behalten.<br />
Lutz Zahnhausen<br />
<strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 12 / 2011<br />
37
Kreis & Region<br />
Kreis Koblenz-Mayen<br />
Ein besonderes Sommerfest<br />
Kreis Neuwied<br />
Neuer Vorstand<br />
Die Wahlen des neuen Kreisvorstandes der <strong>GEW</strong>-Neuwied brachten<br />
folgendes Ergebnis:<br />
Kreisvorsitzender: Micha Tietz<br />
Stellvertreterin: Mirjam Hübner<br />
Stellvertreter: Harald Maxeiner<br />
Rechner Peter: Bächle<br />
Fachgruppe GS: Renate Jakobi<br />
Fachgruppe RS plus: Micha Tietz<br />
Fachgruppe IGS: Mirjam Hübner<br />
Fachgruppe GYM: Harald Maxeiner<br />
Fachgruppe BBS: Helmut Bäumner<br />
Fachgruppe Sonderpädagogische Berufe: Waltraud Heckmann<br />
Vertreterin der RuhestandskollegInnen: Angelika Ammersbach<br />
Beisitzerin: Lisa Bröskamp<br />
Beisitzer: Helge Behring<br />
mt<br />
Auf ganz besondere Weise feierte der Kreisverband Koblenz sein diesjähriges<br />
Sommerfest, nämlich zweigeteilt. Im ersten Teil trafen sich<br />
die Mitglieder auf dem im Rahmen der Bundesgartenschau frisch<br />
renovierten Schloss Stolzenfels. Dort wurde den Teilnehmerinnen<br />
und Teilnehmern eine szenische Führung geboten. „Die Muse von<br />
Stolzenfels“ begleitete die Gruppe durch das Schloss und spielte an<br />
markanten Orten des imposanten Bauwerks kurze Szenen, wie sie<br />
sich in der Geschichte des Schlosses so oder ähnlich abgespielt haben<br />
mögen. Alle waren sowohl von der schauspielerischen Leistung<br />
als auch von der gelungenen Wiederinstandsetzung von Teilen des<br />
Schlosses beeindruckt. Mit viel Applaus und der Vorfreude auf den<br />
geselligen zweiten Teil des Abends verabschiedete man sich vom<br />
Ort des Geschehens in Richtung der nicht nur bei Wanderern und<br />
Radfahrern sehr beliebten „Maximilians Brauwiesen“ in Lahnstein.<br />
Hier verbrachten wir noch einige gemütlich-gesellige Stunden bei<br />
einem leckeren rustikalen Buffet, das keine Wünsche offen ließ. Wer<br />
wollte, konnte auch das hausgebraute Bier versuchen. Während des<br />
ganzen Sommerfestes waren uns blauer Himmel und spätsommerliche<br />
Temperaturen vergönnt!<br />
Lutz Zahnhausen / Tom Rauch<br />
Kreis Neuwied<br />
Idyllisches Sommerfest<br />
Zum dritten Mal seit 2009 waren die Mitglieder des <strong>GEW</strong>-Kreisverbandes<br />
Neuwied zum sommerlichen Grillfest eingeladen. An der<br />
idyllisch im Naturpark Rhein-Westerwald gelegenen Grillhütte in<br />
Anhausen trafen sich auch dieses Jahr erneut mehr als 40 Kolleginnen<br />
und Kollegen aller Schularten sowie aus dem KiTa-Bereich<br />
zum lockeren Plausch bei leckeren Grillwaren, Salaten und kühlen<br />
Getränken.<br />
Dass als Termin der letzte Ferientag gewählt worden war, erwies<br />
sich in mehrfacher Hinsicht als Volltreffer. Die noch frischen<br />
Eindrücke der ersten Dienstbesprechung vom Vormittag wurden<br />
ausgetauscht, an offene Probleme konnte erinnert und über Pläne<br />
für das kommende Schuljahr diskutiert werden.<br />
Sogar das Sommerwetter verdiente sich seinen Namen und bot den<br />
Eifrigsten bis in den späten Abend hinein angenehme Temperaturen.<br />
Wie in jedem Jahr war nicht nur für das leibliche Wohl bestens<br />
gesorgt. Wer kompetente Gesprächspartner suchte, fand sie im<br />
Bezirksvorsitzenden Elmar Ihlenfeld ebenso wie in den Mitgliedern<br />
Kreis Rhein-Hunsrück<br />
Neues Führungsteam<br />
Das Leitungsteam der <strong>GEW</strong> Rhein-Hunsrück hat - entsprechend<br />
der Satzung der <strong>GEW</strong> Rhein-Hunsrück - einstimmig folgende<br />
Aufgabenverteilung beschlossen:<br />
Vorsitzender:<br />
Henning Caspari<br />
1. Stv. Vorsitzende: Lina Held<br />
2. Stv. Vorsitzender: Kay Baumgarten<br />
Finanzen/Rechner: Hildegard Schäfer und<br />
Wolfgang Stoodt<br />
Schriftführer:<br />
Martin Rink<br />
hc<br />
38 <strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 12 / 2011
Kreis + Region<br />
des Kreisvorstandes - unter ihnen auch MdL Elisabeth Bröskamp,<br />
Bündnis 90/Die Grünen.<br />
Einigkeit herrschte unter den GewerkschaftlerInnen darüber, dass<br />
sich die Bildungspolitik in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> nicht zuletzt Dank der<br />
<strong>GEW</strong> weiter positiv entwickelt habe.<br />
Der intensive Gedankenaustausch in gemütlicher Runde hat dazu<br />
beigetragen, dass alle Beteiligten mit dem Gefühl in das neue<br />
Schuljahr starten konnten, in und mit der <strong>GEW</strong> gut aufgestellt zu<br />
sein für die tagtäglichen Herausforderungen.<br />
Und die gemeinsame Vorfreude auf das <strong>GEW</strong>-Sommerfest am 10.<br />
August 2012 lässt vielleicht sogar die eine oder andere Belastung<br />
leichter erscheinen.<br />
Also den Termin schon einmal vormerken!<br />
Helmut Bäumner/Micha Tietz<br />
Kreis Zweibrücken<br />
Studienfahrt nach Prag<br />
Auf der Prager Burg<br />
<strong>GEW</strong>-Kreis Rhein-Lahn<br />
Brief der MV an die Wahlkreisabgeordneten<br />
der Koalition<br />
„Die Mitgliederversammlung der <strong>GEW</strong> Rhein-Lahn ist empört, dass<br />
die rot-grüne Koalition von dem Grundsatz, dass das Tarifergebnis<br />
die Orientierungsmarke für die Beamtenbesoldung darstellt, abgeht.<br />
Vielmehr haben wir erwartet, dass die Koalition in partnerschaftlicher<br />
Zusammenarbeit mit den Gewerkschaften im Öffentlichen Dienst<br />
Schritte unternimmt im Sinne von ´Verhandeln statt Verordnen`.<br />
Das ab dem 01.01.2012 von der Landesregierung vorgesehene Diktat,<br />
die Beamtenbesoldung für die folgenden vier Jahre um jeweils 1% zu<br />
erhöhen, verurteilen wir. Gleiches gilt für die Kürzung des Familienzuschlags<br />
in Stufe 1 auf 60 Euro. Mit diesen vorgesehenen Maßnahmen<br />
wird den Beamtinnen und Beamten ein weiteres Sonderopfer<br />
aufgebürdet. Es wird dieser Beschäftigtengruppe für die kommenden<br />
fünf Jahre ein deutlicher Reallohnverlust im Blick auf die bestehende<br />
und zu erwartende Inflationsrate zugemutet. Mit diesen vorgesehenen<br />
Maßnahmen werden die Beamtinnen und Beamten weiter von der<br />
allgemeinen Einkommensentwicklung abgekoppelt.<br />
Die Mitgliederversammlung der <strong>GEW</strong> Rhein-Lahn erwartet von<br />
Ihnen, dass Sie dem vorgesehenen Diktat nicht zustimmen, sondern<br />
sich nachdrücklich für eine partnerschaftliche Zusammenarbeit mit<br />
den Gewerkschaften im Öffentlichen Dienst einsetzen.“<br />
Zur Tradition geworden ist mittlerweile die Studienfahrt des<br />
Kreisverbandes Zweibrücken in den Herbstferien. Die Reise ging<br />
in diesem Jahr nach Prag. Wie in den letzten Jahren lag die Leitung<br />
der Fahrt bei Sabine Merdian und Gregor Simon.<br />
Bei einem Vortreffen im September konnten sich die TeilnehmerInnen<br />
bereits über das informieren, was sie in dieser Woche erwarten<br />
würde. Das Gebotene übertraf die Erwartungen, besonders der<br />
Wettergott meinte es sehr gut mit der Gruppe. Bei strahlendem<br />
Sonnenschein und weit über 20° C kamen die über 30 Mitfahrenden<br />
am 3. Oktober in Prag an. Das Wetter sollte die Gruppe auch die<br />
ganze Woche verwöhnen. Nach Zimmerbezug in einem 4*-Hotel<br />
folgten dann die ersten Erkundungen der Stadt. Am nächsten Tag<br />
wurden die Prager Burg sowie die Stadt Prag mit ihren vielen Sehenswürdigkeiten<br />
unter der kompetenten Führung einer örtlichen<br />
Reiseleiterin besichtigt. Eine Fahrt zur Burg Karlstein - 30 km<br />
südwestlich von Prag - sowie eine Moldauschifffahrt mit Abendessen<br />
und Musik in den folgenden Tagen rundeten das Programm ab.<br />
Auch stand den TeilnehmerInnen ein freier Tag zur Verfügung, an<br />
dem das reichhaltige Kulturangebot der tschechischen Hauptstadt<br />
genutzt werden konnte. Natürlich war bei einigen auch Shopping<br />
angesagt. Interessiert zeigten sich die Reisenden am Ende der Fahrt<br />
an potentiellen Zielen für das nächste Jahr. Dies wird in Bälde auf<br />
einem Nachtreffen erörtert und es werden dann auch nochmals die<br />
Eindrücke und Bilder der diesjährigen Reise im Vordergrund stehen.<br />
gs<br />
Impressum <strong>GEW</strong>-ZEITUNG <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong><br />
(119. Jahrgang)<br />
Herausgeber: Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>, Neubrunnenstr. 8, 55116<br />
Mainz, Tel.: 0 61 31 2 89 88-0, Fax: 0 61 31 2 89 88-80, E-mail: gew@gew-rlp.de<br />
Redaktion: Günter Helfrich (verantw.), Dr. Paul Schwarz (Stellvertr./Bildungspolitik), Ursel Karch<br />
(Gewerkschaftspolitik), Dr. Gerlinde Schwarz (Reportagen), Karin Helfrich (Redaktionsmanagement)<br />
Redaktionsanschrift: <strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>, Postfach 22 02 23, 67023 Ludwigshafen, Tel./<br />
Fax: 06 21 56 49 95, e-mail: guenter.helfrich@gew-rlp.de<br />
Verlag und Anzeigen, Satz und Druck: Verlag Pfälzische Post GmbH, Winzinger Str. 30, 67433 Neustadt<br />
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Manuskripte und Beiträge: Die in den einzelnen Beiträgen wiedergegebenen Gedanken entsprechen nicht in<br />
jedem Falle der Ansicht des <strong>GEW</strong>-Vorstandes oder der Redaktion. Für unverlangt eingesandte Manuskripte<br />
oder zugemailte Daten wird keine Gewähr übernommen.<br />
Der Bezugspreis ist im Mitgliedsbeitrag enthalten; für Nichtmitglieder jährlich Euro 18,-- incl. Porto +<br />
MWSt. (Bestellungen nur beim Herausgeber.) Kündigung 3 Monate vor Ablauf des Kalenderjahres. Im<br />
anderen Falle erfolgt stillschweigend Verlängerung um ein weiteres Jahr.<br />
Anzeigenpreisliste Nr. 15 beim Verlag erhältlich. Redaktionsschluss: jeweils der 1. des Vormonats.<br />
<strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 12 / 2011<br />
39
Schulgeist<br />
Schwänzer, Schwätzer, Saboteure<br />
Typisierungen erleichtern das soziale Leben! Frauenzeitschriften<br />
sortieren deshalb gern Sex-Partner, Vorgesetzte,<br />
Kollegen oder Nachbarn in Kategorien und beschreiben<br />
sie ausführlich. Es ist z.B. ungemein hilfreich, wenn Sie<br />
wissen, dass Ihr Gegenüber Steinbock oder Jungfrau<br />
ist. Sofort können Sie seine Aussagen und Aktionen in<br />
passende Schubladen stopfen und adäquat reagieren.<br />
Natürlich gibt es auch Lehrer-Kategorisierungen, die<br />
für die Hand des Schülers gedacht sind: der verschlafenverwirrte<br />
Lehrer, der Chaot, der Technokrat, der Vati,<br />
das Allround-Talent, der faule Sack, der Karrierist, der<br />
Suchtproblematiker, der Pedant - davon manches natürlich<br />
auch in weiblicher Form....<br />
Um Ihr Leben als Lehrkraft zu vereinfachen, werden hier<br />
typische Vertreter von Kindseltern aufgeführt. Vielleicht<br />
gehören Sie zu den vielen hoffnungsvollen Junglehrern,<br />
die bald die Führung übernehmen? Partizipieren Sie am<br />
reichen Erfahrungsschatz der Altgedienten und an den<br />
abgesicherten Erkenntnissen der Brösel-Studie (Brösel /<br />
Eimer u.a.: „Grenzwertigkeit schulischer Elternarbeit“,<br />
Ilskirchen 2009).<br />
Die Schwänzer<br />
Sie erscheinen zu keinem Elternabend und zu keiner<br />
Schulfeier. Ihr Handy ist stets ausgeschaltet. Möchten Sie<br />
diese Eltern kennen lernen, müssen Sie schon zu ihnen<br />
nach Hause gehen, am besten mit Kuchen und Wein. Es<br />
kann allerdings sein, dass Ihnen niemand öffnet. Machen<br />
Sie sich nichts draus. Die Schwänzer tauchen oft ganz<br />
überraschend auf und wollen Sie anzeigen. Weil Sie das<br />
Jugendamt eingeschaltet haben.<br />
Die Spontanen<br />
Sie kommen nicht, wenn sie eingeladen werden, sondern<br />
wenn sie es für richtig halten. Sie stellen sich in den Weg,<br />
wenn Sie voll gepackt in den Unterricht wollen. Hier<br />
und jetzt muss über den Sprössling geredet werden! Als<br />
pflichtbewusste Lehrerpersönlichkeit weisen Sie darauf<br />
hin, dass Sie eigentlich Unterricht haben. Dann müssen<br />
Sie aber damit rechnen, dass diese Eltern wütend zur<br />
Schulrätin rauschen.<br />
Die Stoiker<br />
Sie sitzen auf Elternabenden rum und schweigen eisern.<br />
Sie verziehen keine Miene, lächeln zu keinem Scherz,<br />
haben keine Fragen und keine Antworten. Sie rauschen<br />
grußlos in den Klassenraum und wieder raus, falls Sie sie<br />
nicht freundlich abfangen. Nein, Elternvertreter wollen<br />
sie auf keinen Fall sein. Wessen Eltern sie sind? Na, die<br />
von Pauline. „In meiner Klasse ist doch gar keine Pauline.<br />
- Meinen Sie die in der Nachbarklasse?“<br />
Die Besorgten<br />
Diese Spezies verlängert jeden Elternabend um Stunden:<br />
durch akribisches Nachfragen im Plenum und anschließende<br />
Einzelgespräche mit der Lehrkraft. Stets droht<br />
der pädagogische SuperGAU: das sensible Kind wird<br />
ungerecht benotet und seelisch misshandelt. Es hat den<br />
falschen Sitzplatz in der Klasse und eine Unken-Allergie,<br />
es muss vom Sportunterricht befreit werden und darf<br />
abends um 18 Uhr nicht mit ins Theater. Sie als Lehrkraft<br />
achten bitte darauf, dass Achim-Andreas pünktlich sein<br />
Frühstück und seine Ritalin-Pille einnimmt. Er ist sonst<br />
unterzuckert und überaktiv.<br />
Die Drahtzieher<br />
Wichtigste Hilfsmittel dieses Elterntyps sind Telefon<br />
und Chatroom (Hier das Forum: „Klassenkampf und<br />
Schulschikane“). Anstatt sich auf Elternabenden offen<br />
zu äußern, telefonieren Drahtzieher hinterher miteinander<br />
und tauschen ihre schlechten Erfahrungen mit dem<br />
Klassenlehrer aus. Sie halten ihren Nachwuchs dazu an,<br />
im Unterricht sachfremde Bemerkungen der Lehrkraft<br />
zu protokollieren und mit dem Handy den Lärm in der<br />
Klasse aufzunehmen. Sie sammeln Unterschriften gegen<br />
den Physiklehrer und schätzen konspirative Gespräche. Sie<br />
stellen sich gern als Elternvertreter zur Verfügung, weil sie<br />
dann eine Telefonliste der Lehrer erhalten.<br />
Die Spezialisten<br />
Diese Kindseltern meinen es wirklich gut mit Ihnen. Es<br />
sind vorzugsweise arbeitslose Erziehungswissenschaftler,<br />
freigestellte Manager oder Kollegen im Sabbatical. Sie<br />
sind auf dem neuesten Stand der Forschung und erklären<br />
Ihnen genau, warum Ihre 9. Klasse hartnäckig in diesem<br />
Leistungstief verweilt. Schließlich haben Sie es als Klassenlehrerin<br />
immer noch nicht geschafft, dass die Schüler<br />
sich selbst moderieren und zur corporate identity gefunden<br />
haben. Der Manager kommt jetzt einmal in der Woche<br />
zum Hospitieren und berät sich anschließend mit dem<br />
Schulleiter über Ihren Unterricht.<br />
Ich habe lange mit meinem Schicksal gehadert, weil ich als<br />
Lehrerin in erster Linie mit Schwänzern und Stoikern zu<br />
tun hatte. Auf manchem meiner Elternabende waren mehr<br />
gesprächsbereite Fachkollegen als Kindseltern anwesend.<br />
Dann traf ich Sabine aus Zehlendorf, die weinend von<br />
ihrer Elternklientel erzählte: fast alles Spezialisten und<br />
Drahtzieher. Seither habe ich mich dankbar mit meinem<br />
Los und den mager besuchten Elternabenden abgefunden<br />
Gabriele Frydrych<br />
40 Beilage zur E&W: <strong>GEW</strong>-Zeitung <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> 12 / 2011