Gießener Universitätsblätter 2013 - Gießener Hochschulgesellschaft
Gießener Universitätsblätter 2013 - Gießener Hochschulgesellschaft
Gießener Universitätsblätter 2013 - Gießener Hochschulgesellschaft
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
nomene“ (2009), griff das Thema des jüngsten<br />
Kolloquiums eine aktuelle gesellschaftliche Debatte<br />
auf, die spätestens seit PISA die Gemüter<br />
erhitzt. Im Rahmen der Vorträge stand besonders<br />
die Frage nach den Medien der Schriftlichkeit<br />
und ihrem Einfluss auf den Rezipienten im<br />
Vordergrund: Wer liest überhaupt was, wo und<br />
wann, zu welchem Zweck und unter welchen<br />
Bedingungen?<br />
Organisation und Information<br />
Um dem Kolloquium eine interdisziplinäre Perspektive<br />
zu geben, wurden die geisteswissenschaftlichen<br />
Institute, deren Promovierende,<br />
studentische Hilfskräfte und Fachschaften<br />
eines Großteils der deutschen Universitäten mit<br />
einem Call for Papers angeschrieben und gebeten,<br />
innerhalb ihrer Institute Werbung für das<br />
vierte IGNIS-Kolloquium zu machen. Zum Einsendeschluss<br />
der Abstracts waren schließlich<br />
doppelt so viele Bewerbungen eingegangen,<br />
wie ursprünglich Vorträge eingeplant waren.<br />
Zu diesem Erfolg trug sicherlich auch die Tatsache<br />
bei, dass dem Organisationsteam aufgrund<br />
der gesicherten Finanzierung sowohl Reiseund<br />
Übernachtungskosten der Teilnehmenden,<br />
als auch Gelder zur Herausgabe eines Sammelbandes<br />
mit den Beiträgen des Kolloquiums, an<br />
dem zur Zeit gearbeitet wird, zur Verfügung<br />
standen.<br />
Der Auswahl der eingesandten Abstracts lag<br />
das Bestreben zugrunde, einerseits multiperspektivische<br />
Aspekte des Lesens und Lesers abzudecken,<br />
andererseits aber auch Anknüpfungspunkte<br />
zwischen den einzelnen Vorträgen<br />
zu identifizieren, die eine zielführende Diskussion<br />
erleichtern sollten.<br />
Lesen – damals, heute und zukünftig<br />
Das Kolloquium begann mit dem Vortrag von<br />
Stephanie Kurschus (Mainz), die einen Blick auf<br />
die aktuelle Situation des Buchmarktes vor dem<br />
Hintergrund sich wandelnder Datenträger sowie<br />
Kaufs- und Verkaufsoptionen in Zeiten von<br />
E-Readern und Internetversandhäusern warf.<br />
Im Anschluss daran freute sich das Organisationsteam,<br />
mit Fabiola Dengler (Marburg) eine<br />
Altphilologin als Referentin begrüßen zu dürfen,<br />
die zur Sprecher- und Leserkonzeption im<br />
liebeselegischen Œuvre des Properz (1. Jh. v.<br />
Chr.) sprach.<br />
Im letzten studentischen Vortrag dieses Tages<br />
hatte Christine Netzler (Gießen) sich und dem<br />
Auditorium unter dem Titel „The E-Mail Novel<br />
on the Rise?“ die Frage gestellt, welche Charakteristika<br />
die E-Mail Novel mit dem Briefroman<br />
verbinden und wie der Leser auf die teils<br />
sehr privaten Details der Protagonisten reagiert.<br />
Die Bedeutung des Lesens im Mittelalter wurde<br />
am Abend im Rahmen des Vortrages von PD Dr.<br />
Petra Schulte unter den Gesichtspunkten von<br />
Autorität und Glaubhaftigkeit in den Blick genommen.<br />
Wir danken ihr an dieser Stelle für ihren<br />
spannenden Vortrag, sowie Professor Stefan<br />
Tebruck (Gießen), der durch sein Engagement<br />
den Kontakt zu Frau Schulte erst möglich<br />
gemacht hat.<br />
Den zweiten Tag des Kolloquiums eröffnete<br />
Wencke Brauns (Heidelberg) mit ihrem Vortrag<br />
„Waz sol nû sprechen unde sanc? – Der mittelalterliche<br />
Autor zwischen Produktion und Rezeption“,<br />
der einen mittelalterlichen Schriftsteller<br />
von Auftragswerken, Konrad von Würzburg,<br />
sowie dessen metareflexive Vorstellungen<br />
des eigenen Schaffens als Künstler behandelte.<br />
Anschließend tauchte die Zuhörerschaft gemeinsam<br />
mit Patricia Kotzauer (Jena) in die digitale<br />
Welt der Internetkommunikation ein<br />
(„Kochblogs als Beispiel für die Abweichung<br />
von Textsortenkonventionen im Internet“), in<br />
der die Nutzer nicht nur über soziale Netzwerke,<br />
sondern auch über Blogs miteinander in<br />
Kontakt treten. Dort verraten sie in vermeintlich<br />
harmlosen Kochrezepten mehr über sich,<br />
als ein Rezipient dieser Texte mitunter erwartet<br />
hat.<br />
Der Samstagnachmittag stand thematisch unter<br />
der Betrachtung des Zusammenhanges von<br />
Bild und Schriftlichkeit. Mit dem Beitrag „Bilder‚<br />
‚lesen‘?“ von Inga Elisabeth Tappe (Karlsruhe),<br />
der in erster Linie eine theoretische Unterscheidung<br />
der Charakteristika von Bildern<br />
und Texten erörterte, wurde der Grundstein für<br />
die folgenden Vorträge am Nachmittag gelegt.<br />
145