Sehnsucht nach Sicherheit

Sehnsucht nach Sicherheit
In die gleiche Richtung weisen Vorschläge, die die GdW ihren Mitgliedern zum Thema Sichere
Nachbarschaften macht. In Deutschland gelten jedoch Überwachungskameras und
Sicherheitsdienste höchstens als zusätzlicher Mosaikstein in größeren Konzepten, die auf
Nachbarschaftshilfe und Konfliktvermeidung setzen. Da wird etwa der Einsatz von Concierges
nach dem Vorbild alter Pariser Bürgerhäuser diskutiert oder über Anwohnerkomitees, die Regeln
für den täglichen Umgang miteinander entwerfen. Mieterkomitees, so ein weiteres Projekt,
könnten auch Streitigkeiten unter den Nachbarn moderieren.
Als noch unausgereift erwies sich dagegen die Idee, die Nachbarschaft vor der Neubelegung von
Wohnungen um ihre Meinung zu fragen. Gerade die Auswahl von Mietern aber ist ein zentraler
Punkt für die Entwicklung von Vierteln, entweder zum Getto oder zum bunten und gleichzeitig
friedlichen Quartier. Im Haus homogen, im Viertel stark gemischt - das gilt derzeit vielen
Experten als eine probate Faustregel für friedliches Zusammenleben.
Für Irritationen sorgt derzeit, etwas unerwartet, das Antidiskriminierungsgesetz, das in den
Gremien des Bundes beraten wird. Nach derzeitigem Diskussionsstand sollen Vermieter künftig
beweisen, daß die Wohnung ohne Diskriminierung vergeben wurde. Nicht nur entstünde ihrer
Ansicht nach ein Bürokratie-Monster, auch würde jeglicher Versuch einer individuellen
Vermietungspraxis in sensiblen Wohngemeinschaften konterkariert. Christian Tröster
Artikel erschienen am 12. Februar 2006
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