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Psychopharmakotherapie in Integrationsprojekten der ... - GIB e.V.

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1<br />

<strong>Psychopharmakotherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Integrationsprojekten</strong><br />

<strong>der</strong> Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>tenhilfe –<br />

zwischen Ablehnung, Nutzen und Missbrauch<br />

Pädagogische Facette<br />

Mart<strong>in</strong> Th. Hahn<br />

Lieber Herr Boehlke,<br />

sehr geehrte Teilnehmer<strong>in</strong>nen und Teilnehmer dieses Symposiums!<br />

Für die freundliche Begrüßung und die E<strong>in</strong>ladung zu dieser Veranstaltung möchte ich mich<br />

herzlich bedanken. Gerne b<strong>in</strong> ich ihr gefolgt, zumal ich mich auch im Ruhestand als „Berl<strong>in</strong>er“<br />

fühle und ich mich an die gute partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen Universität und<br />

Karl-Bonhoeffer-Kl<strong>in</strong>ik - resp. zwischen Psychiatrie und Pädagogik/Andragogik (z. B. im<br />

DAHLEMER FORUM) - er<strong>in</strong>nere, die sich vorwiegend an <strong>der</strong> Person von Herrn Boehlke<br />

festmachte.<br />

Das für dieses Symposium formulierte Thema verweist auf umfangreich beschreibbare,<br />

pädagogisch bedeutsame Sachverhalte, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> vorgegebenen Zeit nur angedeutet werden<br />

können.<br />

Zunächst machen wir uns das geme<strong>in</strong>same Handlungsfeld von Psychiatrie und Pädagogik -<br />

resp. Andragogik - bewusst, ehe wir Variablen benennen, die auf dieses Feld e<strong>in</strong>wirken.<br />

Anschließend befassen wir uns mit anthropologischen Grundvoraussetzungen, die das<br />

pädagogisch-andragogische Denken und Handeln bestimmen. Es geht um e<strong>in</strong> Menschenbild,<br />

das auf Geme<strong>in</strong>samkeiten aller Menschen gründet. Ohne dieses kann das Zusammenwirken<br />

von Pädagogik und Mediz<strong>in</strong> nicht verständlich dargestellt werden. Im Schlussteil soll das<br />

„Integrationsprojekt <strong>der</strong> Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>tenhilfe“ als geme<strong>in</strong>sames Verantwortungs- und<br />

Handlungsfeld für Pädagogik, Andragogik und Psychiatrie gekennzeichnet werden.<br />

Der Begriff Psychopharmaka wird nicht spezifisch gebraucht. Psychopharmaka werden ganz<br />

allgeme<strong>in</strong> als Heilmittel – resp. Arzneimittel - verstanden, die auf das Zentralnervensystem<br />

e<strong>in</strong>wirken und das Verhalten von Menschen verän<strong>der</strong>n können. Indikationen bei Menschen mit<br />

geistiger Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung können psychiatrische Erkrankungen, Entwicklungsstörungen,<br />

Verhaltensstörungen und emotionale Störungen sowie psychosomatische Erkrankungen se<strong>in</strong>.


2<br />

1. Menschliches Verhalten als geme<strong>in</strong>same Aufgabe von Pädagogik,<br />

Andragogik und Mediz<strong>in</strong><br />

Unter <strong>Integrationsprojekten</strong> <strong>der</strong> Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>tenhilfe s<strong>in</strong>d – vermutlich im S<strong>in</strong>ne des Veranstalters<br />

dieses Symposiums – auch o<strong>der</strong> vorwiegend Wohne<strong>in</strong>richtungen für erwachsene Menschen mit<br />

Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ungen zu verstehen. Deshalb sei zunächst e<strong>in</strong>e Anmerkung zu dem vielleicht wenig<br />

bekannten Begriff <strong>der</strong> Andragogik erlaubt: Während sich die Pädagogik mit ihren Zielsetzungen<br />

auf das K<strong>in</strong>des- und Jugendalter bezieht, gilt die Andragogik im hier gebrauchten Verständnis<br />

dem erwachsenen Menschen: nicht nur im S<strong>in</strong>ne <strong>der</strong> Erwachsenenbildung, son<strong>der</strong>n umfassend,<br />

auf den ganzen Menschen und se<strong>in</strong> Wohlbef<strong>in</strong>den bezogen. Der Begriff enthält semantisch<br />

Inhalte, die wir u.a. auch mit Betreuung, Assistenz, För<strong>der</strong>ung, Begleitung, Pflege und<br />

Unterstützung verb<strong>in</strong>den. Der Verweigerung des Erwachsense<strong>in</strong>s durch falsch verstandene<br />

Pädagogisierung, die vornehmlich die familiären und <strong>in</strong>stitutionellen Wohnsituationen<br />

betreffen, wirkt <strong>der</strong> Begriff <strong>der</strong> Andragogik entgegen, <strong>in</strong>dem er das Erwachsense<strong>in</strong> bewusst<br />

macht.<br />

Pädagogik, Andragogik und Pflege haben die Aufgabe, durch E<strong>in</strong>wirkung auf das Individuum<br />

dieses zu befähigen,<br />

- Zustände des Wohlbef<strong>in</strong>dens <strong>in</strong> sozialer Integration selbst und mit an<strong>der</strong>en zusammen <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Gegenwart herzustellen<br />

- und das Individuum zu befähigen, Zustände des Wohlbef<strong>in</strong>dens <strong>in</strong> sozialer Integration <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Zukunft selbst und mit an<strong>der</strong>en zusammen herbeizuführen.<br />

Mit ihrer E<strong>in</strong>wirkung auf das Verhalten des Individuums ergeben sich für Pädagogik und<br />

Andragogik Schnittmengen mit <strong>der</strong> Mediz<strong>in</strong>, die zum Beispiel über Psychopharmaka ebenfalls<br />

auf menschliches Verhalten e<strong>in</strong>wirken kann. Dort wo Verhalten auffällig ist, pathologische Züge<br />

annimmt und im Zusammenleben zum Problem wird, s<strong>in</strong>d Überlappungen <strong>der</strong> Aufgabenfel<strong>der</strong><br />

von Pädagogik, Andragogik und Mediz<strong>in</strong> angezeigt. In <strong>Integrationsprojekten</strong> <strong>der</strong><br />

Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>tenhilfe kann dies z. B. <strong>der</strong> Fall se<strong>in</strong>.


3<br />

Mediz<strong>in</strong>,<br />

Psychiatrie<br />

Auffälliges<br />

Verhalten<br />

Pädagogik,<br />

Andragogik<br />

Abbildung 1: Schnittmenge <strong>der</strong> Aufgabenfel<strong>der</strong><br />

Mediz<strong>in</strong>, Pädagogik und Andragogik begegnen sich so als sich <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>är ergänzende<br />

Rehabilitationswissenschaften.<br />

In diesem S<strong>in</strong>ne verstehen wir Habilitation als die Befähigung zur selbstbestimmten Herstellung<br />

von Zuständen des eigenen Wohlbef<strong>in</strong>dens <strong>in</strong> sozialer Integration. Rehabilitation ist danach die<br />

Wie<strong>der</strong>herstellung und <strong>der</strong> Schutz <strong>der</strong> Habilitation bei ihrer Schädigung, Bee<strong>in</strong>trächtigung,<br />

Verh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung o<strong>der</strong> Gefährdung.<br />

Psychiatrie und Pädagogik/Andragogik unterstützen sich nicht nur bei <strong>der</strong> Verfolgung<br />

geme<strong>in</strong>samer Zielsetzungen, sie benötigen sich auch gegenseitig als Korrektiv dabei.<br />

2. Variablen, die auf das geme<strong>in</strong>same Handlungsfeld e<strong>in</strong>wirken<br />

Zur historischen Variable<br />

- E<strong>in</strong>e psychische Erkrankung wird <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bevölkerung immer noch nicht als e<strong>in</strong>e „normale“<br />

Erkrankung angesehen.<br />

- H<strong>in</strong>ter dem Arzneimittel „Psychopharmakon“ verbirgt sich - auch bei ambulanter<br />

Verabreichung – e<strong>in</strong>e gewisse Nähe zur Institution <strong>der</strong> Psychiatrischen Kl<strong>in</strong>ik, die gefürchtet<br />

wird.<br />

- Es gibt e<strong>in</strong> altes Konkurrenzdenken, das Pädagogik und Psychiatrie <strong>in</strong> die Wiege gelegt<br />

ist, das sich nicht an Sach- son<strong>der</strong>n an Machtfragen orientiert.<br />

- Es gibt bei den Bewohner<strong>in</strong>nen und Bewohnern von <strong>Integrationsprojekten</strong> Personen, die<br />

e<strong>in</strong>en Teil ihres Lebens <strong>in</strong> <strong>der</strong> Psychiatrie verbracht haben. Sie und ihre Angehörigen<br />

fürchten e<strong>in</strong>e erneute E<strong>in</strong>weisung.<br />

- Erfahrungen <strong>der</strong> Vergangenheit, z. B. im Dritten Reich, führten dazu, dass sich die<br />

Psychiatrie e<strong>in</strong>em Rechtfertigungsdruck ausgesetzt fühlt, Menschse<strong>in</strong> nicht zu manipulieren.<br />

Wir könnten noch an<strong>der</strong>e Beispiele heranziehen und kämen zusammenfassend zum Schluss,<br />

dass es vorwiegend die Institution <strong>der</strong> Psychiatrischen Kl<strong>in</strong>ik ist, die sich heutzutage noch im


4<br />

negativen S<strong>in</strong>n auf das Image <strong>der</strong> Psychiatrie allgeme<strong>in</strong> und die <strong>Psychopharmakotherapie</strong><br />

auswirkt.<br />

Zur Fortschrittsvariable<br />

Im Zusammenhang unserer Gedankenführung seien ausgewählte Fortschritte angesprochen:<br />

Erstens: Geistige Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung wird heute als vorkommende Form des Menschse<strong>in</strong>s gesehen,<br />

nicht als Krankheit. Wer e<strong>in</strong>e geistige Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung hat, kann zusätzlich krank werden, auch<br />

psychisch krank.<br />

Zweitens: Wir wissen, dass sich im Problemverhalten e<strong>in</strong>es Menschen mit schwerer geistiger<br />

Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung e<strong>in</strong>e normale und <strong>in</strong> Teilbereichen oft verzögerte Entwicklung spiegelt, auf <strong>der</strong><br />

sich e<strong>in</strong> Verhalten aufbaut, das als Arrangement des Individuums mit dieser beson<strong>der</strong>en<br />

Entwicklung zu verstehen ist. H<strong>in</strong>zu können kommen: mögliche Störungen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnen<br />

Entwicklungsbereichen, Hospitalismusphänomene, Reaktionen auf ausgebliebene<br />

Kommunikation und Bedürfnisbefriedigungen, Auswirkungen von richtiger o<strong>der</strong> falscher o<strong>der</strong><br />

unterlassener Erziehung, För<strong>der</strong>ung und Therapie. Kommt e<strong>in</strong>e psychische Erkrankung h<strong>in</strong>zu, ist<br />

das Phänomen „Problemverhalten“ bei diesem ätiologischen Konglomerat nur schwer auf se<strong>in</strong>e<br />

eigentliche Ursache zurückzuführen. Die hier notwendige „Differentialdiagnose“ wird stets<br />

weiterentwickelt und ist nicht mehr vergleichbar mit <strong>der</strong> so genannten „Doppeldiagnose“<br />

früherer Jahre. Sie muss auch auf pädagogisch-andragogische Zusammenhänge rekurrieren.<br />

Drittens: Wir haben es mit e<strong>in</strong>em pädagogisch-andragogischen Erkenntnisfortschritt zu tun, <strong>der</strong><br />

sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Paradigmenwechsel ausdrückt und den Menschen – nicht o<strong>der</strong> nicht nur se<strong>in</strong>e<br />

Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung – als Ausgangspunkt des Denkens und Handelns hat.<br />

Viertens: Wir haben es mit e<strong>in</strong>em Fortschritt mediz<strong>in</strong>isch-therapeutischer Erkenntnisse zu tun,<br />

<strong>der</strong> sich auf die immer bessere Erforschung <strong>der</strong> Psychopharmaka bezieht, z. B. auf ihre Wirkung<br />

bei bestimmten Zustandsbil<strong>der</strong>n und Altersgruppen.<br />

Fünftens: Die Notwendigkeit des <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>ären Zusammenwirkens ist erkannt.<br />

Sechstens: Die Unsicherheiten im Umgang mit psychischen Erkrankungen von Menschen mit<br />

geistiger Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung haben sich verr<strong>in</strong>gert. Neben <strong>der</strong> <strong>Psychopharmakotherapie</strong> kommen<br />

auch an<strong>der</strong>e Therapien zur Anwendung.<br />

Zur Normalisierungsvariable<br />

Integrationsprojekte <strong>der</strong> Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>tenhilfe s<strong>in</strong>d Teil e<strong>in</strong>er weltweiten Entwicklung, welche die<br />

Normalisierung <strong>der</strong> Wohn- und Lebensbed<strong>in</strong>gungen für Menschen mit geistiger Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung<br />

nach dem Normalisierungspr<strong>in</strong>zip zum Ziel hat (u.a. EISENBERGER et al. 1998, EISENBERGER et al.<br />

1999, FISCHER et al. 1994, FISCHER et al. 1996, FISCHER et al. 1998, HAHN et al. 2003, HAHN et al.<br />

2004, NEUMANN 1999, NIRJE 1994). Stichworte dazu: Enthospitalisierung,<br />

De<strong>in</strong>stitutionalisierung, Community Liv<strong>in</strong>g, Community Care, Geme<strong>in</strong>wesen<strong>in</strong>tegration.<br />

Zur Qualifikationsvariable<br />

Die Anwendung <strong>der</strong> <strong>Psychopharmakotherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Integrationsprojekten</strong> <strong>der</strong> Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>tenhilfe ist<br />

auf speziell qualifiziertes Personal angewiesen. Wenn Psychopharmaka als bequeme<br />

Diszipl<strong>in</strong>ierungsmaßnahme, z. B. zur Ruhigstellung, e<strong>in</strong>gesetzt werden, spricht dies nicht<br />

grundsätzlich gegen sie, son<strong>der</strong>n für die Notwendigkeit e<strong>in</strong>er Verbesserung <strong>der</strong> Qualifikation<br />

des Personals e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>richtung, das mit Psychopharmaka verantwortlich umzugehen hat (vgl.<br />

LEOPOLD 2002).<br />

Zur Rahmenvariable


5<br />

Rahmenbed<strong>in</strong>gungen des Zusammenlebens <strong>in</strong> <strong>in</strong>tegrativen Projekten können das Auftreten von<br />

Problemverhalten begünstigen, abschwächen o<strong>der</strong> verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n (vgl. HAHN et al.2003, HAHN et al.<br />

2004).<br />

Zusammenfassung<br />

Es lässt sich erkennen, dass angesichts <strong>der</strong> Existenz und des Zusammenwirkens <strong>der</strong> erwähnten<br />

Variablen auch heutzutage alles möglich ist, was das Thema uns vorgegeben hat: Ablehnung,<br />

Missbrauch und Nutzen <strong>der</strong> <strong>Psychopharmakotherapie</strong>. Diese Aussage ließe sich mit<br />

E<strong>in</strong>zelbeispielen belegen. Ihr steht aber e<strong>in</strong> deutliches Übergewicht des Nutzens gegenüber,<br />

was als Trend e<strong>in</strong>er weiterführenden Entwicklung bezeichnet werden darf.<br />

3. Problemverhalten als bedürfnisorientiertes Verhalten 1<br />

Obwohl <strong>Psychopharmakotherapie</strong> als Bee<strong>in</strong>flussungsmöglichkeit menschlichen Verhaltens bei<br />

oberflächlicher Betrachtung als Alternative zu Pädagogik und Andragogik ersche<strong>in</strong>t, handelt es<br />

sich bei ihr – auf Verhaltensbee<strong>in</strong>flussung bezogen – um e<strong>in</strong>e <strong>in</strong> Wechselwirkung zu ihr<br />

stehende Ergänzung. Die richtige Anwendung von Psychopharmaka ist deshalb nicht denkbar<br />

ohne Beachtung ihrer Korrespondenz mit grundlegenden pädagogisch-andragogischen<br />

Zusammenhängen, <strong>in</strong> denen sich das Individuum bef<strong>in</strong>det. Dies gilt für Ätiologie und Genese<br />

des Verhaltens, ganz beson<strong>der</strong>s für die Diagnose, die Zeiten <strong>der</strong> Anwendung und Absetzung<br />

von Psychopharmaka sowie die Zeit danach und auch für präventive Maßnahmen. Die<br />

folgenden anthropologisch orientierten Ausführungen s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> fragmentarischer Umriss e<strong>in</strong>es<br />

Menschenbildes, das auf Geme<strong>in</strong>samkeiten gründet und relativistischen Begründungen des<br />

Menschse<strong>in</strong>s e<strong>in</strong>e Absage erteilt. Menschen mit schwerer Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung und Problemverhalten<br />

s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>bezogen. Es wird auf Entstehungszusammenhänge von Problemverhalten aufmerksam<br />

gemacht, die primär nichts mit e<strong>in</strong>er psychischen Erkrankung zu tun haben, wohl aber mit <strong>der</strong><br />

Missachtung von Bedürfnissen und Kommunikation im Zusammenleben. E<strong>in</strong>e sorgfältige<br />

„Differentialdiagnose“ des Psychiaters muss diese Zusammenhänge eruieren, analysieren und<br />

bei <strong>der</strong> möglichen Indikation „Psychopharmaka“ berücksichtigen.<br />

3.1 Menschliches Wohlbef<strong>in</strong>den und Selbstbestimmung<br />

Die umfassendste, alle Menschen verb<strong>in</strong>dende Geme<strong>in</strong>samkeit ist die Fähigkeit, zu Zuständen<br />

des Wohlbef<strong>in</strong>dens im Zusammenleben zu gelangen. Menschen mit schwerer und mehrfacher<br />

Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung können sich wohl fühlen. Wenn wir dies noch nicht o<strong>der</strong> nur selten beobachtet<br />

haben, liegt es nicht daran, dass sie diese Fähigkeit nicht hätten, son<strong>der</strong>n vielleicht an ihren<br />

Lebensumständen, die Wohlbef<strong>in</strong>den nicht ermöglichen - o<strong>der</strong> an unserer unzureichenden<br />

Beobachtung.<br />

Menschenleben ist wesenhaft gekennzeichnet durch permanente selbstbestimmte<br />

E<strong>in</strong>flussnahme auf das eigene Wohlbef<strong>in</strong>den. Mit <strong>der</strong> Realisierung se<strong>in</strong>es Autonomiepotenzials<br />

verwirklicht <strong>der</strong> Mensch se<strong>in</strong>e Existenz.<br />

1<br />

In Anlehnung an vorausgegangene Veröffentlichungen und Vorträge, u. a. HAHN 1999


6<br />

Dies gilt für alle Menschen gleich. Menschen mit sehr schweren Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ungen und<br />

Problemverhalten machen ke<strong>in</strong>e Ausnahme.<br />

3.2 Menschliches Wohlbef<strong>in</strong>den und Bedürfnisse<br />

Menschlichem Wohlbef<strong>in</strong>den liegt die Befriedigung von Bedürfnissen zu Grunde. Unter<br />

Bedürfnis sei e<strong>in</strong>e Alternative zu e<strong>in</strong>er aktuellen Ausgangslage verstanden, die mehr<br />

Wohlbef<strong>in</strong>den verspricht als die Ausgangslage.<br />

Problemverhalten kann im Zusammenleben hervorgerufen werden, wenn Bedürfnisse nicht<br />

erkannt, wenn sie missachtet o<strong>der</strong> ihrer Realitätsferne wegen nicht erfüllt werden können, wenn<br />

das Protestverhalten bei unerfüllten Bedürfnissen nicht richtig <strong>in</strong>terpretiert werden kann, wenn<br />

e<strong>in</strong>e jahrelang unverän<strong>der</strong>te d<strong>in</strong>gliche und soziale Umwelt – etwa bei Bettlägerigkeit o<strong>der</strong><br />

isolierenden Wohne<strong>in</strong>richtungen - ke<strong>in</strong>e Alternativen zu Ausgangslagen anbietet und e<strong>in</strong>e<br />

apathische Bedürfnislosigkeit entsteht o<strong>der</strong> wenn auf Kommunikation weitgehend verzichtet<br />

wird.<br />

3.3 Zwei Möglichkeiten <strong>der</strong> selbstbestimmten Bedürfnisbefriedigung<br />

Will <strong>der</strong> Mensch <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Leben Zustände des Wohlbef<strong>in</strong>dens erreichen, muss er<br />

selbstbestimmt Bedürfnisse befriedigen können. Zur selbstbestimmten Befriedigung von<br />

Bedürfnissen stehen dem Menschen zwei Möglichkeiten offen – und dies ist bei Menschen mit<br />

schwerer geistiger und mehrfacher Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung mit Problemverhalten gleich.<br />

Möglichkeit e<strong>in</strong>s (o<strong>der</strong> Modell A)<br />

Die Bedürfnisbefriedigung erfolgt selbstbestimmt, unabhängig: Auf <strong>der</strong> grafischen Darstellung<br />

sieht man l<strong>in</strong>ks das Individuum und ganz rechts die von ihm angestrebte Alternative zu se<strong>in</strong>er<br />

Ausgangslage: das Bedürfnis, dessen Realisierung es anstrebt. Die im Laufe se<strong>in</strong>er Entwicklung<br />

ausgeformten Fähigkeiten ermöglichen ihm, se<strong>in</strong> Bedürfnis selbständig alle<strong>in</strong> zu realisieren.<br />

Der Pfeil symbolisiert den Akt <strong>der</strong> Bedürfnisbefriedigung.<br />

Möglichkeit zwei (o<strong>der</strong> Modell B)<br />

Die Bedürfnisbefriedigung erfolgt selbstbestimmt, abhängig: Das Bedürfnis kann nicht alle<strong>in</strong><br />

befriedigt werden. Soll es selbstbestimmt befriedigt werden, benötigt <strong>der</strong> Mensch Assistenz:<br />

E<strong>in</strong>e o<strong>der</strong> mehrere Personen realisieren das Bedürfnis o<strong>der</strong> geben Unterstützung bei se<strong>in</strong>er<br />

Realisierung, nachdem <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Akt <strong>der</strong> Kommunikation Verständigung darüber erreicht wurde,<br />

welches Handlungsziel angestrebt werden soll, <strong>in</strong> welcher Weise und unter welchen<br />

Bed<strong>in</strong>gungen dies geschehen soll bzw. geschehen kann.


7<br />

1. Selbstbestimmt unabhängig<br />

Individuum<br />

2. Selbstbestimmt abhängig<br />

Individuum<br />

Bedürfnisbefriedigung<br />

Bedürfnisbefriedigung<br />

Kommunikation<br />

Aktion<br />

Assistent<br />

Abbildung 2: Möglichkeiten <strong>der</strong> selbstbestimmten Bedürfnisbefriedigung<br />

Assistenz<br />

Der Assistenz ausübenden Person wird mittels Kommunikation die Kompetenz des Assistierens<br />

vermittelt. Umgekehrt steht die assistenzbedürftige Person, durch Kommunikationsakte bewirkt,<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ständigen Empowermentprozess, <strong>der</strong> die Assistenz und das Zusammenleben mit<br />

an<strong>der</strong>en Menschen permanent verbessert. Die Assistenz darf als dialogischer Akt verstanden<br />

werden, <strong>in</strong> dem verbal und nonverbal (Wahrnehmung, Handeln, Sprache) kommuniziert wird.<br />

Menschen mit schwerer Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung s<strong>in</strong>d bei <strong>der</strong> selbstbestimmten Befriedigung ihrer<br />

Bedürfnisse - d. h. bei <strong>der</strong> Herstellung von Zuständen des Wohlbef<strong>in</strong>dens - <strong>in</strong> extremer Weise<br />

auf ihre soziale Umwelt, auf Assistenz, angewiesen. Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung stellt sich für die Betroffenen<br />

dar als e<strong>in</strong> „Mehr an sozialer Abhängigkeit“ (HAHN 1981).<br />

3.4 Die Rolle <strong>der</strong> Kommunikation<br />

Assistenz ist ohne Kommunikation nicht möglich. Menschen mit schwerer und mehrfacher<br />

Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung haben <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel zusätzlich zu ihrem „Mehr an sozialer Abhängigkeit“ extreme<br />

Kommunikationsdefizite: durch ihre eigene bee<strong>in</strong>trächtigte Kommunikation und durch<br />

Kommunikationse<strong>in</strong>schränkungen o<strong>der</strong> –verweigerungen ihrer sozialen Umwelt, z. B. verursacht<br />

durch Personalmangel.<br />

Wir fragen: Wie sollen Menschen, die <strong>in</strong> extremer Weise bei <strong>der</strong> Befriedigung von Bedürfnissen<br />

auf Assistenz angewiesen s<strong>in</strong>d, - wie sollen diese Menschen zu Wohlbef<strong>in</strong>den gelangen, wenn<br />

ihnen die Voraussetzung für Assistenz - Kommunikation - verweigert wird? Durch den Ausfall<br />

von Kommunikation wird Assistenz verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t und Problemverhalten evoziert.<br />

An die Stelle von Assistenz tritt Fremdbestimmung. Fremdbestimmung stellt grundsätzlich e<strong>in</strong>e<br />

potenzielle und reale Gefahr für Selbstbestimmung dar, gefährdet damit das Wohlbef<strong>in</strong>den, die


8<br />

Gew<strong>in</strong>nung von Identität und – bei Andauern – die erlebbare S<strong>in</strong>nhaftigkeit <strong>der</strong> eigenen<br />

Existenz. Das Spezifikum des Menschlichen, die selbstbestimmte E<strong>in</strong>flussnahme auf das eigene<br />

Wohlbef<strong>in</strong>den, wird missachtet. Der Mensch wird zum Objekt. .<br />

3.5 Subjektive S<strong>in</strong>nhaftigkeit von <strong>in</strong> Freiheit praktiziertem Verhalten<br />

Zustände des Wohlbef<strong>in</strong>dens kommen auf Grund subjektiver Interpretationen <strong>der</strong> erfahrbaren<br />

Welt des Individuums zustande. Sie s<strong>in</strong>d deshalb nicht zw<strong>in</strong>gend an objektivierbare äußere<br />

Lebensbed<strong>in</strong>gungen gebunden.<br />

Mit an<strong>der</strong>en Worten: Menschen mit schwerer - geistiger – Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung können sich glücklich<br />

fühlen – auch wenn Außenstehende, z. B. Vertreter/-<strong>in</strong>nen des Präferenzutilitarismus ihren<br />

Zustand gleich Leid setzen.<br />

In Freiheit realisiertes Verhalten ist gleichzusetzen mit selbstbestimmtem Verhalten. Es ist<br />

subjektiv s<strong>in</strong>nvoll, weil es <strong>in</strong> <strong>der</strong> aktuellen Situation <strong>der</strong> Herstellung von Wohlbef<strong>in</strong>den dient.<br />

Diese Erkenntnis verhilft uns z. B. zu e<strong>in</strong>em beson<strong>der</strong>en Zugang zum Verständnis und zur<br />

Verän<strong>der</strong>ung des selbstverletzenden Verhaltens und an<strong>der</strong>er Formen möglichen<br />

Problemverhaltens: Indem wir den subjektiven S<strong>in</strong>n respektieren und nach ihm forschen,<br />

erschließen sich uns zuvor nicht vorhandene Möglichkeiten <strong>der</strong> Bee<strong>in</strong>flussung des Verhaltens.<br />

3.6 Möglichkeiten <strong>der</strong> Verhaltensbee<strong>in</strong>flussung<br />

Auf dem angedeuteten Menschenbild fußen Möglichkeiten <strong>der</strong> Verhaltensbee<strong>in</strong>flussung durch<br />

Pädagogik und Andragogik. E<strong>in</strong>e Auswahl:<br />

- Es müssen Verhaltensmöglichkeiten angeboten werden, die mehr Wohlbef<strong>in</strong>den<br />

versprechen. Sie können selbstbestimmt als Alternative zum Problemverhalten ergriffen<br />

werden.<br />

- Es muss sichergestellt se<strong>in</strong>, dass kommuniziert wird und Bedürfnisse <strong>in</strong> Erfahrung gebracht<br />

werden.<br />

- Bezugspersonen müssen sich um den Erwerb von Empathie bemühen.<br />

- Das soziale Umfeld muss Bedürfnisse kennen und respektieren lernen.<br />

- Das soziale Umfeld muss <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage se<strong>in</strong>, bei <strong>der</strong> Befriedigung von Bedürfnissen zu<br />

assistieren.<br />

- Über fe<strong>in</strong>fühlige Bedürfnisbefriedigung muss e<strong>in</strong> Beziehungsaufbau angestrebt werden.<br />

- Grenzen sollen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel nicht e<strong>in</strong>fach gesetzt und ihre Beachtung auch nicht repressiv<br />

erzwungen werden, son<strong>der</strong>n über bedürfnisorientierte Lernprozesse, durch Teilhabe am<br />

Zusammenleben und durch Aushandeln vermittelt werden.<br />

- Es müssen Freiheitsräume für selbstbestimmtes Handeln durch Wahrnehmung und<br />

Kompetenzvermittlung erschlossen werden, die erstrebenswerte Alternativen zum<br />

Problemverhalten darstellen.<br />

- E<strong>in</strong> anregungsreiches soziales und d<strong>in</strong>gliches Umfeld muss Bedürfnissen entgegenkommen<br />

und erkennbar Möglichkeiten ihrer selbstbestimmten Befriedigung anbieten (z. B.<br />

Bewegungsbedürfnis, Umgang mit Tieren).


9<br />

4 Integrationsprojekte als geme<strong>in</strong>sames Handlungsfeld von<br />

Pädagogik, Andragogik und Psychiatrie<br />

Wir fragen: Was kennzeichnet Integrationsprojekte <strong>der</strong> Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>tenhilfe unter dem Aspekt <strong>der</strong><br />

<strong>Psychopharmakotherapie</strong> als geme<strong>in</strong>sames Handlungsfeld von Pädagogik/Andragogik und<br />

Psychiatrie?<br />

4.1 Merkmale des Handlungsfeldes<br />

Wir greifen e<strong>in</strong>ige Merkmale auf, die <strong>in</strong> unserem Zusammenhang von Bedeutung s<strong>in</strong>d (vgl.<br />

HAHN et al. 2003, 2004).<br />

Konfrontation mit <strong>der</strong> Öffentlichkeit<br />

Das Leben <strong>in</strong> <strong>in</strong>tegrativen Wohnsituationen wird von <strong>der</strong> Öffentlichkeit eher wahrgenommen als<br />

das Leben <strong>in</strong> Großheimen. Dies bedeutet zweierlei: Die Beobachtung durch die Öffentlichkeit<br />

stellte e<strong>in</strong> gewisses Korrektiv für die Verantwortlichen dar, das es im Großheim nicht gibt.<br />

Gleichzeitig kommt es beim Personal zu e<strong>in</strong>em an sich selbst gestellten Erwartungsdruck: Es<br />

möchte mit den Bewohner<strong>in</strong>nen und Bewohnern so unauffällig wie möglich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Öffentlichkeit<br />

auftreten. Dies führt dazu, dass Personen mit Problemverhalten bei Unternehmungen gerne zu<br />

Hause gelassen werden. Der Wunsch, dieses Problemverhalten zu verän<strong>der</strong>n – ggf. auch mit<br />

Psychopharmaka – kommt <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>in</strong>tegrativen Situation schneller auf, liegt näher als im<br />

Großheim, wo man dieses Verhalten kennt und toleriert. Die <strong>in</strong>tegrative Situation führt auch<br />

dazu, dass bei e<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>kauf o<strong>der</strong> Bummel, bei <strong>der</strong> Benützung öffentlicher Verkehrsmittel, <strong>der</strong><br />

Inanspruchnahme von Dienstleistungen, stets wechselnden, fremden Personenkreisen<br />

begegnet wird. Dies s<strong>in</strong>d oft Überfor<strong>der</strong>ungssituationen für Bewohner/-<strong>in</strong>nen und Mitarbeiter/-<br />

<strong>in</strong>nen, was bei Menschen mit Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ungen zu Problemverhalten und bei dem begleitenden<br />

Personal zu starkem Stress führen kann.<br />

Bei unserem Forschungsprojekt WISTA haben wir aber e<strong>in</strong>e nicht vermutete, erstaunliche<br />

Lernfähigkeit des Wohnumfeldes im Tolerieren von Problemverhalten feststellen können.<br />

Freiheitsräume für selbstbestimmtes Handeln<br />

Mit wenigen Ausnahmen konnten wir <strong>in</strong> unseren Forschungsprojekten WISTA und USTA<br />

feststellen, dass <strong>in</strong>tegratives Wohnen mehr Freiheitsräume für selbstbestimmte<br />

Bedürfnisbefriedigung bietet, mehr Kontaktmöglichkeiten bestehen und mehr Anregungen<br />

vorhanden s<strong>in</strong>d, die zu Wohlbef<strong>in</strong>den beitragen und dem Auftreten von Verhaltensproblemen<br />

entgegenwirken. Bei e<strong>in</strong>zelnen Bewohner<strong>in</strong>nen und Bewohnern gab es trotz unbefriedigen<strong>der</strong><br />

Rahmenbed<strong>in</strong>gungen unerwartete positive Entwicklungen. Auch Eltern stellten dies fest.<br />

Dokumentierte Beispiele belegen es.<br />

Beson<strong>der</strong>e Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

Es gibt Rahmenbed<strong>in</strong>gungen, die dem Auftreten von Problemverhalten entgegenwirken und<br />

solche, die es begünstigen und dann beim Personal den Wunsch nach E<strong>in</strong>satz von<br />

Psychopharmaka entstehen lassen. Denken wir an Personalmangel, <strong>der</strong> ke<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>zelzuwendung<br />

im S<strong>in</strong>ne von Kommunikation erlaubt, an die Organisation des Alltags mit stresserzeugenden<br />

Engpässen, an Nichtbeschäftigung, an fehlende Bewegungsmöglichkeiten usw. Die Ergebnisse<br />

unseres Projektes WISTA lassen den Schluss zu, dass e<strong>in</strong>e nach Schweregrad <strong>der</strong> Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung


10<br />

heterogen zusammengesetzte Wohngruppe für Menschen mit schwerer Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung und<br />

Problemverhalten besser ist als e<strong>in</strong>e homogen zusammengesetzte Gruppe, wo<br />

Problemverhalten kumuliert und sich unter den Gruppenmitglie<strong>der</strong>n eskalierend ausdehnen<br />

kann. Unterschiedlich stark beh<strong>in</strong><strong>der</strong>te Personen geben mehr Anregungen zur selbstbestimmten<br />

Befriedigung von Bedürfnissen und zur Erschließung von Freiheitsräumen, die mehr<br />

Wohlbef<strong>in</strong>den versprechen als mögliches Problemverhalten.<br />

4.2 Merkmale des Zusammenwirkens von Pädagogik/Andragogik und<br />

Psychiatrie<br />

Der zeitliche Rahmen und die an<strong>der</strong>en Ortes schon geschehene Erwähnung rechtfertigt e<strong>in</strong>e<br />

knappe Auflistung <strong>in</strong> Stichworten:<br />

Verantwortungsvolle <strong>Psychopharmakotherapie</strong> bei Menschen mit geistiger Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung<br />

erfor<strong>der</strong>t speziell dafür qualifiziertes Personal.<br />

Dem E<strong>in</strong>satz von Psychopharmaka muss e<strong>in</strong> Menschenbild zu Grunde liegen, das<br />

Menschenwürde sicherstellt und den Menschen nicht zum Gegenstand, zu e<strong>in</strong>em Objekt<br />

werden lässt. E<strong>in</strong> relativ leicht überprüfbares Kriterium dafür ist die Eruierung, Respektierung<br />

und Befriedigung von Bedürfnissen.<br />

E<strong>in</strong> M<strong>in</strong>destmaß an Kommunikation muss überprüfbar <strong>in</strong>stitutionell abgesichert vorhanden se<strong>in</strong>,<br />

um <strong>der</strong> Entstehung von Problemverhalten entgegenzuwirken.<br />

- Die Inanspruchnahme des Psychiaters muss <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Netzwerk mediz<strong>in</strong>isch orientierter<br />

Dienstleistungen, die vorwiegend ambulant se<strong>in</strong> sollten, e<strong>in</strong>schließlich Krisen<strong>in</strong>tervention,<br />

e<strong>in</strong>gebettet se<strong>in</strong>.<br />

- Anamnese, Diagnose, Behandlungsplan, langsame Rücknahme <strong>der</strong> Dosierung: alle<br />

mediz<strong>in</strong>ischen Maßnahmen sollten <strong>in</strong> enger Absprache mit dem Personal erfolgen und<br />

umgekehrt die <strong>in</strong> Wechselwirkung dazu stehenden pädagogisch-andragogischen Aktivitäten<br />

mit dem Arzt besprochen werden.<br />

- Personal und Arzt sollten sich um vertrauensvolle Zusammenarbeit bemühen, ihre<br />

möglichst präzisen Beobachtungsergebnisse und Feststellungen austauschen und sich<br />

gegen Machtmissbrauch sensibilisieren.<br />

4.3 Gefahren <strong>der</strong> <strong>Psychopharmakotherapie</strong> im pädagogisch-andragogischen<br />

Handlungsfeld<br />

Leichtfertiger E<strong>in</strong>satz von Psychopharmaka<br />

Nicht qualifiziertes Personal, das se<strong>in</strong>em Handeln nicht das Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>der</strong> ihm anvertrauten<br />

Menschen zugrunde legt, sieht den S<strong>in</strong>n se<strong>in</strong>er Arbeit im Dienst nach Vorschrift o<strong>der</strong> <strong>in</strong><br />

erkennbaren Erfolgen, z. B. im Abbau von Problemverhalten. Gel<strong>in</strong>gt dies über längere Zeit<br />

h<strong>in</strong>weg nicht – i. d. Regel, weil Rahmenbed<strong>in</strong>gungen es nicht ermöglichen o<strong>der</strong> beim Fehlen<br />

e<strong>in</strong>es entsprechenden Menschenbildes ke<strong>in</strong>e befriedigende Kommunikation und ke<strong>in</strong><br />

Beziehungsaufbau zustande kommt -droht e<strong>in</strong> S<strong>in</strong>nverlust <strong>der</strong> Arbeit. Mitarbeiter/-<strong>in</strong>nen <strong>in</strong><br />

E<strong>in</strong>richtungen brennen dann aus und leiden darunter. In e<strong>in</strong>er solchen Situation neigen sie<br />

dazu, die Notbremse zu ziehen: Sie for<strong>der</strong>n Psychopharmaka und erhalten sie. In solchen<br />

Situationen werden Psychopharmaka nicht als Heil- o<strong>der</strong> Arzneimittel für den Betroffenen<br />

e<strong>in</strong>gesetzt, son<strong>der</strong>n zur Korrektur e<strong>in</strong>es Sett<strong>in</strong>gs, das an<strong>der</strong>s nicht mehr haltbar sche<strong>in</strong>t. Oft s<strong>in</strong>d


11<br />

es die Rahmenbed<strong>in</strong>gungen, meist aber die fehlende Qualifikation <strong>der</strong> Verantwortungsträger/-<br />

<strong>in</strong>nen o<strong>der</strong> Mitarbeiter/-<strong>in</strong>nen „vor Ort“ e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>richtung, die e<strong>in</strong>e solche Situation verursachen.<br />

Man hört dann Äußerungen über Bewohner/-<strong>in</strong>nen, wie „Der ist fehl am Platz, <strong>der</strong> gehört <strong>in</strong> die<br />

Psychiatrie“ – für die Angehörigen e<strong>in</strong>e Horrorvorstellung.<br />

Nicht selten übernehmen an<strong>der</strong>e Mitarbeiter/-<strong>in</strong>nen später e<strong>in</strong>en solchen Arbeitsplatz, und es<br />

gel<strong>in</strong>gt ihnen, <strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ation mit beson<strong>der</strong>en pädagogischen Maßnahmen e<strong>in</strong>e hohe<br />

Dosierung herunterzufahren o<strong>der</strong> e<strong>in</strong> Mittel ganz abzusetzen (vgl. LEOPOLD 2002). Sehr schnell<br />

wird die Schuld dann beim verschreibenden Arzt gesucht. In Wirklichkeit war es aber die<br />

Pädagogik/Andragogik und die Rahmenbed<strong>in</strong>gungen, die angesichts e<strong>in</strong>es Problemverhaltens<br />

versagt hatten. Die Mediz<strong>in</strong> wurde als Feuerwehr missbraucht, <strong>der</strong> betroffene Bewohner als<br />

Objekt <strong>in</strong>strumentalisiert. Psychopharmaka s<strong>in</strong>d bei e<strong>in</strong>er solchen Anwendung ke<strong>in</strong> Heilmittel,<br />

son<strong>der</strong>n Ausdruck von Hilflosigkeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er pädagogisch-andragogischen Situation, die durch<br />

Überfor<strong>der</strong>ung gekennzeichnet ist.<br />

Wir erkennen aber auch e<strong>in</strong>e Gefahr bei <strong>der</strong> Psychiatrie: Sie sollte sich für die missbräuchliche<br />

Anwendung von Psychopharmaka sensibilisieren, sie nicht leichtfertig e<strong>in</strong>setzen und klaren<br />

Kriterien für die Indikation folgen. Das heißt, sie muss die Möglichkeiten von Pädagogik und<br />

Andragogik kennen und überprüfen, ob sie ausgelotet s<strong>in</strong>d, ihre Wirkungen erkennen, um zu<br />

e<strong>in</strong>er gezielten Diagnose zu gelangen, die Abgrenzungen zulässt.<br />

FINZEN, e<strong>in</strong> Baseler Psychiater warnt (1991): „Es geht nicht um die Frage, Neuroleptika ja o<strong>der</strong><br />

ne<strong>in</strong>, son<strong>der</strong>n um die Frage, Neuroleptika bei welchen Patienten, <strong>in</strong> welcher Dosierung und wie<br />

lange? . . . Neuroleptika gehören zu den häufigsten missbräuchlich e<strong>in</strong>gesetzten Substanzen . .<br />

. Der Missbrauch von Neuroleptika als Dauermedikation bei geistig Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ten ist e<strong>in</strong> weiteres.<br />

In jedem psychiatrischen Lehrbuch steht, dass <strong>der</strong> Neuroleptikagebrauch bei ihnen außer <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

akuten Erregung nicht <strong>in</strong>diziert ist; trotzdem werden Tausende von geistig Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ten ohne<br />

vernünftige Gründe nach wie vor unter Neuroleptika gesetzt . . . Die Schlussfolgerung ist nicht,<br />

Neuroleptika zu verbieten, son<strong>der</strong>n sie überlegt und zurückhaltend e<strong>in</strong>zusetzen und jenen<br />

kräftig auf die F<strong>in</strong>ger zu klopfen, die dies nicht tun“ (zit. nach LEOPOLD 2002, 126/127).<br />

Nichtbeachtung <strong>der</strong> Variablen Kommunikation und Bedürfnisbefriedigung<br />

Verhaltensdokumentationen, mediz<strong>in</strong>isch-pädagogische Gutachten und an<strong>der</strong>e schriftliche<br />

Zeugnisse im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Beschäftigung mit Problemverhalten lassen selten<br />

erkennen, dass man die Rolle von Bedürfnissen und Kommunikation beachtet.<br />

Nebenwirkungen werden zu wenig beachtet<br />

Es ist bekannt und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Literatur beschrieben, dass Nebenwirkungen von verabreichten<br />

Psychopharmaka bei Menschen mit geistiger Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung häufiger auftreten. Sie werden von<br />

den Betroffenen nicht spezifisch geäußert, weil es Kommunikationsprobleme gibt, und deshalb<br />

oft erst spät erkannt. Die verschreibenden Ärzte und das Personal <strong>in</strong> Wohne<strong>in</strong>richtungen sollten<br />

dies bedenken und auf mögliche Nebenwirkungen achten.<br />

4.4 Ausblick und Denkanstöße für notwendige Weiterentwicklungen<br />

Die Dezentralisierung von Wohne<strong>in</strong>richtungen für Menschen mit geistiger Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung wird<br />

zunehmen. Forschungsergebnisse zur Anwendung <strong>der</strong> <strong>Psychopharmakotherapie</strong> werden zu<br />

e<strong>in</strong>er differenzierteren und wirksameren Anwendungspraxis beitragen. Die Ambulantisierung<br />

mediz<strong>in</strong>ischer Dienstleistungen für Menschen mit geistiger Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung wird weiter


12<br />

fortschreiten und dazu beitragen, dass Vorurteile gegenüber Psychopharmaka abgebaut<br />

werden. Die psychiatrische Kl<strong>in</strong>ik wird als Schreckgespenst an Wirkung e<strong>in</strong>büßen.<br />

Krisen<strong>in</strong>terventionsmöglichkeiten und spezielle kl<strong>in</strong>ische Behandlungsmöglichkeiten werden<br />

weiter ausgebaut werden. Die Interdiszipl<strong>in</strong>arität wird <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis <strong>der</strong><br />

<strong>Psychopharmakotherapie</strong> mehr und mehr zur Selbstverständlichkeit werden. Dazu tragen auch<br />

die Fortschritte <strong>in</strong> Pädagogik und Andragogik bei. E<strong>in</strong> Paradigma, das den Menschen mit<br />

Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ungen vor dem H<strong>in</strong>tergrund se<strong>in</strong>er Geme<strong>in</strong>samkeiten mit allen an<strong>der</strong>en Menschen zum<br />

Bezugspunkt hat, wird dazu beitragen, dass Kommunikationsdefizite und mangelnde<br />

Bedürfnisbefriedigung abnehmende Größen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ätiologie von Problemverhalten se<strong>in</strong> werden.<br />

Schließlich sei noch an e<strong>in</strong>en Verbesserungsbedarf bei <strong>der</strong> durch Ausbildung vermittelten<br />

Qualifikation für Fachkräfte gedacht . . .<br />

Schöne Vorstellungen von Weiterentwicklungen, die sich angesichts leerer Sozialkassen als<br />

Täuschung herausstellen könnten. Die Antizipation e<strong>in</strong>es künftigen Zustandes ist aber die Basis<br />

für Verän<strong>der</strong>ungen. Deshalb ist es wichtig, sie uns bewusst zu machen.<br />

Literatur<br />

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Bad Heilbrunn 2000, 125-152

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