Amtsblatt Nr. 221 April 2013 - Gemeinde Machern
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In Dögnitz gab es bereits im 17. Jahrh. sieben Pferdnergüter (sie besaßen früher Pferde und leisteten ihre<br />
Dienste mit dem Gespann) und drei Kästnergüter (sie spannten früher mit Ochsen an und leisteten Handdienste),<br />
während bis Anfang des 19. Jahrh. Häusler (Besitzer eines Wohngrundstücks, ohne landwirtschaftliche<br />
Nutzung) völlig fehlten. Um 1770 kam es zur Teilung eines Pferdnergutes in zwei Halbpferdnerhöfe (heute<br />
<strong>Nr</strong>. 4 und 5).<br />
Während in Plagwitz (Hofmeisterei, Schäferei, Brennerei, Speicher und Gutshäuser) und in Lübschütz<br />
(Schäferei, Gutshäuser, Försterei und Sägewerk) Einrichtungen des Püchauer Ritterguts bestanden, hat dieses<br />
nie versucht, in Dögnitz Fuß zu fassen, was wohl nicht zuletzt an der Hochwassergefahr lag. Zwar wurden<br />
nach der Ablösung 1832 auch in Dögnitz zwei Höfe aufgegeben und vom Püchauer Grafen aufgekauft (1883<br />
heutige <strong>Nr</strong>. 11, 1910 heutige <strong>Nr</strong>. 10), jedoch nicht dem Rittergute einverleibt, sondern als Pachthof betrieben.<br />
Das vormals Brödelsche Gut (zwischen den heutigen <strong>Nr</strong>. 11 und 12) wurde im 20. Jahrh. abgebrochen.<br />
Es kam zu DDR-Zeiten, wie auch in den anderen Dörfern, zur Kollektivierung der Landwirtschaft, wobei<br />
die Betriebe letztlich zur Püchauer LPG „Frischer Mut“ kamen, und nach der Wende in der „Landwirtschaft<br />
<strong>Machern</strong> GmbH“ aufgingen. In Görlichs Gut betreibt man wieder private Landwirtschaft.<br />
Erst ab 1824 wurden in Dögnitz einige Häuser erbaut, die nur Wohnzwecken dienten, wie auch das ehemalige<br />
<strong>Gemeinde</strong>haus (heute <strong>Nr</strong>. 14), das Eigentum der Altgemeinde Dögnitz war und vermietet wurde. Im Jahre<br />
1900 kam an der Straße nach Nepperwitz der Gasthof hinzu, der als Ausflugslokal mit Saal, Vereinszimmer,<br />
Biergarten und Kegelbahn diente. Nach 1945 entstanden im Kreuzungsbereich, wo sich auch ein alter<br />
Meilenstein befindet, zwei Neubauernstellen. Als Wenigmachern im 15. Jahrh. wüst wurde, kam dessen Flur<br />
zu Dögnitz. Damit zählten auch die früheren Braunkohlengruben „Belohnung“ und „Saxonia“, die Lübschützer<br />
Tonwerke, sowie die Grundstücke an der Salzstraße und die Neuansiedlung Wenigmachern zu Dögnitz. Diese<br />
Flur wurde 1956 von Dögnitz abgetrennt. Der südliche Teil mit der Siedlung (heute Nepperwitzer Weg) kam zu<br />
<strong>Machern</strong>, der nördliche Teil mit den Tonwerken wurde der Lübschützer Flur angegliedert.<br />
Einen ersten Ausschank gab es in Dögnitz im Bauerngut von Karl Müller um 1835 (heute <strong>Nr</strong>. 7). Dann befand<br />
er sich etwa 1840-1900 bei Rantzsch/Lehmann (heute <strong>Nr</strong>. 2). Ab 1900 gab es das neue Ausflugslokal von<br />
Jacoby/Barten. Ab 1951 bestand hier zugleich ein Lebensmittelgeschäft, zu DDR-Zeiten als HO-Einrichtung<br />
und nach der Wende privat. Weitere Berufe, die ab dem 19. Jahrh. in Dögnitz auftraten, waren Leineweber,<br />
Schneider, Sattler, Korbmacher, Schlosser, Maurer und Zimmermann. In jüngerer Zeit gab und gibt es auch in<br />
Dögnitz Handwerksbetriebe, wie Leder-Schulze, Sattlerei Teichert, Eierhandel Morche, Fliesen-Pertzsch und<br />
Baudienstleistung Scheibe.<br />
In historischer Zeit gab es 1507 und 1676 große Muldenhochwasser mit Flußlaufveränderungen, wobei leider<br />
keine Einzelheiten bekannt sind. Wahrscheinlich änderte die Mulde 1507 bei Dögnitz ihren Lauf in Richtung<br />
Canitz, wodurch die „Alte Mulde“ entstand. Beim Kanalbau wurde die Mulde 1925 durchstochen, wobei das<br />
Altwasser „Schusterbusch“ zurück blieb. Vor dem Bau der neuen, höheren Schutzdämme 1934-38 hatten die<br />
Dögnitzer ständig unter Hochwasser zu leiden. Im Juli 1954 konnte das Schlimmste noch verhindert werden,<br />
aber im August 2002 war die gewaltige Flut durch nichts abzuwenden. Weitere bedeutende Hochwasser<br />
waren z.B. im Juli 1854, Januar 1880, Juli 1897, Juli 1907, März 1956, Mai 1965, November 1974 und<br />
Dezember 1986.<br />
Im Jahre 1808 legte ein Großbrand fast das gesamte Dorf Dögnitz in Schutt und Asche. Am 29. September<br />
1887 brannte Vorbergers Gut ab (heute <strong>Nr</strong>. 4), am 16. März 1899 traf es Görlichs Scheune (heute <strong>Nr</strong>. 7) und<br />
am 16. August 1947 kam es zu einem ausgedehnten Flächenbrand an der Dögnitzer Mulde. Seit 1888 gibt<br />
es in Dögnitz eine Feuerspritze, die noch heute existiert. Die FFW Dögnitz trat 1994 der <strong>Gemeinde</strong>feuerwehr<br />
<strong>Machern</strong> bei, wurde allerdings 1996 aufgelöst.<br />
Schließlich sollen noch einige besondere Ereignisse in Dögnitz erwähnt werden. Am 20. Juli 1919<br />
wurde das Denkmal für die Gefallenen des 1. Weltkrieges auf dem Dorfplatz geweiht. Seit 1959 gehörten<br />
Püchau, Dögnitz, Lübschütz und Plagwitz gemeinsam zur <strong>Gemeinde</strong> Püchau. Am 7. Oktober 1974 war der<br />
Wasserleitungsanschluss in Dögnitz fertig gestellt. Am 4. Juni 1988 fand eine Feier zum 100jährigen Bestehen<br />
der Freiwilligen Feuerwehr Dögnitz statt. Im Jahre 1994 kam es zur Eingemeindung nach <strong>Machern</strong>. Am 5.<br />
September 2004 waren auch die Dögnitzer im Festumzug zur Lübschützer 1000-Jahr-Feier mit Feuerspritze<br />
und eigenem Zug voll eingebunden.<br />
Klaus Ungewiß<br />
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