Machbarkeitsstudie Schloss Senden - Gemeinde Senden
Machbarkeitsstudie Schloss Senden - Gemeinde Senden
Machbarkeitsstudie Schloss Senden - Gemeinde Senden
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Konzeptstudie<br />
<strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>Schloss</strong> <strong>Senden</strong><br />
im Auftrag der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Senden</strong><br />
IMORDE Projekt- & Kulturberatung GmbH<br />
IMORDE <strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>Schloss</strong> <strong>Senden</strong> 1
IMORDE<br />
PROJEKT & KULTURBERATUNG GMBH<br />
Schorlemerstraße 4<br />
48143 Münster<br />
Tel. +49(0)251.52093.0<br />
Fax +49(0)251.52093.33<br />
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10587 Berlin<br />
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imorde.de<br />
IMORDE <strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>Schloss</strong> <strong>Senden</strong> 2
INHALT<br />
Erläuterungen zum Gutachten S. 04<br />
I Thesen S. 04<br />
II Vision S. 06<br />
III Nutzungsbausteine S. 08<br />
IV Darstellung der Raumnutzung S. 12<br />
V Träger- und Betriebsmodell S. 17<br />
VI Wirtschaftlichkeit S. 24<br />
VII Erfolgsfaktoren S. 31<br />
VIII Nutzenbegründung S. 32<br />
IX Handlungsempfehlungen S. 33<br />
IMORDE <strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>Schloss</strong> <strong>Senden</strong> 3
Erläuterungen zum Gutachten<br />
Die Imorde Projekt- & Kulturberatung GmbH wurde von der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Senden</strong><br />
mit einer Studie beauftragt, welche die inhaltlich-strukturelle und wirtschaftliche<br />
Machbarkeit der Einrichtung eines Kunst- und Kulturzentrums auf <strong>Schloss</strong> <strong>Senden</strong><br />
überprüft. Die von der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Senden</strong> gestellten Auflagen/Fragen besagten<br />
hierbei:<br />
1. Inwieweit eine rein kulturelle Nutzung wirtschaftlich überhaupt möglich sei,<br />
2. das Konzept müsse förderungstauglich sein im Hinblick auf eine Bewerbung<br />
bei der Regionale 2016,<br />
3. das Kulturzentrum müsse sich selbst wirtschaftlich tragen können.<br />
Um dies zu gewährleisten, wurden folgende Leistungsbausteine im Rahmen eines<br />
Gutachtens vereinbart:<br />
1. Inhaltliches Konzept (Konkretisierung und Beschreibung der Nutzung, Raumnutzung<br />
und davon ausgehend Vorschläge für den Umbau und die Sanierung<br />
des <strong>Schloss</strong>es)<br />
2. Betreiberkonzept (Entwicklung eines möglichen Betreiberkonzepts vor dem<br />
Hintergrund von juristischen und wirtschaftlichen Aspekten)<br />
In der Analyse wurde schnell deutlich, dass ein reines Kunst- und Kulturzentrum<br />
nicht unter den von der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Senden</strong> geforderten Bedingungen zu realisieren<br />
sei.<br />
Vor diesem Hintergrund haben die Gutachter das Konzept in der Form weiterentwickeln,<br />
dass die o.g. Kriterien erfüllt werden können und somit eine realistische<br />
Umsetzungschance möglich ist.<br />
I. Thesen<br />
1. These: Eine Machbarkeit ist nur möglich mit der Förderung der Regionale<br />
2016<br />
Das <strong>Schloss</strong> <strong>Senden</strong> befindet sich in einem teilweise sehr maroden, baufälligen<br />
Zustand. Rund zehn Jahre ungenutzten Brachliegens sowie der in jüngster Zeit<br />
häufiger aufgetretene Vandalismus haben außen und innen ihre Spuren hinterlassen.<br />
Nach sachkundiger Rücksprache mit dem Architekturbüro Hillebrand + Welp<br />
werden die Sanierungskosten auf ca. sieben Millionen Euro geschätzt (unwägbare<br />
Kosten, etwa durch nicht absehbare zusätzliche Schäden am Bau, sind dabei nicht<br />
mit einkalkuliert). So entstünden nicht nur die Erwerbskosten, sondern auch die<br />
Sanierungskosten der Immobilie.<br />
IMORDE <strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>Schloss</strong> <strong>Senden</strong> 4
Die Sanierung kann daher allenfalls mit Fördermitteln erfolgen. Darum muss sich<br />
das Profil des Kunst- und Kulturzentrums <strong>Schloss</strong> <strong>Senden</strong> an den Förderkriterien<br />
der Regionale 2016 messen lassen.<br />
2. These: Ein reines Kunst- und Kulturzentrum bietet nicht das Potenzial eines<br />
Alleinstellungsmerkmals<br />
Die erste Betrachtung zeigte sehr schnell, dass ein sich selbst tragender Betrieb<br />
mit einem reinen Kunst- und Kulturzentrum nicht realistisch ist. Zum einen ist das<br />
Einnahmepotenzial zu gering, zum anderen sind die Gebäudekosten durch Art und<br />
Umfang des Gebäudes zu hoch.<br />
Ein Kunst- und Kulturzentrum auf <strong>Schloss</strong> <strong>Senden</strong> tritt automatisch in Konkurrenz<br />
mit anderen Kultureinrichtungen im näheren Umkreis. Die Wettbewerbssituation<br />
von Münsterländer Kulturzentren in historischen Gemäuern untereinander<br />
ist zudem immens: Burg Vischering in Lüdinghausen bietet ein Rittermuseum für<br />
Kinder, regelmäßige Konzerte und Ausstellungen; <strong>Schloss</strong> Nordkirchen ist nicht<br />
nur Veranstaltungsort, sondern auch Aus- und Weiterbildungsstätte; Burg Hülshoff<br />
in Havixbeck stellt ein Droste-Museum und eine Gartenanlage; das Kloster<br />
Bentlage beherbergt ein Zentrum für Druckgraphik mit eigenen Sammlungen und<br />
veranstaltet regelmäßige Symposien für Künstler; auch das DA-Kunsthaus Kloster<br />
Gravenhorst setzt den Schwerpunkt auf Kunst und Vermittlung und stellt im<br />
Rahmen von Workshops und Seminaren die Verbindung zwischen Künstlern und<br />
Laien her. – Um nur einige zu nennen …<br />
Ein reines Kunst- und Kulturzentrum mit Museum und/oder Ausstellungsbetrieb<br />
wird in seiner Strahlkraft also nicht aus der Masse hervorstechen, außerdem ist<br />
fraglich, ob ‚eine weitere‘ Einrichtung dieser Art auf der Regionale Gehör findet.<br />
3. These: Das <strong>Schloss</strong> <strong>Senden</strong> muss regionale, im besten Fall überregionale<br />
Ausstrahlungskraft bekommen<br />
Um also überhaupt fördertauglich zu sein, bedarf es im Konzept eines Alleinstellungsmerkmals,<br />
welches nicht nur das regionale Profil schärft, sondern bestenfalls<br />
auch an überregionaler Ausstrahlungskraft gewinnt. Dies ist nach Einschätzung<br />
der Regionale Agentur durch ein rein kulturelles Angebot nicht zu erreichen, da,<br />
wie erläutert, die Wettbewerbssituation zu groß ist. Das Nutzungskonzept soll<br />
daher im Folgenden erweitert werden. Eine solche Positionierung muss zunächst<br />
durch strategisches und anschließend durch operatives Marketing erfolgen!<br />
4. <strong>Schloss</strong> <strong>Senden</strong> muss sich zu einer Marke entwickeln, d. h. eine klare Vision<br />
haben und für greifbare Werte stehen<br />
Um regionale und sogar überregionale Strahlkraft zu bekommen, muss <strong>Schloss</strong><br />
<strong>Senden</strong> sich zu einer Marke entwickeln. Diese Marke setzt sich aus einer klaren<br />
Vision und greifbaren Werten zusammen, die von der Dachmarke über jeden ein-<br />
IMORDE <strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>Schloss</strong> <strong>Senden</strong> 5
zelnen Nutzungsbaustein bis hin zum Kleinstprodukt deutlich kommuniziert werden<br />
müssen!<br />
5. Die Lage des <strong>Schloss</strong>es <strong>Senden</strong> birgt viel Potenzial<br />
Erfolgversprechend ist die Lage <strong>Schloss</strong> <strong>Senden</strong>s. In der Nähe des Ortskerns angesiedelt,<br />
kann es nicht nur von der gemeindlichen Infrastruktur profitieren, sondern<br />
ist zugleich in ein Ruhe spendendes Naturidyll eingebettet – ein nicht zu unterschätzendes<br />
Tourismuspotenzial! Zudem ist <strong>Schloss</strong> <strong>Senden</strong> Station der 100<br />
Schlösser Route, wodurch es an Wochenenden der Sommerzeit von bis zu 400<br />
passierenden Radtouristen frequentiert wird.<br />
Die schnelle Anbindung zur Autobahn ist günstig für regionales und überregionales<br />
Publikum und die geringe Entfernung zu Münster als mittelgroßer historischer<br />
<strong>Gemeinde</strong> ein zusätzlicher Attraktionsfaktor.<br />
II. Vision<br />
Der im Folgenden entwickelten Vision für <strong>Schloss</strong> <strong>Senden</strong> sollen, wie bereits erörtert,<br />
die thematischen Richtlinien der Regionale 2016 als Basis zugrunde gelegt<br />
werden, damit gegebenenfalls eine Bewerbung erfolgen kann.<br />
Das Thema der Regionale 2016 lautet „ZukunftsLAND“ und steht unter den Leitsätzen:<br />
Flächen nachhaltig nutzen<br />
Qualifikation als Zukunftsinvestition<br />
Versorgung neu denken<br />
Unsere Gesellschaft ist von fundamentalen Problemlagen gekennzeichnet. Der<br />
wirtschaftliche Aufschwung in den Industrieländern der letzten rund 150 Jahre hat<br />
nicht nur die Ausbeutung natürlicher Ressourcen mit sich gebracht, sondern auch<br />
menschlicher. Wir sind einerseits mit enormen Umwelt- und Energieproblemen<br />
konfrontiert; andererseits mit einer stetig älter werdenden Gesellschaft (Stichwort:<br />
demografischer Wandel), deren Arbeitsbedingungen zunehmend von Unsicherheit<br />
gekennzeichnet sind. Das unsere Gesellschaft prägende Krankheitsphänomen wird<br />
daher häufig als Burn-out diagnostiziert. Zudem werden gerade der Bildungs- und<br />
Integrationssektor – Faktoren, die unsere Zukunft sichern sollen – häufig vernachlässigt.<br />
Insbesondere ländliche Regionen haben mit den Problemen des demografischen<br />
Wandels zu kämpfen, da die jungen qualifizierten Nachwuchskräfte in die größeren<br />
Städte abwandern und die Mobilität der Älteren auf dem Land, auf welchem<br />
IMORDE <strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>Schloss</strong> <strong>Senden</strong> 6
weitere Entfernungen zurückgelegt werden müssen, nur ungenügend gewährleistet<br />
ist.<br />
Wie können wir heute diesen Problemen von morgen vorbeugen? Wie kann eine<br />
bessere Zukunft gestaltet werden? Wie kann das ZunkunftsLAND aussehen?<br />
Die Antwort lautet: Es müssen neue Leitbilder geschaffen werden, welche dazu<br />
inspirieren, bewusster und Ressourcen schonender zu leben, Klimaschutz und<br />
Energieversorgung neu zu denken, menschlicher und gemeinschaftlicher zu handeln,<br />
Kreativität und Innovation zu fördern und neue Bildungsformen zu erproben.<br />
<strong>Schloss</strong> <strong>Senden</strong> soll daher ein Leuchtturm für fortschrittliches Denken und Handeln<br />
werden; ein Vorbildort, an dem<br />
Kreativität und Inspiration,<br />
Gemeinschaft und Gesundheitsbewusstsein,<br />
neues Lernen und ganzheitliche Bildung,<br />
Natur und Entschleunigung<br />
neu bzw. wieder entdeckt werden können.<br />
Kurzum: <strong>Schloss</strong> <strong>Senden</strong> steht für ein Leben mit Zukunft!<br />
Seine Werte sind:<br />
Menschenfreundlichkeit,<br />
Klimaschutz und<br />
Ressourcen-Schonung.<br />
Diese Werte sollen und müssen im Alltagsbetrieb aktiv von den Mitarbeitern gelebt,<br />
umgesetzt und kommuniziert werden. Allem voran muss sich aber auch die<br />
Sanierung des Gebäudes an diesen Maßstäben richten. Das bedeutet, es muss ein<br />
innovatives Sanierungs- und Restaurierungskonzept entwickelt werden, das sich<br />
hinsichtlich seines Energieverbrauchs im Idealfall an einem Passivhaus messen<br />
lässt. Hierdurch gewönne <strong>Schloss</strong> <strong>Senden</strong> nicht nur ein Alleinstellungsmerkmal in<br />
der Münsterländer Kunst-und Kulturlandschaft, sondern es würde auch das Klimaschutz-Profil<br />
der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Senden</strong> schärfen und könnte damit auch als Aushängeschild<br />
fungieren.<br />
Von der Vision lassen sich die einzelnen Nutzungsbausteine ableiten. Hierbei ist<br />
es für eine erfolgreiche Markenführung unerlässlich, dass jedes Nutzungselement<br />
pars pro totum die Vision widerspiegelt.<br />
IMORDE <strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>Schloss</strong> <strong>Senden</strong> 7
III.<br />
Nutzungsbausteine:<br />
Die Nutzungsbausteine sind in vier Kategorien gegliedert, die stets dem Anspruch<br />
der Vision sowie auch den Richtlinien der Regionale 2016 folgen.<br />
1. Bildung<br />
2. Kunst & Kultur<br />
3. Gemeinschaft<br />
4. Natur & Klimaschutz<br />
1. Bildung<br />
Anzudenken ist hier ein vielfältiges Bildungs- und Weiterbildungsangebot, das<br />
sich an ein ebenso breites Publikum richtet. Eine konkrete Zielgruppe gibt es daher<br />
nicht, vielmehr geht es darum, Menschen unabhängig von Alter, Herkunft und<br />
sozialem Status zusammenzubringen. Einzubinden wären auch die Angebote der<br />
Volkshochschule.<br />
Diverse Kurse & Workshops zu Themen und Aktivitäten, die sich von der Vision<br />
ableiten, sind denkbar. Beispielhaft werden genannt: Integration, Tage der Besinnung,<br />
Tanzen, Bogenschießen, Singen oder Yoga, Qi-Gong, Pilates und Meditation<br />
aber auch energieschonendes Alltagsleben und Kochkurse mit regionalensaisonalen<br />
Produkten u.v.m. Sie richten sich an Kinder und Jugendliche, Migranten,<br />
Privatpersonen. Hierbei ermöglichen Gästezimmer verschiedenen Formats<br />
auch die Anreise und Unterbringung eines überregionalen Publikums.<br />
Tagungen & Seminare legen den Grundstein für neue Wege in die Zukunft.<br />
Nach dem Soziologen Prof. Paul H. Ray und der Psychologin Ruth Anderson sind<br />
gerade Kulturell-Kreative die Vordenker für neue, ganzheitliche Werte im Berufsund<br />
Alltagsleben. Sie suchen nicht nur nach einem Sinn in ihrer Tätigkeit, sondern<br />
pflegen ebenso einen gesundheits-, gesellschaftlich- und umweltbewussten Lebensstil.<br />
Um solcherlei Werte rückwirkend in Unternehmen zu implementieren,<br />
sollen auf <strong>Schloss</strong> <strong>Senden</strong> Veranstaltungen angeboten werden, die zukünftiges<br />
Handeln durch die Verknüpfung von Wirtschaft mit ethischen Fragen vermitteln.<br />
Mögliche Themen könnten daher sein: Personalmanagement (innovative Modelle<br />
im Umgang mit Mitarbeitern); Visionen, Leitbildentwicklung und Werte in Unternehmen;<br />
Teambuildung und Leadership-Coaching; Ressourcenschonendes<br />
Wirtschaften und regenerative Energieversorgung; Energie, Wirtschaft und<br />
Wachstum.<br />
<strong>Schloss</strong> <strong>Senden</strong>s Angebot bestünde dabei einerseits in der eigenständigen Organisation<br />
von Veranstaltungen, andererseits im Vermieten von Räumlichkeiten an<br />
Unternehmen, die eine inspirierende Location suchen.<br />
<strong>Schloss</strong> <strong>Senden</strong> soll daher auch eine Ideenschmiede werden und eine Plattform<br />
bilden für Erfahrungsaustausch, das Knüpfen und die Pflege von Netzwerken,<br />
Vortragsreihen und den Austausch von Kontakten, Ideen und Know-how. Unter<br />
IMORDE <strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>Schloss</strong> <strong>Senden</strong> 8
dem Schlagwort „Zukunftswerkstatt“ können innovative Unternehmer Arbeitsplätze<br />
innerhalb einer offenen Raumstruktur anmieten. Die Ideenschmiede richtet<br />
sich daher an kreative Persönlichkeiten und Personen, die innovative Ideen anpacken<br />
wollen und den Wunsch haben, ihre Umwelt positiv zu gestalten.<br />
Das Anliegen Generationen übergreifenden Lernens trifft den Nerv der Zeit,<br />
indem es den demografischen Wandel für sich nutzbar macht. Zum einen geht es<br />
darum, ältere aus dem Berufsleben ausgeschiedene Menschen rückwirkend wieder<br />
stärker in die Gesellschaft einzubinden, z. B. in Form von Computerkursen, die es<br />
erlauben, auf dem ‚neuesten Stand der Technik‘ zu bleiben; aber auch älteren<br />
Menschen Tätigkeiten zu vermitteln, die ihrem Leben wieder einen Sinn geben<br />
sowie das Gefühl, gebraucht zu werden. Dies kann in kleinem Rahmen etwa durch<br />
Kinder- und Hausaufgabenbetreuung sowie gemeinsamen Aktivitäten zwischen<br />
Jung und Alt erfolgen. Im größeren Rahmen sollen in Anlehnung an das Prinzip<br />
von „Business-Angels“ und „Senior-Experten-Service“, das Know-how erfahrener<br />
Menschen an Junge weitergegeben werden können. Mögliche Diskussionsgegenstände<br />
könnten z. B. Unternehmensübertragung an die nächste Generation,<br />
Mentoring oder das Thema Ehrenamt sein.<br />
2. Kunst & Kultur<br />
Der Kunst- und Kulturbereich setzt sich ebenfalls aus unterschiedlichen Bausteinen<br />
zusammen, um den verschiedensten Interessensgebieten flächendeckend zu<br />
begegnen.<br />
Eine multifunktionale Kreativ-Werkstatt bietet eine Vielfalt von künstlerischer<br />
bis handwerklicher Betätigung an, Mal-/Zeichenkurse, Bildhauerei, Aquarellmalerei,<br />
Druckgraphik und Kunsthandwerk können hier erprobt und in Spezialwerkstätten<br />
und Kreativ-Workshops vertieft werden. Das Angebot richtet sich dabei an<br />
alle Altersgruppen. Denkbar ist hier eine zeitlich begrenzte sowie auch dauerhafte<br />
Vermietung der Räumlichkeiten an Dritte. So könnte etwa die Kunstschule <strong>Senden</strong><br />
weiterhin die Räumlichkeiten anmieten und/oder die Kunst- und Kulturinitiative<br />
<strong>Senden</strong> neu integriert werden. Zudem könnten Kooperationen mit der Kunstakademie<br />
Münster sowie den Volkshochschulen aus dem Umkreis in die Wege<br />
geleitet werden. Außerdem stünden die Werkstätten Firmen, freischaffenden<br />
Künstlern und Handwerkern („artist in residence“) zur Verfügung.<br />
Als Referenz kann hier die Europäische Kunst Akademie Trier angeführt werden,<br />
die sich in 35 erfolgreichen Jahren einen guten Ruf als private Kunstschule erarbeitet<br />
hat.<br />
An ein speziell junges Publikum richtet sich das Kinder-Labor. Dieses steht unter<br />
dem Motto: Kunst & Wissenschaft zum Anfassen und Mitmachen. Auf spielerische<br />
Weise sollen Kinder an künstlerische Betätigung und naturwissenschaftliches<br />
Experimentieren herangeführt werden. Als Programmpunkte bzw. Veranstaltungen<br />
sind hier Hands-on-Ausstellungen, Kindergeburtstage, Ferienprogramme<br />
und Angebote für Kindertagesstätten und Schulen möglich. Das Kindermuseum in<br />
IMORDE <strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>Schloss</strong> <strong>Senden</strong> 9
Duisburg, Wuppertal und Frankfurt/Main und das Explorado in Oberhausen sind<br />
Vorreiter erfolgreicher Lern- und Erlebnisstätten und entsprechen der kindlichen<br />
Neugier, sich Wissen durch Ausprobieren anzueignen.<br />
Kunst im öffentlichen Raum ist seit den Skulpturprojekten allseits ein Thema im<br />
Münsterland geworden. In Deutschland weniger bekannt ist der Bereich der sogenannten<br />
Land Art, wodurch sich für <strong>Schloss</strong> <strong>Senden</strong> ein Alleinstellungsmerkmal<br />
ergäbe. Mit seinen großzügigen Grünflächen und Ländereien wäre <strong>Schloss</strong> <strong>Senden</strong><br />
geradezu prädestiniert für die Auseinandersetzung von Kunst im natürlichen<br />
Raum. Vorstellbar wäre in diesem Zusammenhang auch ein Skulpturengarten,<br />
in welchem die Kunstschüler ihre Arbeiten präsentieren. Ein solcher Ansatz, der<br />
das konventionelle Verständnis von Museumsräumen und Ausstellungsflächen<br />
sprengen würde, wäre im Münsterland einzigartig.<br />
Für den Bereich Kulturveranstaltungen ist eine Umgestaltung der Remise erforderlich<br />
(mehr dazu unter Kapitel Raumnutzung). Indem in der Remise die Decke<br />
durchbrochen und so die erste Etage eingebüßt wird, ergibt sich ein großer lichtdurchlässiger<br />
Raum, der multifunktional genutzt werden kann. Tagsüber ein Cafébetrieb<br />
mit Ausstellungsfläche, kann das Sitzmobiliar nach Bedarf beliebig umbzw.<br />
weggeräumt werden, um Platz für Abendveranstaltungen zu geben, wie etwa<br />
Lesungen und Vorträge, Konzerte, Theater und Kabarett (hierzu wäre eine kleine<br />
mobile Bühne von Vorteil), aber genauso auch für Tanztees und Partys.<br />
3. Natur & Klimaschutz<br />
Die Voraussetzung für ein Alleinstellungsmerkmal <strong>Schloss</strong> <strong>Senden</strong>s und damit<br />
auch für eine regionale und überregionale Ausstrahlung ist ein innovatives Sanierungskonzept,<br />
welches auf den modernsten Technologien von Niedrig-Energie-<br />
Management fußt.<br />
In den vergangen Jahren hat sich in der Bau-Branche ein Fachbereich herausgebildet,<br />
der sich gerade auf die Herausforderung von energieeffizienter Sanierung<br />
denkmalgeschützter Gebäude spezialisiert hat. So ist hier etwa die Akademie<br />
<strong>Schloss</strong> Raesfeld e.V. zu nennen, die als staatlich anerkannte Fachschule im Bereich<br />
angewandte Baudenkmalpflege die energieeffiziente ökologische Altbauerneuerung<br />
ausbildet. Hier wäre eine Kooperation naheliegend.<br />
Solch eine Sanierung höbe nicht nur <strong>Schloss</strong> <strong>Senden</strong> von anderen Kunst- und Kulturbetrieben<br />
im Münsterland ab, sondern es würde außerdem dem <strong>Gemeinde</strong>-<br />
Profil als Aushängeschild dienen. Da <strong>Senden</strong> bereits im Jahr 2008 und 2011 mit<br />
dem EEA European-Energy-Award in Gold ausgezeichnet wurde, wäre der Umbau<br />
des <strong>Schloss</strong>es zu einem Niedrig-Energiegebäude nicht nur konsequent, sondern<br />
auch ein gelungenes Werbemittel für die <strong>Gemeinde</strong>.<br />
Hier sollte durch sachkundige Beratung überprüft werden, inwieweit mittels Nutzung<br />
der eigenen Gewässer, LED-Lichttechnik, Photovoltaik und Wärmedämmung<br />
das Ziel eines sich nahezu energetisch autark versorgenden Gebäudes erreicht<br />
werden kann.<br />
IMORDE <strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>Schloss</strong> <strong>Senden</strong> 10
Einen ähnlichen Ansatz verfolgt das Wasserschloss Erkenbrechtshausen in Baden-<br />
Württemberg, dessen Eigentümer – Spezialist für PV-Anlagen – das Gebäude seit<br />
2001 nach und nach zu einem E-<strong>Schloss</strong> umbaut und dabei stets das Prinzip von<br />
Nachhaltigkeit verfolgt.<br />
Konsequenterweise sollte sich diese Nachhaltigkeit auch im Einkauf der Produkte<br />
und Dienstleistungen widerspiegeln. Durch Verwendung von regionalen und<br />
saisonalen Angeboten (Lebensmittel aus lokaler/regionaler Herkunft; Einbindung<br />
von lokalen/regionalen Handwerksunternehmen z. B. bei der Sanierung usw.)<br />
wird nicht nur die eigene Wirtschaft unterstützt, sondern auch Klimaschutz gewährleistet.<br />
Auch dies kann und sollte in der operativen Markenkommunikation<br />
genutzt werden.<br />
4. Gemeinschaft<br />
Unter das Thema Gemeinschaft fallen verschiedene von <strong>Schloss</strong> <strong>Senden</strong> angebotene<br />
Dienstleistungen.<br />
Einen großen Bereich nimmt die Gastronomie ein, die sich in ein Restaurant mit<br />
gehobener Küche und ein Bistro/Café aufteilt, somit unterschiedliche Funktionen<br />
erfüllt und verschiedene Zielgruppen anspricht. Das Bistro/Café wird in der<br />
umgestalteten Remise untergebracht und ist durch Tagesbetrieb und niedrigpreisige<br />
Angebote besonders für Familien und Ausflügler geeignet. Gleichzeitig bietet<br />
es die Räumlichkeiten für größere Veranstaltungen, da die Einrichtung extra mobil<br />
und flexibel gestaltet ist.<br />
Hier sowie auch im Restaurant werden ausschließlich regionale und saisonale<br />
Produkte verwendet und gesund zubereitet. Das Restaurant mit angeschlossenem<br />
Weinkeller füllt den Abendbetrieb aus und ist außerdem für Hochzeiten, Tagungen<br />
und andere Gesellschaften buchbar. Hierfür sollen die Räumlichkeiten der<br />
Bel-Étage im Herrenhaus-Trakt genutzt werden, von denen einer der Räume zu<br />
einem Trauzimmer umgestaltet werden kann.<br />
Für beide Betriebe gilt, dass Atmosphäre, Gestaltung und Angebot die Vision<br />
widerspiegeln müssen.<br />
In den oberen Etagen sollen Gästezimmer verschiedenen Typs eingerichtet werden,<br />
die unterschiedliche Besuchergruppen ansprechen: Mehrbettzimmer für Jugendfahrten,<br />
Familien; Doppelzimmer inkl. einer Hochzeitssuite für Gesellschaften<br />
sowie einfache und hochwertige Einzelzimmer für Ausflügler, Workshop- und<br />
Tagungsgäste.<br />
Die ausgedehnten Grünflächen um das <strong>Schloss</strong> herum erlauben großformatige<br />
Außenveranstaltungen (da es keine direkten Nachbarn gibt, sollte es hier auch<br />
mit dem Lärmpegel bei Abendveranstaltungen wenige Schwierigkeiten geben). So<br />
können etwa saisonale Märkte und Feste stattfinden (Osterfeuer, Erntedank, Advents-,<br />
Weihnachts-, Neujahrsveranstaltungen und Wochenmarkt) sowie auch<br />
<strong>Schloss</strong>konzerte, Theater und Kabarett.<br />
IMORDE <strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>Schloss</strong> <strong>Senden</strong> 11
Im rechten Flügel des <strong>Schloss</strong> soll zudem ein Shop untergebracht werden, der<br />
zum einen als Tourismus-Info-Point und zum anderen als Produzenten-Galerie<br />
dient. Hier stehen Produkte „madeby <strong>Schloss</strong> <strong>Senden</strong>“ zum Verkauf, die als Marke<br />
die Vision widerspiegeln. Angeboten werden z. B. spezielle Produkte der<br />
<strong>Schloss</strong>-Gastronomie sowie Kunsthandwerk- und Designobjekte (der auf dem<br />
<strong>Schloss</strong> tätigen Künstler), außerdem Radkarten, Infobroschüren, Postkarten etc.<br />
Möglich wäre es, hier den Tourismus-Info-Point der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Senden</strong> aufzunehmen,<br />
da <strong>Schloss</strong> <strong>Senden</strong> mit seiner unmittelbaren Lage an verschiedenen<br />
Radwegen, u. a. an der 100 Schlösserroute, eine hohe Besucherfrequenz erzielt.<br />
Um den Tourismus-Faktor zu erhöhen, könnte zusätzlich eine kleine Fahrradwerkstatt,<br />
ein Fahrradverleih und eine Aufladestation für E-Bikes angeboten werden.<br />
Auf diese Weise wäre nicht nur für Verpflegung (Restaurant/Bistro) und Unterbringung<br />
(Gästezimmer) von Touristen gesorgt.<br />
IV Darstellung der Raumnutzung<br />
Um zu prüfen, ob und wie die oben genannten Ideen überhaupt in dem vorhandenen<br />
Gebäude umsetzbar sind, ist eine Verortung erforderlich, die ein Architekturbüro<br />
vorgenommen hat.<br />
Insgesamt stehen zurzeit 2.879,87 qm an Nutzfläche zur Verfügung. Durch die<br />
Umbauarbeiten wird diese Zahl variieren.<br />
Die folgende Übersicht zeigt die Verortung der jeweiligen Nutzungen auf die Geschosse<br />
und ihre Flächengröße:<br />
IMORDE <strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>Schloss</strong> <strong>Senden</strong> 12
Kellergeschoss:<br />
Der bisher ungenutzte Keller des Herrenhauses und Romberg-Traktes sollte bei<br />
einer Sanierung für eine Nutzung freigelegt werden. Der historische Gewölbekeller<br />
bietet eine geeignete Atmosphäre für einen Weinkeller, der das darüber liegende<br />
Restaurant gut ergänzen könnte. Außerdem bietet der Keller Fläche für Toiletten<br />
und Lager.<br />
Erdgeschoß:<br />
Das Erdgeschoß im linken Trakt wurde bisher bereits als Restaurant genutzt und<br />
sollte auch in Zukunft für diese Nutzung stehen. Diverse historische Räume bieten<br />
unterschiedliche Gestaltungsmöglichkeiten für den Gastronomen auch z. B. geschlossene<br />
Gesellschaften zu beköstigen. Das an der Front des Traktes liegende<br />
Zimmer bietet sich optimal als Trauzimmer an.<br />
Im mittleren Trakt lässt sich das Café bzw. der Veranstaltungsraum verorten. Da<br />
die vordere Hauswand nicht dem Denkmalschutz unterliegt, gibt es vielfältige<br />
IMORDE <strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>Schloss</strong> <strong>Senden</strong> 13
Möglichkeiten, den Raum baulich z. B. durch Verglasung oder große Türen zu<br />
‚öffnen‘. Der Vorplatz wäre als Ergänzung im Sommer mit Bestuhlung zu nutzen.<br />
Zurzeit ist in diesem Trakt eine Zwischendecke eingezogen, so dass im oberen<br />
Geschoss kleinere Gästezimmer eingerichtet waren. Die Gutachter empfehlen,<br />
diese Zwischendecke zu entfernen, um so einen hohen atmosphärischen Raum zu<br />
schaffen, was sowohl für das Café aber vor allem für Veranstaltungen einen deutlichen<br />
Mehrwert bringt. Die wegfallenden Quadratmeter lassen sich anderweitig<br />
auffangen.<br />
Der rechte Flügel sollte für den Kunst- und Kulturbereich zur Verfügung stehen,<br />
d. h. für Ateliers, Kreativräume, Werkstätten etc.<br />
Die Rentei bietet Platz für einen Shop bzw. eine Touristikinfo.<br />
Das angrenzende Mannenhaus könnte für einen ‚artist in residence‘ genutzt werden<br />
oder auch als Hausmeisterwohnung fungieren.<br />
Obergeschoss:<br />
Im linken Flügel ist der Büro- und Bildungsbereich verortet. Da das Restaurant<br />
abends betrieben wird, gibt es zwischen diesen Nutzungen keine Kollision. Die<br />
Stiftung hätte hier ihre Büroräume aber auch das Sekretariat mit Anmeldungen für<br />
IMORDE <strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>Schloss</strong> <strong>Senden</strong> 14
die Bildungseinrichtung. Die Größe der Bildungsräume kann mit der Sanierung<br />
festgelegt werden. Das Gebäude bietet Potenzial für unterschiedliche Größen, so<br />
dass kleine Seminarräume aber auch größere Tagungsräume denkbar sind.<br />
Das Obergeschoss des mittleren Traktes entfällt, wenn die jetzige Zwischendecke<br />
herausgenommen wird.<br />
Der rechte Flügel würde auch im Obergeschoss vom Kulturbereich genutzt werden.<br />
Hier wäre die Verortung des Kinderlabors möglich.<br />
Rentei und Mannenhaus bieten Nebenräume bzw. Wohnflächen.<br />
IMORDE <strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>Schloss</strong> <strong>Senden</strong> 15
Dachgeschoss:<br />
Der linke Flügel verfügt zusätzlich über ein Dachgeschoss und einen Spitzboden.<br />
Das Dachgeschoss bietet sich an für die Unterbringung der Gäste. Auch hier sind<br />
unterschiedliche Raumgrößen und Gestaltungsformen denkbar je nach Zielgruppe.<br />
Auch sind größere Mehrbettzimmer für z. B. Schülergruppen denkbar.<br />
Der etwas abgeschiedene Spitzboden eignet sich für weitere Aktionsräume z. B.<br />
für Kurse oder auch Tage der Besinnung.<br />
Die Pläne machen deutlich, dass eine Verortung aller Nutzungen möglich ist und<br />
dass auch mögliche Kollisionen (z. B. durch Lärm oder konträre Zielgruppen)<br />
durch eine räumliche und zeitliche Entzerrung zu vermeiden sind.<br />
Der linke Trakt beherbergt neben der Gastronomie den Bildungsbereich, während<br />
der rechte Trakt vornehmlich den Kunst- und Kulturbereich verortet. Die Remise<br />
als Verbindung beider Flügel bietet sich auch durch die zentrale Position sehr gut<br />
an als Tagescafé und Veranstaltungsraum. Die drei Flügeltüren bieten architektonisch<br />
Spielraum für eine offene und einladende Atmosphäre.<br />
Bei allen Planungen und Umbauten muss die Barrierefreiheit für alle Gebäudeteile<br />
gewährleistet werden.<br />
IMORDE <strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>Schloss</strong> <strong>Senden</strong> 16
V Träger- und Betriebsmodell<br />
Die verschiedenen Nutzungsarten lassen sich unter Wirtschaftlichkeitsgesichtspunkten<br />
in zwei Gruppen aufteilen:<br />
‣ strukturell wirtschaftliche Bereiche (Profit-Center)<br />
‣ strukturell defizitäre Bereiche (Cost-Center).<br />
Die strukturell defizitären Bereiche<br />
• Denkmalpflege (Pflege und Erhalt des Baudenkmales <strong>Schloss</strong> <strong>Senden</strong>)<br />
• kulturelle Veranstaltungen<br />
• Bildung von Jugendlichen und Erwachsenen<br />
sind dabei gleichzeitig die Bereiche, die teilweise als steuerbegünstigte (gemeinnützige!)<br />
Zwecke im Sinne der §§ 52 AO realisiert werden können.<br />
Die Profit-Bereiche sind die Bereiche, die potenziell Überschüsse erzielen, dazu<br />
gehören sowohl<br />
• Überschüsse aus Vermietung und Verpachtung als auch<br />
• Überschüsse aus profitablen Aktivitäten und Veranstaltungen (z. B. Tagungen,<br />
Feiern, Märkte, Feste).<br />
Es muss ein Weg gefunden werden, die Non-Profit-Bereiche aus den Profit-<br />
Centern zu finanzieren!<br />
IMORDE <strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>Schloss</strong> <strong>Senden</strong> 17
Verteilt man die konkreten Nutzungsarten – sowie in dieser Abbildung dargestellt<br />
– auf die Geschäftsbereiche wäre es denkbar, den Geschäftsbereich „Bildung,<br />
Kultur-& Denkmalpflege“ als Verwirklichung der entsprechenden gemeinnützigen<br />
Zwecke nach § 52 AO darzustellen. Voraussetzung dabei ist, dass der Träger<br />
des Geschäftsbereichs „Bildung, Kultur & Denkmalpflege“ die Zwecke<br />
• Förderung der Bildung<br />
• Förderung der Kultur<br />
• Förderung der Denkmalpflege<br />
unmittelbar und ausschließlich selbst verfolgt. Die Zweckerreichung durch Hilfspersonen<br />
setzt voraus, dass der Träger des Geschäftsbereichs die Kontrolle über<br />
seine eigenen Kräfte hat.<br />
Insbesondere Vermietung und Verpachtung zählt dabei jedoch nicht als unmittelbare<br />
Zweckerfüllung. Die Vermietung an eine bestehende Einrichtung, beispielsweise<br />
die VHS ist daher keine Verwirklichung des Zweckes „Bildung“; die Vermietung<br />
an die Kunstschule ist daher keine Verwirklichung des Zweckes „Kultur“.<br />
Vermietung und Verpachtung ist dessen ungeachtet dann gemeinnützigkeitsunschädlich,<br />
wenn es sich um die Vermietung und Verpachtung eigenen Vermögens<br />
handelt und die Vermietung nicht gewerblich ist.<br />
IMORDE <strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>Schloss</strong> <strong>Senden</strong> 18
Wird kein eigenes Vermögen sondern fremdes Vermögen vermietet, oder besteht<br />
das Risiko „gewerblicher Vermietung“, sollte die Vermietung sicherheitshalber<br />
dem Geschäftsbereich „Vermietung & Gewerbe“ zugeordnet werden.<br />
Gewerbliche Tätigkeit neben dem Satzungszweck ist gemeinnützigen Trägern<br />
erlaubt, soweit sie nicht den Schwerpunkt der Aktivitäten des Trägers bilden; die<br />
Steuerbegünstigung entfällt aber für diese sogenannten „wirtschaftlichen Geschäftsbetriebe“.<br />
Weil aber der Schwerpunkt eines gemeinnützigen Trägers die Erfüllung der gemeinnützigen<br />
Zwecke sein muss, wird die Gemeinnützigkeit gefährdet, wenn das<br />
Übergewicht der Tätigkeit auf der gewerblichen Tätigkeit liegt.<br />
Im Geschäftsbereich „Bildung, Kultur und Denkmalpflege“ haben nur Aktivitäten<br />
Raum, die von dem Träger selbst und unmittelbar im eigenen Namen ausgeführt<br />
werden.<br />
Da die Finanzierung der gemeinnützigen Zweckerfüllung nur aus Erträgen erfolgen<br />
kann, muss dessen Umsatzvolumen unter Umständen größer sein als das Volumen<br />
des Geschäftsbereiches „Bildung, Kultur & Denkmalpflege“. Dies könnte<br />
ein Indiz für das Überwiegen des gewerblichen Teils sein.<br />
Es muss sichergestellt werden, dass:<br />
‣ der Geschäftsbereich „Vermietung & Gewerbe“ den gemeinnützigen Geschäftsbereich<br />
„Bildung, Kultur & Denkmalpflege“ sicher finanzieren kann,<br />
‣ ohne dessen Gemeinnützigkeit zu gefährden.<br />
Hierzu muss der Geschäftsbereich Vermietung & Gewerbe so gestaltet werden,<br />
dass er für die diversen Nutzungsarten sowohl die Vermietung als auch die Durchführung<br />
eigener gewerblicher Aktivitäten erlaubt.<br />
Als denkbares Träger- und Betriebsmodell empfehlen die Gutachter vor diesem<br />
Hintergrund eine Stiftung bürgerlichen Rechts sowie die Gründung einer<br />
gewerblichen Tochtergesellschaft für potenziell gemeinnützigkeitsschädliche<br />
Nutzungsarten.<br />
Vorteile einer Stiftung:<br />
• langfristige Sicherung des <strong>Schloss</strong>es in einer Hand<br />
• hohe Identifikationsmöglichkeit und Mobilisierungswirkung der <strong>Senden</strong>er<br />
Bürger<br />
• positive Belegung des Begriffs einer gemeinnützigen Stiftung<br />
• höchste Bestandsgarantie aller Rechtsformen<br />
• Überführung von Vermögen in eine Stiftung entzieht dieses dauerhaft dem<br />
Zugriff anderer wie der Geber<br />
IMORDE <strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>Schloss</strong> <strong>Senden</strong> 19
• die Stiftungsbehörde wacht darüber, dass nur die satzungsmäßig festgelegten<br />
Ziele verfolgt werden<br />
• Stiftungen zahlen weder Erbschafts- noch Schenkungs- oder Kapitalertragssteuern,<br />
sondern können die Zuwendungen ohne Abzüge für die Umsetzung<br />
des Stiftungszwecks verwenden<br />
Nachteile einer Stiftung:<br />
• bei der Genehmigung der Stiftung ist die Möglichkeit der Zweckerfüllung aus<br />
dem Stiftungskapital nachzuweisen<br />
• die Stiftung unterliegt der Aufsicht der Stiftungsbehörde<br />
• die Einhaltung der Gemeinnützigkeitsvorschriften werden durch die Finanzverwaltung<br />
geprüft, insbesondere<br />
die Vermögensbindung und<br />
die zeitnahe Mittelverwendung<br />
• Umstrukturierungen sind aufwendig zu realisieren<br />
Folgende Abbildung zeigt die empfohlene Struktur:<br />
Eine Stiftung bürgerlichen Rechts bedarf zu ihrer Entstehung der Genehmigung<br />
durch die Landesstiftungsbehörde. Diese wird nur erteilt, wenn die Erfüllung des<br />
Stiftungszweckes aus dem Stiftungskapital plausibel erscheint.<br />
Dazu ist eine Kapitalausstattung allein mit einer Immobilie in der Regel nicht ausreichend,<br />
weil die Immobilie ja auch Lasten nach sich zieht. Dies gilt insbesondere<br />
bei Stiftungszwecken, deren Verwirklichung voraussichtlich defizitär ist, wie<br />
hier bei den Zwecken:<br />
IMORDE <strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>Schloss</strong> <strong>Senden</strong> 20
• Denkmalpflege (durch Erhalt von <strong>Schloss</strong> <strong>Senden</strong>)<br />
• Förderung der Kultur (durch kulturelle Veranstaltungen)<br />
• Förderung der Bildung (durch Seminare, Workshops)<br />
Das Stiftungskapital muss daher zusätzlich mit Finanzierungsquellen ausgestattet<br />
werden:<br />
Geschäftsanteilen an der gewerblichen Tochter nebst Mietvertrag mit der Stiftung<br />
weitere Mietverträge, beispielsweise mit Standesamt, Kita, Volkshochschulkreis<br />
etc.<br />
Alternativ kann, wenn die Immobilie <strong>Schloss</strong> <strong>Senden</strong> im Eigentum der <strong>Gemeinde</strong><br />
<strong>Senden</strong> verbleiben soll, ein Nutzungsrecht der Stiftung oder ihrer gewerblichen<br />
Tochter eingeräumt werden, das letztere gewerblich verwertet.<br />
Die Einzelheiten der Gestaltung müssen (steuer-)rechtlich geprüft und mit der<br />
Finanzverwaltung vorabgestimmt werden.<br />
Ebenfalls ist zu entscheiden, ob die Stiftung<br />
‣ eine Bürgerstiftung (ggf. mit Vertretung der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Senden</strong> in Stiftungsrat<br />
und Vorstand) oder<br />
‣ eine örtliche Stiftung gemäß § 100 GO NRW (verwaltet durch die <strong>Gemeinde</strong><br />
<strong>Senden</strong> als selbstständiges Sondervermögen)<br />
sein soll.<br />
Bei der Abwägung ist zu beachten:<br />
Nach § 100 Abs. 3 GO NRW gilt:<br />
„<strong>Gemeinde</strong>vermögen darf nur im Rahmen der Aufgabenerfüllung der <strong>Gemeinde</strong><br />
und nur dann in Stiftungsvermögen eingebracht werden, wenn der mit der Stiftung<br />
verfolgte Zweck auf andere Weise nicht erreicht werden kann.“<br />
Dies kann dazu führen, dass das <strong>Schloss</strong> auf eine Stiftung nicht übertragen werden<br />
kann – oder nur auf eine „örtliche“ Stiftung, weil die <strong>Gemeinde</strong> <strong>Senden</strong> aufgrund<br />
der zwingend bei ihr liegenden Verwaltung der Stiftung die nachhaltige Aufgabenerfüllung<br />
durch die Stiftung besser absichern kann.<br />
Sowohl die Bürgerstiftung als auch die örtliche Stiftung können gemeinnützig<br />
sein. Dies hängt allein von der Einhaltung der Voraussetzungen der AO ab, insbesondere<br />
vom satzungsmäßigen Zweck.<br />
IMORDE <strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>Schloss</strong> <strong>Senden</strong> 21
Empfehlungen für den Betrieb:<br />
Nur, wenn die Stiftung gemeinnützig sein soll (geeignet wäre der Geschäftsbereich<br />
„Bildung, Kultur & Denkmalpflege“), bedarf es der Aufteilung in einen gemeinnützigen<br />
Bereich und Vermögensverwaltung.<br />
Von der Integration „wirtschaftlicher Geschäftsbetriebe“ in die gemeinnützige<br />
Stiftung wird aus einer Vielzahl von Gründen abgeraten. Die Gutachter empfehlen<br />
daher, das wirtschaftliche/gewerbliche Handeln in eine gewerbliche Tochter<br />
GmbH zu verlagern, deren Geschäftsanteile im Rahmen der Vermögensverwaltung<br />
gehalten werden.<br />
Ist der Geschäftsbereich „Bildung, Kultur & Denkmalpflege“ nur teilweise gemeinnützig,<br />
muss der ggf. nicht gemeinnützige Teil ebenfalls in die gewerbliche<br />
Tochter ausgelagert werden.<br />
Die Vergabe des Betriebs eines Teils des gemeinnützigen Bereichs setzt voraus,<br />
dass der Betreiber „Hilfsperson“ der Stiftung ist, diese also Kontrolle über ihn hat,<br />
wie über einen eigenen Organisationsbereich. Das wird bei einem Konzessionär,<br />
der eigenes wirtschaftliches Risiko trägt (sonst ist es keine Dienstleistungskonzession,<br />
sondern ein Dienstleistungsauftrag) schwierig sein: Er muss kalkulieren und<br />
braucht Planungssicherheit, um seine Erträge erwirtschaften zu können.<br />
Zu beachten ist außerdem, dass Vermietung/Verpachtung von Wohn- und Gewerberäumen<br />
nicht ohne weiteres Teil der Zweckerfüllung „Denkmalpflege“ ist. Nur,<br />
wenn das Finanzamt dies bestätigt hat, kann auf jeden Fall direkt aus der Stiftung<br />
heraus vermietet werden.<br />
Solange diese Bestätigung nicht vorliegt, gilt Folgendes:<br />
Die Vermietung/Verpachtung kann nur dann unmittelbar durch die Stiftung erfolgen,<br />
wenn die Stiftung Eigentümer des <strong>Schloss</strong>es ist oder eigentumsgleiche Rechte<br />
hat (Erbbaurecht): Nur dann ist das <strong>Schloss</strong> eigenes Vermögen der Stiftung, das<br />
verwaltet werden kann.<br />
Alternativ kann und muss die Vermietung/Verpachtung ebenfalls über die gewerbliche<br />
Tochter erfolgen.<br />
Die tageweise Vermietung von Unterkünften oder Veranstaltungsräumen ist gewerbliche<br />
Vermietung bzw. Beherbergung und fällt kaum unter „Vermögensverwaltung“;<br />
sie ist daher in jedem Fall bei der gewerblichen Tochter anzusiedeln.<br />
Die Gemeinnützigkeit hat Vor- und Nachteile:<br />
‣ Vorteil:<br />
weitgehende Steuerbefreiung<br />
Möglichkeit, abzugsfähige Spendenbescheinigungen zu erstellen<br />
IMORDE <strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>Schloss</strong> <strong>Senden</strong> 22
exklusiver Zugang zu bestimmten Fördermitteln und Zuwendungsgebern<br />
‣ Nachteil:<br />
Vermögensbindung<br />
Gebot der zeitnahen Mittelverwendung<br />
Kontrolle durch die Finanzverwaltung<br />
Hier ist eine Abwägung erforderlich. Die Gutachter empfehlen eine Gemeinnützigkeit.<br />
Um einen professionellen Betrieb zu gewährleisten, ist eine komplette oder teilweise<br />
Fremdvergabe des Betriebes der Geschäftsbereiche ganz oder teilweise an<br />
Dritte zu überlegen. Hier bieten sich rechtlich folgende Möglichkeiten:<br />
• private Bürgerstiftung:<br />
Aus einer privaten Bürgerstiftung heraus ist eine Fremdvergabe jederzeit<br />
möglich. Bei einer gemeinnützigen Stiftung müssen allerdings die Voraussetzungen<br />
der AO geprüft und mit dem FA abgestimmt werden.<br />
• örtlichen Stiftung:<br />
Aus einer örtlichen Stiftung, verwaltet durch die Kommune, heraus kommt es<br />
bei einer Fremdvergabe gegen Entgelt zu einem öffentlichen Dienstleistungsauftrag.<br />
Im Wesentlichen kann dabei gewählt werden zwischen dem<br />
offenen Verfahren (wenn die Leistung wenigstens funktional abschließend<br />
beschrieben werden kann) und dem wettbewerblichen Dialog (wenn die Leistung<br />
erst in Zusammenarbeit mit den Bietern definiert werden soll).<br />
Wird dem Betreiber kein Entgelt bezahlt, kommt es zu einer Dienstleistungskonzession.<br />
Dabei wird zwar die Leistung des Betriebes definiert, aber<br />
statt Bezahlung wird hierfür das Recht gewährt, von Dritten (Besuchern, Veranstaltern)<br />
Entgelte zu erheben. Denkbar ist ein Wettbewerbsverfahren, in<br />
dem der Bieter mit dem besten Konzept den Zuschlag erhält. Dies ist in vielen<br />
Betreiberverfahren üblich. Ein Zuschuss kann in Aussicht gestellt werden,<br />
solange dieser dem Betreiber nicht das wirtschaftliche Risiko abnimmt.<br />
• Die gewerbliche Tochter GmbH kann ohne jeden Wettbewerb die Betreibung<br />
der gewerblichen Bereiche an Dritte vergeben.<br />
Zusammenfassung<br />
Vor diesem Hintergrund empfehlen die Gutachter die Gründung einer Bürgerstiftung,<br />
auf die von der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Senden</strong> das <strong>Schloss</strong> übertragen und somit deren<br />
Eigentum wird. Auf diese Weise erreicht die Stiftung bereits ein für die Gründung<br />
notwendiges Stiftungskapital.<br />
Die Stiftung hat die Geschäftsbereiche: Vermögensverwaltung, Kultur und Bildung<br />
sowie Denkmalschutz. Daneben wird eine gewerbliche Tochter GmbH ge-<br />
IMORDE <strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>Schloss</strong> <strong>Senden</strong> 23
gründet, die den wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb unterhält und die Miete bzw.<br />
Gewinne an die Stiftung überführt. Die übrigen Geschäftsbereiche Kultur, Bildung<br />
und Denkmalschutz sollten gemeinnützig betrieben werden. Denkbar ist ein<br />
Betrieb durch die Stiftung oder eine Fremdvergabe an einen externen Betreiber.<br />
Folgende Abbildung stellt das Betriebsmodell zusammenfassend dar:<br />
VI Wirtschaftlichkeit<br />
Erläuterung zum Vorgehen:<br />
Bei der Analyse der Wirtschaftlichkeit wurde von den Gutachtern lediglich der<br />
laufende Betrieb – ungeachtet der Erwerbs- und Sanierungskosten sowie deren<br />
Finanzierung – betrachtet. Für eine solide Berechnung der Investitionskosten ist<br />
eine fachliche Untersuchung der Bausubstanz notwendig. Dies übersteigt im Umfang<br />
deutlich den Rahmen der <strong>Machbarkeitsstudie</strong>. Im Übrigen empfehlen wir<br />
eine Investitionskostenermittlung erst mit der Entscheidung, einen Antrag bei der<br />
Regionale o. a. zu stellen.<br />
Um bei den laufenden Kosten jedoch die Instandhaltungskosten kalkulieren zu<br />
können, die sich immer prozentual von der Bausumme ableiten, wurde im Folgenden<br />
in zwei Szenarien gerechnet: Szenario 1 geht von einer Bausumme von<br />
6,5 Mio. € aus, Szenario 2 von einer Bausumme in Höhe von 9,5 Mio. €. Diese<br />
IMORDE <strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>Schloss</strong> <strong>Senden</strong> 24
Zahlen wurden in Anlehnung an die <strong>Machbarkeitsstudie</strong> der Architekten Miksch +<br />
Partner aus dem Jahr 2002 bestimmt.<br />
Betrachtet wird die Wirtschaftlichkeit aus der Sicht der Trägergesellschaft, der<br />
wie oben dargestellt folgende Geschäftsbereiche hat:<br />
1. Kultur und Bildung<br />
2. Denkmalschutz und<br />
3. Vermögensverwaltung.<br />
Im Rahmen des beauftragten Gutachtens ist es nicht möglich, für die jeweiligen<br />
Geschäftsbereiche detaillierte Businesspläne zu erarbeiten. Die Präsentation der<br />
Nutzungsbausteine hat deutlich gemacht, wie viel Aktivitätspotenzial in den jeweiligen<br />
Bereichen möglich ist. Dabei wurde darauf geachtet, dass in jedem Bereich<br />
Einnahmepotenziale gegeben sind. Art und Umfang hängen jedoch sehr<br />
stark von den Personen ab, die die Geschäftsführung übernehmen.<br />
Um trotzdem eine Kalkulation aus Sicht des Trägers machen zu können, wurde<br />
daher angenommen, dass jeder Bereich für sich autark arbeitet und an den Träger<br />
Miete zahlt, deren Höhe je nach Tätigkeit variiert. Ziel ist es, dass diese Mieteinnahmen<br />
die Kosten des Trägers, d. h. den Gebäudeerhalt und die Verwaltung,<br />
finanzieren können. Die Überlebensfähigkeit der Stiftung, d. h. die Erfüllung des<br />
Stiftungszwecks muss mit den Einnahmen gewährleistet werden.<br />
Die Geschäftsbereiche Bildung und Kultur müssen jeweils kostendeckend arbeiten,<br />
zahlen aber nur eine geringe Miete. Durch die Gemeinnützigkeit ist es diesen<br />
Bereichen jedoch möglich, durch Zuwendungen und geförderten Maßnahmen<br />
weitere Einnahmen zu generieren und ihr Programm dementsprechend anzupassen.<br />
Kurse, Workshops, Seminare und sonstige Angebote bleiben jedoch die wesentlichen<br />
Einnahmequellen.<br />
Die Tochtergesellschaft führt Mieten und mögliche Gewinne (durch Shop und<br />
Veranstaltungen) an die Stiftung ab.<br />
Analyse der Kosten<br />
Vor dem oben genannten Hintergrund ergeben sich folgende Kostenarten:<br />
1. Gebäudekosten<br />
Dies sind die wesentlichen Kosten des Trägers und beinhalten die Reparaturund<br />
Instandhaltungskosten des Gebäudes. Viele Beispiele ähnlicher Bauten<br />
zeigen, dass diese Position häufig nicht finanziert werden kann, es dadurch zu<br />
erheblichen Investitionsstaus kommt und schließlich enorme Finanzmittel aufgebracht<br />
werden müssen. Gebäudekosten werden in Prozent von der Bausumme<br />
berechnet. Die Gutachter sind von 1,2 Prozent ausgegangen.<br />
IMORDE <strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>Schloss</strong> <strong>Senden</strong> 25
2. Außenpflege<br />
Die Garten-, Park- und Wasseranlage des <strong>Schloss</strong>es bedarf einer eigenen Pflege.<br />
Der monatliche Betrag von 200 € liegt dabei eher im unteren Bereich.<br />
3. Personalkosten<br />
An Personalkosten fällt für den Träger zunächst lediglich die Position des Geschäftsführers<br />
an, der die Verwaltung und Vermietung zu übernehmen hat.<br />
Ggfs. ist eine Assistentenstelle oder ein Sekretariat notwendig. Mit 5.000 € pro<br />
Monat ist diese Position ausreichend dotiert, um eine entsprechend qualifizierte<br />
Person für die Geschäftsführung inklusive einer Assistenz gewinnen zu können.<br />
Alles weitere Personal wird den einzelnen Geschäftsbereichen zugeschrieben,<br />
die sich selbst tragen müssen. Die Anzahl und Art des Personals hängt von der<br />
jeweiligen Ausgestaltung der Bereich ab und kann in diesem Planungsstand<br />
nicht kalkuliert werden. Ähnlich wie die Rohrmeisterei Schwerte kann sich der<br />
Personalstamm der Stiftung nach und nach aufbauen, sobald eine Finanzierung<br />
denkbar ist.<br />
4. Verwaltung<br />
Auch die Verwaltungskosten wurden mit 1.500 € zunächst niedrig angesetzt.<br />
Hiermit sind Büro- und Betriebskosten gemeint.<br />
Energiekosten sind nicht erfasst, da sie zum einen durch den innovativen Umbau<br />
und gegebenenfalls eigenen Energieressourcen maximal reduziert werden<br />
sollen und damit erst in der weiteren Projektierung geklärt werden. Zum anderen<br />
werden sie auf die Mieter/Betreiber umgelegt und sind damit durchlaufender<br />
Posten.<br />
Szenario 1: Baukosten in Höhe von 6,5 Mio. €<br />
Kostenart BezugsgrößeEinzelkosten Kosten/Jahr 1 Kosten/Jahr 2 Kosten/Jahr 3 Kosten/Jahr 4 Kosten/Jahr 5<br />
1,2% d.<br />
Bausumme<br />
1. Gebäudekosten (6,5 Mio.€) 78.000,00 € 80.340,00 € 82.750,20 € 85.232,71 € 87.789,69 €<br />
2. Außenpflege pro Mt. 200,00 € 2.400,00 € 2.472,00 € 2.546,16 € 2.622,54 € 2.701,22 €<br />
3. Personal pro Mt. 5.000,00 € 60.000,00 € 61.800,00 € 63.654,00 € 65.563,62 € 67.530,53 €<br />
4. Verwaltung pro Mt. 1.500,00 € 18.000,00 € 18.540,00 € 19.096,20 € 19.669,09 € 20.259,16 €<br />
GESAMTKOSTEN 158.400,00 € 163.152,00 € 168.046,56 € 173.087,96 € 178.280,60 €<br />
Szenario 2: Baukosten in Höhe von 9,5 Mio. €<br />
Kostenart BezugsgrößeEinzelkosten Kosten/Jahr 1 Kosten/Jahr 2 Kosten/Jahr 3 Kosten/Jahr 4 Kosten/Jahr 5<br />
1,2% d.<br />
Bausumme<br />
1. Gebäudekosten (9,5 Mio.€) 114.000,00 € 117.420,00 € 120.942,60 € 124.570,88 € 128.308,00 €<br />
2. Außenpflege pro Mt. 200,00 € 2.400,00 € 2.472,00 € 2.546,16 € 2.622,54 € 2.701,22 €<br />
3. Personal pro Mt. 5.000,00 € 60.000,00 € 61.800,00 € 63.654,00 € 65.563,62 € 67.530,53 €<br />
4. Verwaltung pro Mt. 1.500,00 € 18.000,00 € 18.540,00 € 19.096,20 € 19.669,09 € 20.259,16 €<br />
IMORDE <strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>Schloss</strong> <strong>Senden</strong> 26<br />
GESAMTKOSTEN 194.400,00 € 200.232,00 € 206.238,96 € 212.426,13 € 218.798,91 €
Der Vergleich der beiden Szenarien zeigt, dass sich die höhere Bausumme in den<br />
laufenden Kosten bei der Position Gebäudekosten mit ca. 40.000 € an Mehraufwand<br />
auswirkt.<br />
Analyse der Einnahmen:<br />
Die Analyse der Einnahmen erfolgte aus Sicht des Trägers nach drei Einnahmearten:<br />
1. Bereich Kultur und Bildung<br />
2. Einnahmen über die Tochtergesellschaft<br />
3. Einnahmen aus Spenden und Sponsoring.<br />
Aus der ersten Einnahmeart „Bereich Kultur und Bildung“ sind die Einnahmen<br />
zunächst mit einem Mietzins kalkuliert worden. Dieser Mietzins ist mit 3 € zwar<br />
sehr niedrig angesetzt, wird aber zusätzlich zu den Nebenkosten eine Aufgabe<br />
werden für die Betreiber, diese Miete aufzubringen. Die Einnahmen aus diesem<br />
Bereich per Mietzins zu kalkulieren bedeutet in der Organisationsform, dass es<br />
eine Art Erfüllungsgehilfen gibt, d. h. einen weiteren Betreiber, der den Kulturund<br />
Bildungsbereich quasi als Akademie führt. Die dafür notwendige Organisationsform<br />
ist im vorhergehenden Kapitel ausführlich dargestellt.<br />
Alternativ ist ein eigener Betrieb möglich, wie es das Referenzbeispiel Stiftung<br />
Rohrmeisterei zeigt. In diesem Fall würden statt Mieten die Einnahmen aus Kursen<br />
bzw. aus beantragten Fördermitteln die Verwaltungskosten des Trägers decken.<br />
Die Einnahmen der Tochtergesellschaft sind ebenfalls über einen Mietzins kalkuliert,<br />
der deutlich höher ist als im Bereich Kultur und Bildung. Die Höhe der<br />
Mietzinsen ergeben sich zum einen aus dem Grundstücksmarktbericht 2012 der<br />
<strong>Gemeinde</strong> <strong>Senden</strong>. Zum anderen wurden in einer Art Market Testing gastronomische<br />
Betreiber gefragt, welchen Mietzins sie bereit wären zu zahlen. Genannt<br />
wurden 12 € pro qm für die Gastronomie. In der Berechnung wurde mit 10 € pro<br />
qm kalkuliert.<br />
Für die Veranstaltungen im Innenraum wurden pauschal 200 € an Mieteinnahmen<br />
kalkuliert. Eine maximale Auslastung wurde mit 96 Veranstaltungen pro Jahr angesetzt.<br />
Im ersten Jahr wurde eine Auslastung von 30% angenommen.<br />
Für Veranstaltungen im Außenbereich im ersten Jahr wurden Einnahmen in Höhe<br />
von 3.000 € prognostiziert, die sich bis zum fünften Jahr auf 15.000 € gesteigert<br />
haben. Hier sehen die Gutachter ein großes Potenzial des <strong>Schloss</strong>es <strong>Senden</strong>, sich<br />
IMORDE <strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>Schloss</strong> <strong>Senden</strong> 27
mit Großveranstaltungen z. B. <strong>Schloss</strong>konzerten, Weihnachts- und diversen anderen<br />
Märkten, oder großen Messen, wie das andere Schlösser erfolgreich zeigen, zu<br />
profilieren.<br />
Als dritte Einnahmeart ergeben sich Spenden/Sponsoring/Zuschüsse. Ohne diese<br />
Einnahmequelle wird es schwierig werden, die Mittel aufzubringen. Zu bedenken<br />
ist hierbei, dass an dieser Stelle lediglich Zuschüsse und Spenden für das <strong>Schloss</strong><br />
bzw. die Stiftung gemeint sind. Für Aktivitäten und Angebote im Bildungs- und<br />
Kulturbereich gibt es ein weiteres Potenzial v. a. Fördermittel zu akquirieren.<br />
IMORDE <strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>Schloss</strong> <strong>Senden</strong> 28
Eine detaillierte Kalkulation auf fünf Betriebsjahre zeigt folgende Tabelle:<br />
IMORDE <strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>Schloss</strong> <strong>Senden</strong> 29
Zusammenfassend ergibt die Analyse folgendes Ergebnis:<br />
Jahr 1 Jahr 2 Jahr 3 Jahr 4 Jahr 5<br />
Einnahmen 151.299 € 173.620 € 191.319 € 211.206 € 218.126 €<br />
Kosten (6,5 Mio €) 158.400 € 163.152 € 168.047 € 173.088 € 178.281 €<br />
Gewinn/Verlust - 7.101 € 10.468 € 23.272 € 38.118 € 39.845 €<br />
Kosten (9,5 Mio €) 194.400 € 200.232 € 206.239 € 212.426 € 218.799 €<br />
Gewinn/Verlust - 43.101 € - 26.612 € - 14.920 € - 1.220 € - 673 €<br />
Die Kalkulation zeigt deutlich, dass bei einer Bausumme von 9,5 Mio. € erst im<br />
fünften Jahr annähernd ein Ausgleich der Kosten erreicht werden kann.<br />
Neben Spenden/Sponsoring/Zuschüsse/Zuwendungen ergeben sich jedoch weitere<br />
Einnahmepotenziale durch Gewinne der Tochtergesellschaft aus den Bereichen<br />
Shop, Gästezimmer und Veranstaltungen. Auch könnte eine erfolgreiche Umsetzung<br />
der Nutzungsbausteine in den Bereichen Kultur und Bildung einen finanziellen<br />
Beitrag zur Finanzierung der Stiftungskosten beitragen. Kultur- und Bildungsangebote<br />
müssen nicht zwangsläufig defizitär sein, wenn sie als Akademie professionell<br />
geführt werden.<br />
Die Stiftung Rohrmeisterei in Schwerte und die Akademie <strong>Schloss</strong> Raesfeld als<br />
auch die Kunstakademien in Salzburg und Trier zeigen anschaulich, mit welchem<br />
Erfolg vergleichbare Konzepte umgesetzt werden können.<br />
Wesentlichen Einfluss auf den Erfolg und vor allem auf den finanziellen Erfolg<br />
des <strong>Schloss</strong>es <strong>Senden</strong> sehen die Gutachter im Konzept des Gastronomen. Die<br />
Gastronomie wird von der äußeren Wahrnehmung den stärksten Eindruck auf das<br />
Image des Schosses geben. Aber auch finanziell leistet die Gastronomie ca. 50 %<br />
der Gesamteinnahmen. Das Mietausfallrisiko ist entsprechend hoch. Flächenmäßig<br />
entfallen 35 % der Gesamtfläche auf den Nutzungsbaustein Gastronomie. Allerdings<br />
werden 22 % davon durch den Veranstaltungsraum multifunktional genutzt<br />
(d. h. reine Gastronomie: 27 %).<br />
Möglichkeiten, dieses Mietausfallrisiko (aber auch ein Auslastungsrisiko) auszugleichen<br />
bietet im Grunde nur eine Erhöhung des Stiftungskapitals. Wird mit einem<br />
Zinssatz von 3 % kalkuliert, müsste das Stiftungskapital 3,3 Mio. € betragen,<br />
um einen Mietausfall des Gastronomen auffangen zu können.<br />
IMORDE <strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>Schloss</strong> <strong>Senden</strong> 30
VII Erfolgsfaktoren<br />
Nach Meinung der Gutachter bietet das <strong>Schloss</strong> <strong>Senden</strong> das Potenzial, ein sich<br />
selbst tragendes Referenzobjekt zu werden, das für die <strong>Gemeinde</strong> <strong>Senden</strong> einen<br />
großen Mehrwert bringen könnte (vgl. folgendes Kapitel).<br />
Für eine erfolgreiche Entwicklung sind jedoch folgende Faktoren aus Gutachtersicht<br />
zwingend notwendig zu berücksichtigen:<br />
1. Sanierung mit innovativem Baukonzept<br />
Wie oben beschrieben empfehlen wir ein innovatives Baukonzept. Zwar wird<br />
dies heutzutage bei vergleichbaren Bauten bzw. Sanierungen vorausgesetzt.<br />
Aber trotzdem gibt es ein oberes Level an Innovationsgrad, das Richtschnur für<br />
<strong>Senden</strong> sein sollte. Denkbar wäre beispielsweise die Zusammenarbeit mit Universitäten<br />
oder der Akademie Raesfeld. <strong>Schloss</strong> <strong>Senden</strong> müsste mit der Sanierung<br />
ein Exempel statuieren, so dass im besten Fall Studenten und Experten<br />
nach Fertigstellung <strong>Schloss</strong> <strong>Senden</strong> aus diesem Grund besichtigen wollen. Die<br />
Ergebnisse bzw. die Vorgehensweise könnte auch in die Akademie thematisch<br />
einfließen.<br />
2. Anspruch der maximalen Reduzierung der Energiekosten<br />
Ähnlich wie der o.g. Punkt gilt hier auch ein Höchstmaß an Innovation und<br />
‚State-of-the-Art‘. Dies gilt vor allem vor dem Hintergrund, dass die <strong>Gemeinde</strong><br />
<strong>Senden</strong> damit einen weiteren Baustein hätte, um sich noch stärker als klimaorientierte<br />
<strong>Gemeinde</strong> zu profilieren und die Zertifizierung mit dem EEA ergänzt.<br />
Neben dieser Profilierung sind die Energiekosten bei der Größe des Gebäudes<br />
außerdem ein entscheidender Kostenfaktor, der durch eine möglichst autarke<br />
Energieversorgung reduziert werden muss.<br />
3. Umsetzung eines innovativen Kultur- und Bildungskonzepts, das sich<br />
permanent nach den Fragen der Zukunft ausrichtet.<br />
Es gibt viele Kultur- und Bildungseinrichtungen, die ein breites Angebot an<br />
Kursen, Workshops, Tagungen etc. anbieten. Um sich davon abzuheben, muss<br />
ein eigenes Profil geschaffen werden. Die Gutachter sehen in der konsequenten<br />
Ausrichtung auf zukunftsweisende Fragen das Alleinstellungsmerkmal. Angebote<br />
und Dozenten müssen entsprechend gewählt werden. Auch hier gilt ein<br />
‚State-of-the-Art‘, d. h. eine Vorreiterrolle einzunehmen und sich mit Fragen<br />
zu beschäftigen, auf die es noch keine Antwort gibt.<br />
IMORDE <strong>Machbarkeitsstudie</strong> <strong>Schloss</strong> <strong>Senden</strong> 31
4. Umsetzung eines Trägermodells mit größtmöglicher Eigenverantwortung<br />
der Beteiligten und einer entsprechenden Personal- bzw. Betreiberauswahl.<br />
Der hohe Anspruch an Innovation und die Vielschichtigkeit der Aufgaben erfordert<br />
eine sehr flexible und eigenverantwortliche Organisationsstruktur. Entscheidungen<br />
müssen schnell und unbürokratisch erfolgen können, die Motivation<br />
der Beteiligten nicht durch Unflexibilitäten gebremst werden. Im Grunde<br />
gilt es, der Handlungsfähigkeit eines Wirtschaftsunternehmens zu entsprechen,<br />
gleichzeitig aber gemeinnützige Strukturen zu gewährleisten. Das vorgeschlagene<br />
Trägermodell mit einer Stiftung und einer privatwirtschaftlichen Tochtergesellschaft<br />
könnte diesen Anforderungen gerecht werden.<br />
5. Eine Markenbildung muss konsequent verfolgt werden.<br />
Entscheidender Erfolgsfaktor des <strong>Schloss</strong>es <strong>Senden</strong> wird es sein, ein eigenes<br />
Profil zu entwickeln, sich konsequent auf die Vision auszurichten und alle<br />
Maßnahmen davon abzuleiten. Nur dadurch kann das Ziel erreicht werden, ein<br />
Exempel zu statuieren in der Vielzahl der zum großen Teil nicht erfolgreichen<br />
Konzepte umgenutzter Spezialimmobilien. Eine Marke zu haben heißt, ein<br />
Versprechen an die Abnehmer zu geben, dass sie sich auf die Werte verlassen<br />
können. Im Falle des <strong>Schloss</strong>es <strong>Senden</strong> heißt es also, dass alle Maßnahmen und<br />
Aktivitäten einem innovativen, zukunftsweisenden Anspruch gerecht werden<br />
müssten.<br />
VIII Nutzenbegründung<br />
• Die <strong>Gemeinde</strong> <strong>Senden</strong> kann sich das bisher ungenutzte Potenzial des <strong>Schloss</strong>es<br />
zu Nutze machen. Unumstritten ist, dass die Umgebung und – im sanierten Zustand<br />
– die Anlage des <strong>Schloss</strong>es sehr schön sind und eine hohe Aufenthaltsqualität<br />
bergen. Die Lage ist nahezu optimal durch die Nähe zum Ortskern und<br />
deren Infrastruktur, aber die Lage gleichzeitig eine besondere Atmosphäre der<br />
Abgeschiedenheit und der Natur vermittelt. <strong>Schloss</strong> <strong>Senden</strong> hätte das Potenzial:<br />
– Referenzprojekt zu werden mit regionaler, sogar überregionaler Ausstrahlung<br />
– der Stolz der <strong>Senden</strong>er Bürger zu werden und<br />
– als Identifikationsmittel zu dienen (v. a. vor dem Hintergrund der hohen<br />
Anzahl Zugezogener): <strong>Schloss</strong> <strong>Senden</strong> als Bürgerschloss.<br />
• Ein Verfall wird sich mittelfristig deutlich schädlicher auswirken.<br />
Da der Verfall des Gebäudes quasi unmittelbar ‚vor der Tür‘ der <strong>Gemeinde</strong><br />
stattfindet und damit einen permanent sichtbaren und offensichtlichen Wermutstropfen<br />
symbolisiert, wird es immer ein negativ besetztes Diskussions-<br />
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thema der Bürger bleiben. Immer wieder auftretender Vandalismus verschärft<br />
die Negativität. Hinzu kommt, dass mit jedem Jahr der Verfall der Bausubstanz<br />
weiter fortschreitet.<br />
• Weitere Profilierung der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Senden</strong> als Vorreiter im Bereich Klimaschutz<br />
(Weiterführung des Preisgewinns des European-Energy-Award). Die<br />
<strong>Gemeinde</strong> <strong>Senden</strong> könnte sich mit diesem Projekt überregional profilieren und<br />
dies marketingtechnisch sehr gut nutzen. Bereits jetzt positioniert sich die <strong>Gemeinde</strong><br />
<strong>Senden</strong> sehr stark als Klimaschutz-<strong>Gemeinde</strong>. Das vorgeschlagene<br />
Konzept würde diese Positionierung optimal ergänzen.<br />
• Historisches wird bewahrt und Fortschritt wird gefördert, Geschichte und Zukunft<br />
werden im <strong>Schloss</strong> <strong>Senden</strong> vereint.<br />
• Die Regionale 2016 bietet eine vorerst einmalige Chance für eine finanzielle<br />
Unterstützung für die Sanierung.<br />
• <strong>Schloss</strong> <strong>Senden</strong> leistet einen Beitrag zur Umwegrentabilität (Baumaßnahmen,<br />
Gastronomie, Wirtschaftsstandort u. a.). Unter Umwegrentabilität versteht man<br />
die Umsätze, die Wertschöpfung und die Steuereinnahmen, welche auf Grund<br />
der Ausgaben, die durch das <strong>Schloss</strong> initiiert werden, in diversen Branchen<br />
sowie beim Staat und bei der Kommune geschaffen werden bzw. anfallen. Dieser<br />
Effekt beginnt mit der Beauftragung örtlicher Dienstleister für den Umbau,<br />
wird aber vor allem durch die Umsätze der Gastronomie, der (Groß-) Veranstaltungen<br />
und der anderen Geschäftsbereiche entstehen.<br />
• <strong>Schloss</strong> <strong>Senden</strong> leistet einen Beitrag zur Touristik und zum Image der <strong>Gemeinde</strong>.<br />
Wenn es gelingt, mit dem <strong>Schloss</strong> <strong>Senden</strong> eine Referenz für zukunftsorientiertes<br />
Leben zu schaffen, kann das <strong>Schloss</strong> entscheidend zu einer Profilierung<br />
und Imagebildung beitragen und müsste entsprechend im Stadtmarketing verankert<br />
werden. Mit der Anbindung an die Radwanderroute gibt es ein großes<br />
touristisches Potenzial, das bisher nicht genutzt werden kann.<br />
• Durch das Stiftungsmodell als Betreibergesellschaft ist das Risiko für die <strong>Gemeinde</strong><br />
<strong>Senden</strong> gering. Ein Haftungsrisiko entsteht lediglich in der Umbauphase.<br />
Aber auch das müssen die politischen Gremien abwägen.<br />
IX Handlungsempfehlungen<br />
Auch wenn die Verwaltung und die Politik der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Senden</strong> die Risiken abwägen<br />
muss, die sich einerseits aus dem Kauf und Sanierung des <strong>Schloss</strong>es ergeben<br />
und andererseits mit Haftungsfragen verbunden sein können, ergeben sich für<br />
die Gutachter aus den oben dargestellten Ausführungen folgende Handlungsempfehlungen<br />
an die <strong>Gemeinde</strong> <strong>Senden</strong>:<br />
1. Ausformulierung des Konzepts als Regionale-Antrag<br />
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Das von den Gutachtern erarbeitete Konzept gilt es, in enger Zusammenarbeit<br />
und Absprache mit der Regionale einen entsprechenden erfolgversprechenden<br />
Antrag auszuformulieren.<br />
2. Abklärung der Landesförderung und auch hier Formulierung bzw. Anpassung<br />
des Konzepts entsprechend der Förderbedingungen.<br />
3. Antragstellung an Fördermittelgeber.<br />
Die Antragsformulierung erfordert bzw. erlaubt gleichzeitig eine endgültige Determinierung<br />
des Konzepts, von der sich die weiteren Handlungsschritte – auch in<br />
zeitlicher Hinsicht – zur konkreten Umsetzung ableiten:<br />
1. Erwerb und Sanierung des <strong>Schloss</strong>es durch die <strong>Gemeinde</strong> <strong>Senden</strong><br />
2. Entscheidung über:<br />
(1) die Initiierung einer Stiftung als örtliche Stiftung oder als Bürgerstiftung<br />
(2) die Übertragung des <strong>Schloss</strong>es auf die Stiftung<br />
3. Gründung der beschlossenen Stiftung und einer gewerblichen Tochter<br />
4. Übertragung des <strong>Schloss</strong>es (samt etwa geschlossener Mietverträge) auf die<br />
Stiftung bzw. die gewerbliche Tochter<br />
5. Ausschreibung für Betreiber (Hilfsperson)<br />
Münster, den 05. Juli 2012<br />
Jens Imorde<br />
IMORDE Projekt- & Kulturberatung GmbH<br />
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