November 2013
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<strong>November</strong> <strong>2013</strong><br />
Nr. 19
kunos kolumne<br />
Foto: Simone Glauser<br />
Autonom wohnen<br />
Bekannt ist der Märtplatz für sein Berufsbildungsangebot für Menschen<br />
mit sozialen oder psychischen Schwierigkeiten. Bekannt ist er auch dafür,<br />
dass ihre Stärken unter Berücksichtigung von Schwierigkeiten und<br />
Defiziten gefördert werden. Schritt für Schritt wächst das Vertrauen<br />
und die Lernenden erhalten durch die Ausbildung und den Aufenthalt<br />
am Märtplatz neue Sicherheit und Stabilität. Dies führt sehr oft zur angestrebten<br />
Selbstständigkeit und Integrität. Im Gesamtangebot weniger<br />
bekannt sind wir für unser einzigartiges Wohnkonzept. Wir respektieren<br />
den altersgemässen Wunsch nach Autonomie der Lernenden und stellen<br />
jeder Person eine eigene Wohnung im Embrachertal zur Verfügung.<br />
Dabei begleiten wir die Lernenden individuell und achten darauf, dass es<br />
ihnen in den eigenen vier Wänden gut geht. Wir wollen kein «Wohnheim»<br />
sein mit einem grossen Wohnraum, dem obligaten Billardtisch und vorgeschriebenen<br />
Essens-, Schlaf- und Aufräumzeiten. Solche Strukturen<br />
sind unserer Meinung nach oftmals zu eng und lassen der Eigenständigkeit<br />
und Entwicklung zu wenig Raum.<br />
2<br />
Viele unserer Mietwohnungen entsprechen genau unseren Bedürfnissen.<br />
Aufgrund des knappen Wohnungsmarktes müssen wir jedoch auch<br />
Kompromisse machen. Ein paar Wohnungen sind zu gross, zu ringhörig<br />
oder schlichtweg zu teuer. Um gute Wohnsituationen für alle zu<br />
schaffen, betreiben unsere zuständigen Mitarbeitenden einen grossen<br />
Aufwand. Unser Konzept, welches eine höchstmögliche Eigenständigkeit<br />
unserer Auszubildenden anstrebt, ist eben auch begrenzt. Manchmal<br />
gerät zum Beispiel die Tagesstruktur einer Person durcheinander,<br />
der Tag wird zur Nacht, und die Ausbildungsziele rücken weiter weg.<br />
Der Weg, erwachsen und selbstständig zu werden, ist eben nicht immer<br />
eine glatte Asphaltstrasse. Den Möglichkeiten entsprechend, unterstützen<br />
wir die Auszubildenden mittels individuellem Wohncoaching.<br />
In einzelnen Fällen wünschen wir uns aber neue Wohnangebote mit zusätzlichen<br />
Betreuungsmöglichkeiten.<br />
Übermässige, aber auch vernachlässigte Betreuung kann die Entwicklung<br />
der Auszubildenden stark einschränken. Und wie so oft: Das<br />
kluge Mass ist gefragt. Es ist unsere Überzeugung, dass die Kombination<br />
von Wohnen und Lernen eine kraftvolle Entwicklung begünstigen<br />
kann.<br />
Illustration: Sara Hänseler
Liebe Leserinnen und Leser<br />
«Produktive Kräfte sind am Werk», könnte die Überschrift<br />
dieses Heftes lauten. Gäbe es eine Rangliste<br />
in Sachen Produktion, würde das Nähatelier zweifellos<br />
den Spitzenplatz belegen. Rund 6‘000 Taschen<br />
hat das erweiterte Näh-Team hergestellt. Weshalb, erfahren<br />
Sie ab Seite 4. Produktiv zu sein heisst auch,<br />
zu lernen und das Gelernte produktiv umzusetzen. Der<br />
Märtplatz bietet jungen Menschen das Umfeld und die<br />
Unterstützung dafür. Dieses Angebot wird rege genutzt.<br />
Das bezeugen die in diesem Heft präsentierten<br />
Arbeiten der Lehrlinge, wie auch die Übersicht der<br />
Lehrabschlüsse dieses Jahres auf Seite 11. Auf Seite<br />
12 finden Sie das Portrait eines Märtplatzfreundes der<br />
ersten Stunde: Peter Schwerzmann ist pensionierter<br />
Prüfungsexperte und unterstützt die Kochlehrlinge am<br />
Märtplatz bereits seit 18 Jahren bei den Vorbereitungen<br />
auf ihre Lehrabschlussprüfung. Ein Portrait der<br />
Keramikwerkstatt zeichnet der Ausbildner René Fuchs<br />
im Interview auf Seite 13.<br />
An dieser Stelle ein Blick zurück nach vorn. Gefühlte 15 Jahre ist<br />
es her. Felix Haldimann, Pionier im damals noch kinderbeschuhten<br />
Internet- und PC-Bereich, lud zum «Homepage-Kurs» ein. Lehrlinge<br />
und Lehrmeister sammelten Ideen, kreierten Inhalte. Dabei<br />
stellte sich heraus, dass sie es mit einer sehr komplexen Materie<br />
zu tun hatten. Die einzelnen Seiten wollten gescheit miteinander<br />
verlinkt sein, die Hierarchie musste strikt eingehalten werden –<br />
und das am Märtplatz… Die erste Homepage der Stiftung Märtplatz<br />
hob sich deutlich von denen vergleichbarer Institutionen ab:<br />
Eigenwillig war sie, nicht ganz so benutzerfreundlich wie andere,<br />
dafür informativ, sec, ohne überflüssigen Speck, humorig und –<br />
im besten Sinne – behäbig. Sie hat dem Märtplatz gute Dienste<br />
erwiesen. Sie ruhe nun in Frieden. Und wer weiss – vielleicht<br />
existiert sie ja weiter, in der digitalen Ewigkeit, als Abbild in einer<br />
geräumigen Serverfarm in einem fernen Land jenseits des grossen<br />
Teichs?<br />
Zeit also, für einen Neustart im Netz. Die Mitarbeitenden der<br />
Medien-, Text- und Fotowerkstatt, wie auch vom Märtplatzbüro,<br />
arbeiteten über mehrere Monate hinweg am Konzept für<br />
den neuen Web-Auftritt. Das Resultat dieser engagierten<br />
Zusammenarbeit kann sich sehen lassen: Die neue Homepage<br />
wirkt sehr sympathisch, professionell gestaltet und<br />
illustriert, ist informativ und lädt auch zum Stöbern ein. Vor<br />
allem bietet sie detaillierte Beschreibungen der am Märtplatz<br />
angebotenen Berufsausbildungen. Und sie verleitet zu Superlativen…<br />
Aber überzeugen Sie sich selbst unter www.maertplatz.ch<br />
editorial<br />
3<br />
Andrea Casalini<br />
inhalt<br />
1 Titelbild: Linda Scapin<br />
2 Kolumne von Kuno Stürzinger<br />
3 Editorial von Andrea Casalini<br />
4 Taschenproduktion im Platzda Nähatelier<br />
6 Benefizveranstaltung für den Märtplatz<br />
7 Beiträge der Lehrlinge<br />
7 Tontechnik: Ausbildungsabschluss<br />
7 Bildhauerei: Skulpturen<br />
8 Büroassistent: eine Geschichte<br />
8 Medienwerkstatt: A la Carte-Gutscheine<br />
9 Küche: Rezept<br />
10 Fotowerkstatt: zum Thema «Daheim»<br />
11 Lehrabschlüsse am Märtplatz<br />
12 Portrait von Peter Schwerzmann<br />
13 Interview mit René Fuchs Keramikwerkstatt<br />
14 News<br />
16 Rückschau<br />
18 Pressemitteilung<br />
19 Verdankung der Spenden<br />
19 Impressum
Nähatelier I Lernende und Helfer/innen<br />
Ein Grossauftrag im Platzda<br />
Im kleinen Kultur- und Aktionsraum «Platzda» des Märtplatz<br />
in Freienstein arbeiten vier angehende Bekleidungsgestalter/<br />
innen mit ihren Ausbildnerinnen Natalie Péclard und Kanjana<br />
Manpan zurzeit an einem Grossauftrag: Rund 6‘000 Einkaufstaschen<br />
sollen bis Ende Jahr fertig werden.<br />
Diese umfangreiche Taschen-Produktion ist eine Aktion von<br />
«Swiss Garantie», ein Label das dafür bürgt, dass die Rohstoffe<br />
der verarbeiteten Lebensmittel aus der Schweizer Landwirtschaft<br />
stammen und ausschliesslich in der Schweiz verarbeitet<br />
wurden. Der Auftrag für das Märtplatz-Nähatelier kommt von<br />
der Firma «Spatz Camping & Outdoor AG». Die Tasche nennt<br />
sich «Shopper», ist für den täglichen Einkauf gedacht und kann<br />
vielseitig eingesetzt werden. Sie besteht aus dickem blauen,<br />
grünen oder braunen Baumwollstoff. Henkel und Boden sind<br />
aus plastifiziertem Zeltbodenstoff. Auf den Seitenteilen sind die<br />
Signete von Suisse Garantie und das Spatz-Wimpelchen aufgenäht.<br />
Die zugeschnittenen Teile wurden von der Firma Spatz<br />
angeliefert. Dominik, einer der Bekleidungsgestalter-Lehrlinge,<br />
hatte dort während eines dreiwöchigen Praktikums Teile für<br />
rund 3‘000 Taschen zugeschnitten. Dabei bekam er einen Einblick<br />
in die Welt der Zeltfabrikation.<br />
4<br />
Foto: Fotowerkstatt<br />
Foto: Alexander Scheidegger<br />
Das geöffnete Zeitfenster<br />
Wenn die vier Bekleidungsgestalter-Lehrlinge und ihre Ausbildnerinnen<br />
– kräftig unterstützt von Brigitte Bosshard und ihrem Helferteam – etwa<br />
600 Taschen pro Woche schaffen, wird dieser Auftrag zeitgerecht fertig<br />
werden. Dieses Jahr hat sich im Herbst sozusagen ein Zeitfenster geöffnet,<br />
um so ein so grosses Projekt in Angriff nehmen zu können. Von<br />
Januar bis März hätte dies nicht geklappt, weil einige Lehrlinge dann<br />
ihre Lehrabschlussprüfungen vorbereiten. «Die Logistik der ganzen<br />
Aktion hat sich als ziemlich anspruchsvoll herausgestellt», sagt Natalie<br />
Péclard. «Am Morgen war ich schon sehr früh im Platzda, um die Stoffe<br />
und die Nähmaschinen parat zu machen». An einem Tag seien plötzlich<br />
sämtliche Nähmaschinen ausgefallen. Doch wenn alle Maschinen
Foto: Fotowerkstatt<br />
5<br />
funktionieren, die Mitarbeiter/innen anwesend sind, ihren<br />
Lieblingsjob an den verschiedenen Stationen gefunden<br />
haben und die Arbeitsabläufe klar sind, läuft die Produktion<br />
auf Hochtouren.<br />
Elf Arbeitsschritte bis zur fertigen Tasche<br />
Gearbeitet wird im Platzda mit zwei Halbindustriemaschinen,<br />
mit denen der sichtbare Stepp gemacht wird. Das älteste<br />
Modell nähe am besten geradeaus, erklärt Natalie Péclard.<br />
«Wir haben sogar eine Pfaff Industrie-Schnellnähmaschine,<br />
die Dominik im Internet gefunden hat», lobt sie ihren Lehrling.<br />
«Die Pfaff näht wirklich sehr schnell und hat sogar<br />
einen automatischen Fadenabschneider!» Mit zwei normalen<br />
Haushalt-Nähmaschinen werden die Henkel gemacht, und mit<br />
den beiden Overlock-Maschinen die Nähte versäubert. Insgesamt<br />
elf Arbeitsschritte führen bis zur fertigen Tasche: Die beiden Etiketten<br />
und die Böden annähen, absteppen, Seiten- und Bodennähte<br />
machen, overlocken, Säume umnähen und absteppen, Henkel anfertigen<br />
und annähen, und schliesslich das Verpacken. Jede Maschine<br />
ist für einen bestimmten Arbeitsgang eingerichtet.<br />
Dieser umfangreiche Auftrag bietet eine gute Ausgangslage für<br />
ein intensives Arbeitstraining: Der Kunde hat die Menge definiert<br />
und der Abgabetermin steht fest. Die Lehrlinge lernen dabei,<br />
stundenlang an einer Nähmaschine zu arbeiten und immer wieder<br />
die gleichen Handgriffe auszuführen. Sie merken schnell, wie wichtig<br />
es ist, die richtige Sitzposition einzunehmen, den Arbeitsplatz<br />
logisch und rationell einzurichten. Das Arbeitsteam im Platzda<br />
überlegt gemeinsam, wer was wann macht. Die Berufsschultage<br />
und sonstigen Termine werden freigehalten. Die Lehrlinge<br />
merken, wie wichtig es ist, sich rechtzeitig darauf einzustellen, weil<br />
sonst der ganze Produktionsablauf durcheinander gerät.<br />
Das Platzda ist unterdessen zu einem Treffpunkt geworden.<br />
Andere Märtplätzler/innen schauen vorbei und helfen auch einmal<br />
beim Einpacken oder Etiketten aufstecken mit. Zwischendurch<br />
wird auch bei Kaffee und Gipfeli über Dinge geplaudert,<br />
die überhaupt nichts mit den Spatz-Taschen zu tun haben. Man<br />
lernt einander besser kennen, und es wird immer viel gelacht.<br />
Natalie Péclard: «Manchmal, beim mitternächtlichen Kebapschmaus,<br />
drapieren wir uns eine Tasche auf den Kopf und müssen<br />
zugeben: Wir haben doch alle einen Spatz ab!»
enefizanlass<br />
Märtplatz Stube I Andrina Zurbrügg, Tabea Dätwyler und Siriwan Bonn<br />
«Wir wollten eine gute Tat mit Essen verbinden»<br />
Ihr habt einen Benefizanlass für den Märtplatz organisiert. Wie<br />
habt ihr den Märtplatz kennen gelernt?<br />
Tabea: Wir alle sind hier aufgewachsen und haben durch unsere Eltern<br />
vom Märtplatz gehört. Durch unsere Projektarbeit haben wir die Organisation<br />
nun richtig kennen gelernt.<br />
Andrina: Ich wusste, dass hier junge Erwachsene ausgebildet werden,<br />
die Schwierigkeiten haben, eine Lehrstelle zu finden, und dass es hier<br />
eine Töpferei gibt und Kochlehrlinge ausgebildet werden.<br />
Tabea: Ich habe einmal im Ceramik-Cafe Weihnachtsgeschenke gemacht.<br />
Und bei Simone Glauser (Ausbildnerin Fotowerkstatt, Anm. der<br />
Red.) habe ich Fotos machen lassen für meine Bewerbungen.<br />
Andrina: Genau, ich war auch mal im Ceramik-Cafe.<br />
Ihr habt mit dem Märtplatzleiter Kuno Stürzinger einen Rundgang<br />
gemacht. Wie habt ihr das erlebt?<br />
Andrina: Die ganze Stiftung und auch das Berufsangebot haben mir<br />
gefallen.<br />
Tabea: Die ganze Atmosphäre, das Zusammenkommen in der Stube,<br />
das Essen und der familiäre Umgang, und dass man hier per Du ist.<br />
Das Areal ist gross genug, dass sich die verschiedenen Charaktere<br />
nicht auf den Geist gehen.<br />
6<br />
Foto: Mario Prezioso<br />
Drei junge Frauen haben als Abschlussarbeit der 3. Sek<br />
Freienstein einen Benefizanlass für den Märtplatz organisiert.<br />
Mit Begeisterung haben sie Leute mobilisiert und mit einem<br />
Nachtessen 1‘700 Franken an Reinerlös gesammelt. Das Märtplatzküchenteam<br />
hat für den Benefizanlass gekocht. Mit Andrina<br />
Zurbrügg, Tabea Dätwyler und Siriwan Bonn sprach Andrea Sailer.<br />
Wie habt ihr den Benefizanlass organisiert?<br />
Tabea: Wir haben zuerst mit dem Büro, dann mit dem Koch Markus<br />
Schellenberg telefoniert. Es war mega cool, weil er sofort begeistert<br />
war von unserer Idee. Bei einem Treffen mit Markus haben wir besprochen,<br />
was wir uns ungefähr vorstellen. Wir haben darauf geachtet,<br />
dass das Essen nicht zu teuer wird. Dann haben wir abgemacht, wer<br />
was einkauft.<br />
Wie lautete die Aufgabenstellung der Schule?<br />
Andrina: Wir mussten ein Abschlussprojekt auf die Beine stellen. Die<br />
Vielfalt der Ideen war gross. Wir wollten eine gute Tat mit Essen verbinden<br />
und kamen so auf das Benefizessen.<br />
Tabea: Ich glaube, wir haben den Märtplatz ausgewählt, weil wir diesen<br />
Weg mit der Lehrstellensuche in der 3. Sek ebenfalls gemacht haben.<br />
Wir haben alle drei eine gute Lehrstelle gefunden, mit der wir zufrieden<br />
sind.<br />
Andrina: Wir wollen auch den Leuten im Dorf klar machen, dass die<br />
Stiftung eine gute Sache ist.<br />
Was für Lehrstellen habt ihr?<br />
Siriwan: Ich mache ein zehntes Schuljahr.<br />
Tabea: Ich habe eine Lehrstelle als Pharmaassistentin im Glattzentrum.<br />
Andrina: Ich lerne Fachfrau Gesundheit im Kantonsspital Winterthur.<br />
Wie habt ihr den Benefizabend erlebt?<br />
War es stressig?<br />
Tabea: Die Atmosphäre war gut. Das Küchenteam war super, wir hätten<br />
eigentlich nicht helfen müssen, haben aber gerne etwas getan.
Foto: Luka Königsdorfer<br />
Andrina: Fürs Dekorieren brauchten wir mehr Zeit als geplant.<br />
Der Abend selbst war locker und überhaupt kein Stress.<br />
Siriwan: Wir haben für die Gäste geschöpft und Getränke serviert.<br />
Welche Echos habt ihr von den Gästen gekriegt?<br />
Andrina: Es hat ihnen mega gefallen am Märtplatz, das Essen, das<br />
ganze Programm, alle waren sehr zufrieden.<br />
Tabea: Wir haben nur Positives gehört, gar nichts Negatives.<br />
Wen habt ihr eingeladen?<br />
Siriwan: Leute, die wir kennen, meine Cousine, Lehrer, Schüler, Nachbarn.<br />
Tabea: Andrina und ich sind zudem Mitglieder in der Kirchgemeinde,<br />
von da sind auch noch viele gekommen.<br />
Welche Erfahrungen nehmt ihr mit aus diesem Projekt mit?<br />
Tabea: Wir haben über 1‘700 Franken Reinerlös gemacht. Und das<br />
ohne Startkapital. Es war eine super Erfahrung, auch um zu sehen,<br />
dass man mit fremden Leuten so gut zusammen arbeiten kann.<br />
Tontechnik I Adi Portmann<br />
Mixen und Editieren<br />
Würdet ihr wieder einmal einen solchen Anlass organisieren?<br />
Andrina: Ich denke schon. Wenn man eine Gruppe findet und eine<br />
gute Idee hat.<br />
Tabea: Unsere Wege gehen mit Lehrbeginn auseinander. Wir<br />
wissen nicht, ob wir dann noch viel Zeit haben.<br />
Wie viele Leute sind gekommen?<br />
Tabea: 56. Vier Tage vor Anmeldeschluss hatten wir erst neun<br />
Anmeldungen. Viele Leute sind dann gekommen, weil wir sie<br />
persönlich angesprochen und die Einladung nicht einfach in den<br />
Briefkasten gelegt haben.<br />
Andrina: Wir haben den Leuten auch das Projekt erklärt.<br />
Tabea: Sie fanden den Märtplatz eine gute Organisation.<br />
Als Adi Portmann am Märtplatz anfing, wusste er schon bald, dass<br />
er sich auf den Bereich der Tontechnik spezialisieren wollte. In der<br />
Folge absolvierte er eine zweijährige Ausbildung als Tontechniker<br />
mit eidg. Fachausweis. Er besuchte die Tontechnikschule TTS<br />
in Solothurn und arbeitete rund zwei Tag pro Woche bei Lukas<br />
Speissegger, der in Rorbas ein professionelles Aufnahmestudio<br />
betreibt. Bei den Aufnahmen von zahlreichen Musikbands lernte<br />
Adi die technischen Geräte und Mikrofone im Studio optimal<br />
einzurichten. Auch beim anschliessenden Mixen und Editieren der<br />
verschiedenen Tonspuren assistierte er Lukas Speissegger am<br />
Mischpult. Ende September dieses Jahres hat Adi Portmann seine<br />
Berufsausbildung erfolgreich abgeschlossen. Nach einigen Jobs<br />
bei Live-Konzerten bewirbt er sich zurzeit in Aufnahmestudios,<br />
bei verschiedenen Theatern, wie auch beim Schweizer Radio und<br />
Fernsehen, wo der frischgebackenen Tontechniker ebenfalls sehr<br />
gerne arbeiten würde.<br />
beiträge der lehrlinge<br />
7<br />
Bildhauerei I Johanna Hoch<br />
Kunstobjekte aus Ton<br />
Vor drei Jahren begann Johanna Hoch mit einer Keramikerlehre am<br />
Märtplatz. Nach einem Jahr merkte sie, dass ihr die Ausbildung «Bildhauer/in<br />
Fachrichtung Keramik» eher zusagt. In der Schweiz wird<br />
jedoch nur die Berufsausbildung als Steinbildhauer/in angeboten.<br />
Sie möchte sich jedoch nach der Lehre auf künstlerische, aus<br />
Ton gefertigte Objekte spezialisieren. Deshalb machte sie im<br />
<strong>November</strong> dieses Jahres ihre Lehrabschlussprüfung in Österreich, wo<br />
die Ausbildung in Fachrichtung Keramik angeboten wird. Das Foto zeigt<br />
zwei aus Ton modellierte Objekte, die Johanna als Vorbereitung auf<br />
ihre Prüfung hergestellt hat. Bei der Fertigung der einen Skulptur hat<br />
Johanna den Ton aufgetragen, die andere entstand im Abtrageverfahren.Sie<br />
möchte in naher Zukunft einen kleinen Laden eröffnen,<br />
um ihre Kunstobjekte dort zum Kauf anzubieten. Zurzeit arbeitet sie<br />
Teilzeit im familiären Unternehmen.<br />
Foto: Nadine Bremer
Büroassistent I Demian Topal<br />
Ghuana, ein Land mit Geschichte<br />
Demian Topal macht eine Ausbildung als Büroassistent. Für einmal stand er vor<br />
der nicht eben anspruchsvollen Aufgabe, neun Würfel auf sein Pult zu werfen…<br />
Dann aber sollte er eine Geschichte schreiben, in der alle aufgedeckten Symbole<br />
in irgendeiner Form vorkommen müssen. Lesen Sie hier, wie Demian diese Aufgabe<br />
gelöst hat.<br />
8<br />
Ghuana war ein fruchtbares und sehr schönes Land. Die Bewohner lebten friedlich<br />
miteinander und hatten keine Probleme. Sie fanden immer etwas zu essen und<br />
einen Schlafplatz, denn Nächstenliebe, Gast- und Hilfsbereitschaft waren eine<br />
Selbstverständlichkeit. Doch es gab eine Familie, die Utakas, die nicht zufrieden<br />
war mit dem was sie hatte. Sie säten Hass und Gewalt, was bald den Alltag der<br />
Menschen in Ghuana bestimmte. Ein dunkles Zeitalter begann. Die Utakas beschenkten<br />
die Bevölkerung zwar mit Wein, darin hatten sie aber einen Zaubertrank<br />
gemischt, mit dem sie die Gedanken der Menschen kontrollieren konnten.<br />
Es ging nicht lange, bis alle Bewohner den Trunk probiert hatten. Danach wurden<br />
sie gezwungen, Gold, Silber, Diamanten und weitere Bodenschätze zu bergen.<br />
Das stillte die Gier der Utakas aber noch nicht. Sie fingen an, die Lebensmittel<br />
des Landes an sich zu reissen, was bald zur kompletten Zerstörung des Glücks<br />
und der Freude in Ghuana führte. Das Volk musste schuften und hungern. Niemand<br />
konnte sich den Utakas wiedersetzen, denn sie hatten jetzt eine riesige Armee,<br />
die gut dafür bezahlt wurde, das Volk zu unterdrücken. Es folgten grausame<br />
Jahre, in denen viele Ghuaner ihr Leben lassen mussten. Doch eines Tages<br />
beschlossen die stärksten vier Ghuaner, endlich etwas gegen diese Unterdrückung<br />
zu unternehmen. Sie hiessen Magna, Tooht, Tamir und Arat. In einer<br />
hellen Mondnacht trafen sie sich im Wald, um dort ein Attentat auf die Utakas<br />
zu planen. Plötzlich stürzte ein Meteorit auf die Erde, der genau dort einschlug,<br />
wo die vier Männer sich befanden. Es gab eine riesige Explosion und der Himmel<br />
verfärbte sich grün. Die Männer starben aber nicht. Sie mutierten, wurden 16<br />
Meter gross, und alles woran sie dachten, manifestierte sich in der Realität. So<br />
machten sie sich auf, die Schreckensherrschaft der<br />
Utakas zu beenden. Der Kampf gegen die Utakas<br />
war schnell gewonnen, denn die vier Mutanten<br />
konnten ihre Gegner entwaffnen, indem sie bloss daran<br />
dachten. Sie sperrten alle Utakas, die den Ghuanern<br />
je etwas Böses angetan hatten, in ein Gefängnis, das<br />
sie nie mehr verlassen durften. Nachdem dies getan<br />
war, machten die vier sich auf, das Land wieder<br />
in einen schönen Ort zu verwandeln. Die Erde<br />
wurde wieder fruchtbar, Wasser floss wieder<br />
aus den Quellen, und die Verletzten und Kranken<br />
wurden geheilt. Das Volk ernannte Magna,<br />
Tooht, Tamir und Arat zu den vier Königen von<br />
Ghuana. Die Bewohner lebten wieder friedlich miteinander<br />
weiter und hatten keine Probleme mehr.<br />
Foto: Linda Scapin<br />
Medienwerkstatt I Sara Hänseler, Florian Zettelmaier, Linda Scapin<br />
A la Carte-Gutscheine zum fein Essen in der Märtplatz-Stube<br />
Fotos: Alexander Scheidegger<br />
Die Lernenden der Medienwerkstatt präsentierten eine ganze Kollektion<br />
neu gestalteter Gutscheine für die A la Carte-Abende in der Märtplatz-Stube.<br />
Dabei konnte eine «Jury» vom Märtplatz wieder einmal<br />
feststellen, wie viel Kreativität in den angehenden Mediendesigner/<br />
innen steckt. Es wurde einstimmig beschlossen, dass sämtliche Gutscheine<br />
für ihren Zweck verwendet werden. Die neuen Gutscheine kön-
nen im Märtplatz-Büro bezogen werden: Stiftung Märtplatz,<br />
Solarweg 1, Postfach, 8427 Rorbas-Freienstein<br />
Telefon: 044 865 52 22, buero@maertplatz.ch<br />
Das Küchenteam, unter der Leitung von Andrea Mathis und Markus<br />
Schellenberg, bereitet wunderbare saisonale Menüs zu, die Sie in<br />
unserer Märtplatz-Stube geniessen können – Der Speisesaal wurde<br />
übrigens kürzlich mit schallisolierenden Elementen bestückt. Unsere<br />
Gäste können nun in noch angenehmerem Ambiente speisen und angeregte<br />
Gespräche führen.<br />
Lassen Sie sich in der Märtplatz-Stube kulinarisch verwöhnen,<br />
jeweils am Freitag ab 18 Uhr. Die Termine für nächstes Jahr:<br />
31. Januar 2014<br />
A la Carte<br />
28. Februar 2014<br />
28. März 2014<br />
23. Mai 2014<br />
27. Juni 2014<br />
29. August 2014<br />
26. September 2014<br />
31. Oktober 2014<br />
28. <strong>November</strong> 2014<br />
Gerne nehmen wir Ihre Reservation telefonisch 044 865 52 22<br />
oder per Mail buero@maertplatz.ch entgegen.<br />
Ein Rezept aus der Märtplatz-Küche<br />
Kürbis-Frischkäseravioli mit<br />
Crevetten und Salbeibutter<br />
Rezept für 4 Personen<br />
Der Ravioliteig<br />
Zutaten:<br />
160 g Weissmehl<br />
160 g Hartweizendunst (1)<br />
100 g Vollei, frisch<br />
50 g Eigelb, frisch<br />
15 g Olivenöl, kaltgepresst<br />
15 g Wasser<br />
25 g Hartweizendunst (2)<br />
9<br />
Vorbereitung<br />
Weissmehl sieben<br />
Zubereitung<br />
Weissmehl und Hartweizendunst (1) zu einem<br />
Kranz formen. Vollei, Eigelb, Olivenöl und Wasser<br />
in Kranzmitte geben. Von Hand mindestens<br />
10 Minuten zu einem sehr festen, glatten und<br />
elastischen Teig kneten. Den Teig zugedeckt im<br />
Kühlschrank 1 Stunde ruhen lassen.<br />
Füllung<br />
120 g Philadelphia-Käse<br />
200 g Kürbis<br />
1 El Thymian<br />
Pfeffer, Salz<br />
Zubereitung<br />
Den Kürbis zur Hälfte in feine Würfel schneiden<br />
(Brunoise), den restlichen Kürbis dämpfen und<br />
danach durch ein Passevite geben. Das erhaltene<br />
Püree gut abtropfen und auskühlen lassen.<br />
Die Brunoise heiss anbraten, würzen und<br />
ebenfalls auskühlen lassen. Philadelphia-Käse,<br />
Kürbispüree und Kürbiswürfel zu einer Masse<br />
verrühren und anschliessend abschmecken.<br />
Zubereitung der Ravioli<br />
Den Teig mit Hilfe einer Nudelmaschine zu ca. 10 cm breiten und beliebig langen Bahnen<br />
auswallen (es kann auch ein Wallholz verwendet werden). Danach die Masse im Abstand<br />
von ca. 5 cm esslöffelgross darauf verteilen. Den Teig um die Masse herum mit Eiweiss<br />
bestreichen und eine zweite Bahn Teig darüber legen. Mit einer runden Form ausstechen,<br />
rund um die Füllung leicht eindrücken, damit die Füllung nicht ausläuft. Die Ravioli nun mit<br />
einem Messer oder einem Radschneider schneiden. Die Ravioli im kochenden Salzwasser<br />
ca. 8 min. sieden<br />
Sauce<br />
400 g Cocktailcrevetten<br />
200 g Butter<br />
10 Blatt Salbei<br />
Nach Belieben gehobelter Parmesan<br />
Zubereitung<br />
Crevetten kurz und heiss im Olivenöl anbraten, nach Belieben mit Chili, Ingwer und Knoblauch<br />
würzen. Butter schmelzen und geschnittenen Salbei dazugeben. Crevetten und<br />
Salbeibutter auf Ravioli anrichten. En Guete!<br />
Foto: Nadine Bremer
Fotowerkstatt I Linda Scapin, Alexander Scheidegger, Nadine Bremer<br />
Fotoarbeiten zum Thema «Daheim»<br />
Woran denken junge Erwachsene beim Begriff «Daheim»? Die Fotolehrlinge hatten die Aufgabe, für dieses<br />
MärtBlatt ein Sujet zu finden, das für sie dieses Thema treffend illustriert. Von Linda Scapin stammt das<br />
Titelbild dieser Heftes.<br />
Foto: Nadine Bremer<br />
10<br />
Foto: Alexander Scheidegger
Lehrabschlüsse am Märtplatz<br />
Illustration: Sara Hänseler<br />
11<br />
Einige Lehrlinge haben ihre Ausbildung im Sommer und im Herbst<br />
erfolgreich abgeschlossen und haben bereits eine Stelle im ersten<br />
Arbeitsmarkt gefunden. Eine Lehrabgängerin wird die Abschlussprüfung<br />
voraussichtlich im Sommer 2014 wiederholen. Vereinzelte<br />
Lehrabgänger, die noch keine Anschlusslösung gefunden haben,<br />
wird der Märtplatz weiterhin bei der Stellensuche begleiten.<br />
Sieben Lernende haben ihre Ausbildung in folgenden Berufen<br />
erfolgreich abgeschlossen:<br />
– 1 Keramikmalerin EFZ<br />
– 1 Koch EFZ<br />
– 2 Malereiarbeiter, Anlehre<br />
– 2 Innendekorateur-Praktikantinnen, Fachrichtung Polstern,<br />
Anlehre. Zusätzlicher EU-Abschluss als Tapeziererin und<br />
Dekorateurin (Niveau EFZ)<br />
– 1 Fotograf, EU-Abschluss (Niveau EFZ)<br />
– 1 Tontechniker mit Eidg. FA<br />
Prüfung teilbestanden, Wiederholung:<br />
– 1 Fotofachfrau EFZ, Prüfung wird voraussichtlich im Sommer<br />
2014 wiederholt (Allgemeinbildung abgeschlossen).<br />
Zusätzlicher EU-Abschluss als Fotografin (Niveau EFZ)<br />
Wir gratulieren unseren Lernenden ganz herzlich und wünschen<br />
ihnen für die Zukunft und den weiteren Lebensweg alles Gute!<br />
Bezeichnungen:<br />
EFZ = Eidgenössisches Fähigkeitszeugnis, Eidg. FA = Eidgenössischer Fachausweis
portrait<br />
Küche I Peter Schwerzmann<br />
«Mit Lehrlingen zu arbeiten, war schon immer meins»<br />
Peter Schwerzmann hat eine bewegte Karriere im Gastronomiebereich<br />
hinter sich. Als pensionierter Prüfungsexperte arbeitet<br />
er aber immer noch. Am Märtplatz unterstützt er die Kochlehrlinge<br />
im Hinblick auf die praktischen Lehrabschlussprüfungen.<br />
Und dies schon seit 18 Jahren.<br />
12<br />
Geboren 1942 in der Aargauer Gemeinde Niederlenz. Er wuchs<br />
zusammen mit drei Geschwistern auf. Seine Eltern führten den<br />
Landgasthof «Sonne», wo er schon von klein auf in der Küche<br />
mithalf. Bald stellte sich heraus, dass er auf dem richtigen Weg<br />
war. Nach der Volksschule arbeitete er bei seinem Vater in der Küche<br />
als «Hausbursche». Das hiess für ihn, Küchen- sowie Reinigungsdienst<br />
ums Haus und in der Kegelbahn des Landgasthofs.<br />
1958 machte er im Zürcher Zunfthaus Zimmerleuten eine Kochlehre,<br />
die damals noch zweieinhalb Jahre dauerte. (Das Zunfthaus<br />
wurde im Jahr 2007 durch einen Brand beinahe ganz zerstört, dann<br />
wieder aufgebaut). Peter Schwerzmann schloss die Berufslehre<br />
als drittbester des Kantons ab. Kurz danach arbeitete er eine<br />
Wintersaison lang in einem Vierstern-Hotel in St. Moritz, im folgenden<br />
Sommer wechselt er nach Genf in eine bekannte Rotisserie<br />
namens Le Globe, wo sich viele prominente Gäste regelmässig<br />
ein Stelldichein gaben. Nächste Station war das Hotel Rössli in<br />
Balsthal beim Gault Millau-Küchenchef Paul Wannewitsch. Nach<br />
einem halben Jahr arbeitete er zwei Jahr lang im Spezialitäten-<br />
Restaurant des Hotel Bramen in Kloten. 1964 schloss er die damals<br />
noch halbjährige Hotelfachschule im Zürcher Hotel Belvoir ab.<br />
Der Küchenchef trat seine erste Stelle dann im Restaurant Löwen<br />
in Weiningen/ZH an. In dieser Zeit wurde Peter Schwerzmann<br />
Familienvater. Seine Eltern baten ihn dann, nach Hause zu kommen,<br />
um ihren Betrieb zu übernehmen. Wirt zu werden, war zwar<br />
noch nie sein Ziel, aber da sein Vater gesundheitliche Probleme<br />
hatte, zügelte er mit seiner Frau und drei Kindern von Engstringen<br />
nach Niederlenz. Seine Frau und er arbeiteten in diesem Landgasthof<br />
sechs Tage in der Woche, meistens 16 bis 18 Stunden<br />
pro Tag.<br />
Höchste Zeit für eine Veränderung<br />
Nach 15 Monaten bekamen beide gesundheitliche Probleme<br />
und mussten längere Zeit zur Kur. Ende 1967 zügelte die Familie<br />
Schwerzmann nach Rheinau, wo er in der Psychiatrischen Klinik<br />
zwölf Jahre als Küchenchef arbeitete. Während dieser Zeit machte<br />
er die Meisterprüfung als diplomierter Küchenchef, und mit der<br />
Familie bezog er in Rheinau ein eigenes Haus. 1978 brauchte<br />
Peter Schwerzmann wieder einmal Veränderung. Er wechselte<br />
nach Schaffhausen ins «Hombergerhaus», dem damaligen Personalrestaurant<br />
der Georg Fischer AG. Als sein Patron Werner<br />
Bamert den Betrieb als Pächter übernahm, holte er Peter<br />
Schwerzmann an Bord. Zusammen gestalteten sie das Restaurant<br />
neu – drei Säle für jeweils 300, 50 und 30 Gäste. Zudem betrieben<br />
sie noch ein Catering- und Partyservice. Zusammen mit<br />
15 Mitarbeitern und drei Lehrlingen servierten sie kalte und warme<br />
Buffets. Unter anderem verköstigten sie die Zuschauerinnen und<br />
Zuschauer des Zirkus Olympia in der Pause. Bei ihrer grössten<br />
Cateringaktion belieferten sie rund 5‘000 Personen. Nach zwölf<br />
Jahren fühlte sich Peter Schwerzmann ziemlich ausgebrannt.<br />
Höchste Zeit, wieder einmal etwas anders zu tun. Als er beim<br />
Besitzer vom Zürcher Zeughauskeller vorsprach, musste er nicht<br />
mehr weiterfragen. Peter Schwerzmann konnte gleich als «Leiter<br />
Produktion» einsteigen, reorganisierte den Betrieb und wurde schliesslich<br />
Leiter der 25-köpfigen Küchenbrigade. Unter seiner Leitung wurden<br />
wieder Lehrlinge aufgenommen und, das Küchenteam erarbeitete<br />
gemeinsam über 500 neue Rezepte. Als der neue Patron Willi Hammer<br />
den Betrieb übernahm, wurde Peter Schwerzmann Lehrlingsausbildner<br />
und war zuständig für die Angebotsplanung, Rezepturen, Kalkulationen<br />
und die Verkaufspreis-Ermittlungen.<br />
Ab 1976 arbeitete er zwei Jahre lang, bis zu seiner Pension, als<br />
Prüfungsexperte im Kanton Zürich. Anschliessend wechselte er<br />
in den Kanton Schaffhausen, wo er bis heute, dank einer Spezialbewilligung,<br />
Prüfungen abnimmt. Zusätzlich arbeitete er während acht<br />
Jahren auch noch als Experte für Meisterprüfungen in Weggis. Vor drei<br />
Jahren wechselte er vom Prüfungsexperten zum Technischen Leiter der<br />
Lehrabschlussprüfungen. Dabei ist er verantwortlich für die Materialbeschaffung,<br />
dass alle Geräte in den jeweiligen Küchen funktionieren,<br />
und dass die benötigten Kochutensilien vorhanden sind. Ein «Heavy<br />
Job» sei das, meint Peter Schwerzmann, aber es habe ihm immer sehr<br />
viel Spass gemacht. Seit 2011 arbeitet er wieder als Prüfungsexperte.<br />
«Der Märtplatz ist etwas unglaublich Gutes»<br />
Peter Schwerzmann hat unter anderem Kurse in Methodik und Didaktik<br />
absolviert, was ihm für die Ausbildung von Lehrlingen wichtige Impulse<br />
gab. «Mit Lehrlingen zu arbeiten, war schon immer meins», sagt er. Seit<br />
18 Jahren coacht Peter Schwerzmann Kochlehrlinge am Märtplatz. Im<br />
Hinblick auf die Lehrabschlussprüfung organisiert er für sie das Probekochen.<br />
Von den rund 25 Lehrlingen die er bisher betreut hat, haben<br />
24 ihre Lehrabschlussprüfung bestanden. «Ich habe am Märtplatz viel<br />
geben können und auch selber viel gelernt. Die Arbeit mit den Lehrlingen<br />
hier macht mir nach wie vor sehr viel Spass.» Den Märtplatz<br />
beschreibt er als «etwas unglaublich Gutes». «Junge Menschen, die<br />
auf irgendeine Art Schwierigkeiten haben, werden hier unterstützt und<br />
ausgebildet, damit sie später auf eigenen Beinen stehen können».<br />
Die Lehrmeisterinnen und Lehrmeister müssten schon eine spezielle<br />
Begabung dafür haben, mit den oft massiven Problemen, die sich<br />
stellen, umgehen zu können.<br />
Foto: Simone Glauser
Keramikwerkstatt I René Fuchs<br />
«Nerven behalten und dranbleiben»<br />
Seit acht Jahren bildet René Fuchs Lehrlinge im Bereich Keramik aus.<br />
Im Interview erklärt er, wie die anspruchsvolle Berufsausbildung in<br />
seiner Werkstatt funktioniert. Auf dem Gebiet der Keramikherstellung<br />
hat eine rasante Entwicklung stattgefunden. Den Beruf des Töpfers<br />
gibt es bereits nicht mehr. Inzwischen können Lernende ganz unterschiedliche<br />
Lehrabschlüsse machen.<br />
Foto: Fotowerksatt<br />
Welche Voraussetzungen sollten die Auszubildenden mitbringen?<br />
Da ist einmal das Interesse am Material. Ton ist ein Material, das nicht<br />
alle Menschen gerne in die Hand nehmen, weil es kalt und nass ist<br />
und zum Teil auch eine eigene Duftnote hat. Wichtig ist auch, Geduld<br />
zu haben, weil bei der Arbeit einiges schief gehen kann. Das Produkt<br />
ist eben immer erst fertig, wenn es den Brand überstanden hat. Erst<br />
dann merkt man, welche Fehler sich bei der Herstellung eingeschlichen<br />
haben. Auch logisches Denken spielt eine Rolle. Wer selber eine<br />
Glasur herstellt, muss zum Beispiel wissen, wie die chemischen<br />
Prozesse funktionieren.<br />
Ihr stellt selber Glasuren her?<br />
Ja, aber noch nicht lange. Während meiner Ausbildung als Töpfer<br />
gehörte das Thema «Glasuren selber herstellen» noch nicht zum<br />
Schulstoff. Vor drei Jahren habe ich die Ausbildung als Keramiker abgeschlossen.<br />
Nachher habe ich damit angefangen.<br />
13<br />
Welche Berufsaussichten haben die Lehrlinge nach Abschluss<br />
ihrer Ausbildung?<br />
Den Beruf des Töpfers gibt es seit 2011 in der Schweiz nicht mehr.<br />
Einer der Gründe dafür ist, dass das Drehen des Tones zu viel Zeit<br />
braucht. In der Industrie werden Produkte nicht mehr auf diese<br />
Weise hergestellt. Wer heute einen Abschluss in Fachrichtung Kunst<br />
machen will, stellt auf der Drehscheibe nur noch Einzelstücke her.<br />
Wer in Richtung Design geht, macht Prototypen, von denen Gipsformen<br />
für die industrielle Produktion angefertigt werden.<br />
Die meisten merken ziemlich schnell, welche Neigungen und Begabungen<br />
sie besitzen. Beim Arbeiten an der Drehscheibe zum<br />
Beispiel, muss jemand die Nerven behalten und dranbleiben, es<br />
immer wieder neu versuchen und auch damit umgehen können,<br />
wenn der Haufen mit misslungenen Arbeiten immer grösser wird.<br />
Gestalterisch zu arbeiten ist ebenfalls zeitaufwendig, aber im<br />
Vergleich zum Drehen auch einfacher.<br />
Was für Werkzeuge und Geräte verwendet ihr in der Keramikwerkstatt?<br />
Was für Abschlüsse können die Lehrlinge in der Keramikwerkstatt<br />
machen?<br />
In der Schweiz werden nur die Berufe «Steinbildhauer EFZ» sowie<br />
«Holzbildhauer EFZ» angeboten. Auch im EU-Land Österreich<br />
können unsere Lehrlinge ihre Lehrabschlussprüfung machen, und zwar<br />
als Bildhauer – egal mit welchen Materialien. Die Expertenjury prüft<br />
ihr handwerkliches Können. Ein Lehrling kann dort nach einer dreijährigen<br />
Ausbildung eine Prüfung machen. Zum einen den Feinkeramiker,<br />
der für Geschirr, Vasen und Ziergegenstände zuständig ist<br />
und zum anderen den Grob- oder Baukeramiker, der vor allem Kachelöfen<br />
herstellt. So können wir am Märtplatz eben – neben dem<br />
«Keramiker» mit Abschluss in der Schweiz oder Österreich – auch die dreijährige<br />
Berufsausbildungen «Steinbildhauer EFZ» sowie «Holzbildhauer<br />
EFZ» anbieten.<br />
Die Lehrlinge entscheiden sich also während der Ausbildung, in<br />
welche Richtung ihre Ausbildung gehen soll.<br />
Da ist sehr unterschiedlich. Ein Bildhauer muss, um weiches<br />
Material abzutragen, herausfinden, welches Werkzeug ihm am<br />
besten liegt oder stellt sein Arbeitsgerät gleich selber her. Es<br />
kommen auch Küchenwerkzeuge in Frage, und bei Ornamenten<br />
oder feineren Arbeiten empfiehlt sich sogar Zahnarztwerkzeug.<br />
Auch ein Keramiker braucht für die Arbeit an der Drehscheibe<br />
viele verschieden Werkzeuge, die auch selber herstellt werden<br />
können, wie Schienen aus geformtem Blech oder Geräte aus der<br />
Schreinerei, wie etwa der Schwanenhals, eine Ziehklinge aus<br />
Metall. An Geräten haben wir einen Brennofen, eine Spritzkabine<br />
mit Wasservorhang, und für die Oberflächenbehandlung<br />
eine Sandstrahlanlage, mit der man eine glänzende Glasur<br />
an gewissen Stellen mattieren kann. Diese Technik hat übrigens<br />
die bekannte Firma Rosenthal herausgefunden, die bis heute<br />
sehr viel Erfolg damit hat. Weil es bei der Arbeit mit Ton sehr<br />
viel Abfall gibt, haben wir eine Wiederaufbereitungsanlage. So<br />
können wir im Jahr etwa eine Tonne Ton einsparen.
news<br />
Neue Lehrmeister/innen<br />
14<br />
Foto: Fotowerksatt<br />
Küche<br />
Andrea Mathis<br />
Aufgewachsen in Gebenstorf, im Kanton Aargau, zog Andrea Mathis bereits mit 16 Jahren zuhause<br />
aus, um in Zürich eine Kochlehre zu beginnen. Ihr Lehrbetrieb hiess «Üetlihof», das ehemalige<br />
Personalrestaurant der Credit Suisse – das die Bank übrigens 2012 für eine Milliarde Franken verkaufte.<br />
Schon ihre ältere Schwester hatte dort ihre Ausbildung als Köchin absolviert. Sowieso hatte<br />
Andrea bereits als achtjähriges Mädchen beschlossen, einmal Köchin zu werden. Im grossen Saal<br />
des «Üetlihof» versorgte ein 90-köpfiges Küchenteam bis zu 3000 Angestellte, und für die Direktion<br />
wurden jeweils rund 50 A la Carte-Menüs zubereitet. Andrea Mathis lernte dort die Gemeinschaftsgastronomie<br />
und die gehobene Küche kennen. Eine ideale Ausbildungs-Situation. Nach Abschluss<br />
der Lehre konnte sie intern in ein kleineres Personalrestaurant in der Brunau wechseln, wo sie für<br />
ein Jahr als Küchenverantwortliche arbeitete. Anschliessend nahm sie eine sechsmonatige Auszeit.<br />
Zusammen mit ihrer besten Freundin wollte sie nach Japan reisen. Die beiden jungen Frauen<br />
stellten dann aber fest, dass für zusätzliche 600 Franken auch ein «Around The World-Ticket»<br />
drin liegt. Als Andrea Mathis in die Schweiz zurückkehrte, fand sie gleich eine neue Stelle im<br />
Restaurant «Roter Turm» in Baden, wo sie auch Lehrlinge ausbilden konnte. Der Rote Turm wird<br />
von der Stiftung Pegasus betrieben und ist unter anderem auch ein Arbeitsplatz und Lernfeld<br />
für leistungsbeeinträchtigte Menschen. In Baden lernte sie auch ihre Frau kennen, mit der sie<br />
inzwischen seit neun Jahren zusammenlebt. Nach zwei Jahren wechselte sie ins Seminarhotel<br />
«Bocken». Dort arbeitete sie sechs Jahre lang, zuerst als Chef de Partie und dann als Demis Souschef.<br />
2011 hiess ihre nächste Station «dine & shine», eine grosse Catering-Firma in Urdorf. Trotz<br />
ihrer bisherigen beachtlichen Karriere, habe ihr doch immer etwas gefehlt, gesteht Andrea Mathis<br />
heute. Sie habe sich schon lange eine Arbeitsstelle gewünscht, bei der es nicht nur ums Business,<br />
ums Planen und Kontrollieren geht. Vor allem wollte sie auch Lehrlingen etwas mit auf den Weg<br />
geben können. Im April dieses Jahres entdeckte Andrea Mathis zufällig im Internet das Stelleninserat<br />
vom Märtplatz und dachte: «Das ist es!»<br />
Foto: Fotowerksatt<br />
Malereiwerkstatt<br />
Yves Angioy<br />
In Glattbrugg geboren und aufgewachsen, suchte Yves Angioy nach der Schulzeit fieberhaft nach<br />
einer Lehrstelle. In Flawil konnte er bei einer Malerfirma ein Praktikum und gleich auch eine Lehre als<br />
Maler machen. Nach der Lehrabschlussprüfung schaute er sich lange Zeit nach einer Arbeitsstelle<br />
um. Während seiner Suche nahm er verschiedene Jobs an, etwa auf dem Bau oder er transportierte<br />
Zeitungen bis in die frühen Morgenstunden. Im Februar 2007 fand er in Herrliberg endlich eine Stelle<br />
als Maler. Bei den Arbeiten für die «gehobenere Kundschaft» habe er gelernt, genauer auf die Details<br />
zu achten, was für ihn ein Vorteil gegenüber anderen Berufskollegen gewesen sei, meint Yves rückblickend.<br />
Anfang 2010 nahm er die Ausbildung zum Malermeister in Angriff. Gleichzeitig markierte<br />
dies leider auch den Anfang einer ziemlichen Pechsträhne. Da er während der Ausbildung nur zu<br />
60 Prozent im Geschäft arbeiten konnte, wurde Yves kurzerhand entlassen. Danach gelangte er an<br />
eine Malerfirma in Pfungen, wo er, statt wie versprochen, das Geschäft nach einer gewissen Zeit<br />
übernehmen zu können, schlicht über den Tisch gezogen werden sollte. Zwei Monate darauf fand<br />
er eine neue Stelle in Glattbrugg, wo er die Leitung eines grösseren Auftrags am Flughafen Kloten<br />
übernehmen konnte. Durch die Vermittlung eines Temporär-Büros ergab sich anschliessend eine<br />
Festanstellung in Neuenhof im Kanton Aargau. Per Zufall stiess er dann auf ein Inserat der Stiftung<br />
Märtplatz, die eine/n «Berufsbildner/in Maler/in mit Berufsprüfung» suchte. «Das ist genau mein<br />
Job», sagte er sich, bewarb sich um die Stelle und bekam sie dann auch. «Junge Menschen, die es<br />
nicht so einfach haben, bei ihrem Weg ins Berufsleben zu unterstützen, ist so ziemlich das Schönste<br />
das es für mich gibt», sagt Yves Angioy heute. Seit August dieses Jahres bildet er am Märtplatz<br />
Malerlehrlinge aus. Er habe am Märtplatz schon viele positive Erfahrungen gemacht, stellt Yves fest<br />
und meint lachend: «Ich kann mir gut vorstellen, dass ich hier nie mehr weggehen werde.»
Wir verabschieden...<br />
Foto: Nadine Bremer<br />
Küche<br />
Pippa Tartine Ohl<br />
Mit Pippa Tartine Ohl verliess eine sehr beliebte Lehrmeisterin<br />
den Märtplatz – und dies nicht nur, weil sie eine ausgezeichnete<br />
Köchin und Gastgeberin war und ist. Vier Jahre lang<br />
bildete sie, zusammen mit Markus Schellenberg, Kochlehrlinge<br />
aus. Zuvor war sie im renommierten Restaurant Kaiser’s Reblaube<br />
in Zürich als Sous-Chefin tätig. Inzwischen arbeitet sie bei «Meier<br />
& Wirz Catering», einer Firma, die Banquette für hohe Ansprüche<br />
kreiert. Wir wünschen Pippa für ihre Zukunft nur das Beste.<br />
Foto: Heidi Arens<br />
15<br />
Malereiwerkstatt<br />
Daniel Schellenberg<br />
Am Anfang seines Engagements am Märtplatz, im Oktober 2009, unterrichtete Daniel Schellenberg<br />
zunächst die Malerlehrlinge intern einmal pro Woche in Berufskunde. Ab <strong>November</strong> 2011 arbeitete er<br />
zu 45 Prozent als Co-Lehrmeister in der Renovierwerkstatt. Parallel dazu bildete sich der gelernte Maler<br />
und Farbdesigner auf künstlerischem Gebiet weiter. Er absolvierte unter anderem einen Bildungsgang<br />
für Literarisches Schreiben sowie eine Regieassistenz am Theater Aeternam Luzern. Er will sich künftig<br />
vollumfänglich der literarischen Arbeit widmen. Wir wünschen Daniel für seine Zukunft alles Gute und<br />
sehr viel Erfolg – und hoffen, bald ein Theaterstück zu besuchen, das auf seinem Dramentext beruht.
ückschau<br />
16<br />
Crusius & Deutsch<br />
«Eingemacht»<br />
2.10.<strong>2013</strong><br />
Die beiden Freundinnen Toni und Emmi haben sich dummerweise<br />
auf unbestimmte Zeit zusammen im Keller eingeschlossen.<br />
Sie kämpfen mit Notdurft, Notlügen, Notwehr und essen, wenn es<br />
sein muss, auch Fliegen. Immer wieder verlässt eine den Pfad von<br />
Zucht und Ordnung und versinkt hemmungslos im Selbstmitleid<br />
oder sucht den offenen Zweikampf. Diese «Dramödie» aus einem<br />
Schweizer Keller stellt mit ironischen, witzigen Kommentaren den<br />
schweizerischen Hang zur umfassenden Ab- und Versicherung<br />
ironisch in Frage. Der Auftritt am Märtplatz war auch der letzte<br />
des komödiantischen Duos: Carmen Crusius und Sabina Deutsch<br />
werden fortan eigene künstlerische Wege gehen.<br />
Foto: Manuel Bellini<br />
Theater Ariane<br />
Café Fertig<br />
17.9.<strong>2013</strong><br />
Thomas Hürlimann beschreibt in seinem Monolog<br />
der Milly eine Person, die, wie auch immer, überlebt.<br />
Sie macht sich nur noch wenige Illusionen<br />
über ihre Illusionen. Sie kennt ihre eigene Blödheit.<br />
Sie kann über sich lachen. Man fängt an, sie in ihrer<br />
ganzen Blödheit, in ihrer Sisyphos-haften Tapferkeit<br />
zu lieben. Rachel Matter mit Daniel Fueter, dem<br />
Komponisten dieser Lieder, am Klavier, präsentierten<br />
eine wunderbare Conférence mit Liedtexten<br />
von Thomas Hürlimann, Martin Suter und weiteren<br />
Autoren.<br />
Foto: Mario Prezioso<br />
Stiftung Märtplatz<br />
ENTENRENNEN <strong>2013</strong><br />
6.7.<strong>2013</strong><br />
Foto: Nadine Bremer<br />
Märtplatz lässt die Enten los: Dutzende bunte Plastikentchen schwammen<br />
am Samstag auf der Töss in Freienstein-Teufen um die Wette.<br />
Wer auf das Sieger-Entlein setzte, gewann am Ende einen kleinen<br />
Preis. Sogar selbstgebaute Enten gingen in einem Lauf an den Start.<br />
Das Rennen fand im Rahmen eines alljährlich stattfindenden Festes<br />
der Stiftung Märtplatz statt. Die Stiftung bietet Ausbildungsplätze für<br />
Jugendliche mit psychischen oder sozialen Schwierigkeiten an. Neben<br />
dem Entenrennen bot das Fest weitere Attraktivitäten. So konnten sich<br />
die Kinder mit Tretautos und Trottinetts vergnügen, und für die etwas<br />
älteren Besucher spielte eine Band. Die Lehrlinge und Lehrmeister<br />
halfen bei der Organisation mit. «Ich bin sehr zufrieden mit dem Anlass.<br />
Wir hatten viele Besucher», sagt Märtplatzleiter Kuno Stürzinger.<br />
(Aus dem Zürcher Unterländer vom 9. Juli <strong>2013</strong>)
Foto: Nadine Bremer Foto: Nadine Bremer<br />
Dodo Hug<br />
CHANSONS SANS FRONTIÈRES – SONGS ACROSS THE BORDERS <strong>2013</strong><br />
20.6.<strong>2013</strong><br />
Stiftung Märtplatz und neues Kino Freienstein präsentierten ein Open-Air-Konzert mit der Sängerin, Musikerin und<br />
Komikerin Dodo Hug. Begleitet wurde sie von ihrem Lebenspartner, dem sardischen Musiker Efisio Contini. Zuvor<br />
genossen zahlreiche Besucherinnen und Besucher ein feines Nachtessen. Zum Serviceteam gehörten auch ein paar<br />
muntere Märtplatz-Lehrlinge. Für Dessert und Konzert begab man sich dann allerdings in den Kinosaal. Die Air war zu<br />
feucht geworden.<br />
Marie Thérèse Escribano<br />
ICH BIN EIN VORBILD<br />
29.5.<strong>2013</strong><br />
Eine Farce auf der Suche nach allen möglichen Vorbildern –<br />
positiven, negativen, absurden oder virtuellen... Gnadenlos stellt<br />
Marie Thérèse Escribano die Lächerlichkeit diverser Vorbilder<br />
bloss, entwirft ein Panoptikum skurriler Volkstypen – von der<br />
taubenfütternden Frau Wodak über Politiker in Gestalt geklonter<br />
Minister bis zur portugiesischen Wasserhund-Liebhaberin. Mit<br />
einer gehörigen Portion Selbstironie zieht sie die Zuschauer in<br />
den Bann ihrer anarchistischen Gedankengänge, sorgt mit Filmen<br />
und Kommentaren für Überraschungen und herzhaft befreiendes<br />
Lachen.<br />
17
Pressemitteilung<br />
Vivi Kola<br />
Zeitgeist in Flaschen<br />
Andrea Sailer, die Leiterin Administration am Märtplatz, hat<br />
zusammen mit einer Co-Autorin ein Buch geschrieben, das sich<br />
um ein legendäres Schweizer Süssgetränk dreht. Ein Auszug<br />
aus der Pressemitteilung vom 3. Oktober <strong>2013</strong>:<br />
75 Jahre nach der ersten Abfüllung und drei Jahre nach der<br />
«Wiederauferstehung» liegt nun druckfrisch das Buch über eine<br />
Schweizer Traditionsmarke vor: «Vivi Kola – Zeitgeist in Flaschen».<br />
18<br />
2010 endet der 24-jährige Dornröschenschlaf von Vivi Kola. Wachgeküsst<br />
durch Christian Forrer, einem in Eglisau aufgewachsenen<br />
Grafiker, der die Kultmarke seiner Kindertage nie vergessen<br />
konnte. 500 Leute sind dabei. Die Medien berichten euphorisch<br />
über das aufgeweckte Schweizer Kola. Nicht Vivi-Infizierte verblüfft<br />
das Phänomen – darunter zwei an seinem Heimatort wohnende<br />
Journalistinnen: Andrea Sailer und Barbara Weber-Ruppli<br />
fällt auf, dass sich besonders Männer zwischen 40 und 70 zu Vivi<br />
Kola-Begeisterungsstürmen hinreissen lassen. Die beiden Autorinnen<br />
machen sich auf die Suche nach diesen Spuren der Faszination.<br />
«Seit wir das Projekt an die Hand genommen haben, hat<br />
sich eine breite Palette an Geschichten eröffnet, die immer bunter<br />
wurde, je mehr wir uns darin vertieften. Verbürgte, geschichtliche<br />
Fakten, aber auch von Nostalgie geprägte Erinnerungen, vielleicht<br />
zum Teil «verfärbt» aber immer echt», erzählt Sailer.<br />
Das Buch ist im Ott Verlag erschienen und in den Buchläden<br />
der Schweiz erhältlich, zudem im Vivi Cafe in Eglisau sowie<br />
direkt beim Ott Verlag. ISBN-Nummer: 978-3-7225-0135-2,<br />
Preis CHF 39.50<br />
30 Männer und fünf Frauen im Alter zwischen sieben und 93<br />
Jahren überliefern im Buch «Vivi Kola – Zeitgeist in Flaschen»<br />
Industriegeschichte – verpackt in Anekdoten und Erlebnissen,<br />
die sich um ein Getränk mit Kultcharakter ranken. Angefangen<br />
bei Artur O. Müller: Sein Vater soll den Schaum auf dem Vivi erfunden<br />
haben. Oder Florian Schlegel, der den Vivi Kola-Werbebus<br />
zwei Mal an die Tour de Suisse lenkte, ans wichtigste Velorennen<br />
der Schweiz, wo Vivi einst Sponsor war und der «Pille-Fritz» aus<br />
Bülach nicht nur mit Vivi dopte. Weiter mit Karl Bodmer, der in der<br />
Mineralquelle aufwuchs und ein ganzes «Gütterli» in einem Zug<br />
trinken konnte, bis ihm der Schaum «aus den Ohren rauskam».<br />
Dank der Tour de Suisse und vielen Rennfahrerstars, die für die<br />
«braune Brause» warben, wurde das Getränk bekannt, startete in<br />
den 1960er Jahren durch.<br />
Trotz einer fulminanten Erfolgsgeschichte versiegte die Vivi-Quelle<br />
1986. Die Marke «wurde zu Tode gewirtschaftet», wie in Eglisau<br />
viele unter vorgehaltener Hand oder manche auch öffentlich<br />
sagen. Umso grösser ist die Überraschung und Freude, als Forrer<br />
die Marke im Jahre 2010 wieder aufleben lässt und neue Fans en<br />
gros erobert. Zum 75-jährigen Jubiläum von Vivi Kola liegt nun das<br />
Buch vor, das jene Geschichten zwischen zwei Buchdeckeln verpackt,<br />
welche die Faszination für die imageträchtige Marke ausmachen.<br />
Das Buch ist reich bebildert mit alten Plakaten und Fotos<br />
von Rennfahrer-Stars sowie mit Porträtfotos der Protagonistinnen<br />
und Protagonisten.
Wir danken herzlich...<br />
Römisch-Katholischer Synodalrat Zürich<br />
Frauenverein Stadel<br />
Herr E. Jegge<br />
Frau M. Kindlimann<br />
Gemeinde Rorbas<br />
Holzpunkt AG<br />
Evangelisch Reformierte Kirchgemeinde Grossmünster Zürich<br />
Josef Hildbrand, Zürich<br />
Urs Doerig, Kreuzlingen<br />
Roberto Domeniconi, Zürich<br />
Kurt und Rita Huwyler, Freienstein<br />
Katholisches Pfarramt St. Petrus Embrach<br />
Suisseplan Ingenieure AG Logistik Zürich<br />
herzliches dankeschön<br />
... und all den vielen weiteren Spenderinnen und Spendern,<br />
die uns zwischen Januar und <strong>November</strong> <strong>2013</strong> regelmässige,<br />
unregelmässige und einmalige Beiträge haben zukommen<br />
lassen – kleine, grössere oder ganz grosse. Mit Ihrem Geld<br />
tragen sie ganz wesentlich dazu bei, den Lernenden am<br />
Märtplatz optimale Berufsausbildungen zu ermöglichen.<br />
Impressum<br />
<strong>November</strong> <strong>2013</strong>/Nr.19<br />
Der Märtplatz besitzt das Gütesiegel ZEWO, der<br />
«Schweizerischen Zertifizierungsstelle für gemeinnützige<br />
Spenden sammelnde Organisationen»<br />
Herausgeber:<br />
Stiftung Märtplatz, Solarweg 1, Postfach, 8427 Freienstein<br />
Telefon: 044 865 52 22, Fax: 044 865 52 91<br />
buero@maertplatz.ch, www.maertplatz.ch<br />
Post: 84-1660-2 / CH46 0900 0000 8400 1660 2<br />
Raiffaisenbank Schaffhausen: CH77 8134 4000 0081 9848 8<br />
19<br />
Redaktion:<br />
Märtplatz-Medienwerkstatt, Dorfstrasse 14d, 8427 Freienstein<br />
Telefon: 044 881 75 15, journalisten@maertplatz.ch<br />
Texte:<br />
Andrea Casalini, Ausbildner<br />
Andrea Sailer, Demian Topal und Kuno Stürzinger<br />
Layout:<br />
Märtplatz-Medienwerkstatt: Luzia Buchmann, Ausbildnerin<br />
Fotos:<br />
Märtplatz-Fotowerkstatt: Alexander Scheidegger, Linda Scapin,<br />
Luka Königsdorfer, Manuel Bellini, Mario Prezioso und Nadine<br />
Bremer<br />
Ausbildner/innen: Heidi Arens, Moritz Hager und Simone Glauser<br />
Illustration:<br />
Märtplatz-Medienwerkstatt: Sara Hänseler<br />
Titelbild:<br />
Linda Scapin<br />
Druck:<br />
Medico Druck, 8424 Embrach