Lesen - Golf Dornseif
Lesen - Golf Dornseif
Lesen - Golf Dornseif
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Bereits 1933 tauchte Dr. Brenner in SWA auf, finanziell vorzüglich ausstaffiert, und machte sich durch<br />
grosszügige Spenden für das deutsche Volkstum überall beliebt. Brenner stachelte die Deutschen auf, die<br />
Flagge der Union auf öffentlichen Gebäuden durch die deutschen Farben zu ersetzen und liess<br />
Broschüren verteilen, die den "Anschluss" an Deutschland forderten. Im Dezember 1933 verlangte der<br />
deutsche Konsul in Windhoek vorn zuständigen Staatssekretär (der Buren) für Erziehungsfragen, dass<br />
deutsche Geschichtslehrbücher mit nationalsozialistischer Ideologie an deutschen Schulen in SWA<br />
benutzt werden sollten. Das wurde kategorisch abgelehnt.<br />
Dr. Wallberg, Direktor der Oberrealschule zu Windhoek, verweigerte jede Zusammenarbeit mit den neu<br />
ernannten Funktionären der Hitler-Jugend. Als Reaktion bemühten sich die Partei-Strategen in SWA, die<br />
"Ablösung unzuverlässiger und reaktionärer Elemente im Auslandsschul-"wesen" durch Massnahmen in<br />
der Heimat einzuleiten. Zuständig war Dr. Jung von der Kolonialpolitischen Abteilung der NSDAP in<br />
München.<br />
Im Mai 1934 traf der neu ernannte Hitlerjugendführer für SWA, Lossnitzer, mit seine Ehefrau ein, die als<br />
BDM-Führerin parallel wirken sollte und vor der Ausreise noch einen Schulungskursus absolvieren<br />
musste. Zunächst wollte man "eine Art Untergrund-Hitlerjugend" auf die Beine stellen – diskret und ohne<br />
Provokationen, täuschend ähnlich uniformiert wie Pfadfinder(innen). Wahlweise sollten aber auch "richtige<br />
HJ-Uniformen und BDM-Uniformen nach deutschem Vorbild vorrätig gehalten werden zum passenden<br />
Termin ..." – Nach aussen sollte das brave Scout Image britischer Prägung signalisiert werden, um Ärger<br />
zu vermeiden.<br />
Ab Februar 1934 wurden Eidesleistungen eingeführt: "Ich schwöre Adolf Hitler unverbrüchliche Treue, ihm<br />
und den mir von ihm bestimmten Führern unbedingten Gehorsam ..."<br />
Am 27. Mai 1934 meldete Major Weigel, leitender NSDAP-Repräsentant in SWA, Vollzug aller<br />
Eidesleistungen nach Deutschland. Naturalisierten Personen und Kindern wurde – statt des Eids – ein<br />
"Gelöbnis" zugestanden (ersatzweise).<br />
Mittlerweile bauten die Funktionäre ein "Überwachungssystem" auf, um sich möglichst umfassend vertraut<br />
machen zu können mit der jetzt erwünschten nationalsozialistischen "Gesinnungstreue" der<br />
Auslandsdeutschen. Kritische oder gar verächtliche Äusserungen über das Dritte Reich sollten "intern<br />
registriert" werden (und später einmal zu Konsequenzen führen).<br />
Der "Deutsche Bund" – die damalige Partei der Deutschen in SWA – war kraftlos und zerstritten, sodass<br />
die NSDAP sich ihrer bedienen konnte wie ein Trojanisches Pferd. Aus der Swakopmunder Zeitung vom<br />
22. Mai 1935 ist zu entnehmen, dass nun Dr. Schwietering auftauchte "zur Machtübernahme" und in<br />
einem Interview freimütig erklärte:<br />
"Major Weigel und der Erbprinz von Mecklenburg sind zu mir auf meine Farm gekommen und appellierten<br />
an mein Pflichtbewusstsein. Nach zwei Tagen voller Diskussionen bekamen die Herren mein<br />
Einverständnis zu hören. Der Erbprinz sagte noch ermutigend zu mir, er sei ein alter Parteigenosse und<br />
das ganze Vaterland werde mir den Rücken stärken ..."<br />
Dr. Schwietering, bisher Partei-Chef des Deutschen Bundes, blieb dies weiterhin, war aber "intern" zum<br />
Führer einer NSDAP in SWA bestellt worden – ganz unauffällig ...<br />
Endlich interessierte sich das Büro des Generalstaatsanwalts für die Geheimbündelei der NSDAP-<br />
Sympathisanten in SWA und wünschte Aufklärung von den Beteiligten, darunter Dr. Hirsekorn, der<br />
ungeniert unter anderem versicherte: "Natürlich bemühen wir uns um die Nazifizierung des deutschen<br />
Schulwesens im Land, denn dies ist eine innerdeutsche Angelegenheit und dürfte die Regierung in<br />
Pretoria kaum etwas angehen. Die Zukunft des Landes wird nicht in Südafrika entschieden, sondern in<br />
Berlin ..."<br />
Am 28.August 1934 wurde die NSDAP offiziell in SWA verboten (im sogenannten "Territory"). Die<br />
Generalstaatsanwaltschaft fasste ihre Ermittlungen zusammen: