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Der archäologische Forschungsstand in der Gemarkung ...

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h<strong>in</strong> zu Körper- o<strong>der</strong> Brandgräberfriedhöfen. Gerade wegen ihrer Unsche<strong>in</strong>barkeit<br />

s<strong>in</strong>d diese Quellen <strong>der</strong> Vorgeschichtsforschung erheblicher Zerstörungsgefahr ausgesetzt,<br />

die vom Pflug des Landwirts und von den Erdbewegungsmasch<strong>in</strong>en <strong>der</strong> Baufirmen<br />

herrührt. Deshalb muß die heimische Archäologie Sorge dafür tragen, daß<br />

bereits vor dem Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Bauarbeiten Ausgrabungen durchgeführt werden. Dank<br />

<strong>der</strong> Kooperationsbereitschaft <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de Stephansposch<strong>in</strong>g konnten wir im<br />

Baugebiet „Geishngerfeld" und auf dem Platz <strong>der</strong> künftigen Mehrzweckhalle Grabungen<br />

größeren Umfangs <strong>in</strong> die Wege leiten. Es s<strong>in</strong>d die ersten flächigen Untersuchungen<br />

im gesamten Geme<strong>in</strong>degebiet, da vorher aus Mangel an Kräften lediglich Fundbergungen<br />

<strong>in</strong> Kiesgruben und oberflächige Aufsammlung von Keramikbruchstücken möglich<br />

waren.<br />

Aus den vielen vorgeschichtlichen Fundstellen <strong>der</strong> <strong>Gemarkung</strong> Stephansposch<strong>in</strong>g<br />

ragen zwei heraus, <strong>der</strong>en wissenschaftliche Bedeutung mehr als nur lokalen Charakter<br />

besitzt: die spätkeltischen Gräber von Uttenhofen (Abb. 1, Nr. 53) und <strong>der</strong> jungste<strong>in</strong>zeitliche<br />

Friedhof vom Gelände <strong>der</strong> Mehrzweckhalle. Die Uttenhofener Brandgräber<br />

gehören zu e<strong>in</strong>er auch heute noch wenig repräsentierten Fundgrube aus <strong>der</strong><br />

Mitte des 1. Jahrhun<strong>der</strong>ts v. Chr., e<strong>in</strong>er Zeit für die wir beim gegenwärtigen Wissensstand<br />

mit sehr ger<strong>in</strong>ger Besiedlung rechnen müssen, was vielleicht auch die erst <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

zweiten Hälfte des 1. Jahrhun<strong>der</strong>ts n. Chr. erfolgte Sicherung <strong>der</strong> römischen Grenze<br />

durch Kastelle erklärt.<br />

Erster Vorbericht zum jungste<strong>in</strong>zeitlichen Friedhof<br />

Das jungste<strong>in</strong>zeitliche Gräberfeld vom Gelände <strong>der</strong> Mehrzweckhalle im Herzen<br />

Stephansposch<strong>in</strong>gs ist die überraschendste und wichtigste Entdeckung <strong>der</strong> Kreisarchäologie<br />

Deggendorf im Jahre 1984. Was ursprünglich als re<strong>in</strong>e Rout<strong>in</strong>euntersuchung<br />

im Bereich e<strong>in</strong>er Siedlung <strong>der</strong> L<strong>in</strong>earbandkeramik galt, entpuppte sich sehr<br />

rasch als e<strong>in</strong> Objekt von größerer Bedeutung. Nachdem <strong>der</strong> Humus mit <strong>der</strong> Planierraupe<br />

abgeschoben worden war, erfolgte die Anlage e<strong>in</strong>es Planums von Hand. Um die<br />

zu erwartenden vorgeschichtlichen Befunde <strong>in</strong> dem stark entkalkten Löß erkennen zu<br />

können, mußte man dazu etwa e<strong>in</strong>en Spatenstich tiefer gehen. Bei e<strong>in</strong>er Siedlung hätten<br />

wir nach Klärung <strong>der</strong> Befundsituation die übrige Fläche mit dem Bagger abziehen<br />

können (wie beim Neubau <strong>der</strong> Raiffeisenbank geschehen), was e<strong>in</strong>e erhebliche Verkürzung<br />

<strong>der</strong> Grabungszeit zur Folge gehabt hätte. Doch fast mit dem ersten Spatenstich<br />

traf man bereits auf e<strong>in</strong> Brandgrab. <strong>Der</strong> E<strong>in</strong>satz e<strong>in</strong>es Baggers war deshalb nicht<br />

zu verantworten, da er all diese über dem späteren Planum gelegenen Gräber zerstört<br />

hätte. So mußte das gesamte Baugelände von Pfand ergraben werden, was den Baubeg<strong>in</strong>n<br />

verzögerte. Daß es dennoch zu ke<strong>in</strong>en Reibereien kam, ist <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie Herrn<br />

Bürgermeister Schreiber zu verdanken, <strong>der</strong> fast täglich an <strong>der</strong> Grabungsstelle erschien<br />

und den Untersuchungen großes Interesse entgegenbrachte. Ihm gilt unser beson<strong>der</strong>er<br />

Dank. Zu Dank verpflichtet ist die Kreisarchäologie Deggendorf auch dem Arbeitsamt,<br />

das durch die Genehmigung e<strong>in</strong>er Arbeitsbeschaffungsmaßnahme erst die notwendigen<br />

Voraussetzungen im Personalbereich schuf.<br />

Im Zeitraum vom 4.5. bis 24. 7. 1984 konnten neben e<strong>in</strong>er großen Anzahl von Siedlungsspuren<br />

<strong>in</strong>sgesamt 41 Brand- und Körpergräber <strong>der</strong> L<strong>in</strong>earbandkeramik ausgegraben<br />

werden (Abb.,2). Mit e<strong>in</strong>er Ausnahme lagen alle 31 Brandgräber oberhalb<br />

unseres Planums.<br />

1 I

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