Mythos informeller Bergbau - SEFUT Working Group, Socio ...
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<strong>Mythos</strong> <strong>informeller</strong> <strong>Bergbau</strong> <strong>SEFUT</strong> <strong>Working</strong> Paper 12<br />
Parallel wird das schlechte Image des informellen <strong>Bergbau</strong>s auf ausländische Mineros (v.a.<br />
Brasilianer und Kolumbianer) externalisiert, indem Mineros national(istisch)e Diskurse aufgreifen<br />
und auf ausländische Garimperos verweisen. Bewusste Widerstandsformen gegen die<br />
Entregionalisierung und Transnationalisierung des Gold- und Diamantenbergbaus reichen von<br />
nächtlichen Diebstählen von Gold und Werkzeugen aus industriellen <strong>Bergbau</strong>anlagen,<br />
Sabotage- und Spionageakten bis hin zu politischen Widerstandsgruppen, informellen und<br />
formellen Interessenkoalitionen mit staatlichen Angestellten bzw. industriellen Unternehmern<br />
sowie Demonstrationen, Straßensperren und gewalttätigen Konfrontationen.<br />
Stellt sich die Frage, welche Widerstandsformen mit welchem Erfolg möglich sind. Sowohl<br />
durch Propagandamaßnahmen als auch durch ihre quantitativ bedeutenden Anteile an<br />
der Bevölkerung des Bundesstaates Bolívar und als Wähler ist die politische Schlagkraft der<br />
Mineros v.a. auf der regionalen Ebene nicht zu unterschätzen. Nicht umsonst bemühen sich<br />
Vertreter aller politischen Parteien und aller staatlichen Ebenen um Kontakte zu Vertretern<br />
des informellen <strong>Bergbau</strong>s. Dabei überwiegen informelle Kanäle allerdings bei weitem die<br />
offiziellen Programme. Staatsangestellte der regionalen Ebene pflegen Kontakte zum informellen<br />
<strong>Bergbau</strong>, um Konfliktsituationen zu entschärfen. Regionalpolitiker versuchen durch<br />
Versprechen, sich für den informellen <strong>Bergbau</strong> einzusetzen oder durch die Ankündigung<br />
materieller Unterstützungen (wie z.B. ein Fahrzeug) ihre Wahlchancen zu erhöhen. Diese Beziehungen<br />
gestalten sich jedoch aufgrund der ungleichgewichtigen Beeinflussungsmöglichkeiten,<br />
ihres geringen Formalisierungsgrades und ihrer Willkürlichkeit extrem<br />
problematisch. Hinzu kommt die Heterogenität der Minerobewegung. Denn die politische<br />
Führerschaft des informellen <strong>Bergbau</strong>s ist aus persönlichen und politischen Gründen zum Teil<br />
zerstritten oder sind eher lokal-territorialen Verpflichtungen als übergeordneten Interessen der<br />
Minerobewegung verbunden. Letztlich handelt es sich bei der Minerobewegung nicht um<br />
einen monolithischen Block. Ähnlich wie der lokalspezifische Hintergrund und die fehlende<br />
Vernetzung zahlreicher Umweltorganisationen die Durchsetzung ihrer Interessen behindert<br />
(vgl. BRYANT 1992: 27), ist auch die Minerobewegung durch heterogene und lokalspezifische<br />
Interessen gehandicapt. Diesen Umstand machen sich sowohl der Staat als auch<br />
industrielle <strong>Bergbau</strong>konzerne zunutze, indem sie mit einzelnen Projektgegnern kooperieren<br />
und so einen breiten Widerstandskonsens der Akteure des informellen <strong>Bergbau</strong>s verhindern.<br />
7. Fazit<br />
Die aufgezeigten "anderen Seiten" von Minerogesellschaften werden nur selten von der<br />
lokalen auf die internationale Ebene transportiert, womit auch mögliche Sozial- und<br />
Umweltprojekte ausgeblendet bleiben. Denn während internationale Umwelt- und Minoritätsdebatten<br />
indigenen Gruppen ein eher positives, schützenswertes Image zuschreiben,<br />
hat der informelle <strong>Bergbau</strong> - da er weder ökonomie- noch ökologiedominierte Diskurse<br />
positiv besetzen kann - keine Fürsprecher in wirtschaftlichen Interessensverbänden,<br />
Universitäten oder in NGO-Kreisen.<br />
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