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Schattenlords: House Amaris Quellenbuch - Convolution

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Battletech<br />

<strong>Schattenlords</strong>:<br />

<strong>House</strong> <strong>Amaris</strong> <strong>Quellenbuch</strong>


Der vorliegende Text ist nur „Fanfiction” und ein inoffizielles <strong>Quellenbuch</strong><br />

basierend auf dem Classic Battletech Brettspiel. Classic Battletech ist Eigentum<br />

von Wizkids LLC. Alle Rechte vorbehalten. Alle Illustrationen sind Eigentum<br />

der entsprechenden Künstler.<br />

Text: Triptych<br />

Rangabzeichen: oriontwin<br />

Illustrationen: Squigglysquid, Alex Iglesias, Solarmech, Tommy „crayonred”<br />

Colon<br />

Dioramen and Miniaturen: Heiko „Joker” Häublein<br />

Künstler: Jean „Moebius” Giraud, Christopher Foss, Jason Warren, D20<br />

RPG (Copyright Wizards of the Cost- Kalman Andrasofzky, Daniel Falconer,<br />

Langdon Foss, Grafiksismik Inc., Matthew Hatton, Timothy II, David Johnson,<br />

Karl Kerschl, Warren Mahy, Stephan Martiniere, Christian A. Piccolo, Joel<br />

Thomas, Chris Trevas, Francis Tsai, Ronald Wimberly)<br />

Kriegsschiff Design: Dr. Love<br />

Übersetzung: Sven „Rayge” Pötzl, Heiko „Joker” Häublein<br />

Web Hosting: Galen „Captain Martius” Tucker<br />

Speziellen Dank an: www.battletechuniverse.org, www.classicbattletech.com,<br />

www.btencyclopedia.com, www.mektek.net<br />

2


Inhalt<br />

Historische Übersicht 6<br />

Die Republik der Randwelten 6<br />

Die <strong>Amaris</strong>-Dynastie 8<br />

Stefan <strong>Amaris</strong> 13<br />

Die Grundlagen des Krieges 19<br />

Vorzeichen des Untergangs 25<br />

Meridian 31<br />

Kurzlebiges Imperium 34<br />

Kinder der Verlorenheit 40<br />

Die Geburt der Verborgenen Gesellschaft 44<br />

Das Jarnfolk und Clan Vielfraß 50<br />

Fühler 56<br />

Krieg der Attentäter 60<br />

Der unsichtbare Feind 66<br />

Soziopolitische und militärische Strukturen 71<br />

Die Heloten 71<br />

Die Gilden 73<br />

Die Inquisition 75<br />

Das Schattenkorps 77<br />

Unbestätigte militärische Ausrüstung 80<br />

Gravedigger OmniMech 80<br />

Inquisitor OmniMech 86<br />

Nephilim FLUM 91<br />

Necronomicon Panzerschiff 94<br />

MechWarrior RPG 98<br />

3


SCHATTENLORDS:<br />

Haus <strong>Amaris</strong> <strong>Quellenbuch</strong><br />

WOLFNETZ BERICHT (VERTRAULICH): FREIGABE LEVEL OMEGA<br />

Von: Lieutenant Sheila Dumont, WolfNetz Analyse Abteilung, Outreach<br />

An: Commander Jaime Wolf<br />

Datum: 1. Dezember 3067<br />

Meine aufrichtige Entschuldigung für die Verspätung dieses Berichts. Als ich<br />

General Maeve Wolf im Oktober dieses Jahres den ersten, unvollständigen<br />

Entwurf dieses Berichtes vorlegte, gab sie mir den Befehl, Ihnen diesen Bericht<br />

nicht zu übermitteln, bevor er vollständig und die enthaltenen Informationen<br />

bestätigt seien. Obwohl der Bericht nun weitgehend abgeschlossen ist, fürchte<br />

ich, daß es uns nicht möglich war, die in ihm enthaltenen Enthüllungen zu<br />

untermauern oder zu bestätigen. Viele der Informationen über diese gefürchtete<br />

Fraktion sind nur durch Zufall in unsere Hände gelangt: vor ein paar Monaten<br />

wurde ein Mann auf seinem Weg nach Temptown in Wolf City von einem zu<br />

schnellen Autofahrer überfahren. Seine Verletzungen waren schwer und er starb<br />

auf dem Weg ins Krankenhaus. Der Versuch der Polizei, die Identität des<br />

Unfallopfers festzustellen, endete in einer Sackgasse. Es gab absolut keine<br />

Identifizierungsmöglichkeit; eine biometrische Analyse und eine Anfrage bei<br />

ComStars Universal Personal Directory Database brachten keine Ergebnisse, es<br />

scheint, als gäbe es keine Aufzeichnungen über die Identität dieses Mannes. Da<br />

ich annahm, es könnte sich um einen Agenten einer fremden Macht handeln,<br />

ordnete ich sofort eine Untersuchung seiner Besitztümer an. Der Tote hatte<br />

gefälschte Papiere sowie einige persönliche Gegenstände ohne Bedeutung bei<br />

sich.<br />

Allerdings stellte ein Beweisstück eine schockierende Entdeckung dar, die mich<br />

dazu bewog, weiter nachzuforschen. Es handelte sich dabei um eine Datendisk<br />

mit Passagen aus einem Buch mit dem Titel „Vicissitudes“, verfaßt von einem<br />

gewissen „Meridian“. Obwohl uns der Name nicht bekannt ist, habe ich eine<br />

kurze Biographie (aus den ComStar Archiven) eines MechKriegers aus dem<br />

<strong>Amaris</strong> Bürgerkrieg mit diesem Rufnamen beigefügt. Ich persönlich bin davon<br />

überzeugt, daß eine Verbindung besteht.<br />

Die anderen Quellen, auf die wir bei der Erstellung dieses Berichts<br />

zurückgriffen, sind abgefangene und dekodierte HPG-Übertragungen von<br />

Blakes Wort. Wie Sie wissen, hat das WolfNetz, seit wir begonnen haben, in der<br />

Mark Sarna eine Allianz gegen diese ehemaligen ComStar-Fanatiker zu bilden,<br />

seine Überwachung verzehnfacht. Nachdem wir alle abgefangenen Übertragungen<br />

archiviert hatten, führte ich eine Suche nach bestimmten<br />

Schlüsselwörtern und –sätzen durch; auf diese Weise gelang mir eine<br />

erschreckende Analyse der militärischen Stärke und Ausrüstung dieser Fraktion.<br />

4


Viele der analysierten HPG-Übertragungen stammen auch aus Clanquellen und<br />

berichten über ihre neu aufgetauchten Probleme mit der Banditenaste. Weiterhin<br />

muß ich hinzufügen, daß diese neue Macht aufgrund der technischen und<br />

militärische Hilfe, die sie den Blakisten gewährt, entweder mit ihnen verbündet<br />

ist oder sie sogar kontrolliert. Obwohl diese letzte Entdeckung noch nicht<br />

bestätigt ist, bietet sie doch einen erschreckenden Ausblick nicht nur für unsere<br />

Allianz gegen die Blakisten, sondern auch für die ehemaligen Mitgliederstaaten<br />

des Sternenbundes.<br />

Ich bete zu unseren geliebten Gründern, daß ich Ihnen diesen Bericht nicht zu<br />

spät übermittelt habe.<br />

5


Historische Übersicht<br />

Um zu sehen, was die Zukunft birgt, muß man in die Vergangenheit blicken. Die<br />

Vergangenheit ist der Schlüssel zu unserem ultimativen Schicksal und muß<br />

sorgfältig studiert werden, um zu sehen, was vor uns liegt. Sie dient nicht nur als<br />

unser Anker in der Gegenwart, sondern auch als Orakel für das, was in der<br />

Zukunft getan werden muß. Das Schicksal unseres Volkes und unserer Sache<br />

steht nun an einem Scheideweg, wir müssen uns an das erinnern, wo wir irrten,<br />

um das Richtige zu tun. Um das Ende zu sehen, muß man zum Anfang<br />

zurückkehren.<br />

- Aus Vicissitudes von Meridian<br />

DIE REPUBLIK DER RANDWELTEN<br />

Obwohl die meisten Informationen bezüglich dieser Peripherienation wegen der<br />

Zerstörung der Zentralbibliothek der Hegemonie während der Eroberung Terras<br />

durch die SBVS 2779 verloren gingen, sind doch Fragmente übrig geblieben,<br />

die zumindest ein Teilwissen über diese einst große Macht ermöglichen.<br />

Fest steht, daß die Republik der Randwelten eine Peripherienation an der Grenze<br />

der Lyranischen Allianz war. Aus frühen Aufzeichnungen geht hervor, daß der<br />

einflußreichste Planet der Republik Apollo war, der 2250 von Hector<br />

Worthington Rowe und seiner Bande von gesellschaftlichen Außenseitern und<br />

Unzufriedenen besiedelt wurde. Rowe hatte eine verdrehte Vision von antiker<br />

griechischer Mythologie und Philosophie. Einige Historiker meinen sogar, daß<br />

Rowe geistesgestört, ja psychotisch war, was angesichts der über ihn<br />

vorliegenden Unterlagen sehr gut möglich ist. Übereinstimmend mit seinem<br />

Ideal einer utopischen Gesellschaft wurden Frauen gezwungen, entweder seine<br />

Gefolgsleute zu heiraten oder Sklaven, sogenannte „Heloten“ zu werden.<br />

Ausgenommen von harter körperlicher Arbeit waren diejenigen mit technischen<br />

Fertigkeiten, die sich auf wichtigere Pflichten wie die Konstruktion von Waffen<br />

und den Aufbau von Industrie konzentrieren sollten.<br />

6


Als Shiro Kurita 2330 das Draconis-<br />

Kombinat gründete, begannen viele<br />

Flüchtlinge, hauptsächlich Handwerker<br />

und Techniker, Welten in der Region<br />

der Randwelten zu besiedeln. Dank<br />

ihrer technischen Kenntnisse und der<br />

Freistellung von harter körperlicher<br />

Arbeit eröffneten die zukünftigen<br />

Randweltler nur vier Jahre später die<br />

erste Universität in der Peripherie. Eine<br />

Welle von Flüchtlingen aus dem<br />

Distrikt Rasalhaag sorgte für weiteren<br />

Zuwachs im Schmelztiegel. Die<br />

Herrscher des Draconis-Kombinats<br />

nahmen an, die Flüchtlinge seien<br />

einfach aus der Inneren Sphäre<br />

verschwunden, da niemand außerhalb<br />

der Randwelten von ihrer Existenz<br />

wußte; die Rowe-Dynastie kontrollierte<br />

den Sprungschiffverkehr mit eiserner<br />

Hand und verbot jeglichen Kontakt mit<br />

der Außenwelt. Obwohl es den<br />

Randwelten an natürlichen Rohstoffen<br />

mangelte, waren sie mit einem Überfluß<br />

an Flüchtlingen mit technischen<br />

Fertigkeiten und Wissen gesegnet, was<br />

die Entwicklung von ersten Städten<br />

erleichterte und diese gedeihen ließ.<br />

Innerhalb weniger Jahrzehnte wuchs die<br />

Wirtschaft der Randwelten sprunghaft<br />

an, während durch Fortschritte in<br />

Biotechnologie und Schwerindustrie<br />

mehrere große Städte entstanden,<br />

hauptsächlich auf Apollo. Aber unter<br />

der Oberfläche des Wohlstandes<br />

brodelten starke soziale Unruhen,<br />

besonders unter den Heloten, die wie<br />

Sklaven behandelt wurden.<br />

Gegen Ende 2338 enthüllte die<br />

Republik der Randwelten versehentlich<br />

ihre Existenz gegenüber dem Tamar-<br />

Pakt, der gerade dabei war, einen Teil<br />

des Lyranischen Commonwealth zu bilden. Die ganze Zeit über war die<br />

Existenz der Republik der Randwelten ein Geheimnis, doch die Republik war zu<br />

stark gewachsen, um sie für immer geheim zu halten. Innerhalb weniger Monate<br />

machte der durch die Erbfolge bestimmte Herrscher der Republik, Maxwell<br />

7


Rowe, seinen ersten politischen Besuch im Tamar-Pakt und unterzeichnete eine<br />

Vertrag über gegenseitige Neutralität. Obwohl es ihm gelang, eine potentiell<br />

bedrohliche Lage zu entschärfen, erkannte Maxwell Rowe nicht, daß seine<br />

Handlungen das Ende für die Vision von Utopia seines Vorfahren bedeuten<br />

würden.<br />

2340 gab es massive soziale Unruhen, als Arabella Rowe eine Revolte begann,<br />

um die Heloten zu befreien, die für beinahe 100 Jahre unterdrückt worden<br />

waren. Der abgesetzte Maxwell Rowe floh mit einer Handvoll Getreuer von<br />

Apollo in die tiefe Peripherie. Arabella Rowe erklärte sich selbst zum Ersten<br />

Konsul der jetzt demokratisierten Republik der Randwelten und befreite die<br />

Heloten. Unter der Führung des Ersten Konsuls Arabella Rowe begann eine<br />

neue Zeit der Erforschung und Kolonialisierung, in der die Republik versuchte,<br />

so nahe wie möglich an die vom neu gegründeten Lyranischen Commonwealth<br />

festgelegten Grenzen zu gelangen. Die Gründe für diese Änderung der Außenpolitik<br />

sind unklar, aber es könnte Rowes Wunsch gewesen sein, eine<br />

Pufferzone zwischen ihrem Reich und dem gewaltigen lyranischen Staat zu<br />

schaffen. Eine Reihe neuer Kolonien unter dem Banner der Randwelten würde<br />

zudem auf lange Sicht weitere Vorteile bringen.<br />

Als Arabella Rowe 2376 starb, wurde ihr Sohn, Michael Durant, der neue Erste<br />

Konsul der Republik. Zu dieser Zeit bestanden die Randwelten aus 23<br />

bewohnten Sternensystemen mit mehr als 12 Milliarden Bewohnern und 2<br />

Millionen Soldaten. Die Durant-Familie regierte die Republik in größtenteils<br />

friedvoller, ununterbrochener Folge, bis 2459 Heather Durant, die letzte der<br />

Durant-Dynastie, die Nachfolge an Lady Terens <strong>Amaris</strong> übergab.<br />

DIE AMARIS-DYNASTIE<br />

Zunächst nicht mehr als eine Familie aus dem niederen Adel der Terranischen<br />

Hegemonie wird die <strong>Amaris</strong>-Familie erstmals im Zusammenhang mit der<br />

Untersuchung eines Mordanschlages auf den Ersten Lord Jacob Cameron<br />

erwähnt, die von Lady Terens <strong>Amaris</strong> geleitet wurde. Lady Terens <strong>Amaris</strong> war<br />

eine ehemalige Spitzenagentin des Hegemony Central Intelligence Bureau und<br />

hatte daher Erfahrung mit verdeckten Operationen. Die Untersuchung hatte<br />

keine konkreten Auswirkungen, bildet jedoch die Basis für diverse<br />

Verschwörungstheorien, die sich um die <strong>Amaris</strong>-Familie ranken.<br />

2463, gerade vier Jahre nachdem sie Lady <strong>Amaris</strong> zu ihrer Nachfolgerin als<br />

Erster Konsul der Republik der Randwelten ernannt hatte, starb Heather Durant<br />

an einer nicht festgestellten Herzkrankheit. Fast augenblicklich begann Lady<br />

<strong>Amaris</strong>, ihre Macht zu festigen, indem sie jedes Mittel, von Erpressung bis zu<br />

Bestechung, benutzte, um ihre Familie fest in den Machtstrukturen zu<br />

verankern. Einige Abgeordnete aus dem Senat der Republik legten Beschwerde<br />

8


ein; sie wurden krank und starben oder fielen schrecklichen Unfällen zum Opfer,<br />

bei denen sie so verletzt wurden, daß sie sich über kurz oder lang aus dem<br />

politischen Leben zurückziehen mußten. 2488 war die Republik de facto ein<br />

Lehen von Haus <strong>Amaris</strong>.<br />

Einige beunruhigende Fragen begannen sich zu<br />

stellen, als 2499 ein unbewaffnetes Forschungsschiff<br />

in lyranischem Raum von einem augenscheinlich aus<br />

den Randwelten stammenden Kriegsschiff, angegriffen<br />

und zerstört wurde. An Bord des zerstörten<br />

Schiffes befand sich der zukünftige Erste Lord des<br />

Sternenbundes, John Cameron. Die Zusammensetzung<br />

der Crews der SBVS-Flotte war kein<br />

allgemein bekanntes Wissen für außenstehende<br />

Mächte; allerdings weisen einige Historiker darauf<br />

hin, daß Lady <strong>Amaris</strong> bereits begonnen hatte, eines<br />

der skrupellosesten und effizientesten Spionagenetzwerke,<br />

das jemals existierte, zu organisieren und<br />

so leicht hätte herausfinden können, ob ein Mitglied<br />

der Cameron-Familie entweder Teil einer<br />

Schiffsbesatzung war oder wo sich die Familie<br />

ungefähr aufhielt. Handelte das Randwelten-<br />

Kriegsschiff auf ihren direkten Befehl? Diese Frage<br />

bleibt bis heute unbeantwortet.<br />

Lady Terens <strong>Amaris</strong>, sowohl gewandte Politikerin als auch – falls es die<br />

Situation erforderte – charmante Gastgeberin, war ein Rätsel. Über ihre<br />

Vergangenheit vor ihrer Zeit als gefeierte Undercoveragentin beim Hegemony<br />

Central Intelligence Bureau ist nicht viel bekannt. Ausgestattet mit großem<br />

Intellekt und Charakter konnte Lady <strong>Amaris</strong> jeden dazu bringen, sich ihr zu<br />

unterwerfen – sei es durch Schmeichelei oder Drohungen. Ihr, gelinde gesagt,<br />

ehrgeiziges Ziel war es, die vornehmen Dynastien der Camerons und McKennas<br />

mit ihrer eigenen Familie an Macht und Einfluss zu übertreffen. Wurde dieser<br />

Ehrgeiz aus Eifersucht oder aus purer Gier geboren? Historiker weisen auf<br />

ihren fehlgeschlagen Versuch, das Herz Jacob Camerons zu gewinnen, als<br />

Wendepunkt in ihrem sonst ereignislosen Leben hin - sie habe nach der<br />

Ablehnung durch den zukünftigen Ersten Lord des Sternenbundes einen<br />

intensiven Hass auf die Cameron-Linie gehegt. Ob irgend etwas davon<br />

tatsächlich wahr ist, wird wahrscheinlich nie bekannt werden. Alle Spuren der<br />

Familiengeschichte der <strong>Amaris</strong>’, ihre persönlichsten Aufzeichnungen<br />

eingeschlossen, wurden von General Aleksandr Kerensky vor dem Exodus der<br />

SBVS persönlich zerstört.<br />

- Thelos Auburn, Aufstieg und Fall des Hauses <strong>Amaris</strong><br />

9


Gregory <strong>Amaris</strong>, Sohn und Nachfolger von Lady Terens <strong>Amaris</strong>, zerstörte<br />

beinahe, was seine Mutter durch harte Arbeit erreicht hatte. Anders als seine<br />

Mutter war Gregory kein gewandter Politiker; vielmehr klagten viele über seine<br />

harsche, tyrannische Einstellung seinem eigenen Volk gegenüber. Als Politiker<br />

neigte Gregory zu spontanen Wutausbrüchen und hatte die Angewohnheit, sich<br />

für die Durchsetzung eines unpopulären Gesetzes den denkbar ungünstigsten<br />

Zeitpunkt auszusuchen. Wo seine Mutter sich subtiler politischer Manöver zur<br />

Durchsetzung ihrer Ziele bedient hätte, benutzte Gregory offene Drohungen<br />

gegen die Familien seiner Gegner und weigerte sich stur, auch nur den kleinsten<br />

Kompromiß einzugehen. All dies verschlimmerte sich 2573, als Gregory ohne<br />

vorherige Konsultation seiner Berater einseitig die „Universelle<br />

Loyalitätserklärung“ einführte, ein Gesetz, das alle Randweltler verpflichtete,<br />

Haus <strong>Amaris</strong> und dem Sternenbund die Treue zu schwören. Das Volk der<br />

Republik war von starken individualistischen Elementen und einer gesunden<br />

Verachtung gegenüber Autorität geprägt und die versuchte Vollstreckung des<br />

Gesetzes brachte das Faß zum Überlaufen. Viele Randweltler begannen im<br />

Untergrund mit der Gründung einer Randweltenarmee, welche die <strong>Amaris</strong>-<br />

Dynastie stürzen und die Demokratie in der Republik wieder herstellen sollte.<br />

2575 begann die Provisorische Regierung der<br />

Randwelten, der politische Zweig der<br />

verbotenen Randweltenarmee, den offenen<br />

Aufstand gegen die <strong>Amaris</strong>-Familie mit einem<br />

Angriff auf die Diplass Mechfabrik auf<br />

Apollo. Gregory <strong>Amaris</strong> versuchte, die<br />

Revolte mit seinen persönlichen Haustruppen<br />

zu unterdrücken, wurde aber schnell von der<br />

Übermacht erdrückt. Da sich seine<br />

unerfahrenen (und größtenteils untrainierten)<br />

Truppen auf breiter Front zurückzogen, floh<br />

Gregory mit seinen verbliebenen Truppen von<br />

Apollo und rief sofort den Sternenbund um<br />

Intervention an. Indem er den Sternenbund<br />

um Hilfe bat, spielte Gregory <strong>Amaris</strong> die<br />

Trumpfkarte, die er lange in der Hinterhand<br />

behalten hatte.<br />

Viele Analysten sehen darin <strong>Amaris</strong>’ einzige<br />

richtige Handlung; in den vorhergehenden<br />

Jahren hatte er mit einflußreichen Politikern<br />

und Generälen des Sternenbundes Beziehungen<br />

aufgebaut, für den Fall, daß sich<br />

sein eigenes Volk gegen ihn wendete. Nun, da<br />

seine schlimmsten Befürchtungen Realität wurden, spielte Gregory sein<br />

verstecktes As, um das Imperium seiner Mutter zurückzuerobern.<br />

10


Der Vereinigungskrieg forderte nicht nur von der Republik der Randwelten,<br />

sondern auch von den anderen Peripheriestaaten, die gegen die Macht des<br />

Sternenbundes rebellierten, einen hohen Blutzoll. Obwohl die Provisorische<br />

Regierung der Randwelten die peripherieweite Revolte auslöste, hatten die<br />

anderen Mächte der Peripherie den passenden Zeitpunkt abgewartet und ihre<br />

Streitkräfte aufgebaut, um in einer losen Koalition dem Sternenbund die<br />

Kontrolle über die Peripherie ein für alle mal zu entreißen. Der Ausgang des<br />

Krieges jedoch stand fest, als die Peripheriestaaten einer nach dem anderen<br />

fielen; der Vereinigungskrieg endete schließlich 2597. Nachdem die Republik<br />

der Randwelten ein Territorialstaat des Sternenbundes geworden war, kehrte<br />

Gregory <strong>Amaris</strong> nach Apollo zurück und ließ jedes einzelne Mitglied der<br />

Provisorischen Regierung der Randwelten hinrichten.<br />

Nur zwei Jahre später wurde Gregory <strong>Amaris</strong> von einer Gruppe Militärs seiner<br />

eigenen „loyalen“ Truppen ermordet. Sein Sohn, Richard <strong>Amaris</strong>, folgte ihm als<br />

Präsident nach; offensichtlich hielten die Militärs den scheinbar furchtsamen<br />

Richard für eine geeignete Marionette für ihre neue Regierung. Die nächsten<br />

fünf Jahre regierte Richard ohne Zwischenfälle, bis 2604 seine Leibwächter<br />

einen eigenen Putsch durchführten, die Militärjunta absetzten und ihre Anführer<br />

exekutierten. Danach verlief Richards Regierungszeit ereignislos bis zu seinem<br />

Tode 2619. Seine Tochter Amanda <strong>Amaris</strong> regierte nur ein Jahr, dann wurde sie<br />

bei einem fehlgeschlagenen Putschversuch ermordet. Das Amt des Präsidenten<br />

wurde von Amandas Bruder Jeffrey übernommen, der jedoch kurze Zeit später<br />

11


zugunsten seiner Nichte Selanta <strong>Amaris</strong> abdankte. Selanta regierte für fast zwei<br />

Jahrzehnte, bis 2649 eine seltene Form von Krebs bei ihr diagnostiziert wurde,<br />

woraufhin sie sich in Behandlung gab. Während dieser Zeit übernahm ihr<br />

Cousin Tadeo <strong>Amaris</strong> ihre Amtsgeschäfte als Regent der Republik.<br />

Anders als Richard und Selanta besaß Tadeo einen Ehrgeiz, der an den von Lady<br />

Terens <strong>Amaris</strong> heranreichte. Tadeos wichtigster Beitrag während seiner kurzen<br />

Zeit als Regent war die Reorganisation des Militärs von Haus <strong>Amaris</strong>. Er war zu<br />

dem korrekten Schluß gekommen, seine Haustruppen seien schlecht ausgerüstet<br />

und voll von inkompetenten Kommandanten, die ihre Position mehr durch<br />

Loyalität und politischen Einfluß hielten als durch tatsächliche Eignung für die<br />

Kriegsführung. Tadeo, der als<br />

junger Offizier im <strong>Amaris</strong>-<br />

Militär gedient und über das<br />

Offiziersaustauschprogramm<br />

auch Erfahrungen mit der<br />

Kommandostruktur und den<br />

Doktrinen der SBVS sammeln<br />

konnte, war perfekt geeignet für<br />

die Wiederbewaffnung des<br />

erbärmlich ausgerüsteten und<br />

trainierten Randweltenmilitärs.<br />

Mit der absoluten Autorität, die<br />

ihm Selanta verliehen hatte<br />

begann Tadeo <strong>Amaris</strong>, das<br />

Offizierskorps zu säubern, indem<br />

er unfähige Kommandanten entfernte und junge Offiziere mit innovativen Ideen<br />

in Kommandopositionen beförderte. Weiterhin etablierte Tadeo mit seiner<br />

Erfahrung als Beobachter in den SBVS eine neue Doktrin für das<br />

Republikmilitär, eine Doktrin welche die Kriegsführung mit kombinierten<br />

Waffengattungen beinhaltete. Innerhalb von sechs Monaten nach Beginn der<br />

Reformen wurde mit dem Aufbau einer speziellen (und geheimen)<br />

Militärakademie auf Apollo begonnen; ein Jahr später war sie fertiggestellt.<br />

Nachdem er erkannt hatte, daß die meisten Bürger der Republik seiner Familie<br />

entweder desinteressiert oder sogar ablehnend gegenüber standen, begann Tadeo<br />

<strong>Amaris</strong>, unzufriedene Hausmilitärs abzuwerben; er ging sogar so weit,<br />

pensionierte Mitglieder der SBVS als Berater für seine militärischen Reformen<br />

zu rekrutieren. Infolgedessen stieg nicht nur die Qualität seiner Truppen,<br />

sondern auch die Loyalität des Militärs gegenüber seiner Familie.<br />

Unzufrieden mit dem Status quo nahm Tadeo <strong>Amaris</strong> geheime Verhandlungen<br />

über Lieferungen von fortgeschrittener Militärtechnologie mit dem Draconis-<br />

Kombinat auf. Die Führer des Kombinats stimmten zu im Wissen, daß sie einen<br />

künftigen Verbündeten brauchten, der im Rücken ihrer lyranischen Feinde<br />

zuschlagen konnte, und begannen 2650 verdeckt Kriegsmaterial in die Republik<br />

zu verschiffen. Allerdings lief nicht alles nach Tadeos Vorstellungen. Im selben<br />

12


Jahr entdeckte der Geheimdienst des Sternenbundes die illegalen Lieferungen<br />

und der Erste Lord des Sternenbundes, Michael Cameron, befahl einen<br />

sofortigen Stop der Waffenlieferungen. In diesem Moment wurde Tadeos<br />

Schwachpunkt klar: er war kein gewandter Politiker, sondern ein Militär. Anstatt<br />

zu versuchen, die Situation zu entschärfen, antwortete Tadeo, er habe nichts<br />

Falsches getan und würde mit der Aufrüstung fortfahren. Daraufhin befahl Lord<br />

Cameron 2651 fünf SBVS Regimenter zu Manövern knapp außerhalb des<br />

Randweltenraums. In Panik sandte Tadeo <strong>Amaris</strong> den Großteil seiner kürzlich<br />

reformierten Regimenter an die lyranische Grenze. Die Situation blieb<br />

angespannt, bis Tadeo scheinbar einlenkte und Camerons Forderungen<br />

entsprach. In Wirklichkeit erhielt Tadeo <strong>Amaris</strong> weiterhin Waffenlieferungen,<br />

nur auf versteckteren Wegen. Er hatte eine teure Lektion gelernt.<br />

Nur vier Jahre später kehrte Selanta <strong>Amaris</strong> als Präsident der Republik der<br />

Randwelten zurück. Da sie den Beitrag erkannte, den ihr Cousin bei der<br />

Wiederbelebung des Republikmilitärs geleistet hatte, behielt sie Tadeo als<br />

zuverlässigen Berater, so daß er die Reform des Militärs im Geheimen fortsetzen<br />

konnte. Tadeo nahm dankbar an und setzte seine Verbesserungsprogramme bis<br />

zu seinem Tod 2676 fort. 2687 starb Selanta <strong>Amaris</strong> an Krebs. Ihr Sohn und<br />

Nachfolger Bertram wurde beinahe sofort von Gregor Siever ermordet, einem<br />

entfernten Verwandten; aus seinem Familienzweig stammte der Regent für<br />

Selanta, als sie noch minderjährig war. Gregor wiederum wurde von seinem<br />

Bruder Carl ermordet, der somit zum neuen Präsidenten der Republik wurde.<br />

Carl Siever regierte als Präsident, bis ihn 2692 die Schuldgefühle wegen seines<br />

blutigen Aufstiegs zur Macht zu Gunsten von Selantas Enkeltochter Cynthia<br />

<strong>Amaris</strong> zurücktreten ließen. Gerade als die Macht der <strong>Amaris</strong> Familie zu<br />

schwinden begann, brachte eine schnelle Wende der Ereignisse sie zurück auf<br />

die Bühne des Schicksals.<br />

STEFAN AMARIS<br />

Wie Shiva war er Schöpfer und Zerstörer zugleich. Er war unser Wegweiser,<br />

unser Führer, unser Gott. Er trug die Saat unseres Aufstiegs und unseres Falls<br />

mit sich. Er konnte fürsorglich und bösartig sein. War er nur eine Manifestation<br />

unseres Messias-Komplexes oder war er wirklich der Eine, für den wir gelebt<br />

hatten? Ein grausames Rätsel, welches wir bis zum Tage unseres Todes zu lösen<br />

suchen.<br />

- Aus Vicissitudes von Meridian<br />

Da also ein Fürst gezwungen ist, von der Natur der Tiere den rechten Gebrauch<br />

machen zu können, muß er sich unter ihnen den Fuchs und den Löwen<br />

auswählen; denn der Löwe ist wehrlos gegen Wölfe und der Fuchs gegen Wölfe.<br />

Man muß also ein Fuchs sein, um die Schlingen zu erkennen, und ein Löwe, um<br />

die Wölfe zu schrecken.<br />

- Niccolo Machiavelli, Der Fürst<br />

13


Die Nachfolge der <strong>Amaris</strong>-Dynastie war keineswegs gesichert, als Cynthia<br />

<strong>Amaris</strong> 2692 Präsidentin der Republik der Randwelten wurde. Die ruhige und<br />

distanzierte Cynthia war ziemlich desinteressiert gegenüber dem anderen<br />

Geschlecht und blieb für fast ein Vierteljahrhundert unverheiratet. Obwohl viele<br />

Bewerber um ihre Hand in die Republik kamen, wurden sie alle von ihrem<br />

eiskalten Verhalten und ihrer Hingabe für den Staat verprellt. Obwohl sie keine<br />

so gewandte Politikerin wie ihre Großmutter Selanta war, besaß Cynthia eine<br />

anmutige äußere Schönheit und Unschuld, mit der sie die meisten Bürger der<br />

Republik für sich einnahm. Das Propagandaministerium der Republik<br />

produzierte regelmäßig Holovids mit Betonung auf ihrem charismatischen<br />

Äußeren und ihrem bescheidenen Verhalten, die dann in der gesamten Republik<br />

gezeigt wurden. Außerdem führte Cynthia einige Reformen durch, wie z. B.<br />

teilweise Pressefreiheit, was sie beliebter machte als je zuvor.<br />

14


In der Republik machte man sich jedoch Sorgen über Cynthias potentielle<br />

Nachfolge, da sie inzwischen ein mittleres Alter erreicht hatte, immer noch nicht<br />

verheiratet war und noch kein Kind für die Nachfolge geboren hatte. Würde es<br />

erneut einen blutigen Krieg um die Nachfolge in der Republik geben? Eine nicht<br />

geringe Anzahl von Mitgliedern des königlichen Hofes auf Apollo spekulierte<br />

sogar, sie würde einen kompletten Außenseiter als ihren designierten Erben<br />

benennen, so, wie es Lady Durant hunderte von Jahren zuvor getan hatte. 2716<br />

erwiesen sich alle diese Befürchtungen als unbegründet, als die Matriarchin der<br />

Republik einen wohlhabenden Industriellen namens Stefan Gorienko<br />

kennenlernte.<br />

Cynthia <strong>Amaris</strong>’ sonst so abweisendes Verhalten wich Liebe auf den ersten<br />

Blick, als sie sich augenblicklich in den superreichen Gorienko verliebte, der mit<br />

einem riesigen Diamantring um ihre Hand anhielt. Das Werben um ihre Hand<br />

ging schnell, und die Bürger der Republik waren überglücklich, als Cynthia<br />

<strong>Amaris</strong> ein Jahr später einen gesunden Jungen zur Welt brachte.<br />

15


Stefan <strong>Amaris</strong> kam 2717 auf die Welt und blieb das einzige Kind des Ehepaares.<br />

Seine Mutter Cynthia erlitt aufgrund ihres Alters bei seiner Geburt<br />

Komplikationen und konnte keine weiteren Kinder mehr bekommen. Benannt<br />

nach seinem Vater war Stefan ein sehr ruhiges Kind, das nicht mit anderen<br />

Kindern seines Alters aufwuchs; vielmehr wurde er von einer Reihe<br />

Kindermädchen und Privatlehrern versorgt, die seine einzige Gesellschaft<br />

waren. Die Ehe zwischen Stefan Gorienko und Cynthia <strong>Amaris</strong> kriselte und bald<br />

verließ Gorienko seine Familie, um an Forschungsreisen in die tiefe Peripherie<br />

teilzunehmen. Stefan Gorienkos Vermessungsschiff verschwand 2721 während<br />

eines Sprungs und wurde als vermisst betrachtet. Als Cynthia über diese<br />

Trägodie informiert wurde, zuckte sie nur mit den Schultern; scheinbar empfand<br />

sie keinerlei Gefühle mehr für ihren früheren Ehemann. Ihr Sohn Stefan erfuhr<br />

erst mit 16 Jahren vom Schicksal seines Vaters und zeigte ebenfalls keinerlei<br />

Emotionen.<br />

Basierend auf den vagen Aufzeichnungen, die ich über die Kindheit von Stefan<br />

<strong>Amaris</strong> erhalten habe, gibt es einen Vorfall, den man als Omen bezeichnen<br />

könnte. Als Stefan gerade acht Jahre alt war, entkam er seinen Aufsichtpersonen<br />

und schlich sich in die Kaserne der Palastwachen, die am Rande des <strong>Amaris</strong>-<br />

Palastes auf Apollo lagen. Der Junge wurde schnell von einem Wachhund<br />

entdeckt und von ihm am Bein verletzt, bevor der Hundeführer eingreifen<br />

konnte. Stefan zeigte keine Emotionen, als sein Bein behandelt wurde und wurde<br />

in den Palast zurückgebracht. Einige Wochen später fand man alle Hunde in der<br />

Kaserne tot auf, offensichtlich durch Rattengift getötet, das man unter ihr Futter<br />

gemischt hatte. Der Hundeführer, der Stefan <strong>Amaris</strong> gerettet hatte, war<br />

ebenfalls vergiftet worden, überlebte jedoch; allerdings wurde aufgrund der<br />

medizinischen Komplikationen durch das Gift seine Gesundheit so stark<br />

geschädigt, daß er aus dem Militärdienst ausscheiden mußte.<br />

- Thelos Auburn, Aufstieg und Fall des Hauses <strong>Amaris</strong><br />

Aufzeichnungen über die jungen Jahre von Stefan <strong>Amaris</strong> lassen mehrere<br />

Schlußfolgerungen zu. Obwohl der Junge keinerlei körperliche Begabung für<br />

Sport oder Kriegskunst zeigte, war er ein ausgezeichneter Redner und besaß für<br />

sein Alter fortgeschrittene Kenntnisse in Sprachen und Literatur. Stefan war ein<br />

eifriger Leser und verschlang Bücher über Militärgeschichte und Philosophie.<br />

Während andere Kinder seines Alters Ritter, Drachen und legendäre Helden<br />

favoritisierten, befand sich unter Stefans Lieblingswerken Literatur von Sun Tzu<br />

und Machiavelli. Sein Lieblingswerk war Machiavellis „Der Fürst“, eine<br />

Abhandlung über das Erlangen und Erhalten von Macht mit allen Mitteln. Als er<br />

zu seinem zwölften Geburtstag eine antike Ausgabe dieses Buches geschenkt<br />

bekam, dankte er unter Freudentränen seiner Mutter mit den Worten, dies sei<br />

„das schönste Geschenk, das ein Junge bekommen kann“ – dies war den<br />

Unterlagen zufolge auch die einzige Gelegenheit, bei der Stefan Gefühle zeigte.<br />

Außerdem war es das einzige Mal, daß er etwas wie Zuneigung seiner Mutter<br />

gegenüber zum Ausdruck brachte. Cynthia <strong>Amaris</strong> betrachte ihren Sohn als das<br />

Symbol ihrer gescheiterten Ehe mit Stefan Gorienko und behandelte ihn mit<br />

16


Gleichgültigkeit. Als Stefan <strong>Amaris</strong> nach ihrem Tod viele Jahre später der<br />

Herrscher über die Republik wurde, weigerte er sich, ein Staatsbegräbnis<br />

abzuhalten, wie es für jemanden ihres Status' angemessen wäre; er verbot sogar,<br />

ihren Namen in seiner Gegenwart auszusprechen.<br />

- Der folgende Dialog ist ein Ausschnitt aus einer kürzlich entdeckten Tri-<br />

Vid Aufnahme von Stefan <strong>Amaris</strong>’ jährlichen psychologischen Gesprächen.<br />

Zum Zeitpunkt dieser Unterhaltung war er zehn Jahre alt.<br />

INTERVIEWER: Nun, Stefan, was ist Dein Lieblingstier?<br />

STEFAN: Sie werden mich mit „Lord“ anreden.<br />

INTERVIEWER: Verzeihung?<br />

STEFAN: Sprechen Sie mich mit meinem korrekten Titel an.<br />

INTERVIEWER (lacht): Tut mir leid. Lord <strong>Amaris</strong>, was ist Euer Lieblingstier?<br />

STEFAN: Ich mag… Spinnen.<br />

INTERVIEWER: Spinnen? Warum Spinnen? Weil sie so wunderschöne Netze spinnen?<br />

STEFAN: Nein.<br />

INTERVIEWER: Warum dann?<br />

STEFAN: Ich mag Spinnen, weil sie die schwächeren Insekten töten.<br />

INTERVIEWER: Stören Euch diese anderen Insekten?<br />

STEFAN: Nein, sie stören mich nicht. Ich mag Spinnen, weil sie stark sind. Meine Mutter hat<br />

mir gesagt, ich müsse stark sein, wenn ich irgendwann Herrscher sein soll. Deswegen<br />

betrachte ich Spinnen mit dem Wunsch, eine zu sein.<br />

INTERVIEWER: Also repräsentieren Spinnen Eurer Ansicht nach Stärke?<br />

STEFAN: Nicht nur das. Spinnen sind auch stark im Herzen.<br />

INTERVIEWER: Was meint Ihr?<br />

STEFAN: Spinnen sind nicht nur stark wegen ihres Giftes oder ihrer Klauen, sondern auch,<br />

weil sie keine Gnade zeigen und sich niemals fürchten. Ich möchte wie eine Spinne sein.<br />

Kurz nach seinem 18. Geburtstag 2735 schrieb sich Stefan <strong>Amaris</strong> an der<br />

Tadeo-<strong>Amaris</strong>-Militärakademie auf Apollo ein. Seine Zeugnisse zeigen, daß er<br />

hinsichtlich der MechKrieger-Ausbildung nur ein mittelmäßiger Student war; in<br />

Sprachlehre und Literatur erbrachte er ausgezeichnete Leistungen, er wurde<br />

sogar der Kapitän des Debatierklubs der Akademie. Fächer wie technische<br />

17


Planung und Mathematik langweilten ihn und nur durch den Einfluß der<br />

Regierung gaben ihm seine Dozenten die zum Bestehen nötigen Noten.<br />

Es ist interessant zu sehen, daß Stefan <strong>Amaris</strong><br />

bereits während seiner prägenden Jahre als Heranwachsender<br />

die Leute um sich herum beeindruckte.<br />

Indem er ein ein Bild von sich als charmanter<br />

Intellektueller kultivierte, gelang es ihm, eine<br />

Anzahl einflußreicher Leute für sich zu gewinnen.<br />

Auf der anderen Seite hatte Stefans scheinbar<br />

charismatische Persönlichkeit auch eine dämonische<br />

Seite; jeder, der es wagte, in einem Wettstreit<br />

gegen ihn anzutreten oder ihm öffentlich die Stirn<br />

bot, wurde Opfer eines schweren Unfalls oder<br />

erkrankte an einem Leiden und war infolgedessen<br />

aus gesundheitlichen Gründen gezwungen, die<br />

Akademie zu verlassen. Einer seiner wenigen<br />

engen Freunde in diesen acht Jahren war der junge<br />

Baron Gunthar von Strang, der spätere<br />

Kommandeur der gefürchteten 18. <strong>Amaris</strong> Jäger.<br />

Die beiden jungen Männer waren sich insofern<br />

recht ähnlich, als daß sie beide wie Raubtiere waren<br />

und andere nicht als menschliche Wesen<br />

betrachteten, sondern entweder als Werkzeug, das<br />

benutzt und weggeworfen wird, oder als Hindernis,<br />

das aus dem Weg geräumt werden muß.<br />

Eine große Zahl seiner gelegentlichen Bekanntschaften mit dem anderen<br />

Geschlecht fanden ebenfalls während dieser Zeit statt. Nach der Zerstörung der<br />

Republik 50 Jahre später wurde eine Anzahl Frauen, die während dieser Zeit mit<br />

ihm zusammen waren, im Rahmen einer Fallstudie über seine Persönlichkeit<br />

interviewt. Die meisten der Befragten sagten, Stefan wäre von einem umgänglichen<br />

Wesen gewesen, das sie für ihn eingenommen hätte; gleichzeitig<br />

hätte er pubertäre Phantasien gehabt, aus denen er, anders als die meisten<br />

anderen jungen Männer, niemals herausgewachsen war. Manchmal vertraute er<br />

sich seinen Gefährtinnen an und klagte, er sei nichts mehr als „ein Bastardprinz<br />

eines armen Königreiches aus der abgelegenen, unbedeutenden Peripherie“ und<br />

daß er wünschte, er wäre als Cameron geboren, um bis in den entferntesten<br />

Winkel des Universums über die Menschheit herrschen zu können. Er hatte ihn<br />

rasend machende Geschichten über seine Ahnin Lady Terens <strong>Amaris</strong> gehört,<br />

deren Versuche, die Liebe des Ersten Lords zu gewinnen, an ihrer<br />

unbedeutenden Abstammung gescheitert waren. Stefan erzählte seinen<br />

Freundinnen, er werde der größte Eroberer und Herrscher über die Menschheit<br />

seit Alexander dem Großen werden. Zu dieser Zeit war er bereits die<br />

zweitmächtigste Persönlichkeit der Republik, und so wagte niemand ihm zu<br />

sagen, daß er diese kindischen Phantasien aufgeben sollte; statt dessen hegte<br />

18


Stefan weiterhin seine innersten Sehnsüchte und schlug einen Pfad ein, der zu<br />

einer Tragödie für die gesamte Innere Sphäre führen sollte.<br />

Geschichte wird nicht von einer gesichtslosen Masse gemacht, sondern von<br />

einigen weitsichtigen Individuen, die bereit sind, zum Wohle aller alles zu<br />

riskieren.<br />

- Aus der Abschlußrede von Stefan <strong>Amaris</strong> an der Tadeo-<strong>Amaris</strong>-<br />

Militärakademie, 2739<br />

Einige Jahre nach seinem Abschluß an der Akademie lernte Stefan 2741 seine<br />

zukünftige Frau Eva von Strang über ihren älteren Bruder Gunthar von Strang<br />

kennen. Die von Strangs waren eine Adelsfamilie mit großem, über die<br />

Republik verteiltem Besitz und einem Familienvermögen aus Edelsteinminen.<br />

Obwohl viele innerhalb der Republik die von Strangs als potentielle Rivalen von<br />

Haus <strong>Amaris</strong> bei der Herrschaft über die Republik sahen, blieben sie der <strong>Amaris</strong><br />

Familie treu durch dick und dünn. Auch wenn es nach außen wie eine Ehe aus<br />

politischem Kalkül aussah, war Eva <strong>Amaris</strong> eine hingebungsvolle Ehefrau, loyal<br />

bis zum bitteren Ende einige Jahrzehnte später. In dieser Zeit begann die<br />

alternde Präsidentin Cynthia <strong>Amaris</strong>, die Verantwortung für die Republik mehr<br />

und mehr in die Hände ihres Sohnes Stefan zu legen. Mit seinem Charme und<br />

seinem unverhohlenen Ehrgeiz lernte Stefan schnell das Handwerk der Politik,<br />

während er begann, seinen Einfluß auf die Republik zu festigen.<br />

Im Winter 2741 heiratete Stefan <strong>Amaris</strong> Eva von Strang in einer pompösen<br />

Zeremonie. Obwohl bei der Feier viele Adlige aus der gesamten Inneren Sphäre<br />

vertreten waren, kam nicht ein einziges Mitglied der Cameron Familie.<br />

Angeblich schwor Stefan <strong>Amaris</strong> einige Tage nach der Hochzeit, die Camerons<br />

würden für diese Beleidigung mit „jedem Tropfen ihres verfluchten Blutes“<br />

bezahlen. 2744 brachte First Lady Eva <strong>Amaris</strong> ihren ersten Sohn, Roderick, und<br />

2744 ihr zweites Kind, Anais, zur Welt. Roderick beendete zwei Jahrzehnte<br />

später seine Ausbildung an der Tadeo-<strong>Amaris</strong>-Militärakademie mit höchster<br />

Auszeichnung und wurde ein hochrangiger Offizier der vielgerühmten 4. <strong>Amaris</strong><br />

Dragoner. Anais spezialisierte sich als Austauschstudentin mit der Hegemonie<br />

an der Universität Cambridge (Terra) auf Philosophie und Soziologie. Während<br />

Roderick in den stürmischen letzten Tagen des unglückseligen Imperiums seines<br />

Vaters im Kampf sterben sollte, würde Anais scheinbar überleben und die Saat<br />

für eine zukünftige Rückkehr des <strong>Amaris</strong>-Erbes säen.<br />

DIE GRUNDLAGEN DES KRIEGES<br />

Ehrgeiz ist es, was unser Schicksal bestimmt. Nicht Begabung, sondern Wille<br />

ändert den Lauf der Geschichte. Wie viele träumten davon, unsterblich zu<br />

werden, sich zu verewigen, und scheiterten wegen ihres Mangels an<br />

Durchhaltevermögen? Ein wenig Geduld, Vorbereitung und äußerste<br />

Hartnäckigkeit schaffen eine fast unschlagbare Kombination.<br />

- Aus Vicissitudes von Meridian<br />

19


Ein Fürst darf also weder ein<br />

anderes Ziel noch einen anderen<br />

Gedanken haben oder sich mit<br />

irgendeiner anderen Kunst<br />

befassen als der Kriegskunst,<br />

ihren Regeln und der ihr<br />

eigenen Disziplin; denn dies ist<br />

die einzige Kunst, die man von<br />

dem erwartet, der befiehlt.<br />

- Niccolo Machiavelli, Der<br />

Fürst<br />

Im Frühjahr 2742 erlitt Cynthia<br />

<strong>Amaris</strong> einen Schlaganfall, nach<br />

dem sie fast vollständig gelähmt<br />

war. Obwohl sie immer noch<br />

den Titel der Präsidentin trug,<br />

hatte sie schon beinahe ihre<br />

gesamten Amtsbefugnisse auf<br />

ihren Sohn Stefan übertragen,<br />

was ihn de facto zum Herrscher<br />

über die Randwelten machte. Während er seine Macht weiter konsolidierte,<br />

begann Stefan, Männer und Frauen, die nur ihm loyal ergeben waren, in<br />

Schlüsselpositionen des Randwelten-Militärs und den Senat zu manövrieren.<br />

Oppositionsführer wurden schikaniert und jeder, der ihm öffentlich trotzte, erlitt<br />

das gleiche Schicksal wie seine Gegner auf der Akademie und wurde<br />

anschließend durch jemanden ersetzt, der Stefan gegenüber loyal war.<br />

Eines der ersten Projekte Stefans war die Wiederbelebung der Geheimdienste<br />

der Republik. Zu Lebzeiten von Lady Terens <strong>Amaris</strong> waren die Büros für innere<br />

Sicherheit in der Republik die skrupellosesten und effizientesten Geheimdienste,<br />

die jemals eingerichtet wurden. Lady <strong>Amaris</strong>’ Nachfolger als Führer der<br />

Republik jedoch hatten die Geheimdienste langsam entmachtet und zugelassen,<br />

daß ihre Spionagenetzwerke zu einem Schatten ihres früheren Selbst verkamen.<br />

2740 brach Stefan <strong>Amaris</strong> mit dieser Politik, indem er das Geheimdienstbudget<br />

vervierfachte und die weit verzweigte Kommandostruktur reorganisierte, um<br />

eine bessere Zusammenarbeit der Geheimdienste zu bewirken. Im selben Maße,<br />

wie die Spionagenetzwerke an Qualität und Quantität gewannen, fühlten sich die<br />

Geheimdienste in Stefan <strong>Amaris</strong>’ Schuld und setzten ihr gesamtes Vertrauen<br />

und ihre Loyalität in den zukünftigen Präsidenten der Republik der Randwelten.<br />

Nach zwei Jahren gab Stefan <strong>Amaris</strong> den Geheimdiensten zwei neue Missionen:<br />

erstens die Sammlung von militärischen Daten über die wichtigsten Mächte der<br />

Inneren Sphäre, besonders über die mächtige Terranische Hegemonie, und<br />

20


zweitens Industriespionage, um die Technologie des Randwelten-Militärs zu<br />

verbessern.<br />

Als Antwort auf einige verheerende Piratenangriffe griff eine lyranische Einheit<br />

gegen Ende 2742 die öde Peripheriewelt Butte Holde an. Dort entdeckten die<br />

Lyraner, daß das Draconis Kombinat verschiedene Peripheriemächte illegal mit<br />

fortschrittlichen BattleMechs beliefert hatte. Schnell folgten gegenseitige<br />

Beschuldigungen, die Lyraner drohten dem Kombinat mit Krieg. Die Republik<br />

der Randwelten überstand diesen Skandal größtenteils unbeschadet, da ihre<br />

ausgezeichneten Geheimdienste in der Lage waren, die Spur der Transporte in<br />

die Randwelten zu verschleiern. Dieser Vorfall weckte Stefans Neugier<br />

bezüglich der Waffenlieferungen, die sein Großonkel Tadeo <strong>Amaris</strong> begonnen<br />

hatte. Anfang 2743 begab sich Stefan <strong>Amaris</strong> auf eine Reise, um die Wahrheit<br />

über die Kriegsmaschinerie der Randwelten herauszufinden.<br />

Als sein Flaggschiff, die Worm Ouroboros, die versteckten Militärbasen der<br />

Randwelten in den öden Chainelane Isles erreichte, war Stefan angenehm<br />

überrascht und verblüfft über Tadeos Weisheit. Tadeo hatte die Möglichkeit<br />

eines Krieges mit den Mächten der Inneren Sphäre vorausgesehen und den<br />

Großteil der Rüstungsindustrie der Republik auf versteckte Stützpunkte in der<br />

tiefen Peripherie verlegt, weg von den kaum zu verteidigenden Kernwelten. Die<br />

Chainelaine Isles, eine verlassene Region im Weltall, auf die niemand Anspruch<br />

erhob, Heimat von Piraten, Banditen und anderen Elementen, dienten als<br />

perfektes Versteck. Die größte Militärbasis der Republik mit dem Codenamen<br />

21


Knossos lag versteckt in einem bedrohlichen Asteroidenfeld und besaß sowohl<br />

Waffenfabriken als auch Schiffswerften. Zur Zeit von Stefans Besuch standen<br />

vier Panzerschiffe der Necronomicon-Klasse kurz vor ihrer Fertigstellung. Diese<br />

neuen Panzerschiffe wurden illegal konstruiert, in Verletzung der Verträge zur<br />

Rüstungsbegrenzung, die die Größe des Republikmilitärs einschränkten.<br />

Weiterhin gab es riesige Lagerhallen voller BattleMechs und nukleare<br />

Wiederaufbereitungsanlagen zur Herstellung waffenfähigen Plutoniums liefen<br />

auf Hochtouren. Es ist überflüssig zu erwähnen, daß Stefan <strong>Amaris</strong> über alle<br />

Maßen erfreut war und eine Erweiterung der Anlagen befahl. Anstatt<br />

menschliche Arbeitskräfte einzusetzen, was ständige Versorgung erfordert und<br />

zudem eine Entdeckung der geheimen Stützpunkte durch eine undichte Stelle<br />

wahrscheinlich gemacht hätte, benutzte Stefan <strong>Amaris</strong> das riesige Erbe seines<br />

verstorbenen Vaters, um die Anlagen zu automatisieren; somit konnte das<br />

Personal auf eine Handvoll Eingeweihter reduziert werden, während die<br />

Fabriken weiter mit voller Auslastung Militärmaterial produzierten. Diese<br />

Vorgehensweise hatte zur Folge, daß nur ein kleiner, vertrauter Kern von<br />

Personen im Militär der Republik die genaue Lage dieser Stützpunkte kannte;<br />

ein Faktor, der sich als sehr wichtig erweisen sollte, als die SBVS einige<br />

Jahrzehnte der Republik den Krieg erklärten und begannen, sie systematisch zu<br />

zerstören.<br />

22


AN: Stefan <strong>Amaris</strong>, Oberbefehlshaber, Republik der Randwelten-Streitkräfte<br />

VON: Dr. Harold Rohrs, Knossos Schiffswerften<br />

DATUM: 18. Mai 2743<br />

BETREFF: Eure Anfrage bezüglich des Produktionsstandes der Kriegsschiffe<br />

Mit großer Freude verkünde ich Euch hiermit die Einführung unserer neuen,<br />

dem aktuellsten Stand der Technik entsprechenden Panzerschiffen der<br />

Necronomicon-Klasse. Da ich hörte, daß Ihr Geschichte zu Euren<br />

Leidenschaften zählt, beschlossen wir, diese neuen Kriegsschiffe mit einer<br />

Bezeichnung des Nazireichs aus Terras entfernter Vergangenheit zu<br />

klassifizieren. Der Begriff „Panzerschiff“ bezieht sich im Wesentlichen auf ein<br />

Kriegsschiff, das jeden Kreuzer an Feuerkraft übertrifft und gleichzeitig schnell<br />

genug ist, um vor einem größeren Gegner zu fliehen. Diese neuen Kriegsschiffe<br />

werden unseren geliebten Republikstreitkräften gute Dienste leisten und sie<br />

könnten sogar der vielgepriesenen Flotte des Sternenbundes entgegentreten,<br />

sollte es jemals so weit kommen. Bei einer Verdrängung von fast 900.000<br />

Tonnen starrt diese furchterregende Schiffsklasse vor Schiffslasern, PPKs,<br />

Autokanonen sowie acht Abschußrampen für Barracuda- und Schwertwal-<br />

Raketensysteme, nicht zu vergessen einige kleinere Waffen zur Jägerabwehr.<br />

Diese Großkampfschiffe können weiterhin wegen ihrer Ferro-Karbid-<br />

Konstruktion und maximaler Panzerung gewaltigen Schaden einstecken, was<br />

ihnen ein noch nie gesehene Überlebensdauer in den tödlichen Raumschlachten<br />

verleiht. Für Notfälle besitzt jedes Schiff außerdem eine Lithium-<br />

Fusionsbatterie, sollte eine unvorhergesehene Situation eintreten. Es mag Euch<br />

überraschen, aber wir haben bereits zwei dieser Schiffe fertiggestellt; sowohl<br />

die Lovecraft als auch die Derleth werden gerade letzten Testflügen unterzogen<br />

und sollten nächsten Monat voll einsatzfähig sein. Vier weitere dieser Schiffe<br />

befinden sich in der letzten Bauphase und sollten innerhalb der nächsten sechs<br />

Monate einsatzbereit sein. Es wäre mir ein Vergnügen, Euch persönlich durch<br />

unsere Anlagen zu führen, sofern Ihr die Zeit dafür findet. Zudem möchte ich<br />

Euch meinen tiefsten Dank aussprechen für die Erhöhung unseres<br />

Herstellungsbudgets und die Einführung des Automatisierungsprojektes,<br />

welches unsere Produktion um das Zehnfache gesteigert hat. Heil <strong>Amaris</strong>!<br />

Ende 2743 erlag Cynthia <strong>Amaris</strong> schließlich den Heimsuchungen von Alter und<br />

Krankheit. Bei seinem Amtsantritt als Präsident hielt Stefan <strong>Amaris</strong> eine kurze<br />

Rede, in der er die Bedeutung von Einheit und Kooperation mit den Mächten der<br />

Inneren Sphäre, besonders dem Sternenbund, hervorhob, was viele Experten<br />

dazu veranlaßte, ihn als das dem Sternenbund gegenüber am freundlichsten<br />

gesonnene Staatsoberhaupt der Peripherie seit seinem Vorfahren Gregory zu<br />

bezeichnen, wobei Stefan <strong>Amaris</strong> anders als Gregory die Loyalität seiner Bürger<br />

behielt. Dieser berechnende Schachzug verstärkte die diplomatischen und<br />

wirtschaftlichen Beziehungen mit der Terranischen Hegemonie und führte zu<br />

einem wirtschaftlichen Boom in der Republik. Im Laufe seiner Amtszeit weckte<br />

Stefan die Neugier vieler Bürger der Republik, da er, ganz anders als seine<br />

Mutter, die Öffentlichkeit scheute. Präsident Stefan <strong>Amaris</strong> arbeitete lieber<br />

23


unerkannt und umgab sich mit Leuten vom Militär, obwohl er bei den wenigen<br />

öffentlichen Veranstaltungen, bei denen er zu sehen war, seinen berühmten<br />

Charme zur Schau stellte.<br />

In seinem Inneren<br />

bereitete sich Stefan<br />

<strong>Amaris</strong> darauf vor, ein<br />

Führer der Republik zu<br />

werden, der sich von<br />

seinen Vorgängern unterschied,<br />

ein Führer, der<br />

überall erkannt würde.<br />

Als leidenschaftlicher<br />

Student der Geschichte<br />

befaßte sich <strong>Amaris</strong><br />

sorgfältig mit den<br />

Methoden des Diktators<br />

Adolf Hitler aus dem 20.<br />

Jahrhundert; dieser hatte<br />

seine Haltung verändert<br />

und seinen Schnurrbart<br />

so rasiert, daß er aus der<br />

Masse herausstach.<br />

Daher stellte <strong>Amaris</strong> jede<br />

Art körperlicher Übung<br />

ein und begann,<br />

zuzunehmen, besonders<br />

am Kinn, was ihm den<br />

Anschein erheblichen<br />

Übergewichts verlieh,<br />

obwohl er nur etwas<br />

korpulent war. Zudem<br />

rasierte er sich den Kopf und ließ sich einen Bart nach der Art antiker<br />

mongolischer Eroberer wie Dschingis Khan wachsen. Obwohl dies sein<br />

körperliches Erscheinungsbild grotesk aussehen ließ, gelang es ihm mit seinem<br />

charmanten Lächeln und seinem umgänglichen Verhalten, die Furcht und den<br />

Schock der meisten Leute angesichts seines Äußeren zu zerstreuen.<br />

2744 gelang den republikanischen Geheimdiensten ein großer Coup - sie kamen<br />

in den Besitz geheimer technische Pläne und Muster der fortschrittlichsten<br />

Waffen des Sternenbundes. Schwarzmarktlieferungen von ER-Lasern und ER-<br />

PPKs, LB-X- und Ultra-Autokanonen, Gaußgeschütze, Doppelwärmetauscher,<br />

sogar ein gestohlener extra-leichter Reaktor wurde zum neu eingerichteten<br />

Zentrum für Forschung und Entwicklung in den Chainelane Isles gebracht. Die<br />

besten Wissenschaftler der Republik sowie hochbezahlte, unabhängige<br />

Techniker begannen dort mit dem langen, anstrengenden Prozeß des Nachbaus<br />

24


dieser militärtechnischen Innovationen, um es der Republik zu ermöglichen,<br />

diese selbst in Serie zu fertigen, anstatt vom hoch riskanten und kostenintensiven<br />

Handel auf dem Schwarzmarkt abhängig zu sein. Um 2750 erhielt der<br />

Großteil des Republikmilitärs Feldnachrüstsätze, mit denen seine BattleMechs<br />

mit diesen neuen Technologien nachgerüstet werden sollten. Anstatt mit neuer<br />

Technologie ausgerüstete neue Mechs von Grund auf neu zu konstruieren<br />

entschied Stefan <strong>Amaris</strong>, es sei weniger kostenaufwendig, die bereits vorhandenen<br />

Mechs nachzurüsten. Diese Vorgehensweise war nicht nur billiger, sie<br />

erweckte auch nicht den Verdacht, die Randwelten würden fortschrittliche<br />

Ausrüstung einsetzen, die nur dem Sternenbund zur Verfügung stand.<br />

VORZEICHEN DES UNTERGANGS<br />

Es ist nämlich eine allgemeine Regel, die nie fehlgeht, daß ein Fürst, der nicht<br />

selber klug ist, auch nicht gut beraten werden kann, es sei denn, er verließe sich<br />

ganz auf die Führung eines einzigen besonders klugen Mannes.<br />

- Niccolo Machiavelli, Der Fürst<br />

Jede Untersuchung über Stefan <strong>Amaris</strong> wirft augenblicklich eine Reihe von<br />

Fragen auf. Hatte er irgendwelche Gefühle gegenüber dem jungen Ersten Lord<br />

Richard Cameron, als dieser zu ihm als seinen einzigen engen Freund aufblickte<br />

oder war seine Freundschaft mit dem zukünftigen und letztem Herrscher über<br />

den Sternenbund nur Fassade? Wichtiger noch, hegte <strong>Amaris</strong> einen starken<br />

persönlichen Haß auf die Blutlinie der Camerons im Allgemeinen? Urteilt man<br />

nach seinem Wutausbruch, als er von den Camerons an seinem Hochzeitstag<br />

brüskiert wurde, oder nach seiner Meinung, der Sternenbund betrachte die<br />

Peripheriestaaten gewissermaßen als Sklaven, die man ausbeutet, hatte er wohl<br />

genug Gründe. Geht man aber nach seinem psychologischen Profil und seinem<br />

Mangel an Einfühlungsvermögen gegenüber anderen Menschen, könnten die<br />

Camerons nicht einfach nur weitere Hindernisse auf seinem Weg zur Macht<br />

gewesen sein, die es zu entfernen galt?<br />

- Thelos Auburn, Aufstieg und Fall des Hauses <strong>Amaris</strong><br />

Als die Menschheit begann, weit entfernte Planeten zu kolonisieren, ersetzte die<br />

Wissenschaft Religion und Mystizismus als den Hauptglauben für die<br />

Unternehmungen der Menschheit. Aber trotz aller Einflüsse der Wissenschaft<br />

auf das Leben der Menschen gab es noch immer unbeantwortete Fragen in<br />

Bezug auf Prophezeiungen und darüber, ob es ein vorherbestimmtes Schicksal<br />

gibt, welches sich voraussagen läßt. 2742 wurde eine Schützin der 70.<br />

Infanteriedivision der SBVS vom Blitz getroffen und war in Folge taubstumm<br />

und blind. Nachdem sie fünf Tage im Krankenhaus gelegen hatte, schien sie ihre<br />

Sinne wiederzuerlangen, obwohl die Ärzte meinten, sie würde möglicherweise<br />

für immer in diesem Zustand bleiben. Sie redete für einige Stunden<br />

unzusammenhängendes Zeug; danach erklärte sie vertraulich unter Zeugen, der<br />

Erste Lord Simon Cameron würde den Tod durch die „Grabmaschine eines<br />

Mörders“ finden. Drei Jahre vorher wurde Lieutenant Saul Robstein von der<br />

25


191. Royal BattleMech Division ebenfalls mit Blind- und Taubheit geschlagen;<br />

auch er erlangte seine Sinne zurück und sagte voraus, Jocasta Cameron, die<br />

Schwester des ehemaligen Ersten Lords Jonathan Cameron, werde in drei Jahren<br />

sterben. Das Merkwürdige war, daß Jocasta Cameron am selben Tag starb, als<br />

die namentlich unbekannte Schützin, die den Tod Lord Simon Camerons<br />

voraussagte, ihrer Sinne beraubt wurde. Waren diese Geschehnisse nur seltsame<br />

Zufälle, die mit der Geschichte zusammenspielten oder war eine höhere Macht<br />

am Werk? Diese Fragen bleiben bis heute unbeantwortet. Der Name der<br />

Schützin wurde nicht in den offiziellen Aufzeichnungen festgehalten und somit<br />

gab es keine weitergehenden Nachforschungen über diese Behauptungen nach<br />

dem <strong>Amaris</strong> Bürgerkrieg.<br />

Entgegen offiziellen Behauptungen, diese Zeiten seien die „Guten Jahre“<br />

gewesen, begannen 2750 diverse versteckte Kriege und Konflikte. Es gab<br />

zahlreiche Grenzvorfälle zwischen den Großen Häusern. Auch in der Peripherie<br />

war man verärgert über die zunehmende Besteuerung durch die<br />

Mitgliedsstaaten, so daß sich erneut einige Widerstandsgruppen, die das Ziel<br />

hatten, das Joch des Sternenbunds abzuwerfen, zu organisieren begannen. Die<br />

Innere Sphäre schien wie ein Pulverfaß kurz vor der Explosion. Der Erste Lord<br />

Simon Cameron, damaliger Herrscher des Sternenbundes, schien zu erkennen,<br />

daß die Dinge aus dem Ruder liefen und traf Vorbereitungen für eine Rundreise,<br />

die ihn durch das gesamte Gebiet des Sternenbundes führen sollte. Seine Berater<br />

waren der Ansicht, diese Geste sei notwendig, um in einer Zeit, in der das<br />

Vertrauen in eine geeinte Menschheit an einem Tief angelangt war, politische<br />

Unterstützung zu erhalten.<br />

Der exakte Zeitpunkt, an dem Stefan <strong>Amaris</strong> sich entschloß, für die Erlangung<br />

der absoluten Macht die Übernahme des Sternenbundes zu planen und<br />

auszuführen, ist unbekannt, aber Lord Camerons Ankündigung seiner Rundreise<br />

war ein günstiger Augenblick für ihn. Die Streitkräfte der Republik waren dank<br />

der Basen in den Chainelane Isles im Geheimen stetig weiter gewachsen, bis sie<br />

sogar den Armeen der Großen Häuser an Quantität und technologischer Qualität<br />

gleichkamen, da vorhandene Einheiten im Stillen mit fortschrittlicher<br />

Sternenbund-Bewaffnung ausgerüstet und weitere Einheiten in versteckten<br />

Stützpunkten in der tiefen Peripherie ausgehoben wurden. Indem er die<br />

leistungsfähigen Geheimdienste der Republik benutzte, um feindliche Spione zu<br />

eliminieren und fremde Mächte mit falschen Informationen zu füttern, besaß<br />

Stefan <strong>Amaris</strong> nun die Mittel, mit denen er seine langgehegten Ambitionen<br />

verwirklichen konnte.<br />

Einer vor kurzem durchgeführten Analyse freigegebener Dokumente zufolge,<br />

die den SBVS während der Besatzung und Zerstörung der Republik der<br />

Randwelten Jahre später in die Hände gefallen waren, scheint es klar, daß es den<br />

republikanischen Geheimdiensten gelungen war, diverse Militärcodes zu<br />

knacken; herausragende Beispiele sind die verschlüsselten Übertragungen des<br />

Sternenbund-Militärs und der Taurischen Verteidigungsstreitkräfte, welche<br />

26


damit weit offen für eine Überwachung durch Geheimdienstanalysten der<br />

Republik waren. Dies stellte <strong>Amaris</strong> nicht nur ein Frühwarnsystem zur<br />

Verfügung für den Fall, daß seine Feinde seine wahren Absichten entdeckten,<br />

sondern lieferte ihm auch die genauen Reisedaten des Ersten Lords und die<br />

Zusammensetzung seiner Leibwache.<br />

Obwohl die Ereignisse, die zu dem Vorfall während des Besuchs der<br />

Minenanlagen auf New Silesia Anfang 2751 durch Lord Simon Cameron<br />

führten, nicht bestätigt sind, können einige Annahmen gemacht werden. Erstens<br />

wußte Stefan <strong>Amaris</strong> als erster außerhalb des SBVS Oberkommandos von Lord<br />

Camerons Besuch der Minenanlage und seiner genauen Route. Zweitens hätte<br />

<strong>Amaris</strong>, ausgestattet mit diesem Wissen, ein Team von Undercover-Agenten<br />

losschicken können, um eine Schürfmaschine in Vorbereitung des Besuchs Lord<br />

Camerons zu sabotieren. Drittens hätte <strong>Amaris</strong> die Informationen über<br />

Reiseroute und Sicherheitsvorkehrungen an eine dritte, dem Sternenbund<br />

feindlich gesinnte Partei, verkaufen können – zum Beispiel den Tauriern. Was<br />

auch die Ursache gewesen mag, Lord Simon Cameron kam tatsächlich während<br />

der Besichtigung der Minenanlagen bei einem Unfall ums Leben und bestätigte<br />

so die Vision der namenlosen SBVS-Schützin. Die folgende Untersuchung kam<br />

zu dem Schluß, daß keine Sabotage vorliege und der Fall wurde geschlossen.<br />

Obwohl bis heute mehrere Verschwörungstheorien existieren, wird das Rätsel<br />

um den schockierenden Tod von Lord Simon Cameron wohl nie gelöst werden,<br />

sofern keine neuen Beweise auftauchen.<br />

Während die Nachricht vom Tode Simon Camerons die Innere Sphäre<br />

erschütterte, entstand eine Krise um seinen Nachfolger als Erster Lord; Simons<br />

Erbe war sein Sohn Richard, der zu dieser Zeit gerade acht Jahre alt war. Am<br />

dritten April 2751 bestätigten die Mitglieder des Hohen Rats des Sternenbundes<br />

27


den Jungen als Ersten Lord und ernannten General Aleksandr Kerensky, den<br />

Oberkommandierenden der SVBS, bis zum 18. Geburtstag Richards zum<br />

Regenten und Lordprotector des Reiches.<br />

Obwohl diese Vorgehensweise den<br />

Bund erneut zu stabilisieren schien,<br />

nutzten die Großen Häuser sofort die<br />

Schwäche des Sternenbundes, um ein<br />

Gesetz zu verabschieden, welches<br />

ihnen die Verdoppelung ihrer Streitkräfte<br />

zugestand. Das einzige Ratsmitglied,<br />

das gegen das Gesetz<br />

stimmte, war Stefan <strong>Amaris</strong>. Obwohl<br />

er von vielen als Moralist und<br />

Friedensstifter gepriesen wurde, war<br />

<strong>Amaris</strong> in Wirklichkeit ein Wolf im<br />

Schafspelz. Schon einige Jahre vorher<br />

hatte er seine Armeen im<br />

Geheimen mehr als verdoppelt und<br />

war den anderen damit weit voraus.<br />

Sein Handeln brachte ihm lediglich<br />

politisches Ansehen bei den<br />

machtlosen Adeligen der Inneren<br />

Sphäre und den Menschen im<br />

Sternenbund.<br />

2753 kam der Rat erneut auf Terra<br />

zusammen und erließ ein weiteres Edikt zur Erhöhung der Besteuerung der<br />

Peripheriestaaten, um die massiven Erhöhungen des Militärbudgets zu<br />

finanzieren – entgegen dem vehementen Widerstand von General Kerensky und<br />

Stefan <strong>Amaris</strong>. Ohne einen starken Ersten Lord, der sie im Zaum hielt, fuhren<br />

die Lordräte fort, die Einheit des Sternenbundes zu unterminieren, während sie<br />

versuchten, ihre militärische Stärke drastisch zu erhöhen. Da es ihm an<br />

politischer Erfahrung fehlte und er beständig von den erfahreneren Lordräten<br />

ausmanövriert wurde, beschloß General Kerensky verärgert, bei seinen Truppen<br />

zu bleiben, anstatt zu versuchen, ein Rudel von „Halsabschneidern“ zu<br />

kontrollieren. Kerensky als Mann des Militärs war enttäuscht und angewidert<br />

von dem politischen Chaos um ihn herum und ließ den Lordräten somit fast<br />

völlige Freiheit. Nur Stefan <strong>Amaris</strong> stellte sich den Machenschaften der Großen<br />

Häuser in der Öffentlichkeit entgegen, obgleich er ständig überstimmt wurde.<br />

Dies machte ihm allerdings wenig aus, da er bereits für einen solche Eventualität<br />

vorgesorgt hatte. Tatsächlich gewann Stefan <strong>Amaris</strong> bereits beträchtlichen<br />

Einfluß unter dem unzufriedenen, führerlosen Adel des Sternenbundes, der sich<br />

für die Vertretung seiner Interessen mehr und mehr auf <strong>Amaris</strong> verließ.<br />

28


Während die Peripheriestaaten vor Unzufriedenheit zu brodeln begannen,<br />

brachte <strong>Amaris</strong> weitere Oppositionsführer auf seine Seite. Einige Adelige aus<br />

der Peripherie verließen sich darauf, daß er versuchen würde, die harten<br />

Steuergesetze aufzuheben, aber vergeblich. Obwohl er gelegentlich seine<br />

Proteste lautstark den anderen Ratsmitgliedern gegenüber vorbrachte, spielte<br />

<strong>Amaris</strong> beide Seiten gegeneinander aus, während sein politisches Ansehen<br />

weiter stieg. Die Bürger der Republik der Randwelten verherrlichten ihn als<br />

großen Anführer und Friedensstifter und schätzten sich glücklich, einen so<br />

wohlwollenden Herrscher zu haben. Beinahe über Nacht verschwand die<br />

ohnehin schon schwache Opposition gegen <strong>Amaris</strong> und sein Volk (und viele<br />

andere in den Peripheriestaaten) folgte ihm blind vorwärts in eine scheinbar<br />

glückliche und friedvolle Zukunft. Die einzige Person, die seinen politischen<br />

Intrigen widerstand, war General Aleksandr Kerensky, der scheinbar Stefans<br />

Fassade durchschaute und ihm gegenüber gleichgültig blieb.<br />

Das erste, ebenso wie die darauffolgenden Treffen Stefan <strong>Amaris</strong>’ mit<br />

General Aleksandr Kerensky erreichten nicht das vom Herrscher der<br />

Republik der Randwelten erhoffte Ziel. <strong>Amaris</strong> dachte, er könnte General<br />

Kerensky unter seinen Einfluß bringen, aber der General spürte, das<br />

etwas nicht stimmte mit dem, was hinter <strong>Amaris</strong> stählernen, kalten,<br />

grauen Augen lag. Es schien fast, als wüßte Kerensky, daß <strong>Amaris</strong><br />

hinter jeder Geste, hinter jedem Wort, etwas versteckte und man ihm<br />

deswegen nicht trauen konnte. Stefan versuchte zahlreiche Male, das<br />

Eis zwischen ihnen zu brechen, wurde aber jedesmal mit kühler,<br />

professioneller Höflichkeit zurückgewiesen. Nach einem halben Dutzend<br />

Versuchen gab <strong>Amaris</strong> schließlich auf und begann stattdessen, diejenige<br />

Person innerhalb des Sternenbundes auf seine Seite zu ziehen, die für<br />

seine Intrigen am verwundbarsten war – Richard Cameron.<br />

- Thelos Auburn, Aufstieg und Fall des Hauses <strong>Amaris</strong><br />

Stefan <strong>Amaris</strong> traf Richard Cameron zum ersten Mal im Spätsommer 2753, als<br />

der Junge zehn Jahre alt war. Aufgrund der Vorsichtsmaßnahmen für seine<br />

Sicherheit war es dem einsamen Kind nicht gestattet, mit Gleichaltrigen zu<br />

spielen; er wuchs mit erwachsenen Bediensteten als einziger Gesellschaft auf<br />

und durfte zudem das Palastgelände nicht verlassen. Einsam und traurig, brach<br />

Richard Cameron beinahe in Tränen aus, als ihm Stefan <strong>Amaris</strong> während ihres<br />

ersten Treffens ein kleines Geschenk überreichte. Stefan <strong>Amaris</strong> spürte eine<br />

verwandte Seele, verschob seine anderen Pflichten im Rat und verbrachte die<br />

nächsten Tage mit Richard Cameron; sie unterhielten sich, spielten und<br />

amüsierten sich. Anders als die anderen Erwachsenen in seiner Umgebung<br />

behandelte <strong>Amaris</strong> Richard nicht wie ein Kind, sondern wie einen<br />

Gleichgestellten und gewann ihn so für sich. Während die Jahre vergingen,<br />

versäumte es Stefan <strong>Amaris</strong> nie, dem Jungen einen Besuch abzustatten, und<br />

Richard revanchierte sich, indem er regelmäßig über HPG mit <strong>Amaris</strong><br />

korrespondierte, wenn sie durch die Entfernung voneinander getrennt waren.<br />

29


Richard war vollständig eingenommen vom Herrscher der Randwelten und<br />

vertraute „Onkel Stefan“ als einzigem Freund; als er erwachsen wurde, ernannte<br />

er <strong>Amaris</strong> zu seinem persönlichen Beschützer. Der Sternenbundadel bemerkte<br />

<strong>Amaris</strong>’ wachsenden Einfluß auf den jungen Cameron und begann, ihn mit<br />

Handelsverträgen und Geschäftsvorschlägen zu hofieren. <strong>Amaris</strong> nahm jedes<br />

Angebot mit Freuden an und Wirtschaft und militärische Stärke seines Reiches<br />

wuchs.<br />

2755 nahm der zwölfjährige Richard Cameron zum ersten Mal am jährlichen<br />

Treffen des Hohen Rates des Sternenbundes teil. Die Lordräte waren überrascht,<br />

Stefan <strong>Amaris</strong> zur Rechten des jungen Ersten Lords zu sehen, gewannen aber<br />

ihre Fassung schnell zurück und nahmen ihre politischen Gespräche wieder auf.<br />

Richard Cameron war geschockt und verletzt, als ihn die Lordräte geradezu<br />

ignorierten und stand kurz davor, weinend aus dem Raum zu stürmen, doch die<br />

beruhigende Hand von Stefan <strong>Amaris</strong> hielt ihn davon ab. Während des Treffens<br />

schlug Lord Minoru Kurita eine weitere Verdopplung der jeweiligen Hausarmeen<br />

vor und trieb eine neue Verteidigungssteuer voran, die gegen die<br />

Peripheriestaaten erhoben werden sollte. Entgegen den Protesten Richard<br />

Camerons setzten die Lordräte beides durch. Als man ihm schließlich erlaubte,<br />

zu Ende der Versammlung das Wort zu ergreifen, ernannte Richard Cameron<br />

Stefan <strong>Amaris</strong> zum Ritter des Sternenbunds und erklärte, er werde General<br />

Kerensky unverzüglich befehlen, sämtliche Truppen des Sternenbundes aus dem<br />

Gebiet der Republik der Randwelten abzuziehen. Danach verließ der junge Erste<br />

Lord zusammen mit einem lächelnden <strong>Amaris</strong> den Raum und ließ die anderen<br />

Lordräte schockiert und ungläubig zurück.<br />

Es gab ein weiteres Vorzeichen des Untergangs, das sich erfüllen sollte: einige<br />

Tage nach dem Tode Simon Camerons’ fiel Sergeant Heinz Mann von der 290.<br />

mechanisierten Infanteriedivision in ein achttägiges Koma. Nach seiner<br />

Genesung berichte er von Visionen von Dutzenden Mitgliedern der Cameron-<br />

Familie, die tot in ihrem eigenen Blut lagen.<br />

30


MERIDIAN<br />

Kein Tyrann, egal aus welcher Zeit, hätte<br />

sein Ziel ohne die Hilfe eines<br />

zuverlässigen Vollstreckers erreicht, der<br />

den Großteil des Teufelswerkes für sie<br />

erledigte. Lenin hatte Stalin und Trotzki,<br />

Capone hatte Nitti, Hitler hatte Röhm<br />

und später Himmler, und <strong>Amaris</strong> hat<br />

Meridian.<br />

- General Aaron DeChavilier während<br />

der Befreiung Terras durch die SBVS,<br />

2779<br />

Meridian war eine der großen „Was<br />

wäre, wenn...“-Fragen der Geschichte.<br />

Obwohl er allgemein als Verräter<br />

ohnegleichen gilt, der beim Fall des<br />

Sternenbundes mithalf, war es eine Reihe<br />

von Tragödien in seinem Leben, die ihn<br />

schließlich dazu brachten, zu tun, was er<br />

tat. Wären die Geschehnisse jener<br />

verhängnisvollen Nacht nie passiert,<br />

hätte die Geschichte einen anderen<br />

Verlauf genommen?<br />

- Thelos Auburn, Aufstieg und Fall des<br />

Hauses <strong>Amaris</strong><br />

Der Mann, der später den Namen<br />

„Meridian“ tragen würde, wurde als<br />

Christopher Fokker geboren. Fokker, der<br />

mit Auszeichnung an der Sandhurst<br />

Militärakademie auf Terra graduierte und<br />

auch das SLVS ACMS (Advanced<br />

Combat and Maneuvering Skills)<br />

erfolgreich abschloß, war einer der<br />

intelligentesten jungen Offiziere der<br />

SBVS. Nachdem Fokker bei der 146.<br />

Royal BattleMech-Division gedient<br />

hatte, wurde er als einer der wenigen Ausbildungsoffiziere für das „Gunslinger-<br />

Programm“ der SBVS ausgewählt.<br />

Das Gunslinger-Programm war eine geheime Trainingseinheit, die als Antwort<br />

auf die „Versteckten Kriege“, während denen die Privatarmeen der Lordräte<br />

Soldaten der SBVS zu geheimen Duellen auf Leben und Tod herausforderten,<br />

gegründet wurde. Nachdem Urizen Kuritas „Ronin“ (in Wirklichkeit bestens<br />

31


ausgebildete DEST-Kommandosoldaten) die SVBS-Soldaten regelmäßig<br />

besiegten, wurden im Gunslinger-Programm sorgfältig ausgewählte<br />

MechKrieger der SBVS einem intensiven Training mit den fortschrittlichsten<br />

Simulatoren und den besten Ausbildern unterzogen. Wie erwartet war Fokker in<br />

diesem Programm unübertroffen und wurde zum obersten Ausbilder dieser<br />

Einheit befördert; hier erhielt er auch den Rufnamen „Meridian“. Es war fast<br />

sicher, daß Fokker einmal einen hohen Rang im SBVS Oberkommando<br />

bekleiden würde. Ein Ereignis in seinem Privatleben sollte jedoch den Verlauf<br />

seines Lebens dramatisch verändern.<br />

Im Gunslinger-Programm lernte Major Fokker eine junge Mechkriegerin<br />

namens Tanya Kerensky kennen, die Nichte des kommandierenden Generals der<br />

SBVS, Aleksandr Kerensky. Die Beiden verliebten sich ineinander, sehr zum<br />

Verdruß von Tanyas Vater, Colonel Oleg Kerensky. Colonel Kerensky mißfiel<br />

die „bäuerliche“ Herkunft des jungen Mannes und eines Abends ertappte er das<br />

junge Paar beim Küssen vor seinem Haus. Der wütende Colonel zog seinen<br />

Dolch und stürmte auf Christopher Fokker zu, dem es dank seiner<br />

Kampfsportausbildung gelang, seinen Gegner zu Boden zu werfen.<br />

Unglücklicherweise war dabei Olegs Hand unter seinen Körper gerutscht und<br />

sein eigener Dolch durchbohrte sein Herz. Christopher Fokker hatte<br />

versehentlich Tanyas Vater getötet. Schnell wurde der junge SBVS-Offiizier<br />

wegen Mordes vor ein Kriegsgericht gestellt; den Vorsitz hatte General<br />

Aleksandr Kerensky persönlich.<br />

Nachdem er auf einen Unfall plädiert hatte, verwandelte sich Fokkers Hoffnung<br />

in Schock, als ihn das Gericht für schuldig befand, einen vorgesetzten Offizier<br />

getötet zu haben und ihn zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilte. Die<br />

Bestätigung des Urteils durch General Kerensky verstärkte seinen Kummer<br />

noch. Drei Monate nach Antritt seiner Strafe eruhr Fokker, daß Tanya<br />

Selbstmord begangen hatte – im dritten Monat schwanger mit ihrem<br />

gemeinsamen Kind. Während aus den Monaten Jahre wurden, verwandelte sich<br />

Fokkers Schmerz in Wut auf General Kerensky und den Sternenbund. Er schwor<br />

Rache und daß er sie alle für die Zerstörung seines Lebens und seiner Familie<br />

bezahlen lassen würde.<br />

2749 gelang Christopher Fokker zusammen mit einigen Komplizen eine<br />

spektakuläre Flucht aus dem Militärgefängnis der SBVS auf Terra; 2751 kam er<br />

in der Republik der Randwelten an. Stefan <strong>Amaris</strong> selbst begrüßte den<br />

abtrünnigen SBVS-Offizier und bot ihm einen Posten in seinen Streitkräften an.<br />

Innerhalb von zwei Jahren hatte Fokker die besten Offiziere und Soldaten<br />

versammelt, um eine Elite-Kommandoeinheit zu bilden, die 13. <strong>Amaris</strong> Special<br />

Forces Group. Indem er die gleichen Trainingsmethoden wie beim Gunslingerund<br />

ACMS-Programm benutzte, verwandelte Meridian (wie Fokker nun genannt<br />

wurde) eine zusammengewürfelte Truppe unerfahrener Haussoldaten in eine<br />

Einheit, die den Vergleich mit den besten der SBVS nicht zu scheuen brauchte.<br />

Nachdem Meridian als persönlicher Berater dem Kommandostab Stefan <strong>Amaris</strong><br />

32


zugeteilt worden war, begann er außerdem, neue aktualisierte Doktrinen<br />

einzuführen; zudem brachte er wichtige Informationen über die Taktiken und<br />

Schwächen der SBVS mit, ein Vorteil für die Streitkräfte der Republik, sollten<br />

sie jemals gegen den Sternenbund zu Felde ziehen.<br />

2762 war ein turbulentes Jahr für den Sternenbund. In diesem Jahr endete<br />

General Kerenskys Regentschaft mit dem 18. Geburtstag Richard Camerons und<br />

seiner Einsetzung als Erster Lord des Sternenbunds. Beim ersten Treffen des<br />

Hohen Rates in diesem Jahr legte Richard Cameron den Lordräten<br />

Exekutivbefehl 156 vor, der sie verpflichtete, sämtliche Hausarmeen aufzulösen.<br />

Beinahe augenblicklich sah er sich Protesten und Spott ausgesetzt, womit er<br />

nicht gerechnet hatte. Aus der Fassung gebracht war der junge Lord zu der<br />

Erniedrigung gezwungen, den Befehl zurückzunehmen. Nur Stefan <strong>Amaris</strong><br />

unterstützte die Initiative wie gewöhnlich. Als letzten Akt des Widerstandes<br />

entschied Lord Cameron, den Hohen Rat zu aufzulösen und nur noch per Dekret<br />

zu regieren. Während die gekränkten Parteien auseinander gingen, erkannte<br />

Richard, daß die Großen Häuser militärisch so stark geworden waren, daß nicht<br />

einmal der Sternenbund es alleine mit ihnen aufnehmen konnte.<br />

Im folgenden Jahr erfuhr Stefan <strong>Amaris</strong>, dessen Geheimdienst die taurischen<br />

Geheimcodes geknackt hatte, vom Aufbau einer geheimen taurischen<br />

Freiheitsarmee und traf sich mit General Kerensky in der Peripherie, wo er ihm<br />

die genauen Koordinaten dieser Armee mitteilte. In der darauffolgenden<br />

Operation ging den SBVS beinahe die gesamte Führung der taurischen<br />

Freiheitsarmee ins Netz. Obwohl General Kerensky immer noch gegen <strong>Amaris</strong><br />

war, war Richard Cameron nun überzeugt, nur die Republik der Randwelten<br />

könnte ein vertrauenswürdiger Verbündeter sein. Die Taurier waren gelinde<br />

gesagt alles andere als erfreut und bezeichneten <strong>Amaris</strong> als einen Verräter, dem<br />

die Sache der Peripherie vollständig egal sei.<br />

In der Zwischenzeit verschlechterte sich die Situation in der Peripherie – die<br />

Zwangsbesteuerung erhitzte die Gemüter und bewaffnete Proteste entbrannten.<br />

Auf Rat von <strong>Amaris</strong> befahl Richard Cameron General Kerensky, die SBVS<br />

Truppen in der Peripherie zu verstärken und persönlich das Kommando zu<br />

übernehmen. Kerensky protestierte, die Truppen in der Peripherie zu verstärken<br />

würde alle Reserven in der Hegemonie aufbrauchen. Als Richard seinen Befehl<br />

wiederholte, schluckte Kerensky seinen Stolz herunter und reiste in die<br />

Peripherie; er war Soldat und hatte genug davon, sich mit Politikern abzugeben.<br />

Unterdessen schlug <strong>Amaris</strong> dem vertrauensvollen Ersten Lord vor, mit seinen<br />

eigenen republikanischen Truppen die Gebiete der Hegemonie im Falle weiterer<br />

Konflikte zu verstärken. Richard stimmte rückhaltlos zu und schickte 2764<br />

Lieferungen fortschrittlicher Militärausrüstung, unter anderem auch modernste<br />

BattleMechs der SBVS, sowie Berater, die die Republikanischen Streitkräfte in<br />

fortgeschrittenen Militärtaktiken unterrichten sollten, in die Republik der<br />

Randwelten. Das Militär der Randwelten hatte schon an einigen gemeinsamen,<br />

großangelegten Manövern der SBVS teilgenommen.<br />

33


Trotz ihrer Rückschläge einige Jahre zuvor waren die Taurier mehr als je zuvor<br />

entschlossen, ihre Welten vom Joch des Sternenbundes zu befreien. 2765<br />

gruppierten sie ihre Kräfte erneut und sagten sich offen vom Sternenbund los.<br />

Innerhalb von Wochen griff die gesamte Peripherie, mit Ausnahme der Republik<br />

der Randwelten, zu den Waffen und trieben die SBVS Garnisonen in die<br />

Defensive. Der Erste Lord Richard Cameron bat die Hausfürsten um Hilfe bei<br />

der Niederschlagung der Rebellion, jedoch vergebens. Während die Kämpfe<br />

tobten, schickte Lord Cameron den Großteil der SBVS gegen die<br />

Peripherierebellen und bat Stefan <strong>Amaris</strong>, seine Truppen als Garnison auf den<br />

Welten der Hegemonie einzusetzen, falls es Probleme mit den Großen Häusern<br />

geben sollte.<br />

Dies war der Moment, auf den Stefan <strong>Amaris</strong> gehofft hatte. Die 13. <strong>Amaris</strong> SFG<br />

war bereits heimlich auf Terra stationiert worden.<br />

KURZLEBIGES IMPERIUM<br />

Der Tag war endlich gekommen. Es war ein blutiger Tag voller Schlechtigkeit<br />

und Zorn. Wir versuchten das Schicksal und es war uns wohlgesonnen an jenem<br />

Tag. Aber letztendlich war unsere Sache bereits verloren, wir hatten es nur nicht<br />

erkannt.<br />

- Aus Vicissitudes von Meridian<br />

Falls Stefan <strong>Amaris</strong> sein lebenslanges Bestreben, der größte Eroberer, den die<br />

Menschheit je gesehen hatte, zur Erfüllung bringen wollte, hatte ihm die<br />

Vorhersehung 2766 endlich die Chance dazu gewährt. Dieses Jahr war die<br />

Belohnung für seine Geduld und seine Vorbereitungen. Es war sein Moment des<br />

34


Ruhms, in dem alle seine Schachfiguren an der richtigen Stelle waren.<br />

Möglicherweise spürte er, daß er keine zweite Gelegenheit erhalten würde,<br />

wenn er jetzt nicht handelte. Der Preis war da, alles, was er tun mußte, war die<br />

Hand auszustrecken und die Zügel der Macht ergreifen. Und das tat er.<br />

-Thelos Auburn, Aufstieg und Fall des Hauses <strong>Amaris</strong><br />

Anfang 2766 waren die 4. <strong>Amaris</strong> Dragoner, eine Eliteeinheit, nach Terra<br />

verlegt worden. Dort verrichteten die Einheiten Stefan <strong>Amaris</strong>’ zusammen mit<br />

dem genauso berühmten Royal Black Watch Regiment des Ersten Lords<br />

Garnisonsdienst am Hof des Sternenbundes. Die meisten der 25 Divisionen der<br />

Terranischen Hegemonie waren mit Offensivoperationen in der entlegenen<br />

Peripherie beschäftigt, so daß nur 8 Divisionen, wovon nur 2 BattleMech-<br />

Divisionen waren, im Hegemonieraum zurückblieben. Im Winter desselben<br />

Jahres hatten sich 16 Divisionen der Republik auf den wichtigsten Welten der<br />

Hegemonie positioniert. Dazu hatten verdeckte Agenten der Randwelten<br />

begonnen, das Frühwarnsystem des Sternenbundes sowie die kürzlich gebauten<br />

automatisierten Raumverteidigungssysteme zu infiltrieren. Am 26. Dezember<br />

kehrte Stefan <strong>Amaris</strong> nach Terra zurück und erteilte seine letzten Befehle. Er<br />

ernannte Mohammed Selim zu seinem Regenten in der Republik der<br />

Randwelten und versetzte die verbliebenen Truppen in Kampfbereitschaft.<br />

Vielleicht hatte Stefan <strong>Amaris</strong> die Möglichkeit zu Scheitern vorausgesehen, als<br />

er seine älteste Tochter Anais anwies, ihre Sachen zu packen und sein<br />

abfliegendes Flaggschiff zu begleiten. Anais <strong>Amaris</strong> protestierte, aber ihr Vater<br />

bestand darauf mit den Worten, sie würde dort gebraucht. Als das<br />

republikanische Kriegsschif Worm Ouroboros sprang, hatte Stefan <strong>Amaris</strong><br />

Zeugen zufolge Tränen des Abschieds von seiner Tochter in den Augen.<br />

Am darauffolgenden Tag begann der <strong>Amaris</strong>-Putsch mit<br />

Überraschungsangriffen des Republikmilitärs auf die Sternenbundgarnisonen im<br />

Hegemonieraum. Auf Terra wurde der Großteil des Royal Black Watch<br />

Regiments bei der Explosion einer Atombombe in ihren Quartieren in der Nähe<br />

des Sternenbundhofes, höchstwahrscheinlich von der 13. <strong>Amaris</strong> SFG dort<br />

platziert, ausgelöscht. Während die 4. <strong>Amaris</strong> Dragoner die 191. Royal<br />

BattleMech-Division und ihre Reserveeinheiten angriffen, begleitete Stefan<br />

<strong>Amaris</strong> die 13. <strong>Amaris</strong> SFG in einem waghalsigen Angriff auf den Palast des<br />

Ersten Lords. Zwar wurde die unmittelbare Umgebung des Ersten Lords immer<br />

noch von mehr als einer Kompanie Krieger der Black Watch bewacht, aber die<br />

Spezialeinheiten unter dem Befehl von Meridian machten kurzen Prozeß mit<br />

ihnen. Einige Stunden später wurde der völlig überraschte Erste Lord Richard<br />

Cameron von Stefan <strong>Amaris</strong> persönlich ermordet. Anschießend ließ <strong>Amaris</strong> alle<br />

Mitglieder der Cameron Familie zusammentreiben und einen nach dem anderen<br />

im Thronsaal hinrichten. An diesem Tag eroberten die republikanischen Kräfte<br />

95 der 103 Welten der Terranischen Hegemonie; ein Lehrbuchbeispiel für einen<br />

Sieg durch vollständige Überraschung.<br />

35


Stefan <strong>Amaris</strong> begann sofort, seine Position zu festigen. Militär und<br />

Geheimagenten übernahmen HPG-Stationen und Raumverteidigungssysteme in<br />

der gesamten Hegemonie. Die dunklen Prophezeiungen über zahlreiche tote<br />

Camerons, die in ihrem eigenen Blut lagen, waren erfüllt. Dennoch war nicht<br />

alles verloren: die spätere Begründerin der Jadefalken, Elisabeth Hazen, bildete<br />

zusammen mit einer Handvoll Überlebender der Royal Black Watch eine<br />

Guerillatruppe, die bis zur Befreiung Terras 2779 durchhielt. Auch einige<br />

Camerons entkamen als Mitglieder von in die Peripherie entsandten SBVS-<br />

Einheiten Stefan <strong>Amaris</strong>’ Säuberung. Dennoch waren Anfang 2767 alle Welten<br />

der Hegemonie in der Hand der Randweltenstreitkräfte. Während General<br />

Aleksandr Kerensky im Februar die Eroberung von New Vandenburg im<br />

Taurischen Konkordat abschloß, erhielt er eine HPG-Nachricht von Stefan<br />

<strong>Amaris</strong>, in der dieser sich zum Ersten Lord des neu gegründeten <strong>Amaris</strong>-<br />

Imperiums ausrief und den General zum Treueschwur aufforderte. Ähnlich der<br />

Denkweise der Japaner im Bezug auf die Amerikaner im Zweiten Weltkrieg<br />

dachte <strong>Amaris</strong> anscheinend, Kerensky würde allermindestens zähneknirschend<br />

einsehen, daß ein Angriff auf die schwer befestigten Hegemoniewelten sehr<br />

verlustreich werden würde, was zu einem unruhigen Frieden zwischen ihnen<br />

führen und <strong>Amaris</strong> erlauben würde, seine Eroberungen zu halten. In dieser<br />

Hinsicht hatte er die Beharrlickeit und den Gerechtigkeitswillen des Generals<br />

ernsthaft unterschätzt. Sofort erklärte Kerensky dem Usurpator den Krieg und<br />

sammelte seine Truppen für eine Invasion der Republik der Randwelten.<br />

Nachdem es ihm nicht gelungen war, sich die Loyalität der SBVS zu sichern,<br />

bat <strong>Amaris</strong> die Hausfürsten ein letztes Mal, ihm in dem aufziehenden Sturm zu<br />

helfen. Er hoffte, daß er mit der Unterstützung wenigstens eines der Großen<br />

Häuser eine Allianz bilden könnte, die ihm erlauben würde, weiter Erster Lord<br />

36


zu bleiben. Aber keiner der Hausfürsten entsprach seiner Bitte um Hilfe. In<br />

diesem Moment dachte <strong>Amaris</strong>, er sei nun wohl wahrhaftig alleine. Alles, was er<br />

jetzt noch tun konnte, war, seinen kürzlich eroberten Besitz zu befestigen und zu<br />

verteidigen, in der Hoffnung, den Ansturm zu überstehen. Wenn seine<br />

Streitkräfte den angreifenden SBVS genug Verluste beibringen konnten, wäre<br />

Kerensky möglicherweise geneigt, den Kampf aufzugeben. Aber auch in dieser<br />

Hinsicht unterschätzte er den Willen seines Feindes, Dinge zu Ende zu bringen.<br />

Im August erreichte die komplette Flotte der SBVS die Grenzen der Republik<br />

der Randwelten und bot den wenigen Truppen der Republik, die dort stationiert<br />

waren, die Chance zur Kapitulation. Regent Mohammed Selim weigerte sich,<br />

loyal bis zuletzt. 2770 fielen die letzten Verteidiger Apollos und die Republik<br />

der Randwelten existierte offiziell nicht mehr. Der Feldzug zur Befreiung der<br />

Hegemonie begann 2772 und Terra selbst wurde von den SBVS 2779 erobert.<br />

Die Kämpfe waren hart und blutig, und die SBVS mußten schreckliche Verluste<br />

hinnehmen, aber am Ende stand der Ausgang nie in Zweifel. Meridian, der es<br />

beinahe geschafft hätte, General Kerensky zu töten, wurde von General Aaron<br />

DeChavilier abgeschossen. Baron Gunthar von Strang starb zusammen mit<br />

seiner Einheit, die auf der Flucht von vorrückenden SBVS-Kräften zerstört<br />

wurde. Stefan <strong>Amaris</strong> selbst wurde zusammen mit seiner Familie gefangen<br />

genommen und von einem rachedurstigen General Kerensky hingerichtet. In den<br />

darauffolgenden Säuberungen befahl Kerensky den SBVS, jeden, der auch nur<br />

ein bißchen <strong>Amaris</strong>blut in sich trug, zur Strecke zu bringen.<br />

37


In den Nachwehen des <strong>Amaris</strong>-Bürgerkriegs, als seine Überlebenden mit dem<br />

Wiederaufbau begannen, schien es, als sei der Name <strong>Amaris</strong> Geschichte.<br />

38


KINDER DER VERLORENHEIT<br />

Doch hätte nicht ein Gott das Obere<br />

nach unten umgewühlt, wir würden,<br />

ruhmlos, nicht gepriesen, die wir jetzt<br />

den Musen unserer Nachwelt Stoff<br />

zum Lied gegeben.<br />

- Euripides, Die Troerinnen<br />

Damals lag ein langer, dunkler Weg<br />

vor uns. Die Kinder der Verlorenheit<br />

schrien nach ihren fehlenden Müttern<br />

und ihren toten Vätern. Doch die<br />

einzige Antwort war Schweigen. Die<br />

Sterne starrten in der leeren Nacht<br />

zurück, ihr gleichgültiges Schimmern<br />

ein Leuchtfeuer der Schwermut. Wir<br />

waren allein auf einer kleinen Insel,<br />

die durch das Meer der Unendlichkeit<br />

trieb.<br />

- Aus Vicissitudes von Meridian<br />

2769 unternahm die Worm<br />

Ouroboros ihren letzten Versorgungsflug<br />

zur Knossos Basis. Doch diesmal<br />

brachte sie nicht nur Fracht zu<br />

der versteckten <strong>Amaris</strong>basis in den<br />

Chainelaine Isles, sondern auch<br />

Familienangehörige des Randweltenadels.<br />

Unter ihnen war Anais <strong>Amaris</strong>,<br />

Fatima, die junge Tochter des<br />

Regenten Mohammed Selim, und der<br />

zehnjährige Matthias von Strang, der<br />

jüngste Sohn von Baron Gunthar von<br />

Strang. Obwohl sie darum gefleht<br />

hatten, bei ihren Familien bleiben zu<br />

dürfen, war Regent Mohammed<br />

Selim der Ansicht, sie wären angesichts<br />

der bevorstehenden Invasion der SBVS auf Knossos sicherer als in der<br />

Republik.<br />

40


Kurz bevor er sich während des letzten Angriffs der rachsüchtigen SBVS auf<br />

Apollo 2070 das Leben nahm, konnte Mohammed Selim alle Aufzeichnungen über<br />

Existenz und Lage von Knossos zerstören. Die letzten Befehle des Oberkommandos<br />

der Republik lauteten, daß alle Kontaktversuche von Knossos mit der<br />

Republik einzustellen seien und niemand die Chainelaine Isles verlassen dürfe, um<br />

die Lage des Stützpunktes nicht zu verraten. Der letzte Satz der schriftlichen Befehle,<br />

die der Kommandant von Knossos erhielt, lautete, sie sollten versuchen, zu<br />

überleben und warten, bis ein Schiff der Republik kommen und sie zurück nach<br />

Hause bringen würde. Als die Wurm Ouroboros die letzten Sprungvorbereitungen<br />

durchlief, um zu versuchen, sich den Kräften der Republik bei Terra anzuschließen,<br />

gab es noch einen Hauch von Hoffnung, daß die SBVS vielleicht ihren Feldzug zur<br />

Rückeroberung der Hegemonie aufgeben und daß ein Friedensabkommen<br />

geschlossen werde. Als das Flaggschiff der Republik in die sternenübersäte Leere<br />

sprang, herrschte wieder Stille.<br />

Da das Militär zu dieser Zeit vollständig loyal zur <strong>Amaris</strong> Familie war, wurde<br />

Anais <strong>Amaris</strong> schnell zur Kommandantin aller Republikstreitkräfte in den<br />

Chainelane Isles. Anais kam zu dem Schluß, daß die Rettungsschiffe sich<br />

möglicherweise verspäten würden und bestimmte, das oberste Gebot sei Überleben.<br />

Es gab drei größere versteckte Stützpunkte: auf dem größten, Knossos, befanden<br />

sich die Schiffswerften und Waffenfabriken; zwei kleinere Befestigungen mit<br />

Codenamen Phaestos und Millia waren Vorratslager mit Waffen und Rohstoffen.<br />

Durch mehrere tausend Menschen an Personal und nun zusätzlich tausende<br />

Flüchtlinge wurden Nahrung und Instandhaltung der Lebenserhaltungssysteme zu<br />

einem akuten Problem. Glücklicherweise war ein Großteil der Besatzung des<br />

Stützpunktes Wissenschaftler und Techniker und so wurden Projekte ins Leben<br />

gerufen, um Nahrungsmittel zu entwickeln. Angeführt von dem brillianten<br />

Genetiker Dr. Ivo Wong kam es 2774 zum Durchbruch bei der Erschaffung von<br />

eßbaren Pilzen und Flechten, die in speziell entworfenen Treibhäusern, die in<br />

umliegende Asteroiden gebohrt wurden, gezüchtet werden konnten.<br />

41


2780 entdeckten die Überwachungsstationen der Knossos ein ankommendes<br />

Sprungschiff. Das Basispersonal hetzte in Verteidigungspositionen, sehnsüchtig<br />

hoffend, daß es sich um ein Schiff der Republik handle; ihre Hoffnung stieg für<br />

eine kurze Zeit, als das Schiff auf die Abfrage der Sicherheitsprotokolle eine<br />

entsprechende Kennung ausstrahlte. Noch während die Besatzung jubelte, begann<br />

ihnen mit der Annäherung des Schiffes auf den Überwachungsmonitoren die<br />

Wahrheit zu dämmern. Es handelte sich um ein Starlord-Klasse-Sprungschiff der<br />

Marine der Republik mit fürchterlichen Schäden, verteilt über seine gesamte Hülle.<br />

Zwei schwer beschädigte Overlord-Landungsschiffe hingen an seinen Dockkragen.<br />

Die Überlebenden wurden in die Basis gebracht und bei der folgenden<br />

Einsatzbesprechung wurde die gesamte Tragödie, die das Imperium von Stefan<br />

<strong>Amaris</strong> erlitten hatte, deutlich. Nicht nur, daß die gesamte Republik der<br />

Randwelten unter der Macht der SBVS gefallen war, auch sämtliche Welten der<br />

Hegemonie waren zurückerobert und die <strong>Amaris</strong> Familie bis ins letzte Glied<br />

abgeschlachtet worden.<br />

Überwältigt von ihrer Trauer und der Demütigung, begingen mehrere hundert<br />

Zivilisten und Soldaten Selbstmord. Ein paar der pragmatischeren Männer und<br />

Frauen blickten auf Anais <strong>Amaris</strong> als Anführerin, aber die einzige überlebende<br />

Tochter von Stefan <strong>Amaris</strong> war voller Trauer. Anais, die ihre Emotionen kaum<br />

unter Kontrolle hatte, rannte in eines der Laboratorien im inneren Teil der Station<br />

und nahm einen schädlichen Pilz zu sich, der als nicht eßbar eingestuft war.<br />

Beinahe augenblicklich brach die junge Frau zusammen und fiel in ein tiefes<br />

Koma. Das medizinische Personal, das sie untersuchte, gab ihr höchstens eine<br />

42


Woche. Die nächsten Tage regierte völlige Verwirrung den Stützpunkt, die<br />

Menschen irrten ziellos umher und wußten nicht, was sie tun sollten.<br />

Als sich der Schock und die Trauer in Verzweiflung verwandelten, befürwortete<br />

eine große Mehrheit der Stationsbewohner eine Rückkehr in die Innere Sphäre, um<br />

dort ihr Glück zu versuchen. Die Verwirrung, was zu tun sei, stieg weiter, und so<br />

bildeten Matthias von Strang und Fatima Selim eine Koalition mit dem Ziel, den<br />

letzten Befehlen des Oberkommandos der Republik Folge zu leisten; die beiden<br />

jungen Leute argumentierten, sie müßten vom Rest der Menschheit versteckt<br />

bleiben und sich neu gruppieren. Mit Einzug der Verzweiflung entstanden<br />

Konflikte zwischen beiden Seiten; die „Rückkehrer“ versuchten, das beschädigte<br />

Sprungschiff zu übernehmen und die anderen hielten sie davon ab. Während sich<br />

die unbedeutenden Streitigkeiten zu gewalttätigen Auseinandersetzungen auswuchsen,<br />

blieben Matthias und Fatima bei der komatösen Anais <strong>Amaris</strong> und<br />

schworen, sie mit ihrem eigenen Leben zu beschützen. In den folgenden zwei<br />

Wochen holten sich beide Seiten immer mächtigere Waffen aus den Vorratslagern,<br />

bis schließlich ein offener Krieg ausbrach.<br />

Die Kämpfe in den drei Basen wurden zu blutigen Belagerungen, beide Parteien<br />

verwandelten sich in wilde Tiere, die Männer, Frauen und Kinder gleichermaßen in<br />

einer Orgie aus Blut und Gewalt abschlachteten. Während die Auseinandersetzungen<br />

in einem Zermürbungskrieg weiter tobten, sammelten Matthias und<br />

Fatima ihre Truppen und führten sie unbarmherzig gegen die feindlichen<br />

„Rückkehrer“, bis von diesen nur noch ein paar hundert übrig waren, die dann<br />

gefangen genommen wurden. Die Bilanz, die die Überlebenden nach Ende des<br />

Gemetzels zogen, war erschreckend: die beiden kleineren Basen hatten gewaltige<br />

Schäden einstecken müssen, Phaestos war praktisch unbewohnbar, da jemand das<br />

Lebenserhaltungssystem sabotiert und jeden an Bord dem tödlichen Vakuum des<br />

Weltraums ausgesetzt hatte, und auf Mallia war es zu einer Kernschmelze des<br />

Reaktors gekommen, die die gesamte Basis mit tödlicher Strahlung geflutet und<br />

die Hälfte der kostbaren unterirdischen Pilztreibhäuser zerstört hatte. Die<br />

Schiffswerften von Knossos, ebenso wie das Starlord-Sprungschiff, waren schwer<br />

beschädigt und konnten mit den vorhandenen Mitteln nicht repariert werden. Der<br />

Konflikt zwischen denen, die zurückkehren wollten, und denen, die bleiben<br />

wollten, hätte sie beinahe alle vernichtet.<br />

Nach dieser Bestandsaufnahme sah die Zukunft düster aus. Von denen, die in die<br />

Innere Sphäre oder die Peripherie zurückkehren wollten, waren nur ein paar<br />

hundert übrig. Die Koalition von Fatima und Matthias bestand aus knapp tausend<br />

Männern, Frauen und Kindern. Ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit durchdrang die<br />

Knossos und während Fatima Selim ihre Tage kniend und fieberhaft betend bei der<br />

immer noch komatösen Anais <strong>Amaris</strong> verbrachte, wachten Matthias von Strang und<br />

43


seine Gruppe aus ehemaligen Militärs über die Gefangenen. Als die Situation den<br />

Punkt erreichte, an dem die Besatzung am Existenzminimum vegetierte, begann<br />

sich auch unter den loyalsten Gefolgsleuten von Fatima und Matthias Unruhe breit<br />

zu machen. Während die Tage zu Monaten wurden, stellten einige ihre<br />

Befehlsgewalt offen in Frage. Nachdem die Stimmen der Opposition immer lauter<br />

wurden, erwachte Fatima aus ihrer Lethargie und sagte ihnen, sie warte darauf, daß<br />

Anais <strong>Amaris</strong> aufwache und sie führe; sie müßten nur Geduld haben. Auf die Frage<br />

von einem von Matthias’ Lieutenants, wie lange sie warten müßten, antwortete<br />

Fatima, die Länge der Zeit sei ein Test ihrer Loyalität. Je länger es dauere, desto<br />

mächtiger würde Anais bei ihrem Erwachen sein.<br />

Am Morgen des vierten Monats nach Beginn des inneren Konflikts erwachte<br />

Fatima Selim vor dem leeren Bett von Anais. Sie eilte hastig zur Tür, die sich<br />

öffnete, und herein trat die hellwache Anais <strong>Amaris</strong>, bekleidet nur mit ihrem<br />

Nachthemd, bleich wie ein Geist und vom Nahrungsmangel ausgezehrt. In diesem<br />

Moment betrat Matthias von Strang den Raum und warf sich bei diesem Anblick<br />

auf den Boden. Obwohl sie für fast sechs Monate im Koma gelegen hatte, konnte<br />

Anais <strong>Amaris</strong> aus eigener Kraft stehen und gehen, wenn auch unbeholfen. Voller<br />

Ehrfurcht angesichts dieses scheinbaren Wunders warf sich auch Fatima zu Boden<br />

und sie und Mathias knieten vor Anais nieder. Die letzte Überlebende der <strong>Amaris</strong>'<br />

saß auf ihrem Bett, während ihre zwei loyalsten Gefolgsleute ihr nun über den<br />

katastrophalen Krieg im Inneren berichteten.<br />

Bereits nach weniger als einer Stunde ging Anais <strong>Amaris</strong>, flankiert von Matthias<br />

und Fatima, zu dem Teil des Stützpunktes, in dem sich der Großteil der Bevölkerung<br />

aufhielt und sprach sowohl zu ihren treuen Untertanen als auch zu den<br />

Gefangenen. Sie behauptete, ihr Vater hätte im Schlaf zu ihr gesprochen; es sei ihre<br />

Aufgabe, mit den Überresten ihres Volkes den Kampf gegen den Sternenbund und<br />

die Innere Sphäre fortzusetzen. Der genaue Wortlaut der Rede wurde nicht<br />

aufgezeichnet, aber es heißt, die Zuhörer seien von ihren Worten und ihrer<br />

wundersamen Genesung so bewegt gewesen, daß sie angesichts ihrer Anführerin,<br />

die endlich zurückgekehrt war, um ihnen den Weg zu weisen, auf die Knie gefallen<br />

seien.<br />

DIE GEBURT DER VERBORGENEN GESELLSCHAFT<br />

Mutter Anais, unsere Matriarchin, war zu uns zurückgekehrt. Die Schlafende, aus<br />

dem Land der Träume und Weissagungen erwacht, brachte eine Vision mit. Ihre<br />

Klarheit gab ihr Stärke, der Fluch, der auf ihrer Familie lag, gab ihr Willenskraft.<br />

Es war eine Bewährungsprobe für uns und wir waren fest entschlossen, sie zu<br />

bestehen, koste es, was es wolle. So verfügte sie, wir müßten unser vorheriges<br />

44


Leben aufgeben und ein neues beginnen, ein neues Leben voller Verheißung und<br />

Hoffnung auf Frieden für die gesamte Menschheit.<br />

-Aus Vicissitudes von Meridian<br />

Sobald sich die politische Lage stabilisiert hatte,<br />

begann Mutter Anais, wie sie von nun an genannt<br />

wurde, eine komplett neue Zivilisation zu formen.<br />

Zuerst legte sie die Umrisse der sozialen Lehre in<br />

einer „Der Schwur der Rose“ genannten Rede dar.<br />

Sie erklärte, es sei nicht möglich, in die Peripherie<br />

oder die Innere Sphäre zurückzukehren; vielmehr<br />

sollten sie alle hier bleiben und an Kraft gewinnen,<br />

bis sie mit genug Macht und militärische Stärke<br />

eines Tages zurückkehren könnten, um die<br />

korrupten Großen Häuser ein für allemal zu<br />

stürzen. Es ist ironisch, daß der Schwur der Rose<br />

General Kerenskys Doktrin der versteckten<br />

Hoffnung in Klang und Inhalt so erschreckend<br />

ähnelt, daß die Übereinstimmungen schlicht<br />

erschütternd sind. So wie die Überlebenden des<br />

Exodus, die schließlich zu den Clans wurden,<br />

begannen auch die Überlebenden des Hauses<br />

<strong>Amaris</strong>, ihre Gesellschaft umzugestalten. Die<br />

verbliebene Bevölkerung der Knossos sehnte sich<br />

nach dem monatelangen Bruderkonflikt, der sie<br />

beinahe ausgelöscht hätte, so sehr nach Führung,<br />

daß sie die Reformen von Mutter Anais vollständig<br />

annahm , und so veränderte sie die Gesellschaft zu<br />

etwas völlig Fremdartigen.<br />

Wie ihr, so trauere auch ich um meine Liebsten, die verloren sind. Mein Vater,<br />

unser aller Vater, war alles für mich. Nun ist er fort und ich werde ihn schrecklich<br />

vermissen. Aber ich werde mich an seine Taten erinnern, und seine Sache wird<br />

nicht vergessen werden. Wir können weder in die Innere Sphäre noch in die<br />

Peripherie zurückkehren. Wenn unsere Feinde entdecken, wer wir sind, werden sie<br />

uns jagen und erschlagen wie räudige Hunde. Wir müssen in den Schatten leben.<br />

Wir müssen verborgen bleiben und dürfen uns niemandem zeigen. Unser Symbol<br />

wird die Rose sein, denn in alten Zeiten war die Rose ein Symbol des Schweigens<br />

und der Verborgenheit. In der griechischen Mythologie schenkte die Göttin der<br />

Liebe dem Gott des Schweigens eine Rose, damit er nicht die Schwächen der<br />

anderen Götter verriete; ebenso werden wir nur durch das Leben in unserer<br />

verborgenen Gesellschaft unsere Stärke, unsere Macht wiedererlangen können, für<br />

45


den Tag, an dem wir uns zeigen und unsere Gefallenen rächen werden. Es wird ein<br />

strahlender und glorreicher Tag sein, wenn wir endlich die tyrannischen Soldaten<br />

des Sternenbundes und die verderbten Häuser stürzen und es der Menschheit<br />

ermöglichen, in einer neuen Gesellschaft aufzugehen, einer Gesellschaft ohne<br />

Kriege, Konflikte und Tyrannei.<br />

-Anais <strong>Amaris</strong>, Der Schwur der Rose<br />

Als ersten Schritt bei der Erschaffung ihrer neuen<br />

Gesellschaft führte Anais <strong>Amaris</strong> eine Kaste ein,<br />

die es seit den Anfangstagen der Republik der<br />

Randwelten unter dem psychotischen Hector Rowe<br />

nicht mehr gegeben hatte. Anais bestimmte, harte<br />

Arbeit und banale Aufgaben seien der neu<br />

geschaffenen Unterkaste der Heloten zu<br />

übertragen. Die Heloten hätten den Status von<br />

Sklaven und würden die Hauptlast der physischen<br />

Beschwernisse dieser neuen Gesellschaft tragen;<br />

die ehemaligen Gefangenen, die für eine Rückkehr<br />

in die Innere Sphäre waren, bildeten die Grundlage<br />

für die neuen Heloten. Weiterhin wurde festgelegt,<br />

daß der Großteil der Gesellschaft aus Heloten<br />

bestehen werde, da jedes Kind, das aus der uralten<br />

Vereinigung von Mann und Frau hervorgehen<br />

würde, als Helot zur Welt käme. Diese Sklaven<br />

hatten gewisse Rechte, waren aber den anderen<br />

Kasten gegenüber vollständig untertan; die<br />

Heloten hatten kein Wahlrecht, sie konnten<br />

lediglich innerhalb ihrer Untergruppe einen<br />

Anführer bestimmen. Heloten hatten außerdem<br />

keine individuellen Namen, vielmehr bekam jeder<br />

Helot zur Identifizierung eine Ziffern- und<br />

Buchstabenkombination, z. B. XHT-8311, zugewiesen.<br />

Um die für das Überleben ihrer Gesellschaft in der<br />

harten Realität notwendigen technischen<br />

Fertigkeiten und Kenntnisse zu bewahren, schuf Mutter Anais die Gilden. Die<br />

Gilden waren im wesentlichen Speicher des Wissens; ihre Aufgabe war es,<br />

Lehrlinge auszubilden, außerdem waren sie Teil des Fundaments der neuen<br />

Verborgenen Gesellschaft. Sie ähnelten in unheimlicher Weise dem Kastensystem<br />

der Clans, mit dem Unterschied, daß Menschen nicht in die Gilden hineingeboren<br />

wurden, sondern die Gilden vielmehr die Möglichkeit besaßen, aus der Menge der<br />

46


Heloten zu rekrutieren; damit erhielten auch die untersten Schichten der<br />

verborgenen Gesellschaft die Möglichkeit, aus ihrer faktischen Leibeigenschaft<br />

aufzusteigen. So hatten die talentiertesten und ehrgeizigsten Heloten die<br />

Möglichkeit, ihren sozialen Status zu verbessern, indem sie Mitglieder der Gilden<br />

wurden. Wurde ein Helot in einer Gilde aufgenommen, erlaubte man ihnen, einen<br />

selbstgewählten Namen zu tragen. Daher war es mit großem Ansehen verbunden,<br />

Mitglied einer Gilde zu werden. Die Gilden jedoch benutzten ein hartes<br />

Auswahlsystem und nahmen nur diejenigen auf, die sich als würdig erwiesen, im<br />

Spezialgebiet der jeweiligen Gilde ausgebildet zu werden.<br />

Die zahlreichen Gilden hatten ihr jeweiliges Spezialgebiet und waren<br />

dementsprechend organisiert. Zu den größten und einflußreichsten Gilden zählten<br />

die Wissenschaftlergilde, die Technikergilde, die Händlergilde, die Künstlergilde<br />

und natürlich die Kriegergilde. Speziell die mächtige Kriegergilde war<br />

verantwortlich dafür, Rekruten für die neuen <strong>Amaris</strong>-Streitkräfte auszubilden und<br />

war je nach Spezialgebiet in zahlreiche Subgilden unterteil: so gab es<br />

MechKrieger-, FLUM-, Infanterie/Gefechtsrüstungs-, Jäger-, Panzer/Fahrzeug-,<br />

Transport-, Sprung-/Landungsschiff- und Kriegsschiff-SubGilden. Naturgemäß<br />

47


hatten diese Kriegergilden wegen ihres Einflusses auf das Militär große Macht und<br />

hohes Prestige unter den Gilden.<br />

Es gab zwei weitere Organisationen, deren Zweck darin bestand, die Bevölkerung<br />

loyal und politisch stabil<br />

zu halten. Die erste war die<br />

neue <strong>Amaris</strong>-Armee. Diese<br />

Armee, das sogenannte<br />

Schattenkorps, sollte die<br />

Grundlage für eine Rückkehr<br />

Haus <strong>Amaris</strong>’ in die<br />

Innere Sphäre darstellen<br />

und deshalb langsam bis<br />

zur notwendigen Stärke<br />

aufgebaut werden. Da das<br />

Schattenkorps Personal aus<br />

allen Gilden, besonders<br />

natürlich der Kriegergilde<br />

rekrutieren konnte, wuchs<br />

es über die nächsten zwei<br />

Jahrhunderte sprunghaft<br />

an. Während die Innere<br />

Sphäre in den endlosen<br />

Kreislauf der Nachfolgekriege<br />

gezogen wurde, der<br />

sie militärisch schwächte,<br />

gewann das Schattenkorps<br />

sowohl an Stärke als auch<br />

an technischer Qualität.<br />

Die zweite Einrichtung<br />

wurde die „Inquisition“<br />

genannt. Die Aufgabe der<br />

Inquisition, die ebenso<br />

gefürchtet und respektiert<br />

wurde wie das<br />

Schattenkorps, war es,<br />

durch Eliminierung potentieller Bedrohungen die innere Stabilität der Verborgenen<br />

Gesellschaft zu gewährleisten als auch Informationen von externen Quellen zu<br />

sammeln, um den Weg für die Rückkehr des Hauses <strong>Amaris</strong> in die Innere Sphäre<br />

zu ebnen. Diese im Verborgenen arbeitende Organisation wurde von einer<br />

Handvoll überlebender ehemaliger Geheimdienstler der Republik gegründet, die<br />

48


Anais <strong>Amaris</strong>’ Person gegenüber loyal geblieben waren; sogar ROM wurde in den<br />

kommenden Jahrhunderten von der Inquisition an Rücksichtslosigkeit und<br />

Effizienz übertroffen.<br />

An der Spitze dieser neu gebildeten Gesellschaft standen die <strong>Schattenlords</strong>, die<br />

Aufseher des versteckten Volkes. Ihre Herrschaft war geheimnisumwittert und<br />

wurde von Schattenkorps und Inquisition gestützt. Es ist bekannt, daß die ersten<br />

<strong>Schattenlords</strong> Fatima Selim und Matthias Von Strang waren, die loyalsten<br />

Leutnants von Anais <strong>Amaris</strong>. Zu dieser Zeit war die Befehlskette so geheim, daß<br />

nicht einmal die gewöhnliche Bevölkerung wußte, wer ihre Herrscher waren.<br />

Höchstwahrscheinlich wählten die Nachfolger der ersten <strong>Schattenlords</strong> ihre<br />

Nachfolger aus dem Schattenkorps oder der Inquisition, da diese beiden<br />

Einrichtungen als Ausbildungskader für zukünftige Anführer dienten.<br />

49


DAS JARNFOLK UND CLAN VIELFRASS<br />

Endlich, endlich war das Gerüst fertiggestellt. Nun hatten wir die Pläne und Mittel<br />

zur Erschaffung einer perfekten Gesellschaft. Alles, was noch zu tun war, war die<br />

Pläne auszuführen.<br />

- Aus Vicissitudes von Meridian<br />

Noch während sich die innere Lage stabilisierte, gab Mutter Anais einige Projekte<br />

zur Reparatur und Erweiterung der geheimen Stützpunkte in den Chainelane Isles<br />

in Auftrag. Nach Beginn der Aufräumarbeiten auf den beiden kleineren Basen<br />

befahl Anais die Entfernung der Insignien der Republik der Randwelten auf dem<br />

Sprungschiff der StarLord-Klasse. Nach seiner Reperatur sollte es Informationen<br />

außerhalb der Chainelane Isles sammeln. Obwohl der lange Weg zur Erholung<br />

begonnen war, gab es, was Rohstoffe anbelangte, immer noch gravierende<br />

Defizite, die eine autarke Versorgung erschwerten. Die Lösung für dieses Problem<br />

kam von höchst unerwarteter Seite.<br />

Das Jarnfolk war schon seit Hunderten von Jahren ein halbnomadisches Volk, das<br />

regelmäßig durch die tiefe Peripherie reiste; extrem verschlossen und unzugänglich<br />

50


für Außenseiter war es in gewisser Weise eine Art Zigeunervolk, das die Sterne<br />

bereiste und gelegentlich mit anderen Kulturen der Peripherie Handel trieb.<br />

2785, während General Kerensky seine Doktrin der versteckten Hoffnung ausgab<br />

und in der Inneren Sphäre die Nachfolgekriege begannen, wagte sich ein Jarnfolk<br />

Sprungschiff in die Asteroidenfelder nahe Knossos und begann dort mit<br />

Reparaturen an seinem beschädigten Sprungsegel. Interessanterweise war dies nicht<br />

das erste Mal, daß sich ein Jarnfolk Schiff in die Nähe der versteckten <strong>Amaris</strong><br />

Stützpunkte verirrte; es gab eine Reihe von Beinahe-Zwischenfällen, bei denen die<br />

Besatzung von Knossos kurz davor stand, die „Weltraumnomaden“ anzugreifen,<br />

aber die Geduld behielt in all den Jahren die Oberhand. Andererseits war dies das<br />

erste Mal, daß ein Jarnfolk Schiff länger als nur ein paar Stunden blieb, da es ganz<br />

offensichtlich reparaturbedürftig war.<br />

Nach Rücksprache mit ihren engsten Beratern beschloß Mutter Anais, es sei auf<br />

lange Sicht von Vorteil, zu versuchen, mit dem Jarnfolk Kontakt aufzunehmen.<br />

Daher ließ sie die teilweise reparierten (und neu lackierten) Overlord-<br />

Landungsschiffe von Knossos starten und direkten Kurs zum Jarnfolk-Schiff<br />

aufnehmen; während ihres Anflugs sendeten die Landungsschiffe kontinuierlich<br />

freundliche Botschaften. Die Besatzung des Jarnfolk-Schiffes zögerte zunächst,<br />

akzeptierte dann aber, immer noch zurückhaltend, die überraschend aufgetauchten<br />

Bewohner des Asteroidenfelds. Die Bewohner von Knossos halfen bei der<br />

Reparatur des Schiffs und waren überglücklich, als die Jarnfolk-Besatzung ein<br />

Handelsabkommen mit ihnen schloss. Im Austausch für Waffen und die Benutzung<br />

der Werften würde das Jarnfolk ihnen Rohstoffe zum Wiederaufbau ihrer<br />

beschädigten Basen liefern. Weiterhin legte eine Klausel des Handelsabkommens<br />

fest, daß keine Seite die Existenz der anderen Außenseitern gegenüber enthüllen<br />

würde.<br />

Ein Jahr nach Abschluß des Handelsabkommen kamen Jarnfolk-Schiffe nach einem<br />

festgelegten Plan regelmäßig zum Handeln und für Instandsetzungsarbeiten nach<br />

Knossos. Die Asteroidenfelder enthielten außerdem eine hohe Konzentration an<br />

Germanium, einem wichtigen Bestandteil von K-F-Sprungtriebwerken. Während<br />

der Abbau dieser Resource begann, wurde das Jarnfolk immer abhängiger von<br />

Knossos. Obwohl die Verborgene Gesellschaft dem Jarnfolk nie seinen wahren<br />

Ursprung verriet, ist es gut möglich, daß die Weltraumnomaden darüber Bescheid<br />

wußten, da die zufällige Reparatur ihres Sprungschiffes in der Nähe von Knossos<br />

ein wenig „zu gut um wahr zu sein“ war.<br />

Im 29. Jahrhundert wuchsen und gediehen die drei in den Chainelane Isles<br />

versteckten Stützpunkte. Die Macht der <strong>Amaris</strong>-Blutlinie war bewahrt worden und<br />

alle Mitglieder dieser neuen, vereinten Gesellschaft waren zufrieden – natürlich gab<br />

51


es einige Abweichler, die jedoch von der Inquisition schnell ausfindig gemacht und<br />

unverzüglich eliminiert wurden. 2811 beschloß Mutter Anais den Beginn erster<br />

Streifzüge der Verborgenen Gesellschaft zurück in die Innere Sphäre, um<br />

Informationen zu sammeln.<br />

Es waren bereits einige Sprungschiffe, getarnt als Handelsschiffe aus der<br />

Peripherie, gebaut worden; sie sollten sowohl anonym mit der Inneren Sphäre<br />

Handel treiben als auch Agenten der Inquisition transportieren. Einige Jahre später<br />

hatten die Agenten der Inquisition ihre Fähigkeiten weiter verbessert und<br />

erstatteten Bericht über die zahlreichen Kriege, die die Innere Sphäre entflammt<br />

hatte, sehr zur Freude der Verborgenen Gesellschaft. Wenn die Großen Häuser sich<br />

gegenseitig zerstören könnten, um so besser. Mutter Anais fragte sich außerdem,<br />

was aus dem Exodus der SBVS geworden war. Hatte er ein vorzeitiges Ende<br />

gefunden oder würden die SBVS irgendwann zurückkehren, um den Sternenbund<br />

zu erneuern? Diese Frage quälte sie bis zum Zusammentreffen mit einem<br />

einzelnen, verlorenen Sprungschiff Jahrzehnte später.<br />

Wenn die Verborgene<br />

Gesellschaft etwas von<br />

Wert von einer anderen<br />

Kultur wollte, trieb sie<br />

entweder Handel, um an<br />

das entsprechende Gut zu<br />

g elangen (ohne ihre<br />

wahre Identität zu<br />

offenbaren), oder sie<br />

nahm es sich einfach.<br />

2818 wurden einige<br />

Korvetten in den<br />

Knossos Schiffswerften<br />

fertiggestellt. Diese<br />

kleinen Kriegsschiffe<br />

wurden dann für Überfälle<br />

benutzt, bei denen<br />

sich die Verborgene<br />

Gesellschaft nehmen<br />

konnte, was sie wollte.<br />

Die einzige Auflage bei<br />

diesen Überfällen war es,<br />

Konflikte mit dem<br />

verbündeten Jarnfolk zu<br />

vermeiden, alles andere<br />

52


war erlaubt. Im Laufe der Jahre gelang es mithilfe dieser Kriegsschiffe, einige<br />

Handelssprungschiffe zu kapern und die Crew zu versklaven, wodurch die<br />

Helotenpopulation weiter anstieg. Trotz der gelegentlichen Überfalle in der<br />

Peripherie, bei denen Männer, Frauen und Kinder entführt wurden, um sie in die<br />

Kaste der Heloten zu integrieren, litt die Verborgene Gesellschaft unter einem<br />

kritischen Mangel an Arbeitskräften.<br />

Um dieses Problem zu lösen, befahl<br />

Mutter Anais die Erschaffung eines<br />

Eugenik-Programms. Obwohl erschreckend<br />

ähnlich zum späteren<br />

Eugenik-Programm der Clans, unterschied<br />

sich das der Verborgenen<br />

Gesellschaft insofern, als daß es<br />

zwei Typen von genetisch<br />

veränderten Menschen gab. Beim<br />

ersten Typ benutzte man gesplicete<br />

DNS der geeignetsten Spender, um<br />

Soldaten zu erschaffen, während<br />

beim zweiten Typ Individuen, die<br />

herausragende Fähigkeiten oder<br />

Loyalität zu Haus <strong>Amaris</strong> besaßen,<br />

direkt geklont wurden. Der alternde<br />

Dr. Ivo Wong erklärte sich sofort<br />

bereit, das Projekt zu leiten; sein<br />

Großvater war Jahrzehnte zuvor ein<br />

Pionier fortschrittlicher Klontechnik<br />

im Sternenbund gewesen, bis ihm<br />

weitere Forschungen untersagt<br />

wurden. Jetzt verfolgte Dr. Wong,<br />

ausgestattet mit absoluter Machtbefugnis,<br />

seinen lebenslangen Traum<br />

vom perfekten Klon weiter. Schon<br />

nach wenigen Jahren gelang der<br />

Verborgenen Gesellschaft mit der<br />

Entwicklung einer künstlichen<br />

Gebärmutter der Durchbruch und sie<br />

begann, Menschen „herzustellen“.<br />

Der erste Typ von Menschen wurde<br />

nach dem Begriff „Gensplicing“<br />

„Splicer“ genannt, während man den<br />

zweiten Typ als „Replikanten“<br />

53


ezeichnete. Letztere waren identische Klone ihres jeweiligen „Originals“ mit geringfügigen<br />

Modifikationen, um genetische Degradation zu verhindern.<br />

Mit der Zeit entstanden so drei unterschiedliche Arten Mensch in der Verborgenen<br />

Gesellschaft. Die erste wurde „Naturals“ genannt, Produkt der uralten Vereinigung<br />

von Mann und Frau; jeder so geborene Mensch war automatisch Helot. Die zweite<br />

Art waren die Splicer, deren Charakteristika denen von Clan-Wahrgeborenen ähnelten,<br />

da sie wie diese aus gespliceten Genen erschaffen und künstlich zur Welt<br />

gebracht wurden. Zuletzt gab es die Replikanten, direkte Kopien ihrer<br />

menschlichen Vorlage, ausgestattet mit Gedächtnisimplantaten, die ihnen Fähigkeiten<br />

und Talente ihres früheren Lebens verliehen und auf völlige Loyalität<br />

gegenüber der Sache der <strong>Amaris</strong>’ konditioniert waren. Anders als die Naturals<br />

wurden Splicer und Replikanten für den Einsatz als Soldaten und Attentäter<br />

geschaffen: wer während der harten Ausbildung versagte, wurde „entsorgt“ – unter<br />

den Überlebenden war keiner, der jemals versagt hätte.<br />

Während das Eugenikprogramm der Verborgenen Gesellschaft entwickelt wurde,<br />

entdeckten die Scouts der Verborgenen Gesellschaft einen auf keiner Karte<br />

verzeichneten Planetoiden in der riesigen Kluft zwischen den Chainelane Islands<br />

und Nueva Castile in der tiefen Peripherie - einen sog. rogue planet. Rogue planets<br />

sind Anomalien, die den Rahmen der konventionellen wissenschaftlichen Denkweise<br />

sprengen. Anders als die meisten Planeten, die in der Nähe anderer Sterne<br />

entstehen und auf diesen Ort beschränkt sind, treiben rogue planets fast unentdeckt<br />

durch die weite Leere des Alls. Nur durch blankes Glück gelang es dem <strong>Amaris</strong><br />

Sprungschiff, dieses Exemplar zu entdecken. Nachdem sie seine Position und seine<br />

wahrscheinliche Abtrift in ihren Sternenkarten verzeichnet hatten, kehrte das<br />

Sprungschiff sofort zu Knossos zurück und berichtete den <strong>Schattenlords</strong> von dieser<br />

Entdeckung. Innerhalb weniger Wochen organisierte die Verborgene Gesellschaft<br />

eine Expedition, die losgeschickt wurde, diesen rogue planet zu finden.<br />

54


Den Ergebnissen der Expedition zufolge hatte der Planetoid eine dünne<br />

Atmosphäre und war praktisch ohne Leben. Allerdings gab es große Mineralvorkommen,<br />

die aus dem Felsgestein abgebaut werden konnten. Man entschloß,<br />

riesige, unterirdische Städte für die wachsende Helotenbevölkerung zu bauen; die<br />

Gilden errichteten dort Bergbauanlagen und Fabriken für die Schwerindustrie. 2822<br />

war die erste Stadt auf dem „Sanctuary“ getauften Planetoiden fertig. Wegen der<br />

niedrigen kosmischen Strahlung, bedingt durch den Mangel an Sternen in der<br />

Umgebung, brauchten Sprungschiffe, die nach Sanctuary reisten, Monate, um ihre<br />

Batterien aufzuladen. 2841 gelang es der Verborgenen Gesellschaft, automatisierte<br />

Ladestationen in nahegelegenen, nicht kartographierten Sternensystemen<br />

einzurichten; sie waren als Asteroiden getarnt, so daß kein vorbeifliegendes Schiff<br />

sie entdecken konnte. Die Zeit verging, und die Bevölkerung der Verborgenen<br />

Gesellschaft wuchs.<br />

Erste Erkenntnisse über das Schicksal der SBVS nach ihrem Exodus erhielt die<br />

Verborgene Gesellschaft, als eine ihrer Korvetten gegen Ende 2823 ein fliehendes<br />

Sprungschiff, das hoffnungslos vom Kurs abgekommen war, abfing und<br />

aufbrachte. Durch die Befragung der gefangengenommenen Crew kam das volle<br />

Ausmaß von <strong>Amaris</strong>’ Vermächtnis ans Tageslicht. Nicht nur, daß General<br />

Aleksandr Kerensky und seine Anhänger die Innere Sphäre ihrem Schicksal<br />

überließen, sein Sohn Nicholas Kerensky gründete eine völlig fremdartige<br />

Gesellschaft, die der Schöpfung von Mutter Anais sehr ähnlich war. Bei der<br />

Durchsuchung des Sprungschiffes und der angekoppelten Landungsschiffe gelang<br />

es der Inquisition, einige sorgfältig versteckte Kernspeicher sicherzustellen, die<br />

Daten von BattleMech-Konstruktion bis hin zu neuen Methoden des Terraforming<br />

enthielten. Die Gefangenen waren Wissenschaftler, Techniker und Händler eines<br />

gewissen „Clan Vielfraß“; sie wurden sofort verschiedenen Methoden der<br />

Gehirnwäsche unterzogen, um sie gefügig zu machen, so daß man Zugang zu ihrem<br />

kulturellen und technischen Wissen erhielt. Obwohl viele dieser Gefangenen später<br />

starben, gelang es doch, dank ihres Wissens und dem Speicherkern aus dem<br />

Sprungschiff, einige wichtige technologische Entdeckungen zu machen.<br />

Nachdem sie ihrem Volk für mehr als fünf Jahrzehnte gedient hatte, starb Mutter<br />

Anais 2826 friedlich im Schlaf. Sie hatte ein Keuschheitsgelübde abgelegt, als sie<br />

Anführerin der Verborgenen Gesellschaft wurde und erklärt, sie werde die letzte<br />

<strong>Amaris</strong> sein, die auf natürlichem Wege zur Welt kommen werde. Fortan sollten alle<br />

Anführer entweder als Splicer oder Replikanten „geboren“ werden. Die Menschen<br />

der Verborgenen Gesellschaft weinten, als sie von ihrem Tod erfuhren, und<br />

nachdem ihr Körper auf allen Stützpunkten aufgebahrt worden war, setzte man sie<br />

schließlich in einer Gruft auf Sanctuary bei. Dort bekamen die Leute ein halbes<br />

Dutzend in Roben vermummte Individuen zu sehen, die sich selbst als<br />

55


„<strong>Schattenlords</strong>“ bezeichneten und erklärten, der Krieg gegen die Kinder des<br />

Sternenbunds und die verdorbenen Großen Häuser würde nun beginnen.<br />

FÜHLER<br />

Wenn diese Clans von Kerensky sich für den Mongolensturm halten, eine<br />

unaufhaltbare Armee von Kriegern, dann sind wir die Verkörperung der Ninja –<br />

lautlos, schnell und tödlich.<br />

- Aus Vicissitudes von Meridian<br />

Gefährlich ist der verborgene Zorn, denn unverhohlener Haß verspielt die<br />

Gelegenheit zur Vergeltung.<br />

- Seneca<br />

Während für die Clans das begann, was sie als das “Goldene Jahrhundert”<br />

bezeichnen, war auch die Verborgene Gesellschaft nicht untätig. Die versteckten<br />

Städte im Untergrund von Sanctuary hatten sich in ein halbes Dutzend blühender<br />

Metropolen verwandelt, und Knossos war vollständig ausgelastet mit der<br />

Produktion von Kriegsmaterial. Mit den Navigationsaufzeichnungen des eroberten<br />

Sprungschiffs von Clan Vielfraß gelang es den Agenten der Inquisition, die<br />

ungefähre Lage der Clan-Heimatwelten zu bestimmen. Obwohl die Kinder von<br />

<strong>Amaris</strong> ihre ewigen Feinde vernichten wollten, wußten sie, daß es ihnen an der<br />

dafür nötigen Stärke mangelte. Es mußte eine Strategie entwickelt werden, mit der<br />

sie mehr über den Feind herausfinden konnten, ohne entdeckt zu werden. Die<br />

Lösung sollte bald gefunden werden und lag in der Clangesellschaft selbst.<br />

Die Clans von Kerensky sind eine Gesellschaft, die auf einem Kastensystem basiert<br />

und von den Kriegern beherrscht wird. In dieser starren Kultur gibt es<br />

unausweichlich Abweicher, die nicht in das strikte Kastensystem passen oder seine<br />

Regeln verletzen. In den folgenden Jahrzehnten des Goldenen Zeitalters begann<br />

sich eine Subkultur der Ausgestoßenen zu entwickeln. Bekannt als die Dunkle<br />

Kaste oder Banditenkaste, wurden diese Außenseiter der Clangesellschaft gnadenlos<br />

von ihren früheren Clans gejagt. Ins Exil gezwungen und von Kriegern aller<br />

Clans zur Übung gejagt, flohen sie in gestohlenen Landungs- und Sprungschiffen<br />

und versuchten sich im Caliban Nebula, einem gewaltigen, gasförmigen Schleier,<br />

der den Clanraum vor den neugierigen Augen der Inneren Sphäre verbarg, zu<br />

verstecken. Um zu überleben, wurden die Mitglieder dieser Banditenkaste zu<br />

Piraten, die Clanenklaven überfielen, um sich mit dem Notwendigsten zu<br />

versorgen. Zuerst hatten die <strong>Schattenlords</strong> überlegt, die Banditen, die sich im<br />

Caliban Nebula versteckten, als Übung für das gedeihende Schattenkorps<br />

56


auszulöschen, dann jedoch entdeckten sie, wie sie diese Facette der Clangesellschaft<br />

zu ihrem Vorteil nutzen konnten.<br />

Das Schattenkorps eliminierte eine einzelne Einheit der Dunklen Kaste und gab<br />

sich als die zerstörte Einheit aus, um mehr über die Ausgestoßenen der Clans in<br />

Erfahrung zu bringen. Dazu kontaktierte die falsche Einheit der Dunklen Kaste<br />

andere Clan-Banditen in der Region und behauptete, man hätte nützliches Kriegsund<br />

Transportmaterial geborgen. Im Austausch für die Versorgung anderer Clan-<br />

Banditen mit Nachschub wollte man alles an neuer Technologie, was die Dunkle<br />

Kaste bei ihren gelegentlichen Überfällen auf Clan-Enklaven erbeutet hatte. Arglos<br />

stimmten die anderen Einheiten der Dunklen Kaste zu und formten eine loses<br />

Bündnis untereinander, nicht wissend, daß sie damit ihrem Feind in die Hände<br />

spielten. Diese Strategie erwies sich im Laufe des folgenden Jahrhunderts als so<br />

erfolgreich, daß es quasi ein Initiationsritus für Rekruten des <strong>Amaris</strong>-Militärs<br />

wurde, sich als Banditen der Dunklen Kaste zu tarnen und Überfälle auszuführen,<br />

um selbst Clanausrüstung zu erbeuten und Wissenschaftler und Techniker zu<br />

entführen. 2887 kamen die ersten Prototypen eines <strong>Amaris</strong> OmniMechs aus den<br />

umgerüsteten Mechfabriken auf Knossos. Im Laufe der Zeit gelang es<br />

Wissenschaftler- und Technikergilde, fast jede fortschrittliche Technologie der<br />

Clans zu kopieren.<br />

Wärend das Schattenkorps sowohl an Erfahrung als auch technologischer Qualität<br />

gewann, war auch die Inquisition nicht untätig. Schon 2811 hatten die ersten<br />

Undercover-Agenten der Inquisition von dem gewaltigen Chaos berichtet, das die<br />

Innere Sphäre verschlang, da die Hausfürsten in ihrem Kampf um die<br />

Vorherrschaft endlose Kriege gegeneinander führten. Trotz ihrer Freude darüber,<br />

daß sich die korrupten Häuser sich wie Schakale aufeinander gestürzt hatten, waren<br />

57


die <strong>Schattenlords</strong> weitaus mehr fasziniert von der Nachricht der Geburt einer<br />

neuen, auf Technologie basierenden Fraktion – ComStar.<br />

Gegründet von früheren Technikern des<br />

Sternenbundes, hatte sich ComStar dem<br />

Ziel verpflichtet, die HPG-Stationen der<br />

Inneren Sphäre zu beschützen und das<br />

durch die Vernichtungskriege der Hausfürsten<br />

rapide schwindende technische<br />

Wissen zu bewahren. Als ComStar<br />

begann, seinen eigenen Geheimdienst,<br />

ROM, aufzubauen, gelang es der<br />

Inquisition, Agenten in hoher Position<br />

einzuschleusen, wodurch die Verborgene<br />

Gesellschaft Zugriff auf alle<br />

Geheimdienstoperationen ComStars erhielt;<br />

außerdem konnte so die Existenz<br />

der Verborgenen Gesellschaft noch<br />

besser verschleiert werden, was sich in<br />

den kommenden Jahren als strategisch<br />

entscheidend erweisen sollte.<br />

Wegen der Unterwanderung ROMs<br />

durch die Inquisition sowie einer Reihe<br />

merkwürdiger Zufälle um Blakes<br />

Nachfolger Conrad Toyama sind einige<br />

interessante, aber unbewiesene Hypothesen<br />

entstanden. Es ist bekannt, daß<br />

Jerome Blake, der legendäre Gründer<br />

ComStars, Anfang 2819 erkrankte und<br />

noch im selben Jahr starb. Conrad<br />

Toyama war der letzte, der Blake<br />

lebend sah und er war es auch, der<br />

Blake als Prime Administrator<br />

ComStars nachfolgte. Nach seiner Einsetzung begann Toyama augenblicklich,<br />

ComStar in einen quasi-religiösen Orden umzuformen, der auf der Anbetung der<br />

Technologie fußte. Zieht man den Einfluß der <strong>Amaris</strong>-Inquisition in Betracht,<br />

erscheint es plausibel, daß die <strong>Schattenlords</strong> Toyama dabei „halfen“, Blakes<br />

Nachfolger zu werden und so in gewisser Weise den Wandel ComStars in einen<br />

Orden von „Fanatikern“ stark beeinflußten. Obwohl diese Theorie etwas weit<br />

hergeholt ist, so verleihen ihr seltsame Zufälle in der Zukunft, die zur Spaltung des<br />

58


Ordens und der Entstehung der Word of Blake-Reaktionäre führten, etwas an<br />

Glaubwürdigkeit.<br />

Eine der vielen neuen Erfindungen, welche die Inquisition so effektiv machte, war<br />

die „Supersedure“ genannte Infiltrationstechnik, bei der ein ausgewähltes Ziel<br />

eliminiert und durch ein „Double“ ersetzt wurde, das sich als das Opfer ausgab und<br />

dessen Leben fortsetze, als sei nichts gewesen. Dieser Doppelgänger war in Wirklichkeit<br />

ein Agent der Inquisition und arbeitete als geheime Informationsquelle<br />

oder beeinflußte die Entscheidungen der<br />

Organisation, der er angehörte; außerdem<br />

war ein solcher Doppelgänger fast<br />

vollständig vor Verdacht gefeit. Durch<br />

fortschrittliche biometrische Modifikationen,<br />

die auch die zuverlässigsten<br />

Tests bestanden, hatte die Inquisition<br />

eine absolut sichere Möglichkeit, ihre<br />

Agenten in die höchsten Ränge der<br />

feindlichen Einrichtungen zu schleusen.<br />

Es wurde nie bestätigt, daß Toyama ein<br />

Agent der Inquisition war, aber bei<br />

seinem Nachfolger, Raymond Karpov,<br />

besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit,<br />

daß er ein Opfer des Supersedure-<br />

Programms wurde. Nach Toyamas Tod<br />

und seinem Aufstieg zum neuen Primus<br />

ComStars 2837 erteilte Karpov sofort<br />

den Befehl, Wissenschaftler der Inneren<br />

Sphäre zu töten, die bei der<br />

Wiederentdeckung von verlorengegangener<br />

Sternenbundtechnologie Fortschritte<br />

machten. Könnte dies eine<br />

Langzeitstrategie der <strong>Schattenlords</strong> gewesen<br />

sein, um die Innere Sphäre<br />

technologisch im Rückstand zu halten<br />

und so eine künftige Invasion von Haus<br />

<strong>Amaris</strong> zu erleichtern? Bis heute bleibt<br />

diese Frage unbeantwortet.<br />

Wie in allen Kulturen entwickelten sich<br />

auch in der Verborgenen Gesellschaft<br />

Mythen und Legenden um die<br />

Gründung ihrer Gesellschaft als<br />

59


Symbole der Hoffnung für die Zukunft. Während Stefan <strong>Amaris</strong> in den<br />

Geschichtsbüchern der Inneren Sphäre für seine Taten verachtet wurde, stellten ihn<br />

die Dichter und Künstler der Verborgenen Gesellschaft als wohlwollenden<br />

Anführer dar, der sein Bestes gab, um die Unterdrückten zu befreien, aber durch<br />

die Verdorbenheit und Ignoranz der Inneren Sphäre betrogen und umgebracht<br />

wurde. Für sein Volk war er kein Tyrann, sondern ein Freiheitskämpfer, der sein<br />

Leben gegeben hatte, um die Innere Sphäre von der blutigen Tyrannei des<br />

Sternenbundes zu befreien. Die Verborgene Gesellschaft betrachte das Bild Stefan<br />

<strong>Amaris</strong>’ als brutaler Diktator, der alles für sich selbst wollte, als falsch; sie<br />

stilisierte ihn als Märtyrer, der ermordet wurde, weil er dem faschistischen<br />

Sternenbund getrotzt hatte. Im Lauf der Zeit erhob man Stefan <strong>Amaris</strong> und seine<br />

Tochter Anais in den Rang von Halbgöttern. Zum Lobpreis ihrer Leistungen<br />

wurden Lieder und Gedichte geschaffen. Unter den Heloten entstanden religiöse<br />

Bewegungen, die glaubten, Stefan <strong>Amaris</strong> werde von den Toten auferstehen und sie<br />

triumphierend in die Innere Sphäre zurückführen. Im selben Maße wie sie <strong>Amaris</strong>’<br />

Namen verehrten, haßten die Mitglieder der Verborgenen Gesellschaft die Großen<br />

Häuser, war es doch ihre Gier und Verdorbenheit gewesen, die es den SBVS<br />

erlaubt hatten, die Republik der Randwelten zu zerschlagen. Eine besondere<br />

Feindseligkeit hegten sie gegen die Clans, die Nachkommen von General Kerensky<br />

selbst, die alle zur Hölle fahren würden.<br />

KRIEG DER ATTENTÄTER<br />

Wenn ihr uns stecht, bluten wir nicht?<br />

Wenn ihr uns kitzelt, lachen wir nicht?<br />

Wenn ihr uns vergiftet, sterben wir nicht?<br />

Und wenn ihr uns beleidigt, wollen wir uns nicht rächen?<br />

- William Shakespeare, Der Kaufmann von Venedig<br />

Der Tag der Abrechnung war nah. Wie sehr würden selbst die Mächtigsten zittern,<br />

wenn sie erführen, daß wir nicht nur zurückgekehrt, sondern bereits mitten unter<br />

ihnen waren?<br />

- Aus Vicissitudes von Meridian<br />

Trotz seiner vielen Erfolge wäre das Spionagenetzwerk der Inquisition innerhalb<br />

ComStars 2901 beinahe aufgedeckt worden. In diesem Jahr kam der Erste Primus<br />

ComStars bei einem HoverLimousinen-Unfall, bei dem sein Nachfolger, Dwight<br />

Kurstin, möglicherweise die Hände im Spiel hatte, ums Leben. Während die<br />

Inquisition angesichts des Verlustes ihres wichtigsten Agenten innerhalb ComStars<br />

schwankte, versuchte Primus Kurstin, den Ersten Kreis aufzulösen und heuerte<br />

Söldner an, um seine Mitglieder zur Strecke zu bringen. Nur seine rechzeitige<br />

Ermordung durch einen Agenten der Inquisition bewahrte die Verborgene<br />

Gesellschaft vor der Entdeckung durch die Innere Sphäre, denn Kurstin war es<br />

60


gelungen, eine weitreichende Verschwörung innerhalb ComStars aufzudecken und<br />

er war kurz davor, damit an die Öffentlichkeit zu treten.<br />

Zu einer weiteren Beinahe-Katastrophe kam es, als Primus York 2947 versuchte,<br />

ROM aufzulösen und die Aufgaben des Geheimdienstes den ComGuards zu<br />

übertragen. Wiederum verhinderte nur die Ausschaltung des Primus durch einen<br />

anderen Inquisitor die Auflösung des Spionagenetzwerks der Verborgenen Gesellschaft.<br />

Außerdem gelang es der Inquisition, das neu gegründete Explorer Corps<br />

zu infiltrieren und so ComStar an der Entdeckung der versteckten Stützpunkte in<br />

den Chainelane Isles zu hindern . Indem sie das Explorer Corps beeinflußte, andere<br />

Gebiete zu erforschen, gelang es der Verborgenen Gesellschaft, ihre Existenz<br />

61


weiter geheim zu halten. 3001 brachte die Inqusition den Ersten Kreis ComStars<br />

dazu, Piratenbanden in der Peripherie finanziell zu unterstützen und zu bewaffnen.<br />

Bald gewannen die „Banditenkönigreiche“ im Gebiet der ehemaligen Republik der<br />

Randwelten an Stärke und überfielen nahegelegene Welten der Nachfolgerstaaten –<br />

sehr zur Zufriedenheit der Verborgenen Gesellschaft.<br />

Ein anderes Beispiel für ihre Manipulation der Gesellschaften der Inneren Sphäre<br />

und der Clans ist die versteckte Weitergabe der DNA und biologischen Daten des<br />

Aquasauriden, einem auf Apollo heimischen Meeresräuber, der als Vorlage für das<br />

Symbol der Republik der Randwelten diente, an das Clan-PlauderNetz durch die<br />

<strong>Schattenlords</strong>. Wissenschaftler von Clan Schneerabe benutzten die Informationen,<br />

um eine überlegene Art von Hai zu schaffen, mit der ihr Khan den Seefuchs, das<br />

Totemtier des gleichnamigen Clans, ausrotten wollte. Die <strong>Schattenlords</strong>, darauf<br />

hoffend, daß die Seefüchse von den anderen Clans absorbiert würden, waren<br />

schockiert, als Clan Seefuchs seinen Namen 2985 in Clan Diamanthai änderte. Als<br />

Wolf’s Dragoner 3005 als Kundschafter der Clans in die IS kamen, erlitt die<br />

Inquisition einen weiteren Rückschlag, da es ihre Agenten nicht schafften, die Einheit<br />

zu infiltrieren. Trotz vieler Versuche gelang es ihnen nicht, in die innere<br />

Struktur und abgeschottete Organisation der Dragoner einzudringen. Verärgert<br />

durch die wiederholten Fehlschläge bei der Infiltration der Claneinheit entschied<br />

sich die Inqusition, ihren Schläfer Vesar Kristofur zu aktivieren und seinen Einfluß<br />

über Anton Marik, den Bruder des Generalhauptmanns der Liga Freier Welten,<br />

Janos Marik, zu benutzen, um eine Revolte zu beginnen und Wolf’s Dragoner als<br />

Dreh- und Angelpunkt bei seinem Griff nach der Macht zu benutzen. Kristofur<br />

dachte, die Dragoner würden zerschlagen werden und er würde die Wahrheit über<br />

ihre Ursprünge enthüllen können. Die Dragoner jedoch gaben nicht nach, selbst als<br />

die Revolte an Schwung verlor, und töteten Anton Marik, als er einige Angehörige<br />

der Dragoner entführen und hinrichten ließ (darunter auch Oberst Wolfs Bruder<br />

Joshua). Vesar Kristofur kam wegen seines Versagens in ein ComStar<br />

Umerziehungslager, doch zur Erleichterung der Verborgenen Gesellschaft sprach er<br />

niemals über seine wahre Herkunft.<br />

Als sich die Clans 3049 anschickten, die Invasion der Inneren Sphäre zu beginnen,<br />

war die Verborgene Gesellschaft dank der Inquisition bereits im Bilde über<br />

„Operation Auferstehung“. Die <strong>Schattenlords</strong> entschieden, nicht einzugreifen und<br />

die Geschehnisse lediglich über ihre Verbindungen zu ROM zu überwachen.<br />

Während des Angriffs der Jadefalken auf Von Strang’s World an der Lyranischen<br />

Grenze propagierte das Schattenkorps eine sofortige Intervention, was die<br />

<strong>Schattenlords</strong> aber ablehnten. Obwohl es schmerzte, widerstand die Verborgene<br />

Gesellschaft der Versuchung, ihren entfernten Brüdern, die immer noch loyal zu<br />

<strong>Amaris</strong> standen, zu helfen; die <strong>Schattenlords</strong> erkannten, daß es zur Katastrophe<br />

62


kommen würden, sollten sie sich zu erkennen geben, während die Clans in die<br />

Inneren Sphäre einfielen, und hielten sich aus dem Geschehen heraus.<br />

Im Kampf um Tukayyid 3052 erlaubten sie der Inquisition, wichtige militärische<br />

Informationen an ROM durchsickern zu lassen, um ComStar den Sieg zu<br />

ermöglichen. Nach dem Schisma ComStars konzentrierte die Inquisition ihre<br />

Ressourcen auf das neu entstandene Wort Blakes, nachdem sich ComStar zu einer<br />

säkularen Einrichtung reformierte. Es ist höchst wahrscheinlich, daß Prima Myndo<br />

Waterly Agentin der Inquisition war, da sie einen Plan umzusetzen schien, der<br />

ComStar, durchdrungen von der Inquisition, die vollständige Kontrolle über die<br />

Innere Sphäre gebracht hätte; allerdings wurde sie von ihrem Präzentor Martialum,<br />

Anastasius Focht, aufgehalten. War Operation Skorpion ein Versuch der<br />

<strong>Schattenlords</strong>, durch ComStar die Macht über die Innere Sphäre zu erlangen,<br />

nachdem die Clans geschlagen waren? Basierend auf den vorhergehenden<br />

Annahmen ist die Wahrscheinlichkeit dafür hoch.<br />

Doch der größte Erfolg der Inquisition war es wahrscheinlich, einen Doppelgänger<br />

einzusetzen, der zum Herrscher über die Liga Freier Welten wurde. 3035 tötete die<br />

Bombe eines unbekannten Attentäters den damaligen Generalhauptmann der Liga,<br />

Janos Marik. Obwohl angenommen wurde, sein Sohn Thomas sei ebenfalls ums<br />

63


Leben gekommen, tauchte er ein Jahr später wieder auf und übernahm das Amt des<br />

Generalhauptmanns der Liga Freier Welten. Obwohl die Liga aufgrund ihrer<br />

ständigen internen Querelen als eher schwach angesehen wurde, begann Thomas<br />

sofort mit einer Reihe von Reformen und erreichte einen sowohl ökonomischen als<br />

auch militärischen Wandel, der an ein Wunder grenzte. Während die Fabriken der<br />

Liga in der Zeit der Claninvasion gewaltige Mengen an Kriegsmaterial für die<br />

anderen Nachfolgerstaaten produzierten, zog Generalhauptmann Marik die<br />

Reaktionäre vom Wort Blakes auf seine Seite, indem er ihnen das Gebiet der Liga<br />

als Zufluchtsort vor ComStar anbot. So waren die Blakisten in der Lage, ihre Kräfte<br />

zu festigen und 3058 Terra zu erobern, während ComStar mit der Clanbedrohung<br />

beschäftigt war. Es stellen sich einige beunruhigende Fragen zur wahren Natur<br />

Thomas Mariks: wenn der Herrscher über die Liga Freier Welten tatsächlich ein<br />

Doppelgänger ist, was passierte dann mit dem echten Thomas Marik? War es ein<br />

reaktionäres Element innerhalb ComStars, welches den Austausch der Liga-<br />

Führung befürwortete, oder stecken die <strong>Schattenlords</strong> selbst dahinter? Und am<br />

wichtigsten, was bezwecken die Verantwortlichen für den Austausch damit? Es ist<br />

von äußerster Bedeutung, daß wir die wahre Absicht dahinter entdecken, bevor es<br />

zu spät ist.<br />

Im Juni 3055 forderte eine Bombenexplosion während einer Wohltätigkeitsveranstaltung<br />

auf Tharkad das Leben des geliebten Archons des Vereinigten<br />

Commonwealth, Melissa Steiner Davion, und verletzte Großherzog Morgan Kell<br />

schwer. Ein Jahr später wurde Ryan Steiner, Anführer der Skye-<br />

Separatistenbewegung, von einem Unbekannten erschossen. Diese Morde markierten<br />

das Ende des einst so mächtigen Vereinigten Commonwealth, der Allianz<br />

zwischen dem Lyranischem Commonwealth und den Vereinigten Sonnen. Einige<br />

Zeit später spalteten sich die beiden Reiche und führten schließlich gegeneinander<br />

Krieg, als Melissas Kinder Victor und Katrina um die Macht rangen. Die Drahtzieher<br />

hinter den Morden, die schließlich zum VerCom-Bürgerkrieg führten,<br />

wurden nie entdeckt, und es gibt mehrere Verschwörungstheorien, die entweder die<br />

verbannte Katrina Steiner-Davion oder ihren Bruder Victor als schuldig ansehen.<br />

Jedoch erscheint es mit diesen neuen Erkenntnissen sehr gut möglich, daß die<br />

<strong>Schattenlords</strong> bei diesen Geschehnissen eine Rolle spielten, da ein mächtiges Reich<br />

wie das Vereinigte Commonwealth die Menschheit am Ende durch schiere Waffengewalt<br />

wiedervereint und unter den Einfluß der Familie Steiner-Davion gebracht<br />

hätte, was die Verborgene Gesellschaft offensichtlich niemals zulassen würde.<br />

Doch auch hier wird die Wahrheit durch den Mangel an Beweisen möglicherweise<br />

niemals ans Licht kommen.<br />

Obwohl sich die Verborgene Gesellschaft beim Einfall der Clans in die Innere<br />

Sphäre heraushielt, erhöhten sie die Unterstützung der Banditenkaste, die weiterhin<br />

Überfälle auf die Clan-Heimatwelten verübte. Viele Garnisonseinheiten der Clans<br />

64


waren geschockt, wenn sie von gut ausgerüsteten Einheiten der Banditenkaste<br />

angegriffen wurden. Einer der Clans, Clan Felsengräber, wurde erfolgreich von<br />

Doppelgängern der Inquisition unterwandert, so daß schließlich Clan Felsengräber<br />

selbst die Banditenkaste in einem Versuch, sie als Handlanger zu benutzen, mit<br />

Informationen über andere Clans und militärischer Ausrüstung versorgte. Ohne es<br />

zu wissen spielten die Felsengräber damit den <strong>Schattenlords</strong> in die Hände, denn<br />

Agenten der Inquisition ließen Informationen über ihre Kontakte mit der<br />

Banditenkaste an die anderen Clans durchsickern, was schließlich 3059 zur<br />

Absorption der Felsengräber durch Clan Sternennatter führte. Obwohl der Touman<br />

der Felsengräber weitgehend intakt von den Sternennattern absorbiert wurde,<br />

konnte die Inquisition heimlich große Teile der Arbeiter-, Wissenschaftler- und<br />

Technikerkaste, die bei der Absorption übersehen worden waren, gefangen<br />

nehmen. Zudem hatte das Schattenkorps selbst mehrere erfolgreiche Überfallaktionen<br />

durchgeführt, besonders gegen Clan Gletscherteufel (dabei gelang es<br />

ihnen, Khan Stephen Tyler zu töten und saKhanin Danielle Lienet schwer zu<br />

verletzen), was den Truppen enorme Kampferfahrung verlieh.<br />

Obwohl diese Erfolge die verborgene Gesellschaft in ihrer „Euphorie“, die<br />

überlegene Gesellschaftsform zu sein, bestärkte, waren die <strong>Schattenlords</strong> sehr verärgert<br />

über die Gründung des Zweiten Sternenbunds 3058. Unter all ihren Feinden<br />

war der acht-zackige Cameron-Stern der verhaßteste. Zwar linderte die Feindseligkeit<br />

der Clans den Schmerz ein wenig, aber die Erinnerung an die vergangenen<br />

Niederlagen Haus <strong>Amaris</strong>’ brachte ihr Blut zum Kochen. Es dürfte ziemlich offen-<br />

65


sichtlich sein, daß die Herrscher des neuen Haus <strong>Amaris</strong> in rasender Wut bereits<br />

Pläne ersannen, um ihre Feinde so blutig wie möglich zur Strecke zu bringen.<br />

DER UNSICHTBARE FEIND<br />

Von all den Gefühlen, die einem am Büffet des Lebens dargereicht werden, ist<br />

keines saftiger oder wohlschmeckender als die Rache. Ob sie eiskalt oder glühend<br />

heiß serviert wird, die Befriedigung, seine Rache bekommen zu haben, ist von<br />

exquisiter Köstlichkeit.<br />

- Aus Vicissitudes von Meridian<br />

Also muß der Schaden, den man<br />

anderen zufügt, so groß sein, daß<br />

man keine Rache zu fürchten<br />

braucht.<br />

-Niccolo Machiavelli, Der Fürst<br />

66<br />

Im Oktober 3067 wurde die<br />

Jadefalken Garnison auf Winfield<br />

von einer HPG-Nachricht in<br />

Alarmbereitschaft versetzt, die<br />

augenscheinlich von einer Einheit<br />

der Wölfe kam und die die Falken zu<br />

einem Besitztest um die Überreste<br />

der ausgelöschten lyranischen Einheit<br />

Winfield’s Regiment forderte.<br />

3050 hatten die Jadefalken Winfield<br />

angegriffen und wären beinahe von<br />

Leftenant Davis Winfield und seiner<br />

Eliteeinheit besiegt worden. Nachdem<br />

sie den Clannern einen harten<br />

Kampf geliefert hatten, zog sich<br />

Winfield’s Regiment von Winfield<br />

zurück, nur um in einem zweiten<br />

Angriff einige Wochen später auf<br />

Butler vernichtet zu werden. Die<br />

meisten Mitglieder des Regiments<br />

endeten als Leibeigene und wurden<br />

zu Arbeitern, als der Planet Teil der<br />

Jadefalkenbesatzungszone wurde.<br />

Nach anfänglicher Verwirrung


darüber, wie die Wölfe unentdeckt durch das planetare Frühwarnsystem gekommen<br />

waren, reagierte der 8. Talon Cluster und bot einen Trinärstern gegen die Angreifer,<br />

die man nahe der Falkenbasis in Empfang nehmen wollte. Die Falken warteten<br />

mehrere Stunden auf ihren Gegner und verloren schnell den Kontakt mit ihrer<br />

Luftunterstützung und der örtlichen HPG-Station. Da die Falken zögerten, wurde<br />

einige Minuten später ihr Stützpunkt von unbekannten Jägern angegriffen. Noch<br />

während man sich auf Luftabwehr vorbereitete, verging der Stützpunkt in einem<br />

nuklearen Feuerball, der auch den Großteil des 8. Clusters und seine<br />

Unterstützungseinheiten verschlang. Die verbliebenen Clanner wurden von einer<br />

augenscheinlich neuen Generation von FLUMs mit Clantechnologie attackiert.<br />

Innerhalb von Minuten war der Kampf vorbei und auch die restlichen Falken<br />

getötet. Einige Tage später landeten Verstärkungen der Jadefalken und stellten<br />

Untersuchungen an, bereit, einen Krieg gegen die Wölfe zu beginnen. Die<br />

Nachforschungen ergaben jedoch, daß die Angreifer nicht aus den Reihen der<br />

Wölfe stammen konnten. Die Jadefalken konnten keine Schiffe der Wölfe im<br />

System entdecken, außerdem würden die Wölfe keine ehrlosen Atomwaffen<br />

einsetzen. Aber was die Falken schließlich erkennen ließ, daß die Angreifer weder<br />

aus der Inneren Sphäre noch von anderen Clans stammen konnten, war ihr Einsatz<br />

von fortschrittlichen FLUMs einer Art, wie man sie bis dahin noch nicht kannte.<br />

Man vertuschte den Vorfall, so gut es ging, und begann im Stillen, den 8. Talon<br />

Cluster wieder aufzubauen und die Untersuchungen fortzusetzen. Bis jetzt ist<br />

unbekannt, ob die Jadefalken Fortschritte dabei gemacht haben, die unbekannten<br />

Angreifer zu identifizieren und/oder zu lokalisieren.<br />

Winfield’s Regiment war der direkte Nachfolger einer Einheit der Republik der<br />

Randwelten, den 23. Republic Light Lancers, die im <strong>Amaris</strong> Bürgerkrieg gekämpft<br />

hatte. Die Lancers, auch „Stealths“ genannt, überlebten die Kämpfe um die<br />

Terranische Hegemonie relativ unbeschadet und arbeiteten schließlich während der<br />

Nachfolgekriege als Söldner für Haus Steiner. Dank ihrer großen Erfahrung im<br />

Durchführen von „Hit & Run“-Angriffen waren die Stealths bei den Lyranern so<br />

angesehen, daß sie schließlich in Ruhestand gingen; der Familie Winfield (der<br />

Kommandeur der Einheit stammte traditionell aus dieser Familie) wurde ihr<br />

eigener Planet als Lehen zugesprochen und zu ihren Ehren in „Winfield“<br />

umbenannt. Nach diesem Zwischenfall war klar, daß die Überbleibsel von<br />

Winfield’s Regiment evakuiert worden waren; ihr tatsächliches Schicksal bleibt<br />

bis heute ein Rätsel. Anhand der vorliegenden Beweise kann man annehmen, daß<br />

die <strong>Schattenlords</strong> offensichtlich einen Grund dafür hatten, die Überlebenden zu<br />

bergen. Welchen, ist noch unbekannt.<br />

Andere, beunruhigende Daten über diese Fraktion stammen aus einem kürzlich<br />

freigegebenen Bericht des ExplorerCorps, der 3066 über versteckte Kanäle an das<br />

WolfNetz weitergegeben wurde. 3064 stolperte die Star Seeker, ein Forschungs-<br />

67


schiff der Magellan-Klasse, das die äußeren Grenzen der Chainelane Isles in der<br />

tiefen Peripherie kartographierte, über eine gewaltige Flotte unbekannter Schiffe.<br />

Als das ExplorerCorps-Schiff zu fliehen<br />

versuchte, wurde es von unbekannten<br />

Luft/Raumjägern sowie einer Kriegsschiffklasse,<br />

die seit dem <strong>Amaris</strong>-<br />

Bürgerkrieg nicht mehr gesehen worden<br />

war, angegriffen. Innerhalb von<br />

Minuten wurde die Star Seeker zerstört,<br />

aber einem Landungsschiff gelang es,<br />

sich kurz vor der Explosion des schwer<br />

angeschlagenen Schiffes zu lösen und<br />

sich in einem nahe gelegenen Asteroidenfeld<br />

zu verstecken. Nach einem<br />

quälenden Leidensweg über mehrere<br />

Monate wurden die Überlebenden von<br />

einem Handelssprungschiff des Rim-<br />

Kollektivs entdeckt und zurück in<br />

lyranischen Raum gebracht.<br />

Bei der folgenden Befragung sowohl<br />

durch das lyranische Militär als auch<br />

durch ComStar kam ein Schreckensszenario<br />

gigantischen Ausmaßes ans<br />

Licht. Die fassungslosen Überlebenden<br />

sprachen von fast 50 Kriegsschiffen,<br />

begleitet von etwa 40 Sprungschiffen<br />

und Hunderten von Jägern. Eine<br />

Analyse der Schiffstypen, vorgenommen<br />

anhand der Aufzeichnungen,<br />

die die Besatzung des entkommenen<br />

Landungsschiffes aufgenommen hatte,<br />

ergab eindeutig, daß die Kriegsschiffe mit Clanwaffen bestückt waren und im<br />

Rumpfaufbau mit der berüchtigten Necronomicon-Klasse übereinstimmten, die<br />

während des <strong>Amaris</strong>-Bürgerkriegs von der nicht mehr existenten Republik der<br />

Randwelten eingesetzt worden war. Obwohl die Lyraner und ComStar versuchten,<br />

diese Informationen zu vertuschen, gingen einige der Überlebenden mit ihren<br />

Erfahrungen an die Öffentlichkeit. Bei der Suche nach diesen Individuen für eine<br />

weitere Analyse einige Monate später kam heraus, daß inzwischen jeder<br />

Überlebende der Expedition bei verschiedenen Unfällen ums Leben gekommen<br />

war. Agenten des WolfNetzes versuchten Kopien der angeblich existierenden Aufzeichnungen<br />

dieser Phantomschiffe ausfindig zu machen, konnten sie aber in den<br />

68


Archiven ComStars nicht entdecken. Wo sich diese Beweise jetzt finden, ist uns<br />

vollständig unbekannt.<br />

Von: General Maeve Wolf<br />

An: Commander Jaime Wolf<br />

Datum: 1. Dezember 3067<br />

Dies ist die Zusammenfassung dessen, was wir über den historischen Hintergrund<br />

dieser geheimen Gesellschaft wissen, basierend auf den spärlichen Informationen,<br />

die wir erhalten haben. Der Rest dieses Berichtes dreht sich um neue militärische<br />

Ausrüstung, deren Daten wir mit verschiedenen Quellen, wie ComStar oder den<br />

Clans abgeglichen haben; weiterhin folgt eine Analyse der Organisationen<br />

innerhalb dieser gefürchteten Fraktion. Aufgrund des Mangels an handfesten<br />

Beweisen basiert ein Großteil dieser Informationen auf Theorien und Vermutungen<br />

und mag deshalb ungenau, vielleicht sogar falsch sein. Der einzige Weg, wie wir<br />

diese Behauptungen verifizieren könnten, wäre eine schwer bewaffnete Expedition,<br />

die die Chainelane Isles nach dem angeblich dort versteckten Stützpunkt absucht.<br />

Unglücklicherweise können wir jetzt, da sich der Sternenbund aufgelöst hat, keine<br />

Unterstützung von den ehemaligen Mitgliedstaaten erwarten, und wir können auch<br />

keine Kräfte aus den Chaosmarken abziehen, um dieser möglichen neuen<br />

Bedrohung zu entgegnen. Das Wort Blakes behindert unsere Anstrengungen in<br />

dieser Region, und wenn wir Aufklärungseinheiten von dort in die tiefe Peripherie<br />

verlegen, würde unsere Front dort erheblich geschwächt. Eine beunruhigende<br />

Schlußfolgerung dieses Berichts ist, daß diese sogenannte „Verborgene<br />

Gesellschaft“ entweder mit den Blakisten im Bunde ist oder sie sogar kontrolliert,<br />

was schlimme Aussichten für uns bedeutet. Wir haben bereits von einem geheimen<br />

Projekt von Blakes Wort erfahren, Projekt „Erinyes“, an dem in der Nähe der<br />

Chainelane Isles gearbeitet wird und das sich somit in der Nähe des angeblichen<br />

Stützpunktes befindet; aber durch die gegenwärtige Situation sind wir nicht in der<br />

Lage, uns damit zu befassen. Ich ersuche Sie hiermit nachdrücklich darum, ein<br />

diesbezügliches Treffen auf höchster Ebene mit Präzentor Martialum Victor<br />

Steiner-Davion abzuhalten. Ich habe das Gefühl, daß es vielleicht schon zu spät ist,<br />

aber wir dürfen die Hoffnung nicht aufgeben.<br />

69


Soziopolitische und militärische Strukturen<br />

DIE HELOTEN<br />

Ich fürchte mich – ich fasse Mut, ich sehe – ich träume, ich lerne – ich wachse, ich<br />

fühle – ich handle, ich will – ich erschaffe.<br />

- Aus einem Helotenbuch mit Kinderreimen<br />

Den vorhergehenden Berichten zufolge könnte man denken, das Leben eines<br />

Heloten bestünde aus nichts als jahrzehntelanger Plackerei im Dienste eines äußerst<br />

unnachsichtigen Regimes, jedoch scheint es<br />

persönlichen Angaben nach so, daß die meisten ihr<br />

Leben mit stiller Zufriedenheit und einem<br />

gewissen Zukunftsoptimismus sehen. Ein Teil<br />

dieser Zufriedenheit mit ihrem sozialen Status<br />

scheint von dem mystisch-religösen Glauben<br />

herzurühren, daß alle Mitglieder der Verborgenen<br />

Gesellschaft nach der triumphalen Wiederkehr<br />

Haus <strong>Amaris</strong>’ und der Rückeroberung der früheren<br />

Welten der Terranischen Hegemonie reich belohnt<br />

werden. Ein weiterer Faktor, der die Heloten von<br />

einer offenen Revolte abhält, ist die Chance selbst<br />

für die niedrigsten Mitglieder der Verborgenen<br />

Gesellschaft durch Eintritt in eine Gilde aufzusteigen.<br />

Es ist eine weit verbreitete Redensart unter<br />

den Heloten, daß man sich, wenn man nicht<br />

zufrieden mit einem Leben als Sklave ist, für die<br />

große Prüfung vorbereiten muß, um von einer der<br />

Gilden akzeptiert werden; versagt man und bleibt<br />

Helot, ist es allein die eigene Schuld. Da jeder<br />

Natural als Helot geboren wird, wird jeder von<br />

ihnen als Gleicher unter Gleichen angesehen und<br />

kann an sich arbeiten und sich verbessern – bis hin<br />

zum Eintritt in eine Gilde. Heloteneltern, deren<br />

Kind in eine der Gilden aufgenommen wird,<br />

genießen großes Prestige unter ihresgleichen und<br />

werden mit Stolz betrachtet.<br />

Sobald ein Natural geboren wird, wird das Kind auf genetische Defekte untersucht.<br />

Wird ein Defekt entdeckt, wird das Kind in aller Stille getötet und vergessen. Besteht<br />

es den Test, bekommt es einen Namen, zusammengesetzt aus Buchstaben und<br />

71


Zahlen, und wird in die Familie aufgenommen. Eltern, die wollen, daß ihr Kind in<br />

eine der Gilden aufgenommen wird, stellen oft Tutoren ein, um ihrem Sprößling<br />

einen Vorteil beim großen Test zu verschaffen.<br />

Sobald ein Helot ein gewisses Alter erreicht hat, erhält er den Titel eines „Ältesten“<br />

und wird zu einem der Repräsentanten aller Heloten. Die Ältesten werden für<br />

gewöhnlich von den Gilden beauftragt, die vielen Spezialisten unter den Heloten<br />

bestimmten schweren Arbeiten zuzuweisen. Die Heloten regieren sich zum Großteil<br />

selbst, aber es ist ihnen verboten, eigenen Besitz zu haben; jeder Gegenstand<br />

eines Helotenhaushalts gehört der Verborgenen Gesellschaft als Ganzes. Kleinere<br />

Vergehen innerhalb der Helotengemeinschaft werden normalerweise von den<br />

Ältesten verhandelt, die dann eine angemessene Strafe verhängen. Schwerere<br />

Vergehen, wie Mord oder Volksverhetzung, fallen in den Zuständigkeitsbereich des<br />

Schattenkorps oder der Inquisition, und das Urteil ist fast immer die Todesstrafe.<br />

Bei Vergehen gegen die Heloten von Seiten der Gilden oder des Militärs wird für<br />

gewöhnlich von Seiten der Helotenältesten vermittelt, die gelegentlich die<br />

<strong>Schattenlords</strong> um Gerechtigkeit ersuchen. Obwohl keiner der Heloten jemals<br />

behauptet hat, einen Schattenlord in Person gesehen zu haben, werden die<br />

rätselhaften Herrscher der Verborgenen Gesellschaft von ihnen quasi als<br />

Halbgötter verehrt. Regelmäßig werden Gebete an sie gerichtet, und jedes Jahr<br />

werden mehrere Feste zum Gedenken an ihre Herrschaft gefeiert. Es grassieren<br />

Gerüchte, daß die <strong>Schattenlords</strong> sich verkleiden und sich unter die Heloten<br />

mischen. Helotenmütter erzählen ihren Kindern oft, daß unartige Kinder vom<br />

gefürchteten Inquisitor für immer weggebracht, aber gute Kinder von einem<br />

wohlwollenden Schattenlord gesegnet, möglicherweise sogar unsterblich gemacht<br />

werden.<br />

Es ist ziemlich merkwürdig, daß die Heloten die Anbetung der <strong>Schattenlords</strong> schon<br />

beinahe zu einer Religion erhoben haben. Durch das Eugenikprogramm kann ein<br />

Helot tatsächlich die Unsterblichkeit anstreben, und zwar durch einen Selektionsprozeß,<br />

da er nach der Aufnahme in eine der Gilden neue Fähigkeiten erlernt und<br />

dann möglicherweise ins Militär oder zur Inquisition gelangt. Soldaten oder<br />

Inquisitoren, die große Beiträge zum Wohlergehen der Verborgenen Gesellschaft<br />

geleistet haben, können die ultimative Belohnung für ihre loyalen Dienste erhalten:<br />

Replikation. Replikanten werden als unsterbliche Wesen mit der Fähigkeit,<br />

unzählige Male wiedergeboren zu werden, verehrt; daher können sie ewig leben.<br />

Naturals und Splicers streben danach, Replikanten zu werden, denn man glaubt,<br />

daß diese exakten Klone fast immer <strong>Schattenlords</strong> werden.<br />

72


DIE GILDEN<br />

Dies ist Deine erste Lektion als Lehrling: das Wissen ist unendlich, doch Dein<br />

Verstand ist begrenzt. Du mußt Deine eigenen Grenzen kennen, um zu wissen, wo<br />

Deine wahre Stärke liegt. Arbeite an Deinen Schwächen, und Du wirst<br />

vollkommen. Betrachte Niederlagen nicht als Versagen, sondern als Gelegenheit.<br />

Konzentriere Deinen Willen, und kein Hindernis wird Dir im Weg stehen.<br />

- Das Gilden-Handbuch<br />

Die Gilden formen das Herzstück der Wirtschaft und Industrie der Verborgenen<br />

Gesellschaft. Im Grunde Bibliotheken technischen und wissenschaftlichen Wissens,<br />

stellen sie die Güter her, die die Verborgene Gesellschaft benötigt. Nachdem ein<br />

Helot eine Reihe schwieriger Tests bestanden hat, wird er in Abhängigkeit von<br />

seinen Fähigkeiten und Talenten einer<br />

passenden Gilde zugeteilt. Neue<br />

Rekruten erhalten den Rang eines<br />

Lehrlings sowie die Erlaubnis, ihre<br />

alte Identifikationsnummer abzulegen<br />

und einen selbstgewählten Namen anzunehmen.<br />

Weiterhin dürfen sie von<br />

nun an eigenen Besitz haben. Obwohl<br />

Gildenmitglieder hohes Ansehen genießen,<br />

stehen sie unter konstantem<br />

Druck und in ständigem Wettbewerb.<br />

Zwar betrachtet sich jede Gilde als<br />

gleichwertig den anderen gegenüber,<br />

aber es gibt einige angesehene Gilden,<br />

die mehr Macht als andere haben. Die<br />

Wissenschaftsgilde setzt sich<br />

gegenüber den vielen Subgilden/<br />

Untergilden durch, hat sie doch<br />

Einfluß auf Entdeckung und<br />

Weiterentwicklung neuer Technologien,<br />

insbesondere für das Militär.<br />

Wissenschaftler der Verborgenen Gesellschaft<br />

sind Experten, was das<br />

Nachbauen erbeuteter feindlicher<br />

Technologien und die Gentechnik<br />

angeht, daher spezialisieren sich die<br />

meisten innerhalb dieser beiden Felder. Dennoch gibt es Hinweise auf Durchbrüche<br />

im Bereich dunkler Materie und elektromagnetischer Energiefelder. Auch die<br />

73


Technikergilde besitzt großen Einfluß, da sie eng mit der Wissenschaftlergilde<br />

zusammenarbeitet, um den technischen Standard im Militär und der Verborgenen<br />

Gesellschaft selbst aufrechtzuerhalten.<br />

Trotz der Tatsache, daß die Verborgene Gesellschaft scheinbar auf alle<br />

Technologien sowohl der Clans als auch der Inneren Sphäre Zugriff hat, sind ihre<br />

Produktionskapazitäten begrenzt, wodurch sie sich auf einige Kernindustriezweige,<br />

vor allem auf das Militär, beschränken muß, was erklären könnte, warum die<br />

Streitkräfte Haus <strong>Amaris</strong>’ nur einige wenige Standard-Mechtypen einsetzt und sich<br />

stark auf OmniMechs verläßt. Auch ihre Waffenproduktionstrassen scheinen<br />

begrenzt zu sein, weisen ihre verschiedenen Mechs doch fast immer dieselbe<br />

Waffenkombination auf. Deshalb sind ihre wenigen Typen von Kriegsmaschinen<br />

auf maximale Flexibilität und Widerstandsfähigkeit ausgelegt; diese Designphilosophie<br />

gibt dem Militär der Verborgenen Gesellschaft einen tödlichen Vorteil im<br />

Kampf.<br />

Die Gilden produzieren sehr wenig an Konsumgütern und richten ihre begrenzte<br />

Schwerindustrie lieber auf die Produktion von militärischen Komponenten aus. Die<br />

wenigen zivilen Gebrauchsartikel, die sie herstellen, entfallen auf zum Überleben<br />

notwendige Dinge wie Nahrung, Kleidung und Umweltanpassung. Deshalb bietet<br />

die Verborgene Gesellschaft ihren Bürgern nur wenige Luxusgüter, und die<br />

wenigen, die hergestellt werden, werden hochgeschätzt. Die Gilden versuchen<br />

diesen Mangel zu beheben, indem sie einen Teil ihrer Hochtechnologie bei<br />

ahnungslosen Peripheriemächten, vor allem dem Jarnfolk, gegen diese begehrten<br />

Waren eintauschen.<br />

74


DIE INQUISITION<br />

Durch Täuschung sollst Du Krieg führen.<br />

- Motto des israelischen Mossad, 20. Jahrhundert<br />

Die Hauptaufgaben der<br />

Inquisition sind abwechslungsreich<br />

und keinesfalls<br />

einfach; es fällt in ihren<br />

Aufgabenbereich, die<br />

Existenz der Verborgenen<br />

Gesellschaft vor der<br />

Menschheit geheimzuhalten,<br />

Informationen über<br />

die anderen Mächte der<br />

Peripherie, der Clans und<br />

der Inneren Sphäre zu<br />

sammeln und alle<br />

potentiellen Feinde durch<br />

nichtkonventionelle Mittel<br />

zu eliminieren. Sogar das<br />

sonst so einflußreiche<br />

Militär muß sich diesen<br />

Aufgaben unterordnen und<br />

die Inquisition hat in diesen<br />

Bereichen Befehlspriorität.<br />

Um diese Aufgaben zu<br />

erfüllen hält sich die<br />

Inquisition an einfache<br />

Grundsätze: Infiltration,<br />

Desinformation und<br />

Attentate.<br />

Wie das Militär rekrutiert<br />

auch die Inquisition aus<br />

allen Subklassen der<br />

Verborgenen Gesellschaft, möglicherweise sogar unter den <strong>Schattenlords</strong>, was den<br />

Agenten der Inquisition eine sehr große Flexibilität bei der Erfüllung ihrer<br />

vorgegebenen Mission gibt. Aber der wahrscheinlich größte Vorteil der Inquisition<br />

ist ihre Unbekanntheit: ihre Feinde können sich nicht gegen sie verteidigen, da sie<br />

75


nichts von ihrer Existenz ahnen. Diese Tatsache, zusammen mit intensivem<br />

Training, Erfahrung und Fanatismus, macht die Inquisition zu einer äußerst<br />

effizienten und tödlichen Organisation, die Chaos in der gesamten inneren Sphäre<br />

säen könnte. Doch auch dieser Vorteil hat seinen Preis: das Personal der Inquisition<br />

ist begrenzt, so daß nur wenige feindliche Fraktionen gleichzeitig beeinflußt<br />

werden können. Aus einer Analyse ihrer Geschichte geht hervor, daß sich die<br />

Inquisition auf zwei Fraktionen konzentriert hat: ComStar und die Banditenkaste<br />

der Clans. Seit dem Schisma innerhalb ComStars hat sie sich hauptsächlich darauf<br />

verlegt, die Blakistenfraktion ROMs zu infiltrieren, während sie sich bei den<br />

anderen großen Fraktionen auf ein Minimum an Einmischung beschränkt. Die<br />

Anonymität der Inquisition ermöglicht ihr, ein großes Unterstützungsnetzwerk aus<br />

bezahlten Informanten und unabhängigen Söldnern ohne Furcht vor Entdeckung<br />

und darauffolgender Zerschlagung aufrechtzuerhalten. Es ist höchstwahrscheinlich,<br />

daß Verbündete wie ROM vom Wort Blakes und angeheuerte Söldner keine<br />

Ahnung haben, wer sie tatsächlich kontrolliert.<br />

Infiltrationstechniken wie Supersedure und der Einsatz von Replikanten erlaubt der<br />

Inquisition ihre Spione beliebig in jede feindliche Organisation einzuschleusen.<br />

Besonders die Heloten leben in ständiger Angst und erzählen Geschichten von<br />

Müttern, die den Tod fanden, nachdem ihre eigenen Kinder von jungen Agenten<br />

der Inquisition ersetzt worden waren und sie schließlich an die Inquisition<br />

verrieten. So sehr die Heloten die geheimnisvollen <strong>Schattenlords</strong> verehren, so sehr<br />

fürchten sie den langen Arm der mächtigen Inquisition. Es gibt keine Aufzeichnungen<br />

über Abtrünnige, denen es gelang, aus der Verborgenen Gesellschaft<br />

zu fliehen; alle nicht-loyalen Personen wurden offensichtlich getötet, bevor sie<br />

entkommen konnten. Die Inquisition arbeitet in Angelegenheiten der inneren<br />

Sicherheit eng mit dem Militär zusammen: alle Sprung- und Landungsschiffe der<br />

Verborgenen Gesellschaft haben mindestens einen Inquisitor und ein kleines<br />

Truppenkontingent an Bord, um sicherzustellen, daß es niemandem jemals gelingt,<br />

zum Feind überzulaufen.<br />

76


DAS SCHATTENKORPS<br />

Die genaue Größe der Kriegsmaschinerie Haus <strong>Amaris</strong>’ ist unbekannt, aber anhand<br />

der Gesamtbevölkerung läßt sich schätzen, dass sie glücklicherweise relativ klein<br />

sein muß. Allerdings ist diese Armee dank ihrer fortgeschrittenen Technologie und<br />

ihres Fanatismus trotz ihrer geringen Größe extrem tödlich.<br />

Obwohl das Schattenkorps eine unverkennbare Rangordnung besitzt, kann sich<br />

seine Organisation situationsabhängig ändern. Es heißt, die Soldaten des Schattenkorps<br />

könnten ihre militärischen Strukturen entweder dem fünfer-basierten System<br />

der Clans, dem vier-drei-System der Inneren Sphäre oder sogar dem Sechser-<br />

System Comstars/WoBs anpassen. Dieser Faktor erlaubt ihnen unvergleichliche<br />

Flexibilität, bedeutet aber auch eine Begrenzung des militärischen Personals durch<br />

das notwendige intensive Training. Höchstwahrscheinlich hat das Schattenkorps<br />

während der erfolgreichen Eroberung Terras durch das Wort Blakes 3058 die<br />

Blake-Milizen darin ausgebildet, die 21. Centauri Lanciers zu imitieren und/oder<br />

nahmen mit den Schattenlanciers an der Operation Odysseus teil.<br />

77


Sollten sich diese Berichte als wahr herausstellen, könnte sich jeder in Zukunft der<br />

erschreckenden Vorstellung gegenüber sehen, von Einheiten angegriffen zu<br />

werden, die nicht das sind, was sie zu sein scheinen.<br />

Allerdings hat das Schattenkorps auch eine eigene Organisationsstruktur, die<br />

benutzt wird, wenn sich das Schattenkorps offen zeigen will. Die kleinste Einheit<br />

ist eine Zelle, bestehend aus 3 oder 4 BattleMechs. 3 oder 4 Zellen bilden einen<br />

Zirkel; es wurde berichtet, daß während des Talos-Feldzuges die Angreifer in<br />

Gruppen von 12 Mechs, manchmal ergänzt durch einen dreizehnten, operierten.<br />

Mehrere Zirkel formen einen Kabal, die genaue Größe ist zwar unbekannt, dürfte<br />

sich aber an einem Regiment der Inneren Sphäre oder einer Clan-Galaxis<br />

orientieren.<br />

78


Noch beunruhigender ist die Größe der Kriegsschiffsflotte des Schattenkorps. Es<br />

tauchen mehr und mehr unbestätigte Berichte über Sichtungen unbekannter<br />

Kriegsschifftypen in der tiefen Peripherie auf. Sollte es tatsächlich eine Allianz<br />

zwischen dieser Fraktion und den Blakisten geben, wäre ihre kombinierte<br />

Streitmacht größer als die jeder anderen Fraktion der Inneren Sphäre oder der<br />

Clans. Falls es die Verborgene Gesellschaft wirklich gibt, hätte sie über 200 Jahre<br />

ununterbrochenen technologischen Fortschritts vorzuweisen; Produktion und<br />

Aufbau dieser Einheiten wäre der nächste logische Schritt.<br />

Auch die Gerüchte, Haus <strong>Amaris</strong> habe Zugriff auf moderne Gefechtsrüstungen<br />

könnten sich als wahr erweisen, da die Agenten des Republikanischen Geheimdienstes<br />

während des <strong>Amaris</strong> Coup an die Pläne der Nighthawk-Gefechtsrüstung<br />

des Ersten Sternebundes gelangten. Eine neu entwickelte Rüstung, basierend auf<br />

der neuesten Clan-Technologie und Stealth-Technologie der Inneren Sphäre, stellt<br />

eine beängstigende Möglichkeit dar.<br />

79


UNBESTÄTIGTE MILITÄRISCHE AUSRÜSTUNG<br />

Datum: 17. Oktober 3067<br />

An: Präzentor Martialum Victor Steiner-Davion<br />

Von: Adept Dennis Surban<br />

Betreff: BattleMechs, Kriegsschiffe und Gefechtsrüstungen der neuen Fraktion<br />

Basierend auf Berichten der vom Unglück verfolgten Talos-Expedition und<br />

abgefangenen Übertragungen der Blakisten und der Clans haben wir ein kleines,<br />

aber wichtiges Handbuch der militärischen Hardware der noch größtenteils<br />

unbekannten, neuen Fraktion zusammengestellt. Zu meinem Bedauern muß ich<br />

Ihnen mitteilen, daß wir aufgrund von Schwierigkeiten mit Blakes Wort bis<br />

jetzt nicht in der Lage waren, die Existenz dieser Fraktion zu bestätigen oder zu<br />

widerlegen. Ich schlage vor, diesen Bericht an unsere Verbündeten, besonders<br />

das WolfNetz von Oberst Wolf weiterzuleiten; vielleicht finden sie einen Weg,<br />

die Gerüchte zu untermauern. Nur durch die entschlossene Zusammenarbeit mit<br />

unseren verbliebenen Verbündeten können wir uns dem heranziehenden Chaos,<br />

welches uns möglicherweise alle verschlingen wird, entgegenstellen.<br />

Ausgehend von der Vollkommenheit und Tödlichkeit der im Folgenden aufgeführten<br />

Maschinen können wir nur annehmen, daß diese Fraktion über<br />

bedeutsame Produktionskapazitäten verfügt und Zugriff auf die fortschrittlichsten<br />

Technologien jeder bekannten Fraktion hat; wie sie dies erreichen<br />

konnte, ist uns ein Rätsel. Am beunruhigendsten ist, daß diese unbekannte<br />

Macht sowohl die Banditenkaste der Clans als auch die Reaktionäre vom Wort<br />

Blakes in einem Maße mit Nachschub versorgt hat, daß diese zu einer akuten<br />

Bedrohung werden konnten. Über ihre wahren Absichten wissen wir jedoch<br />

überhaupt nichts.<br />

Gravedigger OmniMech<br />

65-Tons (Clan Technology)<br />

Chassis: Unknown<br />

Power Plant: Unknown 390 XL (Clan)<br />

Cruising Speed: 64.5<br />

Maximum Speed: 96.75<br />

Jump Jets: none<br />

Jump Capacity: none<br />

Armor: Unknown<br />

Armament: 8 ER Medium Lasers<br />

Manufacturer: Unknown<br />

Primary Factory: Unknown<br />

Communications System: Unknown with Guardian ECM Suite<br />

Targeting and Tracking System: Unknown with Beagle Active Probe, Special<br />

Targeting Computer<br />

80


Übersicht:<br />

Wie sein Schwestermodell, der Inquisitor, erschien der Gravedigger erstmals in<br />

den Berichten der IS-Geheimdienste nach der fehlgeschlagenen SBVS-<br />

Expedition zur entfernten Peripheriewelt Talos gegen Ende 3066. Als zweithäufigster<br />

Mech in einigen neuen und mysteriösen Einheiten stellt der<br />

Gravedigger ein ebenso großes Rätsel dar wie die Einheiten, zu denen er gehört.<br />

Bis jetzt wurde kein intakter Gravedigger oder Inquisitor intakt erbeutet; beide<br />

BattleMechs scheinen mit einer Art Selbstzerstörungsmechanismus ausgestattet<br />

zu sein. Berichten zufolge erfolgte, kurz nachdem einer der Mechs ausgeschaltet<br />

worden war (entweder durch Verlust eines Beines, Zerstörung des Cockpits oder<br />

des Reaktors), eine katastrophale Implosion, die den Reaktorkern zerstörte und<br />

eine kleine nukleare Schockwelle auslöste. Die Untersuchungen der Überreste<br />

ergaben lediglich, daß diese Maschinen mit Clan-Technologie hergestellt<br />

wurden; sonst konnte nichts von Bedeutung festgestellt werden. Wir wissen bis<br />

heute nichts über die Organisation, die diese Mechs einsetzt, wo sie hergestellt<br />

werden, wer sie steuert und welchen strategischen Zweck außer blanker<br />

Zerstörung sie erfüllen.<br />

Neuere Berichte der Clans bestätigen unsere Annahme, daß es eine Verbindung<br />

zu einigen Einheiten der Banditenkaste gibt, die mit diesen Mechtypen<br />

ausgestattet sind. Merkwürdig ist, daß die Angreifer, Angehörige dieser Kaste,<br />

die mehrere Clan-Heimatwelten angegriffen haben, extrem gut ausgerüstet zu<br />

sein scheinen; 3064 gelang es ihnen sogar, genetisches Material aus dem<br />

Genarchiv auf Strana Mechty zu stehlen. Erst kürzlich freigegebenen Berichten<br />

der Clans zufolge hatten die Angreifer nicht nur Luftunterstützung durch einen<br />

bis dato unbekannten Omnijäger, der mit einer Clan-Version von Haus Liaos<br />

Stealth-Panzerung ausgestattet war, sondern auch durch eine große Zahl an<br />

Kriegsschiffen. Ein Clan-Kriegsschiff der McKenna-Klasse mußte sich aufgrund<br />

schwerer Schäden aus dem Kampf zurückziehen. Es gibt zwei mögliche<br />

Erklärungen: entweder ist die Dunkle Kaste nicht nur irgendwie an Kriegsschiffe<br />

gelangt, sondern hat auch an einem unbekannten Ort mit der Produktion<br />

von OmniMechs begonnen, oder es existiert eine den Nachrichtendiensten der<br />

Inneren Sphäre und der Clans unbekannte Macht, die anfängt, Ihre Präsenz<br />

spüren zu lassen. Nur die Zeit wird zeigen, ob diese Gerüchte tatsächlich wahr<br />

sind.<br />

Mit einer hohen Geschwindigkeit für seine Gewichtsklasse bei gleichzeitig<br />

vergleichsweise schwächerer Bewaffnung stellt der Gravedigger ein Rätsel für<br />

uns dar. Die Primärvariante scheint mit ihren 8 mittelschweren ER-Lasern und<br />

den für ihren Einsatz nötigen Wärmetauschern dem Black Hawk der Clans<br />

nachempfunden zu sein. Sowohl die primäre als auch die A-Variante sind mit<br />

einem Zielcomputer ausgestattet, der eine unvergleichliche Treffergenauigkeit<br />

ermöglicht, wobei die A-Variante für Langstreckenunterstützung, die<br />

Primärvariante dagegen für kurze bis mittlere Distanz konzipiert zu sein scheint.<br />

81


Zudem besitzen beide Varianten verschiedene elektronische Systeme, was den<br />

Schluß nahelegt, daß der Gravedigger als ScoutMech eingesetzt wird.<br />

Mit ihren beiden ATM-Werfern ist die B-Variante auf Feuerunterstützung<br />

ausgelegt, während die C-Variante akkurate Unterstützung im Kurz- und<br />

Langstreckenbereich liefert. Einer Analyse der Clans zufolge, die vor kurzem in<br />

die Hände ROMs gelangte, wird dieser Mech ausschließlich als Unterstützungseinheit<br />

eingesetzt. Einer anderen Theorie nach wurde der Gravedigger als Jäger<br />

leichterer gegnerischer Mechs designt, während er größere Beute seinem<br />

Schwestermodell überläßt. Auf jeden Fall wurden alle vier Konfigurationen in<br />

jeder Einheit zusammen gesichtet, was nahelegt, daß die einzelnen Varianten<br />

zusammen benutzt werden, um die jeweiligen Missionsparameter zu erfüllen.<br />

82


Gravedigger Prime<br />

65-Tons (Clan Technology)<br />

Technology Base: - Mixed (Clan Chassis) - Level 3 (OmniMech)<br />

Equipment Mass<br />

Internal Structure: - (C) EndoSteel 3.5<br />

Engine: 390 XL (Clan) 23<br />

Walking MP: 6<br />

Running MP: 9<br />

Jumping MP: 0<br />

Heat Sinks: 18(36) - (C) Double 8<br />

Gyro: 4<br />

Cockpit: 3<br />

Armor Factor: 211 - (C) Ferro-Fibrous 11<br />

Internal Armor<br />

Structure Value<br />

Head 3 9<br />

Center Torso 21 32<br />

Center Torso(rear) 10<br />

R/L Torso 15 23<br />

R/L Torso(rear) 7<br />

R/L Arm 10 20<br />

R/L Leg 15 30<br />

Weapons and Ammo Location Critical Tonnage<br />

(C) [Pod] ER Medium Laser LA 1 1<br />

(C) [Pod] ER Medium Laser LA 1 1<br />

(C) [Pod] ER Medium Laser LA 1 1<br />

(C) [Pod] ER Medium Laser LA 1 1<br />

Targeting Computer RT 2 2<br />

(C) [Pod] ER Medium Laser RA 1 1<br />

(C) [Pod] ER Medium Laser RA 1 1<br />

(C) [Pod] ER Medium Laser RA 1 1<br />

(C) [Pod] ER Medium Laser RA 1 1<br />

(C) [Pod] ECM Suite CT 1 1<br />

(C) [Pod] Light TAG CT 1 0.5<br />

(C) [Pod] Active Probe H 1 1<br />

Gravedigger A<br />

65-Tons<br />

Technology Base: - Mixed (Clan Chassis) - Level 3 (OmniMech)<br />

Equipment Mass<br />

Internal Structure: - (C) EndoSteel 3.5<br />

Engine: 390 XL (Clan) 23<br />

Walking MP: 6<br />

Running MP: 9<br />

83


Jumping MP: 0<br />

Heat Sinks: 17(34) - (C) Double 7<br />

Gyro: 4<br />

Cockpit: 3<br />

Armor Factor: 211 - (C) Ferro-Fibrous 11<br />

Internal Armor<br />

Structure Value<br />

Head 3 9<br />

Center Torso 21 32<br />

Center Torso(rear) 10<br />

R/L Torso 15 23<br />

R/L Torso(rear) 7<br />

R/L Arm 10 20<br />

R/L Leg 15 30<br />

Weapons and Ammo Location Critical Tonnage<br />

(C) [Pod] ER Large Laser LA 1 4<br />

(C) [Pod] ER Medium Laser LA 1 1<br />

Targeting Computer RT 2 2<br />

(C) [Pod] ER Large Laser RA 1 4<br />

(C) [Pod] ER Medium Laser RA 1 1<br />

(C) [Pod] ECM Suite CT 1 1<br />

(C) [Pod] Light Active Probe H 1 0.5<br />

Gravedigger B<br />

65-Tons<br />

Technology Base: - Mixed (Clan Chassis) - Level 3 (OmniMech)<br />

Equipment Mass<br />

Internal Structure: - (C) EndoSteel 3.5<br />

Engine: 390 XL (Clan) 23<br />

Walking MP: 6<br />

Running MP: 9<br />

Jumping MP: 0<br />

Heat Sinks: 11(22) - (C) Double 1<br />

Gyro: 4<br />

Cockpit: 3<br />

Armor Factor: 211 - (C) Ferro-Fibrous 11<br />

Internal Armor<br />

Structure Value<br />

Head 3 9<br />

Center Torso 21 32<br />

Center Torso(rear) 10<br />

R/L Torso 15 23<br />

R/L Torso(rear) 7<br />

R/L Arm 10 20<br />

R/L Leg 15 30<br />

Weapons and Ammo Location Critical Tonnage<br />

84


(C) [Pod] ATM-9 LA 4 5<br />

(C) [Pod] ER Medium Laser LA 1 1<br />

(C) [Pod] ATM-9 ER Ammo LT 2 2<br />

(C) [Pod] ATM-9 HE Ammo LT 1 1<br />

(C) [Pod] ATM-9 ER Ammo RT 1 1<br />

(C) [Pod] ATM-9 HE Ammo RT 2 2<br />

(C) [Pod] ATM-9 RA 4 5<br />

(C) [Pod] ER Medium Laser RA 1 1<br />

(C) [Pod] ECM Suite CT 1 1<br />

(C) [Pod] Light TAG H 1 0.5<br />

Gravedigger C<br />

65-Tons<br />

Technology Base: - Mixed (Clan Chassis) - Level 3 (OmniMech)<br />

Equipment Mass<br />

Internal Structure: - (C) EndoSteel 3.5<br />

Engine: 390 XL (Clan) 23<br />

Walking MP: 6<br />

Running MP: 9<br />

Jumping MP: 0<br />

Heat Sinks: 12(24) - (C) Double 2<br />

Gyro: 4<br />

Cockpit: 3<br />

Armor Factor: 211 - (C) Ferro-Fibrous 11<br />

Internal Armor<br />

Structure Value<br />

Head 3 9<br />

Center Torso 21 32<br />

Center Torso(rear) 10<br />

R/L Torso 15 23<br />

R/L Torso(rear) 7<br />

R/L Arm 10 20<br />

R/L Leg 15 30<br />

Weapons and Ammo Location Critical Tonnage<br />

(C) [Pod] Large Pulse Laser LA 2 6<br />

Targeting Computer RT 3 3<br />

(C) [Pod] Large Pulse Laser RA 2 6<br />

(C) [Pod] ECM Suite CT 1 1<br />

(C) [Pod] Medium Pulse Laser CT 1 2<br />

(C) [Pod] Light Active Probe H 1 0.5<br />

85


Inquisitor OmniMech<br />

85-Ton OmniMech<br />

Chassis: Unknown<br />

Power Plant: Unknown 340 XL (Clan)<br />

Cruising Speed: 43<br />

Maximum Speed: 64.5<br />

Jump Jets: none<br />

Jump Capacity: none<br />

Armor: Unknown with CASE<br />

Armament:<br />

2 ER PPCs<br />

1 Gauss Rifle<br />

2 ER Medium Lasers<br />

2 Medium Pulse Lasers<br />

Manufacturer: Unknown<br />

Primary Factory: Unknown<br />

Communications System: Unknown<br />

Targeting and Tracking System: Unknown with Special Targeting Computer<br />

Übersicht:<br />

Ende 3066 wurde eine Einsatzgruppe bestehend aus der kürzlich gegründeten 3.<br />

Royal Guards BattleMech Division der SBVS und Stilicho´s Stilettos, einer<br />

Söldnereinheit aus der Peripherie, zu einem entfernten Planeten am äußeren<br />

Rand der lyranischen Grenze entsandt, um merkwürdigen Ortungen auf der<br />

Oberfläche und Berichten, daß dieser Planet als Operationsbasis für Überfälle<br />

von unbekannter Seite diente, nachzugehen. Kurz nachdem der Großteil der<br />

Einheit gelandet war, wurden ihre Luftunterstützung und Sprungschiffe augenscheinlich<br />

von Caspar-Drohnenschiffen angegriffen und vernichtet. Auch die<br />

Bodeneinheiten sahen sich bald unbekannten Mechs verschiedener Bauart gegenüber,<br />

die sofort angriffen und die Einsatzgruppe auslöschten. Nur eine<br />

Handvoll Überlebender konnte schließlich einige Wochen später gerettet<br />

werden. Dies war der erste Zusammenstoß der Inneren Sphäre mit dem<br />

Inquisitor.<br />

Interessanterweise berichten Clan-Quellen von zahlreichen ähnlichen Zwischenfällen<br />

mit der Banditenkaste. Von den Clans gemieden, war die Banditenkaste in<br />

der Lage, sich bei einigen Zusammenstößen in jüngster Zeit zu behaupten –<br />

bedingt dadurch, daß diese Abtrünnigen der Clans von bis dato unbekannten,<br />

mit Clan-Technologie ausgerüsteten Einheiten unterstützt wurden. Eine Reihe<br />

weiterer Zwischenfälle mit diesen Einheiten, darunter die Gefangennahme einer<br />

großen Anzahl Wissenschaftler der Nebelparder auf Diana nach der<br />

Zerschlagung des Clans werfen mehr Fragen als Antworten auf.<br />

86


Bekannt ist bis jetzt nur, daß diese neuen BattleMechs Clan-Technologie<br />

einsetzen, aber es wurden vereinzelt auch neuere technische Innovationen der<br />

Inneren Sphäre gesichtet wie etwa die vor kurzem entwickelte Stealth-<br />

Panzerung. Die einzige Schlußfolgerung, die unser Orden ziehen kann, ist, daß,<br />

wer auch immer diese tödlichen neuen OmniMechs herstellt, sowohl Zugriff auf<br />

Technologien der Clans als auch der Inneren Sphäre hat. Noch beunruhigender<br />

ist, daß die unbekannten Einheiten, die diese OmniMechs einsetzen, das alte<br />

Wappen der nicht mehr existenten Republik der Randwelten tragen. Wir<br />

vermuten, daß sich entweder eine kleine, gut ausgerüstete Piratenbande mit<br />

diesem Symbol einen kranken Scherz erlaubt oder aber Überreste der Republik<br />

der Randwelten den <strong>Amaris</strong>-Bürgerkrieg überlebten und jetzt auf Rache aus<br />

sind. Sollte sich das letztere bewahrheiten, stehen den Clans und den Großen<br />

Häusern der Inneren Sphäre dunkle Zeiten bevor.<br />

Die Kampfberichte zeigen, daß der hier beschriebene Mech, der Inquisitor, eine<br />

furchterregende Maschine und gleichzeitig der am häufigsten vorkommende<br />

Mechtyp der rätselhaften Einheiten ist. Bei seiner Entwicklung wurde offensichtlich<br />

darauf geachtet, ihm ein möglichst furchteinflößendes Äußeres zu verleihen.<br />

Mit einer für seine Gewichtsklasse hohen Geschwindigkeit und einem<br />

beeindruckenden Waffenarsenal in Verbindung mit einem hochmodernen<br />

Zielcomputer kann der Inquisitor jeden Gegner scheinbar mit Leichtigkeit<br />

vernichten. Die A-Variante trägt eine angsteinjagende Nahkampfwaffe der<br />

Inneren Sphäre: einen Streitkolben. Bei einigen Zusammenstößen wurden<br />

gegnerische Mechs regelrecht zermalmt von diesen Maschinen, nachdem diese<br />

sie ausmanövriert und eingekesselt hatten. Die B-Variante ist mit ATMs<br />

ausgerüstet und dient wahrscheinlich als Feuerunterstützung für die Primär- als<br />

auch die A-Variante.<br />

87


Inquisitor Prime<br />

85-Tons<br />

Technology Base: - Mixed (Clan Chassis) - Level 3 (OmniMech)<br />

Equipment Mass<br />

Internal Structure: - (C) EndoSteel 4.5<br />

Engine: 340 XL (Clan) 13.5<br />

Walking MP: 4<br />

Running MP: 6<br />

Jumping MP: 0<br />

Heat Sinks: 18(36) - (C) Double 8<br />

Gyro: 4<br />

Cockpit: 3<br />

Armor Factor: 263 - (C) Ferro-Fibrous 14<br />

Internal Armor<br />

Structure Value<br />

Head 3 9<br />

Center Torso 27 41<br />

Center Torso(rear) 13<br />

R/L Torso 18 27<br />

R/L Torso(rear) 9<br />

R/L Arm 14 28<br />

R/L Leg 18 36<br />

Weapons and Ammo Location Critical Tonnage<br />

(C) [Pod] ER PPC LA 2 6<br />

88


(C) [Pod] ER PPC LA 2 6<br />

Targeting Computer LT 6 6<br />

(C) [Pod] Medium Pulse Laser RT 1 2<br />

(C) [Pod] Gauss Rifle RA 6 12<br />

(C) [Pod] Gauss Rifle Ammo RA 2 2<br />

(C) [Pod] ER Medium Laser CT 1 1<br />

(C) [Pod] ER Medium Laser CT 1 1<br />

(C) [Pod] Medium Pulse Laser H 1 2<br />

Inquisitor A<br />

85-Tons<br />

Technology Base: - Mixed (Clan Chassis) - Level 3 (OmniMech)<br />

Equipment Mass<br />

Internal Structure: - (C) EndoSteel 4.5<br />

Engine: 340 XL (Clan) 13.5<br />

Walking MP: 4<br />

Running MP: 6<br />

Jumping MP: 4<br />

Heat Sinks: 17(34) - (C) Double 7<br />

Gyro: 4<br />

Cockpit: 3<br />

Armor Factor: 263 - (C) Ferro-Fibrous 14<br />

Internal Armor<br />

Structure Value<br />

Head 3 9<br />

Center Torso 27 41<br />

Center Torso(rear) 13<br />

R/L Torso 18 27<br />

R/L Torso(rear) 9<br />

R/L Arm 14 28<br />

R/L Leg 18 36<br />

Weapons and Ammo Location Critical Tonnage<br />

(C) [Pod] Large Pulse Laser LA 2 6<br />

(C) [Pod] Large Pulse Laser LA 2 6<br />

(C) [Pod] Large Pulse Laser LT 2 6<br />

Targeting Computer LT 5 5<br />

Jump Jet LL 2 1<br />

Jump Jet RL 2 1<br />

(C) [Pod] Large Pulse Laser RT 2 6<br />

Mace RA 6 6<br />

Inquisitor B<br />

85-Ton<br />

Technology Base: - Mixed (Clan Chassis) - Level 3 (OmniMech)<br />

Equipment Mass<br />

89


Internal Structure: - (C) EndoSteel 4.5<br />

Engine: 340 XL (Clan) 13.5<br />

Walking MP: 4<br />

Running MP: 6<br />

Jumping MP: 0<br />

Heat Sinks: 17(34) - (C) Double 7<br />

Gyro: 4<br />

Cockpit: 3<br />

Armor Factor: 263 - (C) Ferro-Fibrous 14<br />

Internal Armor<br />

Structure Value<br />

Head 3 9<br />

Center Torso 27 41<br />

Center Torso(rear) 13<br />

R/L Torso 18 27<br />

R/L Torso(rear) 9<br />

R/L Arm 14 28<br />

R/L Leg 18 36<br />

Weapons and Ammo Location Critical Tonnage<br />

(C) [Pod] ATM-12 LA 5 7<br />

(C) [Pod] ER PPC LA 2 6<br />

(C) [Pod] ATM-12 ER Ammo LT 3 3<br />

(C) [Pod] ATM-12 HE Ammo LT 3 3<br />

(C) [Pod] ATM-12 RT 5 7<br />

(C) [Pod] ATM-12 RA 5 7<br />

(C) [Pod] ER PPC RA 2 6<br />

90


Nephilim LAM<br />

55-Ton Land-Air ‘Mech<br />

Chassis: Unknown<br />

Power Plant: Unknown 275 XL (Clan)<br />

Cruising Speed: 53.75<br />

Maximum Speed: 86<br />

Jump Jets: Unknown<br />

Jump Capacity: 150 meters<br />

Armor: Unknown<br />

Armament:<br />

2 ER Large Lasers<br />

2 ER Medium Lasers<br />

Manufacturer: Unknown<br />

Primary Factory: Unknown<br />

Communications System: Unknown with Guardian ECM Suite<br />

Targeting and Tracking System: Unknown with Special Targeting Computer<br />

Übersicht:<br />

Dieser gefährliche neue FLUM ist augenscheinlich das Produkt einer<br />

technologisch fortgeschrittenen Fraktion, die der Inneren Sphäre und den Clans<br />

bis jetzt unbekannt war. Was wir bis jetzt wissen ist, daß die Macht, die diese<br />

vielseitigen Maschinen einsetzt, über Technologien der Inneren Sphäre und der<br />

Clans verfügt. FLUMs sind bis auf wenige, schlecht erhaltene Museumsstücke<br />

von den Schlachtfeldern unserer Zeit verschwunden, aber mit dem Auftauchen<br />

dieses neuen, schlagkräftigen FLUMs wurde die Kriegsführung erneut auf den<br />

Kopf gestellt. Dank seines Waffenarsenals aus Clan-Energiewaffen ist der<br />

Nephilim perfekt für Überfälle geeignet und seine Fähigkeit, sich in einen<br />

Luft/Raumjäger zu verwandeln ermöglicht ihm, eventuelle schwerere Gegner<br />

auszumanövrieren. Obwohl er weder als reiner BattleMech noch im Vergleich<br />

mit Clan-Omnijägern herausragt, verleiht die Wandlungsfähigkeit des Nephilim<br />

dem Kampf eine neue Dimension. Durch die Beweglichkeit eines FLUMs in<br />

Kombination mit Stealth-Panzerung könnte der Nephilim unentdeckt in ein<br />

System eindringen, maximalen Schaden anrichten und dann spurlos<br />

verschwinden.<br />

Da der Großteil des Militärs der Inneren Sphäre und beinahe jeder der Krieger<br />

der Clans nur unzureichend darauf trainiert sind, den Angriff eines FLUMs<br />

abzuwehren, der noch dazu mit der neuesten Technologie ausgerüstet ist, könnte<br />

der Nephilim dank seiner bereits erwähnten Anpassungsfähigkeit eine ernsthafte<br />

Bedrohung werden.<br />

91


Nephilim LAM<br />

55-Ton Land-Air ‘Mech<br />

Technology Base: - Mixed (Clan Chassis) - Level 3 (Land-Air Mech)<br />

Equipment Mass<br />

Internal Structure: - (C) EndoSteel 3<br />

Engine: 275 XL (Clan) 8<br />

Walking MP: 5<br />

Running MP: 8<br />

Jumping MP: 5<br />

Heat Sinks: 15(30) - (C) Double 5<br />

Gyro: 3<br />

Cockpit: 3<br />

Armor Factor: 185 - Stealth 12<br />

Internal Armor<br />

Structure Value<br />

Head 3 9<br />

Center Torso 18 27<br />

Center Torso(rear) 9<br />

R/L Torso 13 20<br />

R/L Torso(rear) 6<br />

R/L Arm 9 18<br />

R/L Leg 13 26<br />

Weapons and Ammo Location Critical Tonnage<br />

92


(C) ER Medium Laser LA 1 1<br />

(C) ER Large Laser LT 1 4<br />

Jump Jet LT 2 0.5<br />

Targeting Computer LT 2 2<br />

(C) ER Large Laser RT 1 4<br />

Jump Jet RT 2 0.5<br />

(C) ER Medium Laser RA 1 1<br />

(C) ECM Suite CT 1 1<br />

Jump Jet CT 1 0.5<br />

93


Necronomicon-Class Pocket Battleship (RWR)<br />

Tech: Inner Sphere / 2680<br />

Vessel Type: WarShip<br />

Rules: Level 2, Custom design<br />

Rules Set: AeroTech2<br />

Mass: 890,000 tons<br />

K-F Drive System: (Unknown)<br />

Power Plant: Standard<br />

Safe Thrust: 4<br />

Maximum Thrust: 6<br />

Armor Type: Lamellor Ferro-carbide<br />

Armament:<br />

4 Killer Whale<br />

80 Large Laser<br />

12 NAC/30<br />

4 Barracuda<br />

12 NL45<br />

16 AMS<br />

16 NAC/25<br />

4 NAC/35<br />

Übersicht:<br />

Als die SBVS der Republik der Randwelten im August 2767 den Krieg<br />

erklärten, war die Generalität der SBVS der Ansicht, daß es dank zahlenmäßiger<br />

Überlegenheit und Feuerkraft ein Leichtes sein würde, die Welten der Republik<br />

einzunehmen. Zu Beginn der Invasion der Randwelten sahen sich die Flottenverbände<br />

der SBVS überraschend mit einer neuen Kriegsschiffklasse konfrontiert,<br />

die großen Schaden anrichtete und sogar einige wichtige Konvois, die<br />

Unterstützung für die Invasion liefern sollten, zerstörte.<br />

Die Panzerschiffe der Necronomicon-Klasse waren im Geheimen unter<br />

Verletzung der damals gültigen Rüstungskontrollverträge gebaut worden und<br />

unter Verwendung von gestohlenen Technologien des Sternenbundes speziell<br />

darauf ausgelegt, der Stärke der gefürchteten Flotte der SBVS zu widerstehen.<br />

Obwohl die SBVS während ihres Feldzuges nur auf weniger als ein Dutzend<br />

dieser Kriegsschiffe traf, konnten die Panzerschiffe, egal gegen welchen Gegner,<br />

eine beeindruckende Zahl an Abschüssen vorweisen – tatsächlich waren diese<br />

Schiffe der Grund dafür, daß sich die Eroberung der Republik so lange hinzog.<br />

Obwohl schwer gepanzert und dafür konstruiert, die gewaltigen Kriegsschiffe<br />

der SBVS auszumanövrieren, waren sie allem, was kleiner war als sie, deutlich<br />

an Feuerkraft überlegen. In den ersten paar Monaten des Feldzuges erlitten die<br />

SBVS schreckliche Verluste und mußten sich auf riesige Konvois mit<br />

Geleitschutz stützen, um ihre Nachschublinien zu erhalten. Analysten hatten<br />

einen Zusammenbruch der Republik auf ihren Zentralwelten innerhalb von drei<br />

Monaten vorhergesagt, aber dank der tödlichen Necronomicons dauerte die<br />

94


Operation insgesamt drei Jahre. Letzten Endes wurden sie von der Übermacht<br />

der SBVS überwältigt – das letzte Panzerschiff wurde 2770 beim letzten<br />

Vorstoß auf die Hauptwelt der Republik der Randwelten, Apollo, zerstört.<br />

Gerade als diese schlagkräftige Schiffsklasse im Nebel der Geschichte verschwunden<br />

zu sein schien, wurde diese Annahme 3064 durch einen Zwischenfall<br />

in der tiefen Peripherie widerlegt. Eine handvoll Überlebender (die einige<br />

Monate später alle unter mysteriösen Umständen ums Leben kamen) berichtete<br />

von einem Zusammenstoß mit einer Flotte unbekannter Kriegsschiffe mit einem<br />

der Necronomicon-Klasse ähnlichen Rumpfaufbau, die ihr ExplorerCorps-Schiff<br />

mit Leichtigkeit zerstörte. Die Überlebenden beharrten, es habe sich um<br />

denselben Schiffstyp gehandelt, allerdings mit Clantechnologie ausgerüstet –<br />

und es seien Dutzende gewesen. Aufgrund der von diesen Schiffen<br />

ausgestrahlten IFF Signale nannten die Überlebenden diese neue Schiffsart<br />

„Demonicon“. Obwohl unser Orden in den letzten Monaten nach Kopien ihrer<br />

Berichte und Nachbesprechungen gesucht hat, scheinen unsere Archive<br />

überraschenderweise leer zu sein. Möglicherweise haben WOB-Agenten innerhalb<br />

unserer Organisation die Vidbänder entweder gestohlen oder zerstört, und<br />

da alle Augenzeugen mittlerweile verstorben sind, werden wir die ganze Wahrheit<br />

vielleicht nie erfahren. Dennoch wurde an alle Schiffe des ExplorerCorps<br />

die Order ausgegeben, eventuell diesbezüglich auftauchende Spuren zu verfolgen.<br />

95


Class/Model/Name: Necronomicon-Class Pocket Batleship(RWR)<br />

Mass: 890,000 tons<br />

Equipment: Mass<br />

Power Plant, Drive & Control: 213,600.00<br />

Thrust: Safe Thrust: 4<br />

Maximum Thrust: 6<br />

Kearny-Fuchida Hyperdrive: Compact (Integrity = 18) 402,725.00<br />

Lithium Fusion Battery 8,900.00<br />

Jump Sail (Detachable): (Integrity = 5) 74.00<br />

Structural Integrity: 70 62,300.00<br />

Total Heat Sinks: 2,328 Double 1,630.00<br />

Fuel & Fuel Pumps: 5,100.00<br />

Bridge, Controls, Radar, Computer & Attitude Thrusters: 2,225.00<br />

Fire Control Computers: .00<br />

Food & Water: (90 days supply) 171.50<br />

Armor Type: Lamellor Ferro-carbide (1,288 total armor pts) 1,246.00<br />

Capital Scale Armor Pts<br />

Location: L / R<br />

Fore: 239<br />

Fore-Left/Right: 214/214<br />

Aft-Left/Right: 214/214<br />

Aft: 193<br />

DropShip Capacity: 8 Docking Hardpoints 8,000.00<br />

Grav Decks #1 - 2: (150-meter diameter) 200.00<br />

Life Boats: 64 (7 tons each) 448.00<br />

Crew and Passengers:<br />

63 Officers (63 minimum) 630.00<br />

250 Crew (160 minimum) 1,750.00<br />

68 Gunners (68 minimum) 476.00<br />

Weapons and Equipment Loc SRV MRV LRV ERV Heat Mass<br />

------------------------------------------------------------------------------<br />

4 Killer Whale(40 msls) Nose 16 16 16 16 80 2,600.00<br />

10 Large Laser Nose 8(80) 8(80) -- -- 80 50.00<br />

2 NAC/30(20 rounds) Nose 60 60 60 -- 200 7,016.00<br />

2 NAC/30(20 rounds) Nose 60 60 60 -- 200 7,016.00<br />

2 NAC/30(20 rounds) FL/R 60 60 60 -- 400 14,032.00<br />

1 Barracuda(10 msls) FL/R 2 2 2 2 20 780.00<br />

3 NL45 FL/R 14 14 14 14 420 5,400.00<br />

10 Large Laser FL/R 8(80) 8(80) -- -- 160 100.00<br />

4 AMS(144 rounds) FL/R -- -- -- -- 8 28.00<br />

2 NAC/25(20 rounds) L/RBS 50 50 50 -- 340 12,024.00<br />

2 NAC/25(20 rounds) L/RBS 50 50 50 -- 340 12,024.00<br />

2 NAC/25(20 rounds) L/RBS 50 50 50 -- 340 12,024.00<br />

2 NAC/25(20 rounds) L/RBS 50 50 50 -- 340 12,024.00<br />

10 Large Laser L/RBS 8(80) 8(80) -- -- 160 100.00<br />

96


2 NAC/30(20 rounds) AL/R 60 60 60 -- 400 14,032.00<br />

1 Barracuda(10 msls) AL/R 2 2 2 2 20 780.00<br />

3 NL45 AL/R 14 14 14 14 420 5,400.00<br />

10 Large Laser AL/R 8(80) 8(80) -- -- 160 100.00<br />

4 AMS(144 rounds) AL/R -- -- -- -- 8 28.00<br />

10 Large Laser Aft 8(80) 8(80) -- -- 80 50.00<br />

2 NAC/35(20 rounds) Aft 70 70 -- -- 240 8,020.00<br />

2 NAC/35(20 rounds) Aft 70 70 -- -- 240 8,020.00<br />

1 Lot Spare Parts (5.00%) 44,500.00<br />

------------------------------------------------------------------------------<br />

TOTALS: Heat: 4,656 875,623.50<br />

Tons Left: 14,376.50<br />

Calculated Factors:<br />

Total Cost: 24,960,230,000 C-Bills<br />

Battle Value: 250,653<br />

Cost per BV: 99,580.81<br />

Weapon Value: 110,913 (Ratio = .44)<br />

Damage Factors: SRV = 9,602; MRV = 9,434; LRV = 7,079; ERV = 2,358<br />

Maintenance: Maintenance Point Value (MPV) = 591,453<br />

(69,311 Structure, 272,922 Life Support, 249,220 Weapons)<br />

Support Points (SP) = 434,859 (74% of MPV)<br />

BattleForce2: Not applicable<br />

97


MECHWARRIOR RPG<br />

Das Haus <strong>Amaris</strong> <strong>Quellenbuch</strong> soll Spielern und Spielleitern eine Reihe neuer<br />

Möglichkeiten im Classic Battletech Universum geben. Da dieses <strong>Quellenbuch</strong><br />

die Geschichte der Republik der Randwelten von ihrer Gründung bis zum Jihad<br />

von Blakes Wort behandelt, können Rollenspieler einen beliebigen Aspekt der<br />

Timeline auswählen, um unvergeßliche Abenteuer zu erleben. Da Informationen<br />

über die Republik der Randwelten nur spärlich vorliegen, kann der Spielleiter<br />

die fehlenden Informationen, die nicht in diesem <strong>Quellenbuch</strong> behandelt<br />

wurden, beliebig ergänzen. Alternativ kann der Spielleiter das Quellenmaterial<br />

nach dem <strong>Amaris</strong>-Bürgerkrieg ändern oder löschen, wenn er sich an den<br />

geschichtlichen Kanon halten möchte. Ihr habt die Wahl!<br />

98


MÖGLICHE KAMPAGNEN<br />

HISTORISCHES SPIEL:<br />

Das Haus <strong>Amaris</strong> <strong>Quellenbuch</strong> deckt den vollständigen Zeitraum der Existenz<br />

der Republik der Randwelten von 2250 bis 2779 ab und gibt den Spielern fast<br />

völlig freie Hand, was in dieser Periode angesiedelte Kampagnen betrifft. Durch<br />

ihre mehr als 500 Jahre lange Geschichte können Spieler die Gründung der<br />

Republik durch Hector Rowe und seiner Bande von Verrückten nachspielen<br />

oder auf Seiten der SBVS die Welten der Terranischen Hegemonie aus den<br />

Klauen von <strong>Amaris</strong>, dem Usurpator, befreien. Alternativ können die Spieler Teil<br />

des Militärs von Haus <strong>Amaris</strong> sein und dabei helfen, die Republik gegen die<br />

dauernden Piratenüberfälle während ihrer Gründerjahre zu verteidigen oder als<br />

loyale Soldaten von <strong>Amaris</strong> versuchen, den Ansturm von Kerenskys Truppen<br />

aufzuhalten und so die Geschichte zu verändern. Der Spielleiter kann die Spieler<br />

als eine der Hauseinheiten, die an der Seite des Sternenbundes den brutalen<br />

Vereinigungskrieg kämpften, agieren lassen – oder sie gegen den Sternenbund<br />

antreten lassen! Da von dieser Zeit nur sehr wenig bekannt ist, kann der<br />

Spielleiter lange verlorene Mechs, Fahrzeuge und Ausrüstung als Teil der<br />

einstmals mächtigen Randwelten-Kriegsmaschinerie erschaffen. Obwohl<br />

manche Spieler wahrscheinlich nicht die zum Scheitern verurteilten Soldaten der<br />

Randwelten spielen wollen, hat das Spielen einer untergegangenen Fraktion<br />

einen gewissen romantischen Reiz. Andererseits können die Spieler auch als<br />

Teil der SBVS im <strong>Amaris</strong> Bürgerkrieg ihre Frustrationen an Stefan <strong>Amaris</strong>,<br />

einer der am meisten gehaßtesten Persönlichkeiten im BattleTech-Universum,<br />

auslassen.<br />

In solchen High Power-Kampagnen muß der Spielleiter schon früh festlegen, ob<br />

die Geschichte veränderbar ist: werden die Spieler, falls sie genug Einfluß<br />

gewinnen, in der Lage sein, den Lauf der Geschichte zu ändern? Diese Art von<br />

Kampagne erfordert einen Spielleiter, der sich mit den Schlüsselereignissen<br />

dieser Zeit genau auskennt und sie auf Ebene der Spieler dramatisch<br />

darzustellen weiß. Wichtig dabei ist, daß über die Geschehnisse, in die die<br />

Spieler verwickelt werden, das große Ganze im Blick bleibt. Wenn sie gut<br />

gespielt werden, können endlose Variationen dieser Kampagne gespielt werden<br />

– jedesmal mit einem anderen Ausgang!<br />

SPIELER ALS TEIL DER VERBORGENEN GESELLSCHAFT<br />

Falls die Gruppe es möchte, können die Spieler sogar Teil des wiedergeborenen<br />

Hauses <strong>Amaris</strong> sein und ihren Rachefeldzug gegen die Mächte der Inneren<br />

Sphäre und die Clans beginnen. Diese Kampagne wäre hauptsächlich von<br />

Ränkespielen geprägt – die Spieler könnten entweder Teil der düsteren<br />

Inquisition oder des kleinen, aber tödlichen Schattenkorps sein und ihren<br />

verschleierten Krieg gegen nahezu jede andere Fraktion führen. Es könnte den<br />

Spielern gefallen, zu einer geheimen Gesellschaft zu gehören, von deren<br />

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Existenz niemand etwas ahnt bis es zu spät ist. Falls die Spieler die Rolle der<br />

Schurken übernehmen wollen, wäre dies ein perfektes Kampagnensetting.<br />

Dieses Setting benötigt einen vielseitigen<br />

Spielleiter, der es schafft, eine<br />

fremde Kultur, die der aus Platos Der<br />

Staat ähnelt, bildhaft darzustellen: ein<br />

Klassensystem, bestehend aus der<br />

herrschenden Intelligentia, Kriegern,<br />

Bürgern und Sklaven. Werden die<br />

Spieler loyale Mitglieder der Verborgenen<br />

Gesellschaft sein, die Verräter<br />

und Abtrünnige ausschalten, während<br />

sie auf ihrer Reise durch die Innere<br />

Sphäre versuchen, ihre Anonymität zu<br />

bewahren – oder werden sie Rebellen<br />

sein, die hoffen, die Verborgene Gesellschaft<br />

zum Guten zu verändern?<br />

SCHATTENLORDS ALS GEGEN-<br />

SPIELER<br />

Wahrscheinlich eine der spannendsten<br />

Kampagnen könnte die Spieler gegen<br />

einen unbekannten und sehr mächtigen<br />

Gegner antreten lassen; man stelle sich<br />

ihre geschockten Gesichter vor, wenn<br />

sich herausstellt, daß Haus <strong>Amaris</strong><br />

keineswegs ausgelöscht wurde, sondern<br />

überlebt hat und nun seine<br />

schreckliche Rache gegen die Nachkommen<br />

seiner alten Feinde plant!<br />

Dieses <strong>Quellenbuch</strong> ermöglicht es dem<br />

Spielleiter, Haus <strong>Amaris</strong> als ultimativen Gegner im BattleTech-Universum<br />

maßzuschneidern. Die Verborgene Gesellschaft könnte auch als Kunstgriff zur<br />

Erklärung jeder Verschwörungstheorie eingesetzt werden, die im BattleTech-<br />

Universum nie aufgeklärt wurde – angefangen beim Schicksal von Clan<br />

Vielfraß bis hin zur tatsächlichen Identität des Kopfgeldjägers. Die Spieler<br />

könnten einer beliebigen Fraktion angehören, von einer Claneinheit, die das<br />

Rätsel um die Banditenkaste lösen soll, über eine Einheit der Inneren Sphäre, die<br />

den Mord an einem bedeutenden Adeligen aufklären soll bis hin zu einer<br />

Söldnereinheit, die über eine gewaltige Verschwörung stolpert.<br />

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Da die <strong>Schattenlords</strong> bekannte Persönlichkeiten aus der gesamten Geschichte<br />

klonen und als Attentäter einsetzen können, werden die Spieler stark unter<br />

Druck sein, die Wahrheit herauszufinden, während ihr Leben ständig durch das<br />

unbarmherzige Spionagenetzwerk der Inquisition bedroht wird. Eine solche<br />

Kampagne würde eine akribische Planung von Seiten des Spielleiters erfordern,<br />

da sie in gewisser Weise einer Zwiebel ähnelt: mit jeder Schicht, die die Spieler<br />

durchdringen, würden mehr und mehr Geheimnisse aufgedeckt werden. Obwohl<br />

es harte Arbeit für den Spielleiter darstellt, die Wahrheit über Haus <strong>Amaris</strong><br />

Stück für Stück zu enthüllen, dürften die Spieler sicherlich eine Überraschung<br />

erleben, wenn am Höhepunkt der Kampagne die Identität ihres Gegners enthüllt<br />

wird.<br />

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