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150 Jahre jung. - CVJM Göppingen

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<strong>150</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>jung</strong>.<br />

<strong>CVJM</strong> <strong>Göppingen</strong><br />

1 | <strong>150</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>CVJM</strong> <strong>Göppingen</strong>


<strong>150</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>CVJM</strong> <strong>Göppingen</strong> | 2 3 | <strong>150</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>CVJM</strong> <strong>Göppingen</strong><br />

Impressum Inhalt<br />

Christlicher Verein Junger<br />

Menschen <strong>Göppingen</strong> e.V.<br />

Dietrich-Bonhoeffer-Haus<br />

Ulrichstraße 29<br />

73033 <strong>Göppingen</strong><br />

Tel.: (0 71 61) 75 29 1<br />

Fax: (0 71 61) 91 74 23 4<br />

E-Mail: info@cvjm-gp.de<br />

Vorstand:<br />

Roland Lehr, Vorsitzender<br />

Jan Becker, Stellvertr. Vorsitzender<br />

Ulrich Steinbach, Rechner<br />

Jugendreferent:<br />

Volker Landskron<br />

Auflage: 750<br />

Layout: chris pollakdesign consulting<br />

Gedruckt auf 100 % Recyclingpapier<br />

Glaubensgewissheit 3<br />

Vorworte 4<br />

Die Häuser 6<br />

1862 8<br />

„Goldene Zeit“ 10<br />

Von unsichtbarer Hand geführt 14<br />

1934-1942 16<br />

1945-1974 18<br />

1953-1970 19<br />

1974 22<br />

<strong>CVJM</strong> <strong>Göppingen</strong> heute 23<br />

Ferientagheim 24<br />

Freizeiten 26<br />

Offene Arbeit 28<br />

Gruppen und Kreise 29<br />

Eichenkreuz 30<br />

Cantamus 31<br />

Aktionen und Projekte 32<br />

Jubiläum 2012 34<br />

Glaubensgewissheit<br />

Ich glaube,<br />

dass Gott aus allem, auch aus dem Bösesten, Gutes<br />

entstehen lassen kann und will. Dafür braucht er Menschen,<br />

die sich alle Dinge zum Besten dienen lassen.<br />

Ich glaube<br />

dass Gott uns in jeder Notlage soviel Widerstandskraft<br />

geben will, wie wir brauchen. Aber er gibt sie nicht im voraus,<br />

damit wir uns nicht auf uns selbst, sondern allein auf ihn<br />

verlassen. In solchem Glauben müsste alle Angst vor der<br />

Zukunft überwunden sein.<br />

Ich glaube,<br />

dass auch unsere Fehler und Irrtümer nicht vergeblich<br />

sind und dass es Gott nicht schwerer ist, mit ihnen fertig zu<br />

werden, als mit unseren Guttaten.<br />

Ich glaube,<br />

dass Gott kein zeitloses Schicksal ist, sondern dass er<br />

auf aufrichtige Gebete und verantwortliche Taten wartet<br />

und antwortet.<br />

Dietrich Bonhoeffer<br />

Ein Zeuge Jesu Christi unter seinen Brüdern.<br />

Geboren am 4. Februar 1906 in Breslau,<br />

gestorben am 9. April 1945 im KZ Flossenbürg.


VorwortE<br />

<strong>150</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>CVJM</strong> <strong>Göppingen</strong> | 4 5 | <strong>150</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>CVJM</strong> <strong>Göppingen</strong><br />

<strong>150</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>CVJM</strong> <strong>Göppingen</strong>, ein<br />

stolzes Jubiläum, zu dem ich<br />

allen Mitgliedern und Freunden<br />

des <strong>CVJM</strong> herzlich gratuliere.<br />

1862 waren die Anfänge<br />

zwar erst klein und unscheinbar,<br />

aber schon bald fühlten<br />

sich auch in unserer Stadt<br />

viele dem gemeinsamen<br />

Anliegen verbunden, das<br />

Mitte des 19. Jahrhunderts<br />

von Paris aus seine weltweite<br />

Verbreitung angetreten hatte.<br />

Auch heute suchen <strong>jung</strong>e Menschen Orientierung und<br />

Halt. Daher ist es umso wichtiger, dass wir mit dem <strong>CVJM</strong> eine<br />

kinder- und jugendgerechte Anlaufstelle haben. Einladend<br />

und stets mit der Möglichkeit mit zu wirken und mit zu gestalten<br />

bietet der Verein Kontaktmöglichkeiten und fördert durch<br />

Aktionen und Veranstaltungen den christlichen Gedanken.<br />

Im örtlichen Leben ist der <strong>CVJM</strong> fest verwurzelt, erfreut<br />

sich bis heute regen Zuspruchs und ist als verlässlicher Partner<br />

geschätzt. Allen ehrenamtlich Aktiven gilt daher mein besonderer<br />

Dank für ihr Engagement zum Wohle unserer Jugend<br />

und der Gesellschaft.<br />

Allen Mitgliedern und Freunden des <strong>CVJM</strong> wünsche ich zum<br />

eine weiterhin positive Entwicklung des Vereins. Mögen auch<br />

in Zukunft durch Ihre Arbeit viele Menschen im Glauben<br />

Halt und Orientierung finden, Gemeinschaft erleben und ihr<br />

Leben kreativ und sinnvoll gestalten.<br />

Ihr Guido Till, Oberbürgermeister<br />

Wenn das kein Grund zum Feiern ist! <strong>150</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>CVJM</strong><br />

<strong>Göppingen</strong> - ein bemerkenswertes<br />

Jubiläum. Denn erst<br />

1844 ist der erste <strong>CVJM</strong> in<br />

England gegründet worden -<br />

und schon 1862 erfolgte die<br />

Vereinsgründung in <strong>Göppingen</strong>.<br />

Die Gründung des<br />

Vereins stand im Zeichen der<br />

Industrialisierung, welche die<br />

sozialen Verhältnisse auch in<br />

<strong>Göppingen</strong> sehr schnell wandelte.<br />

Viele <strong>jung</strong>e Menschen<br />

gingen auf der Suche nach<br />

Arbeit aus ihren Familienverbänden heraus und brauchten in<br />

ihrer veränderten Lebenssituation Begleitung und Orientierung.<br />

Dies war die wesentliche Aufgabe des <strong>CVJM</strong>. Die beiden<br />

Weltkriege und das „Dritte Reich“ erschütterten auch den<br />

<strong>CVJM</strong>, unter dem Dach der Kirche überstand er aber auch die<br />

dunklen <strong>Jahre</strong> der Nazidiktatur. Und all die gesellschaftlichen<br />

Veränderungen der Nachkriegszeit hatten wiederum ihren<br />

eigenen Einfluss auf den <strong>CVJM</strong>, der neue Möglichkeiten der<br />

Betätigung erschloss.<br />

Als Dekan des Evangelischen Kirchenbezirks gratuliere<br />

ich dem <strong>CVJM</strong> <strong>Göppingen</strong> herzlich zu seinem Jubiläum. Ich<br />

wünsche dem Verein, dass er auch künftig gemäß seinem Vereinszweck<br />

<strong>jung</strong>e Menschen begleitet, ihre Fragen nach Orientierung<br />

und Lebenshilfe aufnimmt und in diesem Zusammenhang<br />

auch gesellschaftliche und politische Verantwortung<br />

übernimmt. Allen ehren- und hauptamtlich Engagierten<br />

wünsche ich dafür viel Kraft, Ideen und Gottes Segen!<br />

Ihr Rolf Ulmer, Dekan<br />

<strong>150</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>CVJM</strong> in <strong>Göppingen</strong>, das heißt <strong>150</strong> <strong>Jahre</strong> Verantwortung<br />

für <strong>jung</strong>e Menschen in unserer Stadt übernehmen. Nachdem<br />

sich 1855 während der Weltausstellung in Paris 99 <strong>jung</strong>e Männer<br />

aus 9 Ländern über die christliche Jugendarbeit in ihren<br />

Ländern ausgetauscht, einen <strong>CVJM</strong>-Weltbund gegründet und<br />

eine gemeinsame Basis formuliert und beschlossen hatten,<br />

wurden überall in Deutschland „christliche Jünglingsvereine“<br />

gegründet. Im Mai 1862 also auch in unserer Stadt <strong>Göppingen</strong>.<br />

Während es in der Anfangszeit darum ging, <strong>jung</strong>en Männern<br />

in ihrer Freizeit eine Alternative zum Kneipenbesuch zu<br />

bieten, die sie darüber hinaus im Glauben an unseren Herrn<br />

Jesus stärkt, kamen später Reisen (Freizeiten) und sportliche<br />

Aktivitäten dazu. Jugend- und Kindergruppen (Jungscharen)<br />

folgten. Nach den zweiten Weltkrieg bot der <strong>CVJM</strong> zehn <strong>Jahre</strong> lang <strong>jung</strong>en Menschen eine<br />

Heimat im neu erbauten Dietrich-Bonhoeffer-Heim. Nach mehr als einem Jahrhundert Konzentration<br />

auf Jungen und <strong>jung</strong>e Männer dehnte er seine Arbeit auch auf Mädchen und <strong>jung</strong>e<br />

Frauen aus und nennt sich seither Christlicher Verein Junger Menschen. Obwohl der <strong>CVJM</strong><br />

<strong>Göppingen</strong> seine Wurzeln in der Evangelischen Kirche hat und mit ihr eng zusammen arbeitet,<br />

ist er konfessionell ungebunden. Er versteht sich als ehrenamtliches Werk, in dem Menschen<br />

sich in ihrer Freizeit für <strong>jung</strong>e Leute engagieren.<br />

Wir wollen unsere Gesellschaft auch in Zukunft mit gestalten und uns dabei von der<br />

gemeinsamen Basis leiten lassen: Die Christlichen Vereine Junger Männer haben den Zweck, solche <strong>jung</strong>en<br />

Männer miteinander zu verbinden, welche Jesum Christum nach der Heiligen Schrift als Gott und Heiland<br />

anerkennen, in ihrem Glauben und Leben seine Jünger sein und gemeinsam danach trachten wollen, das<br />

Reich ihres Meisters unter den <strong>jung</strong>en Männern auszubreiten.<br />

(Paris, 1855)<br />

Die <strong>CVJM</strong> sind als Vereinigung <strong>jung</strong>er Männer entstanden. Heute steht die Mitgliedschaft<br />

allen offen. Männer und Frauen, Jungen und Mädchen aus allen Völkern, Konfessionen und<br />

sozialen Schichten bilden die weltweite Gemeinschaft im <strong>CVJM</strong>. Die Pariser Basis gilt heute<br />

im <strong>CVJM</strong>-Gesamtverband in Deutschland für die Arbeit mit allen <strong>jung</strong>en Menschen. (Zusatzerklärung<br />

Kassel 1985/2002)<br />

Ihr Roland Lehr, Vorsitzender


Die Häuser<br />

<strong>150</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>CVJM</strong> <strong>Göppingen</strong> | 6 7 | <strong>150</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>CVJM</strong> <strong>Göppingen</strong><br />

Von den Häusern, in<br />

denen der <strong>CVJM</strong> <strong>Göppingen</strong><br />

in seiner Geschichte tätig<br />

war, stehen noch fast alle.<br />

Nur das Spitalgebäude (am<br />

Spitalplatz, den Göppingern<br />

als ehemalige Wirtschaftsschule<br />

bekannt) und das<br />

Evangelische Vereinshaus<br />

(ehemaliges Marstallgebäude,<br />

späteres Oettingerhaus) mussten<br />

weichen. Die Privatquartiere<br />

Schwaderer (Pfarrstraße,<br />

gegenüber Kinderhort), Faber<br />

(Schulstraße, hinter dem Rathaus),<br />

Leimenstoll (Gartenstraße)<br />

und Roth (heutiges<br />

„Uhrwerk“) stehen noch, das<br />

Gebäude der Wilhelmshilfe<br />

wurde umgebaut (ehemalige<br />

Stadtbücherei).<br />

Die Gebäude die jetzt dem<br />

<strong>CVJM</strong> <strong>Göppingen</strong> gehören<br />

(Schöllkopfheim und Dietrich<br />

Bonhoeffer Haus) stehen<br />

nach der Sanierung 2006 in<br />

bestem Zustand dem Verein<br />

zur Verfügung.<br />

Dietrich Bonhoeffer-Haus<br />

Schöllkopfheim<br />

Evangelische<br />

Vereinshaus<br />

(Frommer Löffel)<br />

Haus Faber<br />

Wilhelmshilfe<br />

Roth am<br />

Markt<br />

Haus Schwaderer<br />

Spitalgebäude<br />

<strong>150</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>CVJM</strong> <strong>Göppingen</strong> | 6 7 | <strong>150</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>CVJM</strong> <strong>Göppingen</strong><br />

Haus Leimenstoll


1830<br />

<strong>Göppingen</strong> hat 5200 Einwohner<br />

erste Treffen als Jünglingsverein<br />

<strong>Göppingen</strong><br />

1831<br />

1832<br />

1833<br />

1834<br />

Die letzte Hinrichtung auf dem<br />

Göppinger Galgenberg<br />

1835<br />

1836<br />

1837<br />

1838<br />

1839<br />

Dr. Landerer kauft das<br />

Christophsbad<br />

1840<br />

1841<br />

1842<br />

1843<br />

1844<br />

Die Göppinger „Turnerschaft“<br />

wird gegründet<br />

1845<br />

1846<br />

1847<br />

<strong>Göppingen</strong> erhält einen Anschluss<br />

an das Eisenbahnnetz.<br />

1848<br />

„Märzrevolution“<br />

1849<br />

1850<br />

1851<br />

1852<br />

1853<br />

1854<br />

1855<br />

die „Pariser Basis“ wird beschrieben<br />

1856<br />

1857<br />

1858<br />

1859<br />

Firma Märklin wird gegründet<br />

1860<br />

1861<br />

Gründung <strong>CVJM</strong> Stuttgart<br />

Um die Geschichte<br />

des Christlichen<br />

Vereins Junger<br />

Menschen in <strong>Göppingen</strong><br />

ganz zu erfassen, muss<br />

man auch immer bedenken,<br />

zu welchen Zeiten sich die<br />

Arbeit des Vereins abspielte.<br />

Nicht nur das im Laufe der<br />

<strong>150</strong> <strong>Jahre</strong> der Mitgliedsbeitrag<br />

in fünf verschiedenen<br />

Währungen entrichtet wurde<br />

- von den verschiedensten<br />

politischen Systemen ganz zu<br />

schweigen - auch das Kommen<br />

und Gehen von Modeerscheinungen,<br />

ideellen Strömungen,<br />

Baustilen, wechselnden<br />

Moralvorstellungen<br />

und vielem mehr haben den<br />

<strong>CVJM</strong> <strong>Göppingen</strong> geformt<br />

und wurden von ihm begleitet.<br />

Schon um 1830 trafen<br />

sich um Karl Kötzle <strong>jung</strong>e<br />

Männer um ihren Glauben<br />

an den dreieinigen Gott zu<br />

besprechen. Von diesem<br />

ersten Verein, damals noch<br />

„Jünglingsverein“ genannt,<br />

gibt es nicht viele Aufzeichnungen.<br />

Als sich 1862 eine<br />

kleine Schar um den Schreiner<br />

Leimenstoll traf, wurden<br />

ihnen eine Opferbüchse,<br />

zwei Biertischgarnituren und<br />

ein Brief übergeben, der „an<br />

den lieben Jünglingsverein<br />

in <strong>Göppingen</strong>“ gerichtet war<br />

und von 1835 stammte. Leimenstoll,<br />

der bei seiner Wanderung<br />

auf den Jünglingsverein<br />

in Elberfeld (Wuppertal)<br />

aufmerksam gemacht geworden<br />

war, kehrte von dort mit<br />

der Erfahrung und dem Satz<br />

zurück: „wart nur, der Herr<br />

kann dir auch in <strong>Göppingen</strong><br />

was bescheren“. Hier traf er<br />

sich mit fünf anderen <strong>jung</strong>en<br />

Männern im Wohnzimmer<br />

des Lehrers Schnirrling im<br />

„Spitalgebäude“. Die ersten<br />

Zusammenkünfte waren etwa<br />

im Mai 1862, sonntags und<br />

donnerstags, um in der Bibel<br />

zu lesen. Bald folgten weitere<br />

Abende und neue <strong>jung</strong>e<br />

Männer, die sich der Sache<br />

anschlossen. Neue Themen<br />

wurden schnell gefunden,<br />

schließlich war die Zeit voller<br />

Neuerungen, die industrielle<br />

Revolution begann und mit<br />

dem Ende des 1870er Krieges<br />

kam ein neues Selbstbewusstsein<br />

in die Lande. Verbunden<br />

mit der zunehmenden<br />

Entwicklung der Industrie in<br />

<strong>Göppingen</strong> und dem regen<br />

Austausch mit anderen Jünglingsvereinen<br />

z.B. Stuttgarts,<br />

Reutlingens oder Ludwigsburgs<br />

stieg auch das Interesse<br />

an einer Vereinsordnung.<br />

Einen Vorstand wollten sie,<br />

die sich als Brüder verstanden,<br />

nicht. Dass 1863 Lehrer<br />

Schnirrling verzog und sie<br />

nun für das Zimmer im Jahr<br />

18 Gulden zahlen mussten,<br />

machte die Einführung von<br />

Mitgliedsbeiträgen notwendig:<br />

6 Kreuzer monatlich. In<br />

der Festschrift zum 50jährigen<br />

Jubiläum<br />

von<br />

1912 heißt<br />

es über<br />

diese Zeit:<br />

„Im Verein<br />

selbst, der<br />

durch Einführung<br />

der<br />

längst ersehnten<br />

Singstunde<br />

ein neues Bindemittel erhalten<br />

hatte, herrschte viel<br />

Freiheit, zu viel für manches<br />

unbefestigte Herz. Das Rauchen<br />

im Haus musste verboten,<br />

das Wassertrinken während<br />

der Bibelstunden sollte<br />

wo möglich(!) unterlassen<br />

werden.“<br />

Während der so genannten<br />

Gründerzeit sahen<br />

sich die <strong>jung</strong>en Männer auch<br />

einer stetig wachsenden Stadt<br />

gegenüber, die durch die zunehmende<br />

Industrialisierung<br />

neue Menschen nach <strong>Göppingen</strong><br />

zog. In den ersten 20<br />

<strong>Jahre</strong>n des Vereins musste<br />

auch im- mer wieder<br />

ein neues<br />

Obdach<br />

gefunden<br />

werden.<br />

Dabei legten<br />

auch<br />

die Mitglieder<br />

selbst<br />

Hand<br />

a n :<br />

„Andere<br />

Mitglieder sorgten dann<br />

für Ausstattung des Zimmers<br />

mit dem nötigsten Mobiliar,<br />

indem sie in der Lage waren,<br />

solches gegen geringe Entschädigung<br />

selbst herzustellen“<br />

so heißt es in der Festschrift<br />

zum 25jährigen.<br />

Zwar waren in dieser Zeit<br />

auch immer wieder Diskussionen<br />

unter den Brüdern in<br />

Gang, aber „was dem Verein<br />

in der ersten Zeit seines Bestehens<br />

einen besonderen Halt<br />

verliehen hat, war das Band<br />

der Liebe und Freundschaft,<br />

welches sich um die einzelnen<br />

Mitglieder geschlungen<br />

hatte“ so die Festschrift von<br />

1887 weiter.<br />

Nach den vielen Umzügen<br />

von einem Privatquartier in<br />

ein anderes war es im Oktober<br />

1876 möglich im Speisesaal<br />

der Wilhelmshilfe unter<br />

zu kommen. Über 9 <strong>Jahre</strong><br />

lang konnten dort die Bibelstunden,<br />

Vorträge zu Themen<br />

der Zeit - etwa die Umstellung<br />

auf das metrische System -<br />

und Sitzungen der Freunde<br />

stattfinden.<br />

<strong>150</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>CVJM</strong> <strong>Göppingen</strong> | 8 9 | <strong>150</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>CVJM</strong> <strong>Göppingen</strong>


„goldene zeit“<br />

<strong>150</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>CVJM</strong> <strong>Göppingen</strong> | 10 11 | <strong>150</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>CVJM</strong> <strong>Göppingen</strong><br />

Nachdem in diesen <strong>Jahre</strong>n<br />

eine stattliche Summe<br />

zusammengekommen war,<br />

ergab sich die Möglichkeit<br />

mit dem Evangelischen Verein<br />

in das neue Vereinsheim,<br />

dem ehemaligen Marstallgebäude<br />

neben dem Göppinger<br />

Schloss, einzuziehen.<br />

Während des Martinimarktes<br />

1885 brachten zwei Jünglinge<br />

mit einem Handwagen das<br />

gesamte Vereinseigentum in<br />

die neue Bleibe. Durch die<br />

Hilfe vieler Menschen konnten<br />

dort gute <strong>Jahre</strong> verbracht<br />

werden, der Verein blühte<br />

auf. Pfarrer Blumhardt trat<br />

immer wieder als Gönner<br />

und als geistliche Stütze auf.<br />

Er ermöglichte die Gründung<br />

eines Posaunenchors und<br />

auch die nötige Heimorgel<br />

für die Bibelabende wurde<br />

von ihm gestiftet. Schon bald<br />

konnte die Arbeit des Vereines<br />

um das Turnen erweitert<br />

werden. Die Stadt vermietete<br />

ihnen die Turnhalle gegen<br />

eine geringe <strong>Jahre</strong>sgebühr.<br />

Einen weiteren Aufwind<br />

erfuhr der Verein durch<br />

seinen neuen Vorsitzenden:<br />

„Also Nicht-Theologe war<br />

der Mann, der im Jahr 1896<br />

die Leitung des Vereins erhielt,<br />

und <strong>jung</strong> war er. Was<br />

ist es doch etwas Schönes,<br />

<strong>jung</strong> zu sein! Da gehört jedem<br />

die Welt. Mit Tatkraft<br />

und feurigem Mut wagt man<br />

sich an Aufgaben, um die das<br />

bedächtige Alter erst einige<br />

Male herumgeht. Und wenn<br />

zu der Jugend noch ein gut<br />

Teil lebendigen Tätigkeitsdrangs,<br />

ein praktischer Sinn<br />

und ein für seinen Gott und<br />

Heiland begeistertes Herz<br />

sich gesellen, da kann es<br />

nicht genug zu tun geben.<br />

Stramm ist er damals drein<br />

gefahren, unser Freund Adolf<br />

Klein, in die äußere Ordnung<br />

und in die innere. Seine tiefe<br />

Abneigung gegen alles Halbe<br />

hat gründliche Arbeit getan.“<br />

Es ist Adolf Klein zu verdanken,<br />

dass noch Jahrzehnte<br />

danach von der „goldenen<br />

Zeit“ des Vereines gesprochen<br />

wird. Damals bestand<br />

der Verein aus 16 Gruppen!<br />

In diese Zeit fällt auch der<br />

Kauf des Grundstückes am<br />

Oberholz, das als „Jünglingswiese“<br />

viele Stunden für Aktionen<br />

und Freizeiten diente.<br />

Mit viel Elan, Zeit und auch<br />

Geld sorgten die Menschen<br />

um den <strong>CVJM</strong> <strong>Göppingen</strong><br />

(diesen Namen bekam er<br />

1902) für das Gelände am<br />

Rande der Stadt, das dem<br />

Bedürfnis nach Freizeitgestaltung<br />

und Erholung nachkam.<br />

Schon all die <strong>Jahre</strong> davor<br />

waren die „Jünglinge“ mit<br />

anderen Jünglingsvereinen<br />

im Gespräch. Bezirkskonferenzen,<br />

gegenseitige Besuche<br />

zu Jubiläen und Einladungen<br />

zu Bibelabenden zeigten<br />

ihnen immer wieder, auf<br />

dem richtigen Weg zu sein.<br />

Je mehr Vereine entstanden,<br />

desto kleiner wurden die Bezirke.<br />

Während anfangs noch<br />

oft Besuche aus Stuttgart,<br />

Ludwigsburg oder Reutlingen<br />

kamen, gab es schon um<br />

1905 in der näheren Umgebung<br />

<strong>Göppingen</strong>s schon so<br />

viele Vereine, dass das jetzige<br />

„Evangelische Jugendwerk<br />

im Bezirk <strong>Göppingen</strong>“ als das<br />

erste vergleichbare überhaupt<br />

gegründet wurde.<br />

Voller Stolz wurde 1909<br />

mit Lichbildvorträgen begonnen,<br />

um auch Themen der<br />

Zeit aufzugreifen. Möglich<br />

wurde das freilich erst nachdem<br />

nicht mal 10 <strong>Jahre</strong> vorher<br />

der Strom in <strong>Göppingen</strong><br />

Einzug gehalten hatte.<br />

1862<br />

Otto erfindet den Benzinmotor<br />

der Göppinger Jünglingsverein<br />

wird gegründet<br />

Karl J. Leimenstoll<br />

1863<br />

<strong>Göppingen</strong> hat 7000 Einwohner<br />

1864<br />

1865<br />

1866<br />

1867<br />

die erste kath. Kirche in <strong>Göppingen</strong><br />

wird gebaut<br />

1868<br />

1869<br />

1870<br />

1871<br />

Einführung der Goldmark<br />

1872<br />

1873<br />

1874<br />

Verlegung des Rabbinatssitzes<br />

nach <strong>Göppingen</strong><br />

1875<br />

1876<br />

Einzug in die Wilhelmshilfe<br />

1877<br />

Neufassung der Satzung<br />

1878<br />

Mitgliedsbeitrag 20 Pfennig<br />

Johann M. Krauss<br />

1879<br />

1880<br />

1881<br />

Einweihung der Göppinger<br />

Synagoge<br />

1882<br />

1883<br />

Hausvater Kübler<br />

1884<br />

1885<br />

Einzug in das Vereinshaus<br />

(ehem. Marstallgebäude)<br />

1886<br />

erstes Auto fährt<br />

Mitgliedsbeitrag 1 Mark<br />

1887<br />

25jährige Jubiläumsfeier<br />

Max Holland<br />

1888<br />

Dreikaiserjahr<br />

Gründung des Posaunenchores<br />

1889<br />

1890<br />

<strong>Göppingen</strong> hat 14 350 Einwohner<br />

1891


„Der Göppinger Verein braucht rasch und viel Geld.“<br />

<strong>150</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>CVJM</strong> <strong>Göppingen</strong> | 12 13 | <strong>150</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>CVJM</strong> <strong>Göppingen</strong><br />

Nachdem der Vorsitzende<br />

Fritz Mössner zum Leiter<br />

der Karlshöhe in Ludwigsburg<br />

berufen wurde, war es<br />

nur ein kleiner Schritt zur Anstellung<br />

des ersten <strong>CVJM</strong> Sekretärs.<br />

Wilhelm Weber hatte<br />

vor allem die Aufgabe, Vorbereitungen<br />

für die Gruppen zu<br />

treffen wie zum Beispiel den<br />

Ofen vorzuheizen. Das Jubiläum<br />

1912 wurde groß gefeiert,<br />

Vorträge, Gottesdienste<br />

und vieles mehr machten<br />

das damalige Selbstbewusstsein<br />

der <strong>CVJM</strong>er deutlich.<br />

Als zwei <strong>Jahre</strong> später der erste<br />

Weltkrieg ausbrach und nach<br />

und nach an die 100 Mitglieder<br />

(von denen 16 fielen) eingezogen<br />

wurden musste der<br />

Vereinsbetrieb eingeschränkt<br />

werden. Auch die Pfadfinderabteilung<br />

ging in dieser Zeit<br />

ein. Nach dem Krieg wurde<br />

„mit neuem Ernst die Arbeit<br />

wieder aufgenommen“, so<br />

die Festschrift zum 60jährigen<br />

von 1922: „Eine Eingabe<br />

an den Gemeinderat in Sachen<br />

Jugendbewahrung und<br />

Erziehung im Blick auf die<br />

Gefahren der Jetztzeit gab<br />

Zeugnis von dem ernsten fürsorglichen<br />

Geist der Jugend,<br />

der uns beseelte“.<br />

1921 veranstaltete<br />

der <strong>CVJM</strong> die<br />

erste Freizeit, bei der mit Hilfe<br />

zusammengelegter Gelder<br />

der Mitglieder auch solche<br />

Knaben beteiligt werden<br />

konnten, deren Eltern ihnen<br />

diese Freude und Erholung<br />

nicht hätten verschaffen<br />

können. Die aufkommende<br />

Wirtschaftskrise führte dazu,<br />

dass der Jugendpfleger mit<br />

dem bescheidenen Gehalt,<br />

das der Verein ihm zahlte,<br />

aufgrund der „krassen Teuerung“<br />

seinen Lebensunterhalt<br />

nicht mehr bestreiten<br />

konnte und deshalb ging. Die<br />

Stelle sollte erst 1928 wieder<br />

besetzt werden.<br />

Eine weitere Aufgabe neben<br />

all der Jungmännerarbeit<br />

kam 1924 auf den Verein<br />

zu. Mina Schöllkopf, eine<br />

Frau, die dem <strong>CVJM</strong> sehr<br />

nahe stand,<br />

starb und vermachte<br />

dem<br />

Verein das<br />

Haus Hauptstraße<br />

23 (heutige<br />

Metzgerei<br />

Heinzmann). Da die damaligen<br />

Mitglieder das Haus als<br />

„für die Zwecke des Vereins<br />

nicht geeignet“ ansahen, verkauften<br />

sie das Haus. Durch<br />

den Erlös von 39.000,- Mark<br />

wurde die Schöllkopfstiftung<br />

gegründet und das Haus<br />

Ecke Ulrich-/Rosenstraße für<br />

45.000,- Mark erworben. Im<br />

<strong>Jahre</strong> 1925 schrieb der Vorstand<br />

des <strong>CVJM</strong> einen Brief<br />

an seine Freunde, in dem der<br />

deutliche Satz stand: „Der<br />

Göppinger Verein braucht<br />

rasch und viel Geld“. Begründet<br />

auch damit, dass das<br />

Anwesen für die Zwecke des<br />

Vereines besonders geeignet<br />

wäre. Am 14. Februar 1926<br />

konnte der <strong>CVJM</strong> das Haus,<br />

das nun den Namen Schöllkopfheim<br />

trug, feierlich einweihen.<br />

„Nach langem Warten<br />

und Hoffen ist endlich<br />

der Zeitpunkt da, an dem wir<br />

nach 64jährigem Bestehen<br />

unseres Vereins nunmehr mit<br />

Gottes Hilfe in unser eigenes<br />

Heim einziehen können.“<br />

1892<br />

Gründung <strong>CVJM</strong> Faurndau<br />

1893<br />

das erste Telefon kommt nach<br />

<strong>Göppingen</strong><br />

Hermann Faber<br />

1894<br />

ein Göppinger erfindet das<br />

Papiertaschentuch<br />

1895<br />

1896<br />

erste Olympische Spiele der Neuzeit<br />

Adolf Klein<br />

1897<br />

1898<br />

Auflösung des Posaunenchores<br />

1899<br />

Der Südturm der Oberhofenkirche<br />

wird ausgebaut.<br />

1900<br />

Das BGB tritt in Kraft<br />

Der Verein wird ins Amtsregister<br />

eingetragen<br />

1901<br />

Jünglingswiese wird gekauft<br />

1902<br />

Umbenennung in <strong>CVJM</strong><br />

1903<br />

Eröffnung des neuen Friedhofs<br />

Karl Schaible<br />

1904<br />

Fritz Mössner<br />

1905<br />

1906<br />

der Junglingsbund im Bezirk<br />

<strong>Göppingen</strong> entsteht<br />

1907<br />

Die Vereinszeitung entsteht<br />

1908<br />

Ferdinand Grunsky<br />

1909<br />

1910<br />

Der <strong>CVJM</strong> wird Verlag des Ev.<br />

Gemeindeblattes<br />

1911<br />

Einweihung des heutigen<br />

Mörike-Gymnasium<br />

Der erste Sekretär wird angestellt<br />

1912<br />

Untergang der Titanic<br />

Der <strong>CVJM</strong> feiert sein 50-jähriges<br />

1913<br />

<strong>Göppingen</strong> hat 23 000 Einwohner<br />

1914<br />

Ausbruch 1. Weltkrieg<br />

1915<br />

1916<br />

1917<br />

1918<br />

Ende des Kaiserreiches


<strong>150</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>CVJM</strong> <strong>Göppingen</strong> | 14 15 | <strong>150</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>CVJM</strong> <strong>Göppingen</strong><br />

Von unsichtbarer Hand geführt<br />

Bald nachdem ich in die Schreinerlehre eingetreten war,<br />

erzählte mein Mitlehrling Otto Fink in einer Vesperpause<br />

begeistert von seinen Erlebnissen in seiner Jugendgruppe, der<br />

evangelischen Jungmannschaft im <strong>CVJM</strong>. Er machte mir den<br />

Vorschlag doch einmal in die Gruppe mitzukommen ... Also<br />

holte Otto mich eines Abends zuhause ab und wir begaben<br />

uns ins Schöllkopfheim. Dort wurden wir mit Handschlag<br />

begrüßt, und Otto stellte mich gleich dem Jugendwart Heiner<br />

Kern vor … Weil mir die neuen Freunde und auch das Gebotene<br />

sowie vor allem der Jugendführer zusagte, entschloss ich mich,<br />

dem Verein beizutreten … Großen Eindruck hinterließ auch<br />

das letzte große Pfingstzeltlager des evangelischen Jungvolks<br />

in Württemberg, das in Münsingen unter der Leitung unseres<br />

Göppingers Heiner Kern abgehalten wurde.<br />

…Im Frühjahr 1934 ging in <strong>Göppingen</strong> der Traum einer<br />

selbständigen <strong>CVJM</strong>-Jugendarbeit zu Ende. Es kam zur<br />

Eingliederung. Unsere Eichenkreuzkluft mussten wir ablegen,<br />

die Eichenkreuzfahne musste eingerollt werden…Meine evangelische<br />

Jungenschaftsarbeit konnte ich anfangs noch neben<br />

dem Jungvolkdienst halten….<br />

Nach meiner glücklichen Heimkehr aus dem zweiten Weltkrieg<br />

schloss ich mich sofort wieder dem Verein an und stellte<br />

mich für eine aktive Mitarbeit zur Verfügung. Meine Frau und<br />

ich zogen mit unseren Kindern für einige <strong>Jahre</strong> ins Schöllkopfheim,<br />

wo wir als Hauseltern tätig waren. Meinem <strong>CVJM</strong><br />

Freund Ludwig Wolf habe ich es zu verdanken, dass ich bereits<br />

am 8. August 1945 beim Kreisjugendamt als Jugendfürsorger<br />

eingestellt wurde. Diese Tätigkeit durfte ich dann 34 <strong>Jahre</strong> lang<br />

als meinen endgültigen Lebensberuf ausüben.<br />

der <strong>CVJM</strong> zwischen den<br />

beiden Weltkriegen<br />

Dank des Schöllkopfheimes<br />

mit seinem großzügigen<br />

Garten, des Grundstückes<br />

am Oberholz und der<br />

Möglichkeit bei größeren<br />

Veranstaltungen immer noch<br />

das Evangelische Vereinsheim<br />

(bei den Göppingern<br />

als „frommer Löffel“ bekannt)<br />

zu nutzen, gedieh die<br />

Arbeit. Sie war geprägt von<br />

Jugendarbeit - die Jungscharen<br />

damals hatten bei ein bis<br />

zwei Betreuern immerhin 50<br />

bis 60 Teilnehmende, Bibelabenden<br />

und Vorträgen (teils<br />

mit Lichtbildern). Auch der<br />

Posaunenchor wurde 1928<br />

wieder gegründet. Mit vielen<br />

meist arbeitslosen Mitgliedern<br />

und Jugendlichen die in<br />

der Stadt angesprochen wurden<br />

konnte das Gelände am<br />

Oberholz eingeebnet werden.<br />

Der schon im 1.Weltkrieg<br />

gelernte Weg, am Bahnhof<br />

für Menschen da zu sein, die<br />

ohne Heimat durch die Lande<br />

ziehen, brachte viele <strong>jung</strong>e<br />

Männer dazu, dem <strong>CVJM</strong> tatkräftig<br />

zu helfen und so ein<br />

Vesper und im Schöllkopfheim<br />

ein Bett zu finden.<br />

Die politischen Umwälzungen<br />

gingen auch<br />

am <strong>CVJM</strong> <strong>Göppingen</strong> nicht<br />

vorbei. „Der Radikalismus<br />

zur Rechten und Linken mit<br />

seinen Massenbewegungen<br />

übt große Anziehungskraft<br />

auf die Jungen aus“ hieß es<br />

im <strong>Jahre</strong>sbericht von 1930.<br />

Im Februar 1933 schrieb der<br />

Vorsitzende Pfarrer Pfitzenmaier<br />

an die Mitglieder: „Die<br />

Leidenschaft der Parteipolitik<br />

geht durch unser Volk; mit<br />

weltanschaulicher Tiefe werden<br />

in Deutschland Kämpfe<br />

ausgefochten. An einem<br />

<strong>CVJM</strong> können diese Wogen<br />

nicht unbemerkt vorüberrauschen;<br />

sind wir doch <strong>jung</strong>e<br />

Männer, die mit ihrem Volk<br />

verbunden sind.“ Am 1. März<br />

1934 musste dann der <strong>CVJM</strong><br />

all seine Mitglieder unter 18<br />

<strong>Jahre</strong>n aus dem Verein entlassen.<br />

Aus: „von unsichtbarer Hand geführt. Lebenserinnerungen meines langen<br />

Lebens“ von Eugen Arthur Mühlhäuser (Jahrgang 1916)<br />

1919<br />

Versailler Friedensvertrag<br />

Verlag des Ev. Gemeindeblatt<br />

wird abgegeben<br />

Adolf Klein<br />

1920<br />

1921<br />

1922<br />

Die Teurungsrate macht einen<br />

Jugendwart unbezahlbar<br />

1923<br />

1924<br />

Einführung der Reichsmark<br />

1925<br />

Georg Schraag<br />

1926<br />

Umzug in das Schöllkopfheim<br />

1927<br />

1928<br />

Immanuel Pfitzenmaier<br />

1929<br />

Weltwirtschaftskrise<br />

1930<br />

1931<br />

1932<br />

1933<br />

1934<br />

Einstellung der Jugendarbeit im <strong>CVJM</strong><br />

1935<br />

Erich Wagner<br />

1936<br />

1937<br />

1938<br />

der Landkreis <strong>Göppingen</strong> entsteht<br />

Ludwig Wolf<br />

1939<br />

Ausbruch 2.Weltkrieg<br />

1940<br />

Eröffnung des Staufentheaters.<br />

1941<br />

1942<br />

Übergabe des Vereinsvermögens<br />

an die Kirche<br />

1943<br />

1944<br />

1945<br />

Luftangriff auf <strong>Göppingen</strong>


1934 wandte sich der <strong>CVJM</strong> an seine unterstützenden<br />

Mitglieder und Freunde mit folgenden<br />

Worten:<br />

… Der Führer hat den zwischen dem Reichsbischof<br />

und dem Reichsjugenführer abgeschlossenen<br />

Vertrag gutgeheißen und die Führer der Kirchen<br />

haben zugestimmt … Der <strong>CVJM</strong> <strong>Göppingen</strong><br />

… entlässt nunmehr alle seine Mitglieder unter<br />

18 <strong>Jahre</strong>n und stellt es den Jugendlichen und ihren<br />

Eltern frei, sich der H.J. anzuschließen …<br />

Alles Äußere wie Mitgliedschaft, Beitrag, Kluft<br />

u.a. fällt weg; … Der <strong>CVJM</strong> selbst, die Sammlung<br />

der über 18 jährigen <strong>jung</strong>en Männer, bleibt<br />

bestehen; es werden sich aber auch hier infolge<br />

der ganzen Entwicklung tiefgreifende Änderungen<br />

vollziehen: Geländesport und dergl. fällt weg; alle<br />

derartige Ertüchtigung erfolgt in der S.A. … Aber<br />

um so größer ist die Aufgabe, unter neuen Formen<br />

das alte Ziel zu verfolgen, der deutschen Jugend<br />

die Botschaft von Jesus zu bringen …<br />

Ein Marsch durch die Innenstadt war im März<br />

1934 dann der letzte Auftritt in der Öffentlichkeit.<br />

In den dann folgenden <strong>Jahre</strong>sberichten wird<br />

die Arbeit eher als „stilles Tun“ bezeichnet.<br />

In das Schöllkopfheim wurde ein christliches<br />

Soldatenheim eingerichtet, und weiterhin trafen<br />

sich die Freunde zu wöchentlichen Bibelabenden.<br />

Einen Eindruck von der Zeit gewährt<br />

der Briefwechsel zwischen dem Vorsitzendem<br />

Ludwig Wolf und Herbert Häberle von 1939.<br />

Am 11.8.1942 übergab der <strong>CVJM</strong> <strong>Göppingen</strong><br />

der Kirchengemeinde durch einen Schenkungsvertrag<br />

sein Vermögen: Das Schöllkopfheim,<br />

den Vereinsgarten im Oberholz und<br />

sein gesamtes bewegliches Vermögen um es<br />

„dem zugriff der Partei zu entziehen“. Diese<br />

Schenkung wurde erst nachdem der <strong>CVJM</strong><br />

die Zeit für richtig hielt am 15.4.1954 wieder<br />

Rückgängig gemacht, die Kirchengemeinde<br />

behielt nur den vorderen Streifen der Jünglingswiese<br />

auf dem dann 1956 das Waldheim<br />

am Oberholz gebaut wurde.<br />

<strong>Göppingen</strong> 7. Januar 1939<br />

Lieber Herr Häberle<br />

Ich weiß nicht, ob sie schon davon gehört<br />

haben, dass es auch in <strong>Göppingen</strong><br />

einen <strong>CVJM</strong> gibt. Wir treten zwar in<br />

der Öffentlichkeit kaum in Erscheinung,<br />

aber wir setzen uns jeden Dienstagabend<br />

in unserem Heim um die Bibel<br />

zusammen…<br />

Sie sind erst seit kurzer Zeit hier. Vielleicht<br />

haben Sie noch keinen rechten<br />

Anschluss gefunden. Wenn Sie bei uns<br />

einen Kreis von Menschen treffen, in<br />

dem Sie sich wohl fühlen, so würde ich<br />

mich freuen…<br />

Heil Hitler<br />

Ludwig Wolf<br />

<strong>150</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>CVJM</strong> <strong>Göppingen</strong> | 16 17 | <strong>150</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>CVJM</strong> <strong>Göppingen</strong><br />

11. Januar 1939<br />

Herrn Ludwig Wolf<br />

Auf Ihr Schreiben vom 7. ds.Mts.<br />

…Ein mitleidiges Lächeln entlockt es<br />

mir höchstens, wenn ich daran denke,<br />

wie ein konfessioneller Verein…<br />

vergessen kann, sich genauer nach<br />

der …Konfession zu befragen… hatte<br />

ich doch das Glück, von einer mir als<br />

unmündiges Knäblein eingeimpften<br />

Krankheit gerettet zu werden.<br />

…Nun wollen Sie mich einladen zu<br />

einem Bibelabend, ins mystische Licht<br />

halbdunkler Kulträume, in denen sich,<br />

wie sich der Führer 1938 ausdrückte,<br />

nichts weiter tut als öde Langeweile…<br />

Die Wunder, an die ich glaube, mindestens<br />

ebenso felsenfest wie Sie an die<br />

Ihrigen, werden im Zwanzigsten Jahrhundert<br />

von einem Mann vollbracht,<br />

der zwar nicht vom Heiligen Geist,<br />

aber immerhin von der Frau eines …<br />

deutschen Zollbeamten geboren wurde.<br />

… wird es in 2000 <strong>Jahre</strong>n plötzlich<br />

heißen, damals war der Messias zum<br />

zweiten Mal auf Erden; er hat die Hand<br />

in die Höhe gehalten und alle Arbeitslosen<br />

sind verschwunden gewesen!! …<br />

Heil Hitler!<br />

Herbert Häberle<br />

12. Januar 1939<br />

Herrn Herbert Häberle<br />

Ich danke Ihnen für Ihren Brief. Sie haben<br />

Ihre Meinung offen gesagt und werden<br />

daher nichts dagegen haben, wenn<br />

auch ich dies tue: Ich bin erstaunt, dass<br />

ein gebildeter Mensch glaubt, Jesus und<br />

die Bibel mit ein paar Schlagworten abtun<br />

zu können. Was Sie über die Bibel<br />

sagen, ist nichts Neues. Ähnliche Urteile<br />

kann man schon lange in vergilbten<br />

Büchern finden… Haben Sie daran<br />

gedacht, dass Sie mit Ihrem Brief den<br />

Glauben vieler Millionen Deutscher<br />

verhöhnen und die Toten des Weltkrieges<br />

beleidigen, die in diesem Glauben<br />

für ihr Volk gefallen sind…Ich weiß<br />

genau, an was für einen Gott ich glaube.<br />

Es ist der Gott der Bibel. … werden<br />

Millionen Deutsche und darunter auch<br />

ich die Bibel und den Glauben an den<br />

Gott der Bibel mitnehmen, wenn es einmal<br />

nötig sein sollte, unser Volk und<br />

seinen Führer mit den Waffen zu verteidigen.<br />

Seien Sie überzeugt, dass wir<br />

dann nicht die schlechtesten Soldaten<br />

sein werden.<br />

Heil Hitler<br />

26. Januar 1939<br />

Herrn Ludwig Wolf<br />

… würde Luther in der heutigen Zeit<br />

leben, so stünde er nicht im schwarzen<br />

Talar, sondern im Braunhemd unter<br />

uns…will ich Sie an Aussprüche eines<br />

Mannes erinnern, den uns Gott geschenkt<br />

hat: Adolf Hitler… Wenn Sie<br />

behaupten wollen, für den Führer genau<br />

so tapfer kämpfen zu können wie ein<br />

Mensch der den Glauben an den Führer<br />

hat, dann sind Sie entweder ein Lügner,<br />

oder ein Schuft, oder halten Sie es mit<br />

Ihrem Glauben sehr unehrlich… Und<br />

wenn Sie heute noch glauben, durch<br />

einen <strong>CVJM</strong> die von Ihrer Kirche gern<br />

gesehene Zwietracht ins deutsche Volk<br />

hineintragen zu können, dann irren<br />

Sie sich. Das Balkenwerk Ihrer Kirche<br />

ist morsch und ächzt in allen Fugen.<br />

Der eiserne Besen steht in der Ecke der<br />

deutschen Stube und eine noch eisernere<br />

Faust wird es meisterhaft verstehen,<br />

den verschmutzten Stubenboden zu<br />

reinigen…Ein Volk zu sein, das ist die<br />

Religion unserer Zeit…siegen über die<br />

Machtgier einer politischen Kirche und<br />

ihrer verblendeten Anhänger.<br />

Heil Hitler!


1945-1974<br />

<strong>150</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>CVJM</strong> <strong>Göppingen</strong> | 18 19 | <strong>150</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>CVJM</strong> <strong>Göppingen</strong><br />

Ein Gespräch mit Teilen des Männerkreises<br />

1953-1970<br />

Beim Luftangriff am<br />

1.März 1945 wurde<br />

hauptsächlich die<br />

Nordstadt, also das<br />

Gebiet um das Schöllkopfheim,<br />

getroffen. Hausverwalter<br />

Fauth konnte Brandbomben,<br />

die ins Haus gefallen<br />

waren unschädlich machen,<br />

und so das Haus vor der Zerstörung<br />

retten. In der ersten<br />

Zeit nach dem zweiten Weltkrieg<br />

war man bemüht, wieder<br />

in ein normales Leben<br />

zurückzukehren. Der Stammkreis<br />

des <strong>CVJM</strong> <strong>Göppingen</strong><br />

sammelte sich nach wie vor<br />

dienstags zum Bibelabend. So<br />

1946<br />

Der <strong>CVJM</strong> nimmt die Jugendarbeit<br />

wieder auf.<br />

1947<br />

Das erste Haus der Jugend in<br />

<strong>Göppingen</strong> entsteht.<br />

1948<br />

Einführung der D-Mark<br />

1949<br />

1950<br />

1951<br />

1952<br />

Die erste Ampel in <strong>Göppingen</strong><br />

Gottfried Seckinger<br />

1953<br />

1954<br />

Rückgabe des Vereinsvermögens<br />

von der Kirche<br />

1955<br />

Einweihung der Stadthalle<br />

1956<br />

Einweihung Bonhoefferhaus<br />

Paul Mack<br />

1957<br />

1958<br />

Paul Zeeb<br />

1959<br />

1960<br />

1961<br />

1962<br />

Der <strong>CVJM</strong> feiert sein 100-jähriges<br />

Kurt Dittert<br />

1963<br />

Heinrich Voss<br />

1964<br />

1965<br />

1966<br />

Paul G. Schürrle<br />

1967<br />

Bau der Hohenstaufenhalle<br />

1968<br />

Auflösung der Jugendwohnheims<br />

Karl-Heinz Schröder<br />

1969<br />

Erste Christbaumaktion in <strong>Göppingen</strong><br />

1970<br />

1971<br />

1972<br />

Paul Zeeb<br />

1973<br />

1974<br />

Umbenennung in <strong>CVJM</strong>enschen<br />

Friedrich Fuchs<br />

genannte Heimkehrerkreise<br />

hatten jedoch schwankenden<br />

Besuch, da „der ehemalige<br />

Soldat sich daheim noch<br />

nicht zurechtgefunden hat<br />

und sich daher auch nicht<br />

gerne bindet“, wie Heiner<br />

Völker in seinem Arbeitsbericht<br />

zum <strong>Jahre</strong> 1945 schrieb.<br />

Die Militär-Regierung der<br />

US-Zone erlaubte Ende 1945<br />

Gruppen zu gründen, so<br />

sollte „das Bestreben dieser<br />

Gruppen dahin gehen, in<br />

der deutschen Jugend einen<br />

hohen moralischen Standard<br />

zu entwickeln und aufrecht<br />

zu erhalten. Die Bildung von<br />

Zweigstellen wohlbekannter<br />

internationaler Jugendorganisationen<br />

wie Pfadfinder,<br />

<strong>CVJM</strong> und ähnlicher soll ermutigt<br />

werden.“<br />

Abermals war es Adolf<br />

Klein, der Besprechungen<br />

und Lösungen von Zukunftsfragen<br />

des Vereines anleitete.<br />

Schon im Juni 1946 konnten<br />

den Mitgliedern mehrere<br />

Jungmannschaften, Jungenschaften,<br />

und Jungscharen<br />

gemeldet werden, die insgesamt<br />

über 200 Teilnehmer<br />

in den Gruppen hatten. Die<br />

Handballer des Göppinger<br />

<strong>CVJM</strong> wurden 1950 Eichenkreuz<br />

Württembergischer<br />

Landesmeister. Auch ein Posaunenchor<br />

wurde wieder gegründet.<br />

Was sind eure ersten Erlebnisse und<br />

Erinnerungen an den <strong>CVJM</strong> <strong>Göppingen</strong>,<br />

wie seid ihr hier her gekommen?<br />

H. Kern: 1953 hat mich Hans Klaiber<br />

in eine Jungenschaft eingeladen, „ihr<br />

müsst aber erst den Keller aufräumen“,<br />

das war so eine Rumpelkammer. Bei<br />

der Jungenschaft die dann entstanden<br />

ist waren wir 12-15 Leute.<br />

P. Austen: Ja, da kam vom <strong>CVJM</strong> jemand<br />

in den Konfirmandenunterricht und<br />

hat Werbung gemacht, meine Gruppe<br />

in Oberhofen hatte damals so 30-40<br />

Leute, davon sind ca 5 mit mir hin gegangen.<br />

H. Zepf: Bei mir war es so, dass alle in<br />

der Familie in einem Verein waren, nur<br />

ich nicht. Mein Vater ist mit einem<br />

Maler ins Gespräch gekommen, und<br />

er meinte „schick ihn doch mal zum<br />

<strong>CVJM</strong>“. Ich weiß es noch genau, ich<br />

stand dann unter der Uhr der NWZ<br />

und bin von dort abgeholt worden in<br />

die Jungenschaft. Das muss 1956 gewesen<br />

sein.<br />

W. Fink: Meine frühste Erinnerung<br />

an den <strong>CVJM</strong> ist eine Freizeit 1957 in<br />

Stötten. Damals war ich 9 <strong>Jahre</strong> alt.<br />

Da haben sie uns Nachts geweckt und<br />

erzählt, dass Hans Klaiber verschleppt<br />

wurde. Mit Rote Beete Saft waren<br />

Blutspuren aufgemalt, sogar jemand<br />

mit einer Polizeiuniform war da. Und<br />

dann sind wir alle zusammen mit den<br />

Taschenlampen in den Steinbruch los<br />

gezogen.<br />

H. Kern: 1958 sind dann ein paar Jungenschaften<br />

zu einem Jungmännerkreis<br />

zusammen gelegt worden, die<br />

Teilnehmerzahlen hatten abgenommen.<br />

Ich kam Freitags nach Hause,<br />

hab meiner Mutter die Dreckwäsche<br />

gegeben und bin zu Peter, hab ihn abgeholt<br />

und dann ging es in den <strong>CVJM</strong><br />

ins Schöllkopfheim.<br />

H. Zepf: Damals gab es ja noch große<br />

Konfirmandenjahrgänge, da gab es in<br />

der Stadtkirche alleine noch fast 50<br />

Konfirmanden.<br />

Wie habt ihr die Zeit um den Bau des<br />

Bonhoefferheimes erlebt?<br />

H. Kern: Wir <strong>jung</strong>en hatten ja mit dem<br />

Bau nichts zu tun, wir haben aber fleißig<br />

„Bausteine“ verkauft mit denen der<br />

Bau mitfinanziert wurde.<br />

P. Austen: Ich habe damals Maler gelernt,<br />

und die Firma bei der ich gelernt<br />

habe, hat beim Bau mitgewirkt. Ich seh<br />

mich noch 1957 unten im Saal sitzen<br />

und die Heizkörper<br />

streichen.<br />

H. Zepf: Mein Vater<br />

hat die Kleiderschränke<br />

für das Lehrlingswohnheim<br />

gemacht,<br />

da gab es schon viel<br />

zu tun.<br />

Fortsetzung Seite 21 >>>


<strong>150</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>CVJM</strong> <strong>Göppingen</strong> | 20 21 | <strong>150</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>CVJM</strong> <strong>Göppingen</strong><br />

Da sich der Verein in den<br />

ersten Nachkriegsjahren<br />

mit den ehemaligen Immobilien<br />

noch überfordert<br />

sah, wurde das Vereinsheim<br />

durch den Verwaltungsrat<br />

der Schöllkopfstiftung gelenkt.<br />

Anfang 1946 wurde<br />

ein Teil an einen Kindergarten<br />

vermietet, der seit dem<br />

im Haus ist. Umso größer<br />

muss man sich heute den<br />

Schritt vorstellen, als Mitte<br />

der 50er <strong>Jahre</strong> zusätzlich zu<br />

den, nun wieder eigenen Liegenschaften,<br />

an der Planung<br />

eines Lehrlingswohnheimes<br />

gearbeitet wurde. Durch den<br />

Krieg gab es viele Waisen,<br />

Flüchtlinge und Vertriebene.<br />

Dazu fehlte Wohnraum, so<br />

dass manch Jugendlicher aus<br />

sehr beengten Verhältnissen<br />

eine neue Heimat brauchte.<br />

Viele zogen ins Filstal, weil<br />

es hier Arbeitsplätze gab. Bewegt<br />

von der Not dieser <strong>jung</strong>en<br />

Menschen, unterstützt<br />

von Bund, Land, Kirchen<br />

und vielen Freunden konnte<br />

1956 das Dietrich Bonhoeffer<br />

Haus eingeweiht werden. Die<br />

Freude an den voll belegten<br />

Plätzen (rund 70 insgesamt)<br />

währte aber nicht lange, und<br />

so musste - mit der Normalisierung<br />

der Verhältnisse Anfang<br />

der 1960er <strong>Jahre</strong> - der<br />

Heimbetrieb wieder aufgegeben<br />

werden. Die öffentlichen<br />

Zuschussgeber forderten nun<br />

Gelder zurück. Schlussendlich<br />

half nur der Verkauf der<br />

Jünglingswiese 1968 an die<br />

Gesamtkirchengemeinde<br />

und eine Reihe von Spenden<br />

wohlgesonnener Göppinger.<br />

Die folgenden <strong>Jahre</strong> waren<br />

gekennzeichnet<br />

vom Bemühen,<br />

der Jugendarbeit<br />

des Vereins<br />

neue Impulse zu<br />

geben und die<br />

spürbare Entfremdung<br />

zwischen<br />

Jugendarbeit<br />

und Verein<br />

zu beseitigen.<br />

Die politische Arbeit gewann<br />

an Bedeutung, ein politischer<br />

Arbeitskreis wurde gegründet<br />

und mit sogenannten „Foyer-Gesprächen“<br />

wurden Ansätze<br />

offener Arbeit gewagt.<br />

Das Angebot einer Diskothek<br />

nahmen in den 1970er <strong>Jahre</strong>n<br />

bis zu 200 <strong>jung</strong>e Leute<br />

wahr.<br />

Und was hat sich nachdem das Bonhoefferhaus<br />

fertig war geändert?<br />

H. Kern: Die Arbeit hat sich verändert.<br />

Es gab die „offene Tür“ als zusätzliches<br />

Angebot. Ein Angebot hauptsächlich<br />

für die Bewohner, aber auch wir vom<br />

Jungmännerkreis kamen dort hin.<br />

P. Austen: Neue Räume haben wir bekommen,<br />

Jungscharzimmer, Jungenschaftszimmer,…<br />

H. Zepf: Aber drüben im Schöllkopfheim<br />

waren wir auch noch.<br />

Wie war das mit den Mädels im CVJ-<br />

Männer wie er damals ja noch hieß?<br />

W. Fink: Es muss um 1964 rum gewesen<br />

sein als wir auch mal Mädels eingeladen<br />

haben, mit denen sind wir dann unten<br />

im Keller auf den Sofas rumgeflackt.<br />

P. Austen: Die erste gemischte Freizeit<br />

war 1961 nach Holland. Ich weiß noch,<br />

dass der Freizeitleiter sehr ängstlich<br />

war da zu der Zeit die Mauer gebaut<br />

wurde und die Kubakrise ihren Höhepunkt<br />

hatte.<br />

H. Kern: Ich habe bei einer gemischten<br />

Freizeit Ostern 1964 meine Frau kennen<br />

gelernt. Nach Berlin sind wir damals<br />

gefahren. Wir sind auch nach Ostberlin<br />

rüber, durften aber immer nur zu<br />

zweit in die U-Bahn weil wir als Gruppe<br />

nicht in den Osten durften. Dort haben<br />

wir uns mit Ostberlinern getroffen zu<br />

denen dann auch lange Brieffreundschaften<br />

entstanden sind.<br />

H. Zepf: Um 1964 rum gab es eine Kooperation<br />

mit dem <strong>CVJM</strong> Ludwigsburg,<br />

eine Freizeit nach Korsika bei der ich<br />

dabei war. Da sind wir mit einer Propellermaschine<br />

ab Stuttgart hingeflogen<br />

und haben bei einem Gärtner gezeltet.<br />

W. Fink: Als dann nach und nach Gemeindehäuser<br />

in den Kirchengemeinden<br />

gebaut wurden hat sich die Jugendarbeit<br />

nach dorthin verlagert. Die<br />

Jugendarbeit lief dann selbständig in<br />

den Kirchengemeinden.<br />

P. Austen: Die erste Christbaumaktion<br />

1968 ist auch von Pfarrer Schürrle angeleitet<br />

worden.<br />

Und aus dieser Jungenschaft von 1953<br />

hat sich der heutige Männerkreis heraus<br />

entwickelt<br />

H. Kern: Ja, das war ein ziemliches<br />

Drama als um 1975 uns das ‚Jung’ im<br />

Jungmännerkreis abgesprochen wurde.<br />

Es kamen jüngere nach die nicht<br />

verstanden haben warum wir - um die<br />

40 <strong>Jahre</strong> alten - uns noch ‚Jungmännerkreis’<br />

nennen.<br />

W. Fink: Die allererste 1. Maiwanderung<br />

war 1967, es waren zwar nur rund<br />

10 Männer die da wanderten, aber seit<br />

dem wird am 1. Mai gewandert.<br />

H. Kern: Es hat aber nicht lange gedauert,<br />

schon 1968 kamen über 50 zum<br />

wandern mit, auch von allen Generationen<br />

des <strong>CVJM</strong> <strong>Göppingen</strong>.<br />

W. Fink: Wir haben 1987 unser erstes<br />

Buch begonnen in das wir jedes Treffen<br />

vermerken, welches Thema oder<br />

was wir gemacht haben. Mittlerweile<br />

haben wir, nach 25 <strong>Jahre</strong>n 18 dieser Bücher<br />

voll mit Erinnerungen und Unterschriften.<br />

H. Kern: Und wir sind alle mindestens<br />

drei mal Umgezogen, und alle haben<br />

immer mitgeholfen bei den Umzügen.<br />

Nicht zu vergessen die Familienfreizeiten,<br />

die erste war 1971 im Kleinwalsertal,<br />

und erst 2002 war die nun letzte.


1974<br />

<strong>150</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>CVJM</strong> <strong>Göppingen</strong> | 22 23 | <strong>150</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>CVJM</strong> <strong>Göppingen</strong><br />

<strong>CVJM</strong> <strong>Göppingen</strong> heute<br />

aus <strong>CVJM</strong>änner wird <strong>CVJM</strong>enschen<br />

Wir haben eine Zukunft,<br />

weil wir eine Vergangenheit haben!<br />

In den 1960er <strong>Jahre</strong>n öffneten<br />

sich landesweit die<br />

<strong>CVJM</strong> auch für Mädchen.<br />

Nur in <strong>Göppingen</strong> dauerte es<br />

etwas länger. Die älteren mit<br />

ihrem konservativen Weltbild<br />

bremsten, die <strong>jung</strong>en Männer<br />

waren hingegen für die<br />

Öffnung. Anfang der 1970er<br />

<strong>Jahre</strong> liefen Verhandlungen<br />

mit dem evangelischen Mädchenwerk<br />

in <strong>Göppingen</strong>.<br />

Selbstverständlich wollte die<br />

weibliche Seite auch an Entscheidungen<br />

beteiligt sein. So<br />

einigte man sich nach zähem<br />

Ringen auf eine Quote vvon<br />

einem Drittel im Vorstand<br />

und im Hauptausschuss. Dabei<br />

gab es anfangs mehr Mädchen-<br />

als Jungenkreise.<br />

Im Mai 1974 war es dann soweit:<br />

Der Christliche Verein<br />

Junger Männer wurde zum<br />

Christlichen Verein Junger<br />

Menschen. Zunächst blieben<br />

die bestehenden Kreise<br />

erhalten. Neue gemischtgeschlechtliche<br />

Gruppen und<br />

Freizeiten kamen schnell<br />

dazu. Zwar schlossen der<br />

Verein und die Evangelische<br />

Gesamtkirchengemeinde einen<br />

Vertrag, der den <strong>CVJM</strong><br />

mit der Jugendarbeit betraute<br />

und die Anstellung der<br />

Jugendreferenten durch die<br />

Kirche regelte. Seine Umsetzung<br />

unterlag aber immer<br />

der Kooperationsbereitschaft<br />

der einzelnen Pfarrer.<br />

Was im <strong>CVJM</strong> <strong>Göppingen</strong><br />

nach der<br />

Fusion entstanden ist,<br />

war zunächst die klassische<br />

christliche Jugendarbeit.<br />

Viele Angebote<br />

und Projekte wurden fortgeführt,<br />

mit den Menschen kamen<br />

neue und gingen andere.<br />

Jugendreferenten wirkten<br />

zusammen mit all den Ehrenamtlichen,<br />

genau so wie<br />

es in den vielen <strong>Jahre</strong>n davor<br />

der Fall war. Der Bau der Gemeindehäuser<br />

führte jedoch<br />

zur Verlagerung der Gruppen<br />

in die Gemeinden.<br />

In den 1970er und 1980er-<br />

<strong>Jahre</strong>n zogen viele Familien<br />

in die Vororte weg. Das<br />

führte zusammen mit dem<br />

Geburtenrückgang ab Mitte<br />

der 1960er-<strong>Jahre</strong>, einer Wohlstandsfolge,<br />

zu einschneiden<br />

Veränderungen.<br />

Die Übernahme der inhaltlichen<br />

Verantwortung für das<br />

Ferientagheim 1988 setzte einen<br />

neuen Schwerpunkt der<br />

Vereinsarbeit. Als Ende 1988<br />

die Deutsche Bundespost in<br />

ihr neues Fernmeldeamt im<br />

Reusch umzog, nutzte der<br />

Verein die Chance, Erdgeschoss<br />

und Keller für die Jugendarbeit<br />

einzurichten.<br />

Der <strong>CVJM</strong> <strong>Göppingen</strong> engagierte<br />

sich mit einem namhaften<br />

Betrag beim Kauf und<br />

dem Umbau des Freizeitheimes<br />

Rötenbach. 2005 feierten<br />

wir zusammen mit<br />

sieben <strong>CVJM</strong> im Bezirk<br />

und dem <strong>CVJM</strong>-Landesverband<br />

das <strong>150</strong>jährige<br />

Jubiläum der Pariser Basis.<br />

Die Zusammenarbeit mit<br />

Einrichtungen, Vereinen und<br />

Verbänden prägt auch heute<br />

noch die Jugendarbeit. Eine<br />

sehr wechselhafte Beziehung<br />

zur Gesamtkirchengemeinde<br />

ging einher mit ebenso wechselnden<br />

Mitarbeitergenerationen<br />

im <strong>CVJM</strong>.<br />

Nachdem fast 30 <strong>Jahre</strong><br />

lang zwei Jugendreferenten<br />

für den <strong>CVJM</strong> tätig waren,<br />

ist heute nur noch eine 50%<br />

Stelle übrig. Doch wir werden<br />

nicht klagen, denn: Wir<br />

haben eine Zukunft, weil wir<br />

eine Vergangenheit haben!<br />

1975<br />

1976<br />

1977<br />

1978<br />

1979<br />

1980<br />

1981<br />

Einweihung der Stadtbibliothek im<br />

Kornhaus<br />

1982<br />

1983<br />

1984<br />

1985<br />

1986<br />

1987<br />

Der <strong>CVJM</strong> feiert sein 125-jähriges<br />

1988<br />

Eröffnung der Fachhochschule für<br />

Technik<br />

Übernahme des Ferientagheims<br />

1989<br />

Fall der Mauer<br />

Dieter Merkle<br />

1990<br />

Umbau Bonhoefferhaus<br />

1991<br />

1992<br />

1993<br />

1994<br />

1995<br />

1996<br />

1997<br />

1998<br />

1999<br />

2000<br />

2001<br />

Roland Lehr<br />

2002<br />

Einführung des Euro<br />

2003<br />

2004<br />

www.cvjm-gp.de geht online<br />

2005<br />

2006<br />

2007<br />

50 <strong>Jahre</strong> Bonhoefferhaus<br />

2008<br />

2009<br />

2010<br />

Vertrag mit der Gesamtkirchengemeinde<br />

wird gekündigt<br />

2011<br />

2012<br />

Der <strong>CVJM</strong> feiert sein <strong>150</strong>-jähriges


Ferientagheim<br />

Waldheim am Oberholz<br />

Was das Waldheim ist,<br />

kann man mit Worten<br />

nur schlecht beschreiben. Waldheim heißt<br />

neue Freunde zu finden, über 11 Tage etwas<br />

zu erleben, das man das ganze Jahr nur schwer<br />

wieder findet. Waldheim bedeutet auch viel<br />

Spaß, gesunden Spaß, in einer Gruppe mit<br />

anderen. Waldheim ist die Zeit jenseits des<br />

Kalenders, eine Zeit, die mit dem Herzen<br />

erlebt wird. Waldheim ist die Erfahrung, dass<br />

Fremde Freunde sind, die man noch nicht<br />

kennt, eine Erfahrung, die zeigt, dass man<br />

nicht alleine ist und gemeinsam viel bewegen<br />

kann. Seit über 60 <strong>Jahre</strong>n findet das Ferientagheim<br />

im Waldheim am Oberholz statt.<br />

Zwei Wochen voller Spiel–Spaß-Spannung in<br />

einer Gruppe mit Gleichaltrigen, mit gutem<br />

Essen, motivierten ehrenamtlich Mitarbeitenden<br />

und vielen Kindern, die wieder zahlreiche<br />

Erlebnisse nach Hause bringen. Auf alle<br />

Fälle kommt keine Langeweile auf!<br />

Das Ferientagheim beginnt jeweils um<br />

8.30 Uhr und endet um 18.30 Uhr (Samstag<br />

nur bis 13.00 Uhr, und am Sonntag ruhen<br />

wir uns aus!). Die Kinder sind in altersgleiche<br />

Gruppen eingeteilt. Jeweils zwei Betreuerinnen<br />

bzw. Betreuer führen ein abwechslungsreiches<br />

Programm mit ihrer Gruppe durch.<br />

Hinzu kommen gemeinsame Veranstaltungen<br />

mit allen rund 200 Kindern. Verpflegt werden<br />

die Kinder aus unserer eigenen Küche. Frühstück,<br />

Mittagessen und Abendessen werden<br />

täglich frisch zubereitet.<br />

<strong>150</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>CVJM</strong> <strong>Göppingen</strong> | 24 25 | <strong>150</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>CVJM</strong> <strong>Göppingen</strong>


Freizeiten<br />

Gemeinschaft erleben<br />

<strong>150</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>CVJM</strong> <strong>Göppingen</strong> | 26 27 | <strong>150</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>CVJM</strong> <strong>Göppingen</strong><br />

Seit 1921 führt der <strong>CVJM</strong> <strong>Göppingen</strong><br />

Freizeiten durch. Während einer Freizeit<br />

kommt es zu Erlebnissen die prägend sind,<br />

für Teilnehmende ebenso wie für Mitarbeitende.<br />

In der Freizeitarbeit geht es uns<br />

darum, ein möglichst breites Spektrum<br />

an Teilnehmern in den unterschiedlichen<br />

Altersstufen zu erreichen. Freizeiten sollen<br />

so einen Erfahrungsraum des Miteinanderlebens<br />

bieten, in dem Leib Seele und Geist<br />

in gleicher Weise angesprochen werden.<br />

Dabei wird soziales Lernen ermöglichen<br />

und das Gemeinschaftsgefühl gestärkt.<br />

Ökologisches oder länderkundliches<br />

Lernen ist ebenfalls Ziel der Freizeit. Die<br />

einzelnen Teilnehmer können durch Erlebnisse<br />

in der Gruppe eine Ich-Stärkung und<br />

persönliche Aufwertung erfahren. Dem<br />

Freizeitteam dient die Freizeit als selbst<br />

organisiertes, demokratisches Experimentierfeld.<br />

Bei all dem soll die Freizeit auch<br />

einfach nur Spaß machen und der Erholung<br />

dienen.<br />

Im Laufe der vielen <strong>Jahre</strong> die der <strong>CVJM</strong><br />

<strong>Göppingen</strong> Freizeiten anbietet fanden die<br />

unterschiedlichsten Freizeiten statt. Workcamps<br />

oder Strandfreizeiten, Zeltlager oder<br />

Hausfreizeiten, Kanu- oder Skifreizeiten,<br />

Kinder- oder Familienfreizeiten, Freizeiten<br />

mit vielen Teilnehmenden und Kleingruppenfreizeiten,<br />

Mitarbeiterfreizeiten,…<br />

<strong>150</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>CVJM</strong> <strong>Göppingen</strong> | 26 27 | <strong>150</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>CVJM</strong> <strong>Göppingen</strong>


Offene Arbeit<br />

Gruppen und Kreise<br />

Die Offene Arbeit im <strong>CVJM</strong><br />

<strong>Göppingen</strong> hat, wie überall,<br />

besonders nach dem 2.Weltkrieg an Bedeutung<br />

gewonnen. Durch dieses niedrigschwellige<br />

Angebot wird Jugendlichen eine Alternative<br />

geboten und die Räumlichkeiten als<br />

„offen“ dargeboten. Bei vielen Göppingern als<br />

legendär bekannt ist die Disco aus den späten<br />

70er <strong>Jahre</strong>n. Auch das Jugendcafe „Puzzle“<br />

das über mehrere <strong>Jahre</strong> lief war bekannt und<br />

beliebt. Die Anschaffung eines Kickers um<br />

1968, sowie die neuen Möglichkeiten im Bonhoefferhaus<br />

nach der Renovierung Ende der<br />

80er wurden von unterschiedlichsten Jugendlichen<br />

angenommen. Der Neustart der Offenen<br />

Arbeit in 2011 mit einem Jugendkulturcafe<br />

ist auf einem guten Weg diese Arbeit fort<br />

zu setzen.<br />

Nachdem der <strong>CVJM</strong> <strong>Göppingen</strong><br />

viele <strong>Jahre</strong> sich auf unterschiedlichster<br />

Weise den klassischen Gruppen<br />

und Kreisen in einem <strong>CVJM</strong> gestellt hat und<br />

durch Jungscharen, Jungenschaften, Jungmännerkreisen,…<br />

hunderte von Göppingern<br />

eine Heimat und sinnvolle Freizeitbeschäftigung<br />

geboten hat, haben sich die Angebote<br />

gewandelt. Dennoch gibt es Gruppen die<br />

teils seit sehr vielen <strong>Jahre</strong>n im Bonhoefferhaus<br />

heimisch sind. Wir sind auch auf unsere<br />

Generationen übergreifenden Angebote stolz.<br />

<strong>150</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>CVJM</strong> <strong>Göppingen</strong> | 28 29 | <strong>150</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>CVJM</strong> <strong>Göppingen</strong>


Eichenkreuz<br />

der Sportverein im <strong>CVJM</strong><br />

CANTAMUS<br />

der Chor im <strong>CVJM</strong><br />

Der Höhepunkt der<br />

Woche? Für die Eichenkreuz-<br />

Fußballer des <strong>CVJM</strong> <strong>Göppingen</strong><br />

gibt es da nicht viel zu<br />

überlegen. Der Freitag ist es.<br />

Dann rollt ab 19 Uhr in der<br />

Sporthalle in der Oede der<br />

Ball. Ein buntgemischer Haufen<br />

im Alter zwischen 16 und<br />

60<strong>Jahre</strong>n spielt gemeinsam<br />

den gepflegten Doppelpass.<br />

Fair geht vor heißt das Motto.<br />

Auch danach in der dritten<br />

Halbzeit bei Alexandros in<br />

der Turnhallen-Gaststätte in<br />

Faurndau. Deshalb sind zum<br />

gemütlichen Beisammensein,<br />

inklusive Binokel-Spiel, auch<br />

bandscheibengepagte Nichtmehr-Fußballer<br />

zugelassen.<br />

Kicken ist wichtig, doch<br />

längst nicht alles. Die Eichenkreuzler<br />

gehen Wandern,<br />

Skifahren, und ein fester<br />

Stamm nimmt regelmäßig<br />

an Laufwettbewerben teil.<br />

Dazu gehören der Faurndauer<br />

Dorffestlauf, der Süßener<br />

Stadtlauf, der Ottenbacher<br />

Silvesterlauf oder der<br />

Barbarossa-Berglauf. 2011<br />

liefen zehn <strong>CVJM</strong>-Mitglieder<br />

beim Mallorca-Marathon<br />

mit. Auch eine Familienausfahrt<br />

über ein verlängertes<br />

Wochenende mit Kind und<br />

Kegel taucht einmal im Jahr<br />

im Programm auf. Sogar ein<br />

Benefizkonzert wurde schon<br />

einmal organisert. „Faurndau<br />

rockt und hilft - damit auch<br />

arme Kinder wieder träumen<br />

können“, lautete 2010 der<br />

Slogan. Von der Veranstaltung<br />

profitierten Kinder und<br />

Jugendliche in Haiti und<br />

Ghana. Eine Wiederholung<br />

ist nicht ausgeschlossen.<br />

Denn Sport im Eichenkreuz<br />

ist eben viel mehr als nur<br />

Fußball.<br />

„Cantamus – Chor im<br />

<strong>CVJM</strong> <strong>Göppingen</strong>“, wurde<br />

vor ca. 30 <strong>Jahre</strong>n gegründet.<br />

Die Entstehung ging auf<br />

musikalische Aktivitäten in<br />

den Teilgemeinden zurück.<br />

Es gab Sangesinteressierte,<br />

man kannte sich, und so<br />

kam es, dass der Chor in das<br />

Bonhoefferhaus „umzog“<br />

und weitere Mitglieder dazu<br />

gewann.<br />

In der ersten Zeit hauptsächlich<br />

intern im Verein,<br />

gab es aber auch erste Außentermine.<br />

Die Proben waren<br />

auch damals schon immer<br />

mittwochs. Das Repertoire<br />

entwickelte sich aus den<br />

Wünschen der Mitwirkenden.<br />

Es konnte erreicht werden,<br />

dass Frieder Maier, seinerzeit<br />

Kantor in der Oberhofenkirche,<br />

etwa 1985 die<br />

Leitung des Chores in seinen<br />

Dienstauftrag übernahm.<br />

Anfang der 90er <strong>Jahre</strong> gab<br />

Frieder seine Stelle auf und<br />

Gerald Buß, der als Kantor an<br />

die Reuschgemeinde gekommen<br />

war wurde angefragt. Er<br />

übernahm 1991 die Leitung –<br />

die er bis heute innehat.<br />

Die Entwicklung unter seiner<br />

Leitung brachte eine Vergrößerung,<br />

derzeit sind ca.<br />

35 Personen regelmäßig im<br />

Chor aktiv, und eine Vergrößerung<br />

des Repertoires mit<br />

sich. Über die <strong>Jahre</strong> wurden<br />

hauptsächlich kirchenmusikalische<br />

Werke angegangen.<br />

Gute Praxis wurde es auch,<br />

dass Chorprojekte durchgeführt<br />

wurden, so ergaben sich<br />

immer wieder Gelegenheiten<br />

für Mitsingende, die nicht<br />

kontinuierlich in einem Chor<br />

singen möchten, mitzumachen.<br />

Auch hat sich Cantamus<br />

an Chorprojekten beteiligt,<br />

beispielsweise im Zuge<br />

des Festivals auf dem Schloss<br />

Filseck.<br />

Der Chor hat lange <strong>Jahre</strong><br />

im Bonhoefferhaus geprobt.<br />

Mit der zunehmenden Größe<br />

war es notwendig geworden,<br />

in einen größeren Raum<br />

auszuweichen. Seit 2005<br />

probt der Chor, nach wie vor<br />

mittwochs ab 19.30 Uhr, im<br />

Blumhardthaus. Der Chor<br />

heißt Menschen die gerne<br />

mitmachen wollen sehr willkommen!<br />

<strong>150</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>CVJM</strong> <strong>Göppingen</strong> | 30 31 | <strong>150</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>CVJM</strong> <strong>Göppingen</strong>


AKTIONEN UND PROJEKTE<br />

<strong>150</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>CVJM</strong> <strong>Göppingen</strong> | 32<br />

33 | <strong>150</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>CVJM</strong> <strong>Göppingen</strong><br />

Schon in den frühen <strong>Jahre</strong>n des <strong>CVJM</strong> <strong>Göppingen</strong><br />

hat sich der Verein durch Aktionen hervorgetan. Der<br />

Charakter der Projekte war und ist auch immer ein Spiegel der<br />

Zeit in der sie statt finden. In den 1920er <strong>Jahre</strong>n wurde durch<br />

eine Art „Arbeitslosenprojekt“ (den Begriff gab es damals freilich<br />

so noch nicht) die Wiese am Oberholz eingeebnet. Während<br />

den Weltkriegen haben Göppinger <strong>CVJM</strong>er sich um Heimatlose<br />

und Soldaten gekümmert und Gebetbüchlein verteilt.<br />

Auch der Bau des Bonhoefferhauses als Lehrlingswohnheim<br />

mit all dem was dies so mit sich brachte (z.B. Angebote die den<br />

Bewohnern galten) waren im heutigen Sinne ein Projekt. Um<br />

1968 begann der <strong>CVJM</strong> <strong>Göppingen</strong> mit der Christbaumaktion<br />

die seit dem durchgeführt wird und mittlerweile einen<br />

Spendenerlös für „Brot für die Welt“ von über 200.000 Euro<br />

erbracht hat. In der jüngeren Vergangenheit war der <strong>CVJM</strong><br />

<strong>Göppingen</strong> treibende Kraft bei Ökumenischen Jugendkreuzwegen<br />

in <strong>Göppingen</strong>. Aber auch Kunstwettbewerbe zur jeweiligen<br />

<strong>Jahre</strong>slosung und mehrere „Woche gemeinsam Leben“<br />

bei dem Jugendliche und <strong>jung</strong>e Erwachsene teil nahmen fanden<br />

statt. Und dem Erfindungsreichtum sind keine Grenzen<br />

gesetzt. Aktionen und Projekte sind und waren schon immer<br />

ein klassisches Übungsfeld in der Jugendarbeit.


Jubiläum 2012<br />

<strong>150</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>CVJM</strong> <strong>Göppingen</strong> | 34 35 | <strong>150</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>CVJM</strong> <strong>Göppingen</strong><br />

1862‚‚‚1887‚‚‚1912‚‚‚1937‚‚‚1962‚‚‚1987‚‚‚2012


<strong>150</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>jung</strong>.<br />

<strong>CVJM</strong> <strong>Göppingen</strong>

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