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<strong>150</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>CVJM</strong> <strong>Göppingen</strong> | 14 15 | <strong>150</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>CVJM</strong> <strong>Göppingen</strong><br />
Von unsichtbarer Hand geführt<br />
Bald nachdem ich in die Schreinerlehre eingetreten war,<br />
erzählte mein Mitlehrling Otto Fink in einer Vesperpause<br />
begeistert von seinen Erlebnissen in seiner Jugendgruppe, der<br />
evangelischen Jungmannschaft im <strong>CVJM</strong>. Er machte mir den<br />
Vorschlag doch einmal in die Gruppe mitzukommen ... Also<br />
holte Otto mich eines Abends zuhause ab und wir begaben<br />
uns ins Schöllkopfheim. Dort wurden wir mit Handschlag<br />
begrüßt, und Otto stellte mich gleich dem Jugendwart Heiner<br />
Kern vor … Weil mir die neuen Freunde und auch das Gebotene<br />
sowie vor allem der Jugendführer zusagte, entschloss ich mich,<br />
dem Verein beizutreten … Großen Eindruck hinterließ auch<br />
das letzte große Pfingstzeltlager des evangelischen Jungvolks<br />
in Württemberg, das in Münsingen unter der Leitung unseres<br />
Göppingers Heiner Kern abgehalten wurde.<br />
…Im Frühjahr 1934 ging in <strong>Göppingen</strong> der Traum einer<br />
selbständigen <strong>CVJM</strong>-Jugendarbeit zu Ende. Es kam zur<br />
Eingliederung. Unsere Eichenkreuzkluft mussten wir ablegen,<br />
die Eichenkreuzfahne musste eingerollt werden…Meine evangelische<br />
Jungenschaftsarbeit konnte ich anfangs noch neben<br />
dem Jungvolkdienst halten….<br />
Nach meiner glücklichen Heimkehr aus dem zweiten Weltkrieg<br />
schloss ich mich sofort wieder dem Verein an und stellte<br />
mich für eine aktive Mitarbeit zur Verfügung. Meine Frau und<br />
ich zogen mit unseren Kindern für einige <strong>Jahre</strong> ins Schöllkopfheim,<br />
wo wir als Hauseltern tätig waren. Meinem <strong>CVJM</strong><br />
Freund Ludwig Wolf habe ich es zu verdanken, dass ich bereits<br />
am 8. August 1945 beim Kreisjugendamt als Jugendfürsorger<br />
eingestellt wurde. Diese Tätigkeit durfte ich dann 34 <strong>Jahre</strong> lang<br />
als meinen endgültigen Lebensberuf ausüben.<br />
der <strong>CVJM</strong> zwischen den<br />
beiden Weltkriegen<br />
Dank des Schöllkopfheimes<br />
mit seinem großzügigen<br />
Garten, des Grundstückes<br />
am Oberholz und der<br />
Möglichkeit bei größeren<br />
Veranstaltungen immer noch<br />
das Evangelische Vereinsheim<br />
(bei den Göppingern<br />
als „frommer Löffel“ bekannt)<br />
zu nutzen, gedieh die<br />
Arbeit. Sie war geprägt von<br />
Jugendarbeit - die Jungscharen<br />
damals hatten bei ein bis<br />
zwei Betreuern immerhin 50<br />
bis 60 Teilnehmende, Bibelabenden<br />
und Vorträgen (teils<br />
mit Lichtbildern). Auch der<br />
Posaunenchor wurde 1928<br />
wieder gegründet. Mit vielen<br />
meist arbeitslosen Mitgliedern<br />
und Jugendlichen die in<br />
der Stadt angesprochen wurden<br />
konnte das Gelände am<br />
Oberholz eingeebnet werden.<br />
Der schon im 1.Weltkrieg<br />
gelernte Weg, am Bahnhof<br />
für Menschen da zu sein, die<br />
ohne Heimat durch die Lande<br />
ziehen, brachte viele <strong>jung</strong>e<br />
Männer dazu, dem <strong>CVJM</strong> tatkräftig<br />
zu helfen und so ein<br />
Vesper und im Schöllkopfheim<br />
ein Bett zu finden.<br />
Die politischen Umwälzungen<br />
gingen auch<br />
am <strong>CVJM</strong> <strong>Göppingen</strong> nicht<br />
vorbei. „Der Radikalismus<br />
zur Rechten und Linken mit<br />
seinen Massenbewegungen<br />
übt große Anziehungskraft<br />
auf die Jungen aus“ hieß es<br />
im <strong>Jahre</strong>sbericht von 1930.<br />
Im Februar 1933 schrieb der<br />
Vorsitzende Pfarrer Pfitzenmaier<br />
an die Mitglieder: „Die<br />
Leidenschaft der Parteipolitik<br />
geht durch unser Volk; mit<br />
weltanschaulicher Tiefe werden<br />
in Deutschland Kämpfe<br />
ausgefochten. An einem<br />
<strong>CVJM</strong> können diese Wogen<br />
nicht unbemerkt vorüberrauschen;<br />
sind wir doch <strong>jung</strong>e<br />
Männer, die mit ihrem Volk<br />
verbunden sind.“ Am 1. März<br />
1934 musste dann der <strong>CVJM</strong><br />
all seine Mitglieder unter 18<br />
<strong>Jahre</strong>n aus dem Verein entlassen.<br />
Aus: „von unsichtbarer Hand geführt. Lebenserinnerungen meines langen<br />
Lebens“ von Eugen Arthur Mühlhäuser (Jahrgang 1916)<br />
1919<br />
Versailler Friedensvertrag<br />
Verlag des Ev. Gemeindeblatt<br />
wird abgegeben<br />
Adolf Klein<br />
1920<br />
1921<br />
1922<br />
Die Teurungsrate macht einen<br />
Jugendwart unbezahlbar<br />
1923<br />
1924<br />
Einführung der Reichsmark<br />
1925<br />
Georg Schraag<br />
1926<br />
Umzug in das Schöllkopfheim<br />
1927<br />
1928<br />
Immanuel Pfitzenmaier<br />
1929<br />
Weltwirtschaftskrise<br />
1930<br />
1931<br />
1932<br />
1933<br />
1934<br />
Einstellung der Jugendarbeit im <strong>CVJM</strong><br />
1935<br />
Erich Wagner<br />
1936<br />
1937<br />
1938<br />
der Landkreis <strong>Göppingen</strong> entsteht<br />
Ludwig Wolf<br />
1939<br />
Ausbruch 2.Weltkrieg<br />
1940<br />
Eröffnung des Staufentheaters.<br />
1941<br />
1942<br />
Übergabe des Vereinsvermögens<br />
an die Kirche<br />
1943<br />
1944<br />
1945<br />
Luftangriff auf <strong>Göppingen</strong>