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FEBRUAR 2012 Dan Freeman and the Serious Nazis im Film ... - Pony

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70<br />

<strong>FEBRUAR</strong><br />

<strong>2012</strong><br />

<strong>Dan</strong> <strong>Freeman</strong> <strong>and</strong> <strong>the</strong> <strong>Serious</strong><br />

<strong>Nazis</strong> <strong>im</strong> <strong>Film</strong><br />

Literatur-Comics<br />

Das Gespenst des Kapitals<br />

Heiko Blankenstein


4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

12<br />

16<br />

Uniwahlen<br />

Ruck nach rechts<br />

Oleg Jurjew & Harry Rowohlt<br />

Magisches Seemannsgarn<br />

Heiko Blankenstein<br />

Lichter Ausdruck, zermürbende Form<br />

<strong>Dan</strong> <strong>Freeman</strong> <strong>and</strong> <strong>the</strong> <strong>Serious</strong><br />

Sinnlich, raffiniert, ironisch<br />

<strong>Nazis</strong> <strong>im</strong> <strong>Film</strong><br />

Kaum adäquate Bilder<br />

Literatur-Comics<br />

Klassiker-Recycling und mehr<br />

Das Gespenst des Kapitals<br />

Joseph Vogls kluger Großessay<br />

70<br />

<strong>FEBRUAR</strong><br />

<strong>2012</strong><br />

18 <strong>Film</strong>e<br />

20 Digitales<br />

21 Spiele<br />

22 Tonträger<br />

24 Bücher<br />

26 Theater<br />

27 Kolumne<br />

28 Sterne<br />

30 Terminkalender<br />

40 StadtKarte<br />

41 Impressum<br />

42 PONYhof<br />

3 Inhalt


U n i p o l i t i k<br />

Kurzes Gedächtnis<br />

Asta-Filz? War da was? Der linke Asta steht auf der Kippe.<br />

Benjamin Laufer<br />

Die politischen Verhältnisse an der Uni Göttingen stehen nach einem<br />

Jahr linken Asta schon wieder auf der Kippe. Nachdem die konservativen<br />

Kräfte ADF und RCDS <strong>im</strong> vergangenen Jahr nach den verschwundenen<br />

Asta-Geldern massive St<strong>im</strong>menverluste hinnehmen mussten,<br />

konnten sie bei den Uniwahlen <strong>2012</strong> mit den linken Gruppen gleichziehen.<br />

Ob es wieder einen basisdemokratischen Asta in Göttingen geben<br />

kann, wird von den Piraten abhängen, die erstmal diskutieren müssen,<br />

ob Koalitionszusagen mit ihrem Selbstverständnis vereinbar sind.<br />

Dass die Studierendenschaft den alten Asta-Filz und seine Machenschaften<br />

offenbar schon wieder vergessen hat, spricht nicht gerade<br />

für sie, sind doch die Drahtzieher bei den Konservativen <strong>im</strong>mer noch<br />

dieselben. Und dass ADF und RCDS mit ihrem populistischen Wahlkämpfen<br />

auch noch St<strong>im</strong>men für sich gewinnen konnten, erinnert an<br />

die traurige Zeit, als die hochschulpolitische Hegemonie in Göttingen<br />

rechts festgefahren war. Diesmal wurden Lügen verbreitet und Innenminister<br />

samt Polizei für die Hochschulpolitik instrumentalisiert.<br />

Ein Politikum für sich war der RCDS-Wahlkampf. Polizeipräsident Kruse<br />

und Innenminister Schünemann lud man in den Hörsaal, wohlwissend,<br />

dass diese Hardliner Proteste provozieren würden. Wie auf Bestellung<br />

kamen mehrere hundert Linke, um den Hörsaal symbolisch<br />

zu blockieren, während die Veranstalter kritische St<strong>im</strong>men nicht mehr<br />

einließen, nur um hinterher gegen das Demokratieverständnis der Linken<br />

zu wettern. Zu allem Überfluss ließ sich die Polizei vor den RCDS-<br />

Karren spannen und ging mit massiver Gewalt gegen die Blockierer<br />

vor – parlamentarisches und juristisches Nachspiel sind Videobeweis<br />

sei <strong>Dan</strong>k angekündigt. Der RCDS rieb sich die Finger angesichts derart<br />

viel populistischer Munition.<br />

Zunächst schien es, als ginge der Schuss nach hinten los, überregionale<br />

Medien beleuchteten den Wahlkampfcharakter der kalkulierten<br />

Keilerei <strong>im</strong> ZHG. Ein lokales Blatt nahm dann auch noch den kreativen<br />

Protest der Schünemann-Jugend-Niedersachsen für voll und schrieb<br />

die Parole „Arbeitslager für linke Schmarotzer“ dem RCDS zu. St<strong>im</strong>menzuwächse<br />

hatte der trotzdem.<br />

Ausführliche Informationen & Kritik zu den Uniwahlen: monsters.blogsport.de<br />

W o r t a k r o b a t i k<br />

Dickes Seemannsgarn<br />

Oleg Jurjews magischer Rom<strong>and</strong>ampfer „Die russische<br />

Fracht“ n<strong>im</strong>mt Kurs Richtung Lesebühne.<br />

Michael Saager<br />

Man könnte sich den unvermeidlichen Harry Rowohlt, den geschätzten<br />

Übersetzer und beliebten Vorleser, hervorragend in Oleg Jurjews<br />

Roman „Die russische Fracht“ vorstellen. Der passionierte Rauschebartträger<br />

mit der tiefbrummenden St<strong>im</strong>me hätte einen tollen Seebären<br />

auf dem ukrainischen Frachtschiff „Atenov“ abgegeben, dessen<br />

abenteuerliche Fahrt von Petersburg nach Kiel der Autor als fantastische,<br />

ja haarsträubende Odyssee konzipiert hat.<br />

Das illustre Figurenarsenal kennt, unter <strong>and</strong>erem, einen unsichtbaren,<br />

permanent singenden Kapitän, einen estnischen Grenzer und Hitler-Fan,<br />

einen deutschen Spion und eine russische Priesterbraut. Den<br />

27-jährigen Ich-Erzähler nicht zu vergessen: Wenjamin Jasytschik flieht<br />

aus seiner He<strong>im</strong>at, nachdem „nackenlose Brüder“ seinem Stiefvater<br />

die Kehle durchgebissen haben. Eine ominöse Transit-GmbH hatte<br />

der betrieben, die „Bologneser Elitehündchen“ be<strong>im</strong> Zoll als japanische<br />

Zwergschafe ausgab, um das EU-Importverbot auszuhebeln. Nun<br />

sind die Brüder hinter Wenjamin her – Schulden eintreiben.<br />

Der 1959 in Leningrad geborene und seit 1991 in Frankfurt lebende<br />

Erzähler Jurjew ist auch Lyriker, Dramatiker, Essayist. Er hat Wirtschaftsma<strong>the</strong>matik<br />

und Theorie der Systeme studiert, trockenes Zeug,<br />

was man seinen Büchern aber keineswegs anmerkt, insbesondere diesem<br />

hier nicht: „Die russische Fracht“ ist Seemannsgarn auf sprachlich<br />

bemerkenswert überdrehtem Niveau, eine Schatztruhe russischen Jargons,<br />

reich an lyrischen und literarischen Zitaten, traditionell geprägt<br />

von Bulgakow und Gogol, Lewis Carroll und Edgar Allan Poe.<br />

Der <strong>im</strong>mensen Sprachlust Jurjews entspricht seine ruhelose Fabulierlust,<br />

wobei „ruhelos“ auch insofern ein gutes Stichwort ist, als es sich<br />

bei der „Atenov“ um einen Fliegenden Holländer h<strong>and</strong>elt – ein Geisterschiff.<br />

Das also ist die echte Fracht des als Kreuzfahrtschiff getarnten<br />

Kühlschiffes. Sein dickes Seemannsgarn hat Jurjew eher nicht nach<br />

dem Vorbild eines roten Plotfadens arrangiert. Schiffspersonal, Passagiere,<br />

all die quicklebendigen Toten, sie repräsentieren nostalgische<br />

Fallstricke. Sie stehen für Wenjamins Petersburger Vergangenheit. Er<br />

muss sie nicht vernichten, ein bisschen loslassen aber schon.<br />

Harry Rowohlt liest am 6.2. um<br />

20:00 Uhr <strong>im</strong> Jungen Theater aus<br />

Oleg Jurjews Roman „Die russische<br />

Fracht“ (Suhrkamp, 2009,<br />

220 Seiten, 22,80 Euro). Jurjew<br />

selbst singt dazu alte russische<br />

Seemanns- und Ganovenlieder.<br />

5


K u n s t<br />

Flaumbaum<br />

Natur mit Eingriff als Mahnung, Aufruf, Leuchtsignal –<br />

die bedingungslosen Arbeiten von Heiko Blankenstein.<br />

Tina Lüers<br />

Man hört die Leute neben sich reden über den Fleiß Heiko Blankensteins.<br />

Dass er zwei bis drei Monate für eines seiner Bilder braucht, die<br />

Objekte und Installationen nicht mitgerechnet, die brauchen länger.<br />

Dass er so sorgfältig und akribisch Strich um Strich setzt, bis aus der<br />

großen Vielzahl von kurzen Linien ein polychromes Bild aufleuchtet.<br />

In Anbetracht der sch<strong>im</strong>mernd entst<strong>and</strong>enen Lichtverhältnisse rückt<br />

der Begriff, den George Seurat ursprünglich für die von ihm entwickelte<br />

Malweise des Pointillismus verwenden wollte, wieder in den<br />

Sinn: Chromoluminarismus. Licht leuchten die Motive von der Leinw<strong>and</strong><br />

oder hell aus einem dunklen Leuchtkasten hervor. Gepaart sind<br />

diese so min<strong>im</strong>alistischen zeichnerischen Gesten, die in ihrer Akkumulation<br />

flache Farbberge erzeugen, mit den Wirbeln van Goghscher<br />

Zypressen und Hopperschem Licht, mit den Strukturen von Hendrik<br />

Goltzius’ Holzschnitten, vor allem aber mit der geballten Geworfenheit<br />

und Einsamkeit von Andrew Wyeths „Christina“.<br />

Der Mann, sein Verstärker, seine Gitarre, ein paar Steinböcke oder<br />

Gämsen in der Nähe, weiter hinten ein Haus. Jede Idee von Fleiß tritt<br />

hinter die Bedingungslosigkeit, mit der Heiko Blankenstein arbeitet,<br />

zurück. Innerster Ausdruck und schönste, zermürbende Form finden<br />

sich verbunden <strong>im</strong> politischen Agitationsmoment eines Bildes –<br />

„Monsanto“. Natur mit Eingriff als Mahnung, Aufruf, Leuchtsignal, es<br />

entstehen beabsichtigte und ungewollte Verbindungen, ein „Grundrauschen“,<br />

das der Ausstellung des Kunstvereins unter der neuen Kuratorin<br />

und Vorsitzenden, Laura Schleussner, den Titel gibt.<br />

Ein Tisch mit Verstärker weist den Verästelungen der Gedanken Raum,<br />

bezeichnet eine Mutation, halb Pflanze, halb Tier, halb Möbel. Aus der<br />

Tischplatte, deren Maserung, deren Kennzeichen für die gelebten, gewachsenen<br />

Jahre nachgezogen ist, erwächst ein Baum. Beinahe ein<br />

Geweih, eine Trophäe, verästelt sich die schmale Krone oberhalb des<br />

Rosenkranzes in Enden mehr als in Zweige. Ummantelt ist das Gewächs<br />

von fein ausgeschnittenen, einzeln bezeichneten Blättern –<br />

blaue Adern, die sich wie ein Flaum schützend um den Stamm legen.<br />

<strong>Dan</strong> <strong>Freeman</strong> <strong>and</strong> <strong>the</strong><br />

<strong>Serious</strong> spielen am 5.2.<br />

um 20:00 Uhr <strong>im</strong> Pools.<br />

Das Album „I Lie a Lot“ ist<br />

bei Solaris Empire/Broken<br />

Silence erschienen.<br />

P o p<br />

Die Zeit vor der<br />

Mehrzweckhalle<br />

Die sinnlich phrasierten Songs von <strong>Dan</strong> <strong>Freeman</strong><br />

<strong>and</strong> <strong>the</strong> <strong>Serious</strong>.<br />

Markus von Schwerin<br />

Deutschl<strong>and</strong>konzerte von Radiohead und Rufus Wainwright sind rar.<br />

Und wenn sie denn mal stattfinden, so fast nur noch in Hochkulturtempeln<br />

und Mehrzweckhallen. Für die weniger solventen Radiohead-Fans<br />

kommt zum beträchtlichen Loch in der Geldbörse noch der Wermutstropfen<br />

hinzu, die Musik der B<strong>and</strong> dann meist nur <strong>im</strong> Sitzen genießen<br />

zu können. Und von hinteren Rängen lässt sich Thom Yorkes M<strong>im</strong>ik nur<br />

per Fernglas oder aber allzu deutlich – kein Bartstoppel und Schweißtropfen<br />

bleibt da verborgen – via Riesenbildschirm betrachten. Wen<br />

wundert es da, dass sogar unter den eingeschworenen Pathos-Pop-<br />

Freunden es inzwischen viele vorziehen, die Bühnenaktivitäten ihrer<br />

Helden lieber auf einschlägigen Videoportalen zu verfolgen?<br />

Oder sie beherzigen die Empfehlung ihres Stadtmagazins und geben<br />

dem noch nicht arrivierten Nachwuchs die Chance, sich live – in<br />

einem sehr viel int<strong>im</strong>eren Rahmen – in ihr Herz zu spielen. <strong>Dan</strong> <strong>Freeman</strong><br />

<strong>and</strong> <strong>the</strong> <strong>Serious</strong> bringen dafür beste Voraussetzungen mit. Wie<br />

der in Tasmanien aufgewachsene, seit 2003 in Berlin lebende Sänger<br />

und Keyboarder zusammen mit drei Ex-Jazzinstitut-Kommilitonen seine<br />

emotionalen Aufs und Abs in kraftvollen Rocksongs verarbeitet,<br />

braucht sich in puncto Dramaturgie und polyrhythmischer Raffinesse<br />

nicht vor den genannten Schmerzensmännern zu verstecken. Und wer<br />

den ausdauernden Klageton der Herren Yorke und Wainwright eher<br />

anstrengend findet, wird es beruhigen, dass der Gesang des studierten<br />

Saxofonisten weit mehr an die sinnliche Phrasierung eines Andrew<br />

Bird oder des seligen Jeff Buckley erinnert. Die passt auch viel<br />

besser zur leisen Ironie, die viele Songs auf <strong>Freeman</strong>s Debüt „I Lie a<br />

Lot“ durchzieht.<br />

So enthält „Be <strong>the</strong> One“ in jeder Strophe eine weitere Absage an<br />

amouröse Vereinnahmungspraktiken, was mittels kleiner Dissonanzen<br />

auf dem Klavier dezent unterstrichen wird. Dass aus der leisen Ballade<br />

ein Progrock-Monster von Mogwai‘schem Ausmaß entstehen kann,<br />

zeichnet das Spektrum von <strong>Dan</strong> <strong>Freeman</strong> <strong>and</strong> <strong>the</strong> <strong>Serious</strong> aus. Jetzt<br />

noch erlebbar in der ersten Reihe!<br />

„Grundrauschen“; bis<br />

zum 26.2. <strong>im</strong> Künstlerhaus,<br />

Gotmarstraße 1<br />

7


N e o n a z i s<br />

Rechte Körper in<br />

Bewegung<br />

Weshalb der deutsche <strong>Film</strong> für rechte Gewalt kaum<br />

adäquate Bilder findet.<br />

Ulrich Kriest<br />

Kurz vor Weihnachten schickte die ARD ihren unbeliebtesten „Tatort“-Ermittler<br />

auf den „Weg ins Paradies“. Der <strong>Film</strong> beginnt mit einem Selbstmordanschlag in<br />

Marokko und kulminiert in einem in letzter Sekunde abgewendeten Terroranschlag<br />

in Hamburg. Als Undercover-Agent infiltriert Ermittler Cenk Batu (Mehmet<br />

Kurtulus) eine islamistische Terrorzelle, die ausgerechnet von einem deutschen<br />

Konvertiten namens Christian Marschall (Ken Dukem) geleitet wird.<br />

Ausführlich zeigt der <strong>Film</strong>, wie sich der mit einer falschen Identität ausgestattete<br />

Ermittler und der Konvertit gegenseitig belauern, wie sich die Terrorzelle gegen<br />

die Gefahr einer Infiltration abschottet. Kl<strong>and</strong>estines Agieren ist gefragt.<br />

Der Terroranschlag kann verhindert werden, weil der Al-Quaida-Verbindungsmann<br />

in Wirklichkeit ein Agent des syrischen Gehe<strong>im</strong>dienstes ist. Double Penetration:<br />

Obwohl es sich um einen ungewöhnlichen „Tatort“ h<strong>and</strong>elt, ist „Der<br />

Weg ins Paradies“ nicht zuletzt ein feuchter fiktionaler Traum von erfolgreicher<br />

Gehe<strong>im</strong>dienstarbeit. Dabei konzentriert sich der <strong>Film</strong> auf die Rivalität zwischen<br />

den ermittelnden Behörden sowie auf allerh<strong>and</strong> Kompetenzgerangel. Auch das<br />

Misstrauen unterein<strong>and</strong>er, das insbesondere für aktive V-Leute lebensgefährlich<br />

werden kann, wird <strong>the</strong>matisiert.<br />

Ein paar Wochen vor der Ausstrahlung des <strong>Film</strong>s wurde die Republik von der<br />

Nachricht der Existenz einer echten Terrorzelle erschüttert: Die Gruppe Nationalsozialistischer<br />

Untergrund (NSU) soll zwischen 2000 und 2007 zehn Morde,<br />

zahlreiche Banküberfälle, mehrere Bomben- und Br<strong>and</strong>anschläge verübt haben.<br />

Besonders prekär: Die Rolle, die der Thüringer Verfassungsschutz und konkurrierende<br />

Polizeibehörden bei der Überwachung und Verfolgung der terroristischen<br />

Vereinigung gespielt haben. „Kriegerin“ von David Wnendt ist gewissermaßen<br />

der Spielfilmkommentar zum Treiben der Zwickauer Zelle: Virulent<br />

wurde ja die Rolle der Frau – als rechte Drahtzieherin.<br />

Stummer Schrei nach Liebe<br />

„Kriegerin“ ist kein guter <strong>Film</strong>, <strong>im</strong>merhin scheitert er interessant. Er schaut in<br />

die ostdeutsche Provinz, auf eine jugendliche Clique von aggressiven Rechtsradikalen.<br />

Im Mittelpunkt steht die 20-jährige Marisa (Alina Levshin), die scheinbar<br />

über ein geschlossenes rechtes Weltbild verfügt. Man sieht sie mit ihrer<br />

Clique, durch einen Nahverkehrszug ziehend, beinahe wahllos Reisende traktieren.<br />

Später wird Marisa mit dem Auto zwei junge Asylbewerber von der Straße<br />

drängen – sie hatten sich gegen Provokationen der Nazi-Clique zur Wehr gesetzt.<br />

Marisa kriegt Gewissensbisse, freundet sich mit dem Jüngeren der Asylbewerber<br />

(Sayed Ahmed Wasil Mrowat) an und sucht nach Möglichkeiten, sich<br />

von der rechten Szene zu distanzieren. So weit, so trivial.<br />

Erweitert wird diese Geschichte einer Absetzung durch die Erzählung einer Inklusion:<br />

Die 15-jährige Svenja (Jella Haase) hat Probleme mit ihren Eltern; sie<br />

schlittert in die rechte Szene. Beide Biografien kreuzen sich – knirschendes Resultat<br />

einer pädagogisierenden Dramaturgie. Im Presseheft zum <strong>Film</strong> schreibt<br />

Debütant Wnendt: „Der <strong>Film</strong> gibt keine abschließenden, einfachen Antworten.<br />

Er beleuchtet aber die für den Rechtsextremismus ursächlichen Faktoren<br />

und macht klar, dass es nicht um ein Jugendphänomen geht, sondern dass<br />

rechte Tendenzen ein Problem sind, das weit in alle Gesellschafts- und Altersschichten<br />

vorgedrungen ist.“<br />

Nun ja – angesichts der Aktivitäten der Zwickauer Zelle darf man solche Aussagen<br />

wohl als Understatement verstehen. Wnendt hat nach eigenen Angaben<br />

viel Zeit auf Recherchen in der rechten Szene verw<strong>and</strong>t. Die Ergebnisse<br />

dieser Recherchen sind direkt in seinen <strong>Film</strong> geflossen: Wir werden Zeugen<br />

extremer Gewaltbereitschaft, sehen toll gestylte rechte Körper in Bewegung<br />

und erfreuen uns an allerlei sprechenden Tattoos wie „88“ oder „14 Words“.<br />

Die Figuren, die wir sehen, sind zornig, weil sie konkret erleben müssen, wie<br />

wenig Perspektiven es in ihrem Leben gibt. Die Eltern sind zu schwach oder<br />

zu streng, man spürt ihre Ohnmacht.<br />

Bei Marisa kommt hier der Großvater ins Spiel: Er hat sie zur Kriegerin gemacht.<br />

Man könnte nachprüfen, ob dieses eigenwillige Generationenmodell<br />

vom Alt-Nazi zur Neonazi-Enkelin etwas taugt, doch das ist nicht der Punkt.<br />

Wirklich jede Szene des <strong>Film</strong>s geht mit ihrer Au<strong>the</strong>ntizität hausieren. Wenn<br />

Neonazis sich treffen, dann singen sie Nazi-Lieder und gucken Nazi-Propag<strong>and</strong>a-<strong>Film</strong>e<br />

wie „Der ewige Jude“. Anschließend fahren sie bewaffnet <strong>im</strong><br />

BMW durch die Gegend – Ausländer klatschen. Irgendwann wird ein junger<br />

Neonazi sagen, er wolle jetzt Taten sehen statt Worte hören und sich eine<br />

Waffe beschaffen. Und wenn Marisa ihren Freund S<strong>and</strong>ro abweist, wird der<br />

sagen: „Warum erwiderst du meine Liebe nicht? Fotze!“ Eher unfreiwillig erweist<br />

sich an dieser Stelle, dass die Darstellung rechter Gewalttäter in der<br />

9<br />

„Kriegerin“; Regie:<br />

David Wnendt;<br />

Deutschl<strong>and</strong> 2011;<br />

103 Minuten;<br />

mit Alina Levshin,<br />

Jella Hase, Gerdy<br />

Zint u. a.;<br />

seit 19.1. <strong>im</strong> Kino


deutschen Popkultur stets unter dem Gebot des Lächerlichmachens steht. Wie<br />

sangen einst Die Ärzte? „Deine Gewalt ist nur ein stummer Schrei nach Liebe /<br />

Deine Springerstiefel sehnen sich nach Zärtlichkeit / Du hast nie gelernt dich zu<br />

artizikulieren / Und deine Eltern hatten niemals für dich Zeit.“<br />

Dass die rechte Szene als Ersatzfamilie attraktiv ist, davon erzählte bereits „Die<br />

Erben“, den Walter Bannert 1982 drehte. Sein <strong>Film</strong> war eine Art Reflex auf den<br />

Anschlag auf das Münchener Oktoberfest 1980; der Regisseur spürte dem<br />

nach, was Jugendliche in Wehrsportgruppen treibt. Auch hier gibt es alte Wochenschaubilder<br />

zu sehen und sent<strong>im</strong>entale Erinnerungen<br />

alter Kameraden zu hören. Zum Sk<strong>and</strong>al wurde<br />

„Die Erben“ allerdings durch Szenen, in denen<br />

etwas zu frei mit der Darstellung jugendlicher Sexualität<br />

umgegangen wird.<br />

Die deutsche Öffentlichkeit hat es versäumt, sich<br />

ein komplexeres Bild der rechten Szene zu machen.<br />

Meist blieb es <strong>im</strong> <strong>Film</strong> be<strong>im</strong> Topos des dumpf-alkoholisierten<br />

Skinheads mit Springerstiefeln, Bomberjacke<br />

und Baseball-Schläger. Erst nach 1989/90, als Reaktion<br />

auf die Zunahme rechter Gewalt in der ehemaligen<br />

DDR, wurde das Thema wieder interessant für<br />

deutsche <strong>Film</strong>emacher. Dokumentaristen wie Thomas<br />

Heise („Stau – Jetzt geht‘s los“, 1992) oder Andreas Voigt („Glaube Liebe<br />

Hoffnung“, 1994) recherchierten mit großer Geduld in der Szene und brachten<br />

Rechte unkommentiert vor die Kamera: als Entwurzelte, Frustrierte, Suchende.<br />

Als Winfried Bonengel schließlich 1993 mit „Beruf: Neonazi“ versuchte, die<br />

Selbstinszenierung Ewald Althans‘ als smarter Neonazi zu dokumentieren, hagelte<br />

es Kritik. Der <strong>Film</strong>emacher hätte dem Neonazi naiv eine Plattform zur<br />

Selbstdarstellung verschafft. So genau wollte man dann doch nicht wissen, was<br />

in den Köpfen der Täter vorgeht.<br />

10<br />

Ganz nah dran mit der H<strong>and</strong>kamera<br />

Anfang der 1990er Jahre widmeten sich einige Fernsehspiele wie „Die Bombe<br />

tickt“ (1993), „Hass <strong>im</strong> Kopf“ (1994) oder „Der Verräter“ (1995) mit ostentativ<br />

ausgestelltem aufklärerischen Impetus der Neonazi-Thematik, während <strong>Film</strong>e<br />

wie „Romper Stomper“ (1992) oder „American History X“ (1998) von der<br />

Faszination der Körperlichkeit von Skinheads, Hooligans und Neonazis erzählten.<br />

<strong>Film</strong>e über rechte Gewalt haben häufig etwas Reißerisches an sich. Eingeführt<br />

wird es unter dem Deckmantel der Au<strong>the</strong>ntizität. Gerade weil bestritten<br />

wird, die Akteure seien in der Lage, intellektuell satisfaktionsfähige politische<br />

Vorstellungen und Konzepte zu entwickeln, setzt man auf Action und Adrenalin.<br />

Da kann man dann mit der H<strong>and</strong>kamera ganz nah ran, übersieht aber die<br />

Gefahr, die Faszination, die von Gewalt und Körperfetischismus ausgeht, einfach<br />

nur zu verdoppeln.<br />

Wnendt hat, wie gesagt, für „Kriegerin“ gründlich in der rechten Szene recherchiert,<br />

lange bevor der Name Beate Zschäpe kursierte. Doch was trägt es aus?<br />

Bedeutungsvoll raunend verkommen seine Beobachtungen zu Motivations-Signalen<br />

einer schlichten Problemfilm-Dramaturgie. Von der kr<strong>im</strong>inellen Rationalität<br />

des Nationalsozialistischen Untergrunds sind diese wütenden Provinz-Skinheads<br />

meilenweit entfernt. Und die ganze Nazi-Ideologie, das macht Marisas<br />

Läuterung deutlich, scheint kaum mehr als ein grippaler Infekt. Man wird befallen,<br />

macht etwas Lärm und Ärger, und dann ist es wieder vorbei. Politisch ernst<br />

nehmen, so die untergründige Botschaft des <strong>Film</strong>s, muss man das Ganze nicht.<br />

So oder so ähnlich mögen sich das auch die Behörden gedacht haben, als sie<br />

sich mit der Zwickauer Zelle befassten.<br />

www.print-o-rama.com


L i t e r a t u r - C o m i c s<br />

Frischzellen für alte Meister<br />

Auf der Suche nach brauchbaren Plots plündern viele Graphic-<br />

Novel-Cartoonisten den Zitatenteich der Weltliteratur. So hat<br />

sich jüngst der Comiczeichner Mahler über Thomas Bernhards<br />

„Alte Meister“ hergemacht, das Illustratoren-Kollektiv Drushba<br />

Pankow gruselt sich mit E.T.A. Hoffmanns „Fräulein von Scuderi“<br />

und Posy S<strong>im</strong>monds ist auf den Spuren von Flaubert einer<br />

modernen Madame Bovary begegnet.<br />

Thomas Bernhard/Mahler: „Alte Meister“ (Suhrkamp, 2011,<br />

158 Seiten, 19,50 Euro)<br />

Kerstin Cornils<br />

Ob es Thomas Bernhard, dem notorischen Grantler, behagt hätte, dass sein<br />

1985 erschienener Roman „Alte Meister“ jetzt als Graphic Novel auf den Markt<br />

kommt? Wir wissen es nicht. Fest steht jedoch, dass der Comic-Zeichner Nicolas<br />

Mahler die Geschichte von drei Männern, die sich mit ritueller Regelmäßigkeit<br />

<strong>im</strong> Kunsthistorischen Museum in Wien treffen, in Bilder von krakeliger<br />

Respektlosigkeit verw<strong>and</strong>elt hat. Da ist zum einen Reger, der snobistische<br />

Kunsthistoriker, den Mahler zu einem albernen Fettsack mit schwarzer Kutte<br />

und Schlapphut degradiert. Des weiteren Irrsigler, der devote Saaldiener, dessen<br />

ehrenvollste Aufgabe darin besteht, dass Reger die Alleinherrschaft über<br />

seine Lieblings-Sitzbank <strong>im</strong> Bordone-Saal nicht verliert – aufgeschwemmt zu<br />

einer durch die Museumshallen rollenden Mozartkugel, an der insektenartige<br />

Beinchen und eine endlose Nase kleben. Und zum Schluss noch der junge<br />

Atzbacher, eine linkische Bohnenstange, die kolibrihaft an den Lippen Regers<br />

hängt, um den Sermon seines 82-jährigen Mentors katzbuckelnd aufzuschreiben.<br />

Seltsam übrigens, dass Bernhards Atzbacher plötzlich genauso aussieht<br />

wie die spindeldürren Selbstporträts, mit denen uns der Comic-Künstler durch<br />

seinen autobiographischen B<strong>and</strong> „Die Zumutungen der Moderne“ führt. Mahler<br />

als Bernhard-Charakter? Eine Frechheit.<br />

Stifter, Bruckner, Rubens, Voltaire – Reger verachtet fast alle gefeierten alten<br />

Meister. Um seinen Menschenhass in die Welt zu tragen, hält er ausufernde Reden,<br />

die Irrsigler und Atzbacher klaglos über sich ergehen lassen. Mahler kürzt<br />

gnädig die berüchtigten Bernhardschen Wiederholungsstrukturen und kapriziert<br />

sich auf die bösartigen Geistesblitze. Kaum zieht Reger über Heidegger<br />

her, wirft der Träger des Max-und-Moritz-Preises schon einen kugelrunden<br />

Gnom aufs Papier, der feist und selbstzufrieden auf einer Schwarzwaldbank<br />

hockt und der Fertigstellung seiner gestrickten Socken durch seine Ehefrau<br />

entgegenfiebert. Treffender könnte man den „Schlafhaubenphilosoph(en) der<br />

Deutschen“ wohl nicht darstellen. Und das Komische ist: Je gemeiner Mahler<br />

der Welt mit seinen min<strong>im</strong>alistischen Strichen zu Leibe rückt, desto vollkommener<br />

trifft er den Nagel der Bernhardschen Prosa auf den Kopf.<br />

13<br />

Folter und Petits Fours<br />

Auch Drushba Pankow, das Illustratoren-Team Alex<strong>and</strong>ra Kardinar und Volker<br />

Schlecht, haben den Plot für ihre Graphic Novel aus dem Fundus der klassischen<br />

Literatur geborgt. Ihre Wahl ist auf E.T.A. Hoffmanns verschachtelte<br />

Erzählung „Das Fräulein von Scuderi“ von 1819 gefallen, einen Vorläufer der<br />

Kr<strong>im</strong>inalliteratur. Auf jeder Seite des (leider viel zu kleinformatigen) Buchs spürt<br />

man die Begeisterung, mit der sich die beiden Künstler ans Werk gemacht haben.<br />

Jedes Panel strotzt vor visuellen Ideen, vor farblich unterlegten Text-Flächen.<br />

Bunte Sprechblasen sind direkten Zitaten aus Hoffmanns Erzählung vorbehalten,<br />

weiß grundierte Sätze übernehmen die Funktion herkömmlicher<br />

Fußnoten und führen die Leser in das Paris Ludwig XIV. ein. Angelpunkt der<br />

Geschichte ist das titelgebende Fräulein, eine zur Zeit des Sonnenkönigs geachtete<br />

Schriftstellerin, die angesichts einer blutrünstigen Mordserie als einzige<br />

den richtigen Riecher hat. Sie ist es, die den König am Ende vor einem Justizirrtum<br />

bewahrt, indem sie „mit der Gewalt des lebendigsten Lebens“ eine<br />

flammende Rede für einen Unschuldigen hält.<br />

Drushba Pankow achten penibel darauf, dass sich ihre Leser be<strong>im</strong> Genuss der<br />

spannenden Geschichte auf keinen Fall deren beklemmenden historischen Kontext<br />

entgehen lassen. Neben possierlichen Nachttöpfen, zierlichen Petits Fours<br />

und barocker Mode werden auch die entsetzlichen Folterwerkzeuge des absolutistischen<br />

Frankreichs hergezeigt. Dass es E.T.A. Hoffmann nicht nur um einen<br />

kr<strong>im</strong>inalistischen Kitzel zu tun war, sondern auch um die Kritik an einer Kultur


der Denunziation in einem übermächtigen Staat, wird fast schon pädagogisch<br />

vor Augen geführt. Um den Comic nicht von der Gegenwart<br />

abzukoppeln, streuen die Illustratoren <strong>im</strong>mer wieder anachronistische<br />

Brüche ein: Cineasten werden <strong>im</strong> Gesicht des Dieners Baptiste die Züge<br />

von Steve Buscemi erkennen, ein Mörder tötet mit dem Hollywood-Slogan<br />

„Hasta la vista, baby“ und der Zuschauer eines Volksprotests knipst<br />

wild mit seiner Digitalkamera herum. So detailreich, filigran und künstlerisch<br />

ist diese Graphic Novel mit all ihren steifen Gliederpuppen und ihrer<br />

Legetrick-An<strong>im</strong>ation, dass es zum Verständnis unerlässlich ist, den<br />

Hoffmannschen Text <strong>im</strong> Anhang zu konsultieren. Ein kr<strong>im</strong>inalistischer<br />

Comic, der sich dem Suspense widersetzt und als visuelles Kunstwerk<br />

goutiert werden will.<br />

14<br />

Posy S<strong>im</strong>monds:<br />

„Gemma Bovery“<br />

(Reprodukt, 2011,<br />

112 Seiten, 20 Euro)<br />

Das Knirschen <strong>im</strong> Traumhaus<br />

Am Kühnsten entfernt sich die englische Cartoonistin Posy S<strong>im</strong>monds<br />

von ihrer literarischen Vorlage. Ihre bei Reprodukt erschienene Graphic<br />

Novel „Gemma Bovary“ ist keineswegs die in Bilder gefasste Geschichte von<br />

Flauberts Sk<strong>and</strong>al-Heldin, die sich vor lauter provinziellem Ennui auf gefährliche<br />

Liebschaften einlässt. Vielmehr erzählt S<strong>im</strong>monds das Schicksal einer jungen<br />

Engländerin, die sich in einen geschiedenen Mann namens Charlie verliebt.<br />

Beide haben schon bald die Nase voll vom gemeinsamen Leben in London, wo<br />

die Luft nach alten Socken riecht. Das Paar erwirbt ein marodes, wenngleich romantisches<br />

Häuschen in der Norm<strong>and</strong>ie. Gemma ist kurz darauf tot.<br />

Um zu klären, was geschehen ist, nähert sich S<strong>im</strong>monds ihrer Geschichte aus<br />

zahlreichen Perspektiven. So lässt sie uns in Gemmas Tagebüchern blättern und<br />

konfrontiert uns mit den lüsternen Interpretationen eines Dorfbäckers. Wunderbar<br />

ist das ständige Knirschen <strong>im</strong> Text, das Aufein<strong>and</strong>erprallen unterschiedlicher<br />

Kulturen. Die Autorin ist eine Meisterin darin, die Details der Gegenwart aufzuspießen:<br />

Hier st<strong>im</strong>mt bis hin zum Waschmittel und zur Plastiktüte einfach alles.<br />

Die französische Angst vor dem gierigen Immobilienerwerb reicher Engländer<br />

gerät ebenso in den Blick wie die gentrifizierte Tristesse <strong>im</strong> Londoner Stadtteils<br />

Hackney und die halbherzige Sehnsucht nach einem erdigen L<strong>and</strong>leben. Flauberts<br />

Text läuft dabei ständig als roter Faden mit, wobei S<strong>im</strong>monds sich einen<br />

Spaß daraus macht, diesen zu verknoten und manchmal fallen zu lassen.<br />

Man muss kein spießiger Kulturpess<strong>im</strong>ist sein,<br />

um die Flut von Graphic Novels, die sich bei literarischen<br />

Vorlagen bedienen, mit einer gewissen<br />

Skepsis zu beobachten. Das ständige Umformen<br />

kanonisierter Literatur zu Comics erweckt den Verdacht,<br />

hier sei eine kapitalistische Recyclingstrategie<br />

am Werk, die berühmte Texte, die keiner mehr<br />

liest, möglichst gewinnträchtig auf den Markt werfen<br />

will. Doch man kann das Pferd auch ganz <strong>and</strong>ers<br />

aufzäumen. Vielleicht ist unsere Gegenwart<br />

schlicht und einfach die Blütezeit des Comics,<br />

die auf keinen Fall verschlafen werden sollte. Die<br />

drei neu erschienenen Graphic Novels von Mahler,<br />

Drushba Pankow und S<strong>im</strong>monds zeigen auf<br />

ganz unterschiedliche Weise, wie viele künstlerische<br />

Möglichkeiten in diesem boomenden Genre<br />

stecken – von der frechen Verballhornung des Kulturbürgertums<br />

über die kunstvolle Kritik an staatlicher<br />

Willkür bis hin zur Gegenwartsanalyse mit<br />

Plastiktüte.<br />

E.T.A. Hoffmann/<br />

Alex<strong>and</strong>ra Kardinar/<br />

Volker Schlecht: „Das<br />

Fräulein von Scuderi“<br />

(Edition Büchergilde,<br />

2011, 158 Seiten,<br />

24,99 Euro)<br />

Oliver Ballien | Der Friseur <strong>im</strong> Börnerviertel | Barfüßerstr. 12 | Tel.: 0551 - 4 88 30 06


K a p i t a l i s m u s k r i t i k<br />

Die Geister, die wir riefen<br />

Der Kulturwissenschaftler Joseph Vogl hat eine fulminante Studie zu den<br />

Irrungen und Wirrungen des Kapitalismus vorgelegt – schreckt allerdings<br />

vor den Konsequenzen seiner Analyse zurück.<br />

Jan Langehein<br />

Das berühmte „Gespenst des Kommunismus“, das Marx und Engels Mitte des<br />

19. Jahrhunderts zur wirksamsten Gegenmacht des europäischen Establishments<br />

erklärten, war eine höchst greifbare und reale Erscheinung: eine sozial-revolutionäre<br />

Denkfabrik, deren Ziel es war, die ökonomische und politische<br />

Herrschaft der Bourgeoisie aus den Angeln zu heben und die Klassengesellschaft<br />

durch die „freie Assoziation freier Menschen“ (Marx) zu ersetzen. Der<br />

Siegeszug des Stalinismus verw<strong>and</strong>elte den Kommunismus in ein Schreckgespenst;<br />

und die Agonie des Sowjet<strong>im</strong>periums vor zwanzig Jahren machte ihn<br />

schließlich zu einem traurigen Geist, für den die herrschenden Klassen, die<br />

einstmals vor ihm zitterten, nur noch Spott übrig haben.<br />

Wer heute vom „Gespenst des Kommunismus“ spricht, will ihn damit als spinnerte<br />

Träumerei idealistischer Sozialromantiker entlarven. Nur der Kapitalismus<br />

könne den Naturgesetzen der Ökonomie gerecht werden; nur die Ordnung der<br />

Märkte und des Privateigentums garantiere Fortschritt und Wohlst<strong>and</strong>; und Armut<br />

entstehe lediglich dort, wo diese Gesetze nicht hinreichend berücksichtigt<br />

würden. Angesichts dieser zum common sense avancierten Ideologie kann man<br />

es durchaus als Provokation verstehen, wenn ein ordentlicher deutscher Professor,<br />

der Berliner Kulturwissenschaftler Joseph Vogl, ein Buch mit dem Titel<br />

„Das Gespenst des Kapitals“ veröffentlicht. Ein Fachfremder, der sich anmaßt,<br />

den Auguren der Ökonomie den wissenschaftlichen Boden unter den Füßen<br />

wegzuziehen – das ist schon ein Affront.<br />

Genau das zu tun, erhebt Vogl nämlich schon in der Vorbemerkung zum Programm<br />

seines knapp 180 Seiten langen Großessays. Die Gespenstermetapher<br />

ergibt sich für ihn folgerichtig aus dem Charakter der Wirtschaftswissenschaften:<br />

„Politische Ökonomie hat seit jeher eine Neigung zur Geisterkunde gehegt und<br />

sich mit unsichtbaren Händen und <strong>and</strong>erem Spuk den Gang des Wirtschaftsgeschehens<br />

erklärt.“ Allem quasi-naturwissenschaftlichen Anspruch zum Trotz bleibe<br />

vieles an den Mechanismen der Märkte rätselhaft, was besonders an der Finanzwirtschaft<br />

deutlich werde: „Obwohl man Finanzmärkte als Veranstaltungen<br />

begreifen kann, in denen sich ein Gutteil menschlicher Wohlfahrt entscheidet,<br />

bleibt undurchsichtig, was genau in ihnen passiert.“ Wie das große Erdbeben<br />

von Lissabon <strong>im</strong> 18. Jahrhundert die Frage nach der Theodizee, also der Rechtfertigung<br />

Gottes angesichts des menschlichen Elends, neu gestellt habe, so stelle<br />

sich mit der Finanzkrise von 2008 erneut die Frage der „Oikodizee“ – der<br />

Rechtfertigung der kapitalistischen Ökonomie <strong>im</strong> Angesicht ihres drohenden Zusammenbruchs.<br />

Es geht, so Vogl, „um die Frage nach der Konsistenz jener ökonomischen<br />

Glaubenssätze, für welche die Zweckwidrigkeiten, Übel und Pannen<br />

<strong>im</strong> System mit dessen weiser Einrichtung vereinbar scheinen; oder eben nicht.“<br />

Auf einem Anspruch kann man nicht reiten<br />

Um diese Frage zu beantworten, geht Vogl diskurs<strong>the</strong>oretisch vor – sein Gegenst<strong>and</strong><br />

ist weniger die Ökonomie selbst als die Vorstellungen, die sich Ökonomen<br />

von ihr machen, bzw. die Rückwirkungen dieser Vorstellungen auf die<br />

Ökonomie. In einem Interview mit dem „European“ sagte er dazu: „Letztendlich<br />

versucht ökonomische Wissenschaft, eine Welt zu verstehen, die durch sie<br />

selbst hervorgebracht wurde.“ Diesen Zusammenhang deckt Vogl bereits in<br />

den Anfängen des klassischen Liberalismus auf, als der Philosoph und Ökonom<br />

Adam Smith die Marktwirtschaft als ein System beschrieb, dass von einer „unsichtbaren<br />

H<strong>and</strong>“ mittels Angebot und Nachfrage auf ein perfektes Gleichgewicht<br />

zustrebe, solange es nur frei von äußeren, verfälschenden Einflüssen bleibe.<br />

Angewendet auf die Geldwirtschaft habe dies schnell zu Modellen geführt,<br />

in der nicht mehr reales Geld, sondern der bloße Anspruch auf reales Geld in<br />

Form eines Schuldscheins zum Zahlungsmittel wurde. Die Geburt des Finanzkapitals<br />

stecke in der Erkenntnis, „dass man etwa auf dem Anspruch auf ein Pferd<br />

nicht reiten, mit dem bloßen Anspruch auf Geld aber Zahlungen machen kann“.<br />

Zwar weist Vogl auch darauf hin, dass bereits das Smith‘sche Gleichgewichtskonstrukt<br />

eine problematische Angelegenheit ist, und er unterfüttert diesen<br />

Hinweis mit Zitaten von Aristoteles bis Max Weber, doch sein Hauptaugenmerk<br />

gilt dem Nachweis, dass sich die liberalen Theorien über den „realen“<br />

Markt nicht auf den Finanzmarkt übertragen ließen – eine These, die seit Ende<br />

der 1960er Jahre den Kern des Neo-Liberalismus bildet. Der neoliberale Mainstream<br />

der Ökonomie betrachtet die Finanzmärkte bis heute als ein System, in<br />

dem Spekulationen auf zukünftige Preise und auf zukünftige Risiken mit ma<strong>the</strong>matischer<br />

Sicherheit zu einem Gleichgewicht führen, das allen Marktteilnehmern<br />

gerecht wird und in sich stabil ist. Die Wahrscheinlichkeit für einen Crash<br />

liege demnach bei eins zu mehreren Milliarden – was bedeutet, dass ein <strong>the</strong>oretisch<br />

nahezu unmögliches Ereignis in der Praxis seit 1987 bereits dre<strong>im</strong>al eingetreten<br />

ist.<br />

Den Kardinalfehler sieht Vogl in der Annahme, auch Finanzmärkte regulierten<br />

sich über einen Ausgleich von Angebot und Nachfrage. Da aber die Nachfrage<br />

unersättlich ist, und das Angebot über Kredite bis gegen unendlich multipliziert<br />

werden kann, bleibt dieses Gleichgewicht aus:<br />

„[Die Preise auf den Finanzmärkten] repräsentieren<br />

keine zugrunde liegenden ‚Fundamentalien‘, sondern<br />

zirkulieren als höchst wirksame Wertgespenster. Gerade<br />

deshalb aber sind Trendverstärkungen und positive<br />

Rückkopplungen keine katastrophischen Ausnahmen,<br />

sondern endogene Funktionselemente des<br />

Systems.“ Mit <strong>and</strong>eren Worten: Irgendwann reicht<br />

ein kleiner Funke, und das ganze Weltfinanzgebäude<br />

steht lichterloh in Flammen.<br />

Im Kern h<strong>and</strong>elt Vogls Schrift von den aktuellsten<br />

Ausformungen dessen, was Karl Marx als den „Fetischcharakter<br />

der Ware“ beschrieben hat: Die Verw<strong>and</strong>lung<br />

des Marktes von einem Mittel in den alles<br />

beherrschenden Selbstzweck namens Kapital. Den<br />

wahnhaften Charakter dieser Veranstaltung hat er so<br />

klar herausgearbeitet, wie man es von einem etablierten<br />

Wissenschaftler lange nicht mehr gelesen hat.<br />

Doch weil er den Fehler letztlich nicht <strong>im</strong> Kapital als ganzem sucht, sondern allein<br />

in den Folgen neoliberal entfesselter Finanzmärkte, fehlt seiner Analyse die<br />

letzte Konsequenz. Vogl scheint an ein Kapital glauben zu wollen, das sich von<br />

der Vernunft der Wissenschaft steuern lässt, statt weiterhin die Vernunft der<br />

Wissenschaftler zu steuern. Er will, mit <strong>and</strong>eren Worten, dem Spuk ein Ende<br />

bereiten, indem er ihn als Spuk benennt. Doch eigentlich zeigt er selbst, warum<br />

das Gespenst des Kapitals lange über das Stadium hinaus ist, in dem man es<br />

durch Worte hätte bannen können.<br />

17<br />

Joseph Vogl diskutiert<br />

am 3.2. um 20:00 Uhr <strong>im</strong><br />

Literarischen Zentrum mit<br />

Janet Boatin über sein<br />

Buch „Das Gespenst des<br />

Kapitals“ (Diaphanes,<br />

2010, 224 Seiten, 14,90<br />

Euro).


D r i v e<br />

Rasende<br />

Verschmelzung<br />

Andreas Busche<br />

Der Däne Nicolas Winding Refn ist der Transzendentalist unter den<br />

Action-Regisseuren. Bei Refn ist Aktion kein Resultat von Kinetik, sondern<br />

pure Konzentration; er beschleunigt nicht Objekte, seine <strong>Film</strong>e<br />

durchdringen mittels Beschleunigung Bewusstseinszustände. „Drive“,<br />

seine erste Arbeit in Hollywood, überführt diesen Manierismus nun<br />

auf nahezu perfekte Weise in schönste Genre-Formen.<br />

Refn weiß den Pulp-Gehalt seines <strong>Film</strong>s richtig einzuschätzen. Die Romanvorlage<br />

von James Sallis war eine schnörkellose Cr<strong>im</strong>estory, die<br />

Introspektion eines einsames Großstadtwolfes, der sich neben seinem<br />

Job als Stuntfahrer ein Zubrot als Fluchtfahrer für Überfälle verdient.<br />

In den fünf Minuten, die er mit traumw<strong>and</strong>lerischer Sicherheit<br />

durch die Nacht rast, sind die Kr<strong>im</strong>inellen dem Driver und seinen Fähigkeiten<br />

hilflos ausgeliefert. Dieses<br />

Ausgeliefertsein ist der Modus<br />

Oper<strong>and</strong>i von Refns <strong>Film</strong>. Als<br />

Zuschauer ist man dem Regisseur<br />

ebenso ausgeliefert, seinen<br />

schamlosen 80er-Jahre-Referenzen<br />

(angefangen bei den pinkfarbenen<br />

„Miami Vice“-Titeln bis<br />

zum Synthiepop-Soundtrack),<br />

aber mehr noch der kühlen Romantik<br />

des Drivers (Ryan Gosling,<br />

schon wieder in einer Paraderolle),<br />

in dessen schüchternem<br />

Blick die Umwelt langsam zu verschw<strong>im</strong>men<br />

scheint, je mehr er in<br />

der Realität ankommt.<br />

Auslöser ist seine hübsche Nachbarin (Carey Mulligan) und ihr kleiner<br />

Sohn, zu dem der schweigsame Driver vorsichtig Kontakt aufn<strong>im</strong>mt.<br />

Gosling spielt <strong>im</strong> Grunde einen Archetypen des Männerkinos, ein unverhohlenes<br />

Zitat aus Walter Hills „The Driver“. Aber auf die Geschichte<br />

kommt es Refn gar nicht so sehr an, es geht um Fortbewegung und<br />

Durchdringung, das Verschmelzen von Raum und Zeit: wenn Irene bei<br />

einer gemeinsamen Nachtfahrt kurz die H<strong>and</strong> des Drivers berührt,<br />

während draußen das neonerleuchtete Los Angeles vorbeizieht. Oder<br />

der unendliche Kuss <strong>im</strong> halbdunklen Fahrstuhl, der in einem beispiellosen<br />

Gewaltexzess kulminiert.<br />

Gewalt erdet alle Figuren Refns, aber mit „Drive“ hat man erstmals das<br />

Gefühl, das sie darüber hinaus noch etwas motiviert. In Goslings meist<br />

unergründlichem Gesicht deutet sich das einmal an, als er das Ausmaß<br />

seines H<strong>and</strong>elns begreift. Er sieht, was Irene sieht: namenloses Entsetzen.<br />

Und in seinem hilflosen Gesicht zeichnet sich für den Bruchteil einer<br />

Sekunde die schmerzvolle Erkenntnis ab, dass er niemals ein Anderer<br />

sein kann. Bevor sich die Tür zwischen den beiden schließt.<br />

seit<br />

26.1.<br />

Regie: Nicolas Winding Refn;<br />

USA 2011; 101 Minuten;<br />

mit Ryan Gosling,<br />

Carey Mulligan, Bryan<br />

Cranston u. a.<br />

D e r J u n g e m i t d e m F a h r r a d<br />

Hoffnungssch<strong>im</strong>mer<br />

am Horizont<br />

Carsten Happe<br />

Ein wenig altersmilde sind sie geworden, die großen Regisseure des<br />

Weltkinos <strong>im</strong> Jahr 2011. Sei es Martin Scorsese, der mit „Hugo Cabret“<br />

seinen ersten Kinderfilm dreht, Woody Allen mit seinem touristisch-gefälligen<br />

„Midnight in Paris“, Aki Kaurismäki mit wundersamer<br />

Warmherzigkeit in „Le Havre“ oder Steven Spielberg mit hemmungslosem<br />

Pathos in „War Horse“. Auch die Dardennes, belgische Wahlverw<strong>and</strong>te<br />

des britischen Sozialrealismus-Kinos à la Mike Leigh, haben<br />

die unbarmherzige Härte ihrer Meisterstücke „Der Sohn“ (2002)<br />

und „Das Kind“ (2005) ein wenig zurückgefahren und bieten in ihrem<br />

neuesten Werk „Der Junge mit dem<br />

Fahrrad“ Raum für Hoffnungssch<strong>im</strong>mer,<br />

für Solidarität, gar für Liebe.<br />

Dabei beginnt alles ziemlich bitter<br />

für den 12-jährigen Cyril, einem fast<br />

prototypischen Dardenne-Charakter,<br />

dessen Mutter verschwunden<br />

ist. Der Vater hat ihn in einem He<strong>im</strong><br />

zurückgelassen und jeden Kontakt<br />

abgebrochen. Aber Cyril ist ein<br />

Kämpfer, zunächst um sein geliebtes<br />

Fahrrad, dann um die Gunst des Vaters,<br />

den er mit seiner ganzen Hartnäckigkeit<br />

ausfindig macht. Dessen<br />

Zuneigung erzwingen kann er allerdings<br />

nicht.<br />

Wie sich Cyril und die Friseurin Samantha, die sich aus zunächst nicht<br />

nachvollziehbaren Motiven um den Jungen kümmert, schließlich ein<strong>and</strong>er<br />

annähern, sich gegenseitig akzeptieren und Vertrauen aufbauen,<br />

ist so entwaffnend selbstverständlich erzählt, dass die beeindruckende<br />

Präzision der Dramaturgie fast mühelos erscheint. Das Glück<br />

währt jedoch nur kurz, Cyril gerät auf die schiefe Bahn und setzt dabei<br />

die einzige funktionierende Beziehung in seinem Leben aufs Spiel.<br />

Auch Samantha offenbart die Abgründe hinter ihrer Maske der guten<br />

Fee. Dennoch, die Chance, dass alles gut ausgehen könnte, dass es<br />

wirkliche Perspektiven für die Zukunft gibt, das ist neu <strong>im</strong> Oeuvre der<br />

Dardennes.<br />

Mit genauem Blick rücken sie zwar einmal mehr die Menschen am<br />

R<strong>and</strong>e der Gesellschaft in den Fokus, bewegen sich aber – <strong>and</strong>ers<br />

als zuletzt in ihrer bitteren Asylgeschichte „Lornas Schweigen“ – ein<br />

wenig auf die Mitte zu. Und mit der populären Cécile de France erlauben<br />

sie sich erstmals einen Star in ihren <strong>Film</strong>en. Eine Sympathieträgerin,<br />

die ihren düsteren Kosmos aufhellt und möglicherweise<br />

nachhaltig verändert – so wie Samantha Cyrils vernarbten Panzer aufzubrechen<br />

versteht, mit ihrer Beharrlichkeit und Geduld und einer gehörigen<br />

Portion Charme.<br />

Regie: Jean-Pierre & Luc Dardenne;<br />

Belgien/Frankreich/Italien 2011;<br />

87 Minuten; mit Thomas Doret,<br />

Cécile de France, Jérémie Renier u. a.<br />

18 19 <strong>Film</strong>e<br />

ab<br />

9.2.


3 0 J a h r e C 6 4<br />

Er lief und lief<br />

Henning Lisson<br />

Heiligabend 1984. Nach einem schier endlosen Bescherungsmahl wurde ich<br />

schließlich doch in mein Kinderz<strong>im</strong>mer geführt. Da st<strong>and</strong> er und funkelte in seinem<br />

Future-Glanz – der Commodore C64 samt RGB-Monitor 1084S und Datasette<br />

1530.<br />

An diesem Tag begann meine Zukunft – mit Nintendos Klassiker „Donkey<br />

Kong“. Anfangs musste ich auf Datasetten zurückgreifen. Diese Datenträger<br />

haben eine Reihe von Nachteilen. So ist die Datenübertragung unendlich langsam.<br />

Circa 15 kByte „Donkey Kong“ benötigten fünf Minuten Ladezeit. Datasetten<br />

sind lineare Speicher, an best<strong>im</strong>mte Datensätze musste von H<strong>and</strong> gespult<br />

werden. Eigentlich erstaunlich: Die Unzulänglichkeiten dieses nachgerade<br />

absurden Datenträgerkonzepts trübten meine Freude keineswegs.<br />

Meine Mutter, die nicht wirklich vom Nutzen der beigefarbenen Wunderkiste<br />

überzeugt war, wurde von meinem Vater zur Seite genommen: „Das wird ihm<br />

sicher mal was nützen. Und Hausaufgaben kann er damit auch machen.“ Über<br />

das erste Argument kann man streiten, das zweite war ein dreiste Lüge: Wie<br />

sollte einem 9-Jährigen <strong>im</strong> Jahr 1984 ausgerechnet ein Gaming-Computer bei<br />

den Hausaufgaben helfen? Absurd. Der Technologiefeind Mutter war jedoch<br />

fürs Erste besänftigt. Wie zu erwarten, habe ich meinen C64 fast nur für Computerspiele<br />

genutzt. Meiner sozialen Stellung hat es nicht geschadet – viele<br />

Kinder wollten mich besuchen. Erkaufte Belieb<strong>the</strong>it.<br />

Genial!<br />

Die Datasette 1530 wurde bei meinem nächsten<br />

Geburtstag, <strong>im</strong> August 1985, durch das<br />

beliebte VC1541-II-Diskettenlaufwerk ersetzt.<br />

Der Geschwindigkeitszuwachs war unbeschreiblich.<br />

Rasch konnte ich eine Sammlung<br />

von weit über 100 Spielen vorweisen. Davon<br />

waren zwei oder drei käuflich erworben worden,<br />

der Rest war raubkopierte Tauschware<br />

vom Schulhof. Jeder, der einen C64 hatte,<br />

verfügte über riesige Mengen an Spielen.<br />

Noch heute frage ich mich, wer diese ganzen<br />

Kopien in Umlauf gebracht haben mag.<br />

Mein Pusher hieß Torsten A. Er war der Sohn neureicher Eltern – sein Vater war<br />

„Manager“ – und besaß ein BTX-Modem. Wofür ein 12-jähriger Junge ein BTX-<br />

Modem brauchte, wollte mir nie klar werden. Schließlich bot das Datennetz der<br />

Post vor allem Dinge wie Börsenkurse und Abflugzeiten der Lufthansa. Torsten<br />

musste man nur sagen, welche Spiele man gern hätte. Am nächsten Tag in<br />

der großen Pause gab‘s dann den gewünschten „Stoff“. Leere 5¼-Zoll-Disketten<br />

wurden gegen bespielte getauscht – „Deal“. Wahrscheinlich wurde in dieser Zeit<br />

das gestörte Unrechtsbewusstsein einer ganzen Generation geboren. Seitens<br />

der Content-Industrie wird man die Saat der 80er Jahre auf ewig verfluchen.<br />

Meinen C64 hatte ich noch vier wundervolle Jahre, bis er dank einer stattlichen<br />

Menge Konfirmationsgeld durch einem Amiga 500 ersetzt wurde. Meiner Mutter<br />

bekam dieselbe Argumentation noch einmal präsentiert – und fiel prompt<br />

wieder drauf rein. Auch mein Amiga 500 hat niemals Hausaufgaben gesehen.<br />

Immerhin bestreite ich heute meinen Lebensunterhalt mit den Früchten dieser<br />

wundersamen Geek-Jugend. <strong>Dan</strong>ke Commodore! Vor 30 Jahren wurde der C64<br />

das erste Mal in der Öffentlichkeit vorgestellt.<br />

P o r t a l 2<br />

Von Loch zu Loch<br />

Florian Brauer<br />

Eigentlich wartet man in Spielerkreisen ja auf einen Major-Release der Firma<br />

Valve. Die Zeiten, als man mit „Half Life“ und der Source Engine Maßstäbe in<br />

puncto Erzählweise sowie deren technischer Umsetzung fürs Ego-Shooter-Genre<br />

setzte, sind schließlich schon etwas länger vorbei. Gut, denkt man, da ruht<br />

sich jem<strong>and</strong> auf seinen Lorbeeren aus. Aber Pustekuchen, denn eben erst kam<br />

„Portal 2“ auf den Markt, die Fortsetzung des „Spiels des Jahres 2007“. Abermals<br />

blitzt sie auf, die Genialität der Valve-Entwicklerriege.<br />

„Portal“, das Original, besticht durch die geniale Idee flexiblen Löcherhüpfens:<br />

Mit der Portal-Kanone schießt man ein Loch in die W<strong>and</strong>, springt anschließend<br />

in das Loch hinein, kommt indessen nicht auf der <strong>and</strong>eren Seite heraus, sondern<br />

gleich aus einem <strong>and</strong>eren Loch. Mit dieser Idee selbst gesetzter Portale<br />

ließ sich so einiges anfangen. Obwohl „Portal“ meist als Ego-Shooter bezeichnet<br />

wurde, h<strong>and</strong>elt es sich doch eher um ein Denkspiel, das einige Anforderungen<br />

an das räumliche Vorstellungsvermögen stellt. Dass „Portal“ stets rasch zu<br />

Ende gespielt war und die Möglichkeiten der Kanone nicht annähernd ausgeschöpft<br />

worden waren, rechtfertigt die Fortsetzung „Portal 2“ locker.<br />

Abermals schlüpfen wir in die Rolle der Protagonistin Chell, deren Persönlichkeitsprofil<br />

nicht näher beschrieben werden muss, da man selbst als Spielersubjekt<br />

h<strong>and</strong>elt und auch selbst angesprochen wird vom quasseligen KI-Sidekick<br />

Wheatley. Dieser ständige Begleiter informiert uns nicht nur über die Ereignisse<br />

bei Aperture Sciences, er hilft uns auch <strong>im</strong> Kampf gegen die machthungrige<br />

KI GlaDOS, die <strong>im</strong> Hintergrund Fäden spinnt und uns für perfide Tests durch<br />

kniffelige Versuchskammern schickt. Wheatleys zynische Kommentare sind dabei<br />

essentieller Best<strong>and</strong>teil des Spielvergnügens.<br />

Neben den bekannten Würfeln, mit denen man Schalter fixieren kann, bieten<br />

Features wie Energieröhren und Umlenkungswürfel spannende neue Möglichkeiten.<br />

Am interessantesten ist<br />

das Exper<strong>im</strong>entieren mit farbigen<br />

Gelen, die die Eigenschaften<br />

von Oberflächen verändern<br />

und mit denen die physikalischen<br />

Gesetze auf den Kopf gestellt<br />

werden können. Mit einem<br />

Rutschgel kann man zum<br />

Beispiel schneller in ein Portal<br />

hineinrutschen – und entsprechend<br />

kraftvoller aus dem <strong>and</strong>eren<br />

Portal herausspringen. Um<br />

schließlich von einer <strong>and</strong>eren<br />

Sorte Gel wie ein Flummi abzuprallen.<br />

Die größte Freude aber<br />

bereiten die Exper<strong>im</strong>ente in den verschiedenen Versuchskammern.<br />

Abgesehen vom obligatorischen Single-Player-Modus bietet „Portal 2“ einen<br />

kooperativen Modus. Hier wachsen sogleich die Schwierigkeiten und damit die<br />

Herausforderungen – ohne Teamwork geht da gar nichts. Und obwohl „Portal<br />

2“ lediglich die Fortsetzung eines großartigen Titels ist, wirkt das Spiel mit<br />

seinen Möglichkeiten dreid<strong>im</strong>ensionaler Raumerfahrung überaus frisch. Eine<br />

willkommene Abwechslung zu den marktbeherrschenden Kriegs- und Ballers<strong>im</strong>ulationen.<br />

Action-Adventure/<br />

Ego-Shooter;<br />

Valve; PC, PS 3,<br />

Xbox 360<br />

20 Digitales 21 Spiele


Die Platte<br />

am Anfang<br />

King’s Daughters & Sons<br />

If Then Not When Chemikal Underground/RTD<br />

Lars Brinkmann<br />

Vor nicht allzu langer Zeit, in einer semi-legendären B<strong>and</strong>:<br />

Irgendwo <strong>im</strong> Niem<strong>and</strong>sl<strong>and</strong> des klassischen Post-Everything<br />

behe<strong>im</strong>atet, geht die Verweigerung gegenüber jeglichen<br />

Rockismen so weit, dass der Frontmann seine beiden Mitstreiter<br />

auffordert, sie mögen auf der Bühne bitte nur noch<br />

S<strong>and</strong>alen tragen. Mit dem Verzicht auf festes Schuhwerk<br />

verlöre ihre Musik endlich den letzten Rest „Mackerhaftigkeit“.<br />

Schon wegen des metaphorischen Gehalts<br />

würde ich den amerikanischen Kollegen<br />

von King’s Daughters & Sons liebend gern<br />

ein paar S<strong>and</strong>alen anhexen: Wer sähe nicht<br />

gern des Königs Kinder in den Schuhen<br />

der Bettler und Büßer? Leider ist das nicht<br />

besonders verkaufsfördernd: S<strong>and</strong>alen-Slo-Core, S<strong>and</strong>alen-Sou<strong>the</strong>rn-Gothic,<br />

S<strong>and</strong>alen-Post-Rock. Überhaupt: Wäre<br />

bei näherer Betrachtung Post-S<strong>and</strong>alen-Rock nicht zutreffender?<br />

Einigen wir uns einfach darauf: Die S<strong>and</strong>alen haben<br />

sie verbrannt, so wie die modernen Suffragetten ihre BHs.<br />

King’s Daughters & Sons gehen barfuß und haben Hornhaut<br />

wie Birkenstock-Sohlen, denn es war ein langer Weg.<br />

Vier Jahre hat sich die wohl he<strong>im</strong>lichste Supergroup der<br />

Welt fürs Debüt genommen. Das Warten hat sich gelohnt<br />

– seit den glorreichen Tagen von Slint hat Louisville, Kentucky<br />

nichts Schöneres hervorgebracht. Jeder Saitenschlag,<br />

jedes Wort, jede ihrer Harmonien scheint das Ergebnis<br />

endloser Perfektionierung.<br />

Während die Post-Rock-Generation als Ansammlung übervorsichtiger<br />

Bedenkenträger be<strong>im</strong> ständigen Bemühen,<br />

noch weniger gegenständlich zu wirken, langsam aber sicher<br />

den Boden unter den S<strong>and</strong>alen verloren hat, ist es<br />

den ehemaligen Mitgliedern von B<strong>and</strong>s wie Rachel’s, Shipping<br />

News und The For Carnation gelungen, einen prachtvollen<br />

Ausweg zu finden. Auf „If Then Not When“ verbinden<br />

sich Sound- und L<strong>and</strong>scapes, befreit sich grüblerisches<br />

Liedgut von jeglichen Selbstzweifeln und reift vor<br />

einem weiten Horizont zur zeitlosen Americana. Post-Americana?<br />

S<strong>and</strong>alen-Americana? Egal, kaufen.<br />

Gonjasufi<br />

Mu.zz.le Warp/RTD<br />

Christoph Braun<br />

Schon <strong>im</strong>mer hat Zumach Eck komische<br />

Musik gemacht. Er selbst ist ein lebendes<br />

Paradoxon: ein wütend wirkender Muskeltyp.<br />

Familienvater. Ex-Junkie. Yoga-Lehrer.<br />

Veröffentlicht auf Brainfeeder, dem<br />

Label der Stunde. Lebt aber lieber nicht<br />

in San Francisco und lieber nicht in L.A., sondern am R<strong>and</strong>e<br />

von Las Vegas.<br />

Seine Sounds geizten nie mit Effekten. Nicht mit dieser<br />

St<strong>im</strong>me, die sich der Gonjasufi für seine Arbeit als Yogalehrer<br />

angeeignet hat, und die klingt wie eine kiffende<br />

Fleischfresserpflanze. Im Vergleich mit dem neuen Minialbum<br />

„Mu.zz.le“ muten seine bisherigen Veröffentlichungen<br />

ziemlich gemütlich an. Was ist <strong>and</strong>ers? Die Länge<br />

der Stücke. Aus Tracks sind Skits geworden. Kaum eines<br />

der zehn Teile von „Mu.zz.le“ erreicht die Dre<strong>im</strong>inuten-<br />

Marke. Aus den hitzigen Erzählungen vom R<strong>and</strong>e der Wüstenstadt<br />

sind Fragmente geworden.<br />

Hineingeschlichen hat sich dabei eine atmosphärische<br />

Schwärze. Wer Bret Easton Ellis liest, weiß um den sehr<br />

speziellen Thrill in diesen Büchern: Hinterm Suspense lauert<br />

echter Horror. In den Texten des Albums wird Geld verherrlicht<br />

und auch wieder nicht, wird Gewalt gepredigt und<br />

auch wieder nicht. Das Klangbild ist verzerrter als vormals.<br />

Die Samples rufen schreckliche Erinnerungen wach, die man<br />

selbst nie und n<strong>im</strong>mer gehabt haben kann. Überhaupt Samples<br />

und Fragmente: Gonjasufi erklärt sich mit „Mu.zz.le“:<br />

Ich bin HipHop, sagen, sägen und singen diese Aufnahmen.<br />

EQD<br />

Equalized 111 Equalized Recordings/Hardwax<br />

Marcel Dettmann<br />

Conducted Music Man/RTD<br />

Michael Saager<br />

Wenn mich wildfremde Menschen auf der Straße ansprechen,<br />

um zu erfragen, weshalb ich so erstaunlich vital<br />

aussehe, warum meine Haare so ausgezeichnet liegen und<br />

meine Haut sch<strong>im</strong>mert, als sei sie aus Gold, dann antworte<br />

ich: Leute, ihr müsst Shed hören! Der Techno des Berliner<br />

Berghain-DJs aus dem Hardwax-Umfeld ist ein Quell ewiger<br />

Jugend: so kompromisslos kickend, so umwerfend hart und<br />

dabei doch erstaunlich deep. Eines von Sheds Seitenprojekten<br />

heißt Equalized. Bisher gab‘s seine loopartigen, „deadly<br />

techno excursions“ (Hardwax) nur auf Maxi, jetzt endlich<br />

sind sie alle auf einer CD zu haben. Neun mal „straight<br />

ahead tripping stuff“. Klingt, als hätte sich eine B<strong>and</strong> aus<br />

intelligenten Feier-Maschinen hochkonzentriert verausgabt.<br />

Auch Marcel Dettmann hat <strong>im</strong> Hardwax-<br />

Plattenladen gearbeitet; seine Berghain-<br />

DJ-Sets sind berühmt für ihre Reduzier<strong>the</strong>it,<br />

für den knackig-harten Funk. Ein verdienter<br />

Szene-Star, der Mann, und außerdem<br />

ein hervorragender Produzent. Ende<br />

letzten Jahres hat Dettmann bei dem belgischen Label<br />

Music Man einen superben 18-Track-Mix veröffentlicht.<br />

Roman Lindaus Industrial-Dubtechno-Bouncer „Sub Suggestion“,<br />

Milton Bradleys staubtrockene Tanz-Peitsche<br />

„Don’t Phonk“, Vrils atemberaubend verschraubtes „V3“<br />

und, selbstverständlich, Sheds perkussiver Sternenstaub-<br />

Stepper „Hallo Bleep!“: „Conducted“ ist unwahrscheinlich<br />

abwechslungsreich, definitiv „up to date“ und von jener<br />

Sorte Spannung, die an eine auf der Lauer liegende<br />

Schlange mit kräftigen Fangzähnen erinnert: Selten war es<br />

aufregender, ein hypnotisiertes Kaninchen zu sein.<br />

Guided By Voices<br />

Let‘s Go Eat <strong>the</strong> Factory Fire Records/Cargo<br />

Michael Saager<br />

Wenn sich alte Säcke mit einer neuen Platte zurückmelden,<br />

sind <strong>and</strong>ere alte Säcke begeistert. So hat sich der nicht<br />

mehr ganz taufrische Rezensent gefreut wie ein Hund be<strong>im</strong><br />

Anblick eines Ochsenschwanzes, als er von der Reunion<br />

von Guided By Voices erfuhr. Was für selige Zeiten das waren,<br />

als mein WG-Mitbewohner und ich uns Lo-Fi-Kracher<br />

von Sebadoh, Tall Dwarfs, Smog oder Beat Happening<br />

wetteifernd um die Ohren pfefferten – nicht zu vergessen<br />

die fantastischen Rumpel-Poppreziosen des begnadeten<br />

Trinkers Robert Pollard.<br />

Ein schlampiges Genie, dieser Pollard: Bereits Anfang der<br />

90er hatte er den Überblick über sein Werk verloren – ungezählte,<br />

brutal unterproduzierte Songs, von denen wohl<br />

alle einen Anfang, viele jedoch kein Ende hatten. Sie<br />

brachen einfach ab – und Pollard brach ungeduldig auf zu<br />

neuen schönsten Melodien der Welt.<br />

„Let‘s Go Eat <strong>the</strong> Factory“, das erste Album<br />

nach sechs Jahren, ist gut, allerdings<br />

nicht so gr<strong>and</strong>ios wie „Alien Lanes“ von<br />

1995. Egal! Es dröhnt und fiept wundervoll<br />

aus dem Verstärker. Die fadendünne<br />

St<strong>im</strong>me Pollards leiert haarscharf an den<br />

gebotenen Noten vorbei. Der Bass groovt herrlich monoton<br />

vor sich hin. Das scheppernde Schlagzeug schleppt<br />

schwere Lasten. Und die Gitarre schneidet sich dicke<br />

Strahlen aus einer melancholisch gest<strong>im</strong>mten Sonne.<br />

Fennesz + Sakamoto<br />

Flumina Touch<br />

Halma<br />

Dissolved Solids Sunday Service/Indigo<br />

Ulrich Kriest<br />

Zwei Beispiele, wie man durch radikale Verlangsamung<br />

spektakuläre Räume schafft. Ryuichi Sakamoto und<br />

Christian Fennesz arbeiten ja schon seit einiger Zeit<br />

regelmäßig zusammen. Für „Flumina“ spielte Sakamoto 24<br />

Klavierstücke in der Manier Erik Saties ein, um hinreichend<br />

Raum zu lassen für die Reverb-Interventionen von Fennesz.<br />

Der legt beeindruckend atmosphärische, mal ganz<br />

sphärische, mal etwas harschere Soundscapes und Drones<br />

um die mehr als spärlich perlenden Klavierklänge herum<br />

und verleiht ihnen gerade dadurch eine erstaunliche<br />

Resonanz. Als Klavier-Soloalbum wäre „Flumina“ wohl<br />

ambient an der Grenze zur New-Age-Belanglosigkeit, aber<br />

Fennesz macht aus dem vorgelegten Material Sakamotos<br />

ein Doppelalbum voller magischer Momente.<br />

Eine richtige B<strong>and</strong> sind Halma aus Hamburg.<br />

Irgendwie aus dem Blickfeld geriet<br />

mir diese Postrockb<strong>and</strong> aus dem Fink-<br />

Umfeld nach dem irritierend schönen,<br />

dritten „Back To Pascal“-Album von 2006.<br />

Um so spannender, weil überraschend<br />

jetzt die Wiederbegegnung via Album Nr. 5, das die B<strong>and</strong><br />

nunmehr sehr eigen zeigt. Stoischer, durchaus melodiöser,<br />

instrumentaler Ambient-SloMo-Postrock mit hoher<br />

<strong>Film</strong>-Affinität, angesiedelt irgendwo zwischen Neu!, Mogwai<br />

und Bohren & Der Club Of Gore, allerdings eher licht<br />

als dunkel. Klar, dass das seinerzeit komplett verpasste Album<br />

Nr. 4 („Broad Peak“) in der Begeisterung für die sorgfältig<br />

gearbeiteten Klangskulpturen von „Dissolved Solids“<br />

längst auch beschafft wurde. Nein, beschafft werden<br />

musste!<br />

22 tonträger


R o m a n<br />

Die Herrlichkeit des Lebens<br />

Michael Kumpfmüller<br />

Kerstin Cornils<br />

„Sie wird alles alles verlieren“: Das steht von Anfang<br />

an fest. Doch Dora Diamant sorgt sich nicht<br />

um die Zukunft, als sie 1923 in Müritz den an Tuberkulose<br />

erkrankten Franz Kafka kennenlernt. In<br />

diesem Sommer voller Libellen und roter Milane<br />

verliebt sie sich in den Mann, der ein bisschen so<br />

aussieht wie ein Halbblut-Indianer. Als beide bald<br />

darauf in Berlin zusammenziehen, stellt Dora verwundert<br />

fest, dass ihr Geliebter Geschichten über<br />

Käfer und Mäuse schreibt – dunkle Geschichten<br />

zum Fürchten, die sie „für ihre Liebe nicht braucht“.<br />

Sie sorgt dafür, dass er zu essen hat und nicht friert,<br />

denn die Zeiten sind hart. Ein Brot kostet eine Million<br />

und manchmal werden beide<br />

auf der Straße als Juden besch<strong>im</strong>pft.<br />

Doch nichts würde Dora <strong>and</strong>ers machen<br />

wollen: „(A)m größten, findet<br />

sie, ist das Glück, wenn es winzig<br />

klein ist, wenn er sich die Schuhe<br />

bindet, wenn er schläft, wenn er ihr<br />

durchs Haar fährt.“<br />

Keine Sekunde beneidet man den 1961 geborenen<br />

Autor Michael Kumpfmüller um die selbstgesteckte<br />

Aufgabe, einen Roman über das letzte Jahr Kafkas<br />

zu schreiben. Wie verlockend muss es sein, bittersüßen<br />

Klischees auf den Le<strong>im</strong> zu kriechen und<br />

sich unter dem starren Blick des ausgemergelten<br />

Dichters wie eine nichtswürdige Kakerlake zusammenzukrümmen.<br />

Kumpfmüller aber behält auf<br />

bewundernswerte Weise die Nerven. Er recherchiert<br />

präzise, lässt kitschige My<strong>the</strong>n beiseite und<br />

schreibt ein bezaubernd unpa<strong>the</strong>tisches Buch über<br />

die Liebe.<br />

Ein besonderer Reiz entfaltet sich, wenn der Autor<br />

in die Nuancen einer längst versunkenen Mentalität<br />

hinabtaucht, die sich von technischen Errungenschaften<br />

wie Telefonen und Autos noch zum Staunen<br />

hinreißen ließ. Kumpfmüller macht sinnfällig,<br />

dass Kafkas Kunst auf den Aufschub des Sinns <strong>im</strong><br />

Medium der Schrift vertraute; seine Briefe an Felice<br />

und Milena waren ausgeklügelte Werkzeuge,<br />

um Beziehungen in der Schwebe und auf Distanz zu<br />

halten. Erst mit Dora konnte der Dichter aus Prag<br />

darauf verzichten, hinter dem Panzer seiner Briefe<br />

in Deckung zu gehen.<br />

R o m a n<br />

Deadwood<br />

Pete Dexter<br />

Michael Saager<br />

Der beste Freund des berühmten Revolverhelden<br />

Wild Bill Hickok ist ein kleiner, eleganter Mann, ein<br />

Sinnsucher und Melancholiker. Er heißt Charley Utter<br />

und passt nicht in den wilden, stinkenden Westen,<br />

den Pete Dexter nach allen Maßgaben literarischer<br />

Sinnlichkeit vor uns ausgebreitet hat. Dexters<br />

Roman „Deadwood“ zeigt eine Welt, in der alte<br />

Frauen einen Atem haben wie „Sumpfgas“ und<br />

grobschlächtige Männer nach „toten Tieren“ riechen,<br />

wenn sie leichenschwer auf einer Prostituierten<br />

liegen. Es ist eine Welt, die selbst der schmuddeligste<br />

Italowestern nicht erreichen kann, weil sich<br />

Gerüche bis zu einem gewissen Grad zwar literarisch<br />

beschreiben, aber keinesfalls zeigen lassen.<br />

Sämtliche H<strong>and</strong>lungsfäden laufen in Deadwood zusammen.<br />

Die legendäre Goldgräberstadt in den<br />

Black Hills von South Dakota, die der Autor in ihrem<br />

Gründungszust<strong>and</strong> von 1876 beschreibt, ist die<br />

he<strong>im</strong>liche Hauptfigur. Dexters Western erschien<br />

erstmals 1986, machte den ehemaligen Reporter<br />

berühmt und war die maßgebliche Vorlage für die<br />

gleichnamige HBO-Fernsehserie.<br />

Deadwood ist die gewalttätige, korrupte, rassistische<br />

Wiege dessen, was man später einmal das „zivilisierte<br />

Amerika“ nennen wird. Die Zeiten sind rau,<br />

die Sitten roh. Lakonische Brutalität erstreckt sich<br />

gleich einem blutroten B<strong>and</strong> über<br />

sämtliche Seiten. Gleichwohl kann<br />

man nicht sagen, dass „Deadwood“<br />

ein herzloser Roman ist. Dexter hat<br />

viel übrig für all die verlorenen, kaputten,<br />

beinahe durch die Bank alkoholkranken<br />

und zusehends Richtung<br />

Wahnsinn driftenden Figuren.<br />

Am meisten Sympathien hegt er freilich für Charley,<br />

den es schließlich nach Panama zieht. Dort<br />

bringt er einem „kleinen Mädchen, das sich <strong>im</strong>mer<br />

an seinem Finger festhielt“, das Lesen bei. Er erzählt<br />

ihm Geschichten von „den Amerikanern und<br />

den Orten, an denen sie lebten“. Anfangs sind die<br />

Geschichten lang und bunt, doch Charley wird älter.<br />

Bald fasst er seine Erzählungen in Augenblicke,<br />

weil ihm nichts <strong>and</strong>eres geblieben ist. Auch Charley,<br />

der „unter all den Americanos ein Fremder gewesen<br />

war“, stirbt einsam.<br />

S a c h b u c h<br />

Respekt! Die Geschichte<br />

der Fire Music<br />

Christian Broecking<br />

Ulrich Kriest<br />

„The proof of <strong>the</strong> pudding is in <strong>the</strong> eating!“, sagt<br />

man unter Angelsachsen gern, wenn von dem überzeugenden<br />

Gebrauchswert einer Sache die Rede<br />

sein soll. Auf wenige Bücher der vergangenen Jahre<br />

traf dies mehr zu als auf die drei Interview-Bände,<br />

die der Jazz-Kritiker und Hochschuldozent Christian<br />

Broecking, studierter Soziologe und Musikwissenschaftler,<br />

zwischen 2004 und 2007 be<strong>im</strong> Verbrecher<br />

Verlag veröffentlicht hat.<br />

„Respekt“, „Black Codes“ und „Jeder Ton eine Rettungsstation“<br />

versammeln wertvolles und hoch reflektiertes<br />

Material zur Geschichte<br />

der afro-amerikanischen, <strong>im</strong>provisierten<br />

Musik, in dem es um die ständige<br />

Ausein<strong>and</strong>ersetzung mit der Tradition,<br />

um aktuelle Debatten und um<br />

soziale, politische und äs<strong>the</strong>tische<br />

Parameter ging, die diese prekäre<br />

Kunstform befeuern.<br />

Von „Respect“ ist hier <strong>im</strong>mer wieder in unterschiedlichsten<br />

Zusammenhängen die Rede; und mit viel<br />

„Respect“ <strong>im</strong> besten Sinne (also: Achtung plus<br />

Sachkompetenz) begegnet auch Broecking seinen<br />

Gesprächspartnern. Und er hat sie alle gehabt,<br />

zwischen 1994 und 2007, die big shots wie Wynton<br />

Marsalis, Sonny Rollins, Ornette Coleman, Archie<br />

Shepp, die young lions wie Craig Taborn oder<br />

Vijay Iyer.<br />

Nachdem man sich hierzul<strong>and</strong>e lange Jahre von der<br />

US-Szene vielleicht auch etwas zu selbstbewusst<br />

verabschiedet und europäischen Jazz gepflegt hatte,<br />

kann man bei der Lektüre nur staunen, wie ungemein<br />

„politisch“ sämtliche Musiker hier auftreten.<br />

Gleich zu Beginn fordert Anthony Braxton, mit<br />

dem Jammern über die Marktanteile und Marginalisierung<br />

erst gar nicht anzufangen: „Es gibt eine<br />

Verantwortung seriöser Künstler, gerade auch in<br />

schwierigen Zeiten ihr Werk voranzutreiben. Musik,<br />

die außerhalb des Marktes existiert, ist lebenswichtig<br />

für eine demokratische Gesellschaft.“ In diesem<br />

Sinne: existentielle Lektüre für Musikliebhaber, die<br />

nicht nur von Musik etwas verstehen wollen.<br />

Kiepenheuer & Witsch, 2011, 238 Seiten, 18,99 Euro<br />

Liebeskind, 2011, 448 Seiten, 22 Euro<br />

Verbrecher, 2011, 475 Seiten, 18 Euro<br />

24 Bücher


N e u e S t ü c k e<br />

Gestörte Diskurse<br />

Tina Fibiger<br />

In Thomas Manns „Zauberberg“ rumoren die Zeitgeister. Ihr Mitteilungsbedürfnis<br />

ist unerschöpflich, solange sich das Gespräch an privaten Befindlichkeiten<br />

orientiert und an dieser strapaziösen Melange aus Gesellschaftskritik und<br />

Überdruss. Das Personal eines Sanatoriums wähnt sich in einem Refugium und<br />

ist so für eine verstörende Außenwelt nicht ansprechbar, wie sie das Occupy-<br />

Camp auf der Vorbühne <strong>and</strong>eutet. Mit Zelten, Protestplakaten und lebensgroßen<br />

Puppen, die erschöpft anein<strong>and</strong>er lehnen. In der Bühnenübertragung, die<br />

Regisseur Michael von zur Mühlen und Dramaturgin Winnie Karnofka am Deutschen<br />

Theater vorgenommen haben, kommt es deshalb auch vorwiegend zu<br />

egomanischen Ausbrüchen. Man nervt sich, riskiert aber keine weiteren Konsequenzen.<br />

Vor allem keine Argumente, aus denen sich ein gemeinsamer Diskurs<br />

ableiten ließe. Etwa über den Status quo einer bürgerlichen Gesellschaft, die<br />

hier den Rückzug in ein heilsames Refugium<br />

probt und sich an verbalen Placebos<br />

verschluckt.<br />

Die Figuren wechseln die Stellungen,<br />

flüstern sich anein<strong>and</strong>er heran,<br />

bis es erneut zu einem dieser wütenden<br />

Wortgewitter kommt. Die Inszenierung<br />

verzichtet auf eine Zuordnung<br />

der Romanprotagonisten, die Schauspieler<br />

nehmen sich stattdessen philosophischer,<br />

soziologischer und <strong>the</strong>ologischer<br />

Expertisen an, dem Vorrat an<br />

Bildungsgebräu und geläufigen existenziellen<br />

Ängsten wie Krankheit und Tod. Optionen werden durchgespielt, die<br />

sich auch als Befunde über eine Leistungsgesellschaft nach dem Utopieverlust<br />

verstehen lassen. In diesem „Zauberberg“-Panorama bilden sie eine Sammlung<br />

von Verbalattacken, mit denen sich auch ein bisschen Publikumsbesch<strong>im</strong>pfung<br />

betreiben lässt – gelegentlich <strong>im</strong> Stil einer akademischen Lehrstunde, die Endzeitst<strong>im</strong>mungen<br />

festschreibt, in welchen das abgeklärte, mitleidslose Kl<strong>im</strong>a oft<br />

mehr erschöpft als es bewegt.<br />

Am Jungen Theater bewegen uns derweil die Themen Krankheit und Tod – allerdings<br />

nicht in Form eines nachdenklichen Tableaus über eine Endzeitgesellschaft,<br />

sondern als leidenschaftliches Plädoyer für das Leben. Hier inszenierte<br />

Katharina Brankatsch die Szenenfolge „Superhero“ nach dem Roman von<br />

Anthony McCarten. Der junge Donald hadert mit Krebs und Chemo<strong>the</strong>rapie,<br />

und mit miesem T<strong>im</strong>ing. Einmal wenigstens möchte er Sex haben und nicht als<br />

männliche Jungfrau sterben. Deshalb schafft er sich einen Comic-Helden. Doch<br />

was dem schüchternen Youngster trotz cooler Sprüche nicht gelingt, bleibt<br />

auch seinem Comic-Helden verwehrt. Immerhin bewährt sich sein Miracle Man<br />

gegen die Immunattacken des fiesen Doktor Gummifinger.<br />

Die Comicsequenzen bilden ein Projektionsfeld für Dons Ängste und seine Verzweiflung.<br />

Irgendwann übernehmen die Comicfiguren die Bühnenh<strong>and</strong>lung und<br />

das Schauspielteam bringt all die grellen, frechen und großspurigen Reaktionen<br />

ins Spiel, an die sich Don mit dem Psychologen nur störrisch herantastet.<br />

Leben wollen und loslassen müssen, darum geht es. Im Stück selbst klingt an,<br />

dass es dafür liebevolle Gesten, Vertrauen und ein Gefühl der Selbstbest<strong>im</strong>m<strong>the</strong>it<br />

braucht.<br />

„Zauberberg“<br />

Deutsches Theater;<br />

Regie: Michael von zur Mühlen<br />

&<br />

„Superhero“<br />

Junges Theater;<br />

Regie: Katharina Brankatsch<br />

JT / Leon Schroeder<br />

B l a c k P o w e r<br />

Von Krähen lernen<br />

Thomas Schaefer<br />

Keinesfalls bin ich so esoterisch veranlagt wie meine alte Fahrlehrerin, die zwei<br />

Pudel besaß und davon überzeugt war, es h<strong>and</strong>le sich bei diesen um reinkarnierte<br />

buddhistische Mönche. Auch teile ich nicht die Auffassung, Tiere seien<br />

die besseren Menschen, wie sie der Wirt einer L<strong>and</strong>kneipe vertrat, in der<br />

ich mal verkehrte. Er hielt ein paar Schafe und hing der Theorie an, dass Schafe<br />

in grauer Vorzeit intelligenter waren als der Homo sapiens, so intelligent, dass<br />

sie begriffen, wie viel Ungemach Intelligenz gebirt, und die es deshalb vorzogen,<br />

ein schlicht-zufriedenes Schafsdasein vorzutäuschen. So falsch lägen sie ja<br />

nicht, die weisen Weidetiere. Dass Intelligenz zu nichts Gutem führt, beweisen<br />

ausgerechnet: Tiere, und zwar Krähen.<br />

Ich saß am Fenster der Pension, in der ich logiere,<br />

wenn ich mal in München bin, und schaute müßig<br />

in den Hinterhof. Ähnlich unterbeschäftigt war<br />

auch die Krähe, die auf dem Kuntstoffbalkondach<br />

des Hauses vis-à-vis herumtrippelte und den Hof visitierte.<br />

Dort öffnete sich eine Tür und ein Mensch<br />

betrat die Szene, um sein Fahrrad aufzuschließen.<br />

Was die Krähe aufmerksam verfolgte, um dann einen<br />

kleinen Stein mit dem Schnabel (womit sonst)<br />

aufzulesen, einen Kontrollblick in den Hof zu werfen<br />

und dann das Steinchen gezielt in die Tiefe fallen zu<br />

lassen. Nur knapp verfehlte es den Kopf des an seinem<br />

Rad hantierenden Münchenbürgers, der freilich<br />

den Aufprall mitbekam, den Blick hob, die über<br />

das Balkondach lugende Krähe ausmachte und unverzüglich<br />

begann, diese mit derbsten bayerischen<br />

Kraftausdrücken zu verfluchen. Umgehend öffneten<br />

sich hier und da Fenster, und die Münchner begannen<br />

ein<strong>and</strong>er wild zu besch<strong>im</strong>pfen, während die<br />

Krähe zufrieden ihre Schwingen ausbreitete und<br />

neuen Abenteuern entgegenflog. Denn zweifellos<br />

h<strong>and</strong>elte es sich um ein solches, einen gezielt angezettelten<br />

Streich. Dass Tiere Intelligenz entwickeln,<br />

um profane Überlebensstragien zu verfeinern (Nahrungserwerb,<br />

Revierverteidigung), ist klar. Dass Intelligenz<br />

eingesetzt wird, um Spaß zu haben, indem<br />

man <strong>and</strong>ere Lebewesen ärgert, lässt tief blicken.<br />

Entsprechend motiviert kaufte ich ein Buch des Verhaltensbiologen Josef H.<br />

Reichholf: „Rabenschwarze Intelligenz. Was wir von Krähen lernen können“. Ja,<br />

was? Krähenvögel verstecken gezielt Nüsse, die sie, <strong>im</strong> Gegensatz zum blöden<br />

Eichhörnchen, sogar wiederfinden. Sie leben monogam, was laut Reichholf ein<br />

Grund für den erfolgreichen Verlauf ihrer Evolution ist, gehen aber gelegentlich<br />

fremd, um ihr genetisches Gut breit zu streuen (und, so vermute ich, Spaß<br />

zu haben). Sie lügen, merken sich, welcher Mensch gut und welcher schlecht zu<br />

ihnen ist, und sie rächen sich einfallsreich an letzterem. DAS alles können wir<br />

von Krähen lernen, soso. Aber vielleicht war ja alles mal <strong>and</strong>ersrum, und es gab<br />

einst eine <strong>im</strong> Berufsfeld Verhaltensbiologie tätige Krähe, die einen Bestseller<br />

geschrieben hat: „ … Was wir von Menschen lernen können“. Buddhismus war<br />

offensichtlich nicht dabei.<br />

fehmi-baumbach.de<br />

26 Theater 27 Kolumne


F E B R U A R<br />

Sterne<br />

Ella Jaspers<br />

Wassermann Ein, zwei Holzpfeiler entfernt blieb nur ein schmales B<strong>and</strong> übrig.<br />

Es zog sich an der Hausw<strong>and</strong> deiner Ellen vorbei, griff auf die Speichen<br />

über, um wohlig verknotet zu werden. Nur die Walnüsse müssen kleiner.<br />

Fische Das Kl<strong>im</strong>a zieht Stück für Stück an den Ärmelbündchen. Es franst aus<br />

in Richtung Kälte, gefrierende Nässe, Tröpfchen für Tröpfchen ein Netz, auf<br />

dem zu balancieren sich lohnt, der Ausblick!<br />

Widder Du willst nichts davon hören, mal eine W<strong>and</strong>erung mitzumachen.<br />

Staubiges Stöhnen aus deiner Kehle. Angebraten räumt die Schneeraupe einen<br />

Weg durch die Salatbahn frei, am Ende kann sie fliegen, ein Flügel angesengt.<br />

Stier Die Berge überqueren mit dir. Die Stieleichen verschlingen ihre zarten<br />

Stämme mitein<strong>and</strong>er zu Flechtwerk, das den Weg bahnt. Im zerdrückten Thymian<br />

unter dem tiefen Weiß ruht der Sommer.<br />

Zwillinge Endlich jem<strong>and</strong>en treffen, der aus der selben Gegend kommt wie<br />

du. Die Hauptsache <strong>im</strong> Leben fehlt dir keineswegs. Du bekommst all die Hühner<br />

und Hähne und Stahlbetonbauten, die einen guten Weg umfassen sollten.<br />

Krebs In dieser Jagdgruppe springt dein Herz bis zum Hals. Das Pochen ein<br />

Vorschlaghammer, torpedierende Pressluft. Gestartet für die Aufklärung am<br />

Mittelmeer, zur Seite genommen für dich.<br />

Löwe Der hoch gehängte Korb, den du umkreist, zu treffen suchtest während<br />

der langen Etappe, ist nun dein. Der Überbiss fällt bei diesen Frequenzen besonders<br />

ins Auge. Seltsame Fremdheit.<br />

Jungfrau Leute vom Festl<strong>and</strong> kamen und bauten auf der Insel eine Fabrik.<br />

Zwischen den Werkstoren gehen <strong>and</strong>ere ein und aus. Keinerlei Rolle spielen die<br />

traditionellen Clubsounds, über den Dächern fällt ein Schnee aus Blüten.<br />

Waage Tschechien soll ein wunderbares L<strong>and</strong> sein, in dem verschiedenfarbige<br />

Fliesen die Waden der Menschen zieren. Laubengänge führen von Ohr zu<br />

Ohr, die Ranken ermöglichen die schönsten Gespräche in den obersten Stockwerken.<br />

Skorpion Einsturzgefährdet sollen diese breiten Balkongänge mittlerweile<br />

sein. Sie umlaufen das ganze Stockwerk, dein Bezirk ist berühmt dafür. Als du<br />

wieder hingehst, klopfst du dröhnend an und niem<strong>and</strong> macht dir auf.<br />

Schütze Die Wange am Koffer schluchzst du mit kreisenden Tönen, das Rinnsal<br />

zeichnet eine von Strömen durchmessene L<strong>and</strong>schaft in die Staubschicht.<br />

Helles Grün mit Tausenden Flamingos wird plötzlich sichtbar.<br />

Steinbock Unverhohlene Gebirge machen zu den Seiten Schatten. Der Grat<br />

irgendwo in den Wolken, dein Aufstieg ein salzig grollender Schlenker, der eine<br />

Salinenbelegschaft ehren würde. Zerlaufend und achtlos l<strong>and</strong>et etwas <strong>im</strong> Müll.<br />

28 Horoskope


5.2.<br />

20 00<br />

<strong>Dan</strong> <strong>Freeman</strong><br />

<strong>and</strong> <strong>the</strong><br />

<strong>Serious</strong><br />

Pools<br />

Apex<br />

Diva Lounge<br />

EinsB<br />

Exil<br />

Freihafen<br />

JT-Keller<br />

Musa<br />

Fr<br />

3.2.<br />

Moses W.<br />

Er Sie Ex 20.15<br />

Paulaner-Tag<br />

18.00<br />

Georgia Club<br />

Classic HipHop 23.00<br />

Headbangers Ballroom<br />

Metal-Nacht 22.00<br />

Black Wazabi<br />

C. Verde & Gunman 23.00<br />

Weekender<br />

Britpop & Madchester 23.00<br />

Power <strong>Dan</strong>ce<br />

DJ Martin 21.00<br />

Sa<br />

4.2.<br />

B.Keaton & B. Jentsch<br />

Seven Chances 20.15<br />

Frühstücksbuffet &<br />

Bundesliga 10.00 / 15.30<br />

E.T.<br />

3 Jahre Jubiläum 23.00<br />

The Spirit of Outpost<br />

Kultrock 22.00<br />

Mediziner-Party<br />

22.00<br />

La Boum<br />

Eighties mit Toto 23.00<br />

So<br />

5.2.<br />

Frühstücksbuffet &<br />

Tatort 10.30 / 20.15<br />

Tango-Salon<br />

20.00<br />

Nörgelbuff<br />

Gypsy Juice<br />

Balkan Beatz 22.00<br />

pools<br />

Friday Rhymes<br />

21.00<br />

Breakfast & Friends<br />

10.00<br />

<strong>Dan</strong> <strong>Freeman</strong><br />

Konzert 20.00<br />

6 Millionen<br />

Dollar Club<br />

Nuzzlefunk<br />

by Elnite 21.00<br />

It´s like that<br />

by D3f 21.00<br />

Tangente<br />

Funky Station<br />

Funk & Soul 23.00<br />

Depeche Mode-Party<br />

23.00<br />

Thanners<br />

Tag- & Nachtschänke<br />

13.00<br />

Tag- & Nachtschänke<br />

13.00<br />

Tag- & Nachtschänke<br />

14.00<br />

3.2.<br />

21 00 4.2.<br />

T-Keller (T)<br />

Kabale (K)<br />

Diverse<br />

Joseph Vogl<br />

20.00 LIT. ZENTRUM<br />

The Static Age u. a.<br />

Konzert 21.00 (T)<br />

Plattentechtonik<br />

23.00 CAPO BAR<br />

Tobias Lazzco<br />

Jazzst<strong>and</strong>ards 19.30 (K)<br />

Paul Maar<br />

20.00 LIT. ZENTRUM<br />

Modern Pets &<br />

Kollateral<br />

JuzI<br />

The Static Age<br />

T-Keller<br />

21 00<br />

Ach, „Five Finger Discount“ ist schon ein toller Hit:<br />

Zwischen Powerpop, Garagenrock und hochmelodischem<br />

Punk, wie ihn einst die Buzzcocks, Untertones<br />

oder die Angry Samoans spielten. Entsprechend<br />

hoch sind Energielevel und Geschwindigkeit<br />

der vielen weiteren kleinen Hits, die „Modern Pets“,<br />

das Debüt der in Berlin lebenden B<strong>and</strong> Modern<br />

Pets, aufzubieten weiß. Nicht annähernd so schön<br />

mitsingen lassen sich die Punkrock-Songs von Kollateral<br />

aus Niedersachsen. Was auch am Sänger liegt:<br />

Er grölt, grunzt und shoutet.<br />

Für eine DIY-B<strong>and</strong>, die sich vorzugsweise in Jugendzentren<br />

tummelt und autonomen Kellern herumtreibt,<br />

liefern The Static Age aus Vermont ein<br />

ziemlich softes Paket ab. Seit gut zehn Jahren<br />

schrammelt sich unser Quartett melodramatisch<br />

nach links, mit durchaus anrührenden Songs, die an<br />

ungebreakte Moving Targets oder an den guten alten<br />

Solo-Bob-Mould erinnern. Kann man schon so<br />

machen. Alleinstellungsmerkmale kennt diese Sorte<br />

College-Rock nicht so viele. Weitere Gäste: Smile<br />

<strong>and</strong> Burn & All Aboard.<br />

30<br />

PONY Express


Mo<br />

6.2.<br />

Di<br />

7.2.<br />

Mi<br />

8.2.<br />

Do<br />

9.2.<br />

Fr<br />

10.2.<br />

Sa<br />

11.2.<br />

So<br />

12.2.<br />

Apex<br />

Bloodgroup<br />

Konzert 20.30<br />

Händel-Talk I<br />

20.15<br />

Markus Segschneider<br />

Konzert 20.15<br />

Stephan Bauer<br />

Kabarett 20.15<br />

Vom kleinen Maulwurf<br />

Stille Hunde 16.00<br />

Diva Lounge<br />

Lounge<br />

15.00<br />

Lounge<br />

15.00<br />

Whiskey-Probier-Tag<br />

20.00<br />

Paulaner-Tag<br />

18.00<br />

Frühstücksbuffet &<br />

Bundesliga 10.00 / 15.30<br />

Frühstücksbuffet &<br />

Tatort 10.30 / 20.15<br />

EinsB<br />

Exil<br />

Freihafen<br />

JT-Keller<br />

Musa<br />

Nörgelbuff<br />

pools<br />

6 Millionen<br />

Dollar Club<br />

Tangente<br />

Thanners<br />

T-Keller (T)<br />

Kabale (K)<br />

Diverse<br />

Salsa-Kneipe<br />

20.30<br />

NB-Houseb<strong>and</strong><br />

Funk, Soul & Blues 21.30<br />

Kallelujah<br />

10.00<br />

Tag- & Nachtschänke<br />

Warsteiner-Stunde 14.00<br />

Pasta-Tag<br />

16.00 (K)<br />

Rowohlt & Jurjew<br />

20.00 JUNGES THEATER<br />

Tannenzäpfle-Dienstag<br />

21.00<br />

Jack Out ...<br />

Jack <strong>Dan</strong>iels-Special 21.00<br />

Tag- & Nachtschänke<br />

Kölsch-Stunde 14.00<br />

Frauenlesbentra-<br />

Kneipe 20.30 (K)<br />

Student‘s Night<br />

20.00 IRISH PUB<br />

Wild‘n Weiz‘n<br />

22.00<br />

Salsa en Sótano<br />

Salsa & Latin 22.00<br />

Starlights & Musik<br />

21.00<br />

Jäger & Sammler<br />

Astra -Special 21.00<br />

Wishes<br />

23.00<br />

Weizen-Tag<br />

14.00<br />

Nacht d. Studenten<br />

21.00 ALPENMAX<br />

Volltanz-Party<br />

23.00<br />

Unsere kleine B<strong>and</strong><br />

Konzert 20.00<br />

Anatomie-Abschlussparty<br />

22.00<br />

Manic Thursday<br />

21.00<br />

Sekt <strong>and</strong> <strong>the</strong> City<br />

Sekt-Special 21.00<br />

Tag- & Nachtschänke<br />

Jever-Stunde 14.00<br />

Fass-Tag<br />

18.00 (K)<br />

Yann & Beatrix<br />

20.15 ThOP<br />

Mixtape<br />

Sexy S<strong>and</strong>er 23.00<br />

Nacht der Schatten<br />

Dark Rock & Wave 22.00<br />

Kissenschlacht<br />

M.A.A.M. 23.00<br />

Vollmondparty<br />

Extremtanzbar 23.00<br />

Rock gegen Rheuma<br />

DJ Albi 21.00<br />

Scherbekontrabass<br />

Konzert 21.00<br />

Friday Rhymes<br />

21.00<br />

Shut <strong>the</strong> Funk up<br />

by Funky G-Had 21.00<br />

Zartbitter-Party<br />

Indie & Emo 23.00<br />

Tag- & Nachtschänke<br />

13.00<br />

Milonga<br />

Tango Argentino 21.00 (K)<br />

Rap-City<br />

23.00 CAPO BAR<br />

Die Wahrheit über<br />

Frankie<br />

Deutsches Theater<br />

Rumble in <strong>the</strong> Jungle<br />

Rockabilly & Ska 23.00<br />

The Spirit of Outpost<br />

Kultrock 22.00<br />

t.b.c.<br />

23.00<br />

Cry Baby Club<br />

Dj Bionique 23.00<br />

World-Beat-Party<br />

DJ Roy & Luis 21.00<br />

Martin <strong>and</strong> James<br />

Konzert 21.00<br />

Breakfast & Friends<br />

10.00<br />

Gr<strong>and</strong> Slam<br />

by Coin Op 21.00<br />

Strickly 90ies<br />

Eurodance & Pop 23.00<br />

Tag- & Nachtschänke<br />

13.00<br />

Sausa Ritmo<br />

22.00 SAUSALITOS<br />

Tango-Salon<br />

20.00<br />

Winter-Tales<br />

10.00<br />

Tag- & Nachtschänke<br />

14.00<br />

Breakfast-Club<br />

10.00 (K)<br />

Brainstorm<br />

20.15 ThOP<br />

Mixtape ist <strong>im</strong> EinsB das Synonym für anything goes – will sagen, auf<br />

die Plattenteller kommt alles, was tanzbar ist und gleichzeitig vielen gefällt:<br />

HipHop, Mainstream-Charts und jene Sorte von Klassikern, die<br />

man noch nach zehn Jahren spontan mitsingen kann, auch wenn sie einem<br />

zuhause niemals in die Anlage käme. Dieses Konzept mag nicht<br />

dazu taugen, eine Szene-Identität zu pflegen, aber in Kombination mit<br />

dem einen oder <strong>and</strong>eren Longdrink verw<strong>and</strong>elt es noch jeden verstreuten<br />

Haufen Nachtbummler in eine tobende Partyposse. Rock on!<br />

33<br />

9.2.<br />

Bloodgroup<br />

Apex<br />

In der isländischen He<strong>im</strong>at sind<br />

sie weltberühmt! Fehlt noch der<br />

Klacks von Weltrest, dann geht’s<br />

hinaus ins All, Außerirdische bezaubern.<br />

Okay, kochen wir ein wenig<br />

runter. Tatsächlich haben sich<br />

Bloodgroup einen veritablen Live-<br />

Ruf erspielt. Ihre Show hat Atmosphäre,<br />

bewegt Hintern und Gemüter.<br />

Verglichen werden sie<br />

sowohl mit den freundlichen Elektropoppern<br />

von FM Belfast als<br />

auch mit der begabten Spitzhütchenträgerin<br />

Karin Dreijer Andersson<br />

von Fever Ray. St<strong>im</strong>mt irgendwie<br />

beides – nicht. Hannes Smith<br />

aus Germany macht den Support.<br />

8.2.<br />

20 30<br />

20 00 10.2.<br />

23 00<br />

RSV Göttingen 05 vs.<br />

Lüneburger Sport-Klub Hansa<br />

12.2., 14 Uhr, Jahnstadion<br />

Wäre die Geschichte nicht so oder so ähnlich in Engl<strong>and</strong> passiert,<br />

könnte man beruhigt abwinken und das beklemmende Spielchen, mit<br />

dem ein Mann, Frankie, drei Studierende unvernünftig, abhängig und<br />

willenlos macht, vergessen. Tina Uebels Roman „Die Wahrheit über<br />

Frankie“ spielt mit der Verführbarkeit, mit Abhängigkeiten, völliger<br />

Hingabe, der Macht und Ohnmacht von Vertrauen. Im Deutschen Theater<br />

bringen ihn Johannes Nehlsen und Christopher Weiß <strong>im</strong> Jungen<br />

Schauspiel zur Uraufführung.<br />

Mixtape<br />

EinsB


Mo<br />

13.2.<br />

Di<br />

14.2.<br />

Mi<br />

15.2.<br />

Do<br />

16.2.<br />

Fr<br />

17.2.<br />

Sa<br />

18.2.<br />

So<br />

19.2.<br />

Apex<br />

Compagnia Buffo<br />

Theater 20.15<br />

Compagnia Buffo<br />

Theater 20.15<br />

Compagnia Buffo<br />

Theater 20.15<br />

Filippa Gojo Quartett<br />

Konzert 20.15<br />

Axel Pätz<br />

Kabarett 20.15<br />

Diva Lounge<br />

Lounge<br />

15.00<br />

Lounge<br />

15.00<br />

Whiskey-Probier-Tag<br />

20.00<br />

Paulaner-Tag<br />

18.00<br />

Frühstücksbuffet &<br />

Bundesliga 10.00 / 15.30<br />

Frühstücksbuffet &<br />

Tatort 10.30 / 20.15<br />

EinsB<br />

Exil<br />

Freihafen<br />

JT-Keller<br />

Musa<br />

Nörgelbuff<br />

pools<br />

6 Millionen<br />

Dollar Club<br />

Tangente<br />

Thanners<br />

T-Keller (T)<br />

Kabale (K)<br />

Diverse<br />

Salsa-Kneipe<br />

20.30<br />

Querbeat B<strong>and</strong>session<br />

21.30<br />

Kallelujah<br />

10.00<br />

Tag- & Nachtschänke<br />

Warsteiner-Stunde 14.00<br />

Pasta-Tag<br />

16.00 (K)<br />

Justin Sullivan<br />

Konzert 21.00<br />

Tannenzäpfle-Dienstag<br />

21.00<br />

Jack Out ...<br />

Jack <strong>Dan</strong>iels-Special 21.00<br />

Tag- & Nachtschänke<br />

Kölsch-Stunde 14.00<br />

Frauenlesbentra-<br />

Kneipe 20.30 (K)<br />

Student‘s Night<br />

20.00 IRISH PUB<br />

Wild‘n Weiz‘n<br />

22.00<br />

Salsa en Sótano<br />

Salsa & Latin 22.00<br />

Starlights & Musik<br />

21.00<br />

Jäger & Sammler<br />

Astra-Special 21.00<br />

Wishes<br />

23.00<br />

Weizen-Tag<br />

14.00<br />

Rafik Schami<br />

21.00 JUNGES THEATER<br />

Blues´n Boogie Küche<br />

Konzert 21.00<br />

U.K. Subs & TV Smith<br />

Konzert 21.30<br />

Manic Thursday<br />

21.00<br />

Sekt <strong>and</strong> <strong>the</strong> City<br />

Sekt-Special 21.00<br />

Tag- & Nachtschänke<br />

Jever-Stunde 14.00<br />

Fass-Tag<br />

18.00 (K)<br />

19.02.<strong>2012</strong><br />

17:00 Uhr<br />

Stadthalle<br />

Göttingen<br />

Vorverkauf: Göttinger Tageblatt, Tourist-Info Altes Rathaus,<br />

BLICK Ticket Service, Deutsches Theater, www.kunst-ev.de<br />

Justin<br />

Sullivan<br />

Musa<br />

14.2.<br />

Hm, dieser Rafik Schami kann wirklich alles. Nicht nur, dass er 1946 in Damaskus<br />

geboren wurde und uns mithin über Syrien aufzuklären vermag.<br />

Der Mann ist außerdem Doktor der Chemie, leidenschaftlicher Befürworter<br />

der Aussöhnung zwischen Israelis und Palästinensern und äußerst<br />

beliebt be<strong>im</strong> deutschen Lesepublikum. Er kennt das Leben und hat auf<br />

Baustellen malocht. Sonst noch was? Aber ja! Schami verfasst auch bezaubernde<br />

Kinderbücher und kann pr<strong>im</strong>a daraus vorlesen. Und genau<br />

das wird er tun, wenn er sein Buch „Das Herz der Puppe“ präsentiert.<br />

35<br />

King Kong Kicks<br />

Guitar Pop 23.00<br />

Classic Rocknacht<br />

22.00<br />

Sabor Latino<br />

Latin Rock 23.00<br />

Blockparty<br />

Slicktec & Ill O. 23.00<br />

Power <strong>Dan</strong>ce<br />

DJ Martin 21.00<br />

Blakvise<br />

Konzert 21.00<br />

Friday Rhymes<br />

21.00<br />

80s Fusion<br />

by Djane Viper M 21.00<br />

Ballroom Blitz<br />

80s <strong>and</strong> more 23.00<br />

Tag- & Nachtschänke<br />

13.00<br />

Ping Pong Porno<br />

23.00 CAPO BAR<br />

Kill your Idols<br />

90s Trash 23.00<br />

Boppin‘ B<br />

Konzert 20.00<br />

Kill your Idols<br />

90s Trash 23.00<br />

Jukebox Explosion<br />

Indie & Bastard 23.00<br />

BRelaxed<br />

Konzert 21.30<br />

Breakfast & Friends<br />

10.00<br />

Phonylicious<br />

by Frank Phony 21.00<br />

Hossa-Schlagerparty<br />

23.00<br />

Tag- & Nachtschänke<br />

13.00<br />

Morton <strong>the</strong> Driver<br />

Konzert 21.00 (T)<br />

Funkaholica<br />

23.00 CAPO BAR<br />

Tango-Salon<br />

20.00<br />

Brainstorm<br />

ThOP<br />

Endlich mal ein Zauberkünstler in<br />

Göttingen! Dieses Genre kommt<br />

in der Universitätsstadt wirklich<br />

ein bisschen zu kurz. Nun traut<br />

sich aber einer, und das <strong>im</strong> ThOP.<br />

„Ganz locker, ohne Bedenken und<br />

spontan!“ fordert Florian Beyer<br />

sein Publikum zu sein auf, dann<br />

dürfen alle „ganz locker, ohne Bedenken<br />

und spontan!“ selbst mitmachen<br />

und erfahren, dass sich<br />

ihr Gehirn mentalen Täuschungen<br />

„ganz locker, ohne Bedenken<br />

und spontan!“ gerne hingibt. Das<br />

kann doch nur magisch werden.<br />

12.2.<br />

20 15<br />

21 00 15.2.<br />

20 00<br />

Winter-Tales<br />

10.00<br />

Tag- & Nachtschänke<br />

14.00<br />

Tobias Lazzco<br />

Jazzst<strong>and</strong>ards 19.30 (K)<br />

Kunst-Gala<br />

17.00 STADTHALLE<br />

RSV Göttingen 05 vs.<br />

TSV Ottersberg<br />

26.2., 14 Uhr, Jahnstadion<br />

Vor 15 oder 20 Jahren hätte die britische Indieb<strong>and</strong> New Model Army<br />

in Göttingen wohl locker die Stadthalle gefüllt – in der alternativen<br />

Szene waren die Jungs schwer angesagt, und Hits wie „51st State“<br />

oder „Vagabonds“ fehlten auf keiner Studentenparty. Obwohl nach<br />

wie vor äußerst produktiv, ist es inzwischen ruhiger geworden um<br />

New Model Army; und wenn ihr Frontmann Justin Sullivan Akustikversionen<br />

aus 30 Jahren B<strong>and</strong>geschichte präsentiert, ist das in erster Linie<br />

ein nostalgisches Ereignis. Trotzdem schön.<br />

Rafik Schami<br />

Junges Theater


Mo<br />

20.2.<br />

Di<br />

21.2.<br />

Mi<br />

22.2.<br />

Do<br />

23.2.<br />

Fr<br />

24.2.<br />

Sa<br />

25.2.<br />

So<br />

26.2.<br />

Apex<br />

Long Voyage<br />

Konzert 20.30<br />

Weihnachtsgeschichte<br />

Stille Hunde 20.15<br />

Der Fall Vanunu<br />

Stille Hunde 20.15<br />

JazzSession<br />

Konzert 20.15<br />

Figuren<strong>the</strong>atertage<br />

Ein Märchen 18.00<br />

Maria Vollmer<br />

Kabarett 20.15<br />

Kl. Raupe N<strong>im</strong>mersatt<br />

Stille Hunde 16.00<br />

Diva Lounge<br />

Lounge<br />

15.00<br />

Lounge<br />

15.00<br />

Whiskey-Probier-Tag<br />

20.00<br />

Paulaner-Tag<br />

18.00<br />

Frühstücksbuffet &<br />

Bundesliga 10.00 / 15.30<br />

Frühstücksbuffet &<br />

Tatort 10.30 / 20.15<br />

EinsB<br />

Exil<br />

Freihafen<br />

JT-Keller<br />

Musa<br />

Nörgelbuff<br />

pools<br />

6 Millionen<br />

Dollar Club<br />

Tangente<br />

Thanners<br />

T-Keller (T)<br />

Kabale (K)<br />

Diverse<br />

Fasching meets<br />

Karneval 23.00<br />

Salsa-Kneipe<br />

20.30<br />

NB-Houseb<strong>and</strong><br />

Funk, Soul & Blues 21.30<br />

Kallelujah<br />

10.00<br />

Tag- & Nachtschänke<br />

Warsteiner-Stunde 14.00<br />

Pasta-Tag<br />

16.00 (K)<br />

Improsant<br />

Impro<strong>the</strong>ater 20.30<br />

Tannenzäpfle-Dienstag<br />

21.00<br />

Jack Out ...<br />

Jack <strong>Dan</strong>iels-Special 21.00<br />

Tag- & Nachtschänke<br />

Kölsch-Stunde 14.00<br />

Frauenlesbentra-<br />

Kneipe 20.30 (K)<br />

Student´s Night<br />

20.00 IRISH PUB<br />

Wild‘n Weiz‘n<br />

22.00<br />

Salsa en Sótano<br />

Salsa & Latin 22.00<br />

Starlights & Musik<br />

21.00<br />

Jäger & Sammler<br />

Astra -Special 21.00<br />

Wishes<br />

23.00<br />

Weizen-Tag<br />

14.00<br />

Nacht d. Studenten<br />

21.00 ALPENMAX<br />

Alpha Academy<br />

Konzert 20.00<br />

Week of Decay<br />

Konzert 21.30<br />

Manic Thursday<br />

21.00<br />

Sekt <strong>and</strong> <strong>the</strong> City<br />

Sekt-Special 21.00<br />

Tag- & Nachtschänke<br />

Jever-Stunde 14.00<br />

Fass-Tag<br />

18.00 (K)<br />

Blockparty<br />

JT-Keller<br />

17.2.<br />

Jedes Jahr ist es irgendwie gleich und dann doch wieder ganz <strong>and</strong>ers.<br />

Manche Dinge sind wirklich super, einige könnten weggelassen<br />

werden bei der alljährlichen Kunst-Gala. <strong>Dan</strong>n hätten die interessanten<br />

Dinge mehr Platz und vielleicht auch mehr Zeit. Immerhin<br />

kann man sich 300 Künstlerinnen und Künstler an einem Abend anschauen,<br />

in vielen Auftritten, das ist für einen guten Selbstzweck.<br />

Wenn man gerade neu in Göttingen ist, weiß man hinterher gleich,<br />

wovon man mehr sehen möchte – und wovon nicht.<br />

37<br />

I Love 00s<br />

Bionique 23.00<br />

Klangwelt<br />

DJ Take One 22.00<br />

Ohrmuschel Rauschen<br />

23.00<br />

Voodoo Bee<br />

Ragga & <strong>Dan</strong>cehall 23.00<br />

Rock gegen Rheuma<br />

DJ Albi 21.00<br />

Friday Rhymes<br />

21.00<br />

Sureshots<br />

by Turntable Twins 21.00<br />

Hard aber Herzlich<br />

23.00<br />

Tag- & Nachtschänke<br />

13.00<br />

Beat Therapy<br />

23.00 CAPO BAR<br />

PARSH<br />

23.00<br />

The Spirit of Outpost<br />

Kultrock 22.00<br />

Famous<br />

Gay-Party 23.00<br />

Black Shampoo<br />

Funk & Soul 23.00<br />

KlezPo<br />

Konzert 20.15<br />

Tangarine<br />

Konzert 20.00<br />

Bicki Bash´s<br />

Beat Bomb 21.00<br />

Just 00s<br />

23.00<br />

Tag- & Nachtschänke<br />

13.00<br />

Sausa Ritmo<br />

22.00 SAUSALITOS<br />

Tango-Salon<br />

20.00<br />

Acrobat Readers<br />

Offene Lesebühne 20.00<br />

TV Smith & U.K.<br />

Subs<br />

Musa<br />

Eigentlich ist TV Smith die „Vorgruppe“.<br />

Weil er aber der interessantere<br />

Act ist, erst ein paar Worte<br />

zum Ex-Sänger der großen The Adverts,<br />

denen wir den Knaller „Gary<br />

Gilmore‘s Eyes“ verdanken. Obwohl<br />

TV Smith heute softer aufspielt,<br />

die Dringlichkeit der Adverts<br />

hört man noch raus. Die U.K. Subs,<br />

1976 als eine der ersten englischen<br />

Punkb<strong>and</strong>s gegründet, waren stets<br />

eine Spur prolliger. Als Punk tot<br />

war, exper<strong>im</strong>entierten sie gar mit<br />

Hardrock und Heavy Metal. Was sie<br />

heute bieten? Hingehen, anschauen,<br />

sind schließlich Legenden.<br />

16.2.<br />

21 30<br />

23 00 19.2.<br />

17 00<br />

Winter-Tales<br />

10.00<br />

Tag- & Nachtschänke<br />

14.00<br />

Breakfast-Club<br />

10.00 (K)<br />

Meine Straße, mein Ghetto, mein Block! Blockparty mit Block-DJ Ill<br />

O., zwar nicht gerade Block S7 Ahrensfelde / Marzahn, aber doch<br />

Hospitalstraße / KAZ-Platz. Die Leute aus Block Lotze könne auch<br />

kommen, ebenso die Gang von Geismarl<strong>and</strong> / Neuwohnen. Mein<br />

Block, dein Block. Blocker dir einen. Block kariert, liniert. Straßenzüge<br />

<strong>im</strong> Block. Ich block dir was. Hast Du Block? Blockwarte blockieren.<br />

Blockhäuser bauen. Mach mit. Komm zur Blockparty in deinem Block.<br />

Kunst-Gala<br />

Stadthalle


Mo<br />

27.2.<br />

Di<br />

28.2.<br />

Mi<br />

1.3.<br />

Do<br />

2.3.<br />

Fr<br />

3.3.<br />

Sa<br />

4.3.<br />

So<br />

5.3.<br />

Apex<br />

Sophie Scholl<br />

Stille Hunde 20.15<br />

Diva Lounge<br />

Lounge<br />

15.00<br />

Lounge<br />

15.00<br />

Whiskey-Probier-Tag<br />

20.00<br />

Paulaner-Tag<br />

18.00<br />

Frühstücksbuffet &<br />

Bundesliga 10.00 / 15.30<br />

Frühstücksbuffet &<br />

Tatort 10.30 / 20.15<br />

EinsB<br />

Exil<br />

Wild‘n Weiz‘n<br />

22.00<br />

Rock Jukebox<br />

22.00<br />

Club Moustache<br />

Electro & House 23.00<br />

Headbangers Ballroom<br />

Metal-Nacht 22.00<br />

Georgia Club<br />

Classic HipHop 23.00<br />

The Spirit of Outpost<br />

Kultrock 22.00<br />

t.b.c.<br />

23.00<br />

25.2.<br />

23 00<br />

Famous<br />

Freihafen<br />

Freihafen<br />

JT-Keller<br />

Musa<br />

Nörgelbuff<br />

pools<br />

6 Millionen<br />

Dollar Club<br />

Tangente<br />

Thanners<br />

Salsa-Kneipe<br />

20.30<br />

Spielstunde<br />

Open-Stage 21.30<br />

Kallelujah<br />

10.00<br />

Dollar-Lounge<br />

21.00<br />

Tag- & Nachtschänke<br />

Warsteiner-Stunde 14.00<br />

Tannenzäpfle-Dienstag<br />

21.00<br />

Geschlossen<br />

Tag- & Nachtschänke<br />

Kölsch-Stunde 14.00<br />

Salsa en Sótano<br />

Salsa & Latin 22.00<br />

Jahrome<br />

Konzert 20.00<br />

Jäger & Sammler<br />

Astra -Special 21.00<br />

Wishes<br />

23.00<br />

Weizen-Tag<br />

14.00<br />

Manic Thursday<br />

21.00<br />

Sekt <strong>and</strong> <strong>the</strong> City<br />

Sekt-Special 21.00<br />

Tag- & Nachtschänke<br />

Jever-Stunde 14.00<br />

t.b.c.<br />

23.00<br />

Weekender<br />

Britpop & Madchester 23.00<br />

Friday Rhymes<br />

21.00<br />

Steve Austin Lounge<br />

21.00<br />

Funky Station<br />

Funk & Soul 23.00<br />

Tag- & Nachtschänke<br />

13.00<br />

t.b.c.<br />

23.00<br />

La Boum<br />

Eighties mit Toto 23.00<br />

Power <strong>Dan</strong>ce<br />

DJ Martin 21.00<br />

Breakfast & Friends<br />

10.00<br />

Depeche-Mode-Party<br />

23.00<br />

Tag- & Nachtschänke<br />

13.00<br />

Tango-Salon<br />

20.00<br />

Winter-Tales<br />

10.00<br />

Tag- & Nachtschänke<br />

14.00<br />

Nicht nur bei ihren Kulturtagen<br />

zelebriert sich die Göttinger<br />

Schwulen- und Lesben-Szene<br />

als öffentliche Veranstaltung,<br />

sondern auch zwischendrin. Etwa<br />

mit der neuen Partyreihe „Famous“,<br />

die <strong>im</strong> Freihafen stattfindet<br />

und mit „einem leicht erotischen<br />

Touch“ wirbt. Dafür sind<br />

die Drag-Queen Patsy Baker und<br />

eine Truppe von C<strong>and</strong>y Boys zuständig,<br />

die die ersten 150 Gäste<br />

mit freien Schnäpsen und Süßigkeiten<br />

ausstatten. Am Plattenteller<br />

steht DJ <strong>Dan</strong>ny Bee und sorgt<br />

mit House, <strong>Dan</strong>ce und Charts für<br />

tanzbare Akustik.<br />

T-Keller (T)<br />

Kabale (K)<br />

Pasta-Tag<br />

16.00 (K)<br />

Frauenlesbentra-<br />

Kneipe 20.30 (K)<br />

Fass-Tag<br />

18.00 (K)<br />

Breakfast-Club<br />

10.00 (K)<br />

Diverse<br />

Student´s Night<br />

20.00 IRISH PUB<br />

Nacht d. Studenten<br />

21.00 ALPENMAX<br />

Acrobat<br />

Readers<br />

Nörgelbuff<br />

26.2.<br />

„Memento mori“ heißt das neue Album des Hamburger Musikers<br />

Jahrome. Nanu – ein Mann, der <strong>im</strong> zarten Alter von 25 schon des<br />

Todes eingedenk ist? Scheint ja ein recht nachdenklicher Bursche<br />

zu sein, der Jahrome. Im Video fährt er auf seinem Drahtesel umher,<br />

kilometerweit nur er, sein Bart und der Deich. Und dann taucht<br />

<strong>im</strong> Bild plötzlich Peter Froese auf, ein 72-jähriger Bluessänger und<br />

Kupferstecher, der das Cover entworfen haben soll. Na, und die<br />

Musik? HipHop mit Seebrise und einer großen Prise Weisheit.<br />

39<br />

Die feministische Alternative zum derzeitigen Rummel um den großen<br />

Fritz heißt Ninia LaGr<strong>and</strong>e. Ninia ist weder eine mutierte Schildkröte<br />

noch ist sie besonders groß (1,43 Meter bei der letzten Messung).<br />

Doch dafür ist sie quirlig wie Hölle und außerdem eine pr<strong>im</strong>a<br />

Bloggerin. Inspiration zieht sie mit Vorliebe aus ihren Zugfahrten zwischen<br />

Göttingen und Hannover, wo sie dem Volk aufs Maul schaut –<br />

vielleicht haben Sie ja mal neben ihr gesessen. Ins Nörgelbuff lädt Ninia<br />

nun begnadete Poetinnen und Poeten ein. Zu denen gehören Sie<br />

doch auch, oder?<br />

20 00 1.3.<br />

Jahrome<br />

pools<br />

20 00


Apex<br />

Mo<br />

6.3.<br />

Di<br />

7.3.<br />

Mi<br />

8.3.<br />

Herausgeber<br />

pony.medien, T<strong>im</strong> Kießling<br />

Hospitalstraße 35 / 37073 Göttingen<br />

Kontakt<br />

Tel.: +49 (0) 551 - 99 51 430<br />

info@readmypony.com<br />

Diva Lounge<br />

EinsB<br />

Lounge<br />

15.00<br />

Lounge<br />

15.00<br />

Geschäftsführung<br />

T<strong>im</strong> Kießling<br />

Chefredaktion<br />

Michael Saager (V.i.S.d.P.)<br />

saager@readmypony.com<br />

Exil<br />

Wild‘n Weiz‘n<br />

22.00<br />

Redaktion<br />

Kerstin Cornils, Jan Langehein,<br />

Henning Lisson, Tina Lüers<br />

Freihafen<br />

Gestaltung<br />

Ronald Weller<br />

JT-Keller<br />

Musa<br />

Salsa-Kneipe<br />

20.30<br />

Mitarbeit Florian Brauer, Christoph<br />

Braun, Lars Brinkmann, Andreas Busche,<br />

Tina Fibiger, Carsten Happe, Ella Jasper,<br />

Ulrich Kriest, Benjamin Laufer, Thomas<br />

Schaefer, Markus von Schwerin<br />

Nörgelbuff<br />

pools<br />

6 Millionen<br />

Dollar Club<br />

Tangente<br />

Thanners<br />

T-Keller (T)<br />

Kabale (K)<br />

NB-Houseb<strong>and</strong><br />

Funk, Soul & Blues 21.30<br />

Kallelujah<br />

10.00<br />

Tag- & Nachtschänke<br />

Warsteiner-Stunde 14.00<br />

Pasta-Tag<br />

16.00 (K)<br />

Tannenzäpfle-Dienstag<br />

21.00<br />

Jack Out …<br />

Jack <strong>Dan</strong>iels-Special 21.00<br />

Tag- & Nachtschänke<br />

Kölsch-Stunde 14.00<br />

Frauenlesbentra-<br />

Kneipe 20.30 (K)<br />

Salsa en Sótano<br />

Salsa & Latin 22.00<br />

Starlights & Musik<br />

21.00<br />

Jäger & Sammler<br />

Astra -Special 21.00<br />

Wishes<br />

23.00<br />

Weizen-Tag<br />

14.00<br />

Fotos / Illustration Fehmi Baumbach,<br />

Clemens Eulig, Stephanie Kiwitt, Root Leeb,<br />

Yura Okamoto, Drshba Pankow, Alamode<br />

<strong>Film</strong>, Ascot Elite, Edition Büchergilde,<br />

Reprodukt, Solaris Empire, Suhrkamp Verlag<br />

Berlin, Universum <strong>Film</strong>, Valve<br />

Cover © <strong>Dan</strong> <strong>Freeman</strong>/ Solaris Empire<br />

Anzeigen Michaela Bang,<br />

Frank Stietenroth<br />

Druck Grafische Werkstatt<br />

von 1980 GmbH<br />

Die Meinungen in den veröffentlichten Texten geben<br />

nicht unbedingt die Meinung des Herausgebers<br />

wieder.<br />

Diverse<br />

Student’s Night<br />

20.00 IRISH PUB<br />

Nacht d. Studenten<br />

21.00 ALPENMAX


U n t e r s t ü t z t v o n<br />

PONYHOF<br />

Soso. Der Verbraucher ist schuld, wenn die Schnäppchen-Silikonbrüste<br />

explodieren (oder Lana del Reys Lippen) und das Billig-Hühnerfleisch<br />

mit einer garstigen Überraschung namens Krebs aufwartet. Denn dem<br />

Verbraucher, so sieht es die „Süddeutsche Zeitung“, scheint fast alles<br />

schnuppe. Hauptsache, die Ware ist billig. Nun ist die Welt bekanntlich<br />

eine komplexe Angelegenheit. Man muss sie deshalb nicht völlig verstehen.<br />

Dass Bedürfnisse nach besonders billiger Ware zum einen vom<br />

Markt und der angeschlossenen Werbeindustrie erst erzeugt werden<br />

und der Hartz-IV-Empfänger, zum <strong>and</strong>eren, gut daran tut, auf den je<br />

günstigsten Preis zu achten, kann man da schon mal übersehen.<br />

Wo wir gerade vom Medium Geld bzw. vom System Kapitalismus sprechen<br />

– definitiv eine Empfehlung wert ist eine Veranstaltung am 3. Februar<br />

um 20 Uhr <strong>im</strong> Lit. Zentrum: Dort diskutiert der Kulturwissenschaftler<br />

Joseph Vogl über „Das Gespenst des Kapitals“ . Und vorn bei uns <strong>im</strong><br />

aktuellen Heft unterstellt Rezensent Jan Langehein Vogl zwar keine Furcht<br />

vor Gespenstern, attestiert ihm aber eine gewisse Neigung zum Zurückschrecken<br />

– nämlich vor den Konsequenzen seiner eigenen, durchaus luziden<br />

Analyse der Verhältnisse, die Vogl dann lieber doch nicht ziehe.<br />

Nicht auszudenken, wenn es mit der übermächtigen Großveranstaltung<br />

Kapitalismus ein Ende hätte. <strong>Dan</strong>n könnten Arbeitgeber und Arbeitnehmer<br />

des Göttinger Gastronomiegewerbes ein<strong>and</strong>er wieder<br />

richtig lieb haben. Denn in diesem Fall würden die neuen Mindestlöhne<br />

von 7,94 Euro (die mancher Wirt zähneknirschend zahlt, ein <strong>and</strong>erer<br />

trotz einschlägiger Gesetzesbest<strong>im</strong>mungen offensichtlich nicht)<br />

die so unterschiedlich betroffenen Angestellten und Wirte nicht noch<br />

weiter entzweien. Schließlich wäre diese Sorte Opposition dann obsolet.<br />

Okay, streng genommen könnten sich die Betreffenden in dieser<br />

dann möglicherweise besseren Welt gerade nicht wieder lieb haben –<br />

zumindest nicht als Agenten unvereinbarer Gegensätze, die es ja nicht<br />

mehr gäbe. Aber genug der albernen Spitzfindigkeiten.<br />

Um Geld geht es schließlich auch hier: Wie so oft ist es der Mangel des<br />

beliebten Zahlungsmittels, der der raschen Umsetzung des Göttinger<br />

Projektes Kunstquartier (KuQua) anscheinend <strong>im</strong> Wege steht. Seit<br />

2008 war geplant, das ganze Viertel rund um den Steidl-Verlag in der<br />

Düsteren Straße zu einem Künstlerviertel umzubauen. Zwar wird das<br />

an den Steidl-Verlag angrenzende Günter-Grass-Haus gebaut, was zumindest<br />

zwei Personen freuen sollte – Gerhard Steidl und seinen Lieblingsschriftsteller<br />

Grass, den SS-vergessenen Mahner der Gegenwart<br />

und Autoren eines wichtigen Romans. Jedoch, so haben wir unsere investigativen<br />

Kollegen vom „Extra Tip“ verst<strong>and</strong>en, scheint die Stadt<br />

Göttingen derzeit gerade nicht – <strong>and</strong>ers als Dagobert Duck – in Geld<br />

zu schw<strong>im</strong>men. Es gebe Finanzierungsvorbehalte bei der Umsetzung,<br />

heißt es. Gebaut wird, <strong>and</strong>ers gesagt, insbesondere auf den langen<br />

Atem derjenigen, die es ein bisschen eiliger haben. Kleiner Tipp: Lesen<br />

Sie doch mal wieder ein schönes dickes Buch. Das beruhigt.<br />

42


www.bloomtech.de Königsstieg 94a 37081 Göttingen Tel: 0551 5007700

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