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SEPTEMBER 2013 Prince Avalanche Almut Klotz Paperboy ... - Pony

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86<br />

<strong>SEPTEMBER</strong><br />

<strong>2013</strong><br />

<strong>Prince</strong> <strong>Avalanche</strong><br />

<strong>Almut</strong> <strong>Klotz</strong><br />

<strong>Paperboy</strong><br />

Gesellschaftsbilder im Comic<br />

Paule Hammer<br />

Helon Habila


4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

12<br />

16<br />

Wahlkampf<br />

Doof von rechts<br />

Helon Habila<br />

Öl auf Wasser<br />

Kohlhaas<br />

Mehr als eine Abschlussarbeit<br />

Paule Hammer<br />

Eigene Wahrheiten finden<br />

<strong>Paperboy</strong><br />

Pete Dexters Meisterwerk<br />

Jonas Engelmann<br />

Gesellschaftsbilder im Comic<br />

<strong>Almut</strong> <strong>Klotz</strong><br />

Von fröhlicher Neugier<br />

86<br />

<strong>SEPTEMBER</strong><br />

<strong>2013</strong><br />

18 Filme<br />

20 Digitales<br />

21 Spiele<br />

22 Tonträger<br />

24 Bücher<br />

26 Theater<br />

27 Kolumne<br />

28 Sterne<br />

30 Terminkalender<br />

40 StadtKarte<br />

41 Impressum<br />

42 PONYhof<br />

3 Inhalt


R e c h t e r S u m p f<br />

Wahlkampf mit sich selbst<br />

Auch in Göttingen präsentieren sich rechte Kleinparteien potentiellen<br />

Wählern als seriöse Demokraten. Klappt nicht so gut.<br />

Manuel Schaper<br />

Göttingen durfte in den vergangenen Wochen erstmals mit zwei neueren<br />

rechten Parteien Bekanntschaft machen, die beide im Rahmen<br />

des Bundestagswahlkampfes aktiv geworden sind. Da wäre zum einen<br />

die Partei Alternative für Deutschland (AfD), die sich erst Anfang dieses<br />

Jahres gegründet hat. Ihr lokaler Ableger, die AfD Göttingen/Osterode,<br />

macht seither immer wieder von sich reden.<br />

Nach dem anfänglichen Medienrummel um Neonazis im Vorstand und<br />

darauf folgende Austritte anderer Mitglieder setzte sich die AfD mit<br />

ihrem Wahlkampf ordentlich in die Nesseln. Die linke Kampagne „Alles<br />

muss man selber machen“ fuhr den Rechten in die Parade: Wahlplakate<br />

wurden zerstört, eine Wahlkampfveranstaltung in der City von<br />

Antifaschisten gestört, der geplante „Stammtisch“ musste abgesagt<br />

werden. Seitdem faseln führende Mitglieder der AfD von „linkem Terror“,<br />

wollen gar Opfer versuchter Brandanschläge und von Bedrohung<br />

geworden sein. In Anbetracht sonst üblicher Formen linker Militanz in<br />

derlei Angelegenheiten wirkt das nicht nur reichlich unglaubwürdig,<br />

sondern hochnotpeinlich. Aber irgendwie muss man ja auf sich aufmerksam<br />

machen. Die sehr überschaubaren Forderungen der Partei<br />

hatten das mediale Interesse schnell erschöpft.<br />

Dann ist da, zweitens, die ebenfalls relativ neue Bürgerbewegung Pro<br />

Deutschland, die der „Islamisierung“ Deutschlands den Kampf angesagt<br />

hat. Auf ihrer ambitionierten Wahlkampftour durch die Republik<br />

kam sie auch durch Göttingen, beschützt von einem Großaufgebot<br />

der Polizei. Die nahm dann prompt den Anmelder immerhin gleich<br />

drei rechter Kundgebungen, den ehemaligen DVUler Lars Seidensticker,<br />

mit, nachdem der körperlich gegen einen siebzehnjährigen Protestierer<br />

vorgegangen war.<br />

Während die einen also möglichst laut jammern, damit überhaupt jemand<br />

sie wahrnimmt, machen die anderen Schlagzeilen, indem sie gegen<br />

minderjährige politische Gegner handgreiflich werden. Dass AfD<br />

und Pro Deutschland in Göttingen kaum eigene Inhalte präsentieren<br />

konnten, liegt, so gesehen, nicht zuletzt an ihrer eigenen Dummheit.<br />

Helon Habila liest am<br />

16.9. um 20:00 Uhr im<br />

Literarischen Zentrum<br />

aus seinem Roman „Öl<br />

auf Wasser“ (Wunderhorn,<br />

2012, 240 Seiten,<br />

24,80 Euro). Mit dem<br />

nigerianischen Autor<br />

spricht Antje te Brake.<br />

A f r i k a n i s c h e L i t e r a t u r<br />

Shakespeare hinter Gittern<br />

Chinua Achebe, der Fixstern der afrikanischen Prosa, starb im März.<br />

Nun fällt der Fokus auf die dritte Generation: auf Autoren wie den mit<br />

internationalen Preisen überhäuften Nigerianer Helon Habila.<br />

Kerstin Cornils<br />

Ein Mann hockt in einem nigerianischen Knast. Dass er schlechte Karten<br />

hat, weiß er: In der Regel kennt General Abacha kein Pardon mit<br />

politischen Gefangenen. Sollte Lomba gegen die Hoffnungslosigkeit<br />

seiner Lage rebellieren? Ach was. Längst hat er begriffen, dass den<br />

Häftling nur eine Parole schützt: Nichts fürchten, nichts hoffen. Doch<br />

dann, nach mehr als einem Jahr Haft, fallen ihm plötzlich Bleistift und<br />

Papier in die Hände. Der Journalist beginnt, Zeilen von Shakespeare<br />

niederzuschreiben und scheinbar nutzlose Gedichte zu kritzeln. Bis<br />

sich eines Tages der Gefängnisleiter an ihn wendet und um ein Liebesgedicht<br />

für seine Freundin bittet. Lomba erkennt, dass sich am Horizont<br />

eine winzige Chance auftut.<br />

Für die hier skizzierte Erzählung „Love Poems“ hat der 1967 in Nigeria<br />

geborene Autor Helon Habila den Caine Prize erhalten. Den Text hatte<br />

er einer Sammlung entnommen, die er zuvor – komplett erfolglos –<br />

im Selbstverlag unter dem Titel „Prison Stories“ veröffentlicht hatte.<br />

Als ein britischer Verlag unter dem Titel „Waiting for an Angel“ eine<br />

Neuauflage wagte, ergatterte Habila prompt eine weitere Auszeichnung.<br />

Nur in der Heimat blieb das international gefeierte Buch ein<br />

Flop: Für Nigerianer war das Werk schlicht zu teuer. Erst als der Autor<br />

die Rechte für den heimatlichen Markt zurückkaufte und seinen Roman<br />

billig verscherbelte, fand „Waiting for an Angel“ auch am Nigerdelta<br />

seine Fans.<br />

Inzwischen muss Habila nicht mehr fürchten, übersehen zu werden.<br />

Sogar in Deutschland ist man mittlerweile auf den brillanten Autor<br />

aufmerksam geworden. Für „Öl auf Wasser“, einen düsteren Roman<br />

über einen Umweltskandal, hat er hierzulande kürzlich den deutschen<br />

Krimipreis erhalten. In einer Anthologie über neues afrikanisches Schreiben<br />

betont Habila, dass Autoren aus seinem Heimatkontinent immer<br />

häufiger Erfahrungen der Migration und der Reise machten. Er<br />

selbst ist keine Ausnahme: Als DAAD-Stipendiat darf er ab Juli dieses<br />

Jahres den Dreck von Berlin unter die Lupe nehmen.<br />

5


I m p r o v i s a t i o n s g e i s t<br />

Nicht stehenbleiben<br />

W e l t e r k l ä r u n g e n<br />

Selbstgebastelt<br />

Mehr als eine Abschlussarbeit: Aron Lehmanns Langfilmdebüt<br />

„Kohlhaas oder Die Verhältnismäßigkeit der Mittel“.<br />

Paule Hammers vielgestaltige Arbeiten suchen<br />

sich ihre eigenen Wahrheiten.<br />

Ulrich Kriest<br />

Wenn in ein paar Wochen der hölzern um Mads Mikkelsens Gesicht<br />

(und Hintern) inszenierte Kostümfilm „Michael Kohlhaas“ in die Kinos<br />

kommt, sollte man sich Aron Lehmanns Low-Budgets-Films „Kohlhaas<br />

oder Die Verhältnismäßigkeit der Mittel“ erinnern, der mit sehr wenigen<br />

Kopien Anfang August startete und allzu leicht übersehen werden<br />

könnte.<br />

Schon am Abend des ersten Drehtages wird der ambitionierten Kleist-<br />

Verfilmung von Regisseur Lehmann der Geldhahn zugedreht. Als er<br />

seinem Team am nächsten Morgen die traurige Nachricht überbringt,<br />

ist er bereits entschlossen, Kleist beim Wort zu nehmen: „Ein freier,<br />

denkender Mensch bleibt da nicht stehen, wo ihn der Zufall hinstößt!“<br />

Wenn das Geld fehlt, bleibt immer noch die Imagination. Zum<br />

Glück gibt es in dem süddeutschen Dorf, in dem gedreht werden soll,<br />

eine engagierte Laienspielgruppe, die „bereit für Film“ ist. Mit Hingabe<br />

und einer Riesenportion Improvisationsgeist beginnen die Dreharbeiten,<br />

wobei die leicht irre Begeisterung des charismatischen Regisseurs<br />

die Truppe immer wieder mitreißt.<br />

Mit erstaunlich viel Komik erzählt der Filmemacher in seinem Abschlussfilm<br />

der HFF Babelsberg von dem so entstehenden Film und<br />

zeigt zugleich das Making-of, wobei das Ganze selber Züge des gewählten<br />

Kleist-Stoffes annimmt. Es kommt zu Widerständen und Konflikten<br />

– innerhalb des Teams, aber auch durch die Anwesenheit der<br />

Schauspieler im Dorfalltag. En passant Lehmann integriert Lehmann<br />

diverse Ausflüge in die neuere deutsche Filmgeschichte. Beobachtet<br />

man die Auseinandersetzungen innerhalb des Filmteams, muss man<br />

an Fassbinders „Warnung vor einer heiligen Nutte“ denken. Wenn die<br />

Möchtegernritter in den Wald ziehen, um einen Baum umzustoßen, ist<br />

Herzogs „Fitzcarraldo“ nicht weit. Und die Darstellung der süddeutschen<br />

Provinz mit ihren althergebrachten Herrschaftsstrukturen erinnert<br />

an kritische Heimatfilme à la „Jagdszenen aus Niederbayern“.<br />

Am Ende hat man viel erlebt, viel gesehen – und nicht zuletzt eine<br />

kleine Lektion in Sachen „Wie aktuell ist ‚Michael Kohlhaas‘?“ erhalten.<br />

Widerstand ist machbar, zumal, wenn es gegen die Filmförderung<br />

geht. Viel Stoff für einen Abschlussfilm. Und Robert Gwisdek als Kohlhaas<br />

ist natürlich einmal mehr „Bombe“.<br />

„Kohlhaas oder Die Verhältnismäßigkeit<br />

der Mittel“<br />

läuft ab dem 12.9. (22:00<br />

Uhr) im Kino Lumière.<br />

Regie: Aron Lehmann;<br />

Deutschland <strong>2013</strong>; 93 Minuten;<br />

mit Robert Gwisdek,<br />

Jan Messutat, Thorsten<br />

Merten u. a.<br />

Die Ausstellung „Magazin und<br />

Enzyklopädie“ des Kunstvereins<br />

wird am 8.9. um 11:30 Uhr<br />

im Alten Rathaus eröffnet. Sie<br />

ist bis zum 20.10. dienstags bis<br />

sonntags von 11:00 bis 17:00<br />

Uhr zu sehen.<br />

Tina Lüers<br />

In seinen Büchern, Zeichnungen und Gemälden baut sich Paule Hammer<br />

eine Erklärung für Zusammenhänge in der Welt zusammen. Zwischen<br />

Jonathan Meese und Sophie Calle verwebt er Innen und Außen,<br />

Politik und Popkultur – Osama Bin Laden und Dracula – Traumbilder<br />

und Mimesis. Malerei steht gleichberechtigt neben Zeichnungen wie<br />

Kugelschreiberkritzeleien, die Fülle der Farben setzt sich mit einem<br />

Gutteil Schrift ins Benehmen. Eine doldentraubige, pink-rote Blüte<br />

hängt ins Bild, eine Unterzeile erläutert die Motivwahl: „Meine Mutter<br />

stand total auf – wie heißen diese Bäume? Rhododendron! ... Da hat<br />

sie mich losgeschickt, einen zu holen. Ich hatte totale Angst.“<br />

Der Ich-Erzähler, der allerdings nicht mit dem Leipziger Maler, Meisterschüler<br />

bei Sighard Gille, in eins fallen muss, gibt Gegebenheiten<br />

und Sichtweisen wieder, die eklektizistisch aneinandergereiht scheinen<br />

und Interpretationsspielräume öffnen, hier und da wie ein höchst<br />

persönlicher psychoanalytischer Zugang zu lang Zurückliegendem wirken.<br />

Hammers Zyklus „Welt-Enzyklopädie“, an dem er seit fünf Jahren<br />

arbeitet und dem mehrere Notizbücher zugrunde liegen, thematisiert<br />

die Beschreibung der Welt auf diese Weise aus der Ich-Perspektive.<br />

Eine höchst subjektive, mehrere Wahrnehmungsebenen überlagernde<br />

Angelegenheit, die sich ihre eigenen Wahrheiten sucht.<br />

In seiner aktuellen Arbeit erstellt Paule Hammer ein „Interview- Magazin“.<br />

Dafür lädt er Interviewpartner in sein Atelier ein, die er malerisch<br />

portraitiert und nebenbei interviewt. Für einen Platz vor der<br />

Staffelei hat er Menschen ausgewählt, die einen besonderen Lebenslauf<br />

oder Spleen haben, der sich sinnfällig darstellen lässt – Esoteriker,<br />

Popmusik-Fans oder psychotische Drogenkommunenbesucher.<br />

In Göttingen trifft Paule Hammer sich im Projekt „Kunst im Vollzug“<br />

mit jugendlichen männlichen Erststraftätern im Alter von 16 bis 25<br />

Jahren, die nach dem Besuch seiner Ausstellung mit ihm weiter an einer<br />

bereits begonnenen Präsentation arbeiten werden.<br />

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T h r i l l e r<br />

Die Wahrheit ist<br />

ein Sumpf<br />

Keine Stangenware: Pete Dexters aus tiefer<br />

Dunkelheit strahlender Florida-Thriller „<strong>Paperboy</strong>“.<br />

Michael Saager<br />

Mit der Wahrheit ist das so eine Sache. Sie sei, schrieb Michel Foucault, „von<br />

dieser Welt“ – ein relativer, historisch beweglicher Begriff Definitionsmächtiger.<br />

Ein Konstrukt der Sieger. Auf jeden Fall nicht nicht sehr vertrauenswürdig.<br />

Und schwer zu schnappen erst! Wenn Ward James und Yardley Acheman, zwei<br />

junge investigative Starreporter der renommierten „Miami Times“ auf der Jagd<br />

nach dem Pulitzerpreis, sich im Frühsommer 1972 aufmachen, um in Wards Heimatstädtchen<br />

Lately den Mord an einem Sheriff neu aufzurollen, kommt ihnen<br />

bei ihrer Suche nach Wahrheit allerlei in die Quere: menschliche Mauern des<br />

Schweigens, hartnäckige Lügen, familiäre Altlasten, Sex und Gewalt, miteinander<br />

unvereinbare journalistische Haltungen, Abgründe, die Ward und Yardley<br />

finster aus dem Spiegel anstieren. Das volle Programm.<br />

Gleichwohl wirkt Pete Dexters Roman „<strong>Paperboy</strong>“ weder überfrachtet, noch<br />

ist sein herrlich dichtgefugter, atmosphärisch mit Kleinstadtmief, Parfümschwaden,<br />

Druckerschwärze und dem fauligen Odeur der Sümpfe Floridas aufgeladener<br />

Noir-Thriller zu nahe am Klischee-Wald gebaut. Freilich nahe genug: Der<br />

geläufige Spaß an einem Thriller speist sich ja nicht zuletzt aus der Anwesenheit<br />

einer Handvoll klassischer Grundthemen, sehr typischer Plot-Strukturen<br />

und überraschender Twists, die, weil sie so sicher kommen, wie das Amen in<br />

der Kirche, Überraschungen ohne echten Überraschungseffekt sind. Bahnbrechende<br />

Thriller-Innovationen sind nicht in Sicht, vielleicht auch gar nicht möglich.<br />

Deshalb handelt es sich bei der Lektüre von Thrillern (und erst recht von<br />

Krimis) beinahe notwendig um halbwegs bekannte Vergnügungstrips, gern mit<br />

nostalgischer Beinote. Weil sich das sowieso nicht ändern lässt, ist’s aber fast<br />

schon wieder egal.<br />

9<br />

Unschuldig oder nicht<br />

Fast – doch nicht ganz. Die Exposition von „<strong>Paperboy</strong>“ ist besonders toll, ja,<br />

nahezu originell. Sie sorgt für interessante Unklarheiten, ist politisch gehaltvoll,<br />

grandios grimmig und vermeidet es geschickt, Sympathiepunkte wie Bonbons<br />

zu verteilen. Sie speist sich aus der selbstverständlichen rassistischen Bösartigkeit<br />

des amerikanischen Südens in den 60ern und erzählt in lakonischem Tonfall<br />

von Sheriff Thurmond Call, der „in aller Öffentlichkeit sechzehn Schwarze<br />

umgebracht hatte und nie dafür zur Rechenschaft gezogen worden war“. 1965<br />

beißt der brutale Staatsbeamte ins Gras; er wird auf der Landstraße „vom Magen<br />

bis zur Leiste aufgeschlitzt“. Allerdings erst, nachdem er zuvor einen Weißen<br />

– und keinen Schwarzen – auf der Straße zu Tode getrampelt hat. Für den<br />

Mord an dem Sheriff sitzt der Vetter des zu Tode Getrampelten, ein gewisser<br />

Hillary Van Wetter, in der Todeszelle. Ein Arschloch sondergleichen! Unschuldig<br />

oder nicht? Das ist eine der großen Leitfragen von <strong>Paperboy</strong>“. Es gibt noch ein<br />

paar weitere.<br />

Was nicht unbedingt verwundert. Der 1943 geborene Dexter ist einer der wenigen<br />

Großmeister reflektiert-harter Noir-Thriller gesellschaftspanoramaartigen<br />

Zuschnitts. Ein gefragter Drehbuchautor ist Dexter außerdem. Vor dem Hintergrund<br />

der neuerdings so beliebten Umkehrung, die episch erzählte US-Fernsehserie<br />

sei der gegenwärtige Großroman in Bild und Ton, sollte man vielleicht<br />

darauf hinweisen, dass es großartige Serien wie „The Wire“ ohne kritisch (um<br />

die Ecke) denkende, soziologisch geschulte Autoren wie Richard Price, George<br />

Pelecanos oder Pete Dexter nicht gäbe.<br />

Dexter arbeitete fünfzehn Jahre als Reporter, bis er im Zuge dieser Tätigkeit<br />

schwer krankenhausreif geprügelt wurde. Ein Trauma, das regelmäßig durch<br />

seine Romane geistert. Für seinen wahrhaft fiesen, ebenfalls in den Südstaaten<br />

angesiedelten Rassismus-Thriller „Paris Trout“ bekam er 1988 den National<br />

Book Award. Dexters vielschichtiger Western „Deadwood“ diente der gleich-


namigen HBO-Serie als Vorbild. „<strong>Paperboy</strong>“, 1995 im Original erschienen, wurde<br />

2012 von Lee Daniels („Precious“) verfilmt, kein wirklich guter Film, leider:<br />

Obschon Daniels ein gewisses Gespür hat für doppelte Böden und die klebrigschwüle<br />

Spannung, die über den Romanseiten hängt wie zum Schneiden dicke<br />

Luft, fehlen seinem Film die thematische Komplexität und Tiefe des Romans.<br />

„The <strong>Paperboy</strong>“ ist die oberflächliche Trashversion des Buches. Obwohl Dexter<br />

am Drehbuch mitgeschrieben hat. Allerdings bedeutet ein Spitzendrehbuchautor<br />

beim amerikanischen Serien-Fernsehen eine Menge, im Kinofilmgeschäft<br />

dagegen beinahe nichts.<br />

Glücklicherweise ist „<strong>Paperboy</strong>“ ein umso besseres Buch. Einen nachdenklichen,<br />

die Geschehnisse im Rückblick zu verstehen suchenden Ich-Erzähler gibt<br />

es auch: Erzählt wird aus der Perspektive von Jack, dem jüngeren Bruder des<br />

notorisch verschwiegenen Wahrheitsfans Ward. Jack ist zwanzig und dabei, seinen<br />

Platz in der Welt zu suchen. Das ist anstrengend, keine Frage, zumal sich<br />

das Ziel der Suche nicht mal andeutungsweise zu erkennen gibt. Wegen einer<br />

Dummheit vom College geflogen, hilft Jack seinem Bruder als Fahrer bei den<br />

aufwendigen, zunehmend nervenaufreibenden journalistischen Recherchen.<br />

Nebenbei verknallt er sich in Charlotte Bless, eine attraktive, stark geschminkte<br />

Frau von nicht eben subtiler sexueller Ausstrahlung.<br />

Wortkarger Geheimnisträger<br />

Ganz dicht ist Charlotte nicht. Mörder ziehen sie magisch an. Auf Charlottes<br />

Betreiben hin ermitteln Ward und Yardley überhaupt erst. Zwar kennt Charlotte<br />

Hillary nicht persönlich, trotzdem bzw. gerade deshalb ist sie besessen von<br />

ihm, will ihn heiraten – unbedingt. Sie hat ihm freizügige Briefe in die Todeszelle<br />

geschickt. Bei einem ersten Treffen im Gefängnis starrt Hillary sie an wie ein<br />

hungriges Tier. Dann fordert er sie auf, die Beine zu spreizen – und ejakuliert in<br />

seine Hose. Dass Ward, Yardley und Jack zugegen sind, stört Charlotte und Hillary<br />

kein bisschen.<br />

Es ist beeindruckend, wie wenig Worte und Handlungen Dexter braucht, um<br />

Hillary als Prachtexemplar eines psychopathischen Widerlings unangenehm lebensprall<br />

vor uns entstehen zu lassen. Ein Mord ist diesem dominanten, verschlagenen<br />

White-Trash-Bewohner der Sümpfe Floridas locker zuzutrauen.<br />

Aber mit der Wahrheit ist es, wie gesagt, so eine Sache. In Dexters Roman versteckt<br />

sie sich lange – und sehr geschickt. Sie ist wie ein Sumpf. Sie riecht auch<br />

so. Und sie fordert Opfer. Das Zeitungswesen kriegt sein Fett weg, Intrigen zerstören<br />

Beziehungen, Knochen splittern, Leichen, mit denen man nicht rechnen<br />

konnte, finden nach einer Überschwemmung den Weg aus ihrem feuchten Gräbern<br />

ins Freie.<br />

Den wortkargen Geheimnisträger Ward treibt die Suche nach Wahrheit beinahe<br />

in den Wahnsinn. Und geradewegs in die Alkoholsucht. Die Dinge runterzubrechen,<br />

auf das, „was tatsächlich passiert“, darum geht es ihm die ganze Zeit.<br />

Vielleicht ist er naiv, aber traurig beipflichten möchte man ihm unbedingt. Und<br />

doch: Es ist hoffnungslos und endet schlimm. Und Jack? Der ist am Ende von<br />

„<strong>Paperboy</strong>“ zumindest erwachsen. Den Weg dahin hatte er sich vermutlich anders<br />

vorgestellt.<br />

Pete Dexter: „<strong>Paperboy</strong>“<br />

(Liebeskind, <strong>2013</strong>, 318<br />

Seiten, 19,80 Euro)<br />

The <strong>Paperboy</strong> (DVD)<br />

Regie: Lee Daniels;<br />

USA 2012; 111 Minuten;<br />

mit Zac Efron, Matthew<br />

McConaughey, Nicole<br />

Kidman u. a.<br />

www.print-o-rama.com<br />

10


C o m i c t h e o r i e<br />

Wiederholen und Werden<br />

Comics als Parodien der Vorstellung eines Originals: Jonas Engelmanns<br />

hoffentlich neues Standardwerk der Comictheorie „Gerahmter Diskurs.<br />

Gesellschaftsbilder im Independent-Comic“.<br />

Sven Jachmann<br />

Obwohl sich der deutschsprachige Comicmarkt in puncto Vielfalt seit einigen<br />

Jahren zu neuen Höhen aufschwingt, gilt das für Publikationen einer begleitenden<br />

Comictheorie nur bedingt. Der jährliche Ausstoß an Readern, Monografien,<br />

historischen Grundlagenwerken und analytischen Einführungen geht<br />

über den zweistelligen Bereich nicht hinaus. Jonas Engelmann, Literaturwissenschaftler,<br />

Kulturjournalist und Mitinhaber des Mainzer Ventil-Verlags, hat nun<br />

seine Doktorarbeit über „Gesellschaftsbilder im Independent-Comic“ veröffentlicht,<br />

und – Achtung: kontrafaktische Spielerei! – selbst wenn die deutschsprachige<br />

Comicforschung so viele Adepten hervorbringen würde wie die<br />

Wirtschaftswissenschaften Kapitalismusapologeten, zählte Engelmanns Arbeit<br />

zum mit Abstand Besten, was Comictheorie zu leisten imstande ist.<br />

Engelmanns wichtigster Stichwortgeber ist Ole Frahm. Dessen 2010 erschienenes<br />

Buch „Die Sprache der Comics“ (Philo Fine Arts) ist ebenfalls ein comictheoretischer<br />

Glücksfall. Beide Autoren sind sich einig in der Annahme, die Ankunft<br />

des Comics im Kulturbetrieb sei ein eher zweifelhafter Segen, weil die<br />

Adaption bürgerlicher Kunstbegriffe zur Beschreibung und Definition des Mediums<br />

seine strukturellen Eigenarten grundlegend verkenne. Die Forschung<br />

werde dominiert von einem teleologischen Geschichtsverständnis sowie einer<br />

Fixierung auf formale Erzählmethoden. Man stelle sich einmal vor, die kritische<br />

Analyse eines Film würde aus der Identifizierung des Einsatzes von Zooms,<br />

Reißschwenks und ihrer narrativen Verbindung bestehen – absurd.<br />

13<br />

Sehnsucht nach Identität<br />

Was bei bürgerlichen Kunstkategorien wie Avantgarde, Werk,<br />

Identität oder Original auf der Strecke bleibe, sei die „parodistische<br />

Ästhetik“ des Comics, die für Frahm wie Engelmann sein<br />

„Wesen“ auszeichnet. Weil der Comic prinzipiell mittels Unabgeschlossenheit<br />

und Wiederholung operiert – aufgrund seiner<br />

massenmedialen Herkunft, der Kluft zwischen den Zeichenebenen<br />

Bild und Text, der mit Bedeutung zu füllenden Lücke zwischen<br />

den Panels, den handlungsleitenden Figuren, die von Bild<br />

zu Bild stets nur die gleichen, niemals dieselben sind, der strukturellen<br />

Wiederholung im inhaltlichen Kontext der Panels, der Seite<br />

und des gesamten Albums etc. –, lasse er „die Sehnsucht nach<br />

Identität, einem Original oder der Wahrheit ins Leere laufen“. „Comics sind<br />

(…) Parodien der Vorstellung eines Originals, in denen die Konstruiertheit sinnhafter<br />

Ordnungen sichtbar wird.“ Die Folge: „Eine spezifische Selbstreflexivität,<br />

in der Kämpfe um Deutungsmacht und Wahrheit ausgetragen werden.“ Ich<br />

möchte glatt behaupten, dass man mit solcherart politischer Relektüre von Comicästhetik<br />

und Comicgeschichte am Tisch deutschsprachiger Comicforschung<br />

schnell ziemlich einsam dasitzt.<br />

Penibel arbeitet Engelmann sich durch die Rezeptions- und Definitionsgeschichte<br />

des Comics und bietet zugleich eine ideale Einführung, die nicht mit<br />

Überraschungen geizt: Wer hätte hinter dem allseits als Comicfresser verschrieenen<br />

Psychiater und jüdischen Münchner Immigranten Fredric Wertham<br />

einen Vertreter der Kritischen Theorie erwartet, dessen bis heute als Zensurtraktat<br />

missverstandene Untersuchung „Seduction of the Innocent“ von 1954<br />

weniger die Rettung des Abendlandes vor dem Comicschund, als die sich im<br />

Comic spiegelnden Deformationen von Gesellschaftsbildern im Blick hatte?<br />

Seine theoretischen Grundlagen und analytischen Zentralbegriffe „Wiederholung“<br />

und „Werden“ entwickelt Engelmann zunächst exemplarisch anhand<br />

von Art Spiegelmans „In the Shadow of No Tower“, einer Erzählung über 9/11.<br />

Engelmanns Thesen lauten: Weil der Comic Wirklichkeit nur verfremdet dar-


stellen kann, muss er Objektivität gar nicht erst beanspruchen, sondern kann<br />

sich gleich die Frage stellen, woher seine Bilder zur Darstellung der Wirklichkeit<br />

kommen, sowohl werk- und mediumsimmanent als auch diskursiv. Und:<br />

In den leeren Flächen, Panelzwischenräumen und seriellen Darstellungen verbirgt<br />

sich das politische Potential der Comics. Die Konstellation der Figuren<br />

und Zeichen zueinander materialisiert sich mit jedem Bild neu – Ausgangslage,<br />

um über das Verhältnis von Subjekt, Identität und Geschichte nachzudenken.<br />

Entsprechend ist das Weiß des Zwischenraums ein Ort, „der keine letztgültige<br />

Wahrheit für sich beanspruchen kann, sondern über ‚Wahrheit‘, ‚Geschichte‘<br />

und ‚Stereotype‘ reflektiert“. Auch wenn diese selbstreflexive Struktur Universalität<br />

beansprucht, sie kommt erst, räumt Engelmann ein, im Independent-<br />

Comic zum Einsatz.<br />

Wir wollen euren Mist<br />

nicht ausbaden<br />

AIDS und Epilepsie<br />

Die Beweisführung gliedert sich in drei Themenblöcke: Rassismus, Krankheit<br />

(unterteilt in AIDS und Epilepsie) und Religion, eingeleitet vom kulturgeschichtlichen<br />

und historisch-soziopolitischen Forschungsstand. Die analysierten Comics<br />

dürften größtenteils als kanonisiert gelten: Hergés „Tim und Struppi“-Album<br />

„Tim im Kongo“ und die subversive Aneignung dieses Klassikers durch die<br />

französische OuBaPo-Gruppe und einige Künstler der südafrikanischen Comiczeitschrift<br />

„Bitterkomix“; Charles Burns‘ AIDS-Parabel und 50er Horrorcomic-<br />

Transformation „Black Hole“; Frederik Peeters‘ autobiografische Perspektive<br />

auf AIDS als Metapher, „Blaue Pillen“; David B.s Comic über Epilepsie als familiäre<br />

Krisenerzählung, „Die heilige Krankheit“; Julie Doucets formales Spiel mit<br />

der eigenen Epilepsie im „New Yorker Tagebuch“; außerdem Marjane Satrapis<br />

„Persepolis“, ihre als Autobiografie fehlgedeutete Geschichte über die wechselseitigen<br />

Projektionen auf den Iran und den Westen; sowie Joann Sfars „Klezmer“,<br />

eine Dekonstruktion antisemitischer Stereotypen.<br />

Statt eines Fazits ein Appell: Sollte Ihr innerer Deutschlehrer ob einiger weniger<br />

Grammatikfehler oder der in wissenschaftlichen Arbeiten leider unvermeidlichen<br />

Wiederholungen insbesondere den Rotstift sehen, anstatt sich von<br />

klugen Argumenten überzeugen zu lassen, suchen Sie sich im Netz eine Kommentarfunktion<br />

Ihrer Wahl. Die Verbliebenen belohnen sich mit einem neuen<br />

Standardwerk der Comictheorie.<br />

Jonas Engelmann:<br />

„Gerahmter Diskurs.<br />

Gesellschaftsbilder im<br />

Independent-Comic“<br />

(Ventil, <strong>2013</strong>, 336 Seiten,<br />

24,90 Euro)<br />

14 15<br />

www.greenpeace.de<br />

Foto: Paul Langrock / Greenpeace


P o r t r a i t<br />

Geh in das Licht<br />

<strong>Almut</strong> <strong>Klotz</strong> war eine souveräne und romantische Frau.<br />

Christof Meueler<br />

Es ist ein komisches Gefühl, die neue Platte von <strong>Almut</strong> <strong>Klotz</strong> zu hören. Jetzt, da<br />

sie tot ist. Da drauf ist ein Hammer-Gospel, den ihr Ehemann Reverend Christian<br />

Dabeler singt: „Geh in das Licht / und verirre dich nicht dabei / geh in das<br />

Licht / und sei frei.“ Wir sind doch Atheisten, Materialisten, Rationalisten und<br />

kriegen die Augen nass. Blödsinn, es gibt keine Jenseits-Lichter, aber es gibt<br />

diese Platte, „Lass die Lady rein“, benannt nach einer Busbahnhof-Episode, als<br />

<strong>Klotz</strong> auf dem Weg zu Dabeler war. Und wenn sie im nächsten Lied davon singt,<br />

„dass die Beschissenheit der Dinge / und die ganzen Hässlichkeiten / ohne dich<br />

noch viel schlimmer sind“, dann denkt man unweigerlich, dass sich das auch<br />

über sie sagen lässt. Unabhängig davon ist es ein schönes Liebeslied.<br />

Mit lustigem Ernst<br />

Am 23. August ist die Platte rausgekommen, am 14. August ist <strong>Almut</strong> <strong>Klotz</strong> an<br />

Krebs gestorben, mit 51 Jahren. Die Krankheit hat sie bekämpft, immer wieder.<br />

Kürzlich hat sie den Reverend geheiratet, das Album aufgenommen, das Label<br />

gewechselt, die Ärzte getauscht, für September eine Tour gebucht. „Vielleicht<br />

gibt es irgendwo einen Sinn / und irgendwer weiß den Weg dahin, / wo Liebe<br />

wohnt (...) weil kein Tag ohne Liebe sich lohnt“ singt sie in einer epochalen Version<br />

des alten Schlagers „Oh, wann kommst du?“, mit viel mehr Dringlichkeit,<br />

aber auch größerer Sensibilität, als es Daliah Lavi 1970 getan hat. Das ist sozusagen<br />

die erwachsene Korrektur von „Liebe wird oft überbewertet / Liebe ist<br />

nicht so wichtig / wie man denkt“, dem Parolen-Hit der Lassie Singers, <strong>Almut</strong>s<br />

alter Band. In der Nacht vor der Hochzeit hat sich der Reverend am Hamburger<br />

Elbstrand allein mit Schnaps betrunken. Heiraten, was für eine Idee! Eine sehr<br />

wichtige. „Lass die Lady rein“ ist ein imposantes Soul-Album geworden, sparsam<br />

akzentuiert. Keine Bläser, aber eine süffige Orgel und ein dramaturgisch<br />

stets überzeugendes Schlagzeug. Südstaaten-Soul: Alex Chilton, Booker T., Rufus<br />

Thomas und eben <strong>Almut</strong> <strong>Klotz</strong> und Reverend Dabler, die sich hier die Gesangsparts<br />

teilen und alle Instrumente spielen.<br />

Als sie jung war, hat <strong>Almut</strong> <strong>Klotz</strong> düsteres Zeug gehört: Nick Cave, Joy Division,<br />

Tuxedomoon oder Suicide. Das war der Lederjackensound der mittleren achtziger<br />

Jahre, als sie aus dem Schwarzwald nach Westberlin kam, wo die Apocalypse<br />

gerne betrunken beschworen wurde, vorrangig von „männlichen Mitmenschen“,<br />

von denen die Lassie Singers später sangen. „Immer schön kompliziert<br />

/ und dann zwei Whiskey / und dann aber schnell nach Hause!“ Ja, das war das<br />

„Leben an der Bar“, das die Lassie Singers zu einer Mitsing-Soziologie verar-<br />

beiteten, gegen die Ignoranz als Livestyle, die in den damaligen Szene-Kneipen<br />

vorherrschte. Manche ihrer Texte wurden zu geflügelten Worten wie die Lieder<br />

des von ihnen verehrten Rio Reiser. Anfangs jedoch wurden sie als „Schlagerscheiße“<br />

verachtet, kein einziges Indielabel wollte ihre Anti-Macho-Musik herausbringen.<br />

Den universellen Hitcharakter verstand, ähnlich wie ihr Hamburger<br />

Pendant Die Braut haut ins Auge, nur die Industrie. In der entstehenden Hamburger<br />

Schule, der sich die Lassie Singers in Berlin zurechneten, waren sie die<br />

weiblichen Außenseiter, ausgestattet mit einem lustigen Ernst, der den meisten<br />

Musikermännern gänzlich abging.<br />

17<br />

Am Strand, in den Dünen<br />

Zusammen mit ihrer Bandfreundin Christiane Rösinger, einer weiteren badischen<br />

Exilantin, praktizierte <strong>Almut</strong> <strong>Klotz</strong> einen genialen Feminismus, auf den<br />

Punkt genau und in der Schärfe noch heiter. Nach der Auflösung der Lassie Singers<br />

gründeten beide 1998 Flittchen Records, hedonistischerweise ein Label<br />

mit angeschlossenem Barbetrieb: Jeden Mittwoch luden sie in der Berliner Maria<br />

am Ostbahnhof zur Flittchenbar. Eine Keimzelle des deutschen Untergrunds,<br />

die Musik war live oder kam vom Kassettenrekorder auf dem Tresen. Flittchen<br />

Records war das erste feministisch orientierte Label in Deutschland, das pionierhaft<br />

den Sampler „Stolz und Vorurteil“ mit ausschließlich weiblich dominierten<br />

Bands rausbrachte, Untertitel: „A Compilation of Female Gesang, Gitarren<br />

und Elektronik“. An der Gründung der ersten deutschen Riot Grrrl Band,<br />

Parole Trixi, war <strong>Almut</strong> <strong>Klotz</strong> ebenfalls beteiligt. Anfangs war sie dort die einzige<br />

Musikerin, die singen und Gitarre spielen konnte. Das war auch so, als sie<br />

den Popchor Berlin aus der Taufe hob und bis zu 30 Leute aus dem kreativen<br />

Prekariat versammelte, mit denen sie Lieder als Lebenshilfe (von Cure, Smiths<br />

oder Missy Elliott) einstudierte. Eine ebenso lässige wie große Sache, getragen<br />

vom Charme der <strong>Almut</strong> <strong>Klotz</strong>. Der bewegt auch ihre Texte, die sie gut dosiert<br />

in Zeitungen veröffentlichte. Mit dem Reverend machte sie zwei Bücher<br />

beim Mainzer Ventilverlag, einen Zukunftsroman und eine Story-Sammlung.<br />

Wenn sie verreiste, fuhr sie gern ans Meer, und weil sie eine ebenso souveräne<br />

wie romantische Frau war, schlief sie da, wo es am schönsten ist: am Strand,<br />

in den Dünen.<br />

Der Artikel ist ein Nachdruck aus der Tageszeitung „Junge Welt“ – mit freundlicher Genehmigung der<br />

Redaktion.<br />

<strong>Almut</strong> <strong>Klotz</strong> &<br />

Reverend Dabeler:<br />

„Lass die Lady<br />

rein“ (Staatsakt/<br />

Indigo)


P r i n c e A v a l a n c h e<br />

Die Fahrbahn markieren<br />

ab<br />

26.9.<br />

R o o m 2 3 7<br />

Verborgener Sinn<br />

ab<br />

19.9.<br />

Andreas Busche<br />

Zwei Männer schieben ihre Wägelchen durch eine menschenleere Landschaft.<br />

Sie haben nicht viele Gemeinsamkeiten – aber einen gemeinsamen<br />

Auftrag: die Landstraße mit gelben Mittelstreifen zu versehen. Das ist<br />

die Prämisse von David Gordon Greens seltsam entrücktem Buddy-Movie<br />

„<strong>Prince</strong> <strong>Avalanche</strong>“. Alvin (Paul Rudd) liebt seinen Job. Die monotone Arbeit<br />

gibt ihm Gelegenheit, über das Leben zu sinnieren und nebenbei für den Urlaub<br />

mit seiner Freundin Madison Deutsch zu lernen. Lance (Emile Hirsch) ist<br />

von der Ödnis und dem pedantischen Alvin zu Tode genervt. Seine Schwester<br />

Madison hat ihm den Sommerjob mit ihrem Freund besorgt, aber eigentlich<br />

würde der lieber Partys feiern und saufen. Davon kann an diesem gottverlassenen<br />

Flecken allerdings nicht die Rede sein.<br />

Es ist der Sommer 1988. Das<br />

texanische Hinterland hat<br />

eine Reihe von heftigen Flächenbränden<br />

erlebt, die die<br />

Gegend in eine verkrüppelte<br />

Einöde verwandelt haben.<br />

Darüber hinaus besitzen der<br />

Ort und die Zeit keine weitere<br />

Spezifität. Alvin und Lance rollen<br />

ihre Farbwagen durch eine<br />

Art postapokalyptische Landschaft,<br />

in der spät im Film die<br />

ersten Blüten zu sprießen beginnen.<br />

Die Natur verläuft zyklisch<br />

und dasselbe gilt auch<br />

für die Leben der beiden Helden<br />

der Arbeit. Viel passiert<br />

nicht. Zweimal begegnet ihnen ein alter Trucker, höchst amüsante Intermezzi<br />

wie aus einem Lynch-Film. Ein anderes Mal spricht Alvin mit einer alten Frau<br />

in ihrem ausgebrannten Haus, in dem er für einen kurzen Moment die Sehnsucht<br />

nach einem erfüllten Leben nachspielt. Alvin und Lance sind weitgehend<br />

auf sich allein gestellt – ein Gefühl, das sich auch im Film einstellt.<br />

David Gordon Greens Selbstfindungskomödie lakonisch zu nennen, wäre<br />

eine glatte Untertreibung. „<strong>Prince</strong> <strong>Avalanche</strong>“ erinnert an eine Miniatur, die<br />

in schöner Monotonie von der Einsamkeit zweier Kind-Männer erzählt. Jeder<br />

von ihnen versucht auf seine Art, das Leben in den Griff zu kriegen und befindet<br />

sich dennoch ständig auf der Flucht. Green entgeht dabei den Tücken<br />

der „Bromantic Comedy“, auch wenn die beiden ungleichen Charaktere in<br />

der unvermeidlichen Verbrüderungsszene ziemlich steil gehen. „<strong>Prince</strong> <strong>Avalanche</strong>“<br />

schlägt überwiegend leise Töne an, die die verborgenen Charakterzüge<br />

der Figuren zur Geltung bringen. Die sanfte Melancholie steht im harschen<br />

Kontrast zur Landschaft, durch die ihr Selbstfindungstrip sie führt.<br />

Carsten Happe<br />

Viele Filme sind beim Verlassen des Kinos bereits vergessen, doch es gibt ein<br />

paar, die wachsen nicht nur mit jedem Sehen, man kann sich in ihnen sogar voll<br />

und ganz verlieren – und darüber zu einem komischen Kauz werden. So wie die<br />

fünf Protagonisten des Dokumentarfilms „Room 237“, die zwar nie im Bild zu<br />

sehen sind, deren Theorien sich aber in den Untiefen der Kubrick-Analyse festkrallen<br />

und ganz Erstaunliches zu Tage fördern.<br />

Das Zimmer 237 ist die berühmt-berüchtigte No-go-Area in Stanley Kubricks<br />

Stephen-King-Veredelung „The Shining“ – nicht bloß einer der gewaltigsten<br />

Horrorstreifen der Kinogeschichte, sondern bekanntermaßen auch ein Film voller<br />

Anspielungen, versteckter Metaebenen und Basis unzähliger Verschwörungstheorien.<br />

Also ein wahrer<br />

Quell der Freude für postmoderne<br />

Popkultur-Nerds mit<br />

zu viel Tagesfreizeit, die jedes<br />

Standbild einer Einzelanalyse<br />

unterziehen und nicht nur<br />

schlüssige Bezüge zum Genozid<br />

an Amerikas Ureinwohner,<br />

zum Holocaust oder zur<br />

gefaketen Mondlandung herstellen,<br />

sondern auch aus Logiksprüngen<br />

und banalsten<br />

Anschlussfehlern die grandiosesten<br />

Theorien zaubern.<br />

Meister Kubrick macht schließlich<br />

keine Fehler; bei diesem<br />

Perfektionisten ist alles Bedeutung,<br />

Verweis und Sinn. Und<br />

gerade weil die Filmbuffs in „Room 237“ häufig weit übers Ziel hinausschießen,<br />

macht diese Doku solch einen Spaß. Zumal es irgendwann gar nicht mehr um<br />

Kubrick und seinen Welttheaterentwurf geht, sondern um diese bewundernswerten,<br />

aber auch irgendwie traurigen Nerds. Eine gehörige Portion Selbstironie<br />

lässt sie freilich schon erkennen, worin sie sich mitunter verrennen.<br />

„The Shining“ parallel vorwärts und rückwärts abzuspielen, mag zwar eine hübsche<br />

Remix-Idee sein, doch der Erkenntnisgewinn bleibt schmal beziehungsweise<br />

ungefähr so groß wie bei jedem anderen Film auch. Die Akribie aber,<br />

mit der Karten vom Overlook-Hotel angefertigt werden, die unmögliche Fenster<br />

offenbaren – die natürlich auch wieder ihre eigene, besondere Bedeutung<br />

haben –, zeugt von wahrer Liebe zum Objekt. Wer die große Stanley-Kubrick-<br />

Ausstellung besucht hat, die vor ein paar Jahren durch Deutschlands Museen<br />

wanderte, und die abertausend Notizzettel gesehen hat, die Kubrick für sein<br />

gescheitertes „Napoleon“-Projekt angefertigt hatte, kann sich leicht vorstellen,<br />

wie stolz der enigmatische Filmemacher auf „Room 237“ und die Leidenschaft<br />

seiner Protagonisten gewesen wäre.<br />

Regie: David Gordon Green;<br />

USA <strong>2013</strong>; 94 Minuten;<br />

mit Paul Rudd, Emile Hirsch, Lance LeGault u. a.<br />

Regie: Rodney Ascher;<br />

USA 2012; 102 Minuten;<br />

mit Bill Blakemore, Geoffrey Cocks, Juli Kearns u. a.<br />

18 19 Filme


E g o z e n t r i k u n d I r o n i e<br />

Instagram, du geile Sau!<br />

Henning Lisson<br />

Vorsicht, dieser Text ist von Social-Internet-Insider-Anglizismen durchzogen.<br />

Wer also nicht dazugehört, soll aufhören und den sehr guten Text auf der Seite<br />

davor oder den tollen Text über die Ouya-Konsole auf der rechten Seite lesen.<br />

Mir geht‘s heute um des Hipsters Lieblingswerkzeug (neben dem hochgeklapptem<br />

Biker Hat, Fixed Gear Bike, zu großem Sweater, einem gelangweilten Blick<br />

und Ironie, natürlich): Instagram.<br />

Warum Instagram nervt: Filter Overload, Hot-Dog-Beine, #Catcontent, Futter-Fotos,<br />

#RKOI, Bilder von dramatischen Wolken, Ich-fotografiere-runter-aufmein-Outfit-und-meine-Schuhe-Selfies,<br />

Flughafen-Selfies, Duckface-Selfies und<br />

überhaupt viel zu viele Selfies (das sind Selbstaufnahmen).<br />

Warum Instagram großartig ist: Filter, Hot-Dog-Beine, #Catcontent, Futter-Fotos,<br />

#RKOI, Bilder von dramatischen Wolken, Flughafen-Selfies, Ich-fotografiere-runter-auf-mein-Outfit-und-meine-Schuhe-Selfies,<br />

Duckface-Selfies.<br />

Das ist wie mit Burgern, Timberlake-Songs oder Fast & Furious-Filmen: Klar<br />

sind die scheiße und ungesund, aber eben auch geil auf ‚ne Art. Natürlich<br />

schau ich mir in meinem Instagram-Feed gern schöne, stilvolle Fotos oder elaboriert-humorvolle<br />

Motive an. Genauso gerne jedoch Hot-Dog-Beine und Rich-<br />

Kids-on-Instagram. Aber bitte, das soll gesagt sein, nicht mit dieser Scooter<br />

rechtfertigenden Das-ist-so-scheiße-dass-es-wieder-geil-ist-<br />

Attitüde. Ich finde das wirklich gut, zum Teil aus rein voyeuristischen<br />

Motiven freilich. Ich merke ja auch, was bei mir gut<br />

gefunden wird. Fotografiere ich die Katze, mit der ich seit<br />

kurzer Zeit in einer Wohnung lebe, ist das eine Bank für mindestens<br />

15 Likes. Ein Selfie im Fahrstuhldeckenspiegel kann<br />

auch schonmal 20 bis 30 bringen – kommt wahrscheinlich auf<br />

die Frisur an. Instagram ist sowas wie meine letzte Seite der<br />

„BILD“-Zeitung. Die mit den manchmal etwas gestellt sexy<br />

blickenden Promis. Aber bitte liebe Mitnutzer, verkneift euch<br />

doch die Pseudo-Ironie. Es geht auch ohne.<br />

In letzter Zeit war viel zu lesen über das unangenehme Ausmaß<br />

an Ironie, welches soziale Netzwerke in den Menschen<br />

hervorbringt. Niemand meine mehr etwas ernst, da man sich<br />

bei Facebook, Twitter und wie sie alle heißen, ums Repräsentieren<br />

seines Images bemühen aber gleichzeitig auf nichts<br />

festlegen wolle. An den Feinheiten seines Charakters feile<br />

man schon gar nicht mehr, man wolle nur noch wirken, am<br />

besten cool. Naaja. Da soll wohl ein Missverständnis zum allgemeinen<br />

Problem hochgejazzt werden. Das kommt vom<br />

ständigen Generationen-Denken. Generation Golf, Generation<br />

X, Generation Facebook, Generation Praktikum, Generation Generation …<br />

Geschenkt, die Verlässlichkeit in Aussagen ist vielleicht nicht des Social-Surfers<br />

liebstes Kind. Kommunikation über Codes und unter Berücksichtigung derselben<br />

ist jedoch keine Erfindung dieser digital geprägten Jahre. Den Veröffentlichenden<br />

war die Ironie immer schon eher selten fremd. Ob Sokrates, Autoren<br />

der Romantik oder Wolfgang Menge, alle haben sie den Sinnwert ihrer Aussagen<br />

zu ihren Zwecken verkehrt.<br />

Also, gleiches Recht für alle. Und wenn ich so nachdenke, ist es mir eigentlich<br />

auch egal, ob ein Foto ironisch gemeint ist oder nicht. Hauptsache mir gefällt‘s.<br />

K o n s o l e : O u y a<br />

Spielen an der Basis<br />

Florian Brauer<br />

Auf der diesjährigen Gamescom in Köln stehen nach etwa sieben Jahren Hardwarezyklus<br />

abermals alle Zeichen auf Generationswechsel. Eine neue Konsolengeneration<br />

wird eingeläutet, und wie immer treiben die Spekulationen, wer<br />

bei den Konsumenten die Nase vorn haben wird, die tollsten Blüten. Ob es<br />

die Playstation 4 von Sony, die Xbox One von Microsoft, oder doch Nintendos<br />

WiiU sein wird, werden wir erleben. Alle haben sicherlich ihre Vor- und Nachteile<br />

– was diese drei großen Konsolen jedoch gemein haben, ist ihre hermetische<br />

Geschlossenheit gegenüber nicht-proprietären Inhalten. Die Wahl einer Konsole<br />

gleicht einem Glaubensbekenntnis: Ich wähle XY, weil ich glaube, dass meine<br />

Vorlieben dort am besten befriedigt werden – und übergebe gleichzeitig<br />

alle Befugnisse an meinen Entertainment-Provider, in der Hoffnung, dass die da<br />

oben mich nach Auswertung meiner<br />

Daten noch fester an sich binden.<br />

Etwas anders ist es bei der Konsole<br />

namens Ouya. Ouya begann als Kickstarter-Projekt<br />

vor etwa zwei Jahren.<br />

Mit Hilfe einer Plattform wurde zunächst<br />

das grundsätzliche Interesse<br />

an einer mehr oder weniger unabhängigen<br />

Konsole ausgelotet, und wegen<br />

umwerfender Resonanz sowie rekordverdächtigen<br />

Schwarm-Investitionen<br />

wurde die Ouya schließlich Realität.<br />

Basierend auf dem Android-Betriebssystem, das immer schon als Open-Source-OS<br />

konzipiert war, steht der Gedanke der Zugänglichkeit bei Ouya ganz vorne.<br />

Die Konsole, kaum größer als ein Rubikwürfel, lässt sich einfach öffnen und<br />

bietet sowohl hardware-, als auch softwaretechnische Anschlussmöglichkeiten.<br />

Ouya soll es einfacher machen, unabhängig entwickelte Spiele bereitzustellen<br />

und sie den kritischen Blicken der Spieler zu unterziehen. Zugegeben, die großen<br />

Blockbuster sind ihre Sache nicht, und auch der mitgelieferte Controller<br />

kommt in der Verarbeitung nicht an die Konkurrenz heran – doch es gibt eine<br />

Menge kleiner Videospiele, die auf der schlicht gestalteten Benutzeroberfläche<br />

kostenlos ausprobiert werden können, bevor sie bei Gefallen für wenig Geld fix<br />

herunterzuladen sind. Zurzeit scheinen es im Videospiel-Business genau diese<br />

innovativen und kreativen Games zu sein, um die sich alle reißen, und mit denen<br />

man sich gerne schmückt. Blickt man nämlich auf das Feld der Bestseller,<br />

sind da immer nur die üblichen Fortsetzungen und Remakes altbekannter und<br />

erprobter Konzepte zu finden. Die etablierten Entwickler und Publisher sind zu<br />

unbeweglich, sich auf ein Projekt mit ungewissem Ausgang einzulassen.<br />

Ouya ist keine keine ernstzunehmende Konkurrenz für die großen Konsolen. Allerdings<br />

häufen sich mittlerweile die Zeichen, dass man nicht schon dann medienkompetent<br />

ist, wenn man weiß, wie Konsolen angeschaltet werden – sofern<br />

sie das beim Betreten des Raumes nicht ohnehin automatisch tun –, sondern<br />

dass zumindest Wissen darüber vonnöten ist, wie die Verwertungskanäle im<br />

Spielegeschäft funktionieren und worin die Möglichkeiten bestehen, selbst in<br />

das System einzugreifen. Es ist der Ouya zu wünschen, dass sie weiterentwickelt<br />

wird und auf Dauer ihren Teil zu der Vielfalt von Videospielen beitragen kann.<br />

20 Digitales 21 Spiele


Die Platte<br />

am Anfang<br />

No Age<br />

An Object Sub Pop/Cargo Records<br />

Michael Saager<br />

Als „No Age“, eine Doppel-LP mit Instrumentalstücken<br />

von Black Flag, Blind<br />

Idiot God, Universal Congress Of und<br />

Gone 1987 bei SST Records erschien,<br />

war die wilde Phase des 1978 vom genialen<br />

Black-Flag-Gitarristen Greg Ginn gegründeten<br />

Plattenlabels schon ein Weilchen vorbei. Mit<br />

der Veröffentlichung von über 80 Tonträgern allein im Jahr<br />

1987 befand SST sich auf dem Sprung zum Majorlabel; und<br />

nur vier Jahre später, unter anderem sündhaft teurer Urheberrechtsstreitigkeiten<br />

wegen, auf dem Weg in den Ruin.<br />

Von den zahlreichen Möglichkeiten junger Bands, der Vergangenheit<br />

Reverenz zu erweisen, hat sich das 2005 auf<br />

den Trümmern der SST-Hardcore-Epigonen Wives gegründete<br />

Duo No Age eine der schönsten ausgesucht: Liebevolle<br />

Erinnerungsarbeit zu leisten, indem man sich nach einem<br />

Sampler benennt, der vollkommen anders klingt als<br />

man selbst und den, so viel Nerdtum muss erlaubt sein,<br />

schon 1987 kaum ein Schwein kannte – das hat Charme.<br />

Charme ist nicht das schlechteste Stichwort, um den dynamischen<br />

Krachtüftelsound von Gitarrist Randy Randall und<br />

den lässig Vokale zerdehnenden Sänger und Schlagzeuger<br />

Dean Spunt zu skizzieren. Als die in Los Angeles lebenden<br />

Musiker 2008 von Fat Cat zu jenem Label gewechselt waren,<br />

das, im Zuge der Grunge-Goldgräberstimmung zum<br />

Beinahe-Major aufgepumpt, seinem eigenen Größenwahn<br />

um ein Haar zum Opfer gefallen wäre, schrieb ein hocherfreuter<br />

Martin Büsser: „Sie sind das Quirligste, Ungestümste<br />

und Radikalste, was Sub Pop an Neuzugängen zu<br />

bieten hat.“<br />

Auf ihrem vierten Album „An Object“ haben sich No Age<br />

von der ungestümen, mitunter selbstzerstörerischen Wildheit<br />

der frühen Phase bislang am deutlichsten entfernt.<br />

Der Ramones-selige, der Brooklyner Zwei-Mann-Band Japanther<br />

nicht unähnliche Kokainpunk wird an der kurzen<br />

Leine gehalten. Selbstverständlich dröhnt, brummt und<br />

bollert „An Object“ allemal laut und interessant genug.<br />

Man könnte sich die Platte als ein mit grobem Sandpapier<br />

bearbeitetes, durch krispelnde Drones, satte Feedbackschleifen<br />

und allerlei erlesene Verfremdungseffekte rhizomartig<br />

zum Wuchern gebrachtes, allerdings eher nachdenklich<br />

lärmendes und eben nur selten hyperaktiv gehetzt<br />

wirkendes intelligentes Wesen mit gutem Gedächtnis<br />

und leichtem Hang zu Nostalgie vorstellen.<br />

Zwar erkennt ein jeder, was er am liebsten erinnert. Dass<br />

dem Rezensenten beim Anhören dieses ziemlich großartigen<br />

Albums mit Flipper, Mission of Burma, Feedtime, Sonic<br />

Youth, Spacemen 3 und Loop prompt die tollsten Noise-Art-Experimentatoren<br />

und stursten Spacerock-Wiedergänger<br />

einfallen, kann aber doch kein Zufall sein. Eher<br />

schon etwas, das es gar nicht gibt: glückliche Fügung.<br />

Roy Harper<br />

Man & Myth<br />

Bella Union/Coop/PIAS<br />

Markus von Schwerin<br />

Aufmerksamen Fans von Joanna Newsom<br />

dürfte Newsoms Engagement für<br />

den britischen Proto-Free-Folker Roy Harper<br />

kaum entgangen sein. Harpers Ausschweifungen<br />

im Narrativen wie auch<br />

beim Gesang (mal brummt er wie Bert<br />

Jansch, mal kippt die Stimme ins scharfe Falsett) haben die<br />

Harfenistin stark beeinflusst.<br />

Als die Kalifornierin 2010 durch England tourte, war Harper<br />

Newsoms Special Guest; sie spielte ihrerseits bei seiner Geburtstagsgala<br />

zum Siebzigsten auf. Das tat auch ihr Landsmann<br />

Jonathan Wilson, AOR-Folkrock-Revivalist mit Grunge-<br />

Vergangenheit, dessen Solodebüt von 2011 sich solcher Beliebtheit<br />

erfreute, dass er Paten wie Graham Nash oder die<br />

noch lebenden Mitglieder von Grateful Dead in sein Vintage-Studio<br />

locken konnte. Auch Roy Harper schlug die Offerte<br />

nicht aus, was die Vollendung seines ersten neuen Albums<br />

seit dreizehn Jahren zumindest beschleunigte.<br />

Allerdings sind jene Lieder auf „Man & Myth“, die das Charakteristische<br />

an John Peels Lieblingskauz besonders schön<br />

hervorheben, allesamt in Harpers Heimstudio im irischen<br />

Cork entstanden. Und während so das von Wilson produzierte<br />

„Cloud Cuckooland“ über maulendes Lamentieren<br />

(„We are condemned to make the same mistakes all over<br />

again“) nicht hinausgeht und dabei so uninspiriert rockt wie<br />

Neil Young zu schlechten Zeiten, vermag „January Man“ in<br />

seinem entspannten Duktus, nur unterlegt von offenen Akkorden<br />

und dezentem Streicherarrangement, an Harpers<br />

Meisterballade „Commune“ anzuknüpfen. Die Vermutung,<br />

dass Zeilen wie „With you on my mind / Your words in rewind<br />

/ On eternal replay“ die folgenreiche Begegnung mit Joanna<br />

Newsom, Harpers fast vierzig Jahre jüngerer Schwester im<br />

Geiste, verarbeiten, erscheint da nicht allzu abwegig.<br />

Rocketnumbernine<br />

Me You We You Smalltown Supersound/Rough Trade<br />

Ulrich Kriest<br />

Tom und Ben sind Brüder aus London,<br />

mit Nachnamen heißen sie Page. Ben<br />

spielt allerlei analoge Keyboards und Tom<br />

ziemlich gut Schlagzeug. Als Four-Tet-<br />

Mastermind Kieran Hebden sich vor ein<br />

paar Jahren die mittlerweile verstorbene<br />

Schlagzeug-Legende Steve Reid schnappte, um ein ähnlich<br />

musizierendes Duo auf die Beine zu stellen, waren die Brüder<br />

Page derart begeistert, dass sie ihrerseits mit Reid zu<br />

arbeiten begannen und Hebden zum Mentor erkoren.<br />

Gemeinsam ertüftelte man Sounds – spartanisch, druckvoll,<br />

präzise, irgendwo zwischen Dance und Punk und Electronica,<br />

gern im schmierig-hypnotischem Midtempo. In<br />

den besten Momenten kommt noch eine Prise Astral- und<br />

Afro-Jazz ins Spiel. Rocket Number Nine kollaborierten mit<br />

Four Tet, begleiteten Radiohead auf Tour und veröffentlichten<br />

ausgeschlafene Tracks wie „Rotunda“ oder „Lope“,<br />

die allesamt einen interessierten Blick zurück in die frühen<br />

90er Jahre werfen. Oder „Matthew and Toby“: ein bestens<br />

abgehangener Achtminüter zwischen Afrika und Detroit,<br />

der unvermittelt rockig wird. Schräg und schön.<br />

Das Album „Me You We You“ versammelt die genannten<br />

Tracks sowie sechs weitere. Es ist so etwas wie ein erster größerer<br />

Arbeitsbericht. Auf der Website von Rocketnumbernine<br />

ist ein Konzertbericht des Autors Luke Holloway gepostet: „Rocketnumbernine<br />

readily take everything you think you know<br />

about dance music and leave the whole nonsense in their shattered<br />

groove-groping wake. The drummer plays (and looks) like<br />

Keith Moon’s son, if you left him in a room full of narcotics and<br />

an UNKLE-CD.“ Klingt ziemlich vielversprechend, oder?<br />

Future Bible Heroes<br />

Partygoing Merge/Cargo Record<br />

Michael Saager<br />

Was macht der amerikanische Songwriter<br />

Stephin Merritt, wenn er gerade keine<br />

zauberhafte Lo-Fi-Pop-Platte für sein<br />

Lieblingsprojekt, die sagenhaften The<br />

Magnetic Fields, einspielt? Dann schreibt<br />

der Mann mit dem herzergreifend charismatischen<br />

Brummbariton möglicherweise zauberhafte<br />

Electropop-Songs für sein anderes Lieblingsprojekt,<br />

die sagenhaften Future Bible Heroes, deren drittes Album<br />

„Partygoing“ kürzlich erschienen ist.<br />

Auf „Partygoing“, wie auch auf den beiden zuvor veröffentlichten<br />

Alben der 1995 gegründeten Future Bible Heroes,<br />

hält Merritt sich fern von der Vielzahl an Instrumenten,<br />

die er sonst zu spielen pflegt. Und überlässt zwar nicht<br />

das Schreiben der Songs und das Texten augenzwinkernd<br />

misanthropischer Gemeinheiten, wohl aber das Instrumentieren<br />

und Arrangieren der melancholischen Miniaturhymnen<br />

dem Einfallsreichtum von Keyboarder Chris Ewen.<br />

Ewen hat ein kaum zu überhörendes Faible für die unterkühlt<br />

sehnsuchtsvolle, an großstädtische Verlorenheit und<br />

Neonreklame bei Nacht erinnernde 80er-Wavepop-Synthetik,<br />

wie man sie von OMD, den frühen Neon Judgement<br />

und von Human League kennt. Merritt wiederum teilt sich<br />

den Gesang mit Claudia Gonson, deren Stimme bei weitem<br />

nicht so ätherisch-sexy klingt wie die von Merritts Magnetic-Fields-Partnerin<br />

Shirly Simms. Macht aber nichts, Gonsons<br />

Gesang ist nämlich auch toll, ihr Timbre dunkler, herber,<br />

wissender. Eine kluge Frau, bei der Geheimnisse aller<br />

Art gut aufgehoben wären. Jedenfalls hört sie sich so an.<br />

Franz Ferdinand<br />

Right Thoughts, Right Words, Right Action<br />

Domino/Good to go<br />

Michael Saager<br />

„Tonight: Franz Ferdinand“ (2009) war wie<br />

ein müder, sehr angestrengter Ackergaul<br />

in der Disco. Traurig fragte man sich damals,<br />

wie es hätte aussehen können, das<br />

perfekte, rundum glücklich machende Album<br />

Franz Ferdinands. Und hatte keinen<br />

Schimmer. Heute, wo der Hipster-Glitter der Band komplett<br />

ab ist, fragt man sich das nicht mehr. Zum Glück fürs irgendwie<br />

ganz nette vierte Album Franz Ferdinands. Das hat ein<br />

paar hübsche Melodien, und man kann dazu in der Indie-<br />

Disco tanzen. Es ist nicht so verkrampft wie das dritte. Und<br />

irgendwo da draußen wird es Menschen geben, die es richtig<br />

super finden. Die haben Glück, oder etwas ähnliches.<br />

22 tonträger


R o m a n<br />

Frühling auf dem Mond<br />

Julia Kissina<br />

Kerstin Cornils<br />

Kiew stirbt. Scharf wie ein Beil fällt die Heldin in Julia<br />

Kissinas Debütroman dieses Urteil über die Stadt<br />

ihrer Kindheit. Als Heranwachsende hat sie die<br />

Hauptstadt der Sowjetrepublik Ukraine an der Seite<br />

ihres Vaters durchstreift und wie ein Schwamm Geschichten<br />

aufgesaugt: von vorrevolutionären Champagner-Banketten,<br />

dem Massaker von Babi Jar und<br />

in Waisenhäusern wimmernden Babys deutscher<br />

Soldaten. Immer mehr Bagger rollen heran und löschen<br />

die letzten Winkel des alten Kiew allmählich<br />

aus. Die Bevölkerung verschwindet in Plattenbauten.<br />

Längst gleicht Kiew in den 1970er Jahren einem<br />

wurmzerfressenen Apfel.<br />

Ist der Ton in Kissinas Roman deshalb zerfleddert<br />

von Jammer? Nicht im Geringsten. „Frühling auf<br />

dem Mond“ pulsiert vor Leben, Verrücktheit und<br />

Poesie. Die Welt, die wir heute kennen, steht hier<br />

komplett auf dem Kopf: So gilt es als subversiver<br />

Akt, in der Kirche mit Maria zu plaudern (die Jungfrau<br />

stellt sich schon bald als stramme Atheistin heraus).<br />

Offiziell dürfen allein die Helden der Sowjetunion<br />

verehrt werden – was die Schulkinder nicht<br />

daran hindert, eine unbezahlbare Puschkin-Reliquie<br />

für einen Lippenstift und ein Nacktbild einzutauschen.<br />

Zwar gilt die Zeit unter Breschnew als sanfte<br />

Ära, doch ein Freund des Vaters<br />

bekommt die Härte des KGB zu spüren,<br />

als er seinen Freunden heimlich<br />

Salz aus dem dekadenten Westen<br />

kredenzt. Noch im Tod schlägt er<br />

dem Staat ein Schnippchen: Selbst<br />

der Schlips, an dem er sich erhängt,<br />

ist Importware.<br />

Wohl niemals, so philosophiert die namenlose Heldin<br />

in „Frühling auf dem Mond“, werde ihre mystische<br />

Berauschung der frühen Jahre zurückkehren.<br />

Heute lebe sie nicht mehr „gänzlich losgerissen von<br />

der Realität“ inmitten eines Reigens von „Seepferdchen<br />

in Brabanter Spitze“. Steht dieser kluge Episoden-Roman<br />

über eine magische Kindheit deshalb<br />

nicht auf dem Boden der Tatsachen? Keineswegs.<br />

Vom Mond aus sieht Kissina die baulichen und ideologischen<br />

Ruinen ihrer Heimat viel klarer, als wir<br />

Sterblichen hier auf Erden es je könnten.<br />

S e l b s t e x p e r i m e n t<br />

Mein Wahlkampf<br />

Oliver Maria Schmitt<br />

Thomas Schaefer<br />

Früher, als zwar nicht alles gut, aber doch besser<br />

war als heute, wussten die Menschen ihr Wohl<br />

noch der magischen Aura des Reims anzuvertrauen,<br />

z. B. in der Werbung. Das macht man heute<br />

nicht mehr. Doch sollten wir nicht so tun, als seien<br />

die Verhältnisse, unter denen wir leiden, alternativlos,<br />

z. B. in der Politik. Man stelle sich vor, der SPD-<br />

Kanzerkandidat Steinbrück verfügte über ein innovatives<br />

Wahlkampfmanagement, das fähig und<br />

bereit wäre, so etwas auszuhecken: „Vorwärts statt<br />

zurück – wählt Peer Steinbrück!“ Diese Überlegung<br />

kam mir bei der Lektüre von O. M. Schmitts „Mein<br />

Wahlkampf“.<br />

Schmitt ist nicht nur ehemaliger „Titanic“-Chefredakteur,<br />

Autor sehr guter Romane („Anarchoshnitzel<br />

schrieen sie“) und anderer sehr guter satirischer<br />

Texte, sondern auch Politiker. Er kandidierte<br />

in seiner Heimatstadt Heilbronn als Landtagskandidat<br />

sowie als OB seines Wohnsitzes Frankfurt/Main.<br />

Bei seinen Kampagnen sicherte er sich sehr viele<br />

Stimmen (0,2 bis 1,8 %), vermutlich,<br />

weil auf seinen Wahlplakaten zu lesen<br />

war: „Macht alle mitt – wählt Oliver<br />

Schmitt!“. Nun kandidiert er in<br />

Konkurrenz zu Steinbrück und Amtsinhaberin<br />

Merkel bei der Bundestagswahl<br />

um den Einzug ins Kanzleramt,<br />

und zwar für DIE PARTEI.<br />

Weil es sich hier um ein unparteiisches Medium<br />

handelt, soll nicht über diese Partei, die aus dem<br />

Humus des „Titanic“-Satire-Umfelds erwachsen ist<br />

und manche Menschen schockt, indem sie für den<br />

Wiederaufbau der Mauer plädiert und auch sonst<br />

provokant auftritt, debattiert oder gar für sie geworben<br />

werden. Auch zu Schmitts Buch äußern wir<br />

uns differenziert, objektiv und distanziert, indem<br />

wir zu Kauf und Lektüre desselben auffordern. Es<br />

ist eine sehr gute Anleitung für Menschen, die Politiker<br />

werden wollen oder es bereits sind und<br />

bei Wahlen kandidieren möchten. Man lernt u. a.,<br />

wie gut es sich macht, wenn man auf einem Plakat<br />

in Gesellschaft von Kaninchen abgebildet ist<br />

und – jetzt ist hier kein Platz mehr für weitere Argumente.<br />

Macht alle mitt – lest das Buch von Oliver<br />

Schmitt!<br />

R o m a n<br />

Gluthitze<br />

Joe R. Lansdale<br />

Michael Saager<br />

Man muss sich Joe R. Lansdale als herzhaft harten<br />

Knochen mit galligem Humor vorstellen. Im Vorbeigehen<br />

haut der 1951 in Gladewater/Texas geborene<br />

Autor solche Sätze raus: „Für mich ist die Menschheit<br />

wie ein schmarotzender, hungriger Köter ohne<br />

Zuhause, der permanent über den Highway trottet,<br />

immer hin und her. Früher oder später erwischt ihn<br />

ein Auto.“<br />

Für seine grandios abgründigen, herrlich blutunterlaufenen<br />

Thriller wurde Lansdale mit dem American<br />

Mystery Award, dem British Fantasy Award und<br />

gleich fünfmal mit dem Bram Stoker Award ausgezeichnet.<br />

Lansdale, der mehrere Kampfsportschulen<br />

betreibt, und dessen Karriere in der hierzulande<br />

als halbseiden geziehenen Pulp-Szene begann, ist<br />

in den USA längst weltberühmt.<br />

Passend zum Wetter ist diesen Sommer „Gluthitze“<br />

neu bei Suhrkamp erschienen. Erzählt wird aus der<br />

Perspektive Cason Statlers. Der Mann hat es, wie jeder<br />

anständige, kaputte Held eines garstigen Thrillers,<br />

nicht eben leicht – er ist vom Pulitzer-Preis-<br />

Anwärter zum traumatisierten Irak-Veteranen und<br />

selbstmitleidigen Säufer heruntergekommen. Das<br />

Leben ist eine blöde Sau, schon klar.<br />

Bisweilen aber hält es interessante<br />

Überraschungen bereit: Nachdem<br />

Cason in seiner Heimatstadt als Kolumnist<br />

des lokalen Käseblatts angeheuert<br />

hat, stolpert er über den rätselhaften<br />

Fall der verschwundenen<br />

Geschichtsstudentin Caroline.<br />

Eine ebenso temporeiche wie verzwickt wendungsreiche<br />

und in puncto Bösartigkeit – bei lebendigem<br />

Leibe gehäutet zu werden, ist kein Spaß, liebe Leserinnen<br />

und Leser! – schwer zu toppende Geschichte<br />

nimmt ihren verheißungsvollen Lauf. Ein rasanter Plot,<br />

in der ein sadistischer Gaukler und eine unverschämt<br />

schöne Schönheit mit mordsgefährlichem Dachschaden<br />

allerlei diabolische Spielchen spielen und uramerikanische<br />

Themen wie Rassismus und Bigotterie<br />

angemessen prominente Plätze unter flirrender texanischer<br />

Kleinstadtsonne zugewiesen bekommen. Man<br />

wird ganz blöde vor lauter Anspannung, staunt über<br />

die lakonisch lässigen Dialoge und nicht zuletzt darüber,<br />

wie locker Thriller-Großmeister Lansdale nahezu<br />

sämtliche Klischee-Klippen umschifft. Geiler Typ.<br />

Suhrkamp, <strong>2013</strong>, 249 Seiten, 18,95 Euro<br />

Rowohlt Berlin, <strong>2013</strong>, 256 Seiten, 9,99 Euro<br />

Suhrkamp, <strong>2013</strong>, 390 Seiten, 8,99 Euro<br />

24 Bücher


N e u e s S t ü c k<br />

Familiengespenster<br />

S c h w e d e n<br />

Als Gotland am Äquator lag<br />

Tina Fibiger<br />

Wie unter einer Glasglocke rumoren in den Dramen Henrik Ibsens die verdrängten<br />

Altlasten, die jede Familie mit sich schleppt. Der offene Diskurs über<br />

die Lebenslügen seiner Figuren ist auch in seinem „Gespenster“-Szenario<br />

längst überfällig. Aber dazu braucht es einen Störfaktor, der all die Sprachbastionen<br />

einreißt, die sich um die verkrüppelten Seelenlandschaften so zwanghaft<br />

souverän behaupten. Hier bringt die Regisseurin Eva Maria Baumeister für<br />

ihre Inszenierung am Jungen Theater Lou Andreas Salomé ins Spiel: Die Glasglocke<br />

bekommt Risse, als sich Göttingens erste Analytikerin in das verabredete<br />

Schweigen im Hause Alving einmischt. Ihre eigenwillig wachsam fordernde<br />

Stimme hat die Autorin Daniela Dröscher aus Briefen, Erzählungen und Texten<br />

für das Szenario „Gespenster in Göttingen“ kondensiert und dabei auch ein<br />

Kapitel Familienbiografie der Lou Andreas Salomé für dieses Schauspiel noch<br />

einmal methodisch betrachtet.<br />

Eva Maria Baumeister sieht Salomé als Frau, die ihr analytisches Handwerk<br />

nicht benutzt, um auf Wahrheit zu drängen. Erst einmal geht es darum, überhaupt<br />

eine offene Sprache zu finden, Fragen an sich selbst zu stellen und sich<br />

von dem typischen Muster zu lösen, immer andere für die eigene Geschichte<br />

haftbar zu machen. Mit dieser Fähigkeit zur Klarheit nähert sich Lou als teilnehmende<br />

Beobachterin dann Ibsens Figuren und ihrer Sprachfestung mit einem<br />

ungewöhnlichen Requisit. Sie trommelt immer wieder auf einem Schlagzeug,<br />

reanimiert mit Rhythmen und Taktlosigkeiten die Körpersprache der Figuren,<br />

in der das gemeinsame Lügengebäude mitteilbar gemacht werden kann. Mit<br />

dem Schlagzeug als Symbol für Auf- und Ausbrüche aus Konventionen, Zwängen<br />

und Lügenkonstrukten kommt Bewegung in die statischen<br />

Verhältnisse, unter denen Helene Alvig auf ihrem Landgut über<br />

die Familiengespenster herrscht. Sie möchte ihrem verstorbenen<br />

Gatten nach zehn Jahren ein Denkmal setzen, im Bündnis<br />

mit ihrem moralischen Tugendwächter Pastor Manders.<br />

Schweigen herrscht über die uneheliche Tochter Regine, die<br />

die Rolle des Dienstmädchens auf dem Landgut zugewiesen<br />

bekam, und über das, was ihren Ersatzvater umtreibt. Schweigen<br />

herrscht auch über die Entfremdung, die Sohn Osvald ins<br />

künstlerische Exil trieb und bei seiner Heimkehr virulent wird.<br />

Die Regisseurin Baumeister arbeitet mit einer Raumbühne, in<br />

der Ibsens Figuren wie in einem Labor erfahrbar werden – wie sie sich Salomés<br />

Interventionen penetrant verweigern und die insistierende Trommlerin nicht<br />

wahrnehmen wollen. Diese sondiert aus klassischer Bühnenperspektive das<br />

Glasglockenterrain und stützt die Stimme von Osvald, der das verräterische<br />

Konstrukt nun erstmals sabotiert. Schon die Aufforderung: „Sie müssen lernen,<br />

ihre Eltern zur Seite zu stellen, wie eine Vase ins Blumenzimmer“, ist ein Affront<br />

gegen das Haltbarkeitsdekret der heiligen Familie.<br />

Auf die Heilsversprechen einer Psychoanalyse ist für die Freudschülerin kein Verlass,<br />

wenn die Konventionen nicht hinterfragt werden und die Beziehungsmuster,<br />

die Lou Andreas Salomé anders eingefordert und auch anderes gelebt hat,<br />

nicht in Frage gestellt werden. Auch damit kollidieren Ibsens Figuren, die sich nie<br />

aufrichtig an ihre Wünsche und Visionen herangetraut haben. Und die nicht wagen,<br />

eine Mutprobe anzunehmen, die eine aufrührerische Trommlerin zur Selbstbestimmtheit<br />

einfordert. Zur JT-Premiere der „Gespenster in Göttingen“ am 5.<br />

September wird sich zeigen, welche Familiengespenster sie so auch verjagt.<br />

Gespenster in Göttingen *<br />

Junges Theater;<br />

Regie: Eva Maria Baumeister<br />

*<br />

Ensemble<br />

(Foto: Clemens Eulig)<br />

Kerstin Cornils<br />

Ohne Antje Rávic Strubel wäre ich nicht hier. Windzerzaust stehe ich am Pier<br />

von Nynäshamn, denn die Potsdamer Autorin hat mich mit dem Gotland-Virus<br />

infiziert. Beständig prasselten mir beim Lesen ihres Romans „Sturz der Tage<br />

in die Nacht“ Feuersteine und versteinerte Schwämme auf die Knie – 419 Millionen<br />

Jahre alte Schwämme aus dem silurischen Zeitalter. Bei jedem Umblättern<br />

war mein Zimmer von Gischt erfüllt. Hinten am Horizont taucht jetzt Visby<br />

auf: Gigantischen Walskeletten gleich ragen Kirchen ohne Dächer in den<br />

kornblumenblauen Himmel. Die makellose Stadtmauer erinnert an den Reichtum<br />

der Lübecker Kaufleute, die hier vor Jahrhunderten ihre Waren nach Riga<br />

und Nowgorod verschifften. Ich gehe an Land und bestelle<br />

ein Klosteröl aus der hiesigen Brauerei.<br />

Am nächsten Morgen schnüre ich die Schuhe für Stora<br />

Karlsö. Kaum mehr als zwei Kilometer misst die<br />

von Linné beschriebene Insel vor der Insel. Bei Strubel<br />

dient sie als Ort, an dem sich ein in der DDR geborener<br />

Ödipus ahnungslos in seine Mutter verliebt.<br />

Eigentlich wollte ihm die Biologin nachts nur die<br />

Trottellummen zeigen, die hier im Juni ihren Nachwuchs<br />

von den Klippen hinabstoßen. Im Schutz der<br />

Dunkelheit müssen die Vögel fliegen lernen – unbehelligt<br />

von den Attacken der Möwen. Ich schließe mich einer<br />

Touristengruppe an, die am Leuchtturm vorbeistapft<br />

und zu den Lummen geführt wird. Die kalkigen<br />

Felsen wimmeln vor schwarzem Federvieh. Doch jetzt<br />

im Juli sind die Jungvögel längst ausgeflogen. Als ich<br />

dem Guide von Strubel erzähle, zuckt er die Achseln.<br />

Auch Schweden verwenden die Insel als Schauplatz.<br />

Als Beweis hält er ein knalliges Krimicover in die Höhe.<br />

Den Gedanken, ihm vom Inselinzest und dem Bulettengeruch<br />

der DDR zu erzählen, verwerfe ich schnell.<br />

Eine Nussschale bringt mich am nächsten Tag zur<br />

Bergman-Insel Fårö. Keineswegs immer war der Regisseur<br />

der „Wilden Erdbeeren“ angetan von dem struppigen<br />

Eiland mit den zahnlosen Windmühlen. In seiner<br />

Autobiographie „Laterna Magica“ bekennt er, dass ihn<br />

seine Produzenten auf die Insel geradezu prügeln mussten – eigentlich hatte<br />

er sich die schottischen Orkney-Inseln für eines seiner Filmprojekte erträumt.<br />

Wo genau der Meister denn gewohnt habe, frage ich im Bergman-<br />

Center. Man gibt sich geheimnisvoll. Also fahre ich auf eigene Faust zu den<br />

Kalksteinsäulen am Strand von Langhammars. Heute sieht es hier familienfreundlicher<br />

aus als 1968 in Bergmans apokalyptischem Film „Schande“: Liebespaare<br />

bezwingen die Gipfel der hochaufragenden Rauk-Felsen und schicken<br />

mit ihren iPhones siegesgewisse Erinnerungsposen in die Welt. Auch<br />

ich mache ein Foto: Für Jeff, der sich seinen geschäftigen Alltag in der Londoner<br />

City mit einem düsteren Filmstill aus dem „Siebten Siegel“ auf seinem<br />

Blackberry versüßt. Kurz vor der Abreise erzählt mir ein Schotte von<br />

Gotlands hoher Arbeitslosigkeit und der grausam kurzen Touristensaison.<br />

Immer wieder hat sich auf der Insel der schönen Ruinen alles verändert: Vor<br />

400 Millionen Jahren lag Gotland noch am Äquator.<br />

fehmi-baumbach.de<br />

26 Theater 27 Kolumne


S e p t e m b e r<br />

Sterne<br />

Anzeige<br />

Ella Jaspers<br />

Wassermann Strategische Dilemmata. Sich überkreuzende Wünsche, willenlose<br />

Reflexion. Es rankt sich drumherum, kriecht zwischen den Fugen durch die<br />

Bretter, krümelt unter die Karten. Haselnussige Perspektiven wankeln herein.<br />

Fische Grundstürzende Reformen am Selbst unternehmen. Zarte Umkehr immer<br />

erwünscht, ersehnt, begehrt. Radikale Selbstkritik nicht nur des Kapitals.<br />

Schlüssige Theorien bedürfen der Liebe. In alle Richtungen.<br />

Widder Wenn die Revolution auf dem Lande schon vorbei ist, kann man zwischen<br />

den Zweigen nach den neuen Dingen, den anderen Wegen suchen. Oder<br />

in einem französischen Häuschen im fernen Ozean übersommern.<br />

Stier Alle drei Bestimmungen sind notwendig, alle drei Funktionen in der Gesellschaft<br />

maßgeblich, heißt es. Am Ende muss nur noch geklärt werden, wie es<br />

weitergehen kann mit diesen Kategorien und der gesellschaftlichen Vermittlung.<br />

Zwillinge Der Charakter des Neuen ist unwirsch, unvorhersehbar. Tappen<br />

entlang der neuen Ränder, mal ausholen und hinüberhauen, dann wieder still<br />

und allein zurückbleiben. Ein nicht abnehmbarer Schritt. Kommt.<br />

Krebs Zwischen den Ruinen des Verfalls der bürgerlichen Gesellschaft hindurchschwanken.<br />

Zweierlei löst sich auf, neue Bestimmungen finden. Erkenntnis<br />

und Bewusstsein fließen im langsamen Sodawasser, sprudelnd.<br />

Löwe Unerfülltheit als zentrale Kategorie. Kringelndes mit zuckerstreuseligem<br />

Hagelzucker. Immer rauf auf den Kopf, es prasselt so schön. Daneben schmilzt<br />

der Teer und weiße Flecken bleiben zurück.<br />

Jungfrau Lauter uneingelöste Versprechen ragen zwischen den Häusern hervor.<br />

Die hellbraunen Nadeln, die den Boden bedecken, sind erstaunlich weich.<br />

Keine Selbstbestimmung im Niemandsland. An der Kellertreppe ist es anders.<br />

präsentiert vom:<br />

DOLLAR<br />

CLUB<br />

Waage Das bodentiefe Fenster öffnen. Eingelassene Luft umspült deine Füße,<br />

türkis schimmert es von hinten auf deinen hellen Rücken. Unerträgliche Produktionsverhältnisse<br />

werden endlich neu und anders, einer schaut vom Bett herüber.<br />

Skorpion Aufstehen und stehen bleiben. Eine andere Sichtweise finden, über<br />

Kanten auftauchen, in Zwischenräume sehen. Ein kleiner Stock, eine ganze<br />

Welt. Blätter statt Grillwürstchen. Unermüdlich weitermachen, dabei grinsen.<br />

Schütze In die neuen, größeren Schuhe steigen. Hinter dir lassen, was nicht<br />

mehr geht. Ein Selbst finden. Zeit zwischen den Waffelröllchen entdecken,<br />

blättrige Schichten neuer Erkenntnis. Vorher allerdings noch: Achtung, Umbau.<br />

Steinbock Das Universelle ist auch hier nicht leicht zu finden. Ohn Arg suchst<br />

du nach ständiger Verwertbarkeit und bleibst dabei doch allzu nahe am Käsefass.<br />

Aus den Ritzen sickert etwas, das blechern schmeckt. Du fehlst vor der<br />

Höhle.<br />

28 Horoskope


Paule Hammer<br />

„Magazin und<br />

Enzyklopädie“<br />

Apex<br />

Blue Note<br />

Diva Lounge<br />

Fr<br />

30.8.<br />

t.b.a.<br />

22.00<br />

Paulaner-Tag<br />

15.00<br />

Sa<br />

31.8.<br />

t.b.a.<br />

22.00<br />

Frühstücksbuffet<br />

10.00<br />

So<br />

1.9<br />

Salsa-Party<br />

DJ Zdee 20.00<br />

Tatort-Abend<br />

20.15<br />

Ausstellung im Alten Rathaus<br />

8.9. bis<br />

20.10.<br />

EinsB<br />

Exil<br />

Klangwelt<br />

Pop & Wave 23.00<br />

Saturday Night Rockshow<br />

Kultrock 23.00<br />

Freihafen<br />

JT-Keller<br />

Pfeffer & Salz<br />

House & Minimal 23.00<br />

Black Shampoo<br />

Funk, Soul & Vintage 23.00<br />

Musa<br />

Rock gegen Rheuma<br />

DJ Albi 21.00<br />

Tango-Salon<br />

20.00<br />

Nörgelbuff<br />

Scherbe kontra Bass<br />

Konzert 21.30<br />

Heimathafen<br />

im Pools<br />

Tatort-Abend<br />

20.15<br />

6 Millionen<br />

Dollar Club<br />

Eighties Fusion<br />

by Djane Viper M 21.00<br />

It’s like that<br />

by Def 21.00<br />

Thanners<br />

Tag- & Nachtschänke<br />

14.00<br />

Tag- & Nachtschänke<br />

14.00<br />

Tag- & Nachtschänke<br />

14.00<br />

T-Keller (T)<br />

Kabale (K)<br />

UlrikeEdschmid<br />

Lit. Zentrum<br />

3.9.<br />

Polaroid-Party<br />

6.9.<br />

23 .00<br />

20 00<br />

EinsB<br />

Diverse<br />

Tequila-Sunrise-Special<br />

20.00 DEJA VU<br />

Ulrike Edschmids autobiografischer Roman „Das<br />

Verschwinden des Philip S.“ (Suhrkamp, <strong>2013</strong>) war<br />

einer der am meisten besprochenen Titel des Bücherfrühlings.<br />

Was nicht so sehr verwundert, denn<br />

behandelt wird der gute alte Dauerbrenner „deutscher<br />

Linksterrorismus“ – mit all seinen Widersprüchen.<br />

Glücklicherweise nimmt sich Edschmids Suche<br />

nach den wenigen Spuren, die ihr im Mai 1975<br />

bei einem Schusswechsel mit der Polizei getöteter<br />

Freund hinterlassen hat, angenehm unpathetisch<br />

aus. Es ist eher ein Tasten, fragend, suchend.<br />

Das Schönste an Polaroid-Fotos ist das Warten.<br />

Noch ist alles schwarz, erst nach einigen Minuten ist<br />

das Foto in ganzer Qualität zu sehen. Davor durchläuft<br />

es Phasen der Bildwerdung vom rotgetönten,<br />

schemenhaften Umriss über grünlich hinzuspringende<br />

Details bis zu immer größer werdender Helligkeit<br />

und Tiefenschärfe. Wedelnd hält man das Foto<br />

in der Hand, zerreißen mag man es auch bei Nichtgefallen<br />

eigentlich nicht: Weil man miterlebt hat,<br />

wie schwierig es war, ein Bild zu werden. Tanzen,<br />

warten, wedeln, wundern, mitnehmen.<br />

30<br />

PONY Express


Apex<br />

Blue Note<br />

Diva Lounge<br />

EinsB<br />

Exil<br />

Freihafen<br />

JT-Keller<br />

Musa<br />

Nörgelbuff<br />

Heimathafen<br />

im Pools<br />

6 Millionen<br />

Dollar Club<br />

Thanners<br />

T-Keller (T)<br />

Kabale (K)<br />

Diverse<br />

Mo<br />

2.9.<br />

After-Work-Party<br />

DJ SeleD 18.00<br />

Salsa-Kneipe<br />

20.30<br />

Frühschwimmer<br />

10.00<br />

Tag- & Nachtschänke<br />

Warsteiner-Stunde 18.00<br />

Pasta-Tag<br />

16.00 (K)<br />

Monday Tunes<br />

22.00 ALPENMAX<br />

Di<br />

3.9.<br />

Lounge<br />

15.00<br />

Astra-Tag<br />

10.00<br />

Jack Out …<br />

20.15<br />

Tag- & Nachtschänke<br />

Kölsch-Stunde 18.00<br />

Frauenlesbentrans-*<br />

Kneipe 20.30 (K)<br />

Ulrike Edschmid<br />

20.00 LIT. ZENTRUM<br />

Mi<br />

4.9.<br />

Gerd Rosenkranz<br />

Vortrag 19.00<br />

Lounge<br />

15.00<br />

Helden von Heutte<br />

Konzert 21.00<br />

Dawai Dawai<br />

Konzert 20.00<br />

Salsa en Sótano<br />

Salsa & Latin 22.00<br />

Spritwoch<br />

10.00<br />

€ocktail-€lash<br />

Cuba-Special 21.00<br />

Weizen-Tag<br />

18.00<br />

Uni-Nacht<br />

22.00 SAVOY<br />

Do<br />

5.9.<br />

Albert Schindehütte<br />

Vernissage 17.00<br />

Whiskey-Probier-Tag<br />

20.00<br />

Rock Jukebox<br />

Tequila-Special 23.00<br />

Deep in the Groove<br />

Jam-Session 21.00<br />

Manic Pool<br />

10.00<br />

Jäger & Sammler<br />

Astra -Special 21.00<br />

Tag- & Nachtschänke<br />

Jever-Stunde 18.00<br />

Fass-Tag<br />

18.00 (K)<br />

33<br />

Fr<br />

6.9.<br />

Gunter Hampel<br />

Konzert 20.30<br />

t.b.a.<br />

22.00<br />

Paulaner-Tag<br />

15.00<br />

Polaroid-Party<br />

23.00<br />

Headbangers Ballroom<br />

23.00<br />

Kiss-Club<br />

23.00<br />

Weekender<br />

Britpop & Indie 23.00<br />

PowerDance<br />

21.00<br />

You See<br />

Konzert 21.30<br />

Yamon Yamon<br />

Konzert 20.00<br />

Sureshots<br />

by Turntable Twins 21.00<br />

Tag- & Nachtschänke<br />

14.00<br />

10 Jahre Kookbooks<br />

20.00 LIT. ZENTRUM<br />

DT-Theaterfest<br />

Deutsches Theater<br />

Sa<br />

7.9.<br />

Martin Guth<br />

Kabarett 20.15<br />

t.b.a.<br />

22.00<br />

Frühstücksbuffet &<br />

Bundesliga 10.00 / 15.30<br />

House-Schmaus<br />

23.00<br />

Saturday Night Rockshow<br />

Kultrock 23.00<br />

Flashback-Party<br />

23.00<br />

La Boum<br />

23.00<br />

Weststadtfest<br />

15.00<br />

Gipsy Juice<br />

22.00<br />

Break the Funk<br />

by Slicktec 21.00<br />

Tag- & Nachtschänke<br />

14.00<br />

7.9.<br />

14 00<br />

So<br />

8.9.<br />

Der Grüffelo<br />

Theater 16.00<br />

Salsa-Party<br />

DJ Zdee 20.00<br />

Tatort-Abend<br />

20.15<br />

Tango-Salon<br />

20.00<br />

Tatort-Abend<br />

20.15<br />

Tag- & Nachtschänke<br />

14.00<br />

Was die Dynamik einer Stadt ausmacht, kann man im Soziologiebuch<br />

nachschlagen. Muss man aber nicht. Das kulturelle Wissen der Pet<br />

Shop Boys reicht vollkommen aus: Spannend wird’s, wenn sich Jungs<br />

aus dem Osten der Stadt mit Mädchen aus dem Westen der Stadt<br />

treffen. Ostviertel-Typen verlassen die Professorenvillen ihrer Daddys<br />

und finden sich an der Hagenwegbrücke ein – in der im Westen wuchernden<br />

Leineaue. Was sie dort erwartet? Konzerte von Emmet Ray,<br />

Feltmann und Catch A Bear. Und die Abenteuer der Weststadt.<br />

20 00<br />

10 Jahre Kookbooks<br />

Lit. Zentrum<br />

Es steht nicht allzu gut um die<br />

zeitgenössische Lyrik: Wer Gedichte<br />

schreibt, kann kaum mit<br />

hohen Auflagen rechnen, und<br />

weithin bekannte Genrestars wie<br />

einst Rilke, Benn oder Jandl gibt<br />

es – vielleicht mit Ausnahme von<br />

Durs Grünbein – auch nicht mehr.<br />

Schön, dass es da mit Kookbooks<br />

einen Verlag gibt, der sich ganz<br />

der Förderung junger Poeten<br />

verpflichtet hat. Im Literarischen<br />

Zentrum feiert er seinen zehnten<br />

Geburtstag und bringt mit Martina<br />

Hefter, Tristan Marquardt und<br />

Steffen Popp gleich drei seiner<br />

Autoren mit.<br />

Wenn Janosch auf Petterson und Findus trifft und die drei zusammen<br />

erst Kaffee schlürfen, dann Goldschürfen gehen und direkt danach<br />

den Time Warp tanzen, wenn sie gegen Abend über die Bühne fliegen<br />

und dabei ein Blind Date haben oder auch vier davon, wenn sie eine<br />

arabische Reise in die Vergangenheit machen und sich zu guter Letzt<br />

doch lieber trennen, um beim Speed Dating mit interessanten Menschen<br />

ihr Glück zu suchen, dann handelt es sich um ein bühnenbretthartes<br />

Theaterfest zur Spielzeiteröffnung im Deutschen Theater.<br />

Weststadtfest<br />

Musa/Leineaue<br />

7.9.<br />

15 00 6.9.


Apex<br />

Mo<br />

9.9.<br />

Di<br />

10.9.<br />

Die ersten 5 Jahre<br />

Theater 20.15<br />

Mi<br />

11.9.<br />

Do<br />

12.9.<br />

Rotkäppchenvar.<br />

Theater 20.15<br />

Fr<br />

13.9.<br />

Sa<br />

14.9.<br />

Jens Neutag<br />

Kabarett 20.15<br />

So<br />

15.9.<br />

8.9.<br />

21 00<br />

Blue Note<br />

After-Work-Party<br />

DJ SeleD 18.00<br />

t.b.a.<br />

22.00<br />

t.b.a.<br />

22.00<br />

Salsa-Party<br />

DJ Zdee 20.00<br />

Diva Lounge<br />

EinsB<br />

Exil<br />

Freihafen<br />

JT-Keller<br />

Musa<br />

Nörgelbuff<br />

Heimathafen<br />

im Pools<br />

6 Millionen<br />

Dollar Club<br />

Thanners<br />

T-Keller (T)<br />

Kabale (K)<br />

Salsa-Kneipe<br />

20.30<br />

Querbeat-Bandsession<br />

21.30<br />

Frühschwimmer<br />

10.00<br />

Tag- & Nachtschänke<br />

Warsteiner-Stunde 18.00<br />

Pasta-Tag<br />

16.00 (K)<br />

Lounge<br />

15.00<br />

Astra-Tag<br />

10.00<br />

Jack Out ...<br />

20.15<br />

Tag- & Nachtschänke<br />

Kölsch-Stunde 18.00<br />

Frauenlesbentrans-*<br />

Kneipe 20.30 (K)<br />

Lounge<br />

15.00<br />

Wild’n Weizen<br />

Weizen-Special 23.00<br />

Salsa en Sótano<br />

Salsa & Latin 22.00<br />

Spritwoch<br />

10.00<br />

€ocktail-€lash<br />

Cuba -Special 21.00<br />

Weizen-Tag<br />

18.00<br />

Whiskey-Probier-Tag<br />

20.00<br />

Rock Jukebox<br />

Tequila-Special 23.00<br />

NDR2 Soundcheck<br />

Opening 22.00<br />

Manic Pool<br />

10.00<br />

Jäger & Sammler<br />

Astra -Special 21.00<br />

Tag- & Nachtschänke<br />

Jever-Stunde 18.00<br />

Fass-Tag<br />

18.00 (K)<br />

Paulaner-Tag<br />

10.30<br />

Bonne Soirée<br />

23.00<br />

Nacht der Schatten<br />

Dark Rock & Wave 23.00<br />

Honey & Cream<br />

23.00<br />

NDR2 Soundcheck<br />

Aftershow 23.00<br />

Rock gegen Rheuma<br />

DJ Albi 21.00<br />

Till Bennewitz<br />

Konzert 23.00<br />

Zurück Indie Zukunft<br />

22.00<br />

Static Frequencies<br />

by Arcitech 21.00<br />

Tag- & Nachtschänke<br />

14.00<br />

Arliss Nancy<br />

Konzert 21.00 (T)<br />

Klub Karracho<br />

Soul,Sixties & Indie 23.00<br />

Party Sensation<br />

23.00<br />

All In One<br />

Konzert 22.00<br />

t.b.c.<br />

23.00<br />

Cry Baby Club<br />

Bionique 23.00<br />

Souffleur<br />

Konzert 23.00<br />

Beats on Toast<br />

10.00<br />

Kasacho Karacho<br />

21.00<br />

Tag- & Nachtschänke<br />

14.00<br />

Tatort-Abend<br />

20.15<br />

Tango-Salon<br />

20.00<br />

Tatort-Abend<br />

20.15<br />

Tag- & Nachtschänke<br />

14.00<br />

Break the Funk<br />

Sechs Millionen Dollar Club<br />

Den leidenschaftlichen Fans der<br />

StadtRadio-Sendung „Tha Prophecy“<br />

ist er längst ein Begriff:<br />

DJ Slick Tec alias Bartek Berbeka.<br />

Ihm und seinem musikalischen<br />

Seelenbruder Osita Umeh ist es<br />

zu verdanken, dass sich die Äste<br />

HipHop, Soul und Funk in dieser<br />

Stadt immer wieder zu einem<br />

blühenden Gewusel aus Klängen<br />

verknoten. Wenn sich DJ Slick<br />

jetzt aus seinem vertrauten Radiokasten<br />

traut, um im Sechs Millionen<br />

Dollar Club aufzuschlagen,<br />

ist neben erfrischenden Cocktails<br />

auch jede Menge Funky Stuff zu<br />

erwarten. Move on up, guys!<br />

Diverse<br />

Monday Tunes<br />

22.00 ALPENMAX<br />

Uni-Nacht<br />

22.00 SAVOY<br />

Shot-Special<br />

20.00 DEJA VU<br />

Arliss Nancy<br />

T-Keller<br />

13.9.<br />

21 00<br />

Neue Tour, neues Album. Ist nicht immer so. Bekanntlich gibt es faule<br />

Säcke und fleißige Bienchen. Das Quintett Arliss Nancy gehörte zweifellos<br />

zu den Bienchen, wenn das daraus resultierende Bild weniger<br />

schief wäre. Bienchen kommen zwar auch aus Colorado, aber sie trinken<br />

meist keinen Whiskey, um ihre „Stimme“ zu ölen. Sie spielen heutzutage<br />

nur noch selten Punk-Rock‘n‘Roll mit Orgel- und Klavierelementen.<br />

Arliss Nancy aber schon, z. B. auf ihrem dritten Album „Wild American<br />

Runners“. Das letzte ist erst vor knapp einem Jahr erschienen.<br />

Wenn einer seine musikalische Biografie mit Funk, Rock und<br />

Grunge beginnt, später als Liedermacher mit der Akustikgitarre<br />

auf der Bühne steht und dann noch den Sprechgesang des Neunzigerjahre-HipHops<br />

für sich entdeckt, dann ist das Ergebnis ein<br />

vielleicht eklektizistischer, keinesfalls aber ein langweiliger Stilmix.<br />

Wer wissen will, wie das klingt, dem sei der Auftritt des Marburger<br />

Musikers Souffleur im Nörgelbuff ans Herz gelegt – mit dabei<br />

Christoph Busse, Adrian Schmidtke und Sven von Samson.<br />

35<br />

Souffleur<br />

Nörgelbuff<br />

14.9.<br />

20 30


Apex<br />

Blue Note<br />

Diva Lounge<br />

EinsB<br />

Exil<br />

Freihafen<br />

JT-Keller<br />

Musa<br />

Nörgelbuff<br />

Heimathafen<br />

im Pools<br />

6 Millionen<br />

Dollar Club<br />

Thanners<br />

T-Keller (T)<br />

Kabale (K)<br />

Diverse<br />

Mo<br />

16.9.<br />

After-Work-Party<br />

DJ SeleD 18.00<br />

Salsa-Kneipe<br />

20.30<br />

NB-Houseband<br />

Funk, Soul & Blues 21.30<br />

Frühschwimmer<br />

10.00<br />

Tag- & Nachtschänke<br />

Warsteiner-Stunde 18.00<br />

Pasta-Tag<br />

16.00 (K)<br />

Helon Habila<br />

20.00 LIT. ZENTRUM<br />

Di<br />

17.9.<br />

Champions League live<br />

20.00<br />

Astra-Tag<br />

10.00<br />

Jack Out ...<br />

20.15<br />

Tag- & Nachtschänke<br />

Kölsch-Stunde 18.00<br />

Frauenlesbentrans-*<br />

Kneipe 20.30 (K)<br />

Student’s Night<br />

20.00 IRISH PUB<br />

Mi<br />

18.9.<br />

Till Bennewitz<br />

Konzert 20.30<br />

Champions League live<br />

20.00<br />

Wild’n Weizen<br />

Weizen-Special 23.00<br />

Salsa en Sótano<br />

Salsa & Latin 22.00<br />

Spritwoch<br />

10.00<br />

€ocktail-€lash<br />

Cuba -Special 21.00<br />

Weizen-Tag<br />

18.00<br />

Uni-Nacht<br />

22.00 SAVOY<br />

Do<br />

19.9.<br />

Whiskey-Probier-Tag<br />

20.00<br />

Blues’n Boogie Küche<br />

Live-Session 23.00<br />

Carrousel<br />

Konzert 20.00<br />

Jäger & Sammler<br />

Astra -Special 21.00<br />

Tag- & Nachtschänke<br />

Jever-Stunde 18.00<br />

Fass-Tag<br />

18.00 (K)<br />

17.9.<br />

Nur gut, dass der Hintern angewachsen ist. Sonst würde man ihn womöglich<br />

verlieren auf der Record-Release-Party des tanzdynamischen<br />

Göttinger Fusion-Trios Ego vs. Emo. Aus Geige, Saxophon, Drums<br />

und elektronischem Gerät werden quirlige Breakbeats, tiefe Bassounds,<br />

leichtfüßige Folkmelodien. Ein Videoclip wird gezeigt, die<br />

DJs BenjaMind und EggaZ supporten den Abend mit Electro-Swing<br />

und Dubstep. Das Album ist eine Soli-CD für das Antifaschistische<br />

Pressearchiv und Bildungszentrum Berlin e.V. Gute Sache – hingehen.<br />

37<br />

Fr<br />

20.9.<br />

Detlef Bunk<br />

Konzert 20.15<br />

t.b.a.<br />

22.00<br />

Paulaner-Tag<br />

15.00<br />

King Kong Kicks<br />

Guitar Pop 23.00<br />

Independent Friday<br />

Indie & Alternative 23.00<br />

Neon-Party<br />

23.00<br />

Fight the Dancefloor<br />

23.00<br />

PowerDance<br />

21.00<br />

S.Mayur & Mostly Mellow<br />

Konzert 21.30<br />

Ringelbeats m. Anbassen<br />

22.30<br />

Beatgrade<br />

by Ed Scientific 21.00<br />

Tag- & Nachtschänke<br />

14.00<br />

Ego vs. Emo<br />

Konzert 21.00<br />

Champions League<br />

live<br />

Stadion a. d. Speckstraße<br />

Sa<br />

21.9.<br />

Martin Zingheim<br />

Kabarett 20.15<br />

t.b.a.<br />

22.00<br />

Frühstücksbuffet &<br />

Bundesliga 10.00 / 15.30<br />

Kill your Idols<br />

90s Trash 23.00<br />

So<br />

22.9.<br />

Salsa-Party<br />

DJ Zdee 20.00<br />

Tatort-Abend<br />

20.15<br />

All In One<br />

14.9.<br />

22 00<br />

20 45 20.9.<br />

21 00<br />

Saturday Night Rockshow<br />

Kultrock 23.00<br />

Kill your Idols<br />

90s Trash 23.00<br />

Jukebox Explosion<br />

Electromosh & Indie 23.00<br />

Frisbee & Friends<br />

Konzert 21.30<br />

Beats on Toast<br />

10.00<br />

It’s like That<br />

by Def 21.00<br />

Tag- & Nachtschänke<br />

14.00<br />

Tango-Salon<br />

20.00<br />

Beats on Toast<br />

10.00<br />

Tag- & Nachtschänke<br />

14.00<br />

Tango-Abend<br />

21.00 (K)<br />

Exil<br />

Es war einmal ein versehrter Soldat,<br />

der sollte für den König herausfinden,<br />

warum jeden Morgen<br />

die Schuhe seiner zwölf Töchter<br />

vollends zertanzt waren. Listig<br />

folgte der Mann dem Rat einer<br />

Alten: Er verschmähte den<br />

Schlummertrunk, den die älteste<br />

Tochter des Königs ihm einflößen<br />

wollte. So fand heraus, dass<br />

die Mädchen sich jede Nacht auf<br />

ein Konzert von All In One schlichen.<br />

Weil All In One alle Lieblingssongs<br />

der Töchter von Adele<br />

bis ZZ Top spielte, hingen die<br />

Schuhe der schönen Prinzessinnen<br />

schon bald in Fetzen.<br />

So sicher, wie Weihnachten im Dezember kommt, beginnt die neue<br />

Champions-League-Saison im September. Und die Parallelen zwischen<br />

den beiden Großereignissen gehen noch weiter: Millionen<br />

Menschen freuen sich drauf, und einige Leute verdienen mit dieser<br />

Freude Millionen. Gut, dass man nicht nach München, London oder<br />

Barcelona reisen muss, um die Spiele zu sehen, sondern lediglich in<br />

die Göttinger Speckstraße – dort gibt es alle Partien live und für lau.<br />

Nur das Bier, das kostet natürlich Geld!<br />

Ego vs. Emo<br />

T-Keller


Apex<br />

Mo<br />

23.9.<br />

Di<br />

24.9.<br />

DenkBar<br />

20.00<br />

Mi<br />

25.9.<br />

Do<br />

26.9.<br />

Jazz Session<br />

Konzert 20.30<br />

Fr<br />

27.9.<br />

Nimiq<br />

Konzert 20.30<br />

Sa<br />

28.9.<br />

Eva Eiselt<br />

Kabarett 20.15<br />

So<br />

29.9.<br />

26.9.<br />

20 00<br />

Blue Note<br />

Diva Lounge<br />

EinsB<br />

After-Work-Party<br />

DJ SeleD 18.00<br />

Lounge<br />

15.00<br />

Jura-Examensparty<br />

23.00<br />

Lounge<br />

15.00<br />

Whiskey-Probier-Tag<br />

20.00<br />

t.b.a.<br />

22.00<br />

Paulaner-Tag<br />

15.00<br />

I love 00´s<br />

23.00<br />

t.b.a.<br />

22.00<br />

Frühstücksbuffet &<br />

Bundesliga 10.00 / 15.30<br />

Dirty Disco<br />

23.00<br />

Salsa-Party<br />

DJ Zdee 20.00<br />

Tatort-Abend<br />

20.15<br />

If They Ask, Tell<br />

Them We‘re Dead<br />

Heimathafen im Pools<br />

Exil<br />

Freihafen<br />

JT-Keller<br />

Musa<br />

Nörgelbuff<br />

Heimathafen<br />

im Pools<br />

6 Millionen<br />

Dollar Club<br />

Thanners<br />

Salsa-Kneipe<br />

20.30<br />

Spielstunde<br />

Open Stage 21.30<br />

Frühschwimmer<br />

10.00<br />

Tag- & Nachtschänke<br />

Warsteiner-Stunde 18.00<br />

Astra-Tag<br />

10.00<br />

Jack Out ...<br />

20.15<br />

Tag- & Nachtschänke<br />

Kölsch-Stunde 18.00<br />

Wild’n Weizen<br />

Weizen-Special 23.00<br />

Salsa en Sótano<br />

Salsa & Latin 22.00<br />

Spritwoch<br />

10.00<br />

€ocktail-€lash<br />

Cuba -Special 21.00<br />

Weizen-Tag<br />

18.00<br />

Rock Jukebox<br />

Tequila-Special 23.00<br />

If They Ask ...<br />

Konzert 20.00<br />

Jäger & Sammler<br />

Astra -Special 21.00<br />

Tag- & Nachtschänke<br />

Jever-Stunde 18.00<br />

Klangwelt<br />

Pop & Wave 23.00<br />

t.b.a.<br />

Party International<br />

23.00<br />

Rock gegen Rheuma<br />

DJ Albi 21.00<br />

Nick & June<br />

Konzert 21.30<br />

Nordlicht-Klub<br />

Konzert 20.30<br />

Urban Voodoo<br />

by WillieBounce 21.00<br />

Tag- & Nachtschänke<br />

14.00<br />

Saturday Night Rockshow<br />

Kultrock 23.00<br />

Urban Legends<br />

23.00<br />

Black Shampoo<br />

Funk, Soul & Vintage 23.00<br />

Hot Lips<br />

Konzert 20.00<br />

Supergroovelistic<br />

Funkification 22.00<br />

I don‘t care<br />

by Viper M 21.00<br />

Tag- & Nachtschänke<br />

14.00<br />

Tango-Salon<br />

20.00<br />

Tatort-Abend<br />

20.15<br />

Tag- & Nachtschänke<br />

14.00<br />

Das Rad ist erfunden, und runder<br />

wird’s wahrscheinlich auch nicht<br />

mehr. Und obwohl es beim Indierock<br />

ähnlich ist, sind überzeugende<br />

Resultate selbstredend immer<br />

wieder möglich. Wobei wir das<br />

schlimme Wort „Emo“, das irgendwo<br />

fiel, um den sehr schönen, auch<br />

sehr melodischen, von Post-Punk,<br />

Shoegaze und Feedback-Noise-<br />

Rock inspirierten Überwältigungssound<br />

des Quartetts aus dem südschwedischen<br />

Malmö zu beschreiben,<br />

sofort wieder vergessen<br />

wollen. Der olle Begriff ist ja allzu<br />

häufig für Quatschmusik reserviert.<br />

T-Keller (T)<br />

Kabale (K)<br />

Pasta-Tag<br />

16.00 (K)<br />

Frauenlesbentrans-*<br />

Kneipe 20.30 (K)<br />

Fass-Tag<br />

18.00 (K)<br />

Diverse<br />

Monday Tunes<br />

22.00 ALPENMAX<br />

Student’s Night<br />

20.00 IRISH PUB<br />

Uni-Nacht<br />

22.00 SAVOY<br />

Tequila-Sunrise-Special<br />

20.00 DEJA VU<br />

Tea Time Tunes<br />

20.00 JT-KANTINE<br />

Black Shampoo<br />

JT-Keller<br />

28.9.<br />

Die Songs der Band Black Shampoo beginnen mit Sounds, die an<br />

Bohrmaschinen erinnern, im Abgesang rollt eine Träne über die<br />

handgezupften Gitarrenriffs. Auf ihrem Album mit dem vielklingenden<br />

Namen „Whipped Cream“ schlägt ein Hammer die Sahne steif.<br />

Aua. Insgesamt keine besonders geschmeidige Angelegenheit. Bei<br />

Black Shampoo im JT-Keller sieht das anders aus. El Nite zieht schön<br />

geschwungene Linien über den Floor, von den Plattentellern aus<br />

drehen sie sich um Fersen, Hüften und Schultern. Sahne kommt von<br />

ganz allein zum Wippen.<br />

23 00 29.9.<br />

„Guck mal, was ich kann! – Mit anderen um die Wette Selbstgedichtetes<br />

vorlesen!“ Nach sechs Jahren im ThOP zieht der Poetry<br />

Slam ins Junge Theater um. Bei der großen Eröffnungssause kommen<br />

viele Slammer extra angereist: Daniel Wagner aus Heidelberg,<br />

Christian Bartel aus Bonn, Marie-Theres Schwinn u. a. aus Berlin.<br />

Das soll aber niemand aus Göttingen abhalten, sich in die offene<br />

Lichte des Abends einzutragen, seine eigenen Selbstinszenierungstricks<br />

rauszuhauen und es mal richtig krachen, äh, dichten zu lassen.<br />

39<br />

Poetry Slam<br />

Junges Theater<br />

20 00


Apex<br />

Mo<br />

30.9.<br />

Thomas Seibert<br />

Vortrag 19.00<br />

Di<br />

1.10.<br />

Mi<br />

2.10.<br />

Herausgeber<br />

pony.medien, Tim Kießling<br />

Hospitalstraße 35 / 37073 Göttingen<br />

Kontakt<br />

Tel.: +49 (0) 551 - 99 51 430<br />

info@readmypony.com<br />

Blue Note<br />

Diva Lounge<br />

After-Work-Party<br />

DJ SeleD 18.00<br />

Lounge<br />

15.00<br />

Lounge<br />

15.00<br />

Geschäftsführung<br />

Tim Kießling<br />

Chefredaktion<br />

Michael Saager (V.i.S.d.P.)<br />

saager@readmypony.com<br />

EinsB<br />

Redaktion<br />

Kerstin Cornils, Jan Langehein,<br />

Henning Lisson, Tina Lüers<br />

Exil<br />

Rock Jukebox<br />

Tequila-Special 23.00<br />

Wild’n Weizen<br />

Weizen-Special 23.00<br />

Gestaltung<br />

Ronald Weller<br />

Freihafen<br />

JT-Keller<br />

Mitarbeit Florian Brauer, Christoph Braun,<br />

Andreas Busche, Tina Fibiger, Carsten<br />

Happe, Sven Jachmann, Ella Jaspers, Ulrich<br />

Kriest, Christof Meuler, Thomas Schaefer,<br />

Manuel Schaper, Markus von Schwerin<br />

Musa<br />

Nörgelbuff<br />

Heimathafen<br />

im Pools<br />

Salsa-Kneipe<br />

20.30<br />

Spielstunde<br />

Open Stage 21.30<br />

Astra-Tag<br />

10.00<br />

Salsa en Sótano<br />

Salsa & Latin 22.00<br />

Spritwoch<br />

10.00<br />

Fotos / Illustration Jide Alakija, Fehmi<br />

Baumbach, Sebastian Edschmid, Clemens<br />

Eulig, Katja_Zimmermann, Kool Film,<br />

Liebeskind Verlag, Missings Films, Planet<br />

Media Home Entertainment, Rapid Eye<br />

Movies, Suhrkamp, Ventil Verlag, What‘s So<br />

Funny About<br />

Cover © <strong>Prince</strong> <strong>Avalanche</strong> (Koolfilm)<br />

6 Millionen<br />

Dollar Club<br />

Thanners<br />

T-Keller (T)<br />

Kabale (K)<br />

Tag- & Nachtschänke<br />

Warsteiner-Stunde 18.00<br />

Pasta-Tag<br />

16.00 (K)<br />

Jack Out ...<br />

20.15<br />

Tag- & Nachtschänke<br />

Kölsch-Stunde 18.00<br />

€ocktail-€lash<br />

Cuba -Special 21.00<br />

Weizen-Tag<br />

18.00<br />

Anzeigen Michaela Bang,<br />

Frank Stietenroth<br />

Druck Grafische Werkstatt<br />

von 1980 GmbH<br />

Die Meinungen in den veröffentlichten Texten geben<br />

nicht unbedingt die Meinung des Herausgebers wieder.<br />

Diverse<br />

Monday Tunes<br />

22.00 ALPENMAX<br />

Student’s Night<br />

20.00 IRISH PUB<br />

Uni-Nacht<br />

22.00 SAVOY


U n t e r s t ü t z t v o n<br />

PONYHOF<br />

Joan Didions autobiografisches Buch „Das Jahr magischen Denkens“ erzählt<br />

vom Leben zweier Menschen, die, man glaubt es der klugen amerikanischen<br />

Journalistin und Romanautorin gerne, einander alles waren, 40 Jahre<br />

lang. Vorbei.<br />

John Gregory Dunne stirbt am 30. Dezember 2003 an einem Herzinfarkt.<br />

Quintana, die Tochter des Ehepaars, liegt zur selben Zeit auf der Intensivstation.<br />

Lakonisch heißt es: „John redete, dann redete er nicht.“ Bevor Didion<br />

diesen Satz niederschreiben kann, schreibt sie lange Zeit nichts, außer:<br />

„Das Leben ändert sich schnell. Das Leben ändert sich in einem Augenblick.<br />

Man setzt sich zum Abendessen, und das Leben, das man kennt, hört auf.“<br />

Das klingt nüchtern, präzise und fassungslos; sentimental klingt es nicht. Das<br />

ganze Buch hat diesen Tonfall. Das allein ist schon bemerkenswert.<br />

Didion durchforstet auf der Suche nach Klarheit und Sinn historische und<br />

psychologische Studien zum Thema Tod und Trauer. Sie beobachtet sich genau,<br />

schildert die extremen Wellen des Leids und die Strudeleffekte, die auftreten,<br />

wenn man allzu früh erinnerungsschwere Orte aufsucht. Und sie beschreibt<br />

ihr magisches Denken; ein Denken, das den Tod des Anderen nicht<br />

zu denken bereit ist: Johns Schuhe kann sie nicht weggeben. Er wird sie<br />

brauchen, wenn er zurückkommt. Kurz nach dem Erscheinen von „Das Jahr<br />

magischen Denkens“, im Jahr 2005, stirbt Didions Tochter Quintana.<br />

In seinem Nachruf auf die am 14. August an Krebs gestorbene, befreundete<br />

Berliner Künstlerin und Sängerin <strong>Almut</strong> <strong>Klotz</strong> (ein ausführliches Portrait<br />

gibt es vorne im Heft) schreibt Christoph Braun in der „Spex“: „Sie hatte<br />

noch einmal ein paar schöne Wochen. An einem Tag Ende Mai heiratete<br />

<strong>Almut</strong> <strong>Klotz</strong> ihren langjährigen Weggefährten Christian Dabeler. Es wurden<br />

Ja-Worte getauscht, Musik gehört und auf höchsten Respekt untereinander<br />

geachtet. <strong>Almut</strong> legte Wert auf so etwas: Erstmal begrüßen, und dabei im<br />

Gesicht alles auf ‘geöffnet’ stellen, die Augen, den Tonfall, sie ließ sich Zeit<br />

und hörte zu. Sie war von fröhlicher Neugier.“<br />

Wolfgang Herrndorf, Berliner Autor der wundervollen Romane „Tschick“<br />

und „Sand“, ist nicht nach „schwerer Krankheit verstorben“, wie es in der<br />

Pressemitteilung seines Verlages Rowohlt hieß. In seinem Online-Tagebuch<br />

„Arbeit und Struktur“ gibt es unter der Überschrift „Schluss“ einen allerletzten<br />

Eintrag: „Wolfgang Herrndorf hat sich am Montag, den 26. August <strong>2013</strong><br />

gegen 23.15 Uhr am Ufer des Hohenzollernkanals erschossen.“ Am 4. August<br />

schrieb Herrndorf, der an einem unheilbaren Gehirntumor litt: „Stundenlang<br />

Epilepsie, den Namen von C. vergessen. Die anderen in ihrer Wohnung<br />

kenne ich auch nicht, weil ich sie nicht angesehen habe, aus Angst,<br />

auch ihre Namen nicht zu wissen.“<br />

In Jean Amérys Essay über den Freitod, „Hand an sich legen“, heißt es:<br />

„Wer abspringt, ist nicht notwendigerweise dem Wahnsinn verfallen, ist<br />

nicht einmal unter allen Umständen ‘gestört’ oder ‘verstört’. Der Hang zum<br />

Freitod ist keine Krankheit, von der man geheilt werden muss wie von den<br />

Masern … Der Freitod ist ein Privileg des Humanen.“<br />

„Das Leben ändert sich schnell. Das Leben ändert sich in einem Augenblick“:<br />

Der letzte persönliche Eintrag Herrndorfs vom 20. August ist ein<br />

Name: „<strong>Almut</strong>“.<br />

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