Kommunikationsethik V
Kommunikationsethik V
Kommunikationsethik V
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<strong>Kommunikationsethik</strong> V<br />
- Die Meso-Ebene (Forts.)<br />
- Die Mikro-Ebene<br />
Vorlesung mit Übungen<br />
Bachelor-Studiengang Kommunikationswissenschaft<br />
Dr. Carsten Brosda
Einführung<br />
Kodizes Verantwortungsebenen Individuum Entscheidungen Ausblick<br />
Rückblick: Wo stehen wir?<br />
• Themen der letzten Sitzungen<br />
• Begründungskontexte der<br />
Kommunikations- und Medienethik<br />
• Normen auf der Makro-Ebene –<br />
Öffentlichkeits-Modelle und<br />
rechtliche Vorschriften<br />
• Spannungsfelder auf der Meso-<br />
Ebene – ökonomische Logik und<br />
Selbstkontrolle<br />
• Jetzt geht es weiter mit den<br />
Inhalten der Ethik-Kodizes und<br />
der Verantwortung der Akteure<br />
auf der Mikro-Ebene.<br />
Dr. Carsten Brosda - Vorlesung <strong>Kommunikationsethik</strong> - SoSe 2008 / V 2
Einführung<br />
Kodizes Verantwortungsebenen Individuum Entscheidungen Ausblick<br />
Um welche Fragen geht es heute?<br />
• Was steht in den wesentlichen<br />
medienethischen Kodizes?<br />
• Welche Kernvorgaben werden<br />
formuliert?<br />
• Sind sie jeweils branchen- und<br />
bereichsspezifisch?<br />
• In welchen Situationen agieren<br />
Medienakteure ethisch?<br />
• Spannungsfelder medialen<br />
Entscheidens und Handelns<br />
• Welche Leitbilder helfen bei der<br />
Synchronisation konflikthafter Normen?<br />
Dr. Carsten Brosda - Vorlesung <strong>Kommunikationsethik</strong> - SoSe 2008 / V 3
Einführung Kodizes<br />
Verantwortungsebenen Individuum Entscheidungen Ausblick<br />
Ethische Kodizes geben Hinweise<br />
• Beispiele<br />
• Print-Journalismus: Publizistische Grundsätze des<br />
Deutschen Presserates<br />
• Public Relations: Selbstverpflichtung von DPRG-<br />
Mitgliedern und Code de Lisbonne<br />
• Werbung: Grundregeln zur kommerziellen<br />
Kommunikation des Deutschen Werberates<br />
und Common Principles der EASA<br />
• Fernsehen: z.B. Richtlinien für Sendungen des Zweiten<br />
Deutschen Fernsehens<br />
<br />
<br />
Welche Kernvorgaben werden formuliert?<br />
Sind sie jeweils bereichsspezifisch?<br />
Dr. Carsten Brosda - Vorlesung <strong>Kommunikationsethik</strong> - SoSe 2008 / V 4
Einführung Kodizes<br />
Verantwortungsebenen Individuum Entscheidungen Ausblick<br />
Pressekodex normiert Printmedien<br />
(1) Wahrhaftigkeit und<br />
Achtung der<br />
Menschenwürde<br />
(2) Sorgfalt<br />
(3) Richtigstellung<br />
(4) Grenzen der<br />
Recherche<br />
(5) Berufsgeheimnis<br />
(6) Trennung von<br />
Tätigkeiten<br />
(7) Trennung von Werbung<br />
und Redaktion<br />
(8) Persönlichkeitsrechte<br />
(9) Schutz der Ehre<br />
(10) Religion,<br />
Weltanschauung,<br />
Sitte<br />
(11) Sensationsberichterstattung,<br />
Jugendschutz<br />
(12) Diskriminierungen<br />
(13) Unschuldsvermutung<br />
(14) Medizin-<br />
Berichterstattung<br />
(15) Vergünstigungen<br />
(16) Rügenabdruck<br />
Dr. Carsten Brosda - Vorlesung <strong>Kommunikationsethik</strong> - SoSe 2008 / V 5
Einführung Kodizes<br />
Verantwortungsebenen Individuum Entscheidungen Ausblick<br />
Normenkonflikte im Pressekodex<br />
• Beispiele auf der Makroebene<br />
• Menschenwürde - Persönlichkeitsrechte<br />
vs. Imperativ des Veröffentlichens<br />
• Verbot sensationeller Darstellung<br />
vs. Sensorfunktion der Öffentlichkeit<br />
(Berichte über Katastrophen und Bevölkerungswarnungen<br />
• Beispiele auf der Meso-Ebene<br />
• Sorgfaltsgebot<br />
vs. ökonomische Effizienzkriterien<br />
• Richtigstellung durch Rügenabdruck<br />
vs. Unternehmensimage<br />
Dr. Carsten Brosda - Vorlesung <strong>Kommunikationsethik</strong> - SoSe 2008 / V 6
Einführung Kodizes<br />
Verantwortungsebenen Individuum Entscheidungen Ausblick<br />
Kodizes der Werbewirtschaft<br />
• Formale Bekenntnisse zur Selbstkontrolle<br />
• Vage allgemeine Normierungen<br />
• Grundwerte der Gesellschaft, Anstand und Moral achten<br />
• Verbrauchervertrauen bewahren<br />
• Kinder und Jugendliche körperlich oder seelisch nicht schaden<br />
• Diskriminierung nicht dulden oder befördern<br />
• Gewalttätiges, aggressives oder unsoziales Verhalten nicht dulden<br />
• Angst, Unglück und Leid nicht instrumentalisieren<br />
• Sicherheit der Verbraucher<br />
• Begründung für fehlende Konkretion:<br />
• Gerechtigkeit im Einzelfall als Ziel<br />
• Konkretere Generalnormen werden kreativer Branche nicht gerecht<br />
• Gesonderte Richtlinien für spezifische Problemfelder<br />
Dr. Carsten Brosda - Vorlesung <strong>Kommunikationsethik</strong> - SoSe 2008 / V 7
Einführung Kodizes<br />
Verantwortungsebenen Individuum Entscheidungen Ausblick<br />
PR (1): DPRG-Selbstverpflichtung<br />
(1) Öffentlichkeit dienen, Wahrhaftigkeit<br />
(2) Anwalt der Interessen des Auftraggebers<br />
(3) Loyalität zu Organisation, in der gearbeitet wird<br />
(4) Korrigierendes Einwirken auf Auftraggeber bei<br />
Verstößen gegen Achtung und Fairness<br />
(5) Information nach bestem Wissen und Gewissen<br />
(6) Achtung der Unabhängigkeit und Freiheit von<br />
Gesprächspartnern<br />
(7) Ansehen des Berufsstandes nicht beschädigen<br />
Dr. Carsten Brosda - Vorlesung <strong>Kommunikationsethik</strong> - SoSe 2008 / V 8
Einführung Kodizes<br />
Verantwortungsebenen Individuum Entscheidungen Ausblick<br />
PR (2): Code de Lisbonne<br />
(1) Geltungsbereich<br />
(2) Menschenrechte<br />
(3) Aufrichtigkeit, moralische<br />
Integrität, Loyalität<br />
(4) Transparenz<br />
(5) Respekt vor Kodizes<br />
(6) Keine Vertretung<br />
konkurrierender Interessen<br />
(7) Diskretion<br />
(8) Auftraggeber informieren<br />
(9) Geschäftsinteressen<br />
(10) Keine Erfolgsvereinbarung<br />
(11) Kein Erfolgshonorar<br />
(ausgesetzt<br />
(12) Keine Zuwendung von<br />
Dritten<br />
(13) (pers.) Verpflichtung auf<br />
Kodex<br />
(14) Unabhängigkeit der<br />
Informationsmedien<br />
(15) Keine Täuschung der<br />
Öffentlichkeit<br />
(16) Gekaufte Kommuniktion<br />
(17) Kein unlauterer<br />
Wettbewerb<br />
(18) Kein Schaden am<br />
Berufsstand<br />
(19) Verbreitung des Kodex<br />
Dr. Carsten Brosda - Vorlesung <strong>Kommunikationsethik</strong> - SoSe 2008 / V 9
Einführung Kodizes<br />
Verantwortungsebenen Individuum Entscheidungen Ausblick<br />
Normkonflikte in PR-Kodizes<br />
• Konkrete Verpflichtung gegenüber<br />
Partikularinteresse des Auftraggebers<br />
vs. allgemeine Bekenntnisse zur<br />
Gemeinwohlförderung in Öffentlichkeit<br />
• Strategische Kommunikation<br />
vs. Verständigungsorientierung der<br />
Öffentlichkeit<br />
Dr. Carsten Brosda - Vorlesung <strong>Kommunikationsethik</strong> - SoSe 2008 / V 10
Einführung Kodizes<br />
Verantwortungsebenen Individuum Entscheidungen Ausblick<br />
ZDF-Richtlinien<br />
• Allgemeines: Menschenwürde, Wahrhaftigkeit und<br />
Sachlichkeit, Trennung von Nachricht und Kommentar<br />
• Familie, Bildung: Jugendschutz, Bildungsauftrag, Ehe<br />
und Familie, Gleichstellung von Mann und Frau<br />
• Demokratie: Grundsätze des demokratischen und<br />
sozialen Rechtsstaates, Pluralität, Zugänglichkeit,<br />
Meinungsbildung, Überparteilichkeit, Ausgewogenheit<br />
• Kulturelles Erbe<br />
• Frieden und Völkerverständigung<br />
• Religiöse Toleranz<br />
• Vom Grundgesetz geschützte sittliche Wertordnung<br />
Dr. Carsten Brosda - Vorlesung <strong>Kommunikationsethik</strong> - SoSe 2008 / V 11
Einführung Kodizes<br />
Verantwortungsebenen Individuum Entscheidungen Ausblick<br />
Normkonflikte in ZDF-Richtlinien<br />
• Zuspitzung im Sinne von Aufmerksamkeit<br />
vs. Ausgewogenheit<br />
• Meinungsfreiheit und Überparteilichkeit<br />
vs. Verpflichtung zum besonderen Schutz von Ehe<br />
und Familie<br />
(Darstellung von Missständen als „Einzelfall“)<br />
• Formale mediale Professionalitätsgebote<br />
vs. konkret formulierte, inhaltliche<br />
gesellschaftliche Erwartungen<br />
Dr. Carsten Brosda - Vorlesung <strong>Kommunikationsethik</strong> - SoSe 2008 / V 12
Einführung Kodizes<br />
Verantwortungsebenen Individuum Entscheidungen Ausblick<br />
Charakteristika der Ethik-Kodizes<br />
• Kodizes sind meist Mischung aus<br />
• deontologischen Handlungsmaximen und<br />
• teleologischen Folgenabschätzungen.<br />
• Regelmäßig finden sich<br />
• Bekenntnisse zum Prinzip der<br />
Öffentlichkeit<br />
• Bekräftigungen rechtlicher Vorschriften<br />
• Hinweise zur Regelung gängiger<br />
Normkonflikte<br />
• Praktische Konkretisierungen abstrakter<br />
Postulate<br />
Dr. Carsten Brosda - Vorlesung <strong>Kommunikationsethik</strong> - SoSe 2008 / V 13
Einführung Kodizes<br />
Verantwortungsebenen Individuum Entscheidungen Ausblick<br />
Kritik an Ethik-Kodizes<br />
• Idealisierende Forderungen<br />
• zum Teil sehr vage<br />
• zum Teil bloße Wiederholung gesetzlicher<br />
Regelungen<br />
• oft nur Verbote, keine „positiven“ Leitbilder<br />
• bisweilen historisch erklärliche,<br />
aber heute willkürlich wirkende Geltungsbereiche<br />
• z.B. Pressekodex nur Print<br />
• Was ist mit einem Journalismuskodex?<br />
Dr. Carsten Brosda - Vorlesung <strong>Kommunikationsethik</strong> - SoSe 2008 / V 14
Einführung Kodizes<br />
Verantwortungsebenen Individuum Entscheidungen Ausblick<br />
Der Einzelne bleibt in der Pflicht<br />
• Selbstkontrollinstanzen und Ethik-Kodizes<br />
• dämpfen die Wucht ökonomischer Einflüsse und<br />
• geben Hinweise für gutes Medienhandeln.<br />
• Aber sie lassen den Einzelnen nicht aus der<br />
Verantwortung.<br />
• Die Umsetzung der Normen bewährt sich in<br />
konkreten Entscheidungssituationen.<br />
• Deshalb richtet sich der Blick auch auf die<br />
Mikro-Ebene des medialen Handelns<br />
Dr. Carsten Brosda - Vorlesung <strong>Kommunikationsethik</strong> - SoSe 2008 / V 15
Einführung Kodizes Verantwortungsebenen<br />
Individuum Entscheidungen Ausblick<br />
Der Analyseansatz<br />
Die Kultur (ihre Geschichte,<br />
ihre Mentalitäten, ihre<br />
Wertemuster) bestimmt die<br />
Geltungsgründe der Moral<br />
Makroebene<br />
Die mit der demokratischen Ordnung<br />
verbundenen Erfordernisse<br />
(Gewährleistungen)<br />
Mesoebene<br />
Die Imperative der<br />
Ökonomie (Markt und<br />
Wettbewerbsgesellschaft)<br />
Mikroebene<br />
Akteure<br />
Mesoebene<br />
An Medienkommunikation<br />
gebundene Merkmale und<br />
Erfordernisse<br />
Dr. Carsten Brosda - Vorlesung <strong>Kommunikationsethik</strong> - SoSe 2008 / V [von Michael Haller übernommen] 16
Einführung Kodizes Verantwortungsebenen<br />
Individuum Entscheidungen Ausblick<br />
Die Frage nach der Verantwortung<br />
• Erinnern Sie sich?<br />
• <strong>Kommunikationsethik</strong> zielt auf intersubjektive<br />
Kommunikation<br />
• Öffentlichkeit ist das Produkt kommunizierender<br />
Akteure<br />
• Meinungsfreiheit ist ein Individualrecht<br />
• Und auch daran?<br />
• Presse- und Medienfreiheit sind institutionelle<br />
Garantien<br />
• Kodizes richten sich an Organisationen<br />
• Ökonomische Imperative werden stärker<br />
Dr. Carsten Brosda - Vorlesung <strong>Kommunikationsethik</strong> - SoSe 2008 / V 17
Einführung Kodizes Verantwortungsebenen<br />
Individuum Entscheidungen Ausblick<br />
Was bedeutet dieses Spannungsfeld?<br />
• Wer trägt die Verantwortung bei Verfehlungen?<br />
• Der Einzelne, weil er die letztlich entscheiden muss?<br />
• Die „Umstände“ (System, Institutionen), weil sie ethisch<br />
angemessenes Handeln eventuell nicht ermöglichen?<br />
• Das Publikum, weil es ja gar nichts anderes haben möchte?<br />
• Um welche Ebene geht es?<br />
• Individuelle Sensibilisierung durch Individualethik<br />
• Strukturelle Gestaltung durch Systemethik<br />
• Allgemeine Appelle durch Publikumsethik<br />
(vgl. dazu Pürer, Heinz: Ethik in Journalismus und Massenkommunikation.<br />
Versuch einer Theorien-Synopse. In: Publizistik, 37. Jg., Heft 3/1992, S. 304-321)<br />
Dr. Carsten Brosda - Vorlesung <strong>Kommunikationsethik</strong> - SoSe 2008 / V 18
Einführung Kodizes Verantwortungsebenen<br />
Individuum Entscheidungen Ausblick<br />
(1) Individualethik<br />
• Persönliche Verantwortung<br />
• Konkrete Beachtung gesetzlicher Bestimmungen<br />
und Kodizes<br />
• Mitmenschliche Achtung gegenüber Objekt und<br />
Publikum<br />
• Schlüsselrolle des Einzelnen und seiner<br />
Entscheidungen bedingt Verantwortung<br />
<br />
Appell an die persönliche Moral<br />
Dr. Carsten Brosda - Vorlesung <strong>Kommunikationsethik</strong> - SoSe 2008 / V 19
Einführung Kodizes Verantwortungsebenen<br />
Individuum Entscheidungen Ausblick<br />
(2) Systemethik<br />
• Eigentlich besser: Strukturethik<br />
• Ensemble verschiedener Normsetzungen („Stufen“)<br />
• Gesetzgeber<br />
• Medieneigner<br />
• Medienmitarbeitern (Hierarchien)<br />
• Individuen werden von Verantwortung entlastet,<br />
aber nicht gänzlich aus ihr entlassen<br />
• Schwierig zu konzipieren<br />
• Individuen sind zentrale ethische Verantwortungsträger<br />
• Intersubjektive ethische Diskurse begründen Normen<br />
• Handeln prägt Strukturen, die ihrerseits Handeln beeinflussen<br />
• Frage, ob Strukturen, ethisches Handeln motivieren oder behindern<br />
<br />
Appell an „moralische Sensibilität“ politischer<br />
und medialer Strukturen (Institutionen)<br />
Dr. Carsten Brosda - Vorlesung <strong>Kommunikationsethik</strong> - SoSe 2008 / V 20
Einführung Kodizes Verantwortungsebenen<br />
Individuum Entscheidungen Ausblick<br />
(3) Publikumsethik<br />
• weist dem Publikum im Prozess der<br />
Massenkommunikation Verantwortung zu<br />
• Gedanke der „Medien-Ökologie“<br />
• Steuerung der Medienqualität durch<br />
Rezeptionsverhalten<br />
• Verweigerung minderwertiger Sendungen<br />
• Kritische Reaktionen auf fragwürdige Inhalte<br />
<br />
Appell an Moral des Publikums<br />
Dr. Carsten Brosda - Vorlesung <strong>Kommunikationsethik</strong> - SoSe 2008 / V 21
Einführung Kodizes Verantwortungsebenen Individuum<br />
Entscheidungen Ausblick<br />
Kein Entweder-Oder<br />
• Der Einzelne kann und darf nicht aus der<br />
Verantwortung entlassen werden, …<br />
• …aber er ist nicht alleine für alles<br />
verantwortlich.<br />
<br />
Ein Beispiel: …<br />
Dr. Carsten Brosda - Vorlesung <strong>Kommunikationsethik</strong> - SoSe 2008 / V 22
Einführung Kodizes Verantwortungsebenen Individuum<br />
Entscheidungen Ausblick<br />
Beispiel: Geiselnehmer live im Radio<br />
• 9:30: 2 Bankräuber in Steglitz, Beute 5.000 €.<br />
• 9:50: Ein Bankräuber steigt in Doppeldecker-Bus.<br />
Polizistin hinterher, er entwindet ihr die Waffe. Irrfahrt<br />
beginnt - an roten Ampeln werden die meisten Insassen<br />
frei gelassen (ca. 20). Täter schießt sich durchs<br />
Hosenbein, ohne sich zu verletzen.<br />
• 10.41: Bus von SEK gestoppt - Busfahrer flüchtet - zwei<br />
Geiseln: 25j. Polizistin und 52j. SFB-Hörfunkredakteur.<br />
• 11.19 - 12.05: Täter fordert und bekommt Cola und Handy<br />
- erlaubt auch den Geiseln zu telefonieren.<br />
• ca.12.35: Täter ruft 91,4 an und gibt Interview…<br />
Dr. Carsten Brosda - Vorlesung <strong>Kommunikationsethik</strong> - SoSe 2008 / V [von Michael Haller übernommen] 23
Einführung Kodizes Verantwortungsebenen Individuum<br />
Entscheidungen Ausblick<br />
Beispiel: Geiselnehmer live im Radio<br />
• ca.12.35:<br />
Täter ruft 91,4 an<br />
und gibt<br />
Interview…<br />
Dr. Carsten Brosda - Vorlesung <strong>Kommunikationsethik</strong> - SoSe 2008 / V [von Michael Haller übernommen] 24
Einführung Kodizes Verantwortungsebenen Individuum<br />
Entscheidungen Ausblick<br />
(Zu) Viele Anforderungen…<br />
Individuelle<br />
Einstellungen<br />
Medialer<br />
Kommunikationsmodus<br />
Systemische<br />
Funktionszuschreibungen<br />
Berufsrolle<br />
Kommunikationswünsche<br />
des Publikums<br />
Ökonomische<br />
Imperative<br />
Dr. Carsten Brosda - Vorlesung <strong>Kommunikationsethik</strong> - SoSe 2008 / V [von Michael Haller übernommen] 26
Einführung Kodizes Verantwortungsebenen Individuum<br />
Entscheidungen Ausblick<br />
Nach welchem Maßstab abwägen?<br />
• „Jeder ist sich selbst der Nächste…“<br />
Ökonomische Vernunft –<br />
persönliche Nutzenmaximierung?<br />
• „Was Du nicht willst, das man Dir tut…“<br />
Deontologische Vernunft –<br />
Goldene Regel bzw. kategorischer Imperativ?<br />
• „Entscheidend ist, was hinten rauskommt…“<br />
Teleologische Vernunft – Folgenabschätzung?<br />
<br />
<br />
Jeder Maßstab kann vernünftig sein.<br />
Aber allein greifen sie zu kurz<br />
Dr. Carsten Brosda - Vorlesung <strong>Kommunikationsethik</strong> - SoSe 2008 / V 27
Einführung Kodizes Verantwortungsebenen Individuum Entscheidungen Ausblick<br />
Ganz unterschiedliche Beispiele…<br />
• Journalist Udo Röbel und das Geiseldrama von<br />
Gladbeck<br />
• Publizist Tom Kummer und die Fakten<br />
• Fernseh-Juror Dieter Bohlen und die<br />
angehenden Superstars<br />
• PR-Berater Klaus Kocks und die öffentlichen<br />
Lügen<br />
• Werbefotograf Oliviero Toscani und die Bilder<br />
Dr. Carsten Brosda - Vorlesung <strong>Kommunikationsethik</strong> - SoSe 2008 / V 28
Einführung Kodizes Verantwortungsebenen Individuum Entscheidungen Ausblick<br />
Gruppenarbeit:<br />
Individuelle Entscheidungen?<br />
Leitfragen<br />
• Wie schildern die Medienakteure ihre<br />
Handlungs- und<br />
Entscheidungssituationen?<br />
• Wie gehen sie mit den Erwartungen<br />
um, die an sie gestellt werden?<br />
• Was beeinflusst ihre<br />
Entscheidungen?<br />
Vorgehen<br />
• 20 Minuten Gruppendiskussion<br />
• 5 Minuten Präsentation je Gruppe<br />
Dr. Carsten Brosda - Vorlesung <strong>Kommunikationsethik</strong> - SoSe 2008 / V 29
Einführung Kodizes Verantwortungsebenen Individuum Entscheidungen Ausblick<br />
Individuelle Verantwortung reicht nicht<br />
• Erstens: Pluralismus der Moralen<br />
• kein allgemein anerkannter Maßstab im Alltag<br />
• Zweitens: Widersprüche auf der Mesoebene<br />
überfordern die „Vernünftigkeit“ des Einzelnen<br />
• z.B.: kommerzielle Ziele vs. Berufsrolle<br />
• Drittens: Der Einzelne folgt seinen persönlichen<br />
Bedürfnissen, Ängsten und Wünschen<br />
Dr. Carsten Brosda - Vorlesung <strong>Kommunikationsethik</strong> - SoSe 2008 / V [von Michael Haller übernommen] 30
Einführung Kodizes Verantwortungsebenen Individuum Entscheidungen Ausblick<br />
Professionalität als Lösung?<br />
• Normenkonflikte entstehen, weil ein<br />
Medienakteur<br />
• keine Handlungsspielräume oder<br />
• keine Alternativen sieht (nur Entweder-oder-<br />
Situationen) – oder<br />
• keine Handlungssicherheit besitzt (kein<br />
Bewusstsein für Grundwerte, Fairness u.a.)<br />
Individuelle und systemische Gründe<br />
Dr. Carsten Brosda - Vorlesung <strong>Kommunikationsethik</strong> - SoSe 2008 / V [von Michael Haller übernommen] 31
Einführung Kodizes Verantwortungsebenen Individuum<br />
Entscheidungen Ausblick<br />
Beim nächsten Mal…<br />
• Reflexion des eigenen Tuns ist wichtig<br />
• Deshalb geht es in unserer letzten Sitzung auf<br />
der Mikroebene weiter um die Frage:<br />
Was tun in kniffligen Situationen?<br />
• Wo bekomme ich Rat und Anregung?<br />
• Was verschafft mir Orientierung?<br />
<br />
<br />
Fallbeispiele und positive Leitbilder<br />
Zusammenfassung und Fazit<br />
Dr. Carsten Brosda - Vorlesung <strong>Kommunikationsethik</strong> - SoSe 2008 / V 32