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Erziehungssysteme bei Himbeeren

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<strong>Erziehungssysteme</strong> <strong>bei</strong> <strong>Himbeeren</strong><br />

M. Zago, Versuchszentrum Laimburg, Foto H. Gasser<br />

Die Himbeere (rubus idaeus) ist eine sehr begehrte Sommerfrucht und erfreut sich aufgrund ihrer<br />

glänzenden, hellroten Farbe, ihres besonderen Geschmackes und ihres unverwechselbaren Aromas<br />

einer großen Beliebtheit. Man findet sie als Wildform in den meisten Wäldern unserer Region und<br />

häufig als Hecke in den Hausgärten. Dank einer sehr intensiven Zuchtar<strong>bei</strong>t verfügt man heute über<br />

eine relativ große Auswahl an wertvollen Himbeersorten; diese gehen aus der Kreuzung der in<br />

Europa vorkommenden Form ‚Rubus idaeus vulgatus’ und der in Nordamerika verbreiteten ‚Rubus<br />

idaeus strigosus’ hervor. Einige davon sind für den Erwerbsanbau geeignet und haben in Südtirol<br />

eine gewisse Verbreitung gefunden. Die Früchte dieser <strong>Himbeeren</strong> unterscheiden sich von den<br />

ursprünglichen Formen durch die größeren, festeren Früchte (Bild 1).<br />

Bild 1: Früchte der Sorte Tulameen<br />

Die Ruten der kultivierten <strong>Himbeeren</strong> sind in der Regel wüchsiger, was sicherlich durch Düngung<br />

und Bewässerung noch stärker zum Ausdruck kommt. Je nach Sorte können die Triebe sehr<br />

unterschiedlich bestachelt sein. Dieses Merkmal ist von den Eltern der gezüchteten Sorten<br />

abhängig, da dieses <strong>bei</strong> der Kreuzung weitervererbt wird und somit nicht ausgeschaltet werden<br />

kann. Auch im Geschmack sind große Fortschritte gemacht worden, da in den letzten Jahren Sorten<br />

gezüchtet worden sind, die wesentlich besser schmecken als die Ursprungsformen und sogar viele<br />

herkömmliche Kultursorten übertreffen.<br />

Gleichzeitig mit der Sortenentwicklung sind auch in der Kulturführung große Neuerungen<br />

eingeführt worden, die eine wesentliche Ar<strong>bei</strong>tserleichterung ermöglichen und somit zu einer<br />

Steigerung der Rentabilität geführt haben.<br />

Herkömmliche Erziehungsformen<br />

Die einfachste Form für die Erziehung der <strong>Himbeeren</strong> ist die ‚senkrechte Erziehung’. Der<br />

Pfahlabstand beträgt in der Regel, je nach Gelände und Bodenbeschaffenheit, um die 6 m. Die<br />

Drähte werden jeweils auf einer Höhe von 80, 120 und 160 cm fixiert und daran können je nach<br />

Wachstumsstadium (Länge) die Ruten angebunden werden. Da<strong>bei</strong> wird eine unterschiedliche<br />

Rutendichte belassen, die je nach Sorte zwischen 8 bis 12 Ruten je Laufmeter beträgt. Der große<br />

Vorteil dieses Systems liegt in der einfachen Erstellung, jedoch ist hier keine Trennung von Jungund<br />

Tragruten möglich. Dieses Ineinanderwachsen der Ruten erschwert die Erntear<strong>bei</strong>t wesentlich.<br />

Eine Verbesserung diesbezüglich stellt das ‚V-System’ dar. Bei der Vorderansicht erscheinen die<br />

Kopfsäulen als ‚T’ (Bild 2). Daran wird auf <strong>bei</strong>den Seiten ein Drahtrahmen befestigt, der in der<br />

Konstruktion dem der ‚senkrechten Erziehung’ identisch ist. Die Tragruten werden an <strong>bei</strong>den V-<br />

Hälften angebunden und die Jungruten können ungestört im Mittelteil wachsen. Dadurch entsteht<br />

eine breite Hecke. Der Nachteil dieses Erziehungssystems besteht darin, dass viele Seitentriebe der<br />

Tragruten in das Gerüstinnere wachsen, was das Abernten wesentlich erschwert.


Bild 2: Die ‚V-Erziehung’<br />

Eine Weiterentwicklung dieses Systems ist die ‚V-Erziehung mit ausschwenkbaren<br />

Seitendrähten’. Das Gerüst ist eigentlich mit dem V-System identisch. Die Besonderheit liegt<br />

darin, dass die <strong>bei</strong>den V-Hälften nicht fix, sondern eben ‚ausschwenkbar’ sind. Die Tragruten<br />

werden an <strong>bei</strong>den Hälften angebunden. Die Drähte mit den angebundenen Ruten werden kurz vor<br />

dem Austrieb in das Gerüstinnere verschoben und dort fixiert, sodass eine einzige senkrechte Wand<br />

entsteht. Dadurch wachsen die meisten Seitentriebe nach außen. Nach erfolgtem Austrieb werden<br />

die Drähte wieder nach außen genommen und so befestigt, dass eine V-Stellung entsteht. Der<br />

Vorteil dieses Systems besteht in der Trennung der Jungruten von der ‚Fruchtwand’. Trotz des<br />

Ausschwenkens aber wachsen einige Seitentriebe in das Gerüstinnere und <strong>bei</strong>m Verschieben der<br />

Drähte können einige davon brechen. Auch der Reihenabstand muss entsprechend breiter berechnet<br />

werden, da ja die V-Konstruktion mehr Platz beansprucht.<br />

Alternierende Staberziehung<br />

Von den genannten Erziehungsformen gibt es zahlreiche Varianten und Änderungen, die aber vom<br />

Ausgangsmodell nur geringfügig abweichen. Innovativ ist hingegen die alternierende<br />

Staberziehung, welche eine deutliche Reduzierung der Pflege- und Erntear<strong>bei</strong>t zur Folge hat. Die<br />

Konstruktion des Stützgerüstes ist der des ‚senkrechten Systems’ ähnlich, mit der Besonderheit,<br />

dass Bambusstäbe benötigt werden. Diese stehen in der Reihe in einem Abstand von ca. 50 cm<br />

voneinander entfernt und werden am Draht auf einer Höhe von 160 cm befestigt. In Neuanlagen<br />

werden die Stäbe genau zwischen die Jungpflanzen gestellt. An jedem 2. Stab werden 8 bis 10<br />

Tragruten aufgebunden, wo<strong>bei</strong> die Ruten von zwei benachbarten Pflanzen an demselben Stab<br />

befestigt werden können. An den freien Stäben werden die Neutriebe aufgeheftet. Da das Anbinden<br />

der Tragruten im Frühjahr erfolgt ergibt sich durch die noch blattlosen Triebe ein eigenartiges Bild<br />

(Bild 3). Bald nach dem Austrieb aber verteilen sich die Seitentriebe in alle Richtungen und es<br />

entsteht auf der gesamten Reihenlänge eine geschlossene Fruchtwand (Bild 4 und 5).<br />

Bild 3: Gebündelte Ruten im Frühjahr


Bild 4: Die Seitentriebe treiben aus…..<br />

Bild 5: ….und im Sommer bildet sich eine geschlossene Laubwand<br />

Dieses Erziehungssystem ermöglicht einen enormen Zeitgewinn <strong>bei</strong>m Anbinden im Frühjahr, da die<br />

Ruten bündelweise, und nicht einzeln befestigt werden. Die getrennte Anordnung von Trag- und<br />

Jungruten ergibt eine ‚übersichtlichere’ Hecke, was die Ernte und die darauf folgende Schnittar<strong>bei</strong>t<br />

wesentlich erleichtert. Einziger Nachteil dieses Systems ist der hohe Aufwand an Bambusstäben.<br />

So wurde in Praxisanlagen die Konstruktion etwas modifiziert. Der Einbau eines Wellendrahtes<br />

statt der Bambusstäbe hat die gleichen Ergebnisse gebracht. Dieser wird auf einer Höhe von 120<br />

und 160 cm befestigt, und man kann daran die Tragruten nach demselben Prinzip anbinden. Die<br />

Wellung des Drahtes gibt dem Rutenbündel den nötigen Halt, und es wird ein ‚Wegrutschen’<br />

verhindert. Es ist sinnvoll auch tiefer (80 cm) einen Draht zu spannen, denn daran können bereits im<br />

Frühsommer die heranwachsenden Neutriebe angeheftet werden.<br />

Die einfache, kostengünstige Erstellung dieses Gerüstes hat zu einer raschen Verbreitung im<br />

Erwerbsanbau geführt und auch in Südtirol werden Neuanlagen mit diesem System aufgerüstet.


Weitere Tips<br />

Das Anbinden der Tragruten im Frühjahr kann durch den Einsatz einer ‚Bindezange’ (im Weinbau<br />

<strong>bei</strong>m Rebbinden üblich) erfolgen. Die Erfahrungen im Versuchsfeld, aber auch in der Praxis waren<br />

aufgrund einer Steigerung der ‚Ar<strong>bei</strong>ts-Leistung’ sehr positiv.<br />

Viele Sorten (z.B. Tulameen) bilden sehr lange Fruchttriebe, die <strong>bei</strong> starkem Wind abbrechen<br />

können. Es ist deshalb vorteilhaft in Reihenrichtung Schnüre zu spannen, welche ein Aufliegen<br />

dieser Seitentriebe ermöglichen. Hierfür wird an den Säulen auf einer Höhe von 80 cm, 120 cm und<br />

160 cm ein Querjoch aufgebracht und an deren Enden ein Plastikseil gespannt. Je nach Wüchsigkeit<br />

der Himbeerkultur sollte das Querjoch 60-80 cm breit sein (30-40 cm pro Seite!).<br />

Heutzutage werden von den Jungpflanzenherstellern ‚Topf-Grünpflanzen’ angeboten, welche den<br />

Anbauerfolg wesentlich gesteigert haben. Die Jungpflanzen können je nach Höhenlage<br />

(Meereshöhe!) ab Mitte Mai gepflanzt werden. Der Pflanzabstand beträgt 40 bis 50 cm , während<br />

der Reihenabstand auf 2,50 m zu setzen ist.

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