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Luxemburg und der Darwinismus, ein historischer Rückblick - SNL

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<strong>und</strong> dort geht sie bis ins geringste Detail <strong>und</strong><br />

übermittelt den Abkömmlingen sogar Eigenschaften,<br />

die für dieselben ohne Wert sind.“<br />

„Werden nun die Vererbungsvorgänge von<br />

<strong>ein</strong>em k<strong>und</strong>igen Züchter geleitet, <strong>der</strong> die<br />

richtigen Variationen hervorsucht, um sie<br />

zur Fortpflanzung zuzulassen, <strong>der</strong>, in <strong>ein</strong>em<br />

Wort, die dritte Bedingung erfüllt, nämlich<br />

die Selektion vornimmt, so kann man erst<br />

von <strong>ein</strong>er wahren künstlichen Züchtung<br />

reden.“<br />

„Der Züchter sucht gute Eigenschaften<br />

durch richtige Zuchtwahl <strong>und</strong> Kreuzung<br />

zu verstärken <strong>und</strong> zu erhalten, schlechte zu<br />

vermin<strong>der</strong>n o<strong>der</strong> zu eliminieren, <strong>und</strong> es ist<br />

ihm, so lange die Variabilität <strong>und</strong> die Heredität<br />

ihn nicht im Stiche lassen, k<strong>ein</strong>e Grenze<br />

gesteckt, ja er kann sogar s<strong>ein</strong>en Haustieren<br />

<strong>und</strong> Kulturpflanzen Eigenschaften anzüchten,<br />

die ihnen geradezu schädlich sind, <strong>und</strong><br />

ihre Existenz im Naturzustande unmöglich<br />

machen würden.“<br />

Ganz an<strong>der</strong>s verhalte es sich jedoch in <strong>der</strong><br />

Natur, gab Kl<strong>ein</strong> s<strong>ein</strong>em Publikum zu bedenken,<br />

denn dort „fehlt <strong>der</strong> überlegende Züchter<br />

<strong>und</strong> er kann (wohl kaum) wie Darwin<br />

annimmt durch blinde Faktoren, wie Kampf<br />

ums Das<strong>ein</strong>, Ungunst <strong>der</strong> Umstände etc.<br />

ersetzt werden“.<br />

Hier kommt Kl<strong>ein</strong>s eigentliches Problem mit<br />

dem <strong>Darwinismus</strong> <strong>und</strong> dem ihm inhärenten<br />

Materialismus zum Vorsch<strong>ein</strong>: er ist <strong>ein</strong> tief<br />

religiöser Mensch, <strong>der</strong> sich die Entwicklung<br />

in <strong>der</strong> belebten Natur nicht ohne den „überlegenden<br />

Züchter“ vorstellen kann, <strong>und</strong> die<br />

Welt nicht ohne den „Schöpfer als Baumeister“,<br />

Titel <strong>ein</strong>er Konferenz, die er im März<br />

1899 in <strong>der</strong> „Lesegesellschaft“ (luxemburgisch:<br />

„d‘Lies“, o<strong>der</strong> spaßeshalber „de versoffene<br />

Rousekranz“) in <strong>Luxemburg</strong> gehalten<br />

hat (Kl<strong>ein</strong> 1899a).<br />

„Ihr ergebener Konferenzler“, offenbarte<br />

Kl<strong>ein</strong> dem Publikum <strong>der</strong> Lesegesellschaft,<br />

„hörte mehr als <strong>ein</strong>mal vom akademischen<br />

Kathe<strong>der</strong> herab den ganzen Schwaden<br />

von Lächerlichkeiten <strong>und</strong> Verspottungen,<br />

die über den positiven Glauben ergossen<br />

wurden, <strong>und</strong> manchmal sträubte sich s<strong>ein</strong><br />

Ohr, das elende Gekläff aufzunehmen. Ja,<br />

es galt für viele Gelehrte <strong>ein</strong>e Schande,<br />

das Das<strong>ein</strong> <strong>ein</strong>es persönlichen Gottes <strong>und</strong><br />

dessen Walten in <strong>der</strong> Natur anzuerkennen.“<br />

Er pochte darauf, dass <strong>der</strong> gläubige Naturforscher<br />

sich nicht zu schämen brauche,<br />

denn er stehe nicht all<strong>ein</strong>e. Durch verkehrte<br />

populärwissenschaftliche Literatur habe<br />

<strong>der</strong> Unglaube Anhänger in allen Schichten<br />

des Volkes gef<strong>und</strong>en <strong>und</strong> er erachte es „als<br />

Pflicht <strong>ein</strong>es naturhistorischen Konferenzlers,<br />

Stellung zu nehmen vor s<strong>ein</strong>em Publikum<br />

gegen diesen Unglauben.“<br />

Er möchte bei s<strong>ein</strong>en Zuhörern die Bew<strong>und</strong>erung<br />

wecken „für den Allmächtigen, <strong>der</strong><br />

zugleich den Plan [<strong>der</strong> Schöpfung] entworfen<br />

<strong>und</strong> ausgeführt hat, <strong>und</strong> <strong>der</strong> noch Tag um<br />

Tag für die Erhaltung des Ganzen besorgt<br />

ist“. Und zum Abschluss: „Muss nicht <strong>der</strong><br />

staubgeborene Mensch, angesichts <strong>der</strong> Erhabenheiten<br />

um ihn her, zur Erde sinken <strong>und</strong><br />

s<strong>ein</strong>en obersten Herrn anerkennen, diesen<br />

Herrn, <strong>der</strong> in Allmacht <strong>und</strong> Allweisheit die<br />

Schöpfung mit dem Vollkommensten ausgestattet,<br />

<strong>der</strong> s<strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>sten Werke umgibt<br />

mit dem Zauber innigster Zweckmäßigkeit,<br />

die man selbst mit dem blödesten Auge,<br />

mit dem ver<strong>der</strong>bensten Verstande noch auf<br />

Schritt <strong>und</strong> Tritt wahrnehmen <strong>und</strong> erkennen<br />

kann.“<br />

Edmond J. Kl<strong>ein</strong> <strong>und</strong> die „Flora <strong>der</strong><br />

Heimat“<br />

Edmond Joseph Kl<strong>ein</strong> wurde am 12. Juli 1866<br />

in Wiltz als Sohn <strong>ein</strong>es Notars geboren. Er<br />

starb am 29. Dezember 1942 in <strong>Luxemburg</strong>.<br />

Dem Wunsche s<strong>ein</strong>es Vaters folgend, hatte er<br />

als junger Mann <strong>ein</strong> Jurastudium begonnen,<br />

das er aber bald aufgab, um sich den Naturwissenschaften<br />

zuzuwenden. Nach Beendigung<br />

des Studiums wurde er 1892 Stagiar-<br />

Professor am Diekircher Gymnasium, wo er<br />

1896 s<strong>ein</strong>e Ernennung als Professor erhielt.<br />

Ab 1903 unterrichtete er zusätzlich Zoologie<br />

<strong>und</strong> Botanik an den Oberkursen in <strong>Luxemburg</strong>,<br />

<strong>ein</strong>e Aufgabe, die dadurch erleichtert<br />

wurde, dass er 1904 s<strong>ein</strong>e Versetzung an das<br />

Athenäum in <strong>Luxemburg</strong> erhielt.<br />

„Pappa Kl<strong>ein</strong>“, wie s<strong>ein</strong>e Schüler ihn nannten,<br />

war <strong>ein</strong>e imposante Ersch<strong>ein</strong>ung, <strong>ein</strong><br />

begabter Redner <strong>und</strong> <strong>ein</strong> hervorragen<strong>der</strong><br />

Lehrer. Publiziert hat er sehr viel <strong>und</strong> zu<br />

allen möglichen Themen, vor allem aber auf<br />

18 Bull. Soc. Nat. luxemb. 110 (2009)

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