PDF ausgabe 2013-09 - DEUTSCHE GESUNDHEITS NACHRICHTEN
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Ausgabe | <strong>09</strong> 08. März <strong>2013</strong><br />
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Deutschland<br />
Lieferengpässe bei lebenswichtigen Arzneien<br />
Vor allem Generika könnten an deutschen Kliniken knapp werden. Die Krebstherapie steht vor einem ernsten Problem<br />
Die Kliniken in Deutschland klagen<br />
über massive Lieferengpässe bei lebenswichtigen<br />
Arzneien. „Diese Engpässe<br />
haben wirklich erschreckende Ausmaße<br />
angenommen“, zitiert die Ärztezeitung<br />
den Onkologen Gerhard Ehninger. In den<br />
vergangenen zwölf Monaten sei bei sechs<br />
verschiedenen Medikamenten die Lieferung<br />
ausgefallen. Betroffen sei vor allem<br />
die Krebstherapie. „Viele Krebserkrankungen<br />
sind wirklich Notfälle, die intensiv und<br />
sofort behandelt werden müssen“, sagt Ehninger.<br />
Wolf-Dieter Ludwig, Onkologe am<br />
Helios-Klinikum in Berlin, verdeutlicht<br />
das Problem mit den Lieferengpässen am<br />
Beispiel von Mechlorethamin, das in der<br />
Krebstherapie bei Kindern zum Einsatz<br />
kommt. Wenn dieses Medikament fehle,<br />
könnten Ärzte zwar alternativ Cyclophosphamid<br />
einsetzen. Doch hier liege die<br />
Zwei-Jahres-Überlebensrate mit 60 Pro-<br />
Krebserkrankungen sind oft Notfälle. Engpässe bei den nötigen Medikamenten verunsichern die<br />
Patienten.<br />
Foto: Flickr/TipsTimes<br />
Analyse<br />
Rekordzahl von Fehltagen wegen Depressionen<br />
Zwischen 1997 und 2012 hat sich die Zahl<br />
der durch psychische Erkrankungen ausgelösten<br />
Fehltage bei erwerbstätigen<br />
DAK-Versicherten mehr als verdoppelt.<br />
Im Jahr 1997 meldete sich nur circa jeder<br />
50. Erwerbstätige wegen Depressionen,<br />
Anpassungsstörungen oder anderen psychischen<br />
Erkrankungen krank. Doch 2012<br />
war es bereits jeder 22. Erwerbstätige,<br />
zitiert das Ärzteblatt den Gesundheitsreport<br />
<strong>2013</strong> der Krankenkasse. Im Gesundheitswesen<br />
und in der öffentlichen<br />
Verwaltung gab es besonders viele Fehltage<br />
aufgrund psychischer Erkrankungen.<br />
Studien belegen, dass psychische<br />
Störungen in der Bevölkerung seit Jahrzehnten<br />
nahezu gleich verbreitet sind.<br />
Die DAK erklärt die massive Zunahme der<br />
Fehltage ihrer Versicherten durch einen<br />
Bewusstseinswandel. „Das Bewusstsein<br />
und die Sensibilität von Ärzten und Patienten<br />
psychischen Erkrankungen gegenüber<br />
haben sich deutlich verändert“,<br />
zitiert das Ärzteblatt Herbert Rebscher,<br />
den Vorsitzenden der DAK.<br />
Bei der DAK-Untersuchung, für die<br />
mehr als 3.<strong>09</strong>0 Erwerbstätige befragt<br />
wurden, stellte sich heraus, dass Depressionen<br />
mit 85 Fehltagen pro 100 Arbeitnehmer<br />
die größte Rolle spielen. Das sind<br />
mehr als achtmal so viele Fälle wie beim<br />
in den Medien viel beachteten Burnout<br />
mit nur 10 Fehltagen pro 100 Arbeitnehmer.<br />
Die in der Studie befragten Ärzte<br />
sehen den Begriff Burnout zudem eher<br />
skeptisch, bewerteten es aber als positiv,<br />
dass die öffentliche Diskussion vielen Patienten<br />
geholfen habe, psychische Probleme<br />
anzusprechen.<br />
Als Ursachen für die Zunahme der<br />
Fehltage aufgrund psychischer Erkrankungen<br />
nannten die Mediziner Arbeitsverdichtung,<br />
Konkurrenzdruck und<br />
lange Arbeitszeiten. Und prekäre und<br />
kurzfristige Beschäftigungsverhältnisse<br />
verschärften die psychischen Belastungen<br />
noch, sagten die Ärzte. Zudem hätten<br />
die circa 8 Prozent der ständig erreichbaren<br />
Mitarbeiter ein deutlich höheres Gesundheitsrisiko.<br />
Jeder Vierte von ihnen<br />
leide unter einer Depression. „Für diese<br />
kleine Gruppe hat der Wegfall der Grenze<br />
zwischen Beruf und Privatleben einen<br />
hohen Preis“, sagt der DAK-Vorsitzende<br />
Rebscher.<br />
Gregor Schulmeister<br />
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zent deutlich niedriger als bei Mechlorethamin<br />
mit 85 Prozent, zitiert die Ärztezeitung<br />
den Onkologen.<br />
Bislang habe noch kein Patient einen<br />
Nachteil erlitten, meint Torsten Hoppe-<br />
Tichy vom Bundesverband der Krankenhausapotheker.<br />
Das liege auch daran, dass<br />
die Dokumentation und Transparenz von<br />
Engpässen derzeit dürftig sei, sagte er der<br />
Ärztezeitung. Krankenhausapotheker, Ärzte<br />
und die Kliniken fordern ein Risikomanagement<br />
– vor allem ein transparentes<br />
Meldesystem, Frühwarnungen, ein Register<br />
für Engpässe bei den Arzneibehörden<br />
und die Erhöhung der Lagervorräte.<br />
Die pharmazeutische Industrie beurteilt<br />
diese Forderungen kritisch. Frühwarnungen<br />
über erwartete Lieferausfälle<br />
könnten zu Hamsterkäufen führen und<br />
somit die Knappheit noch verschärfen.<br />
Zudem würden die wahren Ursachen<br />
durch ein Risikomanagement nicht bekämpft.<br />
Die Ursachen der Engpässe bei Arzneien<br />
liegen zum einen in den komplexen<br />
und störanfälligen Herstellungsvorgängen.<br />
Verunreinigungen etwa können<br />
dazu führen, dass ganze Chargen verworfen<br />
werden müssen. Zum anderen<br />
gibt es ökonomische Ursachen für die<br />
Engpässe. Die steigende weltweite Arbeitsteilung<br />
und die Konzentration auf<br />
immer weniger Anbieter spielen eine wesentliche<br />
Rolle. Auffällig ist zudem, dass<br />
ausschließlich Generika betroffen sind.<br />
Sobald nämlich das Patent einer Arznei<br />
abgelaufen ist, beginnt ein harter Preiskampf,<br />
sodass die Gewinnmargen sehr<br />
gering sind.<br />
Innovation<br />
Herzgewebe wird aus unbefruchteten Eizellen gezüchtet<br />
Deutsche Forscher züchteten aus Stammzellen Herzgewebe. Das Verfahren wurde nun erstmals an Mäusen getestet<br />
Forscher hoffen, dass aus Stammzellen gezüchtetes Gewebe in Zukunft auch bei herzkranken Menschen eingesetzt werden kann.<br />
Foto: Wikimedia/National Cancer Institute<br />
Stammzellen, das medizinische Allheilmittel?<br />
Wissenschaft und Medizin erwarten<br />
sich jedenfalls viel von den angeblichen<br />
Alleskönnern. Einem Forscherteam<br />
aus Göttingen ist es nun gelungen, aus<br />
Stammzellen Herzgewebe zu züchten. Die<br />
Stammzellen wurden aus unbefruchteten<br />
Eizellen hergestellt. Diese parthenogenetischen<br />
Stammzellen (PS-Zellen) wurden<br />
im Experiment mit Mäusen gewonnen.<br />
Das daraus entstandene Herzgewebe lässt<br />
sich bei den Tieren therapeutisch zur<br />
Reparatur von Herzinfarkten einsetzen.<br />
Unbefruchtete Eizellen können „ein vielversprechendes<br />
Ausgangsmaterial für die<br />
gewebezüchtungsbasierte Behandlung<br />
von Herzmuskelschwäche nach Myokardinfarkt<br />
sein“, sagt Wolfram-Hubertus Zimmermann,<br />
Senior-Autor der Studie.<br />
Die PS-Zellen sind immunologisch<br />
„einfacher gestrickt“ als andere Stammzellen.<br />
Das sei ein großer Vorteil. „Mit<br />
künstlichem Herzgewebe aus parthenogenetischen<br />
Stammzellen kommt es zu<br />
keinen oder besser kontrollierbaren Abstoßungsreaktionen“,<br />
erklärt Michael Didié,<br />
Erst-Autor der Stammzellstudie. Das<br />
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gelte sogar für Implantationen in nicht<br />
verwandte Empfänger.<br />
Ob sich das Verfahren von der Maus<br />
auf den Menschen übertragen lässt,<br />
müssten Folgeuntersuchungen klären.<br />
Zusätzliche Eizellenspenden sind für die<br />
Forscher jedenfalls nicht notwendig. Allein<br />
in Deutschland werden jährlich rund<br />
60.000 unbefruchtete Eizellen verworfen,<br />
weil sie für eine künstliche Befruchtung<br />
nicht geeignet sind. Darauf greift das<br />
Forscherteam aus Göttingen zurück.<br />
Der Weg zur klinischen Anwendung<br />
der Stammzellen beim Menschen sei<br />
noch weit. Doch Zimmermann ist zuversichtlich.<br />
„Die zellbasierte Gewebereparatur<br />
bietet eine spannende Perspektive.“<br />
Nicht nur für Patienten mit Herzmuskelschwäche,<br />
„sondern vermutlich auch für<br />
die Behandlung von Patienten mit anderen<br />
lebensbedrohlichen Erkrankungen“.<br />
Forschung<br />
Stimmerkennung beginnt im Mutterleib<br />
Kinder können möglicherweise bereits während der Schwangerschaft Stimmen erkennen und verschiedene Silben unterscheiden<br />
Viele Hirnforscher sind überzeugt,<br />
dass die Föten in den letzten Wochen<br />
vor der Geburt bereits mehr oder weniger<br />
verständig hören können. Schließlich ist<br />
die Entwicklung des Innenohrs bereits in<br />
der 23. Schwangerschaftswoche so weit<br />
abgeschlossen, dass akustische Signale in<br />
Nervenimpulse umgewandelt werden. In<br />
den letzten Schwangerschaftswochen ist<br />
auch das Gehirn so weit gereift, dass die<br />
Signale verarbeitet werden könnten. Einen<br />
Beweis für das verständige Hören liefert<br />
jetzt ein Team der Université de Picardie<br />
Jules Verne in Amiens in Frankreich.<br />
Die Forscher haben zwölf Kinder untersucht,<br />
die zu früh – zwischen der 28.<br />
und 32. Woche – geboren wurden und<br />
keine Hinweise auf Schäden des Nervensystems<br />
aufwiesen. Während die Frühgeborenen<br />
schliefen, wurden ihnen männliche<br />
und weibliche Stimmen vorgespielt.<br />
Gleichzeitig wurde ihre Hirnaktivität mittels<br />
Nahinfrarotspektroskopie gemessen.<br />
Dabei wird anhand der Absorption von<br />
Infrarotstrahlen auf die Sauerstoffsättigung<br />
im Hirngewebe geschlossen. Die Sättigung<br />
sinkt in stoffwechselaktiven Hirnregionen,<br />
da aktive Hirnzellen vermehrt<br />
Sauerstoff verbrauchen.<br />
Die Hirnaktivität der Kinder veränderte<br />
sich, wenn ihnen zunächst eine Zeit<br />
lang eine männliche Stimme vorgespielt<br />
Das Hören verschiedener Stimmen veränderte bei Frühgeborenen die Hirnaktivität.<br />
und dann auf eine weibliche Stimme gewechselt<br />
wurde. Die Forscher schließen<br />
Wikimedia Commons/Jens Langner<br />
daraus, dass das Gehirn zwischen den beiden<br />
Stimmen unterscheiden kann. Selbst wachsenen zur Spracherkennung genutzt Mit der Stimme der Mutter verbinden<br />
der Wechsel zwischen verschiedenen werden.<br />
den Menschen von Anfang an Gefühle<br />
Silben wie „ga“ oder „ba“ löste im Gehirn Die Ergebnisse könnten aber erklären, und Erinnerungen. Daher ist die Muttersprache<br />
bei einer Sprachstörung nicht so<br />
der Frühgeborenen eine Reaktion aus. Der warum Kinder schon bald nach der Geburt<br />
Wechsel der Hirnaktivität fand dabei an zwischen der Stimme ihrer Mutter und anderen<br />
Stimmen unterscheiden können. Die Stiftung Deutsche<br />
schwer betroffen wie eine Fremdsprache.<br />
denselben Regionen statt, die auch von Er-<br />
Schlaganfall-Hilfe<br />
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berichtet von einem spanischen Patienten,<br />
der als junger Mann nach Deutschland<br />
kam. Er lernte die deutsche Sprache<br />
schnell und sprach sie fortan fließend<br />
neben seiner Muttersprache. Im Juni<br />
2005 erlitt er im Alter von 53 Jahren einen<br />
schweren Schlaganfall. Die Folgen<br />
waren eine halbseitige Lähmung und<br />
eine Sprachstörung. Diese hat sich bald<br />
zurückgebildet, jedoch nur in seiner Muttersprache<br />
Spanisch. „In Deutsch spricht<br />
er bis heute kaum mehr als ja und nein“,<br />
berichtet seine Ehefrau.<br />
„Die Fremdsprache ist störanfälliger<br />
als die Muttersprache“, erläutert dazu<br />
Holger Grötzbach, Leiter der Sprachtherapie<br />
in der Asklepios-Klinik Schaufling.<br />
Er sieht die entscheidende Ursache dafür<br />
in der emotionalen Bindung zur „Muttersprache,<br />
weil sie mit der Biografie und<br />
vielen Erinnerungen verbunden ist“.<br />
Therapie<br />
Baby soll von AIDS geheilt worden sein<br />
US-Mediziner sollen das HI-Virus aus dem Körper eines infizierten Säuglings fast vollständig entfernt haben<br />
Vor allem in afrikanischen Ländern südlich der Sahara ist die HIV-Infektionsrate hoch.<br />
Foto: Flickr/Jonrawlinson<br />
US-Medizinern ist es nach eigenen Angaben<br />
gelungen, ein Baby zu heilen,<br />
das mit dem HI-Virus infiziert war. Die<br />
Virologen präsentierten den Fall auf einem<br />
Fachkongress in Atlanta im US-Bundesstaat<br />
Georgia. Das HI-Virus sei nicht<br />
gänzlich aus dem Körper des Kindes verschwunden.<br />
Allerdings sei die Menge der<br />
Viren mittlerweile derart gering, dass das<br />
Immunsystem des Kindes sie selbstständig<br />
kontrollieren könne. Eine unterstützende<br />
Behandlung sei nicht mehr nötig.<br />
„Sie können diesen Fall, den wir gesehen<br />
haben, als nahe an einer Heilung, wenn<br />
nicht sogar als eine Heilung betrachten“,<br />
zitiert Die Welt Anthony Fauci, Immunologe<br />
des amerikanischen National Institute<br />
of Health (NIH).<br />
Das HI-Virus war bei der Mutter des<br />
Kindes erst festgestellt worden, als diese<br />
bereits in den Wehen lag. Bereits 30 Stunden<br />
nach der Geburt begannen die Ärzte<br />
an der Universität von Mississippi beim<br />
Säugling mit der antiretroviralen Therapie<br />
– obwohl eine Infektion mit HIV noch<br />
nicht bestätigt worden war. Die frühe Behandlung<br />
habe die Erkrankung gestoppt,<br />
bevor das Virus schlafende Zellen bilden<br />
konnte, zitiert Die Welt Deborah Persaud<br />
vom Johns Hopkins Children‘s Center. HI-<br />
Viren können sich in den Lymphknoten<br />
absetzten und dort als schlafende Zellen<br />
jahrelang inaktiv sein. Wird die Behandlung<br />
abgebrochen, weil im Blut keine aktiven<br />
Erreger mehr nachgewiesen werden,<br />
ist es möglich, dass die Viren wieder „auf-<br />
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wachen“ und sich ausbreiten.<br />
Aus diesem Grund reagieren Experten<br />
skeptisch auf die Sensationsmeldung<br />
aus den USA. „Wir haben so viele Patienten<br />
beobachtet, die hochaktiv antiretroviral<br />
behandelt worden sind – auch Kinder –<br />
und eine Heilung haben wir nie gesehen“,<br />
sagt Bernhard Ruf, Aidsexperte vom Klinikum<br />
St. Georg in Leipzig in einem Interview<br />
mit der Süddeutschen Zeitung. Man<br />
dürfe nicht glauben, dass eine Therapie<br />
das Virus vollständig vernichten und ein<br />
Infizierter seine Medikamente irgendwann<br />
absetzten könnte. „Für mich ist immer<br />
noch Stand der Erkenntnis: Einmal<br />
HIV – immer HIV, einmal Behandlung –<br />
lebenslang Behandlung“, so Ruf.<br />
Auch Norbert Vetter, Experte für die<br />
Immunschwächekrankheit am Wiener<br />
Otto-Wagner-Spital, will noch nicht von<br />
einer Heilung sprechen. „Die Nachbeobachtungszeit<br />
ist viel zu kurz, es kann erst<br />
die Zukunft zeigen, ob es wirklich gelungen<br />
ist, die Viren so zu beeinträchtigen,<br />
dass sie nicht wieder auftreten“, sagte der<br />
Primararzt der österreichischen Zeitung<br />
Der Standard.<br />
Derzeit sterben weltweit jährlich rund<br />
1,7 Millionen Menschen an Aids und den<br />
Folgeerkrankungen. Neuinfektionen mit<br />
dem HI-Virus sind innerhalb eines Jahrzehnts<br />
um 19 Prozent zurückgegangen.<br />
Die Zahl der Aids-Toten ist seit dem Jahr<br />
2005 um 26 Prozent gesunken, auch wegen<br />
besserer Behandlungsmethoden.<br />
HIV-Infizierte müssen sich lebenslang der<br />
antiretroviralen Therapie (ART) unterziehen.<br />
Im Idealfall nimmt die Anzahl der<br />
Viren im Körper dermaßen ab, dass HIV<br />
praktisch nicht mehr nachweisbar ist. In<br />
Entwicklungsländern, vor allem in afrikanischen<br />
Regionen südlich der Sahara,<br />
ist die HIV-Infektionsrate jedoch immer<br />
noch hoch. Knapp 23 Millionen Menschen<br />
sind in diesem Gebiet mit HIV infiziert.<br />
Unternehmen<br />
Trotz Rekord-Umsatzes: Weniger Gewinn für Bayer<br />
Bayer arbeitet an einem neuen Medikament gegen Lungenhochdruck. Es soll Umsätze von bis zu einer halben<br />
Milliarde Euro bringen.<br />
Foto: Screenshot<br />
Rückstellungen in Milliardenhöhe für Rechtsstreitigkeiten haben den Gewinn des Pharma-Riesen Bayer reduziert<br />
Der Gewinn des Chemie- und Pharmakonzerns<br />
Bayer ist 2012 wegen ein Prozent weniger als 2011. Der Konzern-<br />
ein Plus von 2,4 Milliarden Euro. Das ist<br />
Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten umsatz kletterte im vergangenen Jahr um<br />
um Verhütungsmittel und wegen anderer<br />
Sonderlasten gesunken. Allein für Klagen<br />
in den USA wegen der Nebenwirkungen der<br />
Verhütungsmittel Yaz und Yasmin hat Bay-<br />
8,8 Prozent auf 39,76 Milliarden Euro, den<br />
höchsten Wert der Firmengeschichte. Auch<br />
für das laufende Jahr sagt Vorstandschef<br />
Marijn Dekkers einen weiteren Anstieg des<br />
er im vergangenen Jahr 1,18 Milliarden Euro<br />
zurückstellen müssen, berichtet die Online-<br />
Ausgabe des Ärzteblatts. Hinzu kamen unter<br />
anderem 396 Millionen Euro für Umbauten<br />
im Unternehmen, so der Konzern.<br />
Der Gewinn vor Steuern und Zinsen<br />
ging laut Bayer 2012 im Vergleich zum<br />
Vorjahr um 4,6 Prozent auf 3,96 Milliarden<br />
Euro zurück. Unter dem Strich blieb<br />
Umsatzes voraus. „Wir erwarten für <strong>2013</strong><br />
und darüber hinaus eine Fortsetzung des<br />
Rekordkurses“, zitiert das Ärzteblatt den<br />
Bayer-Vorstandschef.<br />
Mit einem neuen Medikament will<br />
Bayer seinen Umsatz weiter steigern. Die<br />
Tablette Riociguat gegen Lungenhochdruck<br />
soll einen jährlichen Spitzenumsatz<br />
von 500 Millionen Euro bringen, berichtet<br />
die Nachrichtenagentur Reuters. Anfang<br />
März legte der Konzern Zwischenergebnisse<br />
einer Langzeitstudie vor, nach denen<br />
das Mittel Patienten mit chronischem<br />
thrombo-embolischen Lungenhochdruck<br />
(CTEPH) helfen kann. Bei dieser Erkrankung<br />
führen durch Blutgerinnsel verursachte<br />
Verstopfungen in den Lungengefäßen zu<br />
erhöhtem Druck in den Lungenarterien.<br />
Das Mittel habe die Leistungsfähigkeit der<br />
Patienten verbessert und sei insgesamt gut<br />
vertragen worden. Laut Bayer gibt es derzeit<br />
noch keine zugelassenen Medikamente<br />
zur Behandlung von CTEPH. Im Februar<br />
hat der Pharmakonzern in Europa und den<br />
USA die Zulassung des Medikaments beantragt.<br />
Zuletzt in die Kritik kam Bayer durch<br />
Todesfälle in Frankreich, die angeblich von<br />
der Anti-Babypille Diane-35 verursacht<br />
wurden. Innerhalb der letzten 25 Jahre sollen<br />
vier Frauen an durch die Pille hervorgerufenen<br />
Blutgerinnseln gestorben sein. In<br />
Frankreich wurden bereits vereinzelt Klagen<br />
gegen den Bayer-Konzern eingereicht.<br />
Das Präparat Diane-35 soll in den nächsten<br />
Monaten vom französischen Markt<br />
genommen werden. Für den riesigen<br />
Konzern ist die drohende Aufhebung der<br />
Marktzulassung aber keine finanzielle Bedrohung.<br />
Schließlich ist der Jahresumsatz<br />
von Diane-35 mit 180 Millionen nur ein<br />
Bruchteil des Rekordumsatzes von 2012.<br />
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Lebensmittelskandal<br />
Giftiger Fisch in Thunfischdosen<br />
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Ob im Restaurant oder im Geschäft: Mehr als die Hälfte des in den USA verkauften Fischs ist falsch gekennzeichnet<br />
Von 2010 bis 2012 nahm die gemeinnützige<br />
Organisation Oceana in 21<br />
US-Bundesstaaten über 1.200 Proben von<br />
Meeresfrüchten und Fisch. Mehr als ein<br />
Drittel der landesweit genommenen Proben<br />
wurde falsch gekennzeichnet, so das<br />
Ergebnis der Studie. Vor allem Proben, die<br />
als Thunfisch oder Red Snapper ausgegeben<br />
wurden, beinhalteten nach ausführlichen<br />
DNA-Tests gar nicht den angegebenen<br />
Fisch. 74 Prozent der aus Sushibars<br />
entnommenen Proben waren falsch gekennzeichnet,<br />
bei den Restaurants lag das<br />
Ergebnis bei 38 Prozent und in den Lebensmittelgeschäften<br />
bei 18 Prozent.<br />
So wurden beispielsweise billige<br />
Zuchtfische wie Tilapia als Red Snapper<br />
verkauft – ähnliches zeigte sich beim<br />
Thunfisch, wo die Fälle des aufgedeckten<br />
Betrugs auch sehr hoch waren. 59 Prozent<br />
der als Thunfisch ausgegebenen Fische<br />
waren falsch gekennzeichnet, warnt Oceana.<br />
Besonders beim weißen Thunfisch<br />
wurden massive Betrügereien offenbar:<br />
84 Prozent der als weißer Thunfisch gekennzeichneten<br />
Proben enthielten tatsächlich<br />
Escolar – auch unter den Namen<br />
Foto: Flickr/Universitetssykehuset Nord-Norge<br />
Drei Viertel der aus Sushi-Restaurants entnommenen Fischproben waren falsch gekennzeichnet.<br />
Butterfisch oder Schlangenmakrele bekanntbrechen<br />
führen kann. Sowohl in den USA sich als falsch gekennzeichnet heraus.<br />
Der Verkauf des Escolar als weißer als auch in der EU warnen die Gesundheitsbehörden<br />
deshalb vor dem Verzehr in New York war Etikettenschwindel.<br />
Mehr als drei Viertel des getesteten Sushis<br />
Thunfisch ist „nicht nur illegal, sondern<br />
kann auch zu schweren gesundheitlichen des Fisches. Italien und Japan haben ihn Da sich die Untersuchungen von Oceana<br />
nur auf Meeresfrüchte und Fische<br />
Problemen“ führen, so die Studie. Der sogar verboten.<br />
Escolar enthält ein natürlich vorkommendes<br />
Gift, Gempylotoxin, das beim Verzehr besonders großes Problem mit der Ver-<br />
nicht möglich festzustellen, an welchem<br />
New York hat der Studie zufolge ein beschränkte, die verkauft wurden, war es<br />
größerer Mengen zu schweren Magen- brauchertäuschung. 94 Prozent der aus Abschnitt der Lieferkette der Betrug stattfand.<br />
Darm-Problemen, Kopfschmerzen und Er-<br />
New York genommenen Proben stellten<br />
Skandal-Arzt<br />
Krimineller niederländischer Arzt arbeitete in Deutschland<br />
In Heilbronn wurde ein Neurologe enttarnt, der in den Niederlanden neun Patienten durch Behandlungsfehler tötete<br />
Ein Neurologe hat in den Niederlanden das Leben, nachdem ihm fälschlicherweise<br />
Alzheimer diagnostiziert wurde niedergelegt, wodurch sein Eintrag aus der<br />
ne Lizenz in den Niederlanden freiwillig<br />
zwischen 1998 und 2003 seinen Patienten<br />
fatale Fehldiagnosen gestellt. Ihm<br />
wird vorgeworfen, dass dadurch insgesamt<br />
neun seiner Patienten ums Leben<br />
kamen. Einer von ihnen nahm sich sogar<br />
– und der Mann der Diagnose Glauben<br />
schenkte.<br />
Auf Druck der Krankenhausleitung<br />
hat der Arzt schließlich im Jahr 2006 sei-<br />
Liste der registrierten Ärzte gelöscht wurde.<br />
Nun kam heraus, dass der Mediziner in<br />
einem SLK-Krankenhaus in Heilbronn bis<br />
jetzt aber weiterhin praktiziert hat. Ganz<br />
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legal, mit gültiger deutscher Approbation.<br />
Die Neurologie am Klinikum in Heilbronn<br />
teilte jedoch mit, dass während dieser Zeit<br />
keine Patienten zu Schaden gekommen<br />
seien. Die zu diesem Ergebnis notwendigen<br />
Prüfgutachten will Thomas Jendges<br />
von der Heilbronner Krankenhaus-Gesellschaft<br />
allerdings rechtlich erstreiten.<br />
Hierbei handelt es sich einem Bericht der<br />
Heilbronner Stimme zufolge um einen<br />
Betrag von 100.000 Euro, der dem niederländischen<br />
Skandal-Arzt Dr. J. S. zu Lasten<br />
gelegt wird.<br />
Der Beschuldigte will seinerseits die<br />
ausgesprochene Kündigung durch die<br />
Heilbronner Klinik anfechten. Allerdings<br />
hatte er seine Tätigkeit in Heilbronn zunächst<br />
freiwillig niedergelegt, woraufhin<br />
ihm die Personalabteilung der Klinik die<br />
Kündigung aussprach. Die Fronten sind<br />
verhärtet. Zu einer außergerichtlichen<br />
Einigung werde es vermutlich nicht kommen,<br />
heißt es aus Kreisen der Klinikgesellschaft.<br />
Obwohl der Arzt in den Niederlanden für den Tod von neun Menschen verantwortlich war, konnte er<br />
problemlos an einer deutschen Klinik Arbeit finden.<br />
Foto: Flickr/Scarygami<br />
Eine weitere Klage erhebt die Klinik<br />
gegen die Arbeitsagentur, die den beschuldigten<br />
Mediziner nach Heilbronn<br />
vermittelt hat. Durch weitreichende Haftungsausschlüsse<br />
in den AGBs der Agentur<br />
sei ein Rechtsanspruch nahezu ausgeschlossen.<br />
„Daher werden wir angesichts<br />
des Prozesskostenrisikos auf juristische<br />
Schritte verzichten“, heißt es in einer SLK-<br />
Erklärung.<br />
Die medizinischen Behörden sind<br />
derzeit noch nicht dazu verpflichtet, Informationen<br />
über das Personal EU-weit<br />
untereinander auszutauschen. Das hat<br />
zur Folge, dass Mediziner, genau wie alle<br />
anderen Arbeitskräfte auch, in allen Ländern<br />
der EU arbeiten dürfen. Voraussetzung<br />
ist die Erteilung einer gültigen Arbeitserlaubnis<br />
in dem jeweiligen Land.<br />
Die Personalabteilung der Heilbronner<br />
Klinik musste sich umständlich bei<br />
dem früheren niederländischen Arbeitgeber<br />
über die medizinischen Fähigkeiten<br />
des betreffenden Arztes informieren.<br />
Sprachbarrieren und unterschiedliche Organisationsstrukturen<br />
erschweren in solchen<br />
Fällen aber den Informationsfluss:<br />
Meist scheitert es daran, den oder die Zuständigen<br />
ans Telefon zu bekommen, berichtet<br />
der EUobserver.<br />
Die EU-Kommission will nun ein<br />
proaktives Warnsystem einführen. In Zukunft<br />
sollen die Kliniken dazu verpflichtet<br />
werden, Fehlbehandlungen und Fehldiagnosen<br />
an eine zentrale Stelle zu melden,<br />
wenn die Mediziner dadurch ihre Lizenz<br />
verloren haben. Innerhalb von 48 Stunden<br />
können die Personalabteilungen der EU-<br />
Kliniken dann diese Informationen durch<br />
das Interne Markt-Informations-System<br />
(IMI) abrufen.<br />
Der Vorschlag der EU soll von Kommission<br />
und Parlament im Juli bestätigt<br />
werden. Dann muss die Initiative jedoch<br />
noch in nationales Recht umgesetzt werden.<br />
Bis es soweit ist, müssen aber noch<br />
einige Fragen geklärt werden: Während<br />
Dänemark, Großbritannien und Irland<br />
auf mehr Transparenz pochen, verweisen<br />
Deutschland, Frankreich und Polen auf<br />
datenschutzrechtliche Probleme.<br />
Fehlbehandlungen, die nicht zum<br />
Verlust der Arbeitserlaubnis führen, sollen<br />
weiterhin von der Meldepflicht befreit<br />
bleiben. Im vergangenen Jahr zogen<br />
43.919 Ärzte innerhalb Europas in ein anderes<br />
Mitgliedsland, um dort zu praktizieren.<br />
Damit gehören die Mediziner zu der<br />
zweitgrößten migrierenden Berufsgruppe<br />
in Europa.<br />
Impressum Herausgeber: Dr. Michael Maier. Redaktion: Thomas Gollmann, Anika Schwalbe, Gregor Schulmeister. Layout: Britta Frenzel. Copyright:<br />
Blogform Social Media GmbH, Kurfürstendamm 206, D-10719 Berlin. HR B 105467 B. Telefon: +49 (0) 30 / 81016030, Fax +49 (0) 30 / 81016033.<br />
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