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Durchquerung des Mercantour-Nationalparks in den Alpes Maritimes

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<strong>Durchquerung</strong> <strong>des</strong> <strong>Mercantour</strong>-<strong>Nationalparks</strong> <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>Alpes</strong><br />

<strong>Maritimes</strong><br />

12.03.2010 - 20.03.2010<br />

Teilnehmer:<br />

Dr. Barbara Müller, Dr. Roland Müller, Roland Hilbrand, Edmund Rottach, Peter Lutz, Mart<strong>in</strong><br />

Schmidberger<br />

Tourenleiter:<br />

Dr. Roland Müller<br />

Von <strong>den</strong> Meeralpen gibt es oft noch falsche Vorstellungen. Man <strong>den</strong>kt an die Riviera mit ihrem<br />

glänzen<strong>den</strong> Treiben, an Monaco mit se<strong>in</strong>er Spielbank und <strong>den</strong> teuren Jachten, an liebliche<br />

Hügel, auf <strong>den</strong>en bereits Kakteen wachsen, oder an <strong>den</strong> Duft von Kräutern und Gewürzen im<br />

H<strong>in</strong>terland. In Wirklichkeit s<strong>in</strong>d die Meeralpen aber e<strong>in</strong> wildromantisches, hochalp<strong>in</strong>es Gebirge.<br />

Es ist das Bergland westlich von Cuneo und dem Tendapass. Die Nordseite gehört Italien,<br />

Ausblick vom 2816m hohen Mont Colomb<br />

die Südseite Frankreich; zwischen Nizza und Ventimiglia<br />

bil<strong>den</strong> sie <strong>den</strong> Anfang <strong>des</strong> 1200 Kilometer<br />

langen Alpenbogens. Herzstück der gesamten Gebirgsgruppe<br />

ist der 1975 e<strong>in</strong>gerichtete <strong>Mercantour</strong>-<br />

Nationalpark. Das <strong>Mercantour</strong>-Argentera-Massiv<br />

besteht <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Kern aus uraltem Granit und<br />

Gneis, der von jüngeren Sedimentgeste<strong>in</strong>en aus<br />

Kalk, Sandste<strong>in</strong> und schwarzen Schiefern aus dem<br />

Erdmittelalter umhüllt ist. Von <strong>den</strong> Dreitausendern<br />

der Meeralpen ist der Monte Argentera (3297m) auf<br />

der italienischen Seite der höchste. Unsere Route<br />

verlief aber hauptsächlich im französischen Teil <strong>des</strong><br />

<strong>Nationalparks</strong> mit e<strong>in</strong>em Abstecher auf die italienische<br />

Seite, wo wir im Jagdschloss <strong>des</strong> ersten italienischen<br />

Königs Victor Emanuel <strong>in</strong> der Casa Reale<br />

di Caccia übernachten konnten. Der berühmteste<br />

Berg der Gruppe ist der 2872 Meter hohe Monte Bego, der vom Refuge <strong>des</strong> Merveilles (2150 m)<br />

<strong>in</strong> zwei Stun<strong>den</strong> zu ersteigen war. Dieses Refuge war e<strong>in</strong>es unserer ersten Tourenziele, zu dem wir<br />

von unserem Ausgangspunkt <strong>in</strong> Tende aufgestiegen s<strong>in</strong>d. Der Monte Bego galt <strong>in</strong> vorgeschichtlicher<br />

Zeit als e<strong>in</strong> heiliger Berg und Sitz e<strong>in</strong>er Gottheit. Unzählige Tiersymbole, hauptsächlich<br />

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R<strong>in</strong>derköpfe, die <strong>in</strong> die rötlichgelben Gletscherschliffplatten e<strong>in</strong>gemeißelt und e<strong>in</strong>geritzt wur<strong>den</strong>,<br />

zeugen von der Anwesenheit der jungste<strong>in</strong>zeitlichen Besucher. Der R<strong>in</strong>derkopf wird wahrsche<strong>in</strong>lich<br />

die Bitte um e<strong>in</strong> gutes Gedeihen der Tiere bedeutet haben, aber es gibt auch noch viele unerklärliche<br />

Darstellungen. Die meisten Felsbilder stammen aus dem 2. Jahrtausend v. Chr. und reichen<br />

bis etwa 2300 Meter <strong>den</strong> Berg h<strong>in</strong>auf.<br />

Weitere Stationen unserer <strong>Durchquerung</strong> waren Refuge<br />

de Nice (zwei Übernachtungen mit Tagestouren),<br />

Gite de Boreon und die schon oben erwähnte<br />

königliche Casa di Caccia, bis wir unser Ziel,<br />

die französische Retorten-Skistation Isola 2000, erreichten.<br />

E<strong>in</strong>ige der Hütten waren normalerweise<br />

geschlossen, so dass die Wirte nur für uns mit<br />

riesigem Rucksack aufsteigen mußten. Somit lag<br />

auch die Temperatur im Schlafsaal meistens um<br />

<strong>den</strong> Gefrierpunkt. Die e<strong>in</strong>zig warmen Flecken waren<br />

die heißen Öfen, <strong>den</strong>en dann allerd<strong>in</strong>gs auch beim<br />

Trocknen der e<strong>in</strong> oder andere Innenschuh zum Opfer<br />

fiel. Die Verpflegung war meistens (Ausnahme<br />

erster Tag) sehr gut mit komplettem Drei-Gänge-<br />

Menue. Auf <strong>den</strong> sieben bis elf stündigen Etappen<br />

Unser Tourenleiter Dr. Roland Müller<br />

wurde je<strong>den</strong> Tag e<strong>in</strong> Gipfel mitgenommen- vom<br />

2816 m hohen Mont Colomb bis zum äußerst luftigen Grat <strong>des</strong> Mont Mal<strong>in</strong>vern (2939 m).<br />

Dazwischen lagen steile Übergänge, die zum<br />

Teil auch Seilsicherung erforderten, wunderschöne<br />

Hochtäler und Kare, umrahmt von schroffen,<br />

schwarzen Granitbergen, lieblichen Lärchenwäldern<br />

im Sommer und zugefrorenen Seen, kurzum: e<strong>in</strong>e<br />

grandiose Gebirgslandschaft. Auch das Wetter tat<br />

se<strong>in</strong>en Teil dazu: abgesehen von e<strong>in</strong>em bewölkten<br />

und w<strong>in</strong>digen Vormittag schien immer die Sonne.<br />

Sonst ist es <strong>in</strong> <strong>den</strong> Meeralpen immer noch recht<br />

still. Die Skibergsteiger haben sie noch nicht als<br />

Tourenziel entdeckt. Auch die Schutzhütten s<strong>in</strong>d<br />

bis heute so kle<strong>in</strong> geblieben wie bei ihrer Erbauung<br />

und wer<strong>den</strong> im W<strong>in</strong>ter selten bewirtschaftet.<br />

Für Skitouren bieten sich <strong>in</strong> <strong>den</strong> Alpen sicherlich<br />

Mit Ski unter Palmen <strong>in</strong> Nizza<br />

auch andere Regionen als gerade die Meeralpen an,<br />

aber nirgendwo f<strong>in</strong>det man e<strong>in</strong>e so große Spannweite<br />

an Naturschönheiten und Gegensätzen. Bee<strong>in</strong>druckt hat uns die Ruhe und die Stille der Region,<br />

trafen wir doch auf der Tour kaum andere Skitouristen an und hatten die Hütten fast nur für uns.<br />

Mart<strong>in</strong> Schmidberger<br />

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