Dezember 2012 Scott matthew michael maar Die USA im ... - Pony
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79<br />
<strong>Dezember</strong><br />
<strong>2012</strong><br />
<strong>Scott</strong> Matthew<br />
Michael Maar<br />
<strong>Die</strong> <strong>USA</strong> <strong>im</strong> Film<br />
John Jeremiah Sullivan<br />
Snorri Helgason<br />
Péter Farkas<br />
Burschenschaften
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
12<br />
16<br />
Burschenschaften<br />
Zwei Farben Braun<br />
<strong>Scott</strong> Matthew<br />
Ironisch begabter Schmerzensmann<br />
Snorri Helgason<br />
Sommer <strong>im</strong> Winter<br />
Péter Farkas<br />
Würde, Liebe, Ohnmacht<br />
<strong>Die</strong> <strong>USA</strong> <strong>im</strong> Film<br />
Politik als Vorstellung<br />
Michael Maar<br />
Subtexte der Märchenwelt<br />
John Jeremiah Sullivan<br />
Moderate Paranoia, tolle Essays<br />
79<br />
<strong>Dezember</strong><br />
<strong>2012</strong><br />
26 Filme<br />
28 Digitales<br />
29 Spiele<br />
30 Tonträger<br />
32 Bücher<br />
34 Theater<br />
35 Kolumne<br />
36 Sterne<br />
38 Terminkalender<br />
49 StadtKarte<br />
49 Impressum<br />
50 PONYhof<br />
3 Inhalt
B u r s c h e n s c h a f t e n<br />
Tiefe Brauntöne<br />
<strong>Die</strong> Deutsche Burschenschaft ist an ihrem gespaltenen Verhältnis zum Rechtsextremismus<br />
zerbrochen. Welche Farben der verbliebene Rest in Zukunft trägt, ist klar.<br />
L o v e s o n g s<br />
Schmachten mit Stil<br />
<strong>Scott</strong> Matthew, ironisch begabter Schmerzensmann aus Brooklyn,<br />
bringt Lieblingslieder auf die Weihnachtsbühne.<br />
Manuel Schaper<br />
Was Linke schon <strong>im</strong>mer gesagt haben, schreiben nun die große Politmagazine.<br />
<strong>Die</strong> Verbindungsszene ist ein Magnet für rechtsextreme Aktivisten,<br />
und zwar nicht nur wegen ihrer schönen Mützen. Das hat die<br />
<strong>im</strong> November besiegelte Spaltung der Deutschen Burschenschaft,<br />
dem größten Dachverband des bundesdeutschen Verbindungswesens,<br />
noch einmal deutlich vor Augen geführt. Manche dort organisierte<br />
Burschenschaft steht ganz offen so weit rechts, dass es auch den Gemäßigteren<br />
unter ihnen zu bunt wurde, um nicht zu sagen: zu braun.<br />
Nachdem letztes Jahr in der DB offen über die Einführung eines Ariernachweises<br />
diskutiert wurde, weil ein paar Bundesbrüder einigen nicht<br />
deutsch genug aussah, kam der Verband aus den negativen Schlagzeilen<br />
nicht mehr heraus. Als nächstes wurde <strong>Die</strong>trich Bonnhoeffer, einer<br />
der bürgerlichen Vorzeige-Widerständler des Dritten Reichs, von<br />
einem führenden Funktionsträger der DB als Vaterlandsverräter bezeichnet,<br />
und vor wenigen Monaten flogen Admin-Aktivitäten eines<br />
Mitglieds der Göttinger Burschenschaft Hannovera in einem Neonazi-Forum<br />
auf.<br />
Ein internes Tauziehen um die Macht begann, bei dem die Rechten<br />
nun von den ganz Rechten über den Tisch gezogen wurden. <strong>Die</strong><br />
Trennlinie verläuft entlang der Verfassungstreue, die Hardliner sehen<br />
sich als Gegner der bestehenden Gesellschaftsordnung. Der „Spiegel“<br />
fasst das Ergebnis der Spaltung lapidar damit zusammen, dass<br />
die DB nun „vollends unter die Kontrolle völkisch-großdeutscher<br />
Phantasten gekommen“ sei. Dabei klingt ausnahmsweise an, dass man<br />
der Meinung ist, ein bisschen sei es sowieso schon <strong>im</strong>mer so gewesen.<br />
<strong>Die</strong> wohl wichtigste Feststellung bleibt unterm Strich die, dass der gesellschaftliche<br />
Einfluss der DB massiv geschwächt ist. Ihre politische<br />
Arbeit wird sicher unter ihrem Ruf leiden. Überdies dürften auch die<br />
Behörden hellhörig geworden sein, denn es steht zu befürchten, dass<br />
sich Neonazis verstärkt den „völkisch-großdeutschen Phantasten“ zuwenden,<br />
und umgekehrt. Einmal mehr wird aber auch deutlich, dass<br />
extrem rechte Gruppen und Personenkreise erst dann vom politischen<br />
Mainstream als solche wahrgenommen werden, wenn es wirklich nicht<br />
gar nicht mehr anders geht.<br />
<strong>Scott</strong> Matthew gibt am<br />
2.12. um 16:00 Uhr eine<br />
„Obscure X-Mas Matinée“<br />
<strong>im</strong> Nörgelbuff. Sein Album<br />
„Gallantry‘s Favorite Son“<br />
ist bei Glitterhouse/Indigo<br />
erschienen.<br />
Markus von Schwerin<br />
„Wenn ich in eine neue Platte hineinhöre, suche ich <strong>im</strong>mer nach den<br />
Lovesongs.“ So begründete es <strong>Scott</strong> Matthew, dass sich auf seinem<br />
Debüt nur Balladen fanden. Auch auf den zwei Folgealben zeigte der<br />
australische Wahl-New-Yorker Gespür dafür, welche Dynamik seine<br />
geschmachteten Songminiaturen brauchen, um die Hörerschaft<br />
abendfüllend zu fesseln.<br />
Denn so sehr auch der 37-Jährige sein Publikum an persönlichen Verlusterfahrungen<br />
teilhaben lässt, glückt es ihm <strong>im</strong>mer wieder, das<br />
Bild des Schmerzensmannes ironisch zu brechen. Indem er z. B. beschreibt,<br />
dass abrupte Beziehungsbrüche auch etwas Anziehendes haben<br />
und seine an Bowie und Costello erinnernden Moritaten mit munterem<br />
Ukulelen-Geschrubbe unterlegt. So haben Matthews Konzerte<br />
dank sympathischer Bühnenpräsenz und jazzgeschulter Begleitung an<br />
Bass, Cello und Klavier bisher jeden Erstbesucher zum Anhänger gemacht.<br />
Dass Matthew nicht auf andachtsvolle Messen festgelegt ist, bewies<br />
er vor zwei Jahren <strong>im</strong> Projekt Elva Snow, wo er seinem Faible für<br />
Glamrock freien Lauf ließ. Das klang zwar mehr nach Suede als nach<br />
Ziggy, doch für die Fans war dieser Ausflug nachvollziehbarer als sein<br />
Gastsänger-Part be<strong>im</strong> letzten Rosenstolz-Album. „Gallantry‘s Favorite<br />
Son“, seine aktuelle LP von 2011, bewegte sich dann wieder auf vertrauten<br />
Torch-Song-Bahnen.<br />
<strong>Die</strong>ses Jahr überraschte der Bartmann aus Brooklyn – der bereits zum<br />
Zeitpunkt seines Debüts größere Konzertsäle füllte, was auch dem<br />
Gay-Porno-Hype „Shortbus“ zuzuschreiben war, der viel seiner Musik<br />
enthält – mit Auftritten in winzigen Locations wie dem Berliner Schokoladen.<br />
Dort testete er ein Programm, das fast nur aus Lieblingsliedern<br />
seiner Kindheit bestand. Nicht allzu überraschend für Matthew,<br />
der bereits 2007 seine Gigs mit „Last Night I Didn‘t Really Sleep At<br />
All“ von The Fifth D<strong>im</strong>ension eröffnete. Saisonal bedingt könnte er<br />
sich nun <strong>im</strong> Nörgelbuff den Spaß machen, Weihnachtslied an Weihnachtslied<br />
zu reihen. Kalauer wie „Jingle Bells“ hat man bei dem dezenten<br />
Crooner nicht zu fürchten, doch Paul McCartneys „Wonderful<br />
Christmast<strong>im</strong>e“ würde pr<strong>im</strong>a zu ihm passen.<br />
5
I s l a n d - P o p<br />
Hoffnung trotz vertrödelter Tage<br />
<strong>Die</strong> verschmitzten Songs des ausdrucksstarken Sängers Snorri Helgason.<br />
A l t e r & L i t e r a t u r<br />
Kampf um Würde<br />
Demenz aus der Sicht Betroffener: Péter Farkas einfühlsamer Roman „Acht Minuten“.<br />
Markus von Schwerin<br />
Nach dem denkwürdigen Abend mit Sóley und Sin Fang letzten Juni<br />
<strong>im</strong> Apex bietet sich mit Snorri Helgasons Gig <strong>im</strong> Café des Jungen Theaters<br />
nun die Gelegenheit, einen weiteren Protagonisten des Island-Pop<br />
in einem int<strong>im</strong>en Rahmen zu erleben. Denn als Mitglied der Indie-Boygroup<br />
Sprengjuhöllin spielte Helgason schon in großen Hallen. Bei der<br />
aus Schulfreuden bestehenden Spaßcombo, deren Hit „Tímarnir Okkar“<br />
allerlei Interna aus der Reykjavíker Musikszene preisgab, hatte Helgason<br />
das Image des introvertierten Feingeistes, der den Schenkelklopfern<br />
seiner Kollegen beatleske Balladen entgegensetzte. <strong>Die</strong> fanden<br />
selbst bei Kritikern des Sprengjuhöllin‘schen Übermuts lobende Worte<br />
und eine davon – „Verum í sambandi“ – wurde 2008 bei den Iceland<br />
Music Awards zum „Song des Jahres“ gekürt. Der Plan einer englischen<br />
Sprengjuhöllin-CD sollte aber wegen interner Differenzen platzen und<br />
Helgason bastelte auf eigene Faust an einem internationalen Album.<br />
Das Resultat „I’m Gonna Put My Name on Your Door“ (2009) bot mit<br />
seiner Mixtur aus blauäugigem Soul (à la Jens Lekman) und souveränem<br />
Folk-Fingerpicking (in José-Gonzáles-Manier) bereits beste Voraussetzungen,<br />
um in der Retropop-Schwemme zu bestehen. Doch das<br />
mit Produzent Sindri Már Sigfússon (alias Sin Fang) entstandene, deutlich<br />
reduzierter arrangierte Zweitwerk „Winter Sun“ bringt erst richtig<br />
zur Geltung, um was für einen ausdrucksstarken Sänger es sich bei<br />
dem 28-Jährigen handelt.<br />
Wenn er in „Boredom“ verschmitzt bekennt, nach einem vertrödelten<br />
Tag weiterhin die Hoffnung zu haben, dass inspirierende Sonnenstrahlen<br />
sein kahler werdendes Haupt treffen werden, hat sein Vortrag<br />
nichts mit den Heiligen aus der Knarz- und Anblaff-Fraktion gemein,<br />
sondern erinnert vielmehr an Pop-zugewandte Meister der Nuancen<br />
wie Harry Nilsson, Ron Sexsmith oder Phillip Goodhand-Tait. Gerade<br />
bei letzterem Pianisten (der <strong>im</strong> „Sounds“-Kultautoren Wolfgang<br />
Welt bis heute seinen größten Fan hat) ist die Ähnlichkeit <strong>im</strong> angerauten<br />
T<strong>im</strong>bre echt verblüffend. Und es dürfte kein Zufall sein, dass die<br />
freundliche Betrachtung eines „Winter‘s Day“ so munter endet wie „In<br />
the Summert<strong>im</strong>e“ von Mungo Jerry!<br />
Snorri Helgason spielt<br />
mit seiner isländischen<br />
All-Star-Band am 15.12.<br />
um 22:00 Uhr <strong>im</strong> Café des<br />
Jungen Theaters. Sein<br />
Album „Winter Sun“ ist<br />
bei Popup Records/Cargo<br />
erschienen.<br />
Péter Farkas liest am 11.1. um<br />
20:00 <strong>im</strong> Literarischen Zentrum<br />
aus seinem Roman „Acht<br />
Minuten“ (Luchterhand, 2011,<br />
136 Seiten, 16,99 Euro). Mit<br />
dem Autor spricht Isabelle<br />
Vonlanthen.<br />
Michael Saager<br />
„Mit der anderen Hand hielt sie ihre Bettdecke weiter fest, sie versuchte,<br />
sich damit zuzudecken, doch brachte sie das nicht fertig,<br />
die mitgeschleppte Fracht war zu schwer. Der alte Mann griff <strong>im</strong><br />
Sitzen über die alte Frau hinweg und zog die Decke über sie. <strong>Die</strong><br />
alte Frau schnaufte friedlich neben ihm, als hätte sie ihren Schlaf<br />
gar nicht unterbrochen. Von da an schliefen sie zusammen in einem<br />
Bett.“ Der alte Mann, die alte Frau – sie tragen keine Namen.<br />
Symbole sind sie nicht, doch ihr Schicksal geht uns alle an: Früher<br />
oder später werden wir es teilen. <strong>Die</strong> Gesellschaft wird <strong>im</strong>mer älter,<br />
die Demenz aber, sie ist nicht einmal ansatzweise behandelbar. Zu<br />
rechnen ist bereits in wenigen Jahrzehnten mit einer hochdementen<br />
Altersgesellschaft. Zeit, sich darauf einzustellen. Aber wie?<br />
Dem in Deutschland lebenden, ungarischen Schriftsteller Péter<br />
Farkas reichen 136 Seiten für einen bemerkenswerten Roman<br />
über Demenz, der trotz seiner geringen Seitenzahl alles andere<br />
ist als „schmal“. Natürlich erschöpft auch „Acht Minuten“<br />
sein Thema nicht, das klappt sowieso nicht. Er kreist es präzise<br />
und einfühlsam ein, reduziert sein Figurenarsenal auf das Nötigste,<br />
spart aber auch nicht mit der Drastik menschlicher Entgleisungen,<br />
dieser Spur der Verwüstung, die ein Leben lang einstudierte<br />
Zivilsiationscodes zu papierenen Worthülsen macht. „Er hoffte,<br />
dass sie sich nicht jetzt, am Tisch, be<strong>im</strong> Frühstück, während des<br />
Essens einkotete. Daran konnte er sich einfach nicht gewöhnen.“<br />
Kein Sachbuch, kein Roman über Demenz kommt ohne das Thema<br />
Sozialscham aus. Unverzichtbar scheint auch das nicht minder<br />
schwerwiegende Thema wachsender Ohnmacht <strong>im</strong> Verhältnis<br />
zu einer <strong>im</strong>mer größeren, entmündigenden Machtfülle des<br />
Pflegepersonals. „Acht Minuten“ bildet da keine Ausnahme.<br />
Und doch ist dieses Buch etwas Besonderes, denn es ist ganz<br />
aus der Innenperspektive eines Betroffenen geschrieben. Der<br />
Mann pflegt seine Frau, aber krank ist auch er. Lesen bedeutete<br />
ihm alles. Vorbei. Der alltägliche Kampf um Würde, gegen die<br />
Fremdbest<strong>im</strong>mung und Infantilisierung durch die Gesellschaft<br />
dominieren sein Leben. Glücklicherweise ist da noch die Liebe,<br />
die das Paar füreinander empfindet. Sie betrifft das „Wir“ und<br />
das „Ich“. Am Ende werden beide verloren sein.<br />
7
Ulrich Kriest<br />
P o l i t i k i m F i l m<br />
Amerika ist<br />
kein Land<br />
Es ist sicherlich Zufall, aber unmittelbar <strong>im</strong> Anschluss an die<br />
Re-Election von Barak Obama gibt es zwei US-Filme in den<br />
Kinos zu sehen, die auf sehr unterschiedliche Weise mit dem<br />
Vorstellungskomplex des Politischen spielen. Beide Filme,<br />
„Argo“ und „Killing Them Softly“, sind mit Hollywood-Stars<br />
besetzt – mit Brad Pitt und Ben Affleck -, ragen aber durch<br />
ihren Eigensinn aus den US-Produktionen des Jahres heraus.<br />
Leider startet „Killing Them Softly“ etwas verspätet in den<br />
deutschen Kinos. Wie toll wäre es gewesen, <strong>im</strong> Kino zu sitzen<br />
und den St<strong>im</strong>men von Obama und McCain aus dem US-<br />
Wahlkampf 2008 zu lauschen, während draußen <strong>im</strong> echten<br />
Leben Obama und Romney auf der Zielgeraden um den<br />
Einzug ins Weiße Haus ringen. Auf dieses höchst originelle<br />
Feedback müssen wir jetzt leider verzichten. Tempi passati.<br />
9<br />
<strong>Die</strong> gespaltene Nation<br />
Aber auch ohne diesen Bonus bleibt „Killing Them Softly“, der dritte Spielfilm<br />
von Andrew Dominik, ein vorzüglicher Genre-Film mit politischen Untertönen,<br />
der geradezu schmerzhaft intensiv das coole Tarantino-Grinsen über<br />
explizite Gewaltdarstellung aus dem Kinosaal vertreibt. Denn der Film stellt<br />
so einiges, was wir über die <strong>USA</strong> zu wissen glaubten, vom Kopf auf die Füße.<br />
<strong>Die</strong> Geschichte ist schnell erzählt: Drei nicht besonders helle Kleinkr<strong>im</strong>inelle<br />
haben die brillante Idee, ein altes Verbrechen zu kopieren. Der, der es damals<br />
beging (Ray Liotta), prahlte später mit seiner Cleverness und kam ungeschoren<br />
davon. Bei der Wiederholung würde nun, so der Plan, der Verdacht sogleich<br />
auf ihn fallen. <strong>Die</strong>ser Teil des Plans geht auch auf, aber die drei Kleinkr<strong>im</strong>inellen<br />
sehen zu keiner Sekunde des Films so aus, als könnten sie am<br />
Ende triumphieren.<br />
Weil sie aber be<strong>im</strong> Überfall auf eine illegale Glücksspielrunde einer ungenannt<br />
bleibenden Organisation in die Suppe gespuckt haben, beauftragt man den<br />
mit allen Wassern gewaschenen Profi Jackie Cogan mit den „Ermittlungen“.<br />
Brad Pitt spielt diesen Profi als „Ikone des Cool“ – und der Film schöpft nicht<br />
wenig Komik aus den Dialogen mit dem abgebrühten Ermittler. Cogan weiß,<br />
wie der Hase läuft: Es müssen unmissverständliche Zeichen entschieden gesetzt<br />
werden, damit „die Leute da draußen“ kapieren, dass die Welt nicht aus<br />
dem Ruder läuft. Kühl und geschäftsmäßig folgt Cogan den alten Regeln und<br />
reagiert verstört auf die Skrupelhaftigkeit der Organisation. Er weiß, mit zu<br />
viel Bürokratie und Herumgeeier geht das Land bald vor die Hunde. Cogan ist<br />
eben ein Mann mit Prinzipien, zum Beispiel tötet er gerne „softly“, aus der Distanz.<br />
Dass Menschen in Todesangst seltsame Dinge tun, vielleicht weinen, um<br />
Gnade flehen oder sich vor Angst in die Hosen machen, findet er ekelhaft und<br />
würdelos. Zu viel Gefühl. Weil einer der Männer, die jetzt getötet werden müssen,<br />
sein Gesicht kennt, lässt Cogan für viel Geld einen alten Kollegen (James<br />
Gandolfini) aus New York einfliegen. Doch aus dem einst Zuverlässigen wurde<br />
längst ein Alkoholiker, der erbärmlich vor sich hin schwadroniert und zudem<br />
selbst bis zum Hals in Schwierigkeiten steckt. Also wird Cogan gegen seine Gewohnheiten<br />
Überstunden machen müssen.<br />
„America is not a country, it‘s a business!“, sagt Jackie Cogan kurz vor Schluss,<br />
als er in einer Bar die Siegesrede von Barak Obama hört, der das gespaltene<br />
Land wieder zu einer „Community“ formen will. Für solche Phrasen hat Cogan<br />
nur Hohn und Spott übrig. Er will das Geld, das ihm für die geleistete Arbeit<br />
zusteht, doch die Organisation, die ihm den Auftrag gab, will das Honorar<br />
drücken. Es herrscht eben Rezession, da wird auch unter Gangstern um jeden<br />
Dollar gefeilscht. In besseren Tagen kam der Hit Man in der Business-Class geflogen,<br />
heutzutage muss Economy reichen.<br />
Alles in diesem Film dreht sich um Geld, um Geldgier: Es gibt keine Werte<br />
mehr, sondern höchstens noch Regeln. Andrew Dominik, in Neuseeland geboren,<br />
in Australien aufgewachsen, entwirft die <strong>USA</strong> als komplett amoralischen<br />
Raum, in dem die Exekutive – sehr zum Verdruss des US-amerikanischen<br />
Publikums – keinerlei Rolle mehr spielt. Dass derjenige, der Obamas<br />
Vision einer restituierte „Community“ verhöhnt, hier als einziger klarer Kopf<br />
mit klaren Prinzipien gleichzeitig ein professioneller Killer ist, vermag zu verstören.<br />
Ebenso die eigentümliche Mischung aus Lakonie und expliziter Gewaltdarstellung,<br />
deren Ästhetisierung beklommen machen kann: Da dringen<br />
Kugeln in Extremzeitlupe in Körper ein, während <strong>im</strong> Hintergrund ein alter<br />
Jazz-Schlager der vierziger Jahre läuft. Nicht zu vergessen, dass die Filmbilder,<br />
die in New Orleans entstanden sind, Orte zeigen, die man eher irgendwo
„Killing Them Softly“<br />
Regie: Andrew Dominik;<br />
<strong>USA</strong> <strong>2012</strong>; 97 Minuten;<br />
mit Brad Pitt, Richard<br />
Jenkins, James Gandolfini<br />
u. a.<br />
seit 29.11. <strong>im</strong> Kino<br />
„Argo“<br />
Regie: Ben Affleck;<br />
<strong>USA</strong> <strong>2012</strong>; 120 Minuten;<br />
mit Ben Affleck, Bryan<br />
Cranston, John Goodman<br />
u. a.<br />
seit 8.11. <strong>im</strong> Kino<br />
10<br />
in der Dritten Welt vermuten würde. So watet man hier durch ein umfassendes<br />
Elend, bei dem man irgendwann froh ist, wenn Cogan seinen schmutzigen<br />
Job erledigt hat.<br />
Hollywood und CIA<br />
In seinem neuen Film „Argo“ erzählt der Oscar-Preisträger Ben Affleck auf den<br />
ersten Blick ein Märchen, mit dem er in Hollywood nicht durchgekommen wäre.<br />
Allerdings handelt es sich dabei um eine wahre, wenngleich lange in Gehe<strong>im</strong>dienst-Giftschränken<br />
gelagerte Geschichte, die das alte Thema „Hollywood &<br />
Politik“ originell bereichert.<br />
Als <strong>im</strong> November 1979 die US-amerikanische Botschaft in Teheran gestürmt und<br />
die Botschaftsmitarbeiter als Geiseln genommen werden, um die Auslieferung des<br />
Schah zu erpressen, gelingt sechs US-Amerikanern durch einen glücklichen Zufall<br />
die Flucht in das Haus des kanadischen Botschafters. Dort allerdings sind sie in<br />
ständiger Gefahr und sollen außer Landes gebracht werden. Verschiedene Fluchtpläne<br />
werden durchgespielt, sie scheitern aber schnell an offenkundigen amerikanischen<br />
Fehleinschätzungen der innenpolitischen und kl<strong>im</strong>atischen Situation <strong>im</strong> Iran.<br />
Hier kommt der CIA-Agent Tony Mendez, betont uncharismatisch gespielt von<br />
Ben Affleck, ins Spiel, der auf die Idee zum besten aller schlechten Pläne kommt,<br />
als er <strong>im</strong> Fernsehen den Klassiker „Planet der Affen“ schaut. Mendez‘ Idee ist<br />
einfach und genial, in der Realisierung erweist sie sich aber als logistisch außerordentlich<br />
aufwendig: Könnte nicht ein kanadisches Filmteam <strong>im</strong> Iran für einen geplanten<br />
Fantasy-Film vor Ort brauchbare Drehorte gesucht haben? Das Problem:<br />
Es ist kein Fantasy-Film geplant und die untergetauchten US-Botschaftsangestellten<br />
haben keinerlei Erfahrungen mit den Umständen einer Filmproduktion.<br />
Mendez macht sich an die Arbeit, unter extremem Zeitdruck eine tragfähige<br />
Legende ins Werk zu setzen: zunächst in Hollywood, später <strong>im</strong> Iran. In Hollywood<br />
trifft Mendez auf ein paar sehr abgebrühte Veteranen des Exploitation-<br />
Films und ein brauchbares Drehbuch mit dem Titel „Argo“, <strong>im</strong> Iran wiederum<br />
auf die aufgewühlte Bevölkerung und äußerst misstrauische, zu allem entschlossene<br />
Revolutionsgarden.<br />
Affleck gelingt das Kunststück, aus diesen Vorgaben eine staunenswert perfekte<br />
Schnittmenge zu konstruieren, die mindestens dreierlei ist: eine Satire auf den zynischen<br />
Hollywood-Betrieb, ein Stück altmodisches Spannungskino, das zu fesseln<br />
versteht, obwohl der Ausgang des Unternehmens, logisch, von Anfang an feststeht<br />
– und ein augenzwinkerndes Ausstattungskino, das modische wie habituelle<br />
„Sünden“ jener Zeit lustvoll ausbreitet. Politisch zu bemängeln, aber eigentlich<br />
in diesem Szenario kaum zu verhindern, ist dabei die Darstellung der fanatisierten<br />
Volksmassen <strong>im</strong> Iran, die als Hintergrundgeräusch stereotyp sind, aber gleichzeitig<br />
erlauben, aktuelle Nachrichtenbilder aus Bengasi oder Kairo damit kurzzuschließen<br />
und aktuelle Konflikte zu historisieren. Der Volkszorn hat gute Gründe:<br />
„Argo“ spart nicht mit historischem Material zu den Umständen des Sturzes des<br />
demokratisch legit<strong>im</strong>ierten Premierministers Mohammed Mossadegh 1953 durch<br />
Intervention des CIA und zum folgenden Terror des Schah-Gehe<strong>im</strong>dienstes.<br />
Doch Afflecks Film ist nicht nur politisch korrekt, sondern auch etwas utopisch:<br />
Schließlich handelt der Kostümfilm „Argo“ von der fiktiven Produktion des trivialen<br />
Films „Argo“, der erst eine ganz reale Wirkung in der Wirklichkeit von 1979/80<br />
entfaltete und Jahrzehnte später zu einem soliden Stück Spannungskino alter<br />
Schule wurde, das (auch) davon erzählt, dass man international brisante Konflikte<br />
mit List und Solidarität, aber ohne Gewalt lösen kann. Bis in die kleinsten Verästelungen<br />
der Handlung hinein, bis in die ein klassisches Versöhnungsbild des US-Kinos<br />
à la John Ford zitierende Schlussszene setzt Affleck punktgenau auf jene Nuancen,<br />
die jene Form von liberalem Patriotismus feiert, die in Hollywood gerne<br />
mit „Oscars“ belohnt wird. Zumal, wenn Hollywood mit von der Partie ist.<br />
www.print-o-rama.com
M ä r c h e n<br />
Kannibalin sucht<br />
Knusperhänschen<br />
1812 sind in Berlin zum ersten Mal die Kinder- und Hausmärchen der<br />
Brüder Gr<strong>im</strong>m erschienen. Ein Anlass für den Literaturkritiker Michael<br />
Maar, in die gehe<strong>im</strong>en Subtexte der Märchenwelt hinabzusteigen.<br />
Kerstin Cornils<br />
Für Michael Maar gleichen Märchen Meteoriten. Eingehüllt in eine trügerische<br />
Schale kindlicher Harmlosigkeit liegen sie in der Landschaft unserer Literatur<br />
herum, ohne dass wir uns über ihre pockennarbigen Kanten und bizarren Plots<br />
groß verwundern würden. Dabei sind Märchen weit fremder und verstörender,<br />
als es angesichts ihrer omnipräsenten Verwurstung in Pixar-Filmen, vorweihnachtlichem<br />
Märchentheater und Hexen-Knusperhäuschen zum Selberbasteln<br />
den Anschein hat. Ein <strong>im</strong> hessischen Rotenburg tätiger Menschenfresser war<br />
gruselig genug, 2002 international Schlagzeilen zu machen. Doch kaum ein Kind<br />
lässt sich heute noch von der kannibalistisch veranlagten Gr<strong>im</strong>mschen Hexe beeindrucken,<br />
die in aller Kaltblütigkeit einen von seinen Eltern verstoßenen Jungen<br />
vier Wochen lang mästet, um ihn anschließend genüsslich in den Kochtopf<br />
zu werfen. In der Ära digital ausgetüftelter Ego-Shooter-Exzesse wird das nicht<br />
zu unterschätzende Gewaltpotential in „Hänsel und Gretel“, „Schneewittchen“<br />
und „Rotkäppchen“ gern als biedere Folklore abgetan. Maar plädiert hingegen<br />
für eine neue Leselust. Seiner Meinung nach ist es dringend notwendig, den <strong>im</strong><br />
Dachboden-Gerümpel unseres Unbewussten verstaubenden Kinder- und Hausmärchenschatz<br />
noch einmal neu aufzuschlagen. Selbst <strong>im</strong> durchgenudeltsten<br />
Märchenstoff ließen sich verborgene Glutkerne verdrängter Tabus entdecken.<br />
John Collier – The Land Baby<br />
13<br />
Erinnerungsspeicher des Dreißigjährigen Krieges<br />
Der 80 Seiten knappe Märchen-Essay „Hexengewisper“ des 1960 geborenen<br />
Literaturkritikers Maar ist geschmeidig geschrieben und tritt, insofern er seine<br />
Leser in den dunklen Wald kulturgeschichtlicher Deutungen führt, spielerisch<br />
in die Fußstapfen der herzlosen Eltern von Hänsel und Gretel. Wenn dann<br />
plötzlich zwischen den Tannen die mit Backwerk geschmückte Butze der bösen<br />
Hexe auftaucht, kann es kein verzuckertes Ausweichen mehr geben. Sogar<br />
eine Begegnung mit dem bereits erwähnten Armin Meiwes, der nachdrücklich<br />
seine Begeisterung für den zur Schlachtung vorbereiteten Hänsel bekundet<br />
hat, bleibt den Lesern <strong>im</strong> Hexenwäldchen nicht erspart. Maar selbst behält die<br />
Nerven und wägt nüchtern ab, ob dem Gr<strong>im</strong>mschen Text nun eine sexuelle Perversion<br />
oder schlicht eine qualvolle Hungererfahrung zugrunde liege. Ein vergleichender<br />
Blick in Gr<strong>im</strong>melshausens „S<strong>im</strong>pliciss<strong>im</strong>us“ liefert ihm einen plausiblen<br />
Erklärungsansatz. Ähnlich wie der berühmte barocke Schelmenroman<br />
fungierten auch die 1812 niedergeschriebenen Gr<strong>im</strong>mschen Märchen als Erinnerungsspeicher<br />
für die traumatischen Vorkommnisse des Dreißigjährigen Krieges.<br />
Der Hunger, der zwischen 1618 und 1648 an der Tagesordnung war, sei in<br />
das mündlich überlieferte Erzählgut eingeflossen. Im Märchen werde die entsetzliche<br />
Erwägung einer Mutter, ihr eigenes Kind zu verzehren, verharmlosend<br />
einer bösen Hexe zugeschoben. Nur wer wie Maar hinter die verlockenden Kuchenplatten<br />
des Knusperhäuschens schaut, stößt auf den he<strong>im</strong>lichen Kern des<br />
Märchens – den Bruch des Kannibalismustabus.
So sehr sich Maar für eine Lektürestrategie erwärmt, die die Märchensammlungen<br />
der deutschen Romantik als kreative Bearbeitungen gesellschaftlicher Krisenlagen<br />
interpretiert, so sehr warnt er auch davor, den Begriff des Volksmärchens<br />
allzu wörtlich zu nehmen. Zwar fußten die Gr<strong>im</strong>mschen Texte in der Tat<br />
auf mündlich vorgetragenen Geschichten, die die „unter bescheidenen Umständen“<br />
in Kassel lebenden Brüder Jacob und Wilhelm <strong>im</strong> Raum Hessen gesammelt<br />
hätten. Sehe man jedoch genauer hin, zeige sich schnell, dass hier<br />
nicht das Volk, sondern insbesondere wohlgebildete Töchter zu Wort gekommen<br />
seien. Eine gewisse Berühmtheit hat mittlerweile die in Kassel-Niederzwehren<br />
mit einem Denkmal geehrte Märchenerzählerin Dorothea Viehmann<br />
erlangt, die wegen ihrer hugenottischen Vorfahren mit der einflussreichen französischen<br />
Märchensammlung von Charles Perrault vertraut gewesen sein soll.<br />
Kein Wunder mithin, dass sich die so deutsch anmutende Geschichte von Rotkäppchen<br />
und dem Wolf bei eingehender Analyse schon bald als französischer<br />
Stoff entpuppt. Als deutsche Besonderheit, stichelt Maar, dürfe lediglich die<br />
Tatsache gelten, dass sich die Brüder aus Hanau – anders als der frivole Franzose<br />
– um familienfreundliche Keuschheit bemühten. Eine schlüpfrige Bettszene<br />
fiel bei den Gr<strong>im</strong>ms kurzerhand unter den Tisch.<br />
Zwitterwesen ohne Zunge<br />
Thematisch nicht weniger abgründig als die aus obskuren anonymen Quellen<br />
zusammengeflossenen Volksmärchen sind laut Maar die Kunstmärchen, für<br />
die einzelne Autoren verantwortlich zeichnen. So manche dieser Märchen-Exper<strong>im</strong>ente<br />
hält der Literaturkritiker allerdings für verfehlt: „Novalis erfand ein<br />
Kunstmärchen für seinen ‚Heinrich von Ofterdingen’ – unlesbar wie fast alle längere<br />
Prosa von ihm.“ Größere Gnade findet der 1805 <strong>im</strong> dänischen Odense geborene<br />
Hans Christian Andersen, dessen Werk am Hafen von Kopenhagen seit<br />
1913 mit der Bronzestatue einer Seejungfrau geehrt wird. Es liege nahe, das<br />
gleichnamige Märchen von der unerfüllten Liebe einer Wassernixe zu einem<br />
menschlichen Prinzen als harmlosen Text für Kinder geringzuschätzen. Was dieses<br />
Kunstmärchen jedoch auszeichne, sei seine gehe<strong>im</strong>nisvolle Doppelstruktur.<br />
An der Oberfläche des Textes werde eine packende Geschichte für junge Zuhörer<br />
inszeniert, doch <strong>im</strong> Subtext kreise das Märchen um erwachsene Inhalte:<br />
„Der dänische Dichter liebte Männer und empfand sich selbst als ebenso ungewöhnliches<br />
Zwitter- und Zwischenwesen, wie es die Seejungfrau mit ihrem ungewöhnlichen<br />
Unterleib war. So wenig wie die Seejungfrau konnte er über sein<br />
Lebensproblem und Lebenstabu sprechen – eben darum, um das Schweigegebot<br />
in ein Symbol zu fassen, läßt er der kleinen Seejungfrau die Zunge abschneiden.“<br />
<strong>Die</strong> geraubte Zunge wird hier gleichsam zum Trojanischen Pferd,<br />
mit dem in den verhüllenden Bildern des Märchens über die Stigmatisierung<br />
der eigenen Homosexualität geschrieben werden kann.<br />
Anlässlich des 200. Geburtstags der ersten Ausgabe der Gr<strong>im</strong>mschen Hausund<br />
Kindermärchen liefert Maar eine perfekte kleine Einführung in das Genre.<br />
Er schreibt mit Leichtigkeit und Witz – einem gefälligen Witz, der oftmals auf<br />
Kosten schwieriger und allegorisch vertrackter Autoren geht. Wer sich <strong>im</strong> Märchenfach<br />
schon besser auskennt, hat womöglich bereits in Heinrich Deterings<br />
Monographie „Das offene Gehe<strong>im</strong>nis“ gelesen, mit welch raffinierten literarischen<br />
Masken sich die Homosexualität Chamissos und Andersens verborgen<br />
und in Szene gesetzt hat. Maars Verdienst ist es, aus dem anstrengenden Hin<br />
und Her der Forschungsdiskussionen einen gut bekömmlichen Zaubertrank gebraut<br />
zu haben, der anregend ist, aber nicht zu Kopf steigt.<br />
Zum Ausklang des 200.<br />
Jubiläumsjahres der<br />
Gr<strong>im</strong>mschen Hausmärchen<br />
stellt Michael Maar<br />
gemeinsam mit dem Verleger<br />
Heinrich Berenberg<br />
seinen Essay „Hexengewisper“<br />
(Berenberg, <strong>2012</strong>,<br />
80 Seiten, 20,-Euro) vor;<br />
am 11.12. um 20:00 Uhr <strong>im</strong><br />
Literarischen Zentrum.<br />
14
R e p o r t a g e n<br />
Wirklichkeitskerne<br />
Moderate Paranoia: John Jeremiah Sullivans großartige<br />
Essaysammlung „Pulphead“.<br />
Frank Schäfer<br />
Den Bruder des Reporters trifft der Schlag durch ein ungeerdetes Mikrofon. Er<br />
fällt ins Koma, erwacht nach drei Tagen, braucht aber einen vollen Monat, um<br />
wieder zu Verstand zu kommen. In der Zwischenzeit redet er den wunderbarsten<br />
psychedelischen, poetischen Blödsinn. „Als ich die Schwester fragte, ob er<br />
jemals wieder normal sein würde, antwortete sie: ,Vielleicht, aber wäre es nicht<br />
toll, wenn er so bliebe?‘ Sie hatte recht, sie brachte mir Demut bei. Ich kann mir<br />
nichts Hoffnunsvolleres oder Komischeres vorstellen als einen Sitzplatz <strong>im</strong> Hirnzirkus<br />
meines Bruders, während er seine Wirklichkeit wieder zusammensetzte.“<br />
John Jeremiah Sullivan ist die neue Gehe<strong>im</strong>waffe des „New Journalism“, der<br />
doch eigentlich längst ein alter Hut sein sollte und der hier trotzdem wieder<br />
so frisch, brillant und fast schon alternativlos daherkommt, dass man sich fragen<br />
muss, warum <strong>im</strong> normalseriösen Journalismus <strong>im</strong>mer noch so ein Gewese<br />
um das Schreiberego gemacht wird. Warum glaubt man weiterhin, auf ein wesentliches<br />
heuristisches Instrument, die ganz individuelle Erfahrung des Beobachters,<br />
in der Ebene verzichten und sie auf die Hochplateaus des Literarischen<br />
auslagern zu dürfen?<br />
Sullivan jedenfalls schreibt seine Person hinein in diese allesamt gelungenen<br />
Reportagen über das größte Christenrock-Open-Air, das Creation Festival, in<br />
den Staaten, über das Klaustrophobia Disneyland, weiße Folk-Blues-Nerds wie<br />
John Fahey, das New Orleans nach Katrina, die kryptischen Höhlenmalerei-<br />
en des Southern Death Cult, <strong>im</strong>merhin die ältesten erhaltenen Kulturgüter der<br />
<strong>USA</strong>, oder die krude, faszinierende Reality-Show-Separatkultur. Er n<strong>im</strong>mt sich<br />
aber nicht nur als Beobachterinstanz wichtig und thematisiert gemäß den alten<br />
Genre-Gepflogenheiten die professionellen Begleitumstände wie Auftragsannahme,<br />
Produktionsschwierigkeiten etc., sondern eben auch als Individuum mit<br />
einer best<strong>im</strong>mten Sozialisation und Privatgeschichte. <strong>Die</strong> breitet er in längeren<br />
Exkursen aus, um das eigene Profil zu schärfen, seine Bewertungen zu motivieren,<br />
vor allem aber weil sie dem Gegenstand noch eine neue Perspektive hinzufügen.<br />
In seinem menschenfreundlichen, grundgerechten Essay über den Proleten<br />
W. Axl Rose erzählt das Bildungsbürgersöhnchen Sullivan von seinen eigenen<br />
White-Trash-Kumpels, die durchaus fähiger und intellektuell begnadeter waren<br />
als er, und die trotzdem beinahe zwangsläufig zu desillusionierten, rassistischen<br />
Hillbillys mutieren, zu denen er ein paar Jahre später schon nicht mehr durchdringt.<br />
„Ein Graben lag zwischen uns, der sich mit dem ersten Tag in der siebten<br />
Klasse aufgetan hatte, als ein paar von uns in die Schnellkurse wechselten,<br />
während die anderen in den normalen Kursen blieben. Es war sicher reiner Zufall,<br />
dass die Trennlinie zwischen den Kursen exakt parallel zu der zwischen den<br />
Einkommensgruppen unserer Eltern verlief. Ich erinnere mich, wie Ricky und ich<br />
am ersten Tag der siebten Klasse <strong>im</strong> Schulflur aufeinander trafen und uns beide<br />
mit einer Verwirrung, mit der wir nicht umgehen konnten, weil wir dafür viel<br />
zu jung waren, ansahen, als wollten wir sagen: ,Warum haben wir keine einzige<br />
Stunde mehr zusammen?‘ Wenn ich darüber nachdenke, fällt mir auf, dass ich<br />
mich seit diesem Tag mit keinem der Jungen mehr getroffen habe. – Axl hat es<br />
da rausgeschafft.“ Das erklärt vielleicht nicht alle soziopathischen Defizite des<br />
Mannes, aber es ergänzt das Bild, das man von ihm hat.<br />
17<br />
Spielregeln, Funktionsweisen, kollektive Verabredungen<br />
Wie jeder Magazinautor, der die wirklich langen Geschichten schreiben und<br />
damit auf die Titelseite kommen will, hätschelt Sullivan eine moderat apokalyptische,<br />
leicht ironisch angeschnittene Paranoia. Seine zunächst hoffnungsvolle,<br />
die kleinen und großen Akte der Empathie angesichts der Katastrophe illustrierende<br />
Reportage „Nach Katrina“ endet in einem Mad-Max-Szenario. Er<br />
braucht Benzin, reiht sich ein in die meilenlange Tankstellenschlange und wird<br />
schließlich von einem anderen Wartenden verdächtigt, er hätte sich vorgedrängelt.<br />
<strong>Die</strong> Situation scheint außer Kontrolle zu geraten, aber schließlich kurbelt<br />
Sullivan einfach sein Fenster wieder hoch und dreht die Musik lauter. „Es gab<br />
keine andere Möglichkeit für uns beide. Mein Benzin reichte bis zur Tankstelle.<br />
Aber den ganzen Rest der Wartezeit dachte ich, dass das tatsächliche Ende<br />
der Welt genau so beginnen würde. Anstatt nur zu starren, wären die anderen<br />
aus ihren Autos gestiegen und hätten sich ihm angeschlossen. Niemand wäre<br />
schuld gewesen.“<br />
Sullivan schreibt für die traditionellen Egghead-Magazine, aber ein Snob ist er<br />
nicht. <strong>Die</strong> Kulturspießerkonnotation, die der Titel zumindest ironisch in Kauf<br />
n<strong>im</strong>mt und der deutsche Untertitel „Vom Ende Amerikas“ unstatthaft nahelegt<br />
– die aber sicher auch dazu beigetragen hat, dass er hierzulande als Politprophet<br />
<strong>im</strong> Angesicht der US-Wahl durchgereicht wurde –, lässt sich mit der<br />
neugierigen, eben auch in die kommerzielle Event- und Schundkultur affiziert<br />
eintauchenden Unvoreingenomenheit überhaupt nicht vereinbaren. Sullivan interessieren<br />
Funktionsweisen, Spielregeln und kollektive Verabredungen, die<br />
solche Paralleluniversen <strong>im</strong> Kern zusammenhalten. <strong>Die</strong> reaktionäre „Untergang<br />
des Abendlandes“-Liga, die hierzulande <strong>im</strong>mer dann die Flüstertüten an den<br />
Mund führt, wenn die Popkultur mal wieder eine Abzweigung n<strong>im</strong>mt, bei der<br />
sie nicht hinterherkommen, darf sich von ihm keine Unterstützung erhoffen.<br />
John Jeremiah Sullivan:<br />
„Pulphead – Vom Ende<br />
Amerikas“ (Suhrkamp,<br />
<strong>2012</strong>, 416 Seiten, 20,-<br />
Euro)
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S e a r c h i n g f o r S u g a r M a n<br />
Lebende Legende<br />
Andreas Busche<br />
Man könnte Sixto Rodriguez für ein armes Schwein halten. Zwei Platten hat der<br />
Singer/Songwriter Anfang der 70er auf dem Label Sussex veröffentlicht, von<br />
denen sein damaliger Boss Clarence Avant behauptet, sie hätten sich ungefähr<br />
siebenmal verkauft. Rodriguez verzweifelte an seiner Erfolglosigkeit. Eines<br />
Nachts zog er vor seinem nicht sehr zahlreichen Publikum eine Pistole und jagte<br />
sich eine Kugel in den Kopf. <strong>Die</strong> Welt vergaß ihn. Knapp fünfzehn Jahre später<br />
ist Rodriguez in Südafrika bekannter als Elvis und die Beatles zusammen. Noch<br />
heute kann jedes Kind den Text von „I Wonder“ mitsingen. „I wonder about<br />
the tears in children’s eyes /And I wonder about the soldier that dies / I wonder<br />
will this hatred ever end”. Das Stück wurde zur Hymne der Anti-Apartheid-Bewegung,<br />
sein Song „Sugar Man“ erreichte Platin-Status. Doch Rodriguez blieb<br />
ein Mysterium. Mitte der 90er beschlossen ein paar südafrikanische Musikfans,<br />
dieses Rätsel zu lösen.<br />
Das Klischee des verkannten<br />
Genies ist eine beliebte<br />
Legende der Popmusik.<br />
<strong>Die</strong> Biografie von<br />
Rodriguez hat jedoch einen<br />
Twist, den sich kein<br />
Drehbuchautor besser ausdenken<br />
könnte. <strong>Die</strong> Dokumentation<br />
„Searching for<br />
Sugar Man“ des schwedischen<br />
Filmemachers Malik<br />
Bendjelloul rekapituliert<br />
das wundersame<br />
Leben des Sixto Rodriguez<br />
wie eine Spurensuche, die<br />
ihren Höhepunkt in einer<br />
symbolischen Wiederauferstehung<br />
findet. Sixto<br />
Rodriguez lebt. Er tritt<br />
buchstäblich aus den Schatten der Obskurität hervor und spielt schließlich<br />
sein erstes Konzert in Kapstadt vor 15.000 begeisterten Fans.<br />
Bendjelloul muss gar nicht viel tun, um diese unglaubliche Geschichte zu erzählen,<br />
aber jede seiner Entscheidungen sitzt perfekt. Den Mangel an Archivmaterial<br />
macht er mit sehr sparsamen An<strong>im</strong>ationen und opaken Impressionen<br />
aus dem Detroit der 70er wett. Er interviewt Arbeitskollegen vom Bau<br />
und alte Weggefährten, die sich nach vierzig Jahren noch an jedes Detail ihrer<br />
Begegnung mit Rodriguez erinnern. Und vor allem: Er lässt die Musik für sich<br />
sprechen. Seine Texte – lakonische Beschreibungen von zwischenmenschlichen<br />
Beziehungen – verfassen eine Parallelbiografie, die ebenso mysteriös<br />
und widersprüchlich ist wie der Mann selbst. In den Interviews mit Bendjelloul<br />
gibt sich Rodriguez wortkarg und bescheiden. Aber dann tritt er auf die Bühne<br />
und tut mit großer Selbstverständlichkeit, wozu er scheinbar geboren wurde.<br />
Er wird zum Star.<br />
Regie: Malik Bendjelloul;<br />
Großbritannien, Schweden 2011; 52 Minuten;<br />
mit Sixto Rodriguez u. a.<br />
ab<br />
27.12.<br />
B e a s t s o f t h e S o u t h e r n W i l d e<br />
Magischer Realismus<br />
Carsten Happe<br />
Wenn das Jahresende naht und mit ihm die Holiday Season, die der deutschen<br />
Weihnachtszeit nur ungefähr ähnelt, wird in Hollywood zusammengerechnet<br />
und dividiert, was als Oscar-Kandidat Bestand haben und mit sanftem<br />
Druck „for your consideration“ ins millionenschwere Rennen geschickt werden<br />
könnte. Neben den Last-Minute-Schwergewichten wie Steven Spielbergs<br />
„Lincoln“ oder Kathryn Bigelows Bin-Laden-Hatz „Zero Dark Thirty“ hält sich<br />
ein kleines Independent-Juwel seit dem Sundance Festival <strong>im</strong> vergangenen<br />
Januar dauerhaft <strong>im</strong> Gespräch: „Beasts of the Southern Wild“ des Newcomers<br />
Benh Zeitlin. Und seit dem Preis fürs beste Debüt in Cannes steigen seine<br />
Chancen kontinuierlich.<br />
Das Wunderwerk des magischen<br />
Realismus folgt keinen<br />
herkömmlichen narrativen<br />
Strukturen, vielmehr lässt es<br />
sich treiben wie seine sechsjährige<br />
Hauptfigur Hushpuppy<br />
und übern<strong>im</strong>mt fraglos ihre<br />
Perspektive einer wundersamen<br />
Welt. Einer Welt <strong>im</strong> Umbruch,<br />
wie es scheint, denn ein<br />
Unwetter zieht auf über dem<br />
mutmaßlichen Süden der <strong>USA</strong><br />
– konkret verortet wird der<br />
Schauplatz nie, doch die Anklänge<br />
an den Hurrikan Katrina<br />
sind augenfällig. Hushpuppy<br />
und ihr kranker Vater erwarten<br />
nicht nur den Sturm, das kleine Energiebündel erahnt zudem die Ankunft der<br />
Aurochs, prähistorischer Monster, die die schmelzenden Polkappen nun wieder<br />
freigegeben haben.<br />
Es empfiehlt sich, „Beasts of the Southern Wild“ <strong>im</strong> Zustand des Halbschlafs zu<br />
sehen oder den Verstand möglichst freizuräumen für eine Erfahrung zwischen<br />
Imagination und harter Realität und einer ganz eigenen, keiner Logik folgenden<br />
Wirklichkeit. Wer sich darauf einlassen kann, erlebt einen sinnlichen Rausch<br />
exaltierter Bilder einer entfesselten Kamera, einer fast greifbaren Atmosphäre<br />
überbordender Lebenslust <strong>im</strong> Angesicht der drohenden Katastrophe sowie in<br />
Quvenzhané Wallis eine phänomenale Hauptdarstellerin, die man augenblicklich<br />
ins Herz schließt.<br />
Nach dem formidablen „Winter’s Bone“, der vor zwei Jahren insbesondere seine<br />
Hauptdarstellerin Jennifer Lawrence in die Umlaufbahn schoss, und dem furiosen<br />
„Bellflower“, dem hierzulande ein Kinostart verwehrt blieb, zeugt auch<br />
„Beasts of the Southern Wild“ von einer neuen Vitalität und Leidenschaft <strong>im</strong><br />
amerikanischen Independent-Kino, die weit mehr überwältigt und verzückt, als<br />
alle Superhelden und Bösewichter Hollywoods zusammen.<br />
Regie: Benh Zeitlin;<br />
<strong>USA</strong> <strong>2012</strong>; 93 Minuten;<br />
mit Quvenzhané Wallis, Dwight<br />
Henry, Levy Easterly u. a.<br />
26 27 Filme<br />
ab<br />
20.12.
M ü n c h h a u s e n b y I n t e r n e t<br />
Erfundene Schicksale<br />
T h e U n f i n i s h e d S w a n<br />
Ich klecks’ mir die Welt …<br />
Elke Wittich<br />
Trolle, Mobber, Stalker – dass das Internet nicht nur von netten Menschen bewohnt<br />
wird, die sich pausenlos an den unendlichen Bildungsmöglichkeiten und<br />
den vielen Gelegenheiten, sich mit Menschen aus weit entfernten Ländern zum<br />
kreativen Austausch zu treffen, erfreuen, ist mittlerweile hinreichend bekannt.<br />
Von Münchhausen by Internet, einer Sonderform des Münchhausen-Syndroms,<br />
dürften allerdings selbst Menschen, die sich regelmäßig in Foren und sozialen<br />
Netzwerken aufhalten, kaum gehört haben. Das liegt nicht nur daran, dass diese<br />
psychische Erkrankung bislang nicht wirklich erforscht ist, sondern auch am<br />
Umstand, dass sie hauptsächlich an Orten auftritt, die der gesunde Internetnutzer<br />
kaum je besucht: Selbsthilfe-Boards, auf denen beispielsweise Krebskranke<br />
Rat, Hilfe und Zuspruch erhalten.<br />
Menschen, die an Münchhausen by Internet leiden, suchen sich genau diese<br />
Foren gezielt aus, um dort mit ihren erfundenen Geschichten über tödliche Erkrankungen,<br />
an denen sie angeblich leiden, zu punkten. Das nötige Wissen holen<br />
sie sich aus Ratgebern und Fallbeschreibungen; Fotos, mit denen ihre Stories<br />
untermauert werden, lassen sich schnell per Photoshop zu effektvollen<br />
Manifestationen eines schrecklichen Leidenswegs zusammenbasteln, und das<br />
nötige medizinische Equipment ist in Onlineshops günstig erhältlich.<br />
<strong>Die</strong> Opfer der Sucht nach Aufmerksamkeit sind dabei in aller Regel wehrlos:<br />
Wer mit den Folgen von Krebsbehandlungen kämpft, pausenlos Angst davor<br />
hat, dass neue Metastasen gefunden werden könnten oder vor der furchtbaren<br />
Entscheidung steht, ob die letzten Lebensmonate noch einmal mit einer neuen,<br />
quälenden Chemotherapie verlängert werden sollen oder nicht, hat<br />
kaum Kraft und Zeit, Geschichten von Mitleidenden auf ihre Glaubwürdigkeit<br />
hin zu überprüfen. Und eigentlich könnte es ja auch vollkommen<br />
egal sein, ob sich in einem Forum einige Personen befinden,<br />
die sich ihre Krankheiten nur ausgedacht haben – wäre da nicht<br />
das unbedingte Streben, <strong>im</strong> Mittelpunkt zu stehen.<br />
Denn das führt dazu, dass die ausgedachten Storys so fürchterlich<br />
werden, dass selbst schwer Kranke plötzlich Mitleid bekommen und<br />
alles tun, um dieser armen, nach schweren Schicksalsschlägen völlig<br />
alleinstehenden Person zu helfen, und zwar nicht nur mit Worten,<br />
sondern auch mit Besuchen und Geschenken. „Todesfälle in der<br />
Familie sind in diesen Fällen vollkommen normal“, beschreibt Psychiater<br />
Prof. Dr. Marc Feldmann von der University of Alabama, der<br />
Münchhausen by Internet seit Jahren erforscht und in den offiziellen<br />
Katalog der psychischen Erkrankungen aufnehmen zu lassen versucht. „Meistens<br />
handelt es sich um besonders grausame Todesfälle, wie Autounfälle, bei<br />
denen alle Familienmitglieder getötet wurden.“<br />
Einfach zu heilen seien an Münchhausen by Internet Leidende nicht, „es gibt<br />
keine Pille dagegen, ohne Psychotherapie kann die Krankheit nicht überwunden<br />
werden“, hat Feldmann festgestellt. Mit den Auswirkungen der Phantasiegeschichten<br />
beschäftigen sich in den <strong>USA</strong> bereits spezielle Blogs, auf denen<br />
Selbsthilfegruppen vor bekannten Münchhausen-Fällen gewarnt werden. Und<br />
auf denen krasse Geschichten publiziert werden: Eine Krebskranke verzichtete<br />
beispielsweise auf den letzten Besuch bei ihrem <strong>im</strong> Sterben liegenden Großvater,<br />
um einer jungen Frau beizustehen, die angeblich ganz allein war. <strong>Die</strong> junge<br />
Frau hat Münchhausen – nachdem sie aufflog, wechselte sie kurzerhand das Forum<br />
und machte in einer anderen Selbsthilfegruppe als Schwerkranke weiter.<br />
Florian Brauer<br />
Glücklicherweise gibt es <strong>im</strong>mer wieder mal Spiele, die neue Wege gehen und<br />
die, so gesehen, eine Antwort auf die Frage zukünftiger exper<strong>im</strong>enteller Möglichkeiten<br />
des Spielens zu geben in der Lage sind. Spiele wie „Journey“ oder<br />
„Flower“ wurden in der jüngeren Vergangenheit für ihre einzigartige Spielerfahrung<br />
gelobt, die sie ermöglichten. Künstlerisch wertvolle Beiträge, so hieß<br />
es über sie, wichtig auch für die Eigenständigkeit des Mediums Videospiel.<br />
„The Unfinished Swan“ gehört in diese Kategorie kreativer Spiele. Entwickelt<br />
wurde es von der kleinen kalifornischen Game Company Giant Sparrow, angeboten<br />
wird „The Unfinished Swan“ <strong>im</strong> Playstation Network. Allerdings sollte<br />
man vorausschicken, dass auch bei „The Unfinished Swan“ der Wiederspielwert<br />
relativ gering ist und deshalb der Preis 13,– Euro beinahe ein bisschen zu stolz.<br />
Gleichwohl bietet das Spiel Erfahrungen, die man kaum vergessen wird: „The<br />
Unfinished Swan“ ist ein Lehrstück über die Welterzeugung durch Spiele und<br />
darüber, was das alles mit dem wirklichen Leben zu tun hat.<br />
In die Rolle eines kleinen Jungen geschlüpft, bekommt man von seiner Mutter<br />
ein Bilderbuch geschenkt. Ein unvollendetes, versteht sich. Nach Art einer gehe<strong>im</strong>nisvollen<br />
Märchenstunde beginnt das Buch sich selbst umzublättern. Erzählt<br />
wird die Geschichte eines<br />
unglücklichen Königs aus<br />
einem fernen Land. Aus Kummer<br />
und Gram hat er sämtliche<br />
Farben aus seinem Reich<br />
verbannt. Dann, auf einmal,<br />
ist man selbst Teil der<br />
Geschichte, und sieht sich<br />
prompt einem vollständig<br />
weißen Bildschirm gegenüber.<br />
Erstmal ist da nichts,<br />
dann aber doch etwas: ein<br />
kleiner schwarzer Punkt in<br />
der Bildschirmmitte. Wollte<br />
man philosophieren, wäre<br />
dies der geeignete Moment.<br />
Schnell entdeckt man, dass man mit einer Taste schwarze Farbkugeln verschießen<br />
kann und dass mit einem erquicklichen „Platsch!“ ein herrlicher Klecks<br />
auf der weißen Fläche zurückbleibt. Da ist er, der Unterschied, die erste Unterscheidung<br />
zwischen Nichts und Etwas. Man kleckst also weiter, die erste<br />
Klecksfläche deutet bereits auf einen Fußboden hin, der nächste Klecks, siehe<br />
da, ist eine Wand. Boden, Wand, Decke – aha, wir stehen in einem Flur. Unsichtbare<br />
Dinge markieren und damit eine Welt erzeugen, die bislang nur als<br />
Drahtgittermodell existierte, das vom Spieler aber nicht wahrgenommen werden<br />
konnte – das also ist der zentrale Spielgedanke von „The Unfinished Swan“.<br />
Im Laufe des Spiels wird er erweitert und variiert.<br />
Um nicht noch mehr über die ungewöhnliche Spielerfahrung von „The Unfinished<br />
Swan“ zu verraten, sei an dieser Stelle lediglich die Empfehlung ausgesprochen,<br />
das Spiel auszuprobieren und sich selbst dabei zu beobachten, was<br />
es mit einem macht und wie es das tut. Sofern zuhanden, lässt sich „The Unfinished<br />
Swan“ hervorragend mit dem Move-Controller steuern. Das Farbklecksen<br />
macht dann sogar noch mehr Spaß.<br />
Kreativ-Spiel;<br />
Giant Sparrow;<br />
Playstation Network<br />
28 Digitales 29 Spiele
<strong>Die</strong> Platte<br />
am Anfang<br />
The Spaceape<br />
X-Orcism Hyperdub<br />
Christoph Braun<br />
Open-Source-Musik: „X-Orcism“ ist als<br />
Umsonst-Download zu haben. Und der<br />
Spaceape veröffentlicht die Quellen, legt<br />
also offen, woher seine Samples kommen.<br />
Damit sagt er auch, und nicht nur damit,<br />
er sagt es auch explizit: „X-Orcism“ cutte<br />
ich aus Voodoo-Musik zusammen. Das ist geistliche Musik,<br />
die darf ich nicht verkaufen.<br />
Von Ensembles wie den Drummers of the Societe Absolument<br />
Guinin oder Street Music of Haiti legt sich der Londoner<br />
MC Stephen Samuel Gordon scharf geschnittene Teilchen<br />
zurecht. <strong>Die</strong> Drumsounds klingen gar nicht erst dokumentarisch:<br />
The Spaceape macht daraus eine Londoner<br />
Innenstadtmusik. Es geht, so hieß es einst bei einer größeren<br />
Kunstausstellung, um die „Migration der Formen“.<br />
Das kann der Spaceape: <strong>Die</strong> Kunstform, hier die Trommeln<br />
des Voodoo, nach Europa schippern, nach West-Europa, in<br />
die Hauptstadt Englands, in die Hauptstadt Großbritanniens,<br />
in die Hauptstadt des Commonwealth. Es ist aber keine<br />
Liebhaberei <strong>im</strong> Spiel.<br />
Bei „X-Orcism“ handelt es sich um einen Exorzismus. Vor<br />
einer Handvoll Jahren wurde The Spaceape durch seine<br />
Zusammenarbeit mit Kode 9 bekannt: „Memories of the<br />
Future“ von Kode 9 & The Spaceape machte das Label Hyperdub<br />
schlagartig berühmt, war es doch das erste Langformat<br />
des Dubstep, das die Kicksuche des Tracks durch<br />
die Erzählungen des Songs ersetzte. Ein Schritt in Richtung<br />
Popwerdung der einstigen Underground-Musik junger<br />
englischer Rasta- und Rucksack-Träger. Inzwischen aber<br />
kämpft Gordon gegen eine schwere Krankheit – gegen<br />
den Krebs. Schon <strong>im</strong> dritten Jahr hat er damit zu tun, und<br />
so spannen sich die Re<strong>im</strong>e <strong>im</strong> Feld zwischen Schulmedizin<br />
und rituellen Körperreinigungen. Bewusst falsch vertretene<br />
Geigen, Sekundenbruchteilaufnahmen jenes Moments,<br />
da die Hand am Fell der Trommel aufdippt. In das Zentrum<br />
legt der Spaceape seine St<strong>im</strong>me. Und beginnt zu erzählen.<br />
Benjamin Biolay<br />
Vengeance Naive/Indigo<br />
Michael Saager<br />
Weshalb dreht gleich halb Gazetten-Europa<br />
durch, wenn in Frankreich ein Popalbum<br />
erscheint, das ausnahmsweise nicht<br />
nur Franzosen hören wollen? Steckt sie<br />
bereits in der Frage – die Antwort? Denn<br />
natürlich ist halbwegs relevanter Pop aus<br />
Frankreich ein eher seltener Fall.<br />
Angenommen, der 39-jährige Wahlpariser wäre bloß irgendein<br />
Musiker mit einem Faible für französisches<br />
Liedgut (à la Serge Gainsbourg und Edith Piaf) und einem<br />
zuletzt deutlich erstarkten Interesse für anglophilen Indie-<br />
Pop, Mainstream-HipHop, Popelektronik und New Wave,<br />
wie ihn New Order oder The Smiths spielten, dann … genau:<br />
dann nichts.<br />
Des Rätsels naheliegende Lösung für all die Aufmerksamkeit,<br />
die Biolay und seinem jüngsten Album „Vengeance“<br />
zuteil wurde, liegt, na klar, auf dem Boulevard, wo es Biolay<br />
zuletzt, als kettenrauchender Snob und respektloses<br />
Großmaul geziehen, nicht ganz leicht hatte.<br />
Zwar verhalf Biolay dem karibischen Chansonnier Henri<br />
Salvador zu einem Comeback, beförderte das Ansehen<br />
des Nouvelle Chanson mit seinem Debüt „Rose Kennedy“<br />
(2001) und produzierte seither viele namhafte Künstler.<br />
Doch trotz all seiner guten Taten gab er sich derart arrogant<br />
und unfreundlich, dass ihn bald halb Paris hasste<br />
und entsprechend hämisch reagierte, als Biolays Ehe mit<br />
der Schauspielertochter Chiara Mastroianni in die Binsen<br />
ging. Biolay war laut französischer Klatschpresse mit Vanessa<br />
Paradis zusammen, just als die sich gerade von Johnny<br />
Depp getrennt hatte. Heikel! Angeblich hatte er, der erklärte<br />
Salon-Sozialist, sogar eine Affäre mit Carla Bruni –<br />
ausgerechnet! Hilft ihm die dicke Freundschaft zu Frankreichs<br />
Präsident Hollande darüber hinweg? Oder bleibt er<br />
für <strong>im</strong>mer haften, der Makel des fatalen Verdachts, mit der<br />
falschen Dame <strong>im</strong> Bett gelegen zu haben? Man wüsste es<br />
zu gern, weiß es aber einfach nicht.<br />
Biolay spielt das große Frage-und-Antwort-Spiel bloßgelegter<br />
Int<strong>im</strong>itäten äußerst bereitwillig mit. Selbstverständlich<br />
fletscht er die Zähne, wenn es in Interviews wie<br />
<strong>im</strong>mer um sein Privatleben geht: „Das ist typisch französisch!“,<br />
wettert er dann los, verweist auf Frankreichs generelles<br />
Desinteresse an Musik, erzählt, dass die Menschen,<br />
obwohl sie keinen seiner Titel nennen könnten, ihn auf der<br />
Straße ansprechen würden, um ein Foto mit ihm zu machen.<br />
Nun, er sieht ja auch auffallend gut aus mit diesen interessant<br />
verlebten Benicio-Del-Toro-Augenringen. Schon<br />
ist das Foto <strong>im</strong> Kasten.<br />
Und was bliebe auch groß ohne all die Geschichten und<br />
Geschichtchen? Etwas Rauch und eine Prise Erotik in der<br />
St<strong>im</strong>me, Gainsbourg <strong>im</strong> Sinn, ein paar lakonische Elegien<br />
über die Liebe, ein irgendwie niedliches Duett mit Vanessa<br />
Paradis, in dem sie davon singen, das Leben genießen zu<br />
wollen, nun ja. Rock, Pop, französische Balladen, ergänzt<br />
um oben genannte musikalische „Neuerungen“. Dick aufgetragen<br />
in vielen Momenten, viel zu dick eigentlich, denn<br />
das Songwriting darunter ist stellenweise ziemlich dünn,<br />
keineswegs zwingend, und spätestens an Weihnachten –<br />
Schnee von gestern.<br />
Pit Przygodda<br />
Lied Solaris Empire/Broken Silence<br />
Markus von Schwerin<br />
Mit Go Plus schuf er emotionalen Postrock,<br />
der sich vor David Grubbs und J<strong>im</strong><br />
O‘Rourke nicht zu verstecken brauchte.<br />
<strong>Die</strong> Hamburger-Schule-Hörer waren jedoch<br />
mehr den Lyrismen von Blumfeld<br />
und Kante zugetan. Pit Przygodda brachte<br />
darauf seinen Harmoniereichtum bei Film und Theater<br />
zum Einsatz. Erst das Album „Lied“ vereint wieder die ver-<br />
lässliche Klangvielfalt, in der auch Mezzosopran-St<strong>im</strong>men,<br />
Posaunenchöre und Fuzz-Gitarren ihren Platz haben, mit<br />
der Lakonik seiner Texte.<br />
Auf dem Go-Plus-Abschiedswerk „Go Plus“ zeichnete er in<br />
der Art eines Entwicklungsromans den Aufbruch aus niedersächsischer<br />
Provinz über Hannover bis hin zur Wahlhe<strong>im</strong>at<br />
Hamburg in pointiert knappen Worten nach. Auf<br />
„Lied“ wird nun vor allem die Erfahrung beschrieben, wie<br />
es ist, auf sich selbst zurückgeworfen zu sein. Und wie sich<br />
daraus Kraft gewinnen lässt. Ob über ein Leben nach dem<br />
Tod, Neuanfänge und unterschiedliche Formen der Liebe<br />
reflektiert oder schlicht die Freude besungen wird,<br />
„Back in Pop“ zu sein: <strong>Die</strong> Kombination aus Aufrichtigkeit,<br />
Sprachgefühl und musikalischer Abenteuerlust überzeugt<br />
auf ganzer Länge. Und <strong>im</strong> Klavierstück „Schweres<br />
Schiff“ zeigt Przygodda, was sich be<strong>im</strong> Altberliner Reibeisen<br />
Wolf Biermann an kraftvoller Diktion und Metaphorik<br />
abschauen lässt. Hier steht der heftig schaukelnde Kahn<br />
fürs selbsterlebte Auf und Ab und mündet, nach pfiffigem<br />
Korg-MS-20-Solo, in den Appell: „Schau in dich, traue dich<br />
/ Spürst du nicht der Erden Schicht?!“<br />
Mit seinen elf neuen Lieder hat sich Pit Przygodda etwas<br />
getraut. Und dabei ist er in puncto Schlichtheit und Schlüssigkeit<br />
dem Volkslied (<strong>im</strong> Sinne von Folkmusik) so nahe gekommen<br />
wie nur wenige seiner Zeitgenossen.<br />
T<strong>im</strong> Maia<br />
Nobody Can Live Forever: The Existential<br />
Soul of T<strong>im</strong> Maia Luaka Bop/Soulfood<br />
Ulrich Kriest<br />
T<strong>im</strong> Maia? Nie gehört? Kein Problem! Der<br />
Mann ist ja auch schon vierzehn Jahre tot.<br />
Aber Anfang der 70er war Maia, ein Hedonist<br />
vor dem Herrn, eine der zentralen<br />
Figuren des „Black Rio Movements“,<br />
das erfolgreich versuchte, US-amerikanischen<br />
Soul und Funk in die populäre Musik Brasiliens zu<br />
integrieren. Maia, Jahrgang 1942, gelang dies, wie diese<br />
vorzügliche Kompilation auf David Byrnes „Luaka Bop“-<br />
Label zeigt, mit lässigem Genie und ausgeprägter Liebe<br />
zur großen Geste: „We‘re gonna tell you the most <strong>im</strong>portant<br />
thing that you ever heard in your life! You never heard<br />
that before!“<br />
Maia hatte ein paar Jahre in den <strong>USA</strong> gelebt, bevor er kiffend<br />
in einem gestohlenen Fahrzeug von der Polizei aufgegriffen<br />
und sogleich abgeschoben wurde. Er blieb trotzdem<br />
Fan der US-Musikszene. 15 in jeder Hinsicht fette Hits<br />
zeugen davon, angefangen mit dem großartigen „Que Beleza“<br />
bis hin zur ausgedehnten Jam-Session „Rational Culture“<br />
aus der Zeit, als Maia als Anhänger der Racional-Engergy-Sekte<br />
auf die Ankunft der UFOs wartete.<br />
„Nobody Can Live Forever“ zeigt, wie Maia mit verstiegen-psychedelischem<br />
Soul die musica popular brasileira<br />
bereicherte und sich souverän und nicht epigonal in den<br />
Gefilden von Barry White und Isaac Hayes bewegte. Dass<br />
das Team von Luaka Bop zehn Jahre Arbeit in dieses Album<br />
gesteckt hat, um Rechte zu klären und die Tracks von<br />
altem Vinyl zu mastern, hat sich wirklich gelohnt.<br />
30 tonträger
R o m a n<br />
Öl auf Wasser<br />
Helon Habila<br />
Kerstin Cornils<br />
Rufus, ein junger Reporter aus der nigerianischen<br />
Ölstadt Port Harcourt, erhält die Chance seines Lebens.<br />
Man bietet ihm an, gemeinsam mit seinem<br />
journalistischen Idol Zaq die Entführung einer weißen<br />
Engländerin durch Rebellen aufzuklären. <strong>Die</strong><br />
fantastische Gelegenheit, endlich eine große Story<br />
von transzendentaler Bedeutung zu schreiben,<br />
hat nur einen Haken: Es ist gar nicht lange her, dass<br />
weit begabtere Reporter bei ähnlichen Recherchen<br />
in die Maschinerie des Ölkriegs geraten und<br />
ums Leben gekommen sind. Rufus, dessen Vater <strong>im</strong><br />
Knast sitzt und dessen Schwester das halbe Gesicht<br />
weggebrannt ist, ergreift dennoch seine Chance.<br />
Was der junge Mann erlebt, als er sich auf der Suche<br />
nach Isabel Floode aufs Wasser wagt, ist so<br />
majestätisch wie schrecklich. <strong>Die</strong> Mangrovenwälder<br />
geben eine überwältigende Kulisse von großer<br />
Finsternis ab und in den Flüssen schw<strong>im</strong>men seltsame<br />
Dinge wie „ein totes Huhn, ein aufgedunsener<br />
Hund“ und ein „am Ellbogen abgetrennte(r)<br />
menschliche(r) Arm“. Wenn Helon Habila in seinem<br />
Roman „Öl auf Wasser“ von Rufus’<br />
Reisen erzählt, hat man als Leser den<br />
Eindruck, allmählich den Boden unter<br />
den Füßen zu verlieren. Klare Zuordnungen<br />
zwischen Gut und Böse<br />
gibt es nicht: <strong>Die</strong> Soldaten der Regierung<br />
sind ebenso korrupt und<br />
gewalttätig wie die Rebellen, die<br />
behaupten, <strong>im</strong> Namen des Volkes gegen die Ausbeutung<br />
nigerianischer Dörfer durch ausländische<br />
Ölkonzerne zu kämpfen. Selbst Rufus’ Mentor Zaq<br />
büßt am Ende seinen Glanz ein: Der einstige Starreporter<br />
stellt sich als desillusionierter Alkoholiker heraus,<br />
der wirr <strong>im</strong> Dengue-Fieber deliriert.<br />
Der heute in den <strong>USA</strong> lebende Habila schreibt nicht<br />
nur Romane, sondern hat sich zudem als Herausgeber<br />
einer wichtigen Anthologie afrikanischer Short<br />
Stories hervorgetan. Seinen Namen wird man sich<br />
merken dürfen. <strong>Die</strong> bäuchlings <strong>im</strong> Wasser treibenden<br />
Fische und der orangefarbene Glanz der tödlichen<br />
Abgasfackeln, die auf Schritt und Tritt durch<br />
den Text irrlichtern, gehen einem lange nicht mehr<br />
aus dem Kopf.<br />
R o m a n<br />
Der Eindringling<br />
Raul Zelik<br />
Moritz Scheper<br />
Daniel, antriebsloser Student mit Persönlichkeit von<br />
der Stange, versucht nach seinem Studienbeginn an<br />
der Humboldt Universität Berlin das vor Jahren eingeschlafene<br />
Verhältnis zu seinem Vater Fil aufzuwärmen.<br />
Dass dieser jedoch kurz nach der ersten<br />
Kontaktaufnahme auf die Intensivstation und von<br />
dort weiter ins künstliche Koma wandert, erschwert<br />
Daniels Spurensuche zur „unvermittelt abgebrochenen<br />
Ferienvaterschaft“ zusätzlich.<br />
Ohne die ganze Handlung ausplaudern zu wollen:<br />
Natürlich gelingt es Daniel, Bruchstücke der Biographie<br />
seines Vaters zusammenzusetzen. Langsam<br />
verschwindet das Bild vom desinteressierten Loservater<br />
und wird ersetzt durch einen prinzipienfesten<br />
politischen Aktivisten. Antworten von Freunden,<br />
Freundinnen und Geliebten Fils werfen daher plötzlich<br />
vor allem Fragen zum eigenen Lebensmodell<br />
be<strong>im</strong> jungen Lehramtsstudenten auf, erodieren behutsam<br />
das Selbstverständnis seiner säuberlich eingehegten<br />
Bausparer-Existenz.<br />
Wie langweilig eine solche Lebensführung sein<br />
muss, darf der Leser höchstselbst erleben, wenn<br />
er sich durch die zähfließende, hundert Seiten lange<br />
Exposition arbeitet. Dranzubleiben lohnt sich<br />
allerdings, denn durch den Auftritt dreier gänzlich<br />
unterschiedlicher Frauenfiguren<br />
gewinnt der Roman dramatisch an<br />
Tempo. Wobei Daniels Entwicklung<br />
dankenswerterweise plausibel bleibt,<br />
er also weder den bewaffneten<br />
Kampf noch den utopischen Strand<br />
unterm Pflaster sucht.<br />
Bei aller Wertschätzung für diesen<br />
schriftstellernden Politikwissenschaftler ist „Der<br />
Eindringling“ eines von Raul Zeliks schwächeren Büchern.<br />
Zu mühselig ist insbesondere der Anfang,<br />
nicht zu vergleichen mit der konspirationsgeladenen<br />
St<strong>im</strong>mung von „La Negra“ oder dem Einblick in<br />
den ETA-Konflikt in „Der bewaffnete Freund“. Das<br />
Lebensmodell der Generation Facebook verkommt<br />
unter seiner Hand zum Klischee, statt wie intendiert<br />
zur Farce. Mit einer ganz unmelodramatisch-ehrlichen<br />
Liebesgeschichte fängt sich der Roman zwar<br />
wieder – nichtsdestotrotz haben wir von Zelik schon<br />
Besseres gelesen.<br />
R o m a n<br />
Der Schneesturm<br />
Vlad<strong>im</strong>ir Sorokin<br />
Michael Saager<br />
In einer grandiosen Szene des retrofuturistischen<br />
Romans „Der Schneesturm“ darf Doktor Garin ein<br />
nagelneues Produkt des „Dopaminierer“-Stammes<br />
testen. Der Trip, der in einer gläsernen High-Tech-<br />
Pyramide steckt, ist heilsamer Horror par excellence:<br />
Der Landarzt erlebt seine eigene öffentliche<br />
Hinrichtung vor johlendem Publikum. Er verbrennt<br />
lebendigen Leibes unter unfassbaren Schmerzen<br />
in einem Kessel siedenden Öls. Und kann, nachdem<br />
der Spuk endlich vorbei ist, sein Glück zu leben<br />
kaum fassen.<br />
Willkommen in der schrecklich-komischen Zukunftsmärchenwelt<br />
Welt Vlad<strong>im</strong>ir Sorokins! Im Grunde ist<br />
es ganz schön, dass der 1953 geborene Autor, berüchtigt<br />
als einer schärfsten literarischen Kritiker<br />
russischer Politik, in seinem jüngsten Buch die Gegenwart<br />
Russlands ausnahmsweise nicht allzu deutlich<br />
zur Kenntlichkeit entstellt. Das war in „Der Tag<br />
des Opritschniks“ (2008) noch anders, ließ sich dieser<br />
hellgrelle, so garstige wie gewaltgeladene Roman<br />
doch kinderleicht als Parabel auf demokratiefeindliche<br />
Tendenzen <strong>im</strong> Reich Putins lesen. „Der<br />
Schneesturm“ ist zumindest keine naheliegende Parodie<br />
auf die Situation seiner He<strong>im</strong>at. Der Erzählton,<br />
sanfter und ironischer als sonst, wurde dem<br />
neunzehnten Jahrhundert entliehen.<br />
Es geht um eine absurde Reise, deren<br />
(erzählerischer) Sinn darin besteht,<br />
die Protagonisten niemals ans<br />
Ziel kommen zu lassen. Zitiert werden<br />
Puschkin, Tolstoi und Kafka, na<br />
klar – der darf ja nie fehlen.<br />
Während also der etwas einfältige,<br />
gutmütige Kutscher Krächz und der dienstbeflissene,<br />
nachgerade ungeduldige Doktor in einem von<br />
fünfzig winzigen „Pferdis“ gezogenen „Schneemobil“<br />
unterwegs sind, um Todkranke vor der dräuenden<br />
Verwandlung in menschenfressende Zombies<br />
zu bewahren, arbeiten ein heftiger Schneesturm,<br />
mehrfacher Kufenbruch, lauernde Wölfe, Trägheit<br />
und Wutanfälle, Drogentrips, Eiseskälte und die<br />
sinnliche Erotik einer Müllerin hart daran, das so lebenswichtige<br />
Unterfangen kläglich scheitern zu lassen.<br />
Auf die Frage, ob sie tatsächlich so sind, die<br />
Russen, kann es nur eine Antwort geben: Wer weiß?<br />
Wunderhorn, <strong>2012</strong>, 231 Seiten, 24,80 Euro<br />
Edition Suhrkamp, <strong>2012</strong>, 291 Seiten, 14 Euro<br />
Kiepenheuer & Witsch, <strong>2012</strong>, 206 Seiten, 17,99 Euro<br />
32 Bücher
N e u e S t ü c k e<br />
Protestst<strong>im</strong>men<br />
Tina Fibiger<br />
<strong>Die</strong> Studentin Carol macht sich Sorgen um ihre Note. Sie fühlt sich hilflos in diesem<br />
Labyrinth von akademischen Formeln, doch gerade dafür hat ihr Professor<br />
wenig Verständnis. John steht kurz vor seinem Karriereziel, der Berufung<br />
auf Lebenszeit, und muss am Telefon noch ein paar zähe Verhandlungen um<br />
ein neues Haus abwickeln. Also gönnt er Carol einen kleinen Exkurs über das<br />
abgekartete Spiel mit der Bildung, breitet sich über seine eigenen Aufstiegsneurosen<br />
aus und sichtet noch ein paar Trostangebote für später. <strong>Die</strong> Situation<br />
eskaliert auf erschreckende, gleichwohl sehr subtile Weise in David Mamets<br />
dramatischem Machtspiel „Oleanna“, mit dem das Junge Theater in der Inszenierung<br />
von Ina Annett Keppel einen Abstecher auf den Campus untern<strong>im</strong>mt.<br />
Der Hörsaal AP 26 <strong>im</strong> zentralen Sprachinstitut wird zur verbalen Kampfzone,<br />
weil sich Carol dem jovialen Ton und seinen Implikationen verweigert, die sie<br />
in eine intellektuelle und eine soziale Hackordnung zwingen. John versteht die<br />
Welt nicht mehr, wenn ihm nun ein Missbrauch seiner Stellung vorgeworfen<br />
wird und am Ende sogar eine Klage wegen<br />
sexueller Belästigung. Jetzt bedient<br />
sich seine Studentin der verbalen Waffen,<br />
die seinen Status und sein Selbstverständnis<br />
markierten. Denn sie lassen<br />
sich sehr wohl als erniedrigend und<br />
verletzend verstehen. Das verbale Kräftemessen<br />
erinnert an eine Gerichtsverhandlung,<br />
in der um die Abhängigkeiten<br />
in der akademischen Hierarchie gestritten<br />
wird, um Rollenmuster und um die<br />
subtilen Wettbewerbskategorien, die<br />
über Sieg oder Niederlage entscheiden.<br />
Sinnkrisen und andere Schwächen sind<br />
in diesem System genauso wenig vorgesehen<br />
wie Mitgefühl und Verständnis.<br />
Auch darum werben beide Parteien für sich, während sich die Argumente zuspitzen<br />
und die Ansprüche. Ohne Aussicht auf Versöhnung.<br />
<strong>Die</strong> alten Peace-Zeichen sind längst verstaubt und auch die Parole „Make Love<br />
Not War“ rangiert unter den Sent<strong>im</strong>entalitäten, die vor langer Zeit beflügelten,<br />
als auch das Musical „Hair“ die Aufbruchst<strong>im</strong>mung einer Generation begleitete.<br />
Hippies, Aussteiger, Träumer und Schwärmer proben den Ausstieg aus einer<br />
Gesellschaft, die sich in Vietnam mörderisch verzettelt und ihren ausbeuterischen<br />
Konzernen huldigt. Unter dem Motto „Walking in Space“ wirbt das Deutsche<br />
Theater für dieses szenische Panorama, in dem sich die Visionen und die<br />
Hoffnungen einer ganzen Generation in den Songs spiegeln.<br />
Mark Zurmühle inszenierte „Hair“ dann auch nicht als Soziogramm über das<br />
Hippie-Zeitalter, sondern als musikalische Revue, in der die Rebellion zu einem<br />
sinnlichen Vergnügen wird, das sich <strong>im</strong> Drogenrausch umso intensiver ausleben<br />
lässt. <strong>Die</strong>ser Zustand des „Walking in Space“ hält lange an und wirkt wie ein<br />
großes Happening, in dem die Geschichten sich <strong>im</strong>mer wieder verflüchtigen.<br />
<strong>Die</strong> von Claude, dem Vietnamkandidaten, ebenso wie die des zornigen Aussteigers<br />
Berger oder die von Angela Davies. Umso mehr ermuntern sie zu einer<br />
musikalischen „Sent<strong>im</strong>ental Journey“ mit einem Revival von Hits, in denen auch<br />
die Parole „Make Love Not War“ nicht angestaubt klingt.<br />
Oleanna<br />
Junges Theater;<br />
Regie: Ina Annett Keppel<br />
&<br />
Hair*<br />
Deutsches Theater;<br />
Regie: Mark Zurmühle<br />
*<br />
Ensemble<br />
(Foto: Isabel Winarsch)<br />
V e r s p ä t u n g e n<br />
3 Gründe braucht die Bahn<br />
Thomas Schaefer<br />
Mit der ihr eigenen Zuverlässigkeit erhöht die<br />
Deutsche Bahn AG pünktlich zum bevorstehenden<br />
Weihnachtsverkehrstrubel auch in diesem<br />
Jahr die Fahrpreise – allerdings moderat um<br />
knapp 3 %. <strong>Die</strong> Preiserhöhung sei nötig, um das<br />
Niveau der <strong>Die</strong>nstleistungen zu heben, wenn<br />
nicht gar zu halten, bzw. nicht noch weiter zu<br />
senken; so verspricht das Unternehmen, bei 3 %<br />
seiner Nah- und/oder Fernverkehrszüge die obligatorischen<br />
Verspätungen um bis zu 3 % zu reduzieren.<br />
Als Basis dieser Maßnahme stellte die<br />
AG empirische Nachforschungen an. So erfragte<br />
sie bei einer repräsentativen Zielgruppe von<br />
rund 3 Personen die 3 beliebtesten Gründe von<br />
Verspätungen, wie sie die Bahn freundlicherweise<br />
per Lautsprecherdurchsage den wartenden<br />
Kunden erzählen lässt.<br />
Auf Platz 3 landete eine Info, die Reisende auf<br />
dem Hauptbahnhof Hannover regelmäßig zu hören<br />
kriegen, wenn sie be<strong>im</strong> Umsteigen Richtung<br />
Süden auf einen Anschlusszug aus Hamburg<br />
warten müssen: „Aufgrund von Personen <strong>im</strong><br />
Gleisbett bei Lüneburg verzögert sich die Ankunft<br />
des ICE Lothar Späth um schätzungsweise<br />
3 Stunden“. Unsere Bewertung: „Personen <strong>im</strong><br />
Gleisbett“ – nicht schlecht, aber verbesserungsfähig.<br />
Klingt zu sehr nach einem Gericht (Pfifferlinge<br />
<strong>im</strong> Reisbett). Vor allem aber ist die Begründung<br />
auf Dauer unglaubwürdig: Warum <strong>im</strong>mer Lüneburg? Oder ist da wirklich<br />
so wenig los? „Hey, was machen wir Samstag, treffen wir uns wieder <strong>im</strong> Gleisbett?“<br />
„Klar, Mann, was sonst.“ „Und wer bringt diesmal den 33-Prozentigen<br />
mit?“ Zu Recht nur Platz 3.<br />
Es folgt pünktlich auf dem 2. Rang: „Wegen verspäteter Bereitstellung trifft der<br />
IC 0815 erst um 3 Uhr ein“. Deutlich besser, dem gesamten Auftritt der Bahn<br />
schon eher entsprechend. „Verspätete Bereitstellung“. Wer will dagegen was<br />
sagen? Na gut, es bleiben ein paar Fragen: Wer wird verspätet bereitgestellt?<br />
<strong>Die</strong> Lok? Ein best<strong>im</strong>mter Waggon (der Bistrowagen mit der kaputten Kaffeemaschine)?<br />
Alle Waggons? Der Lokführer? Der/die Zugbegleiter? Man weiß es<br />
nicht. Und darum geht‘s ja auch: Man weiß es nicht, und man soll es auch gar<br />
nicht wissen.<br />
Deshalb gleich zum Sieger, gekürt mit großem Abstand: „Wegen Verzögerungen<br />
<strong>im</strong> Betriebsablauf verzögert sich die Ankunft der nächsten 3 Züge um unbest<strong>im</strong>mte<br />
Zeit.“ „Verzögerungen <strong>im</strong> Betriebsablauf“! Das passt, das ist wie die<br />
PR-Arbeit der Bahn: 3st. „Verzögerungen <strong>im</strong> Betriebsablauf“ heißt ja nichts anderes<br />
als: Verspätung. Verspätung wegen Verspätung. Das trifft es exakt.<br />
Abschließend noch eine Information in eigener Sache: Wegen Verzögerungen<br />
<strong>im</strong> Schreibablauf wurde diese Kolumne verspätet bereitgestellt und deshalb<br />
nur unzureichend redigiert. Auf Anschlusslesende aus Lüneburg konnte dabei<br />
leider keine Rücksicht genommen werden. We apologize for any inconvenience.<br />
fehmi-baumbach.de<br />
Ob ich wisse, dass die erste<br />
Zahl, die man damals<br />
vor Tausenden von Jahren<br />
entdeckt habe, die Drei<br />
gewesen sei. „Ausgerechnet<br />
die Drei“, sagte<br />
er. „Stellen Sie sich das<br />
einmal vor.“ Er schloss die<br />
Augen und tat es dann allem<br />
Anschein nach selbst.<br />
Es schien eine schöne<br />
Vorstellung zu sein, er sah<br />
glücklich aus.<br />
Tilman Rammstedt, „<strong>Die</strong> Abenteuer<br />
meines ehemaligen Bankberaters“<br />
34 Theater 35 Kolumne
D E Z E M B E R<br />
Sterne<br />
Ella Jaspers<br />
Wassermann Wichtiger füreinander sein. Einmal <strong>im</strong> Leben nach Istanbul und<br />
nie wieder zurück. Oder war es Jerusalem, schließlich kommt Weihnachten.<br />
Kurze Haare, Schluss mit den Engelsglöckchen.<br />
Fische Irgendetwas davon muss doch noch da sein. Du suchst es unter dem<br />
nebligen Vorhang und findest seine Seidenweichheit, herzumschmeichelnd an<br />
ganz anderer Stelle, vielleicht ziehen die Kraniche dort später vorbei.<br />
Widder An der hölzernen Brücke hast du dir ein Horn abgeschlagen. Unter<br />
deinem Gesicht prangen nun drei große Buchstaben, eine chinesische Delegation<br />
läuft darunter entlang und streut Hirse auf deine Lippen.<br />
Stier Einstweilen noch mit sich selbst beschäftigt sind bald hoffentlich auch<br />
die Tische an neuen Ufern besetzt und mit dem Boot gut zu erreichen. Einander<br />
miteinander. Sich leidenschaftlich in einer anderen Sprache unterhalten.<br />
Zwillinge Streicheln, tasten, sich vorwagen auf unbekannte Ausdehnungen.<br />
Und später danebenliegen, wäre das schön. Eine schüchterne Handbreit. Selbst<br />
dem Glucksen und Gluckern lauschen, sich hinüber trauen.<br />
Krebs Das Ereignis liegt noch dazwischen. Zwischen dem Vorher und dem<br />
Nachher und dem wie es mal war und dem, wie alles anders wird. Entgegenwinken,<br />
entgegenatmen. Eine fremde St<strong>im</strong>me zum ersten Mal hören.<br />
Löwe Vermutlich unbeabsichtigt ein bisschen resigniert klingen. Eine, die Einzige<br />
nicht bleiben wollen. Dazwischen das Verrotten der Kommunikation nicht<br />
einmal mehr beobachten wollen, nicht bemerken oder gar hinnehmen.<br />
Jungfrau Sich nicht schräg anmachen lassen. Aufstehen und sich wieder hinlegen,<br />
früher und später noch einmal. In der Nacht über die Ausfallstraßen preschen<br />
und keinen Halm, keinen Strauch entdecken zwischen dem Tränengespinst.<br />
präsentiert vom:<br />
DOLLAR<br />
CLUB<br />
Waage Das ganze hart Formatierte kommt vorbeigesprungen. Radikales Verfahren<br />
zur Einnahme von Raum. Das soll mehr als nur papieren passieren, schöner<br />
Moment, ein neuer Platz <strong>im</strong> Leben, dein hochwohlverdientes Glück.<br />
Skorpion Unbekanntes, nie Gesehenes. Mehr als eine noch nicht entdeckte,<br />
abgelegene Insel zu entdecken. Neueste Neugier. Alle Gefühle, die an Kluges<br />
glücklichen Ausgang glauben.<br />
Schütze Du bist groß und <strong>im</strong>mer autonomer und wunderbar. Eine nicht zu<br />
stoppende, rasante Entwicklung, mal still, mal überaus vehement. <strong>Die</strong> Kopfhörer<br />
nicht mehr unten. Und die Mondfelder glänzen <strong>im</strong> Schnee.<br />
Steinbock Den Computer ausgeschaltet lassen. <strong>Die</strong> Melodie aufnehmen, die<br />
sich <strong>im</strong> Abseits deines Kopfes abspielt. Es wieder und wieder hören, in kleinteilige<br />
Portionen zersägen und jede ganz zerlutschen wollen, keine Brocken, keine<br />
Krümel.<br />
36 Horoskope
15.12.<br />
22 00<br />
Snorri<br />
Helgason<br />
Café des Jungen Theaters<br />
Apex<br />
Blue Note<br />
Capo Bar<br />
Diva Lounge<br />
EinsB<br />
Fr<br />
30.11.<br />
Bronx to Brooklyn<br />
HipHop & Funk 22.00<br />
TBA<br />
23.00<br />
Paulaner-Tag &<br />
Bundesliga 10.30 / 20.00<br />
Sa<br />
1.12.<br />
Schläper & Häussermann<br />
Kabarett 20.15<br />
Night Rebels<br />
22.30<br />
TBA<br />
23.00<br />
Frühstücksbuffet &<br />
Bundesliga 10.30 / 20.00<br />
WIWI-Party<br />
23.00<br />
So<br />
2.12.<br />
Salsa-Party<br />
DJ Zdee 20.00<br />
Frühstücksbuffet &<br />
Bundesliga 10.30 / 15.30<br />
Freihafen<br />
WIWI-Party<br />
23.00<br />
JT-Keller<br />
Voodoo Bee<br />
Eighties 23.00<br />
La Boum<br />
Eighties 23.00<br />
Musa<br />
Tanzdialog<br />
19.30<br />
Nörgelbuff<br />
Gypsy Juice<br />
22.00<br />
<strong>Scott</strong> Matthew<br />
Konzert 16.00<br />
He<strong>im</strong>athafen<br />
<strong>im</strong> pools<br />
100 Meter Freistil<br />
10.00<br />
Beats on Toast<br />
10.00<br />
Synchron-Frühstücken<br />
10.00<br />
6 Millionen<br />
Dollar Club<br />
Nuzzlefunk<br />
by Elnite 21.00<br />
Thanners<br />
Tag- & Nachtschänke<br />
13.00<br />
Tag- & Nachtschänke<br />
13.00<br />
Tag- & Nachtschänke<br />
14.00<br />
2.12.<br />
20 00 4.12.<br />
T-Keller (T)<br />
Kabale (K)<br />
Diverse<br />
Breakfast-Club 10.00 (K)<br />
Science Slam<br />
ThOP<br />
Peter Stamm<br />
Lit. Zentrum<br />
17 00<br />
Ein schnarchiges Doktorandenkolloquium verhält sich<br />
zum Science Slam wie der täglich auf saure Zitronen<br />
beißende Oberschullehrer Günther Jauch zu Bibo aus<br />
der Sesamstraße. Aufgabe des Science Slams ist es,<br />
Nachwuchswissenschaftlern und Studierenden die<br />
Möglichkeit zu geben, in zehn Minuten einem fachfremden<br />
Publikum das eigene Forschungsthema zu<br />
verklickern. Eine saftige Herausforderung für angehende<br />
Wissenschafts-Übermenschen, bei der affenartiges<br />
Herumturnen auf den apollinischen Gipfeln<br />
des Verstandes vorprogrammiert ist.<br />
So begeistert war der Berner Bienenzüchter und<br />
Feldprediger Johann David Wyss von Defoes Schiffbruch-<br />
und Inseldrama „Robinson Crusoe“, dass er<br />
für seine vier Kinder eine auf die Schweiz gemünzte<br />
Fassung des Stoffes schrieb. Und siehe da: Schon<br />
bald entwickelte sich sein Abenteuerbuch mit aufklärungspädagogischem<br />
Mehrwert zum eidgenössischen<br />
Bestseller. Wyss’ Landsmann Peter Stamm<br />
hat den Text nun behutsam modernisiert. Artig und<br />
angenehm altmodisch sei das Ergebnis, sagen die<br />
Kritiker. Wer’s mag.<br />
38<br />
PONY Express
Apex<br />
Blue Note<br />
Capo Bar<br />
Diva Lounge<br />
EinsB<br />
Freihafen<br />
JT-Keller<br />
Musa<br />
Nörgelbuff<br />
He<strong>im</strong>athafen<br />
<strong>im</strong> pools<br />
6 Millionen<br />
Dollar Club<br />
Thanners<br />
T-Keller (T)<br />
Kabale (K)<br />
Diverse<br />
Mo<br />
3.12.<br />
After-Work-Party<br />
DJ SeleD 18.00<br />
Salsa-Kneipe<br />
20.30<br />
NB-Houseband<br />
Funk, Soul & Blues 21.30<br />
Frühschw<strong>im</strong>mer<br />
10.00<br />
Tag- & Nachtschänke<br />
Warsteiner-Stunde 14.00<br />
Pasta-Tag<br />
16.00 (K)<br />
Monday Tunes<br />
22.00 ALPENMAX<br />
Di<br />
4.12.<br />
Lounge &<br />
Champions League 15.00<br />
Improsant<br />
Theater 20.30<br />
Astra-Tag<br />
10.00<br />
Jack Out ...<br />
20.15<br />
Tag- & Nachtschänke<br />
Kölsch-Stunde 14.00<br />
Frauenlesbentrans-*<br />
Kneipe 20.30 (K)<br />
Peter Stamm<br />
17.00 LIT. ZENTRUM<br />
Mi<br />
5.12.<br />
Weihnachtsgeschichte<br />
Theater 20.15<br />
Mittwochs-Disco<br />
House & Electro 22.30<br />
Lounge &<br />
Champions League 15.00<br />
Mediziner-Party<br />
23.00<br />
Salsa en Sótano<br />
Salsa & Latin 22.00<br />
Spritwoch<br />
10.00<br />
Jäger & Sammler<br />
Astra -Special 21.00<br />
Weizen-Tag<br />
14.00<br />
Nacht d. Studenten<br />
21.00 ALPENMAX<br />
Do<br />
6.12.<br />
Flucht nach Varennes<br />
Film 20.15<br />
Cocktail-Bar<br />
22.00<br />
Whiskey-Probier-Tag<br />
20.00<br />
Deep in the Groove<br />
Jam-Session 21.00<br />
Manic Pool<br />
10.00<br />
Nikolaus-Lounge<br />
21.00<br />
Tag- & Nachtschänke<br />
Jever-Stunde 14.00<br />
Fass-Tag<br />
18.00 (K)<br />
Rock Jukebox<br />
23.00 EXIL<br />
Fr<br />
7.12.<br />
Rotkäppchenvariationen<br />
Theater 20.15<br />
Nikolausparty<br />
21.00<br />
TBA<br />
23.00<br />
Paulaner-Tag &<br />
Bundesliga 10.30 / 20.00<br />
Zumba-Party<br />
23.00<br />
Monkey Beats<br />
DJ Roy & Q Bee 23.00<br />
Weekender<br />
Britpop & Indie 23.00<br />
Bacalao<br />
Comparsa & Samba 21.00<br />
Bernd & Bernie Band<br />
Konzert 21.00<br />
Chäirwalk<br />
Konzert 20.00<br />
Scratchiatelle<br />
21.00<br />
Tag- & Nachtschänke<br />
13.00<br />
Bundesliga live<br />
15.30 STADION<br />
Abfukk<br />
& Bug Attack!<br />
JuzI<br />
Sa<br />
8.12.<br />
Ken Bardowicks<br />
Kabarett 20.15<br />
Andy Kohlmann<br />
23.00<br />
TBA<br />
23.00<br />
Frühstücksbuffet &<br />
Bundesliga 10.30 / 20.00<br />
Rumble in the Jungle<br />
Rockabilly & Ska 23.00<br />
Kiss Club<br />
23.00<br />
Cry Baby Club<br />
Dj Bionique 23.00<br />
Traumatanz<br />
22.00<br />
Beats on Toast<br />
10.00<br />
Break the Funk<br />
by Slick Tec 21.00<br />
Tag- & Nachtschänke<br />
13.00<br />
Casino-Abend<br />
20.00 (K)<br />
Abfukk u. a.<br />
22.00 JUZI<br />
So<br />
9.12.<br />
Salsa-Party<br />
DJ Zdee 20.00<br />
Frühstücksbuffet &<br />
Bundesliga 10.30 / 15.30<br />
Tango-Salon<br />
20.00<br />
Acrobat Readers<br />
Lesung 20.00<br />
Tatort-Abend<br />
20.15<br />
Tag- & Nachtschänke<br />
14.00<br />
Breakfast-Club<br />
10.00 (K)<br />
Kathrin Schärer<br />
16.00 LIT. ZENTRUM<br />
Freud behauptet, dass sich Dostojewski be<strong>im</strong> Roulette so oft um<br />
sein letztes Hemd gebracht hat, weil ihm der Bankrott herrliche Demütigungen<br />
durch seine junge Ehefrau eintrug. Ob die weise Wiener<br />
Coach-Potato richtig liegt, wissen wir nicht. Was wir genau wissen,<br />
ist Folgendes: Der legendäre Casino-Abend <strong>im</strong> Kabale operiert<br />
mit Jetons aus Schokolade und ist für das Portemonnaie vollkommen<br />
ungefährlich. <strong>Die</strong> Gäste dort, glamouröse Zocker und fantasievolle<br />
Cross-Dresser, sind es nicht. Und das ist auch gut so. Faites vos jeux!<br />
41<br />
8.12.<br />
22 00<br />
21 00<br />
Bacalao<br />
Musa<br />
Wow! 17 Köpfe zählt die Band<br />
Bacalao – da kann man schon mal<br />
mit der Zunge schnalzen. Oder<br />
mit den Fingern schnippen. Oder<br />
schön mit dem Hintern wackeln,<br />
schließlich spielt die KAZ-Frauenband<br />
Latin Grooves, was man<br />
sich freilich auch ohne weitere<br />
Kenntnisse allein anhand des<br />
klangvollen Bandnamens hätte<br />
zusammenre<strong>im</strong>en können. Elf<br />
Perkussionistinnen, Bläserinnen,<br />
eine E-Bassistin, den Gesang<br />
nicht zu vergessen. Interpretiert<br />
werden Klassiker aus Cuba, Brasilien<br />
etc. Es darf, nein, es soll getanzt<br />
werden. Unbedingt.<br />
Kurz, knapp, schnell, laut. Klar, was sonst? <strong>Die</strong> Devisen unserer Wegberger<br />
Hardcore-Trash-Punks von Abfukk lauten „Asi, arrgogant, abgewrackt“<br />
und „Deutschlands unterste Schublade“. Ein paar Bandmitglieder<br />
spielten bei Italian Stallion und Sniffing Glue. Das passt. Als<br />
„räudige Einmann-Lärm-Orgie mit fünf Armen und vier Beinen“ wurde<br />
Bug Attack! irgendwo beschrieben. Schleppscheiße ist übrigens kein<br />
hochinfektiöser, juckender Hautausschlag, sondern eine Punkband aus<br />
Thüringen. Wer hätte das gedacht?<br />
Casino-Abend<br />
Café Kabale<br />
8.12.<br />
21 00 7.12.
Apex<br />
Blue Note<br />
Capo Bar<br />
Diva Lounge<br />
EinsB<br />
Freihafen<br />
JT-Keller<br />
Musa<br />
Nörgelbuff<br />
He<strong>im</strong>athafen<br />
<strong>im</strong> pools<br />
6 Millionen<br />
Dollar Club<br />
Thanners<br />
T-Keller (T)<br />
Kabale (K)<br />
Diverse<br />
Mo<br />
10.12.<br />
After-Work-Party<br />
DJ SeleD 18.00<br />
Salsa-Kneipe<br />
20.30<br />
Querbeat-Bandsession<br />
21.30<br />
The Heart of Horror<br />
Konzert 20.00<br />
Tag- & Nachtschänke<br />
Warsteiner-Stunde 14.00<br />
Pasta-Tag<br />
16.00 (K)<br />
Monday Tunes<br />
22.00 ALPENMAX<br />
Di<br />
11.12.<br />
Lounge &<br />
Champions League 15.00<br />
The K Square<br />
Konzert 21.00<br />
Astra-Tag<br />
10.00<br />
Jack Out ...<br />
20.15<br />
Tag- & Nachtschänke<br />
Kölsch-Stunde 14.00<br />
RAK<br />
Hörspielabend 20.30 (T)<br />
Michael Maar<br />
20.00 LIT. ZENTRUM<br />
Mi<br />
12.12.<br />
Bernd Gieseking<br />
Kabarett 20.15<br />
Mittwochs-Disco<br />
House & Electro 22.30<br />
Lounge &<br />
Champions League 15.00<br />
Halft<strong>im</strong>e-Party<br />
23.00<br />
Halft<strong>im</strong>e-Party<br />
23.00<br />
Salsa en Sótano<br />
Salsa & Latin 22.00<br />
Spritwoch<br />
10.00<br />
Jäger & Sammler<br />
Astra -Special 21.00<br />
Weizen-Tag<br />
14.00<br />
Nacht d. Studenten<br />
21.00 ALPENMAX<br />
Do<br />
13.12.<br />
Talking to Turtles u. a.<br />
Konzert 20.30<br />
Cocktail-Bar<br />
22.00<br />
Whiskey-Probier-Tag<br />
20.00<br />
Tony Buck<br />
Konzert 20.00<br />
Manic Pool<br />
10.00<br />
Sekt & the City<br />
Sekt -Special 21.00<br />
Tag- & Nachtschänke<br />
Jever-Stunde 14.00<br />
Fass-Tag<br />
18.00 (K)<br />
Uli Borowka<br />
19.00 STADION<br />
Seine größten Erfolge feierte Uli Borowka, Jahrgang 1962, bei Werder<br />
Bremen. Mit den Nordlichtern wurde er Meister und Europapokalsieger.<br />
1988 spielte der Sauerländer bei der Europameisterschaft<br />
mit. Das alles ist bekannt. Was nur wenige wussten: Der schwerste<br />
Gegner Borowkas war flüssig und flüchtig: Borowka trank wie ein<br />
Loch, vor dem Spiel, nach dem Spiel, dazwischen. Heute ist er trockener<br />
Alkoholiker. Über all das hat er ein Buch geschrieben, eine<br />
Suchtautobiographie. Der Titel passt: „Volle Pulle“ (Edel).<br />
43<br />
Fr<br />
14.12.<br />
Weihnachtsgeschichte<br />
Theater 20.15<br />
Beauty & The Beast<br />
HipHop 22.00<br />
TBA<br />
23.00<br />
Paulaner-Tag &<br />
Bundesliga 10.30 / 20.00<br />
Turntable-Mix<br />
23.00<br />
Geschlossene<br />
Gesellschaft<br />
Vollmond-Party<br />
Extremtanzbar 23.00<br />
Rock gegen Rheuma<br />
DJ Albi 21.00<br />
Hate2Lose<br />
Konzert 21.30<br />
100 Meter Freistil<br />
10.00<br />
Monstersounds<br />
by Mr. Mean 21.00<br />
Tag- & Nachtschänke<br />
13.00<br />
Nacht der Schatten<br />
20.00 EXIL<br />
Rotzfreche<br />
Asphaltkultur<br />
T-Keller<br />
Sa<br />
15.12.<br />
HG.Butzko<br />
Kabarett 20.15<br />
Technobox<br />
23.00<br />
TBA<br />
23.00<br />
Frühstücksbuffet &<br />
Bundesliga 10.30 / 20.00<br />
Kill your Idols<br />
90s Trash 23.00<br />
Kill your Idols<br />
90s Trash 23.00<br />
Jukebox Explosion<br />
Indie & Electroclash 23.00<br />
Beats on Toast<br />
10.00<br />
It’s like that<br />
by Def 21.00<br />
Tag- & Nachtschänke<br />
13.00<br />
Snorri Helgason<br />
20.00 BAR IM JT<br />
11.12.<br />
20 00<br />
So<br />
16.12.<br />
Der Grüffelo<br />
Theater 16.00<br />
Salsa-Party<br />
DJ Zdee 20.00<br />
Frühstücksbuffet &<br />
Bundesliga 10.30 / 15.30<br />
Tango-Salon<br />
20.00<br />
Tatort-Abend<br />
20.15<br />
Tag- & Nachtschänke<br />
14.00<br />
Breakfast-Club<br />
10.00 (K)<br />
20 00<br />
The Heart<br />
of Horror<br />
He<strong>im</strong>athafen <strong>im</strong> pools<br />
Seit sechs Jahren gibt es The<br />
Heart of Horror – eine Band, deren<br />
Name klingt, als würde hier<br />
kräftig gegrunzt, geschnaubt, gegrölt.<br />
St<strong>im</strong>mt nicht, denn gegründet<br />
wurde The Heart of Horror<br />
von Mathias Reetz (Black Mail) als<br />
waschechtes Singer/Songwriter-<br />
Projekt. Stilecht ging es zunächst<br />
über die Mini-Bühnen von Bars<br />
und Cafés. Inzwischen hat das Bochumer<br />
Quartett nicht nur seine<br />
Auftrittsmöglichkeiten, sondern<br />
auch den Klangraum erweitert.<br />
Gekreuzt werden Little Feet und<br />
Death Cab for Cutie. Kleine Bühnen<br />
mag man aber <strong>im</strong>mer noch.<br />
Wie <strong>im</strong>mer an dieser Stelle eine Prise Aufklärung bzw. Geschichtsunterricht<br />
von links. Oder wussten Sie, dass die Rotzfreche Asphaltkultur<br />
(RAK) ein seit über 30 Jahren bestehender, loser Zusammenschluss<br />
von linken Straßenmusikern und Kleinkünstlern ist? Ein<br />
buntes Netzwerk, Polit-Aktionsgruppe und anarchischer Chaotenhaufen?<br />
Na, sehen Sie, haben wir uns doch gedacht. Damit Sie noch<br />
schlauer werden können, präsentieren die RAKis Rares aus ihrem<br />
wohlbehüteten Archiv: ungehörte Audio- und Videoschätze. Nichts<br />
wie hin!<br />
13.12.<br />
Uli Borowka<br />
Stadion an der Speckstraße<br />
19 00 10.12.
Apex<br />
Blue Note<br />
Capo Bar<br />
Diva Lounge<br />
EinsB<br />
Freihafen<br />
JT-Keller<br />
Musa<br />
Nörgelbuff<br />
He<strong>im</strong>athafen<br />
<strong>im</strong> pools<br />
6 Millionen<br />
Dollar Club<br />
Thanners<br />
T-Keller (T)<br />
Kabale (K)<br />
Diverse<br />
Mo<br />
17.12.<br />
Compagnia Buffo<br />
Theater 20.15<br />
v After-Work-Party<br />
DJ SeleD 18.00<br />
Salsa-Kneipe<br />
20.30<br />
NB-Houseband<br />
Funk, Soul & Blues 21.30<br />
Frühschw<strong>im</strong>mer<br />
10.00<br />
Tag- & Nachtschänke<br />
Warsteiner-Stunde 14.00<br />
Pasta-Tag<br />
16.00 (K)<br />
Monday Tunes<br />
22.00 ALPENMAX<br />
Di<br />
18.12.<br />
Compagnia Buffo<br />
Theater 20.15<br />
Lounge &<br />
DFB-Pokal 15.00<br />
Astra-Tag<br />
10.00<br />
Jack Out ...<br />
20.15<br />
Tag- & Nachtschänke<br />
Kölsch-Stunde 14.00<br />
Frauenlesbentrans-*<br />
Kneipe 20.30 (K)<br />
Student’s Night<br />
20.00 IRISH PUB<br />
Mi<br />
19.12.<br />
Annas Alibi<br />
Konzert 20.15<br />
Mittwochs-Disco<br />
House & Electro 22.30<br />
Lounge &<br />
DFB-Pokal 15.00<br />
Salsa en Sótano<br />
Salsa & Latin 22.00<br />
Spritwoch<br />
10.00<br />
Jäger & Sammler<br />
Astra -Special 21.00<br />
Weizen-Tag<br />
14.00<br />
Nacht d. Studenten<br />
21.00 ALPENMAX<br />
Do<br />
20.12.<br />
Stille Hunde &<br />
B.Nawothning 20.15<br />
Cocktail-Bar<br />
22.00<br />
Whiskey-Probier-Tag<br />
20.00<br />
Manic Pool<br />
10.00<br />
Sekt & the City<br />
Sekt -Special 21.00<br />
Tag- & Nachtschänke<br />
Jever-Stunde 14.00<br />
Fass-Tag<br />
18.00 (K)<br />
Blues’n’Boogie Küche<br />
21.00 EXIL<br />
HG.Butzko<br />
Apex<br />
15.12.<br />
Zur „Pfeffer & Salz“-Party gehen wir dieses Jahr mit Giovanni. Schließlich<br />
rühmt sich unser Genueser Freund, während seines Studiums ganze<br />
acht Bottiche Markensalz aus Bad Reichenhall vertilgt zu haben.<br />
Geschadet hat’s ihm nicht, während wir salzarm lebten und nun manch<br />
Zipperlein haben. Sicherlich steht Giovanni auch auf Deep House, Min<strong>im</strong>al<br />
und Techno und wird sich bestens mit DJ Chuck Noise und Stefan<br />
Schleich verstehen. Während wir mit unseren Krücken danebenhocken<br />
und von einem Land träumen, in dem der Pfeffer wächst.<br />
45<br />
Fr<br />
21.12.<br />
<strong>Die</strong> Pawlowskis forte<br />
Kabarett 20.15<br />
Weltuntergang Abiparty<br />
22.00<br />
TBA<br />
23.00<br />
Paulaner-Tag<br />
10.30<br />
King Kong Kicks<br />
Guitar Pop 23.00<br />
Funk You<br />
Funk,Soul,HipHop 23.00<br />
Fight the Dancefloor<br />
Masken & Konfetti 23.00<br />
Power Dance<br />
DJ Martin 21.00<br />
100 Meter Freistil<br />
10.00<br />
Bicki Bash’s Beat Bomb<br />
21.00<br />
Tag- & Nachtschänke<br />
13.00<br />
What The Funk<br />
20.00 EXIL<br />
Sa<br />
22.12.<br />
Weihnachtsgeschichte<br />
Theater 20.15<br />
Shaker Plates X-Mas<br />
Stereo Express 22.00<br />
TBA<br />
23.00<br />
Frühstücksbuffet<br />
& Lounge 10.30 / 20.00<br />
Naughty or Nice<br />
23.00<br />
Gay Sensation<br />
23.00<br />
TBA<br />
Merry-go-round<br />
Konzert 21.00<br />
Beats on Toast<br />
10.00<br />
Beatgrade<br />
by Ed Scientific 21.00<br />
Tag- & Nachtschänke<br />
13.00<br />
Sausa Ritmo<br />
22.00 SA<strong>USA</strong>LITOS<br />
So<br />
23.12.<br />
Weihnachtsgeschichte<br />
Theater 17.00<br />
Salsa-Party<br />
DJ Zdee 20.00<br />
Frühstücksbuffet &<br />
Tatort 10.30 / 20.15<br />
Tony Buck<br />
13.12.<br />
20 00<br />
20 15 28.12.<br />
20 00<br />
Cry Xmas Baby<br />
DJ Bionique 23.00<br />
Tango-Salon<br />
20.00<br />
pools-Geburtstagsparty<br />
20.00<br />
Eighties Fusion<br />
by Djane Viper M 21.00<br />
Tag- & Nachtschänke<br />
14.00<br />
Breakfast-Club<br />
10.00 (K)<br />
Nörgelbuff<br />
Trommeln, was die Felle hergeben!<br />
In der Reihe „Grenzwerte –<br />
musikalische Improvisationen jenseits<br />
der Schubladen“ präsentiert<br />
der Nörgelbuff <strong>im</strong> <strong>Dezember</strong><br />
den Australier Tony Buck mit seinem<br />
Solo-Drumming-Programm.<br />
Buck, Trommler be<strong>im</strong> Trio The<br />
Necks und bekannt durch seine<br />
Zusammenarbeit mit dem großen<br />
John Zorn und Lee Ranaldo von<br />
Sonic Youth, verbindet die Diffizilität<br />
des Free-Music-Drummings<br />
mit der Härte modernen Rocks<br />
und dem Flow elektronischer Musik.<br />
Ein Muss! Support:<br />
Andreas Düker/Christian Dreher<br />
Duo.<br />
„Ich mache seit 1997 satirisches Kabarett, und inzwischen denk ich<br />
mir: Wenn du dich mit den Mächtigen beschäftigen willst, wieso hältst<br />
du dich dann mit Politikern auf?“ Okay, der 1965 in Gelsenkirchen geborene<br />
Kaberettist HG.Butzko ist nicht der erste, der verstanden hat,<br />
dass Politiker lakaienartige Symptome, jedenfalls keine Ursachen sind.<br />
Der seltene Glücksfall eines deutschen Satirikers, der das kapitalistische<br />
Wirtschaftssystem selbst aufs Korn n<strong>im</strong>mt, ist der Mann aber auf<br />
jeden Fall. Könnte man glatt hingehen.<br />
Pfeffer & Salz<br />
JT-Keller
Mo<br />
24.12.<br />
Di<br />
25.12.<br />
Mi<br />
26.12.<br />
Do<br />
27.12.<br />
Fr<br />
28.12.<br />
Sa<br />
29.12.<br />
So<br />
30.12.<br />
Apex<br />
Blue Note<br />
After-Work-Party<br />
DJ SeleD 18.00<br />
Seeriöses Weihnachten<br />
23.00<br />
Abi-Party<br />
22.00<br />
Vom kl. Maulwurf<br />
Theater 16.00<br />
Der Grüffelo<br />
Theater 16.00<br />
Black Boom<br />
R&B, HipHop 22.00<br />
Der Grill ist ein Schwein<br />
Theater 20.15<br />
Disco Classics<br />
DJ Daniel 21.00<br />
Kl. Raupe N<strong>im</strong>mersatt<br />
Theater 16.00<br />
Salsa-Party<br />
DJ Zdee 20.00<br />
29.12.<br />
23 00<br />
Capo Bar<br />
Diva Lounge<br />
EinsB<br />
Freihafen<br />
JT-Keller<br />
Musa<br />
Nörgelbuff<br />
He<strong>im</strong>athafen<br />
<strong>im</strong> pools<br />
6 Millionen<br />
Dollar Club<br />
Thanners<br />
Hohoho …<br />
Sexy Sander & Elnite 23.00<br />
Salsa-Kneipe<br />
20.30<br />
Frühschw<strong>im</strong>mer<br />
10.00<br />
Geschlossen<br />
Tag- & Nachtschänke<br />
Warsteiner-Stunde 14.00<br />
Astra-Tag<br />
10.00<br />
Steve Austin’s<br />
Christmas-Lounge 20.15<br />
Tag- & Nachtschänke<br />
Kölsch-Stunde 14.00<br />
Mittwochs-Disco<br />
House & Electro 22.30<br />
Salsa en Sótano<br />
Salsa & Latin 22.00<br />
Spritwoch<br />
10.00<br />
Jäger & Sammler<br />
Astra -Special 21.00<br />
Weizen-Tag<br />
14.00<br />
Cocktail-Bar<br />
22.00<br />
Whiskey-Probier-Tag<br />
20.00<br />
Spielstunde<br />
Open Stage 21.30<br />
Manic Pool<br />
10.00<br />
Sekt & the City<br />
Sekt -Special 21.00<br />
Tag- & Nachtschänke<br />
Jever-Stunde 14.00<br />
TBA<br />
23.00<br />
Paulaner-Tag<br />
10.30<br />
I Love 00s<br />
DJ Bionique 23.00<br />
Shut up club<br />
23.00<br />
Pfeffer & Salz<br />
House & Min<strong>im</strong>al 23.00<br />
Rock gegen Rheuma<br />
DJ Albi 21.00<br />
100 Meter Freistil<br />
10.00<br />
Sure Shots<br />
by Turntable Twins 21.00<br />
Tag- & Nachtschänke<br />
13.00<br />
TBA<br />
23.00<br />
Frühstücksbuffet<br />
& Lounge 10.30 / 20.00<br />
House Schmaus<br />
23.00<br />
Kopfhörerparty<br />
23.00<br />
Black Shampoo<br />
Funk,Soul,Vintage 23.00<br />
Beats on Toast<br />
10.00<br />
Countdown-Club<br />
by Looper 21.00<br />
Tag- & Nachtschänke<br />
13.00<br />
Frühstücksbuffet &<br />
Tatort 10.30 / 20.15<br />
Tango-Salon<br />
20.00<br />
Tatort-Abend<br />
20.15<br />
Tag- & Nachtschänke<br />
14.00<br />
Kopfhörerparty<br />
Freihafen<br />
In Michelangelo Antonionis Film<br />
„Blow-up“ gibt es eine Szene, in der<br />
zwei Leute in einem Park in perfekter<br />
Pantom<strong>im</strong>e ein Tennisspiel inszenieren.<br />
Obwohl es keinen Ball gibt,<br />
schauen die Passanten gebannt zu.<br />
Ähnlich surreal muten für Außenstehende<br />
die von London nach Kontinentaleuropa<br />
geschwappten Kopfhörerpartys<br />
an, bei denen die Musik<br />
nur von Gästen zu hören ist, die einen<br />
Stereo-Funkkopfhörer tragen.<br />
Alle Nicht-Eingeweihten verfolgen<br />
die rätselhafte Trance derweil staunend.<br />
Schön, dass das berauschende<br />
Exper<strong>im</strong>ent jetzt auch in Göttingen<br />
zu erleben ist.<br />
T-Keller (T)<br />
Kabale (K)<br />
Pasta-Tag<br />
16.00 (K)<br />
Frauenlesbentrans-*<br />
Kneipe 20.30 (K)<br />
Fass-Tag<br />
18.00 (K)<br />
Breakfast-Club<br />
10.00 (K)<br />
Diverse<br />
Monday Tunes<br />
22.00 ALPENMAX<br />
Student’s Night<br />
20.00 IRISH PUB<br />
Nacht d. Studenten<br />
21.00 ALPENMAX<br />
Das Pack<br />
20.00 EXIL<br />
Klangwelt<br />
23.00 EXIL<br />
Paradies: Liebe<br />
Lumière<br />
ab 3.1.<br />
Ein Strandurlaub in Kenia soll es sein für die 50-jährige Teresa. Hinter<br />
den Absperrungen <strong>im</strong> Sand stehen junge kenianische Schmuckverkäufer.<br />
Teresas Freundin Inge schwärmt vom Sex mit den Beachboys, und<br />
so sucht auch Teresa bald ihr Glück <strong>im</strong> „Liebesparadies“. Wer das filmische<br />
Schaffen des Österreichers Ulrich Seidl kennt, weiß, dass der<br />
Auftakt seiner „Paradies“-Trilogie kein Spaß wird. Seidl legt alles bloß,<br />
den kolonialen Blick, die Sehnsucht nach Liebe, den alternden weiblichen<br />
Körper. Keine leichte Kost, und gerade deshalb: sehenswert.<br />
21 45 19.1.<br />
Michael Frayns berühmte Theaterkomödie „Der nackte Wahnsinn“<br />
ist für den englischen „Daily Telegraph“ das lustigste Stück, das je<br />
geschrieben wurde. Ein Kritiker, der kürzlich eine Aufführung <strong>im</strong><br />
Londoner Old Vic zu besprechen hatte, zeigte sich von der Neuinszenierung<br />
derart angetan, dass er Gefahr lief, von einem Taxifahrer<br />
wegen pathologisch anmutender Lachanfälle schnurstracks in<br />
einer Anstalt abgeliefert zu werden. Jetzt sind wir gespannt, was<br />
der Göttinger Regisseur Michael Kessler draus macht.<br />
47<br />
20 00<br />
Der nackte Wahnsinn<br />
Deutsches Theater
Apex<br />
Mo<br />
31.12.<br />
Cyrano de Begerac<br />
Theater 18.00 / 21.00<br />
Di<br />
1.1.<br />
Mi<br />
2.1.<br />
Herausgeber<br />
pony.medien, T<strong>im</strong> Kießling<br />
Hospitalstraße 35 / 37073 Göttingen<br />
Kontakt<br />
Tel.: +49 (0) 551 - 99 51 430<br />
info@readmypony.com<br />
Blue Note<br />
Capo Bar<br />
Martin Books<br />
& Arne Götsch 22.00<br />
Tequila-Party<br />
21.00<br />
Mittwochs-Disco<br />
House & Electro 22.30<br />
Geschäftsführung<br />
T<strong>im</strong> Kießling<br />
Chefredaktion<br />
Michael Saager (V.i.S.d.P.)<br />
saager@readmypony.com<br />
Diva Lounge<br />
EinsB<br />
Kill Your Idols<br />
Silvester-Spezial 23.00<br />
Lounge<br />
15.00<br />
Lounge<br />
15.00<br />
Redaktion<br />
Kerstin Cornils, Jan Langehein,<br />
Henning Lisson, Tina Lüers<br />
Gestaltung<br />
Ronald Weller<br />
Freihafen<br />
JT-Keller<br />
Musa<br />
Nörgelbuff<br />
He<strong>im</strong>athafen<br />
<strong>im</strong> pools<br />
6 Millionen<br />
Dollar Club<br />
Thanners<br />
T-Keller (T)<br />
Kabale (K)<br />
Kill Your Idols<br />
Silvester-Spezial 23.00<br />
Silvester Inferno<br />
DJ Bionique 01.00<br />
Rock gegen Rheuma<br />
Silvester-Spezial 21.00<br />
Frühschw<strong>im</strong>mer<br />
10.00<br />
Geschlossene<br />
Gesellschaft<br />
Tag- & Nachtschänke<br />
Warsteiner-Stunde 14.00<br />
Pasta-Tag<br />
16.00 (K)<br />
Astra-Tag<br />
10.00<br />
Geschlossen<br />
Tag- & Nachtschänke<br />
Kölsch-Stunde 14.00<br />
Frauenlesbentrans-*<br />
Kneipe 20.30 (K)<br />
Salsa en Sótano<br />
Salsa & Latin 22.00<br />
Spritwoch<br />
10.00<br />
Jäger & Sammler<br />
Astra -Special 21.00<br />
Weizen-Tag<br />
14.00<br />
Mitarbeit Florian Brauer, Christoph Braun,<br />
Andreas Busche, Tina Fibiger, Carsten<br />
Happe, Ella Jaspers, Ulrich Kriest, Thomas<br />
Schaefer, Frank Schäfer, Manuel Schaper,<br />
Moritz Scheper, Markus von Schwerin,<br />
Elke Wittich<br />
Fotos / Illustration Fehmi Baumbach,<br />
Michael Mann, Mila Snorrason, Leo<br />
Stefansson, Isabelle Winarsch, Ro Ka Wi,<br />
Glitterhouse, MFA-Film, Rapid Eye Movies,<br />
Sony, Suhrkamp, Wild Bunch Film<br />
Cover © <strong>Scott</strong> Matthew / Michael Mann<br />
Anzeigen Michaela Bang,<br />
Frank Stietenroth<br />
Druck Grafische Werkstatt<br />
von 1980 GmbH<br />
<strong>Die</strong> Meinungen in den veröffentlichten Texten geben<br />
nicht unbedingt die Meinung des Herausgebers wieder.<br />
Diverse<br />
Monday Tunes<br />
22.00 ALPENMAX<br />
Student’s Night<br />
20.00 IRISH PUB<br />
Nacht d. Studenten<br />
21.00 ALPENMAX<br />
Bei Bildung<br />
ist mehr drin.<br />
grüne stehen für Chancengleichheit und ein<br />
inklusives Bildungssystem von Anfang an.<br />
- mehr Kinderbetreungsplätze<br />
- längeres gemeinsames lernen<br />
- Ausbildungsplätze statt Warteschleifen<br />
- Abschaffung unsozialer studiengebühren<br />
www.gruene-goettingen.de<br />
WWW.GRUENE-GOETTINGEN.DE
U n t e r s t ü t z t v o n<br />
PONYHOF<br />
Sie haben es gut, liebe Leserinnen und Leser! Sitzen da in aller Seelenruhe<br />
in Ihrem Ohrensessel mit geschmackvollem Blümchenmuster<br />
und sinnen darüber nach, ob Sie den <strong>Pony</strong>hof lieber jetzt gleich oder<br />
erst nach den feuchtfröhlichen Glühweinexzessen mit Ihrer sonst <strong>im</strong>mer<br />
sehr nüchternen Chefin verschlingen werden. Unsereins hat indes<br />
die ehrenvolle Aufgabe, allmonatlich einen schnuckeligen Text für Sie<br />
zu zaubern, der Sie mit Neuigkeiten aus unserer großen bunten Welt<br />
erheitert, manchmal aber auch zum Nachdenken bringt – hoffentlich<br />
aber nie zum Weinen. Das ist nicht <strong>im</strong>mer ganz leicht, müssen Sie wissen.<br />
Was passiert zum Beispiel, wenn eines unausdenkbaren Tages<br />
mal der beliebte Autor dieser Zeilen von Fieberkrämpfen geschüttelt<br />
wird und, mit heißer Fanpost umwickelt, frisch gebraute Hexenkräuter<br />
vom Blocksberg eingetröpfelt bekommt, um sich notdürftig über<br />
Wasser und überhaupt am Leben zu halten? Nicht auszudenken, was<br />
dann <strong>im</strong> <strong>Pony</strong>hof los ist. <strong>Die</strong> Pferdchen schlagen nervös mit den Hufen<br />
und müssen selbst ran an den Speck.<br />
Tja, und was gibt’s denn nun Neues auf unserer hübschen Erdenkruste?<br />
„Ich kan jez fünf oder siben meter aleine schw<strong>im</strong>en das finde ich<br />
toll. Ich abeite auch gerade an einer Geschichte“, vermeldet soeben<br />
unsere jüngste Korrespondentin, die siebenjährige Nina aus Altona.<br />
Deutschland muss die kommende Olympiade und den nächsten internationalen<br />
DichterInnen-Wettstreit auf der Wartburg bei so engagiertem<br />
Nachwuchs wohl keineswegs fürchten. Bedenkenswert mutet<br />
zudem ein rührender Appell des englischen Tory-Politikers Nick Boles<br />
an: Der Besitz eines Hauses mit Garten sei ein grundlegendes moralisches<br />
Recht, vergleichbar dem Recht auf Gesundheitsversorgung<br />
und Bildung. Können Sie sich vorstellen, dass hierzulande Ministerin<br />
Schröder für Sie auf die Barrikaden steigt, damit Sie endlich einmal<br />
aus Ihrer Mietwohnung ausziehen können, um in eine schicke Villa mit<br />
Golfplatz überzusiedeln? Also, wir leider auch nicht. In Südniedersachsen<br />
wären wir schon zufrieden, wenn Menschen nicht wie <strong>im</strong> Friedländer<br />
Stadtteil Groß Schneen Wand an Wand mit Betrieben leben<br />
müssten, die ihre Umgebung mit dem krebserregenden Lösungsmittel<br />
Trichlorethylen einnebeln. <strong>Die</strong> Göttinger Staatsanwaltschaft ermittelt.<br />
Nun aber schnell zu weniger toxischen Themen. Jawohl, liebe Leserinnen<br />
und Leser, auch wir sind reichlich verdutzt, dass jetzt schon wieder<br />
das Weihnachtsfest vor der Tür steht. Anders als wir frechen Klepper<br />
<strong>im</strong> Stall sind Sie best<strong>im</strong>mt hübsch brav gewesen und haben sich<br />
Ihre Pfeffernüsse und Mandelkerne redlich verdient. Wie schön zudem,<br />
dass zum ersten Mal in seinem Leben das neu geborene Söhnchen<br />
unserer geschätzten Redakteurin Tina den harzigen Duft eines<br />
Weihnachtsbaumes einatmen darf. Ihr <strong>Pony</strong> macht <strong>im</strong> Januar Pause<br />
und ist <strong>im</strong> Februar wieder für Sie da. Und jetzt hurtig: Auf dem Weihnachtsmarkt<br />
wartet schließlich Ihre Chefin auf Sie. Ein Glas Punsch in<br />
der halb erfrorenen Hand.<br />
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