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Inhalt I. Einleitung ...........................................................

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GUSTAV MAHLER: REVELGE. GEDICHTINTERPRETATION UND MUSIKALISCHE ANALYSE.<br />

„im 19. Jh. seit Robert Schumanns op. 20 erscheinende Bezeichnung für ein heiteres<br />

instrumentales, meist in Liedform gehaltenes Charakterstück [...]“. 44 Insofern<br />

verwundert die Bezeichnung also, denn viele der Wunderhornlieder sind alles andere<br />

als heiter.<br />

Eine Aussage Mahlers über Carl Loewe 45 erscheint in dieser Diskussion wichtig: Er<br />

würde meine Humoresken verstehen, wie er in Wahrheit der Vorläufer dieser<br />

Kompositionsform ist. 46 Das Zitat kreiert eine inhaltliche Verbindung zwischen Mahlers<br />

„Humoreske“ und Kunstliedern in der Art von Loewes romantischen Klavierballaden. Da<br />

er jedoch den Begriff nicht nur in Bezug auf Lieder, sondern beispielsweise auch im<br />

symphonischen Zusammenhang anwendet, hat „Humoreske“ bei Mahler eine<br />

inhaltliche Bedeutung unter dem Einfluss von Jean Paul 47 und nicht die Bedeutung<br />

einer musikalisch formalen Grundgestalt oder einer Gattungsbezeichnung. 48 Hiermit<br />

rechtfertigt sich auch Rosenbergs Deutung, in der er sagt, die Mahlersche Humoreske<br />

habe etwas mit „romantischer Ironie und vor allem mit Doppelbödigkeit zu tun“. 49<br />

Damit wird glaubwürdiger, dass Mahler das „Revelge“ ursprünglich als „Humoreske“<br />

bezeichnet haben soll, denn tragische Ironie ist Grundtendenz dieses Liedes. 50<br />

Der „grausige <strong>Inhalt</strong>“ des Textes wird schon in der Brentano-Fassung ironisch<br />

gebrochen durch die Refrainzeile, die bis zum Schluss ständig wiederkehrt und einen<br />

grotesken Kontrast zur Todesatmosphäre im Gedicht bildet. Mahlers Variieren und<br />

Vervielfachen dieser Refrainzeile ist erneut emphatischer Natur und eine weitere<br />

Bestätigung dafür, dass die Ironie hier nicht ausgeblendet wird, sondern vielmehr dem<br />

Ausdruck „Lachen unter Tränen“ eine neue Bedeutung zukommen lässt. 51<br />

Nach dieser detaillierten Textbetrachtung sind nun die Grundlagen für eine<br />

Auseinandersetzung mit der musikalischen Umsetzung Mahlers geschaffen; zuvor folgt<br />

aber eine kurze Darstellung der Quellenlage.<br />

44<br />

45<br />

46<br />

47<br />

48<br />

49<br />

50<br />

51<br />

Zitiert aus Dietel, Gerhard: Wörterbuch Musik. München 2000, S. 135.<br />

Carl Loewe (* 30.11.1796 Löbejün bei Halle, † 20.4.1869 Kiel), ein Komponist, der vor allem bekannt<br />

wurde wegen seiner klavierbegleiteten Soloballaden.<br />

Mahler zitiert nach Killian 1984, S. 136.<br />

Jean Paul (* 1763 Wunsiedel - † 1825 Bayreuth), Pseudonym von Johann Paul Friedrich Richter. Seine<br />

Romane zeichnen sich durch einen bizarr-romantischen Humor aus (z. B. „Titan“, 1800-1803).<br />

Außerdem schrieb er eine „Vorschule der Ästhetik“, die Mahler bekannt sein dürfte. Vgl. Hilmar-Voit,<br />

S. 34-35.<br />

Vgl. Hilmar-Voit, S. 36-37.<br />

Rosenberg, Wolf: Analytische Betrachtung einer Werke Gustav Mahlers. S. 236 in Metzger, Heinz-Klaus<br />

(Hrsg.): Gustav Mahler. Musik-Konzepte: Sonderband, München 1989, S. 221-259.<br />

Vgl. Hilmar-Voit 1988, S. 36 und Anmerkung Nr. 64, S. 48, sowie S. 236-237. Vor allem in der<br />

Anmerkung bekundet Hilmar-Voit ihre Zweifel an der Glaubwürdigkeit der zitierten Quelle (Henry-Louis<br />

de La Grange, Mahler. Volume I, New York 1973.) Im Mahlerschen Humoreskensinne scheint die<br />

Bezeichnung jedoch nicht abwegig zu sein.<br />

Vgl. ebd., S. 33.<br />

FY GADIOT 13

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