Nur ein Flügelschlag zwischen Leben und Tod - GSIW

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»Nur ein Flügelschlag zwischen Leben und Tod« – Maturitätsarbeit von Larissa Jäger, 6bG Meine Maturitätsarbeit ist in sechs Teile gegliedert: zu Beginn die historische Entwicklung der Organspende, um sich einen Überblick des Themas zu verschaffen. Es folgen die medizinischen Grundlagen, welche Fakten zum Hirntod aus technischer Sicht aufklären. Das Kernstück der Arbeit sind Überlegungen aus der christlichen Ethik. Die Ergebnisse dieses Teils werden anschliessend mit dem Buddhismus und dem Islam verglichen. Zuletzt werden zwei elementare Fragestellungen der Arbeit aufgezeigt und mit eigenen Ausführungen so gut wie möglich beantwortet. Die Arbeit zielt nicht darauf ab, dass sich jeder Leser am Ende für oder gegen eine Organspende äussern kann; sondern darauf, dass man sich Gedanken zu Leben und Tod, sowie zur Problematik des Hirntodes macht. 2. Geschichtlicher Abriss 2.1 Die Entwicklung der Organtransplantation Von der Idee, menschliches Gewebe oder Organe von einem Menschen auf einen anderen zu übertragen, ist schon immer eine Faszination ausgegangen. Es gibt zahlreiche Mythen und Legenden bis in das Jahr 500 v. Chr. zurück, die von solchen Versuchen schreiben. Die ersten wissenschaftlichen Organtransplantationen können bis in das 18. und 19. Jahrhundert zurückverfolgt werden. Mit der Entdeckung der Organabstossung 1863 durch Paul Bert begannen die ersten modernen Transplantationen. Es wurden zahlreiche Experimente an Tieren durchgeführt; das Blutgruppensystem und die Organkonservierung steuerten jeweils wichtige Beiträge zur Entwicklung der Organtransplantation bei. Um 1951 fand die erste Transplantation in der Schweiz statt, und zwar wurde an der Zürcher Augenklinik eine Hornhaut transplantiert. Am 3. Dezember 1967 führte Christiaan Barnard in Kapstadt, Südafrika die erste allogene Herztransplantation durch, ein Meilenstein in der Geschichte. Noch im selben Jahr wurde die Vermittlungsstelle Eurotransplant gegründet. Um 1983 wurde das immunsuppressive Medikament Cyclosporin eingeführt, das die Überlebensquote der Transplantierten massiv verbesserte. Es wird heute noch in der Medizin verwendet. 4
»Nur ein Flügelschlag zwischen Leben und Tod« – Maturitätsarbeit von Larissa Jäger, 6bG 2.2 Die Entstehung des theoretischen Ansatzes: das Hirntodkonzept Bereits in der antiken Medizin spielte die Frage nach dem Tod eine bedeutende Rolle, jedoch unterscheiden sich die heutigen Interessen der Medizin erheblich von den früheren. Damals war der Beginn des Sterbeprozesses wichtig, der Zeitpunkt, an dem die Bemühungen um eine Heilung des Patienten einzustellen wären. Diese Einstellung blieb bis ins Mittelalter erhalten. Im 17. und 18. Jahrhundert kam dann die Angst vor dem Scheintod auf, man wollte den Patienten nicht durch eine vorzeitige Diagnose und Bestattung töten. Die Menschen begannen, nach dem Ende des Sterbeprozesses zu fragen, um die Unsicherheit des Scheintodes zu beseitigen. Trotz all diesen Unsicherheiten blieb die Definition des Herz-Lungentodes bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts beständig. In den 50er Jahren verbesserten sich die Techniken der Lebenserhaltung dramatisch, es entstand eine neue Disziplin innerhalb der Anästhesie: die Intensivmedizin. Das Ziel war nun nicht mehr die Heilung von Krankheiten, sondern die Überwindung von lebensbedrohlichen Situationen. Die Entdeckung, dass die natürliche Atmung des Menschen auch künstlich ersetzt werden konnte, führte zu einer Verschiebung der Grenze zwischen Leben und Tod. Von da an wurde zwischen Vitalfunktionen und dem Leben des Menschen unterschieden: Patienten konnten als tot gelten, obwohl ihre Vitalfunktionen erhalten blieben. Mit der Organspende war die Möglichkeit, lebende Organe aus »toten« Menschen zu entnehmen und sie in einen anderen Patienten einzupflanzen, geboren. Um Organtransplantationen erst zu ermöglichen, brauchte dieses neuartige Hirntodkonzept noch viele Entdeckungen in der Medizin und auch theoretische Überlegungen in der Ethik. Im folgenden Kapitel werden die medizinischen Grundlagen der Organtransplantation dargelegt, der Ablauf einer Hirntoddiagnose und der Sterbeprozess eines Menschen detailliert erläutert. 5
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