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reviews(german) - Ute Körner Literary Agent, S.L.

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Mark Twain Ende des 19. Jahrhunderts logierte, wird die Gestapo-Leitstelle<br />

eingerichtet. Wer hierhin verschleppt wird, stirbt wenig später an einem<br />

"nicht näher zu bestimmenden Herzleiden".<br />

Und ebenso wie dieser Euphemismus die Folter kaschiert, gelingt Robert<br />

Seethaler mit einer ganz und gar unaufdringlichen Sprache, das Monströse<br />

jener Zeit einzufangen (es muss eben nicht immer besonders laut sein, damit<br />

man sich die Ohren zuhalten will).<br />

Apokalypse<br />

Nicht verwandt mit dem berüchtigten Wiener Zettelpoeten Seethaler: "Mein<br />

Vater heißt zwar auch Helmut, ist aber pensionierter Installateur und hatte<br />

insofern immer mit ganz anderen Dichtungen zu tun."<br />

Anfangs kümmert sich Franz wenig um das Weltgeschehen. Er geht seinen<br />

Sehnsüchten nach, verliebt sich am Prater in eine rundliche Böhmin, wird<br />

verlassen, gewinnt das Mädchen wieder. Er sinniert über sich selbst, seine<br />

Träume. "Das Herumtappen in derartigen fremden und dunklen<br />

Gedankengängen erschöpfte ihn."<br />

Doch sein Wien, das ihn anfangs noch geblendet hatte, mit seinem<br />

"Flimmern, Glänzen, Blitzen und Leuchten", wird zum apokalyptischen Ort.<br />

War der Glaube des Juden Freud anfangs nur eine Kuriosität, ist er nun eine<br />

Lebensbedrohung - auch für Franz und seinen Onkel, der weiterhin<br />

jedermann in seiner Trafik bedienen will.<br />

Dieser naive Junge wird später zum Helden, der sich die Schweinerein nicht<br />

länger ansehen will, der eine Kampfeslust entwickelt gegen die SS, gegen den<br />

Hass, die Mitläufer und die vielen, vielen Terrorbeamten. Es kommt, man<br />

ahnte es bereits beim Gewitterhimmel überm Salzkammergut: Zur<br />

Katastrophe.<br />

Jan Drees<br />

Contact: Sandra Rodericks · <strong>Ute</strong> <strong>Körner</strong> LIterary <strong>Agent</strong>, S.L. · T: +34 93 323 89 70 · sandra.rodericks@uklitag.com · www.uklitag.com

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