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Mikro/Makro für VWL Übungen - RealWWZ

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<strong>VWL</strong> Principles of Economics Chapter 13<br />

<strong>Mikro</strong>/<strong>Makro</strong> <strong>für</strong> <strong>VWL</strong> <strong>Übungen</strong><br />

Einige grundlegende Begriffe: (Preface, page ix)<br />

Das Gesetz der Knappheit/The Scarcity Principle:<br />

Mehr vom einen Gut zu haben, bedeutet weniger von einem anderen Gut zu besitzen.<br />

Das Kosten-Nutzen Prinzip/ The Cost-Benefit Principle:<br />

Es lohnt sich nur dann zu produzieren, wenn der Grenznutzen mindestens so gross ist, wie die<br />

Grenzkosten.<br />

Das Gesetz der ungleichen Kosten/The Principle of Unequal Costs:<br />

Einige Kosten beeinflussen die Entscheidung (z.B. Opportunitätskosten, Grenzkosten), andere<br />

nicht (z.B. Geld, welches onehin verloren ist =Sunk Costs, Durchschnittskosten).<br />

Das Gesetz der Komparativen Kostenvorteile/The Principle of Comparative Advantage:<br />

Der grösste Gemeinnutzen wird dann erreicht, wenn sich jeder auf die Herstellung des Gutes<br />

konzentriert, bei dem er am produktivsten ist.<br />

Das Gesetz der zunehmenden Opportunitätskosten/The Principle of Increasing<br />

Opportunity Cost:<br />

Benutze zuerst die Ressourcen mit den geringsten Opportunitätskosten, bevor Du solche mit<br />

höheren Opportunitätskosten gebrauchst.<br />

Das Gleichgewichts-Gesetz/The Equilibrium Principle:<br />

Ein Markt im Gleichgewicht lässt dem Einzelnen keine Möglichkeit der Beeinflussung (frei<br />

übersetzt).<br />

Das Effizienz Prinzip/The Efficiency Principle:<br />

Effizienz ist entscheidend. Insbesondere, wenn eine Volkswirtschaft wächst, kann jeder<br />

seinen Gesamtnutzen vergrössern (frei übersetzt).<br />

1/115


<strong>VWL</strong> Principles of Economics Chapter 13<br />

Chapter 1 page 3-14<br />

Das Gesetz der Knappheit/The Scarcity Principle:<br />

Unsere Bedürfnisse sind grenzenlos, die Ressourcen sind jedoch limitiert. Mehr vom einen<br />

Gut zu besitzen, bedeutet einen Verzicht auf ein anderes Gut.<br />

Die Wirtschaft setzt sich mit den Entscheidungen der Menschen, unter den Bedingungen der<br />

Knappheit, auseinander. Ebenso sollen die Auswirkungen auf die Gesellschaft analysiert<br />

werden.<br />

Bsp.: Für die Qualität einer Universität wäre es gut, wenn es bloss eine kleine Anzahl<br />

Studenten hätte. Dies ist allerdings eine Kostenfrage. Wenn es weniger Studenten hat,<br />

wird das Studium <strong>für</strong> diese teurer. Das zusätzlich bezahlte Geld kann nicht mehr <strong>für</strong><br />

andere Güter bzw. Dienstleistungen ausgegeben werden.<br />

Nicht nur Geld, sondern auch die Zeit und die Ressourcen sind knapp.<br />

Das Kosten-Nutzen Prinzip/The Cost-Benefit Principle:<br />

Wir kaufen nur dann, wenn der zusätzliche Nutzen die zusätzlichen Kosten übersteigt.<br />

Bsp.: Wenn die besagte Universität mehr Dozenten anstellt, wird der Unterricht<br />

qualitativ besser, aber <strong>für</strong> die Studenten auch teurer. Der einzelne Student muss sich<br />

fragen, ob die Mehrkosten die qualitativ bessere Ausbildung gerechtfertigen.<br />

Die Volkswirtschaft geht bei ihren Beobachtungen von rationalen Marktteilnehmern aus.<br />

Rationale Menschen leben nach dem Kosten-Nutzen Prinzip, wenngleich sie nicht bei jeder<br />

Entscheidung ausrechnen, ob sie ihren Nutzen steigern können. Für Forscher sind<br />

entsprechende Modelle aber wichtig, um Verhaltens-Tendenzen vorauszusagen.<br />

Der Reservationspreis (Reservation Price):<br />

Bsp: Bevor ich in den Ausgang gehe, möchte ich mein Hemd bügeln. Ich hätte die Zeit<br />

dazu, allerdings könnte ich in dieser Zeit auch etwas anderes tun. Angenommen,<br />

jemand würde mein Hemd <strong>für</strong> mich bügeln: Wieviel würde ich da<strong>für</strong> bezahlen? Bei<br />

diesem Betrag (z.B. Fr. 2.25) handelt es sich um den Reservationspreis.<br />

Ich kann aber auch so vorgehen, dass ich mich frage, wieviel ich von jemandem<br />

verlange, um sein Hemd zu bügeln. Angenommen, ich verlange bloss Fr. 2.- In diesem<br />

Fall wäre mein Nutzen (Fr. 2.25) grösser als meine Kosten (Fr. 2.-), folglich sollte ich<br />

mein Hemd selbst bügeln. Ich habe einen Überschuss (Economic surplus) von 25<br />

Rappen.<br />

Opportunitätskosten/Opportunity Cost:<br />

Unter Opportunitätskosten verstehen wir die Verzichtskosten, wenn wir (in dieser Zeit, mit<br />

diesem Geld, mit diesen Ressourcen) etwas nicht tun können, weil wir etwas anderes tun.<br />

Bsp.: Wir können gratis an ein Clapton-Konzert. Gleichzeitig findet aber ein Dylan-<br />

Konzert statt, <strong>für</strong> welches wir Fr. 30.- Eintritt bezahlen müssten. Zudem schätzen wir<br />

die Reisekosten ans Dylan-Konzert auf Fr. 10.-. Liegt unser Reservationspreis, um<br />

Dylan zu hören, bei Fr. 50.-, bleibt ein Überschuss von Fr. 10.-. Angenommen, wir<br />

entscheiden uns <strong>für</strong> Clapton, haben wir Opportunitätskosten von Fr. 10.-. Folglich<br />

lohnt es sich nur dann, Clapton zu hören, wenn unser Reservationspreis <strong>für</strong> sein<br />

Konzert mindestens bei Fr. 10.- liegt.<br />

Das irrationale Verhalten des Menschen:<br />

Oft verhält sich der Mensch irrational. Um bei einem Computerspiel, das Fr. 20.- kostet, Fr.<br />

10.- zu sparen, nimmt er den Weg zu einem weiter entfernten Laden auf sich. Um bei einem<br />

PC <strong>für</strong> Fr. 1000.- ebenfalls Fr. 10.- zu sparen, tut er dies nicht. Obwohl es sich um denselben<br />

absoluten Betrag handelt, vergleicht der Mensch prozentual.<br />

2/115


<strong>VWL</strong> Principles of Economics Chapter 13<br />

Die marginalen Kosten und der marginale Nutzen:<br />

Die marginalen Kosten bzw. Grenzkosten sind die zusätzlichen Kosten, die <strong>für</strong> den Kauf einer<br />

zusätzlichen Einheit anfallen. Ebenso verhält es sich mit dem marginalen Nutzen.<br />

Bsp.: Für ein zusätzliches Megabyte bezahle ich Fr. 5.-. Der zusätzliche Nutzen, den<br />

wir durch ein zusätzliches Megabyte erhalten, ist anfangs bedeutend höher als Fr. 5.-,<br />

sinkt aber mit jedem zusätzlichen Megabyte. Wir werden nur soviele zusätzliche<br />

Einheiten anschaffen, bis die marginalen Kosten mit dem marginalen Nutzen<br />

gleichzusetzen sind.<br />

Die <strong>Mikro</strong>ökonomie betrachtet das Verhalten des Individuums, die <strong>Makro</strong>ökonomie<br />

betrachtet hingegen das Verhalten einer Gesellschaft (inkl. Regierung).<br />

Chapter 2 page 32-33 and page 36-39<br />

Bei allem was wir tun, verzichten wir darauf, etwas anderes zu tun. Die damit verbundenen<br />

Opportunitätskosten müssen <strong>für</strong> die Entscheidung, etwas zu tun, berücksichtigt werden. Viele<br />

Menschen sind sich dessen nicht bewusst.<br />

Bsp.: Ein Gratis-Coupon <strong>für</strong> einen Flug kann ebenfalls Opportunitätskosten<br />

verursachen. Dies ist dann der Fall, wenn wir mehrere Flüge buchen möchten, jedoch<br />

nur ein Coupon haben und uns <strong>für</strong> eine Destination entscheiden müssen.<br />

Wenn wir uns heute entscheiden, Geld <strong>für</strong> etwas auszugeben, so bedeutet dies oft, dass wir in<br />

der Zukunft auf eine Anschaffung verzichten müssen. Dabei müssen wir uns bewusst sein,<br />

dass eine Geldeinheit, die ich in der Zukunft erhalte bzw. bezahle, nicht soviel Wert ist, wie<br />

wenn ich denselben Betrag heute erhalte bzw. bezahlen muss.<br />

Sunk Costs<br />

Die einzigen Kosten, die uns bei unserer Entscheidung, etwas zu tun, beeinflussen sollten,<br />

sind diejenigen, die wir vermeiden könnten, wenn wir die angesprochene Tätigkeit<br />

unterlassen. Viele Leute lassen sich jedoch von den „sunk costs“ beeinflussen. Dabei handelt<br />

es sich um Geld, welches <strong>für</strong> uns verloren ist, egal, ob wir die besagte Tätigkeit durchführen<br />

oder nicht.<br />

Bsp.: Wir haben ein Flugticket, dass in einer Woche verfällt. Es spielt keine Rolle, ob<br />

wir <strong>für</strong> dieses Ticket bezahlt haben oder ob es sich um einen Freiflug handelt: Das<br />

Geld ist weg. Die Frage, ob wir nun vom Ticket Gebrauch machen sollen, dürfen wir<br />

nicht vom Wert des Tickets abhängig machen. Als rational handelnde Menschen<br />

dürfen wir <strong>für</strong> unsere Entscheidung nur die anfallenden Kosten (z.B. Hotel) mit dem<br />

Nutzen vergleichen, wenn wir uns da<strong>für</strong> entscheiden sollten, zu fliegen.<br />

Bsp.: Ich habe ein nicht übertragbares Ticket <strong>für</strong> ein Basketball-Spiel, der Ticket-Preis<br />

kann nicht zurückerstattet werden. Wenn ich mich entscheiden muss, ob ich mir das<br />

Spiel anschauen soll, bestehen meine Opportunitätskosten bloss aus der Zeit, die ich<br />

da<strong>für</strong> aufwende. Ob ich <strong>für</strong> das Ticket bezahlt habe oder ob ich es gratis bekommen<br />

habe, spielt rational betrachtet keine Rolle. Das Ticket verfällt nach dem Spiel, es<br />

handelt sich dabei um „sunk costs“. Für meinen Kollegen, der noch kein Ticket hat, ist<br />

der Ticketpreis jedoch wesentlich.<br />

Der rationale mensch vergleicht nur die zusätzlich anfallenden Kosten mit seinem Nutzen, die<br />

„sunk costs“ sind <strong>für</strong> seine Entscheidung irrelevant. Oft ist jedoch festzustellen, dass<br />

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<strong>VWL</strong> Principles of Economics Chapter 13<br />

Menschen, die ein Freibillet erhalten, lieber darauf verzichten, es einzulösen, als wenn sie <strong>für</strong><br />

das Billet bezahlt hätten. Dieses Verhalten ist nicht rational.<br />

Bsp.: In einem all-you-can-eat Restaurant, indem die Leute einen fixen Betrag zu<br />

bezahlen haben und danach soviel essen können, wie sie wollen, ist festzustellen, dass<br />

die Leute das Gefühl haben, sie müssen ihr Geld „rausholen“. Wird jemand<br />

eingeladen, wird er nicht so viel essen, wie wenn er selbst bezahlen müsste. Auch<br />

dieses Verhalten ist nicht rational.<br />

Bsp.: Jenny hat heute Abend die Möglichkeit, ins Theater zu gehen, was sie Fr. 50.-<br />

kosten würde. Nun möchte John sie zum Essen einladen. Was soll sie tun? Als<br />

rationale Person wägt Jenny ihren Nutzen ab. Ihr Nutzen <strong>für</strong> die Theatervorführung<br />

beläuft sich auf Fr. 80.-, jener <strong>für</strong> das Abendessen mit John auf Fr. 70.-. Hat Jenny<br />

noch kein Theater-Billet gekauft, wird sie sich <strong>für</strong> das Abendessen entscheiden, denn<br />

der Nutzen <strong>für</strong> das Theater ist in diesem Fall geringer (80-50=30). Hat sie ihr Ticket<br />

hingegen bereits gekauft und kann es nicht weiter verkaufen, werden die Fr. 50.- zu<br />

„sunk costs“ und sind <strong>für</strong> ihre Entscheidung nicht länger relevant. Jenny vergleicht in<br />

diesem Fall nur den reinen Nutzen, der beim Theater (80) grösser ist, als beim<br />

Abendessen mit John (70).<br />

Ein häufiger Fehler ist das Verwechseln von Durchschnittsnutzen bzw. –kosten und<br />

Grenznutzen bzw. –kosten. Für unsere Beobachtungen rund um das Gesetz der Knappheit,<br />

sind die Durchschnittswerte nicht entscheidend. Wenn wir den Durchschnittsnutzen erhöhen<br />

können, bedeutet dies nicht zwingend, dass wir auch eine Steigerung des Grenznutzens<br />

erreicht haben.<br />

Chapter 3 page 49-55<br />

Die Theorie des komparativen Kostenvorteils:<br />

Eine Volkswirtschaft, die aus vielen „Alleskönnern“ besteht, wird ihr Potential nicht<br />

ausschöpfen. Besser sollten sich diejenigen, welche in ihrer Tätigkeit einen relativen Vorteil<br />

gegenüber ihren Mitmenschen haben, nur noch auf diese Tätigkeit beschränken. Auf diese Art<br />

ist jede Person am produktivsten, was die grösstmögliche Wertschöpfung <strong>für</strong> die<br />

Volkswirtschaft des entsprechenden Landes zur Folge hat. Selbstverständlich funktioniert<br />

diese Theorie auch länderübergreifend. Jedes Land sollte sich demnach auf seine Stärken<br />

konzentrieren und seine Güter nach erfolgter Produktion auf dem Weltmarkt gegen andere<br />

Güter tauschen. Nach diesem Prinzip wird der Wohlstand maximal.<br />

Bsp.: Ein Professor mäht seinen Rasen in einer Stunde. Nun hat er das Angebot eines<br />

Studenten, der den Rasen <strong>für</strong> Fr. 25.- pro Stunde mähen würde, jedoch zwei Stunden<br />

benötigt. Der Professor wird sich nun fragen, was er in der Stunde, die er nicht im<br />

Garten verbringt, alles tun könnte. Er schreibt zur Zeit ein Buch, <strong>für</strong> das er 2000<br />

Stunden braucht und es dann <strong>für</strong> 1,4 Millionen Franken verkaufen kann. Folglich hat<br />

er einen Stundenlohn von Fr. 700.-, was den Opportunitätskosten <strong>für</strong> das Rasenmähen<br />

entspricht. Wenn der Professor keinen zusätzlichen Nutzen (z.B. <strong>für</strong> sein Gemüt) beim<br />

rasenmähen sieht, wird er den Studenten anstellen, auch wenn er gegenüber diesem<br />

den Rasen schneller mähen könnte und damit einen absoluten Vorteil hat. Die<br />

Opportunitätskosten des Studenten, werden nicht höher als Fr. 25.- sein, da er sonst<br />

einen höheren Stundenlohn fordern würde.<br />

4/115


<strong>VWL</strong> Principles of Economics Chapter 13<br />

Absoluter Vorteil:<br />

Eine Person hat gegenüber einer anderen dann einen absoluten Vorteil, wenn er oder sie <strong>für</strong><br />

dieselbe Aufgabe weniger Zeit benötigt.<br />

Relativer/komparativer Vorteil:<br />

Eine Person hat gegenüber einer anderen dann einen komparativen Vorteil, wenn ihre<br />

Opportunitätskosten <strong>für</strong> eine Aufgabe geringer sind, als jene der anderen Person.<br />

Im obigen Beispiel hat der Professor einen absoluten Vorteil beim Rasenmähen, der Student<br />

einen komparativen.<br />

Die Theorie der komparativen Kostenvorteile gilt auch dann, wenn eine Person bzw. ein Land<br />

gegenüber der anderen Person bzw. dem anderen Land in jeder Tätigkeit einen absoluten<br />

Kostenvorteil hat.<br />

Chapter 4 page 73-100<br />

Die Theorie der komparativen Kostenvorteile hat sich durchgesetzt. Eine freie<br />

Marktwirtschaft mit den Gesetzen von Angebot und Nachfrage bringt einen grösseren<br />

Wohlstand, als ein bürokratisches, zentralistisches System, bei dem den Bürgern<br />

vorgeschrieben wird, wer, was zu produzieren hat. Anhand dieser Tatsache wird der<br />

Untergang der kommunistischen Sowjetmächte beschrieben.<br />

Wie setzt sich der Marktpreis zusammen?<br />

Erste Ökonomen behaupteten, der Marktpreis hänge mit den Kosten der Produktion<br />

zusammen. Dass Gold, im Verhältnis zu den Produktionskosten, relativ teuer ist, begründeten<br />

sie damit, dass der persönliche Nutzen, den jemand mit dem Besitz einer Sache verbindet, als<br />

zweiter Faktor auf den Marktpreis einwirkt. Um genauer zu ermitteln, wie sich der Marktpreis<br />

zusammensetzt, müssen wir zuerst auf Angebot, Nachfrage und Marktgleichgewicht<br />

eingehen:<br />

Die Angebotskurve:<br />

Je höher der Preis, den der Nachfrager dem Anbieter zu bezahlen bereit ist, desto grösser ist<br />

die Menge des Gutes, welches der Anbieter auf den Markt bringen wird. Zusätzlich werden<br />

neue Anbieter auf dem Markt auftreten, die bei kleineren Preisen nicht anbieten würden. Die<br />

Anbieter müssen ihre Opportunitätskosten decken. Für Leute mit einer schlechten Bildung,<br />

die wenige Alternativen haben, sind die Opportunitätskosten geringer.<br />

Die Angebotskurve verläuft von links unten nach rechts oben.<br />

Bsp.: Wenn ein Anbieter <strong>für</strong> einen Hamburger mehr verlangen kann, wird es <strong>für</strong> ihn<br />

interessant, mehr anzubieten oder überhaupt erst in den Markt einzusteigen. Die Zahl<br />

der Anbieter, wie auch die Zahl der angebotenen Hamburger, steigt. Falls sich das<br />

Gleichgewicht so einpendelt, dass 12000 Hamburger <strong>für</strong> Fr. 3.- pro Stück angeboten<br />

werden, bedeutet dies nichts anderes, als dass das Anbieten eines 12001. Hamburgers<br />

Opportunitätskosten verursacht, die grösser als Fr. 3.- sind (inkl. Alle Zutaten).<br />

Deshalb wird sich kein Anbieter finden, der diesen 12001. Hamburger anbietet. Die<br />

Grenzkosten steigen dabei mit zunehmender Menge, die produziert wird.<br />

Die Nachfragekurve:<br />

Die Nachfragekurve verläuft von links oben nach rechts unten. Je günstiger ein Gut ist, desto<br />

mehr Nachfrager treten im Markt auf. Ist das Gut hingegen teuer, weichen viele Nachfrager<br />

5/115


<strong>VWL</strong> Principles of Economics Chapter 13<br />

auf Substitutionsgüter aus, weil sie nicht gewillt sind, diesen höheren Preis zu bezahlen oder<br />

es sich nicht leisten können.<br />

Das Marktgleichgewicht: Wir sprechen dann von einem Marktgleichgewicht, wenn kein<br />

Marktteilnehmer einen Grund hat, sein Verhalten zu ändern, wenn es also keine Tendenz zu<br />

Produktions- oder Preisveränderungen gibt. Das Marktgleichgewicht befindet sich im<br />

Schnittpunkt von Angebots- und Nachfragekurve und zeigt an, welche Menge zu welchem<br />

Preis umgesetzt wird. Sowohl Anbieter wie Nachfrager müssen mit dem Marktgleichgewicht<br />

zufrieden sein, sie sehen keinen Anreiz, ihr Verhalten zu ändern. Natürlich würden die<br />

Anbieter gerne zu einem höheren Preis anbieten, doch würde die Zahl der Nachfrager in<br />

diesem Fall abnehmen und es gebe einen Angebotsüberschuss (Supply demand). Analog dazu<br />

kann es auch zu einem Nachfrageüberschuss (Excess demand) kommen. Dies ist dann der<br />

Fall, wenn die Ware zu günstig angeboten wird. Die Anbieter sehen keinen Anreiz darin,<br />

mehr anzubieten, weil sie zuwenig verdienen. Die Nachfrager hingegen reissen sich die Ware<br />

gegenseitig aus den Händen. In diesem Fall wird der Preis steigen, als Folge davon wird auch<br />

die Zahl der Anbieter steigen. Die Zahl der Nachfrager wird hingegen wieder sinken. Mit<br />

dieser Entwicklung streben wir gegen das Marktgleichgewicht.<br />

(Buch, S. 81)<br />

Preis<br />

Angebot<br />

Nachfrageüberschuss<br />

Nachfrage<br />

Menge<br />

Wenn der Staat in die freie Marktwirtschaft eingreift und z.B. Mindestpreise festlegt, kommt<br />

es im Volk zu Unzufriedenheit.<br />

Der Marktpreis räumt den Markt<br />

Bezahlt der Konsument <strong>für</strong> ein Produkt maximal Fr. 4.- und der Produzent kann <strong>für</strong> minimal<br />

Fr. 2.- anbieten, pendelt sich der Marktpreis vielleicht bei Fr. 3.- ein, was bedeutet, dass zu<br />

diesem Preis die ganze Menge umgesetzt wird. Konsumenten und Produzenten sind mit ihrer<br />

Rente zufrieden. Wird ein möglicher Gewinn nicht realisiert, weil kein Marktgleichgewicht<br />

herrscht, spricht man von „Cash on the Table“. Gemäss dem Kosten-Nutzen Prinzip wird mit<br />

dem grösstmöglichen wirtschaftlichen Gewinn auch die Wohlfahrt <strong>für</strong> die beteiligten<br />

Wirtschaftssubjekte maximal. Der maximale Eigennutzen des Individuums führt aber nicht<br />

immer zum maximalen Gemeinnutzen. Wenn nämlich durch die Produktion eines Gutes<br />

Kosten <strong>für</strong> die Gesellschaft entstehen (z.B. Umweltschäden), müssten diese zu den<br />

eigentlichen Produktionskosten addiert werden. Da dies oft unterlassen wird, entsteht auch<br />

nicht der maximale Gemeinnutzen. Natürlich gilt dasselbe <strong>für</strong> den Nutzen, der ebenfalls von<br />

der Allgemeinheit getragen werden kann.<br />

6/115


<strong>VWL</strong> Principles of Economics Chapter 13<br />

Verschiebung der Nachfragekurve:<br />

Wir unterscheiden zwischen dem Anstieg der nachgefragten Menge und dem Anstieg der<br />

Nachfrage. Bei der Veränderung der nachgefragten Menge geht es darum, dass wir uns auf<br />

der ursprünglichen Nachfragekurve bewegen. Bei fallenden Preisen werden grössere Mengen<br />

nachgefragt. Beim Anstieg der Nachfrage müssen wir uns hingegen eine parallele Verschiebung<br />

der Nachfragekurve nach rechts vorstellen.<br />

Substitutions- und Komplementärgüter:<br />

Wir unterscheiden zwischen Komplementär- und Substitutionsgütern. Komplementärgüter<br />

sind Güter, welche nur bei gemeinsamem Gebrauch Sinn machen. Ein Tennisplatz ist ohne<br />

Tennisball wertlos und auch der Tennisball hat ohne Tennisplatz nur geringen Wert. Fallen<br />

nun die Gebühren <strong>für</strong> die Platzmiete, steigt die Nachfrage nach Bällen. Dadurch steigt der<br />

Preis <strong>für</strong> Bälle. Die Nachfragekurve verschiebt sich nach rechts, die ursprüngliche<br />

Angebotskurve bleibt bestehen und wir haben ein neues Marktgleichgewicht <strong>für</strong> Tennisbälle,<br />

welches eine grössere Menge und einen höheren Preis beschreibt.<br />

Substitutionsgüter sind dagegen Güter, die einander ersetzen. So ersetzt das E-Mail etwa die<br />

Briefpost, was eine Linksverschiebung der Nachfragekurve zur Folge hat. Die Angebotskurve<br />

verändert sich nicht, dadurch entsteht ein neues Marktgleichgewicht auf einem niedrigeren<br />

Preisniveau und bei kleinerer Menge.<br />

Verschiebung der Angebotskurve:<br />

Analog zur Verschiebung der Nachfragekurve sprechen wir von einer Veränderung auf der<br />

bestehenden Angebotskurve resp. Von einer Verschiebung der Angebotskurve nach links.<br />

Bsp.: Welche Veränderungen ergeben sich bei einem Skateboard Anbieter, wenn der<br />

Preis <strong>für</strong> den Hauptbestandteil des Skateboards steigt? Da die Preise <strong>für</strong> Input-Güter<br />

steigen, wird sich die Angebotskurve nach links verschieben. Das Marktgleichgewicht<br />

pendelt sich neu ein, wobei der Preis steigt und die Menge fällt. Die Nachfragekurve<br />

verändert sich dabei nicht, da die Konsumenten ihren Reservationspreis <strong>für</strong> ein<br />

Skateboard haben. Der Reservationspreis verändert sich seinerseits nicht, wenn die<br />

Preise <strong>für</strong> Skateboards steigen.<br />

Werden die Produktionskosten, infolge besserer Technologie oder günstigeren Materials,<br />

billiger, verschiebt sich die Angebotskurve nach rechts. Werden die Produktionskosten teurer,<br />

erfolgt eine Linksverschiebung.<br />

(Buch, S. 89)<br />

Preis<br />

S‘<br />

S<br />

D<br />

Menge<br />

7/115


<strong>VWL</strong> Principles of Economics Chapter 13<br />

Inferiore Güter:<br />

Steigen die Löhne der Konsumenten, steigt auch die Nachfrage, wenn es sich um „normale“<br />

Güter handelt. Bei den inferioren Gütern ist das Gegenteil der Fall: Da man es sich nun leisten<br />

kann, auf andere Güter umzusteigen, sinkt die Nachfrage.<br />

Das wichtigste in Kürze:<br />

- eine Erhöhung der Nachfrage führt zu einer Erhöhung von Preis und Menge<br />

- eine Senkung der Nachfrage führt zu kleineren Preisen und Mengen<br />

- eine Erhöhung des Angebots führt zu einer Senkung der Preise und einer Erhöhung der<br />

Menge<br />

- eine Senkung des Angebots führt zu einer Erhöhung der Preise und zu einer Senkung der<br />

Menge<br />

(vgl Grafik, S. 95)<br />

Faktoren <strong>für</strong> ein steigendes Angebot:<br />

- günstigeres Material, Löhne und andere Inputs, die <strong>für</strong> die Produktion wichtig sind<br />

- Fortschritt in der Technologie, was zu günstigeren Produktionsmöglichkeiten führt<br />

Faktoren <strong>für</strong> eine steigende Nachfrage:<br />

- Preissenkung bei Komplementärgütern<br />

- Preissteigerung bei Substitutionsgütern.<br />

- Erhöhung des Einkommens<br />

- Erhöhte Präferenzen der Nachfrager <strong>für</strong> dieses Gut<br />

- steigende Zahl potentieller Nachfrager<br />

Bisher gingen wir davon aus, dass sich nur eine Kurve verschiebt. Allerdings ist es auch<br />

möglich, dass sich sowohl Angebots- wie auch Nachfragekurve verschieben. Gehen wir<br />

davon aus, dass sich die Angebotskurve nach rechts, die Nachfragekurve nach links<br />

verschiebt. Der Preis sinkt in jedem Fall, was jedoch die Menge des Marktgleichgewichts<br />

betrifft, so kann es zu einem Rückgang oder zu einer Erhöhung kommen. Wir können das<br />

Problem graphisch lösen: Ist die Veränderung der Nachfragekurve kleiner, als jene der<br />

Angebotskurve, so kommt es zu einem Mengenrückgang. Ist umgekehrt die Angebotsveränderung<br />

grösser, als die Nachfrageveränderung, kommt es zu einer Erhöhung der Menge.<br />

Preis<br />

(Buch, S. 96)<br />

S<br />

S‘<br />

D‘<br />

D<br />

Menge<br />

8/115


<strong>VWL</strong> Principles of Economics Chapter 13<br />

Preis<br />

(Buch, S. 96)<br />

S<br />

S‘<br />

D<br />

D‘<br />

Menge<br />

Oft gibt es saisonal bedingte Änderungen bei Angebots- und Nachfragekurven (z.B.<br />

Flugtickets in Ferienzeiten, Getreide bei Erntezeit).<br />

9/115


<strong>VWL</strong> Principles of Economics Chapter 13<br />

10/115


<strong>VWL</strong> Principles of Economics Chapter 13<br />

Principles of Economics<br />

Chapter 5: Demand: the benefit side of the market (die “leistende” Seite des Marktes)<br />

Die Zuteilung von Gütern erfolgt über ein rationierendes System. Auch wenn das Produkt gratis ist, kann die<br />

Wartezeit darauf ein Kostenfaktor darstellen, den einige Leute nicht bereit sind zu bezahlen. Meist ist aber dieser<br />

zuteilende Faktor monetär. Kosten in dem Nachfragediagramm beinhalten monetäre und nicht monetäre<br />

Faktoren. Jeder Kunde hat eine andere obere Grenze der Kosten eines Gutes.<br />

Für Michael Jackson – Fans ist eine CD von ihm sehr wertvoll, wohingegen andere keinen Rappen da<strong>für</strong><br />

ausgeben würden.<br />

Auch wenn wir noch soviel Geld zur Verfügung hätten, wir könnten uns nicht alle Wünsche erfüllen, da<strong>für</strong><br />

hätten wir gar nicht die Zeit.<br />

Unsere Herausforderung besteht darin, die beschränkten Ressourcen so zu nutzen, dass unsere Wünsche<br />

zum grösst möglichen Teil erfüllt werden (Nutzenmaximierung) können.<br />

Je mehr er von einer Einheit eines Gutes konsumiert, umso kleiner wird der Grenznutzen (Gesetz des<br />

abnehmenden Grenznutzens). Deshalb versucht er, seine Ausgaben auf möglichst viele Produkte zu verteilen.<br />

Wenn der Grenznutzen aller Produkte gleich gross ist, kann man den Gesamtnutzen nicht mehr erhöhen.<br />

Seite 114: Entscheidungen beim Kauf werden nicht nur durch das Einkommen bestimmt, sondern auch durch die<br />

Preise der Komplementär- und Substitutionsgütern (Autokauf: Benzinpreise, Pneupreise, Preise der<br />

Konkurrenz,...).<br />

Total Expenditure (S. 119)<br />

Wenn die Preise steigen, sinken die Absatzzahlen. Das heisst aber nicht zwingend, dass zugleich auch der<br />

Gewinn kleiner wird. In einigen Fällen steigt er sogar. „Total expenditure“ ist das Produkt aus Preis mal<br />

verkaufter Menge. (Bei einer geradlinigen Nachfragekurve erreicht der Umsatz das Maximum in der Mitte der<br />

Nachfragekurve.)<br />

Price Elasticity of Demand (S.122)<br />

Die Preiselastizität gibt uns an, wie stark unsere Kunden auf Preisänderungen reagieren. Preiselastizität =<br />

prozentuale Veränderung der nachgefragten Menge bei einer einprozentigen Veränderung des Preises;<br />

Beispiel: einprozentige Preissenkung verursache eine zweiprozentige Absatzerhöhung =><br />

Preiselastizität = -2)<br />

Nur bei geradlinigen Nachfragefunktionen gilt wie bei Tabelle 5.12 (S.126):<br />

Preiselastizität = ε = (∆Q/Q) / (∆P/P)<br />

Die Preiselastizität ist bei einer geraden Nachfragekurve an jedem Punkt unterschiedlich. Beweis: 1/Neigung ist<br />

eine Konstante, wohingegen P/Q an jedem Punkt der Kurve unterschiedlich ist, folglich ist auch das Ergebnis an<br />

jedem Punkt unterschiedlich<br />

11/115


<strong>VWL</strong> Principles of Economics Chapter 13<br />

Grafik Seite 123: Unelastische Nachfragekurve: Preiselastizität > -1 (entspricht < 1)<br />

Elastische Nachfragekurve: Preiselastizität < -1 (entspricht > 1)<br />

- Für ein Produkt mit einer Preiselastizität grösser 1 gilt, eine Preiserhöhung wird die totalen Einnahmen<br />

verringern und eine Preissenkung lässt die totalen Einnahmen steigen.<br />

- Für ein Produkt mit einer Preiselastizität kleiner 1 gilt, eine Preiserhöhung wird die totalen Einnahmen steigen<br />

und eine Preissenkung die Einnahmen fallen lassen.<br />

Preiselastizität hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie zum Beispiel (S.124):<br />

- Substitutionsmöglichkeiten<br />

- Anteil an den Haushaltsausgaben<br />

- je höher der Zeitrahmen, umso höher die Preiselastizität<br />

Dann gibt es noch die „Kreuzpreiselastizität“. Sie gibt an, ob ein anderes Produkt ein<br />

Substitutions- oder Komplementärgut ist.<br />

Kreuzpreiselastizität = prozentuale Veränderung des Absatzes vom ersten Produkt bei<br />

einer einprozentigen Preisänderung beim zweiten<br />

(Preiselastizität positiv: Substitutionsgüter;<br />

Preiselastizität negativ: Produkte sind Komplementärgüter)<br />

Wichtiges<br />

Individuelle Nachfragekurven werden horizontal zu einer Gesamtnachfragekurve addiert!!!<br />

- Marginal Utility = Grenznutzen<br />

- Optimal Combination of Goods = the affordable combination that yields the highest<br />

total utility<br />

- Rational Spending Rule: Spending should be allocated across goods so that the<br />

marginal utility per dollar is the same for each good (= Gleichheit der Grenznutzen)<br />

- real price: relativer Preis eines Gutes im Vergleich zu allen anderen Gütern<br />

- nominal price: absoluter Preis<br />

- Preiselastizität = prozentuale Veränderung der nachgefragten Menge bei einer einprozentigen Veränderung<br />

des Preises, immer negativ<br />

- total expenditure = Produkt von Preis mal Menge (totale Ausgaben der Kunden)<br />

- cross-price elasticity of demand for two goods = prozentuale Veränderung des<br />

Absatzes des ersten Produktes bei einer einprozentigen Preisänderung beim zweiten<br />

(Preiselastizität positiv: Produkte sind Substitutionsgüter;<br />

Preiselastizität negativ: Produkte sind Komplementärgüter)<br />

- income elasticity of demand = prozentuale Veränderung der nachgefragten Menge<br />

eines Produktes bei einer einprozentigen Veränderung des Einkommens<br />

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<strong>VWL</strong> Principles of Economics Chapter 13<br />

Chapter 6: Perfectly Competitive Supply: the cost side of the market (S.135)<br />

Die Löhne sind in den letzten Jahrzehnten immer wieder gestiegen, obwohl zum Beispiel<br />

ein Flötist nicht mehr Flöte spielte oder ein Coiffeur nicht mehr Kunden bediente. Der<br />

Grund liegt in den Opportunitätskosten, dh der Flötist hätte in dieser Zeit auch etwas<br />

anderes machen können, zum Beispiel in einer Fabrik arbeiten, welche ihren Output in<br />

den letzten Jahrzehnten massiv erhöht haben. Das Angebot hängt von den<br />

Opportunitätskosten der Unternehmung ab: Könnte die Unternehmung ein anderes<br />

Produkt profitabler produzieren, würde sie die Produktion darauf umstellen. Deshalb<br />

steigt das Angebot bei zunehmenden Preisen, da immer mehr Unternehmungen auf<br />

diesem Markt auftreten. Das Ziel der Unternehmung ist einfach und klar: PROFIT <strong>für</strong><br />

die Besitzer! Dabei gilt es zu beachten, dass ab einer bestimmten Produktionsmenge der<br />

Gewinn nicht mehr erhöht werden kann. Dann nämlich, wenn die Kosten <strong>für</strong> eine<br />

zusätzliche Einheit höher sind, als der Gewinn daraus. Das Ziel der Unternehmung<br />

muss deshalb so lauten: Grenzkosten = Preis!!! Daraus folgt, dass die Unternehmung die<br />

Produktionsmenge solange erhöht, bis die Grenzkosten dem Marktpreis entsprechen<br />

und der Grenzerlös = 0 ist. Deshalb entspricht die Angebotskurve der<br />

Grenzkostenkurve.<br />

Faktoren, die Angebotsverschiebungen verursachen: - neue Technologie<br />

- Inputpreise<br />

- Anzahl der Anbieter<br />

- Erwartungen <strong>für</strong> die Zukunft<br />

- Preisänderungen bei<br />

Komplementär- &<br />

Substitutionsgütern<br />

Die Preiselastizität der Anbieter ist immer positiv, denn steigt der Preis, steigt auch die<br />

angebotene Menge. Sie ist bei jeder geradlinigen Angebotskurve durch den Ursprung<br />

gleich eins. Bei jeder anderen Kurve ist die Neigung zwar immer gleich, aber P/Q ist<br />

keine Konstante mehr, wie bei der Nachfragekurve. Perfekt unelastisch (Bodenangebot)<br />

oder elastisch (Produkte, die mit gleichen Produktionsfaktoren beliebig produziert<br />

werden können) sind Extremfälle der Angebotskurve. Je einfacher zusätzliche<br />

Inputeinheiten erworben werden können, desto höher ist die Preiselastizität des<br />

Angebots.<br />

Unterscheide eine Verschiebung der Angebotskurve von einer Verschiebung AUF der<br />

Angebotskurve. Das erste hat eine Änderung der Anbieter oder anderer Faktoren<br />

verursacht, wohingegen das zweite durch eine Einschränkung der Produktion<br />

hervorgerufen wurde.<br />

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<strong>VWL</strong> Principles of Economics Chapter 13<br />

Beeinflussende Faktoren der Preiselastizität des Angebots: - Flexibilität der Inputs<br />

(Knowhow)<br />

- Mobilität der<br />

Inputs(Transport)<br />

- Möglichkeit der Substitution<br />

des Inputs<br />

- Zeit<br />

Wichtiges<br />

- profit: totale Einnahmen, die eine Firma aus dem Verkauf ihrer Produkte erhält<br />

minus aller Produktionskosten (ex- und implizite)<br />

- perfectly competitive market (vollständige Konkurrenz): keine Unternehmung kann<br />

den Preis massgeblich beeinflussen<br />

- profit-maximum firm (profit-orientierte Firma): Ziel der Unternehmung: möglichst<br />

viel Profit<br />

- price taker: Unternehmung, die keinen Einfluss auf den Preis ihrer Produkte hat<br />

- law of diminishing returns (Gesetz des abnehmenden Gewinns; gilt nur kurzfristig<br />

gesehen): wenn es Fixkosten gibt, kann eine Produktionssteigerung zu einem noch<br />

höheren Anstieg der Kosten führen<br />

- Fixkosten: hangen nicht von der Produktionsmenge ab (Mietzinsen,<br />

Abschreibungen, etc)<br />

- variable Kosten: hangen von der Produktionsmenge ab (Lohnkosten,<br />

Materialkosten, etc.)<br />

- marginal cost = Grenzkosten<br />

- Preiselastizität der Anbieter: prozentuale Mengenänderung bei einer einprozentigen<br />

Preisänderung = (∆Q/Q) / (∆P/P), immer positiv<br />

- je weiter der zeitliche Horizont, umso höher ist die Preiselastizität der Anbieter UND<br />

Nachfrager<br />

Chapter 7: Efficiency and Exchange (Leistung und Tausch) (S.165)<br />

Der Markt kann zwar nicht alle Probleme lösen, sollte aber jene lösen dürfen, <strong>für</strong> die er<br />

eigentlich gemacht wäre. Ist der Marktpreis über oder unter dem Gleichgewicht, wird<br />

IMMER eine kleinere Menge abgesetzt (S.167, 168), denn entweder wird nur die<br />

angebotene oder nur die nachgefragte Menge verkauft. „Pareto-efficient“ heisst, die<br />

momentane Situation kann nicht verbessert werden, ohne dass ein Teilnehmer<br />

schlechter da stehen würde als vorher. Ein Marktgleichgewicht ist dann effizient, wenn<br />

man alle Kosten und nutzen in die Rechnung mit einbezieht.<br />

Der „total economic surplus“ gibt an, wie viel Geld Konsument und Produzent bereit<br />

wären zu bezahlen, damit sie weiter an diesem Markt teilnehmen dürfen. Wenn ein<br />

Markt nicht im Gleichgewicht ist, können die Produzenten- UND Konsumentenrente<br />

erhöht werden, dh der Markt ist ineffizient. Aber da effizient nicht gleich gut ist, wird<br />

der „total economic surplus“ vermindert, zu Gunsten ärmerer Familien, damit sich<br />

auch diese zum Beispiel eine Wohnung leisten können.<br />

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<strong>VWL</strong> Principles of Economics Chapter 13<br />

(S.174: Example 7.4: es wäre meist besser, man würde keine Preisgrenze festsetzen,<br />

sondern jene Familien direkt finanziell unterstützen, damit die Konsumenten- und<br />

Produzentenrenten nicht so drastisch sinken und damit auch die abgesetzte Menge)<br />

Aber auch Mindestpreise schmälern die Renten der beiden Marktteilnehmer (S. 179).<br />

Das first-come-first-served-System ist nicht so effizient, wie die compensation policy<br />

(Ersatzpolitik, mit abgestuften Reservationspreisen (S.181)), denn dort werden die<br />

Kunden, welche nicht vom Angebot profitieren können, entschädigt.<br />

Eine neue Steuer auf ein Produkt hat den selben Effekt, wie ein Anstieg der<br />

Grenzkosten, dh die Angebotskurve verschiebt sich nach oben. Die neue Abgabe wird<br />

meist unter den Produzenten und Konsumenten aufgeteilt. Je elastischer eine<br />

Angebotskurve ist, umso mehr wird eine neue Steuer auf die Endprodukte voll auf den<br />

Konsumenten überwälzt (S. 184). Alan Greenspan: „All taxes are a drag on economic<br />

growth. It’s only a question of degree.”<br />

Je kleiner die Preiselastizität (des Angebots oder der Nachfrage) eines Gutes ist, umso<br />

kleiner ist der Rentenverlust (deadweight loss) bei einer neuen Steuer darauf. Steuern<br />

auf Aktivitäten, die anderen schaden, können den „total economic surplus“ sogar<br />

anheben (Umweltverschmutzung).<br />

Whenever a market is out of equilibrium, the economic pie can be made larger. And<br />

with a larger pie, everyone can have a larger slice.<br />

Wichtiges<br />

- „Pareto-efficient“ = die momentane Situation kann nicht verbessert werden, ohne<br />

dass ein Teilnehmer schlechter da stehen würde<br />

- consumer surplus: „Ertrag“ aus dem, was der Konsument bezahlt hätte & zahlen<br />

musste<br />

- producer surplus: „Ertrag“ aus dem, was der Produzent verlangt hätte & tatsächlich<br />

bekam<br />

- total economic surplus = consumer surplus + producer surplus<br />

ökonomische Rente = Konsumentenrente + Produzentenrente<br />

- price ceiling: Höchstpreis, <strong>für</strong> Konsumenten<br />

- price floor: Mindestpreis, <strong>für</strong> Produzenten (Agrarmärkte)<br />

- first-come-first-served: wer zuerst kommt, wird zuerst bedient<br />

- deadweight loss: Reduktion der „total economic surplus“ verursacht durch eine<br />

Steuer<br />

deadweight loss = Verminderung des „total economic surplus“ – Zusatzeinnahmen<br />

durch die neue Steuer<br />

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<strong>VWL</strong> Principles of Economics Chapter 13<br />

Chapter 8: The Quest For Profit And The Invisible Hand (S.195)<br />

Economic Profit<br />

Der Markt sucht immer das Gleichgewicht, dh in profitablen Märkten werden neue<br />

Anbieter einsteigen, wohingegen bei überfüllten Märkten ein Produzent nach dem<br />

anderen seinen Laden schliessen muss, bis das Gleichgewicht wieder hergestellt ist. Wie<br />

Example 8.3 zeigt, hat die Frage, ob man als Farmer ein Land besitzen oder pachten<br />

soll, keinen Einfluss auf den ökonomischen Profit. Der gesparte Pachtzins beim<br />

Landbesitz verschiebt sich nur von den expliziten auf die impliziten Kosten. Ist nun der<br />

ökonomische Profit ungleich 0, versucht der Markt, wieder ein Gleichgewicht<br />

herzustellen. Der ökonomische Profit ist dann gleich 0, wenn der Preis gleich den<br />

expliziten und impliziten Kosten ist. An diesem Punkt ist der Markt im Gleichgewicht.<br />

Invisible Hand<br />

Beim freien Markt hat der Preis zwei wichtige Funktionen (Adam Smith):<br />

rationing function of price (Rationierungsfunktion des Preises): knappe Güter<br />

werden an den verkauft, der das Produkt am meisten wertschätzt, als alle<br />

anderen Marktteilnehmer<br />

allocative function of price (Zuteilungsfunktion des Preises): Güter werden von<br />

Märkten, bei denen die Preise nicht die Kosten decken, abgezogen hin zu jenen,<br />

die tiefere Kosten als Preise aufweisen (Produkte werden von überfüllten<br />

Märkten zu leeren geführt)<br />

invisible hand theory (Theorie der unsichtbaren Hand): Handlungen von<br />

unabhängigen, eigennützig handelnden Käufern und Verkäufern werden oft die<br />

effizienteste Allokation (Zuweisung) von Ressourcen hervorrufen (das heisst aber<br />

nicht, dass Allokationen der Ressourcen in jedem Zusammenhang optimal<br />

sind!!!)<br />

Die economic losses und economic profits werden die Anbieter immer dazu bewegen, in<br />

Märkte einzusteigen, wo es zuwenig Anbieter hat und aus jenen auszusteigen, in welchen<br />

es zu viele hat (allocative function of price). Der Prozess hin zum Marktgleichgewicht<br />

zieht sich vielleicht über Monate oder Jahre hinweg. Bleiben die Angebots- und<br />

Nachfragekurve stabil, kann es erreicht werden. Dies bedingt, dass den<br />

Unternehmungen keine Grenzen gesetzt werden, um in Märkte einzusteigen oder sie zu<br />

verlassen (Pharmaunternehmen brauchen aber genau diesen Schutz in Form von<br />

Patenten, um die kostspielige Entwicklung neuer Medikamente finanzieren zu können).<br />

„Barriers to exit“ können Unternehmungen davon abhalten, in risikoreiche Märkte<br />

einzusteigen, da sie diese nicht mehr verlassen könnten. Damit werden „barriers to exit“<br />

zu „barriers to entry“.<br />

Wie können Unternehmungen in Märkten Gewinne machen, in denen es keine<br />

Eintrittsbeschränkungen gibt, deren ökonomischer Profit also gegen null strebt?<br />

Die Antwort liegt in „economic rent“. Sie beschreibt den Nutzen aus der Differenz von<br />

des Anbieters Mindestpreis (= Reservationspreis, zusammengesetzt aus den expliziten<br />

und impliziten Kosten) und dem Marktpreis. Dies tritt vor allem bei begrenzten Mitteln<br />

auf: Land zum Beispiel kann man nicht mehr gross erweitern, deshalb werden die<br />

Landpreise in Zukunft steigen, auch talentierte Menschen sind nicht unbegrenzt<br />

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<strong>VWL</strong> Principles of Economics Chapter 13<br />

verfügbar, ihre Arbeitgeber können unter Umständen davon profitieren (Example 8.7<br />

S.205).<br />

In Kapitel 6 wird von „price takern“ gesprochen, Unternehmungen, die den Marktpreis<br />

nicht beeinflussen können. Sie können es aber doch, und zwar durch kostensparende<br />

Innovationen (Example 8.8 S.206). Dabei werden die Kosten einer Unternehmung<br />

gesenkt bei kurzfristig gleichbleibendem Marktpreis. Wenn jetzt andere Firmen auch<br />

diese neue Technologie anwenden, wird der Marktpreis langfristig fallen. Jene<br />

Unternehmungen, welche nicht auf die neue Technologie umgestellt haben, haben jetzt<br />

Kosten, die über dem Marktpreis liegen. In Bezug auf den „economic rent“ heisst das,<br />

die erste Unternehmung, welche die Innovation anwendet, wird kurzfristig eine<br />

ökonomische Rente einfahren, dh der Marktpreis (= Kosten der Konkurrenz) liegt über<br />

ihren Produktionskosten. Langfristig wird die Kosteneinsparung der Unternehmung an<br />

den Konsumenten weitergegeben, da die Marktpreise fallen.<br />

Die unsichtbare Hand in regulierten Märkten (Lizenzmärkten) hat die Funktion, den<br />

Preis der Lizenz zu bestimmen (New York City taxicab). Im konkreten bedeutet das, die<br />

Unternehmer in diesem Markt haben einen Preis <strong>für</strong> ihre Lizenz zu bezahlen (meist<br />

durch Kredite finanziert). Die Zinsen dieses Kredits entsprechen dabei ungefähr dem<br />

Unterschied von Einnahmen und Ausgaben des Unternehmers, dh den eigentlichen<br />

Gewinn muss er der Bank geben, um seine Schuldzinsen bezahlen zu können. Der Staat<br />

hat schon die Lizenzkosten eingesteckt, die die Bank bezahlt hat.<br />

Staatlich regulierte Mindestpreise verhindern den Preiswettbewerb unter den<br />

Anbietern. Folglich versucht man sich anderweitig voneinander zu unterscheiden. Dh<br />

die Mehreinnahmen durch den höheren Mindestpreis als das Marktgleichgewicht<br />

werden unnütz investiert, um sich von der Konkurrenz abzuheben. Der Kunde bezahlt<br />

somit einen überflüssigen Komfort über einen viel zu hoch angesetzten Preis.<br />

Die „invisible hand“ reguliert in fast allen Märkten die Preise. Ist eine Rendite einer<br />

Aktie höher als die andere, wird der Preis der Aktie mit der höheren Rendite steigen, bis<br />

das Verhältnis von investiertem Kapital und Rendite gleich gross ist.<br />

Zu beachten gilt es dabei, dass 10'000 Fr. heute mehr wert sind, als 10'000 Fr. in 100<br />

Jahren. Deshalb muss man alles auf den Gegenwartswert diskontieren (= abzinsen).<br />

present value (PV): Gegenwartswert (GW); M = Kapital (K); r = Zins (i);<br />

T = Anzahl Jahre (t)<br />

PV = M / (1 + r) T<br />

GW = K / (1 + i) t<br />

Daraus ergibt sich die „efficient markets hypothesis“, die besagt, der gegenwärtige Preis<br />

der Aktien einer Unternehmung spiegelt deren heutigen und zukünftigen<br />

Gewinnaussichten wieder. Deshalb reagieren die Aktienmärkte, wenn eine<br />

Unternehmung wieder neue Informationen über ihren Geschäftsverlauf preisgeben.<br />

Läuft das Geschäft gut, sind auch die Gewinnerwartungen höher => der Aktienkurs<br />

steigt. Das Umgekehrte gilt natürlich ebenso.<br />

Bei den New-Markets (Internetfirmen) waren die Erwartungen auch sehr hoch am<br />

Anfang und als selbst nach mehreren Jahren die Gewinne ausblieben zerplatzte die<br />

Seifenblase förmlich: die Kurse fielen in den Keller und heute hört man fast täglich,<br />

dass wieder eine Internetfirma ihre Tore schliessen musste.<br />

Aus alle den folgt, man kann auf drei Arten reich werden: speziell hartes Arbeiten<br />

Überdurchschnittliche<br />

Fähigkeit<br />

Glück<br />

Das Marktgleichgewicht bedeutet zwar, das Individuum hat sein Optimum erreicht. Das<br />

heisst aber noch lange nicht, dass dies auch <strong>für</strong> die Gesellschaft das optimalste ist,<br />

erinnern wir uns an die externen Kosten (smart for one, dumb for all).<br />

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<strong>VWL</strong> Principles of Economics Chapter 13<br />

Wichtiges<br />

- explicit costs: explizite Kosten<br />

- accounting profit: totale Einnahmen – explizite Kosten<br />

- implicit costs = normal profit = implizite Kosten (= Opportunitätskosten <strong>für</strong> die<br />

Ressourcen der Unternehmungsinhaber)<br />

- normal profit = accounting profit – economic profit (= implicit costs)<br />

- economic profit (excess profit): totale Einnahmen – (explizite + implizite Kosten)<br />

- economic loss: ein ökonomischer Profit kleiner als 0 (economic profit < 0)<br />

- rationing function of price (Rationierungsfunktion des Preises): knappe Güter<br />

werden an den verkauft, der das Produkt am meisten wertschätzt , als alle<br />

anderen Marktteilnehmer<br />

- allocative function of price (Zuteilungsfunktion des Preises): Güter werden von<br />

Märkten, bei denen die Preise nicht die Kosten decken, abgezogen hin zu jenen,<br />

die tiefere Kosten als die Preise aufweisen (Produkte werden von überfüllten<br />

Märkten zu leeren geführt)<br />

- invisible hand theory (Theorie der unsichtbaren Hand): Handlungen von<br />

unabhängigen, eigennützig handelnden Käufern und Verkäufern werden oft die<br />

effizienteste Allokation (Zuweisung) von Ressourcen hervorrufen<br />

- barrier to entry: alle Kräfte, die eine Unternehmung vom Eintritt in einen neuen<br />

Markt abhalten<br />

- reservation price (Reservationspreis): Preis unter dem der Besitzer das Produkt<br />

nicht anbieten würde (= Mindestpreis)<br />

- economic rent: der Teil der Bezahlung, der den Reservationspreis des Anbieters<br />

übersteigt<br />

- present value (PV): Gegenwartswert (GW); M = Kapital (K); r = Zins (i);<br />

T = Anzahl Jahre (t)<br />

PV = M / (1 + r) T<br />

GW = K / (1 + i) t<br />

- efficient markets hypothesis: gegenwärtiger Preis der Aktie (stock) einer<br />

Unternehmung beinhaltet alle relevanten Informationen über deren heutige und<br />

zukünftige Gewinnaussichten<br />

18/115


<strong>VWL</strong> Principles of Economics Chapter 13<br />

19/115


<strong>VWL</strong> Principles of Economics Chapter 13<br />

Das Monopol und andere Formen des imperfekten<br />

Wettbewerbs<br />

Wichtige Begriffe:<br />

Begriff<br />

Bedeutung<br />

Price setter / imperfectly competitive<br />

firm<br />

Unternehmung, die bei der Preisfestlegung zumindest über einen beschränkten Spielraum<br />

verfügt.<br />

Pure monopoly<br />

Der einzige Anbeiter eines spezifischen Produktes, <strong>für</strong> welches es keine Substitutionsgüter gibt.<br />

Oligopolist<br />

Eine von wenigen Unternehmen, die ähnliche Produkte herstellen.<br />

Monopolistically competitive firm<br />

Eine von vielen Unternehmen, die evt. (beschränkt) heterogene Produkte mit nahen<br />

Substitutionsgütern herstellen.<br />

Market power<br />

Möglichkeit einer Unternehmung, den Preis zu erhöhen, ohne den ganzen Absatz zu verlieren.<br />

Constant return to scale<br />

Ein Produktionsprozess, dessen Outputwachstum sich proportional zur Inputerhöhung<br />

entwickelt.<br />

Increasing returns to scale = economies<br />

of scale<br />

Ein Produktionsprozess, dessen Outputwachstum sich überproportional zur Inputerhöhung<br />

verändert.<br />

Natural monopoly<br />

Ein Monopol, das sich aufgrund von Skalenerträgen ergibt.<br />

Marginal revenue<br />

Die Veränderung des Umsatzes einer Unternehmung, resultierend aus der Veränderung des<br />

Outputs um eine Einheit.<br />

Price discrimination<br />

Unterschiedlichen Käufern wird das praktisch selbe Produkt zu verschiedenen Preisen<br />

angeboten.<br />

Perfectly discriminating monopolist<br />

Eine Unternehmung, die von jedem Käufer den jeweils entsprechenden Reservationspreis<br />

abverlangt. Dadurch geht zwar kein economic surplus verloren und es entsteht kein deadweight<br />

loss. Da<strong>für</strong> ist auch der consumer surplus null, der producer surplus maximal.<br />

Hurdle method of price discrimination<br />

Das Verfahren, all jenen Käufern einen Rabatt (discount) anzubieten, die gewisse Hindernisse<br />

bewältigen.<br />

Perfect hurdle<br />

Eine Hürde, die die Käufer perfekt zwischen zwei Gruppen unterteitlt, wobei der<br />

Reservationspreis der einen Gruppe über und derjenige der anderen Gruppe unter einer gewissen<br />

Schwelle liegt. Zudem werden denen, welche die Hürde überspringen, keine Kosten auferlegt.<br />

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<strong>VWL</strong> Principles of Economics Chapter 13<br />

Imperfekter Wettbewerb<br />

Verschiedene Formen des imperfekten Wettbewerbes<br />

- Pure monopoly:<br />

o<br />

Z.B. Elektrizitätsanbieter<br />

- Oligopoly:<br />

o<br />

Z.B. Anbieter von Lang-Distanz-Telefongesprächen<br />

- Monopolistic competition:<br />

o<br />

Z.B. Tankstellenbetreiber, die sich durch ihren Standort unterscheiden<br />

Der entscheidende Unterschied zwischen perfectly und imperfectly competitive firms<br />

Während die perfectly competitive firm eine perfekt elastische Nachfragekurve hat, steht die imperfectly<br />

competitive firm einer Kurve mit negativer Steigung gegenüber.<br />

Erstere wird demnach keinen Anreiz haben, einen anderen Preis als den Marktpreis zu verlangen, weil sie sonst<br />

sämtliche Kunden verliert. Letzere wird jedoch trotz einer Preiserhöhung einige der bestehenden Kunden<br />

behalten können. Dies beispielsweise, weil man immer noch bei der nächsten Tankstelle tanken wird.<br />

Perfectly competitive firm<br />

P<br />

Imperfectly competitive firm<br />

P<br />

Q<br />

Q<br />

Die vier Quellen der market power (Marktmacht)<br />

Folgendes sind die – in der Regel wettbewerbsbeschränkenden – Gründe <strong>für</strong> Marktmacht:<br />

- Exklusive Kontrolle über einen Input<br />

- Economies of scale (als der wichtigste und nachhaltigste Faktor)<br />

- Patente<br />

- Staatliche Lizenzen<br />

Economies of scale und die Bedeutung von Fixkosten<br />

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<strong>VWL</strong> Principles of Economics Chapter 13<br />

Güter wie beispielsweise Software, derren Produktion mit hohen Fixkosten, jedoch nur geringen variablen<br />

Kosten zusammenhängen, sind prädistiniert <strong>für</strong> signifikante economies of scale. Denn weil – per Definition – die<br />

Fixkosten auch bei Erhöhung der Produktionsmenge nicht steigen, werden gleichzeitig die Durchschnittskosten<br />

fallen. Die Bedeutung der economies of scale ist also abhängig vom Verhältnis Fixkosten zu Grenzkosten.<br />

Im folgenden die mathematische und graphische Interpretation:<br />

TC = F + MQ<br />

AC = F / Q + M<br />

TC: Totalkosten AC: Durschnittskosten<br />

F: Fixkosten<br />

M: Marginal cost (Grenzkosten)<br />

Q: Outputlevel (Produktionsmenge)<br />

TC<br />

AC<br />

Q<br />

Q<br />

Falls nun eine Unternehmung mit – evt. gar nur in geringem Masse – tieferen Durchschnittskosten als eine<br />

andere produzieren und dennoch ihre Produktionskosten decken kann, wird sie mehr Kunden anziehen als die<br />

zweite, teuerere Unternehmung. Immer und immer mehr Kunden werden zur günstigeren Anbieterin wechseln<br />

und so den Kreislauf automatisch beschleunigen.<br />

Auf grund dieses Kostenvorteils werden vielfach ganze Industriezweige von entweder einem oder ein paar<br />

wenigen Unternehmungen beherrscht.<br />

Profitmaximierung des Monopolisten<br />

Sei ein Unternehmen nun price taker oder price setter; ihr Ziel wird es immer sein, den Gewinn zu maximieren<br />

und folglich jenen Output zu wählen, bei dem die Differenz zwischen Totalkosten und Totaleinnahmen am<br />

grössten ist. Worin sich die beiden Unternehmen unterscheiden, ist lediglich in der Art der Zielerreichung.<br />

Profitmaximierung der perfectly competitive firm<br />

Gemäss Wintersemesterstoff maximiert die perfectly competitive firm ihren Gewinn mit jenem Output, bei dem<br />

die Grenzkosten dem Marktpreis (Grenzerlös) entsprechen.<br />

Grenzerlös <strong>für</strong> den Monopolisten<br />

Die unterschiedliche Art der Zielerreichung ergibt sich aus der unterschiedlichen Kalkulation des Grenzerlöses.<br />

So ist <strong>für</strong> den Monopolisten der Grenzerlös einer zusätzlich verkauften Einheit zwingend kleiner als der<br />

Marktpreis. Denn aufgrund der fallenden Nachfragekurve kann der Monopolist nur dank einer Preissenkung eine<br />

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<strong>VWL</strong> Principles of Economics Chapter 13<br />

zusätzliche Einheit verkaufen. Er wird dies aber nicht nur <strong>für</strong> die zusätzliche, sondern <strong>für</strong> alle aktuell verkauften<br />

Einheiten tun müssen.<br />

Im folgenden die Grenzerlöskurve des Monopolisten mathematisch ausgedrückt:<br />

Nachfragekurve:<br />

Grenzerlöskurve:<br />

P = a – bQ<br />

MR = a – 2bQ<br />

Und graphisch:<br />

P / MR<br />

MR<br />

D<br />

Q 0 /2<br />

Q 0<br />

Q<br />

Die Entscheidungsregel der Profitmaximierung <strong>für</strong> den Monopolisten<br />

Auch hier gilt, dass der Monpolist seine Produktion so lange ausdehnen soll, wie die Grenzerlöse die<br />

Grenzkosten übersteigen und letztlich den profitmaximierenden Output als jenen erkennen, bei dem Grenzerlös<br />

gleich Grenzkosten ist. Ungleich der perfectly competitive firm, bei der gilt: Grenzerlös gleich Marktpreis, ist <strong>für</strong><br />

den Monopolisten der Grenzerlös immer unter dem Marktpreis, was untentstehende Grafik verdeutlicht:<br />

P / MR<br />

MC<br />

MR<br />

D<br />

Q<br />

Warum die unsichtbare Hand unter dem Monopol leidet, gar zusammenbrechen kann<br />

Wie aus obenstehender Grafik ersichtlich, wäre der Grenzerlös einer zusätzlichen Einheit <strong>für</strong> die Konsumenten<br />

grösser als die Kosten <strong>für</strong> dieselbe Einheit. Würde der Monopolist demnach seine Produktionsmenge erhöhen,<br />

könnte die Gesellschaft einen höheren Nutzen erzielen. Weil der Monopolist dies aber nicht tun wird, ist der<br />

profitmaximierende Output desselben sozial ineffizient.<br />

P / MR<br />

Deadweight loss<br />

MC<br />

D<br />

Q<br />

23/115<br />

MR


<strong>VWL</strong> Principles of Economics Chapter 13<br />

Bei jedem Outputlevel sind die Kosten einer zusätzlichen Einheit <strong>für</strong> die Gesellschaft gleich den Kosten <strong>für</strong> den<br />

Monopolisten, aufgezeigt durch die Grenzkostenkurve (MC) des Monopolisten. Der Grenzerlös einer<br />

zusätzlichen Einheit <strong>für</strong> die Gesellschaft ist gleich dem Betrag, den diese bereit wären zu bezahlen und auf der<br />

Nachfragekurve abgelesen werden kann. Folglich sind <strong>für</strong> die Gesellschaft die Grenzkosten kleiner als der<br />

Grenzerlös. Die Tatsache nun, dass der Grenzerlös des Monopolisten kleiner als der Pries ist, resultiert im<br />

deadweight loss (Effizienzverlust).<br />

Zusammenfassend kann also gesagt werden, dass <strong>für</strong> den Monopolisten die Profitmaximierung dann gegeben ist,<br />

wenn die Grenzerlöse den Grenzkosten entsprechen. Weil aber seine Grenzerlöse immer kleiner als der Preis<br />

sind, ist seine Outputmenge auch kleiner als jene, welche <strong>für</strong> das socially efficient leven notwendig wäre.<br />

Unter den Bedingungen der perfekten Konkurrenz hingegen wird die Profitmaximierung dann erreicht, wenn die<br />

Grenzerlöse gleich dem Marktpreis sind. Genau dieselbe Bedingung liegt aber auch dem socially efficient leven<br />

zugrunde.<br />

Dieser eben aufgezeigte Unterschied erklärt, warum die unsichtbare Hand in monopolistischen Märkten weniger<br />

offensichtlich ist als in perfekt kompetitiven Märkten.<br />

Aber obwohl das Monopol nicht sozial effizient ist, sind es seine Alternativen auch nicht. Denn wenn es z.B.<br />

keine Patente gäbe, hätten die Unternehmen weniger Anreize um Neues zu entwickeln.<br />

Wie die Preisdiskriminierung (Preisdifferenzierung) den Output beeinflusst<br />

Wenn immer eine Unternehmung einen Rabatt gewährt, so nur, um auch jene potentiellen Käufer ansprechen zu<br />

können, die sonst das Produkt nicht kaufen würden. Personen mit geringerem Einkommen haben in der Regel<br />

auch einen tieferen Reservationspreis – z.B. <strong>für</strong> Kinotickets – als Personen mit hohem Einkommen. Studenten<br />

sind deshalb eine optimale Gruppe <strong>für</strong> die effektive Anwendung der Preisdifferenzierung.<br />

Wie viele Manuskripte soll Carla editieren?<br />

Student<br />

Reservationspreis<br />

A $40<br />

B 38<br />

C 36<br />

D 34<br />

E 32<br />

F 30<br />

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<strong>VWL</strong> Principles of Economics Chapter 13<br />

G 28<br />

H 26<br />

Falls Carla’s Reservationspreis $29 beträgt, und sie von jedem Student den gleichen Preis verlangen muss,<br />

wieviel Skripte soll sie dann editieren?<br />

Student Reservationspreis Total revenue Marginal revenue<br />

A $40 40 40<br />

B 38 76 36<br />

C 36 108 32<br />

D 34 136 28<br />

E 32 160 24<br />

F 30 180 20<br />

G 28 196 16<br />

H 26 208 12<br />

Carla soll also 3 Skripte zu einem Preis von minimal $36 editieren, weil dann der Grenzerlös ($32) ihren<br />

Reservationspreis (und somit Grenzkosten von $29) übersteigt.<br />

Total revenue: 3 * $36 = $108<br />

Implicit costs: 3 * $29 = $87<br />

Economic profit: $108 - $87 = $21<br />

Was ist die sozial optimale Anzahl Skripte, die Carla editieren soll?<br />

Die Studenten A-F sind bereit mehr zu bezahlen, als Carla’s Reservationspreis. Das sozial optimale Level liegt<br />

demnach bei 6 Skripten. Um diese Zahl zu erreichen, muss sie einen Preis von maximal $30 verlangen.<br />

Total revenue: 6 * $30 = $180<br />

Implicit costs: 6 * $29 = $174<br />

Economic profit: $180 - $174 = $6<br />

Falls Carla eine Preisdiskriminierung vornehmen kann, wieviele Sripte soll sie editieren?<br />

Unter der Annahme, Carla kenne alle Reservationspreise, wird sie von jedem Studenten genau diesen Betrag<br />

verlangen. Weil Student G und H jedoch nicht bereit sind, minimal $29 zu bezahlen, wird Carla <strong>für</strong> diese<br />

Studenten keine Skripten editieren.<br />

Total revenue: $40 + $38 + … + $30 = $210<br />

Implicit costs: 6 * $29 = $174<br />

Economic profit: $210 - $174 = $36<br />

Die Hürdenmethode der Preisdiskriminierung<br />

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<strong>VWL</strong> Principles of Economics Chapter 13<br />

Eine profitmaximierende Unternehmung möchte jedem Kunden das Produkt zum jeweiligen Reservationspreis<br />

verkaufen. Es gibt jedoch zwei primäre Hindernisse, die dies verhindern:<br />

- Mangelnde Kenntnis der Reservationspreise<br />

- Ausschlussmöglichkeiten, damit nicht jene mit hohem Reservationspreis bei tiefen Preisen kaufen können<br />

Um diese Hindernisse – zumindest teilweise – umgehen zu können, werden Produkte oft zum Listenpreis<br />

angeboten, Kunden aber, die einen vorgängig erhaltenen Rabattgutscheinen mitbringen, kriegen einen<br />

Preisabschlag. Käufer mit tiefen Einkommen haben in der Regel tiefere Reservationspreise. Aufgrund ihrer<br />

geringeren Opportunitätskosten <strong>für</strong> ihre Zeit, sind sie eher bereit, die Mühe auf sich zu nehmen, und den<br />

Rabattgutschein mitzubringen.<br />

Wieviel soll Carla <strong>für</strong> das Editieren verlangen, falls sie eine perfekte Hürde zur Preisdiskrimination einsetzt?<br />

Der Rabattcoupon erlaubt Carla, den ursprünglich homogenen Markt in zwei Teilmärkte mit zwei<br />

unterschiedlichen Preisen zu trennen.<br />

Listenpreismarkt:<br />

Student Reservationspreis Total revenue Marginal revenue<br />

A $40 40 40<br />

B 38 76 36<br />

C 36 108 32<br />

Rabattpreismarkt:<br />

Student Reservationspreis Total revenue Marginal revenue<br />

D 34 34 34<br />

E 32 64 30<br />

F 30 90 26<br />

G 28 112 22<br />

H 26 130 18<br />

Im Listenpreismarkt kann Carla von allen Studenten $36 verlangen. Im Rabattpreismarkt hingegen nur $32. Dies<br />

bedeutet, dass der Rabatt $4 betragen wird.<br />

Total revenue: 3 * $36 + 2 * $ 32 = $172<br />

Implicit costs: 5 * $29 = $145<br />

Economic profit: $172 - $145 = $27<br />

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<strong>VWL</strong> Principles of Economics Chapter 13<br />

Da nun aber <strong>für</strong> jeden Studenten, der ein Skript erhält, der consumer surplus gleich der Differenz zwischen<br />

Reservations- und effektiv bezahltem Preis beträgt, wird der totale consumer surplus grösser sein als im ersten<br />

Beispiel.<br />

Zudem wächst auch der producer surplus von Carla. Es gilt jedoch zu beachten, dass dieses Resultat immer noch<br />

nicht socially efficient ist, da der Student F, der zwar einen Reservationspreis von $30 und somit grösser als die<br />

Opportunitätskosten von Carla ($29) hat, kein Skript erhält. Trotzdem ist dieses Resultat immer noch besser als<br />

dasjenige einer Monopolsituation ohne Preisdiskriminierung.<br />

Beispiele der Hürdenmethode<br />

Zeitlich beschränkte Rabatte sind ein Beispiel dieser Methode. Die Hürde ist in diesem Fall die Mühe,<br />

herauszufinden wo und wann die Aktion stattfindet und dann auch dorthin zu gehen. Die Technik funktioniert<br />

aber, weil die preissensitivsten Käufer (mit tiefen Reservationspreisen) Werbungen sorgfältiger analysieren als<br />

die Snobs.<br />

Weitere Beispiele gibt es im Buch-, Autohandel, dem Flugbetrieb, and so on.<br />

Abschliessend kann demnach festgehalten werden, dass der Effizienzverlust einer Einpreisstrategie des<br />

Monopolisten resultiert, weil der Monopolist aus der Erhöhung der Produktionsmenge einen kleineren Nutzen<br />

zieht als die Gesellschaft als Ganzes. Die Hürdenmethode gibt dem Monopolisten nun aber ein effektives<br />

Werkzeug, um die Preise je nach Preissensibilität der unterschiedlichen Käufer gestalten zu können.<br />

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<strong>VWL</strong> Principles of Economics Chapter 13<br />

Strategisches Denken<br />

Wichtige Begriffe:<br />

Begriff<br />

Bedeutung<br />

Basic elements of a game<br />

Die Spieler, die verfügbaren Strategien, sowie die Bezahlung jedes Spielers <strong>für</strong> jede mögliche<br />

Kombination der Strategien.<br />

Payoff matrix<br />

Eine Matrix, welche die Resultate aller möglichen Kombinationen von Strategien aufzeigt.<br />

Dominant strategy<br />

Eine Strategie, die das bessere Resultat bringt, egal was die anderen Spieler machen.<br />

Dominated strategy<br />

Jede andere Strategie die ein Spieler zur Verfügung hat, der auch eine dominant strategy hat.<br />

Nash equilibrium<br />

Jede Kombination von Strategien, bei denen jeder seine beste Strategie gewählt hat – gegeben<br />

die Strategien der anderen Spieler.<br />

Prisoners’s dilemma<br />

Ein Spiel bei dem jeder Spieler eine dominant strategy hat und falls jeder diese Spielt, wird das<br />

Resultat schlechter ausfallen, als wenn jeder eine dominated strategy verfolgt hätte.<br />

Cartel<br />

Eine Koalition von Unternehmen, die sich dahingehend einigen, den Output zu fixieren um<br />

einen economic profit verdienen zu können.<br />

Decision tree (game tree)<br />

Ein Diagramm, dass alle möglichen Schritte eines Spiels beschreibt sowie die Resultate der<br />

entsprechenden Strategiekombinationen auflistet.<br />

Ultimatum bargaining game<br />

Ein Spiel, in dem der erste Spieler den zweiten mit einem take-it-or-leave-it Angebot<br />

konfrontieren kann.<br />

Credible threat<br />

Die Drohung etwas zu tun, das auch im Interesse des Drohenden und deshalb glaubwürdig ist.<br />

Credible promise<br />

Eine Versprechung etwas zu tun, das auch im Interesse des Versprechenden und deshalb<br />

glaubwürdig ist.<br />

Commitment problem Eine Situation, in der die Leute ihre Ziele nicht erreichen, weil sie keine credible threats /<br />

promises machen können.<br />

Commitment device<br />

Eine Art um durch Anreize unglaubwürdige Drohungen / Versprechungen so abzuändern, dass<br />

sie zu credible threats / promises werden.<br />

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<strong>VWL</strong> Principles of Economics Chapter 13<br />

Die Spieltheorie<br />

Das Resultat einer Aktion hängt nicht nur von der Aktion selbst, sondern auch vom Zeitpunkt der Ausübung<br />

sowie ihrem Verhältnis zu anderen Aktionen ab. Um nun Situationen analysieren zu können, in denen die<br />

Resultate von verschiedenen Akteuren und deren Aktionen abhängen, benützt man die Spieltheorie.<br />

Die drei Elemente eines Spiels<br />

Jedes Spiel hat drei Basiselemente:<br />

- Die Spieler<br />

- Die verfügbaren Strategien<br />

- Das Resultat aller möglichen Strategiekombinationen<br />

Soll United Airlines mehr Geld <strong>für</strong> Werbung ausgeben?<br />

Angenommen, United sowie TWA seien die einzigen Fluggesellschaften, die die Strecke Chicago-St.Louis<br />

bedienen. Jeder der beiden verdient im Moment $ 6000 pro Flug, was ihnen aber nicht genug ist, weshalb sie<br />

sich überlegen, mit welcher Werbestrategie sie evt. mehr verdienen könnten. Die folgende Payoff Matrix zeigt<br />

die verschiedenen Resultate aller möglichen Strategien:<br />

TWA<br />

Werbeausgaben erhöhen<br />

Werbeausgaben belassen<br />

United<br />

Werbeausgaben erhöhen<br />

$5500 <strong>für</strong> United<br />

$5500 <strong>für</strong> TWA<br />

$8000 <strong>für</strong> United<br />

$2000 <strong>für</strong> TWA<br />

Werbeausgaben belassen<br />

$2000 <strong>für</strong> United<br />

$6000 <strong>für</strong> United<br />

$8000 <strong>für</strong> TWA<br />

$6000 <strong>für</strong> TWA<br />

Die Essenz des strategischen Denkens beginnt nun damit, die Situation aus der Sicht der Gegenpartei zu<br />

betrachten. Angenommen, TWA geht davon aus, United werde ihre Werbeausgaben erhöhen, dann wird TWA’s<br />

beste Antwort sein, ebenfalls die Werbeausgaben zu erhöhen. Dies, weil TWA nun $5500 an economic profit,<br />

bei Belassung der Werbeausgaben jedoch nur $2000 an economic profit verdienen kann.<br />

Angenommen, TWA gehen davon aus dass United ihre Werbeausgaben belassen werde. Auch dann wäre es <strong>für</strong><br />

TWA vorteilhafter ihre Werbeausgaben zu erhöhen, da sie dann anstelle von $6000 $8000 verdienen kann. TWA<br />

wird demzufolge – unabhängig der Strategie von United – besser fahren, wenn sie ihre Werbeausgaben erhöht.<br />

TWA hat also eine dominante Strategie. Doch weil das gleiche auch <strong>für</strong> United gilt, werden beide<br />

Fluggesellschaften ihre dominante Strategie anwenden und so weniger verdienen, wie wenn sie die<br />

Werbeausgaben belassen hätten ($5500 vs. $6000).<br />

Nash Gleichgewicht<br />

Falls jeder Spieler eines Spiels eine dominant strategy hat, wird das Gleichgewicht dann erreicht, wenn alle<br />

Spieler diese Strategie verfolgen. Aber auch in Spielen in denen nicht jeder Spieler eine dominant strategy hat,<br />

kann es zu einem Gleichgewicht kommen.<br />

Soll TWA mehr <strong>für</strong> Werbung ausgeben?<br />

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<strong>VWL</strong> Principles of Economics Chapter 13<br />

Falls mit Ausnahme der Resultate alle Annahmen wie im vorherigen Beispiel sind, so ergibt sich folgende<br />

Payoff Matrix:<br />

TWA<br />

Werbeausgaben erhöhen<br />

Werbeausgaben belassen<br />

United<br />

Werbeausgaben erhöhen<br />

$3000 <strong>für</strong> United<br />

$8000 <strong>für</strong> TWA<br />

$8000 <strong>für</strong> United<br />

$4000 <strong>für</strong> TWA<br />

Werbeausgaben belassen<br />

$4000 <strong>für</strong> United<br />

$5000 <strong>für</strong> United<br />

$5000 <strong>für</strong> TWA<br />

$2000 <strong>für</strong> TWA<br />

Auch wenn nun United keine dominant strategy hat, ist das definitive Resultat des Spiels absehbar, da United’s<br />

Manager wissen, wie die Payoff Matrix aussieht. Sie werden also die Erhöhung der Werbeausgaben von TWA<br />

voraussehen (da dies ja die dominant strategy von TWA ist) und deshalb ihre Werbeausgaben auf dem<br />

ursprünglichen Niveau belassen.<br />

Zusammenfassend kann also gesagt werden, dass ein Gleichgewicht dann erreicht wird, wenn jeder Spieler<br />

diejenige Strategie verfolgt, welche das bestmögliche Resultat liefert, gegeben die Strategie der Gegenparteien.<br />

Eine solche Strategiekombination wird Nash Gleichgewicht genannt.<br />

Des Sträflings Dilemma<br />

Zwei Gefangenen – Horace und Jasper – sind in Einzelzellen eingesperrt. Dies aufgrund von krassen<br />

Kriminaltaten die sie tatsächlich begangen haben. Der Ankläger hat jedoch gerade soviel Beweismaterial, dass er<br />

sie nur zu einer milden Strafe von 1 Jahr verurteilen kann. Jedem Sträfling wird nun gesagt, dass er frei gelassen<br />

und der andere 20 Jahre kriegen würde, wenn erstere seine Tat gesteht und der andere schweigt. Leider dürfen<br />

die beiden Sträflinge nicht miteinander kommunizieren. Wie sollen sie sich also entscheiden?<br />

Jasper<br />

Horace<br />

Gestehen<br />

Schweigen<br />

Gestehen 5 Jahre <strong>für</strong> beide 0 Jahre <strong>für</strong> Horace<br />

20 Jahre <strong>für</strong> Jasper<br />

Schweigen<br />

20 Jahre <strong>für</strong> Horace<br />

1 Jahr <strong>für</strong> beide<br />

0 Jahre <strong>für</strong> Jasper<br />

In diesem Spiel ist die dominant strategy <strong>für</strong> beide Spieler das Gestehen. Denn egal was Jasper tut, Horace wird<br />

eine leichtere Strafe kriegen wenn er gesteht. Falls Jasper auch gesteht, kriegt Horace 5 anstelle von 20 Jahren.<br />

Falls Jasper jedoch schweigt, so wird Horace anstelle von 1 Jahr im Gefängnis den Rest seines Lebens in Freiheit<br />

verbringen.<br />

Da dies nun aber auch <strong>für</strong> Jasper gilt, werden beide Gestehen, was dazu führt, dass beide 5 Jahre ins Gefängnis<br />

gesteckt werden. Daher auch der Name des Spiels: des Sträflings Dilemma.<br />

Des Sträflings Dilemma <strong>für</strong> imperfectly competitive firms<br />

Kartellabkommen sind in der Regel labile Gebilde, was nachfolgende Erläuterungen verdeutlichen werden.<br />

Gegeben sei ein Markt mit nur zwei Anbietern (Aqua sowie Spring) von Mineralwasser. Beide Firmen können<br />

das Wasser kostenlos aus ihrer eigenen Quelle beziehen. Um sich nun aber nicht konkurrieren zu müssen,<br />

kommen sie überein, das Wasser zum gewinnmaximierenden Preis zu verkaufen. Dies hat aufgrund der<br />

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<strong>VWL</strong> Principles of Economics Chapter 13<br />

Marktbedingungen zu folge, dass beide Unternehmen jeweils 500 Flaschen à $1 pro Tag verkaufen und somit<br />

einen economic profit von $500 erzielen können. Doch nun wird Patrick als Manager von Aqua gewählt.<br />

Aufgrund seiner exzellenten <strong>VWL</strong>-Zusammenfassungen hat er gelernt, dass wenn er nun den Preis seines<br />

Wassers auf $0.90 senkt, er plötzlich einen economic profit von $990 ($0.90/Flasche * 1100 Flaschen) pro Tag<br />

erzielen kann. Leider wird da<strong>für</strong> der economic profit von Spring auf null fallen. Dies kann Jürg, der CEO von<br />

Spring jedoch nicht zulassen, weshalb er ebenfalls den Preis auf $0.90 senkt. Was nun resultiert, dürfte keinen<br />

der beiden wirklich zufrieden stellen, denn ihr jeweiliger economic profit ist von ursprünglich je $500 auf $495<br />

($0.90/Flasche * 550 Flaschen) gefallen. Das Spiel wird nun solange in diesem Stile weitergehen, bis der<br />

economic profit beider auf null gefallen ist.<br />

Spring<br />

Aqua<br />

Preis bei $1 Preis bei $0.90<br />

Preis bei $1 $500 <strong>für</strong> beide $0 <strong>für</strong> Aqua<br />

$990 <strong>für</strong> Spring<br />

Preis bei $0.90<br />

$990 <strong>für</strong> Aqua<br />

$495 <strong>für</strong> beide<br />

$0 <strong>für</strong> Spring<br />

Des Sträflings Dilemma im Alltag<br />

Diana Ross hält ein Konzert, doch noch bevor sie erstes Lied beenden kann, stehen bereits vereinzelte Zuhörer in<br />

den vordersten Reihen auf, um die Sängerin besser sehen zu können. Da nun aber die in den hinteren Reihen<br />

Sitzenden nichts mehr sehen, werden auch sie aufstehen müssen.<br />

Letztlich werden sämtliche Zuhörer stehen und dabei genau so viel sehen, wie wenn sie sitzen geblieben wären,<br />

nun aber auch noch die Unbequemlichkeit des Stehens in Kauf nehmen müssen.<br />

Das gleiche Problem stellt sich in etwas anderer Form an Partys. Eigentlich könnte ja jeder mit normaler<br />

Lautstärke sprechen und dabei in etwa so viel Verstehen, wie wenn sich alle mit maximaler Lautstärke<br />

unterhalten. Da jedoch im allgemeinen Gemurmel ein Wort unterzugehen droht, werden alle die Lautstärke des<br />

Sprechens kontinuierlich und in selbstunterstützendem Prozess so lange erhöhen, wie sie noch lauter schreien<br />

können.<br />

Spiele in denen es auf den Zeitpunkt ankommt<br />

In den vorangegangen Spielen waren wir jeweils davon ausgegangen, dass die Spieler ihre Strategie zur<br />

Gleichen Zeit evaluierten und es nicht darauf ankam, welcher den ersten Zug unternehmen würde. Im folgenden<br />

wird das Timing jedoch von entscheidender Bedeutung sein.<br />

The Ultimatum bargaining Game<br />

Für Spiele, bei denen der Zeitpunkt eine wichtige Rolle spielt, sollte anstelle der Payoff Matrix ein decision tree<br />

verwendet werden.<br />

Tom und Michael sind Teilnehmer eines Experimentes. Dieses beginnt damit, dass Tom $100 offeriert wird.<br />

Welches er dann mit Michael zu teilen hat, wobei er diesem mindestens $1 anbieten muss, sonst aber frei ist.<br />

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<strong>VWL</strong> Principles of Economics Chapter 13<br />

Falls nun Michael aber Tom’s Angebot ablehnt, so fallen die $100 an den Experimentleiter zurück und die<br />

beiden Teilnehmer gehen leer aus. Welchen Betrag (100 - x) soll Tom also Michael anbieten?<br />

$x <strong>für</strong> Tom<br />

$(100 – x) <strong>für</strong> Michael<br />

Michael akzeptiert<br />

A<br />

Tom behält $x <strong>für</strong> sich<br />

Und bietet Michael<br />

$(100 – x) an<br />

B<br />

Michael lehnt ab<br />

$0 <strong>für</strong> Tom<br />

$0 <strong>für</strong> Michael<br />

Weil Tom ein strategischer Denker ist, wird er sich in Michael hineinversetzen und sich Fragen, was würde ich<br />

tun, wenn ich Michael wäre? Weil er weiss, dass Michael soviel Geld wie möglich verdienen will, weiss er auch,<br />

dass Michael jedes Angebot akzeptieren wird, egal wie klein der Betrag (aber >$0) <strong>für</strong> Michael ist. Weil keiner<br />

der beiden von seiner gewählten Strategie abweichen möchte, stellt sich ein Nash Gleichgewicht ein, wobei Tom<br />

$99 und Michael $1 erhalten wird.<br />

Diese Art von Spiel wird ultimatum bargaining game genannt, da der erste Spieler den zweiten mit einem takeit-or-leave-it<br />

Angebot konfrontieren kann.<br />

Wie sieht Michael’s Akzeptanzbaum aus?<br />

Falls Michael nun jedoch von Beginn an deklariert, er sei nur bereit minimal $y zu akzeptieren, so ist das Beste<br />

was Tom tun kann folgendes: Er gibt Michael $y und behält <strong>für</strong> sich $(100 – y). Denn wenn er Michael weniger<br />

als $y offeriert, so lehnt dieser das Angebot ab und beide kriegen nichts. Weil das nun aber <strong>für</strong> jeden Betrag <strong>für</strong><br />

y


<strong>VWL</strong> Principles of Economics Chapter 13<br />

Opfer schweigt Opfer geht zur Polizei Geisel wird getöt, Kidnapper<br />

überlebt<br />

Opfer bleibt in Gefahr,<br />

Kidnapper überlebt<br />

Opfer ist in Sicherheit,<br />

Kidnapper wird gehängt<br />

Da die Geisel also dem Kidnapper nicht glaubhaft machen kann, dass sie nicht zur Polizei gehen und ihn<br />

anzeigen werde, bringt er sie schweren Herzens um.<br />

Soll der Geschäftsinhaber eine Aussenstelle eröffnen?<br />

Der Inhaber einer prosperierenden Unternehmung überlegt sich, ob er in einer entfernten Stadt eine Filiale<br />

eröffnen soll. Falls er einen Manager <strong>für</strong> die Leitung dieser Filiale anstellen wird, so kann er demselben $1000<br />

bezahlen - $500 mehr als der Manager sonst verdienen kann – und selber einen economic profit von $1000<br />

erwirtschaften. Zugleich weiss der Inhaber aber auch, dass er seinen neuen Manager nicht dauernd überwachen<br />

und dieser bei ungetreuer Geschäftsführung seinen Lohn auf Kosten des Inhabers auf $1500 erhöhen kann.<br />

Wenn der Geschäftsführer nun davon ausgeht, dass alle Manager egoistische Einkommensmaximierer sind, soll<br />

er dann die Filiale eröffnen?<br />

Manager verspricht Filiale getreu zu führen<br />

Inhaber eröffnet Filiale<br />

Inhaber öffnet Filiale nicht<br />

Manager ist ehrlich;<br />

Manager ist unehrlich;<br />

Inhaber kriegt $1000 Inhaber kriegt -$500 Inhaber kriegt $0<br />

Manager kriegt $1000 Manager kriegt $1500 Manager kriegt<br />

$500 aus anderem<br />

Job<br />

Da der Manager also bei ungetreuer Geschäftsführung mehr verdienen kann, wie wenn er ehrlich bleibt, wird er<br />

auf Kosten des Inhabers sein Gehalt auf $1500 erhöhen. Da letzterer aber dieses Verhalten voraussehen kann,<br />

eröffnet er die Filiale schon gar nicht. Die Opportunitätskosten des Managers Unfähigkeit, glaubhaft eine<br />

ehrliche Geschäftsführung zu versprechen, betragen $1500: die zusätzlichen $500 des Managers aus diesem Job,<br />

sowie der verlorene economic profit des Geschäftinhabers von $1000.<br />

Commitment problems<br />

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<strong>VWL</strong> Principles of Economics Chapter 13<br />

Spiele wie jene des Sträflings Dilemma, des Kartels, the ultimatum bargaining game, das Kidnapper Game und<br />

das Letztbetrachtete konfrontieren die Spieler mit dem commitment problem: eine Situation, in der die Spieler<br />

ihr Ziel nicht erreichen können, weil sie nicht fähig sind, eine glaubhafte Drohung / Versprechen abzugeben.<br />

Dieses Problem kann mit Hilfe einer commitment device gelöst werden. Dabei werden durch Verbindung der<br />

Drohung / des Versprechens mit einem Anreiz, die Drohung / das Versprechen auch einzuhalten, dieselben<br />

glaubhaft.<br />

Beispielsweise sind Restaurantbetreiber an gutem Service ihres Personals interessiert. Sie ermutigen deshalb ihre<br />

Gäste, dem Servicepersonal Trinkgeld zu geben, falls sie mit dem Service zufrieden waren. Dadurch ist das<br />

Servicepersonal quasi einer stetigen Überwachung unterworfen, hat aber gleichzeitig die Möglichkeit, durch<br />

Erfüllung der Kundenansprüche mehr zu verdienen. Dadurch ist letztlich allen gedient.<br />

Wird Sylvester auf der Geschäftsreise Trinkgeld spendieren?<br />

Diese Art von Gewährleistung der Glaubhaftigkeit eines Versprechens / einer Drohung ist jedoch nicht immer<br />

von Nutzen. So wird ein Stammgast zwar bei jedem Restaurantbesuch ein Trinkgeld geben, da er ja an gutem<br />

Service interessiert ist. Ein Fremder hingegen, der nur ein einziges Mal das Restaurant besucht, hat keinen<br />

Anreiz, mehr Geld auszugeben als unbedingt notwendig ist.<br />

Die strategische Rolle von Präferenzen<br />

Bis anhin sind wir jeweils davon ausgegangen, dass die Spieler allein an ihrem direkten Erlös aus dem Spiel<br />

interessiert waren. Die Ironie dabei war, dass sie trotzdem meistens nicht ihr bestes Resultat erzielt haben.<br />

Bessere Resultate lassen sich manchmal dadurch erzielen, dass die materiellen Anreize der egoistischen Spieler<br />

geändert werden. Falls dies nicht möglich erscheint, kann auch versucht werden, die psychologischen Anreize zu<br />

ändern.<br />

Wird der Geschäftsinhaber in einer moralischen Welt seine Filiale eröffnen?<br />

Gehen wir davon aus, dass der Manager – falls er sich denn zu ungetreuer Geschäftsführung verleiten liesse – ein<br />

solch schlechtes Gewissen kriegen würde, dass er die ganze Nacht nicht mehr schlafen könnte. Um nun diese<br />

unangenehmen Gefühle vermeiden zu können, ist der Manager bereit, bis zu $10’000 zu bezahlen. Wird der<br />

Geschäftsinhaber unter diesen Umständen die Filiale eröffnen? Die Antwort liefert uns der folgende decision<br />

tree:<br />

Manager verspricht Filiale getreu zu führen<br />

Inhaber eröffnet Filiale<br />

Inhaber öffnet Filiale nicht<br />

Manager ist ehrlich;<br />

Manager ist unehrlich;<br />

Inhaber kriegt $1000 Inhaber kriegt -$500 Inhaber kriegt $0<br />

Manager kriegt $1000 Manager kriegt -$8500 Manager kriegt<br />

$500 aus anderem<br />

Job<br />

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<strong>VWL</strong> Principles of Economics Chapter 13<br />

In diesem Fall wird der Inhaber die Filiale eröffnen, da es sich auch <strong>für</strong> den Manager lohnt, ehrlich zu sein.<br />

Sind Menschen prinzipiell egoistisch?<br />

Die Annahme, Leute seien in jedem Fall einzig und allein auf die Maximierung ihres eigenen Nutzens<br />

ausgerichtet, stimmt nicht immer. So haben empirische Studien bezüglich des ultimatum bargaining game zwei<br />

interessante Resultate geliefert:<br />

- Erstens wird Tom Michael nicht $1, sondern $50 anbieten.<br />

- Und zweitens, sollte das Angebot Tom einseitig bevorzugen, wird es Michael in den meisten der Fälle<br />

zurückweisen.<br />

Dies lässt die Vermutung aufkommen, dass Leute, die das Gefühl haben, ungerecht behandelt worden zu sein,<br />

sich oft zu rächen versuchen. Und dies egal zu welchem Preis. Wenn nun aber auch ethische oder gar<br />

rachsüchtige Gedanken unser Verhalten bestimmen, so sind diese Faktoren ebenfalls in unsere Spieltheorie<br />

einzubeziehen.<br />

Präferenzen als Lösung <strong>für</strong> commitment problems<br />

Ökonomen tendieren dazu, Präferenzen so zu betrachten, wie wenn sie in sich abgeschlossen wären. Gefühle wie<br />

Fairness, Schuld, Ehre, Sympathie,... würden dabei keine Rolle spielen. Wie wir aber alle selber wissen, sind<br />

solche Gefühle von grosser Bedeutung. Dies zeigt auch das zweite Beispiel über die Eröffnung der<br />

Geschäftsfiliale. Die Lösung von commitment problems besteht demzufolge nicht nur darin, dass eine Person<br />

gewisse Präferenzen hat, sondern, dass die Gegenpartei dieselben auch zu erkennen vermag.<br />

Nun ist es jedoch unmöglich, sich immer ein perfektes Bild seiner Mitspieler machen zu können. Wachsamkeit<br />

ist deshalb eine der wichtigsten Faktoren, die es bei der Wahl seiner Mitspieler anzuwenden gilt, um<br />

commitment problems verhindern zu können. Denn auch wenn sich Ehrlichkeit ausbezahlt, so ist der Vorteil,<br />

den man daraus ziehen kann, einfach nur als ehrlich zu erscheinen, immer noch grösser – zumindest kurzfristig.<br />

Ehrliche Leute können deshalb nur solange gewinnbringend in einer konkurrierenden Gesellschaft leben, wie sie<br />

fähig sind, andere ehrliche Leute zu eruieren und einzig mit diesen Geschäfte zu betreiben.<br />

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<strong>VWL</strong> Principles of Economics Chapter 13<br />

Externalitäten und Eigentumsrechte<br />

Wichtige Begriffe:<br />

Begriff<br />

Bedeutung<br />

External cost (negative externality)<br />

Die Kosten einer Aktivität, die von anderen Leuten als jenen, welche die Aktivität ausführen,<br />

getragen werden.<br />

External benefit (positive externality)<br />

Der Nutzen einer Aktivität, von dem andere Leute als jene, welche die Aktivität ausführen,<br />

profitieren können.<br />

Externality<br />

Die externen Kosten / Nutzen einer Aktivität.<br />

Coase theorem<br />

Falls die involvierten Leute kostenlos über Kauf und Verkauf von Rechten zur Ausführung einer<br />

Aktivität verhandeln können, die Externalitäten verursachen, so werden sie immer in der Lage<br />

sein, eine effiziente Lösung <strong>für</strong> die Probleme zu finden, welche durch die Externalitäten<br />

enstehen.<br />

Tragedy of the commons<br />

Die Tendenz, dass eine kostenlose Ressource solange genutzt wird, wie ihr Grenznutzen grösser<br />

null bleibt.<br />

Positional externality<br />

Sie treten auf, wenn die Erhöhung der Leistung des einen zu einer Reduktion des erwarteten<br />

Resultats eines anderen führt. Dies kann jedoch nur in Situationen der Fall sein, bei denen das<br />

Resultat von der relativen Leistung abhängig ist.<br />

Positional arms race<br />

Eine Serie von sich gegenseitig ausgleichenden Investitionen in die Leistungserhöhung, die<br />

durch positional externalities stimuliert werden.<br />

Positional arms control agreements<br />

Ein Abkommen in dem die Konkurrenten versuchen, ihre sich gegenseitig ausgleichenden<br />

Investitionen in die Leistungserhöhung zu beschränken.<br />

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<strong>VWL</strong> Principles of Economics Chapter 13<br />

Externe Kosten und externe Nutzen<br />

Adam Smith’s Theorie der unsichtbaren Hand ist gültig <strong>für</strong> eine ideale Wirtschaft, in der es keine Externalitäten<br />

gibt. In solchen Situation resultieren die von Eigennutz getriebenen Aktivitäten der einzelnen Individuen<br />

zugleich im sozial effizienten Resultat. Wie sich im Verlaufe der Ausführungen zeigen wird, gilt <strong>für</strong> Märkte mit<br />

Externalitäten das gleiche, falls die Marktteilnehmer kostenlos miteinander Verhandeln können.<br />

In vielen Fällen ist die Kommunikation entweder teuer oder gar unmöglich. Dies hat zur Folge, dass von<br />

Eigennutz getriebene Aktivitäten nicht in einem effizienten Resultat resultieren werden.<br />

Wie Externalitäten die Ressourcenallokation beeinflussen<br />

Ist die Imkerin mit den richtigen Anreizen konfrontiert (Teil 1)?<br />

Phoebe ist Imkerin, ihre Nachbarn Apfelbauern. Für die Apfelplantagenbesitzer stellen die Bienen einen<br />

externen Nutzen dar, da sie ihre Blüten befruchten. Falls Phoebe demzufolge bei ihrer Investitionsrechnung nur<br />

ihre eigenen Nutzen / Kosten in Betracht zieht, so wird sie zu wenige Bienen halten, da der Totalnutzen einer<br />

zusätzlichen Biene grösser als die Totalkosten sind.<br />

Ist die Imkerin mit den richtigen Anreizen konfrontiert (Teil 2)?<br />

Falls nun nicht Äpfelbäume, sondern eine Schule sowie ein Krankenhaus neben Phoebe’s Bienenstöcken stehen,<br />

so stellen eben diese Bienen <strong>für</strong> die SchülerInnen und PatientInnen externe Kosten dar. Falls Phoebe wiederum<br />

bei ihrer Investitionsrechnung nur ihre eigenen Nutzen / Kosten in Betracht zieht, so wird sie zu viele Bienen<br />

halten, da der Totalnutzen einer zusätzlichen Biene kleiner als die Totalkosten sind.<br />

Graphische Interpretation<br />

Externe Kosten:<br />

Externer Nutzen:<br />

P<br />

Social MC = Private MC + XC<br />

P<br />

MC<br />

XC<br />

Private MC<br />

XB<br />

Social D = Private D + XB<br />

Q soc<br />

Q pvt<br />

D<br />

Q<br />

Q pvt<br />

Q soc<br />

Private D<br />

Q<br />

XC = External Cost<br />

XB = External Benefit<br />

Externalitäten verdrehen demzufolge die Allokation von Ressourcen in sonst effizienten Märkten. Falls<br />

Externalitäten auftreten, so führt das Maximieren des Eigennutzen nicht zum grösstmöglichen economic surplus.<br />

Das Coase Theorem<br />

Der Ausdruck, eine Situation sei ineffizient bedeutet, dass die Ressourcenallokation anders vorgenommen und<br />

dabei mindestens eine Person besser gestellt werden kann ohne jemanden schlechter zu stellen.<br />

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<strong>VWL</strong> Principles of Economics Chapter 13<br />

Wird Zombie Gift in den Fluss kippen? (Teil 1)<br />

Zombie’s Fabrik produziert ein giftiges Nebenprodukt. Falls er dieses in den Fluss kippt, so schadet er dem Fisch<br />

Fitch. Zombie könnte das Gift durch einen Filter aus dem Produkt herausfiltern und so Fitsch keinen Schaden<br />

zufügen. Wird er dies aber unter den untenstehenden Bedingungen tun, falls es kein Gesetz gibt, das Zombie<br />

daran hindert, das Gift in den Fluss zu kippen und Fitch auch nicht mit Zombie kommunizieren kann?<br />

Kosten und Nutzen der Eliminierung des Giftes<br />

Mit Filter<br />

Ohne Filter<br />

Gewinn Zombie $100 / Tag $130 / Tag<br />

Gewinn Fitch $100 / Tag $50 / Tag<br />

Ohne Filterinstallation wird der total economic surplus $180, bei der Filterinstallation dagegen $200 betragen.<br />

Die Tatsache aber, dass Zombie keinen Anreiz hat, Filter zu installieren resultiert in dem traurigen Resultat, dass<br />

der total economic surplus um $20 verkleinert wird, das Resultat demzufolge nicht effizient ist.<br />

Wird Zombie Gift in den Fluss kippen? (Teil 2)<br />

Nun können Zombie und Fitch kostenlos miteinander kommunizieren. Fitch will ja, dass Zombie Filter<br />

installiert. Er wird diesem deshalb vorschlagen, $40 / Tag zu bezahlen, falls Zombie denn einen Filter installiert.<br />

Als Folge werden beide $10 mehr pro Tag verdienen können.<br />

Dies ist gleichzeitig die Aussage des Coase Theorem: Falls die involvierten Leute kostenlos miteinander über<br />

das Recht der Ausübung einer Externalitäten verursachenden Aktivität verhandeln können, so werden sie immer<br />

eine effiziente Lösung finden.<br />

Wird Zombie Gift in den Fluss kippen? (Teil 3)<br />

Was aber, wenn Fitch aufgrund eines Gesetzes das Recht hat, Zombie zu verbieten, Gift in den Fluss zu kippen<br />

und sich die Zahlen folgendermassen präsentieren:<br />

Kosten und Nutzen der Eliminierung des Giftes<br />

Mit Filter<br />

Ohne Filter<br />

Gewinn Zombie $100 / Tag $150 / Tag<br />

Gewinn Fitch $100 / Tag $70 / Tag<br />

Diesmal wird die effiziente Lösung nicht in der Installation des Filters sein. Im Gegenteil, falls Zombie keinen<br />

Filter installiert, beträgt der total economic surplus $220, anstelle von $200 pro Tag.<br />

Zwingt Fitch nun Zombie dazu, den Filter zu installieren, so kriegt er $30 mehr, Zombie hingegen $50 weniger.<br />

Falls die beiden wiederum kostenlos miteinander kommunizieren können, werden sie übereinkommen, dass<br />

Zombie Fitch täglich $40 bezahlt, da<strong>für</strong> aber keinen Filter installieren muss. Als Folge verdienen wiederum<br />

beide $10 mehr pro Tag.<br />

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<strong>VWL</strong> Principles of Economics Chapter 13<br />

Zusammenfassend kann also gesagt werden, dass wenn Externalitäten die Quelle <strong>für</strong> Ineffizienz sind, so werden<br />

die beteiligten Parteien jene Lösung suchen, die den höchsten economic surplus liefert. Dies jedoch nur, falls<br />

eine kostenlose Kommunikation möglich ist.<br />

Werden Ann und Betty eine Wohnung teilen?<br />

Ann und Betty können <strong>für</strong> $600 / Monat in einer Zwei-Zimmer-Wohnung oder einzeln in einer Wohnung mit<br />

jeweils einem Zimmer <strong>für</strong> $400 / Monat wohnen. Ann hat die unverständliche Angewohnheit, ständig zu<br />

telefonieren und ist bereit, bis zu $250 <strong>für</strong> das Recht zu bezahlen, dies weiter tun zu dürfen. Betty ihrerseits ist<br />

bereit bis zu $150 <strong>für</strong> einen besseren Zugang zum Telefon zu bezahlen. Falls keine zweite Telefonleitung<br />

installiert werden kann, sollen die beiden Damen zusammen wohnen?<br />

Die Kostenersparnis aus dem Teilen der Wohnung beträgt $200. Zugleich ist Betty bereit, Ann’s Verhalten <strong>für</strong><br />

eine Kompensationsbezahlung von $150 zu tolerieren. Da dieser Betrag kleiner als die Kosteneinsparungen sind,<br />

ist die beste Lösung folgende: die beiden teilen sich eine Wohnung, Betty kriegt $150 als Ausgleich und<br />

akzeptiert da<strong>für</strong> die Telefonmanie von Ann.<br />

Die Kosten des Zusammenlebens ist demgemäss nicht einfach die Summe aller möglichen Kosten, sondern nur<br />

die am wenigsten teure Lösung <strong>für</strong> die Probleme des Zusammenlebens.<br />

Der Gewinn an total economic surplus aus dem Zusammenleben:<br />

Nutzen des Zusammenleben:<br />

Totalkosten der Einzelwohnungen:<br />

$800 / Monat<br />

Totalkosten der gemeinsamen Wohnung:<br />

- $600 / Monat<br />

Mieteinsparungen durch das Teilen:<br />

$200 / Monat<br />

Kosten des Zusammenleben:<br />

Problem:<br />

Ann’s Telefonmanie<br />

Ann’s Kosten zur Problemlösung: Eingeschränkte Benutzung <strong>für</strong> $250<br />

Betty’s Kosten zur Problemlösung: Toleranz gegenüber Ann <strong>für</strong> $150<br />

Günstigste Problemlösungsalternative: Betty’s Toleranz <strong>für</strong> $150<br />

Gewinn an total economic surplus aus dem Zusammenleben:<br />

Mieteinsparungen:<br />

$200 / Monat<br />

Günstigste Problemlösungsalternative:<br />

- $150 / Monat<br />

Gewinn an total economic surplus:<br />

$50 / Monat<br />

Welche Miete wird Betty im Falle des Zusammenlebens maximal bereit sein zu bezahlen?<br />

Betty’s Alternative ist das Leben in Einsamkeit, wo<strong>für</strong> sie $400 / Monat zu bezahlen hätte. Dies entspricht<br />

zugleich ihrem Reservationspreis <strong>für</strong> ein Zusammenleben ohne Telefonproblem. Da sie nun aber bereit ist, $150<br />

<strong>für</strong> das Vermeiden des Telefonproblems zu bezahlen, so beträgt die maximale Miete, die sie bereit ist zu<br />

bezahlen demzufolge:<br />

Reservationspreis:<br />

$400 / Monat<br />

Problemvermeidung:<br />

- $150 / Monat<br />

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<strong>VWL</strong> Principles of Economics Chapter 13<br />

Maximale Miete<br />

$250 / Monat<br />

Welche Miete soll Ann, welche Betty bezahlen, wenn sie bereit sind zusammenzuleben sowie den daraus<br />

resultierenden Gewinn an total economic surplus zu teilen?<br />

Wir wissen, dass Ann’s Reservationspreis <strong>für</strong> das Zusammenleben $400, jener von Betty $250 beträgt. Falls sie<br />

also den Gewinn von $50 schwesterlich teilen, so bezahlt Ann letztlich $375, Betty hingegen $225. Das Resultat<br />

ist nun, dass beide jeweils um $25 besser dastehen, als wie wenn sie alleine leben würden.<br />

Rechtliche Lösungen <strong>für</strong> Externalitäten<br />

Wir haben gesehen, dass, falls die Parteien kostenlos miteinander kommunizieren können, jeweils trotz<br />

verursachten Externalitäten effiziente Lösungen gefunden werden können. Ist dies der Fall, so wird sich in der<br />

Regel jener anpassen, der da<strong>für</strong> weniger Kosten hat. Leider ist eine solche Kommunikation aber nicht immer<br />

kostenlos oder gar möglich. Aus diesem Grund wird der Gesetzgeber und versucht solche Bestimmungen<br />

aufzustellen, dessen Resultat das Gleiche sein sollte, wie jenes, das die Parteien durch Verhandlungen erreicht<br />

hätten.<br />

Was ist der Zweck von Geschwindigkeitsbegrenzungen und anderen Verkehrsregeln?<br />

Ein viel zu schnell fahrender Autolenker bringt nicht nur sich in Gefahr, sondern auch alle anderen<br />

Strassenteilnehmer. Verkehrsregeln sind also dazu da, die externen Kosten des Autofahrens – zumindest in<br />

gewissen Bereichen – zu minimieren.<br />

Weitere Beispiele:<br />

- Wohn- und Industriezonen in Siedlungsgebieten<br />

- LSVA<br />

- Recht auf freie Rede<br />

Hier gilt es allerdings zu beachten, dass niemand einfach in einem überfüllten Vorlesungssaal „FEUER“<br />

rufen darf, falls gar keine Brandgefahr besteht. In einem solchen Fall sind die externen Nutzen des Rechts<br />

auf freie Rede viel kleiner als dass sie die externen Kosten rechtfertigen würden.<br />

Aber der Staat muss nicht nur bestrafen, er kann auch Gesetze erlassen, um die „Verursachung“ von externem<br />

Nutzen zu fördern, was das Beispiel des immensen staatlichen Engagements in der Grundlagenforschung<br />

deutlich zeigt.<br />

Die optimale Menge von negativen Externalitäten ist nicht null<br />

Im allgemeinen werden die Grenzkosten desto mehr steigen, je mehr negative Externalitäten bereits eliminiert<br />

worden sind. Zudem besagt ja das Gesetz des abnehmenden Grenznutzen, das der Grenznutzen der Beseitigung<br />

von negativen Externalitäten je länger je mehr fällt. Konsequenterweise müssen sich nun aber die Grenzkosten<br />

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<strong>VWL</strong> Principles of Economics Chapter 13<br />

sowie die Grenznutzen in einem Punkt schneiden, bei dem die Menge der negativen Externalitäten noch immer<br />

grösser als null ist. Da<strong>für</strong> entspricht dieser Schnittpunkt genau dem socially optimal Level der Beseitigung.<br />

Wie kann aber irgend ein positiver Betrag von externen Kosten socially optimal sein? Nun, wenn man vom<br />

socially optimal Level von negativen Externalitäten spricht, so meint man damit nicht, dass jene gut seine. Es ist<br />

vielmehr Ausdruck da<strong>für</strong>, dass die Gesellschaft Interesse daran hat, diese negativen Externalitäten zu beseitigen<br />

– aber eben nur bis zu einem gewissen Punkt.<br />

Eigentumsrechte und die Tragödie der Kollektivgüter<br />

Das Problem von preislosen Ressourcen<br />

Es stellt sich die Frage, warum überhaupt Eigentumsrechte entwickelt worden sind. Eine Antwort darauf liefert<br />

die Beantwortung der Frage, was denn mit Besitz passiert, der niemandem gehört.<br />

Wieviele Stiere werden die Dorfbewohner auf die Gemeindeweide senden?<br />

Ein Dorf hat fünf Einwohner, wovon ein jeder $100 gespart hat. Jeder kann nun dieses Geld entweder in<br />

Obligation mit 13% Zins anlegen, oder einen Stier kaufen, diesen auf die Gemeindeweide schicken, dort grasen<br />

lassen und letztlich nach einem Jahr wieder verkaufen. Der Preis <strong>für</strong> den Stier wird dabei vom angefressenen<br />

Gewicht abhängen, welches wiederum von der Anzahl Stiere auf der Weide abhängt.<br />

Der Zusammenhang von Herdengrösse und Stierpreis<br />

Anzahl Stiere auf der Weide Preis / Stier (in $) Einkommen / Stier (in $)<br />

1 126 26<br />

2 119 19<br />

3 116 16<br />

4 113 13<br />

5 111 11<br />

Jeder Dorfbewohner, der sein Geld in Obligationen anlegt, wird am Ende des Jahres $13 verdient haben.<br />

Demzufolge sollen solange Stiere auf die Weide geschickt werden, wie deren Preis grösser / gleich $113 beträgt.<br />

Falls nun jeder Dorfbewohner individuell und ohne Rücksprache mit den anderen entscheidet, so werden 4 Stiere<br />

auf die Weide gesandt und eine Obligation gekauft, was in einem total economic surplus von $65 = $13 (aus<br />

Obligation) + 4 * $13 (aus Stieren) resultieren wird. Ist das nun aber auch zugleich die effizienteste Allokation<br />

der vorhandenen Ressourcen?<br />

Welches ist die socially optimal Anzahl von Stieren auf der Gemeindeweide?<br />

Diesmal wollen die Dorfbewohner den total economic surplus maximieren und treffen sich deshalb zur<br />

gemeinschaftlichen Beratung. Sie wissen, dass sie nur solange Stiere anschaffen sollen, wie deren Grenznutzen<br />

grösser / gleich $13 ist.<br />

Grenzeinkommen und die socially optimale Herdengrösse<br />

Anzahl Stiere Preis / Stier ($) Einkommen / Stier ($) Totales Dorfeinkommen Grenzeinkommen ($)<br />

($)<br />

1 126 26 26 26<br />

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<strong>VWL</strong> Principles of Economics Chapter 13<br />

2 119 19 38 12<br />

3 116 16 48 10<br />

4 113 13 52 4<br />

5 111 11 55 3<br />

Aufgrund hitziger Debatten und konstruktiver Diskussion werden die Dorfbewohner übereinkommen, nur einen<br />

Stier zu halten sowie vier Obligationen zu kaufen. Der resultierende total economic surplus wird dann $78<br />

betragen. Auch hier stimmt also das Prinzip der Effizienz: wenn der Wirtschaftskuchen wächst, so erhalten alle<br />

ein grösseres Stück. Denn da die Dorfbewohner das Geld gemeinschaftlich erwirtschaftet haben, werden sie es<br />

auch gemeinsam teilen. Jeder wird dabei $15.60 – oder $2.60 mehr als im vorangegangenen Beispiel – erhalten.<br />

Weshalb ist ein gemeinsames Vorgehen nun aber effizienter, als das egoistische Handeln? Falls jeder <strong>für</strong> sich<br />

alleine agiert, so übersieht er in der Regel, dass jeder zusätzliche Stier auf der Wiese den bisher Anwesenden<br />

Grass wegfrisst, diese weniger Gewicht zulegen und letztlich weniger Ertrag bringen. Diese Tatsache wird auch<br />

tragedy of the commons genannt: die Benutzung von Kollektiveigentum durch einen einzelnen verursacht<br />

externe Kosten <strong>für</strong> die anderen und reduziert demzufolge den Wert des Eigentums.<br />

Der Effekt von Privateigentum<br />

Eine Lösung <strong>für</strong> die tragedy of the commons ist es, das Weideland unter Privatbesitz zu stellen.<br />

Wie teuer wird das private Nutzungsrecht des Weidelandes kosten?<br />

Dieses Mal entscheiden sich die Dorfbewohner, das private Nutzungsrecht im Zuge einer Auktion an den<br />

Meistbietenden zu verkaufen. Angenommen, sowohl Kreditgewährung wie auch –aufnahme seien zu je 13%<br />

möglich, wie teuer wird das Land dann zu stehen kommen?<br />

Wie bereits vorher gesehen, wird das Land am profitabelsten genutzt, wenn nur ein Stier darauf frisst. Der<br />

Landbesitzer wird dabei $26 verdienen. Die Opportunitätskosten <strong>für</strong> die $100, welche man <strong>für</strong> den Stier- anstelle<br />

des Obligationenkaufs ausgegeben hat, betragen $13. Der economic profit des Stiers beträgt also nur $13. Zudem<br />

musste ja <strong>für</strong> den Kauf des Nutzungsrechts ein Kredit von $100 aufgenommen (da jeder Dorfbewohner nur<br />

gerade $100 zur Verfügung hat) und zu 13% verzinst werden.<br />

Der Käufer ist also bereit, maximal $100 <strong>für</strong> das Nutzungsrecht zu bezahlen, weil er bei diesem Preis zwar<br />

keinen economic profit mehr verdient, aber auch keinen economic loss hinnehmen muss.<br />

Auf jeden Fall wird der total economic surplus aber wieder $78 betragen. Das Privateigentum führt also zu<br />

einem effizienteren Ergebnis als das Kollektiveigentum, weil der Besitzer des Landes einen starken Anreiz hat,<br />

die wahren Grenzkosten der Landnutzung in Betracht zu ziehen.<br />

Diese Tatsache erklärt auch, weshalb die meisten wirtschaftlich entwickelten Staaten über ein gut entwickeltes<br />

und gesichertes Konzept des Privateigentums verfügen.<br />

Wenn Privateigentum nicht praktisch ist<br />

Gesetze bieten jedoch nicht immer eine ideale Lösung aller Probleme bezüglich Externalitäten und der tragedy<br />

of the commons. Denn die Entwicklung wie auch Umsetzung von Gesetzen ist mit Kosten verbunden, die<br />

durchaus auch einmal den resultierenden Nutzen übersteigen können, was nachfolgendes Beispiel zeigt.<br />

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<strong>VWL</strong> Principles of Economics Chapter 13<br />

Warum werden gemeinsam getrunkene Milchshakes zu schnell getrunken?<br />

Wie sicherlich jeder weiss, schmecken Milchshakes nur wirklich gut, wenn sie langsam und genüsslich<br />

getrunken, jeder Schluck auf der Zunge zergangen und ausgekostet wird. Falls der Milchshake nun aber mit<br />

jemand anderem geteilt wird, indem beide gleichzeitig durch ein Röhrchen den köstlichen Drink schlürfen, so<br />

hat jeder Angst, der andere werde schneller trinken als man selber. Konsequenterweise werden beide den Shake<br />

erstens viel zu schnell trinken und zweitens wohl danach an Bauchweh leiden.<br />

Weitere Beispiele desselben Problems:<br />

- Ernte von Holz auf entferntem Waldgebiet, dass der Öffentlichkeit gehört<br />

- Walfang in internationalen Gewässern<br />

- Kontrolle von multinationaler Umweltverschmutzung<br />

Zusammenfassend kann also festgehalten werden, dass, falls eine wertvolle Ressource keinen Preis hat, sie<br />

solange genutzt wird, wie ihr Grenznutzen grösser null bleibt. Eine valable Lösung bietet das Einführen von<br />

verbindlichen Gesetzen. Aber auch die können nicht immer helfen. So sind beispielsweise Gesetze bezüglich der<br />

Ozeane oder der Atmosphäre nur schwierig zu erlassen, gar umzusetzen, da kein Land alleine über diese<br />

Ressourcen verfügen kann.<br />

Positional Externalities<br />

Resultate, die von der relativen Performance abhängig sind<br />

In konkurrierenden Situation hängt das Resultat nicht nur von der individuellen Leistung, sondern auch von der<br />

Leistung im Vergleich zur Leistung der direkten Konkurrenten ab. Die Akteure haben deshalb einen Anreiz,<br />

alles mögliche zu tun, um ihre Gewinnchancen zu verbessern. So können Tennisspieler beispielsweise<br />

persönliche Fitnesstrainer sowie Sportpsychologen anheuern. Weil es aber in jedem Match nebst dem Gewinner<br />

auch einen Verlierer geben muss, wird der Gewinn aller Spieler zusammen null sein. Von einem kollektiven<br />

Gesichtspunkt aus, sind deshalb solch zusätzliche Anstrengungen überflüssig.<br />

Warum nehmen Rugby-Spieler Anabolika?<br />

Rugby-Spieler heutzutage sind signifikant schwerer als noch vor einigen Jahren. Ein Grund <strong>für</strong> dieses Phänomen<br />

liegt in den stark gestiegenen Löhnen begründet, weil sich dadurch auch die Konkurrenz unter den Spielern<br />

intensiviert hat. Grösse und Stärke sind nun aber einmal die wichtigsten Eigenschaften eines Rugby-Spielers.<br />

Weshalb derjenige den Job kriegt, der am grössten und stärksten ist. Aus diesem Grund beginnen die Spieler<br />

Anabolika zu futtern, in der Hoffnung, sie würden dann entweder grösser, stärker oder gar beides. Weil nun aber<br />

alle Spieler Anabolika schlucken, wird jeder praktisch gleich viel grösser und stärker. Angesichts der damit<br />

einhergehenden Gefährdung ihrer Gesundheit, stellt sich die Frage, warum denn Rugby-Spieler Anabolika essen,<br />

obwohl es letztlich nichts nützt. Nun, die Beantwortung liefert uns das altbekannte Sträfling Dillema:<br />

Jones<br />

Smith<br />

Keine Anabolika<br />

Mit Anabolika<br />

Keine Anabolika Zweitbeste Stelle <strong>für</strong> beide Beste <strong>für</strong> Jones<br />

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<strong>VWL</strong> Principles of Economics Chapter 13<br />

Mit Anabolika<br />

Beste <strong>für</strong> Smith<br />

Schlechteste <strong>für</strong> Jones<br />

Schlechteste <strong>für</strong> Smith<br />

Drittbeste <strong>für</strong> beide<br />

Die dominante Strategie beider besteht in der Einnahme von Anabolika. Wenn sie dies aber tun, kriegen sie nur<br />

die drittbeste Stelle, obwohl sie immerhin noch die zweitbeste bekommen hätten, falls sie keine Anabolika<br />

eingenommen hätten. Dies erklärt auch die Attraktivität von Anti-Doping-Mitteln.<br />

Positional Arms Races<br />

Das Anabolika-Problem gehört zu den positional externalities. Wenn immer das Resultat eines Konkurrent<br />

zumindest teilweise von der relativen Performance desselben abhängt, so wird jeder Schritt der unternommen<br />

wird, um sein Resultat zu verbessern, das Resultat der Gegenpartei verschlechtern.<br />

Positional Arms control agreements<br />

Weil positional arms races ineffiziente Resultate liefern, haben die Leute einen Anreiz, dieselben<br />

einzuschränken. Sie versuchen dies anhand von positional arms control agreements:<br />

- Maximum an Spenden <strong>für</strong> Wahlkampagne<br />

In Amerika dürfte eigentlich jeder Kandidat nur eine gewisse Summe <strong>für</strong> seine Wahlkampagne ausgeben.<br />

Denn auch wenn alle ihre Ausgaben proportional erhöhen, so werden die Gewinnchancen immer dieselben<br />

sein.<br />

- Maximum an Spielern in einem Fussballteam<br />

- Schlichtungsabkommen<br />

Soziale Normen als positional arms control agreements<br />

In einigen Fällen übernehmen auch soziale Normen die Funktion von positional arms control agreements:<br />

- Kleider- / Modenormen<br />

Galt man früher schon als einfacher Kuh-Ohrringträger zu den etwas, nun ja, avantgardistisch veranlagten<br />

Zeitgenossen, so muss man sich heute – um den gleichen gesellschaftlichen Stellenwert zu erlangen –gleich<br />

eine ganze Kuhherde in das Ohr piercen lassen. Da nun aber jedes zusätzliche Piercing nicht nur mit<br />

monetären sondern auch gesundheitlichen Kosten verbunden ist, sind diese überzähligen Kühe in den Ohren<br />

reine Verschwendung und werden, sobald sich die Erkenntnis der gesundheitlichen Gefährdung<br />

durchgesetzt haben wird, aufgrund geänderter Modenormen wieder in ein vernünftiges Masse<br />

zurückgeführt.<br />

- Geschmacksnormen<br />

Einst genügt schon ein anmutig posiertes Frauenbein als Blick- und folglich Kundenfang von Zeitschriften.<br />

Heute ist dazu bald die Ablichtung von Gruppensex notwendig. Ob dies als gut oder schlecht zu beurteilen<br />

ist, hängt von den subjektiven Wertvorstellungen ab und bleibe deshalb dahingestellt – also ich meine die<br />

Entwicklung, nicht das Bein! Auf jeden Fall wird die Tendenz weiter in Richtung noch mehr freie Haut und<br />

noch obszönere Szenen gehen. Dies solange, wie das Ganze nicht gegen die herrschende Moral verstösst. Ist<br />

dieser Punkt jedoch erreicht, gar überschritten, so werden sich zuerst vereinzelte, dann viele <strong>für</strong> die<br />

Wiederbeachtung der Sittlichkeit einsetzen und somit eine Art positional arms control agreements<br />

verkörpern.<br />

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<strong>VWL</strong> Principles of Economics Chapter 13<br />

- Normen gegen Eitelkeit<br />

Weil Schönheitschirurgen nicht nur <strong>für</strong> physisch entstellte Personen, sondern auch <strong>für</strong> den manche<br />

Normalbürger das Paradies auf Erden darstellen, hat sich der Standard des normalen Erscheinens<br />

grundlegend geändert. So wurde einer leicht gekrümmten Nase praktisch keine Aufmerksam geschenkt.<br />

Heute hingegen scheint sie noch krümmer und hässlicher zu sein, als sie es in Wirklichkeit schon ist. Oder<br />

ein 55jähriger kann wie ein 70jähriger aussehen. Rechtliche Sanktionen gegen diese Exesse lassen sich<br />

wohl nur schwerlich – wenn überhaupt – realisieren. Da<strong>für</strong> sind bereits von verschiedensten Seiten<br />

Gegenströme auszumachen, berichten die Medien doch oft in beinahe lächerlicher Manier über jene<br />

Schönheitsdiva und deren Eskapaden.<br />

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<strong>VWL</strong> Principles of Economics Chapter 13<br />

Die Ökonomie der Information<br />

Wichtige Begriffe:<br />

Begriff<br />

Bedeutung<br />

Free-Rider Problem<br />

Ein Anreizproblem, bei welchem zu wenig eines Gutes oder einer Dienstleistung produziert<br />

wird, da Nichtzahlende nicht ausgeschlossen werden können<br />

Expected value of a gamble<br />

Die Summe aller möglichen Erträge des Glücksspiels multipliziert mit der entsprechenden<br />

Wahrscheinlichkeit<br />

Fair gamble<br />

Glücksspiel, bei welchem der erwartete Wert gleich null ist<br />

Better-than-fair gamble<br />

Glücksspiel, bei dem der erwartete Gewinn positiv ist (höher null)<br />

Risk-neutral person<br />

Person, welche jedes Glücksspiel akzeptieren würde, wenn es fair oder mehr als fair ist<br />

Risk-averse person<br />

Person, welche jede Art von Glücksspiel ablehnt<br />

Asymmetric information<br />

Situationen, bei denen Verkäufer und Käufer unterschiedlich gut informiert sind über<br />

Charakteristika eines Gutes oder einer Diensteistung<br />

The lemon model George Akerlof’s Erklärung warum asymmetrische Information dazu tendiert, die<br />

duchschnittlich angebotene Qualität von gebrauchten Produkten zu senken<br />

Costly-to-fake principle<br />

Informationen glaubwürdig kommunizieren (es muss teuer oder schwer sein, das Signal zu<br />

fälschen / imitieren)<br />

Statistical discrimination<br />

Praxis, Urteile über Personen, Güter oder Dienstleistungen zu fällen, basierend auf den<br />

Charakterisitka der Gruppe zu der sie gehören<br />

Adverse selection<br />

Entwicklung, bei der die Versicherung auf jenen Versicherten sitzen bleibt, welche die hohen<br />

Prämien verursachen<br />

Disappearing political discourse<br />

Theorem, dass Be<strong>für</strong>worter still bleiben, da eine Äusserung falsch interpretiert werden könnte<br />

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<strong>VWL</strong> Principles of Economics Chapter 13<br />

Wie der Mittelsmann Wert schöpft (Wertschöpfung generiert)<br />

Wie soll sich ein Konsument entscheiden, welches Paar Skier er kaufen soll?<br />

Seit du die letzten Skier gekauft hast, hat sich die Technologie weiter entwickelt. In einem Sportgeschäft<br />

empfiehlt dir ein Verkäufer ein Paar Skier <strong>für</strong> $600 an, die du sogleich kaufst. Zu Hause angekommen meint<br />

dein Mitbewohner, dass du das gleiche Paar Skier im Internet <strong>für</strong> $400 hättest haben können.<br />

Das Sportgeschäft hat dich aber betreut und dir daraufhin einen Ski empfohlen. Ist dir das $200 (= $600 - $400)<br />

wert?<br />

Allgemein kann man sagen, dass es besser ist, zusätzlich <strong>für</strong> gute Betreuung zu bezahlen, wenn man nicht weiss,<br />

welches Produkt das beste <strong>für</strong> einen ist. Besser $600 <strong>für</strong> einen guten Ski zu bezahlen, als $400 <strong>für</strong> den falschen.<br />

Diese Zwischenhändler haben den Ruf, dass sie eigentlich gar nicht an der eigantlichen Wertschöpfung beteiligt<br />

sind. Denn nach allgemeiner Auffassung findet die Wertschöpfung in der Fabrik statt. Aber wie das folgende<br />

Beispiel zeigt, ist der Mittelsmann ökonomisch gesehen genauso wichtig wie der eigentliche Produzent, der<br />

Fabrikarbeiter.<br />

Wie steigert bessere Information den wirtschaftlichen Gewinn (= economic surplus)?<br />

Ellis hat eine wertvolle Baseballkarte geerbt. Um einige Rechnungen bezahlen zu können, möchte er sie <strong>für</strong><br />

mindestens $300 (= Reservationspreis) verkaufen. Im Lokalblatt kostet eine Anzeige $5 und eine Platzierung im<br />

Internet auf eBay 5% vom höchsten Gebot. Mit dem Lokalblatt erreicht er Kunden, die bis $400 und per Internet<br />

solche, die bis $900 und $800 mitbieten. Bei der Internet-Auktion bezahlt der Meistbietende den Preis des<br />

Zweithöchstbietenden (hier also $800). Ellis verdient also per Internet $800 - $40 (=Kommission von 5%) =<br />

$760 oder $460 mehr als sein Reservationspreis (= $300). Der Meistbietende wird einen Gewinn von $100 haben<br />

(= $900 - $800), was einen totalen Gewinn von $560 ergibt. Ein Inserat im Lokalblatt wird Ellis nur $400 - $5 (=<br />

Inseratepreis) = $395 einbringen. Das liegt $95 über seinem Reservationspreis. Der Käufer wird gar keinen<br />

Gewinn machen, da sein Angebot auch dem Preis entspricht. Der totale wirtschaftliche Gewinn beträgt folglich<br />

$95. Damit liegt er $465 unter demjenigen, den er über das Internet generieren könnte. Der zusätzliche<br />

wirtschaftliche Gewinn rührt daher, dass die Informationen mehr Menschen zugänglich gemacht werden können.<br />

Damit werden auch Menschen erreicht, die einem Produkt einen höheren Wert zumessen als andere dies tun.<br />

Somit wird ein zusätzlicher Wert geschöpft, welcher genauso wichtig ist, wie die eigentliche Produkterzeugung.<br />

Mittelmänner sorgen also da<strong>für</strong>, dass die Produkte dorthin gelenkt werden, wo ihnen der höchste Wert<br />

zugemessen wird. Somit betreiben auch diese eine Wertschöpfung.<br />

Das optimale Mass an Information<br />

Auch Informationen kosten etwas. Entweder muss man selber da<strong>für</strong> Zeit investieren oder man muss eine<br />

Informationsquelle <strong>für</strong> ihre Dienste bezahlen. Somit haben auch Informationen eine Grenzkostenkurve. Man<br />

muss sich also ab einem gewissen Punkt entscheiden, wie viel einem die zusätzliche Information wert ist.<br />

$ pro Einheit Grenzkosten der Information<br />

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<strong>VWL</strong> Principles of Economics Chapter 13<br />

Grenznutzen der Information<br />

Informationsmenge<br />

Optimale<br />

Informationsmenge<br />

Der Kosten.Nutzen-Test<br />

Ein rationaler Konsument wird solange Informationen sammeln, solange der Grenznutzen der Information<br />

grösser ist als deren Grenzkosten.<br />

Das Free-Rider Problem<br />

Warum findet man nur schwer einen fachkundigen Verkäufer?<br />

Die Leute können sich also frei entscheiden, wie viel ihnen eine Beratung wert ist. Es gibt jedoch Kunden, die<br />

zwar den Service und die Beratung einer Firma in Anspruch nehmen, das ausgesuchte Produkt aber nachher über<br />

das Internet kaufen. Das Problem ist nun, dass dem Unternehmen durch solche Free-Rider Kosten entstehen, die<br />

sie irgendwie decken müssen. Und dies kann man zum Beispiel beim Personal.<br />

Warum müssen kleine Buchladen schliessen?<br />

Kleine Buchläden überleb(t)en vor allem durch ihren persönlichen Service, den sie anbieten können. Die<br />

Buchladenbesitzer folgen mehrheitlich diesem Grundsatz. Kunden wollen nicht in grosse Buchhandlungen, denn<br />

sie wollen beraten werden, wollen, dass die Verkäufer wissen, was sich zu lesen lohnt. Auch mit Events<br />

(Buchvorlesungen, Autogrammstunden, etc.) konnte man Kunden an das Geschäft binden. Aber wenn bei<br />

Autogrammstunden die Bücher nicht mehr im Laden sondern vorher per Internet gekauft werden, wird es<br />

schwierig, als kleiner Buchladen überleben zu können.<br />

Zwei Richtlinien zur rationalen Suche<br />

Wo soll man mehr Zeit in Wohnungssuche investieren?<br />

In Paris, Texas, kostet eine Wohnung durchschnittlich $400 pro Monat, von $300 bis $500. Eine vergleichbare<br />

Wohnung in Paris, Frankreich, kostet $2'500 pro Monat, von $2'000 bis $3’000. Je länger man nach einer<br />

Wohnung sucht, umso wahrscheinlicher ist es, dass man auf eine günstigere Wohnung trifft. In Paris, Frankreich<br />

liegt ein höheres Sparpotential je länger man sucht als in Paris, Texas. Somit sollte man in Frankreich länger<br />

nach einer Wohnung Ausschau halten.<br />

Allgemein kann man sagen, <strong>für</strong> je teurer ein Produkt oder eine Dienstleitung ist, umso länger sollte man nach<br />

einer günstigeren Variante suchen.<br />

Wer sollte länger nach einem gebrauchten Piano suchen?<br />

Tom & Tim suchen beide ein gebrauchtes Piano. Ihre Nutzen sind gleich hoch. Tom hat aber ein Auto und Tim<br />

muss mit den öffentlichen Verkehrsmitteln die Pianos anschauen gehen. Für Tom (mit Auto) ist es billiger<br />

irgendwohin zu reisen und sich dort das Piano anzuschauen als <strong>für</strong> Tim. Daraus ergibt sich, dass Tim, wenn er<br />

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<strong>VWL</strong> Principles of Economics Chapter 13<br />

rational handelt, weniger Pianos anschauen geht als Tom. Tim hat also höhere Kosten als Tom, um an<br />

zusätzliche Informationen zu kommen.<br />

Das Glücksspiel mit dem Suchen<br />

Man findet eine Wohnung <strong>für</strong> $400 im Monat. Soll man sie nun nehmen oder nicht? Wenn man weiter sucht, hat<br />

man die Chance, auf eine noch günstigere zu stossen, aber eben: nur eine Chance. Sucht man weiter hat man<br />

Kosten, die einem unsicheren Ertrag gegenüber stehen, das beinhaltet ein Risiko.<br />

Deshalb versucht man das Risiko abzuschätzen:<br />

Beispiel: Münzenwerfen:<br />

Man gewinnt $1, wenn man das richtige ansagt (Kopf oder Zahl). Den zu erwartenden Erfolg multipliziert man<br />

mit der Wahrscheinlichkeit seines Eintreffens und addiert alle Erfolge (expected value of a gamble). Im Beispiel<br />

beträgt die Wahrscheinlichkeit, man errät das richtige 50%, dh 0.5*$1 + 0.5*(-$1) = 0. Das wäre ein faires Spiel<br />

(fair gamble).<br />

Ein mehr als faires Spiel (better-than-fair gamble) wäre es, wenn ich $2 gewinnen, aber nur $1 verlieren würde,<br />

0.5*$2 + 0.5*(-$1) = $0.5. das Ergebnis ist grösser null, die Chancen stehen also zu meinen Gunsten.<br />

Eine risikoneutrale Person würde jede Art von Glücksspiel mitmachen, welche fair oder mehr als fair <strong>für</strong> ihn ist.<br />

Eine Person, die Risiko ablehnt, würde jede Art von Glücksspiel ablehnen.<br />

Sollte man länger nach einer Wohnung suchen?<br />

In einer Wohngegend gibt es den gleichen Wohnungstyp zu 80% <strong>für</strong> $400 und zu 20% <strong>für</strong> $360. Da man die<br />

Wohnungen persönlich anschauen gehen muss, entstehen Kosten von $6 pro Versuch. Man kann $40 sparen<br />

($400 - $360), wenn man eine günstigere Wohnung erhält. Da man mindestens einen Besuch machen muss, um<br />

überhaupt eine Wohnung zu erhalten, kann man nur $34 ($40 - $6) sparen. Daraus ergibt sich folgende<br />

Rechnung, (0.20)*($34) + (0.80)*(-$6) = $2. Das wäre also ein mehr als faires Glücksspiel und eine<br />

risikoneutrale Person würde darauf einsteigen, das heisst, man sucht weiter nach der günstigeren Variante.<br />

Das Verpflichtungsproblem bei kostspieliger Suche<br />

Bei gewissen Sachen möchte man sich längerfristig verpflichten. So zum Beispiel bei der Wohnungs- oder<br />

Arbeitsplatzsuche. Dort zählen noch andere Elemente und vor allem, auch wenn der Vermieter weiss, es gäbe da<br />

draussen noch eine andere, besser <strong>für</strong> die Wohnung geeignete Person, er wird sie trotzdem irgendwann<br />

vermieten müssen. Er kann sich die Kosten nicht leisten, die entstünden, wenn er seine Wohnung nicht innert<br />

nützlicher Frist vermieten würde. Der Mieter andererseits ist nicht daran interessiert, aus der Wohnung<br />

geschmissen zu werden, kaum taucht ein besserer Mieter auf. Die Verpflichtung bindet also beide<br />

Vertragsparteien, da beide an einem längerfristigen Vertrag interessiert sind. Für die Dauer des Vertrags sind<br />

beide an ihn gebunden, was eine Art von Sicherheit gibt aber auch gleichzeitig eine Einschränkung darstellt. Die<br />

meisten Leute akzeptieren aber solche Einschränkungen.<br />

Asymmetrische Information<br />

Asymmetrische Information tritt dann auf, wenn Käufer und Verkäufer unterschiedlich gut über ein Gut oder<br />

eine Dienstleistung informiert sind. Meistens ist der Verkäufer besser informiert, es kann aber auch der<br />

umgekehrte Fall auftreten.<br />

49/115


<strong>VWL</strong> Principles of Economics Chapter 13<br />

Wird Jane ihr Auto an Tom verkaufen?<br />

Janes Miata Baujahr 1995 hat 70'000 Meilen auf dem Buckel, die meisten davon wurden allerdings auf der<br />

Autobahn zurück gelegt (Autobahnkilometer nutzen das Fahrzeug nicht so stark ab). Nach Werksangaben hat ihr<br />

Wagen noch einen Wert von $8'000, Jabnes Reservationspreis liegt aber, angesichts des guten Zustands ihres<br />

Autos, bei $10'000. Tom möchte <strong>für</strong> einen Miata Ocassion maximal $13'000 bezahlen, der müsste allerdings in<br />

einem Top-Zustand sein. Sonst ist er nur bereit $9'000 auf den Tisch zu legen. Da Tom nicht beurteilen kann, in<br />

welchen Zustand der Miata von Jane ist, wird er den Wagen nicht kaufen. Tom kann nicht sehen, dass der<br />

Wagen von jane mehr als seine gebotenen $9'000 wert ist. Das Resultat ist also ineffizient. Beide<br />

Marktteilnehmer gehen leer aus, weil Tom nicht beurteilen konnte, in welch gutem Zustand Janes Miata war.<br />

Hätte Tom den Miata <strong>für</strong> $11'000 gekauft, wäre der ökonomische Gewinn <strong>für</strong> ihn $2'000 (= $13'000 - $11'000)<br />

und <strong>für</strong> Jane $1'000 (= $11'000 - $10'000).<br />

The Lemon Model<br />

Autos in schlechtem Zustand werden schneller verkauft als solche, die in einem guten sind. Deshalb sind<br />

allgemein auf Ocassionmärkten eher „lemons“ (= faule Eier) zu finden. Dies führt zur Reduktion der<br />

Reservationspreise <strong>für</strong> Ocassionen. Als Folge daraus werden noch weniger Leute ihre Ocassionen verkaufen<br />

wollen. Eine Abwärtsspirale ist die Folge.<br />

Sollte man den Wagen der Tante kaufen?<br />

Die Tante kauft einen Neune Wagen und bietet ihren alten, in gutem Zustand, einem Bekannten zum Verkauf an.<br />

Ihr Preis entspricht dem Marktdurchschnitt von $10'000. Sollte man das Angebot ergreifen?<br />

Ja, denn das Lemon Model besagt, dass auf dem Ocassionmarkt eher schlechte Qualität angeboten wird und das<br />

<strong>für</strong> $10'000. Die Tante sagt nun, ihr Wagen sei in gutem Zustand und verkauft ihn ebenfalls <strong>für</strong> $10'000. Für den<br />

gleichen Preis erhält man also von der Tante einen Wagen mit in gutem Zustand => zugreifen.<br />

Welchen Preis erreicht ein Ocassionwagen?<br />

Auf einem Ocassionmarkt existieren zwei Typen von Wagen, gute & schlechte. 10% sind schlecht und $6'000<br />

wert. Die guten Ocassionen sind hingegen $10'000 wert. Wie hoch ist also der Preis <strong>für</strong> eine Ocassion?<br />

Eine Person, die nicht zwischen gutem & schlechtem Wagenunterscheiden kann, wird mit 10%<br />

Wahrscheinlichkeit eine schlechte Ocassion kaufen (= Marktanteil der schlechten Ocassionen). Somit ergibt sich<br />

folgende Rechnung:<br />

0.90*($10'000) + 0.10*($6'000) = $9’600<br />

Eine risikoneutrale Person hätte folglich einen Reservationspreis von $9'600 <strong>für</strong> eine Ocassion.<br />

Wer wird einen Gebrauchtwagen zu einem Preis verkaufen, den ein naiver Käufer anbietet?<br />

Gesetzt, man sei der Verkäufer, aber alles andere entspreche dem letzten Beispiel (Ocassionpreis von $9'600).<br />

Wenn der eigene Wagen $10'000 wert ist, ein naiver Käufer aber nur $9'600 bezahlen möchte, wird es nicht zu<br />

einem Handel kommen. Besitzt man allerdings ein faules Ei (lemon), würde man bereitwillig dem Handel<br />

zustimmen. Der Wagen hat einen Wert von $6'000, man kann ihn aber <strong>für</strong> $9'600 verkaufen. Das ergibt einen<br />

Gewinn <strong>für</strong> den Verkäufer von $3'600.<br />

50/115


<strong>VWL</strong> Principles of Economics Chapter 13<br />

Daraus folgt, dass auf dem Ocassionmarkt nur noch faule Eier (lemons) angeboten werden zu einem Preis von<br />

$6'000, denn die Käufer können nichts anderes mehr erwarten als faule Eier (lemons). Deshalb würden sie auch<br />

nur noch den Preis <strong>für</strong> eine Ocassion bezahlen (hier $6'000).<br />

In der Praxis jedoch müssen manche Leute ihr Auto verkaufen, zum Beispiel wegen Familienzuwachs, Umzug<br />

über einen Ozean, etc. Diese Leute werden auch Wagen anbieten, die in einem Top-Zustand sind, aber zugleich<br />

fast jeden halbwegs fairen Preis akzeptieren.<br />

Das Glaubwürdigkeitsproblem beim Handeln<br />

Das Problem bei der Glaubwürdigkeit beim Handeln ist, dass der Verkäufer ein ökonomisches Interesse daran<br />

hat, sein Produkt besser darzustellen, als es wirklich ist. Und der Käufer möchte ein Produkt schlechter stellen<br />

als es ist, um dadurch den preis drücken zu können.<br />

Wie können Gebrauchtwagenhändler eine glaubwürdige hohe Qualität signalisieren?<br />

Janes Miata ist in Top-Zustand. Wie kann sie dies Tom (Käufer) beweisen?<br />

Eine Möglichkeit wäre eine Garantie <strong>für</strong> Tom, jede Reparatur in den nächsten 6 Monaten übernehme Jane. Sie<br />

kann es sich leisten, da sie vom guten Zustand des Miatas überzeugt ist. Ein Verkäufer, der einen<br />

Kolbenklemmer erwartet, würde niemals ein solches Angebot machen. Durch die Lösung mit der Garantie<br />

können beide Vertragsparteien zufrieden gestellt werden.<br />

Das teuer-zu-fälschen Prinzip<br />

Eine 6 monatige Garantie auf Gebrauchtwagen zum Beispiel ist teuer zu imitieren <strong>für</strong> den Verkäufer. Denn<br />

jubelt er dem Käufer ein faules Ei unter, muss er die Reparaturen <strong>für</strong> die 6 Monate übernehmen und das kann<br />

teuer werden.<br />

Warum inserieren Firmen in Druckmedien mit dem Spruch „wie im Fernsehen angepriesen“?<br />

TV Spots sind sehr teuer, erstens in ihrer Produktion und zweitens um sie während lukrativen Sendungen zu<br />

platzieren, zum Beispiel: 30 Sekunden Werbung während der Seinfield-Show kosten $450'000 oder während<br />

dem Super-Bowl sogar $1'300'000!!! Damit signalisiert die Unternehmung dem Kunden, dass das Produkt das<br />

Werbegeld wert sein muss, denn kein Unternehmen würde Geld in ein Produkt stecken, das anschliessend nicht<br />

die Kunden überzeugen kann. Fernsehwerbung garantiert zwar noch kein Superprodukt, aber es ist eine weitere<br />

Information zum Produkt. Für ein Unternehmen mit einem schlechten Produkt wäre es zu teuer, im Fernsehen zu<br />

werben, wenn nachher die Kunden nicht mit dem Produkt zufrieden sind.<br />

Warum schauen Unternehmen so stark auf Schulzeugnisse / -referenzen?<br />

Auch Schulzeugnisse sind schwer zu imitieren. Entweder man hat gute Noten oder eben nicht, man kann nicht<br />

lange vortäuschen, ein guter Schüler zu sein. Somit gehorchen auch die Schulzeugnisse dem schwer-zu-imitieren<br />

Prinzip.<br />

51/115


<strong>VWL</strong> Principles of Economics Chapter 13<br />

Auffallender Konsum als Zeichen <strong>für</strong> Fähigkeit<br />

Je begabter eine Person ist, umso mehr verdient sie auch, in der Regel. Und wer mehr verdient, kann auch mehr<br />

konsumieren. Aus der Quantität und Qualität der Konsumgüter die eine Person einkauft, folgern wir, diese<br />

Person muss spezielle Fähigkeiten haben.<br />

Warum bevorzugen viele Klienten einen Anwalt, der teure Anzüge trägt?<br />

Man muss vor Gericht erscheinen und zur Auswahl stehen zwei Anwälte. Beide haben die gleichen referenzen,<br />

der einzige Unterschied besteht darin, der eine kommt in einem 10 jährigen Mazda und trägt zerzauste Jeans und<br />

der andere erscheint im Anzug und fährt einen BMW 740i. Welchen würde die Mehrheit engagieren?<br />

Das Anwaltsgehalt hängt von der Anzahl gewonnener Prozesse ab. Und wenn jemand viel konsumiert, verdient<br />

er auch tendenziell mehr.<br />

Im Beispiel kann sich der schlecht gekleidete Anwalt vielleicht gar keinen BMW leisten, dadurch schreckt er<br />

aber Kunden ab, die widerum Geld gebracht hätten. So gesehen kann es sich der Anwalt gar nicht leisten keinen<br />

BMW zu haben.<br />

Entscheidend ist auch, wo die Anwälte praktizieren. In einer kleinen Stadt weiss jeder Bewohner alles über die<br />

andern. Dann ist der Ruf wichtiger als das Erscheinungsbild. Nicht so in Grossstädten, dort muss man mehr<br />

konsumieren, wenn man als Anwalt mehr Klienten will.<br />

Statistische Diskriminierung<br />

Versicherungen zum Beispiel können nicht die Kosten jedes einzelnen Versicherten exakt beziffern. Man nimmt<br />

deshalb statistische Werte.<br />

Warum bezahlen männliche Neulenker mehr <strong>für</strong> eine Autoversicherung als andere?<br />

Die Versicherungen berechnen die zu bezahlenden Prämien nach dem Risikofaktor, den eine bestimmte<br />

Konsumentengruppe darstellt. Männliche Neulenker sind ein sehr grosser Risikofaktor <strong>für</strong> die Versicherung,<br />

deshalb müssen diese auch höhere Prämien bezahlen. Frauen des gleichen Alters stellen nicht so ein hohes<br />

Risiko dar, ihre Prämien sind deshalb kleiner. Hat nun ein männlicher Neulenker weniger Unfälle als eine<br />

weibliche seines Alters, muss er trotzdem mehr Prämien bezahlen, da die Versicherung solche Detail-<br />

Informationen nicht berücksichtigt.<br />

Statistische Diskriminierung tritt überall dort auf, wo Personen oder Produkte anhand von deren Gruppen, zu<br />

denen sie gehören, beurteilt werden. Sie entsteht, weil es in einer speziellen Gruppe auch unter den einzelnen<br />

Mitgliedern grosse Unterschiede geben kann, die statistisch nicht erfasst werden können, nur deren Durchschnitt.<br />

Es gilt also, auch bei einer Verallgemeinerung zu einer Gruppenzugehörigkeit, die einzelnen Mitglieder nicht aus<br />

den Augen zu verlieren. Denn es gibt immer Ausnahmen, es gibt zum Beispiel vorsichtige männliche Neulenker,<br />

die unter dem Risiko der anderen leiden, in dem sie mehr Prämien bezahlen müssen.<br />

Falsche Selektion<br />

Wer braucht eine Versicherung? Jene, die Schaden verursachen. Hingegen Personen, die kein Risiko beinhalten,<br />

benötigen keine Versicherung. Steigen nun die Prämien aus irgend einem Grund, werden sich mehr Personen<br />

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<strong>VWL</strong> Principles of Economics Chapter 13<br />

überlegen, ob sie überhaupt noch eine Versicherung benötigen. Jene, welche ein zu kleines Risiko bei sich selber<br />

sehen, werden die Versicherung künden. Somit muss die Versicherungsgesellschaft die Prämien erhöhen, da jene<br />

ausgestiegen sind, die sowieso nie Kosten verursacht haben, sondern nur immer brav die Prämie bezahlt. So<br />

dreht sich die Prämienspirale bis ganz nach oben. Auch wenn eine konkurrenzierende Versicherungsgesellschaft<br />

ihre Prämien herab setzt, wird diese zuerst jene aufnehmen, die <strong>für</strong> sie kein Risiko beinhalten. Und die<br />

risikofreien Personen sparen gerne bei den Prämien.<br />

Zusammenfassung<br />

Asymmetrische Information verhindert also teilweise einen Handel. Abhilfe schaffen jedoch gewisse Zeichen,<br />

das schwer-zu-imitieren Prinzip ist eines davon. Ein weiteres Problem ist die Einteilung in Gruppen, vor allem<br />

bei Versicherungen. So kann die Versicherung nicht mit Prämienanpassungen reagieren, wenn ein Mitglied einer<br />

Gruppe einen völlig anderen Risikofaktor darstellt.<br />

Disappearing political discourse<br />

Politiker möchten ihre Meinung vertreten, aber auch (wieder) gewählt werden.<br />

Warum bleiben Kritiker der Todesstrafe still?<br />

Ein Grund könnte sein, dass die Wähler einen Politiker wollen, der das Problem der Kapitalverbrechen ernst<br />

nimmt. Eine weitere Erklärung <strong>für</strong> dieses Phänomen könnte sein, dass es unter den Gegnern der Todesstrafe<br />

solche hat, die nur widerstrebend Verbrechen bestrafen. Der Wähler nimmt automatisch an, dass ein Be<strong>für</strong>worter<br />

der Todesstrafe sich mehr um das Thema Verbrechen kümmert als ein Gegner. Somit verstummen die Gegner<br />

und die Be<strong>für</strong>worter gehen auf Stimmenfang mit der Todesstrafe.<br />

Das gleiche Problem gibt es bei der Legalisierung von Drogen. Auch dort könnte ein Be<strong>für</strong>worter falsch<br />

interpretiert werden, was seine Wiederwahl fast verunmöglichen würde.<br />

Der disappearing political discourse ist auch während des Kalten Krieges aufgetreten. Kein Abgeordneter der<br />

USA konnte mit China Kontakt aufnehmen oder <strong>für</strong> eine Normalisierung der Beziehungen plädieren ohne das<br />

Risiko einzugehen, als Kommunist abgestempelt zu werden. Erst Präsident Nixon, welcher den Anti-<br />

Kommunisten schlechthin darstellte, konnte eine Annäherung der USA an China bewirken.<br />

53/115


<strong>VWL</strong> Principles of Economics Chapter 13<br />

Arbeitsmärkte<br />

Wichtige Begriffe:<br />

Begriff<br />

Bedeutung<br />

marginal product of labor<br />

der zusätzliche Nutzen, welchen eine Firma erhält, wenn sie eine zusätzliche Arbeitskraft einsetzt<br />

value of marginal product of labor<br />

(VMP)<br />

der monetäre Wert eines zusätzlichen Nutzens, welchen eine Firma erhält, wenn sie eine<br />

zusätzliche Arbeitskraft einsetzt<br />

(= marginal product of labor multipliziert mit dem Nettopreis einer produzierten Einheit<br />

monopsy<br />

ein Markt mit nur einem einzigen Käufer<br />

Marginal labor cost<br />

Betrag, bei dem die Lohnrechnung eines Monopsonisten (=einziger Arbeitgeber) steigt, wenn er<br />

einen zusätzlichen Arbeiter einstellt<br />

(=Grenzkosten der Arbeit)<br />

Human capital theory<br />

Theorie zur Bestimmung des Lohns entsprechend dem jeweiligen Humankapital<br />

Human capital<br />

Humankapital = Zusammenschluss aller Fähigkeiten eines Arbeiters, die den Wert der<br />

Grenzproduktivität beeinflussen (Ausbildung, Training, Erfahrung, Intelligenz, Energie,<br />

Arbeitsgewohnheiten, Innovationen, etc.)<br />

Gewerkschaft<br />

Organisation der Arbeiter um Gesamtarbeitsverträge (GAV) und Besserstellung der Arbeiter<br />

(Löhne, Arbeitsbedingungen, etc.) zu erreichen<br />

Winner-take-all labor markets<br />

Markt, bei dem kleine Unterschiede im Humankapital zu riesigen Unterschieden bei den Löhnen<br />

führt<br />

Compensating wage differential<br />

Unterschiede im Lohn, die unterschiedliche Attraktivität der Arbeit reflektiert<br />

employer discrimination<br />

willkürliche Vorliebe des Arbeitgebers <strong>für</strong> eine bestimmte Gruppe von Arbeiter gegenüber<br />

anderen<br />

customer discrimination<br />

Wille der Konsumenten mehr <strong>für</strong> ein Produkt einer favorisierten Menschengruppe zu bezahlen,<br />

auch bei vergleichbarer Qualität<br />

comparable worth legislation<br />

Gesetzgebung, welche die Löhne entsprechend ihrem sozialen Wert fest setzt<br />

54/115


<strong>VWL</strong> Principles of Economics Chapter 13<br />

Teil 4<br />

Arbeitsmärkte und der öffentliche Sektor<br />

Kapitel 13 wird die Lohnunterschiede vor allem bei Personen mit ähnlichen Charakteristika erklären<br />

In Kapital 14 werden Möglichkeiten aufgezeigt, wie man den Markt vor Marktversagen bewahren kann, dies<br />

durch sorgfältige Anwendung von grundlegenden ökonomischen Prinzipien.<br />

Kapitel 15 behandelt die optimale Grösse eines Staates und welche Güter und Dienstleistungen darin angeboten<br />

werden sollen.<br />

Arbeitsmärkte<br />

In diesem Kapitel 13 geht es um die zentrale Frage:<br />

Warum verdienen einige Personen so viel mehr Geld als andere?<br />

55/115


<strong>VWL</strong> Principles of Economics Chapter 13<br />

Keine andere Frage in der Ökonomie hat so viel Interesse und Diskussionen geweckt wie diese. Verschiedene<br />

Leute verdienen verschieden gut. Es gibt aber auch Beispiele, bei denen die persönlichen Charakteristika ähnlich<br />

sind und trotzdem erhalten die Personen verschiedene Gehälter.<br />

Ermittlung von Lohn und Gehalt in konkurrierenden Arbeitsmärkten<br />

Der Arbeitsmarkt funktioniert ähnlich wie die anderen Märkte, mit der Ausnahme, dass sich der Arbeiter nicht<br />

verkaufen kann (Gesetze, die das verbieten: „übermässige Bindung“). Der Arbeitsmarkt sucht aber auch immer<br />

ein Gleichgewicht zwischen Nachfrage und Angebot.<br />

Wie viel verdienen Töpfer?<br />

Sie verdienen so viel, wie sie der Unternehmungen einen Nutzen generieren. Das heisst, sie verdienen <strong>für</strong> jeden<br />

Topf, den sie herstellen den Erlös – Rohstoffkosten. Würde das Unternehmen weniger bezahlen, könnte man die<br />

Angestellten abwerben, würden sie mehr bezahlen, hiesse das einen Verlust <strong>für</strong> die Unternehmung.<br />

Das Grenzprodukt der Arbeit (Marginal product of labor) ist hier entscheidend. Multipliziert man das mit dem<br />

Nettopreis (= Verkaufspreis – Rohstoffkosten) einer produzierten Einheit, erhält man den „Wert des<br />

Grenzprodukts der Arbeit IN Geld ausgedrückt“.<br />

Wie viele Arbeiter sollte Adirondack beschäftigen? (Teil 1)<br />

Adirondack stellt Küchenkasten her zu einem Verkaufspreis von $20. Die Löhne der Angestellten betragen $350<br />

die Woche. Daraus ergeben sich folgende Produktionsdaten (VMP = value of marginal product of labor):<br />

Zahl der<br />

Arbeiter<br />

0<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

produzierte<br />

Küchenkast<br />

en<br />

0<br />

30<br />

55<br />

76<br />

94<br />

108<br />

Grenzprodu<br />

kt<br />

der Arbeit<br />

0<br />

30<br />

25<br />

21<br />

18<br />

14<br />

VMP<br />

0<br />

$600<br />

$500<br />

$420<br />

$360<br />

$280<br />

56/115


<strong>VWL</strong> Principles of Economics Chapter 13<br />

Adirondack sollte nach dieser Tabelle 4 Angestellte beschäftigen. Bei 5 Arbeitern liegt der Wert des<br />

Grenzprodukts der Arbeit unter dem Lohn => das Unternehmen zahlt drauf.<br />

Das voran gegangene Beispiel zeigt uns, dass die Fähigkeit eines Angestellten allein nicht ausreicht, um zu<br />

entscheiden, ob dieser zusätzlich beschäftigt werden sollte. Dazu benötigt man noch den Marktpreis des<br />

herzustellenden Produktes.<br />

Wie viele Arbeiter sollte Adirondack beschäftigen? (Teil 2)<br />

Unterstellen wir, der Preis <strong>für</strong> Küchenkasten steige auf $30. Dadurch steigt der Wert des Grenznutzens der<br />

Arbeit eines 5. Angestellten auf $420. Somit sollte das Unternehmen ihn einstellen:<br />

Zahl der<br />

produzierte<br />

Grenzprodukt<br />

VMP<br />

Arbeiter<br />

Küchenkasten<br />

der Arbeit<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

1<br />

30<br />

30<br />

$900<br />

2<br />

55<br />

25<br />

$750<br />

3<br />

76<br />

21<br />

$630<br />

4<br />

94<br />

18<br />

$540<br />

5<br />

108<br />

14<br />

$420<br />

Wie viele Arbeiter sollte Adirondack beschäftigen? (Teil 3)<br />

Gehen wir nochmals von einem Verkaufspreis von $20 aber von einem Lohn von $370 pro Woche aus. Dann<br />

stellt sich die Situation <strong>für</strong> das Unternehmen wie folgt dar:<br />

Zahl der<br />

Arbeiter<br />

0<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

produzierte<br />

Küchenkasten<br />

0<br />

30<br />

55<br />

76<br />

94<br />

108<br />

Grenzprodukt<br />

der Arbeit<br />

0<br />

30<br />

25<br />

21<br />

18<br />

14<br />

VMP<br />

0<br />

$600<br />

$500<br />

$420<br />

$360<br />

$280<br />

Bei dieser Konstellation ist sogar der 4. Angestellte zuviel. Die Unternehmung wird sich von ihm trennen<br />

müssen bei dieser Ausgangslage.<br />

Der Lohn einer Arbeitskraft sollte demnach immer dem „Wert des Grenzprodukts seiner Arbeit“ entsprechen. Ist<br />

der Lohn zu niedrig wird der Arbeiter abgeworben, ist der Lohn zu hoch, erleidet das Unternehmen einen<br />

Verlust.<br />

57/115


<strong>VWL</strong> Principles of Economics Chapter 13<br />

Monopsy: Der einzige Arbeitgeber (Abnehmer von Arbeit) in einem Arbeitsmarkt<br />

Angenommen Adirondack sei der einzige Arbeitgeber in einer Region. . Sie hat dann eine monopolähnliche<br />

Stellung im Arbeitsmarkt. Damit kann das Unternehmen die Löhne (= Preis <strong>für</strong> die Arbeit) selber festsetzen.<br />

Adirondack muss allerdings aufpassen: sind die Löhne zu niedrig, werden die Leute umziehen oder aufs<br />

Sozialamt gehen ohne zu arbeiten. Will Adirondack mehr Leute einstellen, kann sie das als einziger Abnehmer<br />

von Arbeit nur, wenn sie die Löhne erhöht. Ähnlich geht es dem Monopolisten in einem anderen Markt. Der<br />

kann nur mehr Einheiten verkaufen, wenn er die Preise senkt.<br />

Wie viele Arbeiter sollte Adirondack beschäftigen? (Teil 4)<br />

Gehen wir davon aus, der Arbeitgeber kenne den Reservationspreis <strong>für</strong> Arbeit der einzelnen Arbeiter nicht, dh.<br />

er muss allen den gleichen Lohn bezahlen. Gehen wir von folgenden Reservationspreisen der Arbeiter aus,<br />

entsteht folgende Tabelle (beachte, dass das Unternehmen ALLEN Arbeitern den gleichen Lohn bezahlen muss):<br />

Arbeiter<br />

Alice<br />

Bert<br />

Carrie<br />

Donna<br />

Ernie<br />

Reservations<br />

preis<br />

($/ Woche)<br />

200<br />

250<br />

300<br />

350<br />

400<br />

totale<br />

Lohnkosten<br />

($/ Woche)<br />

200 (=1*200)<br />

500 (=2*250)<br />

900 (=3*300)<br />

1'400 (=4*350)<br />

2'000 (=5*400)<br />

marginal<br />

labor cost<br />

($/ Woche)<br />

200<br />

300<br />

400<br />

500<br />

600<br />

58/115


Principles Of Economics<br />

Nehmen wir an (wie weiter oben), der “value of marginal product of Labor“ (=zusätzlicher Nutzen eines<br />

Unternehmens, wenn sie einen zusätzlichen Arbeiter einstellt) sei bei $420. Daraus ergibt sich, dass Donna noch<br />

eingestellt wird. Also wird Adirondack insgesamt 3 Arbeiter beschäftigen zu einem Einheitslohn von $400/<br />

Woche. Der VMP von Donna (aus Teil 3) liegt bei $360 und das ist mehr als die marginal labor cost<br />

(=Grenzkosten der Arbeit) von $500. Somit sehen wir: obwohl Donnas VMP (Nutzen <strong>für</strong> das Unternehmen)<br />

höher ist als ihre Lohnkosten, wird das Unternehmen sie nicht mehr einstellen, da die Lohnrechnung insgesamt<br />

(weil alle Arbeiter den gleichen Lohn haben) mehr ansteigen wird als Donna dem Unternehmen nützt.<br />

Aber Monopsonie ist mit der heutigen Mobilität nicht mehr aktuell. Zudem wird auch die zunehmende<br />

Kommunikation die Unternehmen noch stärker zwingen, ihre Mitarbeiter aggressiv zu rekrutieren und jene<br />

versuchen zu behalten, die sie schon hat.<br />

Gleichgewicht im Arbeitsmarkt<br />

Der VMP entspricht unter totalen Marktbedingungen dem Reservationspreis <strong>für</strong> den<br />

Lohn, den ein Arbeitgeber bereit ist zu bezahlen. Steigt nun die Nachfrage nach einer<br />

gewissen Berufsgruppe durch die Firmen, werden diese Personen mehr verdienen, was<br />

wiederum neue Personen in diese Branche lockt. Das Problem ist allerdings, dass ein<br />

Umsteigen auf einen anderen Beruf sehr viel Zeit in Anspruch nimmt. Deshalb reagiert<br />

der Arbeitsmarkt nur sehr träge auf Veränderungen im Angebot oder der Nachfrage.<br />

In einem einzelnen Arbeitsmarkt ist die Angebotskurve steigend, wobei sie im gesamten Arbeitsmarkt durchaus<br />

vertikal oder gar sinkend sein kann.<br />

Erklärung der Lohnunterschiede<br />

Wir haben gesehen, dass unterschiedliche VMP’s zu unterschiedlichen Löhnen führen, da das Unternehmen<br />

unterschiedliche Nutzen durch die verschiedenen Arbeitskräfte erhält. Aber warum verdienen Anwälte soviel<br />

mehr als Klempner?<br />

Theorie des Humankapitals<br />

Theorie, die besagt, dass der Lohn dem Humankapital entspricht, das eine Person in sich vereinigt (Ausbildung,<br />

Training, Erfahrung, Intelligenz, Energie, Arbeitsgewohnheiten, Innovationen, etc.). Ein Anwalt muss zum<br />

Beispiel viel mehr wissen und eine längere Ausbildung absolvieren als ein Klempner. Auch die Finanzierung der<br />

Ausbildung stellt sich ganz anders dar. Ein Anwalt muss ein vielfaches in seine Ausbildung investieren.<br />

Soll Betsy den MBA machen?<br />

Betsy hat den Bachelor-Abschluss. Sie verdient damit bis zu ihrer Pensionierung $350'000. Mit dem MBA, der 2<br />

Jahre dauert, würde sie $393'000 verdienen. Somit dürfte die zusätzliche Ausbildung $43'000 kosten. Die Kosten<br />

sind hingegen mit der Barwert-Methode auf das gleiche Jahr zu korrigieren.<br />

Auch eine Knappheit an Arbeitskräften kann auf gewisse Art das Humankapital erhöhen, denn man ist mehr<br />

„wert“ als vorher (vgl. Informatiker-Löhne in den letzten Jahren).<br />

Moser Marco Seite 59/115


Principles Of Economics<br />

Gewerkschaften<br />

Arbeiter, die in Gewerkschaften organisiert sind, erhalten eine kartell-ähnliche Position, indem sie die Arbeit<br />

unter einem bestimmten Lohn verweigern könnten. Die Unternehmen müssen dann die Löhne anheben, was zu<br />

Entlassungen führen kann (ähnlich dem Preisanstieg in einem Produktmarkt). Aus rein mathematischer Sicht<br />

sind also Gewerkschaften ein Hindernis, um den freien Arbeitsmarkt spielen zu lassen. "Principles of<br />

Economics" stellt sich dementsprechend kritisch gegenüber den Arbeiterorganisationen.<br />

Unternehmen mit Gewerkschaften haben zwar die höheren Lohnkosten, da<strong>für</strong> werden sie aber auch attraktiver<br />

<strong>für</strong> die Arbeiter, das heisst, die Unternehmen haben eine grössere Auswahl bei der Einstellung. Zudem wird die<br />

Kommunikation zwischen Management und Belegschaft gefördert, was Unzufriedenheit vorbeugen kann. Auch<br />

die Moral bei den Arbeiter ist höher, was zu einer grösseren Produktivität führt. Ebenfalls sind die Fluktuationen<br />

bei den Arbeitern kleiner, was wiederum Anstellungskosten einsparen hilft. Somit verursachen die<br />

Gewerkschaften zwar höhere Lohnkosten, aber die Produktionskosten pro Produktionseinheit steigen nicht<br />

unbedingt an.<br />

Winner-take-all Markets<br />

Das sind Märkte, bei denen kleine Unterschiede im humankapital zu riesigen Unterschieden in den Löhnen<br />

führen. Ein Beispiel:<br />

Einige wenige Star-Sänger verdienen Millionen, wobei andere, nur ein bisschen weniger gut qualifizierte Sänger,<br />

sehr viel weniger verdienen, weil sie ihre Platten auf dem ganzen Globus verkaufen können. Kunden zahlen pro<br />

CD ein paar Rappen mehr, doch hochgerechnet ergibt sich eine enorme Summe. Die Plattenfirmen sind dann<br />

auch bereit horrende Gagen zu bezahlen.<br />

Zu den Gewinnern gehört aber nicht nur eine Person, sondern meist eine ganze Berufsgruppe (Sport-Stars, Film-<br />

Stars, Pop-Stars, etc.). Allgemein ist eine Tendenz auszumachen, in der die Top-Verdiener ein immer höheres<br />

Vielfaches eines einfachen Arbeiters verdienen (Business-Manager, Börsenmakler, Buch-Autoren, etc.).<br />

Diese unwahrscheinlichen Lohnanstiege lassen sich dadurch begründen, dass sehr viele Leute von erreicht<br />

werden können. Seit der Fernseher in jedem Haushalt steht, sind die Löhne von Sportlern, Pop-Stars, etc.<br />

explodiert. Auch die Löhne der Manager sind stark angestiegen, weil sich die Unternehmen vergrösserten, zuerst<br />

regional, dann national und schliesslich global. Auch die zunehmende Mobilität erhöht die Löhne, da die<br />

Verfügbarkeit auf der ganzen Welt möglich ist. Und um an den besten der Klasse zu kommen, muss man das<br />

beste Angebot machen.<br />

Die Höhe des Lohnes setzt sich also nicht nur aus der Summe des Humankapitals alleine zusammen. Auch die<br />

Nachfrage nach diesem beeinflusst den Lohn, zum Teil sogar sehr stark.<br />

Lohnausgleich <strong>für</strong> Unterschiede<br />

Auch die Attraktivität eines Jobs trägt zur Lohngestaltung bei. Deshalb verdienen Müllmänner mehr als<br />

sogenannte Lifeguards (Bademeister). Auch risikoreichere Jobs werden besser entlöhnt, sowie Arbeiten, die in<br />

der Nacht erledigt werden müssen (allerdings sind die Arbeitgeber auch zu Nachtzulagen per Gesetz<br />

verpflichtet).<br />

Moser Marco Seite 60/115


Principles Of Economics<br />

Wenn man dich fragt, ob du lieber Reklame <strong>für</strong> Camel oder die Krebsliga lancieren würdest, was würdest du<br />

antworten? Eine Mehrheit würde bestimmt <strong>für</strong> die Krebsliga Werbung machen. Die Sozialverträglichkeit ist bei<br />

einer Werbung <strong>für</strong> Camel ist nicht so klar gegeben wie <strong>für</strong> die Krebsliga. Deshalb muss Camel wahrscheinlich<br />

auch mehr bezahlen, <strong>für</strong> den im Grunde gleichen Werbeauftrag (genauere Zahlen dazu auf Seite 337: Economic<br />

Naturalist 13.6).<br />

Auch nicht-monetäre Ausgleiche kann ein Unternehmen verteilen. Zum Beispiel ein Jahr lang gratis eine BMW-<br />

Limousine <strong>für</strong> das Kader eines Unternehmens. Das kostet das Unternehmen $9'000 pro Wagen und Jahr. Es wäre<br />

einfacher nur das Geld als Bonus auszubezahlen, aber es ist wie mit einem Geschenk <strong>für</strong> einen Freund /<br />

Freundin: was ist besser ein teures oder fünfzig billige Halsketten? Ein teures oder zehn McDonalds Nachtessen?<br />

Jeder von uns würde wahrscheinlich die erste der beiden Möglichkeiten als Geschenk bevorzugen. Unter<br />

anderem deshalb, weil sich die beschenkte Person sich das nie selber leisten würde. So auch das Unternehmen,<br />

was würde das Kader mit $9'000 mehr im Jahr machen? Sie würden die Küche umbauen, die Hypothek<br />

abbezahlen, etc. Mit der Möglichkeit zum BMW fahren „zwingt“ das Unternehmen aber ihre eigenen Mitarbeiter<br />

sich selbst etwas Gutes zu tun.<br />

Diskriminierung im Arbeitsmarkt / am Arbeitsplatz<br />

Minderheiten und Frauen haben immer noch die kleineren Löhne als der Durchschnitt, obwohl es da<strong>für</strong> keinen<br />

marktwirtschaftlichen Grund gibt, wie etwa kleinere Produktivität.<br />

Diskriminierung vom Arbeitgeber aus<br />

Das bedeutet, willkürliche Vorlieben des Arbeitgebers <strong>für</strong> eine bestimmte Gruppe von Arbeitern gegenüber<br />

anderen. Am verbreitetsten sind die höheren Löhne der Männer im Vergleich zu den Frauen, obwohl der Kunde<br />

<strong>für</strong> das gleiche Produkt gleich viel bezahlt. Somit werden Unternehmen, die nur Frauen anstellen einen grösseren<br />

Gewinn machen, da bei gleicher Produktivität sie die kleineren Lohnkosten haben. Machen dies alle<br />

Unternehmen sinkt das Angebot von Frauen auf dem Arbeitsmarkt, dies lässt die Löhne der Frauen ansteigen<br />

und der Markt sollte ein Gleichgewicht mit gleichen Löhnen <strong>für</strong> Frauen und Männer erreichen, die dem<br />

jeweiligen VMP entsprechen.<br />

Diskriminierung von anderen aus<br />

Auch Kunden können diskriminieren, indem sie nur Produkte einer bestimmten Menschengruppe kaufen, auch<br />

bei vergleichbarer Qualität. Grund da<strong>für</strong> kann zum Beispiel Rassismus sein.<br />

Andere Quellen von Lohnunterschieden<br />

Früher war der Mann in einer Ehe meist älter und hatte somit mehr Berufserfahrung. Der Wohnsitz wurde<br />

folglich nach seinen Job-Angeboten ausgewählt. Die Frau musste dann in der neuen Umgebung einen Job<br />

finden, wenn sie einen wollte. Und dementsprechend arbeitete sie zu fast jedem Lohn.<br />

Auch Elemente des Humankapital, die schwer messbar sind, können ein Grund <strong>für</strong> Lohnunterschiede sein. Die<br />

Quantität kann man zum Beispiel leicht messen, aber die Qualität ist schon schwerer zu beurteilen. Zudem<br />

Moser Marco Seite 61/115


Principles Of Economics<br />

hängen die Löhne nicht nur von den Praxiserfahrungen ab, sondern auch wie diese Erfahrung zustande<br />

gekommen ist.<br />

„Vergleichbare-Werte-Politik“: ein kostspieliges Mittel?<br />

Das Ziel dieser Politik ist es, Arbeiter entsprechend dem sozialen Wert der Produkte, die sie produzieren zu<br />

entlöhnen. Aber solche festgesetzten Löhne verringern den „ökonomischen Kuchen“. Es entspricht einem<br />

festgesetzten Preis in einem Gütermarkt. Entweder wird nur die angebotene oder nur die nachgefragte Menge<br />

verkauft. Somit resultiert ein Verlust bei der ökonomischen Rente (= Konsumenten- plus Produzentenrente). Die<br />

einzige Lösung hier<strong>für</strong> ist, eine Änderung der Kräfte, die <strong>für</strong> diese Fehlentwicklung im Markt verantwortlich ist.<br />

Moser Marco Seite 62/115


Principles Of Economics<br />

Die Wirtschaft der allgemeinen Politik (Public Policy)<br />

Wichtige Begriffe:<br />

Begriff<br />

Bedeutung<br />

Cost-plus regulation<br />

Regulierungsmethode, die den Unternehmen erlaubt, Preise fest zu setzen, welche die Kosten der<br />

Produktion plus einen Gewinnzuschlag um die Opportunitätskosten der Geldgeber zu decken<br />

First-dollar insurance coverage<br />

Versicherung, welche alle Krankheitskosten übernimmt<br />

Health maintenance organization (HMO) Ärztegruppe, welche <strong>für</strong> eine fixe Jahresgebühr Menschen und Familien mit medizinischen<br />

Dienstleistungen versorgt<br />

Workers’ compensation<br />

Staatliches Versicherungssystem, welches Unterstützung <strong>für</strong> Arbeitsunfallopfer anbietet<br />

Moser Marco Seite 63/115


Principles Of Economics<br />

In diesem Kapital geht es darum, wie die Politik den ökonomischen Kuchen insgesamt, aber auch die einzelnen<br />

Stücke vergrössern kann.<br />

Allgemeine Politik gegen natürliche Monopole<br />

Monopole sind nicht nur problematisch weil sie einen Verlust an Effizienz beinhalten, sondern auch, weil das<br />

Unternehmen einen ökonomischen Profit erhält, den der Kunde bezahlen muss. Die Durchschnittkosten liegen<br />

über den Grenzkosten, was aus Sicht der Öffentlichkeit zu Ungerechtigkeiten führt. Bei natürlichen Monopolen<br />

hat die Regierung verschiedene Möglichkeiten darauf zu reagieren:<br />

Staatseigentum- & Management (Monopole besitzen)<br />

Bei natürlichen Monopolen sind die Grenzkosten immer tiefer als die Durchschnittskosten. Somit sind die Preise<br />

immer höher als die Grenzkosten, denn andern falls würde das Unternehmen einen ökonomischen Verlust<br />

erleiden. Als Beispiele kann man Kabelfernsehen anführen, hat der Betreiber einmal ein netz aufgebaut, sind die<br />

Grenzkosten sehr tief. Auch Kraftwerkbetreiber stehen vor dem gleichen „Problem“. Ein Lösungsvorschlag<br />

hier<strong>für</strong> wäre, die Regierung setzt die Preise auf die Grenzkosten fest. Die ökonomischen Verluste des staatlichen<br />

Monopolisten finanziert man mit den allgemeinen Steuerabgaben.<br />

Staatliche Regulierung privater Monopole (Monopole regulieren)<br />

Dies kann man mit der „cost-plus regulation“ erreichen. Darin bilden die expliziten Kosten des Monopolisten die<br />

Grundlage des Produktpreises. Darauf wird dann noch ein Gewinnzuschlag gewährt, der eine normale<br />

Kapitalrentabilität gewährt.<br />

Ein Problem dieser Methode sind allerdings die grossen administrativen Aufwände, die damit verbunden sind.<br />

Zudem wird der Monopolist nicht zu kostengünstigen Mitteln greifen, denn die Regierung erlaubt ihm ja,<br />

kostendeckend zu wirtschaften. Der Hang zur Verschwendung nimmt zu.<br />

Diese Methode löst nicht die grundlegenden Probleme der natürlichen Monopole: die Unmöglichkeit, Preise, die<br />

gleich den Grenzkosten sind, zu verlangen, ohne dabei Geld zu verlieren.<br />

Exklusivverträge <strong>für</strong> natürliche Monopole<br />

Die Regierung stellt einen Anforderungskatalog <strong>für</strong> das natürliche Monopol zusammen. Firmen können dann<br />

ihre Offerten einreichen, wie viel sie <strong>für</strong> diese Dienste verlangen würden, wobei das niedrigste Angebot gewinnt<br />

(Feuerwehren, Müllabfuhr, etc.). Wenn dann die Regierung noch Subventionen gewährt, können die Preise<br />

gleich den Grenzkosten fixiert werden. Dieses System funktioniert allerdings nur bei Geschäften, die keine<br />

grossen Anfangsinvestitionen benötigen (wie zum Beispiel Stromversorgung, etc.). Was passiert nämlich, wenn<br />

ein neues Unternehmen den Exklusivvertrag gewinnt???<br />

Energisches Durchsetzen von „Antitrust Laws“<br />

„Antitrust Laws“ sind Gesetze, die den Markt vor Kartellen, Monopolen und anderen, den freien Markt<br />

hemmenden, Dingen beschützen. So versucht man bis heute IBM zu zerschlagen, da diese angeblich eine zu<br />

marktbeherrschende Position eingenommen haben. Diese Gesetze schützen zwar den Markt, verhindern aber<br />

zugleich auch „economies of scale“ (Skalenerträge).<br />

Moser Marco Seite 64/115


Principles Of Economics<br />

Als letzte Möglichkeit kann man die Monopole auch einfach ignorieren. Aber Monopole sind nicht nur<br />

ineffizient, sondern auch unfair. Das Unternehmen kann dann horrende Preise verlangen, die nicht gerechtfertigt<br />

sind. Auf der anderen Seite kassiert dabei auch der Staat, durch die Steuern. Einen Teil kriegt er direkt über die<br />

Gewinnsteuer und einen anderen Teil fliesst ihm über die Gewinne der Shareholder zu, die ihre Gewinne auch<br />

versteuern müssen. Im Endeffekt kassiert der Staat rund 2/3 des Unternehmengewinns.<br />

Man hat also die Wahl zwischen einem Monopol und unperfekten Alternativen. Welche die beste ist, muss von<br />

Fall zu Fall neu entschieden werden.<br />

Festsetzen der Preise öffentlicher Dienste anhand der Grenzkosten<br />

Wie hoch sind die Grenzkosten <strong>für</strong> Wasser in Gainesville?<br />

Gainesville hat eine Quelle die 1 Million Gallonen/Tag <strong>für</strong> 0.2 Cents/Gallone hergibt. Der nahe gelegene See<br />

bietet zusätzlich 2 Millionen Gallonen/Tag <strong>für</strong> 0.8 Cents/Gallone. Auch der Ozean liegt nicht weit. Der Preis ist<br />

dann, bei nahezu unbeschränkter Menge, 4.0 Cents/Gallone. Somit ergibt sich folgende Grenzkosten-Kurve:<br />

Preis (Cents/Gallone)<br />

4.0 Ozean<br />

0.8 See<br />

0.2 Quelle<br />

1 3<br />

Menge (Millionen Gallonen/Tag)<br />

Wie viel sollte die Regierung <strong>für</strong> das Wasser verlangen?<br />

Wenn 4 Millionen Gallonen/Tag benötigt werden, würde die Regierung 4 Cents/Gallone verlangen, egal woher<br />

das Wasser kommt, denn die Grenzkosten betragen 4 Cents/Gallone (siehe Grafik oben). Ausserdem würden<br />

Haushalte, die nur 0.2 Cents/Gallone bezahlen müssten den Verbrauch solange anheben, bis ihnen die letzte<br />

konsumierte Einheit nur noch 0.2 Cents wert wäre. Das wäre dann Verschwendung und gleichzeitig hätte diese<br />

Einheit einem Haushalt dienen können, der 4 Cents/Gallone bezahlen muss.<br />

Was sollen die Elektrizitätswerke in Vermont verlangen bei saisonalen Schwankungen?<br />

Sie haben zwei Elektrizitätswerke, das eine produziert 4 Millionen kwh/Tag zu 2 Cents/kwh. Das andere<br />

produziert unbegrenzt zu 6 Cents/kwh. Mit der Nachfrage D Winter und D Sommer ergibt sich folgende Grafik:<br />

Preis (Cents/kwh)<br />

12<br />

Moser Marco Seite 65/115


Principles Of Economics<br />

D Winter<br />

6 Grenzkostenkurve<br />

4 D Sommer<br />

2<br />

1 2 4 6 12 Menge (Millionen kwh/Tag)<br />

Die effiziente Preisfestlegung entspräche den Grenzkosten, hier 6 Cents/kwh. Somit<br />

sollten im Winter 6Cents/kwh und im Sommer 2 Cents/kwh verlangt werden. Wieder<br />

gilt im Winter der hohe Preis <strong>für</strong> alle Haushalte, auch wenn die ersten 4 Millionen kwh<br />

zu 2 Cents/kwh produziert werden können.<br />

Somit haben wir fest gestellt, dass die preise immer den Grenzkosten entsprechen sollten, um möglichst effizient<br />

wirtschaften zu können. Wenn das Produkt aus verschiedenen Quellen bezogen wird, wird einfach die<br />

Grenzkostenkurve der teuersten Quelle <strong>für</strong> alle Abnehmer angenommen.<br />

Gesundheit<br />

Anwendung des Kosten-Nutzen Kriteriums<br />

Auch bei den Ausgaben <strong>für</strong> die Gesundheit sollte der Nutzen einer Operation oder Behandlung die Kosten<br />

rechtfertigen. Unbestritten bleibt aber, dass eine Notoperation <strong>für</strong> $2'000 durchgeführt werden sollte, auch wenn<br />

sich der Patient nur $1'000 leisten kann.<br />

Wenn man gut versichert ist, kann man sich einen längeren Spitalaufenthalt leisten. Müsste man die Kosten<br />

selber tragen, würde man den Aufenthalt auf ein Minimum reduzieren. Somit trägt das „versichert sein“ (firstdollar<br />

insurance coverage) zur Verschwendung von Geldmitteln bei.<br />

Verlorene Rente des zusätzlichen Aufenthalts (S.358):<br />

Preis ($/Tag)<br />

D<br />

Nutzen des zusätzlichen Aufenthalts<br />

300<br />

verlorene Rente des zusätzlichen Aufenthalts<br />

1 3<br />

Länge des Aufenthalts (Tage)<br />

Der zusätzliche Aufenthalt generiert also einen Nutzen von $300 kostet aber $600.<br />

Moser Marco Seite 66/115


Principles Of Economics<br />

Lösungsansatz<br />

Hätte die Versicherung dem Patienten $700 in die Hand gedrückt, würden beide Parteien profitieren. Der Patient<br />

bezahlt den ersten tag mit $300 und hat dann noch $400, das sind $100 mehr als sein Reservationspreis. Auf der<br />

anderen Seite steht die Versicherung, die mit einer Auszahlung von $700 $200 einsparen könnte gegenüber der<br />

Variante mit den drei Tagen Spitalaufenthalt. Eine Pareto-Verbesserung ist also möglich. Je grösser die<br />

Nachfrage-Elastizität umso grösser ist die Verschwendung.<br />

Eine andere Lösung sind die Selbstbehalte auf Versicherungen. Dabei wird die Prämie billiger, je mehr man<br />

selber bezahlt. Zum Beispiel bei einem Selbstbehalt von $1'000 muss man die ersten $1'000 pro Jahr aus der<br />

eigenen Tasche berappen. Da<strong>für</strong> sinkt die Jahresprämie.<br />

Die HMO Revolution<br />

HMO’s sind eine Ärztegruppe, welche <strong>für</strong> eine fixe Jahresgebühr Menschen und<br />

Familien mit medizinischen Dienstleistungen versorgt. Unter normalen<br />

Versicherungsbedingungen werden auch Untersuchungen von Ärzten durchgeführt, die<br />

gar nicht nötig sind. Damit steigert der Arzt sein Einkommen zusätzlich. Die HMO’s<br />

haben daran kein Interesse, denn sie bekommen ja nur die fixe Jahresprämie von ihren<br />

Mitgliedern. Unnötige und teure Untersuchungen werden so vermieden. Staatliche<br />

Legitimation solcher Ärztegruppen garantieren auf der anderen Seite eine genügende<br />

medizinische Versorgung.<br />

Zahlen <strong>für</strong> die Krankenkasse<br />

Personen, die im Jahr mehr <strong>für</strong> Versicherungen ausgeben, als sie effektiv bezahlen<br />

müsste, hätten sie keine, werden sich überlegen, ob sie weiterhin die Prämie bezahlen.<br />

Einige werden aussteigen. Die teuren Patienten bleiben versichert. Somit müssen die<br />

Prämien angehoben werden, was wiederum mehr Personen aus der Versicherung treibt.<br />

Die Folge: adverse selection (falsche Selektion).<br />

Die Ursache der Preissteigerung im Gesundheitsbereich ist also das absolute „versichert<br />

sein“ (first-dollar insurance coverage). Damit wird Verschwendung gefördert. Eine<br />

Lösung wären Selbstbehalte. Auch HMO’s helfen die Kosten zu senken.<br />

Regulierung der Umwelt<br />

Wie in Chapter 11 gesehen, werden Produkte mit negativen externen Effekten im<br />

Übermass produziert, sobald die Verhandlungen darüber kostspielig werden. Die<br />

Regierung erlässt daraufhin Umweltgesetze, die eine Verminderung <strong>für</strong> jedes<br />

Unternehmen vorschreiben, egal wie hoch ihre Kosten da<strong>für</strong> sind.<br />

Umwelttaxen<br />

Durch solche Taxen kann man der Wirtschaft die Entscheidung überlassen, welches<br />

Unternehmen wie viel weniger die Umwelt verschmutzt.<br />

Moser Marco Seite 67/115


Principles Of Economics<br />

Prozess A B C D E<br />

Verschmutzungstonnen: 4 3 2 1 0<br />

Sludge Oil $100 $200 $600 $1’300 $2’300<br />

Northwest Limber $300 $320 $380 $480 $700<br />

Ist die Taxe nun bei $101 pro Tonne wird Sludge Oil bis Prozess „B“ entwickeln und<br />

Northwest Lumber bis Prozess „D“, dann entstehen Kosten von $100 + $180 = $380.<br />

Bei einem Gesetz das auch eine Reduktion von 4 Tonnen bringen würde, entständen<br />

gesamtwirtschaftliche Kosten von $80 + $500 = $680. Es ist also besser, wenn jene Firma<br />

die Umweltverschmutzung einschränkt, die da<strong>für</strong> die niedrigsten Kosten hat, hier<br />

Northwest Lumber. Das Problem ist allerdings ein ideologisches, das Unternehmen<br />

„kauft“ sich so das Recht, die Umwelt verschmutzen zu dürfen. Ein anderes Problem ist<br />

die Unwissenheit der Regierung über die Kosten. Somit kann sie die Höhe der Taxen<br />

nicht genau festsetzen.<br />

Versteigerung von „Erlaubnissen zur Umweltverschmutzung“<br />

Angenommen die Regierung versteigert Umweltzertifikate <strong>für</strong> 4 Tonnen, das heisst, jede<br />

Tonne Umweltverschmutzung muss durch den Besitz eines Zertifikats gedeckt sein.<br />

Prozess A B C D E<br />

Verschmutzungstonnen: 4 3 2 1 0<br />

Sludge Oil $100 $200 $600 $1’300 $2’300<br />

Northwest Limber $300 $320 $380 $480 $700<br />

Sludge Oil hat ohne Zertifikat Kosten von $2’300. Mit einem Zertifikat kann es $1'000<br />

einsparen, das entspricht also dem ersten Zertifikatpreis. Das geht so weiter und<br />

entsprechend auch bei Northwest Lumber. Die Regierung will aber nur 4 Zertifikate<br />

verkaufen. Sie wird also den Preis solange anheben, bis die zwei Firmen zusammen noch<br />

genau 4 Zertifikate nachfragen. Rechnerisch ergibt sich dann ein Emissionspreis von<br />

$101. Sludge Oil wird sich dann von A auf B verbessern, da sie dies nur $100 kostet.<br />

Sludge Oil muss also 3 Zertifikate besitzen, um 3 Tonnen Umweltverschmutzung zu<br />

erzeugen. Northwest Lumber kauft sich nur ein Zertifikat und wird die Prozesse bis D<br />

weiter entwickeln. Von C nach D entstehen dem Unternehmen Kosten von $100, was<br />

unter dem Zertifikatpreis liegt. Insgesamt gesehen entstehen der Wirtschaft also Kosten<br />

von $100 + $180 = $280. Das liegt unter den Kosten ($580) als wenn ein Gesetz in Kraft<br />

wäre. Zudem können auch Umweltschutzorganisationen bei den Zertifikatauktionen<br />

mitsteigern. Dadurch wird die Anzahl Zertifikate verkleinert und damit auch die<br />

Umweltverschmutzung.<br />

Das Ziel beider Methoden ist, die Grenzkosten <strong>für</strong> die Umweltverschmutzung<br />

anzuheben, damit Umweltschutz attraktiver wird.<br />

Regulierung der Arbeitsplatzsicherheit<br />

Zwar sind die Arbeitgeber per Gesetz an bestimmte Sicherheitsvorkehrungen gebunden,<br />

aber auch ein völlig wettbewerbsfähiger Arbeitsmarkt würde die Sicherheit fördern.<br />

Moser Marco Seite 68/115


Principles Of Economics<br />

Bei der Sicherheit in einem Unternehmen ist ebenfalls das Kosten-Nutzen-Prinzip<br />

anzuwenden. Es hört sich zwar krass an, aber man muss immer die Kosten und den<br />

Nutzen daraus im Auge behalten. Sonst müsste jeder Autofahrer vor Fahrtantritt die<br />

Bremsen überprüfen lassen. Da dies aber zu kostspielig ist und dadurch auch die<br />

Unfallgefahr nicht stark abnimmt, macht dies kein Mensch, oder nur ganz ganz wenige.<br />

Bei den Unternehmen hat sich gezeigt, dass jene am profitabelsten wirtschaften, welche<br />

au8ch am meisten <strong>für</strong> die Sicherheit ausgeben. Denn das spricht sich herum bei den<br />

Arbeitern und diese werden die Firma wechseln. Die Frage bleibt allerdings, wie weil ist<br />

einem Arbeiter die eigenen Sicherheit wert? Da gibt’s es individuelle Unterschiede, den<br />

einen ist sie viel wert, diese werden schnell den Job wechseln, und den anderen reicht<br />

eine kleine Lohnerhöhung, damit sie bei dem weniger sicheren Arbeitgeber bleiben.<br />

Um eine Gleichheit zu erreichen gibt es die „workers’ compensation“. Das ist eine<br />

staatliche Versicherung, welche von risikoreichen Branchen eine kleine Prämie verlangt<br />

und von risikoarmen eine hohe. Damit hat der Arbeitgeber ein Interesse daran, sein<br />

Unternehmen sicherer zu gestalten, damit er weniger Prämien bezahlen muss. Die<br />

Versicherung dient dazu, Opfer von Arbeitsunfälle zu unterstützen.<br />

Warum sind Kindersitze im Auto obligatorisch und im Flugzeug nicht?<br />

Mit einem Auto in einen schweren Unfall verwickelt zu werden ist hundert Mal höher<br />

als beim Flugzeug. Hinzu kommt, dass im Auto mehr Platz da ist, um einen Kindersitz<br />

zu installieren. Im Flugzeug müsste man da<strong>für</strong> einen zusätzlichen Sitz in Anspruch<br />

nehmen. Die Kosten sind also zu gross, <strong>für</strong> die kleine Verminderung der Gefahr.<br />

Kontrolle der Kriminalität<br />

Auch hier findet das Kosten-Nutzen-Prinzip seine Anwendung. Wie viel ist uns die<br />

Sicherheit wert? Als Beispiel: wie viele Secret Service Agenten sollten den Präsidenten,<br />

den Vizepräsidenten oder einen Professor beschützen?<br />

$/Agent<br />

Kosten Kosten Kosten<br />

Nutzen Nutzen Nutzen<br />

Anzahl P Anzahl VP<br />

Präsident Vizepräsident Professor<br />

Beim Professor ist der Nutzen so gering, dass die Kosten <strong>für</strong> nur einen Agenten zu hoch<br />

wären. Auch die Wahrscheinlichkeit, dass ein Professor einem Attentat zum Opfer fällt<br />

Moser Marco Seite 69/115


Principles Of Economics<br />

ist sehr gering. Ganz anders beim Präsidenten, wenn der beschützt wird, hat man den<br />

grössten Nutzen und die grössere Wahrscheinlichkeit eines Anschlags. Etwas weniger<br />

hat man beim Vizepräsidenten. Und da die Kosten immer die gleichen sind, wirkt sich<br />

der Nutzen direkt auf die Anzahl Agenten aus, die man zugeteilt bekommt.<br />

Legalisierung des Glücksspiels<br />

Beim Glücksspiel wird man zwar nicht gezwungen sein Geld auszugeben, sondern es<br />

findet ein normaler Handel statt. Das Problem ist allerdings die Wahrscheinlichkeit zur<br />

Abhängigkeit. Damit werden dem Staat zusätzliche Bürden aufgelastet, zum einen<br />

durch sinkende Steuereinnahmen, andererseits durch die sozialen Kosten, die dadurch<br />

entstehen. Und wenn Glücksspiel verboten wird, wenn man unbedingt spielen will, kann<br />

man das immer noch. Entweder man geht in ein anderes Land / Kanton oder man spielt<br />

illegal. Der Staat hat aber eine gewisse Kontrolle, wenn er das Glücksspiel selber<br />

betreibt und kann noch Gewinnsteuern erheben.<br />

Moser Marco Seite 70/115


Principles Of Economics<br />

Öffentliche Güter und Steuern<br />

Wichtige Begriffe:<br />

Begriff<br />

Bedeutung<br />

öffentliches Gut (Public good)<br />

Gut oder Dienstleistung, die nicht rivalisierend und bei denen Personen nicht ausgeschlossen<br />

werden können<br />

Nicht rivalisierende Güter (nonrival<br />

good)<br />

Gut oder Dienstleistung, bei dessen Konsum eine andere Person nicht in ihrem Konsum<br />

eingeschränkt wird<br />

Nicht ausschliessbare Güter<br />

(nonexcludable good)<br />

Gut oder Dienstleistung, bei welchem es schwer oder nur mit viel Geld möglich ist, Personen<br />

vom Konsum auszuschliessen<br />

Reines öffentliches Gut (pure public<br />

good)<br />

Gut oder Dienstleistung, die in hohem Grad weder rivalisierend noch ausschliessbar ist<br />

Kollektivgut (collective good)<br />

Gut oder Dienstleistung, welches nicht rivalisierend aber auschliessbar ist<br />

Reines privates Gut (pure private good)<br />

Gut oder Dienstleistung, bei welchem sehr einfach Personen ausgeschlossen werden und bei<br />

dessen Konsum eine Einheit weniger verfügbar ist<br />

Pure commons good<br />

Gut oder Dienstleistung, bei dem „nonpayer“ nicht so einfach ausgeschlossen werden können,<br />

aber bei dessen Konsum eine Einheit weniger verfügbar ist<br />

Head tax<br />

Kopfsteuer (<strong>für</strong> jede Person gleich hoch)<br />

Regressive tax<br />

Regressive Steuer (Steuer, bei der bei steigendem Einkommen der Prozentsatz der Steuern<br />

gemessen am Einkommen sinkt, zum Beispiel bei Kopfsteuern)<br />

Proportional income tax<br />

proportionale Steuer (Steuer, bei der jede Person den gleichen Prozentsatz des Einkommens als<br />

Steuern abliefern muss)<br />

Progressive tax<br />

Progressive Steuer (Steuer, bei der bei steigendem Einkommen auch der abzugebende<br />

Prozentsatz steigt)<br />

Pork barrel spending<br />

Öffentliche Ausgaben, welche grösser sind als der totale Nutzen, welche aber trotzdem vom<br />

Regierungsmitglied favorisiert werden, weil der persönliche Nutzen höher ist als der persönliche<br />

Anteil an den Kosten<br />

logrolling<br />

Praktik, wobei sich Regierungsmitglieder gegenseitig bei den gesetzlichen Vorschlägen<br />

unterstützen<br />

Rent-seeking<br />

Sozial unproduktive Anstrengungen von Menschen oder Firmen um einen Preis zu gewinnen<br />

Crowding out<br />

Tritt auf, wenn Firmen geplante Investitionen streichen, wegen höheren Zinssätzen, verursacht<br />

durch die Nachfrage der Regierung<br />

Moser Marco Seite 71/115


Principles Of Economics<br />

Die Regierung ist ein Monopolist. Sie kann Steuern verlangen <strong>für</strong> einen Gütermix, den<br />

sie anbietet, aber nicht jede Person in vollem umfang in Anspruch nehmen will. Wir<br />

bezahlen <strong>für</strong> Güter, die wir nicht wollen.<br />

Bereitstellung von öffentlichen Gütern durch die Regierung<br />

Öffentliche Güter versus private Güter<br />

Öffentliche Güter haben die zwei Eigenschaften, dass keine Person von dessen Konsum<br />

ausgeschlossen werden kann und bei dessen Konsum keine Person in ihrem Konsum<br />

eingeschränkt wird. Beispiele hier<strong>für</strong> wären der Schutz der Armee bei einer feindlichen<br />

Invasion, die Fernsehübertragungen oder die 1. August-Feuerwerke. Private Güter sind<br />

genau das Gegenteil von den öffentlichen. Ein Cheeseburger kann zum Beispiel nur<br />

einmal gegessen werden und Personen, die nicht bezahlen, können sehr einfach von<br />

dessen Konsum ausgeschlossen werden.<br />

Weshalb die Regierung öffentliche Güter bereitstellt erklärt sich folgender massen: Kein<br />

Unternehmen wird <strong>für</strong> ein Gut bezahlen wollen, wenn es „nonpayers“ ebenfalls<br />

benutzen können (free rider problem).<br />

Aus den beiden Kriterien nicht rivalisierend und nicht ausschliessbar ergibt sich<br />

folgende Tabelle. Dabei bezeichnen niedrig und hoch den Grad, indem ein Gut das<br />

entsprechende Kriterium erfüllt:<br />

nicht rivalisierend<br />

niedrig<br />

hoch<br />

nicht ausschliessbar<br />

hoch common good public good<br />

(Fische im Ozean) (nationale Verteidigung)<br />

niedrig private good collective good<br />

(Weizen) (pay-per-view TV)<br />

pay-per-view TV ist ein Angebot, bei dem man nur die Kosten übernimmt, wenn man<br />

sich den Film auch wirklich anschaut, es ist kein Abonnement wie beim Teleclub.<br />

Man beachte, dass auch reine öffentlichen Güter von Privatfirmen profitabel angeboten<br />

werden können, zum Beispiel beim Radio, welches sich über Werbeeinnahmen<br />

finanziert. Der Nutzen eines öffentlichen Gutes definiert sich dadurch, dass der Nutzen<br />

aller Personen eingerechnet wird. Bei den privaten Gütern zählt nur der individuelle<br />

Nutzen. Aber der Nutzen eines öffentlichen Gutes muss höher sein als dessen Kosten.<br />

Zahlen <strong>für</strong> ein öffentliches Gut<br />

Nicht jeder profitiert gleich stark von öffentlichen Gütern, deshalb misst ihnen auch<br />

nicht jeder den gleichen Nutzen zu. Und je grösser die Menschenmenge, die vom<br />

öffentlichen Gut profitiert, umso höher ist das „free-rider-problem“. Des weiteren<br />

würde niemand ehrlich auf die Frage antworten, wie hoch sein Reservationspreis <strong>für</strong><br />

jenes öffentliche Gut wäre. Er würde ihn tiefer angeben, als er tatsächlich ist. Der<br />

Reservationspreis hängt massgeblich vom Einkommen ab, denn ärmere Familien<br />

können einem Gut gar nicht einen zu hohen Wert oder Nutzen beimessen, da sie sich das<br />

nicht leisten können.<br />

Auch bei privaten Gütern, die gemeinsam konsumiert werden, muss die Verteilung nach<br />

Qualität und Quantität gleich geschehen <strong>für</strong> alle Beteiligten.<br />

Moser Marco Seite 72/115


Principles Of Economics<br />

Da die Reichen <strong>für</strong> ein öffentliches Gut mehr bezahlen würden als ärmere, bieten sich<br />

proportionale Steuersätze oder gar progressive an. Beim Proportionalen bezahlt jede<br />

Person einen Prozentsatz des Einkommens <strong>für</strong> ein öffentliches Gut. Beim Progressiven<br />

steigt der Prozentsatz mit dem Einkommen. Dies hängt damit zusammen, dass den<br />

Reichen saubere Luft, öffentliche Sicherheit, Parks, etc. prozentual gemessen mehr wert<br />

ist als den Ärmeren. Im Gegensatz dazu wären Kopfsteuern ineffizient. Denn dadurch<br />

würde die Regierung weniger einnehmen und damit müsste das Angebot an öffentlichen<br />

Gütern eingeschränkt werden. Da aber die Reichen den öffentlichen Gütern einen hohen<br />

Wert beimessen, wäre dies ineffizient und zur Unzufriedenheit der Reichen.<br />

Die optimale Menge an öffentlichen Gütern<br />

Die Nachfragekurve <strong>für</strong> ein öffentliches Gut<br />

Es besteht ein wesentlicher Unterschied zur Nachfragekurve von privaten Gütern: Dort<br />

bezahlen alle Konsumenten den gleichen Preis und jeder entscheidet sich anhand dessen<br />

<strong>für</strong> eine bestimmte Menge. Somit werden die einzelnen Nachfragekurven horizontal<br />

addiert.<br />

+ =<br />

24 16 40<br />

Bei den öffentlichen Gütern konsumiert jeder die gleiche Menge, aber da<strong>für</strong> hat jeder<br />

einen eigenen Reservationspreis. Die individuellen Nachfragekurven werden folglich<br />

vertikal addiert.<br />

42<br />

24<br />

24 36<br />

36<br />

18<br />

24<br />

Welches ist die optimale Menge an Grünanlagen?<br />

Moser Marco Seite 73/115


Principles Of Economics<br />

$1’000/Are<br />

Grenzkosten<br />

A*<br />

Aren der Grünanlagen<br />

Nachfrage<br />

Die Grenzkostenkurve steigt, weil das low-hanging-fruit Prinzip angewendet wird. Die<br />

billigste Are wird zuerst in Grünanlage umgewandelt. Die Nachfragekurve ist sinkend,<br />

wegen dem Gesetz des abnehmenden Grenznutzens. Die optimale Menge Grünanlagen<br />

wäre dann bei A*. Jede Menge unter A* würde bedeuten, der Nutzen wäre höher als die<br />

Kosten einer zusätzlichen Are Grünanlage.<br />

Private Bereitstellung öffentlicher Güter<br />

Bei den Steuern besteht das Problem, dass wir damit auch Dinge finanzieren, die wir<br />

eigentlich gar nicht unterstützen möchten. Ein Beispiel wäre die sexuelle Bildung in den<br />

Schulen. Die einen Eltern wollen mehr und die anderen weniger. Somit ist es keine<br />

Überraschung, wenn auch private Unternehmen öffentliche Güter anbieten.<br />

Finanzierung durch Schenkungen<br />

Vor allem wohltätige Organisationen übernehmen das Bereitstellen von öffentlichen<br />

Gütern. Auch die ehrenamtliche Arbeit muss hinzu gerechnet werden.<br />

Entwicklung neuer Technologien um „nonpayers“ auszuschliessen<br />

Beim Teleclub zum Beispiel braucht man einen Decoder um das Signal klar empfangen<br />

zu können.<br />

Private vertragliche Bindungen<br />

Mehrere Hausbesitzer zum Beispiel können sich zusammen schliessen und Feuerwehrund<br />

Sicherheitsdienste unter einander aufteilen. Damit erhalten sie noch mehr eines<br />

öffentlichen Gutes, müssen aber da<strong>für</strong> bezahlen.<br />

Verkauf von Nebenprodukten<br />

Radios und Fernsehstationen, die öffentliche Güter sind, finanzieren sich über die<br />

Werbung, ebenso gewisse Internetseiten. Aber dadurch entstehen neue Probleme. Es<br />

werden zum Beispiel nur lukrative Sendungen produziert und darunter leidet die<br />

Vielfalt. Das System ist ineffizient. Und dazu noch eine Frage: Wie viele Radiostationen<br />

kann man noch auseinander halten nur anhand ihrer Musikauswahl?<br />

Würde man beim Fernsehen das pay-per-view System einführen, wäre auch das<br />

ineffizient. Denn die Grenzkosten <strong>für</strong> einen neuen Kunden sind gleich null. Somit<br />

müssten alle fernsehen. Muss man aber als Kunde da<strong>für</strong> bezahlen, wird sich manch<br />

einer überlegen, ob er sich das Programm wirklich anschauen möchte.<br />

Solange also der Nutzen höher ist als die Kosten <strong>für</strong> ein öffentliches Gut, sollte eine<br />

zusätzliche Einheit produziert werden. Und nicht nur die Regierung bietet öffentliche<br />

Güter an.<br />

Moser Marco Seite 74/115


Principles Of Economics<br />

Zusätzliche Aufgaben der Regierung<br />

Externe Effekte und Eigentumsrechte<br />

Die Regierung ist aber nicht nur <strong>für</strong> das Bereitstellen von öffentlichen Gütern zuständig.<br />

Auch die Kontrolle von externen Effekten durch das private Wirtschaften, sowie die<br />

Regelung und Durchsetzung von Eigentumsrechten sind zentrale Aufgaben einer jeden<br />

Regierung. Zudem muss sie <strong>für</strong> gute äussere Bedingungen besorgt sein, wie genügend<br />

Infrastruktur, gute Ausbildung, etc. Eine Frage muss aber dabei immer gestellt werden:<br />

Nützt das Eingreifen der Regierung oder schadet es mehr?<br />

Lokal, kantonal oder national?<br />

Die Nähe zur gewählten Regierung ist dabei ein wichtiger Faktor. Deshalb hat das<br />

britische Empire die Kolonien verloren. Zudem gibt es sehr starke regionale<br />

Unterschiede. Wenn die Regierung aus dem lokalen Bereich kommt, kennt sie die<br />

Probleme und kann entsprechende Gegenmassnahmen einleiten. Aber trotzdem haben<br />

sich die Kantone zusammengeschlossen. Ein Grund da<strong>für</strong> sind „economies of scale“ und<br />

der Wille zum politischen und militärischen Überleben. Auch die Luftverschmutzung<br />

kann nicht auf lokaler Ebene gelöst werden.<br />

Eine angemessene Verteilung auf die verschiedenen Ebenen ist die beste Lösung.<br />

Gewisse Probleme werden besser im Kleinen gelöst und andere eher national.<br />

Quellen von Ineffizienz im politischen Prozess<br />

Pork Barrel Legislation<br />

(Pork Barrel Progrmas = Regierungsprogramme , die lokal aber nicht national wirken)<br />

Wenn 10 Personen essen gehen und die Rechnung am Schluss durch 10 geteilt wird,<br />

wird jede Person einen Dessert bestellen. Nehmen wir eine Person als Beispiel. Sie<br />

überlegt sich, dass sie nur 1/10 des Dessertpreises bezahlen muss. Somit wird sie den<br />

Dessert bestellen. Wäre diese Person alleine essen gegangen, hätte sie auf den Dessert<br />

verzichtet. Und wenn alle 10 Personen so denken, muss jede Person 1/10 jedes Desserts<br />

berappen.<br />

Machen das nun Regierungsvertreter werden sie versuchen, nationale Projekte in ihrem<br />

Kanton anzusiedeln. Die Kosten sind national verteilt aber der Nutzen auf die Region<br />

beschränkt (pork barrel spending). Will nun A ein nationales Projekt <strong>für</strong> seinen Kanton<br />

an Land ziehen braucht er die Stimme des B. Dieser wiederum möchte ein anderes<br />

nationales Projekt in seinem Kanton ansiedeln. Stimmt also A im Sinne von B, so wird<br />

es ihm dieser gleich tun (So geschehen bei der Abstimmung um die neuen<br />

Bundesgerichte zwischen St. Gallen und dem Tessin...)<br />

Rent-Seeking<br />

Ineffizienz entsteht oft, da die Profiteure wenige sind, die Kostenträger aber weit<br />

gestreut, besonders deutlich wird dies bei Grossindustrien. Die Kosten <strong>für</strong> ein nationales<br />

Projekt werden vom Steuerzahler getragen, aber der Nutzen geht zugunsten weniger<br />

Unternehmen. Deshalb werden auch nur die Unternehmen lobbyieren.<br />

Warum würde jedermann <strong>für</strong> einen $20 Gutschein $50 bezahlen?<br />

Moser Marco Seite 75/115


Principles Of Economics<br />

Ein $20 Gutschein wird versteigert. Das neue Angebot muss mindestens 50 Cents über<br />

dem letzten liegen. Der Gewinner und der Zweite müssen ihr Angebot bezahlen, aber<br />

nur der Gewinner erhält den Gutschein. Bezahlt nun einer $11 und der Zweite $10.50<br />

<strong>für</strong> den Gutschein, hat der Erste einen Gewinn von $20 - $11 = $9. Der Zweite einen<br />

Verlust von $10.50.<br />

Versuche haben gezeigt, dass bei $10 eine Pause entsteht. Jeder überlegt sich nochmals,<br />

ob er weiter gehen will mit seinem Angebot. Meist bleiben nur die zwei Meistbietenden<br />

übrig. Bei $20 entsteht erneut eine Pause. Steigt einer jetzt aus, verliert er seinen<br />

Einsatz. Somit wird weiter gesteigert. Bietet einer zum Beispiel $20.50 verliert er 50<br />

Cents. Das ist aber besser als der zweite Platz, der gar nichts mehr erhält. Ab hier ist es<br />

ein reiner Nervenkrieg und meist gibt einer bei $50 frustriert auf.<br />

Man ist also bereit sehr viel zu bieten, um an einen kleinen Gewinn zu kommen. Genau<br />

gleich handeln Unternehmen, die um ein Projekt buhlen, so zum Beispiel, wenn es um<br />

die Verteilung von Lizenzen oder Exklusivverträgen geht. Zum Teil achtet die<br />

Regierung hierbei darauf, wie viel ein Unternehmen <strong>für</strong> das Lobbying ausgibt.<br />

Effizienter wäre es, wenn man auf den Preis achten würde, den ein Unternehmen<br />

nachher verlangen würde.<br />

Die Regierung verhungern lassen?<br />

Die „Pork barrel legislation“ ist ein Beispiel <strong>für</strong> die Geldverschwendung, die eine<br />

Regierung betreiben kann, welche nicht dem Kosten-Nutzen-Prinzip entsprechen.<br />

Trotzdem sollte man die Ausgaben der Regierung nicht einfach reduzieren, sondern die<br />

ineffizienten Ausgaben vermindern. Es gibt öffentliche Güter, die einen höheren Nutzen<br />

haben als sie kosten. Auch die Beeinflussung (= Bestechung) von Regierungsmitgliedern<br />

sollte möglichst hart bestraft werden.<br />

Was sollten wir versteuern?<br />

Steuern verändern die relativen Kosten und Nutzen einer anderen Aktivität / Gutes. Das<br />

beste Steuersystem steigert die benötigten Staatseinnahmen, wobei gleichzeitig das beste<br />

an Nutzen und Nebeneffekten herausgeholt wird.<br />

Die Tatsache, dass die Wirtschaft und die Regierung beim selben Markt Geld holen,<br />

führt zum „crowding out“. Dabei tritt die Regierung als Nachfragerin von Kapital auf,<br />

worauf die Zinse steigen. Die Kosten der Unternehmen <strong>für</strong> neues Kapital steigen<br />

entsprechend. Und einige Unternehmen werden dann geplante Investitionen auf einen<br />

späteren Zeitpunkt verschieben müssen.<br />

Steuern führen auch zum Verlust von ökonomischen Renten. Hier als Beispiel der<br />

Verkauf von Fahrzeugen:<br />

$12’000 mit Steuern<br />

$10’000 ohne Steuern<br />

Moser Marco Seite 76/115


Principles Of Economics<br />

4 6<br />

Angebot<br />

Die nachgefragte Menge nimmt in diesem Beispiel von 6 auf 4 ab. Steuern führen also zu<br />

einem Verlust ökonomischer Renten.<br />

Nehmen wir aber an, dass die negativen externen Effekte des Neuwagens $2'000<br />

betragen, dann wäre eine Steuer von $2'000 gerechtfertigt. Dann wäre das System nicht<br />

mehr ineffizient.<br />

Moser Marco Seite 77/115


Principles Of Economics<br />

Chapter 24 page 637-653<br />

Politik und Wirtschaft:<br />

Das Wirtschaftswachstum ist <strong>für</strong> die Bevölkerung von grosser Wichtigkeit. Bestes Beispiel<br />

hier<strong>für</strong> ist die Wahl des amerikanischen Präsidenten, der nur eine Chance auf die Wiederwahl<br />

hat, wenn er eine erfolgreiche Wirtschaftspolitik betreibt. So wurde etwa George Bush Senior<br />

trotz seiner aussenpolitischen Erfolge nicht wiedergewählt, da eine leichte Rezession in seine<br />

Amtszeit fiel.<br />

Das Wirtschaftswachstum:<br />

Das Wirtschaftswachstum wird am Bruttoinlandprodukt einer Volkswirtschaft berechnet.<br />

Normalerweise befindet sich eine Volkswirtschaft in dauerndem Wachstum. Sind die<br />

Zuwachsraten aber kleiner als gewöhnlich, spricht man von einer Rezession. Dauert dieses<br />

unterdurchschnittliche Wachstum lange an oder wird es ausnahmsweise gar negativ, spricht<br />

man von einer Depression. Wichtig ist dabei, zu beachten, dass sich eine Volkswirtschaft auf<br />

lange Sicht immer im Wachstum befindet, Rezession wie Depression betreffen nur eine kurze<br />

Zeitspanne.<br />

Bsp.: US-Rezessionen: Juli 1990 – März 1991<br />

Juli 1981 – November 1982<br />

Januar 1980 – Juli 1980<br />

US-Depression: August 1929 – März 1933 (20% Arbeitslose, endgültiger Auf-schwung<br />

erst 1941 mit dem Eintritt in den Zweiten Weltkrieg)<br />

Kommt nach einer Phase des Abschwungs wieder ein Aufschwung, so bedeutet dies nicht,<br />

dass wir die Krise bereits überstanden haben. Die Geschichte zeigt uns, dass die Erholung oft<br />

mit Rückschlägen verbunden ist.<br />

Ist umgekehrt das Wirtschaftswachstum überdurchschnittlich hoch, sprechen wir von einer<br />

Expansion. Ist diese besonders ausgeprägt und lang andauernd, sprechen wir von einem<br />

Boom.<br />

Befindet sich eine grössere Volkswirtschaft, wie etwa jene der USA oder Japans, in einer<br />

Krise bzw. in einem Aufschwung, so hat dies weitreichende Konsequenzen auf andere, von<br />

diesen abhängigen, Volkswirtschaften.<br />

Kurz andauernde Schwankungen sind schwierig vorherzusagen. Sie sind in ihrer Dauer und<br />

Auswirkung unterschiedlich.<br />

Die Arbeitslosenrate steigt während einer Rezession rasch an und erholt sich in einer<br />

Expansion wieder, allerdings meist langsamer.<br />

Die Rezession hängt mit der Inflationsrate zusammen. Vor einer Rezession herrscht meist<br />

eine hohe Inflation. Während der Rezession beginnt die Inflationsrate zu sinken, wobei der<br />

Rückgang auch nach dem Ende der Rezession weitergeht.<br />

Industrien, welche dauerhafte Güter produzieren, sind von Auf- und Abschwüngen in der<br />

Wirtschaft stärker betroffen, als Dienstleistungsbetriebe oder Industrien, welche Konsumgüter<br />

herstellen.<br />

Moser Marco Seite 78/115


Principles Of Economics<br />

Der Output:<br />

Der potentielle Output, ist der Output (=reales Bruttoinlandprodukt), den eine Volkswirtschaft<br />

bei normaler Auslastung ihrer Ressourcen erwirtschaftet.<br />

Es gibt zwei Möglichkeiten, wie eine Rezession entstehen kann.:<br />

Zum ersten kann der potentielle Output vorübergehend abnehmen. Dies ist der Fall, wenn z.B.<br />

die Landwirtschaft auf Grund der Bodenerosion nicht mehr soviel produzieren kann.<br />

Umgekehrt könnte auch ein Boom entstehen, wenn der potentielle Output, z.B. infolge vieler<br />

Flüchtlinge, die Arbeit suchen, ansteigt.<br />

Die zweite Möglichkeit ist, dass der aktuelle Output unter dem potentiellen Output bleibt<br />

(recessionary gap), weil die Ressourcen (Arbeit, Kapital,...) unterdurchschnittlich ausgenutzt<br />

werden. Eine überdurchschnittliche Nutzung der Ressourcen führt umgekehrt zu einer<br />

Expansion (expansionary gap).<br />

Bsp.: Japan ist seit 1990 in einer Rezession. Dies ist einerseits darauf zurückzuführen, dass<br />

nach dem langen Aufschwung seit 1960 der potentielle Output so stark anstieg, dass ein<br />

Rückgang nur eine Frage der Zeit war (zudem gab es weniger Nachwuchs und damit einen<br />

Rückgang bei den Arbeitskräften), andererseits blieb der Output seit 1990 unter seinen<br />

Möglichkeiten (zuwenig Kapitalanlagen).<br />

Anhand dieser Ausführungen wird der Zusammenhang zwischen der Arbeitslosenrate und der<br />

Rezession ersichtlich. Viele Arbeitslose zeigen auf, dass die Ressourcen nicht vollständig<br />

genutzt werden und dass der aktuelle Output damit unter dem potentiellen liegt.<br />

Arten von Arbeitslosigkeit:<br />

Unterschiedliche Definitionen der Arbeitslosigkeit:<br />

Frictional: Kurzzeit-Arbeitslose, existieren in jeder Wirtschaftslage, natürliche<br />

Arbeitslosenrate<br />

Structural: Langzeit-Arbeitslose, existieren in jeder Wirtschaftslage, natürliche<br />

Arbeitslosenrate<br />

Cyclical: Periodisch-Arbeitlose während einer Rezession<br />

Demzufolge setzt sich die Zahl der natürlichen Arbeitslosen aus der Summe der frictional’s<br />

und structural’s zusammen.<br />

Wieso hat in den USA die Arbeitslosigkeit abgenommen?<br />

Die jungen Arbeiter sind öfter arbeitslos, als dies früher der Fall war, da<strong>für</strong> arbeiten die<br />

älteren Menschen länger. Bei den jungen Menschen handelt es sich oft um eine gewollte<br />

Arbeitslosigkeit (Studium, Militär, viele Job-Wechsel). Dass die Arbeitslosenrate<br />

abgenommen hat, verdanken wir zu einem wesentliche Teil den vielen Agenturen, die<br />

Temporärstellen vermitteln.<br />

Okun’s Law:<br />

Das Gesetz von Arthur Okun besagt, dass <strong>für</strong> jedes Prozent, dass die zyklisch Arbeitslosigkeit<br />

ansteigt, ein 2-prozentiger Anstieg der Rezession, gemessen am Bruttoinlandprodukt, zu<br />

verzeichnen ist.<br />

Output Gap (=Schwankungen des BIP):<br />

Wieso kommt es zu kurzzeitigen Schwankungen des Bruttoinlandproduktes, die dann zu einer<br />

Rezession bzw. Expansion führen?<br />

Würde jede Unternehmung ihre Preise andauernd dem Gesetz von Angebot und Nachfrage<br />

angleichen, käme es nicht zu diesen Schwankungen. Die Unternehmungen begnügen sich aber<br />

meist damit, den mengenmässigen Absatz zu ändern, die Preise bleiben bestehen.<br />

Moser Marco Seite 79/115


Principles Of Economics<br />

Die Kauflust der Konsumenten wirkt sich auf das Bruttoinlandprodukt aus. Dadurch kann der<br />

aktuelle Output unter den potentiellen fallen. Die Regierung kann durch erhöhte<br />

Ausgabetätigkeit einer drohenden Rezession entgegenwirken.<br />

Ein Unternehmen wird nicht immer die Menge auf die Nachfrager abstimmen. Um der<br />

Differenz zwischen potentiellem und aktuellem Output entgegenzuwirken, wird man bei<br />

erhöhter Nachfrage die Preise erhöhen, was eine Inflation bewirken kann. Umgekehrt werden<br />

die Preise bei geringer Nachfrage gesenkt, was eine Deflation fördert.<br />

Auf lange Zeit gleichen sich aktueller und potentieller Output an, die Wirtschaft “heilt“ sich<br />

also selbst. Das Bruttoinlandprodukt hängt von der Kapazität einer Volkswirtschaft ab und<br />

weniger von der Ausgabentätigkeit, welche auf lange Sicht nur die Inflation beeinflusst.<br />

Coca-Cola testete einmal Getränkeautomaten, die mit einem Chip die Temperatur messen<br />

können. An heissen Tagen wurden die Preise vom Automaten höher angesetzt, als an kalten<br />

Tagen.<br />

Chapter 25 page 655-690<br />

Zwei Schlüssselannahmen von John M. Keynes:<br />

1. Die Gesamt-Nachfrage (aggregate demand = AD) hängt von verschiedenen Faktoren ab,<br />

unter anderem vom Niveau des realen Bruttoinlandproduktes. Verändern sich diese Faktoren,<br />

schwankt auch die Gesamt-Nachfrage.<br />

2. Kurzfristig werden Unternehmungen die Preise <strong>für</strong> ihre Produkte auf Grund veränderter<br />

Nachfrage kaum ändern, weil damit erhebliche Kosten verbunden sind (Neue Preisschilder,<br />

Kommunikation; Marktforschung).<br />

Gesamt-Nachfrage:<br />

Gesamt-Nachfrage AD bedeutet, die gesamte Menge an geplanten Ausgaben <strong>für</strong> Endgüter<br />

und Dienstleistungen. Sie besteht aus vier Bereichen:<br />

Konsum der Haushalte C<br />

Investitionen der Firmen in Kapitalanlagen (Häuser, Maschinen) I<br />

Staatsausgaben <strong>für</strong> Güter und Dienstleistungen (Schulen, Spitäler) G<br />

Netto-Exporte, resp. Exporte – Importe NX<br />

Die Nachfrage bei den Firmen gilt es genauer zu betrachten. Wir müssen zwischen geplanten<br />

und effektiven Investitionen unterscheiden. Wird weniger verkauft, so erhöhen sich die<br />

Lagerbestände, durch die geringeren Einnahmen wird weniger investiert als geplant. Um die<br />

Gesamt-Nachfrage zu berechnen, betrachten wir jedoch die geplanten Investitionen.<br />

Aktuelle und geplante Ausgaben:<br />

Wenn eine Firma den Nachfrageänderungen nur mengenmässig begegnet, nicht aber durch<br />

Preisveränderungen, so ist es schwierig, die Umsätze zu planen.<br />

Kann mengenmässig weniger als geplant abgesetzt werden, so bleibt ein Lagerbestand. In<br />

diesem Fall werden die aktuellen Investitionen I (einschliesslich dem anwachsenden<br />

Lagerbestand) grösser sein als die geplanten Investitionen I(p) (ohne zusätzlichen<br />

Lagerbestand).<br />

Für unsere weiteren Betrachtungen gehen wir davon aus, dass beim Konsum, den<br />

Staatsausgaben und den Netto-Exporten die aktuellen Ausgaben mit den geplanten<br />

übereinstimmen<br />

Wir definieren: Gesamt-Nachfrage AD = C + I(p) + G + NX<br />

Moser Marco Seite 80/115


Principles Of Economics<br />

Die Konsumfunktion:<br />

Beinahe zwei Drittel der Gesamt-Nachfrage fallen auf den Konsum der Haushalte. Haben die<br />

Menschen mehr Einkommen <strong>für</strong> den Konsum von Waren und Dienstleistungen zur<br />

Verfügung, werden sie auch mehr ausgeben.<br />

Im Folgenden wollen wir die Konsumfunktion betrachten, welche die Konsumausgaben mit<br />

allen abhängigen Faktoren aufzeigt:<br />

C = Cq + c(Y – T)<br />

Cq = Konstante, welche das Konsumverhalten des Menschen beschreibt (z.B. bei<br />

guten Zukunftsaussichten wird mehr ausgegeben und weniger gespart). Cq ist<br />

c =<br />

in einer graphischen Darstellung der y-Achsenabschnitt.<br />

marginal propensity to consume, Parameter, der angibt, welchen Anteil eines<br />

zusätzlichen Einkommens von Fr. 1.- <strong>für</strong> zusätzlichen Konsum ausgegeben<br />

wird. c ist in einer graphischen Darstellung die Steigung der Geraden und wird<br />

definiert als:<br />

0 < c < 1<br />

(Y – T) = Zur Verfügung stehendes Einkommen <strong>für</strong> Konsum (Y = Output, T = Steuern).<br />

Setzt man nun die Komponenten in die Gleichung der Gesamt-Nachfrage ein, erhält man:<br />

Gesamt-Nachfrage AD = Cq + c(Y-T) + I(p) + G + NX<br />

Bei den folgenden Überlegungen müssen wir davon ausgehen, dass Cq, T, I, G und NX fixe<br />

Grössen sind, die wir nicht beeinflussen können. Nun wird so umgeformt, dass wir den Term,<br />

der vom Output Y abhängt, isolieren können. Wir erhalten:<br />

Gesamt-Nachfrage AD = (Cq – cT + I + G +NX) + cY<br />

Nimmt der Output Y um eine Einheit zu, wird die Gesamt-Nachfrage um c Einheiten<br />

zunehmen.<br />

Bsp.: Gegeben: Cq = 620, c = 0.8, I = 220, G = 300, NX = 20, T = 250<br />

Gesamt-Nachfrage = [620 – 0.8(250) +220 + 300 + 20] + 0.8Y = 960 + 0.8Y<br />

Gesamt-Nachfrage und Output resp. Einkommen hängen also zusammen, steigt das eine, so<br />

steigt das andere.<br />

Wir unterscheiden:<br />

Autonomous aggregate demand: Die unabhängige Gesamt-Nachfrage entspricht dem linken<br />

Term, im Beispiel ergibt sich da<strong>für</strong> 960.<br />

Induced aggregate demand: Die abhängige Gesamt-Nachfrage, im Beispiel 0.8Y, hängt vom<br />

Output Y ab.<br />

Short-run equilibrium output:<br />

In kurzer Zeit lassen sich die Preise nicht verändern, wie wir gesehen haben. Die Firmen<br />

versuchen also diejenige Menge zu produzieren, welche der Gesamt-Nachfrage entspricht.<br />

Entsprechend definiert man den Short-run equilibrium output, als den Punkt, bei dem der<br />

Output der Gesamt-Nachfrage entspricht.<br />

Nehmen wir unser Beispiel wieder auf: Wir hatten eine Gesamt-Nachfrage AD = 960 + 0.8Y<br />

berechnet. Nun suchen wir die Zahl, <strong>für</strong> welche die Gleichung, unter der Bedingung AD = Y,<br />

lösbar ist. Wir finden Y = AD = 4800 (vgl. S. 665-667). Mathematisch lässt sich das Problem<br />

lösen, wenn Y anstelle von AD in die Gleichung der Gesamt-Nachfrage eingesetzt wird,<br />

danach löst man nach Y auf.<br />

Das Problem lässt sich auch graphisch lösen:<br />

Moser Marco Seite 81/115


Principles Of Economics<br />

The Keynesian Cross:<br />

AD<br />

E<br />

Y = AD<br />

AD = 960 + 0.8Y<br />

960<br />

Y<br />

4800<br />

Die gesuchte Zahl ist der Schnittpunkt E der Winkelhalbierenden (AD = Y) mit der Gesamt-<br />

Nachfrage-Kurve. Rechts des Punktes E haben wir einen Produktionsüberschuss, links einen<br />

Nachfrageüberschuss.<br />

Zur Erinnerung: Die Steigung von AD beträgt 0.8! Dieser Wert besagt, dass wir bei einem<br />

Zusatz-Einkommen von Fr. 1.- <strong>für</strong> den Konsum 80 Rappen mehr ausgeben.<br />

Gesamt-Nachfrage und Rezession:<br />

Im Folgenden beziehen wir uns auf die soeben gemachten Überlegungen. Wir gehen davon<br />

aus, dass der potentielle Output mit dem kurzfristigen Output unserer Überlegungen<br />

übereinstimmt, wir haben demzufolge keinen Output Gap.<br />

Wir haben Vollbeschäftigung: Wie kann nun ein Rückgang der Gesamt-Nachfrage zu einer<br />

Rezession führen?<br />

Gehen wir davon aus, aufgrund schlechter Zukunftsperspektiven ist der Konsument weniger<br />

kauffreudig. Cq nimmt von 620 auf 610 ab und damit geht auch die unabhängige Gesamt-<br />

Nachfrage (autonomous aggregate demand) ebenfalls um 10 zurück. Wir erhalten:<br />

Gesamt-Nachfrage AD = 950 + 0.8Y<br />

Setzen wir <strong>für</strong> AD Y ein und lösen danach auf, so erhalten wir: Y = 4750<br />

Vergleichen wir mit dem short-run equilibrium Output von 4800, haben wir nun einen Output<br />

Gap von 50, was einer Rezession gleichkommt.<br />

Auch hier gibt es eine graphische Lösung (vgl. S. 670).<br />

Die Hebelwirkung: (Multiplier)<br />

Wie wir gesehen haben, hat ein Rückgang von Cq um 10, bei Y einen Rückgang von 50 zur<br />

Folge. Dazu kommen Einkommenseinbussen in der Konsumgüter-Industrie, sowohl <strong>für</strong><br />

Arbeiter wie <strong>für</strong> Unternehmer. Die Betroffenen haben weniger Geld <strong>für</strong> Konsum zur<br />

Verfügung, damit kann sich der Teufelskreis auf andere Branchen und evtl. Länder ausweiten.<br />

Ein Multiplier von 5 besagt, dass eine Abnahme der unabhängigen Gesamt-Nachfrage<br />

(autonomous aggregate demand) von Fr. 1.- eine Abnahme des short-run equilibrium Outputs<br />

von Fr. 5.- nach sich zieht. Umgekehrt funktioniert dieses Gesetz auch <strong>für</strong> eine entsprechende<br />

Zunahme.<br />

Nehmen wir an, von jedem Franken geben wir 80 Rappen <strong>für</strong> Konsum aus. Hat der<br />

Konsument nun einen Einkommensrückgang von Fr. 10.-, wird er entsprechend Fr. 8.-<br />

weniger ausgeben. Dem Hersteller fehlen nun Fr. 8.-, was seinerseits ebenfalls einem<br />

Einkommensrückgang gleichzusetzen ist. Er wird 0.8 mal Fr. 8.-, also Fr. 6.40 weniger<br />

ausgeben. Die nächste Bezugsperson wird 0.8 mal Fr. 6.40, als Fr. 5.12 weniger ausgeben<br />

usw. Die Auswirkungen von einem ursprünglichen Gesamt-Nachfrage Rückgang von Fr. 10.-<br />

lassen sich berechnen als: 10 +8 + 6.4 + 5.12 +... Um das Resultat zu erhalten, setzen wir in<br />

folgende Formel ein:<br />

Moser Marco Seite 82/115


Principles Of Economics<br />

10(1/1-0.8) = 10 * 5 = 50<br />

Den Multiplier selbst berechnen wir durch die Formel:<br />

1/(1-c), wobei 0 < c < 1 ; in unserem Beispiel ist der Multplier wie erwähnt 1/(1-0.8) = 5<br />

Stabilization Policies:<br />

Um die Gesamt-Nachfrage positiv zu beeinflussen, hat der Staat diverse Möglichkeiten. Am<br />

häufigsten sind Geld- und Fiskalpolitik. Im folgenden wollen wir die Fiskalpolitik genauer<br />

betrachten. Keynes war der Ansicht, der Staat soll seine Ausgaben auf die Wirtschaftslage<br />

abstimmen und so die Arbeitslosigkeit möglichst gering halten und die Gesamt-Nachfrage<br />

vergrössern. Dadurch kann eine Rezession verhindert werden.<br />

Geht der Konsum wie im obigen Beispiel um Fr. 10.- zurück, kann der Staat durch zusätzliche<br />

Investitionen von Fr. 10.- den drohenden Output Gap von Fr. 50.- verhindern.<br />

Anstatt die Staatsausgaben zu erhöhen, kann die Gesamt-Nachfrage auch durch Steuersenkungen<br />

oder eine Minderung der Zölle vergrössert werden. In diesem Fall reicht es jedoch<br />

nicht, einen Konsumrückgang von 10 mit einer Steuersenkung von 10 zu kompensieren. Von<br />

den Einsparungen bei den Steuern gibt der Konsument bloss 80% <strong>für</strong> den Konsum aus, den<br />

Rest spart er. 10 entspricht also bloss 80%, deshalb müssen wir eine Steuererleichterung von<br />

10/0.8 = 12.5 in Anspruch nehmen Zur Erinnerung nehmen wir die obige Formel zur Hand:<br />

Gesamt-Nachfrage AD = 610 + 0.8(Y – 237.5) + 220 +3 00 + 20<br />

T geht von 250 um 12.5 auf 237.5 zurück<br />

Der Vorteil der Stabilitätspolitik ist, dass der Staat relativ rasch reagieren kann. Trotzdem<br />

kann es aber auch zu spät sein, wenn eine Steuerminderung evtl. nach einem Jahr vom<br />

Parlament verabschiedet wird. Zudem befindet sich der Staat oft in einer Zwickmühle: Soll er<br />

das zur Verfügung stehende Geld aus Gründen der Inneren Sicherheit in Rüstung investieren,<br />

wenn die Gesamt-Nachfrage einen Ausgabenstopp verlangt? Trotzdem hat die Stabilitätspolitik<br />

Auswirkungen auf verschiedene Bereiche, es entwickeln sich Automatismen und es<br />

entsteht eine „selbstheilende“ Wirkung. Zudem ist es schwierig, die Steuerpolitik rasch zu<br />

ändern, auch das wirkt stabilisierend.<br />

Moser Marco Seite 83/115


Principles Of Economics<br />

ZUSAMMENFASSUNG<br />

PRINCIPLES OF ECONOMICS<br />

MAKROÖKONOMIK I<br />

INHALTSVERZEICHNIS<br />

Lektion 1&2: Die Volkswirtschaft in der kurzen Frist ............................................................ 86<br />

Aggregate demand and output in the short run - Chapter 25: S. 658-669............................ 86<br />

Das Modell von Keynes ................................................................................................... 86<br />

Die Aggregierte Nachfrage (aggregate demand AD)....................................................... 86<br />

Geplante Ausgaben versus effektive Ausgaben ............................................................... 86<br />

Die Konsumfunktion (consumption function) ................................................................. 86<br />

Gesamtnachfrage und Output........................................................................................... 86<br />

Der Gleichgewichtsoutput in der kurzen Frist (short-run equilibrium output) ................ 87<br />

Stabilizing aggregate demand: the role of the FED - Chapter 26: S. 691-717..................... 87<br />

Zentralbank und Zinssätze ............................................................................................... 87<br />

Die Geldnachfrage............................................................................................................ 87<br />

<strong>Makro</strong>ökonomische Faktoren, welche die Geldnachfrage beeinflussen.......................... 88<br />

Die Geldnachfragekurve .................................................................................................. 88<br />

Das Geldangebot und das Geldmarktgleichgewicht ........................................................ 88<br />

Die Kontrolle des Nominalzinssatzes durch die Zentralbank .......................................... 89<br />

Federal Funds Rate........................................................................................................... 90<br />

Kann die Zentralbank den Realzinssatz kontrollieren?.................................................... 90<br />

Gesamtnachfrage und Realzinssatz.................................................................................. 90<br />

Bekämpfung der Rezession.............................................................................................. 90<br />

Bekämpfung der Inflation ................................................................................................ 91<br />

Auswirkungen auf die Börse............................................................................................ 91<br />

The policy reaction function - Taylor rule ....................................................................... 91<br />

Grenzen des Modells........................................................................................................ 92<br />

Lektion 3&4: <strong>Makro</strong>ökonomik unter einer Geldpolitik Regel................................................. 92<br />

Inflation, Aggregate Demand and Aggregate Supply – Chapter 27: S.725-752.................. 92<br />

Gesamtnachfrage und Inflation ........................................................................................ 92<br />

Verschiebungen der Gesamtnachfragekurve.................................................................... 93<br />

Inflation und Gesamtangebot ........................................................................................... 93<br />

Outputgap und Inflation ................................................................................................... 94<br />

Das AD-AS Diagramm (The Aggregate Demand-Aggregate Supply Diagram)............. 94<br />

Die sich selbst korrigierende Wirtschaft .......................................................................... 95<br />

Ursachen der Inflation...................................................................................................... 95<br />

Kontrolle der Inflation...................................................................................................... 97<br />

Lektion 5: <strong>Makro</strong>ökonomik offener Volkswirtschaften........................................................... 98<br />

International Trade and Capital Flows: Chapter 28 - S. 787-794 ........................................ 98<br />

Kapitalflüsse und Handelsbilanz...................................................................................... 98<br />

Die Beziehung zwischen Handelsbilanz und Kapitalfluss............................................... 99<br />

Was bestimmt die international capital flows? ................................................................ 99<br />

Ersparnis, Investitionen und Kapitalflüsse....................................................................... 99<br />

Sparquote und Handelsbilanzdefizit............................................................................... 100<br />

Exchange Rates and the Open Economy: Chapter 29 – S. 801-812 .................................. 100<br />

Der nominelle Wechselkurs ........................................................................................... 100<br />

Moser Marco Seite 84/115


Principles Of Economics<br />

Flexible versus fixe Wechselkurse................................................................................. 100<br />

Der reale Wechselkurs ................................................................................................... 101<br />

Was bestimmt den Wechselkurs?................................................................................... 101<br />

Purchasing Power Parity Theorie (PPP)......................................................................... 101<br />

Kritik an der PPP-Theorie .............................................................................................. 101<br />

Chapter 28 – Problem 8.................................................................................................. 102<br />

Chapter 28 - Problem 9 .................................................................................................. 102<br />

Chapter 28 – Problem 10................................................................................................ 103<br />

Lektion 6: <strong>Makro</strong>ökonomik offener Volkswirtschaften......................................................... 104<br />

Fixed Exchange Rates: Chapter 29 – S.818-830................................................................ 104<br />

Spekulative Attacken (speculative attacks).................................................................... 105<br />

Geldpolitik und fixe Wechselkurse ................................................................................ 105<br />

Der International Monetary Fund (IMF)........................................................................ 106<br />

The Great Depression..................................................................................................... 106<br />

Flexible oder Fixe Wechselkurse? ................................................................................. 106<br />

Moser Marco Seite 85/115


Principles Of Economics<br />

Lektion 1&2: Die Volkswirtschaft in der kurzen Frist<br />

Aggregate demand and output in the short run - Chapter 25: S. 658-669<br />

Das Modell von Keynes<br />

Das Modell von Keynes basiert auf zwei zentralen Annahmen:<br />

1. Die aggregierte Nachfrage ist variabel. Die Gesamtnachfrage in einer Volkswirtschaft (aggregate demand)<br />

hängt vom realen BIP sowie von anderen Faktoren ab.<br />

2. Die Preise sind fix. Firmen passen ihre Produktion der Nachfrage an. In der kurzen Frist werden die<br />

gesetzten Preise bei Nachfrageschwankungen nicht verändert. Die Unternehmen passen hingegen ihr<br />

Angebot der Nachfrage an. Die Anpassung der Preise an die Nachfrage verursacht menu costs (neue<br />

Preislisten, Marktforschung, ...), was bedeutet, dass die Preise nur angepasst werden, falls der Nutzen der<br />

Preisanpassung höher ist als deren Kosten.<br />

Die Aggregierte Nachfrage (aggregate demand AD)<br />

Die aggregierte Nachfrage einer Volkswirtschaft entspricht den totalen geplanten Ausgaben <strong>für</strong> Güter und<br />

Dienstleistungen. (=total planned spending on final goods and services)<br />

Sie umfasst 4 Komponenten 1 :<br />

‣ Konsumausgaben C: Ausgaben der privaten Haushalte<br />

‣ Investitionen I: Ausgaben der Unternehmen <strong>für</strong> Kapitalgüter sowie Lagerbestanderhöhungen<br />

‣ Staatsausgaben G: Ausgaben <strong>für</strong> Bildung, Verteidigung, Infrastruktur, Verwaltung usw. nicht inbegriffen:<br />

Sozialtransfers, Zinsaufwand der Staatsschulden<br />

‣ Nettoexporte NX: Exporte minus Importe. Nachfrage nach im Inland produzierten Gütern aus dem Ausland.<br />

Geplante Ausgaben versus effektive Ausgaben<br />

Die geplanten Ausgaben können sich von den effektiven Ausgaben unterscheiden. Angenommen eine Firma<br />

verkauft weniger als sie geplant hat, so erhöht sich ihr Lagerbestand, was einer Investition gleichkommt<br />

(inventory investment). Die effektiven Investitionen sind in dem Falle grösser als die geplanten Investitionen:<br />

I>I p<br />

Da die Unternehmen ihr Angebot der Nachfrage anpassen, kann davon ausgegangen werden, dass die effektiven<br />

Investitionen sehr wohl von den geplanten abweichen. Beim Konsum, den Staatsausgaben und den<br />

Nettoexporten wird angenommen, dass sich geplante und effektive Investitionen entsprechen. Somit kann die<br />

aggregierte Nachfrage wie folgt definiert werden:<br />

AD = C + I p + G + NX<br />

Die Konsumfunktion (consumption function)<br />

Zum Verständnis der aggregierten Nachfrage muss untersucht werden, wovon die einzelnen Komponenten<br />

abhängen. Es wird angenommen, dass der Konsum im Wesentlichen vom verfügbaren Einkommen (after-tax or<br />

disposable income) abhängt. Für die Volkswirtschaft bedeutet das, dass der Konsum mit zunehmendem<br />

verfügbaren Volkseinkommen (Y-T) ebenfalls zunimmt. Somit kann folgende Konsumfunktion generiert<br />

werden:<br />

C = C + c(Y-T)<br />

C steht <strong>für</strong> alle anderen Faktoren, welche die Konsumausgaben beeinflussen, beispielsweise<br />

Zukunftserwartungen und Konsumentenstimmung. Optimistischere Aussichten führen zu einer Erhöhung der<br />

Variablen. c(Y-T) steht <strong>für</strong> die Abhängigkeit des Konsums vom verfügbaren Einkommen. c steht <strong>für</strong> die<br />

Grenzneigung zum Konsum (marginal propensity to consume) und zeigt auf, um wieviel sich der Konsum<br />

erhöht, falls das verfügbare Einkommen um eine Geldeinheit steigt. Es wird angenommen, dass nicht das ganze<br />

zusätzliche Einkommen <strong>für</strong> Konsum ausgegeben wird, daraus folgt: O


Principles Of Economics<br />

Setzen wir nun die Konsumfunktion in diese Gleichung ein erhalten wir:<br />

AD = [C + c(Y – T)] + I p + G + NX<br />

Für das folgende Modell nehmen wir an, dass die geplanten Investitionen, die Staatsausgaben, die Steuern und<br />

die Nettoexporte fixe Werte sind, welche ausserhalb des Modells bestimmt werden. Dies symbolisiert der<br />

overbar. Setzen wir die fixen Werte in die Gleichung ein:<br />

AD = [C + c(Y – T)] + I + G + NX<br />

Ordnen wir nun die Gleichung so, dass alle Terme beisammen stehen, welche vom Output beeinflusst werden:<br />

AD = (C – cT + I + G + NX) + cY<br />

autonomous aggregate<br />

demand<br />

induced<br />

aggregate demand<br />

Diese Gleichung zeigt, dass wenn Y um eine Einheit steigt, AD um c Einheiten steigt. Die zentrale Aussage des<br />

Modells: Die Gesamtnachfrage verändert sich mit dem Output, in die gleiche Richtung. Es wird deutlich, dass<br />

die Gesamtnachfrage von einem Modell-externen und einem internen Teil abhängt. Die externe Komponente<br />

wird autonomous aggregate demand genannt. Die Komponente, welche innerhalb des Modells beeinflussbar ist,<br />

heisst induced aggregate demand. 2<br />

Der Gleichgewichtsoutput in der kurzen Frist (short-run equilibrium output)<br />

Unter der Annahme, dass die Unternehmen ihre Produktion der Nachfrage anpassen, ergibt sich ein kurzfristiges<br />

Gleichgewicht, bei dem sich Output und Gesamtnachfrage entsprechen.<br />

Y = AD<br />

Dieser Output wird erzeugt in der Periode, wo die Preise nicht angepasst werden. Was passiert wenn sich die<br />

Volkswirtschaft nicht im Gleichgewicht befindet? Nehmen wir an, der Output ist kleiner als die<br />

Gesamtnachfrage, d.h. es wird weniger produziert als nachgefragt. Die Unternehmen stellen fest, dass mehr<br />

verkauft als produziert wird, dass die Lagerbestände abnehmen und somit die effektiven Investitionen kleiner<br />

sind als die geplanten Investitionen. Sie wissen, dass sie mehr verkaufen könnten und bauen ihre Produktion aus.<br />

Wird der Output erhöht, steigt the induced aggregate demand cY und folglich auch die Gesamtnachfrage. Dieser<br />

Prozess vollzieht sich solange, bis sich die Volkswirtschaft im Gleichgewicht befindet und sich die<br />

Gesamtnachfrage und der Output entsprechen.<br />

Ist der Output höher als die Gesamtnachfrage, wird mehr produziert als verkauft und die Lagerbestände erhöhen<br />

sich. Dies veranlasst die Unternehmen ihre Produktion zu drosseln. Dies wiederum führt über die Einkommen zu<br />

einer Abnahme der Gesamtnachfrage, weshalb die Produktion so lang verringert werden muss, bis der<br />

Gleichgewichtszustand erreicht ist.<br />

Stabilizing aggregate demand: the role of the FED - Chapter 26: S. 691-717<br />

Dieses Kapitel untersucht die Geldpolitik, neben der Fiskalpolitik eine der beiden stabilization policies. Das Ziel<br />

von stabilization policies ist die Gesamtnachfrage so zu beeinflussen, dass Outputgaps verhindert werden<br />

können. Der Vorteil der Geldpolitik ist, dass sie im Gegensatz zur Fiskalpolitik, welche erst den politischen<br />

Entscheidungsweg zurücklegen muss, relativ schnell und flexibel angewandt werden kann. Daher wird diese<br />

Möglichkeit der Stabilisierung aktiver genutzt.<br />

Zentralbank und Zinssätze<br />

Wie beeinflusst die Fed die Nominal und Realzinssätze? Das Werkzeug der Fed zur Steuerung des<br />

Geldangebotes ist die Geldmenge beim Publikum. Was tut aber die Fed, setzt sie die Zinssätze (federal funds<br />

rate) oder steuert sie das Geldangebot? Beide Ansätze sind richtig. Da die Zinssätze auf dem Geldmarkt den<br />

„Preis“ des Geldes darstellen, ergibt sich auf dem Markt zu jeder Geldmenge ein entsprechender<br />

Nominalzinssatz und umgekehrt. Kontrolliert die Fed also die Geldmenge, setzt sie indirekt auch den<br />

Nominalzinssatz. Um den Geldmarkt und die Tätigkeit der Fed besser zu verstehen, werden im Folgenden die<br />

Nachfrage und die Angebotsseite des Geldmarktes genauer untersucht.<br />

Die Geldnachfrage<br />

Geld ist ein Mittel, um Vermögen zu halten. Daneben gibt es andere Finanz- und Realkapitalanlagen wie Aktien,<br />

Obligationen, Bonds, Immobilien etc.. Daneben ist Geld, hier Cash und Bankkonti, dazu da, Transaktionen<br />

durchzuführen. Jeder der Vermögen hat, muss sich entscheiden, in welcher Form er dieses „aufbewahrt“ oder<br />

anlegt. Diese Entscheidung wird portfolio allocation decision genannt. Wonach entscheiden sich aber die<br />

2 numerisches Beispiel auf S. 664 F&B.<br />

Moser Marco Seite 87/115


Principles Of Economics<br />

Akteure wie und in welcher Kombination sie ihr Vermögen anlegen? Generell kann gesagt werden, dass jeder<br />

sein Geld mit möglichst hoher Rendite und gleichzeitig kleinem Risiko anlegen will. Das Risiko wird zudem<br />

durch Diversifikation verkleinert. Realkapitalanlagen (Häuser, Land, Auto) bieten nebst der Geldanlage auch<br />

einen praktischen Nutzen und können bei entsprechenden Marktentwicklungen Rendite generieren. Zur<br />

Betrachtung der Geldnachfrage ist nun wichtig, wieviel Vermögen die Akteure in Geldform (Cash, Bankkonto)<br />

halten, was der individuellen Geldnachfrage entspricht. Die Entscheidung darüber fällt nach dem<br />

Kosten/Nutzen-Prinzip. Der Nutzen, Geld zu halten, liegt darin, dass es <strong>für</strong> kurzfristige oder<br />

Routinetransaktionen benutzt werden kann, während andere Anlagen zuerst verkauft und liquidiert werden<br />

müssen. Wieviel Geld jemand hält, hängt auch von seinem Einkommen ab: besser Verdienende haben<br />

vermutlich mehr Geld zur Hand, da sie mehr und höhere Transaktionen vornehmen als schlecht Verdienende.<br />

Der Nutzen des Geldes hängt auch vom technischen Stand der Gesellschaft ab. Mit der Verfügbarkeit von<br />

Bancomaten, CreditCards, usw. sinkt das Bedürfnis, Geld zu halten. Die meisten Formen Geld kurzfristig<br />

verfügbar anzulegen, werfen nur eine geringe oder gar keine Rendite ab. Würde das Vermögen längerfristig<br />

angelegt werden, könnte eine höhere Rendite erzielt werden, woraus sich die Opportunitätskosten des<br />

Geldhaltens ergeben. Je höher der Nominalzinssatz, desto grösser sind die Opportunitätskosten und desto<br />

weniger Geld wird von den Leuten gehalten.<br />

<strong>Makro</strong>ökonomische Faktoren, welche die Geldnachfrage beeinflussen<br />

Nebst den individuellen Faktoren, welche die Geldnachfrage bestimmen, spielen drei makroökonomische<br />

Faktoren eine grosse Rolle, wenn es um die Gesamtnachfrage geht.<br />

‣ Nominalzinssatz 3 : Wie wir gesehen haben, steigen die Opportunitätskosten, Geld zu halten, wenn der<br />

Nominalzinssatz steigt. Je höher der Zinssatz, desto kleiner die Geldnachfrage.<br />

‣ Output, Volkseinkommen: Steigt der Output, erhöht sich die Anzahl Güter und Dienstleistungen, welche<br />

verkauft und gekauft werden müssen. Die Zahl der Transaktionen erhöht sich, was zur Folge hat, dass Leute<br />

und Unternehmen mehr Geld zur Verfügung haben müssen. Eine Steigerung des Outputs erhöht die<br />

Geldnachfrage.<br />

‣ Preisniveau: Je höher das Preisniveau, desto mehr Geldeinheiten werden benötigt, um etwas zu kaufen.<br />

Steigt das Preisniveau, erhöht sich die Geldnachfrage.<br />

Die Geldnachfragekurve<br />

Um Geldpolitik betreiben zu können, müssen wir die Geldnachfragekurve kennen. Die Geldnachfragekurve und<br />

die von der Fed gesetzte Geldangebotskurve bilden zusammen den Nominalzinssatz. Die Geldnachfragekurve<br />

zeigt die Beziehung zwischen der nachgefragten Menge an Geld und dem Nominalzinssatz. Der Zinssatz kann<br />

analog zum Gütermarkt als Preis des Geldes verstanden werden. Je höher der Preis, desto weniger Geld wird<br />

nachgefragt. Veränderungen anderer Faktoren bewirken eine Verschiebung der Kurve. Wollen die Leute beim<br />

gleichen Zinssatz plötzlich mehr Geld halten, verschiebt sich die Kurve nach rechts. Dies ist der Fall, wenn<br />

beispielsweise der Output oder das Preisniveau steigen. Durch die Einführung von Bancomaten hingegen, hat<br />

sich die Kurve nach links verschoben. Die Geldnachfrage der USA wird zu einem grossen Teil (mehr als die<br />

Hälfte der ausgegebenen US$ zirkulieren ausserhalb der USA) auch vom Ausland beeinflusst, da Länder mit<br />

instabilen Währungen und politischen oder wirtschaftlichen Schwierigkeiten ihr Vermögen oft in US$ anlegen.<br />

So hat Ecuador im Jahre 2000 den US$ zur Landeswährung erklärt.<br />

Das Geldangebot und das Geldmarktgleichgewicht<br />

Das Geldangebot wird von der Zentralbank gesteuert mittels Offenmarkttransaktionen (openmarket operations).<br />

Um das Geldangebot zu vergrössern, kauft die Fed government bonds und bringt so neues Geld in Umlauf. Die<br />

Geldangebotskurve stellt eine Vertikale bei<br />

der von der Zentralbank festgesetzten Geldmenge dar.<br />

Geldangebot<br />

Nominalzinssatz<br />

i<br />

E<br />

i 3 1<br />

Geldnachfragekurve<br />

Der Nominalzinssatz errechnet sich aus einem Durchschnitt verschiedener<br />

Geldnachfrage<br />

Anlagen. Dies kann gemacht<br />

werden, da sich die Zinssätze der verschiedenen Anlagen gleich bewegen.<br />

Moser Marco<br />

Geldmenge<br />

Seite 88/115


Principles Of Economics<br />

Das Geldmarktgleichgewicht liegt demzufolge dort, wo sich die Geldnachfragekurve und die von der<br />

Zentralbank festgelegte Geldmenge treffen (E). Die Geldmenge M hängt allein von der Zentralbank ab. Der<br />

Nominalzinssatz i entspricht dem Zins, bei dem die Geldnachfrage der angebotenen Geldmenge entspricht. Wie<br />

kommt es zum Gleichgewicht? Dies ist mit der inversen Beziehung zwischen Bondpreisen und dem Zinssatz zu<br />

erklären. 4 Steigen die Preise <strong>für</strong> Bonds, sinkt der Nominalzinssatz und umgekehrt. Nehmen wir nun an, der<br />

Zinssatz sei tiefer als der Gleichgewichtszinssatz, zum Beispiel i 1 . In diesem Punkt ist die nachgefragte<br />

Geldmenge grösser als das Angebot, d.h. Haushalte und Unternehmen können nicht soviel Geld halten wie sie<br />

eigentlich wollen. Um mehr Geld zu erhalten, verkaufen sie Vermögensanlagen wie Bonds. Wenn aber alle<br />

versuchen, Bonds zu verkaufen, sinkt deren Preis und der Zinssatz steigt. Steigt der Zinssatz nimmt die<br />

nachgefragte Menge Geld ab, da die Opportunitätskosten bei höheren Zinssätzen höher sind und verzinsbare<br />

Vermögensanlagen wieder an Attraktivität gewinnen. Nur im Gleichgewicht entsprechen sich Angebot und<br />

Nachfrage.<br />

Die Kontrolle des Nominalzinssatzes durch die Zentralbank<br />

Die Tätigkeit der Zentralbank wird oft als Kontrolle des Nominalzinssatzes beschrieben und nicht als Kontrolle<br />

der Geldmenge. Ein Grund da<strong>für</strong> ist, dass die Wirtschaft und die Kapitalmärkte vor allem über den Zinssatz von<br />

der Geldpolitik beeinflusst werden. Zudem kann die Veränderung des Zinssatzes einfacher und genauer erfasst<br />

werden als die Veränderung der Geldmenge. Zudem ist der Begriff in der Öffentlichkeit bekannter. Dies könnte<br />

zum Missverständnis führen, dass die Zentralbank einen gewünschten Zinssatz festsetzen kann. Sie kann jedoch<br />

den Zinssatz nur kontrollieren, indem sie die entsprechende Geldmenge anbietet. Will die Zentralbank den<br />

Zinssatz heben, muss sie die Geldmenge verkleinern, d.h. sie verkauft Bonds. Dadurch steigt der Zinssatz und<br />

die Bondpreise sinken. Will sie den Zinssatz senken, muss sie die Geldmenge erhöhen, indem sie mit<br />

frischgedruckten Scheinchen Bonds kauft und so mehr Geld in Umlauf bringt. Der Zinssatz muss sinken, damit<br />

die Nachfrage <strong>für</strong> eine grössere Geldmenge besteht. Die Bondpreise hingegen steigen, da die Leute nur bereit,<br />

sind Bonds zu einem höheren Preis zu verkaufen als der Preis im Gleichgewicht.<br />

Beispiel:<br />

Geldnachfragekurve: P(0.5Y – 10‘000i)<br />

P = 2.0<br />

Y = 6'000<br />

gewünschter Nominalzinssatz: 5 %<br />

a) Wie gross muss die angebotenen Geldmenge sein?<br />

M=2(0.5 * 6'000 – 10‘000 * 0.05)<br />

M=5'000<br />

b) Steigt das Einkommen auf 6'500, kann die Zentralbank den Zinssatz bei 5% halten?<br />

M= 2(0.5 * 6'500 – 10‘000 * 0.05)<br />

M=5'500<br />

Ja, wenn sie die Geldmenge auf 5'500 erhöht.<br />

0.05<br />

4 Siehe Kapitel 23.<br />

E<br />

F<br />

Moser Marco Seite 89/115<br />

5‘000 5‘500


Principles Of Economics<br />

Federal Funds Rate<br />

Die Federal Funds Rate ist der Zinssatz, den Banken einander <strong>für</strong> kurzfristige Geldanleihen berechnen. Trotz des<br />

Namens handelt es sich dabei nicht um einen offiziellen von der Zentralbank oder Regierung festgesetzten<br />

Zinssatz. Wichtig ist die Federal Funds Rate, weil die Fed ihre Ziele als Zielvorgaben <strong>für</strong> die Federal Funds Rate<br />

formuliert. Auf dem Geldmarkt dient daher diese Variable als Indikator <strong>für</strong> die Geldpolitik der Fed.<br />

Kann die Zentralbank den Realzinssatz kontrollieren?<br />

Der Realzinssatz ist definiert als Nominalzinssatz minus Inflationsrate. Da die Inflation relativ langsam auf<br />

Massnahmen reagiert, hat die Zentralbank in der kurzen Frist auch Einfluss auf den Realzinssatz. In der langen<br />

Frist wird dieser jedoch von Ersparnis und Investitionen bestimmt, welche im Gleichgewicht sein müssen. 5<br />

Gesamtnachfrage und Realzinssatz<br />

Da wir nun die Einflussmöglichkeiten der Zentralbank kennen, muss untersucht werden, wie sich die Geldpolitik<br />

auf den Output auswirkt und wie Rezessionen und Outputgaps bekämpft werden können. Zunächst einmal geht<br />

es um den Zusammenhang zwischen Gesamtnachfrage und Realzinssatz. In Kapitel 25 haben wir die<br />

Abhängigkeit der Gesamtnachfrage vom Output untersucht. Neben dem Output wird die Gesamtnachfrage vom<br />

Realzinssatz beeinflusst, da der Realzinssatz Einfluss auf die Ersparnis der Haushalte sowie auf die<br />

Investitonstätigkeit der Unternehmen hat. Ist der Realzinssatz hoch, lohnt es sich <strong>für</strong> die Haushalte zu sparen.<br />

Gleichzeitig verringert sich der Konsum der privaten Haushalte, da erstens die Opportunitätskosten grösser<br />

werden und zweitens es teurer wäre, Kredit <strong>für</strong> den Kauf von Konsumgütern aufzunehmen. Aus den selben<br />

Gründen investieren die Unternehmen weniger, wenn der Realzinssatz hoch ist. Fällt hingegen der Realzinssatz,<br />

werden Konsum und Investitionen stimuliert.<br />

Bekämpfung der Rezession<br />

Gegeben die Tatsachen, dass die Fed den Realzinssatz beeinflussen kann und dieser wiederum die<br />

Gesamtnachfrage und den Gleichgewichtsoutput determiniert, können wir nun untersuchen, wie die Fed<br />

Outputgaps bekämpfen kann. Nehmen wir an die Wirtschaft befinde sich in einer Rezession, d.h. der effektive<br />

Output ist kleiner als der potenzielle Output.<br />

C=640 + 0.8(Y-T) - 400r<br />

I P =250-600r<br />

G=300<br />

NX=20<br />

r=5%<br />

T=250<br />

potenzieller Output Y* = 5‘000<br />

Daraus ergibt sich die Gesamtnachfrage:<br />

AD= 640 + 0.8(Y-250) - 400*0.05 + 250-600*0.05 + 300 + 20<br />

AD= 960 + 0.8Y<br />

Da die Gesamtnachfrage dem Output entspricht:<br />

Y=960 + 0.8Y<br />

Y=4‘800<br />

Der effektive Output ist folglich kleiner als der potenzielle: Y


Principles Of Economics<br />

Da Y=AD bekommen wir die Gleichung:<br />

Y=1010 +0.8Y-1‘000r<br />

Beim potenziellen Output von 5'000 muss folglich der Zinssatz 0.01 oder 1% betragen. Um den potenziellen<br />

Output zu erreichen, muss die Fed den Zinssatz von 5% auf 1% senken, was einer expansiven Geldpolitik<br />

(expansionary monetary policy) entspricht. Die expenditure line wird dadurch nach oben verschoben, da in der<br />

Folge der Zinssenkung beim gleichen Output eine höhere Gesamtnachfrage besteht<br />

Y=AD<br />

aggregate Demand<br />

expenditure line r=1%<br />

expenditure line r=5%<br />

Bekämpfung der Inflation<br />

Output Y<br />

Hier nehmen wir an, dass die recessionary Inflation durch Gap einen expansionary Outputgap entsteht. Übersteigt die<br />

Gesamtnachfrage den potenziellen Output merken die Unternehmen, dass sie mehr verkaufen könnten als sie<br />

produzieren, was sie längerfristig dazu veranlasst, die Preise zu erhöhen. Um die Inflation zu bekämpfen, muss<br />

die Zentralbank da<strong>für</strong> sorgen, dass der Output abnimmt und erhöht darum den Zinssatz. Steigt der Zinssatz,<br />

nehmen Konsum und Investitionen ab und mit ihnen der Output bis sich die Wirtschaft wieder im Gleichgewicht<br />

befindet. Man spricht von einer restriktiven Geldpolitik (contractionary monetary policy).<br />

Auswirkungen auf die Börse<br />

Investoren <strong>für</strong>chten Inflation, da restriktive Geldpolitik negative Auswirkungen auf die Börse hat:<br />

‣ Die Aktivität der Wirtschaft, das Wachstum und somit Profite und Dividenden nehmen ab.<br />

‣ Steigt der Zinssatz werden alternative Vermögensanlagen wie government bonds attraktiver. Dies senkt die<br />

Nachfrage nach Aktien und somit die Kurse.<br />

The policy reaction function - Taylor rule<br />

Die Tätigkeit der Fed, die Wirtschaft über die Beeinflussung des Realzinssatzes zu stabilisieren, kann in einer<br />

policy reaction function zusammengefasst werden. Diese zeigt das Verhalten der Fed in Abhängigkeit des<br />

Zustandes der Wirtschaft, bemessen in Outputgap oder Inflationsrate. Eine mögliche policy reaction function ist<br />

die Taylor rule. Dabei handelt es sich nicht um eine normative Regel, sondern um einen Versuch, das Verhalten<br />

der Fed zu erklären.<br />

r = 0.01 – 0.5<br />

r<br />

Y*-Y<br />

π<br />

Y*-Y<br />

+0.5π<br />

Y*<br />

Realzinssatz<br />

gegenwärtiger Outputgap<br />

Inflationsrate<br />

Die Taylor rule besagt, dass die Fed auf den Outputgap sowie auf die Inflationsrate reagiert.<br />

In Wirklichkeit hängt das Verhalten der Fed natürlich von vielen anderen Faktoren ab. Trotzdem entspricht ihr<br />

Verhalten der Taylor rule relativ gut.<br />

Da der Realzinssatz in der langen Frist vom Gleichgewicht zwischen Ersparnis und Investitionen bestimmt wird,<br />

macht es nur Sinn, einen Realzinssatz und eine Inflationsrate anzustreben, die diesem Gleichgewicht<br />

entsprechen. Die Fed richtet sich daher langfristig nach dem Realzinssatz im Gleichgewicht.<br />

Die policy reaction function zeigt einerseits das langfristige Ziel der Fed, d.h. die angestrebte Inflationsrate.<br />

Andererseits zeigt sie, wie aggressiv die Fed dieses Ziel verfolgt. Ist die Kurve steil, reagiert die Fed stark auf<br />

Veränderungen der Inflationsrate.<br />

Moser Marco Seite 91/115


Principles Of Economics<br />

Grenzen des Modells<br />

In Wirklichkeit haben wir nur mangelhafte Kenntnisse über die komplexen Vorgänge, welche in diesem Modell<br />

vereinfacht erklärt werden. Zudem ergibt sich das Problem, dass Grössen wie der potenzielle Output und somit<br />

der Outputgap nur geschätzt werden können. Auch die Reaktion der Gesamtnachfrage auf Veränderungen des<br />

Zinssatzes oder des Outputs sind nicht eindeutig zu bestimmen. Aufgrund dieser Unsicherheiten vermeiden<br />

Zentralbanken grosse Veränderungen vorzunehmen und senken oder erhöhen den Zinssatz kaum mehr als 0.25<br />

Prozentpunkte.<br />

Lektion 3&4: <strong>Makro</strong>ökonomik unter einer Geldpolitik Regel<br />

Inflation, Aggregate Demand and Aggregate Supply – Chapter 27: S.725-752<br />

Bisher: Modell von Keynes<br />

Preise fix<br />

Neu: aggregate demand-aggregate supply Diagramm Preise variabel<br />

Ziel des Kapitels: Wie beeinflussen makroökonomische Massnahmen Output und Inflation?<br />

Gesamtnachfrage und Inflation<br />

Die Gesamtnachfragekurve zeigt die Beziehung zwischen Inflation und der Gesamtnachfrage bzw. des<br />

Gleichgewichtsoutput der kurzen Frist (short run equilibrium Output), da in der kurzen Frist gilt Y=AD.<br />

Inflation<br />

AD-Kurve<br />

AD oder Output<br />

Die negative Steigung der Kurve zeigt: wenn die Inflation steigt, nimmt der Output oder die Gesamtnachfrage<br />

ab. Dies hat folgende Gründe:<br />

‣ Geldpolitik der Fed<br />

Eine Aufgabe der Zentralbank ist es, die Inflationsrate tief und stabil zu halten wegen der Kosten, welche durch<br />

die Inflation verursacht werden. 6 Gehen wir nun davon aus, dass eine erhöhte Inflationsrate durch einen<br />

expansionary Gap verursacht wurde. Das heisst, die Unternehmen produzieren mehr als beim normalen<br />

Auslastungsgrad. Nach einer gewissen Zeit werden sie die Preise erhöhen, die Inflationsrate steigt. Um der<br />

Inflation entgegenzuwirken muss die Zentralbank die Gesamtnachfrage reduzieren. Wie wir wissen, besteht<br />

zwischen der Gesamtnachfrage und dem Realzinssatz eine negativer Zusammenhang. Erhöht die Zentralbank<br />

den Realzinssatz, nimmt die Gesamtnachfrage ab, da weniger konsumiert und investiert wird. Dies tut sie, indem<br />

sie die Geldmenge verringert (restriktive Geldpolitik). Durch das Verhalten der Zentralbank bei hoher Inflation<br />

nimmt also der Output ab. Siehe Beispiel S. 728.<br />

‣ Verlust der Kaufkraft<br />

Bei hoher Inflation nimmt die Kaufkraft ab. Dadurch wird weniger konsumiert, die Gesamtnachfrage nimmt ab.<br />

‣ Umverteilungseffekte<br />

Gemäss Studien leiden ärmere Leute mehr unter Inflation als reiche, da sie sich weniger gut absichern können.<br />

Da ärmere Leute einen höheren Anteil ihres Einkommens <strong>für</strong> Konsum einsetzen, führt eine Umverteilung<br />

zugunsten der Reichen zu einer Abnahme des Konsums.<br />

6 Kosten der Inflation siehe Chapter 19.<br />

Moser Marco Seite 92/115


Principles Of Economics<br />

‣ Exporte<br />

Bei hoher Inflation nehmen die Preise der im Ausland verkauften Güter und Dienstleistungen relativ zu den<br />

ausländischen Gütern zu. Die Güter verlieren an Wettbewerbskraft und die Exporte nehmen ab, was die<br />

Gesamtnachfrage verkleinert.<br />

Verschiebungen der Gesamtnachfragekurve<br />

Alle Veränderungen welche die Gesamtnachfrage bei gegebener Inflationsrate beeinflussen, führen zu einer<br />

Verschiebung der AD-Kurve.<br />

‣ Veränderungen der autonomen Gesamtnachfrage<br />

Die autonome Gesamtnachfrage entspricht jenen Komponenten der Gesamtnachfrage, welche nicht vom Output<br />

abhängen. Veränderungen führen zu einer Verschiebung der expenditure line, da bei gegebenem Output<br />

entweder mehr oder weniger nachgefragt wird. Daher verschiebt sich auch die AD-Kurve: Bei gegebener<br />

Inflationsrate wird plötzlich mehr nachgefragt, AD-Kurve verschiebt sich nach rechts.<br />

Gründe:<br />

C steigt: Die Konsumenten sind optimistischer, haben gute Zukunftserwartungen.<br />

T nimmt ab: Steuerkürzungen führen zu einem erhöhten verfügbaren Einkommen.<br />

I nimmt zu: Neue Technologien können Unternehmen dazu veranlassen, mehr zu investieren.<br />

G nimmt zu: der Staat gibt mehr aus.<br />

NX nimmt zu: Grössere Nachfrage aus dem Ausland nach inländischen Gütern.<br />

‣ Veränderungen der policy reaction function<br />

Die policy reaction function definiert, wie die Zentralbank den Realzinssatz setzt bei gegebener Inflationsrate.<br />

Unternimmt die Zentralbank Massnahmen, die über diese Funktion hinausgehen, d.h. den Zinssatz stärker oder<br />

weniger stark anpasst, so führt dies zu einer Verschiebung der AD-Kurve. Ist die Inflation beispielsweise sehr<br />

hoch und hartnäckig, kann dies die Zentralbank dazu veranlassen, den Realzinssatz mehr zu erhöhen, als die<br />

policy reaction function vorgibt, d.h. die Funktion verschiebt sich nach oben. Beim höheren Zinssatz nehmen<br />

Konsum und Investitionen ab, die AD-Kurve verschiebt sich nach links. Dasselbe geschieht, wenn die<br />

Zentralbank eine tiefere Inflationsrate bei gegebenem Realzinssatz anstrebt als bisher.<br />

Realzinssatz<br />

policy reaction function<br />

Inflation<br />

AD-Kurve<br />

Inflation<br />

AD oder Output<br />

Fazit:<br />

‣ Veränderungen der Inflationsrate und die daraus resultierenden Veränderungen des Realzinssatzes und des<br />

short run equilibrium Outputs werden durch Bewegungen auf der AD-Kurve repräsentiert.<br />

‣ Veränderungen, welche den Output bei gegebener Inflationsrate verändern, werden durch eine<br />

Verschiebung der AD-Kurve repräsentiert. Namentlich sind dies Veränderungen der autonomen Nachfrage<br />

oder Veränderungen der policy reaction function der Zentralbank.<br />

Inflation und Gesamtangebot<br />

Inflation inertia<br />

In Volkswirtschaften mit tiefer Inflationsrate (ca. 2-3 %), beispielsweise in den USA, kann das Phänomen der<br />

Inflation inertia beobachtet werden. Das heisst, dass die Inflationsrate träge ist und relativ konstant bleibt, sofern<br />

Vollbeschäftigung herrscht und keine externe Preisschocks die Inflationsrate beeinflussen. Für dieses Verhalten<br />

der Inflationsrate spielen zwei Faktoren eine wichtige Rolle:<br />

‣ Inflationserwartungen<br />

‣ Langzeit-Verträge und Löhne<br />

Werden Verträge und Löhne ausgehandelt, fliessen die Erwartungen über die zukünftige Inflationsrate in die<br />

Entscheidung der Vertragspartner an. Angenommen ich erwarte, dass die Inflationsrate im nächsten Jahr 3% sein<br />

wird, so werde ich, um den gleichen Reallohn wie in diesem Jahr zu haben, eine Erhöhung des Nominallohnes<br />

Moser Marco Seite 93/115


Principles Of Economics<br />

um 3% verlangen. Erwartet mein Arbeitgeber die selbe Inflationsrate, wird er damit einverstanden sein. So<br />

bestimmen unsere Erwartungen über die zukünftige Inflationsrate bereits einen Preis: meinen Nominallohn.<br />

Dasselbe Prinzip gilt <strong>für</strong> Verträge über andere Produktionsgüter, nicht nur Arbeit. Wird eine hohe Inflationsrate<br />

erwartet, steigen die Lohn- und Produktionskosten und die Unternehmen müssen ihre Preise ebenfalls erhöhen,<br />

um die höheren Kosten zu decken. Wird eine tiefe Inflationsrate erwartet, wird die effektive Inflationsrate auch<br />

tief sein. Wodurch aber werden die Erwartungen bestimmt? Die Erwartungen stützen sich vor allem auf die<br />

bisherige Erfahrung. War die Inflationsrate in der nahen Vergangenheit relativ tief, so erwarten die Leute<br />

weiterhin eine tiefe Inflationsrate. War die Inflationsrate unvorhersehbar, sind auch die Erwartungen sehr<br />

unterschiedlich. Erwartungen und effektive Inflationsrate stabilisieren sich gegenseitig.<br />

tiefe Inflationsrate<br />

langsame Erhöhung der<br />

Lohnkosten und anderer<br />

Produktionskosten<br />

tiefe erwartete<br />

Inflationsrate<br />

Langjährige Lohn- oder Lieferungsverträge tragen ebenfalls dazu bei, dass die Erwartungen über die zukünftige<br />

Inflationsrate die gegenwärtige zu beeinflussen vermögen.<br />

Aus diesen Gründen tendiert die Inflationsrate in modernen Industrieländern mit tiefer Inflationsrate auf tiefem<br />

Niveau konstant zu bleiben. Trotz dieser Trägheit verändert sich die Inflationsrate mit der Zeit, Gründe da<strong>für</strong> im<br />

nächsten Abschnitt.<br />

Outputgap und Inflation<br />

Ein Outputgap 7 ist einer der Faktoren, welche die Inflationsrate beeinflussen. Der short run equilibrium Output,<br />

welcher durch die Gesamtnachfrage bestimmt wird, kann entweder grösser (expansionary gap) oder kleiner<br />

(recessionary gap) als der potenzielle Output sein. Was passiert mit der Inflation in diesen Fällen?<br />

‣ kein Output Gap Y*=Y Inflationsrate verändert sich nicht<br />

Entsprechen sich effektiver und potenzieller Output, so decken sich die nachgefragte Menge und die Menge<br />

produzierter Güter bei Normalauslastung. Die Firmen haben folglich keinen Anreiz, ihre Preise zu senken oder<br />

zu erhöhen. Dies bedeutet jedoch nicht, dass die Inflationsrate Null ist. Gemäss dem Prinzip der Inflation inertia<br />

tendiert sie dazu, gleich zu bleiben wie im Vorjahr.<br />

‣ expansionary gap Y*Y Inflationsrate sinkt<br />

Die Firmen verkaufen weniger als sie bei Normalauslastung produzieren und werden darum ihre relativen Preise<br />

senken, damit sie mehr verkaufen können. Sie werden ihre Preise weniger erhöhen als ihre Produktionskosten<br />

aufgrund der aktuellen Inflationsrate steigen. Aus diesem Grund sinkt die Inflationsrate.<br />

Das AD-AS Diagramm (The Aggregate Demand-Aggregate Supply Diagram)<br />

Dieses Diagramm zeigt die Reaktion der Inflation auf einen Output Gap. Es besteht aus den 3 Elementen AD-<br />

Kurve, LRAS und SRAS. Die LRAS-Kurve 8 ist senkrecht und zeigt den potenziellen Output. Die SRAS-Kurve 9<br />

zeigt die aktuelle Inflationsrate, welche durch Erwartungen und Preisentscheidungen in der Vergangenheit<br />

bestimmt ist. Die SRAS-Kurve ist waagrecht, da in der kurzen Frist das Angebot flexibel ist, d.h. die Firmen<br />

produzieren bei gesetzten Preisen genau soviel, wie nachgefragt wird. Der short run equilibrium Output ergibt<br />

sich daher aus dem Schnittpunkt der AD-Kurve mit der SRAS-Kurve. Das langfristige Gleichgewicht, welches<br />

im Gegensatz zum kurzfristigen stabil ist, ergibt sich aus dem Schnittpunkt der LRAS, SRAS und der AD-<br />

Kurve.<br />

7 Differenz zwischen potenziellem Output und effektivem Output Y*-Y<br />

8 long run aggregate supply<br />

9 short run aggregate supply<br />

Moser Marco Seite 94/115


Principles Of Economics<br />

Anpassung bei recessionary gap<br />

LRAS<br />

π<br />

A<br />

SRAS<br />

Inflation π<br />

π*<br />

B<br />

SRAS*<br />

Y Y*<br />

Das kurzfristige Gleichgewicht befindet sich in Output Punkt A, die Inflationsrate beträgt π. Der Output ist kleiner als<br />

der potenzielle Output, die Wirtschaft befindet sich in einem recessionary Gap. Die Firmen können zu wenig<br />

verkaufen, da die Nachfrage zu klein ist und senken darum ihre relativen Preise. Die Inflation nimmt ab. Wegen<br />

der Trägheit der Inflation vollzieht sich der Anpassungsprozess nur langsam, solange jedoch ein Gap besteht,<br />

wird die Inflation weiter sinken, bis das Gleichgewicht in Punkt B erreicht ist. Sinkt die Inflation, nimmt der<br />

Output zu, was auf das Verhalten der Zentralbank zurückzuführen ist, welche bei sinkender Inflationsrate den<br />

Realzinssatz senkt und so Konsum und Investitionen stimuliert. Die Arbeitslosigkeit nimmt ebenfalls ab, gemäss<br />

dem Gesetz von Okun.<br />

Anpassung bei expansionary gap<br />

LRAS<br />

π*<br />

B<br />

SRAS*<br />

Inflation π<br />

π<br />

A<br />

SRAS<br />

Y* Y<br />

Beim expansionary gap werden die Firmen ihre Preise Output erhöhen, da die Nachfrage grösser ist als die Produktion<br />

bei Normalauslastung. Die Inflation steigt, SRAS bewegt sich langsam nach oben. Steigt die Inflationsrate, wird<br />

die Zentralbank den Zinssatz erhöhen, was dazu führt dass die Gesamtnachfrage und mit ihr der Output kleiner<br />

werden. Dies geschieht solange, bis das langfristige Gleichgewicht in Punkt B erreicht wird und die<br />

Inflationsrate konstant bleibt.<br />

Die sich selbst korrigierende Wirtschaft<br />

Wie die Beispiele zeigen, tendiert die Wirtschaft zum langfristigen Gleichgewicht. Outputgaps verschwinden mit<br />

der Zeit ohne äussere Einflüsse. In der langen Frist korrigiert sich die Wirtschaft selber. Daraus ergibt sich die<br />

Frage, ob korrigierende steuer- oder geldpolitische Massnahmen gerechtfertigt sind. Wesentlich ist, wie schnell<br />

sich die Wirtschaft korrigiert. Dies hängt vom Vorhandensein von Langzeitverträgen, von der Flexibilität und<br />

Effizienz der Märkte sowie von der Grösse der Gaps ab. Bei kleinen Outputgaps sind also steuernde<br />

Massnahmen nicht einzusetzen, bei grossen sind sie gerechtfertigt.<br />

Die Selbstkorrektur der Wirtschaft führt auch dazu, dass der Ausgaben-Multiplikator des Keynes’schen Modells<br />

in Wirklichkeit kleiner ist. 10<br />

Ursachen der Inflation<br />

Wie beschrieben, steigt oder sinkt die Inflation bei Output Gaps. Was aber verursacht die Gaps? Und gibt es<br />

andere Gründe <strong>für</strong> Veränderungen der Inflationsrate?<br />

Nachfrageschocks<br />

Eine zu grosse Nachfrage im Vergleich zu der produzierten Gütermenge bei Normalauslastung der Kapazitäten<br />

führt Inflation. Beispielsweise Rüstungsausgaben und Kriege können eine solche exzessive Nachfrage<br />

verursachen, da die Staatsausgaben und damit die Gesamtnachfrage überproportional steigen.<br />

10 Vgl. Seite 742 und Chapter 25.<br />

Moser Marco Seite 95/115


Principles Of Economics<br />

LRAS<br />

LRAS<br />

π‘<br />

C<br />

SRAS‘<br />

π<br />

A<br />

B<br />

SRAS<br />

π<br />

A<br />

B<br />

SRAS<br />

Inflation<br />

AD<br />

AD‘<br />

Inflation<br />

AD‘<br />

Output<br />

Abbildung 1:<br />

Y* Y<br />

Output Y* Y<br />

- Die Wirtschaft befindet sich im langfristigen Gleichgewicht in Punkt A.<br />

- Die Regierung entschliesst sich, ihre Rüstungsausbagen zu erhöhen: G steigt. Dies entspricht einer<br />

Erhöhung der autonomen Gesamtnachfrage, was zu einer Verschiebung der AD-Kurve nach rechts führt, da<br />

bei gegebener Inflation mehr nachgefragt wird.<br />

- Die Wirtschaft erreicht ein neues kurzfristiges Gleichgewicht in Punkt B. Ein expansionary Gap ist<br />

entstanden: Y>Y*<br />

- Die Inflation passt sich aufgrund ihrer Trägheit in der kurzen Frist nicht an und bleibt auf dem Niveau π.<br />

Abbildung 2:<br />

- Da ein expansionary Gap besteht, wird die Inflation nach einer gewissen Ziet zu steigen beginnen, da die<br />

Firmen ihre relativen Preise erhöhen werden. Dies entspricht einer Verschiebung der SRAS nach oben.<br />

- Dieser Prozess vollzieht sich, bis der Gap eliminiert ist und die Wirtschaft das langfristige Gleichgewicht in<br />

Punkt C erreicht hat.<br />

- Die erhöhte Nachfrage führte also kurzfristig zu einem höheren Output. In der langen Frist ist die Wirtschaft<br />

jedoch zum potenziellen Output zurückgekehrt. Die Inflationsrate ist aber im neuen Gleichgewicht höher:<br />

π*.<br />

Kann die Zentralbank diesem Prozess entgegenwirken, um eine Erhöhung der Inflationsrate zu vermeiden? Die<br />

Zentralbank kann die Verschiebung der AD-Kurve verhindern, indem sie die Gesamtnachfrage in gleichem<br />

Masse reduziert, wie sie durch die Stqatsausgaben erhöht wird. Die stut sie, indem sie den Realzinssatz erhöht<br />

(restriktive Geldpolitik, kleinere Geldmenge) und so Investitionen und Konsum reduziert. Die gesellschaftlichen<br />

Kosten dieser Massnahme sind jedoch nicht zu unterschätzen. Eine Reduktion des Konsums bedeutet einen<br />

geringeren gegenwärtigen Lebensstandard, eine Reduktion der Investitionen einen tieferen zukünftigen<br />

Lebensstandard.<br />

Inflations-Schocks<br />

Ein Inflationsschock führt zu einer plötzlichen Veränderung der Inflation, in Unabhängigkeit der Entwicklung<br />

des Outputgaps. Das Paradebeispiel: Ölkrise 1973. Während des Yom Kippur Kriegs zwischen Israel und den<br />

arabischen Staaten, als die OPEC den Ölhahn zudrehte, haben sich die Ölpreise vervierfacht. Diese Verteuerung<br />

führte zu höheren Preisen von Erdölprodukten und davon abhängenden Gütern und Dienstleistungen<br />

plötzliche Erhöhung der Inflation<br />

adverse inflation shock<br />

plötzliche Reduktion der Inflation<br />

favorable inflation shock<br />

LRAS<br />

π‘<br />

B<br />

C<br />

SRAS‘<br />

π<br />

A<br />

SRAS<br />

Inflation<br />

AD<br />

AD‘<br />

Y‘ Y* Output<br />

Moser Marco Seite 96/115


Principles Of Economics<br />

- Die Wirtschaft befindet sich im Gleichgewicht in Punkt A. Y=Y*<br />

- Ein adverse Inflation shock führt zu einer Verschiebung der SRAS nach oben. Die Inflation steigt auf das<br />

Niveau π*.<br />

- Im neuen kurzfristigen Gleichgewicht besteht ein recessionary Gap: Y


Principles Of Economics<br />

- Um eine Inflationsrate von 3% zu erreichen, verschärft die Zentralbank ihre Geldpolitik, die policy reaction<br />

function wandert nach oben. Dies führt zu einer Reduktion von Konsum und Investitionen, die<br />

Gesamtnachfragekurve verschiebt sich nach links.<br />

- In Punkt B liegt das neue kurzfristige Gleichgewicht.<br />

Es besteht ein recessionary Gap: Y


Ersparnis und Investitionen<br />

Principles Of Economics<br />

Die Beziehung zwischen Handelsbilanz und Kapitalfluss<br />

In jeder bestimmten Periode muss die Summe aus Handelsbilanz und net capital inflows gleich Null sein.<br />

NX + KI = 0<br />

Nehmen wir an, ein Amerikaner kauft ein japanisches Auto (Güterimport) <strong>für</strong> $20‘000 und bezahlt per Check.<br />

Die japanische Autofirma hat nun ein Guthaben in US$ auf einer amerikanischen Bank. Was tut sie damit? Es<br />

gibt zwei Möglichkeiten:<br />

- Die Firma kann mit den $ amerikanische Güter oder Dienstleistungen kaufen, beispielsweise Autoteile oder<br />

Ferien. Dies entspricht aus Sicht der USA einem Güterexport. Die Handelsbilanz wird in diesem Fall nicht<br />

beeinflusst, da sich die 20'000 vom Autokauf (Import) und die 20'000 von den Autoteilen oder Ferien<br />

(Export) aufheben. Die net capital inflows bleiben ebenfalls unbeeinflusst. NX + KI = 0 ist erfüllt.<br />

- Die Firma benutzt die 20'000 um amerikanische Geldanlagen zu kaufen, beispielsweise Aktien oder Land.<br />

In diesem Fall nehmen die Nettoexporte um 20'000 ab. Die net capital inflows nehmen jedoch um 20'000 zu,<br />

da die Japaner US-Anlagen gekauft haben. Die Gleichung NX – 20‘000 + KI +20‘000 = 0 ist erfüllt.<br />

Was passiert wenn die japanische Firma ihre US$ jemand anderem verkauft und da<strong>für</strong> Yen bekommt? Der<br />

Käufer der US$ hat in diesem Falle wieder die oben genannten Möglichkeiten. Wer die Transaktionen<br />

durchführt, spielt keine Rolle.<br />

Was bestimmt die international capital flows?<br />

Warum kauft jemand Anlagen im Ausland? Die Attraktivität einer Finanzanlage im In- oder Ausland hängt von<br />

Rendite und Risiko ab. Ist der Realzinssatz im Inland hoch bei gleichbleibendem Risiko, werden die<br />

inländischen Kapitalanlagen attraktiver, die capital inflows nehmen zu. Die capital outflows nehmen ab, da die<br />

Inländer auch im Inland investieren. Ist der Realzinssatz tief, sucht man im Ausland nach besseren<br />

Anlagemöglichkeiten, die capital inflows nehmen zu.<br />

Hoher Realzinssatz<br />

capital inflows nehmen zu<br />

Tiefer Realzinssatz<br />

capital outflows nehmen zu<br />

Die folgende Grafik zeigt den Zusammenhang zwischen dem Realzinssatz im Inland und den net capital inflows.<br />

inl. Realzinssatz r<br />

KI0<br />

net capital<br />

inflows<br />

Ist der inländische Realzinssatz hoch, sind die net capital 0 inflows net capital positiv inflows (inflows>outflows). KI<br />

Ist der Realzinssatz<br />

tief, sind die net capital inflows negativ. (inflows>outflows)<br />

Verändert sich das risiko bei gegebenem Realzinssatz, verschiebt sich die Kurve. Wird das Risiko im Inland<br />

grösser, sind die Anlagen weniger attraktiv, die Kurve verschiebt sich nach links. Ein Grund da<strong>für</strong> können<br />

politische Unruhen sein.<br />

Ersparnis, Investitionen und Kapitalflüsse<br />

Internationale Kapitalflüsse, Ersparnis und Investitionen stehen in engem Zusammenhang. Capital inflows<br />

vergrössern die verfügbaren Ersparnisse im Inland, es kann mehr Investiert werden. So tragen sie zu Wachstum<br />

bei, während capital outflows das Wachstum hindern. Diese Beziehung zeigt sich in der Gleichung: Y = C + I +<br />

G + NX<br />

Subtrahieren wir von beiden Seiten C + G + NX erhalten wir: Y – C – G - NX = I<br />

Y-C-G entspricht der nationalen Ersparnis S. 13 Aus der Gleichung NX + KI = 0 erhalten wir KI = -NX. Setzen<br />

wir diese Gleichungen ein: S + KI = I<br />

Die Gleichung besagt, dass die nationale Ersparnis plus die net capital inflows gleich gross sind wie die<br />

Investitionen. Die verfügbaren Mittel <strong>für</strong> Investitionen kommen also nicht nur aus dem Inland. In einer<br />

geschlossenen Wirtschaft müssen sich Ersparnis und Investitionen entsprechen. In der offenen Wirtschaft setzt<br />

sich das Geldangebot aus Ersparnis und net capital inflows zusammen.<br />

S<br />

S+KI<br />

Inl. Realzinssatz<br />

13 Vgl. Chapter 22.<br />

r*<br />

E<br />

Moser Marco r 1<br />

Seite 99/115<br />

I


Principles Of Economics<br />

Ab Zinssatz r 1 sind die net capital inflows positiv, die Kurve S+KI liegt rechts von der S-Kurve. Ist der Zinssatz<br />

kleiner, ist das totale Angebot kleiner als die nationale Ersparnis, da die outflows grösser sind als die inflows.<br />

Der Realzinssatz in der offenen Volkswirtschaft ergibt sich aus dem Punkt, wo Investitionen und das totale<br />

Angebot an Ersparnissen gleich gross sind (Punkt E). Die Vorteile <strong>für</strong> die Wirtschaft sind offensichtlich. In der<br />

offenen Volkswirtschaft ist der Realzinssatz tiefer und gleichzeitig die Menge verfügbarer Ersparnisse grösser<br />

als in der geschlossenen. Obwohl capital inflows förderlich sind <strong>für</strong> das Land, das sie erhält, haben sie auch ihre<br />

Kosten. Die Erträge der Kapitalanlagen, also Zinsen und Dividenden, müssen an das Ausland bezahlt werden,<br />

d.h. sie fliessen ab. Dies kann zu Schuldenkrisen führen, wenn die Anlagen nur schlecht rentieren und die Zinsen<br />

trotzdem bezahlt werden müssen.<br />

Sparquote und Handelsbilanzdefizit<br />

Die USA schliesst schon seit vielen Jahren mit einer negativen Handelsbilanz ab, die Importe sind grösser als die<br />

Exporte. Dies ist nicht wie oft von den Medien geschrieben weder auf eine tiefe Qualität der Güter<br />

zurückzuführen, noch auf gesetzliche Regulierungen zurückzuführen. Vielmehr ist eine tiefe inländische<br />

Sparquote der Hauptgrund <strong>für</strong> ein Handelsbilanzdefizit. Betrachten wir wieder die Gleichung Y = C + I + G +<br />

NX und subtrahieren auf beiden Seiten C + G + NX so erhalten wir die Beziehung: S-I = NX.<br />

Dies bedeutet, dass wenn die Investitionen konstant bleiben, eine hohe nationale Ersparnis zu hohen<br />

Nettoexporten führt. Sind in einem Land die Investitionen grösser als die Ersparnis, müssen die Nettoexporte<br />

negativ sein, was bedeutet, dass mehr importiert als exportiert wird und darum ein Handelsbilanzdefizit vorliegt.<br />

SI NX>0 Handelsbilanzüberschuss net capital outflows KI


Principles Of Economics<br />

Der reale Wechselkurs<br />

Der reale Wechselkurs zeigt das Verhältnis zwischen dem Preis eines durchschnittlichen inländischen Gutes und<br />

dem Preis eines durchschnittlichen ausländischen Gutes.<br />

Der reale Wechselkurs des Frankens:<br />

REX = E<br />

P*<br />

=<br />

CHF<br />

$<br />

Einheit eines US-Güterkorbes<br />

$<br />

=<br />

Einheit eines CH-Güterkorbes<br />

Einheit eine US-Güterkorbes<br />

P*= ausländisches Preisniveau<br />

CHF<br />

P= inländisches Preisniveau<br />

Angenommen eine US-Firma will neue Computer kaufen. Es gibt zwei Modelle, die den Anforderungen<br />

entsprechen, ein japanisches Modell und ein amerikanisches Modell. Da die Modelle gleich gut sind, wird die<br />

Firma das billigere kaufen. Um festzustellen, welches billiger ist, müssen wir den nominellen Wechselkurs und<br />

den Preis der Güter in ihrer Währung kennen.<br />

Preis des amerikanischen Computers: $2'400<br />

Preis des japanischen Computers: 242'000 Yen<br />

nomineller Wechselkurs: 110 Yen pro Dollar<br />

Der Preis des japanischen Computers entspricht $2‘200. Der japanische Computer ist also billiger. Die<br />

Wettbewerbsfähigkeit eines Landes hängt von den Preisen der inländischen Güter im Verhältnis zu den Preisen<br />

der ausländischen Güter ab. Der reale Wechselkurs zeigt auf, wie teuer die inländischen Güter durchschnittlich<br />

sind im Vergleich zu den ausländischen Gütern, wenn die Preise in einer gemeinsamen Währung berechnet<br />

werden. Im Beispiel beträgt der reale Wechselkurs 1.09.<br />

Ist der reale Wechselkurs hoch, sind die inländischen Güter im Vergleich zu den ausländischen teuer. Es wird<br />

schwierig sein <strong>für</strong> die Firmen, ihre Güter zu exportieren. Daraus folgt, dass bei hohem realen Wechselkurs die<br />

Nettoexporte klein sind.<br />

E klein (starker Franken) REX hoch Nettoexporte tief<br />

E gross (schwacher Franken) REX tief Nettoexporte hoch<br />

Bedeutet eine starke Währung, dass die Wirtschaft stark ist?<br />

Es gibt keinen logischen Zusammenhang, der diese Aussage bestätigt. Im Gegenteil, eine Aufwertung der<br />

Währung bedeutet, dass der reale Wechselkurs steigt und die Exporte dadurch abnehmen.<br />

Was bestimmt den Wechselkurs?<br />

Purchasing Power Parity Theorie (PPP)<br />

Eine Möglichkeit zu erklären, wie Wechselkurse zustande kommen, ist die PPP-Theorie. Sie basiert auf dem<br />

Prinzip des law of one price. Dieses besagt, dass bei relativ kleinen Transportkosten ein international gehandeltes<br />

Gut überall gleich teuer sein muss. Angenommen ein Bündel Getreide kostet in Australien nur die Hälfte des<br />

Preises in Bombay, so hätten die Getreidehändler den Anreiz, Getreide in Sydney zu kaufen und in Bombay<br />

weiterzuverkaufen. So würde der Preis des Getreides in Sydney steigen, da die Nachfrage zunimmt, und in<br />

Bombay würde der Preis sinken, da das Angebot zunimmt. Das Gleichgewicht ist nur erreicht, wenn alle<br />

Profitmöglichkeiten ausgeschöpft sind. Gälte dieses Prinzip <strong>für</strong> alle Güter und Dienstleistungen, würde sich der<br />

Wechselkurs wie folgt berechnen:<br />

Kostet ein Bündel Getreide in Sydney 5 AUS$ und in Bombay 150 Rupees so ist der Wechselkurs 30 Rupees pro<br />

1 AUS$. Der Wechselkurs muss so berechnet sein, damit das law of one price erfüllt ist.<br />

Eine weitere Aussage die anhand der PPP-Theorie gemacht werden kann, ist, dass Länder mit einer hohen<br />

Inflation eine Entwertung ihrer Währung erfahren werden.<br />

Angenommen in Bombay steigt der Preis eines Bündels Getreide von 150 auf 300 Rupees. Der Wechselkurs ist<br />

neu 60 Rupees pro AUS$. Der Rupee wurde gegenüber dem AUS$ abgewertet. Die Inflation schwächt also nicht<br />

nur die Kaufkraft im inländischen, sondern auch im internationalen Markt.<br />

Kritik an der PPP-Theorie<br />

Die PPP-Theorie ist nützlich um die Entwicklung der Wechselkurse in der langen Frist vorauszusagen. In der<br />

kurzen Frist ist sie jedoch nicht geeignet. Ein Grund da<strong>für</strong> liegt darin, dass nicht alle Güter und Dienstleistungen<br />

international gehandelt werden, wie das <strong>für</strong> das Prinzip des law of one price angenommen wird. Viele Güter<br />

werden nicht international gehandelt, weil die Transportkosten viel zu hoch sind. Dies gilt vor allem <strong>für</strong><br />

Dienstleistungen, da dann die Arbeitskraft (Bsp. der Coiffeur) ins Ausland reisen müsste, um die Dienstleistung<br />

Moser Marco Seite 101/115


Principles Of Economics<br />

zu erbringen. Weitere Güter wie Land, Gebäude, schweres Baumaterial werden nicht international gehandelt. Je<br />

höher der Anteil nicht- international gehandelter Güter am Output eines Landes ist, desto schlechter kann der<br />

Wechselkurs anhand der PPP-Theorie vorhergesagt werden. Ein zweiter Grund ist, dass nicht alle Güter und<br />

Dienstleistungen standardisiert sind wie Getreide oder Gold. Die Güter unterscheiden sich in ihren Eigenschaften<br />

so sehr, dass unterschiedliche Preise gerechtfertigt sind.<br />

Fazit: Die PPP-Theorie ist zwar geeignet, die Entwicklung der Wechselkurse in der langen Frist zu erklären. In<br />

der kurzen Frist scheitert die Theorie, da nicht alle Güter international gehandelt werden und nicht standardisiert<br />

sind.<br />

Chapter 28 – Problem 8<br />

2000 2001 2002 1. Quartal<br />

GDP 9872.9 10208.1 10449.8<br />

C 6728.4 7064.5 7255.2<br />

I 1767.5 1633.9 1597.6<br />

NX -364 -329.8 -329.3<br />

G 1741 1839.5 1926.3<br />

S = Y-C-G 1403.5 1304.1 1268.3<br />

S-I=NX -364 -329.8 -329.3<br />

NX in Prozent de GDP -3.69 -3.23 -3.15<br />

S in Prozent des GDP 14.22 12.78 12.14<br />

I in Prozent des GDP 17.90 16.01 15.29<br />

Differenz Sparquote-Investitionsquote -3.69 -3.23 -3.15<br />

www.bea.doc.gov<br />

Die Gleichung S-I= NX ist erfüllt.<br />

Der Anteil der Nettoexporte am GDP hat abgenommen.<br />

Die entspricht der Abnahme der Differenz zwischen Spar- und Investitionsquote.<br />

Chapter 28 - Problem 9<br />

Was passiert mit der US Handelsbilanz und den net capital inflows?<br />

a) Ein US Exporteur verkauft Software nach Israel. Er bekommt da<strong>für</strong> Israeli Shekels und kauft damit Aktien<br />

einer Israelischen Firma.<br />

Exporte nehmen zu. NX nimmt zu. (+f)<br />

capital outflows nehmen zu, d.h. KI nimmt ab. (-f)<br />

NX + KI = 0 ist erfüllt da: NX + f + KI – f = 0<br />

b) Eine mexikanische Firma verkauft Öl an die USA und kauft mit dem Erlös US government debt.<br />

Importe nehmen zu: NX nimmt ab. (-f)<br />

capital inflows nehmen zu. KI nimmt zu. (+f)<br />

NX + KI = 0 ist erfüllt da: NX - f + KI + f = 0<br />

c) Eine mexikanische Firma verkauft Öl an die USA und kauft mit dem Erlös Ölbohrinstrumente, welche in<br />

den USA fabriziert wurden.<br />

Importe nehmen zu. NX nimmt ab. (-f)<br />

Exporte nehmen zu. NX nimmt zu. (+f)<br />

NX + KI = 0 ist erfüllt da: NX - f + f + KI = 0<br />

d) Eine mexikanische Firma verkauft Öl an die USA und erhält da<strong>für</strong> US$. Sie benutzt die US$, um damit<br />

Ölbohrinstrumente einer französischen Firma zu kaufen. Die französische Firma kauft mit den US$ US<br />

government debt.<br />

Importe nehmen zu. NX nimmt ab. (-f)<br />

capital inflows nehmen zu. KI nimmt zu. (+f)<br />

NX + KI = 0 ist erfüllt da: NX - f + KI + f = 0<br />

e) Ein Brite kauft Aktien von General Motors und bezahlt mit einem Check auf sein Bankkonto in New York.<br />

Annahme: Das Bankkonto ist in Pfund geführt.<br />

Moser Marco Seite 102/115


Principles Of Economics<br />

capital inflows nehmen zu. KI nimmt zu. (+f)<br />

General Motors kann mit den Pfund entweder englische Güter oder englische Kapitalanlagen kaufen. Kauft<br />

sie englische Güter, nehmen die Importe zu. NX nimmt ab.<br />

NX –f + KI +f =0<br />

Kauft sie englische Kapitalanlagen, nimmt KI ab (capital outflow).<br />

NX + KI +f –f =0<br />

In beiden Fällen ist die Gleichung NX + KI = 0 erfüllt.<br />

Chapter 28 – Problem 10<br />

S=1500+2000r<br />

I=2000-4000r<br />

KI=-100+6000r<br />

a) Angenommen der Markt <strong>für</strong> Ersparnis und Investitionen befindet sich im Gleichgewicht, wie gross sind<br />

nationale Ersparnis, capital inflows und der Realzinssatz?<br />

Im Gleichgewicht gilt: S + KI =I daraus folgt: 1500+2000r-100+6000r=2000-4000r<br />

12000r=600<br />

r=0.05<br />

Der Gleichgewichts-Realzinssatz liegt bei 5%.<br />

S=1600<br />

I=1800<br />

KI=200<br />

b) Wiederhole Aufgabe a unter der Annahme, dass die Nachfrage nach nationaler Ersparnis bei gegebenem<br />

Zinssatz um 120 abnimmt. Wie beeinflusst die Reduktion der nationalen Ersparnis die capital inflows KI?<br />

Neue Investitionen: I =1880-4000r<br />

neues Gleichgewicht: 1500+2000r-100+6000r =1880-4000r<br />

12000r=480<br />

r=0.04<br />

Der neue Gleichgewichts-Realzinssatz liegt bei 4%.<br />

S=1580<br />

I=1720<br />

KI=140<br />

Da die Investitionen abnehmen, sinkt der Realzinssatz wie folgende Grafik zeigt. Ein tieferer Realzinssatz<br />

schmälert die Attraktivität inländischer Kapitalanlagen und führt daher zu einer Abnahme der capital<br />

inflows.<br />

S+KI<br />

Inl. Realzinssatz<br />

5%<br />

4%<br />

E<br />

I<br />

1720 1800<br />

Ersparnis und Investitionen<br />

c) Angenommen die capital inflows nehmen ab, da Unsicherheiten über die Geldpolitik in diesem Land<br />

bestehen. KI ist neu: KI=-700+6000r. I und S sind wie in Aufgabe a. Was passiert mit den Investitionen und<br />

dem Realzinssatz bei einer Reduktion der capital inflows?<br />

Das neue Gleichgewicht: 1500+2000r-700+6000r=2000-4000r<br />

12000r=1200<br />

r=0.1<br />

Der Realzinssatz beträgt 10%.<br />

S=1700<br />

I=1600<br />

KI=-100<br />

Moser Marco Seite 103/115


Principles Of Economics<br />

Der Realzinssatz nimmt zu, da das Angebot an Geld kleiner wird. Beim neuen Realzinssatz ist die<br />

Nachfrage, d.h. die Investitionen kleiner.<br />

Exercises 28.4 und 28.5 siehe Buch S.789/790.<br />

Lektion 6: <strong>Makro</strong>ökonomik offener Volkswirtschaften<br />

Fixed Exchange Rates: Chapter 29 – S.818-830<br />

Im Gegensatz zu einer Wirtschaft mit flexiblen Wechselkursen, wo der Kurs durch Angebot und Nachfrage auf<br />

dem internationalen Markt zustande kommt, bestimmt in einem Land mit fixen Wechselkursen die Regierung<br />

den Wechselkurs. Häufig wird der Kurs in Bezug zu einer anderen Währung oder einer Auswahl mehrerer<br />

Währungen, zum Beispiel jener der Handelspartner, festgelegt. In der Vergangenheit, kam es auch vor, das der<br />

Kurs an den Wert einer Edelmetalls gebunden war. Ist der Wechselkurs bestimmt, versucht die Regierung ihn<br />

möglichst auf diesem Wert konstant zu halten. Alternativen dazu sind, den Kurs in einer bestimmten Zone oder<br />

in einer vorausbestimmten Entwicklung zu halten. Es kann aber vorkommen, dass die Umstände die Regierung<br />

dazu zwingen, den Wechselkurs zu ändern. Muss der Kurs nach unten korrigiert werden, spricht man von einer<br />

devaluation, was einer Abwertung der inländischen Währung entspricht. Eine Aufwertung der inländischen<br />

Währung wird revaluation genannt. Das Angebot/Nachfrage-Diagramm kann auch auf ein Land mit fixen<br />

Wechselkursen übertragen werden.<br />

Angebot an Pesos<br />

Dollar/Peso Kurs<br />

0.125<br />

0.10<br />

A<br />

B<br />

Nachfrage nach Pesos<br />

Menge gehandelter Pesos<br />

Nehmen wir an, das Land Latinia hat fixe Wechselkurse, seine Währung heisst Peso. Pesos werden angeboten<br />

von Latinia-Haushalten und Unternehmen, welche ausländische Währungen kaufen wollen, um ausländische<br />

Güter oder Kapitalanlagen zu erwerben. Pesos werden nachgefragt von Leuten, die Güter oder Kapitalanlagen<br />

aus Latinia kaufen wollen. Wenn Latinia flexible Wechselkurse hätte, wäre der Dollar/Peso Kurs 0.10. Dies ist<br />

der fundamental value des Peso. Die Regierung hat nun aber den Wechselkurs auf 0.125 fixiert, was einem<br />

höheren Wert als dem fundamental value entspricht, d.h. der Peso ist überbewertet (overvalued). Wäre der Kurs<br />

tiefer als der fundamental value, so wäre der Peso unterbewertet (undervalued). Was kann nun die Regierung<br />

tun?<br />

- Zunächst könnte sie den Wechselkurs senken, dies kann jedoch kaum ihr Ziel sein, wenn sie fixe<br />

Wechselkurse anstrebt. Diese Massnahme wird erst als allerletze Konsequenz in Betracht gezogen.<br />

- Um den überbewerteten Wechselkurs zu halten, könnte die Regierung die internationalen Transaktionen<br />

unterbinden, indem sie Zölle auf Importe oder Import-Verbote erlässt. Dies würde das Angebot an Pesos<br />

verringern, da niemand mehr ausländische Währungen braucht. Die Angebotskurve würde sich nach links<br />

verschieben, was den fundamental value auf den angestrebten Wechselkurs anheben würde. Die Regierung<br />

könnte auch ein Verbot erlassen, den Peso gegen Fremdwährungen zu tauschen, so dass einzig die<br />

Regierung selber das Peso Angebot bestimmen könnte. Solche Massnahmen, welche den Handel<br />

einschränken sind jedoch nicht nur sehr aufwändig, sondern verursachen hohe Kosten <strong>für</strong> die Wirtschaft, da<br />

sie die Vorteile von Spezialisierung und internationalem Handel verhindern.<br />

- Die Regierung könnte selber als Nachfrager der eigenen Währung im Markt auftreten. Die Grafik zeigt, dass<br />

bei einem Kurs von 0.125 das Angebot die Nachfrage um die Differenz A-B übersteigt. Um den Pesokurs<br />

Moser Marco Seite 104/115


Principles Of Economics<br />

auf diesem Niveau zu halten, muss die Regierung diesen Betrag an Pesos kaufen, so dass sich Angebot und<br />

Nachfrage bei 0.125 treffen. Um die Pesos kaufen zu können, braucht die Regierung einen Vorrat an<br />

ausländischen Währungen oder Geldanlagen (international reserves). Ein Land, das einen überbewerteten<br />

Kurs halten will, muss jedes Jahr einen Teil seiner Reserven verkaufen, der Vorrat wird abnehmen. Die<br />

Netto-Abnahme der international reserve heisst balance-of-payments deficit. Ein Land das einen<br />

unterbewerteten Kurs halten will, wird die international reserve vergrössern. Eine solche Zunahme heisst<br />

balance-of-payment surplus. 15<br />

Dies kann <strong>für</strong> eine gewisse Zeit getan werden, nämlich solange, bis die Reserven aufgebraucht sind. Dann muss<br />

die Regierung wohl oder übel einen neuen Wechselkurs festlegen.<br />

Spekulative Attacken (speculative attacks)<br />

Der Versuch einer Regierung einen überbewerteten Kurs zu halten kann ziemlich abrupt beendet werden durch<br />

spekulative Attacken. Darunter versteht man den massiven Verkauf der inländischen Währung durch In- und<br />

Ausländer. Dies passiert, wenn die Investoren be<strong>für</strong>chten, dass die überbewertete Währung entwertet werden<br />

wird. Dann würden nämlich die Geldanlagen an Wert verlieren. Daher versuchen alle, die Geldanlagen und<br />

loszuwerden. Die Angst vor Entwertung kann selber zu Ursache der Entwertung werden, wie die folgende Grafik<br />

zeigt.<br />

S<br />

S‘<br />

Dollar/Peso Kurs<br />

0.125<br />

0.10<br />

A<br />

B<br />

C<br />

D<br />

offizieller Wert<br />

Spekulative Attacke: Die Investoren haben Menge Angst gehandelter vor einer Entwertung Pesos des Peso. Alle wollen ihre Pesos<br />

loswerden, die Angebotskurve verschiebt sich nach rechts.<br />

Die Zentralbank hat nun ein Problem: Bisher musste sie die Differenz AB an Pesos aufkaufen, um den Kurs bei<br />

0.125 halten zu können. Nun muss sie die Differenz AC aufkaufen. Hat die Bank nicht mehr genug Reserven,<br />

oder erachtet sie es als aussichtslos den Kurs weiterhin zu halten, wird sie den offiziellen Wechselkurs neu<br />

setzen und zwar bei einem noch tieferen Wechselkurs als die Investoren be<strong>für</strong>chtet haben.<br />

Geldpolitik und fixe Wechselkurse<br />

Eine weitere Möglichkeit, den Wechselkurs fix zu halten, ist den fundamental value so zu beeinflussen, dass er<br />

sich mit dem official value deckt. Der effizienteste Weg das zu erreichen, ist die Geldpolitik.<br />

S<br />

Dollar/Peso Kurs<br />

0.125<br />

0.10<br />

offizieller Wert<br />

D D‘<br />

- Ausgangslage: Angebot und Nachfrage ergeben einen fundamental value von 0.10. Der offizielle Wert,<br />

gesetzt durch die Regierung ist 0.125. Der Peso ist overvalued.<br />

Menge gehandelter Pesos<br />

- Die Zentralbank erhöht den Realzinssatz, indem sie die Geldmenge verkleinert. Die inländischen<br />

Geldanlagen werden attraktiver, die Nachfrage nach Pesos steigt. Die Nachfragekurve verschiebt sich nach<br />

rechts.<br />

- Der neue fundamental value entspricht dem offiziellen Wert.<br />

Der Nachteil dieser Lösung ist, dass wenn die Geldpolitik zur Fixierung des Wechselkurses angewendet wird, sie<br />

nicht mehr zu Stabilisierung der Wirtschaft eingesetzt werden kann. Nehmen wir an, die Wirtschaft befindet sich<br />

in einer Rezession und gleichzeitig ist die inländische Währung überbewertet. Einerseits müsste die Zentralbank<br />

also die Geldpolitik lockern, andererseits müsste sie die Geldmenge verkleinern. Am schlimmsten ist dieses<br />

Dilemma bei spekulativen Attacken. Um den Kurs zu halten, muss der Realzinssatz massiv erhöht werden, dass<br />

15 Beispiel auf Seite 820.<br />

Moser Marco Seite 105/115


Principles Of Economics<br />

die Nachfrage entsprechend dem Angebot zunimmt. Dies führt zu einer Abnahme von Konsum und Investitionen<br />

und kann somit eine Rezession auslösen. 16<br />

Der International Monetary Fund (IMF)<br />

Der IMF wurde nach dem 2. Weltkrieg gegründet mit dem Ziel, das System fixer Wechselkurse (Bretton<br />

Woods), welches nach dem Krieg eingeführt wurde, zu führen. Der IMF sollte den Ländern die nötigen Reserven<br />

leihen, damit sie ihre Wechselkurse stabil halten konnten. Nach 1973, als die USA, Grossbritannien,<br />

Deutschland und die meisten Industrienationen flexible Wechselkurse einführten, bekam der IMF eine neue<br />

Mission. Seit dann verleiht der IMF vor allem Reserven an Entwicklungsländer, z.B. Mexiko. Kritiker des IMF<br />

sagen, dass er Länder dazu gezwungen hat, die Geldpolitik zu verschärfen, was zu nicht immer gut war. Weiter<br />

wird gesagt, dass er reiche Investoren unterstützt oder der Politik der Weltbank in die Quere kommt.<br />

The Great Depression<br />

Welche Fehler wurden gemacht?<br />

Zwischen 1928 und1929 verkleinerte die Fed die Geldmenge, obwohl keine Inflation da war. Dies geschah, um<br />

den boomenden Aktienmarkt zu regulieren. Der Realzinssatz stieg, die Aktienkurse crashten, das Wachstum<br />

nahm ab.<br />

Zwischen 1930 und 1933 während der banking panics gingen Tausende Banken unter. Die Regierung leiss das<br />

zu, da sie dachte, nur die schwachen Banken würden bankrott gehen und das Bankensystem dadurch gestärkt<br />

werden. Es ging jedoch eine Menge Geld verloren.<br />

Ein weiterer Fehler war die Wechselkurspolitik. Zu Beginn der Depression war der Dollarkurs an den Goldwert<br />

gebunden. Als die Depression schlimmer wurde, zwang der Kongress die Fed, die Geldpolitik zu lockern, um die<br />

Abnahme des Outputs und der Preise zu stoppen. Die Fed tat dies jedoch nicht, da sie den Dollarkurs fix halten<br />

wollte und Angst hatte, eine Lockerung der Geldpolitik könnte eine spekulative Attacke verursachen.<br />

Die Fixierung des Wechselkurses statt die Stimulierung der Wirtschaft anzustreben, war ein bedeutender Fehler.<br />

1933 wurde der Gold-Standard durch Roosevelt abgeschafft. Das Geldangebot begann zu steigen, Output, Preise<br />

und Aktienkurse erholen sich von 1933 bis 1937.<br />

Flexible oder Fixe Wechselkurse?<br />

Dabei gilt es zu beachten:<br />

Konsequenzen des Wechselkurssystems <strong>für</strong> die Geldpolitik<br />

Konsequenzen <strong>für</strong> Handel<br />

- Flexible Wechselkurse erlauben und verstärken die Möglichkeit anhand der Geldpolitik die<br />

Gesamtnachfrage beeinflussen und so die Wirtschaft stabilisieren zu können. In grossen Volkswirtschaften<br />

macht es keinen Sinn, den Wechselkurs zu fixieren. Für kleine Volkswirtschaften kann es den Vorteil haben,<br />

dass sie so von den Stabilisierungsmassnahmen der grossen Nachbarn (Argentinien und USA) profitieren<br />

können.<br />

- Verfechter fixer Wechselkurse argumentieren, dass fixe Wechselkurse den internationalen Handel<br />

erleichtern, da sie Unsicherheiten bezüglich des zukünftigen Wechselkurses beheben. Es ist jedoch nicht<br />

gesagt, das fixe Wechselkurse <strong>für</strong> immer fix bleiben. Spekulative Attacken können wie gesehen zu<br />

plötzlichen und massiven Entwertungen führen.<br />

16 Ein Beispiel da<strong>für</strong> ist die Asienkrise von 1997-1998. Genauer beschrieben auf Seite 825.<br />

Moser Marco Seite 106/115


Principles Of Economics<br />

Chapter 17: Macroeconomics: the bird’s-eye view of the economy<br />

1921-22 erfuhr Amerika eine erste Wirtschaftskrise. 1929 ging es der Wirtschaft wieder schlecht, doch alle<br />

hofften, dass auch diese Rezession in einem Jahr überwunden sein würde. Leider dauerte sie bis 1939 und dies<br />

weltweit (ein Grund, warum Hitler in Deutschland an die Macht kam war, dass er unter anderem die Armee neu<br />

bewaffnete und so Arbeitsplätze schuf).<br />

Vielfach wird heute als Grund der Börsenkrach im Oktober 1929 aufgeführt. Ähnlich Börsenkrachs später<br />

verursachten aber keine wirtschaftliche Rezession. Wahrscheinlicher ist, dass der Anfang der „Great<br />

Depression“ den Börsenkrach verursachte. Aus heutiger Sicht war die „Great Depression“ <strong>für</strong> die ökonomische<br />

Politik, was die Titanic-Reise <strong>für</strong> die Ozeannavigation war: eine Katastrophe. Aus dieser musste man<br />

schmerzlich erfahren, dass der Markt nur mit geeigneten Schranken (Politik) funktionieren kann.<br />

<strong>Makro</strong>ökonomische Politik versucht die Wirtschaft als Ganzes zu beeinflussen. Davon zu unterscheiden sind<br />

punktuelle Eingriffe (fixierte Milchpreise, etc.). Das Verständnis welchen Einfluss die Politik auf die Wirtschaft<br />

hat, soll helfen, Fehler, wie die bei der grossen Depression zu verhindern.<br />

<strong>Makro</strong>ökonomische Hauptstreitfragen:<br />

Wirtschaftliches Wachstum und Lebensstandards<br />

Bei einem hohen Lebensstandard muss man sich zwar immer noch zwischen zwei Gütern entscheiden, aber hohe<br />

Einkommen machen diese Entscheidung weniger schmerzhaft („Auto oder Appartement“ ist leichter zu<br />

entscheiden als „Kinder ernähren oder sie zur Schule schicken“). Wirtschaftliches Wachstum beschert nicht<br />

jedermann einen höheren Lebensstandard, aber der durchschnittliche steigt!<br />

Fragen eines Ökonomen: Was verursachte das enorme wirtschaftliche Wachstum in den letzten 100 Jahren?<br />

Kann es so weiter gehen? Sollte es überhaupt so weiter gehen?<br />

Der Pro-Kopf-Output ist ein besserer Indikator <strong>für</strong> den durchschnittlichen Lebensstandard eines Landes als der<br />

totale Output (USA: totaler Output ver25fachte sich seit 1900, Pro-Kopf-Output ver7fachte sich nur: Grund <strong>für</strong><br />

diesen Unterschied ist das Bevölkerungswachstum).<br />

Produktivität<br />

Eine weitere wichtige Grösse ist der Pro-Arbeiter-Output oder „average labor productivity“ (totaler Output<br />

geteilt durch die Anzahl angestellter Arbeiter). Je mehr wir produzieren können, desto mehr können wir<br />

konsumieren. Deshalb führt eine Verlangsamung der Produktivität zu einer langsameren Verbesserung des<br />

Lebensstandards.<br />

Example 17.1:<br />

Totaler Output<br />

Anzahl Einwohner<br />

Angestellte Arbeiter<br />

Pro-Kopf-Output<br />

“Average labor prod.”<br />

Amerika<br />

63'846 $<br />

China<br />

902 Mrd. $<br />

1'236 Mill. $<br />

696 Mill. $<br />

730 $<br />

1’296$<br />

8'300 Mrd. $<br />

268 Mill. $<br />

130 Mill. $<br />

30'970 $<br />

Moser Marco Seite 107/115


Zusammenfassung „Principles of Economics“<br />

Der Totale Output von China macht ca. 10 % des amerikanischen aus und trotzdem sind Pro-Kopf-Output und<br />

„average labor productivity“ (Output pro angestellter Arbeitskraft) nur gerade 2 bis 2,5 % des amerikanischen.<br />

Daraus folgt, es kommt nicht nur auf den totalen Output einer Wirtschaft drauf an, sondern auch auf die Anzahl<br />

Leute, auf die dieser Verteilt werden muss. Für die Ökonomen ist nun interessant, was diese Änderungen in der<br />

Produktivität verursachen.<br />

Rezession und Expansion<br />

Verlangsamung des wirtschaftlichen Wachstums nennt man Rezession. Speziell harte werden Depressionen<br />

genannt. Das Gegenteil, überdurchschnittlich schnelles wirtschaftliches Wachstum, bezeichnet man als<br />

Expansion und speziell starke als Booms.<br />

Doch was verursacht diese Schübe in der wirtschaftlichen Entwicklung und wie kann die Politik auf diese<br />

Einwirken oder Reagieren?<br />

Arbeitslosigkeit<br />

Arbeitslosigkeit ist ein Schlüsselindikator <strong>für</strong> den Stand des Arbeitsmarktes. Aber warum hat es auch eine<br />

gewisse Arbeitslosigkeit, wenn es der Wirtschaft gut geht (Sockelarbeitslosigkeit)? Sie variiert aber sehr stark<br />

von Land zu Land. Auch die Definition von „hoher“ Arbeitslosigkeit ist von Nation zu Nation unterschiedlich<br />

(heute: CH: 2 % / Europa: 8%). Was verursacht diese nationalen Unterschiede?<br />

Example 17.2: Während der grossen Depression stieg die Arbeitslosenquote von 3 % 1929 auf 25 % im<br />

Jahre 1933. Generell steigt die Arbeitslosigkeit bei wirtschaftlichem Abschwung.<br />

Inflation (prozentualer Anstieg der Preise)<br />

Bei starker Inflation muss man <strong>für</strong> einen Laib Brot immer mehr bezahlen, da die Inflation die Preise ansteigen<br />

lässt. Probleme entstehen hierbei <strong>für</strong> Leute mit fixem Einkommen (z.B. Rentner), die sich gewisse Sachen dann<br />

nicht mehr leisten können. Oft hört man in der Politik das Argument, dass man eine niedrige Arbeitslosigkeit nur<br />

mit steigender Inflation „kaufen“ kann und Umgekehrt. Was ist dran an dieser Aussage?<br />

Ökonomische Unabhängigkeit unter Nationen<br />

Nationale Wirtschaften existieren zwar nicht in Isolation aber sind immer mehr unabhängig. Die USA sind eine<br />

der Nationen mit dem grössten Selbstversorgungsgrad. Heute werden die internationalen Händel oft <strong>für</strong><br />

politische Zwecke missbraucht (Bananenstreit EU-USA). Nach den beiden Weltkriegen stiegen die Exporte der<br />

USA markant an, denn diese gingen nach Europa, um dort beim Aufbau zu helfen. Doch was verursacht die<br />

Handelsdefizite (Import wird notwendig) und Handelsüberschüsse (Exporte werden getätigt)? Sind sie hilfreich<br />

oder eher schädlich? Was nützen Freihandelsabkommen (Handel ohne Schutzzölle) der eigenen Wirtschaft?<br />

<strong>Makro</strong>ökonomische Politik<br />

Wie oben beschrieben, beeinflussen viele Faktoren die ökonomische Leistung, aber die Politik ist darunter wohl<br />

der wichtigste. Denn die Politik setzt die Leitplanken der Wirtschaft. Deshalb gilt es <strong>für</strong> die <strong>Makro</strong>ökonomen die<br />

Effekte unterschiedlicher Politik zu verstehen und der Regierung bessere Wirtschaftspolitik zu entwickeln.<br />

Typen von makroökonomischer Politik (= Politik, welche die Leistung der Wirtschaft beeinflusst)<br />

Dabei sind drei Grundrichtungen zu unterscheiden: monetary, fiscal and structural policy.<br />

Monetary Policy (Ermittlung des nationalen Geldangebots)<br />

Änderungen im Geldangebot beeinflussen wichtige ökonomische Variablen (nationaler Output,<br />

Arbeitslosigkeit, Inflation, Aktienkurse, Wechselkurse, ...). In nahezu allen Ländern wird die monetäre<br />

Politik von sogenannten Nationalbanken betrieben (CH: Nationalbank; EU: europäische Zentralbank; USA:<br />

Central Bank of the United States)<br />

Fiscal Policy (= Entscheidungen, die das Staatsbudget bestimmt)<br />

Der Ausgleich von Steuereinnahmen und Staatsausgaben ist der wichtige Aspekt bei diesem Typ von<br />

Politik. Hier entscheidet das Finanzministerium eines jeden Landes. 1980 schadete die zunehmende<br />

Lerngruppe Kernfächer 108


Zusammenfassung „Principles of Economics“<br />

Verschuldung der Staaten der Wirtschaft, würden die Vertreter dieser Theorie als Beweis anführen.<br />

Entsprechend begründen sie den wirtschaftlichen Aufschwung in den 90er Jahren.<br />

Structural Policy (= zielen auf Änderung der der Wirtschaft zugrunde liegenden Strukturen)<br />

Die Ton angebende Instanz ist bei dieser Art von Politik die Regierung als Ganzes. Vor allem nach dem<br />

Fall des „eisernen Vorhangs“ versuchten die osteuropäischen Staaten mit grundlegenden Reformen in der<br />

Wirtschaft, den Schritt von der Planwirtschaft zur freien Marktwirtschaft zu machen. Die Vertreter dieser<br />

Theorie hoffen, dass Änderungen in den Grundstrukturen der Wirtschaft oder der Neugestaltung der<br />

Institutionen wirtschaftliches Wachstum stimuliert und sich damit auch der Lebensstandard verbessert.<br />

Positive gegen normative Analyse der makroökonomischen Politik<br />

Politiker benötigen ökonomischen Analysen bei der Entscheidungsfindung in politischen Diskussionen. Dabei<br />

gilt es z.B.. Effekte auf spezielle Industrien, Bevölkerungsgruppen, etc. zu eruieren. Die positive Analyse ist ein<br />

objektives und wissenschaftliches Hilfsmittel, um ökonomische Wirkungen aufzuzeigen. Im Gegensatz dazu<br />

steht die normative Analyse. Sie bezieht auch die Werthaltungen der Personen oder Organisationen, welche die<br />

Analyse machen, in das Resultat mitein. Deshalb gibt es bei Diskussionen zu unterscheiden, ob der Grund da<strong>für</strong><br />

eine positive oder normative Analyse ist. Wenn Personen aus normativen Gründen eine unterschiedliche<br />

Meinung haben, macht eine wirtschaftliche Analyse nur wenig Sinn.<br />

Example 17.3: 1999 beschloss der von den Republikanern (Konservative) dominierte amerikanische Kongress vor allem zu Gunsten<br />

der Reichen Steuerkürzungen. In dem Zeitungsartikel werden sie unter normativen und positiven Aspekten betrachtet: positiv: Ende der<br />

Staatsüberschüsse und Nationalbank muss Zinsen anheben, um Inflation zu verhindern; normativ: Vorschlag verdient Veto.<br />

Um den Artikel kritisch beurteilen zu können, gibt es zwei Fragen zu beantworten. Erstens: Entsprechen die positiven Aussagen<br />

überhaupt der Wahrheit oder sind sie mindestens plausibel? Zweitens: Habe ich die selben normativen Einstellungen (Werthaltungen)<br />

wie der Autor des Textes?<br />

Aggregation (=“Aufaddition“)<br />

Die <strong>Makro</strong>ökonomie hat somit eine Vogelperspektive („big picture“)über die Gesamtwirtschaft, die<br />

<strong>Mikro</strong>ökonomie geht mehr ins Detail (Froschperspektive) und untersucht die Wirtschaft im Bereich der<br />

Haushalte und Unternehmungen oder betrachtet nur Teilmärkte. Aber bei beiden sind die Werkzeuge der<br />

Untersuchungen die gleichen. Einen <strong>Makro</strong>ökonomen interessiert es nicht, ob ein Konsument Cola oder Pepsi<br />

trinkt, ins Kino oder Theater geht, etc. Diese individuellen Entscheidungen interessieren den <strong>Mikro</strong>ökonomen.<br />

Ein <strong>Makro</strong>ökonom addiert alle Konsumentenausgaben in einer bestimmten Periode auf, um „Aggregation“<br />

(totale Konsumentenausgaben) zu erhalten. Ihn interessiert auch nicht der Lohn von Klempnern oder Elektrikern,<br />

sondern der durchschnittliche Lohn aller Arbeiter.<br />

Example 17.4: Die Kriminalitätsrate ist eine solche Kenngrösse. Sie kann darüber Auskunft geben, ob generell mehr oder weniger<br />

Verbrechen verschiedenster Arten verübt wurden. Dabei stellt man fest, dass die Kriminalitätsrate mit der Arbeitslosenrate steigt und<br />

fällt. Bei der Aggregation gehen aber auch Details verloren, die wichtig sein könnten, z.B. wo fiel die Kriminalitätsrate (Stadt, Land)<br />

oder welche Verbrechen veränderten sich (Raub, Mord): Der Preis <strong>für</strong> den Blick <strong>für</strong> die Gesamtwirtschaft oder soziale Trends.<br />

Example 17.5:<br />

<strong>Makro</strong>ökonomen sind an den totalen Exporten Amerikas interessiert (in Dollar gemessen),<br />

als deren einzelner Komponenten. Das gibt einem die Möglichkeit zu bestimmen, welches<br />

z.B.. die grössten „Kunden“ der USA sind.<br />

Studieren der <strong>Makro</strong>ökonomie: ein Rückblick<br />

Theorien müssen von <strong>Makro</strong>ökonomen getestet werden. Da<strong>für</strong> stehen ihm verschiedene Messinstrumente zur<br />

Verfügung (Produktivität, Arbeitslosenrate, Inflation, etc.). Die <strong>Makro</strong>ökonomen interessiert vor allem die<br />

Langzeitperspektive (long-run). Diese gibt uns wichtige Ansätze, um kurzfristige Änderungen in der Wirtschaft<br />

(short-run) zu verstehen.<br />

Lerngruppe Kernfächer 109


Zusammenfassung „Principles of Economics“<br />

Wichtige Begriffe:<br />

- macroeconomic policies (makroökonomische Politik) = Politik, welche die Leistung der<br />

Gesamtwirtschaft beeinflusst<br />

- <strong>Makro</strong>ökonomie = Studieren der Leistungen einer nationalen Wirtschaft<br />

- Lebensstandard = Grad des Zugangs zu Gütern und Dienstleistungen, welche das Leben verbessern helfen<br />

- average labor productivity = Output pro angestellter Arbeitskraft (Output geteilt durch Anzahl angestellter<br />

Arbeiter)<br />

- Rezession = Verlangsamung des wirtschaftlichen Wachstums (Depression als Extrem)<br />

- Expansion = Beschleunigung des wirtschaftlichen Wachstums (Boom als Extrem davon)<br />

- Inflation = prozentualer Anstieg der Preise<br />

- Monetary Policy (monetäre Politik) = Ermittlung des nationalen Geldangebots<br />

- Fiscal Policy (Fiskalpolitik) = Politik, die das Staatsbudget bestimmt<br />

- Structural Policy (strukturelle Politik) = zielt auf Änderung der der Wirtschaft zugrunde liegenden<br />

Strukturen und Institutionen<br />

- positive analysis = ökonomische Konsequenzen aus einer Entscheidung oder Politik (objektive Betrachtung,<br />

NICHT, ob diese Konesequenz wünschenswert ist)<br />

- normative analysis = stellt die Frage, ob eine Politik angewandt werden soll (subjektiv: normative Analyse<br />

verwickelt unvermeidlich die Werthaltungen der Person, welche die Analyse macht, in die Entscheidung<br />

und Entscheidungsfindung)<br />

- aggregation = Aufaddieren individueller ökonomischer Variablen um gesamtwirtschaft-liche Ergebnisse zu<br />

erhalten<br />

- long-run / short-run: ob das eine oder andere hängt weniger von der Zeit ab, als vielmehr von 3 wichtigen<br />

wirtschaftlichen Faktoren: Preisniveau, Output und Kapital<br />

Lerngruppe Kernfächer 110


Zusammenfassung „Principles of Economics“<br />

Chapter 22 page 575-605<br />

Sparen ist wichtig, nicht nur betreffend der einzelnen Haushalte, sondern <strong>für</strong> eine<br />

Volkswirtschaft als Ganzes. In den USA war während den letzten Jahren zu beobachten, dass<br />

die Sparquote der privaten Haushalte zurückging. Dies ist durch die florierende Wirtschaft zu<br />

erklären: Geht es den Menschen gut, geben sie mehr Geld aus, sie haben weniger Ängste.<br />

Wenn wir zu den privaten Haushalten die Wirtschaft und die Regierung dazunehmen, erhalten<br />

wir die nationale Sparquote (national saving).<br />

Ersparnisse und Wohlfahrt<br />

Ersparnisse setzen sich aus dem Einkommensanteil zusammen, der nicht <strong>für</strong> Konsum<br />

ausgegeben wird. Um die Ersparnisrate (saving rate) zu berechnen, teilen wir den gesparten<br />

Betrag durch das gesamte Einkommen der Periode. Der Wert einer ökonomischen Einheit<br />

ergibt sich aus der Bilanz der Vermögenswerte und der Verbindlichkeiten. Die<br />

Vermögenswerte (assets) lassen sich in finanzielle (z.B. Aktien) und reale (z.B. Haus,<br />

Schmuck) Teile gliedern. Die Verbindlichkeiten (liabilities) sind Schulden (z.B. Kredit<br />

Karte). Die Differenz wird als „net worth“ bezeichnet.<br />

Stocks and flows<br />

Flows sind Geldströme, die über eine Zeitspanne anfallen (z.B. der monatliche Lohn,<br />

Ersparnisse), also eine Einheit pro Zeit. Stocks sind dagegen Grössen, die zu einem<br />

bestimmten Zeitpunkt gemessen werden (z.B. das Vermögen am 1.1.2002). Nehmen<br />

Ersparnisse zu, nimmt das Vermögen um denselben Betrag zu. Sparen ist demnach wichtig<br />

und erhöht sowohl das Vermögen des Einzelnen, wie auch jenes der Volkswirtschaft und<br />

erhöht den Lebensstandard. Es ist eine Investition in die Zukunft.<br />

Auch Kapitalgewinne (z.B. Kurswert der Aktie steigt) wirken sich auf den Wohlstand aus, sie<br />

werden jedoch nicht zu den Ersparnissen gezählt.<br />

Vermögensänderung = Ersparnisse + Kapitalgewinne – Kapitalverluste<br />

Mit diesen Erkenntnissen lässt sich auch erklären, warum der Wohlstand in Amerika in den<br />

90er Jahren anstieg, obwohl die Sparquote gering war. Die Aktienkurse waren<br />

ausserordentlich hoch, auch wer selbst keine Wertpapiere kaufte, konnte durch seine<br />

Pensionskasse etc. von diesen Kursen profitieren. In diesem „Bullen-Markt“ sahen die<br />

meisten Haushalte keinen Grund zum Sparen.<br />

Warum sparen die Menschen?<br />

Ökonomen haben drei Gründe gefunden, warum die Menschen sparen.<br />

1. life-cycle saving<br />

Die Menschen blicken in die Zukunft und wollen sich ein angenehmes Leben nach der<br />

Pension sichern, das Studium ihrer Kinder bezahlen können oder sich ein neues Auto/Haus<br />

leisten.<br />

2. precautionary saving<br />

Sparen dient zum Schutz vor unvorhergesehenen Ereignissen, wie etwa Arbeitslosigkeit oder<br />

medizinische Probleme.<br />

3. bequest saving<br />

Menschen mit höherem Einkommen geben nicht ihr ganzes Einkommen aus, weil sie ihren<br />

Nachkommen ein Erbe hinterlassen wollen.<br />

Wieso liegt die Sparquote in Japan bei 20%? Zum einen sind die Lebenskosten hoch,<br />

insbesondere Häuser sind teuer. Zum anderen lassen sich Japaner häufig frühpensionieren und<br />

müssen entsprechend vorsorgen.<br />

Lerngruppe Kernfächer 111


Zusammenfassung „Principles of Economics“<br />

Sparen und Zins<br />

Die meiste Menschen sparen, weil sie sich erhoffen, das Geld dabei gut zu investieren und ihr<br />

Vermögen anwachsen zu lassen. Die Rate des Vermögenszuwachses hängt mit dem realen<br />

Zinssatz (real interest rate) zusammen, also dem Zins abzüglich Inflation. Je höher der reale<br />

Zinssatz, desto grösser ist der Anreiz zu sparen. Die Verzichtskosten <strong>für</strong> einen Betrag, den<br />

man sparen will, sind gleich gross, unabhängig vom Zinssatz, der Nutzen wächst dagegen mit<br />

wachsendem Zinssatz.<br />

Bsp.: Sparen lohnt sich! Betrachten wir die Familien Spends und Thrifts. Beide<br />

verdienen $40000 pro Jahr, sie begannen 1980 zu sparen und werden dies bis zu ihrer<br />

Pension im Jahre 2015 konstant halten. Ihre Ersparnisse legen beide Familien in einem<br />

Fonds an, der 8% Rendite gibt. Die Spends sparen jeweils 5% ihres Einkommens, die<br />

Thrifts 20%. Nach dem ersten Jahr beträgt das Einkommen der Spends $40160, wobei<br />

die $160 die 8% des Zins auf $2000 ( = 5% des Einkommens). Die Thrifts sparen<br />

$8000 ( = 20% des Einkommens), was bei einem Zins von 8% einen zusätzlichen<br />

Ertrag von $640 ergibt, ihr gesamtes Einkommen beläuft sich damit auf $40640. Das<br />

Einkommen der Thrifts steigt, bei prozentual gleichbleibenden Werten, real stärker, als<br />

jenes der Spends. Die Unterschiede nehmen mit den Jahren zu. Irgendwann, hier nach<br />

15 Jahren, wird das Vermögen so gross, dass nicht nur der ersparte Teil, sondern auch<br />

der Anteil <strong>für</strong> Konsumausgaben bei den Thrifts grösser ist, als bei den Spends. (vgl. S.<br />

583)<br />

Hohe Zinsen sind ein Anreiz, vermehrt zu sparen. In der Praxis hat sich jedoch gezeigt, das<br />

die Spartätigkeit oft zurückgeht, da die Menschen bei höheren Zinsen ihr Ziel eines<br />

bestimmten Betrages auch mit geringeren Einsparungen erreichen.<br />

Wieso ist die Sparquote in den USA so gering? Ein Grund ist das Sozialsystem, welches die<br />

älteren Menschen nicht im Stich lässt, damit wird der Anreiz kleiner, <strong>für</strong> die Pension zu<br />

sparen. Weiter sind Häuser zu günstigen Anzahlungen zu kaufen. Zudem ist die gute<br />

Wirtschaftslage der 90er Jahre ebenfalls daran Schuld, dass die tiefe Sparquote weiter<br />

gesunken ist. Selbstverständlich sind auch psychologische Faktoren, wie z.B. Gruppenzwang<br />

durch das Verhalten der Gesellschaft, nicht zu vernachlässigen.<br />

Nationales Sparen und seine Komponenten<br />

Erinnern wir uns an die Formel, nach der die Produktion bzw. das Einkommen mit den<br />

totalen Ausgaben gleichzusetzen ist.<br />

Y = C + I + G + NX<br />

Y = Produktion oder Gesamt-Einkommen (beides muss gleich gross sein)<br />

C = Konsumausgaben<br />

I = Investitionen<br />

G = Staatsausgaben<br />

NX = Netto Exporte<br />

Für die folgenden Überlegungen setzen wir NX = 0, unser Land hat demnach keinen<br />

Aussenhandel oder die Importe sind gleich den Exporten.<br />

Auch die Sparquote eines Volkes berechnet sich nach dem gesamten Einkommen, abzüglich<br />

den laufend anfallenden Ausgaben. Bei den Ausgaben, hier Konsum und Staatsausgaben, ist<br />

es schwierig zu bestimmen, ob es sich um laufende oder zukünftige Bedürfnisse handelt. Wir<br />

wollen im Folgenden davon ausgehen, dass es sich um laufend anfallende Bedürfnisse<br />

handelt. Wir erhalten:<br />

S = Y – C – G<br />

S = Nationale Sparquote<br />

Y =Bruttoinlandprodukt<br />

C = laufend anfallende Konsumausgaben<br />

G = laufend anfallende Staatsausgaben<br />

Lerngruppe Kernfächer 112


Zusammenfassung „Principles of Economics“<br />

Die Sparquote wird prozentual anhand des Bruttoinlandproduktes gemessen. Die nationale<br />

Sparquote unterliegt geringeren Veränderungen als die private, was damit zusammenhängt,<br />

das der Staat und die Wirtschaft langfristiger und substanzieller sparen.<br />

Private und öffentliche Komponenten des nationalen Sparens<br />

Wir unterscheiden zwischen privatem Sparen (Haushalte und Firmen) und öffentlichem<br />

Sparen (Regierung). Die Privaten machen Zahlungen an die Regierung und die Regierung<br />

macht Zahlungen an Private. Zahlungen der Regierung an Private können einen<br />

wirtschaftlichen Zweck haben (z.B. Zinsen auf Staatsanleihen), sie können aber auch als<br />

Subventionen ohne Gegenleistung bezahlt werden (transfer payments). Nun führen wir die<br />

variable T ein, die die Differenz zwischen Zahlungen der Privaten an den Staat und<br />

Zahlungen vom Staat darstellt, T steht <strong>für</strong> netto Taxen. Nehmen wir unsere Formel von oben,<br />

subtrahieren und addieren einmal T, so ändert sich nichts am Wert, durch umformen erhalten<br />

wir :<br />

S = (Y – T – C) + (T – G)<br />

(Y – T – C) ist das private Sparen, also das Einkommen Y minus die laufenden Ausgaben <strong>für</strong><br />

Steuern und Konsum.<br />

(T – G) ist das öffentliche Sparen, wobei T die Einnahmen des Staates sind (z.B. Steuern) und<br />

G die laufenden Ausgaben.<br />

Das nationale Sparen wird durch Haushalte, Firmen und den Staat erreicht., wobei die Firmen<br />

den wichtigsten Beitrag leisten. Die Regierung hat ihrerseits die Möglichkeit, bei einseitigem<br />

Verhalten der Bevölkerung antizyklisch entgegenzuwirken.<br />

Der Staat kann einen Überschuss oder ein Defizit erwirtschaften, wobei sich dies im Laufe der<br />

Jahre ausgleichen sollte. Von einem Budget-Defizit sprechen wir, wenn die Ausgaben grösser<br />

sind, als die Einnahmen aus Taxen (G – T). Bei einem Budget-Überschuss sind die<br />

Einnahmen aus Taxen grösser als die Ausgaben (T – G). Ein Budget-Überschuss ist mit dem<br />

öffentlichen Sparen gleichzusetzen.<br />

Ist die geringe Haushalts-Sparquote ein Problem?<br />

Aus makroökonomischer Sicht wurde das Problem überbewertet. Das nationale Sparen war<br />

immer gross genug, da das enorme Sparen in der Privatwirtschaft das geringe Haushalts-<br />

Sparen ausgleichen konnte. Wichtig ist dabei, dass eine Volkswirtschaft das nötige Kapital <strong>für</strong><br />

Investitionen aufbringt.<br />

Aus mikroökonomischer Sicht handelt es sich um ein Problem, da viele arme Haushalte nicht<br />

sparen können und deshalb auf die Sozialhilfen des Staates angewiesen sind.<br />

Wann investieren Firmen?<br />

Um zu investieren, wird man sich zuerst überlegen, ob man die Investition durch<br />

entsprechende Gewinne rechtfertigen kann. Dabei sind der Preis des Gutes und die<br />

Zinskosten, wenn man das Geld da<strong>für</strong> ausleihen muss, zu berücksichtigen. Die Zinskosten<br />

sind auch dann zu berücksichtigen, wenn die Firma das Investitionsgut direkt kaufen kann,<br />

ohne sich das Geld da<strong>für</strong> auszuleihen. Es handelt sich dabei um Opportunitätskosten, da man<br />

mit dem Geld auch etwas anderes machen könnte (andere Anschaffung, Investition in Aktien<br />

usw.).<br />

Faktoren, die eine Investition positiv beeinflussen sind (vgl. S. 594/595):<br />

1. günstigerer Preis, um Investitionsgut zu erwerben<br />

2. Senkung der realen Zinsrate<br />

3. technologische Fortschritte, die das marginale Produkt des Kapitals erhöhen<br />

4. tiefere Taxen auf Kapitalgewinne<br />

5. höhere Einnahmen durch die Produktion von Gütern<br />

Lerngruppe Kernfächer 113


Zusammenfassung „Principles of Economics“<br />

Sparen, Investieren und Finanzmärkte<br />

Das Gesparte wird einerseits angeboten (durch Haushalte, Firmen und Regierung),<br />

andererseits nachgefragt (von Firmen). Die verschiedenen Parteien treffen sich auf den<br />

Finanzmärkten zu Austausch ihres Kapitals. Der reale Zinssatz hat dabei die Funktion des<br />

Preises.<br />

Realer Zinssatz<br />

Sparen<br />

Investieren<br />

Sparen und investieren<br />

Die Kurven verhalten sich wie normale Angebots- und Nachfragekurven. Kommt<br />

beispielsweise eine neue Technologie auf den Markt, so wollen viele Unternehmungen in<br />

diese investieren und sind bereit, <strong>für</strong> das notwendige Kapital höhere Zinsen zu bezahlen. Die<br />

Investitionskurve bewegt sich nach rechts.<br />

Angenommen, der Staat erwirtschaftet ein Defizit und die privaten Haushalte und<br />

Firmen ändern ihr verhalten nicht, so sinkt die nationale Sparquote. Dadurch ist<br />

weniger Geld <strong>für</strong> Investitionen vorhanden, was diese verteuert. Die Kurve wird nach<br />

links verschoben. Als Folge daraus wird das Wirtschaftswachstum gebremst, wir<br />

nennen diesen Effekt „crowding out“ ( = Staatsdefizit führt zu Investitionsrückgang).<br />

Chapter 28 page 765-767<br />

In der Geschichte hat es schon viele Handelsblockaden gegeben, beispielsweise jene im Jahr<br />

1861, als Präsident Lincoln im Zuge des US-Bürgerkriegs eine Seeblockade errichtete, um die<br />

Baumwoll-Ausfuhr nach Europa zu stoppen.<br />

Auch heute gibt es Leute, die gegen den Freihandel sind, meist aus Gründen des Arbeitsplatz-<br />

Abbaus im Inland. So war das American Free Trade Agreement (NAFTA), welches den<br />

Handel zwischen den USA und Kanada bzw. Mexiko regelt, sehr umstritten. Immer wieder<br />

kommt es zu Gewaltausschreitungen, wie etwa 1999 in Seattle.<br />

Trotzdem hilft uns der Freihandel, eine grössere Wohlfahrt zu erreichen. Gibt es keine<br />

Restriktionen, so wird die Theorie des komparativen Kostenvorteils zum tragen kommen, Die<br />

Nationen werden sich spezialisieren. Wenngleich die allgemeine Wohlfahrt steigt, können<br />

einzelne Gruppen vom Freihandel benachteiligt werden. Der Staat muss diesen Gruppen<br />

helfen, indem er Restriktionen, wie etwa Import-Zölle oder mengenmässige<br />

Einfuhrbeschränkungen, erhebt.<br />

Zu berücksichtigen sind nicht nur Güter und Dienstleistungen, sondern auch Vermögen, die<br />

als sogenannte internationale Kapitalströme (international capital flows) die Weltwirtschaft<br />

wesentlich beeinflussen, sie ermöglichen beispielsweise, dass Importe und Exporte nicht in<br />

jeder Periode gleich gross sein müssen.<br />

Lerngruppe Kernfächer 114


Zusammenfassung „Principles of Economics“<br />

Chapter 29 page 801-806<br />

Das Tauschverhältnis des Geldes ist <strong>für</strong> den Freihandel das wesentliche Kriterium. Da im<br />

internationalen Handel meist zwei unterschiedliche Währungen aufeinander treffen, ist der<br />

Wechselkurs (Nominal Exchange Rate) entscheidend, wobei die Kurse selbstverständlich als<br />

beidseitige Parität bestehen, also z.B. SFr./Dollar und Dollar/SFr.<br />

Der Wert einer Währung ist veränderlich, so müssen wir heute <strong>für</strong> ein Englisches Pfund<br />

bedeutend weniger SFr. Bezahlen, als dies vor 30 Jahren der Fall war. Steigt der Wert einer<br />

Währung im Vergleich zu anderen Währungen prozentual an, sprechen wir von<br />

Kaufkraftgewinn (appreciation), nimmt der Wert einer Währung, verglichen mit anderen,<br />

umgekehrt ab, herrscht ein Kaufkraftverlust (depreciation). Bei den Wechselkursen der<br />

Industrieländer, handelt es sich um flexible Wechselkurse, die sich gemäss Angebot und<br />

Nachfrage auf dem internationalen Währungsmarkt (foreign exchange market) bilden.<br />

Umgekehrt gibt es auch fixe Wechselkurse, so ist etwa der argentinische Peso mit der Parität<br />

1:1 an den US-Dollar geknüpft. Zur Zeit der grossen Depression war auch bei den<br />

Industrieländern eine fixe Bindung festzustellen, als Vergleichs-Einheit wurde damals Gold<br />

verwendet.<br />

Neben der „Nominal Exchange Rate“ gilt es auch die „Real Exchange Rate“ zu betrachten.<br />

Dabei werden die realen Preise eines inländischen und eines gleichwertigen, ausländischen<br />

Produktes verglichen. Vergleichen wir z.B. einen US-Computer <strong>für</strong> $2400 mit einem<br />

japanischen Computer, der umgerechnet $2200 kostet, so ist der US-Computer 2400/2200 =<br />

1.09 resp. 9% teurer als der japanische.<br />

Lerngruppe Kernfächer 115

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