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Wie lese ich eine Thoraxaufnahme?

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PRAXIS Mini-Review Praxis 2012; 101 (2): 107–114 108<br />

Grundlagen<br />

In der konventionellen Radiologie<br />

können die D<strong>ich</strong>tewerte von Luft, Fett,<br />

Wasser (Muskulatur/innere Organe)<br />

und Knochen (Kalzium) unterschieden<br />

werden. Berühren s<strong>ich</strong> zwei Strukturen<br />

gle<strong>ich</strong>er D<strong>ich</strong>te, so sind sie im Projektionsbild<br />

n<strong>ich</strong>t mehr voneinander abzugrenzen.<br />

Dieses Silhouettenze<strong>ich</strong>en hilft<br />

bei der Lokalisation von Strukturen im<br />

Projektionsbild, da die Obliteration<br />

normaler Silhouetten/Linien darauf<br />

hinweist, dass <strong>eine</strong> Pathologie in unmittelbarer<br />

Nachbarschaft lokalisiert sein<br />

muss, so z.B. bei Obliteration des rechten<br />

Randes der Herzsilhouette <strong>eine</strong> Transparenzminderung<br />

im anatomisch benachbarten<br />

Mittellappen liegen muss.<br />

Findet s<strong>ich</strong> <strong>eine</strong> Transparenzminderung<br />

benachbart zum rechten Rand der Herzsilhouette,<br />

ist aber die Herzsilhouette<br />

noch abgrenzbar, liegt die Veränderung<br />

entweder vor oder hinter dem Herzen,<br />

meist im Unterlappen. Eine weitere<br />

Lokalisation ist hier mit dem Seitenbild<br />

mögl<strong>ich</strong>. Das Silhouettenphänomen hilft<br />

auch bei der Unterscheidung von linkem<br />

und rechtem Zwerchfell: das linke<br />

Zwerchfell ist im Seitenbild wegen des<br />

direkten Kontakts mit dem Herzen in<br />

s<strong>eine</strong>n ventralen Abschnitten n<strong>ich</strong>t abgrenzbar,<br />

das rechte Zwerchfell hingegen<br />

schon. Ausserdem liegt das rechte<br />

Zwerchfell infolge der darunterliegenden<br />

Leber meist weiter kranial, und die<br />

Magenblase liegt unter dem linken<br />

Zwerchfell. Es sollte daher in jedem<br />

Thoraxröntgenbild auf das Vorhandensein<br />

der normalen Silhouetten von Herz,<br />

Aorta und Zwerchfell geachtet werden.<br />

Aufnahmetechnik<br />

Mit Ausnahme von kurzfristigen Verlaufskontrollen<br />

sollte <strong>eine</strong> <strong>Thoraxaufnahme</strong><br />

immer in zwei Ebenen (pa und<br />

lateral) durchgeführt werden, falls der<br />

Zustand des Patienten dies zulässt. Erhobene<br />

Befunde sollten zur Unterscheidung<br />

von <strong>eine</strong>r Überlagerung jeweils in<br />

der zweiten Ebene korreliert werden.<br />

Der Nutzen des Seitenbildes liegt dabei<br />

in der Lokalisationsbestimmung von<br />

Strukturen, Darstellung von in der<br />

pa-Aufnahme n<strong>ich</strong>t s<strong>ich</strong>tbaren Details<br />

(z.B. kl<strong>eine</strong>n Ergüssen) und in der Beurteilung<br />

des Mediastinums. Das Seitenbild<br />

wird übl<strong>ich</strong>erweise linksanliegend<br />

angefertigt, um <strong>eine</strong> geometrische Vergrösserung<br />

und Verzerrung der Herzsilhouette<br />

zu vermeiden. Dafür wird die<br />

rechte Lunge entsprechend vergrössert<br />

dargestellt – der weiter posterior projizierte<br />

dorsale Rippenbogen liegt also<br />

rechts. Aufgrund der Vergrösserung ist<br />

auch <strong>eine</strong> genaue Messung des Durchmessers<br />

der Aorta ascendens, die im<br />

Seitenbild immer sehr prominent erscheint,<br />

n<strong>ich</strong>t mögl<strong>ich</strong>. Hierfür ist wieder<br />

die Korrelation mit der pa-Aufnahme<br />

w<strong>ich</strong>tig, um zu beurteilen, ob tatsächl<strong>ich</strong><br />

<strong>eine</strong> Erweiterung vorliegt.<br />

Die Anfertigung <strong>eine</strong>r Aufnahme in<br />

Exspiration bei der Suche nach <strong>eine</strong>m<br />

Pneumothorax wird heute n<strong>ich</strong>t mehr<br />

empfohlen, da ihr Nutzen wissenschaftl<strong>ich</strong><br />

nie nachgewiesen wurde.<br />

Bei <strong>eine</strong>r liegenden Aufnahme kann die<br />

Scapula n<strong>ich</strong>t aus dem Thorax herausgedreht<br />

werden, sie ist immer als ganzes<br />

Dreieck zu sehen. Ausserdem gibt es in<br />

der liegenden Aufnahme k<strong>eine</strong> Magenblase.<br />

Bei der liegenden Aufnahme ist<br />

positionsbedingt nur <strong>eine</strong> geringere<br />

Inspiration mögl<strong>ich</strong>. Dies führt zu <strong>eine</strong>m<br />

Zwerchfellhochstand und zur Minderbelüftung<br />

der Lungenbasen. Aufgrund<br />

der Aufnahmegeometrie mit grösserem<br />

Film – Fokusabstand ersch<strong>eine</strong>n Herz<br />

und Hili grösser und unschärfer. Es<br />

a<br />

b<br />

Abb. 2: Bei der liegenden Aufnahme (a) fallen gegenüber der stehenden Aufnahme (b) des gle<strong>ich</strong>en Patienten <strong>eine</strong> scheinbare<br />

Umverteilung der Lungenzirkulation aufgrund des fehlenden schwerkraftabhängigen Gradienten auf die Lungengefässe, ein<br />

Höherstand der Zwerchfelle und <strong>eine</strong> verbreiterte Herzsilhouette auf.

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