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Wie lese ich eine Thoraxaufnahme?

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PRAXIS Mini-Review Praxis 2012; 101 (2): 107–114 112<br />

kl<strong>eine</strong>r ventraler Pneumothorax nur<br />

indirekt durch <strong>eine</strong> diffus vermehrte<br />

Transparenz sowie durch <strong>eine</strong> scharfe<br />

Begrenzung der Herzkontur und der<br />

costophrenischen Winkel erkennbar.<br />

Findet s<strong>ich</strong> Luft im Pleuraspalt, bildet<br />

allenfalls vorhandene Flüssigkeit immer<br />

ein horizontales Niveau. Ein horizontales<br />

Niveau im Thoraxbild kann daher<br />

hinweisend sein auf <strong>eine</strong>n Seropneumothorax<br />

oder Flüssigkeit in <strong>eine</strong>r Kaverne/<br />

Bulla (Abb. 10).<br />

Abb. 10: Seropneumothorax rechts. Das<br />

Vorliegen <strong>eine</strong>s horizontalen Niveaus<br />

im rechten Hemithorax zeigt, dass gle<strong>ich</strong>zeitig<br />

Luft und Flüssigkeit im Pleuraraum<br />

vorhanden sind.<br />

Herz und Lungenzirkulation<br />

Die häufigste Veränderung der Lungenzirkulation<br />

ist die Lungenstauung oder<br />

pulmonal-venöse Hypertonie. Parallel<br />

zu <strong>eine</strong>m Anstieg des pulmonal-venösen<br />

Drucks finden s<strong>ich</strong> dabei folgende Veränderungen:<br />

Umverteilung der Lungenzirkulation<br />

(nur im stehenden Bild;<br />

Abb. 11), interstitielles Ödem (peribronchiales<br />

Cuffing, Kerley A- und B-Linien,<br />

unscharfe Gefässränder, unscharfe Hili,<br />

verdickte Interlobärsepten; Abb. 1), und<br />

schliessl<strong>ich</strong> Pleuraergüsse und ein alveoläres<br />

Ödem. Bei Patienten mit gle<strong>ich</strong>zeitigem<br />

Emphysem gelten obige Regeln<br />

n<strong>ich</strong>t, da aufgrund der Rarefizierung<br />

Abb. 11: Pulmonal-venöse Hypertonie<br />

(Umverteilung der Lungenzirkulation).<br />

Die pulmonalen Gefässe in den Oberlappen<br />

sind erweitert und stärker gefüllt als<br />

die Gefässe in den Unterlappen. Ausserdem<br />

besteht <strong>eine</strong> deutl<strong>ich</strong>e Kardiomegalie.<br />

Abb. 12: Bei apikal betontem Lungenemphysem<br />

erfolgt bei Destruktion der<br />

Lungenspitzen k<strong>eine</strong> Umverteilung bzw.<br />

Transparenzminderung trotz Dekompensation<br />

der Lungenzirkulation, diese ist<br />

nur in den Lungenbasen erkennbar, wo<br />

noch mehr Gefässe erhalten sind.<br />

des Lungengewebes nur noch partiell<br />

Lungengewebe mit Gefässen zur Verfügung<br />

steht. Dies beze<strong>ich</strong>net man<br />

auch als «inappropriate distribution» der<br />

Lungenzirkulation (Abb. 12).<br />

Seltener findet s<strong>ich</strong> <strong>eine</strong> pulmonal-arterielle<br />

Hypertonie, welche gekennze<strong>ich</strong>net<br />

ist durch erhöhte Durchmesser der<br />

zentralen Pulmonalarterien und <strong>eine</strong>n<br />

Kalibersprung, im Extremfall auch<br />

durch Verkalkungen der Pulmonalarterien<br />

(Abb. 13).<br />

Eine pulmonale Hyperzirkulation (Anämie,<br />

Shunt) oder Hypozirkulation (Gefässobstruktion)<br />

lassen s<strong>ich</strong> im Thoraxbild<br />

nur selten diagnostizieren.<br />

Die genaue Beurteilung der Herzsilhouette<br />

hat im Zeitalter der Echokardiographie<br />

ihre Bedeutung verloren. Bei der<br />

Unterscheidung, ob <strong>eine</strong> Kardiomegalie<br />

vorliegt, ist neben dem Herz-Lungenquotienten<br />

(0.5 in der stehenden<br />

Aufnahme) auch das Cava-Ze<strong>ich</strong>en<br />

(Abb. 14) im Seitenbild hilfre<strong>ich</strong>: beträgt<br />

der Abstand zwischen V. cava inferior<br />

und hinterer Herzkontur gemessen 2 cm<br />

oberhalb der Kreuzungsstelle des rechten<br />

Zwerchfells und der V. cava inferior<br />

(parallel zu den Endplatten der Wirbelkörper)<br />

mehr als 1.8 cm, so liegt <strong>eine</strong><br />

Vergrösserung des linken Ventrikels vor.<br />

Durch <strong>eine</strong>n Perikarderguss kann ebenfalls<br />

<strong>eine</strong> Kardiomegalie vorgetäuscht<br />

werden; ein Perikarderguss ist aber erst<br />

ab <strong>eine</strong>m Volumen von ca. 250 ml im<br />

Röntgenbild s<strong>ich</strong>tbar.<br />

Prinzipiell sollte die Beurteilung der<br />

Lungenzirkulation und der Grösse der<br />

Herzhöhlen immer auf ihre pathophysiologische<br />

Gültigkeit hin geprüft<br />

werden und gegebenenfalls die Beurteilung<br />

überdacht werden (z.B. machen<br />

<strong>eine</strong> pulmonal-venöse Hypertonie und<br />

Vergrösserung des linken Vorhofes<br />

Sinn, während <strong>eine</strong> pulmonal-arterielle<br />

Abb. 13: Pulmonal-arterielle Hypertonie.<br />

Massive Vergrösserung und sogar Verkalkung<br />

des Truncus pulmonalis und der<br />

zentralen Pulmonalarterien, Kalibersprung<br />

in die Peripherie.

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