20.11.2013 Aufrufe

Ein schwieriges Thema beim Kulturtag 2011: „Aufstieg, Leistungen ...

Ein schwieriges Thema beim Kulturtag 2011: „Aufstieg, Leistungen ...

Ein schwieriges Thema beim Kulturtag 2011: „Aufstieg, Leistungen ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

4<br />

Wiederwählbarkeit sowie zur Übernahme von einem Drittel der Verfahrenskosten verurteilt.<br />

Die Äußerung eines Zuhörers dazu: „Mir fällt auf, dass 1931-1934 eine Demontage Haases durch die<br />

Erneuerungsbewegung, nein besser, den Nationalsozialismus stattfand.“ Beispiele für weitere Äußerungen:<br />

“Die Kassenführung wurde jahrelang nicht beanstandet, warum jetzt, wo die Erneuerungsbewegung<br />

kommt?“, „Haase hat den Erneuerern mit seinem Geschäftsgebaren eine Steilvorlage gegeben.“- „Wie hat<br />

Haase die Ämterhäufung bewältigt?“<br />

Disziplinarverfahren in Tarutino im Zusammenhang mit den Kirchenratswahlen<br />

Der Vortragende ist noch lange nicht am Ende seiner Ausführungen. Auch als inzwischen nur einfacher<br />

Pastor in Tarutino lässt man Haase nicht in Ruhe. Bei ungewöhnlich hoher Wahlbeteiligung findet am<br />

Sonntag, dem 8. November 1936, die Wahl des neuen Kirchenrates statt. Drei Tage später berichten die<br />

DZB und die DV (Blatt der Erneuerungsbewegung) in der Grundtendenz von einem ordnungsgemäßen<br />

Verlauf der Wahl. Doch dabei soll es nicht bleiben. Am 21. November, eine halbe Stunde vor Ablauf der<br />

<strong>Ein</strong>spruchsfrist, wird ein von 15 Personen unterschriebener Protest gegen die „ungesetzliche Durchführung<br />

der Wahl“ eingelegt. Mit 425 Unterschriften erstellt nun die Gemeinde am 13. Dezember 1936 eine<br />

Denkschrift gegen den Protest, mit der die <strong>Ein</strong>sprüche entkräftet werden sollen.<br />

Doch das Bezirkskonsistorium geht darauf nicht ein und entscheidet in seiner Vollsitzung am 18. Dezember<br />

1936 die Annullierung der Wahl. Eckert weist auf die Mitwirkung des Konsistorialpräsidenten Heier bei<br />

dieser Vollsitzung hin, der bei der Kirchenratswahl durchgefallen war! Am 7. und am 14. März 1937 wird<br />

daraufhin erneut gewählt – bei gleichen Ergebnissen und erneuten <strong>Ein</strong>sprüchen.<br />

Unter dem Druck der Gemeinde führt Haase die seinerzeit gewählten Kirchenräte am 27. März 1937 in ihr<br />

Amt ein. Kurzum: Die Auseinandersetzungen zwischen der Gemeinde Tarutino und dem<br />

Bezirkskonsistorium führen zu einem erneuten Disziplinarverfahren gegen Haase am 3. August 1937 unter<br />

dem Vorsitz seines Amtsnachfolgers Oberpastor Immanuel Baumann. Urteil über Haase: 5 Jahre Amtsverbot<br />

als Pastor. Damit, so Eckert, war Haase am Ende. Man habe, so seine Meinung, mit einer Gemeinde ein<br />

unwürdiges Spiel gespielt. „Das war doch eine Clique!“, meint eine Zuhörerin.<br />

Auf die Frage: „Hat sich Oberpastor Baumann jemals zu diesem Disziplinarverfahren geäußert?“ herrscht<br />

bedrücktes Schweigen. Frau Knopp-Rüb sieht Parallelen zur Behandlung ihres Onkels Karl Rüb, der sich<br />

nach dem Krieg mit dem „Hilfswerk Rüb“ in Stuttgart für die Bessarabiendeutschen äußerst engagiert hatte,<br />

sich aber 1950 bei den Wahlen für die „Gemeinschaft der deutschen Umsiedler aus Bessarabien“ (einer<br />

Vorform der Landsmannschaft) nicht durchsetzen konnte.<br />

Dr. Eckert: „Ich komme nicht hierher um anzuklagen. Aber: Ich möchte Klage führen.“<br />

Haases Tod und Leichenbegräbnis<br />

Während der 12. und letzten Synode von Friedenstal am 21./ 22. Mai 1939<br />

wird beschlossen, eine Pastorendelegation zum inzwischen todkranken<br />

ehemaligen Oberpastor zu schicken, um eine Aussöhnung mit ihm<br />

herbeizuführen. Doch die Delegation kommt zu spät. <strong>Ein</strong> unübersehbarer<br />

Trauerzug begleitet Haases Leichnam zum Grab. Auch der orthodoxe<br />

Pope und arme Juden bringen ihre Trauer zum Ausdruck. Noch nach der<br />

Umsiedlung wird Haases Grab von den zurückgebliebenen nichtdeutschen<br />

Bewohnern Tarutinos liebevoll gepflegt.<br />

Der Referent schließt seinen Vortrag mit Beiträgen aus dem<br />

Mitteilungsblatt und den Kirchlichen Nachrichten, die geschrieben wurden<br />

Daniel Haases Grab in Tarutino.<br />

Foto: Privatarchiv

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!