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TEST Text: Peter Breitbach, Fotos: Thomas Küppers<br />

Souveräne LeiStung<br />

Der 1.000-Punkte-Test kann mit Fug und Recht als der bedeutendste<br />

Lkw-Vergleich in Europa bezeichnet werden. In diesem Frühjahr hat<br />

Scania den Sieg davongetragen – in der Klasse 540 bis 560 PS.<br />

Einmal im Jahr bittet Frank Zeitzen<br />

zum Vergleich. Der Fachjournalist, der<br />

für das Fachmagazin lastauto omnibus<br />

die Fernverkehrs-Fahrzeuge testet,<br />

schrieb den 1.000-Punkte-Test Ende<br />

der Neunziger erstmals aus. Seitdem hat der<br />

Lkw-Profi aus Weilerbach bei Kaiserslautern<br />

das internationale Kräftemessen stetig weiterentwickelt<br />

und sich ein hohes Maß an Anerkennung<br />

in der Lkw-Industrie erarbeitet. Aber nicht<br />

nur dort hat man die Qualität und Bedeutung<br />

dieses Vergleichtests erkannt. Auch die Kollegen<br />

und die Fachverlage im Ausland nehmen teil.<br />

Heute wird der Test von 18 Zeitschriften in<br />

15 Ländern veröffentlicht.<br />

Drei Monate vor dem Test verschickt Frank<br />

Zeitzen das Spezifikationsblatt für die Sattelzugmaschinen<br />

im Leistungsbereich 540 bis<br />

560 PS (Euro 4/5), die Punkte-Tabelle, die Streckenbeschreibung,<br />

das Testprotokoll, den Zeitplan<br />

sowie Informationen mit allen organisatorischen<br />

Einzelheiten.<br />

Anders Larsson, Senior Engineer<br />

Press Test Vehicles<br />

im Technischen Zentrum von<br />

Scania in Södertälje, leitet die<br />

1.000-Punkte-Tabelle mit den<br />

Oberkriterien Fahrerhaus,<br />

Fahren, Triebstrang/Fahrleis-<br />

tung, Verbrauch, Kosten/Nutzen und Sicherheit<br />

sowie insgesamt 28 Einzelthemen umgehend<br />

an die entsprechenden Fachabteilungen weiter.<br />

Die Spezialisten spielen das Szenario im Detail<br />

durch. Das Resultat der detaillierten Kalkulation<br />

stimmt optimistisch.<br />

Aber nicht nur in der Theorie, sondern auch<br />

in der Praxis wird Anders Larsson aktiv.<br />

Die geforderte Test-Spezifikation lässt nicht<br />

viel Spielraum für die individuelle Auslegung<br />

des Probanden: Luftgefederte 4x2-Sattelzugmaschine<br />

und größtmögliche Kabine sind<br />

vorgegeben. Ebenso fixiert sind Größe, Profiltiefe<br />

und Luftdruck der Reifen, die Höhe<br />

der Sattelplatte sowie das Tankvolumen.<br />

Das Mitführen<br />

Anders Larsson, eines Ersatzrades<br />

Technical Center, ist Pflicht. Außer<br />

Södertälje, überlässt für Radio und<br />

nichts dem Zufall. CB-Funk sind<br />

keine weiteren Antennen erlaubt. Selbst die Restmenge<br />

Diesel ist reglementiert – es könnte ja<br />

jemand mit synthetischem Kraftstoff oder Additiven<br />

Motor-Doping betreiben.<br />

Was bleibt, ist die freie Wahl der Hinterachsübersetzung.<br />

Welche Antriebsstrang-Auslegung<br />

harmoniert am besten mit der Test-Strecke? Wo<br />

kann man Punkte einheimsen bei den Messungen<br />

von Beschleunigung, Elastizität und<br />

Innengeräusch? Wo setzt man die Priorität: auf<br />

Fahrleistung, auf Wirtschaftlichkeit oder einen<br />

Kompromiss aus beidem? Eine lange Achse senkt<br />

die Drehzahl, mindert den Verbrauch, schont<br />

die Ohren und verringert das Bremsmoment<br />

des Motors beim Rollen ohne Gas. Das Gegenstück,<br />

eine kurze Übersetzung, hingegen bereitet<br />

Der Scania<br />

R 560 Topline, der<br />

seinem Namen<br />

alle Ehre macht.<br />

Frank Zeitzen<br />

Fachjournalist lastauto omnibus<br />

viel mehr Fahrfreude. Sie entfaltet souverän die<br />

Leistung und reduziert deutlich die Anzahl der<br />

Gangwechsel. Und V8-Liebhaber würden einwerfen:<br />

Ich will ja nicht in den Klub der Spar-<br />

Weltmeister eintreten, sondern spüren, was der<br />

King of the Road zu leisten vermag. Anders Larsson<br />

geht ziemlich emotionslos an die Sache ran:<br />

Zwischen „ganz lang“ (Hinterachsübersetzung<br />

i = 2,71), der goldenen Mitte (2,92) oder „ziemlich<br />

kurz“ (3,08) wird aussortiert – und zwar auf<br />

dieser speziellen Teststrecke. Der 175 Kilometer<br />

lange Rundkurs (A 48 und A 62) zwischen Kusel<br />

im Hunsrück und Wittlich in der Eifel hat alles<br />

zu bieten: eine neun Kilometer lange Steigung,<br />

hügeliges Terrain, Flachstücke – mit wenig Verkehr<br />

und keinen Überholverboten.<br />

Der Scania R 560 dreht bei den mehrtägigen<br />

Vortests Runde um Runde, bis sich die Experten<br />

auf eine Achsübersetzung festlegen. An über<br />

80 Messpunkten pro Umlauf werden Kraftstoff-Durchfluss<br />

und die Fahrzeit protokolliert,<br />

etwaige Störungen oder besondere Vorkommnisse<br />

notiert und die Gangwechsel per Strichliste<br />

erfasst. Anders Larsson geht mit der Empfehlung<br />

„Hinterachsübersetzung i = 2,92 zurück<br />

nach Schweden und legt den Verantwortlichen<br />

› Fahrleistung: Keiner war schneller –<br />

souveräner Auftritt mit herausragendem<br />

Antriebsstrang und hohem Fahrkomfort.<br />

€ Wirtschaftlichkeit: Die überragenden<br />

Fahrleistungen schlagen an der Tankstelle<br />

nicht negativ zu Buche.<br />

fi Kontrolle: Frank Zeitzen schaut genau hin –<br />

bei der Höhe der Sattelplatte, aber auch bei<br />

der Profiltiefe und dem Luftdruck der Reifen.<br />

als Entscheidungsgrundlage die Auswertung der<br />

Messprotokolle bei. Die Chefs akzeptieren den<br />

Vorschlag i = 2,92 und geben ihr Okay.<br />

In der Woche der Wahrheit im Frühjahr 2008<br />

treten MAN und Iveco mit Sechszylinder- sowie<br />

Mercedes und Scania mit V8-Motoren zum Test<br />

in der Klasse 540 bis 560 PS an. Journalisten aus<br />

Deutschland, Belgien, den Niederlanden und<br />

aus Frankreich messen, fahren, begutachten,<br />

analysieren und bewerten vier Tage lang.<br />

Dann steht der Sieger fest: Der Scania R 560.<br />

Die Spitzenposition hat er auf der Straße eingefahren.<br />

Moderat im Dieselverbrauch war der<br />

gelbe Topline Schnellster über die gesamte Runde.<br />

Die ausgiebigen Vortests haben sich bezahlt<br />

gemacht. Der R 560 erhält in der Rubrik „Fahrleistung“<br />

die volle Punktzahl – und verschafft<br />

sich damit den entscheidenden Vorsprung.<br />

18 SCANIA <strong>BEWEGT</strong> • 3.2008 www.scania.at www.scania.at 3.2008 • SCANIA <strong>BEWEGT</strong> 19<br />

FahrerhauS<br />

Service/<br />

Kippeinrichtung<br />

Punkte<br />

maximal<br />

Iveco<br />

MAN<br />

Mercedes<br />

Scania<br />

10 9 10 10 9<br />

Einstieg/Aufstiege 15 11 12 9 11<br />

Serienausstattung 20 18 18 18 18<br />

Stauräume/Ablagen 40 31 32 36 29<br />

Abmessungen innen 20 18 19 17 18<br />

Fahrerarbeitsplatz 40 29 31 34 32<br />

Liegen 25 19 22 20 19<br />

Verarbeitung 20 14 16 17 14<br />

Summe 190 149 160 161 150<br />

Fahren<br />

Fahrkomfort 60 50 50 50 50<br />

Fahrverhalten/<br />

Lenkung<br />

40 35 34 32 35<br />

Bremsen 45 38 39 39 39<br />

Schaltung/<br />

Bedienung<br />

55 39 41 41 40<br />

Summe 200 162 164 162 164<br />

triebStrang/FahrLeiStung<br />

Motorcharakteristik 20 15 15 15 18<br />

Getriebe/Retarder 60 53 53 52 52<br />

Achsübersetzung 25 17 18 22 23<br />

Fahrbarkeit 40 25 27 38 37<br />

Fahrleistung 50 36 35 42 50<br />

Summe 195 146 148 169 180<br />

verbrauch<br />

Teillastverbrauch 35 33 33 31 32<br />

Volllastverbrauch 15 13 14 13 13<br />

Gesamte Teststrecke 85 82 83 80 81<br />

Summe 135 128 130 124 126<br />

KoSten/nutzen<br />

Nutzlast 40 38 40 24 32<br />

Wartungsintervalle 30 30 28 28 27<br />

Wertverlust 60 53 53 56 58<br />

Serienausstattung<br />

und Spezifikationsmöglichkeiten<br />

30 21 23 22 22<br />

Summe 160 142 144 130 139<br />

Sicherheit<br />

Motorbremse 35 32 30 35 32<br />

Sicherheits­<br />

ausrüstung<br />

Licht, Sicht<br />

und Spiegel<br />

25 19 21 22 20<br />

45 43 39 45 45<br />

Gurte 15 11 11 11 11<br />

Summe 120 105 101 113 108<br />

geSamt 1000 832 847 859 867

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